ausgabe 4 nr. 1 / 2013
bewegt ! das bildungslandschaftsmagazin der deutschen kinder- und jugendstiftung
Kinder und Jugendliche mit ÂťHintergrundÂŤ
bewegt ! ausgabe 4 nr. 1 / 2013
Inhalt
Kinder und Jugendliche mit »Hintergrund« 1
Editorial
2
Drei Fragen an …
4
Reportage: Von A über B nach C
6
Fachartikel: Es geht noch offener: Zur Interkulturellen Öffnung in Verwaltungen
9
Fachartikel: Jugendliche entwerfen ihre Zukunft
12
Nachgefragt: Wie definiert sich eigentlich Migrationshintergrund?
14
Portraitreihe: Jugendliche im »Vordergrund«
16
Streitgespräch: Wie viel Hintergrund darf im Vordergrund stehen?
QUERBLICK:
20
Youthpart #Lokal Camp +
Webseite forschendes Lernen
Prozessbegleiter-Gutschein
21
Ich wünsche mir, ...
Impressum
Editorial Ausländer, Deutscher mit Migrationshintergrund oder doch lieber Mensch mit Zuwanderungsgeschichte – die deutsche Sprache hat in den vergangenen Jahren zum Thema Integration so manche Stilblüte hervorgebracht. Ähnlich verhält es sich mit Behinderten – oder sagt man doch lieber Mensch mit Behinderung oder gar Alternativbegabter? Klar ist, jeder Mensch wird durch seinen Hintergrund geprägt. Durch seine Familie, sein Umfeld, seine Lebenssituation. Doch merkwürdiger Weise spielt dieser ominöse Hintergrund bei den einen eine größere Rolle als bei anderen. Warum ist das so? Was bringt einem diese Unterscheidung? Und teilen wir die in Deutschland lebenden Menschen damit nicht unnötiger Weise in ein »Wir« und ein »Ihr« ein? Die aktuelle Ausgabe unseres Bildungslandschaftsmagazin nähert sich diesem Thema von verschiedenen Seiten. Auch Kommunen stehen oft vor Problemen im Umgang mit Begriffen; wann eine solche Bezeichnung sinnvoll sein kann und wann vielleicht eher kontraproduktiv; wie z. B. Verwaltungen, Schulsozialarbeiter, Jugendliche und die Wissenschaft sich positionieren. Und am Ende geht es doch vor allem um die eine Frage: Was bedeutet es eigentlich für einen Menschen, wenn ständig nur sein Hintergrund im Vordergrund steht?
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Die bewegt!-Redaktion, die dieses Heft auch nicht frei von eigenen persönlichen Hintergründen konzipiert hat.
1
Drei Fragen an ...
▶ Claudia von Sehren Claudia von Sehren ist Sozialarbeiterin in Sachsen-Anhalt. Früher war sie im DKJS-Programm Schulerfolg sichern! tätig und arbeitet jetzt als Familienhelferin.
» Um den Jugendlichen die Welchen Einfluss hat Ihr Hintergrund bisher auf Ihre Persönlichkeit und Ihre Arbeit
richtigen Hilfsangebote zu machen, muss ich wissen, unter welchen Bedingungen sie aufgewachsen sind .
«
gehabt?
Sie arbeiten in Sachsen-Anhalt seit Jahren mit Jugendlichen und deren Familien, die oft sozial benachteiligt sind. Finden Sie den Begriff so-
In der Familiengeschichte meines Vaters
ziale Benachteiligung in Ihrer Arbeit hilfreich
spielte der Nachname, verbunden mit dem
oder hinderlich?
»von«, schon eine wichtige Rolle. Meinen
Wenn man den Begriff »soziale Benach-
Geschwistern und mir wurde viel über die
teiligung« so definiert, dass den Familien
Herkunft des Namens erzählt. Diese Erzie-
Zugänge in unserer Gesellschaft verwehrt
hung prägt meine Arbeit bis heute. Der da-
werden, sie ausgegrenzt werden, erscheint
malige Auslöser spielt natürlich heute keine
mir der Begriff zu negativ. Generell ist in
Rolle mehr. Den Kindern und Jugendlichen,
Deutschland erst einmal eine Teilhabe am
mit denen ich arbeite, mache ich aber immer
gesellschaftlichen Leben möglich. Es existiert
wieder klar, dass sie etwas Besonderes sind.
eine Schulpflicht, wir haben eine kostenlose
Während mir mein Nachname heute nicht
Krankenvorsorge, wenn nötig erhalten Kin-
mehr wichtig ist, bringt er mir doch hin und
der von klein an Frühförderung in speziellen
wieder Vorteile. Schon recht viele Familien
Frühförderzentren. Es gibt Sprachförderung
verbinden das »von« mit adelig und haben
losigkeit, können es aber nicht richtig benen-
und, wenn erforderlich, Ergotherapie. Die Le-
dadurch das Gefühl, eine besonders qualifi-
nen, da sie kaum Alternativen kennen.
