Kunst2013

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eco.kunst

desiGn von kunst bis kitsch Sonderausstellung kreativer Gebrauchskunst bei „designart“.

D

er Begriff „Design“ wird vom lateinischen „designare“ abgeleitet und bedeutet die Art der Formgebung, die sich am Menschen und seinen vielfältigen Bedürfnissen orientiert. Design lässt sich nicht katalogisieren, schließlich gibt es ebenso viele Ausprägungen davon, wie es menschliche Bedürfnisse gibt. Design soll „benutzbar“ sein, aber auch formal-ästhetische Funktionen erfüllen. Unbestritten ist, dass heute jede ästhetische Gestaltung realer oder virtueller Objekte dem Design unterworfen ist, denn keine Website, kein Auto, kein Buch und kein Haus kommen ohne aus. Nicht zuletzt durch seine Zweckorientierung unterscheidet sich Design von Kunst, doch es gibt einen Grenzbereich dazwischen: Charly Walter, studierter Architekt und „kreativer Gestalter“, nimmt sich der Schnittstelle zwischen Kunst und

„desiGn muss industrielle kultur schaffen und die menschen akzeptieren.“ aus „Kleine Geschichte des Designs“

Design an: „Ich zeige Gebrauchskunst, die viel mehr ist als reine Behübschung ohne Inhalt.“ Vor einem Jahr erweiterte er sein Büro für Gestaltung und Ausstellungsdesign zu „designart“ – einem Ausstellungs-, Verkaufs- und Veranstaltungsort in der Innsbrucker Mentlgasse. Dort gibt es allerhand Nützliches abseits des Mainstreams zu erstehen, aber auch kunstvolle Fotografien, kreative Wohnideen und fünf Sonderausstellungen pro Jahr: Im Herbst wird bei „designart“ eine Symbiose von 10 + 1 kreativen Gestaltern und ihren Interieurobjekten gezeigt: „Es entstanden Arbeiten, die zum Kitsch im positivsten Sinne gezählt werden dürfen“, so Charly Walter.

10 + 1 x krEAtIvE GEBrAuCHskunst

„Guter Geschmack bedeutet das Gekonnte durchbrechen von Ästhetik.“ Charly Walter

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Die neue Sonderausstellung „Design – von Kunst bis Kitsch“ wurde als Raum für verwendungsgerechte Formschönheiten konzipiert: Es werden Beispiele von Gebrauchskunst präsentiert, die Persönlichkeiten widerspiegeln und auf gestalterisch-kreative Aspekte abzielen. Auf 60 Quadratmetern breiten sie sich aus – die elf Künstler, Handwerker und jene, die beides sind – mit teils kuriosen Objekten, wie eine Kommode mit Glühbirnengriffen von Christoph Waldhart, die Achtsamkeit im Umgang mit Gegenständen und Ressourcen symbolisiert. Birgit Kopp und Claudia Lajda zeigen mit Stoffen umwickelte Stühle

und ironisieren damit einen „Stoffwechsel“ und Noémi Kiss verarbeitet wieder ihre geliebten Teppiche – diesmal nicht als Wandobjekt, sondern in einem Betontisch mit Teppichintarsie. Alle gezeigten Objekte sind Unikate, die benutzbar sind. Die Ausstellung soll zeigen, dass der Grenzbereich zwischen Kunst und Design mit kitschigen Elementen erweitert werden kann, um die Geschmackstrefferquote zu steigern. Wenn die Assoziation mit Kitsch auftauchen sollte, wird dies als Bereicherung und nicht als Verunglimpfung verstanden. Zum guten Geschmack gehören bei „designart“ auch alte Stücke, die funktionell und ästhetisch daherkommen: Michelle Schmollgruber und Verena Simeoni zeigen ein Regal aus alten Schubladen, die neu zusammengestellt einen nostalgischen „Ladenhüter“ ergeben. Aber auch industriell gefertigte Alltagsprodukte werden zu neuen Objekten verarbeitet: Das Künstlerkollektiv „Les cigales“ verschweißt Trinkhalme zu bunten Lampen, die in der Ausstellung eine Verbindung zur Ready-made-Kunst herstellen. Die formschönen Objekte sind funktional und geben ihren Ursprung erst auf den zweiten Blick preis. Designtes Handwerk kommt vom Tischlermeister Gerhard Höckner: Er zeigt eine fünf Meter lange Sitzbank mit verschiebbaren Sitzen. Bei Höckner ist die funktionelle Gebrauchskunst besonders gegeben: „Die Sitzbank wäre ideal für Warteräume, denn der Abstand zwischen den Wartenden kann variiert werden.“ Deshalb nenne er seine Arbeit „Bankgeheimnis“ – das je nach Abstand bewahrt oder ausgetauscht werden kann, erklärt Charly Walter, der als Kurator und als kreativer Gestalter dabei sein wird. Neben seinen Lampen aus Lentikularfolie und bunten Textilkabeln zeigt er auch einige seiner neuen Sitzhocker. Die Sonderausstellung „Design – von Kunst bis Kitsch“ ist mit schrägen, bisweilen kitschigen Objekten bestückt. Von kreativen Menschen geschaffen, die sich der verwendungsgerechten Formschönheit widmen. Sie präsentieren ihre persönliche Vorstellung von kreativer Alltagskultur und zeigen, was man damit machen kann. „designart“ in der Innsbrucker Mentlgasse ist weder Galerie noch Möbelhaus, sondern liegt im geschmackvollen Mittelfeld. Inmitten eines alten Hinterhofs in Wilten ist „designart“ ein Pendant zur Sterilität zeitgenössischer Galerien und eine zeitgemäße Förderung der kreativen Szene in Tirol!

„DEsIGn – von kunst BIs kItsCH“

noch bis 11. Oktober 2013 Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr

stylEConCEptIon.DEsIGnArt Mentlgasse 12 b, 6020 Innsbruck Tel.: 0664/5342343 info@styleconception.com www.styleconception.com


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