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11¾ FRAGEN

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IM.GESPRÄCH

IM.GESPRÄCH

11¾ FRAGEN AN

ANDREAS ALTMANN

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1. Wer sind Sie? Jemand, der Menschen mag, Freude an persönlicher Begegnung und Austausch empfindet, es liebt, neue Wege zu beschreiten und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Eine eigenartige Mischung aus Kindskopf, Träumer, Gestalter, Spinner und Illusionist.

2. Warum, glauben Sie, haben wir Ihnen geschrieben? Vermutlich, weil viel interessantere Personen abgesagt haben.

3. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Mein Gott, ich habe eine ganze Reihe davon: • „GEWINNEN, ohne dass andere verlieren müssen.“ • „WAS MAN nicht versucht, kann man nicht erreichen.“ • „VERSUCHE, Dich mit tüchtigeren und gescheiteren Menschen zu umgeben, als Du es bist.“ • „VERMEIDE Jasager. Es gibt nichts Nervigeres.“ • „WIR MÜSSEN uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ (Albert Camus) • „DAS LEBEN ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“ • „WENN Selbstmitleid helfen würde, könnte man darüber nachdenken. Ich kenne aber niemanden, dem es je geholfen hätte.“

4. Was macht Sie stolz? Stolz versuche ich möglichst zu vermeiden. Freude und Zufriedenheit empfinde ich, wenn ich Gelegenheit habe, Dinge quer zu denken und neues kennenzulernen. Glücksgefühle bereitet es mir, zu sehen, welche großartige Entwicklung unsere Studierenden und Alumni nehmen.

5. Was bedeutet für Sie Luxus? Zu sehen, dass das, was man tut, Sinn ergibt und zu Ergebnissen führt. Zeit auch mal für mich zu haben und etwas Inspirierendes zu lesen. In den Tag hineinzuträumen und die Fantasie schweifen zu lassen.

6. Mit welcher historischen Persönlichkeit würden Sie gerne einen Abend verbringen? MARK TWAIN: Weil er ein begnadeter Literat und Weltreisender war, von dem man viel über die sozialen Verhältnisse im amerikanischen Süden und anderen Regionen lernen konnte. GRAF VON STAUFFENBERG: Eine unglaublich beeindruckende Persönlichkeit, die im Ringen zwischen erlernter Pflichterfüllung und persönlichen Wertvorstellungen eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat. WALT DISNEY: Einer der genialsten Filmschaffenden, der Träume wecken und Fantasien in den Köpfen zum Leben bringen konnte. WINSTON CHURCHILL: Eine überaus geistreiche Führungspersönlichkeit, die Europas Geschichte gestaltet hat und der wir zu verdanken haben, dass wir heute in Freiheit und Rechtsstaatlichkeit leben dürfen.

7. Was ist das ungewöhnlichste Thema, über das Sie richtig viel wissen? Traktor fahren, Kühe melken, Stall ausmisten und spontane Schüttelreime erfinden. 8. Ihr Leben in Büchern: Wenn Sie den größten

Meilensteinen in Ihrem Leben je ein Buch zuord-

nen müssten, welche wären das? • DAS NICHT vielen Menschen vergönnte Geschenk, in einer glücklichen Familie und einem schönen Land leben zu dürfen: La Famiglia (Ettore Scola) sowie La dolce vita (Federico Fellini) • REALISIERUNG des MCI Campus: Die Leiden des jungen Werther (Johann Wolfgang von Goethe) sowie Mich wundert, dass ich so fröhlich bin (Johannes Mario Simmel)

9. Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit? Nicht nur reden, sondern auch tun.

10. Was sollen Studierende aus Ihrer Zeit am MCI

abgesehen von fachlichem Wissen mitnehmen?

Neugier, Zuversicht, Leidenschaft, Freude am Gestalten, ein internationales Netzwerk, viele positive Erinnerungen und eine starke emotionale Bindung an die Hochschule.

11. Welche (nachhaltigen) Impulse erwarten Sie sich vom MCI-Neubau? „Good vibrations“: ein Campus, an dem man sich 24/7 aufhält, weil man dort die besten Köpfe, die spannendsten Themen und die coolsten Arbeitsbedingungen findet, den besten Espresso bekommt und bei Sonnenuntergang auf der Dachterrasse ein gutes Glas Wein in inspirierender Gesellschaft genießen kann.

11¾: WELCHE FRAGE WOLLTEN SIE SCHON

IMMER BEANTWORTEN, NUR HAT SIE

NOCH NIE JEMAND GESTELLT?

ALTMANN: Worauf achten Sie, wenn Sie Menschen für wichtige Aufgaben einstellen oder aus sonstigen Gründen beurteilen müssen? Wie sie gehen, wie sie sich bewegen und wie sie sprechen. Ob es ihnen darum geht, ihre Organisation nach vorne zu bringen oder sich in einer Organisation nach vorne zu bringen.

ZUR PERSON

Andreas Altmann wurde 1963 in Obertrum am See (Salzburg) geboren. Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Linz und Innsbruck sowie International Relations in Bologna. Promotion und wissenschaftliche Mitarbeit an den Instituten für Finanzwissenschaft und Unternehmensführung der Universität Innsbruck. 1994 Berufung zum Gründungsgeschäftsführer des Trägervereins Management Zentrum Tirol und 1997 zum Gründungsgeschäftsführer des Management Center Innsbruck. 2012 Ernennung zum Rektor des MCI und 2013 zum Honorarprofessor an der Universität Innsbruck. Mitglied in mehreren Hochschulräten, Aufsichtsräten und akademischen Vereinigungen im In- und Ausland.

10 WIRTSCHAFT

Das Team um JADE besteht aus vier Wissenschaftlerinnen: Professorin Julia Brandl (li.) sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Petra Eggenhofer-Rehart (Mi.), Martina Kohlberger (re.) und Katharina Pernkopf (nicht im Bild).

Mehr Chancengleichheit und Diversität

Stereotype Sprachformulierungen etwa zu Geschlecht oder Alter in Stelleninseraten mindern nicht nur die Chancengleichheit für benachteiligte Gruppen wie Berufseinsteiger*innen, Frauen oder ältere Arbeitsuchende, sondern sie verringern auch den Pool an Bewerber*innen für Unternehmen. Wissenschaftlerinnen im Arbeitsbereich Human Resource Management and Employment Relations der Universität Innsbruck haben gemeinsam mit der Arbeiterkammer Wien den Job Ad Decoder JADE entwickelt. Ziel des digitalen Tools ist es, Stelleninserate so zu formulieren, dass Frauen, Männer, Berufseinsteiger*innen oder ältere Menschen gleichermaßen zu einer Bewerbung motiviert werden. Nachdem Nutzer*innen sich registriert haben, können die Textbausteine eines Inserats wie der Jobtitel, die Arbeitgeber- und Tätigkeitsbeschreibung sowie das Anforderungsprofil und das Angebot des Unternehmens in JADE eingegeben werden. Das digitale Tool zeigt dann kritische Wörter, die einem diversen Bewerber*innenpool im Wege stehen können und bietet gleichzeitig Alternativen an. Die Beschreibung „Global Player“ spricht beispielsweise vor allem junge Männer an. Ersetzt man sie durch „weltweit tätig“, adressiert man eine breitere Gruppe an Bewerber*innen. Die Grundlage für die Bewertung der Sprachcodes bietet eine repräsentative Befragung von über 700 in Österreich lebenden Personen im erwerbsfähigen Alter. Auf dieser Basis haben die Wissenschaftlerinnen ein Wörterbuch für JADE erstellt. In einer Pilotphase von April bis Oktober 2021 hatten das AMS Tirol, die ÖBB, Plansee, die Innsbrucker Verkehrsbetriebe und STIHL Österreich JADE bereits in Verwendung und haben das Tool sowie die Begleitung durch die Universität Innsbruck sehr positiv bewertet. Ab sofort können JADE alle Interessierten nutzen, was langfristig für mehr Chancengleichheit und Diversität in der Arbeitswelt sorgen soll. www.jade.or.at

VOR DEN VORHANG

Kürzlich zeichnte das Land Tirol wieder die familienfreundlichsten Betriebe des Landes aus. Insgesamt folgten 55 Tiroler Unternehmen dem Aufruf zur Teilnahme und wurden von einer Jury in den Bereichen Arbeitszeit und -ort, familienfreundliche Maßnahmen, Weiterbildung, familiäre Betreuungs- und Pflegeaufgaben, Karenz und Wiedereinstieg sowie Informationspolitik und Unternehmenskultur bewertet. Die Sieger:

• Private Wirtschaftsunternehmen bis 20 Mitarbeiter*innen 1. Platz: AV-Comparatives / ITSEC GmbH • 2. Platz: Tiroler Gemüsekiste OG 3. Platz: Raiffeisenbank Längenfeld eGen • Private Wirtschaftsunternehmen mit 21 bis 100 Mitarbeiter*innen 1. Platz: Wildschönauer Backstube GmbH • 2. Platz: Dr. Gernot Walder

GmbH Hygiene und medizinische Mikrobiologie • 3. Platz: Josef Recheis

Eierteigwarenfabrik und Walzmühle GmbH • Private Wirtschaftsunternehmen ab 101 Mitarbeiter*innen 1. Platz: HOFER KG • 2. Platz: SPAR Österreich Warenhandels AG 3. Platz: Raiffeisen-Landesbank Tirol AG • Öffentlich-rechtliche Unternehmen/Institutionen 1. Platz: Universität Innsbruck • 2. Platz: Hypo Tirol Bank AG 3. Platz: Gemeinde Reith im Alpbachtal • Non-Profit-Organisationen 1. Platz: Lebenshilfe Tirol gem. GesmbH • 2. Platz: Energie Tirol

FRAUENPOWER

Seit 1. April 2022 ergänzen Kerstin Neumayer (li.) und Martina Dutzler die derzeitigen MPREIS-Geschäftsführer David und Peter Paul Mölk. Die neuen Geschäftsführerinnen bringen eine Menge Branchenerfahrung in das Tiroler Traditionsunternehmen ein. Neumayer war Vorstandsvorsitzende und Marketingdirektorin im REWE-Konzern sowie bei der Ottakringer Brauerei als Leiterin für Markting und Produktentwicklung tätig, Dutzler Prokuristin der HOFER KG und Finanzdirektorin in der Management- und Finanzholding der Aldi-Süd-Gruppe.

© BLICKFANG PHOTOGRAPHIE

Marina Bernardi, Chefredaktion

eco.mmentar

Danke, gut

Vermutlich war zu keiner Zeit die Frage „Wie geht es dir?“ so ernst gemeint wie heute.

Wie oft fragt man Menschen, wie es ihnen geht? Genau: oft. Meist ist es eine Floskel, ähnlich der Frage nach dem Wetter. Weil es sich eben so gehört. Wirklich wissen will man es eigentlich nicht. Und weil das mittlerweile zum gesellschaftlichen Konsens gehört, antwortet man in der Regel mit: Danke, gut. Zum einen, weil man weiß, dass es das Gegenüber ohnehin nicht interessiert, zum anderen, weil es immer noch irgendwie part of the (Arbeits-)Lebens ist, zu funktionieren. Ich verrate Ihnen etwas: Es geht mir nicht gut. Nicht ständig und Gott sei Dank nicht in einem Ausmaß, dass es zu einem dauerhaft gröberen Problem wird, aber dennoch. Mit dem gesamten Pandemiegedöns konnte ich noch ganz gut umgehen, zugegebenermaßen war es mir teilweise sogar eine sehr willkommene Ausrede, um bestimmten gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht nachkommen zu müssen (was an sich schon traurig genug ist), doch dieser Krieg in der Ukraine nimmt mich mit. So richtig. Noch nie hatte ich Schlafprobleme, jetzt wache ich allnächtens auf. Manchmal ist mir mitten am Tag zum Weinen und ich bin dazu übergegangen, in mein Trainingsprogramm Kickbox-Elemente einzubauen, weil ich eine solche Wut in mir habe, die raus muss. Wut, Ohnmachtsgefühle und eine Form der Hilf- und Ratlosigkeit, die ich bis dato nicht kannte. Als Kind konnte ich manchmal nicht einschlafen, weil ich Angst hatte, dass über Nacht ein Krieg ausbricht. Keine Ahnung, woher diese kam, jedenfalls konnten meine Eltern mich jedes Mal einigermaßen beruhigen, und auch heute hilft es, das nächtliche ruhige Atmen meines Mannes neben mir zu hören. Dennoch ist da diese diffuse Angst, was wohl kommen wird. Umso mehr bin ich froh um meine Familie, Freunde und Arbeit samt allen unmittelbar damit verbundenen Menschen. Nicht auszumalen, wie es ohne sie wäre. Ich wünsche Ihnen allen, auch solche Menschen in Ihrem Leben zu haben, mit denen letztlich doch noch alles gut wird.

Anregungen und Kommentare bitte an bernardi@econova.at

RINGELSPIEL

Stellen Sie sich vor, jedes Produkt und jede Verpackung muss vom produzierenden Unternehmen nach dem Konsum wieder zurückgenommen werden. Was würde das für das Design, den Materialeinsatz und das Nutzungsverhalten bedeuten? Kreislaufwirtschaft ist das neue Zauberwort. Doch wie viel Zauber ist wirklich darin enthalten?

VON ALEXANDER M. SCHMID Kreislaufwirtschaft funktioniert regenerativ. Abfallproduktion, Ressourceneinsatz, Emissionen und Energieverschwendung sollen durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen minimiert werden. Die Wege, das zu erreichen, sind mannigfaltig. Daraus ergeben sich neue Wirtschaftszweige und Berufe, die für neue Wertschöpfung sorgen können. NORDSTERNE Der Bekleidungshersteller Patagonia etwa ist seit Längerem ein Nordstern auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft. In den USA wird Energie seit 2020 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen bezogen, in den internationalen Standorten liegt die Quote bei 76 Prozent. Bei ihren Produkten setzt die Marke auf großzügige Garantieregelungen sowie ein entsprechendes Reparaturangebot bei Verschleiß. Die aktuell verwendeten Stoffe sind 2022 zu 68 Prozent aus recycelten Materialien. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Autohersteller Polestar mit seinem neuen Prototyp O2. Abgesehen vom reinen Aluminiumchassis soll der Innenraum aus einem Monomaterial gestaltet werden. Der Vorteil gegenüber Mischmaterialien ist die einfachere Wiederverwendung, da das müsame Auftrennen mehrerer Materialien entfällt und der Prozess daher rascher und verlustfreier gestaltet werden kann. AUFBAUEND Da die Bauwirtschaft in Österreich einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor darstellt, ist auch sie ein Kandidat für kreislaufwirtschaftliches Denken. Letztes Jahr wurde in Wien begonnen, das in die Jahre gekommene Ferry-Dusika-Radstadion abzureißen. Statt mit großem Gerät anzurücken, hat man sich entschlossen, daraus ein Urban-Mining-Projekt zu machen. Tausende Meter verwertbare Kupferkabel, Rohre, alte Sitzmöbel und das Holz der Radrennbahn wurden sorgsam entfernt und der Weiterverwendung zugeführt. Dabei setzte man auf eine Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice, das handwerklich geschickte Langzeitarbeitslose mit der Ausführung beschäftigte. In der Kreislaufwirtschaft geht es neben der klassischen Ressourcenschonung nämlich auch um soziale Aspekte. Funktionierende Wirtschaft bedeutet auch, dass möglichst viele Menschen davon ihr Leben bestreiten können. NATÜRLICHES GLEICHGEWICHT Nicht von ungefähr nimmt sich die Kreislaufwirtschaft ein Vorbild am Stoffkreislauf der Natur. Wir müssen uns endlich bewusst machen, dass die Ressourcen auf unserem Planeten genauso sind: nämlich endlich. Je rascher wir das begreifen und unser Verhalten entsprechend ändern, umso länger wird unsere Erde derart bewohn- und bewirtschaftbar bleiben, wie wir das die letzten Jahrzehnte gewohnt waren.

Ich selbst habe meine Großeltern oft belächelt, wenn sie das Sonntagsgewand wirklich nur für besondere Anlässe herausgeholt haben. Die ihnen geschenkten Produkte wurden für später aufgehoben, weil das alte ja noch gut ist. Auch wenn ihre Kriegserlebnisse dieses Verhalten geprägt haben, war der Denkansatz der richtige. Heute haben wir das Knowhow, Ähnliches zu tun, dabei trotzdem stylisch zu sein und mit State-of-the-art-Geräten unseren Konsum zu planen und mit anderen zu teilen. Oder wie Patagonia es formuliert: „Reparieren ist das neue Neu.“ Und zu reparieren gibt es wahrlich genug.

ZUR PERSON

Alexander M. Schmid – Der Vereinfacher – beschäftigt sich seit über sieben Jahren mit Vereinfachung in Unternehmen, hat darüber ein Buch verfasst und erarbeitet mit Unternehmen Strategien, die sie am Markt einfach einzigartig positionieren. www.dervereinfacher.at

WEG MIT DER WEGWERFWIRTSCHAFT

In mehrerlei Hinsicht stehen wir an einer Zeitenwende. In ökonomischer Hinsicht haben sich die europäischen Volkswirtschaften den Abschied von der linearen Durchflusswirtschaft hin zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft auf die Fahnen geheftet. Das ist nicht einfach, aber vermutlich zahlt es sich aus, im Kreis zu wirtschaften.

TEXT: MARIAN KRÖLL

ie westliche liberale Gesellschaftsordnung ist an einer Zeitenwende angelangt, nach der sie selbst nicht gefragt hat. Geopolitische Gewissheiten, die nach dem Kalten Krieg irrtümlicherweise als gegeben angenommen wurden, beginnen sich mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine in Luft aufzulösen. Es dürfte auf eine neue Weltordnung hinauslaufen, die sehr wahrscheinlich instabiler und ungemütlicher ist als jene, die sie ablöst.

In jeder Krise steckt auch eine Chance, lautet eine Binsenweisheit, die nicht falsch ist. Die Globalisierung hat der Welt zweifellos Wohlstand gebracht, der zwar nicht gerecht verteilt ist, aber doch den Lebensstandard der Weltbevölkerung insgesamt signifikant erhöht hat. Doch sind durch sie Abhängigkeitsverhältnisse entstanden, die nun nicht so einfach abgestreift werden können. Der Kontinent ist abhängig von Öl und Gas nicht nur aus Russland, sondern auch aus anderen Weltgegenden, die mit dem westlichen Wertefundament nur schwer zu vereinbaren sind, sowie von Lieferketten aus Fernost. Die Fragilität dieser Abhängigkeitsverhältnisse wurde der Gesellschaft binnen weniger Jahre gleich mehrmals eindrücklich vor Augen geführt. Der Druck, den der Mensch auf die Ökosysteme ausübt, in die er unweigerlich eingebettet ist, nimmt immer weiter zu. Das führt unweigerlich zu Problemen, wie etwa anhand der Pandemie und – einer weiteren und potenziell verheerenden Herausforderung – des Klimawandels zu besichtigen ist.

RESILIENZ ALS GEBOT DER STUNDE Europa ist von Rohstoffimporten abhängig, will es den digitalen und grünen Wandel bewerkstelligen. Daher scheint es an der Zeit, sich nicht länger nur theoretisch näher mit Stoffkreisläufen zu befassen. Das derzeitige ökonomische Paradigma, das lange Zeit unhinterfragt Geltung beanspruchen durfte, ist die lineare Durchflusswirtschaft, die davon lebt, dass immer wieder frische Rohstoffe, sogenannte Primärrohstoffe – im europäischen Fall gleich in zweifacher Hinsicht von außen – in den Wirtschaftskreislauf eingebracht werden müssen. Diese sind von Natur aus begrenzt und können durch Sekundärrohstoffe zumindest teilweise substituiert werden. Diese können je nach Energieaufwand, technischem Verfahren und Beschaffenheit unterschiedlich oft wiederaufbereitet werden. Hier setzt die sogenannte Kreis-

laufwirtschaft an. Sie ist ein Modell, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert und Abfälle auf ein Minimum reduziert. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.

Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit, könnte man noch bis vor kurzem gesagt haben. Das liegt daran, dass es bis dato immer noch billiger war, der Wirtschaft neue Primärrohstoffe zuzuführen. Das dürfte sich ändern, bedingt durch die geopolitischen Verhältnisse und die konstante Übernutzung der natürlichen Ressourcen. Die Kreislaufwirtschaft steht weit oben auf der politischen Agenda der Europäischen Union, und auch Österreich und Tirol sind keineswegs untätig. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie hat mit Stakeholdern den Entwurf einer Strategie zur Diskussion gestellt. Die Transformation in Richtung Kreislaufwirtschaft hält man darin für „alternativlos, um innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten zu bleiben“. Tirol hat 2021 die Strategie „Leben mit Zukunft“ beschlossen und eine Plattform Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft installiert, in der das Land, die Standortagentur Tirol, Energie Tirol und das Klimabündnis Tirol gemeinsame Sache machen.

WIEDERVERWENDUNG MIT UPS AND DOWNS Um der Kreislaufwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen, wird sich nicht nur das Nutzungsverhalten von Konsumenten, sondern auch das Geschäftsmodell vieler Unternehmen ändern müssen. Geht es nach der Politik, sollen Produkte künftig wesentlich langlebiger werden. Der Einbau von Schwachstellen bzw. das planmäßige Veralten von Produkten, wie das bekannte Schlagwort der „geplanten Obsoleszenz“ insinuiert, soll Gütern weichen, die haltbarer sind und die man besser reparieren kann. Ökodesign heißt der systematische und umfassende Gestaltungsansatz für Produkte, um durch verbessertes Produktdesign Umweltbelastungen über den gesamten Lebensweg zu minimieren. Die Rezyklierung wird zukünftig einen noch größeren Stellenwert einnehmen, allerdings ist sie in der Kreislaufwirtschaft gar nicht das präferierte Ziel, sondern lediglich einer der letzten Schritte von mehreren. Vor dem Recycling kommen nämlich noch die Prinzipien Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture und Repurpose zum Tragen. Im Idealfall kann beim Recycling die Qualität des Recyclates sogar erhöht werden. Das nennt sich dann Upcycling.

Abfall ist nicht gleich Müll, sondern ein Rohstoff, der sich in der Circular Economy gut und gerne in einem höherwertigen Produkt wiederfinden kann. Doch auch sie kann die Grenzen der Physik nicht überwinden und

Kreislaufwirtschaft ist ein Modell, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert und Abfälle auf ein Minimum reduziert.

wird nie so etwas wie ein Perpetuum mobile sein. Zudem lässt auch die Effizienz heutiger Recyclingprozesse noch deutlich zu wünschen übrig. Die Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe (Circular Material Use Rate) in Österreich lag im Jahr 2020 laut Eurostat bei zwölf Prozent und damit leicht unter dem EU-Durchschnitt von 12,8 Prozent. Das heißt, zwölf Prozent der hierzulande in der Wirtschaft eingesetzten Materialien und Ressourcen wurden durch eine kreislauforientierte Rückführung und Wiederverwendung von Materialien gewonnen. Es gibt also viel Luft nach oben.

Generell wirft die zumindest am Papier ambitionierte Hinwendung von EU & Co. zur Kreislaufwirtschaft die Frage auf, ob sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum auch in der Praxis miteinander verbinden lassen. Mit Recycling und Wiederverwertung allein wird das wahrscheinlich nicht funktionieren, da Rohstoffe in Gütern akkumuliert werden und dadurch dem Kreislauf entzogen sind. Der Materialkreislauf lässt sich daher aus heutiger Sicht (noch) nicht schließen. Dennoch wäre es fahrlässig, keine Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen. Ein Übergang zur Kreislaufwirtschaft trägt dazu bei, den Druck auf die Umwelt zu verringern, gleichzeitig die Rohstoffversorgungssicherheit zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Zudem kann dadurch ein innovationsfreundliches Klima entstehen, das Wirtschaftswachstum und steigende Beschäftigung verheißt. Im Idealfall profitieren Verbraucher von langlebigeren und innovativeren Produkten, die längerfristig gesehen zu Kosteneinsparungen führen können.

Kreislaufwirtschaft betrifft alle Mitglieder einer Gesellschaft, in ihrer Rolle als Konsumenten und/oder Produzent. Selbstverständlich ist dieser Paradigmenwechsel keine Frage einiger weniger Jahre, sondern ein Prozess, der länger dauern wird und dessen Erfolg ungewiss ist. Die globale Situation und die missliche Lage, in die Europa geraten ist, werden wahrscheinlich dazu beitragen, die angestrebte und auch subventionierte ökonomische Transformation hin zur Circular Economy zu beschleunigen. Die Zeitenwende ist da, nun will sie so gestaltet werden, dass sie Ökologie, Ökonomie und der Gesellschaft zum Vorteil gereicht.

„KREISLAUFWIRTSCHAFT BEDEUTET RESSOURCENEINSPARUNG“

Julika Knapp forscht als Expertin für Ressourcenmanagement und Abfallbehandlung an der Universität Innsbruck. Eine Idee, die sich ökonomisch rechnet, ist in unserem Wirtschaftssystem normalerweise nicht aufzuhalten. Es deutet einiges darauf hin, dass durch die Kreislaufwirtschaft nachhaltig neuer Schwung in unseren tatsächlich eher linearen Wirtschaftskreislauf kommen könnte.

INTERVIEW: MARIAN KRÖLL

ECO.NOVA: Stehen wir an der Schwelle ei-

nes Paradigmenwechsels, weg von einer linearen Durchflusswirtschaft hin zu einer tatsächlichen Kreislaufwirtschaft?

JULIKA KNAPP: Ist man hoffnungsvoll, könnte man sagen, es zeichnet sich langsam ab. Im Aktionsplan der EU geht es darum, das Konzept zu verbreiten. Es gibt einige Wegbereiter, aber jetzt soll die Kreislaufwirtschaft in der allgemeinen Wirtschaft ankommen. Wie schnell das geht, wird sich zeigen. Der Klimawandel ist mittlerweile auch in der Gesellschaft immer präsenter, und die Kreislaufwirtschaft spielt da auch mit hinein. Eine solche Transformation würde sich vorteilhaft auf das Klima auswirken.

Sehen Sie die Dekarbonisierung, also das Ziel der Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft, in einem engeren Zusammen-

hang mit der Kreislaufwirtschaft? Kreislaufwirtschaft bedeutet allgemein Ressourceneinsparung, und da gehören die fossilen Energieträger dazu. Kreislaufwirtschaft will die Ressourcennutzung optimieren, Abfall vermeiden und das Recycling – das man oft direkt mit der Kreislaufwirtschaft assoziiert – ist eigentlich nur der letzte Schritt in einer langen Kette von Maßnahmen. Es geht jetzt darum, die Schritte vor dem Recycling umzusetzen, zu überlegen, welche Ressourcen überhaupt gebraucht werden, wie die benötigten Dinge mit dem geringsten Einsatz von Rohstoffen und Energie erzeugt werden können.

Sollen diese Maßnahmen zu einer höheren Ressourcenproduktivität führen?

Ja. Wirtschaftswachstum kann derart vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden. Ziel muss es sein, die erzeugten Produkte im Wirtschaftskreislauf zu halten, sie auch länger zu nutzen. Da wird man sich auch das Phänomen der geplanten Obsoleszenz ansehen müssen.

Brauchen wir wieder bessere Produkte im Sinne einer leichteren Reparierbarkeit? Ist ein technisches Gerät wie ein Laptop, Tablet oder Fernseher kaputt, ist das heute meist ein wirtschaftlicher Totalschaden, weil niemand diese Geräte mit vertretbarem Aufwand reparieren kann und das auch von den Herstellern

nicht gewünscht wird. Derzeit rechnet es sich ökonomisch, dass die Menschen ein Neugerät anschaffen, anstatt das alte instand setzen zu lassen. Die Geräte müssten von vornherein länger nutzbar sein und

„Es geht jetzt darum, zu überlegen, welche Ressourcen überhaupt gebraucht werden, wie die benötigten Dinge mit dem geringsten Einsatz von Rohstoffen und Energie erzeugt werden können.“

JULIKA KNAPP

dann, wenn sie kaputt gehen, viel besser reparierbar bzw. einem Refurbishment zugänglich sein.

Was braucht es an Voraussetzungen für eine funktionierende Circular Economy

und was davon gibt es schon? Ich sehe sowohl im technologischen Bereich als auch auf der regulatorischen Seite durchaus noch einigen Bedarf. Es stellt sich dabei die Grundsatzfrage, was man den Marktkräften überlässt und was man gesetzlich regelt. Nach meiner Erfahrung braucht es da und dort den Gesetzgeber, der vor allem in Bezug auf ökologische Fragestellungen gewisse Dinge festzurrt, etwa was den Mindestanteil an Sekundärrohstoffen betrifft. Die Compliance in der Wirtschaft ist dann in der Regel hoch. Klare Regeln sorgen auch für Investitionssicherheit. Die Transformationsschwerpunkte für Österreichs Wirtschaft sind auch in einer aktuellen Strategie des Bundes zu finden und betreffen Bauwirtschaft, Mobilität, Abfallmanagement, Biomasse, Textilien und Bekleidung, Kunststoffe und Verpackungen sowie Elektro- und Elektronikgeräte. Die Kreislaufwirtschaft bekommt merklich einen höheren Stellenwert auf der politischen Agenda.

So wie es derzeit aussieht, müssen wir uns kollektiv schneller als ursprünglich geplant aus unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus dubiosen Quellen befreien. Hat dadurch die Kreislaufwirtschaft eine neue Dringlichkeit be-

kommen? Das spielt sicher auch eine Rolle, aber ich glaube, die Dringlichkeit ergibt sich allein schon aus Klimaschutzüberlegungen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit wird sich wohl auch danach richten, was die Politik und die verschiedenen Interessengruppen aus der Wirtschaft ausverhandeln.

Kann man als Konsument die Transformation der Wirtschaft beschleunigen? Es gibt einige praktische Tipps, die sich gut für den Alltag eignen. Dazu gehört es, Dinge wiederzuverwenden statt wegzuwerfen, Second-Hand-Kleidung zu kaufen – Fast Fashion ist ein globales Problem –, Güter gemeinsam zu nutzen und zu tauschen und in einem letzten Schritt den anfallenden Müll sorgfältig zu trennen. Der große Umschwung hängt aber nicht primär vom Verhalten des Bürgers ab. Man kann als Bürger definitiv einen Beitrag leisten, aber ich würde die Verantwortung für die Entwicklung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft keinesfalls nur beim Konsumenten sehen. Man kann es natürlich als Gesetzgeber den Bürgern leichter oder schwerer machen, einen Beitrag zu leisten. Je besser Bürger, Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten, desto schneller geht es.

Second Hand und Sharing Economy wirken derzeit noch eher wie ein Minderheitenprogramm, in weiten gesellschaftlichen Kreisen dürfte dagegen Konsum und Besitz noch mit Status assoziiert wer-

den. Ich habe das Gefühl, dass sich gerade bei der jüngeren Generation etwas ändert und nicht mehr der Wunsch vorherrscht, alles selbst besitzen zu müssen. Das Auto ist ein gutes Beispiel dafür.

In welchem Bereich ließe sich der effektivste Fortschritt hin zur Circular

Economy erzielen? Bei den Elektro- und Elektronikgeräten. Darin sind wertvolle Ressourcen verbaut, die man allein schon aus strategischen Überlegungen nicht verschrotten, sondern in Europa zirkulieren lassen sollte. In einer Tonne Smartphones ist die Konzentration wertvoller Metalle viel höher als beim Abbau in der Natur.

Es wird der Öffentlichkeit wohl erst langsam bewusst, dass Kreislaufwirtschaft nicht etwa ein Eitelkeitsprojekt von Gutmenschen ist, sondern sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll. Braucht die zirkuläre Wirtschaft ein anderes Geschäftsmodell als die li-

neare? Wenn Strategien wie eine geplante Obsoleszenz bisher tatsächlich Teil des Geschäftsmodells waren, braucht es auf jeden Fall ein anderes. Kreislaufwirtschaft beginnt aber insgesamt immer mehr, sich auch ökonomisch zu rechnen.

„DIE GEBAUTE UMWELT ALS ROHSTOFFLAGER BETRACHTEN“

ECO.NOVA: Worum geht es beim Konzept des Urban Mining? ANKE BOCKREIS: Beim Urban Mining geht es darum, die Rohstoffe, die in unserer Umwelt – sei es in Gebäuden oder unserer Infrastruktur – verbaut sind, als Sekundärrohstoffe*) wieder nutzbar zu machen und dem System nicht immer neue Primärrohstoffe*) zuführen zu müssen. Es ist gerade angesichts der Knappheit gewisser Rohstoffe sinnvoll, die verbaute Umwelt als Rohstofflager zu betrachten. Die ersten Konzepte in diese Richtung gab es schon in den 1980er-Jahren. Eine Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch das sogenannte Landfill Mining, das sich mit der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Deponien beschäftigt. Beide Bereiche sind derzeit immer wieder in der Diskussion und es gibt erste Ansätze, das systematisch in einem ganzen Land zu betreiben.

Warum hat sich in den letzten vierzig Jahren seit Aufkommen dieser Konzepte praktisch so wenig getan? Das hatte hauptsächlich ökonomische Gründe. Die Rohstoffpreise haben noch nicht dem Wert entsprochen, damit sich das gerechnet hätte. Bei den derzeitigen Preisen wird Urban und Landfill Mining wirtschaftlich interessanter. Es gibt in verschiedenen Ländern Bestrebungen, zumindest neue Gebäude in einem Kataster zu erfassen, um später die Rohstoffpotenziale und notwendigen Behandlungsverfahren beim Rückbau besser einschätzen zu können. Was heute gebaut wird, kann so zukünftig besser genutzt werden. Beim Bestand ist es schwierig, die Datengrundlage nachträglich zu erheben.

Wir haben noch keine ausgewachsene Energiekrise, dürften aber eine bekommen. Die Produktion und der Bezug von

*) Primärrohstoffe sind natürliche Ressourcen. Sie sind abgesehen von den Schritten, die nötig sind, um sie zu gewinnen, unbearbeitet. Sekundärrohstoffe stammen dagegen nicht unmittelbar aus natürlichen Quellen, sondern werden durch Wiederaufbereitung der Primärrohstoffe gewonnen. Anke Bockreis, Professorin für Abfallbehandlung und Ressourcenmanagement in Innsbruck, erläutert, warum in der gebauten Umwelt und in Deponien die Rohstoffschätze der Zukunft zu heben sein werden und unter welchen Voraussetzungen Urban Mining am besten funktionieren kann.

Primärrohstoffe dürften sich signifikant verteuern. Wird dadurch Urban Mining

zur Selbstverständlichkeit? Ich glaube aus mehreren Gründen, dass es in diese Richtung gehen wird. Die Energiekrise steht uns erst noch bevor. Es wird deutlich lukrativer, Bauabfälle und Aushubmaterial wiederzuverwenden. Außerdem werden die Deponiestandorte knapp, was für die Bauwirtschaft die Kosten zusätzlich erhöht. Das wird all jene Konzepte befeuern, die Bestehendes besser nutzen können. In den letzten Jahren wurde in Bezug auf Urban Mining in Tirol schon einiges versucht, beispielsweise beim Rückbau des RAIQA, wo auch sozialökonomische Betriebe mit eingebunden wurden. Momentan fehlt generell noch der Markt, der die rückgebauten Dinge abnimmt. Da wird sich sehr viel tun müssen.

Regelt der Markt die Durchsetzung von Urban Mining oder braucht es zusätzlich Anschub von der öffentlichen Hand? Die Rohstoff- und Energiepreise werden derart steigen, dass sich Urban Mining für die Privatwirtschat rentieren wird. Funktioniert das wider Erwarten nicht, sollte es auch Initiativen geben, um die Strukturen aufzubauen, damit Materialien wiederverwendet bzw. woanders eingebaut werden können. Der einflussreichste Faktor ist sicher die Preisentwicklung und insofern wird sich alles in erster Linie über die Ökonomie regeln.

Sehen Sie in der Bauwirtschaft bereits ein Bewusstsein und auch die Kompetenz, Sekundärrohstoffe aus den urbanen „Minen“ zu extrahieren und zur Wieder-

verwendung aufzubereiten? Man muss unterscheiden zwischen Dingen, die im Gebäude drin sind, etwa Mobiliar. Da muss man nicht immer alles wegwerfen, sondern könnte einiges wiederverwenden, ohne es vorher aufbereiten zu müssen. Da geht es vor allem darum, Märkte zu etablieren, zum Beispiel als Tauschmarkt. Man weiß heute, wie Beton zu recyceln ist, um daraus Zuschlagstoffe für neuen Beton herzustellen, dass Stahl und Glas eingeschmolzen werden können. Die meisten dafür notwendigen Technologien sind vorhanden. Probleme gibt es noch bei den meisten Dämmstoffen, weil die Materialien oft miteinander verklebt sind. In diesem Bereich passiert einiges, es gibt vielversprechende Ansätze, aber in großtechnischem Maßstab ist das noch nicht umgesetzt. Es stellt sich zudem die Frage nach der Akzeptanz von Recyclingprodukten, qualitativ gibt es damit sicher keine Probleme.

© ANDREAS FRIEDLE

„Wir dürften noch nicht verstanden haben, dass wir dringend etwas ändern müssen.“

ANKE BOCKREIS

In Städten sind riesige Mengen von Beton eingebaut und die Zementherstellung ist einer der global größten CO2-Verursacher. Wird eine CO2-Bepreisung die Wiederver-

wertung von Beton beschleunigen? Das wird sicher einen Einfluss haben. Es muss CO2 eingespart werden, die Klimakrise verschwindet nicht wegen Corona oder wegen des Kriegs in der Ukraine. Meines Erachtens ist die CO2-Steuer zu niedrig angesetzt. Wir dürften noch nicht verstanden haben, dass wir dringend etwas ändern müssen.

Muss man in der Allgemeinheit stärker um Akzeptanz für Urban Mining werben?

Wir müssen insgesamt Bewusstseinsbildung betreiben, weil jeder von uns Abfall produziert, aber niemand eine Abfallbehandlungsanlage in der Nähe haben möchte. Daher glaube ich, dass wir insgesamt erkennen müssen, welche Rohstoffe im Abfall liegen, den wir täglich wegwerfen. Es täte gut, dahingehend Akzeptanz zu schaffen.

Sehen Sie die Unternehmen aus der Bau- oder der Abfallwirtschaft in der Poleposition, um Urban Mining wirtschaftlich zu

betreiben? Ich sehe das in Kombination. Die Bauwirtschaft kann das unmittelbar machen, weil sie – theoretisch – die Rohstoffe nach deren Verarbeitung quasi an Ort und Stelle in einem neuen Gebäude wieder einbauen könnte. Doch auch die Abfallentsorgungsunternehmen werden eine Rolle spielen.

Was muss getan werden, damit am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes verlässlich ein geordneter Rückbau stattfindet und nicht die Abrissbirne zum Einsatz kommt? Wenn wir es jetzt schaffen, für alle neu gebauten Gebäude zu dokumentieren, was wo wie verbaut ist, wäre das vollkommen ausreichend. Sinnvoll wäre folglich eine Plattform, auf der man sich austauschen könnte, damit gebrauchte Teile – zum Beispiel Stahlträger und dergleichen – erneut verbaut werden können, ohne sie vorher energieintensiv einschmelzen zu müssen.

Was ist aus Ihrer Sicht das Faszinosum

am Konzept des Urban Mining? Wollen wir den Klimawandel in den Griff bekommen, müssen die Treibhausgasemissionen radikal reduziert werden. Die Bauwirtschaft ist einer der größten Verursacher und mit Urban Mining gibt es ein Konzept, das helfen kann, diesen Ausstoß signifikant zu reduzieren. Die Abfälle von heute sind die Rohstoffe von morgen. Mich faszinieren die Stoffströme und das, was man daraus machen kann. Dieses Bewusstsein gilt es allgemein zu schärfen.

„Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

ALBERT EINSTEIN

SCHROTTREIF?

In allem Alten liegt der Beginn für etwas Neues. Das gilt für viele Bereiche des Lebens – auch für Schrott, der so zum Rohstoff der Zukunft wird. Produktion, Konsum und Wiederverwertung bilden einen Kreislauf, den es nicht erst seit den Tagen des umweltbewussten Recyclings gibt. Die Firma Ragg aus Hall kennt sich mit dem Sammeln und Aufbereiten von Altstoffen aus und leistet so ihren ganz persönlichen Beitrag zur Rückführung wertvoller Rohstoffe in den Produktionskreislauf, die ansonsten für die neuerliche Nutzung verloren wären. Den Grundstein für das Unternehmen legte Robert Ragg mit einem kleinen Schrotthandel in Fulpmes 1947, 1974 kaufte dessen Tochter, die das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt bereits 20 Jahre führte (sie übernahm die Leitung als erst 17-Jährige, nachdem Robert Ragg tödlich verunglückte!), das heutige Firmenareal in Hall, ein Jahr darauf folgte der Ankauf einer 1.250 PS starken Metall-Schredderanlage, was Recycling zu einer der wesentlichen Dienstleistungen macht. Seitdem hat sich das Unternehmen durch laufende Investitionen kontinuierlich entwickelt. 2018 hat Ragg unter anderem den Trigos Award in der Kategorie „Vorbildliche Projekte“ gewonnen, eine Auszeichnung für Corporate Social Responsibility (CSR). www.ragg.at

STEP BY STEP

Im vergangenen Jahr hat Höpperger Umweltschutz aus Pfaffenhofen konsequente Schritte in Richtung Digitalisierung der Verwaltung mit mehr papierlosen Arbeitsabläufen und der Ausrichtung auf umweltfreundliches und nachhaltiges Wirtschaften gelegt – unter anderem mit der Ausweitung seiner E-Auto-Flotte. Außerdem hat das Unternehmen mit der Realisierung einer der größten Photovoltaikanlagen im Tiroler Oberland begonnen. Dachflächen von drei Betriebsgebäuden mit insgesamt 4.000 Quadratmetern wurden mit entsprechenden Modulen ausgestattet, die Investitionssumme liegt bei 500.000 Euro. Bereits heuer werden damit 30 Prozent des Gesamtenergiebedarfs erzeugt. Die Planung des Projektes erfolgte durch das Mötzer Ingenieurbüro ehoch2, für die Umsetzung sorgte die Firma Conversio aus Inzing.

www.hoepperger.at

Die neue Photovoltaikanlage von Höpperger Umweltschutz zählt zu den größten Anlagen im Tiroler Oberland.

© HÖPPERGER UMWELTSCHUTZ ZUM ANFANG GEDACHT

Cradle to Cradle (engl. von Wiege zu Wiege, also sinngemäß „vom Ursprung zum Ursprung“) ist ein Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. Der hat sich auch der heimische Haymon Verlag verschrieben und druckt alle seine Literatur- und SachbuchNovitäten, die im Hardcover seit Feber erscheinen, nach diesem Nachhaltigkeitsprinzip und höchstem ökologischen Standard – also ausschließlich mit Substanzen, die wieder in den biologischen Kreislauf rückgeführt werden können, klimapositiv, auf Papier, das in Österreich produziert wird, und ohne Plastikfolie, die das neue Lieblingsbuch einhüllt. Der Schwesternverlag Löwenzahn hat bereit 2019 angefangen, die gesamten Neuerscheinungen Cradle to Cradle zu drucken, und hat dafür viel Zuspruch geerntet.

www.haymonverlag.at

© AREA 47 / JENS KLATT

NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE

Im Mai 2010 wurde die AREA 47 im Ötztal eröffnet. Von Beginn an arbeitet man im Actionpark im Einklang mit der Natur, Initiativen in Sachen Natur- und Umweltbewusstsein sind fester Bestandteil. Durch den Einsatz von E-Shuttles für den Besucher*innentransport am Gelände, autofreie Zonen oder optimierte Routenplanung werden bereits jetzt knapp 16,5 Tonnen CO2 pro Saison eingespart. Die Unterkünfte wurden in Holzbauweise errichtet, in der Gastro achtet man auf regionale Produkte. Darauf aufbauend entwickelten Studierende des Masterstudiums Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung in Landeck eine Strategie für die Zukunft mit konkreten Vorschlägen. Erste Projekte daraus kommen schon in dieser Saison zum Tragen – etwa bei der Premiere der Clean Up Days Ende April. Neu in der Saison 2022 sind außerdem Sitzpolster aus Ötztaler Schafwolle vom Schafwollzentrum Umhausen, ein neues Mülltrennungssystem von Höpperger sowie Upcycling-Projekte, bei denen etwa Holz von alten Tipibetten als Zäune nachgenutzt wird. Potenzial orten die Studierenden noch in Sachen umweltfreundlicher Anreise per Bahn und mit Angeboten wie unterschiedlichen Portionsgrößen oder der Möglichkeit eines Nachschlags ließen sich in der Gastronomie Lebensmittelabfälle vermeiden. www.area47.at

Premiere in der AREA 47: 2022 werden die ersten Clean Up Days veranstaltet, bei denen Flüsse und Mountainbikestrecken von weggeworfenem Abfall befreit werden. Ein zweitägiges Package enthält für umweltbewusste Gäste gleichermaßen Action und einen nachhaltigen Beitrag für die umliegende Natur.

JETZT BEWERBEN

Im Jahr 2022 hat das Land Tirol den Vorsitz der Arge Alp inne, einem Bündnis von insgesamt zehn Alpenländern, die sich gemeinsam um Lösungen zu Fragen rund um ökonomische, umweltbezogene und gesellschaftliche Entwicklungen bemühen. Heuer feiert die Arge Alp ihren 50. Geburtstag und hat den Klimaschutz als übergeordnetes Thema des Jubiläumsjahres gewählt, denn die Klimakrise sowie deren Bewältigung sind besondere Herausforderungen, denen wir uns – gerade im Alpenraum – stellen müssen. Einen Beitrag dazu soll auch der diesjährige Arge-AlpKlimaschutzpreis leisten. Dessen Ziel ist es, für den Klimaschutz zukunftsweisende Großprojekte, Start-ups sowie Grassroots-Projekte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz vor den Vorhang zu holen. Die Einreichfrist läuft bis 15. Juni 2022, Richtlinien sowie das Einreich- und Datenschutzformular finden Sie auf www.argealp.org.

VÖLLIG BANANE

Mit den Fasern der Banane, Bienenwachs und jeder Menge Hirnschmalz stellt QWSTION Rucksäcke und Taschen her, die nach ihrer Lebensdauer kompostiert werden können. Nachhaltiges Wirtschaften ist dem Unternehmen ein echtes Anliegen, das hier konsequent und glaubwürdig vertreten wird. Als EU-Zentrale hat man Reith bei Seefeld ausgewählt und dort – der Unternehmensphilosophie folgend – ein nachhaltiges Holzgebäude errichtet, das ebenso ausgezeichnet wurde wie das außergewöhnliche Material. So wurde QWSTION für ihr Bananatex® kürzlich die Cradle-to-Cradle-Goldzertifizierung verliehen, mittlerweile wird das Material auch an Dritte verkauft. So hat etwa H&M bereits Schuhe damit produziert, im Frühjahr kommt eine weitere Kollektion in den Handel. Zudem ist QWSTION Mitbegründer der Fibral Alliance (www.fibral. org), eine Art Materialallianz von Einzelpersonen und Unternehmen, um Innovationen im Bereich der Pflanzenfasern voranzutreiben. www.qwstion.com

Die DAKA-Unternehmensfamilie feiert heuer ihren 50. Geburtstag. Schon damals fuhr die Flotte in unübersehbarem Orange durchs Land.

ONLINE-CONTAINERSHOP

Freudenthaler aus Inzing ist einer der führenden Ressourcenmanager des Landes und analysiert und verwertet Abfallströme, um den maximalen Mehrwert aus den verschiedensten Abfällen zu sichern. Am Standort in Inzing werden dabei pro Jahr rund 60.000 Tonnen Abfälle übernommen – auch gefährliche Chemikalien, Gewerbeabfälle oder Problemstoffe und selbst knifflige Lithiumakkus, die nach wie vor oft im Restmüll landen. Toll finden wir den vor rund zwei Jahren eingerichteten Online-Containershop für (private) Bau-, Renovierungs- oder Entrümpelungsvorhaben. Der Bestellvorgang richtet sich ganz einfach nach Abfallart und Menge. Von der kleinen Mulde bis zum 40-Kubikmeter-XXXL-Container ist alles dabei, bezahlt wird ein Pauschalpreis oder pro Kilo. Im Preis inkludiert sind der Transport, Entsorgung und sieben Tage Miete. Lieferzeitraum und Adresse gibt man einfach im Internet ein. Infos unter www. freudenthaler.at (Button: Container Shop).

HAPPY BIRTHDAY

Die DAKA-Unternehmensgruppe feiert heuer ihr 50-jähriges Jubiläum und ist schon allein durch ihr Tun quasi der Inbegriff der Kreislaufwirtschaft und des Umweltschutzes. Die DAKA GmbH wurde 1972 von Josef Danler und Herbert Kandler in Schwaz gegründet. Danler war ein Multitalent gewesen, Landwirt und findiger Unternehmergeist. Allein die Geschichte, wie es zur Gründung der DAKA kam, ist bezeichnend: „Josef Danler ist damals mit seinem Freund Herbert Kandler die Schwazer Felder runterspaziert. Bei der Kläranlage der Stadt Schwaz sahen sie, dass ein Unternehmen aus Linz die Kanäle reinigte, und sie sagten, wenn der von Linz rauffährt, 290 Kilometer weit, dann muss es ein Geschäft sein. Das war das Businessmodell. So wurde mit der DAKA begonnen“, erzählte Martin Klingler in einem vergangenen Interview. Aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen entstand DAKA, Kanalreinigung wurde zum Geschäft. Nach dem Tod Danlers im Jahr 1984 wurde seine Tochter Barbara Zitterbart Chefin des Entsorgungsunternehmens. Von den Anfängen ist eigentlich nur noch die Firmenfarbe Orange übrig. Im Urgeschäft – der Kanalreinigung – ist die DAKA nicht mehr tätig, zur Unternehmensgruppe zählen heute zahlreiche Töchter und Beteiligungen, deren Fokus auf Entsorgung und Recycling von Abfällen liegt. Anfang der 2000er-Jahre kam auch die „klassische“ Müllabfuhr hinzu. Heuer feiert das Unternehmen seinen 50. Geburtstag. Wir feiern mit!

NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN

Im Jahr 2008/2009 hat hollu aus Zirl erstmals eine neue Unternehmensstrategie im großen Stil ausgearbeitet, die den künftigen Entwicklungsweg und im Zuge dessen die sozialökonomische Verantwortung fokussiert. Deshalb hat der Hygienespezialist auch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, kurz SDG (Sustainable Development Goals), ins tägliche Arbeiten integriert. Ein großes Thema ist unter anderem jenes des Wassersparens. Etwa 8.500 Kubikmeter Wasser benötigt hollu pro Jahr zur Herstellung von Reinigungsmitteln: reinstes Wasser, sogenanntes Osmosewasser, das mit Druck gefiltert wird. Das so ausgesonderte Produktionswasser fängt hollu in Tanks auf und verwendet es mehrfach zur Reinigung, bevor es als Abwasser in der Kläranlage landet. „Wir wollen gemeinsam dazu beitragen, dass unser Planet auch für die nächsten Generationen lebenswert bleibt. Wasser sparen ist nur eine Maßnahme von vielen“, so Geschäftsführer Simon Meinschad. verantwortung.hollu.com

BEST PRACTICE DER KREISLAUFWIRTSCHAFT

Höpperger Umweltschutz gehört landesweit zu den innovativsten Entsorgungsbetrieben. Mit regelmäßigen Investitionen sichert das Familienunternehmen einen stabilen Recyclingprozess

© HÖPPERGER UMWELTSCHUTZ

95 PROZENT WIEDERVERWERTUNG

FÜR ELEKTRO-KLEINGERÄTE

Die Elektro-Kleingeräteaufbereitungsanlage von Höpperger ist auch heute noch Österreichs größte private Anlage. Mit einem ausgeklügelten System erfolgt die optimale Wertstoffrückgewinnung aus Elektronik-Kleingeräten aller Art. Es bleiben reine Wertstoffe übrig, die zur Gänze wiederverwertet werden.

PRODUKTION VON HUMUS UND BIOSUBSTRAT Ein weiterer Beitrag zur Stärkung der heimischen Kreislaufwirtschaft ist die Aufbereitung von organischen Abfällen der Region. Die moderne Kompostieranlage verarbeitet die gesammelten biogenen Abfälle zu wertvollem Humus für die heimische Landwirtschaft. Zudem werden verpackte Lebensmittel sowie Speisereste in einer Hammermühle von Verpackungen getrennt, zerkleinert und in dafür vorgesehene Zwischenlagertanks gepumpt. Das Ziel ist die Produktion von Biosubstrat, welches in Biogas- oder Kläranlagen zur Gewinnung von Energie genützt wird. Weitere Informationen unter: www.hoepperger.at PR

Die Geschäftsführer Stefan, Harald und Thomas Höpperger (v. l.) führen das Familienunternehmen mit Standorten in Pfaffenhofen und Rietz.

Erst vor zwei Jahren wurde die Firmenzentrale als energieautarkes Innovationszentrum in Pfaffenhofen realisiert. Seit kurzem deckt eine Photovoltaikanlage (4.000 m² Dachfläche) 30 Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Der vielfältige Tätigkeitsbereich des zertifizierten Entsorgungsfachbetriebs sichert mehr als 160 systemrelevante Arbeitsplätze in der Region.

Als „Best-Practice-Beispiel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“ bezeichnete kürzlich Bundesministerin Margarete Schramböck bei einem persönlichen Besuch das Kaffeekapsel-Recycling von Höpperger. Der Oberländer Entsorgungsbetrieb bereitet seit mehr als 10 Jahren Kapseln verschiedenster Anbieter aus ganz Österreich auf. Das daraus gewonnene Aluminium wird anschließend für neue Produkte verwendet und der Kaffeesud zu Biogas verarbeitet.

MODERNSTE KUNSTSTOFFSORTIERANLAGE ÖSTERREICHS

Der kundennahe Komplettanbieter betreibt die modernste Kunststoffsortieranlage Österreichs zur Verwertung nahezu aller in Tirol gesammelten Leichtverpackungen (gelbe Tonne oder gelber Sack). „Die zentrale Aufbereitung in Pfaffenhofen trägt einen wesentlichen Teil zur CO2-Einsparung bei. Außerdem ergeben sich wertvolle Ressourcen für die Wirtschaft“, erklären die beiden Geschäftsführer Harald und Thomas Höpperger.

Harald Höpperger (li.) führte Bundesministerin Margarete Schramböck und den Geschäftsführer von Nespresso Österreich, Alessandro Piccinini, durch die Aufbereitungsanlage.

Biogene Abfälle werden bei Höpperger zu wertvollem Humus für die Landwirtschaft.

Die 851-kWp-PV-Anlage für Tiroler Rohre wurde vom Generalunternehmer und PV-Spezialisten Selina Photovoltaic GmbH geplant und errichtet. Die Anlage erzeugt rund 910 MWh sauberen Sonnenstrom jährlich, der zur Gänze vor Ort verbraucht wird.

24 DIE TIROLER INDUSTRIE LEBT NACHHALTIGKEIT

Eine Umfrage der Industriellenvereinigung Tirol zeigt eindrucksvoll, dass Nachhaltigkeit in der Tiroler Industrie einen großen Stellenwert einnimmt. Ganz wichtig ist den Unternehmen dabei, dass die Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichwertig gesehen werden. Sozialen Ausgleich und ökologische Weiterentwicklung gibt es schließlich nur, wenn die Unternehmen Rahmenbedingungen vorfinden, die wirtschaftlichen Erfolg zulassen.

Bisher ist diese Balance meistens gelungen und die Industrie konnte sich in Tirol zum Wirtschaftsbereich mit dem höchsten Anteil an der Wertschöpfung entwickeln. Auf dem Weg zur Klimaneutralität wird es daher entscheidend sein, einen vernünftigen Ausgleich zwischen Wirtschaft und Ökologie zu schaffen, damit die Dekarbonisierung nicht zur Deindustrialisierung führt.

VORREITER IN DER ENERGIEEFFIZIENZ

Die Industrie ist in Tirol bereits jetzt Vorreiter bei der Energieeffizienz. Der Endenergieeinsatz im Produktionsbereich war – laut Energiemonitoring des Landes Tirol – im Jahr 2019 um 3,9 Prozent geringer als im Jahr 2005. Das bedeutet eine Einsparung von insgesamt 246 Gigawattstunden (GWh). Die Entkoppelung des Wachstums vom Energieeinsatz ist damit in der Tiroler Industrie eindrucksvoll gelungen. Die Bruttowertschöpfung ist nämlich im Produktionsbereich in diesen 14 Jahren um über 20 Prozent gestiegen. Diese enorme Steigerung der Energieeffizienz war nur durch den Einsatz von Technik am jeweils letzten Stand, verbunden mit hohen Investitionen, möglich. Die Entwicklung in der Industrie ist besonders hervorzuheben, weil der Gesamtenergieeinsatz in Tirol gegenüber 2005 um 1,7 Prozent gestiegen ist.

ENERGIEFRAGE ENTSCHEIDET DIE ZUKUNFT DER INDUSTRIE

Die Tiroler Industrieunternehmen bekennen sich zu den Klimazielen der EU und werden alles unternehmen, um diese auch zu erreichen. Entscheidend dabei ist aber die Verfügbarkeit klimaneutraler Energie zu konkurrenzfähigen Preisen. Hier erwartet sich die Industrie den weiteren entschlossenen Ausbau der Wasserkraft im Land und auch die konsequente Nutzung anderer, erneuerbarer Energiequellen, wie die Photovoltaik. Die Verfahren müssten beschleunigt und die Unternehmen bei ihrem Weg zur Klimaneutralität wirksam unterstützt werden, fordert die Industriellenvereinigung. PR

TIROLER UNTERNEHMEN SETZEN MASSSTÄBE FÜR PRAKTIZIERTEN UMWELTSCHUTZ:

© MONTANWERKE BRIXLEGG

DAS WELTWEIT KLIMAFREUNDLICHSTE KUPFER

Ohne Kupfer ist der Transfer zur klimaneutralen Gesellschaft und Industrie nicht möglich. Egal, ob Elektromotoren, Smartphones oder einfach Kabel. Darüber hinaus ist Kupfer unendlich recycling- und upcyclingfähig. Die Montanwerke Brixlegg AG leben das Prinzip der Kreislaufwirtschaft schon lange und sind damit Vorreiter in Europa. Mit 0,739 kg CO2e/kg Kupfer setzen die Montanwerke einen globalen Benchmark. Zum Vergleich: Die ICA schätzt den globalen Durchschnitt bei 4,1 kg CO2e/kg Kupfer.

© ADLER / MARKUS SCHIETSCH ARCHITEKTEN, ANDREAS BUSCHMANN

NACHHALTIGES BESCHICHTUNGSSORTIMENT

ADLER gilt seit jeher als Topadresse, wenn es um umweltfreundliche Beschichtungen für Fenster und Möbel, Fassaden und Innenwände geht. Mit dem hochwertigen green-Sortiment setzt ADLER neue Maßstäbe für nachhaltige Beschichtungen rund ums ganze Haus. Sämtliche Produkte zeichnen sich durch ihre hervorragende Ökobilanz aus – bis zu 4 kg CO2 pro Liter können mit den nachhaltigen Beschichtungen eingespart werden. Dazu kommen ein hoher Anteil nachwachsender Rohstoffe, ein niedriger VOC-Gehalt, der Verzicht auf Schwermetalle, Aromaten, Weichmacher und andere für Umwelt und Gesundheit schädliche Materialien für ein schadstoffreduziertes Wohnklima.

i DM ENERGIESYSTEME REDUZIERT FLÄCHENVERBRAUCH

iDM Energiesysteme reduziert am Standort Matrei in Osttirol allein durch das Hochregallager den Flächenverbrauch um den Faktor 4,25. Damit wird nur 1.334 anstatt 5.700 Quadratmeter Fläche für eine konventionelle Lagerhalle verbaut. Auch das Parkhaus reduziert die verparkte Fläche um 18.800 Quadratmeter, wodurch der Flächenverbrauch im Ausmaß von vier Fußballfeldern verkleinert wird. Das Osttiroler Unternehmen erzeugt zudem im Endausbau grünen Strom aus über 3.500 Photovoltaikmodulen mit einem Megawatt.

DM ENERGIESYSTEME i ©

KREISLAUFWIRTSCHAFT: NESPRESSO & HÖPPERGER

Ein Leuchtturmprojekt setzen Nespresso Österreich und das Tiroler Familienunternehmen Höpperger um: Sie halten das Aluminium gebrauchter Kaffeekapseln im Kreislauf, damit daraus neue Gegenstände entstehen können. Der Kaffeesud wird zu Biogas und damit erneuerbarer Energie weiterverarbeitet. „Aluminium ist sehr recyclingfähig: Es kann beinahe unendlich oft wiederverwertet werden und so sind 75 Prozent des weltweit produzierten Aluminiums immer noch in Gebrauch“, so Geschäftsführer Harald Höpperger.

© HÖPPERGER

Erfolgreiches Kapsel-Recycling (v. l.): Harald Höpperger, BM Margarete Schramböck, Nespresso-GF Alessandro Piccinini

„NICHTS ZU TUN IST KEINE ALTERNATIVE MEHR“

Mit Wolfgang Streicher, Vizerektor für Infrastruktur der Universität Innsbruck und Experte für energieeffizientes Bauen mit spezieller Berücksichtigung des Einsatzes erneuerbarer Energien, haben wir über energietechnischen Pragmatismus, eine enorme Kraftanstrengung namens Energiewende und darüber gesprochen, warum wir uns schlechte Wirkungsgrade kollektiv nicht mehr leisten können.

INTERVIEW & FOTOS: MARIAN KRÖLL

„Das Energiesystem in Zukunft wird eher auf der direkten Nutzung von Strom basieren. Die Technologien heißen beispielsweise E-Fahrzeuge, Wärmepumpen und die Umstellung von Industrieprozessen Richtung Strom.“

WOLFGANG STREICHER

ECO.NOVA: Durch die aktuellen Ereignisse in Europa besteht in Sachen Energiepolitik eine neue Dringlichkeit. Ist jetzt die Zeit für Energie-Realpolitik, die von Pragmatismus geleitet ist, oder für die rapide Beschleunigung der Energiewende, den großen Wurf, koste er was er wolle?

WOLFGANG STREICHER: Es ist keine Entweder-oder-Frage. Durch den Krieg, aber auch den Wirtschaftsaufschwung „nach“ Corona steigen die Energiepreise sehr stark. Kurzfristig muss die Energieversorgung sichergestellt werden, und dafür gibt es – wenn man von Russland unabhängig sein möchte – nicht allzu viele Optionen. Gas kann übergangsweise aus den USA oder den Golfstaaten als LPG (liquified petroleum gas / Flüssiggas) bezogen werden, das wird allerdings wesentlich teurer sein als in der Vergangenheit. Wir müssen uns von unserem Wunsch nach billigem Gas verabschieden, nachdem wir jahrelang verdrängt haben, was in Russland geschieht. Die Abhängigkeiten waren klar erkennbar. Die Kohlekraftwerke werden vermutlich länger laufen, genauso wie die Atomkraftwerke, damit wir momentan den Strom zur Verfügung haben, den wir brauchen, damit nicht alles zusammenbricht. Die steigenden Energiepreise werden uns aber marktwirtschaftlich auch dazu bringen, die Erneuerbaren auszubauen, die jetzt relativ günstiger werden. Kernenergie ist hoch subventioniert. Würde man die Kosten von Abbau von AKW und Endlagerung über 10.000 Jahre mitrechnen, wären wir preislich ganz woanders. Es ist ein Märchen, dass Kernenergie billig ist. Die Erneuerbaren werden weiter in den Vordergrund rücken, selbst wenn man kurzfristig mit den bestehenden Erneuerbaren sowie Fossilen und der Kernenergie das Auslangen finden wird müssen.

Wie schnell kann diese Transformation, auch Energiewende geheißen, in Tirol

gehen? Das kann man nicht isoliert betrachten. Photovoltaikmodule werden nicht hier produziert, genauso wenig Windkraftanlagen. Wärmepumpen werden zwar teils hier produziert, die Rohstoffe kommen aber auch nicht aus Tirol. Rechnet man die Szenarien für ein fossilfreies Tirol 2050 auf Österreich hoch, müsste beispielsweise die Produktion von Wärmepumpen in Österreich verfünffacht werden. Ähnlich ist es in der Photovoltaik. Dort, wie auch bei Wärmepumpen, ist aufgrund der hohen Nachfrage die Verfügbarkeit eingeschränkt. Es stellt sich auch die Frage, wie Europa von seinen diesbezüglichen Abhängigkeiten bei vielen Produkten für erneuerbare Energieträger von China wieder loskommt. Europa bemüht sich um eine eigene Batterieproduktion, die Photovoltaik versucht man einstweilen noch nicht zurückzuholen. In Europa wurde relativ viel verschlafen. Es braucht langfristig bessere Randbedingungen. Das wäre aber auch unabhängig von Russland notwendig geworden. Wenn man keine Güter bekommt, nützen auch Subventionen nichts. Außerdem muss ein Umdenken stattfinden und es müssen auch unpopuläre Maßnahmen ergriffen werden.

Inwiefern? In Tirol muss die Wasserkraft ausgebaut werden. Die Windenergie darf nicht tabu bleiben. Wir sind hier in der Schere Landschaftsschutz versus Klimaschutz. Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden, sonst wird eine Energiewende nicht zu schaffen sein.

Lässt sich denn der Landschaftsschutz

mit dem Klimaschutz versöhnen? Im Endeffekt ist Klimaschutz auch Landschaftsschutz. Wenn es hier drei Grad wärmer ist, wird sich die Landschaft sehr stark verändern. Das ist noch nicht wirklich in der Breite angekommen. Nehmen wir die Energiewende ernst, müssen wir entweder bei uns in Österreich oder woanders zubauen, wo es viel Energie gibt. Da bietet sich die Sahara an. In Europa werden wir keinen Stromüberschuss bekommen, den wir importieren könnten, weil jedes Land vor denselben Problemen steht. Investments, die in fernen Weltgegenden getätigt werden, müssen langfristig abgesichert und damit etwa Bürgerkriege ausgeschlossen werden. Diese Länder müssen politisch stabilisiert werden. Meine ketzerische These lautet: Wollen wir im arabischen Raum Strom produzieren, müssen wir diese Länder in die sozial sehr stabile Europäische Union holen, damit sie Teil eines größeren Ganzen sind. Das klingt jetzt vielleicht sehr utopisch, aber uns fehlen die Alternativen.

Was kann in Tirol unmittelbar getan werden? Was ist das ökonomisch vernünf-

tigste Szenario? Die Wasserkraft ist eines der billigsten und ökologischsten Möglichkeiten. Natürlich gibt es lokale Auswirkungen, Beeinträchtigungen der Landschaft und Fischgewässer. Die Wasserkraft hat auch im Lebenszyklus wesentlich geringere CO 2-Emissionen als Photovoltaik und Windenergie, die wiederum allesamt viel günstiger sind als alles Fossile. Technologisch ist das alles schon heute in den Griff zu kriegen, ohne dass man auf irgendeine kommende Wundertechnologie angewiesen wäre.

Es wird suggeriert, dass alles technologisch und ohne Verhaltensänderung gelöst werden könne. Ist das eine ehrliche

Analyse? Jede Verhaltensänderung hilft. Es ist allerdings nicht ganz so einfach, wie immer gesagt wird. Der Umstieg vom Verbrennungsmotor – der mit einem Wirkungsgrad von 15 bis 20 Prozent unterwegs ist – auf E-Mobilität erhöht den Wirkungsgrad auf 60 bis 70 Prozent. Damit ist die Verbesserung durch den Umstieg von E-Mobilität auf öffentlichen Verkehr geringer als beim Umstieg vom Verbrennungsmotor. Das Schlimmste, was man machen kann, ist, aus Strom aus Erneuerbaren Treibstoff zu erzeugen und diesen in einen Verbrennungsmotor zu geben. Da wird der Wirkungsgrad lächerlich gering.

Meinen Sie damit synthetische Kraftstoffe? Synthetic Fuels benötigen eine hohe Stromproduktion für ihre Erzeugung. Gehe ich auf Wasserstoff, liegt der Wirkungsgrad immerhin bei 50 Prozent. Stecke ich diesen Wasserstoff beispielsweise in die Zillertalbahn, hat die Brennstoffzelle wieder einen

„Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden, sonst wird eine Energiewende nicht zu schaffen sein.“

WOLFGANG STREICHER

Wirkungsgrad von 50 Prozent. Das heißt, ich muss viermal so viel Strom investieren, wie ich letztlich auf die Schiene bringe. Wird die Zillertalbahn dagegen elektrifiziert, ist der Stromeinsatz wesentlich geringer. Ein Nachteil von Wasserstoff ist, dass die komplette Infrastruktur neu aufgebaut werden muss. Daher wird oft die Weiterverarbeitung von Wasserstoff zu Methan als synthetischer Kraftstoff ins Treffen geführt. Hierfür muss der Kohlenstoff für das Methan mangels fossiler Energieträger zu einem großen Teil aus dem CO2 der Luft extrahiert werden. Damit wird der Wirkungsgrad im Vergleich zu Wasserstoff noch etwas geringer, aber die Infrastruktur und Technologie der Gasspeicherung, Verteilung und Nutzung wäre vorhanden. Aufgrund des geringen Wirkungsgrades – und damit höherem Strombedarf als Ausgangsenergieträger – sollten aber alle synthetischen Kraftstoffe nur so gering wie möglich eingesetzt werden. Daher wird das Energiesystem in Zukunft eher auf der direkten Nutzung von Strom basieren. Die Technologien heißen beispielsweise E-Fahrzeuge, Wärmepumpen und die Umstellung von Industrieprozessen Richtung Strom.

Wie ist die Speicherung erneuerbarer Energien zu bewerkstelligen, ohne auf

Power-to-Gas*) zu setzen? Power-to-Gas wird eine gewisse Rolle spielen, allerdings eine sehr viel geringere als heute angenommen. Wir können uns das schlicht nicht leisten. In unseren Arbeiten zur Energiestrategie Tirol 2050 war der effizienteste Weg der Ausbau der Wasserkraft um 50 Prozent, alle geeigneten Dachflächen voll mit Photovoltaikmodulen und mindestens 50 Windräder in Tirol, die Nutzung aller möglichen anderen erneuerbaren Energieträger sowie die höchstmögliche Energieeffizienz, dann ginge sich die Energieautonomie gerade so aus. Müssten wir noch mehr erzeugen, weil wir irgendwo in der Kette schlechte Wirkungsgrade haben, bleiben nur noch Photovoltaik-Freiflächen – oder eben der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in der Sahara. Unsere Szenarien für Tirol zeigen, dass wir im dort zweitschlechtesten Szenario Power-to-Gas – alle Haushalte, die heute am Gasnetz hängen, heizen weiter mit erneuerbarem Gas sowie die Industrie nutzt eher Gas als Strom – 40 Fußballfelder mit Photovoltaik brauchen. Nicht insgesamt, sondern pro Tiroler Gemeinde. Schlechte Wirkungsgrade können wir uns zukünftig nicht mehr erlauben.

Das klingt nach einer Herkulesaufga-

be. Niemand hat gesagt, dass es leicht sein würde. Aber ein Klimawandel ist auch nicht lustig. Schaffen wir es nicht, den Klimawandel auf unter 2 °C zu begrenzen, setzen sich global Milliarden von Menschen in Bewegung und das wird ganz anders ablaufen, als wir es uns heute vorstellen können. Nichts zu tun ist keine Alternative mehr. Im Endeffekt ist die Energiewende aber nicht teuer. Es braucht – das haben Kollegen vom Wegener Center in Graz in einem gemeinsamen Projekt für Österreich sowie ähnliche Studien in Deutschland und weltweit ausgerechnet – Investitionen von einem bis eineinhalb Prozent des BIP pro Jahr. Das ist finanzierbar, kommt der Industrie zugute und schafft Arbeitsplätze. Die Energiewende hat sicher „Gewinner“ und „Verlierer“ – wir müssen jetzt die Gewinner motivieren, das so zu sehen und die Energiewende proaktiv zu unterstützen, und den Verlierern Perspektiven zur Veränderung bieten.

Sie haben ausgeführt, woher die Energie zukünftig kommen kann. Wir sollten aber auch darüber reden, wo denn Energie sinnvoll eingespart werden kann. Wo

sind da die großen Schätze zu heben? Bei allen alten Gebäuden. Ein Gebäude aus den 1970er-Jahren braucht ungefähr zwischen 120 und 200 kWh/m² pro Jahr zum Heizen. Beim Niedrigstenergiehaus – es muss noch nicht einmal Passivstandard sein – komme ich etwa auf ein Zehntel davon. Das reduziert allerdings noch nicht den Energiebedarf für das Warmwasser und den Haushaltsstrom. Da arbeiten wir derzeit an Dingen wie Duschwasser-Wärmerückgewinnung. Bei den Elektrogeräten hoffe ich, dass nicht mit der besseren Effizienz die Zahl der Geräte stark zunimmt. Der größte energetische Schatz ist allerdings in der Mobilität zu heben, ohne auf ein eigenes Fahrzeug verzichten zu müssen und zwar durch den Umstieg auf Elektromobilität. Noch besser ist natürlich der Umstieg auf öffentlichen oder nichtmotorisierten Verkehr. Ich sehe auch die Raumplanung gefordert, diese Effizienzen zu heben, etwa durch gezielte Ortskernverdichtung. Am effizientesten wohnt man aber nach wie vor in der Stadt. Das Passivhaus am Land nützt zwar, wenn allerdings drei Autos verwendet werden, weil man sonst nirgendwo hinkommt, wird das wieder konterkariert.

*) Power-to-Gas beschreibt das Verfahren, bei dem Wasser (H2O) mithilfe von Strom per Elektrolyse in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten wird. Der dadurch gewonnene Wasserstoff kann entweder direkt genutzt oder zu anderen gasförmigen bzw. flüssigen Energieträgern (Methan, Methanol, synthetischer Diesel …) weiterverarbeitet werden.

In jeder Hinsicht klimafit unterwegs Außen und innen grün – Jenbacher Werk von INNIO

BEI INNIO GLÄNZT NACHHALTIGKEIT GOLDEN

Die Jenbacher Unternehmenszentrale von INNIO wurde von EcoVadis mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Damit bestätigt die weltweit renommierte Nachhaltigkeitsbewertungsplattform das umfassende Engagement von INNIO für seine über alle Unternehmensbereiche hinweg gelebte Nachhaltigkeit.

Das Jahr 2022 hat für den Klimaschutzpionier und Wasserstoffspezialisten INNIO glänzend begonnen: Im Jänner vermeldete die Unternehmenszentrale in Jenbach, dass sie von EcoVadis bei der jährlichen Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Damit zählt die Tiroler Green-Tech Company zu den besten ein Prozent der bewerteten Unternehmen ihrer Branche. Die Hochstufung von Silber auf Gold innerhalb weniger Monate würdigt die Verbesserungen und Beiträge zu nachhaltigem Wachstum des innovativen Weltmarktführers im vergangenen Jahr.

STRENGE RECHNUNG, AUSGEZEICHNETES ERGEBNIS

Bei seiner Bewertung konzentriert sich EcoVadis auf 21 Aspekte, die in den vier Hauptbereichen Umwelt, Arbeit & Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung zusammengefasst sind. Diese Kriterien beruhen auf internationalen Nachhaltigkeitsstandards, einschließlich der Prinzipien des UN Global Compact, der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Das Upgrade auf eine Goldmedaille spiegelt die Integration und Intensivierung der Nachhaltigkeitsbemühungen von INNIO im Jahr 2021 wider. Neben der Verankerung des Engagements für Menschenrechte und Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in Unternehmensrichtlinien und Schulungen zählen dazu auch das Festschreiben einer Reihe von Themen und Kennzahlen, die sich an den maßgeblichen internationalen Rahmenwerken orientieren, und die Implementierung von Maßnahmen, Leitlinien, Strategien und Initiativen zur Stärkung von Transparenz und nachhaltigem Wachstum in der Lieferkette von INNIO. Zudem wurde 2021 der erste Nachhaltigkeitsbericht mit dem Titel „Together for a Sustainable Future“ veröffentlicht.

GRÜNE DNA

Nachhaltigkeit ist Teil der DNA von INNIO. Seine Verantwortung für einen positiven Wandel erfüllt das Unternehmen nicht nur mit seinen Produkten, Services und digitalen Lösungen für Netto-Null-Emissionen, sondern auch im wertschätzenden und vorausschauenden Umgang mit seinen Mitarbeiter*innen und der Gesellschaft insgesamt.

Als globaler Anbieter von innovativen, nachhaltigen Energielösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und Gestalter einer kohlenstoffarmen Wirtschaft legt INNIO schon seit jeher großes Gewicht auf die kontinuierliche Verbesserung seiner Nachhaltigkeitsperformance. „Um sicherzustellen, dass unsere Produkte, Dienstleistungen und Prozesse die strengsten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, lassen wir uns freiwillig von führenden Ratingorganisationen bewerten“, erklärt Olaf Berlien, President und CEO von INNIO, und ergänzt: „Dass uns EcoVadis innerhalb von weniger als einem Jahr eine Goldmedaille verliehen hat, bestätigt unsere Nachhaltigkeitsstrategie.“ www.innio.com PR

Grüne Energiezentrale für grüne Technologie

„Die Welt verändert sich durch dein Vorbild, nicht durch deine Meinung.“

PAULO COELHO

PELLETS ALS NACHHALTIGER BRENNSTOFF?

Ja, sagt Gutmann und erklärt: Holz-Pellets bestehen zu 100 Prozent aus Restholz, also aus Sägespänen und Sägeresteholz, werden nachhaltig produziert, sind ein effizienter Brennstoff und CO2-neutral. Alle Pelletslieferanten von Gutmann tragen außerdem das PEFC-Siegel, das die Herkunft aus sorgfältig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen sicherstellt. „Wir arbeiten mit Tiroler Produzenten wie den Firmen Pfeifer oder Binder zusammen“, sagt Johann Schipflinger, Pellets-Verkaufsleiter bei Gutmann. Seit 2020 verfügt Gutmann in Hall über einen eigenen Speicher, in dem 10.000 Tonnen Speicherpellets Platz finden. Dafür wurde ein bestehendes Gebäudesilo aus dem Jahr 1978 in ein Umschlagzentrum für Holzpellets mit neuer und erweiterter Nutzung transformiert. Für die Architektur zeichnet obermoser + partner architekten in Kooperation mit Hanno Schlögl verantwortlich. www.gutmann.cc

SYSTEME BEGREIFEN

Die H. Stocker GmbH wurde 1994 aus einer Vision gegründet, Kaminsysteme umweltfreundlicher zu machen und neue Technologien in diesem Bereich voranzutreiben. Heute zählt das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter und verfügt über ein stetig gewachsenes Portfolio. Im vergangenen Jahr hat die H. Stocker GmbH ihren neuen Standort in Kematen bezogen, dafür dort zwei rund 20 Jahre alte Bestandsgebäude adaptiert und zusätzlich eine neue Halle angebaut, die einen innovativen Heiz-Schauraum beherbergt. Im Schauheizkraftwerk lassen sich Technologien im wahrsten Sinne begreifen und damit besser verstehen lernen. Deshalb wurde auch ein eigener Schulungsbereich integriert, der Kunden, Partnerbetrieben, Auszubildenden und Interessierten die Möglichkeit gibt, die Funktionsweisen verschiedener technischer Anlagen vor Ort kennenzulernen.

www.stocker-kaminsysteme.at

© DAVID SCHREYER

WUSSTEN SIE, DASS …

der Sillpark ein eigenes Wasserkraftwerk hat, das das Einkaufszentrum mit Strom versorgt?

UMWELTENERGIE

Unter Umweltwärme oder Umweltenergie versteht man jene (thermische) Energie, die in der Luft, dem Erdreich oder dem Wasser gespeichert ist. Hauptsächlich stammt diese Energie aus der Sonne, die täglich Unmengen von Energie in Form elektromagnetischer Wellen zur Erde sendet. Sonnenenergie wird zum Beispiel mit Hilfe von Solarzellen in Photovoltaikanlagen in elektrische Energie umgewandelt und damit zum Verbrauch zur Verfügung gestellt. Um die gespeicherte Umweltwärme unmittelbar zum Heizen zu nutzen, sind Luft, Wasser und Böden in der Regel zu kalt. Es braucht also eine technische Lösung, um das Temperaturniveau der Umweltenergiequellen auf Heizwassertemperatur zu bringen. Diese Aufgabe übernehmen Wärmepumpen, die es je nach Bedarf in verschiedenen Ausführungen gibt. Die Elemente Wasser, Sonne, Erde und Luft liefern der Wärmepumpe Energie zum Heizen, aber auch zum Kühlen oder zur Warmwasseraufbereitung. Österreichs größter Hersteller von Heizungswärmepumpen befindet sich dabei in Osttirol. iDM Wärmepumpen liegt im Nationalpark Hohe Tauern und zählt aktuell rund 600 Mitarbeiter. www.idm-energie.at

Auf dem MPREIS-Firmengelände in Völs ging Europas größte SingleStack-Elektrolyseanlage in Betrieb. In der firmeneigenen WasserstoffTankstelle werden noch im ersten Halbjahr 2022 die ersten WasserstoffLKW betankt werden. MPREIS plant seine LKW-Flotte in den nächsten Jahren komplett auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge umzurüsten, die CO2-neutral und emissionsfrei ausliefern.

* ILF CONSULTING ENGINEERS

ILF ist ein international tätiges Ingenieur- und Beratungsunternehmen, das Kunden bei der Identifizierung, Vorbereitung und Realisierung von technisch anspruchsvollen Energie-, Industrie- und Infrastrukturprojekten unterstützt. Ein Geschäftsfeld beschäftigt sich dabei mit dem Themenkomplex „Energie & Klimaschutz“, im Zuge dessen der Wasserstoff und die damit einhergehende Umsetzung von Wasserstofftankstellen eine wesentliche Rolle spielt. Ob der steigenden Anzahl an einschlägigen Projekten sieht ILF vor allem für grünen Wasserstoff hohes Zukunftspotenzial: „Um die Klimaziele des Übereinkommens von Paris 2015 zu erreichen, nämlich die weitere Reduzierung der CO2-Emissionen, ist es notwendig, den Anteil an erneuerbaren Energien im Energiemix zu erhöhen und die fossilen Brennstoffe nach und nach zu ersetzen. Wasserstoff bietet den großen Vorteil, dass er nicht nur als langfristiges Speichermedium für elektrische Energie genutzt werden kann, sondern auch als Energierohstoff für die Industrie oder als Treibstoff für Mobilität.“ ILF deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette im Wasserstoffbereich ab und bietet Lösungen für ein breites Spektrum an Projekten mit Wasserstoffbezug. www.ilf.com

WASSERSTOFF

Seit 2016 wird bei MPREIS ein Projekt mit der Zielsetzung der Produktion von grünem Wasserstoff vorangetrieben. Dafür ist mit der MPREIS Sustainable Energy Solutions (SES) eine eigene Division unter der Leitung von Projektentwickler Ewald Perwög entstanden. Seitdem wurde geforscht und entwickelt, um Bewilligungen und Förderungen angesucht, ehe man im März 2020 den Spatenstich zur Errichtung von Europas größter Single-Stack-Elektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff in Völs als ersten großen Meilenstein vornehmen konnte. Das Investitionsvolumen der Anlage beträgt 13 Millionen Euro. Finanzielle Unterstützung kommt von der Europäischen Kommission sowie der österreichischen und der Schweizer Bundesregierung. Auch das Land Tirol unterstützt MPREIS im Rahmen der Initiative, Tirol als österreichweites Zentrum für Wasserstofftechnologie zu etablieren. Im Frühjahr 2022 geht die Anlage am MPREIS-Produktionsstandort in Völs in Betrieb. Zentrale Aufgabe von MPREIS SES wird die Energieversorgung des eigenen Fuhrparks sein, der langfristig komplett auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge umgerüstet werden soll. Für das Projekt arbeitet MPREIS mit Partner*innen aus der Region zusammen: Strategie und Projektentwicklung erfolgen in Kooperation mit dem Tiroler EU-Projektpartner FEN Systems im Green Energy Center in Innsbruck, für den Stromeinkauf und das Stromnetz wird mit der TIWAG/TINETZ kooperiert. Für die technische Umsetzung wurde das Unternehmen ILF*) aus Rum hinzugezogen, die Elektrolysetechnologie stammt von Sunfire Switzerland.

Ein weiterer Meilenstein im Verlauf des Wasserstoffprojektes des Lebensmittelhändlers ist die Bereitstellung umweltfreundlicher Energie für die Öfen der eigenen Bäckerei Therese Mölk. Im Feber wurde dafür im Kesselhaus der Bäckerei in Völs ein Zweistoffbrenner installiert. Dieser kann sowohl mit Wasserstoff als auch mit Erdgas betrieben werden und während des Betriebes zwischen den beiden Energieträgern umschalten. Dadurch wird eine konstante Wärmeversorgung für den Thermalöl-Kreislauf der Bäckerei sichergestellt, der die Backöfen mit Backwärme versorgt. Der Zweistoffbrenner ist eine Innovation und wurde vom deutsch-französischen Unternehmen Fives Pillard eigens für das Projekt „MPREIS Wasserstoff“ entworfen und gebaut. Ziel des Wasserstoffprojekts von MPREIS sind massive Einsparungen von CO2, die damit verbundene Dekarbonisierung des Unternehmens sowie eine nachhaltige Entlastung der Umwelt.

Schon mit dem Projekt „Flasche. Statt. Tonne.“ Hat MPREIS gezeigt, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht nur ein Wort, sondern gelebter Unternehmensalltag ist. So hat man bereits im Jahr 2015 damit begonnen, aus Brot vom Vortag Spirituosen zu brennen. Mittlerweile gibt es dafür sogar eine eigene Brennerei.

„WIR WERDEN DEN LEBENSSTIL ÄNDERN MÜSSEN“

Agrarsoziologe Markus Schermer befürchtet, dass der Krieg in der Ukraine die Hinwendung zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft gefährdet, warnt vor unseriösen Versprechungen und betont, dass es für die globale Nahrungsmittelsicherheit einen anderen Lebensstil brauchen wird und dass Ernährungssouveränität das Ziel sein muss.

INTERVIEW & FOTOS: MARIAN KRÖLL

ECO.NOVA: Wie wird sich der Krieg in der

Ukraine auf die Idee einer nachhaltige-

ren Landwirtschaft auswirken? MARKUS SCHERMER: Russland und die Ukraine sind zweifellos wichtige Produzenten. Ich sehe aber die Gefahr, dass die Situation von der Agrarlobby benutzt wird, um die Nachhaltigkeit und den Green Deal in Europa in Frage zu stellen und die intensive Landwirtschaft als alternativlos darzustellen.

Kann nachhaltige Landwirtschaft im Sinne von Bio die Welt ernähren? Das ist eine zwiespältige Frage, insofern nicht genau abschätzbar ist, wie sich die Weltbevölkerung längerfristig entwickelt. Da kommt häufig die Ansage, dass es sich mit Bio nicht spielen werde, Milliarden von Menschen zu ernähren. Das hängt aber auch sehr stark von unseren Konsumgewohnheiten ab. Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, geht davon aus, dass global bis 2050 70 Prozent mehr Lebensmittel als heute benötigt werden. Die Bevölkerung wird aber nicht um 70 Prozent wachsen. Wie kommt man also auf diese Zahlen? Das hängt damit zusammen, dass sich die Konsumgewohnheiten einander annähern, sprich die Menschen in Indien und China westliche Konsummuster übernehmen. Würde die Weltbevölkerung weniger Fleisch essen, sähe die Situation völlig anders aus. Man könnte nun steuernd eingreifen und auch beim Konsum etwas verändern, nicht nur in der Produktion. Oder alles läuft weiter wie bisher und die Landwirtschaft muss noch effizienter werden. Effizienz versus

„Bei lebensnotwendigen Gütern kann sich der Staat nicht heraushalten.“

MARKUS SCHERMER

Suffizienz sind die zwei Strategien, die in jeder Nachhaltigkeitsdiskussion üblicherweise gegeneinander ausgespielt werden.

Sind das zwei unversöhnliche Gegensätze? Ich glaube, es braucht beides. Es wird aber politisch suggeriert, dass niemand seine Lebensgewohnheiten ändern müsse und wir trotzdem nachhaltig leben könnten. Wir wissen aber, dass ein solches Versprechen unseriös und Unsinn ist. Wir werden sicher den Lebensstil ändern müssen, weil es nicht reichen wird, nur die Effizienz zu erhöhen.

Muss eine Lebensstiländerung immer

mit Verzicht verbunden sein? Nein. Essen wir in Österreich wieder so viel Fleisch, wie durchschnittlich in den 1950er-Jahren gegessen wurde, ist das wahrscheinlich sogar gesünder. Es gibt positive Effekte, die damit verbunden sind.

Warum wird es als zivilisatorischer Fortschritt begriffen, massenhaft „billiges“

Industriefleisch zu essen? Das ist ein Relikt aus der Moderne. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Hunger, mit dem Wirtschaftsaufschwung konnte man es sich leisten, viel Fleisch zu essen. Das galt als gut und richtig. Dass Lebensmittel billig sein mussten, hatte auch einen sozialpolitischen Hintergrund. Man hat damals Sozialpolitik auf dem Rücken der Landwirtschaft gemacht. Diese hat in der Nachkriegszeit einen hohen Faktorbeitrag zum Wirtschaftswachstum geleistet und massiv Arbeitskräfte für die Industrie freigesetzt, die dringend benötigt wurden. Das hatte einen Effizienzschub zufolge, es konnten durch Mechanisierung und Chemieeinsatz die Lebensmittel billig produziert werden. Das hatte aber auch Qualitätsverluste mit sich gebracht.

Wie ist es heute um die Kostenwahrheit

in der Landwirtschaft bestellt? Preist man sämtliche Externalitäten ein, würde die Rechnung völlig anders aussehen. Der Transport ist zu billig, deshalb kann man Lebensmittel weltweit herumschicken. In weiten Teilen der Welt werden Arbeitskräfte und Natur ausgebeutet, Biodiversität geht verloren. Würde man das einpreisen, hätten wir ein ganz anderes System.

