DREISECHSNULL, Ausgabe 02/2011

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Magazin für Geschäftskunden der Telekom Deutschland

02 // mai 2011 www.telekom.de/dreisechsnull

handy her! Werden

S Handy fü ie Ihr altes r einen gu ten Zweck lo s.

360 o vernetztes LEBEN UND ARBEITEN

Heute so NEUES AUS DER GARAGE Wir verraten Ihnen die wirklich wichtigen Startup-Trends // S. 42

morgen so

INVASION DER ANDROIDEN Der rasante Aufstieg des Handy-Systems von Google // S. 26

Das einzig Beständige ist der Wandel. Aber nur wer eine andere Sicht der Dinge bekommt, kann mit der Routine brechen – und neue Wege gehen.


DeutschlandLAN ist, wenn die ganze Telefonanlage ins Netz verschwindet. Die gesamte Firmenkommunikation im Blick – mit dem Komplettpaket für vernetztes Arbeiten. Mit DeutschlandLAN behalten Sie im Arbeitsalltag ganz einfach den Überblick. Zum Beispiel, weil das Handy als Nebenstelle in die Telefonanlage integriert ist. Das bedeutet, dass Sie dank einer einheitlichen Rufnummer für Festnetz und Mobilfunk jederzeit erreichbar sind. Der leistungsfähige Breitbandanschluss ermöglicht Videokonferenzen mit bis zu 16 Teilnehmern, in denen Sie sogar gemeinsam Dokumente bearbeiten können. Und da alles aus dem Netz kommt, ist ein eigener E-Mail-Server nicht mehr nötig. Selbst die Kosten haben Sie immer im Griff – mit dem monatlichen Festpreis.

unktionen Jetzt alle F ben: im Web erle om.de/ www.telek k allesimblic


neue mitteilun g

Mit professioneller Hilfe lassen sich Geschäftsprozesse

optimieren und

beschleunigen.

DIRK BACKOFEN, Leiter Segmentmarketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland

Veränderung ist unumgänglich. Produkte, Technik, Märkte, Kunden – alles wandelt sich, mal schneller, manchmal langsamer, aber vor allem: ständig. Nachhaltig erfolgreiche Unternehmen und ihre Mitarbeiter erkennt man daran, dass sie der permanenten Er­ neuerung gegenüber offen sind; dass sie Chancen ­erkennen, wo andere Probleme sehen – und dass sie den entscheidenden Schritt weiter denken, wenn andere noch glauben, ihr Erfolg von heute garantiere ihnen automatisch den Erfolg für morgen. Aber es bleibt nichts, wie es war: Wer für die Zukunft gerüstet sein will, muss sie heute in Angriff nehmen. In dieser Ausgabe von DreiSechsNull beschäftigen

wir uns mit den Erfolgsrezepten von Unternehmen, die es immer wieder schaffen, sich kreativ, flexibel und pragmatisch auf die neuen Bedingungen einzustellen. Und wir zeigen, wie sich entscheidende Geschäfts­prozesse mit professioneller Hilfe optimieren lassen. Ein wesentlicher Grund, warum auffällig viele mittelständische Unternehmen erfolgreich sind: Sie entscheiden schneller, ihre Abläufe sind zielführender als in vielen Großfirmen. Die wesentliche Aufgabe einer modernen Vernetzung ist vor allem die nahtlose Kommunikation mit Kunden, Partnern und Lieferanten. Herzlichst, Ihr Dirk Backofen

Neu: Dreisechsnull GOES ONLINE Foto: christian Wyrwa

Bald ist es so weit! Die Deutsche Telekom präsentiert eine neues Web-Portal eigens für den Mittelstand. Ab Ende Mai gibt es vertiefende Informationen begleitend zum aktuellen Heft, ­interessante Porträts sowie praxisorientierte Referenzgeschichten. Klicken Sie einfach rein!

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inhalt

DreiSechsNull 360° vernetztes LEBEN UND ARBEITEN

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12 Wandel-Worte » Et bliev nix wie et wor. « Kölsches Grundgesetz

» The wind of change blows straight into the face of time. « Scorpions, deutsche Band, die mit dem Song „Wind of Change“ 1990 das inoffizielle Lied zur Perestroika schrieb

» Die kleinste Bewegung ist für die ganze Natur von Bedeutung; das ganze Meer verändert sich, wenn ein Stein hineingeworfen wird. « Blaise Pascal, Mathematiker und Philosoph

» Yes, we can! « Barack Obama, in seiner „Change“-Rede während der demokratischen Vorwahlen („Primaries“) 2008

titelthema Veränderung 12 Heute so, morgen so Das Geheimnis des Erfolgreichbleibens: Wie Unternehmen mit ständigem Wandel umgehen – und dabei ihre Ziele im Blick behalten.

Raus aus der Routine Immer mal wieder die Perspektive wechseln: Auch Unternehmen müssen sich verändern und anpassen, um im Markt zu bestehen. Vier Beispiele über die Kunst des Wandels.

15 Schnelltest: Reif für den Wandel? Ein einfacher Test sagt Ihnen, ob es Zeit ist, die Strukturen Ihres Unternehmens zu überdenken. 17 „Evolution statt Revolution“ Wie aus vielen kleinen Schritten eine große Veränderung wird, erklärt ChangeManagement-Professor Uwe Schikorra im Interview. 19 Der neue Kunde Wie kommuniziert man mit Kunden im Web 2.0? Fünf Goldene Regeln.

Vier Beispiele aus der Praxis 14 Frosta: Raus aus der Routine Der Hersteller verzichtet auf alles Künstliche bei Tiefkühlgerichten und stellt die übliche Produktionsweise in Frage.

16 Bogner: Immer eine Idee voraus Jedes Jahr bringt Willi Bogner neue Kreationen und Kollektionen heraus. Wie schafft er es, innovativ zu sein?

18 Inform: Geschäftsprozesse optimieren Die Aachener entwickeln Softwaresysteme, mit denen Betriebsabläufe und Ressourcen optimiert werden.

20 Rossmann: In der Fläche präsent sein Wie die Drogerie-Kette expandiert und sein Sortiment immer wieder optimiert. 4

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anfassen! 28 Bitte Touchscreens in allen Größen: Die aktuellen Pads und Smartphones bieten noch mehr Leistung und Funktionen.

360° praxis Thema: IT-Services

Fotos: gallerystock, getty images, rainer holz, christian wyrwa; illustration: julian rentzsch

22 Wo laufen sie denn? Die Vorteile  der neuen Technik Virtualisierung für kleine und mittlere Firmen. 25 Langstrecken-Surfer Mit FlyNet von Lufthansa kommt das Web über die Wolken. 26 Invasion der Androiden Das Handy-System von Google ist die neue Nummer eins der Welt. 28 Bitte anfassen! Neue Tablet-PC und Smartphones. 30 Schlüsselfertige Übergabe So klappt die Windows-7-Migration. 32 Passt wie angegossen! Businesstarife für Geschäftskunden. 34 Technik Wikipedia Wie funktioniert die Telefonanlage im Netz?

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Herrscher der Handy-Welt Android übernimmt die Führung bei Smartphones.

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von Pappe 36 Nicht Papstar, der Spezialist für Einmalgeschirr in der Eifel, setzt auf die Server und Rechenzentren der Deutschen Telekom.

Ideentreiberin 50 die Frauke Petry will Gutes für die Umwelt tun. Sie erfand einen umweltfreundlichen Kunststoff – und gründete gleich die Firma dazu.

made in germany

menschen und macher

36 Nicht von Pappe Hightech und ­Hocheifel – Papstar zeigt, dass das kein Widerspruch ist.

8 Wie bleiben Sie auf den Laufenden?   Nachgefragt bei unseren Lesern – die   Wege der Informationen.

40 Technik und Tradition  Die Osiandersche Buchhandlung in Tübingen verbindet ehrwürdige Historie mit modernster Logistik.

11 Der Entschleuniger Lothar Seiwert, Zeitmanagement-Guru, über Gesprä  che, Apps und Mickymaus-Kino.

42 Neues aus der Garage   Coole Start-ups, von denen die Welt noch viel hören wird.

50 Die Ideentreiberin Die Chemikerin   Frauke Petry hat einen neuartigen umweltfreundlichen Kunststoff entwickelt.

kleiner beitrag

standards

46 Grün gerechnet Von sparsamer   IT-Technik profitiert nicht nur die   Umwelt, sondern auch Unternehmen.

3 Neue Mitteilung Dirk Backofen über   den Willen zum Wandel.

48 Zahlen, Daten, Fakten Wie viel Strom verbraucht eine Google-Anfrage? Die Antwort – und viele mehr. 49 Jeden Tag ein bißchen besser  Eine App zum Thema Weltklima,   Zahlen zu E-Bikes und neue Navigations-Software fürs Handy.

6 Perspektive Sind Sie da drin?   Der Super-Computer der FBI-  Fingerabdruck-Datenbank. 52 Rundumsicht Ein Blick hinter die   Kulissen des DREISECHSNULLOnline-Auftritts.

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perspek tive


der gröSSte biometrische datenspeicher der Welt

Mehr als 300 Millionen Fingerabdrücke lagert die US-amerikanische Bundespolizei FBI auf Magnetplatten in sechs solcher Räume. „Integrated Automated Fingerprint Identification System“ nennt das FBI die gigantische Datensammlung, aus der Strafverfolgungsbehörden im ganzen Land zu jeder Zeit zugreifen können. Blitzschnell holen Roboterarme (oben rechts) die entsprechenden Datenplatten aus den Regalen. Der größte Teil der Fingerabdrücke stammt aus 66 Millionen Kriminalakten, aber auch die Abdrücke mutmaßlicher Terroristen oder ehemaliger Soldaten sind gespeichert. Und natürlich die beiden Abdrücke, die Touristen bei der Einreise abgeben müssen. Das System verarbeitet bis zu 162 000 Anfragen jeden Tag.

Foto: george steinmetz

Fingerspitzengefühl


n ac hgefragt

Was unsere leser zum Thema Veränderung meinen

Wie bleiben Sie auf dem Laufenden?

Lina Waldthausen (20), Schülerin, Essen

„Ich frage einfach meine Söhne!“ Für mich ist das Internet als Infoquelle Nummer 1 unverzichtbar. Aber wenn es um technische Neuerungen geht, dann sind meine beiden Söhne, 11 und 15 Jahre, meine persönlichen Berater. Die wissen alles. simone berghoff (43), Gastronomin, Bad Pyrmont

8

„Ich informiere mich per Tageszeitung.“ In manchen Dingen bin ich noch konservativ. Ich informiere mich zumeist in Tageszeitungen über die neuesten technischen Entwicklungen. Ich mag’s eben schwarz auf weiß. Moritz Graf zu Reventlow (40), Gutsbesitzer, Schleswig-Holstein

„Nichts geht über ein Gespräch!“ Ich informiere mich ständig im Netz, nutze Facebook, Blogs, Websites – und das Telefon natürlich. Aber nichts geht über ein ein persönliches ­Gespräch bei einem Abendessen. Astrid Schulte (45), Geschäftsführerin, Hamburg

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Fotos: nina gschlössl, martin kath (3); illustration: julian Rentzsch

„Ich schnapp’ alles auf!“ Auf dem Schulhof sind die coolsten technischen Dinge immer ein Thema für meine Freundinnen und mich. Ich schnappe einfach alles auf. Logo, wir wollen doch bei den Jungs immer mitreden können.


2 Mrd. Nutzer …

... tummeln sich heute im Internet. Noch vor zehn Jahren waren es weniger als 400 Millionen Internet-Nutzer. Inzwischen ist ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung im World Wide Web unterwegs. Quelle: International Telecommunication Union (ITU), Genf

80 000 Interviewer …

... waren am 9. Mai unterwegs, um neue Zahlen und Statistiken im Rahmen der ersten gesamtdeutschen Volkszählung zu erheben. Anders als die ­umstrittene Zählung 1987 wurden dieses Mal nur zehn Prozent der Bevöl­ kerung, umgerechnet 7,9 Millionen Einwohner, um Auskunft gebeten. Quelle: Statistisches Bundesamt

1,6 Tonnen …

... Elektroschrott verursacht ein Mensch in Deutschland durchschnittlich in seinem Leben. Darunter befinden sich: 25 Handys, elf Kaffeemaschinen, acht Toaster und neun Staubsauger. Quelle: Umweltbundesamt

expertenmeinung Felix Wunderer, Leiter Fixed Mobile Convergence, Products & Innovation, Deutsche Telekom AG

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Innovation, Herr Wunderer? Sehr wichtig! Unsere Branche lebt von ständigen Innovationen ­— sei es im technischen Produktumfeld, bei Prozessen oder Geschäftsmodellen. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir Bestehendes immer wieder hinterfragen. Wir entwickeln gezielt neue Produkte und Lösungen und arbeiten daran, sie kundenund marktgerecht zu optimieren. Das machen wir systematisch und beziehen unser Wissen aus Zukunftsstudien und aktuellen Marktforschungen. Wir laden Nutzer zum Beispiel zu so genannten Lead User Workshops und Customer Clinics ein, wo sie mit uns Produktideen wie DeutschlandLAN gestalten und testen können. Ziel ist es, unsere Kunden in ihren Geschäftsprozessen optimal zu unterstützen. Das erwarten sie auch von uns!

Wie eng sind wir miteinander vernetzt? Schon ziemlich eng – zumindest via Facebook. Jede feine Linie in der Grafik symbolisiert eine echte Verbindung. Facebook-Mitarbeiter Paul Butler nutzte diverse Statistik- und Grafikprogramme, um Grad und Intensität der Online-Gemeinde als Bild darzustellen. Verblüffend, wie die Summe aller Linien ein getreues Abbild der Kontinente nachzeichnet. Leicht an der dunklen Farbe zu erkennen: Facebook ist in den USA am stärksten vertreten, weniger in großen Teilen Russlands hinter dem Ural.

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www.facebook.com/notes/facebook-engineering/ visualizing-friendships/469716398919

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news

Leben in der vernetzten Welt

US-amerikanische Teenager zwischen 13 und 17 Jahren versenden durchschnittlich

3 339 SMS im Monat. Das bedeutet, sie versenden oder erhalten in jeder Stunde, in der sie wach sind, sechs bis sieben Nachrichten! Führend dabei sind – wenig überraschend – die weiblichen Teenager mit 4 050 Nachrichten pro Monat.

Heizen mit Fahrgästen?

Frage noch

Und plötzlich hat das Warten auf die Bahn doch noch etwas Positives: Fahrgäste in der Pariser Metro-Station Rambuteau direkt am berühmten Centre Pompidou helfen, ein Haus mit Sozialwohnungen zu heizen – mit ihrer Körperwärme. Das Haus, das durch ein Treppenhaus mit dem Bahnschacht verbunden ist, wird gerade umweltfreundlich saniert. Dabei kam den beteiligten Planern die interessante Idee, die durch Wartende und durch die Züge entstehende Wärme zu nutzen, um das Haus zu heizen. Das macht durchaus viel aus: Ohne zusätzliche Heizungen würden allein diese Wärmequellen das Haus rund ums Jahr auf Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad erwärmen. Mehr Themen rund um Nachhaltigkeit unter: www.millionen-fangen-an.de

schön warm Findige Pariser Architekten nutzen die Körperwärme von Metro-Fahrgästen.

vint cerf*, warum sind alle Internet-Adressen vergeben?

Wir dachten, es wäre » ein Experiment. Aber es hat niemals aufgehört. « Dem Internet gehen die Adressen aus, und schuld daran ist Vint Cerf. Das von ihm mitentwickelte Internet Protocol (IP) bietet in der aktuellen Version IPv4 nur 4,3 Milliarden Internet-Adressen. Zur Zeit der Entwicklung vor 30 Jahren schien das ausreichend, doch seit April sind nun alle vergeben. Das „Experiment Internet“ geht trotzdem weiter: Die Nachfolge-Version IPv6 bietet rund 340 Sextillionen Adressen. Das dürfte jetzt reichen! * Vinton Gray Cerf, 68, ist Informatiker und gilt als ein „Vater des Internet“. 1973 entwickelte er als Professor mit Studenten die TCP/IP-Protokolle.

Auto aus Hanf Mit dem Kestrel hat der kanadische Hersteller Motive Industries das erste straßentaugliche Elektro-Auto vorgestellt, dessen Karosserie umweltfreundlich auf Hanf-Basis gebaut wird. www.motiveind.com

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Fotos: istockphoto, PR (3)

die Zukunft. Schon heute i-Fernbedienung Das iPhone hat nicht nur Telefone verändert: Samsungs TV-Fernbedienung RMC30D1 hat Apps auf dem Touchscreen und fungiert als zweiter Fernsehbildschirm. www.t-online-shop.de

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handy-porträt

Zeitmanagement-Profi Lothar Seiwert

Der Entschleuniger Prof. Dr. Lothar Seiwert nennt sich selbst augenzwinkernd einen DAU – einen „Dümmsten Anzunehmenden User“. So macht sich Europas führender Experte für Zeit- und Lebensmanagement das Leben mit dem einfach zu bedienenden iPhone und vielen helfenden Apps leichter. Mit Spannung erwartet er das iPhone 5, für ihn ein „new toy for the boy“.