benswirklichkeit sieht aber eher so aus, dass
zierte Unterstützung zu erhalten.
soziale Teilhaberechte nicht angenommen Diese Auseinandersetzung mit ihrer Familien-
werden. Die Eltern in den sog. »bildungsfer-
Wie greifen Sie die unterschiedlichen Hinter-
geschichte ist immer auch ein sehr heikles
nen Familien« sind leider oft gar nicht in der
gründe von Kindern und Jugendlichen in Ihrer
Thema. Die Jugendlichen müssen leider oft
Lage, diese Hilfsangebote wahrzunehmen,
Arbeit auf?
erkennen, dass ihre Familie und ihr direktes
weil sie aufgrund ihrer eigenen Geschichte
Es erscheint mir sehr wichtig, mit den Ju-
Umfeld versagt haben. An diesem Punkt ist
damit überfordert sind. Somit werden einer
gendlichen und älteren Kindern über ihren
dann das gemeinsame Gespräch mit Fami-
bestimmten Anzahl von Kindern und Jugend-
Hintergrund zu sprechen. Fast allen Jugend-
lienmitgliedern wichtig. Die Jugendlichen
lichen objektiv Zugänge zum gesellschaftli-
lichen, mit denen ich arbeite, mangelt es an
müssen im Austausch erkennen, dass z. B.
chen Leben verwehrt.
Selbstbewusstsein. Sie fühlen sich schuldig
auch die Eltern ihre »Geschichte« haben,
an ihrer Situation, an ihrem Versagen. Oft
wodurch sie in ihrem erzieherischen Handeln
erkennen sie gar nicht, wie schwierig ein Auf-
zum Teil sehr eingeschränkt waren.
wachsen in ihrer Familie und in ihrem Um-
Erst wenn wir die Vergangenheit aufgear-
feld war. Um den Jugendlichen die richtigen
beitet haben, kann ich die Jugendlichen auf-
Hilfsangebote zu machen, muss ich wissen,
fordern, Verantwortung für ihre Zukunft zu
unter welchen Bedingungen sie aufgewach-
übernehmen. Gemeinsam suchen wir nach
sen sind. Für die Jugendlichen ist diese Art
vorhandenem Potenzial und versuchen, in
»Hintergrundanalyse« sehr wichtig. Sie ha-
ganz kleinen Schritten zu einer Verhaltens-
ben zwar ein diffuses Gefühl der Chancen-
veränderung zu kommen.
2
▶ Gari Pavkovic Leiter der Abteilung Integration der Landeshauptstadt Stuttgart
» Teilhabe beinhaltet auch den gleichberechtigten Zugang der Immigranten zu Positionen im öffentlichen Dienst« . um den Abbau von sozialen und kulturellen
tem auszugleichen. Deshalb investiert Stutt-
Barrieren in der Gesellschaft. Normalerweise
gart sehr viel in eine bessere institutionelle
will sich jeder Mensch in sein Lebensumfeld
Bildungsförderung in Kindertageseinrich-
integrieren, wenn er dort willkommen ist.
tungen und Schulen. Dazu gehören der flächendeckende Umbau der Kitas von reinen
Wie kann Integration auch in Verwaltungen
Betreuungs- zu frühen Bildungseinrichtun-
gelingen beispielsweise in der Personalaus-
gen, eine engere Zusammenarbeit von Kitas
wahl?
und Schulen, der Ausbau aller Grundschulen
Herr Pavkovic, wie gehen Sie in Stuttgart mit
Teilhabe beinhaltet auch den gleichberech-
zu gebundenen Ganztagesschulen (sofern
Kategorien wie »Bürger mit Migrationshinter-
tigten Zugang der Immigranten zu Positio-
diese es wollen) sowie die Förderung von
grund« um oder arbeiten Sie mit diesen Kate-
nen im öffentlichen Dienst. Deshalb werben
Schulentwicklungsprozessen in Zusammen-
gorisierungen nicht? Immerhin dient ihr Bünd-
wir seit einigen Jahren für mehr Migranten
arbeit mit außerschulischen Partnern aus
nis für Integration dem Europarat als Vorlage
als Auszubildende bei der Stadtverwaltung.
dem städtischen Qualitätsentwicklungsfonds.
für einen Integrationsleitfaden.
