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„Endlich darf ich den Gong spielen“

Nick Mason, Pink Floyd

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Nick Mason, Schlagzeuger und Kurator von Pink Floyd mit eigener fest angestellter Archivarin, eröffnet die Ausstellung zum Lebenswerk der wegweisenden Band im Dortmunder U – die DSW21 als lokaler Partner unterstützt.

Nick Mason, Architekturstudent, Sohn eines berühmten Filmemachers mit dem Thema Motorsport, selbst bekennender Autofan und Autorennfahrer. Miterfinder der aus dem Kontext des Drumsets abgesetzten Trommel, Becken oder eben Gongs, die als einzelne oft elektronisch verfremdete Klänge viel kraftvoller daherkommen, ein Effekt, der heute mit Samplern überall genutzt wird. Dieser Nick Mason, der mit seiner Band die Quadrophonie im Livekonzert erfand, bekommt erst nur Stereotype vorgesetzt. Eine Frage ist ihm sichtlich unangenehm: Was haben Sie damals von Dortmund gesehen? Antwort: „Nichts, der Besuch 1981 zu den Aufführungen von »The Wall« in der Dortmunder Westfalenhalle war ein Arbeitsbesuch. Die gesamte Technik der einstürzenden Mauer zusammen mit Projektionen und weiteren Gastmusikern war zu komplex, um zwischen den Shows noch Stadtspaziergänge zu

machen.“ Hotel, Hotelbar, Westfalenhalle – so lautete das Programm. Auch 2018 ist der Zeitplan nicht entspannter.

62.000 %

Die Eröffnung der Pink Floyd-Ausstellung fällt mitten in die erste Tournee, die Nick Mason wieder am Schlagzeug zeigt. Mit »A Saucerful of Secrets«, tourt der 70-Jährige durch Deutschland und Europa, spielt zweistündige Shows mit zum Teil nie live gespieltem Material aus der Frühphase von Pink Floyd. Dazu hat er ein Boxset veröffentlicht mit drei Soloalben, die damals irgendwie untergegangen sind. Und natürlich hat er auch schon einige Autorennen besucht, einen englischen Redakteur einer Motorsendung sogar seinen legendären Ferrari 250 GTO fahren lassen. Ein Auto, das sich im Wert mal eben vertausendfacht hat, ein 50 Millionen-Auto, die geschätzte Wertsteigerung beträgt unglaubliche 62.000 %.

Doch der kleine Mann (auf den Videos von damals wirkte er fast so groß wie Roger Waters, der ein wahrer Hüne ist), der jetzt mit seiner Sporttasche ins Dortmunder U kommt, ist mit jener Prise britischen Humors gesegnet, die ihn solche Erfolge auch ironisch kommentieren lässt. „Als ich damals 38.000 Pfund für den Ferrari gezahlt habe, haben mich alle als bekloppt bezeichnet, inklusive ich selbst. Dass das Auto jetzt angeblich so wertvoll ist, ist nett, aber nicht geplant.“ Und zu seinem Beruf: „Ach wissen Sie, ich musste nie wirklich arbeiten, das ist sehr angenehm.“ Aber die Professionalität, mit der Mason jede auch nicht so einfache und vielleicht auch fernliegende Frage zum x-ten Mal nett und höflich beantwortet, zeigt auch, dass der Schlagzeuger durchaus eine Menge gelernt hat und hier ein Profi den Eröffnungstag prägt. Nick Mason zeigt deutlich, dass das Werk von Pink Floyd eben größer ist als die Egos der vier Hauptmusiker. Dass sich der Streit zwischen Gilmour und Waters eben nicht auf so ein multimediales Werk niederschlagen kann, die Summe ist mehr als ihre Einzelteile.

Im Video zu »Pompeji« sieht man, wie Roger Waters den Gong bearbeitet, aber Nick Mason in einem Augenblick von Gilmours Gitarrensolo einen Trommelstock verliert und blitzschnell durch einen neuen ersetzt. Kleine Tricks und Gesten, die zeigen, dass da ein Mann immer weiß, was er macht.

25 Pfund für Bus und Cover

Kein Wunder, der Autorennfahrer hat schnelle Reaktionen. Und Humor: Den präsentiert er bestens in seiner Autobiografie, die es auch im Museumsshop am U gibt, sowie bei seinen Lieblingsstücken der Ausstellung: Gleich zum Anfang sieht man Mason, wie er sein Drumset in den Bandbus packt. Die Jacke fand er damals total gut, heute würde er darüber nachdenken wollen und die zwei, die da Fratzen hinter dem Fenster schneiden, sind Syd Barrett und Rodger Waters. „25 Pfund hat der Bandbus gekostet, der nichts taugte. 25 Pfund kostete auch das erste Cover einer Pink Floyd-Scheibe – wir mussten wirklich sparen.“ Grinst. „Dafür wurden wir später belohnt, aber unsere Fans haben wir auch belohnt. Als wir »Pompeji« aufnahmen, mussten wir ein Konzert in der Uni in Newcastle absagen und haben das ein Jahr später nachgeholt. Zum alten Ticketpreis von 17 Pfund, dabei waren wir mit dem »Dark Side of the Moon«-Album schon auf Platz 1 der Charts.“ Auch zum wahnsinnigen Verkaufserfolg dieses Albums bis zum heutigen Tag hat Nick Mason (s)eine einleuchtende Erklärung: „Die britischen Haushalte wollten ein Stereoalbum, da war unseres gut geeignet, die Nachbarn zu beeindrucken. Und später haben die einfach vergessen, dass sie das Album schon haben und noch einmal die CD gekauft.“

Als zu viele Dortmunder nur auf dem Thema »The Wall« 1981 herumreiten, verzieht Mason nur kurz das Gesicht. Okay, die Show muss weitergehen. Aber heute spielt er den Gong – auch bei den Auftritten mit seiner neuen Band. Und für die Snare von DSW21 – eine DW-Acrylsnare mit der Stadtsilhouette – bedankt er sich später mit einer kleinen persönlichen Postkarte. Ein Weltstar in Dortmund, der absolut zu dieser Stadt passt. Wie die Ausstellung im U – noch bis Februar geöffnet.

Die Schlagzeuge von Nick Mason wurden stets passend zur Bühnenshow von Künstlern gestaltet. Zu sehen in der Ausstellung.

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