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Etappenziel beim Fernwärme-Ausbau
Sieht in der Dortmunder Wohnungswirtschaft einen wichtigen strategischen Partner für den Fernwärme-Ausbau: Bastian Stegemann von DEW21.
Der nachhaltige Umbau des 72 km langen Fernwärme-Netzes ist ein zentraler Faktor für die Dortmunder Energiewende. Im Interview spricht Bastian Stegemann, Leiter Nah- und Fernwärme bei DEW21, über aktuelle Meilensteine, knifflige Herausforderungen und wichtige Verbündete.

Herr Stegemann, wo steht DEW21 aktuell in Sachen Fernwärme-Ausbau?
Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein kurzer Blick zurück. Wir haben bereits 2022 einen elementaren Meilenstein erreicht, indem wir für ein Investment von mehr als 120 Mio. € die klimafreundliche Wärmeversorgung der Innenstadt sichergestellt haben. Die Privathaushalte und Betriebe in der City werden seitdem zu einem Großteil mit industrieller Abwärme der Deutschen Gasrußwerke mit Sitz am Dortmunder Hafen versorgt. Sie kann als nahezu klimaneutrale Energiequelle genutzt werden. Wir sparen auf diesem Wege jährlich 45.000 t CO2. Das entspricht dem Ausstoß von ca. 30.000 PKW.
Damit war das Thema Wärmewende aber offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Nein, absolut nicht. Seit 2022 arbeitet die Stadt Dortmund gemeinsam mit DEW21 und weiteren Akteuren an einem kommunalen Energienutzungsplan, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern langfristig zu verringern. Die Fernwärme nimmt in den Planungen eine Schlüsselstellung ein. Daher möchten wir als DEW21 überall dort, wo es Sinn macht, auch diese klimafreundliche Wärmeversorgung ermöglichen.
Das bedeutet konkret?
Wir reden gegenwärtig vor allem über das Ausbaugebiet Südtrasse, welches sich zwischen dem Unionviertel und der B1 befindet. Dieses wird über eine insgesamt 4,5 km lange Fernwärmeleitung, die wir neu bauen, an das mit Abwärme versorgte Wärmenetz angeschlossen. Das Investitionsvolumen beträgt dabei insgesamt 40 Mio. €, wobei wir glücklicherweise auch auf öffentliche Fördermittel zugreifen können. Unser realistisches Ziel ist es, mit dieser Trasse im nächsten Jahr fertig zu werden.
Zuletzt gab es im Kontext dieses Projekts ja bereits ein Etappenziel zu vermelden.
Zu dem Ausbaugebiet Südtrasse gehören innenstadtnahe Quartiere wie das Unionviertel und der Althoffblock. In letzterem haben wir nun in zwei Karrees 400 Wohneinheiten des Bau- und Sparvereins eG ans Fernwärmenetz angeschlossen. Bis 2018 wollen wir in Summe rund 1.300 Wohnungen dieser Wohnungsgenossenschaft mit der Abwärme der Gasrußwerke versorgen.
Welche Rolle kommt speziell der Wohnungswirtschaft bei der Wärmewende zu?
Fernwärme macht überall dort Sinn, wo man mit vergleichsweise wenigen Metern Leitung viele Wohneinheiten und viele Menschen erreichen kann. Die erwähnten Quartiere sind relativ dicht besiedelt, es gibt dort viele größere Wohnblöcke – oft sind sie in der Hand einer überschaubaren Zahl von Wohnungsunternehmen und Genossenschaften. Das sind zusammen wirklich gute Voraussetzungen für den Fernwärme-Ausbau. Und somit ist die Dortmunder Wohnungswirtschaft ein wichtiger strategischer Partner für uns.
Trotz dieser guten Voraussetzungen bleiben herausfordernde Themen aber nicht aus. Allerdings. Wir hatten bei dieser Etappe zuletzt immer wieder mit Starkregen zu kämpfen, der unsere Arbeiten deutlich erschwert hat. Hinzu kamen im kompletten Grabenbereich mehr als 200 m an Felsen. Trotzdem sind wir sogar einen Monat früher als geplant, nämlich in elf Monaten, fertig geworden. Da hat unser Team eine enorme Leistung abgerufen.
Auch für die Anwohner*innen sind die Bauphasen nicht ganz ohne.
Das ist so, das kann man auch nicht wegdiskutieren. Es entfallen vorübergehend immer mal wieder Parkplätze. Auch Durchfahrtsverbote lassen sich nicht vermeiden. Dass man davon nicht begeistert ist, kann ich verstehen. Wir versuchen immer mit viel Augenmaß individuelle Lösungen für alle Beteiligten zu finden und das klappt in Regel ziemlich gut. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch immer wieder an das übergeordnete Ziel des FernwärmeAusbaus: Wir wollen eine zuverlässige und umweltfreundliche Wärmeversorgung für unsere Stadt. Und für den Klimaschutz gibt es ja grundsätzlich eine breite gesellschaftliche Zustimmung.
Vollständig klimaneutral
In den kommenden Jahren will DEW21 den Ausbau des Fernwärme-Netzes weiter vorantreiben. Nachhaltiges Ziel dabei ist eine vollständig klimaneutrale Wärmeversorgung in Dortmund. Um das zu erreichen, prüft der kommunale Versorger auch den Einsatz weiterer Technologien wie Wasserstoff, Großwärmepumpen oder Tiefengeothermie.
Aktuell steht bei der Fernwärme das Ausbaugebiet Südtrasse im Fokus: zwischen dem Unionsviertel und der B1.
Gefördert aus Mitteln des Landes NRW, vertreten durch die Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie.