
2 minute read
Seite
Berg- und Wanderfreunden Lohhof e.V.
Mittelalter-Disneyland oder bewundernswerte Aufbauleistung nach dem Krieg?
Advertisement
Ziel der diesjährigen Stadtführung des Bergund Wandervereins Unterschleißheim war Nürnberg. Schon der Treffpunkt mit dem Stadtführer in der Mittelhalle des Nürnberger Hauptbahnhofes vor einem imposanten Mosaik zeigte den Weg von der „Guten Alten Zeit“ in die Moderne. Hatte der Bayerische König Ludwig I. noch auf Pferde gezogene Treidelschiffe gesetzt, haben Nürnberger Bürger 1835 die erste Eisenbahnverbindung nach Fürth finanziert und damit einen wichtigen Schritt in die Moderne gewagt. Genau dieses Spannungsverhältnis ist ein Kennzeichen Nürnbergs. Zeugen der großen Vergangenheit der ehemaligen Reichsstadt sind u. a. eine weitgehend vollständig erhaltene fünf Kilometer lange Stadtmauer und Mauergraben, eine Kaiserburg oder das Albrecht-Dürer-Wohnhaus. Andererseits verbindet sich mit Nürnberg auch der Aufbruch in die Industriegesellschaft. Große, und leider heute zum Teil untergangene Namen des Versandhandels, der Unterhaltungsindustrie, des Zweiradbaus und des Maschinenbaus legen davon Zeugnis ab. Nie wurde Nürnberg militärisch erobert, mit Ausnahme 1945 durch den Einmarsch der Amerikaner. Geht man durch die wunderbare Altstadt Nürnbergs, muss man im Hinterkopf behalten, dass diese Altstadt zu 95% durch den zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Lässt man den Weg, den unsere Wandergruppe vom Bahnhof über die Lorenzkirche durch den Innenhof des Heilig-Geist-Spitals zum Hauptmarkt mit Schönem Brunnen zur Traditionsgaststätte „Bratwurstsröslein“ nahm, Revue passieren, ist man schon sehr bewegt über den meist großartig gelungenen Wiederaufbau der Altstadt. Dieser Eindruck wurde nach der Mittagspause noch deutlich gesteigert, als die Gruppe vorbei an der Sebalduskirche, dem Wolff´schen Rathaus, dem FemboHaus hinauf zur Burganlage marschierte. Allein die Besichtigung des Fembo-Hauses sowie der Kaiserburg würde einen Tagesausflug ausfüllen. Wir stiegen aber über die Burg in die Burggärten mit Blick auf das Dürerhaus (ebenfalls ein sehr lohnenswertes Besichtigungsziel). Zurück zum Bahnhof ging es über die malerische Weißgerbergasse und die Straße der Menschenrechte. Daneben befindet sich das Germanische Nationalmuseum, das sich ebenfalls als ein sehr lohnendes Tagesziel anbietet. Dass wir die Stadtführung bei bestem Wetter genießen konnten, ließ die sehr sachkundige Führung durch unseren Stadtführer zu einem sehr angenehmen Erlebnis in Erinnerung bleiben. Die eingangs gestellte Frage muss jeder, der bei diesem Ausflug dabei war, selbst beantworten. Nürnberg ist wohl mehr als nur geschickt vermarktete Christkindlesmarkt-Romantik, sondern auch Zeugnis bewundernswerter Aufbauleistung der Nachkriegsgeneration, der es meiner Meinung nach gut gelungen ist, geschichtliche Zeugnisse nicht museal, sondern in lebendiger Form den nachfolgenden Generationen zu erhalten. Weitere Informationen zu unserem Verein einschließlich des Wanderprogramms finden Sie auf unserer Homepage unter www.berg-undwanderfreunde-lohhof-ev.de. Um an unseren Wanderungen teilzunehmen muss man nicht Vereinsmitglied sein; Gäste sind uns stets willkommen. Kurt Kratochwill






