Wilhelmsburg KW28-2017

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ElbeWochenblatt

am Mittwoch

Wochenzeitung für Wilhelmsburg

Nr. 28 | 12. Juli 2017 | Trägerauflage: 25.119 Ex. | 040 / 76 60 00 - 0 | Redaktion 040 / 76 60 00 - 89

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Lumpen, Essensreste, Müll: Monatelang muss hier jemand gelebt haben. FOTO: CVS

Kampnagel: Diese Tanzshow bricht alle Rekorde! ! 7

DIESE WOCHE

Der Tote aus dem alten BMW Obdachloser wohnte monatelang in der Tiefgarage des Penny-Markts Zeidlerstraße

G20 Umfrage: Wer hat Schuld daran, dass es zu so heftigen Krawallen kam? ! 2

Endlich vorbei Der G20-Gipfel in Hamburg: Die Gewalt eskalierte. Eine kleine Bilanz ! 4

CH.V.SAVIGNY, WILHELMSBURG

Der Parkplatz mit der Nummer 11 in der Tiefgarage des Penny-Marktes in der Zeidlerstraße ist der einzige, der belegt ist. Die Tür auf der Fahrerseite des silbergrauen BMW steht sperrangelweit offen. Müll, Essensreste und Unmassen von Zigarettenkippen verteilen sich über den Fußboden. Auf den Sitzen alte Decken und zerlumpte Kleidung, ein schäbiges Paar Stoffschuhe unter dem Lenkrad. Vielleicht hat er hier als Letztes gesessen, als sie ihn an einem Sonntag Mitte Juni leblos aus „seinem“ Fahrzeug gezogen haben. „Wahrscheinlich totgesoffen“, vermutet Marktleiter Jasmin Tokic. „Den konnte man jeden Morgen mit einer Flasche Wodka hier antreffen.“ Über den verstorbenen Obdachlosen aus der Penny-Garage ist wenig bekannt. Nur sein Alter (60) und seine

Den konnte man hier jeden Morgen mit einer Flasche Wodka antreffen. Jasmin Tokic Marktleiter

Staatsangehörigkeit (polnisch) gibt die Polizei bekannt. Offenbar sei er dort geduldet worden, sagt Matthias Czenna von der Pressestelle. „Es liegen keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden vor.“ Mindestens seit dem vergangenen Winter muss die Tiefgarage (30 Plätze) bewohnt gewesen sein, denn bereits zu

diesem Zeitpunkt hatten sich Leser deshalb beim Wochenblatt gemeldet. Zu Beginn seien es sogar zwei oder drei Autos gewesen – alle ohne Nummernschild, sagt Anwohnerin Roswitha Rocca. „Unheimlich war es da unten, überall Müll, es sah aus wie bei den Hottentotten.“ Geparkt habe dort schon lange niemand mehr. Nun ist der namenlose Stadtstreicher tot – und offenbar niemanden scheint das groß zu kümmern. „Die Garage ist nicht unser Betrieb, sondern wird von einer externen Firma verwaltet“, sagt Tokic. Aus diesem Grund sei so lange nichts passiert. Nun soll das vermüllte Schrottfahrzeug endlich abgeholt und entsorgt werden. „Es ist gut, dass dort aufgeräumt wird, denn mit so etwas schaden wir uns letztendlich selbst am meisten“, so Tokic. Mehr zum Thema

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Friedhof Finkenriek bekommt Waschhaus Die Anzahl der muslimische Grabstätten soll erst auf 119, später auf 414 gesteigert werden CH.V.SAVIGNY, WILHELMSBURG

Gute Nachrichten für die türkischstämmige Bevölkerung der Elbinsel: Das muslimische Gräberfeld auf dem Friedhof Finkenriek soll im nächsten Jahr deutlich vergrößert werden. Damit würde sich die Anzahl der Grabstellen von derzeit 39 auf zunächst 119 fast verdreifachen. Später sollen weitere Flächen für muslimische Bestattungen freigemacht werden. Die Gesamtzahl läge dann bei 414 Grabstätten. Hintergrund für die Verlegung ist der Ausbau der Autobahn A26, deren Trasse quer über den Süden der Elbinsel – und damit über einen Teil des Friedhofs – führen soll. Eine weitere Neuerung für den Friedhof ist das muslimi-

sche Waschhaus, das ab 2018 vor Ort geplant ist. Bayram Inan, türkischstämmiger Grünen-Politiker aus Wilhelmsburg, setzt sich bereits seit rund 20 Jahren dafür ein. „Wir sind glücklich, dass es nun endlich so weit ist“, sagt Inan. „Mit der Autobahn sind wir zwar nicht einverstanden, aber ohne sie hätte es das Waschhaus wohl nie gegeben!“ Vorbild für den Neubau soll ein muslimischer FriedhofsPavillon in Amsterdam sein. Ein Modell davon war zuletzt im Regionalausschuss vorgestellt worden. Bislang werden die Verstorbenen nach muslimischem Brauch auf den Friedhöfen Osdorf oder Öjendorf gewaschen und für die Bestattung vorbereitet. Ab Mitte der 2020er Jahre

soll die – bei den Wilhelmsburgern heftig umstrittene – A26 die beiden Autobahnen A7 und A1 verbinden. Frühestens in drei Jahren ist das Planfeststellungsverfahren für den östlichen Abschnitt über die Elbinsel abgeschlossen, anschließend könnten die Bauarbeiten beginnen. Das neue muslimische Gräberfeld soll auf der Fläche eines ehemaligen Bauhofs entstehen. Dass es mit dem Bau des Waschhauses so lange gedauert hat, lag angeblich an den – zu erwartenden – hohen Betriebskosten. „Dabei hätte man das ganz einfach mit den Moscheevereinen regeln können“, ärgert sich Inan. „Ich war schon drauf und dran, zu sagen: Wir brauchen euer Geld nicht, das kriegen wir auch so hin!“

Auch das direkte Umfeld sieht nicht gerade einladend aus: JeFOTO: CVS mand hat hier offensichtlich Feuer gemacht.

Theater für mehr Toleranz WILHELMSBURG. Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums wurden für ihr Theaterstück „Krieg! Wohin würdest du fliehen?“ ausgezeichnet. Die Ehrung fand im Rahmen der „Lernwerkstatt Demokratie“ in Hofgeismar statt. Das politische Engagement zeige, so lobte die Jury, dass Demokratie auch im Alltag von Kindern und Jugendlichen gelebt und erprobt werden könne. Die Wilhelmsburger Gymnasiasten wollten in einem fächerund stufenübergreifenden Theaterprojekt der Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken. Rund um die Themen Flucht, Integration und Krieg wurde ein Thea-

In Hofgeismar wurden Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnaskums für ihr Theaterprojekt und ihr politisches Engagement ausgezeichnet. FOTO: GRIT HIERSEMANN

terstück entwickelt und aufgeführt. Das Stück erhielt 2016 den Bertini-Preis. EW

16.07.2017:

Das muslimische Grabfeld auf dem Friedhof Finkenriek wird deutlich vergrößert. Sonja Lattwesen und Bayram Inan (beide von den Wilhelmsburger Grünen) finden das gut. FOTO: CVS

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