Wann gehen Sie garantiert nicht ans Handy? Spätabends, während meiner Vorträge oder wenn ich selbst an Veranstaltungen teilnehme.

seiwerts lieblings-apps 1. Fahrplan Auf Reisen weiß ich, ob der Zug oder die Bahn wirklich pünktlich ist. 2. iLiga Mit der App bin ich unterwegs im Live-Ticker immer informiert. 3. Dragon Dictation Ich tippe nicht gern SMS. Damit spreche ich meine Botschaften. 4. Zeitmanagement Eine App von mir. Mit tollen Tipps und Tricks fürs iPhone!

Was nervt Sie an Handys besonders? Eher die Nutzer, die zu oft, zu lange und viel zu laut telefonieren – selbst im Silence-Wagen der Deutschen Bahn. Sind Smartphones Fluch oder Segen? Beides. Ohne Handy haben wir die Zeit auch gut überstanden. Allerdings erspart es uns das lästige Suchen nach Telefonzellen und Kleingeld. E-Mails sende und lese ich gar nicht auf dem iPhone, das ist für mich Mickymaus-Kino. Für mich ist das iPhone ein schönes Spielzeug, auf das man allerdings gut aufpassen muss, weil es nicht mal eben in die Hosentasche passt. Welche wichtige Nummer kennen Sie auswendig? Die der Verkehrsleitzentrale. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, ist es sehr nützlich zu wissen, wo die Staus lauern. Die Nummer lautet übrigens 22688. Welchen Tipp können Sie gehetzten Handy-Nutzern geben? Einfach mal ausschalten! Ich persönlich habe gerade ein dreitägiges Schweigeseminar im Kloster hinter mir. Herrlich! Wann stellen Sie Ihr iPhone komplett aus? Nie. Ich stelle es entweder stumm oder im Flieger auf Flugmodus.

Foto: Gaby Gerster

lothar seiwert Geboren: 1952 in Südostasien // Ausbildung: VWL-Studium // Karriere: Management-Trainer und Personalberater // Professor an der Fachhochschule Wiesbaden und an der Uni St. Gallen // 1992 Gründung seines Instituts für Strategie und Time Management // 2008 Gründung der Seiwert Keynote-Speaker GmbH in Heidelberg // Bestseller-Autor // Neu: Simplify your Time // Motto: Wenn du es eilig hast, gehe langsam.

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titelthema


Ausgerechnet Nokia. Der lange Zeit bejubelte Weltmarktführer in Sachen Handys und Mobilfunk-Technik muss sich heute den Vorwurf gefallen lassen, den Anschluss verpasst zu haben. Ausgerechnet die Finnen, die jeden Trend ausriefen, die stets den Takt im Markt angaben, ihn fast nach Belieben beherrschten. Lange Zeit schien Nokia unbesiegbar. Dann tauchte plötzlich ein Newcomer aus Amerika auf: Eine kleine, unscheinbare Computerfirma mit kaum fünf Prozent Marktanteil stellt ein Designstück ohne Tasten vor, ein Handy, das sich einfach mit dem Finger bedienen lässt – einfach genial. Es war ausgerechnet Apple, eine Firma, die noch nie Vergleichbares zuvor produziert hatte. Der Außenseiter erschütterte 2007 die Welt der Handy-Hersteller. Heute sehen alle Smartphones aus wie iPhones.

Die Einen streben nach Größe, die Anderen suchen eine Nische, die Dritten erfinden sich komplett neu. Unternehmen, die trotz Krisen und Katastrophen überleben wollen, passen sich den neuen Spielregeln an. Und manchmal müssen sie einfach alles überdenken.

kapitel 1: Niemand ist auf ewig unbesiegbar

* Text: Jean-Marc Göttert // Michalis Pantelouris

Nur wer eine andere Sicht der Dinge hat, kann auch mit der Routine brechen – und andere Wege gehen. Vier Kapitel über die Kunst, sich neu zu erfinden.

Heute so, morgen so

Wandel in unternehmen

Fotos: gallerystock, getty images

Kurz & Knapp

Warum Wandel erfolgreich macht

Nichts ist beständiger als der Wandel, doch viele kleine und mittlere Firmen tun sich generell mit Veränderungen schwer. Nach einer Studie scheitern sogar 60 Prozent aller Change-Management-Projekte. Patentrezepte für den Erfolg gibt es nicht, wohl aber ein paar Erfolgsthesen: etwa eine Offenheit gegenüber technischen Innovationen sowie den Willen, auch eine ganz andere Sicht der Dinge zu haben. Und: Evolution ist besser als Revolution.


» Man muss offen sein für den Wandel, auch wenn es mit viel Aufwand verbunden ist.

«

Felix ahlers, vorstandschef der Frosta AG

frosta AG

1905 Gründung als

Hochseefischerei Nordstern AG

1957 Premiere in Deutsch-

2003 Einführung der neuen

land: Die erste Seefrost-Produktion von Kabeljau beginnt an Bord der „Sagitta“

Produkte unter dem „Reinheitsgebot: vollständiger Verzicht auf alles Künstliche

1982 Erweiterung der

Produktion um Tiefkühlfertiggerichte in Bremerhaven

2006 Das erste Bistro mit

Frosta-Fertiggerichten wird in Hamburg eröffnet

Wandel bedeutet Fragen Das Frosta-Prinzip: Raus aus der Routine Felix Ahlers wagt 2003, was bis dahin in der Branche undenkbar war: den Verzicht auf alles Künstliche. „Reinheitsgebot“ lautet sein neues Konzept. Das Unternehmen stellt Fertiggerichte erstmals ohne Zusatzstoffe her – eine Revolution. Anfangs ist den Kunden die neue Qualitätskost zu teuer. Doch Ahlers nutzt seine Erfahrung als Koch und erfindet spannende Gerichte in der Bremerhavener Testküche. „Als Reiseweltmeister lieben die Deutschen Essen aus fernen Ländern“, weiß er. Seine neuen Rezepte kommen an und werden sogar bei der Brigitte-Diät empfohlen.


titelthema

Nokia benötigt rund drei Jahre, um ein halbwegs vergleichbares Smartphone anzubieten — in der schnelllebigen Branche eine unglaublich lange Zeit. Längst ist den Finnen das Lachen über den Quereinsteiger Apple vergangen, zu groß sind inzwischen die eigenen Probleme. „Nokia ist wie eine brennende Ölplattform“, beschreibt der neu ernannte Nokia-Chef Stephan Elop, ein Kanadier, die Dramatik beim Branchenprimus. Als erster Nicht-Finne führt der ehemalige Microsoft-Mann die Geschäfte bei Nokia. Elop muss Nokia verändern, sonst verlieren die Finnen endgültig den Anschluss an die Zukunft. Unternehmen, Märkte, Technik — alles verändert sich rasant. Heute so, morgen so — in der Wirtschaft gelten scheinbar die gleichen Prinzipien, die der britische Naturforscher Charles Darwin einst für die Pflanzen- und Tierwelt beschrieben hat: Den Kampf ums Überleben kann nur bestehen, wer sich schnell genug anpasst. Doch wann lohnt es sich, mit Routinen zu brechen? Und warum ist es so schwer, Veränderungen nachhaltig einzuführen? Patentrezepte gibt es nicht, sagt Uwe Schikorra, Forscher an der Universität Bremerhaven und Leiter des Masterstudiengangs „Change Management in kleinen und mittleren Unternehmen“. Wohl aber einige Erfolgsprinzipien: etwa eine Offenheit gegenüber technischen Innovationen sowie den Willen, auch eine andere Sicht der Dinge zu vertreten.

kapitel 2: Die Dinge anders sehen Unternehmen, die sich wandeln wollen, müssen ihre Perspektive wechseln oder besser gleich alles in Frage stellen. „Wenn man von außen kommt“, sagt Felix Ahlers, „ist es einfacher, Dinge in Frage zu stellen.“ Der Sproß der Gründerfamilie Frosta hatte 2003 eine Kochlehre hinter sich, als er die Gepflogenheiten der Tiefkühlindustrie anzweifelte: „Kann man Tiefkühlgerichte genauso schmackhaft zubereiten wie in der Gastronomie — und zwar industriell?“, fragt er. Ein ungewöhnlicher Ansatz, denn bis dahin ging es den großen Herstellern wie Frosta oder Iglo um Haltbarkeit, Geschmack, Aussehen und vor allem günstige Zubereitung. Das heißt, Heerscharen von Lebensmittelchemikern schufen Gemüsepfannen, Paella oder Hähnchengeschneltztes mit Geschmacksverstärkern, Farb- und Aromastoffen. „Es war einfach so“, erinnert sich Ahlers. Warum aber nicht auf alles Künstliche verzichten? „Einfach Gerichte mit einem Reinheitsgebot anbieten“, schlägt er vor. Seine Idee kommt an. Schon lange hatte Frosta nach einem Weg gesucht, sich gegenüber seinen Mitbewerbern abheben zu können. Die Umstellung dauert rund zwei Jahre und verschlingt viel Geld. Bei der Umsetzung streichen die Entwickler rund 60 Hilfsstoffe heraus und tauschen 200 Zutaten aus. Dennoch ist das Ergebnis an-

ist ihr unternehmen reif für den wandel? Funktioniert bei Ihnen die Kommunikation reibungslos? Oder leidet Ihre Firma unter „Silo-Bildung“, also wenn Abteilungen sich abschotten. Hier können Sie mit dem Fragebogen von Professor Freek Vermeulen von der London Business School testen, ob Sie etwas ändern müssen.

01

Fotos: ap images, laif, visum, PR (2)

03

02

Kommunikations-Störungen

übermächtige gruppen

eingefahrene pfade

Haben sich in einzelnen Unternehmensbereichen abgeschottete Subkulturen gebildet?

ja nein

Sträuben sich viele Mitarbeiter im Unternehmen gegen Veränderungen?

ja nein

Wird die Entscheidungsfindung durch einflussreiche Gruppen oder Personen behindert?

ja nein

Gibt es Gruppen im Unternehmen, in denen nur noch untereinander kommuniziert wird?

ja nein

Gibt es festgefahrene Gewohnheiten, die Änderungsversuchen trotzen?

ja nein

Haben die Gruppen, die vor fünf Jahren schon einflussreich waren, ihren Einfluss noch ausgebaut?

ja nein

Gibt es wegen abgeschotteter Bereiche Probleme mit der Kommunikation im Unternehmen?

ja nein

Hat Ihr Unternehmen schon lange keine neue Einnahmequelle mehr erschlossen?

ja nein

Verbrauchen einflussreiche Gruppen oder Personen einen übermäßigen Teil der Ressourcen?

ja nein

Ist die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen in den letzten fünf Jahren schlechter geworden?

ja nein

Sind Ihre Einnahmen aus neuen Quellen in den letzten fünf Jahren zurückgegangen?

ja nein

Ist es schwierig für Personen außerhalb bestimmter Gruppen, an Ressourcen heranzukommen?

ja nein

Wenn Sie mehr als zwei Fragen mit „ja“ beantworten, ist Ihr Unternehmen reif für Veränderungen in der Struktur. Müssen Sie mehr als sieben Fragen bejahen, ist die Veränderung längst überfällig und wird wahrscheinlich schmerzhaft – unausweichlich ist Wandel sowieso.

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» Die Herausforderung für eine Marke ist, sich ständig neu zu erfinden – aber sich dabei treu zu bleiben. « willy bogner, mode-Unternehmer und Filmemacher, führt seine neuste Idee vor: eine 360-Grad-Kamera

Willy Bogner GmbH

1932 Willy Bogner Senior

gründet den WillyBogner-Skivertrieb, ein Importgeschäft für Ski und Ski-Zubehör

1986 Willy Bogner

1948 Maria Bogner präsentiert

Juniors Kinofilm „Fire and Ice“ läuft in den Kinos

eine Revolution: Skihosen im Stretchmaterial, die berühmte Keilhose

1955 Der Buchstabe

„B“ – als MarkenBranding – ziert alle Reißverschlüsse

2004 Launch von

Bogner Homeshopping

wandel bedeutet innovation Das Bogner-Prinzip: Immer eine Idee voraus 3-D-Kino? Das war gestern. Für Willy Bogner (im Foto mit Ehefrau Sônia, links, und Tochter Florinda) müssen es heute fünf Dimensionen sein: Auf der Münchner Sportmesse ISPO projizierte er seinen neuen Imagefilm in 360-Grad-5-D-Technik in eine Kuppel, sodass die Zuschauer vollständig von 3-D-Bildern von rasanten Skiabfahrten umgeben waren, die Markenzeichen und Herz der Firma Bogner sind. „Wir verkaufen nicht einfach Kleider“, sagt der Modemacher, „wir verkaufen Begeisterung!“ Und die hält nur dann 80 Jahre lang an, wenn man sie immer wieder entfacht: mit neuen Ideen.


titelthema

fänglich niederschmetternd: Binnen weniger Monate stürzt der Umsatz um 30 Prozent ab, und erstmals in der Unternehmensgeschichte muss Firmenchef Dirk Ahlers Verluste melden. „Der Verbraucher hatte unsere Neupositionierung der Marke nicht angenommen“, sagt er rückblickend. Das Problem: Mit dem neuen Qualitätsansatz brach die Firma mit ihren preisbewussten Stammkunden. Junior-Chef Felix Ahlers nutzt seine Erfahrung, die er als Koch gesammelt hat, und erfindet spannende, neue Gerichte für das Sortiment: „Thai Green Curry“ und „Hähnchen Chakalaka“ entstehen in der Bremerhavener Testküche. Denn die Deutschen reisen viel und wollen das essen, was sie im Urlaub kennengelernt haben. „Die Konsumenten sind experimentierfreudiger geworden“, stellt Ahlers fest. So werden die Frosta-Portionen schnell raffinierter und gehören bald auch zur Brigitte-Diät – triste Tiefkühlkost wird zum Lifestyle-Produkt. Heute liegt Frosta mit rund 25 Prozent Marktanteil bei Fertiggerichten weit vor Iglo und ist die Nummer eins im Markt. 2009 sackte der Gesamtumsatz trotzdem von 411 auf 393 Millionen ab, rund 4,5 Prozent weniger. Zutaten wie Fleisch und Gemüse sind teurer geworden. Das Reinheitsgebot von Felix Ahlers funktioniert dennoch: Produkte ohne Zusatzstoffe sind heute gefragt, der Umsatz dort stieg 2010 um 13 Prozent. „Viele Veränderungen fangen klein an“, sagt er. „Aber man muss bereit sein, neue Wege zu gehen.“

kapitel 3: Wandel aus Prinzip Einige Firmen müssen sich und ihre Produkte aus Prinzip ständig neu erfinden. Wer nicht innovativ ist, bleibt auf der Strecke. Dümpeln erst einmal ganze Abteilungen im Geiste des „Das-habenwir-schon-immer-so-gemacht“, bleiben Kreativität und Mut schnell auf der Strecke. Dagegen anzugehen ist schwer. Einer IBM-Studie zufolge scheitern deswegen rund 60 Prozent aller Change-Management-Projekte oder werden nur unvollständig umgesetzt. Appelle und Belehrungen bringen wenig, denn den Verstand erreichen die Argumente kaum. Das liegt am biologischen Prinzip: Je häufiger wir einen Ablauf wiederholen, desto mehr verselbstständigt er sich, und die Hirnsignale wandern ins Hirninnere – bis sie sich schließlich als Routine im limbischen System festsetzen. Ergebnis: 95 Prozent unserer täglichen Entscheidungen erfolgen unbewusst. Wir handeln automatisch. Allen Routinen zum Trotz müssen sich viele Firmen bewusst wandeln, oft schon deshalb, weil es in ihrer Branche verlangt wird. „Wir wechseln jedes Jahr 100 Prozent unserer Produkte aus“, sagt zum Beispiel Willy Bogner, Geschäftsführer und Mehrheitseigner der gleichnamigen Sportmode-Firma. „Das sind 120 000 verschiedene Artikel, wenn man alle Varianten rechnet, also Farben, Materialien und Größen.“ Jedes Jahr muss Bogner neue Kreationen und innovative

interview

„Evolution statt Revolution“

Fotos: brauer photos, tobias hase, PR (3)

Wie geht ständiger Wandel? Uwe Schikorra forscht über Change Management in kleinen und mittleren Unternehmen – und erklärt, warum bei Veränderungen gute Worte allein nicht viel bewirken. Professor Schikorra, wie wissen Unternehmen, wann Wandel nötig ist? Hierzu kann sicher keine pauschale Aussage getroffen werden. Dass es Veränderungen geben muss, ist unstrittig. Unternehmen, die sich nicht dem Wandel unterwerfen, sich also nicht damit auseinandersetzen, wo sie sich in einigen Jahren sehen möchten, werden nicht lange wettbewerbsfähig bleiben. Gilt für Unternehmen der KlinsmannSpruch vom „Jeden Tag etwas besser werden“, oder sollten sie sich periodisch komplett neu erfinden? Ich bin davon überzeugt, dass evolutionäre Prozesse besser sind als revolutionäre. Starke Veränderungen sind nur dann angebracht, wenn Marktentwicklungen vom Unternehmen nicht vollzogen worden sind.

