eco.nova Edition 2017

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Ein grader Michl Vor 70 Jahren wurde der Grundstein für das Autohaus Pontiller in Lienz gelegt. Vieles ist seither passiert, vieles hat sich geändert, nicht aber die Loyalität der Kunden und die Werte der Familie, an denen Geschäftsführer Luis Robitsch festhält. Konsequent.

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„Im schlimmsten Fall möchte ich lieber als grader Michl scheitern. Wenn es mit ehrlichen Methoden nicht mehr geht, dann muss ich es lassen.“ Art und Ton, mit denen Luis Robitsch seine Philosophie klarstellt, lassen keine Zweifel aufkommen. Er meint es ernst. Und er schafft es, mit seiner Klarstellung die Grundhaltung des Familienunternehmens zu verdeutlichen. „Das Image der Automobilbranche ist nicht unbedingt das beste, es ist sogar ein wenig schmuddelig. Ich habe da einen anderen Zugang, mir sind althergebrachte Werte wie die Handschlagqualität oder das Motto ‚Ehrlich währt am längsten‘ sehr wichtig. Das ist ein Grundsatz in unserer Unternehmensführung“, so Robitsch. Er hat sich keine einfache Branche und schon gar keine einfache Zeit ausgesucht. Doch „ausgesucht“ ist wohl das falsche Wort, stand ein Plan B doch nie im Raum. „Für mich war es immer sonnenklar, dass ich das weitermachen möchte. Meine Eltern haben mich da nicht hineingedrängt und die Begeisterung ist mir sicher in die Wiege gelegt worden“, sagt er. Als ältestes von sechs Geschwistern reicht seine Erinnerung logischerweise am weitesten zurück und er erinnert sich gerne: „Es war schon etwas ganz Besonderes, in dem Autohaus aufzuwachsen. Wir wohnten über der Firma. Meine Eltern wohnen dort übrigens heute noch. Man war 24 Stunden vor Ort – egal ob Pannenhilfe ein Thema war oder die Schneeräumung im Winter, die wir als Kinder selber gemacht haben.“ Es gibt wohl kein Kind eines Autohauses, das Autofahren im Rahmen des Füh-

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rerscheinkurses lernte. Schwarzfahren am Gelände gehörte für die Robitschs genauso dazu wie die Isel zu Lienz und dass beim Blick auf seinen Sohn in dem Zusammenhang etwas Bedauern aufflackert, erklärt Luis Robitsch wie folgt: „Mein Sohn ist 14 Jahre alt. Als ich so alt war, hatten wir am eigenen Betriebsgelände Platz zum Fahren. Für ihn ist es schwieriger. Die Zeiten haben sich verändert.“ DAS RICHTIGE PFERD. Mit „seinem“ Baujahr 1975 zählt Luis Robitsch nicht zu den Oldtimern. Die Autos, die in diesem Jahr gebaut wurden, tun es aber längst. Und beim Rückblick auf die kantigen Formen oder auffallenden Grün-Lackierungen dieser Zeit wird in Windeseile überdeutlich, wie sehr sich die Automobilwelt seither verändert hat. „Damals war alles klarer. Nach der Wirtschaftskrise ist es eigentlich nur aufwärts gegangen. Jetzt stehen wir, was die Weiterentwicklung der Mobilität betrifft, an einem Scheideweg. Die nächsten fünf bis zehn

AUTOHAUS PONTILLER LIENZ 1947 hat Alois Pontiller mit der Gründung einer Werkstatt den Grundstein für das Familienunternehmen gelegt, das heute mit knapp 90 Mitarbeitern zu den größten Unternehmen des Bezirkes Lienz zählt. 1990 übernahmen Irene, die Tochter des Firmengründers, und ihr Mann Franz Robitsch den Betrieb, bauten ihn aus und um und entwickelten das Autohaus zu einer fixen Größe in Osttirol. 2004 wurde Sohn Luis Robitsch Geschäftsführer, im Jahr 2010 erhielt er Verstärkung durch seine Brüder Thomas und Johannes. Seit 70 Jahren ist das Autohaus Pontiller Partner von VW, Audi kam 1974 dazu, Škoda 1995 und der Seat-Service im Jahr 2005. Für die Marke Škoda wurde vor zwei Jahren begonnen, eine neue Verkaufshalle zu bauen, die im Juni 2016 eingeweiht werden konnte.

Jahre werden spannend und es ist die Kunst, auf das richtige Pferd zu setzen“, sagt der Geschäftsführer. Er spricht damit nicht nur die technischen Entwicklungen an, das autonome Fahren oder die E-Mobilität. „Ich glaube nicht, dass es keine Autos mehr geben wird oder dass sich das Mobilitätsverhalten im ländlichen Raum von heute auf morgen ändert. Das Nutzungsverhalten gehört aber hinterfragt. Auch bei uns in Osttirol, wo der persönliche Komfort immer noch so wichtig ist, dass jeder lieber 30 Kilometer allein mit dem Auto fährt, statt dass er zehn Minuten auf einen Kollegen wartet, um gemeinsam zu fahren. Würde das forciert, könnte man viel mehr für die Umwelt tun, als wenn man Fahrzeuge verbietet“, ist Robitsch überzeugt. Dass es auch in zehn Jahren noch Autowerkstätten geben wird, ist sicher. Auch scheint undenkbar, dass in absehbarer Zeit das Auto als Statussymbol und fahrendes Emotionspaket ausdient. Viele andere, die Zukunft der Autohäuser betreffende Fragen sind jedoch offen, verändert sich mit der neuen Technik der Fahrzeuge doch auch das Aufgabengebiet und mit ihm das Berufsbild des Automechanikers in Windeseile. „Je komplexer die Autos werden, desto sicherer ist unsere Vertragswerkstätte“, weiß Robitsch. Statt sich in unsicheren Zeiten irgendwelchen Ängstlichkeiten hinzuge-

Für Luis Robitsch war es etwas Besonderes, in einem Autohaus aufzuwachsen: „Man war 24 Stunden vor Ort – egal ob Pannenhilfe ein Thema war oder die Schneeräumung im Winter, die wir als Kinder selber gemacht haben.“


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