Ist eine Trendwende in Sicht, vor allem in Hinblick auf die zukünftige CO2-Be-

preisung? Ja, aber ich weiß nicht, ob der Preis hoch genug ist. Es geht vieles in die richtige Richtung, aber wahrscheinlich nicht schnell genug. Green Deal & Co. sind nicht blöd. Andererseits wird man Konzepte der Regionalisierung und Ernährungssouveränität – das ist mehr als Autarkie – forcieren müssen.

„Es geht gerade in Tirol auch darum, dass wir unsere Umwelt über die Nahrungsmittelproduktion gestalten und unsere Landschaft über eine Produktionsfunktion erhalten und nicht nur als Disneyland.“

MARKUS SCHERMER

Was ist der Unterschied? Ernährungsautarkie heißt, genug Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu haben. Ernährungssouveränität bedeutet, dass die Menschen demokratisch mitbestimmen können, wie die Ernährung organisiert wird. Da ist ein politischer Aspekt dabei. Da werden auch Dinge wie die Kreislaufwirtschaft eine Rolle spielen.

Braucht es dafür eine andere Art Konsu-

ment? Ja, aber man hat immer nur zum Teil mündige Menschen, die sich engagieren. Ob das nun bei der Klimapolitik oder bei der Ernährung ist. Viel mehr als ein Drittel lässt sich nicht zum Mittun bewegen.

Das ist aber in einem demokratischen System, das von Mehrheiten abhängig

ist, reichlich wenig. Man darf nicht darauf warten, bis alle Menschen bewusst einen nachhaltigen Lebensstil pflegen. Es müssen die Strukturen dahingehend so geändert werden, dass ein solcher Lebensstil attraktiv wird.

Wie könnte eine nachhaltige Landwirtschaft bei uns aussehen, wie weit weicht

der Status quo vom Idealzustand ab? Das Idealbild einer nachhaltigen Ernährung würde ich so sehen, dass geschaut wird, dass die Grundnahrungsmittel möglichst im eigenen Land bedeckt werden können, und zwar so, dass unser Konsum- und Ernährungsverhalten sich innerhalb der ökologischen Grenzen abspielt. Nachhaltigkeit würde ich als Schalenmodell begreifen, ähnlich einer Zwiebel. Die innerste Schale ist die Wirtschaft, die nächste die Gesellschaft und die äußerste die Umwelt. Die Wirtschaft darf nicht über die Grenzen der Gesellschaft gehen und die Gesellschaft nicht über jene der Umwelt. Auf die Ernährung umgelegt heißt das, dass die Wirtschaft das produziert, was die Gesellschaft braucht, und wir nichts konsumieren, was die Umwelt nicht dauerhaft verträgt. Man kann durchaus manchmal ein Produkt aus Übersee genießen, alltäglich sollte das aber nicht sein. Bei Spargel aus Peru im März in unseren Supermärkten zieht’s mir die Ganslhaut auf.

In Europa werden massive Nahrungsmittelüberschüsse erzielt, von denen niemand etwas hat. Heißt das, dass es vernünftiger wäre, punktuell weniger zu

produzieren? Wir haben ein riesiges Verteilungsproblem, weil es ungefähr so viele überernährte Menschen gibt wie unterernährte. Das ließe sich lösen, wenn man sich bei Grundnahrungsmitteln nicht auf globale Austauschbeziehungen fokussieren würde. Warum sollten wir 160 Prozent der Milch produzieren, die in Österreich nachgefragt wird? Um sie nach China und Vietnam zu exportieren? Nichts gegen Ökonomen wie Ricardo und Smith, aber die Austauschbeziehungen dürfen sich nicht auf die Ernährungsgrundlagen beziehen. Wir sehen derzeit und haben in der Pandemie gesehen, dass das sicherheits- und versorgungspolitisch nicht besonders klug ist.

Die Preisbildung für global gehandelte Produkte findet auch auf den globalen

Märkten statt. Bei der Milch werden circa zehn Prozent transnational gehandelt, die dann aber auf der Börse den Weltmarktpreis bestimmen und sich auch auf unsere Preise auswirken. Oder nehmen wir den Weizen: Der an der Börse gehandelte Weizen existiert nur zu einem kleinen Teil auch tatsächlich. Die Menge wird über Termingeschäfte und Preisspekulationen über das Reale hinaus gewaltig aufgeblasen. Die Börsen, die an sich dazu da wären, die Preise zu stabilisieren, schlagen in eine völlig andere Richtung aus. Das sorgt dafür, dass es dort, wo die Grundnahrungsmittelpreise einen großen Teil des Einkommens ausmachen, zu politischer Instabilität kommt. Der arabische Frühling war eine Ernährungskrise. Was passiert wohl, wenn sich Brotkulturen wie etwa Ägypten das dafür notwendige Getreide nicht mehr leisten können?

Es ist derart viel Geld im System, dass sich Investoren in die Spekulation mit Nahrungsmitteln begeben. Halten Sie es deshalb für legitim oder sogar geboten, wenn sich die Staaten in die Preisbildung

einmischen? Bei basalen, lebensnotwendigen Gütern kann sich der Staat nicht heraushalten. Die neoliberale Ansage, dass der Staat ein schlechter Wirtschafter sei, mag für Luxusgüter Anwendung finden, aber nicht für grundlegende Güter. Da muss der Staat lenkend eingreifen, auch was die Produktion betrifft. Noch einmal zur Milch: Wir können diesen Milchüberschuss nicht aus eigenen Ressourcen erzielen, sondern müssen sehr viel Futtermittel importieren. Wir verschwenden zudem riesige genetische Ressourcen, weil die Kühe immer weniger Laktationsperioden haben.

Wann ist dieses System derart entgleist?

Global gesehen brachte die Grüne Revolution – bei uns in den 1960er-Jahren – sehr große Produktivitätssteigerungen, auch angetrieben durch Hybridzüchtungen und später Gentechnologie. Das hatte viele positive Effekte, hat aber auch große ökologische Schäden verursacht, die vor allem in den 1970er-Jahren sichtbar geworden sind. Man hat damals beispielsweise in der Muttermilch das Insektizid DDT nachgewiesen. In den 1980er-Jahren mussten die holländischen Schweinemastbetriebe mit Güllebuchführung beginnen. Und sobald der Mist zum Abfallprodukt wird und nicht mehr ein wertvoller Dünger ist, dann ist etwas gekippt. Oder wenn es den Boden nur noch dazu braucht, dass sich dort die Wurzeln halten können, aber alles andere von außen zugeführt wird, wie das etwa in den Glashauskulturen ist. Ich halte es nicht für erstrebenswert, Nahrungsmittel nur noch in solchen Systemen zu produzieren. Das ist nicht natürlich. Es geht gerade in Tirol auch darum, dass wir unsere Umwelt über die Nahrungsmittelproduktion gestalten und unsere Landschaft über eine Produktionsfunktion erhalten und nicht nur als Disneyland.

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst.“

MAHATMA GANDHI

AUS TIROL FÜR TIROL

Gütesiegel gibt es mittlerweile viele. Eines auf das man sich wirklich verlassen kann, ist „Qualität Tirol“. Das steht für Produkte, die in Tirol gewachsen und veredelt sind, und damit für das Herkunftsland Tirol und dessen qualitativ hochwertige Produkte. Deren Mehrwert liegt in der regionalen und kleinbäuerlichen Erzeugung, erkennbar sind sie an ihrem markanten Ranzen auf der Verpackung. So viel Wunderbares machen sich auch die Gastronomiebetriebe des Landes zunutze, die in Tirol richtig aus dem Vollen schöpfen können. Um jene Gastronomen und Hoteliers hervorzuheben, die vermehrt auf heimische Lebensmittel setzen, hat die Agrarmarketing Tirol vor über zehn Jahren die Initiative „Bewusst Tirol“ ins Leben gerufen, die schon im Namen trägt, worum es dabei geht: Das Land bewusst zu erleben und seine Vielfalt bewusst zu machen. Eine Liste der Betriebe gibt’s nebst vielen weiteren Infos unter qualität.tirol.

© AMTIROL/THOMAS STEINLECHNER

MOR-GÄÄÄHN

Nichts geht über einen gesunden Start in den Tag. biologon aus Hochfilzen geht mit seinen Müslis & Co. dabei einen ganz besonders nachhaltigen Weg. Die Kernkompetenz des Tiroler Familienbetriebs liegt auf schonend von Hand zusammengestellten Müslimischungen und traditionell im Stikkenofen gebackenen Crunchys. Hergestellt werden die Produkte in aufwendiger Manufakturarbeit aus Biolebensmitteln höchster Qualität, die im Einklang mit der Natur produziert werden. Dazu gibt’s Granola, Porridge, Cerealien, Nüsse und Trockenfrüchte/-beeren. Bestellbar unter www.biolifestyle.at, einen Offline-Store finden Sie direkt in Hochfilzen, wo es noch allerhand mehr rund ums Frühstücken gibt.

GANZHEITSKULINARIK

In Tirol gibt es eine Vielzahl kleinstrukturierter Landwirte, doch sie alle tun sich immer schwerer im Kampf gegen Billigprodukte. Die Folge: Immer mehr Metzgereien (aber auch Bäckereien oder Konditoreien) verschwinden aus den Ortsbildern, was zur Folge hat, dass auch die Landwirte immer weniger Abnehmer für ihre Produkte finden. Nicht jeder hat die Option oder Zeit, direkt zu den landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort zu fahren, deshalb hat die Rinderzucht Tirol mit ehrlich.tirol eine unkomplizierte Möglichkeit geschaffen, die heimischen Landwirte direkt mit den Konsumenten zu vernetzen. Diese produzieren hochwertiges Rind-, Kalb- und Lammfleisch, das unter shop.ehrlich.tirol bestellt werden kann. Nebst Braten, Gulasch, Schnitzel & Co. gibt es Mischpakete zwischen fünf und zehn Kilo, die auch Stücke abseits der Edelteile enthalten und somit dem gesamten Tier Respekt zollen. Wann auch immer das Fleisch geliefert wird, ist es nie älter als ein paar Stunden. Denn die Tiere werden erst dann geschlachtet, sobald ausreichend Bestellungen eingegangen sind, also auch wirklich das ganze Tier Verwendung findet. www.ehrlich.tirol

HOHES POTENTIAL FÜR COWORKATION IM ALPENRAUM

Coworkation – die Kombination aus Gemeinschaft (Community), Arbeit (Working) und Urlaub (Vacation) – ist ein zukunftsfähiges New-Work-Konzept für den Alpenraum. Dies geht aus der ersten alpenweiten Studie zum Potenzial für Coworkation hervor.

Laut der Studie können sich 60 Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen vorstellen, eine Coworkation zu machen. Die Hauptmotive der Berufstätigen dafür sind in erster Linie Austausch und Inspiration, sowie das Ausbrechen aus dem Alltag und eine Steigerung der Motivation.

VORAUSSETZUNGEN FÜR COWORKATION

Die bisherigen Erfahrungen der Befragten mit der Kombination aus Urlaub und gemeinsamem Arbeiten sind überwiegend positiv. Voraussetzung für das Angebot von Coworkation sind aus Unternehmensperspektive eine funktionierende technische Infrastruktur vor Ort sowie die arbeitsrechtliche Absicherung und die klare Absprache zwischen Arbeitgeber:innen und Mitarbeitenden.

Einer Verbindung von klassischen Geschäftsreisen und MICE-Angeboten mit einer Coworkation stehen die Unternehmen und Arbeitnehmer:innen grundsätzlich offen gegenüber, rund 80 Prozent können sich die Verknüpfung vorstellen. Um weitere Potentiale zu aktivieren, bedarf es noch mehr Aufklärungsarbeit – besonders hinsichtlich der (arbeits-)rechtlichen Absicherung von Coworkations.

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG FÜR LÄNDLICHE REGIONEN

Coworkation bietet neben Abwechslung im Arbeitsalltag und der Integration von New Work hohes Potential für den Alpenraum. Vor allem Gebiete mit der Möglichkeit, Zeit in der Natur zu verbringen, sind sehr gefragt. 90 Prozent der Arbeitnehmer:innen und 86 Prozent der Unternehmen würden den Alpenraum als Zieldestination für Coworkation auswählen. So können leerstehende Gebäude, insbesondere in ländlichen Regionen, effizient genutzt werden und Tourismusbetriebe ihre Räumlichkeiten auch in der Nebensaison anbieten.

Der Verein CoworkationALPS dient dabei als Plattform zur Vernetzung von Anbietern, Unternehmen und Arbeitnehmer:innen. „Wir wollen als Verein vermitteln, wie Coworkation in der Arbeitswelt und im Tourismus erfolgreich umgesetzt werden kann und zeigen, dass es auch eine mögliche Lösung zur Leerstandsthematik in den Gemeinden bietet“, sagt Veronika Engel, Vorsitzende von CoworkationALPS. „Tourismusanbieter rivalisieren um ein begrenztes Zeitbudget pro Jahr. Coworkation hingegen ist ganzjährig möglich. Coworkationists spüren eine stärkere Verortung. Es geht ihnen mehr um Gemeinschaft, also weg vom schnellen Konsum von Freizeiträumen hin zu integrativeren Formen temporären Zusammenlebens“, ergänzt Georg Gasteiger, Inhaber des Mesnerhof-C in Steinberg in Tirol und Mitglied von CoworkationALPS. PR

© TIROL WERBUNG/JENS SCHWARZ

CoworkationALPS

Die Standortagentur Tirol ist Teil des Vereins CoworkationALPS, der Ansprechpartner, Experte, Kommunikationsplattform, Berater und Vermittler zum Thema Coworkation ist. Das Interreg-Projekt „CoworkationALPS“ ist mit Fördermitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Projektgebiet Österreich-Bayern kofinanziert und hat das Ziel, Entwicklungspotenziale durch neue Formen der Arbeit in ländlichen Regionen voranzutreiben.

„AM NACHHALTIGSTEN IST DAS, WAS AM LÄNGSTEN GENUTZT WIRD“

Wir haben mit dem Tiroler Bauinnungsmeister Anton Rieder die Nachhaltigkeitsdimension der heimischen Bauwirtschaft vermessen, über Produktivitätsprobleme geredet, Gebäude als Energieproduzenten und eine Abkehr von der vom absoluten Sicherheitsdenken bestimmten Ressourcenverschwendung.

INTERVIEW: MARIAN KRÖLL

ECO.NOVA: Derzeit findet in der Bauwirtschaft eine

Preisrallye statt, die eng mit stark ansteigenden Rohstoffpreisen und Energiekosten verknüpft ist. Wie

lange kann das noch so weitergehen? ANTON RIEDER: Momentan sieht es nicht so aus, als ob sich die Situation bald verbessern würde. Erst unlängst hat sich ein Kollege aus der Bauwirtschaft darüber beklagt, dass es ihm momentan nicht gut geht, weil weitere Preiserhöhungen kommen werden und er Fixpreise veranschlagt hat. Alle haben viel Arbeit und dennoch sind wir in Sorge, ob wir das am Ende ergebnismäßig auf den Boden bringen. Die Beschaffung macht uns derzeit große Schwierigkeiten; sei es bei den Rohstoffen, bei den Subunternehmen und auch – wenn man das so nennen möchte – beim Personal. Aus der Außensicht möchte man annehmen, dass in der Bauwirtschaft alles ganz gut läuft und damit auch genug Gewinn liegen bleibt. Das ist leider nicht immer der Fall.

Erwarten Sie durch galoppierende Kosten, die sich ab einem gewissen Zeitpunkt wohl nicht mehr auf den Endverbraucher überwälzen lassen, einen Dämpfer

für die Baukonjunktur? Wir bauen grundsätzlich keine Commodities und keine Verbrauchsgüter, sondern Infrastruktur oder Gebäude. Wenn diese gebraucht werden, wird man dafür zahlen müssen, was sie kosten. Wir erzeugen Güter, die menschliche Grundbedürfnisse decken. Zu einer Dämpfung der Konjunktur kann es dennoch kommen.

Aktuell wird viel über das Thema Nachhaltigkeit gesprochen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft. Bekanntermaßen herrscht mittlerweile sogar eine weltweite Sandknappheit, die der globalen Bauwirtschaft zu schaffen macht. Wie nachhaltig ist die Bauwirtschaft in Tirol heu-

te aufgestellt? Beginnen wir bei den Dingen, wo die Bau- und Immobilienbranche weitergekommen und besser sind als viele andere Branchen. Bei der Energieeffizienz der Gebäude ist in den vergangenen Jahren sehr viel passiert, zugegebenermaßen auch durch engagierte gesetzliche Regelungen wie die Einführung des Energieausweises. Man konnte den Energiebedarf von Gebäuden durch Maßnahmen wie bessere Dämmung, Lüftungen, kompaktere Bauweise und bessere Fenster auf ein Zehntel dessen reduzieren, was noch vor 30, 40 Jahren Standard war. Beim Gebäudestandard sind wir im Neubau mittlerweile schon relativ an der oberen Kante des wirtschaftlich vernünftig Machbaren angelangt. Man muss mittlerweile zumindest im Niedrigstenergiestandard bauen. Das ist jedenfalls eine positive Entwicklung.

Die Materialien sind besser und damit die Energieverbräuche niedriger geworden. Wird mittlerweile mit Blick auf das Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes auch schon recyclinggerecht gebaut? Das ist eine zweitrangige Überlegung. Wichtiger war es, die Gebäude auf einen guten energetischen Standard

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zu bringen. Darüber, wie man das tut und ob das auch nachhaltig ist, hat man sich weniger Gedanken gemacht. Ich würde aber nicht alles verteufeln, weil ich an die technologische Entwicklung glaube. Nehmen wir das Thema Wärmedämmverbundsysteme, zum Beispiel das berühmte Styropor mit dem Putz drauf. Schon als man begonnen hat, damit zu dämmen, wurden wir gewarnt, dass dieses System erstens nur 20 Jahre halten würde und zweitens Sondermüll sei. Heute wissen wir aus Erfahrung, dass es mindestens doppelt so lange hält und dass das Ganze sogar in einem Upcycling-Verfahren wiederverwendet werden kann. In Holland gibt es dafür die erste industrielle Anlage, in Österreich soll eine gebaut werden. Wir testen außerdem gerade eine kleberlose Wärmedämmverbundfassade. Es mag sein, dass manches, was früher gemacht wurde, nicht optimal ist, aber dafür hat es auch weniger gekostet. Man muss Kompromisse machen und kann nicht immer warten, bis alles optimal gelöst ist.

Was darf die Bauwirtschaft in der Nachhaltigkeitsfrage sonst noch für sich verbuchen? Wir beginnen zunehmend, Gebäude als Energieproduzenten und -speicher zu verwenden – in der Vergangenheit vor allem durch Bauteilaktivierung, zukünftig auch ergänzt durch Batteriesysteme. Energie kann am Gebäude mit Photovoltaik und Solarthermie erzeugt werden. Da könnte man sicher noch wesentlich mehr tun. Da sehe ich aber auch den Staat bzw. die Länder in der Pflicht. In der steirischen Bauordnung hat man festgelegt, dass jeder Neubau mit PV-Anlage ausgerüstet werden muss. Der Landesenergieversorger verfügt aber nicht über die notwendige Netzkapazität zur Einspeisung. Wenn also alle eine PV-Anlage bauen, ist das Netz überlastet. Es gibt jedenfalls im Energiebereich große Möglichkeiten, die man unbestritten stärker nutzen sollte. Ich sehe die Bauwirtschaft aber in dieser Hinsicht als Problemlöser und nicht -verursacher. Ein anderer Aspekt ist, dass der Pro-Kopf-Flächenverbrauch heutzutage doppelt so groß ist wie vor 40 Jahren. Das ist vor allem dem Komfort geschuldet und das müssen wir so zur Kenntnis nehmen.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbe-

darf? Im Ressourcenverbrauch und der Wiederverwertung von Ressourcen. Da gibt es aber einen wichtigen Grundsatz, den man nicht vergessen darf: Am nachhaltigsten ist das, was am längsten genutzt werden kann. Wenn ein Gebäude auf einen sehr langen Nutzungszeitraum gerechnet werden kann, ist es nicht ganz so dramatisch, wenn es in der Herstellungsphase einen gewissen CO2-Ausstoß verursacht hat. Die Bestandsdauer ist ein ganz wesentlicher Aspekt. Aber wer kann heute schon garantieren, dass das, was man heute einbaut, in 30, 50, 80 Jahren auch noch funktionieren wird? Lebenszykluskostenrechnungen sind deshalb schwierig, weil man Zeiträume anlegt, die man seriöserweise nicht einschätzen kann. Alle Erfahrungswerte stammen aus der Rückbetrachtung und man weiß nicht zuverlässig, ob die auch für die Vorwärtsbetrachtung stimmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt neben dem Ressourcenverbrauch ist die Umnutzbarkeit von Gebäuden. Ist es so gebaut, dass aus einer Wohnung ein Büro werden kann oder umgekehrt? Diese Aspekte müssten eigentlich eine weit größere Rolle spielen, nicht nur der CO2-Verbrauch des Baustoffs.

„Aus der Außensicht möchte man annehmen, dass in der Bauwirtschaft alles ganz gut läuft und damit auch genug Gewinn liegen bleibt. Das ist leider nicht immer der Fall.“

Sie plädieren also für eine ganzheitlichere Betrachtung, die nicht den Treibhausgasausstoß ins Kalkül zieht? Absolut. Wobei eine gesamthafte Betrachtung nicht bedeutet, dass wir plötzlich wieder Festungswände bauen, die Jahrhunderte überdauern können. Es kann auch in die entgegengesetzte Richtung gehen, dass man Gebäude möglichst einfach und mit geringem Ressourcenbedarf errichtet, die man vielleicht schon in 20 Jahren neu macht. Die vielen Fachmarkt- und Ein-

kaufszentren waren rein raumordnerisch sicher ein Fehler, sind aber so gebaut, dass sie ohnehin nicht viel länger als 20 Jahre halten. Man bekommt so gesehen die Chance, dort irgendwann das zu bauen, was man sich heute vorstellt.

Wie kann die Bauwirtschaft bei den Baustoffen und

der Bauweise effizienter werden? Die höchste Effizienz haben wiederum Ressourcen, die erst gar nicht benötigt werden. Wir müssen uns wieder stärker mit Naturwissenschaft befassen, das haben wir in der Bauwirtschaft kollektiv verlernt. Als ich vor dreißig Jahren in die Branche eingestiegen bin, haben wir pro Kubikmeter Beton halb so viel an Bewehrung eingesetzt wie heute. Die damals gebauten Gebäude stehen alle noch und sind denselben Lasten ausgesetzt wie die Gebäude, die wir heutzutage bauen.

Wie konnte es dazu kommen, dass heute so verschwenderisch mit den Ressourcen umgegangen

wird? Das hat unterschiedliche Gründe, einer davon ist der industrielle Lobbyismus. Die Stahlindustrie reklamiert mehr Bewehrung hinein und auch die Betonindustrie will höherwertige Betone einbauen, die stärker bewehrt werden müssen. Lobbyismus spielt also eine große Rolle. Der zweite wesentliche Faktor ist die Angst. Wir sind eine Angstgesellschaft ohne Eigenverantwor-

„Ich hege die Hoffnung, dass uns eine Ressourcenknappheit wieder auf den Boden der Vernunft und Wissenschaft zurückbringt und uns zwingt, uns auf das Notwendige zu beschränken.“

ANTON RIEDER

tung. Das spiegelt sich auch in den technischen Normen wider. In Normengremien sitzen vor allem die Angsthasen, die, obwohl es exakte Berechnungen gibt, einen beträchtlichen Sicherheitsfaktor anlegen, der gewissermaßen „ausgedealt“ und permanent erhöht wird. Heute haben wir wesentlich bessere Berechnungsmethoden und deutlich bessere Baustoffe. Und dennoch wird der Sicherheitsfaktor immer weiter erhöht. Das ist Irrsinn!

Wie lässt sich dieser Irrsinn, auch mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit, beheben? Aus meiner Sicht durch eine vernünftige Mischung aus Naturwissenschaft, Pragmatismus und Erfahrung. Unser Streben nach absoluter Sicherheit verbraucht extrem viel Ressourcen. Wir können von unseren Vorgängergenerationen etwas lernen,

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weil denen diese Ressourcen nicht im heutigen Ausmaß zur Verfügung standen. Und sie werden uns auch in Zukunft nicht mehr so zur Verfügung stehen. Die Regularien spielen dabei eine Schlüsselrolle, aber es traut sich niemand mehr irgendetwas. Ich hege die Hoffnung, dass uns eine Ressourcenknappheit wieder auf den Boden der Vernunft und Wissenschaft zurückbringt und uns zwingt, uns auf das Notwendige zu beschränken. kann. Es gibt Ideen, um mit modernen Methoden und der Rückbesinnung auf alte dorthin zu kommen, wo wir – ausgelöst durch Materialknappheit – schon einmal waren. Man müsste dazu wieder einen Ideenwettbewerb zulassen. Die derzeitigen starren Vergaberichtlinien sind eigentlich innovationsfeindlich. Das hat man zu wenig bedacht. Wir müssen wieder mehr zulassen.

Sie haben gesagt, die effizienteste Ressource sei die, die nicht gebraucht wird. Wie müssen die Ressour-

cen beschaffen sein, die man braucht? Diese Ressourcen müssen möglichst klimaneutral erstellt werden und zu einem späteren Zeitpunkt möglichst gut in einem Kreislaufsystem wiederverwendet werden können.

Recycelter Beton wird derzeit meist nur als Schüt-

tung verwendet. Genau, derzeit macht man meistens Downcycling. Das ist sicher nicht optimal, aber immerhin besser als Abfall. Und auch da gibt es ein regulatorisches Hemmnis, weil der Gesetzgeber als Schüttung teils Naturbaustoffe vorschreibt, aus Angst davor, dass ein Recyclingbaustoff das Grundwasser verunreinigen könnte. Besser ist es, Beton wieder als Beton zu verwenden. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Die Baustoffindustrie ist extrem gefordert, etwas zu tun. Ich bin aber optimistisch, dass es auch dafür bald eine gute Lösung geben wird. Bis jetzt war es sicher günstiger, mit neuen Rohstoffen zu arbeiten als sich mit Recyclingbaustoffen zu befassen. Baustoffrecycling macht ökonomisch jedenfalls dort Sinn, wo Großverbraucher sind, also in urbanen Ballungsräumen. Dogmatik und Zwang halte ich da nicht für angebracht.

Österreich hat einen verhältnismäßig hohen Flächenverbrauch, der wohl gebremst werden muss. Sehen Sie in der Sanierung des Baubestands großes

Potenzial für die Zukunft? Ich sage bewusst Jein. Das hängt sehr von der Lage ab. Sanierung macht nur dort Sinn, wo ein sanierungswürdiges Objekt besteht. Es muss im Einzelfall entschieden werden, ob eine Sanierung oder ein Rückbau mit Neuerrichtung der bessere Weg ist. Es gibt bei uns nicht so viel gute Bausubstanz, wo eine Sanierung wirklich lohnt. Oft haben wir sehr kleine Häuser auf großen Grundstücken, da ist eine Verdichtung meist sinnvoller. Man kann also nicht pauschal sagen, dass das Sanieren die Zukunft ist.

Es zeichnet sich bei unverdrossen wachsender Weltbevölkerung eine globale Roh- und in der Folge Baustoffknappheit ab. Muss die Prämisse für die Zukunft

„Build for more with less“ lauten? Ja. Entscheidend ist es, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Es gibt bereits einige tolle Ansätze dazu. An der ETH Zürich werden Deckensysteme anhand der Stützlinientheorie entwickelt, die sich durch einen wesentlich geringeren Betonverbrauch auszeichnen. Ein Vorarlberger Kollege will Betonhohlkörper drucken, die er in die Decke einlegen

„Es mag sein, dass manches, was früher gemacht wurde, nicht optimal ist, aber dafür hat es auch weniger gekostet. Man muss Kompromisse machen und kann nicht immer warten, bis alles optimal gelöst ist.“

GRÜNE LINIE ALS ROTER FADEN

Die letzten beiden Jahre haben der Outdoormarke Kohla zum großen Aufschwung verholfen. Der Grundstein dafür wurde indes schon früher gelegt.

TEXT: MARINA BERNARDI

Im Bereich Tourenskifelle ist Kohla mit 200.000 produzierten Paaren pro Jahr Weltmarktführer. In technologischer Hinsicht war man das erste Tiroler Unternehmen, das einen ISPO-Award bekam.

„Nachhaltigkeit wird bei uns ehrlich und authentisch gelebt. Wir wissen von jedem einzelnen Bestandteil unserer Produkte, woher es kommt.“

THOMAS SPAN

eplant war dieses rasante Wachstum nicht, sagt Thomas Span, der Kohla gemeinsam mit Alexandra Span in der zweiten Generation führt: „Natürlich haben wir eine Strategie, wo wir mit unserem Unternehmen hinwollen. Der Erfolg der letzten Jahre hat uns dann aber doch überrascht. Wir wissen, dass wir ein sehr gutes Produkt haben und Mitarbeiter, die in allen Bereichen höchst professionell arbeiten. Die letzten beiden Jahre waren die Initialzündung, die es gebraucht hat, um endgültig am Markt zu landen.“ Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit.

Kohla wurde 1932 von Max Kohla in Innsbruck gegründet. Schon damals konzentrierte man sich auf Bergsportartikel made in Tirol. Nach dem Konkurs der Max Kohla KG im Jahr 1999 wurden die Markenrechte sowie der Standort in der Rossaugasse von den Gebrüdern Span aus dem Stubaital übernommen. Die Firma Ibex wurde gegründet und das Produktportfolio verkleinert. Auch einige ehemalige Kohla-Mitarbeiter wurden reaktiviert. Durch ein umfassendes Produktmanagement und eine internationale Ausrichtung mit lokaler Wertschöpfung sowie den massiven Ausbau der Vertriebsstrukturen ist die Marke Kohla mittlerweile zum Weltmarktführer im Bereich Steigfelle geworden. Im Jahr 2021 hat Kohla 220.000 Felle produziert. Die ersten Teleskopstöcke aus Aluminium und Rucksäcke aus Nylonstoffen wurden weltweit als Revolution angesehen und bescherten der Marke zahlreiche (Innovations-)Preise. Weltweit führende Ski- und Snowboardfirmen vertrauen nunmehr seit Jahren auf Kohla-Produkte. Aus anfänglich drei Mitarbeitern wurden bis heute über 30.