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Auch bei einer nicht mehr zeitgemäßen Organisationsstruktur oder Kostenexplosion müssen Maßnahmen ergriffen werden. Der langfristig Erfolg versprechende Weg ist, mit vielen kleinen Schritten eine Veränderung zum Positiven herbeizuführen. So werden plötzliche, radikale Einschnitte vermieden. Wie geht das in der Praxis? Als Unternehmer muss ich eine genaue Vorstellung davon haben, welche Organisa­ tionsstruktur künftig nötig sein wird, welche Kunden ich haben werde und wie meine Produktpalette aussehen soll. Nur dann ist ein zielgerichtetes Agieren möglich. Dies führt zu einem stetigen Wandlungsprozess. Forschungen belegen, dass diese Vorgehensweise in kleinen und mittleren Unternehmen eher vorhanden ist.

Wie schafft man es als Unternehmer, diesen Prozess einzuführen? Es ist wie eine Reise bei der es gelingen muss, alle Mitarbeiter mitzunehmen. Sie müssen Freude an der Veränderung aufzeigen, dann entwickelt sich ein starkes Team, das für Veränderungen offen ist. Voraussetzung ist selbstverständlich eine gedeihliche Unternehmenskultur. Sonst scheitern Sie. Allein die Worte bedingen noch keine Veränderung. Erst wenn sie mit Leben gefüllt sind, wird sich ein langfristiger Erfolg einstellen. Professor Dr. Uwe Schikorra leitet den Masterstudiengang „Change Management in kleinen und mittleren Unternehmen“ an der Universität Bremerhaven.

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titelthema

Kollektionen herausbringen, seit fast 80 Jahren behauptet sich das Familienunternehmen in der turbulenten Fashion-Industrie. Lang ist es her, als Willy Bogners Mutter Maria in den 50er-Jahren mit der Keil-Steghose für die Skipiste — in den USA bis heute schlicht „Bogners“ genannt — zum ersten Mal Eleganz in das Segment der Funktionsbekleidung einführte. Heute drehen sich die Innovationszyklen in der Branche immer schneller. „Veränderung ist unser täglichi Brot“, sagt Bogner. „Wir haben schon immer Dinge anders gemacht.“ Vor allem in der Vermarktung: „Einen Spielfilm als Marketing-Instrument zu bringen, wie wir es 1986 mit ,Fire and Ice‘ gemacht haben, das war sicher etwas, was andere so nicht machen konnten“, erzählt er. Zwar galt das Ski-Spektakel „Fire and Ice“ als Kinofilm, war aber gleichzeitig der wohl längste Werbespot aller Zeiten. „Leute bezahlten dafür, dass sie unsere Botschaft sehen“, freut sich Bogner. Inzwischen gibt es neue Produktlinien wie Parfüms, Taschen und Brillen. Gleichzeitig wurden begehrte Absatzmärkte in Asien und Osteuropa erschlossen, längst hat Bogner auch den Versandhandel auf das In­ ternet umgestellt. Es ist, einerseits, nichts mehr, wie es einmal war. Andererseits haben sich bestimmte Dinge aber nicht verändert. „Wir arbeiten mit dem Mega-Trend Sportswear“, sagt Bogner, „und es ist natürlich ein Glück, dass meine Eltern den schon vor so langer Zeit

erkannt haben. Der Kern unserer Marke hat sich nicht gewandelt: Sie ist sportlich, funktional und luxuriös. Das ändert sich nicht, es bleibt. Die Herausforderung ist, das immer wieder neu zu interpretieren.“ Seine neueste Idee: Filme in fünf Dimensionen. „Das bedeutet, der Film wird rund um die Zuschauer herum in 3-D projiziert. Sie sind mittendrin“, erklärt der ehemalige Skirennläufer. Dazu nimmt der Boden die Bewegungen auf der Leinwand auf, aus Düsen strömt Wind – denn Bogners Filme handeln von rasanten Skifahrten über die aufregendsten Pisten der Welt oder anderen Extremsportarten. „Das ist unser natürlicher Lebensraum – das Herz von allem, was wir tun.“

kapitel 4: vernetzung schafft Effizienz Keine Frage, Technik als Innovationstreiber beschleunigt Prozesse und reduziert Kosten. Man muss sie nur klug nutzen. Nirgendwo wird der Wandel sichtbarer als in der Welt der Bits und Bytes. Arbeitsweisen und Prozesse in der Wirtschaft haben sich durch die rasante Vernetzung dramatisch verändert. „Schnelle Netze, neue Smartphones und ein stets verfügbares Internet ermöglichen einen effizienteren Umgang mit dem Produktionsfaktor Wissen“, erklärt Dirk

Innovationstreiber technik Das Inform-Prinzip: Geschäftsprozesse optimieren Die Aachener Inform (Institut für Operations Research und Management GmbH) entwickelt Softwaresysteme, mit denen Betriebsabläufe und Ressourcen optimiert werden. Bis 1985 zählte das Unternehmen nur fünf Mitarbeiter, so richtig ab ging es erst danach: Geschäftsführer Adrian Weiler nutzte die steigende Rechenleistung der PC für intelligente Programme. Dank der InformSoftware sammeln Rechner nicht mehr nur Daten, sondern schlagen automatisch optimierte Lösungen vor, etwa die beste Reihenfolge von Produktionsaufträgen, damit alle Termine eingehalten werden und keine Maschine überlastet wird. Das kommt bei den Kunden rund um den Globus an: Die Softwareschmiede wächst jährlich um 22 Prozent, heute arbeiten dort 350 Mitarbeiter.

1999 Bürogebäude wird für rund

inform gmbh

125 Mitarbeiter ausgebaut. Erstmals liegt die Quote internationaler Projekterlöse bei über 50 Prozent.

1969 Inform wird in Aachen mit fünf Mitarbeitern gegründet. Ziel: Schulung, Beratung sowie Entwicklung von Software auf Basis von Fuzzy Logic.

2010 Am größten Flughafen der

Welt im amerikanischen Atlanta setzt Delta Air Lines Inform-Software zur Optimierung ein.


Fotos: PR (4)

Backofen, Leiter Segmentmarketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland. Ein wesentlicher Grund, warum auch der renommierte Ökonom Peter Drucker den modernen Typus Mitarbeiter als „Knowledge Worker“ bezeichnet, der Wissen und Information bei der Arbeit entwickelt und vermehrt. Masse bringt aber wenig, entscheidend sind vielmehr abgestimmte Geschäftsprozesse. Prozessoptimierung ist deswegen für Adrian Weiler ein wichtiger Faktor zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Der Chef der Softwarefirma Inform in Aachen weiß, wovon er redet: Seine Firma entwickelt Programme, mit denen Betriebsabläufe und Ressourcen optimiert werden können. Früher sammelten viele IT-Systeme lediglich die Daten und überließen den Benutzer mit der Entscheidungsfindung allein. Heute schlagen intelligente Systeme automatisch optimierte Lösungen vor. „Der Nutzer wird aber nicht durch die Technik entmündigt“, sagt Weiler. „Er behält das Sagen und kann die Vorschläge, die der Computer aus einer Vielzahl an Parametern errechnet, übernehmen, ablehnen oder modifizieren.“ Aber auch Prozessoptimierung funktioniert nur, wenn alle Mitarbeiter überzeugt sind. Klare unternehmerische Visionen sind Grundvoraussetzung für den langfristigen Erfolg, bestätigt Change-Management-Professor Uwe Schikorra von der Universität Bremerhaven. „Als Unternehmer muss ich eine Vorstellung haben, wie meine Firmai in zehn oder zwanzig Jahren aufgestellt sein soll. Wenn ich das versäume, dann werde ich scheitern“, warnt er. Doch wie sollen Unternehmen mit Veränderungen umgehen, die über Jahre und Jahrzehnte immer wieder Märkte und Produkte radikal verändern? „Stellen Sie sich als Bild eine Spielzeugfigur vor, die auf Beinen aus Springfedern steht“, sagt Schikorra. „Sie ist flexibel und reagiert auf alle Einflüsse, sie ist trotzdem fest verankert.“ Das trifft zum Beispiel auf den Drogeriekönig Dirk Roßmann zu. Seit Jahren expandiert er mit zwei bis drei neuen Filialen pro Woche. Machen Konkurrenten wie Schlecker und dm in einer Einkaufsstraße Umsatz, öffnet Rossmann oft eine Filiale nebenan. Mit seinen 2 300 Filialen setzte er rund 4,6 Milliarden Euro in 2010 um. Das Unternehmen kann aufgrund seiner Marktmacht bei seinen Lieferanten günstige Preise durchsetzen. „Größe ist notwendig“, sagt Roßmann. Er setzt gern auf harten Preiskampf, feilt aber auch permanent an seinem ­Sortiment. Zuletzt sind Spiel, Schreib- und Haushaltswaren dazugekommen. Rund 300 in der Öffentlichkeit meist unbekannte Produkthersteller liefern Kosmetikartikel, Toilettenpapier und andere Waren, denen Rossmann eigene Fantasie-Namen verleiht. Heute sind es 42 Eigenmarken bei rund 3 500 Artikeln. Neben günstigen Preisen für vernünftige Qualität, muss ein Drogerieunternehmen effizient arbeiten, betont Roßmann gern in Interviews und meint vor allem die Logistik. 400 Ausliefer- und Pendeltouren, 600 angefahrene Verkaufsstellen und bis zu 15 000 Rollboxen ­– das bewegt die Drogeriekette täglich. Auch hier ist Rossmann mit der Zeit gegangen und führte 2010 ein modernes Tourenplanungssystem ein. So wird die Disposition der Lieferfahrzeuge nicht mehr manuell übernommen. Das System erhält die Auftragsdaten direkt aus dem Warenwirtschaftssystem. Dadurch beschleunigt Rossmann die tägliche Tourenplanung erheblich und optimiert die einzelnen Routen. Nach drei Monaten hatte Rossmann die Projektkosten buchstäblich wieder eingefahren.

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Der neue Kunde Nicht nur Unternehmen verändern sich, sondern auch die Kunden. Vor allem durch den Einfluss des Internets ist eine neue Kundengeneration entstanden, die andere Ansprüche an ein Unternehmen stellt als ihre Vorgänger. Mit dem Trendforscher Jörg Jelden hat DREISECHSNULL Goldene Regeln für den Umgang von Unternehmen mit Kunden im Internet erstellt.

1

Aktiv zuhören Das bedeutet, Firmen müssen nicht nur auf Kritik reagieren, die an sie herangetragen wird – sie müssen aktiv nach Kritik suchen. Es kann sein, dass auf Facebook oder über Twitter gerade jetzt Ihr Unternehmen diskutiert wird. Wenn Sie es nicht mitbekommen, können Sie auch nicht mitreden. Und viel schlimmer, als einen Fehler einzugestehen, ist es, gar nicht zu reagieren.

2

Reden lernen Firmen müssen lernen, sich in Gespräche von Kunden einzuklinken und mitzureden. Das heißt, Gespräche zu führen, ohne zu werben oder zu verkaufen.

3

Die einflussreichsten Kunden kennen Es reicht nicht mehr, nur die besten Kunden zu pflegen, sondern es gilt, mit denen in Kontakt zu sein, deren Meinung sich im Netz stark verbreitet, auch wenn sie kaum etwas kaufen. Unternehmen müssen die Vorbilder der eigenen Zielgruppe identifizieren und sie einbinden, indem man ihnen Privilegien einräumt (ohne sie zu bestechen).

4

Früher und länger kommunizieren Ein Produkt muss heute lange vor der echten Markteinführung bekannt gemacht werden und viel länger betreut werden als früher. Sehr viele Kunden recherchieren heute auch noch zum bereits gekauften Produkt – und haben keinerlei Hemmungen, es wieder zurückzugeben.

5

Dahin gehen, wo die Kunden sind Im Netz muss man dahin gehen, wo die Kunden sind – sie auf die eigene Seite oder Präsenz umzuleiten ist in der Regel unmöglich. Sind die eigenen Kunden viel auf Facebook, kann ein Weg sein, ihnen dort einen Mehrwert zu bieten – und sie so an die eigene Marke zu binden.

Jörg Jelden arbeitet als Trend & Transformation Consultant in ­Hamburg und berät Firmen darin, gesellschaftliche Veränderungen in Marktchancen zu übersetzen. Infos unter www.jeldenttc.com

19


Bedeutet Erfolg also, dass man alles richtig macht? Könnte man ­meinen, und vor allen Dingen IT-Spezialisten gehen auf Nummer ­sicher: „Never change a winning team“ lautet ihr Credo. „Falsch“, meint dagegen Freek Vermeulen, Professor an der London Business School und Autor des Buchs „Business Exposed“. Bei seinen Forschungen machte er eine erstaunliche Entdeckung: „Wandel hat schon an sich einen Wert.“ Soll heißen: Unternehmen, die sich stetsi verändern, geht es durchschnittlich besser – selbst wenn sie nichti wissen, warum. Denn ungeachtet der äußeren Wettbewerbssituation müssen sich Unternehmen regelmäßig selbst aufrütteln, meint Vermeulen. Der ­Hintergrund: Allein die personelle Dynamik ändert sich laufend und zwingt jede Organisation mitzuziehen. Geschieht das nicht, spiegeln die informellen Netze die offizielle Struktur wider. So entstehen abgeschottete Einheiten, gewissermaßen Verkapselungen im Körper des Unternehmens. Vermeulen nennt es „Silo-Bildung“, wenn Mitarbeiter in einer Abteilung nur miteinander sprechen, aber nicht mehr mit den Kollegen außerhalb der eigenen Organisationseinheit. Umstrukturierungen bringen die Mitarbeiter zwangsläufig dazu, neue Netze zu knüpfen, was das Unternehmen insgesamt kreativer macht. Umstrukturierungen stören außerdem festgefahrene Gewohn-

heiten, die Innovationen behindern. Schließlich brechen Veränderungen auch Machtstrukturen auf, die dazu führen können, dass Ressourcen im Unternehmen falsch verteilt werden. Für die Zaghaften in Sachen Wandel gibt es durchaus gemäßigte Arten der Veränderung, zum Beispiel eine Art Frühjahrsputz. „Viele ­Unternehmen tappen häufig in die sogenannte Beschleunigungs­ falle“, erklärt Heike Bruch, Professorin und Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement an der Universität St. Gallen in der Schweiz. Ständig kämen neue Aufgaben und Projekte hinzu, die Mitarbeiter sind dauerhaft bis an ihre Grenzen belastet, nie würde ­danach geschaut, worauf verzichtet werden könne. Das lähmt die ­produktive Energie im Unternehmen. Dann hilft nur eins: aufräumen! „Denn damit können die Mitarbeiter wieder erkennen, was tatsächlich wichtig ist“, sagt sie. In der Praxis gelingt der Wandel besser in kleinen Schritten. So ­beschreibt es zumindest Theodore Levitt, Professor an der Harvard Business School, in seinem Büchlein „Thinking about Management“: „Anhaltender Erfolg hat damit zu tun, sich auf die richtigen Dinge zu konzentrieren und jeden Tag unspektakuläre, kleine Verbesserungen vorzunehmen.“ Erfolgreicher Wandel bedeutet, radikale, plötzliche Einschnitte zu vermeiden. ■

Wandel bedeutet Erster sein Das Rossmann-Prinzip: In der Fläche präsent sein 1972 eröffnete Dirk Roßmann den ersten Drogerie-Discounter Deutschlands, wo Kunden sich selbst bedienen konnten. Die Idee kam an, Umsatz und Gewinn stiegen sprunghaft an. Einen weiteren Erfolg erzielte das Unternehmen, als die staatliche Preisbindung für Drogerieprodukte wegfiel und Roßmann die Preise senken konnte. Heute betreibt er 2 600 Discount-Läden in Deutschland, Polen und Ungarn. 2010 eröffnete er die ersten Geschäfte in Ankara, heute sind es vier Filialen. Um seine rasante Expansion zu finanzieren, beschaffte sich Roßmann in den 1980er Jahren externes Kapital bei der Hannover Finanz. Nach Verkäufen gehört heute ein Teil des Discounters dem Hongkonger Unternehmen Hutchinson Whampoa.

1997 Zum 25-jährigen Jubiläum

führt das Unternehmen 444 Drogeriemärkte in Deutschland und 55 in Osteuropa (Umsatz 501 Mio. Euro).

rossmann gmbh

1972 Dirk Roßmann eröffnet den

ersten „Markt für Drogeriewaren“. Der Drogerie-Discountmarkt im Herzen Hannovers ist zugleich Deutschlands erster.

2005 Rossmann übernimmt 300

Märkte der zu Tengelmann gehörenden kd Kaisers Drugstore. So steigt die Zahl der Läden auf 1 100.

Fotos: xx pool, pr (3)

titelthema


PRAXIS 360° Nutzwert für vernetztes Arbeiten

360°praxis > Alle Systeme auf Volle Kraft voraus! Maßgeschneiderte IT-Lösungen bieten kleinen und mittleren Unternehmen den Komfort und die Sicherheit, auf die sonst nur Konzerne zählen können.

die themen im überblick

Wo laufen sie denn?

