Der Zerbrochene krug

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NIVEAU 2

Der zerbrochene Krug

- Vereinfachter und gekürzter Text mit Erklärung schwieriger Wörter als Fußnoten - Übungen zu Leseverständnis, Wortschatz und Grammatik - Übungen zur Prüfungsvorbereitung A2 - Abschlusstest Themen Wahrheit und Lüge

Macht und Korruption

Gesellschaft

A1

START DEUTSCH 1

NIVEAU 2

A2

GOETHE-ZERTIFIKAT A2

NIVEAU 3

B1

GOETHE/ÖSD-ZERTIFIKAT B1

NIVEAU 4

B2

GOETHE-ZERTIFIKAT B2

Klassiker

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HEINRICH VON KLEIST DER ZERBROCHENE KRUG

DER ZERBROCHENE KRUG

Wer war nachts in Eves Zimmer? Wer hat dort den Krug zerbrochen? War es Ruprecht, Eves Verlobter? Ihre Mutter will wissen, wer der Täter ist und geht zum Dorfrichter Adam. Doch dieser ist nicht an der Wahrheit interessiert und will den Prozess schnell zu Ende bringen. Da greift Gerichtsrat Walter ein und langsam wird der Fall immer klarer...

HEINRICH VON KLEIST

Heinrich von Kleist

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ELI-Lektüren: Texte für Leser jeden Alters. Von spannenden und aktuellen Geschichten bis hin zur zeitlosen Größe der Klassiker.

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Inhalt 6

Hauptfiguren

8

Vor dem Lesem

12

Kapitel 1

18

Aufgaben

20

Kapitel 2

26

Aufgaben

28

Kapitel 3

34

Aufgaben

36

Kapitel 4

43

Aufgaben

46

Kapitel 5

50

Aufgaben

54

Zum Weiterlesen

Heinrich von Kleist

56

Zum Weiterlesen

Entstehung

58

Zum Weiterlesen

Briefe

60

Zum Weiterlesen

Johann Wolfgang von Goethe

62

Selbstkontrolle

63

Syllabus

Richter Adam ist verletzt Der zerbrochene Krug Ruprechts Erzählung Wer hat den Krug zerschlagen? Der Fall wird gelöst

Zeichen für die Hörtexte auf der CD Anfang

Ende


HAUPTFIGUREN

Eve Ruprecht

Frau Marthe (Eves Mutter)

6

Richter Adam


Gerichtsrat Walter

Frau Brigitte

Schreiber Licht

Herr Veit (Ruprechts Vater)

7


VOR DEM LESEN

1

Ordnen Sie den Wörtern zum Thema Justiz die passenden Definitionen zu.

1 2 3 4 5

■ das Gesetz ■ das Gericht ■ die Perücke ■ die Verhandlung ■ die Tat

a Sie wird aus echten oder künstlichen Haaren gemacht. Früher trug sie der Richter auch in Deutschland im Gericht, heute wird sie manchmal noch in England getragen. b ein Prozess im Gericht, bei dem ein Rechtsstreit gelöst werden soll. c eine Handlung, meist eine negative Handlung oder Straftat. d staatliche Institution. Dort wird Verhalten gegen die Gesetze bestraft und man versucht, bei Streitigkeiten Lösungen zu finden. e Regeln in einem Staat.

2

Welches Wort passt nicht in die Reihe? Streichen Sie es durch. 1 2 3 4 5

8

Mutter – Tochter – Verlobter – Richter Gerichtstag – Gerichtssschreiber – Wunde – Gerichtsrat erzählen – fallen – Verhandlung – befragen – Protokoll Mädchen – Richter – Kläger – Krug Garten – Busch – Auge – Weinlaub – Gartentür kahlköpfig – verletzt – verrückt – Fenster


3

Lesen Sie den Anfang der Zusammenfassung von Der zerbrochene Krug. Setzen Sie die passenden Wörter ein. Wasserkrug • Nacht • Besuch • Verlobten • Gerichtsstube • Perücke • Wunden

