Grenzenloses Oberfranken - Von Coburg bis Hof: 20 Jahre Mauerfall - Druckkultur Späthling

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Peter Engelbrecht

Grenzenloses Oberfranken Von Coburg bis Hof: 20 Jahre Mauerfall

Verlag Heinz Sp채thling


Umschlagfotos:

Impressum:

Bild oben:

Herausgeber: Druck & Medien Heinz Späthling, Ruppertsgrün 6, 95163 Weißenstadt

Ein DDR-Grenzaufklärer fotografierte im März 1989 in Heinersdorf (Thüringen) in Richtung Westen.

Bild unten: Freie Fahrt für die Trabis auf der A9 kurz nach dem Grenzübergang Hirschberg in Richtung Hof.

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Gesamtherstellung: Druck & Medien Heinz Späthling, Ruppertsgrün 6, 95163 Weißenstadt © Druckerei und Verlag Heinz Späthling, Weißenstadt 2009 ISBN: 978-3-926621-82-5


Vorwort Die innerdeutsche Grenze zog sich auf einer Länge von 1.393 Kilometern mitten durch Deutschland, davon 422 Kilometer entlang des Freistaates Bayern. Sie bildete sowohl die Nahtstelle als auch die Trennlinie nicht nur zwischen den beiden deutschen Staaten, sondern auch zwischen zwei unterschiedlichen politischen, militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen in Europa. Sie teilte 45 Jahre lang Landschaften, Städte und Dörfer, zerschnitt Verkehrswege, trennte Familien, Verwandte und Bekannte voneinander und prägte das Leben von Millionen Menschen. Nach Rechtsauffassung der Bundesrepublik besaß die innerdeutsche Grenze den Charakter einer Landesgrenze, einer „grünen Grenze“ ohne Mauer, Stacheldraht und Zäune. Auf westdeutscher Seite konnte man sich ungehindert bis an den Grenzverlauf begeben, man benötigte dafür weder Sondergenehmigungen noch Passierscheine. Die DDR-Führung hingegen ließ ihre „Staatsgrenze West“ mit großem personellen und materiellen Aufwand zu einem fast unüberwindbaren Hindernis für die eigene Bevölkerung ausbauen. Militärisch gesehen waren die Sperranlagen völlig wertlos, politisch gesehen war die Grenze ein entscheidendes und letztlich überlebenswichtiges Instrument der SED-Diktatur und moralisch gesehen „eine Art Kapitulation der DDR“. Im freien Wettbewerb der beiden Systeme wäre der „erste Arbeiterund Bauernstaat auf deutschem Boden“ ohne die hermetische Abriegelung nach Westen auf Dauer nicht überlebensfähig gewesen. Von Kriegsende bis zum Mauerbau im August 1961 verließen über drei

Robert Lebegern M.A., Leiter des Deutsch-Deutschen Museums, Mödlareuth.

Millionen Flüchtlinge die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) beziehungsweise die DDR. Laut offizieller Argumentation der SED-Führung diente der „antifaschistische Schutzwall“ der „Aufrechterhaltung des Friedens“ und dem „Schutz vor dem Klassenfeind“. Doch die „Friedensgrenze“ war nicht dazu bestimmt, einen vermeintlichen Angriff des „Klassenfeindes“ abzuwehren. Sie richtete sich in erster Linie nicht nach außen, sondern „freundwärts“ nach innen, gegen die eigene Bevölkerung. Die gesamte Grenztechnik war von Anfang an darauf abgestellt, Fluchtversuche aus der DDR zu verhindern. Ohne den vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg hätte es keine Teilung Deutschlands gegeben. Nicht die alliierten Siegermächte, sondern der Nationalsozialismus war Verursacher der innerdeutschen Grenze, wenn-

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werden. Ein Schutzraumplatz koste mindestens 2000 DM, davon gingen noch beachtliche staatliche Zuschüsse und Steuernachlässe ab, hieß es. MeisterBau sicherte den Interessenten eine „selbstverständlich streng vertrauliche Beratung“ zu. Auch die Münchner Firma Gebhard Hinteregger bot private Schutzräume an - für stolze 60 000 DM. Der Bunker dieser sogenannten „S-Klasse“ war für eine „Aufenthaltsdauer von 14 Tagen“ ausgelegt. Der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker brachte es in einem offenen Brief auf den Punkt: „Ich weiß nicht, ob die Überlebenden einer solchen Katastrophe nicht die Toten beneiden werden.“ Übrigens: Nur für drei Prozent der Westdeutschen standen damals Schutzräume bereit...

Mit einem strahlenden Lächeln in den Schutzraum. Ein Propagandabild aus der Bundesrepublik in den 60er Jahren sollte die Harmlosigkeit des Atomkriegs zeigen. (2)

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Amerikanische Panzer fuhren nach einer Ăœbung in die Christensen Barracks auf dem Bindlacher Berg nahe Bayreuth. Hier waren amerikanische Panzereinheiten stationiert. (2)

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Mit einem provisorischen Zaun wurden die Bauarbeiten f端r die Saalebr端cke im September 1964 abgesichert. Im Hintergrund sind die richtigen Grenzsperren zu sehen. (2)

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Mit Hochdruck arbeiteten „sowjetzonale Bautrupps“ im November 1965 an der Wiederherstellung der Autobahnbrücke über die Saale nahe Rudolphstein. Die Fertigstellung war bis Oktober 1966 vorgesehen. Ein westdeutscher Bundesgrenzschutz-Beamter beobachtet die Baustelle mit dem Fernglas. (6)

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Freie Fahrt f端r die Trabis. Im Hintergrund ist der Grenz端bergang Hirschberg zu sehen. (7)

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In Reih und Glied standen die Trabis und Wartburgs im Industriegebiet St. Georgen in Bayreuth. Hier, direkt an der Autobahn, gingen die DDR-B端rger im November 1989 einkaufen. (7)

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Der Turm wankt...

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...und schl채gt auf. (1)

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Der Weg ist frei: Schüler radelten im Mai 1990 nach der Eröffnung des ersten deutsch-deutschen Radwanderweges Bayreuth-Hof-Chemnitz nahe Posseck im Dreiländereck durch das geöffnete Tor. (1)

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Auch dieser Weg war jetzt frei: Der Schneeberg im Fichtelgebirge mit seinem markanten Abhörturm, jahrzehntelang militärisches Sperrgebiet, ist seit August 1996 wieder zugänglich. Wanderer durften den höchsten Berg Nordbayerns mit einer Höhe von 1051 Metern wieder betreten. (9)

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Fotos erzählen Geschichte und Geschichten: 90 einmalige Aufnahmen von der innerdeutschen Grenze in Oberfranken hat der Bayreuther Zeitungsreporter Peter Engelbrecht in diesem Buch veröffentlicht. Die Bilder beginnen in den 50er Jahren, zeigen die ergreifende Grenzöffnung im November 1989 und reichen bis in die Gegenwart hinein.

Engelbrecht erzählt in seinen Reportagen von Menschen, die an dieser unmenschlichen Grenze lebten, hier Dienst taten oder bei der Flucht schwer verletzt wurden. Und er berichtet über Geheimdienst-Aktivitäten, die heute vielfach noch im Dunkeln liegen: Strahlenschüsse, Stasi-Agenten und Sprengstoff-Schiebereien.

ISBN: 978-3-926621-82-5


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