.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22

Die vielen Vorteile der Virtualisierung

Langstrecken-Surfer

.......................

25

Mit Flynet der Lufthansa im Flieger surfen

Invasion der Androiden

. ..............

26

Wie Google den Handy-Markt erobert

Bitte anfassen!

. ......................................

28

Die neue Generation Pads und Smartphones

Schlüsselfertige Übergabe 30 foto: Andreas Teichmann/laif

. ....

Mit Sicherheit: Profi-Migration auf Windows 7

Passt wie angegossen

. .................

32

Die neuen Businesstarife für Geschäftskunden

Technik Wikipedia

.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34

Wie funktioniert die Telefonanlage im Netz?


Vorteil Virtualisierung Ob eine Auslagerung oder eine hausinterne Lösung besser ist, lässt sich individuell prüfen.

Weniger Hardware und mehr Leistung ­— das ist der Ansatz von Virtualisierung. Sie lässt Server, Speicherplatz, Applikationen und Netzwerke so zusammenfassen und aufteilen, dass deren Auslastung optimiert wird. So können Firmen viel sparen. * Text: Iris Quirin

V

iele Unternehmen kennen die Herausforderung: Über die Jahrzehnte hat sich ein Wildwuchs an Servern entwickelt. Diese sind inzwischen an ihren Leistungsgrenzen angelangt, unterstützen nicht mehr die Anforderungen an eine moderne Informationstechnologie, etwa den Zugriff von außen auf das Firmennetz. Anstatt in leistungsfähigere Server zu investieren, geht der Trend heute zur sogenannten Virtualisierung, wie die aktuelle IDC-Studie „Virtualized Client Computing in Deutschland 2011“ bestätigt. Nach den Netzwerken werden heute Server, Desktops und Storage, also der Speicherplatz, virtualisiert. „Virtualisierung kann die Auslastung von Servern

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deutlich erhöhen. Einsparungen von über 50 Prozent bei Energieverbrauch und -kosten sind möglich“, bestätigt Martin Jetter, Präsidiumsmitglied des Branchenverbands BITKOM den Trend. Der Hintergrund: Server sind in der Regel nur zwischen 3 und 15 Prozent ausgelastet, der Rest liegt einfach brach und verbraucht Strom – und die Aufmerksamkeit des Administrators. Entscheiden sich Unternehmen für diese Lösung, haben sie zwei Möglichkeiten: Entweder sie virtualisieren ihre Server im eigenen Unternehmen oder sie lagern dies an einen Dienstleister aus. Wenn sie im eigenen Haus von einer bestehenden in eine virtualisierte Struktur wechseln wollen, ha-

Zwei Angebote Managed Dynamic Server:   für mittlere und große Firmen Die Telekom betreibt hochverfügbare, virtuelle Server in ihrem Rechenzentrum, die als HostingLösung gemietet werden können. IT-Ressourcen stehen schnell und flexibel bereit und sind beliebig skalierbar. Dynamic Virtual Server: für kleinere Unternehmen Virtuelle Server in verschiedenen Größenklassen und für verschiedenen Anwendungsszenarien. Firmen können etwa eine Web-Präsenz oder ein Shop-System aufbauen, ohne eigene Investitionen in die IT-Infrastruktur.

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Fotos: laif, istockphoto

Ja, wo laufen sie denn?


360° PRAXIS

ben sie höhere Anfangsinvestitionen. Sie müssen sich die Lizenzen beschaffen, neue Hardware kaufen und in die Infrastruktur investieren, weil mit ihrer bestehenden Hardware die Virtualisierung meist schwer möglich ist. Außerdem müssen die IT-Mitarbeiter im Haus Know-how aufbauen. Das alles können sich Unternehmen mit einer Auslagerung der Lösung sparen, wenn sie auf eine bestehende Plattform bei einem Dienstleister aufsetzen. Um das gesamte Management kümmert sich dann der Rechenzentrumsbetreiber. Es gibt aber auch einen kleinen Wermutstropfen: „Es wird zwar eine sehr hohe Individualisierung erreicht, aber die Systeme sind standardisiert und lassen sich nicht zu 100 Prozent anpassen. Das ist der Grund, warum Mittelständler die Virtualisierung auch direkt bei sich einführen“, erklärt Heiko Hebner, Sales Consultant IT Infrastruktur bei der Telekom Deutschland GmbH. So oder so, Virtualisierung wird auch wegen des Trends zu Cloud Computing an Bedeutung gewinnen, sagen die Experten. „Virtualisierung macht Cloud Computing erst möglich. Nur so kann Leistung flexibel bereitgestellt und zugeteilt werden“, erklärt etwa BITKOM-Experte Jetter. Es ist eine Kombination von Diensten, Infrastruktur, Systemsoftware, Plattformen und Anwendungssoftware. IT-Leistungen werden mit Cloud Computing be-

Gute gründe für die virtualisierung

Flexible Lösung von klein bis groß

10 10,3 10,3

32

%

13,4

24

Server/Server-Konsolidierung Storage/Storage-Effizienz Andere Kostensenkungen Optimierung/Vereinfachung Datenschutz/Business-Continuity quelle: netapp

Wunderwaffe virtualisierung Virtualisierung als Technik lässt IT-Ressourcen wie Server, Speicherplatz, Applikationen und Netzwerke so zusammenfassen und aufteilen, dass deren Auslastung optimiert wird und sie ohne Einschränkungen mehreren Benutzern zur Verfügung stehen. nachhaltigkeit

• Verringerung Energieverbrauch • Reduzierter CO2-Ausstoß • Weniger Abwärme

kostensenkung

• Reduzierung der Hardware • Investition in flexible Software • Kostenreduktion (Platz und Strom)

Betrieb

• Einfache Wartung • Reduzierung des Admin-Aufwands • IT-Bereitstellung wird reduziert

performance

• Geschwindigkeit IT-Systeme • Auslastung Hardware steigert Leistung • Ausfallzeiten werden reduziert

flexibilität

• Hardware ist leicht zu erweitern • Optimierte Ressourcenausschöpfung • Einfache und flexible Ressourcen

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darfsgerecht und in Echtzeit über das Internet bezogen und nach wirklicher Nutzung bezahlt.

Doch für wen lohnt sich Virtualisierung überhaupt? Ist das auch für kleine Unternehmen sinnvoll? Durchaus, meint Telekom Berater Hebner. „Man muss sich die Prozesse genau anschauen sowie die Kosten, die bei einer klassischen Lösung anfallen würden.“ Wenn ein Unternehmen beispielsweise eine Applikation benötigt, die der vorhandene physikalische Server gar nicht mehr unterstützt oder auf dem sie überhaupt nicht betrieben werden kann, lohnt sich die Virtualisierung sogar schon bei einem Server“, weiß Hebner aus der Praxis. „Wenn sowieso ein neuer Hardware-Zyklus ansteht oder ein Server an seine Kapazitätsgrenze stößt, raten wir unseren Kunden klar zur Virtualisierung.“ Andere Unternehmen stoßen inzwischen sogar mit ihrem eigenen Rechenzentrum an ihre Grenzen. Sie müssen aber nicht gleich ein neues Rechenzentrum aufbauen, rät Hebner: „Dank Virtualisierung benötigen Sie weniger Hardware und erhalten gleichzeitig mehr Leistung. Sie können mit demselben Rechenzentrum also nicht nur weiterarbeiten, sondern auch noch wachsen.“ ■

Trend zur Virtualisierung Server: Mehrere physikalische Server werden virtuell mit Hilfe einer Software zu einem Server-Pool zusammengefasst. Dabei werden Ressourcen wie Prozessoren, Hauptspeicher und Festplatte virtualisiert. Speicher: Unterschiedliche Speichersysteme werden virtuell zusammengefasst und verfügbar gemacht. Der entsprechende Speicherplatz wird zentral über die vorhandenen Ressourcen zugeteilt. Applikationen: Anwendungen werden über einen Server im Rechenzentrum bereitgestellt. Das vereinfacht deren Verteilung und das Management der Lizenzen, Versionen und Patches. Installationen auf Einzelrechnern entfallen. Desktop: Client-Betriebssysteme und Anwendungen sind in einer virtuellen Maschine auf dem Server im Rechenzentrum untergebracht. Sämtliche Rechner werden dort zentral verwaltet, die Nutzer greifen über LAN, WAN oder über mobile Datenverbindungen auf ihre gewohnten Anwendungen zu.

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360° PRAXIS

interview

„Wir schauen uns die Prozesse genau an“ Heiko Hebner, Sales Consultant IT Infrastruktur bei der Telekom Deutschland GmbH, über Voraussetzungen und Vorteile der neuen Trend-Technik Virtualisierung. Hört sich erst einmal gut an, und wie gehen Sie in der Praxis jetzt vor? In einem Beratungsgespräch schauen wir zuerst: Welche Infrastruktur ist schon vorhanden? Wie laufen die Unternehmensprozesse darauf? Denn viele mittelständische Kunden haben noch keine zentralen Speichersysteme im Einsatz, sie arbeiten mit dezidierten Servern mit eigenen Festplatten. Wichtig ist, wenn sich eine Firma für Virtualisierung entscheidet, brauchen sie zwangsläufig ein zentrales, netzwerkbasiertes Speichersystem. Worauf muss man besonders achten? Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, ein Virtualisierungsprojekt nicht nur aus technischer Sicht anzugehen. Wir schauen uns die Unternehmensprozesse genau an: Was will

Heiko Hebner (35) Sales Consultant IT-Infrastruktur Storage Solutions Center in Leipzig

der Kunde erreichen? Meist geht es um Konsolidierung, die Firma möchte die Kosten für Hardware und Lizenzen sparen sowie eine standardisierte Umgebung schaffen, mit der sie wachsen und Geld sparen kann. Es gibt sicher auch andere Gründe? Ja, Verfügbarkeit zum Beispiel. Denn damit erreichen mittelständische Firmen eine Desaster Recovery über zwei Standorte. Ein weiterer Grund ist das Thema Desktop-Virtualisierung. Unternehmen überlegen sich zunehmend, ihre Rechner-Umgebung durch eine virtualisierte Lösung abzulösen. Die Vorteile vor allem für kleine und mittlere Firmen: Mehr Sicherheit, weniger Anschaffungskosten für Hardware und für Administration und sie sparen noch Energiekosten. Mit welchen Software-Partnern arbeiten Sie bei der Virtualisierung zusammen? Wir arbeiten mit drei großen VirtualisierungsPartnern: Marktführer ist VMware, der Anbieter hat seinen Schwerpunkt in der Umsetzung im Rechenzentrum, mit der größten Performance, der höchsten Sicherheit und der besten Ausnutzung der Hardware. Setzt der Kunde viele Microsoft-Applikationen ein, kann es sinnvoller sein, eine reine Microsoftbasierte Virtualisierung anzubieten. Damit schafft er eine homogene Umgebung und erhält alles aus einer Hand. Die Lösung von Citrix ist sinnvoll, wenn Mitarbeiter von unterwegs mit Notebooks und Smartphones auf die Anwendungen zugreifen. Citrix hat seine Stärke in der Protokoll-Optimierung und dem universellen Zugriff. Welche Anwendungen sollten überhaupt virtualisiert werden? Alle unternehmenswichtigen und -kritischen Anwendungen. Denn in der höheren Leistung und Verfügbarkeit liegt der größte Spareffekt. Und damit kommt der Mehrwert der Virtualisierung erst richtig zum Tragen. ■

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Foto: christian wyrwa

Beim Thema Virtualisierung geht es den meisten Kunden um die Kosten, oder? Ja, natürlich wollen sie wissen, was es kostet. Denn Kosten zu sparen ist immer ein gutes Argument für eine neue Technik. Dann wollen sie auch die Sicherheit ihrer System erhöhen. Beides erreichen sie mit der Virtualisierung. Auch die Verfügbarkeit ist ein wichtiger Aspekt: Eine eigene Desaster-Recovery-Umgebung mit redundanter Datenhaltung können die Wenigsten selbst aufbauen. Übrigens, bei den Kosten muss man wissen, dass bei der Virtualisierung die Investitionen anfangs höher sind als bei einer klassischen Lösung. Die operativen und die Managementkosten aber über drei bis fünf Jahre stark gesenkt werden und Unternehmen so letztendlich viel sparen können.


Wirklich World Wide Web: Auf Langstrecken-Routen können Reisende an Bord der Lufthansa über Telekom HotSpots surfen.

lufthansa flynet

Langstrecken-Surfer

Fotos: lufthansa; illustration: kristina düllmann

Für viele Geschäftsreisende wird ein  Traum wahr: An Bord zahlreicher Langstrecken-Flüge der Lufthansa bietet die Deutsche Telekom jetzt einen Breitband-Zugang mit einer schnellen Übertragungsrate von bis zu 5 Mbit/s ins Web an. In mehr als zehn Kilometern Höhe über Land, über Wasser und über Kontinente hinweg stehen die neuen, fliegenden HotSpots der Telekom zur Verfügung. Sie funktionieren in der Luft genauso wie am Boden: Mit Smartphone, iPad oder Notebook können Gäste an Bord nach einer Anmeldung E-Mails verschicken, chatten, surfen oder Web-TV sehen. Geschäftsreisende können auch ihr Firmennetzwerk über Virtual Private Network (VPN) nutzen. Neben

dem Zugang ins Internet bietet die Lufthansa einen kostenlosen Zugang zu ihrem FlyNet-Portal an: Dort finden Fluggäste aktuelle Nachrichten und Fluginformationen zur Fluggesellschaft Die neuen HotSpots in der Luft gibt es jetzt auf vielen Nordatlantik-Strecken. Bis Ende 2011 plant Lufthansa die himmlischen Verbindungen auf nahezu allen Langstrecken-Flügen anzubieten. Bezahlt wird per Kreditkarte oder bei HotSpot-Kunden über die Telefonrechnung der Telekom. Miles-&-More-Teilnehmer können auch Prämienmeilen einlösen. ■ http://www.hotspot.de/ http://www.lufthansa-flynet.com

Vom Jet zur Bodenstation 1 Die Daten werden über das interne Netz im Flieger an eine auf der oberen Rumpfseite montierten Spezialantenne geschickt. Diese sendet die Daten an spezielle Satelliten weiter, die alles zur Erde funken.

Am Boden werden die Daten über das Netz und Rechenzentren der Telekom sicher verschlüsselt weitergeleitet. Zurück zum Flugzeug nehmen die Bits und Bytes den gleichen Weg. 2

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HotSpots in der Bahn Nicht nur in der Luft, auch im Zug können Reisende ins Internet. Bislang sorgen spezielle HotSpots in   69 ICE-Zügen auf 1 500 Kilometern fürs Surfen im Abteil. Jetzt wird der rollende Breitband-Zugang ausgebaut: In den kommenden Jahren werden alle ICE-Züge der Bahn mit HotSpots der Telekom bestückt, die dann auf mehr als 5 000 Schienen­ kilometern als Voraussetzung für das mobile Büro dienen. Bislang können Reisende den Zugang in 14 Lounges der Bahn nutzen. Weltweit gibt es rund 12 000 HotSpots, in Deutschland sind es bereits 8 000.

Internet

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360° PRAXIS

Software für Smartphones

Invasion der Androiden

andy rubin erfand die Software Android, die den HandyMarkt auf den Kopf stellt. Der 48 Jahre alte Ingenieur arbeitet heute als Vice President of Engineering bei Google in Kalifornien.

Das iphone setzte 2007 durch sein hochwertiges Design und seine intuitive Bedienung neue Software-Maßstäbe. Erst Ende 2008 konnten Wettbewerber wie Google und Nokia nachziehen. Inzwischen wächst android am stärksten und wird wohl bald das führende Handy-System sein.

26

D

as hätte der Google-Ingenieur Andy Rubin niemals zu glauben gewagt: Das von ihm entwickelte Betriebssystem für Handys, genannt Android, ist gut zwei Jahre nach Marktein­ führung bereits bei mehr als jedem fünften Smartphone installiert. In den USA, derzeit der größte Smartphone-Markt der Welt, werkeln die Androiden sogar in jedem zweiten verkauften Gerät, wie die US-Marktforscher von Canalys ermittelten. Android macht, ähnlich wie das iPhone von Apple, das Bedienen der Mobiltelefone mit ihren vielen Funktionen kinderleicht. Obwohl der Siegeszug des Newcomers selbst Fachleute überrascht, gibt es viele gute Gründe, weshalb sich Android gegen die Konkurrenz von Apple, BlackBerry, Nokia und Co. wohl durchsetzen wird. Der wichtigste: Gleich Heerscharen von Programmierern entwicklen die Software unablässig weiter, die damit extrem leistungsfähig wird. Denn Android ist eben eine offene Lösung, hinter der nicht wie beim iPhone ein einziges Unternehmen steckt, sondern gleich viele Hersteller in der Mobilfunk- und Computerbranche.

