Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge

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ISBN 978-3-9815130-5-9

GESCHICHTE DES HORCH-WERKES ZWICKAU 1945 BIS 1958

DR. WERNER LANG

WIR HORCH-ARBEITER BAUEN WIEDER FAHRZEUGE GESCHICHTE DES HORCH-WERKES ZWICKAU 1945 BIS 1958


Dr. Werner Lang

Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge Geschichte des Horch-Werkes Zwickau 1945 bis 1958


Inhaltsverzeichnis 1. Erzeugnis- und Produktentwicklung Seite nach Ende des zweiten Weltkrieges – H 3 und H 1 K

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2. Der IFA H 3 A Seite 32 3.

Horch F 9, H 1 K und Typ 240 Seite 76

4.

Wichtige Entwicklungen im Werk Horch beziehungsweise Seite 113 bei Sachsenring in Zwickau von 1948 bis 1991

5.

Moderne technologische Verfahren der Seite 136 Motoren- und Trabantproduktion

6. Die Trabantproduktion von 1957 bis 1991 Seite 142


Vorwort Liebe Leser, im November 2007 jährt sich zum 50. Mal der Tag, da im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau der erste Trabant vom Band lief. Zur Geschichte dieses Fahrzeuges und des Betriebes gehört, was zuvor in den Werken Horch und Audi geleistet wurde. Hier legte man die Grundlagen für die Fertigung von Last- und Personenkraftwagen, Traktoren und Motoren in der DDR. Ich hatte das Glück, ab Ende der 1940er Jahre im VEB Werk Horch sowie später im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwi­ckau zu arbeiten. Sehr gut erinnere ich mich der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre. „Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge!” Das Gewicht dieses Satzes, den Stolz der Zwickauer damals versteht nur, wer jene Zeit der Not und der Hoffnung erlebt hat.

Ich wähle den Titel meines Buches zur Geschichte des Horch-Werkes ab 1945 darum als Dank an jene Menschen. Hungrig, krank, vom Krieg gezeichnet machten sie sich da­ran, die zerstörten Betriebe aufzubauen. Ohne sie kein Pkw, Lkw, Traktor – und kein Trabant! Natürlich geht es in diesem Buch auch um die Erzeugnisse der Horch-Werker, ihre Fahrzeuge und die hier zwischen 1945 und 1958 gefertigten Teile, Betriebsmittel, Spezialmaschinen, Indus­ trieroboter und anderes. Um gelungene technologische Lösungen und gescheiterte Versuche. Zusätzlich erschwert wurde die Arbeit durch den Kalten Krieg, die Teilung Deutschlands und die in der DDR knappen Devisen. So führte der Mangel an Tiefziehblechen zur Entwicklung und zum Einsatz von Duroplast. Auch wenn die Möglichkeiten der sozia­

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listischen Planwirtschaft den Fahrzeugbauern im Osten stets enge Grenzen setzten, es verdient Respekt, was dennoch gelang. Ermutigt, dieses Buch zu schreiben, haben mich besonders die vielen jungen Trabant- und IFA-Freunde, die über die Geschichte ihrer Lieblingsfahrzeuge mehr wissen möchten. Sie sorgen dafür, dass die Traditionen der Zwickauer Automobilbauer lebendig bleiben. Un­ terstützung erfuhr ich durch Zeitzeugen ebenso wie seitens des August Horch Museums Zwickau sowie vom Auer Verlag BERGstraße, Agentur ERZ.art. Letztere gibt das Magazin Super-Trabi heraus, wo meine Beitragsfolge „Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge” in den Jahren 2005 und 2006 erschien. Dr. Werner Lang Zwickau im Januar 2007


1. Erzeugnis- und Produktentwicklung nach Ende des zweiten Weltkrieges Das Kriegsende 1945 und seine Auswirkungen Im April 1945 rückten die Amerikaner unaufhaltsam auf Zwickau vor. Durch Luftangriffe im Oktober 1944 und März 1945 gab es beträchtliche Bombenschäden in der Stadt mit Verlusten unter der Bevölkerung. Im Werk Horch zerstörten die Bomben die 300-Meter-Halle, die me­chanische Fertigung, den Versuch, das Montageband für Heeresfahrzeuge, die Härterei und die Wagenreparatur. Um weitere Schäden zu vermeiden, übergaben die Verantwortlichen die Stadt am 17. April 1945 kampflos den Amerikanern. Am 1. Juli 1945 übernahm die sow­jetische Rote Armee Zwickau entsprechend den Abkommen der Siegermächte von Jalta und Teheran.

Blick vom Hochbau auf das zerstörte Gebäude der Wagenreparatur.

Rechts ein Plan der US-Luftwaffe mit Zielen auf dem Gelände der Zwickauer Auto Union AG mit den Bombentreffern des Angriffs am 7. Oktober 1944. Die obere Aufnahme vom Hochbau des Werkes zeigt die Zerstörungen am Gebäude der Wagenreparatur. 8


Rückschau: Zeit des National­sozialismus

Beide Bilder zeigen anschaulich, wie schwer das Horch-Werk der Auto Union AG am 7. Oktober 1944 getroffen wurde. 9

Nach der Machtübernahme Hitlers produzierte die Auto Union im Werk Horch neben Pkw auch Heeresfahrzeuge. Mit Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 änderte sich das Produktionsprofil. Die Pkw-Herstellung lief aus und wurde vollends auf Rüstung umgestellt. Das Werk Horch fertigte jetzt nur noch für die Armee: große Stückzahlen Panzerspähwagen auf Horch 801, mittlere (mPkw) und schwere Militärfahrzeuge (sPkw) mit Allradantrieb und zuschaltbarer Vierradlenkung, Halbkettenfahrzeuge und Zugkraftwagen. Die Auto Union erzielte durch die Rüstungsproduktion einen Umsatz von sagenhaften 474.613.000 Reichsmark. Der Krieg forderte von Jahr zu Jahr immer mehr Opfer, um die Lü­cken zu schließen, wurden weitere wehrfähige Männer zur Wehrmacht einberufen. Das hatte zur Folge, dass dringend benötigte Arbeitskräfte in der Rüstungsindustrie fehlten. Den Mangel an Arbeitskräften schloss man durch Zuführung von Zwangsarbeitern aus den besetzten Gebieten. Das Werk Horch forderte im Januar 1940 die Zustimmung zum Einsatz ausländischer Arbeiter. Bedingung war die Einrichtung von Arbeitslagern. In Unterlagen des Zwi­ ckauer Stadtarchivs von 1940 aus jenem Jahr finden sich unter „EL 11037, Bl. 1496 ausl. Arbeiter” zehn Betriebe, die Zwangsarbeitskräfte beschäftigten. Das


Bombenschäden im Hochbau des Werkes Horch, 1945.

Die fĂźr die Wehrmacht hergestellten Fahrzeuge Horch 801 als sPkw Kfz 83 (links) und mPkw Kfz 15. 10


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