Deren Anteil ist inzwischen auf 30 Prozent
Und wir binden zahlreiche Freiwillige als
Wir erheben den Anteil der Bevölkerung
angewachsen. Bei Stellenausschreibungen
Lernpaten in unsere Bildungspartnerschaft
mit Migrationshintergrund und vergleichen
wird verstärkt interkulturelle Kompetenz als
ein. Das Stuttgarter Netzwerk der Bildungs-
diesen mit anderen statistischen Daten, um
ein Eignungsmerkmal berücksichtigt. Wir
paten umfasst über 1.500 Ehrenamtliche,
festzustellen, inwieweit eine Angleichung
sensibilisieren die Personalentscheider in den
von Vorlesepaten in Kitas bis hin zu Ausbil-
von Lebenslagen und Teilhabechancen von
Ämtern in Bezug auf interkulturelle Ausrich-
dungspaten beim Übergang von der Schule
Immigranten an die deutschstämmige Bevöl-
tung von Dienstleistungen und Personal und
in den Beruf. Bei allen Programmen wird ein
kerung erfolgt ist. Wenn wir unter gelunge-
halten derzeit anonymisierte Bewerbungsver-
Schwerpunkt auf die Bildungsförderung von
ner Integration die gleichberechtigte Teilha-
fahren nicht für notwendig.
Kindern und Jugendlichen in sozial benachteiligten Stadtquartieren gelegt.
be der Eingewanderten am gesellschaftlichen
Stiftungen unterstützen uns bei vielen
Leben verstehen, gilt es, diese auch zu mes-
Was kann eine Kommune oder eine Stadt auf
sen. So können wir trotz teilweise fehlender
Steuerungsebene dazu beitragen, dass nicht
Projekten, ebenso das Kultusministerium
Vergleichsdaten feststellen, in welchen Ar-
länger Zufälle über die Bildungskarrieren von
im Rahmen des Landesprogramms der
beitsfeldern noch Handlungsbedarf besteht.
Kindern und Jugendlichen entscheiden?
Bildungsregionen und mit dem Ausbau der
Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit
Bildungserfolg hängt nach wie vor primär
Gemeinschaftsschulen.
vermeiden wir Begriffe wie Menschen mit
von der Förderung im Elternhaus ab. Wir
Migrationshintergrund, da wir einen inklusi-
haben zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung
ven Ansatz verfolgen:Alle Einwohner unserer
der Migranteneltern in Erziehungs- und Bil-
Stadt sind unabhängig von Pass und Her-
dungsfragen wie kommunale »Mama-lernt-
kunft Stuttgarter, und der Umgang mit Viel-
Deutsch«- Kurse, interkulturelle Elternbil-
falt und Verschiedenheit umfasst mehr als
dungsprogramme und Unterstützung der
nur die migrationsspezifischen Merkmale.
Elternarbeit in Migrantenvereinen. Dies
Soziale Inklusion ist somit auch ein besserer
reicht jedoch nicht aus, um die vorhandenen
Begriff als Integration, denn es geht primär
Benachteiligungen in unserem Bildungssys3
Von A über B nach C und zurück nach A. Eine Geschichte über soziale Benachteiligung,
fehlende Verknüpfungen und einen langen Atem.
Weil die zuständigen Beamten nicht miteinander sprechen, will kein Amt die Kosten für die Wohnung der arbeitslosen, alleinerziehenden Mutter übernehmen. Von Britta Kuntoff
»
Ich kann Ihnen da jetzt auch nicht helfen. Wir müssen erst herausfinden, wer für sie zuständig ist. Die blonde Sachbearbeiterin des Jobcenters Neukölln zupft an ihrem Rollkragen und lächelt freundlich. Ihre Sätze klingen gebetsmühlenartig. Frau Kramer1 wird nicht zum ersten Mal vertröstet.
I
«
ns Jobcenter drängen immer mehr Menschen. Viele sehen müde aus, irgendwo quengelt ein Kind. Die 19-Jäh-
rige Frau Kramer ist extra früh aufgestanden. »Es ist besser, man kommt vor neun Uhr, sonst wartet man hier ewig«, sagt sie. In ihrer Hand hält sie ein Papier mit dem Vermerk
›Bedarfs-
nachweis‹. Wofür das eigentlich ist und was
»Es gibt so viele
Die junge Frau wirkt
«
stationäre Einrichtung,
bürokratische Hürden zu nehmen, das ist echt Wahnsinn
ernst. Längst trauen ihr die Mitarbeiter der Jugendhilfe zu, dass sie die in der sie momentan wohnt, verlassen und alleine leben kann. Frau
sie damit anfangen
Kramer ist losgezogen
soll, weiß die junge
und hat eine Wohnung gefunden. Schon im Januar hätte
Frau nicht so genau.
sie dort einziehen können. Doch ihr fehlt eine Bescheini-
Frau Kramer hat ei-
gung für die Mietkostenübernahme durch das Jobcenter.
nen 14 Monate alten
Und deswegen ist sie hier. Wieder einmal.