Die Handlung spielt in der ________________ (1) des niederländischen Dorfes Huisum bei Utrecht. Nach einer schlecht verbrachten ________________ (2) erklärt der Dorfrichter Adam seinem Schreiber Licht, warum er ________________ (3) in seinem Gesicht und am Bein hat. Licht informiert ihn über den unerwarteten ________________ (4) des Gerichtsrats Walter, der die Zustände am Gericht kontrollieren will. Zu allem Unglück merkt Adam, dass er seine ________________ (5) nicht finden kann. Kurz nach Walters Erscheinen treten die Streitparteien ein. Frau Marthe klagt Ruprecht, den ________________ (6) ihrer Tochter Eve, an. Sie sagt, dass er nachts in Eves Zimmer gegangen ist und bei seiner Flucht auch noch einen wertvollen ________________ (7) zerbrochen hat. Ruprecht bestreitet dies und meint, dass ein anderer bei Eve im Zimmer war.

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4 Finden Sie die passende Berufsbezeichnung für die Personen in der Zeichnung. (Schreiben Sie die Zahl in das Kästchen.)

1 Gerichtsschreiber: Person, die bei der Gerichtsverhandlung Protokoll führt (d.h. sie schreibt auf, was die Personen sagen) 2 Richter: Person, die bei Rechtsstreitigkeiten vor Gericht entscheiden muss 3 Kläger: Person, die jemanden vor Gericht für falsches Verhalten anklagt und die will, dass er bestraft wird 4 Angeklagter: die Person, die vom Kläger angeklagt wird 5 Zeuge: Person, die eine Tat gesehen hat und davon vor Gericht berichtet

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5

Was glauben Sie: Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Kreuzen Sie an.

R F

1 2 3 4 5 6

■ ■

Eve will ihrer Mutter einen neuen Krug kaufen. Die Mutter glaubt, dass Ruprecht den Krug zerbrochen hat. Der Dorfrichter versucht zu verstehen, wer der Täter ist. Ruprecht ist wütend auf Eve, weil sie nicht sagt, wer in ihrem Zimmer war. Am Ende bleibt der Fall ungeklärt. Eves Mutter geht ins Dorf und kauft einen neuen Krug.

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

6 Lesen Sie noch einmal den Anfang der Zusammenfassung bei 2. Wie könnte die Handlung weitergehen? Schreiben Sie einige Sätze. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________

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Kapitel 1

Richter Adam ist verletzt

2 Richter1 Adam sitzt in der Gerichtsstube2 und verbindet sich ein Bein.

Der Gerichtsschreiber Licht kommt herein. „Gevatter Adam! Was ist mit Ihnen geschehen? Wie sehen Sie aus?“, fragt er besorgt. „Als ich heute Morgen aus dem Bett stieg, fiel ich hin und verrenkte3 mir den Fuß“, antwortet der Richter. „Und was ist mit Ihrem Gesicht passiert?“, will Licht wissen. Der Richter ist überrascht: „Mit meinem Gesicht? Wie sieht’s denn aus?” „Ein Stück von der Wange fehlt.“ Der Gerichtsschreiber bringt einen Spiegel. „Ja, es ist wahr. Die Nase hat auch gelitten4. Und das Auge. Jetzt weiß ich’s wieder. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte5 mit der Stirn auf den Ofen“, erklärt der Richter. „Ein Sturz aus dem Bett?“, fragt der Gerichtsschreiber ungläubig. Richter Adam wechselt das Thema: „Doch, was ich noch sagen wollte, was gibt’s Neues?“ „Ich hätte es fast vergessen. Der Gerichtsrat6 Walter aus Utrecht kommt zur Überprüfung hier zu uns ins Gericht“, erwidert Licht. „Noch heute?“, Richter Adam wird unruhig. Dann kommt ein Bedienter in die Gerichtsstube und ruft: „Herr Richter! Der Gerichtsrat Walter lässt seinen Gruß vermelden, gleich wird er hier sein.“ r Richter, - eine Person, die in einem juristischen Prozess entscheidet, das Urteil sprechen muss 2 e Gerichtsstube, n Raum, in dem juristische Prozesse stattfinden 1