Das macht sich auch im großen Angebot an Smartphones mit Android-Technik bemerkbar. Hersteller von A wie Acer bis Z wie ZTE einschließlich der Top-Hersteller HTC, LG, Motorola, Samsung und Sony Ericsson bieten heute eine breite Palette an Endgeräten mit Android an. Sie reicht von preisgünstigen Modellen wie dem Samsung Galaxy S II bis zu Smartphones mit hohem Lifestyle-Faktor wie dem HTC Desire HD. Das kraftvolle Potenzial von Android wird bei den Zusatzprogrammen deutlich, den Applications. Weit über 300 000 Apps für berufliche wie private Anwendungen gibt es inzwischen – Tendenz steigend, und zwar in rasendem Tempo. Das Angebot im App-Store für das iPhone von Apple ist zwar noch größer, aber für fast jede erdenkliche Anwendung gibt es heute schon eine passende AndroidApp. Ganz anders als bei anderen Systemen wie BlackBerry, Nokia/Symbian und Windows: Sie haben alle den lukrativen Markt um Apps für Smartphones verschlafen und kommen zusammen nur auf etwa 80 000 Miniprogramme. Sie wurden schlicht von der Invasion der Androids überrascht. ■

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Foto: ramona Rosales

Kleine, grüne Männchen wirbeln den Handy-Markt mächtig durcheinander. Android heißt nämlich das neue Betriebssystem für Smartphones, das die Basis für Abertausende von nützlichen Miniprogrammen bildet. * Text: Arnulf Schäfer


7 milliarden Weltbevölkerung 2011

5 milliarden Mobiltelefone 2011

40 % 30 %

Android

Symbian

Apple

Windows Phone 7

RIM/BlackBerry

39,5 %

Aufstieg der Grünen In diesem Jahr hat Android das bisher führende Symbian OS abgelöst. 20,9 %

20 % 10 % 0

Quelle : Yankee Group 2010

2009

2010

2011

2015

In 2007 revolutionierte Apple den Markt und setzte Maßstäbe mit Touchdisplay, intuitiver Bedienung und Apps. Die vierte Generation des iPhones punktet heute mit einem hochauflösenden Display und einem schnelleren Prozessor. Tolles Design, hochwertige Verarbeitung, einfache Bedienung, umfangreiches Angebot an Apps (über 350 000).

Symbian Wird von verschiedenen Herstellern entwickelt, erstmals 2001 bei Nokia-Handys eingesetzt. Die aktuelle Version Symbian 3 ist schnell und touchscreenfähig. Nokia will aber künftig in Kooperation mit Microsoft Windows Phone 7 zentral einsetzen.

Der Senkrechtstarter unter den Betriebssystemen von Google. Seit Oktober 2008 auf dem Markt. Die aktuelle Version 3.0 (Honeycomb) sieht gut aus und ist sehr leistungsfähig. Der AppMarkt bei Android wächst in den USA extrem schnell.

Windows Phone 7 Das mobile Betriebssystem von Microsoft. Vieles erinnert an Windows. Seit dem Start 2002 wurde das System weiterentwickelt. Erst das im Herbst 2010 eingeführte Windows Phone 7 erreicht den Komfort der Konkurrenz. Jetzt wird es von Nokia genutzt.

Für viele preiswerte Smartphones verfügbar, auch Modelle mit hohem Lifestyle-Faktor. Kleine Modellauswahl, fast nur Nokia.

Große Auswahl an Endgeräten: preiswerte ebenso wie Hochpreis-Modelle. Schnell wachsendes Angebot an Apps.

Gute Auswahl an Endgeräten mit leistungsstarken Prozessoren. Gute Einbindung in die Microsoft-Software-Welt (Cloud).

Kaum Modellvarianten, nur hochpreisige Modelle, stark reglementierter App-Markt.

Bedienung und Optik nicht auf dem Niveau der Konkurrenz. Übersichtliches App-Angebot.

Unterschiedliche Versionen von Android auf dem Markt – das verwirrt die Anwender.

Kaum Varianten der Modelle. Erweiterung mit Speicherkarten nicht möglich. Wenige Apps.

Apple

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Android

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quelle: IDC, März 2011

50 %

marktanteile

Duell der Handy-systeme: Android legt zu, Symbian steigt ab


360° PRAXIS

Neue Smartphones und Pads

Bitte anfassen! Sie heißen Arc, Galaxy oder Xoom und sind jetzt endlich alle mit berührungsempfindlichem Display ausgestattet. Für Business-Kunden ist die Auswahl an Smartphones und Tablets riesengroß. Auf Messen in Las Vegas, Barcelona und Hannover haben sich die Hersteller gegenseitig mit Neuvorstellungen überboten. Die Trends: Smartphones werden schneller und leistungsfähiger, die Monitore größer, neue Prozessoren beschleunigen die Anwendungen. Außerdem gibt

es mehr Ausstattung fürs gleiche Geld: zum Beispiel der HDMI-Anschluss für Multimedia-Übertragungen, die Integration in die Büro- und Heimvernetzung oder Near-Field-Communication (NFC), die etwa das sichere Bezahlen mit dem Smartphone erlaubt. Ähnlich groß ist die Auswahl an neuen Tablet PC, die – wie das neue Xoom von Motorola – mit einem großen Touchdisplay ausgestattet sind, aber auf das aktuelle Google-Betriebssystem Android 3.0 setzen. ■

A samsung galaxy II

C motorola Xoom

Betriebssystem: Android 2.3 (Gingerbread) Gewicht: 116 Gramm Display: 10,9 Zentimeter (480 x 800 Pixel) Speicher: 16/32 GB, per microSD-Karte erweiterbar Angenehm dünnes Modell, großes und farbstarkes Display mit schnell reagierender Benutzeroberfläche, schneller Dual-Core-Prozessor, großer, erweiterungsfähiger Speicher, Kamera mit acht Megapixel, Full-HD-Video-Aufnahmen, leistungsfähiger 1650-mAh-Akku, NFC-Funktion. Kein Metallgehäuse.

Betriebssystem: Android 3.0 (Honeycomb) Gewicht: 730 Gramm Display: 25,6 Zentimeter (1280 x 800 Pixel) Speicher: 32 GB, per microSD-Karte erweiterbar Großer, hochauflösender Touchscreen, schneller Dual-Core-Prozessor, zwei Kameras, (eine mit 5-Megapixel-Chip), interner 32-GigabyteSpeicher mit Speicherkarte erweiterbar, multitouchfähige Bildschirmsteuerung, kann FlashAnimationen im Internet darstellen. Recht hohes Gewicht.

B

B sony ericsson arc

Betriebssystem: Android 2.3 (Gingerbread) Gewicht: 117 Gramm Display: 10,7 Zentimeter (854 x 480 Pixel) Speicher: 320 MB, per microSD-Karte erweiterbar Großes und scharfes Touchscreen, schnell reagierende und multitouchfähige Benutzeroberfläche, viel Ausdauer beim Telefonieren, Kamera mit acht Megapixel mit lichtempfindlichem Spezialsensor, HDMI-Schnittstelle. Kein Blitz, lediglich LED-Licht.

C A

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D nokia e7-00

D

Betriebssystem: Symbian 3 Gewicht: 176 Gramm Display: 10,2 Zentimeter (640 x 360 Pixel) Speicher: 16 GB, nicht per Speicherkarte erweiterbar Farbstarkes Display, vollständige Schreibtastatur, leistungsstarke Navigation, Kamera mit acht Megapixel ohne Autofokus, großer Speicher, Quick-Office, VPN-fähig, 1200-mAH-Akku mit viel Ausdauer beim Telefonieren. Unsichere Zukunft beim Symbian-Betriebs­ system, fest verbauter Akku, keine Speichererweiterung möglich.

E htc 7 pro

E

fotos: PR; illustration: julian rentzsch

Betriebssystem: Windows Phone 7 Gewicht: 185 Gramm Display: 9,6 Zentimeter (480 x 800 Pixel) Speicher: 8 GB, nicht per Speicherkarte erweiterbar Vollständige, beleuchtete Schreibtastatur, scharfes Display, das schnell auf Eingaben reagiert, Gehäuse und Schiebemechanik sehr stabil, Kamera mit fünf Megapixel samt Autofokus und Blitzlicht, 1500-mAh-Akku bietet viel Ausdauer. Recht großes und schweres Modell, keine Speichererweiterung möglich.

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360° PRAXIS

Professionell Umsteigen auf Windows 7

Schlüsselfertige Übergabe Endlich hat Windows XP einen Nachfolger: Immer mehr Firmen wechseln zum neuen Betriebssystem Windows 7 Professional. Doch damit es beim Umzug keine Überraschungen gibt, müssen Profis jeden Schritt der Migration planen und begleiten.

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eine Frage: Windows 7 arbeitet stabiler und effizienter als seine Vorgänger XP und Vista. Doch das neue Windows 7 ist nicht immer kompatibel mit dem alten XP. So kann die Zusammenarbeit von Computern mit dem alten und dem neuen Betriebssystem im Firmennetzwerk das System ausbremsen oder gar zu Fehlern führen. Auch in der Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden müssen Firmen darauf achten, dass die Systeme einwandfrei funktionieren. Gründe genug, bei der Anschaffung von neuen Computern und Servern auch über die Umstellung der bestehenden IT-Infrastruktur auf Windows 7 nachzudenken. Doch der Umstieg kann recht kompliziert sein, wenn etwa viele Rechner unterschiedlich ausgestattet sind oder Anwendungen im Unternehmen eingesetzt werden, die nicht für

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Windows 7 Professional geeignet sind. Die Zeit drängt dabei, denn wer heute einen Rechner oder ein Notebook für die Firma kauft, bekommt es in der Regel mit dem heute aktuellen Betriebssystem ausgeliefert – der Umstieg hat also für die meisten Firmen ohnehin längst schleichend begonnen.

Maßgeschneiderte Planung Ohne umfassende Vorbereitung, einen strukturierten Migrationsprozess und eine gezielte Schulung der Mitarbeiter ist eine schnelle und effiziente Umstellung aber kaum möglich. Deshalb bietet die Telekom im Rahmen ihres Angebots Desktop Services Plus ein Komplett-Paket: Rechner und Notebooks werden einheitlich auf das neue Windows 7 umgestellt und die Mitarbeiter geschult.

Für Kunden mit komplexen IT-Strukturen ­entwickeln die Spezialisten der Telekom maßgeschneiderte Lösungen, um alle unternehmensspezifischen Anforderungen von vornherein mit einzubeziehen. Nur so gelingt es, dass die Firmenanwendungen und -daten direkt allen Mitarbeitern wieder zur Verfügung stehen. Die Umstellung des Firmensystems „auf einen Schlag“ ist aber für Firmen jeder Größe sinnvoll, wenn sie wie hier schnell, sicher und so erfolgt, dass die Mitarbeiter dank Schulung das neue System auch tatsächlich sofort nutzen können. Bei dem Angebot der Telekom erhalten Firmen all das zum Festpreis – ohne böse Überraschungen. www.telekom.de/windows7migration premium-service

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foto: pr, illustrationen: tina polster

* Text: Arnulf Schäfer


Fragen an: jessica salm-wunder, Commercial Management Deutsche Telekom*

01Workshop zur Einführung

In Stufe 1 wird ein Start-up-Workshop im Unternehmen durchgeführt: In einem ersten Kundengespräch erläutert der IT-Fachvertrieb alle Details der Migration und liefert so die notwendige Transparenz für die Migrationsentscheidung. Zum Beispiel wird geklärt: Welchen Mehrwert bietet eine Umstellung dem Unternehmen? Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Migration? Welche Applikationen und bestehende Hardware lassen sich unter Windows 7 weiter nutzen? Welcher Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwand ist bei der Umstellung zu erwarten? Anschließend erhalten die Unternehmen einen zusammenfassenden Bericht mit den definierten Migrationszielen, den möglichen Migrationstechniken und einer klaren Entscheidungs- und Handlungsempfehlung. Bei Bedarf kann es dann gleich mit der Vorbereitung losgehen.

03 Wechsel zu Windows 7

Im dritten Schritt erfolgt der eigentliche Umzug auf Windows 7. Er teilt sich in drei Teilprozesse: die Migration des Betriebssystems, der Applikationen und der Daten. Die Daten stehen dem Unternehmen sofort wieder zur Verfügung, damit sind weitgehend unterbrechungsfreie Unternehmensprozesse sichergestellt, und selbstverständlich sind die Daten während des gesamten Prozesses gegen Verlust und unbefugte Zugriffe gesichert. Hardware, die nicht mit ­Windows 7 kompatibel ist, wird in diesem Umstellungsprozess ausgetauscht.

04

Schulung der Mitarbeiter

Im vierten Schritt werden alle Mitarbeiter in das neue Betriebssystem eingewiesen. Auf Wunsch werden Anwender und Administratoren direkt vor Ort im Unternehmen geschult.

02 Vorbereitung der Migration

Im nächsten Schritt werden die Voraussetzungen für den Systemwechsel getestet, und die Migration wird genau vorbereitet. Vor Ort überprüfen Techniker der Telekom, ob das Netzwerk, das System und die Applikationen alle Voraussetzungen für einen Wechsel erfüllen. Falls sich dabei einzelne Systeme oder Applikationen als nicht kompatibel erweisen, entwickeln Profis der Telekom die passende Lösung. Ziel ist es, die volle Kompatibilität zu gewährleisten. Im Pilotbetrieb überprüfen ausgewählte Benutzergruppen diese Lösungen in der Praxis, um anschließend eine schnelle und reibungslose Migration sicherzustellen.

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Worauf müssen Firmen in Bezug auf die Umstellung auf Windows 7 achten? Die Hauptknackpunkte liegen darin, ob die vorhandenen Anwendungen auf der neuen Plattform fehlerfrei laufen werden und ob alle Daten gesichert sind … … was im Migrationsangebot der Telekom berücksichtigt wird, oder? Ja, unser Angebot sichert eine individuelle Migrationsstrategie, um die speziellen Bedürfnisse des Kunden zu berücksichtigen. Welchen entscheidenden Vorteil bietet der professionelle Umstieg? Ganz klar: Mit dem Wechsel innerhalb eines unternehmensweiten Migrationsprojekts ist der Grundstein für eine moderne und zukunftsweisende IT-Infrastruktur gelegt. * Jessica Salm-Wunder, Leiterin Commercial Management Software and Desktop as a Service.

Pluspunkte Migration

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Die Übergabe

Die Betriebsübergabe ist der fünfte und letzte Schritt. Auch wenn das System gut läuft, können Firmen nach der Migration von weiteren Desktop Services Plus Angeboten der Telekom profitieren, zum Beispiel Backup- oder Update-Lösungen, sodass die Systeme auch in Zukunft automatisch auf dem neuesten Stand bleiben. ■

Das bietet die Telekom für Firmen an IT-Consulting für gesicherten Migrations erfolg mit transparenten Kosten. Unternehmen mit komplexen IT-Strukturen erhalten ein maßgeschneidertes Konzept. „Schlüsselfertiges“ Angebot spart eigene Ressourcen und garantiert den reibungs losen Ablauf – schnell und sicher. Überprüfung der Bestandsgeräte auf ihre Eignung für Windows 7 Professional. Betreuung für alle Phasen sowie Schulung und Support.

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360° PRAXIS

1 Schlicht und einfach

business Call Mobil S heißt das mit 9,95 Euro netto im Monat günstigste Angebot mit firmeninterner Flatrate.

Passt wie   angegossen! Endlich einmal eine klare Schneise im Tarifdschungel: Mit drei neuen Tariflinien und je vier Varianten von S bis XL für Geschäftskunden findet jeder das passgenaue Angebot samt Smartphone seiner Wahl. * Text: Denis Dilba

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unden erreichen und selbst besser erreichbar sein, ob im Zug, im Hotel, am Flughafen oder am Arbeitsplatz: Maximale Mobilität der Mitarbeiter ist aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken. Längst zählt das Smartphone zur selbstverständlichen Standardausstattung von Außendienstlern, sie nutzen auch zunehmend das mobile Internet. So lassen sich E-Mails abrufen und bearbeiten, Kundendaten, Aufträge und Protokolle unterwegs aktualisieren. Die Produktivität des einzelnen Mitarbeiters durch das mobile Büro steigt dadurch genauso wie die der gesamten Firma. Doch nicht nur die Zahl der Handy-Nutzer und die der Endgeräte mit Web-Zugang nehmen rasant zu – auch das Angebot an Tarifen ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Doch welche Option passt zu welcher Arbeit? In den drei neuen Tariflinien Business Call, Business Call & Surf Mobil sowie Business Complete Mobil findet jeder sein maßgeschneidertes Angebot. ■ www.telekom.de/gk/mobilfunk-tarife

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Fotos: istockphoto

Business-Tarife


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Zusätzlich mit Web-Zugang

Die Königsklasse: all-inclusive

Business Call & Surf Mobil bietet gleich vier Tarifvarianten an: S, M, L und XL ­— alle mit einer Daten-Flatrate inklusive.

