EL AVISO09

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EL AVISO 09/2011

DIE DRITTE SEITE

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ÖLFÖRDERUNG

Solarenergie statt Bohrinseln Zwischen Ibiza und Valencia soll schon bald die erste Bohrinsel zur Ölförderung gebaut werden. Umweltschützer bangen um Flora und Fauna in den Küstengewässern.

Foto: media-more.com

S

ara Pizzinato trägt bei öffentlichen Auftritten gerne mal einen grünen Schal. Die freundliche Sprecherin von Greenpeace mit den großen dunklen Augen weiß, dass die Botschaften nicht zu kompliziert sein dürfen, damit sie das breite Volk erreichen können. Entsprechend deutlich forderte Pizzinato die spanische Regierung jetzt auf, die Genehmigung für Probebohrungen am Meeresgrund zwischen Ibiza und Valencia zurückzunehmen. Geduldig und ausführlich erklärt die junge Spanierin ihre Ideen, damit wirklich jeder versteht, warum die Ölbohrungen unsinnig sei-

en und welche Alternativen Spanien habe. Gefahr für die Strände Doch der Kampf gegen die Behördenmühlen ist längst verloren: Zwei Tochterunternehmen des schottischen Konzerns Cairn Energy hatten schon im Dezember vergangenen Jahres die Erlaubnis erhalten, am Meeresgrund nach Erdölvorkommen zu suchen. In den nächsten Wochen soll mit den Arbeiten begonnen werden. Nach Angaben Pizzinatos wären vor allem Ibiza und Formentera von den Auswirkungen der Ölbohrun-

gen betroffen. Es bestehe nicht nur die Gefahr, dass regelmäßig Ölreste an die Strände der Ferieninseln geschwemmt werde. Auch die acht Kilometer große Posidoniawiese, der „größte lebende Organismus der Welt“, könnte unter den Auswirkungen der Ölbohrungen leiden. Schallwellen schaden Walen & Delfinen Zudem leben in dem Gebiet zwischen den kleinen Baleareninseln und dem spanischen Festland sieben verschiedene Meeressäugetierarten, die schon vor den anstehenden Pro-

bebohrungen akut bedroht sind. Die Erschließung der unterseeischen Ölfelder geht in drei Phasen von statten. In der ersten, bereits abgeschlossenen Phase, haben die Unternehmen Capricorn Spain Limited und Medoil seismische und magnetische Messungen vorgenommen. Für den zweiten Schritt auf dem Weg zur Erdölförderung werden wie bei einem Echolot starke Schallwellen von der Meeresoberfläche bis auf den Grund ausgesendet, um so Aufschluss über die Beschaffenheit des Meeresbodens zu erhalten. Die Lautstärke dieser Schallwellen

erreichen 215 bis 230 Dezibel. Für das menschliche Gehör gelten bereits 120 dB als äußerste Schmerzgrenze, Meeresforscher haben herausgefunden, dass bei Säugetieren wie Walen und Delfinen eine Schallfrequenz von 180 Dezibel irreversible körperliche Schäden hervorrufen können. Erst in der dritten Phase erfolgen dann tatsächlich Probebohrungen, im konkreten Fall in einer Tiefe von 1.400 Metern – die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko nahm ihren Ausgang an dem in 1.500 Metern Tiefe gelegenen Bohrloch im Meeresboden. Pizzinato forderte die spa-

nische Regierung zu einem Paradigmenwechsel auf: „Spanien hat nur wenig Erdölvorräte, dafür aber ein riesiges Potential für erneuerbare Energien. Die Erdölförderung birgt ein zu hohes Risiko, dass bei einer wirklichen Energierevolution für den Verkehr nicht mehr nötig wäre. Wir fordern eine erdölfreie Zukunft“. Nicht weniger und nicht mehr. Statt das ohnehin durch Schiffsverkehr und Überfischung gestresste Habitat vieler Fische und Meeressäuger zusätzlich zu belasten, solle die Regierung die Genehmigungen sofort wieder zurückziehen.


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