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verrenken in eine falsche Position bringen und verletzen leiden, litt, hat gelitten hier: verletzt sein 5 stürzen fallen 6 r Gerichtsrat,“e ein Jurist, der über einem Richter steht 3

4


der zerbrochene krug

Aufgeregt ruft er nach seinen Mägden1 und greift nach seinen Kleidern. „He! Liese! Grete! Was tu ich jetzt?“ Die zwei Mägde kommen ins Zimmer: „Hier sind wir, Herr Dorfrichter!“ „Wollen Sie die Hosen anziehen? Nein, nehmen Sie den Rock!“, sagt der Gerichtsschreiber zum Richter. Er wendet sich an den Bedienten: „Wir sind sogleich bereit, den Herrn Gerichtsrat zu empfangen2. Sagen Sie ihm das.“ „Der Richter Adam lässt sich entschuldigen“, sagt dieser. „Mein Hals und meine Beine sind fast gebrochen. Schaut selbst, wie ich aussehe. Ich bin krank.“ „Entschuldigen Sie!“, wiederholt Licht. „Sie müssen den Gerichtsrat Walter empfangen!“ Am Ende gibt der Richter nach3: „Hol mir meine Perücke, Grete, schnell“. Nach einiger Zeit kommt die Magd wieder zur Tür herein. „Ihre Perücke, Herr Richter, finde ich nicht. Erinnern Sie sich? Gestern Abend um elf Uhr kamen Sie ohne Perücke nach Hause.“ „Ich, ohne die Perücke?“, fragt der Richter. „Da ist die Liese, die’s bezeugen kann. Und Ihre andere ist beim Perückenmacher“, sagt Grete. Liese, die andere Magd, erklärt: „Ja, Sie kamen ja ohne Perücke ins Haus. Kahlköpfig4 waren Sie, als Sie wiederkamen. Sie sagten, Sie wären gefallen. Das Blut musste ich Ihnen vom Kopf waschen.“ „Kein Wort ist wahr!“, ruft der Richter. Der Gerichtsschreiber fragt ihn: „Sie haben die Wunde also schon seit gestern?“ „Nein, die Wunde seit heute. Jetzt erinnere ich mich, ich trug die Perücke auf dem Kopf und nahm sie aus Versehen5 mit dem Hut ab. Ich muss sie dann verloren haben ...“ e Magd, “e veraltet für: Hausmädchen empfangen, empfängt, empfing, hat empfangen begrüßen, willkommen heißen 1

2

nachgeben, gibt nach, gab nach, hat nachgegeben akzeptieren, einverstanden sein 4 kahlköpfig ohne etwas auf dem Kopf 5 aus Versehen ohne Absicht, Intention 3

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ZUM WEITERLESEN

Heinrich von Kleist Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist wird am 18. Oktober 1777 als Sohn des Militär-Kapitäns Joachim Friedrich von Kleist und seiner zweiten Frau Juliane Ulrike (geborene von Pannwitz) in Frankfurt an der Oder geboren. Er hat zwei Halb- und fünf Vollgeschwister. Die Beziehung zu seiner drei Jahre älteren Schwester Ulrike ist besonders eng.

Als er 10 Jahre ist, stirbt sein Vater. Daraufhin wird er zur Erziehung zu dem Prediger S. H. Catel nach Berlin geschickt, wo er das französische Gymnasium besucht. 1792 tritt er als Soldat in das Garderegiment Potsdam ein. Ein Jahr später stirbt seine Mutter.

Militär und Studium Obwohl Kleist wachsende Zweifel am Soldatendasein hat, wird er 1797 zum Leutnant befördert. Zwei Jahre später verlässt er das Militär und beginnt ein Studium in seiner Heimatstadt. Er studiert u. a. Mathematik, Physik, Kulturgeschichte und Staatswissenschaft. Im gleichen Jahr lernt er die Generalstochter Wilhelmine von Zenge kennen, mit der er sich kurz darauf verlobt. Nach nur drei Semestern bricht er sein Studium ab und kehrt nach Berlin zurück. Die Familie seiner Verlobten wünscht, dass Kleist ein Staatsamt hat und dieser beginnt, für das preußische Wirtschaftsministerium zu arbeiten.