AM MARKT ANGEKOMMEN Der Outdoorboom der vergangenen Jahre spielt der Marke sozusagen naturgemäß in die Hände. Ein Selbstläufer ist das dennoch nicht, denn wie so viele Unternehmen wurde auch Ibex von der Pandemie samt Lockdown überrollt, hatte jedoch einen entscheidenden Vorteil: gefüllte Lager und eine Produktion vor Ort. Thomas Span: „Als der erste Lockdown kam, wussten wir nicht genau, wie wir damit umgehen sollten und was auf uns zukommt. Doch es hat nicht lange gedauert, bis wir von Kundenanfragen fast überrannt wurden. Die Zahlen sind durch die Decke gegangen. Die Bestellmengen sind um fünfzig Prozent gestiegen. Hier hat sich unsere Aufbauarbeit aus der Vergangenheit bezahlt gemacht. Ibex ist ein kapital- und finanzkräftiges Unternehmen, wir verfügen über eine topmoderne Produktionsstätte mit hohem Output und auch wenn wir durch diesen Aufschwung aktuell ein wenig unter Platzmangel leiden, so haben wir auch eine tolle Lagerhaltung. Das alles hat dazu geführt, das wir eines der ganz wenigen Unternehmen waren, das die letzten Winter hindurch durchgehend lieferfähig war, und wir unsere Kunden vollumfänglich bedienen konnten.“ Die anfallenden Zusatzmengen konnten zu 100 Prozent abgedeckt werden. Diese Verlässlichkeit kommt an am Markt. „Wer liefern kann, ist derzeit Kaiser“, sagt Span.

BRUTAL REGIONAL Als Outdoorspezialist liegt Ibex nachhaltiges Wirtschaften, der Schutz der alpinen Natur und Ressourcenschonung wohl schon in der DNA. Vor fünf Jahren hat man begonnen, das Thema der Nachhaltigkeit in ein Konzept zu gießen, und kooperierte dafür mit den Universitäten Innsbruck und Dornbirn sowie verschiedenen heimischen Betrieben.

Rucksäcke gehören seit jeher zum Standardrepertoire des Unternehmens. Seit einigen Jahren bietet Kohla diese auch personalisiert an. Institutionen wie Tourismusverbände und zahlreiche Firmen ordern die Rucksäcke für ihre Kunden, Gäste und Mitarbeiter. Die Produktpalette umfasst Rucksäcke für nahezu jeden sportiven Einsatz.

„Wir machen sehr viele Dinge, die gut funktionieren.“

THOMAS SPAN

Das Konzept steht dabei auf drei Säulen: dem Produkt an sich, dem Packaging und der Einführung des „Brutal local“-Labels im Jahr 2020.

Die Lieferketten für sämtliche Materialien sind für alle Produkte bis ins Detail nachvollziehbar. Mit der Einführung von besagtem „Brutal local“ geht man indes noch einen Schritt weiter. Produkte mit diesem Label garantieren eine 90-prozentige Wertschöpfung in Österreich, tatsächlich werden 80 Prozent aller Kohla-Produkte in Tirol produziert. „Wir haben in diesem Zusammenhang auch unsere Verpackungen auf recycelten Naturkarton umgestellt und zum Beispiel für die Fellboxen die Abmessungen dafür auf ein Minimum zusammengefahren, um ein möglichst geringes Packmaß zu haben und noch ressourcenschonender zu sein.“ Für sein Engagement wurde das Unternehmen im letzten Jahr mit dem Tirol Change Award ausgezeichnet, mit dem die Lebensraum Tirol Holding in Zusammenarbeit mit ihren Tochterunternehmen (Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol) besondere Unternehmen, Projekte, Initiativen und Personen vor den Vorhang holt, die eine Vorreiterrolle und eine besondere Vorbildwirkung für Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften einnehmen.

NACHHALTIG NACH VORNE GEHEN Nach einer dreijährigen Forschungsphase wurde mit der green line außerdem eine nachhaltige Fellpflegelinie aus biologisch abbaubaren Stoffen lanciert – entwickelt und produziert in Tirol. Hinsichtlich der Performance ist die green line mit herkömmlichen Produkten nahezu ident und darüber hinaus unbedenklich für die Umwelt. Die Serie besteht aktuell aus fünf Produkten: dem bei Kunden extrem beliebten Imprägnierspray, der für eine verringerte Wasseraufnahme der Felle sorgt und folglich für verbesserte Gleiteigenschaften, einem universellen Reiniger, einem Wachs sowie einer Variante „to go“ als Begleiter auf Skitouren und einem innovativen Anti-Snow-Spray, der die Schneehaftung auf Skiern, Bindung und Schuhen verringert. Ein Mitarbeiter ist bei Ibex in einer Vollzeitstelle quasi ausschließlich für die Produktentwicklung zuständig und hat reichlich zu tun. „Der Markt erwartet im Schnitt alle zwei Jahre Neuerungen und Verbesserungen, deshalb gilt es hier laufend zu investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Unser Anspruch als Marktführer ist es, diesen Zyklus auf ein Jahr zu drosseln und damit jährlich Innovationen zu bringen – sei es bei den Kollektionen, in der Technologie, im Verpackungswesen oder den Designs“, so Span.

Investiert wird derzeit auch in einen neuen Standort in Mieders. Baubeginn soll im Sommer sein, die Fertigstellung ist für das kommende Jahr geplant. Fast selbstredend, dass es sich dabei um ein Gebäude in nachhaltiger Bauweise handelt, das den „Kohla-Spirit wiederspiegelt“, wie es Span nennt: „Es sind große Schritte, die wir in näherer Zukunft vorhaben, die aber notwendig sind, wenn wir weiterhin konkurrenzfähig bleiben wollen. Wir haben am derzeitigen Standort aufgrund des massiven Wachstums ein veritables Platzproblem, das neue Firmengebäude soll vor allem dafür sorgen, den Workflow zu verbessern. Derzeit haben wir drei verschiedene Lagerplätze, auch die sollen an einem Ort übersichtlich und zentral zusammengefasst werden.“ In einem Art Penthouse soll außerdem eine Eventlocation entstehen, die von Partnern kostenlos genutzt werden kann und in der künftig auch Seminare zu unterschiedlichen Themen abgehalten werden sollen. „Wir möchten Kohla wieder zu einer Marke mit Strahlkraft machen, das verlangt auch nach einem entsprechenden Außenauftritt“, erklärt Span.

Die Produktionskapazität kann am neuen Standort um rund 50 Prozent erweitert werden, vorrangiges Ziel ist das aber nicht. Außerdem finden bis zu 15 zusätzliche Mitarbeiter Platz. „Aufgrund der Auftragslage könnten wir bereits jetzt weitere Mitarbeiter einstellen, doch es fehlt uns schlichtweg an Platz“, so Span. „Wir möchten mit dem neuen Gebäude einen Ort schaffen, an dem sich alle Mitarbeiter wohl fühlen, der uns Platz gibt und Räume für Neues und Innovatives ermöglicht.

Nathalie Tumler und Veronica Summer haben gemeinsam Hestia gegründet.

48 GUTE GRÜNDE ZUM GRÜNDEN

Mit der Initiative „Tirolstarter“ unterstützen die Sparkassen in Tirol Jungunternehmer*innen bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Gründung eines eigenen Unternehmens. In einer originellen Kampagne holen die Sparkassen erfolgreiche Gründer*innen vor den Vorhang und zeigen, wie innovativ und kreativ die Tiroler*innen sind.

Dabei sein, vom Anfang bis zum Erfolg, ist die Devise der Sparkassen. Klar, das eine Erfolgsrezept gibt es nicht. Aber es gibt einen Werkzeugkoffer voll mit vielen nützlichen Tools zur Gründung eines Unternehmens. Genau hier setzen die Sparkassen mit ihren vielseitigen Services und kompetenter Beratung an, denn sie wissen: „Für den Durchbruch braucht es oft nur etwas Mut, den Willen, etwas bewegen zu wollen, und einen Partner, der an dich glaubt“, so die Start-up-Expert*innen der Sparkasse. „Gerade am Beginn der Selbstständigkeit ist es wichtig, einen erfahrenen Partner an der Seite zu haben, der mit Know-how und den richtigen Werkzeugen unterstützt“, führen die Betreuer*innen für Unterehmensgründungen in den Sparkassen weiter aus. Das extra für Jungunternehmer*innen entwickelte Programm bietet Starthilfen, Checklisten und besondere Services für einen erfolgreichen und reibungslosen Gründungsprozess. Es geht darüber hinaus auch darum, zu vermitteln, dass man an die Unternehmen von morgen glaubt. In den Sparkassen ist man überzeugt: „Wir müssen wieder verstärkt mit Mut und Optimismus in die Zukunft blicken. Diese Überzeugung brauchen nicht nur die Tirolstarter, sondern alle Unternehmer*innen – gerade in schwierigen Zeiten wie diesen“, sind sich die Start-up-Expert*innen einig.

Viel öfter als man denkt mischen hierzulande junge Unternehmer*innen mit ihren Ideen den Markt neu auf. Das beweisen die jungen Unternehmen Hestia und Gronda, die in eingefahrene Branchen neue Wege eingeschlagen haben.

HESTIA: KLEIDUNG, DIE SINN MACHT

Veronica Summer und Nathalie Tumler haben sich ihren Traum vom eigenen Unternehmen in einem Rekordtempo wahr gemacht, und das in einer Branche, die mehr als dicht besetzt ist. Sie haben ein Modelabel gegründet, das an sein Produkt die allerhöchsten Ansprüche stellt: Die Kollektion soll ausschließlich nachhaltige Rohstoffe ohne schädliche Belastung für Mensch und Umwelt verarbeiten und Mode zu einem fairen Preis bieten. Diese muss zudem funktionell, schön und komfortabel zugleich sein.

Valentin Schütz, Gründer der Gastroplattform Gronda

Und das alles „Made in Tyrol and Europe“. Klingt natürlich viel einfacher, als es ist. Dass zwischen der ersten Idee und der fertigen Kollektion im Handel gerade mal ein halbes Jahr lag, verblüfft auch Business-Expert*innen.

MIT VOLLEM TEMPO ZUM NÄCHSTEN LEVEL

Dieses Tempo halten Nathalie und Veronica auch nach dem erfolgreichen Start ihres Businesses. Nach der Eröffnung des eigenen Onlineshops folgte im Herbst ein Pop-upStore im Kaufhaus Tyrol. Im Frühling ist die lässige Loungeware auf Zalando erhältlich. Im Sommer folgen Breuninger und die B2B-Plattform „Faire“. Mit derselben Professionalität entwickeln sie ihre Kollektionen weiter. Die Farbpalette wurde ebenso erweitert wie die Auswahl der Schnitte und Materialien. Der vegane und nachhaltige Bambusstoff wird um Kaschmir und Bambus-Kaschmir-Mix ergänzt. Das ist perfekt für die extraschönen Leggings und Jumpsuits, die Kund*innen in den heurigen Kollektionen erwarten. Und wer jetzt fragt, ob die erfolgreichen Unternehmerinnen nicht doch etwas übersehen haben? Nein. Selbst bei der Produktion und Logistik haben sie auf Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit geachtet. Mit der Produktion ihrer eigenen Stoffe in Portugal können sie kurze Lieferzeiten garantieren. Das regionale Lager in Hall ermöglicht zudem kurze Lieferwege an Partner*innen und Kund*innen. behestia.com

GRONDA: GASTRONOMISCHES WISSEN

Wie findet man Mitarbeiter*innen, die besser sind als man selbst? Und das auch noch in der Gastronomie-Branche? Vor diesem Problem stand auch die Familie von Valentin Schütz, der Gronda gemeinsam mit Tobias Zetzsche und Juan Vicci gegründet hat. Denn wenn es das, was man sucht, nicht gibt, dann muss man es ganz einfach selber erfinden: Eine Plattform, die nicht nur Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer*innen in der Gastronomie und Hotellerie zusammenbringt, sondern diese auch untereinander dauerhaft vernetzt. Das Unternehmen mit Sitz in Wattens ist mit seiner Idee längst über alle Berge. Mittlerweile liegt der Hauptfokus des Unternehmens darauf Köch*innen zu helfen, ihre Rezepte mit der Welt zu teilen und mit diesen Geld zu verdienen. Dabei nutzen nicht nur Gastronomen ihre App sondern auch ganz normale Foodies. Denn die lässige und professionelle Art ihrer Online-Plattform, wo sich Hospitality-Profis mit Top-Arbeitgeber*innen verbinden, begeistert mittlerweile eine Million User rund um die Welt, wobei die USA mittlerweile der Hauptmarkt sind.

ERFOLGSREZEPT MIT BLICK ÜBER DEN TELLERRAND Das Geheimnis des Erfolges liegt sicher in der außergewöhnlichen Art, wie bei Gronda Content kreiert und produziert wird. Mitarbeiter*innen weltweit schauen den besten Köch*innen über die Schulter, die zeigen, was sie alles drauf haben. Ein cooles Tool ist auch die eigene Creator-Plattform, auf der Spitzenköch*innen ihre Rezepte untereinander austauschen. Aber auch jene Unternehmen, die genau solche Profis suchen, dürfen sich präsentieren. Und schon beginnt das Werben um die Besten für die Besten. Gronda, so sagen User, trifft mit seinem jungen, frischen Auftritt den Nerv der Zeit und ermöglicht dadurch modernes Recruiting in der Tophotellerie. gronda.eu PR

Jetzt in deine eigene berufliche Zukunft starten:

tirolstarter.at

UNTERNEHMEN, UM ZU HELFEN

Jürgen Hofer ist einer, der unternimmt, und das im besten Sinne des Wortes. Im Mai fährt er mit dem Fahrrad um Europa. Aus guten Gründen.

TEXT: MARINA BERNARDI

Er sei ein Mensch der Wirtschaft, sagt Jürgen Hofer. Der 46-jährige Innsbrucker und jetzige Wahl-Stuttgarter war rund 20 Jahre in einer Bank tätig und ist noch immer ein Verfechter des Unternehmertums. „Ich bin der Überzeugung, dass es die Unternehmerinnen und Unternehmer sind, die das Rückgrat des europäischen Wohlstandes bilden und die gemeinsam mit ihren Mitarbeitern die Basis für eine gesunde Gesellschaft schaffen. Natürlich braucht ein Staat weit mehr, um zu funktionieren, doch um zu prosperieren, braucht es Menschen, die mehr oder andere Dinge schaffen, als sie selbst brauchen. Das ist die Grundlage des Unternehmertums und mein Verständnis von Wirtschaft.“ In der westlichen Welt funktioniert dieser Ansatz in der Breite ganz gut, anderswo nicht, obwohl das Prinzip des „Unternehmens“ eigentlich weltumspannend ist. Oder sein könnte.

BLEIBENDE WERTE Vor einigen Jahren kam Jürgen Hofer zur Stiftung Stay. Diese geht seit 2006 neue Wege in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit – vorrangig in Afrika. Es geht um Entwicklung von innen statt um Bevormundung von außen. Ein Ansatz, der Hofer auf Anhieb gefiel: „Wie wollen nicht einer hungernden Hand heute Brot geben und morgen hat sie wieder Hunger. Es geht nicht um Nothilfe, wir möchten langfristige Perspektiven schaffen.“ Mit der Kraft des Unternehmertums nämlich, indem man Menschen dazu befähigt, künftig für sich selbst sorgen und davon nachhaltig leben zu können.

Viele Projekte haben sich in der Vergangenheit bereits mit der Armutsbekämpfung in Afrika auseinandergesetzt, sind mit dem hehren Ziel zu helfen auf den Kontinent gekommen und hatten dafür zahlreiche Ideen im Gepäck. Das Problem ist: Strategien, die in Europa funktionieren, tun das selten auch in Afrika. Man ist mit Plänen und Geld nach Afrika gereist und hat den Menschen erklärt, was sie zu tun hätten, damit es ihnen besser gehe. Die wenigsten Menschen mögen es al-

Jürgen Hofer ist ein Mann der Wirtschaft und seit vielen Jahren begeisterter Radsportler. Für die Stiftung Stay radelt er um Europa.

„Wir wollen mit der Befähigung von Menschen hin zu Kleinstunternehmern eine Art Revolution von innen heraus schaffen.“

JÜRGEN HOFER

lerdings, wenn man ihnen sagt, was sie zu tun haben. Stay geht deshalb einen anderen Weg, setzt auf Kooperation auf Augenhöhe mit afrikanischen Sozialunternehmen und unterstützt deren eigene Projekte gegen Armut in ihrer Heimat. „Ich denke, dass diese Entwicklung von innen große Kraft hat. Die Idee mag nicht für alle funktionieren, für die sie aber funktioniert, tut sie es sehr gut“, so Hofer.

Mit vielen Ehrenamtlichen, Praktikanten und einem kleinen Team fester Mitarbeiter hat Stay Netzwerke in Uganda, Ruanda und Kenia aufgebaut und bisher rund 100 Sozialunternehmen vernetzt. Mittlerweile gibt es Projekte zur Imkerei-Ausbildung, zum Anbau von Biogetreide, zur Aufforstung oder Bildung für Jugendliche. Unterstützt wird unter anderem mit Anschubfinanzierungen, ein strenges Controlling sorgt für die notwendige Transparenz. Hofer: „Wenn jemand in die Stiftung investiert, soll er genau wissen, was mit seinen Geldern passiert und welche Wirkung sie tatsächlich haben.“ Durch die Einkommensprogramme konnte schon mehreren tausend Menschen geholfen werden, laut Hofer sei es das Ziel, bis 2026 einer Million Menschen aus der Armut zu helfen: „Schön wäre es, wenn sich unser Modell auch auf andere Regionen der Welt im Sinne eines Social Franchise skalieren ließe.“

KILOMETERGELD „Wir leisten mit der Stiftung einen wertvollen Beitrag zur Armutsbekämpfung, nun ist es in der Wirtschaft jedoch so, dass das beste Produkt nichts nützt, wenn es keiner kennt“, sagt Jürgen Hofer. Damit hat er zweifelsohne Recht und auch gleich eine Lösung dafür. Und liefert damit auch den Grund, warum er um Europa radelt: „Mit meiner Tour will ich auf unsere Vision für Afrika aufmerksam machen und darauf, dass unternehmerische Kraft der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung sein kann.“

Am 30. April macht er sich also auf den Weg. Gestartet wird in Stuttgart, seine Route führt ihn zunächst nach Innsbruck (1. Mai), dann über die Alpen um ganz Italien, entlang der Côte d’Azur, durch Spanien, Portugal, Frankreich und durch Norddeutschland nach Polen. Von dort sollte es weiter durch Osteuropa zum Schwarzen Meer gehen, wie die Route genau aussehen wird, wird sich ob der aktuellen Umstände noch zeigen. Entlang der Adria geht es voraussichtlich über Slowenien, Ungarn, die Slowakei und Tschechien wieder retour. Insgesamt sind rund 15.000 Kilometer und 175.000 Höhenmeter zu bewältigen. Der viermalige Ironman-Teilnehmer will die Tour in acht Wochen schaffen. Das sind im Schnitt 250 Kilometer und über 2.500 Höhenmeter täglich. Hofer möchte die Strecke allein – abschnittsweise mit verschiedenen Projektunterstützern – auf seinem Crossbike mit Straßenbereifung zurücklegen. Das verlangt nach leichtem Gepäck. Nicht mal Musik soll laut eigenen Angaben dabei sein.

Plan ist, jeden gefahrenen Kilometer in eine Spende von 10 Euro umzuwandeln, macht also 150.000 Euro, die damit lukriert werden sollen. Jeder erradelte Euro geht zu hundert Prozent in die Stiftung, „sämtliche Kosten, die für die Tour anfallen, übernehme ich selbst“, verspricht Hofer. Zehn Kilometer finanzieren in etwa einen Imker, 20 Kilometer einen Getreidebauer, 30 Kilometer ermöglichen einem Jugendlichen eine Ausbildung und mit 50 Kilometern bringt man Bäume zum Wachsen. Begleitet wird Jürgen Hofer auf verschiedenen Social-Media-Kanälen und der Homepage der Stiftung. Stay tuned!

STIFTUNG STAY

Die Stuttgarter Stiftung fördert unternehmerische Initiativen in Uganda, Ruanda und Kenia für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände der ärmsten Familien. Die Entwicklungsarbeit soll für messbaren, bleibenden Fortschritt sorgen. www.stay-stiftung.org

Unter stay-stiftung.org/stayrider gibt’s Infos und Spendenmöglichkeiten zu Jürgen Hofers Radrundfahrt um Europa.

KLEINE PERLEN DER HOFFNUNG

Moldau ist das ärmste Land Europas. Rund 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes kommen über Gelder zustande, die Moldauer*innen, die im Ausland arbeiten, nach Hause an ihre Familien überweisen. Schon vor dem Ukrainekrieg stand das Land vor großen Herausforderungen. Ein Walnussprojekt gibt ein kleines bisschen Hoffnung.

Die Republik Moldau hat es wahrlich nicht leicht. Im kleinen Staat treffen täglich tausende ukrainische Flüchtlinge ein. Gemessen an der eigenen Bevölkerungszahl hat kein Land mehr Vertriebene aufgenommen und das, obwohl das Land zu den ärmsten Europas gehört. Eine Person in Moldau hat im Schnitt 1,30 Euro pro Tag zur Verfügung, entsprechend schlecht steht es um die Versorgung von Kindern, um Bildung und das Gesundheitswesen. Und all das nur eine Flugstunde von Wien entfernt. Die Eltern arbeiten vielfach im Ausland, sodass die Kinder oft verwahrlosen und verarmen, ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. 2011 haben Figen und Markus Webhofer das Projekt „Fernuci“ gegründet und gemeinsam mit Freunden aus Österreich und Moldau einen Walnussgarten im Dorf Ciuciulea ins Leben gerufen. Mit dem Sozialprojekt soll ein Fundament geschaffen werden, das den Menschen vor Ort hilft, ein Alltagsleben mit ihrer Familie zu führen und ein regelmäßiges Arbeitseinkommen zu generieren. Der Gedanke ist also ein ähnlicher wie jener von Stay von der Seite zuvor. „Wir haben Schritt für Schritt begonnen, den Walnussgarten und eine Verarbeitungsanlage für Walnusskerne aufzubauen. Das ist heute die Grundlage für ein stabiles soziales Leben im Dorf“, schildert Figen Webhofer. Heute arbeiten rund 80 Menschen im Walnussgarten. Nach zehn Jahren ist es sogar gelungen, im vergangenen Herbst eine zweite Volksschule zu eröffnen, denn erfreulicherweise gibt es dank des Projektes heute auch wieder mehr Kinder im Dorf. Webhofer: „Es ist mehr als erfreulich, auf diese Weise Sinn stiften zu können. Mit dem Projekt fördern wir außerdem junge Talente im Bereich der Malerei und Literatur. Auch die gegründeten Fußballclubs aus Ciuciulea schlagen sich wacker – insbesondere das Frauenteam.“

GESUND HELFEN Unterstützen kann man das Projekt ganz einfach, indem man die dortigen Walnüsse kauft. Unter www.wanu.at lassen sich verschieden große Boxen bestellen. Und das Gute daran: Walnüsse sind richtig gesund. Eine tägliche Handvoll Walnusskerne mit ihrem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, den Vitaminen A, B und C, Mineralstoffen wie Zink, Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen wirken tatsächlich Wunder. Dazu stärken sie das Immunsystem und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Die Bäume wachsen auf von Hand aufbereiteten Böden, deren Humuserde zu 100 Prozent ökologisch behandelt wird. Das sorgt für eine rundum gesunde Ernte.

WALNUSSBOX

Eine Box enthält handgeschälte BioWalnüsse in feinster Qualität, deren Kauf einen wertvollen Beitrag zum Sozialprojekt leistet. Gleichzeitig tut man sich auch selbst Gutes, weil Walnusskerne ein echtes Superfood sind. Erhältlich sind Boxen mit Walnusshälften sowie kleineren Stücken für Müslis, Salate & Co zu 1, 5 und 10 Kilo ab 32 Euro, auf Wunsch auch mit Geschenkverpackung. www.wanu.at

„UNSER PLANET IST UNSER ZUHAUSE, UNSERE ZUKUNFT“

Die CURA COSMETICS GROUP begegnet nicht nur seinen Mitmenschen mit Respekt sondern auch der Umwelt. Eine Philosophie, die sich in allen Facetten des Unternehmens widerspiegelt.

Das Tiroler Kosmetikunternehmen CURA COSMETICS GROUP mit Sitz in Innsbruck wurde 1999 gegründet und begeistert seit jeher Kund*innen mit innovativen und individuellen Produkten. Dabei achtet das Unternehmen stark auf einen verantwortungsbewussten Umgang, vor allem und besonders gegenüber der Natur. Seit dem 1. August 2020 gibt es in der CURA COSMETICS GROUP einen eigenen Nachhaltigkeitsmanager, der aktuell die Schwerpunkte ökologische Nachhaltigkeit sowie soziale Nachhaltigkeit betreut. Die erste Maßnahme war die Ermittlung des CO2-Company-Footprints. Eine regelmäßige Evaluierung des CO2- Fußabdruckes ist dabei Grundlage für Maßnahmen, die der Reduktion dieses Fußabdruckes bis zur vollkommenen CO2-Neutralität dienen. Aktuell wird CURA bei der Bestimmung des CO2-Footprint von Climate Partner unterstützt. „Die Cura setzt sich zum Ziel, den CO2- Footprint jährlich festzustellen und dafür

Ein eigenes Sustainability-Projektteam arbeitet interdisziplinär an der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.

zu sorgen, den CO2-Ausstoß kontinuierlich zu senken“, erklärt Gerhard Kaiser, einer der Geschäftsführer des Kosmetikunternehmens. Gebäudebezogene Maßnahmen zur Reduktion seien hier relativ kurzfristig umsetzbar. Der Zeitrahmen für die vollkommene CO2-Neutralität ist aktuell aber noch nicht absehbar. Zudem steht die CURA COSMETICS GROUP im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit regelmäßig mit dem Verband Amfori in Kontakt. Über diesen Verband, bei dem CURA auch Mitglied ist, wird die soziale Nachhaltigkeit entlang der gesamten Supply-Chain sichergestellt.

Im Dezember 2021 wurde außerdem das Projektteam Sustainability ins Leben gerufen, das sich aus Mitarbeitenden aus verschiedensten Abteilungen wie Produktmanagement, Forschung und Entwicklung, Einkauf und Marketing zusammensetzt. Dieses interdisziplinäre Team entwickelt zusammen die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Hier zeigt sich, welche vielfältigen Bereiche durch das Thema Nachhaltigkeit betroffen sind. „Für die Cura ist es von vordringlicher Bedeutung, Nachhaltigkeit auch im strategischen Konzept der Firmengruppe zu verankern und damit unmittelbar an die allgemeine Unternehmensstrategie anzuknüpfen. Nachhaltigkeit passt hervorragend zum Wertesystem der CURA Gruppe“, so Kaiser.

NACHHALTIGES FIRMENGEBÄUDE

Auch bei der Errichtung der Headquarters in Innsbruck hat die CURA COSMETICS GROUP auf eine nachhaltige Bauweise geachtet. Der Bau des Bürogebäudes wurde an den Passivhausstandard angepasst errichtet. Das Gebäude wurde in isolierter Ziegelbauweise nach dem Modell eines Stadthauses geplant, um direkte Sonneneinstrahlung zu minimieren. Gearbeitet wurde mit einem aktiven Raumlüftungskonzept, über das auch geheizt und gekühlt wird. Am Dach des Bürogebäudes sowie der Lagerhalle befindet sich jeweils eine Photovoltaikanlage, die im Sommer bis zu 100 Prozent der benötigten Energie erzeugt. Zusätzlicher Energiebedarf wird ebenfalls aus ausschließlich nachhaltigen Quellen über die Innsbrucker Kommunalbetriebe bezogen.

Regionalität spielt beim Nachhaltigkeitskonzept von CURA ebenso eine große Rolle. Als stark exportorientiertes Unternehmen spiegelt sich diese vor allem in der Beschaffung der Rohstoffe und Pack- sowie Werbemittel wider. Beispielsweise wurde das Hochregallager als massiver Holzbau aus nachhaltigem Tiroler Lärchenholz ausgeführt. „Wir sind regional sehr gut verankert und beschaffen nahezu 100 Prozent der Drucksorten, Kartonagen und Etiketten in der näheren Umgebung bzw. bei österreichischen Firmen“, erläutert Kaiser. Je nach Verfügbarkeit gibt es bei bestimmten Rohstoffen Kooperationen mit heimischen Anbietern. Auch in der Forschung ist CURA stark regional verankert, so bestehen Kooperationen mit der Universität Innsbruck im Bereich der Grundlagenforschung.

Die Mitarbeiter*innen haben außerdem die Möglichkeit, am Dach des Logistikgebäudes im Rahmen eines Urban-Gardening-Projektes selbst Kräuter und Gemüse anzubauen. Fortbildungen zu biologischem Anbau werden ebenfalls organisiert. Kooperiert wird hier mit dem Sozialprojekt Emmaus, das ehemalige Suchtkranke bei der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben unterstützt.

PERSONENVERKEHR

Der Fuhrpark an Firmenfahrzeugen wird sukzessive auf Elektro- bzw. Hybridautos umgestellt. Dazu gibt es bereits fünf E-Tankstellen am Firmengelände. Eine Erweiterung ist in Planung. Die Anzahl von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb steigt nahezu monatlich. Mitarbeiter*innen haben darüber hinaus die Möglichkeit, gratis E- Bikes auszuleihen und auch die private Anschaffung von Fahrrädern und E-Bikes wird finanziell

Die CURA-Geschäftsführer Gerhard Kaiser, Manuel Reinalter und Hannes Kohl mit Mehrheitsgesellschafterin Judith Williams.

und steuerlich gefördert. Über das Jobticket der Innsbrucker Verkehrsbetriebe wird auch die Öffinutzung der Mitarbeiter*innen finanziell unterstützt.

GRÜN UMHÜLLT

Im Bereich der Verpackungen arbeitet die CURA COSMETICS GROUP laufend an Sortimentsoptimierungen nach dem Prinzip „Reduce / Re-use / Re place / Re-cycle“. Seit Anfang 2021 sind die ersten CO2-neutralen Produkte der CURA-Beautylabels am Markt. Aktuell werden zum Beispiel die Spirit Eau de Parfums umgestellt: Anstatt der Plastikeinlagen wird die Ware dann nur mehr in Karton-Faltschachteln mit Flakonhalterungen ausgeliefert. Der Versand von Paketen aus dem CURA-Backoffice erfolgt seit letztem Jahr völlig kunststofffrei.