1 Business Call Mobil

Vier Varianten, S, M, L und XL, gibt es in der Einsteigertariflinie, das mit 9,95 Euro netto pro Monat (Tarif S) zum günstigsten Angebot für Geschäftskunden zählt. Dazu gehören 30 Inklusivminuten in alle deutschen Netze oder für die Ländergruppe 1 der Roaming Option Smart Traveller, mit der sich im Ausland günstig telefonieren lässt, sowie wahlweise eine firmeninterne Flatrate oder zusätzliche 60 Inklusivminuten. In der nächsthöheren Stufe im M-Tarif für 19,95 netto gibt es zusätzlich eine Flatrate fürs deutsche Festnetz sowie insgesamt 60 Inklusivminuten für alle Inlandsnetze dazu. Der L-Tarif für zehn Euro mehr erweitert die Freiminuten auf insgesamt 120 und sattelt eine zusätzliche Flatrate für das Mobilfunk-Netz der Telekom obendrauf. Der Top-Tarif Business Call XL für 59,95 Euro netto monatlich bietet eine Flatrate für alle Inlandsnetze und 120 Inklusivminuten für Gespräche aus dem EU-Ausland und der Schweiz. Ein vergünstigtes Handy gibt es für 8,40 Euro netto im Monat dazu.

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2 Business Call & surf Mobil

Wer beruflich viel unterwegs ist, nutzt fast immer ein Smartphone mit schnellem Zugang ins Web – zumindest, um E-Mails ab­ zurufen, zu surfen oder Anwendungen zu starten. Praktisch also, dass in den GrundTarifpreisen bereits ein modernes Smart­ phone enthalten ist — und zwar in allen vier Varianten S, M, L und XL. Natürlich ist eine schnelle Daten-Flatrate an Bord. Bei Bandbreiten von bis zu 3,6 Mbit/s können Geschäftskunden unbegrenzt mobil surfen und E-Mail-Dienste nutzen. Vorteil für BlackBerry-Fans: Bei gebuchtem BlackBerry Service kann dieses Datenvolumen nun auch genutzt werden. Über den hohen Telefonie-Standard und Leistungen der üblichen Business Call Tarife hinaus fallen die Minutenpakete bei den Business Call & Surf Mobil Tarifen umfangreicher aus: 120 Minuten bei S und M sowie 180 Minuten in den Versionen L und XL. Die Preise für den Einstieg in die Welt des mobilen Internets liegen zwischen 29,95 bis 74,95 Euro netto pro Monat.

Business Complete Mobil samt Daten-Flatrates, die sich mit dem Notebook nutzen lassen.

3 Business Complete Mobil

Die Königsklasse, Business Complete Mobil, richtet sich an alle Geschäftskunden, die ­maximale Mobilität und Leistung in allen ­Bereichen, Top-Geräte und Top-Bandbreiten benötigen. Alle vier Tarif-Varianten erlauben grenzenloses Surfen mit HSDPA-Geschwindigkeit, also mit bis zu 7,2 Mbit/s. Dazu sind umfangreiche SMS-Pakete integriert. Inklusive sind auch die unbeschränkte WLAN-Nutzung an den vielen tausend HotSpots der Telekom in Deutschland und der BlackBerry Webmail Service. Dabei lassen sich die Daten-Flats sowohl per Smartphone oder BlackBerry als auch mit einem zusätzlichen Notebook oder Tablet-PC nutzen. Business Complete Mobil L und XL sind darüber hinaus ohne Aufpreis für die Internet-Telefonie freigeschaltet. Die monatlichen Netto-Grundpreise liegen zwischen 29,95 Euro und 74,95 Euro, ohne subventioniertes Handy. Mit einem TopSmartphone kosten die Tarife jeweils 8,40 Euro netto mehr im Monat.

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360° PRAXIS

technik wikipedia

Wie funktioniert die Telefonanlage im Netz bei DeutschlandLAN? Früher stand die Telefonanlage als kühlschrankgroßer Schrank im Firmenkeller. Heute befindet sich die TK-Anlage im Netz. Telefone, Computer, Nebenstellen und Adressverzeichnisse sind zur virtuellen Einheit verschmolzen. * Text: Anja Strohm

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Telefone und Rechner   nutzen jetzt einen gemeinsamen Anschluss, der bis zu 20 Gespräche wie auch Datenverkehr gleichzeitig zulässt.

22 18 14 10

Quelle: Bundesnetzagentur

2010

2009

2008

2007

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Der Anteil von sogenannten IP-basierten Telefonaten ist gegenüber denen im klassischen Telefonnetz rasant gestiegen.

5 2006

DeutschlandLAN enthält eine Flatrate von den DeutschlandLAN-Festnetzanschlüssen in das deutsche Festnetz sowie in alle deutschen Mobilfunk-Netze. Das ist im monatlichen Festpreis inklusive — so haben Firmen ihre Kosten im Griff. Darüber hinaus können Unternehmen von den eingebundenen Handys kostenlos zu allen firmeninternen Mobilfunk- und Festnetzanschlüssen telefonieren sowie ebenfalls zu anderen Firmen im DeutschlandLAN-Verbund.

Die Daten werden über einen symmetrischen IP-Anschluss mit garantierter Bandbreite von zehn Mbit/s übertragen.

Trend telefonieren im Netz

2005

Volle Kostenkontrolle

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Alle Angaben in Prozent

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Die Telekom schützt mit einer Firewall die gesamte Kommunikationslandschaft vor Datenangriffen aus   dem Internet.

Anteil IP-basierter Gespräche in Deutschland

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drei Gründe für DeutschlandLAN

vo rt eile fü r an wender

Erreichbar über eine einzige Mobilfunk. Nummer für Festnetz und die persönsich t läss äten Ger n Auf alle ern. steu n atio liche Präsenzinform äche. erfl rob utze Ben rte grie Inte essZugriff auf ein zentrales Adr und E-Mail-Verzeichnis.

1. Kommunikationszentrale inklusive Der Clou am DeutschlandLAN ist eine neuartige, integrierte Kommunikationszentrale: Sämtliche Kommunikationskanäle sind auf einer Oberfläche sichtbar, mit der alle Mitarbeiter stets den Überblick behalten können – ob via PC, Smartphone oder Laptop. Per Tastendruck lässt sich die persönliche Präsenz­ information steuern. Anrufer im DeutschlandLAN wissen sofort, ob man im Meeting, im Telefonat oder in Urlaub ist.

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Die Anlage im Netz befindet sich auf Servern in einem hochsicheren und TÜVzertifizierten Rechenzentrum in Deutschland.

2. Firmenadressbuch bleibt aktuell Über das Adressbuchverzeichnis kann jeder von überall auf den Firmenbestand zugreifen. Das nämlich steckt im Netz und macht sich so zum Allrounder, der immer verfügbar und für alle Teil­ nehmer auf dem neuesten Stand ist. Eine Datensicherung sorgt dafür, dass alle Infos erhalten bleiben.

illustration: axel pfaender

Turbo-Telefonanlage im Netz Die Telefonanlage im Netz ist ein wahrer Tausendsassa, der alle Formen der Kommunikation einbindet: E-Mail, Termine, Präsenzanzeige, Kontakte, Chatten, Surfen, Videokonferenz, Instant Messaging. Sprache und Daten bei DeutschlandLAN werden über einen symetrischen IP-Anschluss mit einer Bandbreite von zehn MBit/s übertragen. Nutzer des Startpakets (fünf Teilnehmer) verfügen über bis zu 20 Sprachkanäle gleichzeitig. Alle Daten werden in den Rechenzentren der Telekom gespeichert. www.telekom.de/allesimblick

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3. Videokonferenzen kinderleicht führen DeutschlandLAN-Teilnehmer können kostenlos VideokonferenzSitzungen starten. Dabei gilt: Jeder hat gleichermaßen Zugriff auf ein Dokument — in Echtzeit. Selbst Teilnehmer ohne DeutschlandLAN-Anschluss lassen sich einbinden.

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made in germany

papstar Vertriebsgesellschaft

Nicht von Pappe Hightech und Hocheifel: Bei Papstar ist das kein Widerspruch. Vom vollauto­ matischen Lager in Kall aus versorgt das Unternehmen ganz Europa mit Frittenschalen, Papierhandtüchern und Servietten. Auf neueste Technik setzt Papstar auch bei seiner IT-Sicherheit. * Text: Carolin Rosin // Fotos: rainer holz

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chon von der Landstraße aus ist es nicht zu übersehen: Das weiße Lagergebäude von Papstar überragt mit seinen 40 Metern Höhe alle umliegenden Gebäude. Drinnen stockt erst ein­ mal jedem Besucher der Atem: Riesige, haushohe Regale mit scheinbar endlosen Reihen von Paletten bilden schmale, tiefe Gassen, durch die fast lautlos Regalbediengeräte fahren. „Hier schlägt das Herz von Papstar“, sagt Gregor Falke, Leiter IT/Logistics. Von hier aus wird Deutschland mit Einweggeschirr, Papierhandtüchern und Frittenschalen versorgt. Jeden Tag laden LKW Ware aus mehr als 180 Produktionsstätten in aller Welt ab. „In diesem Kar­

ton befindet sich mit Sicherheit unser Geschenkpa­ pier. Das erkenne ich an der Form“, sagt Falke und zeigt auf ein längliches Paket, das neben ihm über eins der vielen Förderbänder läuft. Zwei Meter wei­ ter wird die Verpackung per Infrarottechnik vermes­ sen, bekommt einen Aufkleber und setzt ihre Reise Richtung Lager fort. Währenddessen stellt ein Mit­ arbeiter mit dem Gabelstapler eine Palette mit Kar­ tons auf ein weiteres Förderband. Surrend läuft das Band an und transportiert die Palette ruck, zuck in das vollautomatische Hochregallager. Auf einem der 35 000 Stellplätze wartet sie darauf, irgendwann zum Kunden zu gelangen.

Papstar-Fan: Gregor Falke, Leiter IT/Logistics, trinkt seinen Kaffee gern aus Bechern vom Vertriebssortiment.

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Perfekt geparkt: Fßr 27 000 Paletten ist in dem 40 Meter hohen, vollautomatischen Hochregallager Platz.


Ausgeklügelte Logistik: Mitarbeiter sorgen dafür, dass Pappschälchen, Servietten und Co. rechtzeitig und schnell zum Kunden kommen.

Zum Unternehmen Name: Papstar Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG Gründung: 1979 Sitz: Kall in der Eifel Produktion: mit Partnern an rund 180 Standorten weltweit Umsatz: 170 Millionen Euro Mitarbeiter: 524 festangestellte Vollzeitkräfte, 1 700 Teilzeitkräfte Telekom Kunde seit: 2006

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Die Kunden ­— das sind die großen Handelsketten wie Metro, Rewe und Edeka, aber auch Möbel- und Gartencenter. Papstar ist heute eine reine Vertriebs­ gesellschaft, die von der Firmenzentrale in Kall aus Händler mit Papptellern, Servietten in allen Farben des Regenbogens und 7 000 weiteren Artikeln aus Papier und Plastik beliefert. Die Produktmanager stellen den Märkten daraus komplette Sortimente für ihre Regale zusammen. Ob trendig, klassisch oder romantisch, ob rot, grün oder blau – stets sind die Artikel aufeinander abge­ stimmt. Die Anfänge waren allerdings noch ganz anders, denn die Wurzeln reichen bis 1873 zurück, von der ehemaligen Pappenfabrik des Gründers Oswald Matheis in Schleiden bis zur heutigen Ver­ triebsgesellschaft, die 1979 ausgegliedert wurde. In den 60er Jahren erhielt die Firma den griffigen Namen Papstar — als Kurzform von Papierstar. Heute lässt Papstar seine „Papierstars“ von eini­ gen Partnern produzieren und vertreibt die Artikel europaweit. „Wir machen Logistik bis ins Super­ marktregal. Das ist neben der Sortimentskonzep­ tion die zweite Säule unseres Geschäfts. Wir liefern die Ware in die Märkte, räumen sie auch vor Ort ins Regal und bestellen Artikel gleich nach“, erklärt Gregor Falke das Prinzip.

Das Konzept geht auf. Und zwar so gut, dass Pap­ star nicht nur sein eigenes Sortiment, sondern seit 2003 auch Ware von Firmen wie Pelikan, 3M oder Faber-Castell in die Regale bringt.

Sicherheitscheck in Millisekunden Verständlich, dass die Vertriebsfirma mit ihren Da­ ten sorgsam umgehen muss. Seit 2009 überlässt Papstar das Sicherheitsmanagement ihrer IT der Deutschen Telekom. Konkret: Immer wenn Mitar­ beiter das Internet nutzen, E-Mails versenden oder empfangen und auf Anwendungen zugreifen, wer­ den alle Daten auf Viren und Trojaner geprüft. Der Sicherheitscheck läuft im Bruchteil einer Se­ kunde ab – und ist doch unerlässlich. „Eine sichere Kommunikation ist das A und O für uns. Schließlich versenden und empfangen wir jeden Tag sensible Kundendaten“, erklärt Marcus Rodermond aus dem Bereich IT. Bis 2009 hat er sich zusammen mit sechs Kolle­ gen noch selbst um die Datensicherheit im World Wide Web gekümmert. Dazu waren Firewalls und Virenscanner auf Servern im hauseigenen Rechen­ zentrum installiert. Doch Rodermond und seine Kollegen wollten sich wieder stärker auf ihre Kern­

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made in germany

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Ab ins „Rotlichtviertel“: Bevor die Ware ins Lager wandert, prüfen Scanner und Kamera die exakte Größe der Kartons. Öko-logisch: Die Gabelstapler fahren mit leistungsfähigen Akkus durch das Papstar-Lager.

installiert. Ein Telekom-Team kümmert sich um al­ les. „Wir haben feste Ansprechpartner, die uns in­ formieren, wenn sie Updates starten oder Hardware tauschen. Die Systeme sind auf dem neusten Stand, die Services laufen stabil“, sagt er.

Nachbestellung just in time

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aufgaben wie Wartung und Service konzentrieren – und vertrauten das komplexe Thema Sicherheit dem Dienstleister an. „Der sorgt besser für unseren Rundum-Schutz, als wir es je könnten.“ Die Firewalls und Virenscanner sind auf Servern in einem zertifizierten Rechenzentrum in Krefeld

Schnelle und sichere Prozesse stehen bei einer weiteren Lösung von Papstar und der Telekom im Vordergrund: Mitarbeiter können die Ware direkt am Point of Sale durch ein mobiles, standardisier­ tes Datenerfassungssystem nachbestellen. Mit BlackBerrys und speziellen Hand-Scannern ausge­ stattet, prüfen sie vor Ort den Artikelbestand und können Produkte anhand des Barcodes per Tasten­ druck bestellen oder saisonal bedingte Sortiments­ änderungen veranlassen. Die mobile Datenerfassung ist nicht nur schnel­ ler, sondern viel weniger fehleranfällig. „Schließlich muss alles reibungslos laufen“, betont Falke und zeigt auf ein Laufband im Lager, das einen Karton nach dem anderen ohne Pause und fast geräusch­ los ins Hochregal befördert. ■

schneller nachschub Statt Klemmbrett und Papier nutzen die Papstar-Mitarbeiter seit 2009 eine Smartphone-Lösung der Telekom, um Ware direkt am Regal nachzubestellen.

www.papstar.de www.telekom.de/gk-center

Telekom Deutschland und Papstar IT-Sicherheitsmanagement: In ihrem zertifizierten Rechenzentrum in Krefeld managt die Telekom Firewalls und Virenscanner für Papstar. Die Sicherheitsmechanismen greifen immer dann, wenn die Mitarbeiter auf das Internet, Anwendungen und Daten zugreifen oder E-Mails ­versenden und empfangen. Spezielles Netz der Telekom: Papstar verbindet seine elf Standorte weltweit mit einem sicheren Multi-Protocol-Label-Switching-Netz, kurz MPLS-Netz, der Telekom. Die Besonderheit: Wichtige Firmendaten werden priorisiert übertragen. Mobilfunk am Point of Sale: Mit BlackBerrys und Hand-Scannern dis­ ponieren Papstar-Mitarbeiter Artikel bei den großen Handelsketten nach. Die Daten werden dabei sicher über das Netz der Telekom direkt in das Warenwirtschaftssystem von Papstar übermittelt.

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Ehrwürdiges: Geschäftsführer Hermann-Arndt Riethmüller mit den bei Osiander gedruckten Uni-Statuten von 1601.

Osiandersche Buchhandlung Tübingen

zum Unternehmen Name: Osiandersche Buchhandlung GmbH Gründung: 1596 Geschichte: Christian Friedrich Osiander gab dem Unternehmen seinen Namen, nachdem er die Buchhandlung und Druckerei 1813 übernommen hatte. Sitz: Tübingen und an 16 Orten in Südwestdeutschland. Insgesamt gibt es 22 Filialen. Jahresumsatz: 50 Millionen Euro Mitarbeiter: 360 Motto: Buch. Bücher. Osiander.