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Lebenskrisen und Kreativität Im Frühling 1801 hat er eine Krise (von Kleist-Forschern „Kant-Krise“ genannt), die wahrscheinlich durch die Lektüre der Kritik zur Urteilskraft des Philosophen Immanuel Kant ausgelöst wurde. Um seine Lebenskrise zu überwinden, reist er mit seiner Schwester Ulrike nach Paris. Ein Jahr später wohnt er für ca. 9 Monate in Thun, in der Schweiz. In dieser Zeit kommt es zu einem Bruch mit Wilhelmine. Er arbeitet an zwei Trauerspielen und beginnt mit dem Lustspiel Der zerbrochene Krug. Kleist hat eine weitere persönliche Krise und äußert Selbstmordgedanken. 1804 kehrt er nach Deutschland zurück. Er arbeitet für kurze Zeit als Beamter in Königsberg. Dort vollendet oder entwirft er seine wichtigsten Werke.

Fehlende Anerkennung und sein Ende Die Hoffnung Kleists, von der Dichtung leben zu können, erfüllt sich nicht. Großen Erfolg hat seine Erzählung Michael Kohlhaas. Die Zeitschriften (Phöbus und Berliner Abendblätter), die Kleist herausgibt, sind nicht beliebt und die Aufführung von Der zerbrochene Krug auf der Bühne in Weimar ist ein Misserfolg. Sein letztes Bühnenstück Der Prinz von Homburg wird zensiert und darf erst Jahre nach seinem Tod aufgeführt werden. Am 21. November 1811 erschießt sich Kleist gemeinsam mit der befreundeten Henriette Vogel, die unheilbar erkrankt ist, am Kleinen Wannsee im Südwesten Berlins. Auf Wunsch von Henriette werden sie dort zusammen begraben.

Werke Heinrich von Kleist schreibt zahlreiche Tragödien, Lustspiele und Erzählungen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Dramen Der zerbrochene Krug (Uraufführung: 1808, erschienen 1811), Das Käthchen von Heilbronn (1810), Der Prinz von Homburg (1809/10, Uraufführung:1821) und die Erzählungen Michael Kohlhaas (1810) und Die Marquise von O....(1808). 55


ZUM WEITERLESEN

Entstehung Als Heinrich von Kleist 1802 mehrere Monate in der Schweiz verbringt, trifft er sich mit den Dichtern Ludwig Wieland, Heinrich Gessner und Heinrich Zschokke. Im Zimmer von Zschokke hängt ein französischer Kupferstich mit dem Titel La cruche cassée und die drei Freunde machen einen Dichterwettstreit: Wieland soll eine Satire zu der Szene auf dem Bild schreiben, Kleist ein Lustspiel und Zschokke eine Erzählung. Kleists Stück hat mit Abstand den größten Erfolg.

In einem Entwurf zu einer Vorrede des Lustspiels, der erst nach seinem Tod veröffentlicht wird, schreibt Kleist: „Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Faktum […] zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung dazu aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah. Man bemerkte darauf – zuerst einen Richter, der gravitätisch auf dem Richterstuhl saß: Vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht, das ihm widerfahren war, zu demonstrieren: 56

Le juge, ou la cruche cassée Kupferstich von Jean Jacques Le Veau nach einem Gemälde von Philibert-Louis Debucourt

Beklagter, ein junger Bauernkerl, den der Richter, als überwiesen, andonnerte, verteidigte sich noch, aber schwach: ein Mädchen, das wahrscheinlich in dieser Sache gezeugt hatte [...] spielte sich, in der Mitte zwischen Mutter und Bräutigam, an der Schürze; wer ein falsches Zeugnis abgelegt hätte, könnte nicht zerknirschter dastehn: und der Gerichtsschreiber sah (er hatte vielleicht kurz vorher das Mädchen angesehen) jetzt den Richter misstrauisch zur Seite an ...“


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