REZEPTUREN

Hier spielen die Solids eine wesentliche Rolle. Es geht dabei vor allem um die Vermeidung von CO2 durch Gewichtsreduktion (Verzicht auf Wasser) im Transport. Darüber hinaus liegt enormes Potential im Upcycling von Rohstoffen. Hier wird auch aktiv an neuen Ansätzen geforscht (z. B. wie wertvolle Wachse für Kosmetik aus Apfel-Pressrückständen gewonnen werden können). PR

CURA COSMETICS GROUP

ist ein internationales Unternehmen im Bereich der Kosmetik seit 1999 • Hauptgeschäftsfelder:

Markenentwicklung und -vertrieb,

Private Label, Start-up-Business,

Forschung & Entwicklung • Vertriebskanäle: Einzelhandel,

Teleshopping, Online • MitarbeiterInnen: 180 • Frauenanteil: 80 % • Umsatz: 60.000.000 Euro • Geschäftsführung: Gerhard Kaiser,

Hannes Kohl, Manuel Reinalter

CURA MARKETING GMBH

Doktor-Franz-Werner-Straße 19 6020 Innsbruck Tel.: 0512 262676 E-Mail: office@cura.co.at www.curacosmeticsgroup.com

Am Dach des Bürogebäudes befindet sich eine Photovoltaikanlage, die im Sommer bis zu 100 Prozent der benötigten Energie erzeugt.

ZUKUNFT

Neue Pflege-Wege

Community Nursing, aus dem Englischen so viel wie „Gemeindepflege“, ist eine Pflege, die außerhalb etablierter Einrichtungen stattfindet. Community Nurses sollen niederschwellig, bedarfsorientiert und bevölkerungsnah auf Gemeindeebene tätig sein. Das Angebot richtet sich an ältere zu Hause lebende Menschen, mit be(vor)stehendem Informations-, Beratungs-, Pflege- und/oder Unterstützungsbedarf sowie deren pflegende und betreuende Angehörige und Familien. Ziel ist es laut Bundesministerium, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, das Wohlbefinden zu verbessern sowie den Verbleib von älteren Menschen im eigenen Zuhause nicht zuletzt durch Stärkung der Selbsthilfe von Betroffenen zu ermöglichen. Derzeit ist man dabei, dazu rund 150 Pilotprojekte in Österreich zu etablieren, eines davon wurde vor Kurzem in Hall von der Europäischen Union genehmigt. Mit dem Projekt „Community Nursing Hall“ werden in den kommenden drei Jahren zwei Community Nurses inklusive einem E-Auto und einem E-Bike mit 356.650 Euro finanziert. Hall ist damit eine der wenigen Kommunen in Tirol, die eine Förderzusage erhalten haben. Die Pilotprojekte werden im Rahmen des österreichischen Aufbau- und Resilienzplanes umgesetzt und von der EU über den Wiederaufbaufonds NextGenerationEU finanziert. Die Community Nurses werden auch im Sinne der aufsuchenden Beratung vor Ort tätig sein und über gesundheitsfördernde, nichtmedizinische Angebote im wohnortnahen Umfeld informieren. Zudem wird die Zusammenarbeit von Hausärzten und Versorgungsanbietern mit dem Entlassungsmanagement des Landeskrankenhauses Hall und der örtlichen Privatuniversität UMIT TIROL gestärkt werden. Langfristig soll damit eine standardisierte Koordination von Pflege- und Betreuungsangeboten innerhalb der Stadt Hall etabliert werden. Das Projekt wird zunächst mit einem Fokus auf die Stadtteile Schönegg und die Haller Altstadt starten und den Aktionsradius sukzessive auf das weitere Stadtgebiet ausdehnen. Mögen noch viele weitere Projekte folgen.

DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN

Die Medizinische Informatik treibt die Entwicklung der Gesundheitsversorgung maßgeblich voran. Im Masterstudium Medizinische Informatik der UMIT TIROL werden Expert*innen ausgebildet, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen mitgestalten können. Das Studium setzt inhaltlich auf die Schwerpunkte Klinische Informationssysteme, Gesundheitsvernetzung und eHealth, Health Data und Decision Science sowie Biomedizinische Technik. Während des Studiums profitieren die Studierenden von einem breiten Netzwerk von Kooperationspartnern aus Industrie, Gesundheits- und Forschungseinrichtungen und von Absolventen der UMIT TIROL, die national und international in Toppositionen tätig sind. Das didaktische Konzept ermöglicht dabei auch eine gute Vereinbarkeit mit dem Beruf. www.umit-tirol.at

Ivo Graziadei, Primar der Abteilung für Innere Medizin, und Walter Mark, Primar der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Landeskrankenhaus Hall

HIGHTECH - BLICK INS INNERE

Jedes Jahr kommen im Landeskrankenhaus (LKH) Hall rund 7.000 Patient*innen zu einer Endoskopie-Untersuchung, mit der die Organe im Inneren des Körpers begutachtet werden können. Seit Februar sind fünf neue Endoskopie-Geräte auf dem technisch letzten Stand im Einsatz, vier davon im Ambulanzbetrieb und einer im OP-Bereich. Die Investition betrug 1,2 Millionen Euro. Die Geräte arbeiten auch mit künstlicher Intelligenz und leisten damit einen wichtigen Beitrag für eine optimale Krebsvorsorge. Die Abteilung für Innere Medizin hat seit über 20 Jahren einen Schwerpunkt für Leber- und Darmerkrankungen, die gerade in der Vorsorgemedizin eine wichtige Rolle spielen.

Dr. Stefan Waldhof, Unfallchirurg und Sporttraumatologe bei medalp

HALLUX GUT, ALLES GUT

Kompetente und individuelle Rundumbetreuung bei medalp

Beim sogenannten Hallux valgus oder Ballenfuß handelt es sich um Fehlstellungen der Großzehen. Sie entstehen bei etwa einem Viertel der Bevölkerung und können sehr schmerzhaft werden. Breites Schuhwerk und Fußtraining können zwar als vorbeugende Maßnahmen dienen, allerdings lässt sich ein operativer Eingriff nicht immer vermeiden.

EXPERTENMEINUNG

Unfallchirurg und Sporttraumatologe Dr. Stefan Waldhof ist auf die operative Behandlung des Hallux valgus spezialisiert. „Wer schon einmal dauerhafte Schmerzen bei jedem Schritt hatte, weiß, wie sehr der Alltag dadurch beeinträchtigt werden kann“, erklärt er. „Da hilft es, wenn möglichst schnell eine professionelle Abklärung, gefolgt von einer operativen Behandlung inklusive erfahrener Nachbehandlung aus einer Hand angeboten werden können.“

PATIENTENORIENTIERT Wenn möglich, werden Eingriffe minimalinvasiv durchgeführt. Das ermöglicht in der Regel einen rascheren Heilungsverlauf und eine schnellere Regeneration. Dadurch können auch Komplikationen deutlich reduziert werden. „Ziel der Hallux-valgus-Behandlung ist es, dass unsere Patienten zum idealen Zeitpunkt operiert werden und nach dem Eingriff so schnell wie möglich wieder mobil werden“, erläutert Dr. Waldhof, der einige Hundert Eingriffe pro Jahr durchführt und somit über die entsprechende Expertise verfügt. PR

MEDALP-FAKTENCHECK

• Hervorragende Expertise durch 3.300 OPs pro Jahr • Modernste Technologie und top ausgebildetes Personal • Schnelle und professionelle Betreuung noch am selben Tag • 5 Standorte in Tirol • Diagnostik: MRT, CT, Röntgen • Unfallchirurgie, Orthopädie, Sportmedizin • Physiotherapie und spezielle Unterwasserbehandlungen • Erfolgreiches back2sport-Programm und Trainingsbetreuung

KONTAKT:

medalp – Zentrum für ambulante Chirurgie Betriebs GmbH

Medalp-Platz 1, A-6460 Imst, Tel.: +43 5418 51100 E-Mail: info@medalp.com, www.medalp.com

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ieser Stern ist so etwas wie der Polarstern für die touristische Orientierung des Landes. Seine Leuchtkraft zieht jene nach Obsteig, die es ernst meinen mit dem großen ökologischen Wandel und auch die Dynamik erleben wollen, die in ihm steckt. Sie ist prickelnd. 2012 war das Landhotel Stern in Obsteig das einzige klimaneutrale Hotel Österreichs, 2020 wurde es mit dem Trigos ausgezeichnet, der renommiertesten Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften, und 2021 war es der Tirol Change Award der Lebensraum Tirol Holding, den der regionale Wegbereiter empfangen durfte. In den Preisen steckt viel Anerkennung für unzählige Schritte, die der Stern seit über zehn Jahren unter den Vorzeichen der ganzheitlichen Verantwortung gegangen ist. Und weiter geht. Gerade wird im Haus beispielsweise das erste Ökohallenbad fertiggestellt. Mit ihm zeigen Stern-Chef René Föger und sein Team, dass es mit zielgerichteter Cleverness sogar möglich ist, die ökologische Wildsau Hallenbad im Sinne der Nachhaltigkeit zu zähmen. Das Bad stellt wieder ein Highlight im nie endenden Prozess dar. Der eindrucksvollste Effekt des konsequent durchgezogenen ökologischen, ökonomischen und sozialen Engagements zeigt sich brandaktuell aber in der Resilienz des Hauses.

Während landauf, landab gastgebende Unternehmen unter dem Mangel an Mitarbeiter*innen, dem Ersatz russischer Käfigeier, der hohen Inflation oder den extrem gestiegenen Energiepreisen ächzen und massiv gefordert sind, die Häuser ganz praktisch und bilanztechnisch am Laufen zu halten, leuchtet der Stern. „Wir sind da natürlich viel besser gewappnet. Wir haben das Problem mit den Mitarbeiter*innen nicht, weil wir damit schon immer anders umgehen mussten. Wir haben das Problem mit den Lebensmitteln nicht, weil wir eh nur regionale Lebensmittel verwenden. Wir haben das Problem mit den Energiepreisen nicht so, weil wir schon lange auf nachhaltig gesetzt haben. Die Resilienz

SPRUNG AUS DEM TEUFELSKREIS

Mit dem im Juni 2021 präsentierten neuen und vor allem nachhaltigen „Tiroler Weg“ werden die klimatisch teils durchaus teuflischen Kreisläufe des Tiroler Tourismus ins Visier genommen. Um sie zu durchbrechen und das Tourismusland in jeder Hinsicht freundlich zu gestalten, muss von extrem vielen an extrem vielen Stellschrauben gedreht werden. Der Wandelwille ist da. Die wieder geweckte satte Gemütlichkeit aber auch.

TEXT: ALEXANDRA KELLER

„Veränderungen sind anstrengend und kosten Energie. Warum solltest du das tun, wenn’s dir eh gut geht. Und doch wäre es so notwendig, dass viele diesen Weg gehen.“

ist da einfach eine andere“, sagt Föger und betont: „Wir sind den Weg aber nicht wegen der Resilienz gegangen, sondern weil wir andere Überzeugungen haben. Als ich das Hotel vor 15 Jahren übernommen habe, habe ich aus der Not eine Tugend gemacht.“

EINE TUGEND Der recht angestaubte Begriff wird kaum noch verwendet. Vielleicht, weil die Ausdrücke, mit denen er im bürgerlichen Sinn in Verbindung gebracht wird, echt wenig Sexappeal haben und mit erhobenem Zeigefinger verwendet werden: Ordentlichkeit, Sparsamkeit, Fleiß, Reinlichkeit und Pünktlichkeit. Tja. Im Vergleich weit heroischer haben die Wikinger und die alten Germanen Tugend in Ehre, Treue, Mut, Wahrheit, Gastfreundschaft, Selbständigkeit, Disziplin, Fleiß und Ausdauer entdeckt. Das passt schon besser zu den Eigenschaften, die nötig sind, um den Tiroler Tourismus unter den Vorzeichen der Klimaneutralität respektive der Rettung der Welt neu zu denken.

Die Not der Welt ist nicht zu unterschätzen und um ihr zu begegnen ist der Spruch „In der Not isst der Bauer die Wurst auch ohne Brot“ wenig hilfreich. „Not macht erfinderisch“ ist das schon eher und „aus der Not eine Tugend machen“ noch viel mehr. Diese positive Dynamik ist es, die den Stern in Obsteig zu seiner nachhaltigen Reise animierte, doch für den breiten touristischen Wandel versteckt sich darin auch eine fast logische Bremse. René Föger beschreibt sie so: „Regionen, die zu kämpfen

FOTOS STERN: © WWW.HOTELSTERN.AT/IN THE HEADROOM

Mit seinem Ökohallenbad zeigt das Landhotel Stern, dass es sogar möglich ist, die ökologische Wildsau Hallenbad im Sinne der Nachhaltigkeit zu zähmen.

haben, machen sich Gedanken und engagieren sich. Veränderungen sind anstrengend und sie kosten Energie. Warum solltest du das tun, wenn’s dir eh gut geht. Das ist etwas Urmenschliches. Und doch wäre es so notwendig, dass viele diesen Weg gehen.“

Die Notwendigkeit, von der Föger spricht, wurde vom Land Tirol in der neuen Tourismusstrategie „Tiroler Weg“ festgehalten. Im Mai 2021 wurde sie präsentiert, in einer Zeit also, in der die von den pandemiebedingten Lockdowns befeuerte Not des Tiroler Tourismus ziemlich groß war. Das umfangreiche, in Zusammenarbeit mit zahlreichen Stakeholdern und Experten erarbeitete Strategiepapier enthält nicht nur Wachstumsgrenzen, sondern auch die Ausrichtung auf Umwelt und Nachhaltigkeit. Das Wachstum steht mit all seinen Facetten schon lange in der Kritik. Bis zu 45 Millionen Nächtigungen in derzeit 330.000 Urlauberbetten stellen die Wucht dar, mit der das Tourismusland seine ökonomische Kraft zu zeigen vermag. In diesen Zahlen stecken aber zwingend auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Wirtschaftszweiges, weil die Masse teils eben massive Zugeständnisse fordert. Von der Umwelt selbstverständlich, die ihren CO2-Tribut von der Anreise bis zur Abreise und all dem energieintensiven Angebot dazwischen fordert. Eine Fortsetzung des „Höher, weiter, mehr“ ist kaum bis gar nicht mehr zu rechtfertigen. Die Massen fordern schließlich auch Zugeständnisse der Tiroler*innen, deren ehrliche Liebe zum Gastgebertum in den 1970er-Jahren weit höher war als heute. Nicht zuletzt ist der Klimawandel eine Zäsur, die ihre vielleicht bizarrste Seite darin zeigt, dass auch in Gletscherskigebieten beschneit wird und die dafür notwendigen Speicherteiche in immer luftigeren Höhen gebaut werden müssen.

Dies alles findet beispielsweise im neuen Tourismus-Index Niederschlag, der Teil der Tourismusstrategie ist. Mitarbeiter*innenzufriedenheit und Wiederbesuchsabsichten der Gäste schlagen sich darin genauso nieder wie CO2-Reduktionen oder der Anteil regenerativer Energien. „Wir wollen ein Besser statt ein Mehr, Qualität statt Quantität“, fasste Landeshauptmann und Tourismusverantwortlicher Günther Platter das Ziel in eine wohlklingende Kampfansage, die raumordnungstechnisch etwa mit der Bettenobergrenze von 300 pro Hotel umgesetzt werden soll.

In dem Zusammenhang sind die Handlungsmöglichkeiten des Landes beziehungsweise der Behörden klar und recht einfach umzusetzen. In anderen Bereichen, wie der Stärkung der regionalen Kreisläufe oder der zu steigernden Wertschätzung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus, ist das schon kniffliger.

Noch und trotz der Pandemie kann im Tiroler Tourimus relativ leicht ziemlich viel Geld verdient werden und mit entsprechender Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mitarbeiter*innen und den Lebensmittel- oder Energiewegen noch viel mehr. Investorenkonstrukte oder GmbH-Modelle sind in den touristischen Hochburgen so berüchtigt wie mächtig, weswegen das Bekenntnis des Landes zu kleinteiligen Familienstrukturen vor allem angesichts der Tatsache, dass tirolweit 2.600 Tourismusbetriebe vor der Übergabe stehen, noch viel mehr Umsetzungsdämpfe braucht. Nicht zuletzt, weil den Familien an der Spitze von Familienbetrieben die regionalen Kreisläufe am ehesten am Herzen liegen und die Zukunft ebenso. Laut Platter will Tirol jedenfalls „Vorbild der Nachhaltigkeit“ werden. Da hat Tirol richtig viel vor.

MENSCH, WIRTSCHAFT, NATUR Nachhaltigkeit im Tourismus rein durch die ökologische Brille zu betrachten beziehungsweise in aller Konsequenz umzusetzen, würde dem Tourismus wohl den Garaus machen und schon deswegen nicht mehr nachhaltig sein, weil die damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Folgen einschneidend bis verheerend wären. Um Nachhaltigkeit für den Tourismus zu definieren, wird deswegen gerne auf das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung zurückgegriffen. Dieses Konzept geht von der Vorstellung aus, dass nachhaltige Entwicklung nur durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen erreicht werden kann. „Als tragende Säule sichert der Tourismus Existenzen und Wohlstand in den Alpen. Gleichzeitig sind die Alpen ein wertvoller Naturraum. Wirtschaftliche Perspektiven auf der einen Seite, sensibles Ökosystem auf der anderen – aktuell prägen verschiedene Konflikte das Meinungsklima. Zum Nachteil für die Menschen, die in den Alpen leben und wirtschaften“, hielt der Tiroler Seilbahnexperte Hannes Parth im Zuge der Gründung des Vereins Vitalpin fest. Im April 2019 wurde diese internationale Interessengemeinschaft ins Leben gerufen, die sich als neue Bewegung für Menschen und Unternehmen in den Alpen versteht, die von und mit dem Tourismus leben. Vitalpin möchte – so die Eigendefinition – im Dialog die Tourismusgesinnung positiv beeinflussen, damit auch in Zukunft touristische Projekte umgesetzt und damit Chancen für die Menschen in den Alpen geschaffen werden. „Ohne wirtschaftliche Infrastruktur keine

Seit Generationen übernimmt „Der Stern“ in Obsteig Verantwortung für Natur, Region und Menschen und ist um nachhaltiges Wirtschaften bemüht – bis in die Küche, wo konsequent gekocht wird, was die Natur hergibt und die Bauern und Produzenten aus der Umgebung liefern können.

Lebensgrundlage in den Alpen. Ohne Innovation keine Entwicklung in den Alpen. Ohne intakte Natur keine Lebensqualität in den Alpen. Ohne lebendige Kultur keine Seele in den Alpen. Ohne gleichwertige Berücksichtigung der Bereiche Mensch, Wirtschaft und Natur keine ausgewogene Sichtweise auf die Zukunft in den Alpen“, lauten die Kernbotschaften des Vereins. Wieder ist es das Drei-Säulen-Modell für nachhaltige Entwicklung, das ins Auge sticht. Wieder sind es Mensch, Wirtschaft und Natur. Diese Dreifaltigkeit bestimmt die Zukunft.

Seit Gründung des Vereins Vitalpin ist viel passiert. Auch die Pandemie. Ja, vor allem die. „Wir haben vor allem anfangs gemerkt, dass die Unsicherheit zu einer Schockstarre geführt hat. Die Pandemie hat dann im weiteren Verlauf aber auch gezeigt, dass tiefe und ehrliche Nachdenkprozesse bei den Unternehmern initiiert wurden und viele wirklich etwas ändern möchten. Sobald diese Erkenntnis da ist, kommen unsere Mitglieder meist auf uns zu und gemeinsam besprechen wir dann, was konkret wir angehen können“, erklärt Vitalpin-Geschäftsführerin Theresa Haid. Die Pandemie hat das Wachstum des Vereins zwar eingebremst, doch werden aktuell rund 130 Mitgliedsorganisationen gezählt. Und die Unternehmen, die sich an den Verein wenden, verbindet ein roter Faden. „Ja, der rote Faden ist, dass fast alle unsere Mitglieder in puncto Nachhaltigkeit auf uns zukommen und sich Orientierung und Mithilfe bei der Erarbeitung von Nachhaltigkeitsstrategien wünschen. Oft ist der erste Schritt der, dass sie sich einfach mal informieren lassen und fragen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt und was wir empfehlen: Allein die Begrifflichkeiten, Angebote und Zertifikate, die es mittlerweile im Bereich der Nachhaltigkeit gibt, sind erschlagend für unsere kleinstrukturierten Unternehmen und da hilft Vitalpin dann gerne“, sagt Haid.

Sie kann zahlreiche Role Models nennen – von Mobilitätsprojekten wie dem „Uber für Destinationen“ in Bad Hindelang über innovative Nachhaltigkeitskonzepte in der Hotellerie, wie der Nose-to-Tail-Verwertung im Falkensteiner Ehrenbürger Hof oder dem Gemeinwohlprinzip im Hotel Südtiroler Drumlerhof, bis hin zur Mobilitätsapp der Region Wilder Kaiser und den CO2-minimierenden Projekten von Skigebieten. Je mehr, desto besser, und die Projekte zeigen, dass zwischen den hehren Zielen und dem ganz konkreten, die Kreislaufwirtschaft in all ihren Facetten berücksichtigenden Umbau eines Hotels, eines Tourismusunternehmens oder des Angebotes einer Destination ein steiniger Weg liegt.

Als ersten Dominostein nennt Theresa Haid die Erstellung von CO2-Bilanzen. „Sie geben eine sehr gute erste Orientierung über die größtmöglichen Hebel eines jeden Unternehmens“, sagt sie und erklärt: „Events sind in der Regel die größten CO2-Verursacher in den Bilanzen der Destinationen. Hier haben wir gemeinsam mit Climate Partner Eventrechner entwickelt, mit denen die Tourismusverbände selbst und unkompliziert den CO2-Fußabdruck von Veranstaltungen berechnen können. Dies ist insbesondere auch hilfreich für Veranstaltungen, die die TVBs finanziell unterstützen sollen. Mit Hilfe des Rechners kann schnell herausgefunden werden, ob ein Event den Nachhaltigkeitskriterien des TVB entspricht und somit unterstützt wird oder eben

nicht. Dies gibt den Destinationen nachvollziehbare Argumentationen für das Eventsponsoring an die Hand.“ Derart lenkende Instrumente sind es, mit denen das Thema angeheizt werden soll. In die richtige Richtung lenkende Projekte sollen das auch.

Von der Lebensraum Tirol Holding wurde beispielsweise das Projekt „Clean Alpine Region (CLAR)“ als Pilotprojekt im Bereich Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energie ins Leben gerufen – für Tourismusregionen, wie der Name schon verrät. In einem ersten Schritt wurden vier Pilotregionen ausgewählt, die von der Standortagentur Tirol, der Tirol Werbung und dem Land Tirol unterstützt und deren Maßnahmen aus EU-Mitteln des Programms IWB EFRE Österreich mit bis zu 200.000 Euro je Region finanziert werden. Neben dem Kufsteinerland, der Region St. Johann in Tirol und dem Kaunertal zählt das Pitztal dazu. Dort ist Nachhaltigkeitsmanager Michael Metzler auch für die Dynamik des CLAR-Projektes zuständig. Gegenüber eco.nova sagt er zu seiner Rolle im TVB Pitztal: „Im neuen Tiroler Weg wird zukünftig eine Personalie für Nachhaltigkeit verlangt, es ist aber noch unklar, ob hauptberuflich oder anders. Die Personalie des hauptberuflichen Nachhaltigkeitsmanagers wird aber unabhängig vom Tiroler Weg und auch unabhängig von der Weiterführung oder Einstellung des CLAR-Projekts als Personalie im TVB erhalten bleiben.“

Mit Metzler scheint im November 2020 das Thema Nachhaltigkeit ins Pitztal gekommen zu sein, um zu bleiben – und kein Greenwashing zu betreiben. In der relativ kurzen und von der Pandemie gezeichneten Zeit wurde beispielsweise eine Mobilitätsstudie durchgeführt, deren Lösungsansätze mit Fokus auf Last Mile und Micro-ÖV kommendes Jahr auch in Workshops präsentiert werden. 2021 wurde der Gletschermarathon als Green Event durchgeführt und das wird auch so green bleiben. Noch 2022 wird sich die Region für das österreichische Umweltzeichen bewerben, die Erstellung der CO2-Bilanzen und die Maßnahmenkataloge sollen Stück um Stück alle Betriebe in diese Richtung führen. Viel Arbeit für Metzler also, der feststellt: „Das Bewusstsein steigt stetig. Das merkt man auch im Alltag sehr. Das Bewusstsein und der Wandelwille müssen aber trotzdem noch weiter angekickt werden. Wir sind noch nicht am Ziel und haben auch noch nicht die kritische Masse erreicht, wo das Pendel in die andere Richtung umschwingt und das Nachhaltige zur Normalität wird. Im Tourismus mit den Betrieben glaube ich da an den Weg der Willigen. Sprich, es nützt nichts, wenn ich mich mit Leuten, die an dem Thema kein Interesse haben, in stundenlange Diskussionen verstricke. Das ist verlorene Energie und Liebesmühe. Es macht mehr Sinn, sich interessierte Betriebe zu schnappen und aktiv Hilfe zu leisten. Der eine oder andere Betrieb, der das bei dem Nachbarn sieht, wird dann auch interessiert sein an dem Thema und will nacheifern.“

Mit einer interessierten und zum Nacheifern bereiten Pitztaler Truppe ist Metzler auch nach Obsteig gefahren. Zum Stern, wo nichts geheim gehalten wird. „Wir machen auch Wissenstransfer für die Branche und werden alles, auch die Zahlen, in einem Handbuch zur Verfügung stellen und diesen Knowledge-Transfer forcieren“, sagt René Föger, der es echt zu genießen scheint, ständig kreativ zu sein und diese Kreativität auch zu teilen. Und mit dem Stern weiterhin der Polarstern für die touristische Entwicklung des Landes zu sein.

„Die Pandemie hat gezeigt, dass tiefe und ehrliche Nachdenkprozesse bei den Unternehmern initiiert wurden und viele wirklich etwas ändern möchten.“

THERESA HAID, VEREIN VITALPIN

„Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird.“

ROBERT SWAN

GREEN-MEETING-VORREITER

Beim vergangenen Europäischen Forum Alpbach, quasi der Paradeveranstaltung des Congress Centrum Alpbach (CCA), wurde ebendiesem sowie 13 weiteren Tourismusbetrieben aus der Region das Österreichische Umweltzeichen verliehen. Dieses unterstützt seit 30 Jahren Unternehmer*innen dabei, ihre Produkte und ganze Unternehmen umweltfreundlicher zu gestalten. „Insbesondere das Congress Centrum hat sich in den letzten Jahren als regionaler und internationaler Vorreiter der Tourismusentwicklung erwiesen. Gemeinsam mit ambitionierten Tourismusbetrieben zeigt das Alpbachtal, wie auf die Herausforderungen der Klimakrise zukunftsorientiert reagiert werden kann“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler im Rahmen der Verleihung. Bereits seit 2010 verfolgt das CCA nachhaltige Grundsätze. Mit dem Erweiterungsbau im Jahr 2016 wurden auch beim Gebäude neue Maßstäbe gesetzt. Die hohe Energieeffizienz sowie der sparsame Stromverbrauch, der zudem zu hundert Prozent aus Wasserkraft stammt, sind nur einzelne Maßnahmen von einer langen Liste, die erfüllt werden. Dafür, und auch für das nachhaltige Eventmanagement, erhielt das CCA Alpbach zudem erneut die Auszeichnung als „Green Location“. Die Auszeichnung des Europäischen Forums Alpbach mit dem Green-Meeting-Zertifikat für die Veranstaltung 2021 zeigt, dass selbst Großveranstaltungen wie das Forum mit nachhaltigem Engagement umgesetzt werden können.

© NORBERT FREUDENTHALER

© TOMI VADÁSZ / UNSPLASH

NACHHALTIG MOBIL IM URLAUB

Klimawandel und Bewegungsmangel sind Entwicklungen, die Verhaltensänderungen des Menschen notwendig machen. An dieser Schnittstelle setzt eine Stiftungsprofessur für Aktive Mobilität der Universität Innsbruck an: Ausgehend von einem sportwissenschaftlich-gesundheitsorientierten Schwerpunkt und in enger Kooperation mit Fachleuten aus Verkehrsplanung, Ökonomie, Management und Psychologie werden an der Universität Innsbruck Konzepte erarbeitet, die eine nachhaltige Veränderung des Mobilitätsverhaltens bewirken können. „Aktive Mobilität genießt in Tirol einen hohen Stellenwert“, sagt Markus Mailer, Professor für Verkehrsplanung. „Das zeigt sich etwa daran, dass wir beim Anteil der zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege österreichweit im Spitzenfeld liegen.“ Und Martin Schnitzer, Professor für Sportökonomie, ergänzt: „Auch der Tourismus in Tirol ist auf Aktivität und Gesundheit ausgerichtet. Daher erscheint uns die Förderung von aktiver Mobilität speziell in der Verbindung von Bewegung in Alltag und Freizeit besonders vielversprechend.“ Durch die Einbindung mehrerer Fakultäten und Kompetenzbereiche der Universität Innsbruck können zusätzlich zur aktiven Mobilität im Alltag die Besonderheiten des Tourismus und des alpinen Raumes berücksichtigt werden. Dabei werden nachhaltige Ideen für die Anreise der Gäste in den Tourismuskonzepten der Zukunft ein wesentlicher Aspekt sein. Aktive Mobilität im Urlaub kann darüber hinaus als Impuls zu Verhaltensänderungen im Alltag dienen. Finanziert wird die Professur für fünf Jahre von Klimaschutzministerium, Land Tirol und zahlreichen Partnern aus der Region.