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Technik und Tradition Von der verträumten Uni-Buchhandlung zum modernen Medienhändler: Osiander in Tübingen verbindet Geschichte mit leistungsfähiger Technik. * Text: Arnulf Schäfer // Fotos: Sarah Pachler

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anz Tübingen ist eine große Uni, heißt es oft. Die vor mehr als 500 Jahren gegründete Eberhard-Karls-Universität prägt noch heute das Leben und Arbeiten der 90 000-EinwohnerKleinstadt am Neckar. Auch die 1596 gegründete Osiandersche Buchhandlung: Damals druckte der Gründer und Poetik-Professor Erhard Cellius sogar die Statuten der Universität. Und noch bis in die 1970er-Jahre dominierten die Lehrbücher der Uni auch das Sortiment der Buchhandlung. Die Wandlung zum modernen Medienhändler begann mit Hermann-Arndt Riethmüller, der 1973

in das Familienunternehmen eintrat. Er entwickelte gemeinsam mit seinem Vater und später mit seinem Bruder Heinrich das Unternehmen zu einer breit sortierten Sortimentsbuchhandlung. Im Stammhaus in der Wilhelmstraße 12 erinnert heute wenig an die verschlafene Uni-Buchhandlung von einst. „Wir zählen heute zu den zehn größten Buchhandlungen Deutschlands“, sagt Riethmüller stolz. Seit einigen Jahren gehören neben den 22 Filialen auch ein modernes Logistikzentrum mit einem zentralen Wareneingang für alle Buchhandlungen, ein Service-Center sowie eine zentrale Rechnungs-

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Made in Germany

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1 Welches Buch ist wo vorrätig? Das Sortiment wird über das leistungsfähige IT-System für alle Filialen zentral verwaltet. 2 Der Lese-Laster kommt: Palettenweise werden die Bücher an der Logistikzentrale verladen. 3 Im Logistikzentrum werden die Bestellungen blitzschnell umgesetzt und am nächsten Tag an die Filialen verschickt.

abteilung zum Unternehmen. Längst hat Osiander auch in Sachen IT aufgestockt – allerdings nicht vor Ort, sondern mit virtuellen Servern. Die Zahl der Rechner vor Ort wurde kurzerhand von 20 auf sieben reduziert. Aber dank 20 virtueller Server-Systeme im Rechenzentrum der Telekom läuft heute eine Datenbankabfrage wesentlich schneller als früher – und stabiler. Falls ein System ausfallen sollte, kann die IT-Abteilung die Anwendung mit wenig Aufwand auf andere Server umleiten. Sämtliche Systeme sind zudem redundant ausgelegt, sodass die Daten zu keiner Zeit verloren gehen. Die Virtualisierung der Server bietet viele praktische Vorteile: Ob eine neue Filiale eröffnet werden soll oder kurzfristig mehr Speicherplatz und Leistung benötigt wird, zum Beispiel wenn viele Nutzer gleichzeitig E-Books auf den Webseiten abrufen, jetzt kann Osiander den Datenturbo flexibel beanspruchen und schnell reagieren. Zufrieden ist auch die IT-Abteilung, denn der Aufwand bei Wartung und Service ist gesunken. Weiterer Pluspunkt: Die Stromkosten konnte Riethmüller um 15 Prozent senken, weil er weniger Server nutzt. ■

Osiander: Virtuelle Server als Datenturbo Ausgangspunkt des Projekts: Die Auslagerung der Daten auf virtuelle Server war wesentlicher Teil des im Herbst 2009 umgesetzten neuen IT-Konzepts. Auch Routineaufgaben sollten ausgelagert werden, um den Wartungsaufwand der IT-Mitarbeiter zu reduzieren und mehr Kapazitäten zu haben. Heute nutzt Osiander eine Reihe kleiner Server, um Anwendungen gleichzeitig zu betreiben. • Insgesamt sieben Dell-Server arbeiten im Keller, die alle Datenströme im Netzwerk, für die Webseiten und für das Sortiment des Buchhändlers regeln. • Rund 20 virtuelle Server-Systeme der Telekom sorgen für schnelle Datenabfragen. • Neue Data-Center-Lizenzen helfen, die komplizierten Lizenzbedingungen für das Server-Betriebssystem in den Griff zu bekommen.

Fazit: „Mit der Virtualisierung sind wir zukunftsorientiert ausgerichtet“, sagt Projektleiter Konrad-Dietrich Riethmüller (rechts). „Diese Lösung bietet viele Freiheiten“, bestätigt Telekom Account Manager Christian Hormann. Zum Beispiel kann Riethmüller das System jederzeit auf Fehler testen, ohne den laufenden Betrieb zu stören.

www.telekom.de/gk-center

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Internet-Trends

Neues aus der Garage Täglich neue Spiele, nützliche Apps, innovative Portale: Kennen Sie sich damit aus? Wir stellen Ihnen die großen Trends vor und verraten Ihnen, wer hinter der Idee steht. Ein Streifzug durch die wunderbare Internet-Welt der grünen Gründer, Jungmanager und kreativen Spieler. * Text: Iris Quirin

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trends

Fotos: Christian O. Bruch/laif, imago, plainpicture

www.avocadostore.de Firmengründung: 2010 Philipp Gloeckler bündelt auf Deutschlands größtem Online-Marktplatz für grüne Produkte mehr als 12 000 Produkte von über 100 Händlern.

Trend 01: Öko Lifestyle

Trend 02: Nur noch Eine App

Es sind Web-Gründer mit Bio-Bewusstsein wie Philipp Gloeckler, die etwas für die Umwelt tun.

Hunderttausende Apps für jeden Zweck — doch wie lässt sich der Wildwuchs bändigen?

Dreitagebart, große Brille mit schwarzem Gestell und T-Shirt – öko, versteht sich. Auf den ersten Blick könnte Philipp Gloeckler (27) als typischer Start-upPionier durchgehen, er kann aber durchaus auch einen klassischen BWL-Abschluss an der European Business School in Oestrich-Winkel vorweisen. Gemeinsam mit Unternehmer Stephan Uhren­ bacher als Business Angel (Gründer des Empfehlungsportal Qype) baute Gloeckler 2010 einen „Web-Marktplatz für nachhaltige Produkte“ auf. AvocadoStore.de wurde gleich als Start-up des Jahres 2010 ausgezeichnet. Gefunden hatten sich die beiden Gründer zufällig über Twitter – der eine suchte eine Idee, der andere hatte sie. „Die Zeit war reif“, erinnert sich Gloeckler. Immer mehr Verbraucher wenden sich von Produkten und Lebensmitteln aus Billiglohnländern ab, die unter großen Umweltbelastungen und aus unkon­ trollierter Massenproduktion hergestellt wurden. „Wer nach Alternativen sucht, kommt nur mühsam an nachhaltige Produkte heran.“ Das geht jetzt einfacher: Auf seinem Portal können Kunden mehr als 12 000 Artikel von über 100 Händlern finden – von T-Shirts aus 100 Prozent Bio-Baumwolle über recycelte Notizbücher bis zu Kaffee aus Bio-Anbau.

Nachhaltige Produkte mögen in der Gründerszene gerade angesagt sein, der Renner sind jedoch Apps. Allein in Apples iTunes-Store stehen bereits mehr als 350 000 und für Googles Android-Betriebssystem mehr als 300 000 Programme zum Download bereit. Seinen Teil dazu hat Dirk Kraus (38), Vorstandschef der Berliner Yoc-Gruppe, beigetragen. Yoc ist inzwischen zum größten App-Entwickler in Europa aufgestiegen: Mehr als 800 mobile Portale und Applikationen haben die Berliner für Geschäftskunden entwickelt (Umsatz 2010: 30,5 Millionen Euro, 220 Mitarbeiter). Kraus ist mehr Kaufmann als Technik-Freak. Er studierte BWL an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Koblenz, war längere Zeit im Ausland und arbeitete unter anderem als Berater bei Roland Berger. Trotz der großen Nachfrage seien Apps aber eher Nischenprodukte für spezielle Anwendungsfelder wie Spiele, sagt Kraus. Um nicht stets unterschiedliche Apps anzubieten, entwickelt Yoc eine „Türöffner“-App für alle Geräte: die sogenannte Yoc Smart Web App. „Sie lässt sich in alle gängigen App Stores einstellen und läuft auf allen Smartphones und Tablet-PCs.“

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www.yoc.com Firmengründung: 2003 Yoc ist Europas größter BusinessApp-Entwickler. Mit der technischen Neuentwicklung „Yoc Smart Web App“ setzt Vorstandschef Dirk Kraus auf mobile Webbrowser.

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trends

www.foursquare.com Firmengründung: 2009 Dennis Crowley und Naveen Selvadurai starteten ihren Geolokalisationsdienst als Spiel. Mit mehr als sechs Millionen Nutzern dient die Plattform Unternehmen zur Kundenbindung und zur Werbung.

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Trend 03: Rabatte nebenan Wer sich beim Shoppen und Sightseeing gut auskennt, teilt seine Ideen mit anderen. Während die einen auf Bio setzen, andere auf den Boom bei Apps, nutzen findige Gründer die Macht der Massen, zumindest bei Mobile Communities. Die Idee: Wenn es schon so viele internetfähige Smartphones gibt, warum dann nicht alle als große Community miteinander vernetzen? Darin ist vor allem das Start-up Foursquare aus New York erfolgreich. Der mobile Lokalisierungsdienst wurde 2009 von den Studenten und InternetFreaks Dennis Crowley und Naveen Selvadurai gegründet. Wer bei Foursquare angemeldet ist, kann seinen Standort über eine App oder SMS mitteilen und dabei Punkte und virtuelle Badges (Abzeichen) sammeln. Nutzer können sich mit Freunden über alles in ihrer Nähe austauschen. Ursprünglich als Spiel gestartet, dient das Portal jetzt Unternehmen zur Kundenbindung und zur zielgerichteten Werbung, etwa mit Rabattaktionen in der Umgebung des Nutzers. Foursquare wurde vom Weltwirtschaftsforum als „Technology Pioneer 2011“ ausgezeichnet. Nach Unternehmensangaben sind 6,5 Millionen Nutzer weltweit angemeldet (Stand Februar 2011), seit kurzem gibt es den Dienst auf Deutsch.

Hierzulande trifft Foursquare allerdings auf etablierte Konkurrenz, zum Beispiel die Plattform Loxicon.de. Sie wird seit 2009 von der Hamburger lblab GmbH betrieben, die vor allem Apps für mobile Geräte entwickelt. Geschäftsführer Georg von Waldenfels (37) will Loxicon zur größten Datenbank für Locations, Events und mobiles Couponing aufbauen. Als individuell gestaltbarer Scout zeigt die App alle Locations und Events, die sich in der Nähe befinden oder zu den Interessen des Nutzers passen. In der Datenbank befinden sich bereits mehr als 1 200 000 Locations, über 150 000 Veranstaltungen und demnächst auch jede Menge standortbezogene Coupons und Angebote. Von Waldenfels ist nach seinem seriösen Äußeren mit Kurzhaarschnitt, Hemd und Sakko noch ganz der gelernte Bankkaufmann. In seinem bisherigen Werdegang – Studium der Filmproduktion in New York, Arbeit beim Medienunternehmen EM.TV und bei seiner Anstellung bei Apple – entwickelte er ein Gespür für innovative Geschäfte. „In maßgeschneiderten, dynamischen Angeboten aus dem Hier und Jetzt mit Mehrwert wie Sammeln und Sparen steckt ein Riesenpotenzial“, ist er überzeugt. Finanzieren will sich Loxicon über Online-Werbung und Couponing. Die Plattform wurde mit dem „BITKOM Innovators’ Pitch“ ausgezeichnet.

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Fotos: corbis, martin kath, frank may

www.loxikon.de Firmengründung: lb-lab 2009 Lb-lab-Geschäftsführer Georg von Waldenfels startete ein Jahr nach der Gründung die Plattform Loxicon.de. Nutzer finden dort mehr als 1 200 000 Locations sowie über 150 000 Veranstaltungen und geben selbst Tipps ein.


Trend 04: Spiele für Millionen Gute Unterhaltung ist sehr gefragt. Spiele und Apps lassen sich heute sofort herunterladen. Nicht hinter jeder erfolgreichen App steckt ein Newcomer. Das von den Technik-Studenten Niklas Hed, Jarno Väkeväinen und Kim Dikert gegründete Unternehmen Rovio Mobile aus Finnland zählt in der Branche zu den alten Hasen. Die Finnen programmieren seit 2003 für große ComputerspieleAnbieter wie Electronic Arts. Eher zufällig und nebenbei entstand 2010 das Geschicklichkeitsspiel „Angry Birds“. Dabei müssen bunte Vögel ihre von gemeinen Schweinen geklauten Eier zurückerobern. Praktisch über Nacht wurde das Spiel zum Überraschungserfolg mit mehr als zehn Millionen Downloads. Nun soll ein Film mit den wütenden Vögeln folgen. Frisches Kapital in Höhe von rund 42 Millionen US-Dollar haben Investoren jetzt bereitgestellt, unter anderem Skype-Gründer Niklas Zennström. ■

www.rovio.com Firmengründung: 2003 Rovio Mobile programmierte PC-Spiele in Auftrag für Spielehersteller. Ihren Durchbruch erlangte die finnische Firma 2009 mit der App „Angry Birds“. Vorstandschef: Peter Vesterbacka.

Umsatz und Marktwert: Mehr Schein als Sein Bei vielen Online-Unternehmen klaffen Umsatz und Marktwert dramatisch auseinander. Der sichtbare Teil, also der Umsatz, ist deutlich kleiner als der Rest unter der Öberfläche — der Marktwert. Selbst etablierte Konzerne wie Google erwirtschaften deutlich weniger als beispielsweise der Handelsriese Wal-Mart. Wal-Mart

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umsatz

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140 Mio $

1,4 Mrd $

405 MRD $

19 MRD $ 3,7 Mrd $

20 40

50 MRD $

80 100 120

Marktwert

60

199 MRD $

209 MRD $

140 160 180 200 Quelle: eigene Recherche/Fortune Global 500, Forbes Global 2000

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green-it-Förderung

Grün gerechnet V

iele mittelständische Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern wie die Firma IT-Haus im rheinland-pfälzischen Föhren verbrauchen durchschnittlich 40 000 Watt Strom und 25 000 Euro Heizöl im Jahr. Das schlägt sich gewaltig auf die Kosten nieder und schadet auch der Umwelt durch den Ausstoß von Kohlendioxid. Seit drei Jahren heizt der IT-Dienstleister sein neues Firmengebäude intelligenter: Er nutzt ganz einfach die Abwärme seines Rechenzentrums. „Die nötige Installation kostete uns eine Viertelmillion Euro“, sagt Thomas Simon, technischer Geschäftsführer. „In acht bis zehn Jahren haben wir die Investition hereingeholt.“ Rechnet man das auf die normale Laufzeit von 20 bis 25 Jahren hoch, so beläuft

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sich die Ersparnis auf bis zu 625 000 Euro. Damit nicht genug: Um auch die Stromkosten zu senken, hat das IT-Haus das 1 300 Quadratmeter große Dach des Logistikzentrums mit Photovoltaik-Paneelen ausgestattet und in den Büros die PC gegen Thin Clients ausgetauscht. „Ein einziger PC verbraucht 50 bis 60 Euro Strom im Jahr. Thin Clients, die komplette Arbeitsumgebung von Zentralrechnern, beziehen nur für vier bis fünf Euro Strom – weniger als ein Zehntel“, rechnet Simon vor. Auch die Server-Zahl von ursprünglich 50 Geräten hat Simon durch Virtualisierung auf 15 reduziert. Mit der Virtualisierung laufen mehrere Anwendungen parallel auf demselben Server, der damit optimal ausgelastet werden kann.

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illustration: mira gatermann

Keine Frage, grüne Informationstechnologie schont die Umwelt durch weniger CO2-Ausstoß und senkt die Stromkosten. Davon können auch kleine und mittelständische Unternehmen profitieren. * Text: Iris Quirin


kleiner beitrag

So viel lässt sich durch energieeffizientere Bürogeräte sparen Verbrauch herkömmliche Version

Verbrauch Sparversion

Thin Client (5–25 W*)

Ersparnis durch energiesparende Geräte im Jahr ***

**57,5

**11,5

6,44 €

Notebook (45–20 W)

276

103

24,22 €

Mulitmedia-PC (150–350 W)

805

110

97,30 €

Röhrenmonitor (90–150 W)

345

207

19,32 €

LCD-Bildschirm (35–50 W)

115

80,5

4,83 €

Server (Variante 90–150 W)

4 818

1 314

490,56 €

Server (Variante 150–440 W)

4 030

219

533,54 €

Quelle: IT-Haus/eigene Berechnung

Geräte und Verbrauch

* W = Watt **= KWh (Kilowatt pro Stunde) *** zugrunde gelegt werden 14 Cent pro Kilowattstunde bei einem Einsatz von zehn Stunden an 230 Tagen im Jahr bei Thin Clients, Notebooks, Multimedia-PC und Bildschirmen und 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr bei den Servern

So unscheinbar sie auch sind, die 26,5 Millionen Arbeitsplatzcomputer, die in Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen in Deutschland derzeit im Einsatz sind, verbrauchen pro Jahr rund vier Terawatt Strom. Das ist mehr, als ein großes Kohlekraftwerk im Jahr produzieren kann. Bis zum Jahr 2020, so die Prognosen der Cli­mate Group und der Global e-Sustainability Initia­tive (GeSI), sollen PC für mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen in Höhe von geschätzten 1 430 Tonnen durch Telekommunikations- und Informationstechnologie verantwortlich sein.