© DAVID SCHREYER

GDS-INDEX-BENCHMARKING

Das Convention Bureau Tirol (CBT) hat in einem kollaborativen Prozess unter öffentlicher Konsultation und begleitet durch Expert*innen der Tourismus- und Meetingbranche sowie externe Stakeholder eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Kongress- und Tagungsland Tirol entwickelt. Die Strategie mit dem Titel „ReGeneration NOW“ beinhaltet unter anderem einen umfassenden Maßnahmenplan mit konkreten Zielen, die auf den Sustainable Development Goals (SDGs), den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, fußen. Um diese nachhaltige Entwicklung messbar zu machen, hat sich das CBT einem umfangreichen, internationalen Destinations-Benchmarking-Prozess des Global Destination Sustainability Index (GDS-Index) unterzogen, bei dem über 80 Leistungskriterien in den Bereichen Umwelt, Soziales, Lieferanten sowie Destinationsmanagement gemessen werden. Die Meetingdestination Tirol hat sich bei ihrer ersten Teilnahme direkt unter die weltweit nachhaltigsten Kongressdestinationen katapultiert. Besonders gute Ergebnisse wurden dabei in den Bereichen Umwelt, Soziales und Destinationsmanagement erzielt. Luft nach oben gibt es derzeit noch im Bereich Wertschöpfungskette. Dazu zählen etwa die Zertifizierungen einzelner Betriebe, Anreisemöglichkeiten und Impact Management. Die entsprechenden Schritte finden sich schon im Maßnahmenkatalog des Convention Bureau Tirol. convention.tirol NACHHALTIGKEITSASSESSMENT

Eine nachhaltige Wirtschaftsweise bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile und macht sie zukunftsfähig. Durch die Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ergeben sich wertvolle Chancen. Das Enterprise Europe Network (EEN) der Standortagentur Tirol unterstützt bei der nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Ein spezielles NachhaltigkeitsAssessment richtet sich an Unternehmen aus Tirol und Vorarlberg und befasst sich mit den 17 Sustainability-Zielen der UN, die bis 2030 erreicht werden sollen. Nach einem Vorabgespräch, bei dem die Erwartungshaltungen abgeklärt werden und ein kurzer Fragebogen ausgefüllt wird, werden im Zuge des Nachhaltigkeits-Assessments zusammen mit Vertretern des jeweiligen Unternehmens verschiedene Themenbereiche durchgegangen. In einem FeedbackWorkshop werden die Ergebnisse diskutiert und gemeinsam Maßnahmen erarbeitet. Die Pletzer Resorts sind dabei das erste touristische Unternehmen Tirols, das an diesem NachhaltigkeitsAssessment teilgenommen hat. 65

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NACHHALTIGKEIT AM BERG

Wohl kaum irgendwo erfährt man die Natur unmittelbarer als am Berg. Um diese Schönheit zu bewahren, beschäftigt sich ein Interreg-Projekt der Universität Innsbruck mit alpiner Nachhaltigkeit auf Hütten.

TEXT: MARINA BERNARDI

Tirol ist stark mit seiner Naturlandschaft verbunden. Nicht nur Einheimische sind immer öfter und gerne auf den Bergen unterwegs, auch für Touristen ist die intakte Natur samt frischer Luft und klarem Wasser eines der Hauptargumente für einen Tirol-Urlaub. Es liegt also im Interesse vieler, diese Werte dauerhaft und nachhaltig zu erhalten.

Eine Arbeitsgruppe der Universität Innsbruck, bestehend aus Martin Coy, Jutta Kister, Yvonne Lesewa und David Segat, beschäftigt sich gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein – Sektion München im Rahmen des Interreg-Programms Österreich-Bayern 2014–2020 in ihrem Projekt ANAH mit alpiner Nachhaltigkeit auf Hütten. Und die Herausforderungen sind vielfältig.

Bereits 2018 hat die Sektion München gemeinsam mit der Universität ein Pilotprojekt am Taschachhaus im Pitztal initiiert, um Nachhaltigkeitsindikatoren zu identifizieren, Methoden zur Messbarkeit zu entwickeln und erste Maßnahmen abzuleiten. Das Nachhaltigkeitsprojekt ANAH knüpft an diese Erkenntnisse und Ergebnisse an. Ziel ist es, die bisherigen Untersuchungsverfahren zu verbessern und zu erweitern – vor allem um den Faktor Mensch.

Bisherige Studien konzentrierten sich vorrangig auf eine sektorale Betrachtungsweise wie Energiesparmaßnahmen und Gebäudesanierungen. ANAH nimmt nun auch den Menschen mit. So werden neben ökonomischen auch soziale und ökologische Aspekte wie die Einbindung lokaler und regionaler Akteure, das Reiseverhalten der Gäste oder die Hütte als Arbeitsplatz betrachtet und mit quantitativen wie qualitativen Methoden analysiert. „Die Alpenvereinshütten sind alle sehr unterschiedlich, liegen auf verschiedenen Höhen, sind unterschiedlich einfach zu erreichen, manche sind an das Kanalisations- und Stromnetz angeschlossen, andere laufen im Inselbetrieb. Es funktioniert also nicht, ausgehend von einer Hütte einen Handlungsrahmen für alle abzuleiten, also haben wir begonnen,

das Projekt größer zu denken und es auf mehrere ausgewählte Hütten auszuweiten. Unabhängig von ihrem Standort stehen die meisten nämlich vor denselben global-lokalen Herausforderungen“, so Jutta Kister. Klimawandel, der Erhalt von Trinkwasserkreisläufen, der sauberen Luft oder der Artenvielfalt sind übergeordnete Themen, die im Grunde den gesamten Tourismus betreffen, Hütten aber in ganz besonderem Maße, weil sie letztlich von einer intakten Natur und dem Naturerlebnis leben. „Man muss darüber nachdenken, was der eigene Beitrag sein kann, um den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. Deshalb haben wir ausgehend vom Pilotprojekt unser Forschungsfeld erweitert, weil es eine gesamtheitlichere Betrachtung des Thema Nachhaltigkeit braucht.“ Für das Projekt wurden eine Reihe von Hüttenstandorten mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgewählt – Sommer- und Winterbetrieb, Höhenlage, Infrastrukturanschluss … –, um die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, in denen Hüttenbetrieb real stattfindet, abzubilden. Aus diesen Analysen lassen sich standortbezogene Maßnahmenfelder ableiten und entsprechende Konzepte für die Zukunft erarbeiten.

FAKTOR MENSCH Eine wesentliche Erkenntnis: Neben den Hard-Facts ist es vor allem der Mensch, der mit seinem Verhalten das Seine dazu beitragen muss, dass Nachhaltigkeit funktioniert. Dabei steht zuvorderst der Pächter, der sich um den Betrieb kümmert. Doch er ist mit seiner Verantwortung nicht alleine. Die Hütten stehen im Eigentum der Alpenvereinssektionen, die sohin ebenso gefordert sind, wie jedes einzelne Mitglied, das den Verein letztlich ausmacht, und natürlich der Gast an sich. Dessen Ansprüche sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, vor allem was die Speisenvielfalt mit entsprechendem vegetarischen Angebot betrifft oder den Komfort bei der Übernachtung. Während die Kulinarik ein Bereich ist, in dem sich Hütten laufend anpassen und weiterentwickeln und zum Beispiel durch Kooperationen mit nahegelegenen Landwirten auch regionale Kreisläufe stärken, geht es beim Thema Komfort eher um die Sensibilisierung und Information der Gäste. Manchen Menschen ist der Bezug für den Berg und die Natur abhanden gekommen, vielfach dadurch, weil man es selbst nie bis kaum erlebt hat. Dass der Betrieb einer alpinen Hütte anders funktioniert als ein Hotel im Tal, ist vielen nicht bewusst. Einer der erarbeiteten Nachhaltigkeitsindikatoren beschäftigt sich deshalb intensiv mit dem Thema Gästekommunikation, im Zuge dessen man den Gast sanft zu mehr Achtsamkeit „erzieht“. Ein Knackpunkt dabei ist oft das Smartphone, das auf Hütten aufgeladen werden will. Debatten gibt es auch immer wieder über das Laden von E-Bikes. Vereinzelt mag das hinhauen, doch es gibt Hütten, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind und ihren Bedarf über eigene Photovoltaikanlagen oder kleine Wasserkraftanlagen decken. Dann reicht der Strom gerade für die Versorgung der Hütte, wollen sämtliche Gäste ihre elektronischen Geräte laden, wird’s eng. „Vielfach hilft es, den Gästen bewusst zu machen, an welchem Ort sie sich hier befinden und dass am Berg in manchen Bereichen andere Regeln gelten“, so Kister. „Plötzlich kommt es bei ihnen zu einem Aha-Erlebnis und sie können sich besser und intensiver auf das Bergerlebnis einlassen. Damit steigt auch die Aufenthaltsqualität enorm, weil man sich bewusster ist, was man hier gerade erlebt und wie besonders das eigentlich ist.“ Denn letztlich definiert sich Lebensqualität auch dadurch, sich am Moment zu erfreuen und nicht zu viel zu (ver)brauchen. Das wiederum verlangt nach zukunftsfähigen Konzepten und Angeboten seitens der Hüttenbetreiber, um Gäste behutsam an das Weniger-ist-mehr heranzuführen, und geht letztlich zurück bis zum Anfang: Einer umweltfreundlichen Anreise per Bahn zum Beispiel, die jedoch in der Breite nur genutzt wird, wenn sie unkompliziert funktioniert und auch die letzte Meile vom Bahnhof zum Urlaubsort mitgedacht ist. Am Berg geht es um Lenkungsmaßnahmen, damit nicht zu viele Menschen am selben Ort unterwegs sind, es geht um Sensibilisierung über winterliche Ruhezonen für Tiere und darum, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, Natur zu erleben und zu genießen – unterm Strich also um Information in der Breite. ANAH läuft noch bis Juni, nach Abschluss des Projektes sind die Ergebnisse unter www.uibk.ac.at/geographie/agef/ projects/anah/ sowie www.alpenvereinmuenchen-oberland.de (Natur & Umwelt / Nachhaltigkeit auf Hütten) abrufbar.

„Für mehr Nachhaltigkeit am Berg braucht es vor allem eine Sensibilisierung der Menschen für die Natur und den Hüttenbetrieb.“

JUTTA KISTER

NACHHALTIGES EMPOWERMENT FÜR LEHRLINGE

ie Idee kam Helene Stanger schon während ihrer Schulzeit. Es fiel ihr auf, dass es für Schüler und Studenten diverse Projektangebote gibt, nicht aber für Lehrlinge. „Dabei würde es doch für Lehrlinge, die schon im Berufsleben stehen, viel mehr Sinn machen“, dachte sie sich. So hatte die Kitzbühelerin vor zwei Jahren begonnen, das Projekt „keepgrowin“ zu entwickeln, und ist damit an den Rotary Club Kitzbühel herangetreten. Unter dem Motto „Human Being – Human Doing“ legt der Rotary Club Kitzbühel besonderes Augenmerk auf soziales Engagement in verschiedenen Bereichen und griff die Idee als Pilotprojekt im Jahr 2020 erstmals auf.

Ausgangspunkt ihres Schaffens war es, einerseits Lehrlinge aufzuwerten und ihnen andererseits auch ein Werkzeug in die Hand zu geben, in ihrem Lehrbetrieb aktiv mitzuwirken. Als Geburtshelfer der ersten Stunde ist Michael Rosendorfer als inhaltlicher Leiter des nachhaltigen Lehrlingsprojektes dabei, das bereits im zweiten Jahr knapp 100 Teilnehmer aus 29 Betrieben lukrierte. „Lehrlinge entwickeln in Teams eine innovative, unternehmerische Idee, die die Nachhaltigkeit im eigenen Lehrbetrieb in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht fördert“, erklärt Stanger das Ziel der Initiative. In zwei Workshopreihen zu je zwei Tagen tüfteln die Teilnehmenden mit Unterstützung durch hochkarätige Coaches sowie Mentorinnen und Mentoren aus dem Rotary Club an ihrer Idee und entwickeln dabei unternehmerisches Denken, Innovationskraft sowie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmenskontext. „Dabei gilt es, den Lehrlingen vorerst näherzubringen, was Nachhaltigkeit überhaupt ist. Und was

© ANDREAS FRIEDLE

Wie schafft man es, Lehrlinge im eigenen Betrieb zu entwickeln und sie für nachhaltige Ideen und Lösungen zu engagieren? Die Initiative „Growin’“ des Rotary Clubs Kitzbühel zeigt es vor.

man im eigenen Unternehmen verbessern könnte. Und das aus dem Blickwinkel der Grassroot-Ebene heraus“, so Stanger.

Dabei ist der Name bereits Programm: „grow im Sinne von Wachsen steht für Persönlichkeitsentwicklung. Die Teilnehmenden erhalten die Chance, unternehmerische Kompetenz zu entwickeln, Teamfähigkeit, Innovationskraft und Leadership zu trainieren. win, also gewinnen, steht dafür, dass auch der Lehrbetrieb, der seinen Lehrlingen die Teilnahme ermöglicht, von Growin’ profitiert. Das Unternehmen erhält eine hausgemachte, innovative Projektidee im Bereich Nachhaltigkeit, die folglich auch im Betrieb umgesetzt werden kann. Zudem wird ein Lehrling, der vom Unternehmen gefördert und wahrgenommen wird, auch mehr Loyalität und Engagement in seinen Betrieb einbringen“, betont Helene Stanger.

GROWIN’ 2.0 Im Herbst 2021 startete der zweite Durchlauf des Projektes in Tirol, Salzburg, Oberösterreich und Bayern. Mit je zwei Blockveranstaltungen mit Übernachtung und Rahmenprogramm werden die jungen Auszubildenden zumeist in Gruppen am Tag eins an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt und angeregt, eventuelle Probleme im eigenen Betrieb zu identifizieren. Das Ziel von Tag zwei lautet, die gewonnenen Eindrücke zu filtern und in weiterer Folge im Betrieb mit den Verantwortlichen zu besprechen und zu evaluieren.

Nach wenigen Wochen erfolgt die zweite Blockveranstaltung, bei der es wiederum unter Begleitung qualifizierter Coaches in die Umsetzungsphase geht. „Das können Prototypen sein, die gebastelt werden, oder Rollenspiele, jedenfalls wird auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt“, erklärt Stanger. Am vierten Tag erfolgt ein Präsentationscoaching: „Die Teams lernen, wie sie ihre Idee pitchen können und wie man ein Projekt erfolgreich verkauft. Dabei wird ein zweiminütiges Video eingereicht. Aus allen eingereichten Videos werden acht Finalistenteams ausgewählt, die dann zu einem Grand Final in Kitzbühel eingeladen werden.“

DAS GROSSE FINALE Im Grand Final, das kürzlich in Kitzbühel stattfand, präsentieren die nominierten acht Lehrlingsteams ihre Projekte einer fünfköpfigen Jury. „Dabei hatte jedes Team fünf Minuten Zeit, um die Idee und den Ablauf vom Zeitpunkt der Ideenfindung über die Umsetzung bis hin zum Impact auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu erklären“, so

© FLOBEE.AT

Bereits im zweiten Durchgang von Growin’ nahmen knapp hundert Lehrlinge teil und erarbeiteten Konzepte für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen. Einige davon werden schon erfolgreich umgesetzt. Drei Teams wurden außerdem mit Städtereisen samt Taschengeld für ihre Ideen belohnt.

Win-winSituation für Betrieb & Lehrling: Auszubildende wachsen an der Teilnahme des Projektes Growin’ und Betriebe gewinnen eine nachhaltige Umsetzung und engagierte Lehrlinge.

Stanger. In die Bewertung der Jury flossen Parameter ein wie Verständlichkeit und Qualität der Präsentation, Nachhaltigkeits-Impact der vorgestellten Idee, Machbarkeit und Commitment dazu von den Lehrlingen sowie die Beantwortung der Fragen und das Teaming. Prämiert wurden die Siegerteams mit Städtereisen nach Prag, Berlin und Budapest und dem dazugehörigen Taschengeld in Form eines Schecks in Höhe von 3.000 Euro für die Erstplatzierten, 2.000 Euro und 1.000 Euro für die Zweit- und Drittplatzierten. Neben der Prämierung der Preisträger wurden im Rahmen des Grand Final auch sogenannte special awards in den Kategorien Ka’tching, Courage, Impact und Rookie mit einem Scheck von jeweils 500 Euro vergeben.

ERFREULICHE ENTWICKLUNG Dass das Projekt so gut angenommen wird, überrascht selbst Initiatorin Helene Stanger positiv. „Das Projekt verbindet zwei sehr aktuelle Themen. Zum einen werden Ideen für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb gesammelt und umgesetzt, zum anderen wird das Image der Lehre dadurch verbessert. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie kreativ die teilnehmenden Lehrlinge sind, denn im Vergleich zu Schülern und Studenten haben sie schon praktische Erfahrung und somit bessere Einblicke, wo die Problemstellungen liegen und was auch umsetzbar ist. Denn was nützen hochtrabende Ideen, die im jeweiligen Unternehmen nicht umsetzbar sind?“, erzählt die Projektmanagerin, die derzeit noch Non-Profit-Management studiert und sich in Richtung soziales Unternehmertum entwickeln will.

Die Verantwortlichen freut aber auch der rege Zuspruch der Unternehmen, wie die tirol kliniken, Energie AG, Engel Austria, diverse Bergbahnen und viele mehr. „Die Unternehmen bezahlen einen einmaligen Beitrag von 300 Euro pro Teilnehmer und stellen die Lehrlinge für die jeweiligen Blockveranstaltungen frei. Es ist uns sehr wichtig, dass die Unternehmen dahinterstehen. Wir möchten auch in der Zeit danach das Angebot des begleitenden Mentorings weiterlaufen lassen“, führt Stanger noch über künftige Pläne weiter aus. www.keepgrowin.at

DATEN, DAS GOLD DER DIGITALISIERUNG

Smartphones, Tablets und Computer nehmen in unserem Leben immer mehr Platz ein. Arbeit und Alltag wären ohne sie kaum mehr denkbar. Für Unternehmen sind damit in gleichem Maße Rechenzentren sozusagen zum täglichen Gebrauchsgegenstand geworden. Sind Daten das Gold der Digitalisierung, ist das Rechenzentrum ihr Tresor.

Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2025 weltweit mehr als 90 Prozent der Rechenleistung sowie Daten von Unternehmen in Rechenzentren gebündelt sein. Sie sind damit ein wichtiger Motor der fortschreitenden Digitalisierung. Die IKB ist mit ihrem umfangreichen Angebot maßgeblich an der Stärkung und Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Tirol beteiligt. Neben Energie, Abfall, Wasser & Abwasser sowie Bäder ist der Bereich Internet & IT eine der tragenden Säulen des Unternehmens. Als lokaler und verlässlicher Experte für Energie und Telekommunikation waren die Installation und der Betrieb eigener Rechenzentren ein logischer Schritt, um die Digitalisierung in der Region voranzutreiben und zu stützen.

KOHLENSTOFFARMES RECHENZENTRUM DANK GRUNDWASSERKÜHLUNG

Die IKB-Rechenzentren verfügen über modernste technische Ausstattung. Dazu gehören auch eine sichere Datenanbindung und Stromversorgung. Der größte Teil des Stroms wird in einem Rechenzentrum durch das Kühlsystem verbraucht, denn die Geräte müssen entsprechend auf Temperatur gehalten werden, um Serverüberhitzungen und in weiterer Folge -ausfällen vorzubeugen. Die IKB war deshalb auf der Suche nach einer umweltgerechten Lösung, um auch in diesem Bereich möglichst ressourcen- und klimaschonend zu agieren.

Für die Gebäudekühlung der IKB-Rechenzentren wird folglich die natürliche Kälte des Wassers genutzt. Das konstant neun Grad kalte Grundwasser wird dabei über zwei Unterwasserpumpen zu einem

4.000-Liter-Hochbehälter geleitet und von dort für die Kühlung eingesetzt. „Das innovative Kühlsystem mit Grundwasser vermeidet fast vollständig CO2-Emissionen und trägt so erheblich zum Klimaschutz bei. Zudem braucht es 80 Prozent weniger Strom. Die restlichen 20 Prozent werden für den Betrieb der Anlage samt Pumpen benötigt“, erklärt Ing. Mag. Thomas Stotter, IKB-Geschäftsbereichsleiter Telekommunikation

24 STUNDEN SICHERHEIT

Wesentlich für eine Nonstop-Sicherheit sind entsprechende Redundanzen und die Einhaltung von Normvorgaben. Sämtliche Infrastrukturen sind in den IKB-Rechenzentren mehrfach abgesichert. So übernehmen in einem Blackout-Fall simultan mehrere Batterieanlagen sowie Dieselaggregate die Stromversorgung. Damit kann auch bei langen Ausfallzeiten eine unterbrechungsfreie Stromzufuhr garantiert werden. Gleiches gilt für die Klimatisierung und die Datenanbindung. Für alle Eventualitäten eines Ausfalls werden entsprechende Vorkehrungen getroffen und größtmögliche Sicherheitsstandards für die Kunden geschaffen. Datensicherheit auf höchstem Niveau ist und bleibt ein Grundpfeiler der IKB.

NORMEN UND ZERTIFIZIERUNGEN

Mit ihren Services möchte die IKB den Wirtschaftsraum umfassend stärken, lokale Datensouveränität bieten und die Abhängigkeit von großen Cloud-Anbietern minimieren. Viele Unternehmen setzen heutzutage auf Cloud-Lösungen, die im Regelfall von nichteuropäischen Großanbietern wie Amazon, Google oder Microsoft platziert werden. „Daten sind das Gold der Zukunft oder vielleicht auch schon von heute“, so Thomas Stotter. „Niemand würde sein Gold einfach irgendwo einlegen. Man trägt es dort hin, wo man weiß, wer es verwaltet.“ Mit dieser Aussage betont er die Wichtigkeit der Daten und die damit einhergehende Sensibilität.

Die IKB bietet ihren Kunden eine Alternative zu internationalen Cloud-Anbietern und gewährleistet gleichzeitig Qualität in allen Bereichen. Mittlerweile ist die IKB mit zwei Zertifizierungen ausgezeichnet. Die ISO 27 001 – die anerkannteste internationale Norm für Informationssicherheits-Managementsysteme – gewährleistet, dass die Mitarbeiter über das notwendige Know-how verfügen und strengste Sicherheitsrichtlinien einhalten. Zutritt zu den Rechenzentren hat nur ausgewähltes Personal, das strengsten Geheimhaltungsvereinbarungen unterliegt. Mit der ISO 27 701-Datenschutzzertifizierung wird zudem ein sorgsamer Umgang mit Daten garantiert. Die IKB ist dabei das erste privatwirtschaftliche Unternehmen Österreichs, das diese Norm erreicht hat.

SICHERE DATEN, ZUFRIEDENE KUNDEN Schon seit Längerem sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, ihre Daten und jene ihrer Kunden DSGVO-konform zu speichern. In der Konsequenz hat in den letzten Jahren Datensicherheit „made in Austria“ zunehmend an Bedeutung gewonnen. Deshalb sind lokale Partner und Dienstleister essentiell. Wie die Datenverarbeitung genau vorgenommen werden muss, wird zunächst mit dem Kunden analysiert und individuell abgestimmt. IKB-Kunden wollen schließlich auch die Daten ihrer eigenen Kunden schützen. Datenschutz trifft auf Datenschutz.

Als lokaler Dienstleister bietet die IKB vor allem einen wesentlichen Vorteil: Sämtliche Daten werden lokal gespeichert. Das heißt, die Kunden wissen genau, wo ihre Daten liegen, wo sie bei Bedarf jederzeit – auch physisch – wieder geholt werden und an wen sie sich bei Fragen wenden können. Zu wissen, dass die Daten immer in sicheren Händen sind, bringt eine beruhigende Gewissheit. Und genau das liegt der IKB besonders am Herzen. PR

Ing. Mag. Thomas Stotter, IKB-Geschäftsbereichsleiter Telekommunikation

IKB-SERVERHOUSING

• Zweifach zertifizierter, lokaler

Partner • 24 Stunden Sicherheitsüberwachung • Zutritt zum Serverraum rund um die Uhr • Redundante Infrastruktur für höchste Ausfallsicherheit • hohe Verfügbarkeit und

Übertragungsgeschwindigkeit der

Internetanbindung durch Glasfaser www.ikb.at

GELD

Vorsorgeboom

Die Coronapandemie hat neben gesundheitlichen Folgen auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation vieler Menschen. Dennoch oder gerade deshalb wollen viele vermehrt fürs Alter vorsorgen. Das ergab eine Umfrage von IMAS International im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische. Demnach sagen 84 Prozent der Tiroler*innen: Finanzielle Vorsorge ist für mich wichtig, mehr als die Hälfte sprechen sich dabei klar für eine nachhaltige Veranlagung aus. Der durchschnittliche Betrag für private Pensions- und Gesundheitsvorsorge ist außerdem auf 226 Euro gestiegen (2020: 161 Euro). 25 Prozent der Befragten in Tirol geben zudem an, dass sich ihre Vorsorgestrategie durch Corona verändert habe. Der Großteil von ihnen möchte künftig noch mehr für die Vorsorge ausgeben. „Auf die Frage nach den Top-Vorsorgethemen der Tiroler*innen, also jenen Lebensbereichen, für die man jedenfalls gerne bereit ist, privat ergänzend vorzusorgen, fällt das Ergebnis eindeutig aus: Klar auf Platz eins mit 72 Prozent wird die Pension genannt. Mit 69 bzw. 66 Prozent folgen die Gesundheit sowie die finanzielle Reserve für Krisenfälle. Erst danach mit 61 Prozent kommt die Familie“, so Hans Unterdorfer, Vorstandsvorsitzender der Tiroler Sparkasse. Nach wie vor liegt bei den Produkten das Sparbuch vor der Lebensversicherung und dem Bausparer, danach folgen Immobilien, Wertpapiere sowie Fondssparpläne und Gold/Edelmetalle.

BUCHTIPP

CASH AUS COINS

Katja Eckardt, Matthias Reder FinanzbuchVerlag 176 Seiten, EUR 12,–

Kryptowährungen werden für immer mehr Menschen zur Investitionsalternative und auch wenn wir keine Freunde davon sind, zu hochspekulativen Veranlagungen zu raten, so bietet das Krypto 1x1 doch einen ganz guten Einstieg ins Thema. Trotzdem sollte man sich vor einem Investment mit einem zertifizierten Finanzberater darüber unterhalten, vor allem, was Art und Höhe des Investments oder dessen steuerliche Behandlung betrifft.

GRÜNE TRANSFORMATION

Um dem Klimawandel vorzubeugen, müssen Sektoren wie Energie, Verkehr und Industrie auf nachhaltige Technologien umgestellt werden. Diese grüne Transformation erfordert erhebliche Investitionen, die sowohl von der Privatwirtschaft als auch vom öffentlichen Sektor aufgebracht werden müssen. Die Europäische Kommission schätzt, dass die geplante Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent (im Vergleich zu 1990) ein Investitionsvolumen von 360 Milliarden Euro pro Jahr erfordert. Die Finanzierung der grünen Transformation stellt dabei auch den Finanzsektor vor neue Herausforderungen. Um die benötigten Mittel für die steigende Investitionsnachfrage bereitstellen zu können, müssen neue Pfade beschritten werden. Gerade die Finanzierung von grünen Innovationen wie neuen Technologien zur Energiegewinnung oder für die Industrie erfordert oft alternative Finanzierungsformen jenseits von Krediten, da es sich dabei um riskantere Projekte handelt. Industrieunternehmen, Verkehrsbetriebe und Energieproduzenten stehen vor der Herausforderung, sich rechtzeitig auf die neuen Technologien umzustellen, um nicht bei künftigen Finanzierungen auf Grund ihrer Abhängigkeit von fossilen Energien mit höheren Kosten konfrontiert zu werden. Es bleibt spannend ...

© THOMAS SCHROTT

Michael Perger, Geschäftsführer der BTV Leasing GmbH

LEASING MIT SICHERHEITSNETZ?

Ja, das gibt es!

Die vergangenen Monate haben eindrücklich gezeigt, wie schnell sich die globale Wirtschaft wandelt. Besonders die starken Konjunkturschwankungen stellen zahlreiche Unternehmer*innen vor enorme Herausforderungen. Eine entscheidende Auswirkung kann eine angespannte Liquiditätssituation sein. Für unsere Kund*innen musste eine Lösung gefunden werden, um diesem Effekt entgegenzuwirken. Unsere Idee: einen klassischen Leasingvertrag mit einer Ratenreduktion bei einem Konjunkturrückgang zu kombinieren. Das Konjunkturleasing® war geboren.

Dieses Sondermodell ist für jede Branche geeignet und sehr einfach in der Abwicklung. Bei Vertragsabschluss vereinbaren wir mit unseren Kund*innen einen Indexwert. Fällt dieser unter ein definiertes Niveau, kann die Leasingrate für maximal zwölf Monate auf bis zu zehn Prozent reduziert werden. Der Nutzen liegt auf der Hand: Unternehmer*innen schaffen sich somit Luft und sind nach einer möglichen Tiefphase mit einer guten Bilanz besser gerüstet, um weiterhin Wareneinkäufe und Forderungen abzudecken.

FREIE LIQUIDITÄT DURCH LEASING Leasing ist mehr als die Finanzierung eines Objekts. Es bietet Unternehmer*innen erhebliche Mehrwerte wie die Steuerung der Bilanz und GuV, das Heben oder die Bildung stiller Reserven, die Optimierung der Finanzierungsstruktur oder die Auslagerung von Anlagevermögen bei geplanten Betriebsübergaben. PR

BTV LEASING GMBH

6020 Innsbruck, Stadtforum 1 Tel.: 0505 333 − 2028 E-Mail: info@btv-leasing.com www.btv.at

DIE VERSÖHNUNG VON KAPITAL UND UMWELT

Es ist nicht alles grün, was ein Strickjäckchen trägt, andererseits ist Nachhaltigkeit nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Das gilt im Allgemeinen, bei der Geldanlage noch viel mehr.

TEXT: MARINA BERNARDI

Nachhaltigkeit und Ökologie sind seit längerer Zeit wiederkehrende Schlagworte und haben in Form von „Green Investments“ auch die Finanzbranche erreicht. Berater müssen seit letztem Jahr private Anleger explizit darauf hinweisen, welche Anlagemöglichkeiten den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Welche das konkret sind, ist indes nach wie vor nicht gänzlich klar, in der Regel hält man sich an die gängigen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). „Bei nachhaltiger Veranlagung geht es nicht nur um Umweltthemen – ‚Environment‘. Auch die Kriterien ‚S‘ocial und ‚G‘overnance gewinnen unserer Erfahrung nach stark an Bedeutung. Dazu zählen Themen wie Female Leadership, Diversität, Chancengleichheit bei Bildung sowie Gesundheit und Wohlbefinden“, erklärt Desiree Marie Holjevac, Leiterin des Private Banking in der Tiroler Sparkasse.

Mittlerweile hat auch die EU-Kommission mit einer eigenen Verordnung einen ersten Schritt zur Festlegung, was wirklich als nachhaltige Geldanlage zu klassifizieren ist, gesetzt. Doch auch diese lässt noch Raum für Interpretationen, gibt aber zumindest eine konkrete Orientierung. RLB-Vorstandsvorsitzender Reinhard Mayr: „Die EU-Taxonomie und die EU-Offenlegungsverordnung geben Betrieben vor, wie eine transparente integrierte und auch effiziente Berichterstattung zu ökologisch nachhaltigen Geschäftsaktivitäten zu erfolgen hat.“ Ab kommendem Jahr sind übrigens auch Banken selbst dazu verpflichtet, in Form eines Nachhaltigkeitsberichtes so genannte nichtfinanzielle Informationen über das eigene Unternehmen offenzulegen (mehr dazu auf Seite 86). ES WIRD GRÜN(ER) Seit der Klimaschutz vor einigen Jahren vermehrt in den Fokus gerückt ist, entdecken auch immer mehr Unternehmen, Unternehmer, Institutionen, Politiker, Bürger und Konsumenten das Thema für sich. Was durchaus etwas Gutes ist. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Nachhaltigkeit bei Frau und Herr Anleger ankommt.

Selbst wenn es unter ihnen sicher Menschen gibt, die aus tiefster Überzeugung und bewusst zu nachhaltigen Produkten greifen und dafür gegebenenfalls sogar auf Rendite verzichteten, so geht es unterm Strich oft doch auch ums Geld. „Grün“ wird dann zum zusätzlichen Nice to have. Wobei: Nachhaltig zu investieren heißt nicht zwingend, auf Rendite verzichten zu müssen. Im Gegenteil. Schaut man sich Beispiele während der Coronapandemie an, sind nachhaltige Invest-

ments in vielen Fällen besser durch die Krise gekommen. „Dies hängt vor allem damit zusammen, dass derartige Investments viele Sektoren, die in der Krise besonders getroffen wurden, wie Öl und Gas, die Schwerindustrie oder Fluggesellschaften, entweder zur Gänze aussparen oder zumindest nur wenig gewichten. All diese Sektoren weisen einen hohen CO2-Ausstoß auf und landen daher selten in nachhaltigen Portfolien“, so Rafaela Hosp, Nachhaltigkeitsbeauftragte in der Hypo Tirol.

Werte zu schaffen und Wert zu schätzen ist folglich kein Widerspruch. Nachhaltigkeit ist zunehmend ein Erfolgsfaktor für die private Geldanlage, denn sie liefert einen zusätzlichen Risikoblick auf Unternehmen und Staaten. „Nachhaltige Investmentkriterien ergänzen die harten Zahlen um zusätzliche Faktoren. So entsteht ein Gesamtbild, das als Basis eines optimierten Risikomanagements dient. Damit erhöht sich die Transparenz in Bezug auf potenzielle Anlagerisiken und reduziert diese für die Anleger, was langfristig ein Mehr an Rendite bedeutet“, so Volksbank-Regionaldirektor Josef Tratter. GUTES FÖRDERN, BÖSES AUSSCHLIESSEN Nachhaltige Investments orientieren sich in der Regel an verschiedenen Ausschlusskriterien, nehmen also bestimmte Unternehmen oder ganze Branchen aus der Betrachtung aus, die den ESG-Kriterien nicht entsprechen. Einen Schritt weiter geht das so genannte Impact Investing, im Zuge dessen man ganz konkret in Unternehmen oder Projekte investiert, die nachweislich einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben. Robert Wiesner, Teamleiter BTV Asset Management: „Unsere Kund*innen haben ganz unterschiedliche Wünsche oder Vorstellungen. Einige möchten auf gewisse Branchen/Geschäftsfelder verzichten, aber sich im Investmentuniversum dennoch nicht zu stark einschränken. Andere wollen mit ihrer Geldanlage ganz bewusst ein Statement setzen: Mit meinem Vermögen unterstütze ich Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.“

Wir haben die wichtigsten Fragen rund ums Investieren mit gutem Gewissen zusammengetragen.

NACHHALTIGE FONDS BEI DER GENERALI Umwelt liegt Ihren Kunden am Herzen, deshalb möchten sie ihr Geld auch bei ihrer Lebensversicherung nachhaltig anlegen? Mit der Generali können sie genau das. Sprechen Sie jetzt mit uns über unsere nachhaltige Fondspalette, damit Ihre Kunden genau passend zu ihren Interessen vorsorgen. KUNDENDIENST TIROL T +43 512 5926 0, office.tirol.at@generali.com ROT TRÄGT VERANTWORTUNG

UNS GEHT’S UM SIE

MAG. (FH) MCI DESIREE MARIE HOLJEVAC

LEITERIN PRIVATE BANKING, TIROLER SPARKASSE

ECO.NOVA: Private Anleger müssen mittlerweile

explizit darauf hingewiesen werden, welche Anlagemöglichkeiten den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Fragen Ihre Kunden auch aktiv nach

nachhaltigen Veranlagungsmöglichkeiten? Ja, absolut. Nachhaltigkeit ist das New Normal der Kapitalanlage. Spannend ist aber, dass es vor drei oder vier Jahren überwiegend jüngere und vor allem weibliche Kund*innen waren, die „grün“ veranlagen wollten. Mittlerweile ist die Nachfrage quer über alle Alters-, Gender-, Berufs- und Einkommensgruppen verteilt. In den letzten Jahren, aber auch Tagen und Wochen wurde uns zudem sehr schmerzlich bewusst, wie wichtig eine Energiewende ist, die in erster Linie durch nachhaltige Energiegewinnung mit Wind oder Wasser erreicht werden kann. Nachhaltigkeit kann noch viel mehr – am Beispiel von Mikrofinanz sehen wir, dass mit der Vergabe von Kleinkrediten vielen Menschen in Entwicklungsländern der Zugang zu Kapital zum Aufbau einer Existenz ermöglicht wird, was dann auch wieder den Anleger*innen zugutekommt.

Wie entwickelt sich das Marktvolumen nachhaltiger Investments gemessen am Gesamtmarkt sowie

am eigenen Portfolio? In der Tiroler Sparkasse liegen unter den Top Acht der Veranlagungen in Fonds allein fünf nachhaltige Fonds, auf den Plätzen eins bis drei ausschließlich nachhaltige Fonds. Das zeigt aus meiner Sicht zweierlei: Mit der Entscheidung für nachhaltige grüne Fonds beweisen die Tiroler*innen, dass ihnen bewusst ist, dass sie mit der Wahl ihrer Veranlagung einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft und Umwelt leisten und damit über ihre Zukunft mitentscheiden wollen. Zum anderen steuern bereits über ein Fünftel der Tiroler*innen mit ihrem Spar- und Anlageverhalten den niedrigen Zinsen und der Inflation entgegen.

Fast jedes Unternehmen heftet sich heute das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen. Vielfach verkommt das Wort zum reinen Marketingsprech. Wie „grün“ können grüne Anlagen tatsächlich sein (wie tief geht man quasi in die Unternehmensverflechtungen) und wie erkennt man Mogelpackungen bzw. wie verhindert man Green- bzw. Impact-Washing? Wird der Begriff Nachhaltigkeit weiterführend in zehn Jahren in Verruf geraten sein oder Mainstream in

der Geldanlage? Wir als Tiroler Sparkasse bedienen uns der Kompetenz der Erste Group Bank AG und der Investmentgesellschaft Erste Asset Management, die bereits im Jahr 2001 den ersten nachhaltigen Investmentfonds aufgelegt hat. Um zu beurteilen, wie „grün“ ein Unternehmen tatsächlich ist, kümmert sich ein Responsible Investment Team, das für die tiefgehende Analyse verantwortlich ist. Ergänzend zur eigenen Expertise kann das Team auf eine Vielzahl an externen Partnern und Ressourcen zurückgreifen. Externe Partner sind bespielsweise MSCI ESG Research, Institutional Shareholder Services (ISS) ESG oder Sustainalytics. Verantwortung und Rendite sind also kein Widerspruch und auch keine Mogelpackung. Wir gehen davon aus, dass das Interesse weiter steigen wird.

MMAG. REINHARD MAYR

VORSTANDSVORSITZENDER, RAIFFEISEN LANDESBANK TIROL

ECO.NOVA: Würden Ihre Kunden zugunsten von Nach-

haltigkeit gegebenenfalls auf Rendite verzichten?

Rendite spielt selbstverständlich weiterhin eine wichtige Rolle in der Veranlagungsentscheidung unserer Kund*innen. Trotzdem erkennt man, dass diese durchaus bereit wären, auf einen Teil der Rendite zu verzichten, um sinnvoll und mit ökologischem oder sozialem Mehrwert zu investieren. Da wir bereits seit einiger Zeit nachhaltige Produkte in unserem Angebot haben, wissen wir aber aus Erfahrung, dass ein nachhaltiges Investment keinesfalls mit einem Renditeverzicht zusammenhängen muss bzw. eine zumindest gleichwertige Performance erzielt werden kann.

Orientieren sich Ihre Kunden bei Investments vermehrt an Negativkriterien (schließen also bestimmte Branchen oder Unternehmen aus) oder gehen sie eher den Weg des so genannten Impact Investing? Ließe sich mit Letzterem theoretisch überhaupt ein

solides Grundinvestment abdecken? Die Kund*innen orientieren sich derzeit an einem Ausschluss von Negativkriterien, die sich etwa auf Geschäftspraktiken von Unternehmen, Verstöße gegen anerkannte Menschenrechte oder auf Staaten beziehen können, in denen Korruption besonders weit verbreitet ist. Das hat auch damit zu tun, dass die Kriterien für das Impact Investment derzeit noch sehr unklar sind und es hier noch genauerer Kriterien bedarf. Dies macht auch ein solides Grundinvestment nicht möglich.

Wer sind die Treiber des Wachstums nachhaltiger

Anlageprodukte? Bei den institutionellen Kund*innen sehen wir derzeit eine erhöhte Tendenz zu nachhaltigen Produkten, diese treiben somit das Wachstum voran. Aber auch im privaten Bereich nimmt dieses Thema immer mehr Fahrt auf. Insgesamt konnte das Volumen unserer vier wichtigsten Nachhaltigkeitsfonds im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent gesteigert werden.

DR. ROBERT WIESNER

TEAMLEITER ASSET MANAGEMENT, BANK FÜR TIROL UND VORARLBERG / BTV

ECO.NOVA: Würden Ihre Kunden zugunsten von Nachhaltigkeit gegebenenfalls auf Rendite verzichten? Je nachdem, wie wichtig einem/r Kunden*in das Thema Nachhaltigkeit ist, gibt es tatsächlich Investoren*innen, die bereit wären, auf einen Teil der Rendite zu verzichten. Das müssen sie aber nicht. Denn ökologisches und soziales Wirtschaften wirkt sich durchaus positiv auf den Unternehmenserfolg aus und reduziert gleichzeitig Umwelt- oder Reputationsrisiken inklusive möglicher Sanktionen.

Im Zuge des „Green Deals“ soll unter anderem die Finanzwirtschaft als Treiber notwendiger Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz dienen. Das ist prinzipiell natürlich etwas Gutes, hebelt dieser Fördermechanismus aber nicht auch ein Stück weit die freie Marktwirtschaft aus oder ist das in diesem Fall sogar geboten? Oder anders: Braucht es im Sinne des Umweltgedankens mehr nachhaltige

Investments oder generell strengere Gesetze? Tatsächlich ist der Green Deal auch ein starker Eingriff in den Finanzmarkt, der zu Veränderungen in den Unternehmenszielen führt, Anleger*inneninteressen verschiebt und neue Marktgleichgewichte schafft. Dieser Weg wurde von der EU gewählt, weil der Hebel über den Finanzmarkt groß ist und das Thema Nachhaltigkeit dadurch schnell und effektiv vorangetrieben werden kann. Kann sich ein Unternehmen nur noch zu schlechten Bedingungen refinanzieren bzw. halten sich die Investoren zurück, muss ein gewisses Umdenken stattfinden, um mittel- bis langfristig neben den anderen Anbietern bestehen zu können. Das bedeutet aus Sicht der BTV, dass strenge Gesetze zwar nötig sind, diese müssen allerdings auch gut durchdacht sein und langfristig bestehen können.

Wird man es sich in Zukunft andererseits überhaupt noch leisten können, die ESG-Kriterien außen

vor zu lassen? Das Thema Nachhaltigkeit wird nicht mehr von der Bildfläche verschwinden und weiterhin eines der wichtigsten Themen sein, die uns in Politik und Wirtschaft beschäftigen. Damit ist Nachhaltigkeit auch in der Anlagestrategie nicht mehr wegzudenken und sollte in eine vollständige Fundamentalanalyse miteinbezogen werden.

PROK. JOSEF TRATTER

REGIONALDIREKTOR FÜR SCHWAZ UND DAS ZILLERTAL, VOLKSBANK TIROL

ECO.NOVA: Lässt sich aus Ihrer Erfahrung ableiten,

ob sich nachhaltiges Arbeiten unmittelbar auf den

Unternehmenserfolg auswirkt? Unternehmen, deren Führung sich verantwortungsbewusst an nachhaltigen Standards orientiert, reduzieren nachweislich Ereignisrisiken (Beispiel Dieselskandal), Klags- und Reputationsrisiken. Zudem bieten nachhaltig orientierte Unternehmen messbare Erfolgsfaktoren, wie ein besseres Image, ressourcenschonende Strategien, stärker motivierte Mitarbeiter und somit gute Ausgangspositionen für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.

Viele Fonds arbeiten nach dem „Best in class“-Prinzip, investieren also vereinfacht gesagt in das beste Unternehmen seiner Branche. Das könnte theoretisch auch der am wenigsten schmutzige Kohlekraftwerksbetreiber sein. Geht es bei nachhaltigen Investments generell eher darum, Fortschritte zu belohnen oder reine Ökounternehmen zu unterstüt-

zen? Der Investmentprozess unseres Kooperationspartners Union Investment ist ein mehrstufiges Verfahren, das die hauseigene Nachhaltigkeitsanalyse mit einem klassischen Investmentprozess kombiniert. Dabei sind positive Renditeaussichten eines Titels genauso wichtig wie seine Nachhaltigkeitsbewertung. Dabei kommt auch ein spezielles Transformations-Rating zur Anwendung. Dieses Transformations-Rating gibt Auskunft darüber, wie ambitioniert und glaubhaft sich ein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit wandeln möchte. Die ermittelte Kennzahl bewertet das Potenzial eines Unternehmens, sein Geschäftsmodell nachhaltig zu transformieren bzw. auszurichten. Das Fondsmanagement prüft, ob das Unternehmen nicht nur nachhaltigen, sondern auch wirtschaftlichen Anforderungen genügt und ein positiver Nutzen für die Investoren zu erwarten ist. Nur wenn alle Bewertungen positiv ausfallen, ist eine Investition möglich. Unternehmen, die kontroversen Geschäftspraktiken nachgehen, werden ausgeschlossen. Hierbei orientieren wir uns an den Prinzipien des UN Global Compact, die eine internationale Norm darstellen. Ein Verstoß (z. B. Missachtung von Arbeits- und Sozialnormen, Umweltzerstörung oder Korruption) führt zum Ausschluss aus dem Anlageuniversum.

MAG. RAFAELA HOSP

NACHHALTIGKEITSBEAUFTRAGTE, HYPO TIROL

ECO.NOVA: Private Anleger müssen mittlerweile expli-

zit darauf hingewiesen werden, welche Anlagemöglichkeiten den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Fragen Ihre Kunden auch aktiv nach nachhaltigen

Veranlagungsmöglichkeiten? Das Bewusstsein hin zur Nachhaltigkeit ist in vielen Bereichen präsent und so auch in der Veranlagung. Unsere Stakeholderanalyse 2020/2021 unter unseren Kundinnen und Kunden ergab ein hohes Interesse an nachhaltigen Fonds sowie nachhaltigen Finanzierungen. Besonders nachhaltige Bankprodukte im Sinne der Umwelt verzeichnen hohen Zuspruch, wiewohl sich auch mittlerweile der Fokus auf nachhaltige Bankprodukte im sozialen Sinne zu erweitern beginnt. Ein nachhaltiger Schwerpunkt bei ihren Veranlagungen ist den Kunden wichtig, das ist definitiv spürbar.

Spielt das Thema Nachhaltigkeit neben der Investorenseite auch für heimische Unternehmen eine Rolle, also in Form von expliziten Green Bonds oder Green Loans?

Grundsätzlich ist bei Unternehmen durchaus Interesse für das Thema Nachhaltigkeit zu beobachten, allerdings ist sowohl auf Investitions- als auch auf Finanzierungsseite die Nachfrage nach speziellen „grünen“ Lösungen noch sehr verhalten. Es ist aber davon auszugehen, dass auch gerade in Zusammenhang mit den verschiedenen Regulatorien und den daraus resultierenden Anforderungen (z. B. Taxonomieverordnung oder CSRD-Richtlinie) diese Bereiche an Fahrt aufnehmen werden.

Von regulatorischer Seite gibt es noch keine Eingriffe in die Kreditvergabe. Gibt es in Ihrem Haus intern Ausschlusskriterien für Kredite? Die Hypo Tirol hat durch ihre Ausrichtung auf Regionalität und ihre starke Verbundenheit mit dem Land Tirol und seiner Bevölkerung bereits einen nachhaltigen Weg beschritten. Wir konzentrieren uns auf Finanzierungen in unserem Kernmarkt. Unser ethischer Standpunkt in den Kreditgrundsätzen verbietet die Finanzierung der Herstellung von Waffen, Glücksspiel, Bordellbetrieben, Prostitution und Pornografie, Kernenergie, Kohlebergbau oder Fracking. Ebenso wenig werden Kredite zur Spekulation in Finanzprodukte gewährt. Die Nachhaltigkeitskriterien in den Kreditgrundsätzen entfalten als geschäftsstrategische Vorgabe die höchste Verbindlichkeit. Das Engagement in der nachhaltigen Kreditvergabe wird weiter verstärkt.

NACHHALTIGER ALS SIE DENKEN

Die Tiroler Raiffeisenbanken bringen wirksame Initiativen auf den Weg.

Bei Raiffeisen ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Eckpfeiler sowohl des Wertesystems als auch der Unternehmensstrategie. „Wir haben schon immer Verantwortung für die Gesellschaft und eine nachhaltige Entwicklung der Region, in der wir leben, übernommen. Entsprechend forcieren wir nicht nur nachhaltige Finanzierungen und Veranlagungen, sondern arbeiten auch laufend daran, unseren eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Zudem sind wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein attraktiver und fördernder Arbeitgeber und unterstützen Initiativen, die den nachhaltigen Schutz und die Förderung unserer Regionen sowie unseres Lebensraums zum Ziel haben“, so MMag. Reinhard Mayr.

„WIR HABEN SCHON IMMER VERANTWORTUNG FÜR DIE GESELLSCHAFT UND EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DER REGION ÜBERNOMMEN.“

REINHARD MAYR, SPRECHER DER RAIFFEISEN - BANKENGRUPPE TIROL

NACHHALTIG INVESTIEREN

Nicht Anonymität, sondern Persönlichkeit, nicht das Bestreben, alles zu vereinheitlichen, sondern das Eingehen auf die Menschen mit ihren spezifischen und vielfach auch regionsbedingten Bedürfnissen prägen das nachhaltige Denken von Raiffeisen. Nachhaltigkeit bei der Geldanlage bedeutet dabei, in Unternehmen zu investieren, die besonders verantwortungsvoll mit den ökologischen und ökonomischen Ressourcen, aber auch mit ihren Mitarbeiter*innen umgehen. Denn nachhaltig Verantwortung zu übernehmen, bedeutet nicht, auf Kosten künftiger Generationen zu wirtschaften. Mit nachhaltigen Investments kann man nicht nur guten Gewissens an den Kapitalmärkten teilnehmen, sondern auch noch in eine lebenswerte Zukunft investieren.

In ganz Tirol ist Nachhaltigkeitsmanager Martin Stolz unterwegs. Er fährt in der Social-Media-Reihe „Der Finanzradler“ nicht nur zu den Raiffeisenbanken und spricht mit Kolleg*innen über Möglichkeiten und Hintergründe zum nachhaltigen Investieren, sondern stellt auch Initiativen vor, die sich in besonderer Weise dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben haben.

Das RAIQA in Innsbruck und das Markthaus in Telfs: zwei Bauprojekte in der Region, die den Nachhaltigkeitsgedanken von Raiffeisen ganz deutlich zeigen. ZUKUNFT GESTALTEN

Die Philosophie von Raiffeisen ist es, die Zukunft mit Ideen, Kompetenz und Weitblick zu gestalten. Dafür stehen sinnbildlich zwei aktuelle zukunftsweisende Projekte von Raiffeisen in der Region: das RAIQA in Innsbruck und das Markthaus in Telfs. Hier entstehen nicht einfach nur Banken, sondern multipel nutzbare, innovative Begegnungsräume mit Eventlocations und Co-Working-Spaces, die auch Shops und Gastronomie beherbergen werden. Der Aspekt der Nachhaltigkeit steht dabei an oberster Stelle und zeigt sich in vielen Facetten – beim RAIQA beispielsweise schon beim Rückbau. Hier wurde das größte Social-Urban-Mining-Projekt im Westen Österreichs umgesetzt, also ein verwertungsorienterter Rückbau nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft, für den sozialökonomische Betriebe beauftragt wurden. Damit hat Raiffeisen nicht nur Pionierarbeit für Westösterreich geleistet, sondern ein CO2-Äquivalent von 141,9 Tonnen eingespart. Das entspricht dem Ausstoß eines Kleinwagens über eine Autobahnwegstrecke von 830.000 Kilometern. Damit könnte der Wagen also 20 Mal um die Welt fahren. Beim Markthaus in Telfs stehen Ressourcenschonung etwa beim Baugrund und der Bauweise, Energieeffizienz durch Grundwasserpumpe und Photovoltaik sowie die Verwendung ökologischer Materialien im Vordergrund. Zudem wird eine Zertifizierung nach Klima Aktiv Gold angestrebt.

© DIE FOTOGRAFEN

Die RLB Tirol und die Raiffeisenbank Längenfeld sind vom Land Tirol soeben als eine der familienfreundlichsten Betriebe Tirols 2021 ausgezeichnet worden. vlnr: Dipl. BW Harald Löhner (Geschäftsleiter Raiffeisenbank Längenfeld), Carolin Czermak (HR Business Partner, RLB Tirol) und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle (Tiroler Landesregierung).

PARTNERSCHAFTLICHKEIT

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“ hat seinen Ursprung im Solidaritätsgedanken und der genossenschaftlichen Organisationsform. Nachhaltige Partnerschaftlichkeit funktioniert nur, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet – wertschätzend und zum gegenseitigen Nutzen, fair und verlässlich, durch Höhen und Tiefen des Lebens begleitend. Das gilt nicht nur für den Umgang mit den Kund*innen, sondern auch in hohem Maße mit den Mitarbeiter*innen. Entsprechend übernehmen die RLB Tirol und die Tiroler Raiffeisenbanken Verantwortung für wichtige Themen und Werte ihrer Mitarbeiter*innen wie die Work-Life-Balance, Vereinbarkeit von Familie und Karriere, berufliche und persönliche Entwicklung, Gesundheit oder Gleichstellung.

REGIONALITÄT

Mit Blick auf die Förderung der Ökologie haben die RLB Tirol und die Tiroler Raiffeisenbanken im Jahr 2021 erstmals den #beeraiffeisenAWARD verliehen. Ausgezeichnet wurden Projekte, die in Tirol in besonders engagierter und fundierter Weise die Artenvielfalt fördern. Als Gewinner aus 58 Einreichungen in den Kategorien Privatperson, Bildungsinstitution sowie Unternehmen & Kommunen gingen die Projekte „Sonnenschlössl“, „Dein Nachbar Lohbach“ und „Going Artenreich“ hervor. Sie freuten sich über Preisgeld und handgefertigte Nisthilfen mit Platz für je 1.000 Wildbienen.

Auch in diesem Jahr ist der Award wieder ausgeschrieben. Einreichungen können ab dem 1. April 2022 gemacht werden. Ziel der Initiative ist nicht nur die Prämierung von herausragenden Projekten, Raiffeisen will damit jede und jeden Einzelnen im Land motivieren, wertvollen Lebensraum zu erhalten und zu verbessern und damit ein „bienen- und insektenfreundlicheres“ Klima zu schaffen – etwa durch kleine Wildblumen-Jausenstationen am Balkon oder am Fensterbrett, das Anlegen von Blühstreifen oder die Gestaltung von naturnahen Gärten.

Reinhard Mayr, Vorstandsvorsitzender der RLB Tirol und Sprecher der Raiffeisen-Bankengruppe Tirol (li.), überreichte gemeinsam mit Christine Hofer, Geschäftsführerin der Raiffeisen Werbung Tirol (re.), die ersten drei #beeraiffeisenAWARDs an die Preisträger Stefan Stoll, Direktor der Allgemeinen Sonderschule Wipptal, Maria Schmidt aus Going und Michael Kugler von Carisma.

INTERWORK ÜBERFLIEGER - DER WEG ZUM ERFOLG ÜBERFLIEGER DER WEG ZUM ERFOLG

Starkes Durchhaltevermögen ist ein maßgebender Faktor für den Erfolg - Starkes Durchhaltevermögen ist ein maßgebender Faktor für den Erfolg sowohl für Unternehmer in der Wirtschaft, als auch für Sportler im Wettkampf. sowohl für Unternehmer in der Wirtschaft, als auch für Sportler im Wettkampf.

MANUEL FETTNER

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Die InterWork Personalservice GmbH ist tirolweit bereits ein bekannter Name, wenn es um das Thema Personalbeschaff ung geht. Dies war jedoch nicht immer so und hierhin zu kommen, nicht immer einfach. Um mit dem Fortschritt der Wirtschaft und der Konkurrenz mithalten zu können, erfordert es tägliche Höchstleistungen und vor allem niemals endendes Durchhaltevermögen, erklärt InterWork-Geschäftsführer Rainer Körber. Um heute den Markt mit anführen zu können, war aufgeben oder nachlassen niemals eine Option. Auch im Sport ist Talent nur die halbe Miete. Das weiß auch der österreichische Skispringer Manuel Fettner. Lange musste der heutige Olympionike auf die entscheidenden Erfolge seiner Karriere warten und viele Kämpfe allein bestreiten. InterWork-Geschäftsführer Rainer Körber hat das Potenzial des 36-Jährigen aber dennoch erkannt und steht ihm nun seit dem vergangenen Jahr als neuer Kopfsponsor tatkräftig zur Seite. Es ist nicht nur die fi nanzielle Unterstützung, sondern gerade auch die mentale. Unzählige Gespräche und viel gemeinsame Zeit haben das Band zwischen Sponsor und Sportler intensiviert und wachsen lassen. Bei den Olympischen Winterspielen 2022 gelang es Manuel Fettner dank harter Arbeit, zuverlässigem Rückhalt seines Sponsors und vor

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INTERWORK GmbH

Bundesstraße 25 6063 Rum Tel.: +43 (0)501 789 E-Mail: offi ce@interwork.co.at

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Bei den Olympischen Winterspielen 2022 gelang es Manuel Fettner dank har-

Die InterWork Personalservice GmbH ist tirolweit bereits ein bekannter Name, wenn es um das Thema Personalbeschaff ung geht. Dies war jedoch nicht immer so und hierhin zu kommen, nicht immer einfach. Um mit dem Fortschritt der Wirtschaft und der Konkurrenz mithalten zu können, ter Arbeit, zuverlässigem Rückhalt seines erfordert es tägliche Höchstleistungen Sponsors und vor allem dank seinem unund vor allem niemals endendes bändigen Durchhaltevermögen, so wohl eine Silber-, als auch eine Goldmedaille nach Durchhaltevermögen, erklärt Hause zu holen. InterWork-Geschäftsführer Rainer Erfolg ist nichts, das von heute auf morKörber. Um heute den Markt mit gen einfach vorhanden ist. Es ist das Produkt aus dem Willen etwas Großartiges zu anführen zu können, war aufgeben erreichen, dem notwendigen Knowhow und der Kraft immer weiterzumachen. Dass erfolgreich zu sein aber sehr wohl möglich ist, zeigt sowohl die Geschichte des Personalbereitstellers InterWork als auch die des heutigen Olympiasiegers Manuel Fettner nur zu gut! PR INTERWORK GMBH Bundesstraße 25 6063 Rum Tel.: +43 (0)501 789 E-Mail: offi ce@interwork.co.at www.interwork.co.at

oder nachlassen niemals eine Option. Auch im Sport ist Talent nur die halbe Miete. Das weiß auch der österreichische Skispringer Manuel Fettner. Lange musste der heutige Olympionike auf die entscheidenden Erfolge seiner Karriere warten und viele Kämpfe allein bestreiten. InterWork-Geschäftsführer Rainer Körber hat das Potenzial des 36-Jährigen aber dennoch erkannt und steht ihm nun seit dem vergangenen Jahr als neuer Kopfsponsor tatkräftig zur Seite. Es ist nicht nur die fi nanzielle Unterstützung, sondern gerade auch die mentale. Unzählige Gespräche und viel gemeinsame Zeit haben das Band zwischen Sponsor und Sportler intensiviert und wachsen lassen. Bei den Olympischen Winterspielen 2022 gelang es Manuel Fettner dank harter Arbeit, zuverlässigem Rückhalt seines Sponsors und vor allem dank seinem unbändigen Durchhaltevermögen, so wohl eine Silber-, als auch eine Goldmedaille nach Hause zu holen. Erfolg ist nichts, das von heute auf morgen einfach vorhanden ist. Es ist das Produkt aus dem Willen etwas Großartiges zu erreichen, dem notwendigen Knowhow und der Kraft immer weiterzumachen. Dass erfolgreich zu sein aber sehr wohl möglich ist, zeigt sowohl die Geschichte des Personalbereitstellers InterWork als auch die des heutigen Olympiasiegers Manuel Fettner nur zu gut!

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