Green-IT-Projekte schonen die Umwelt Große Konzerne wie die Deutsche Telekom, IBM oder SAP wollen dem entgegenwirken und haben längst ihre Green-IT-Projekte gestartet – zur Schonung der Umwelt und des Budgets. Rechenzentren werden virtualisiert, PC gegen Thin Clients ausgetauscht und alte Geräte gegen energiesparende ausgetauscht. Damit auch kleine und mittelständische Unternehmen ihre Kosten und ihren CO2-Ausstoß senken können, unterstützt sie das Green-IT-Beratungsbüro in Berlin. Die gemeinsame Einrichtung des Bundesumweltministeriums (BMU), des Umweltbundesamts (UBA), der KfW Bankengruppe und des BITKOM berät Unternehmen, Organisationen und Behörden, wo und wie sie für Green-ITProjekte öffentliche Fördermittel erhalten können (siehe Kasten). „Green IT spart Energiekosten, mit staatlicher Unterstützung können sich solche Projekte in kürzester Zeit amortisieren“, sagt Projektleiter Florian König. Besonders lohnend sei dies bei großen Projekten, etwa bei der Ausstattung der Dächer mit Photovoltaik-Paneelen. Zur Verfügung stehen zum Beispiel zinsvergünstigte Darlehen bei einer Min-

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destlaufzeit von fünf Jahren oder Kostenzuschüsse von bis zu 30 Prozent für die Einführung von innovativen Technologien. Schon mit energiesparenden Geräten können Unternehmen ihren Stromverbrauch um bis zu 75 Prozent reduzieren. „Legt man einen Strompreis von 14 Cent pro Kilowattstunde zugrunde, kann ein kleines Unternehmen mit vier typischen PC-Arbeitsplätzen über einen Zeitraum von drei Jahren rund 540 Euro im Jahr sparen“, rechnet Annegret Agricola, Bereichsleiterin Energiesysteme und Energiedienstleistungen bei der Deutschen Energie Agentur (Dena) in Berlin, vor. Bei einem typischen Bürogebäude mit 200 Arbeitsplätzen beträgt die Ersparnis bereits 10 000 Euro pro Jahr. „Je größer das Unternehmen ist, desto lohnender ist die Investition in Green IT“, ist ITHaus-Chef Simon überzeugt. „Ab 15 PC-Arbeitsplätzen sollten Unternehmer über Thin Clients und Virtualisierung nachdenken“, rät er. ■

Grüne Förderprogramme für den Mittelstand www.foerderdatenbank.de: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie vergibt Darlehen an Unternehmen für ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramme sowie Zuschüsse für Energieeffizienzberatungen im Rahmen des Sonderfonds Energieeffizienz. www.kfw.de: Gefördert werden Energieeffizienz und Umweltschutz im Unternehmen. Der ­„Sonderfonds Energieeffizienz in KMU“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der KfW. www.bmu.de/foerderprogramme: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ­Reaktorsicherheit fördert Maßnahmen wie Rechenzentrumsinfrastruktur, innovative IT-Lösungen, Projekte zum großtechnischen Einsatz von Thin Clients, die Einführung von Home-Office-/ Telearbeit-Modellen und den Aufbau von Videokonferenz-Strukturen. www.green-it-beratungsbuero.de

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kleiner beitrag

Nachhaltigkeit

Zahlen, Daten, Fakten Weniger Verkehrsampeln, energiesparende Rechner und Alt-Handys für einen guten Zweck – es gibt viele Wege, umweltbewusst zu sein. Eine einzige virtuelle Identität in dem PC-Spiel Second Life verbraucht 1 700 Kilowattstunden Strom im Jahr. So viel, wie ein Einpersonenhaushalt in Deutschland benötigt. Quelle: Umweltbundesamt

Eine einzige Google-Anfrage braucht mit vier Watt so viel Strom wie eine Energiesparlampe in der Stunde. Das hängt von der Leistung der angefragten Server und Quelle: Umweltbundesamt des Netzwerks ab.

650 000 Euro 100 Kilowattstunden Strom im Jahr spart ein Mini-PC gegenüber einem normalen DesktopPC — so viel Strom, wie ein Kühlschrank im Jahr benötigt.

kostet die Kühlung des Supercomputers „LoeweCSC“ der Frankfurter Goethe-Universität pro Jahr. Damit sind die Stromkosten um bis zu 80 Prozent geringer als bei vergleichbaren Superrechnern mit einer Leistungsaufnahme von rund 500 Kilowatt. Quelle: Goethe-Universität Frankfurt

Über 250 000 Handys hat die Telekom im Jahr 2010 recycelt. Etwa sechs Kilogramm Gold und 62,5 Kilogramm Silber ließen sich für gemeinnützige Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe spenden. Quelle: Deutsche telekom

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illustrationen: kristina düllmann

Quelle: Umweltbundesamt

Vier Millionen Euro Stromkosten spart die Stadt Köln durch den Abbau von etwa 200 Ampeln. Die Stadt hat die Ampeln einfach durch Zebrastreifen oder Kreisverkehr ersetzt. Quelle: stadt köln

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Jeden Tag ein bisschen besser

Rund 50 Prozent des Kraftstoffverbrauches in Europa werden nach Angaben der EU-Kommission durch schlechte Routenplanung und Verkehrshindernisse verursacht. Täglich fressen Staus in Deutschland 33 Millionen Liter Kraftstoff. Die beste Antwort: Ein Navigations-System mit Staumelder, zum Beispiel als kostenlose App für viele Handys.

Klimaschutz beginnt im Kopf: Mit Al Gores interaktiver Buch-App „Our Choice“ wird Bildung spannend wie noch nie.

Fotos: PR

Das Buch für die Zukunft Moderne Technik zu benutzen, um das Klima zu schützen, ist keine neue Idee: Windkraft und Photovoltaik, Wasserstoff-Motoren und biologisch abbaubare Kunststoffe sind längst Realität – und werden in Zukunft nur noch wichtiger werden. Friedensnobelpreisträger Al Gore nutzt neue Technologien aber noch auf ganz andere Art: Sein interaktives Buch „Our Choice“ für iPad und iPhone klärt über die drohende Klimakatastrophe auf – und setzt dabei einen ganz neuen Standard für die Bücher der Zukunft. Texte, Videos, interaktive Grafiken und Audio-Kommentare erklären fast spielerisch die Probleme mit unserer Energieversorgung, die Herausforderungen der weltweiten Bevölke-

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rungsexplosion und der wachsenden Müllberge – deprimierende Themen, aber Gores mitreißender Optimismus in Verbindung mit der elegant animierten Nutzerführung macht das Buch – wenn man das so sagen darf – zu einer reinen Freude. Selten hat Bildung so viel Spaß gemacht (3,99 Euro, nur englisch). http://pushpoppress.com/ourchoice Präsidentschaftskandidat Al Gore (64) engagiert sich seit vielen Jahren für das Weltklima. Sein Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ gewann 2007 einen Oscar.

138 Millionen Elektro-Bikes 2017

17 Millionen Elektro-Bikes 2011 Quelle : pike research

Die E-Bike-Revolution Elektro-Autos sind ein Nischenmarkt, bekommen aber viel Aufmerksamkeit in der (Medien-) Öffentlichkeit. Eine Studie der Marktforscher von Pike Research deutet nun an, dass der wahre Boom bei Elektro-Rollern und -Motorrädern ansteht: von heute 17 auf 138 Millionen weltweit in den nächsten sechs Jahren.

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Frauke Petry, geboren 1975 in Dresden. Was bewegt Sie als Unternehmerin?

Vernetztes Leben und Arbeiten bedeutet f端r mich ...

Wie umweltbewusst sollten Unternehmen sein?


WEITERDENKER

PURInvent- Gründerin Frauke Petry

Die Ideentreiberin Sie wurde im Osten Deutschlands geboren, reiste später gen Westen aus, um als Chemikerin und   Unternehmerin zurückzukehren – und macht da weiter, wo ihre Mutter einst aufgehört hat. * Text: Andreas Wrede // Foto: Christian Wyrwa

Paul Allen und Bill Gates gründen ein neues Unternehmen, das Microsoft heißt. Juan Carlos I. wird König von Spanien. Und Steven Spielbergs „Der Weiße Hai“ erschreckt im Kino. 1975, im Geburtsjahr von Frauke Marquardt, jetzt Petry, ist einiges passiert. Und Deutschland? War noch geteilt in Ost und West. Die Tochter einer Chemikerin und eines Ingenieurs kommt in Dresden zur Welt. Schon in ihrer Jugend weiß sie allerdings: „Ich will hier raus!“ Als es so weit ist, 1989 und 90, sind die Umstände sehr deutsch. „Mein Vater war nach einem Besuch im Westen geblieben.“ Heute wissen wir: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Auch Familie Marquardt verdankt es Glasnost und Perestroika, dass sie doch noch in Dortmund zusammenfindet. Frauke ist im siebten Himmel, spielt Orgel und Klavier, möchte nach dem Abitur gern Kirchenmusik studieren. „Aber die Vernunft gebot mir, weniger Brotloses zum Beruf zu wählen“, sagt sie und lacht. Sie spricht mit kaum hörbarem sächsischen Zungenschlag. Worte und Sätze schießen schnell heraus, ganz so, als habe sie keine Zeit zu verlieren. Sie studiert Chemie wie ihre Mutter, allerdings in England, und verdient sich den Bachelor. „Dann ging ich 1998 nach Göttingen, um noch mein Diplom zu machen.“ Versteht sich, dass die junge Wissenschaftlerin promovierte und eigentlich Professorin werden wollte. 2003 sitzt sie mit einer Freundin in einem englischen Pub. Beiläufig fragt die Freundin, was aus dem Patent der Mutter geworden sei. „Sie hatte einen Kunststoff für Bau- und Industriefahrzeuge erfunden, der im Reifen elastisch blieb.“ Der Gedanke war geboren: Warum nicht die patente Idee weiterentwickeln, gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Umwelt leisten? „Wir haben nur eine Erde“, sagt Petry bestimmt. Der Aufbruch passt gut zur ihr, einer selbstbewussten jungen Frau mit scheinbar unermüdlicher Energie. Also hat sie neben der Promo­ tion gemeinsam mit ihrer Mutter die Erfindung modernisiert. Doch ­wozu dient ein solcher Kunststoff? „Zum Beispiel für pannensichere Reifen, denn Baufahrzeuge fahren ganz oft über Glas, Metall, Steine.“

Die Reifen sollten elastisch, gleichzeitig stabil sein. Wenn sich eine Scherbe in den Reifen bohrt, soll der nicht platt werden. Kurz gesagt: Es ist die Quadratur des Pannenschutzes. In einem angemieteten Labor an der Uni Göttingen wird die Idee zum Leben erweckt. Das Geld für Labor und Rohstoffe leiht sie sich, Mutter Marquardt forscht mit – Familienbetrieb sozusagen. Einfach ist es nicht, denn Petry sucht ein Füllstoff, der umweltfreundlich und günstig ist. Herauskommt HydroPUR, ein Kunststoff mit hohem Anteil an Wasser, aber geringem Anteil an erdölbasierten Rohstoffen. Um ihre Vision voranzutreiben, braucht sie bald mehr Geld. Sie bewirbt sich bei der Initiative Science4Life um einen Förderpreis und gewinnt 30 000 Euro. „Damit kann es erst einmal weitergehen.“ Aber die Chemikerin braucht bald weitere Investoren: Das Leipziger Business & Innovation Centre hilft mit einem Finanzierungskonzept, einer Immobilie und Investoren aus der Region. „Das ging sehr schnell, sehr unbürokratisch.“ Damit ist der Standort der neuen Firma PURinvent geklärt. Petry und ihre vierköpfige Familie ziehen wieder in den Osten – ohne Gram. „Leipzig ist eine wunderbare Stadt“, schwärmt sie. Die Produktionsanlage, das Mischwerk, die Reaktoren und die Tanks sind nach einem Konzept von ihr gebaut worden. Sie ist als ­Ideentreiberin allgegenwärtig in der Firma. Gemeinsam mit ihrem Mann organisiert sie auch den sechsköpfigen Familien-Alltag. Ihr Tag beginnt um 5.30 Uhr, hört irgendwann in der Nacht auf. Während PURinvent bereits 100 Tonnen des Kunststoffs jährlich produziert und der Umsatz bei knapp einer Millionen Euro liegt, denkt sie weiter. Der Stoff lässt sich „in Schubkarrenrädern und Rollstühlen einsetzen. Er könnte als elastischer Kleber nutzbar sein.“ Das junge Unternehmen stockt auf: „Bald werden wir zehn sein“, sagt Petry und schaut schnell in ihren Terminkalender, wann sie wieder im Vokalensemble der Leipziger Thomaskirche mitsingt. Ihr geliebtes Klavier- und Orgelspiel pflegt sie noch. „Geht alles“, sagt sie. ■

Frauke Petry wird 1975 in Dresden geboren // 1989/90 dann die Ausreise in den Westen des wiedervereinigten Deutschlands // Studium der Chemie in England   (Abschluss Bachelor), in Göttingen macht sie noch ein Diplom und promoviert // Parallel entwickelt sie ein Patent ihrer Mutter weiter: 2007 gründet sie PURinvent,   Standort ist nun Leipzig // Petry ist mit einem Pastor verheiratet und hat vier Kinder.

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rundumsic ht

DreiSechsNull wird multimedial

Mehr Magazin im Web

36 0 o verne tz tes LEBEN UND ARBEITEN

Impressum

die neue Seite Die Stärken jedes Mediums nutzen: Im Internet bietet DREISECHSNULL ab Ende Mai vertiefende Informationen, Porträts sowie Referenzgeschichten rund um das vernetzte Leben und Arbeiten.

Herausgeber: Dirk Backofen, Leiter Segmentmarketing Geschäftskunden, Telekom Deutschland GmbH Gesamtverantwortlich: Christian Rätsch, Leiter Kommunikation Geschäfts­kunden, Telekom Deutschland GmbH Projektleitung: Nicola Penquitt (Ltg.), Nicola Lohe, Telekom Deutschland GmbH Redaktionelles Konzept und Gestaltung: Philipp und Keuntje GmbH Brunnenhofstraße 2, 22767 Hamburg www.philippundkeuntje.de Geschäftsführer: Dominik Philipp, Hartwig Keuntje, Torben Hansen, Wolfgang Block Chefredakteur: Jean-Marc Göttert Kundenberatung: Jörg Becke, Andrea Nikles Verlegerische Beratung: Stefan Moosleitner Anzeigendisposition: Andrea Nikles Layout & Gestaltung: Mira Gatermann (Ltg.), Tina Polster Foto-Redaktion: Anke Koppe Autoren dieser Ausgabe: Dennis Dilba, Jean-Marc Göttert, Michalis Pantelouris, Iris Quirin, Arnulf Schäfer, Anja Strohm, Andreas Wrede Fotografen: Rainer Holz, Gabi Gerster, Nina Gschößl, Martin Kath, Sarah Pachler, Christian Wyrwa

R Intuitive Nutzung Angelehnt an die Benutzerführung vom Tablet-PC lässt sich die neue Seite seitwärts „blättern“, um von Beitrag zu Beitrag zu springen. Wer nach unten scrollt, kann sich in den einzelnen Beitrag „vertiefen“.

eportagen und Interviews, Videos und Bildergalerien, Text, Bild und Ton: Für die Nutzer sind die Möglichkeiten des Internets ein Schlaraffenland — und ab Juni wird DreiSechsNull auch diese Möglichkeiten anbieten. Unter telekom.de/dreisechsnull finden Sie künftig ein neues Online-Magazin mit mehr Hintergründen zu allen Artikeln und Themen rund ums vernetzte Leben und Arbeiten, und das, mit einer innovativen und intuitiven Benutzerführung.

Das Highlight: DREISECHSNULL-TV — ein neues TV-Format speziell für mittelständische Unternehmen, das im Web auf Sendung geht.

Illustratoren: Kristina Düllmann, Axel Pfaender, Tina Polster, Julian Rentzsch Korrektorat und Lektorat: Saskia Jauss Produktion und Litho: Jörg Nagel (Ltg.), Hilko Wiegmann, Sven Fröhlich Druck und Vertrieb: MEILLERGHP in Bamberg © 2011 Telekom Deutschland GmbH Geschäftskunden Landgrabenweg 151 53227 Bonn E-Mail: dreisechsnull@telekom.de Nachdrucke bitte nur mit Quellenangabe und Beleg­exemplar. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

Die nächste Ausgabe von DREISECHSNULL erscheint Anfang September 2011. Die letzte Ausgabe finden Sie im Internet unter www.telekom.de/dreisechsnull 52

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neue mitteilung

Wind kann viel bewegen. Sogar Ihre E-Mails. Nutzen Sie eigentlich erneuerbare Energien? Wenn Sie Kunde der Telekom sind, dann tun Sie es. Denn wir setzen in Deutschland ausschlieร lich Strom aus Windkraft, Wasserkraft und Solarenergie ein. So kรถnnen Sie telefonieren oder im Internet surfen und gleichzeitig die Umwelt schonen. Das ist Ihnen zu wenig? Dann schauen Sie doch mal, was wir gemeinsam noch erreichen kรถnnen: www.telekom.com/nachhaltig-handeln


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