Sohn und ist allein-
»Es gibt so viele bürokratische Hürden zu nehmen, das
erziehend. Seit der
ist echt Wahnsinn«, meint Frau Kramer resigniert. Seit
Lebensgefährte ihrer
nunmehr fast drei Monaten versucht sie, sich im Behör-
Mutter sie wegen der
dendschungel durchzukämpfen und Ansprechpartner zu
Schwangerschaft vor
finden. Sie hat unter anderem einen Hartz-IV-Antrag ge-
zwei Jahren auf die Straße setzte, lebt sie in einer Mutter-
stellt, sie war bei der Unterhaltsvorschusskasse, sie hat ei-
Kind-Einrichtung. Heute passt der Vater ihres Sohnes auf
nen Beleg darüber, dass der arbeitslose Vater ihres Kindes
sein Kind auf. »Sonst müsste ich Noel mitnehmen, und
sie nicht finanziell unterstützt. Frau Kramer jongliert mit
das wäre wirklich anstrengend«, erzählt Frau Kramer.
Begriffen wie ›Neukundencenter‹ und ›Leistungsabteilung‹, sie hat gelernt, dass in der Eingangszone BG-End-
4
I
hre Lebenssituation ist kein Einzelfall. Sie gehört zu der stetig wachsenden Zahl von Alleinerziehenden in
Deutschland: In jeder fünften Familie mit minderjährigen Kindern erzieht nur ein Elternteil den Nachwuchs, in Berlin ist das sogar in jeder dritten Familie der Fall. In neun von zehn Fällen ist es die Mutter, die bei ihren Kindern bleibt. 75 Prozent der Alleinerziehenden sind nicht erwerbstätig und auf Transferleistungen angewiesen. 2
ziffer 6–7 die Mietrückstände bearbeitet werden und dass dort die Wickelzone ist. Frau Kramer hat Kontoauszüge
S
o wie Frau Kramer. Sie ist fest entschlossen, den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn selbst zu ver-
dienen. Um einmal als Erzieherin arbeiten zu können,
kopiert, Belege ausgefüllt, eingereicht und sich immer neu
plant sie, ab Sommer eine Schule zu besuchen und einen
in eine Warteschlange eingereiht.
MSA-Abschluss zu machen. »Das wird dann richtig kata-
N
strophal«, seufzt die Mitarbeiterin der Jugendhilfe. Denn och ist die Wohnung, die das zukünftige Zuhause
dann steht ihr eine Berufsausbildungshilfe zu. Bis die
für Frau Kramer und ihr Kind sein könnte, frei.
bewilligt ist und die Zuschüsse des Jobcenters berechnet
Doch langsam wird der Vermieter unruhig. Wenn die
sind, vergeht viel Zeit. Die Frauen bekommen dann oft
Kostenübernahme nicht innerhalb einer Woche da ist,
monatelang keine finanzielle Unterstützung.
dann wird an andere vermietet. Deswegen ist heute eine
»Dass es keine Verknüpfungen zwischen den Ämtern und
Sozialarbeiterin mit ins Amt gekommen, um der Dring-
Behörden gibt, lässt Bemühungen manchmal regelrecht
lichkeit von Frau Kramers Anliegen Nachdruck zu verlei-
totlaufen; sie behindern sich gegenseitig«, erzählt die So-
hen. »Leider hat das auch nicht wirklich etwas genützt«,
zialarbeiterin und führt aus: »Als Träger der Jugendhilfe
meint die Mitarbeiterin der Jugendhilfe.
wünschen wir uns einfach einen Ansprechpartner, damit
Die Sozialarbeiterin hilft der jungen Frau auch, wenn wie-
wir eine vernünftige Überleitung hinkriegen und die jun-
der einmal ein neuer dicker Brief einer Behörde im Post-
gen Frauen nicht ins Nichts entlassen müssen.«
kasten landet und sie Formulare ausfüllen und Fristen be-
In zwei Tagen will Frau Kramer noch einmal ins Jobcen-
achten muss. Natalie Kramer hat die Sozialarbeiterin nur
ter und hören, ob sich etwas getan hat. So schnell will sie
deshalb an ihrer Seite, weil sie in der Mutter-Kind-Ein-
nicht aufgeben.
richtung lebt. Normalerweise stünde sie alleine da. »Ich
1 Name von der Redaktion geändert
werde immer von A über B nach C geschickt. Wenn ich
2 Angegeben in: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
meine Begleiterin nicht hätte, würde ich nicht weiterwis-
gend: Alleinerziehende in Deutschland – Lebenssituationen und Lebenswirk-
sen und wahrscheinlich aufgeben«, sagt die junge Mutter.
lichkeiten von Müttern und Kindern – Monitor Familienforschung, Ausgabe 28, 2012
5
Es geht noch offener: Zur interkulturellen Öffnung in Verwaltungen
Von Mark Terkessidis
V
on interkultureller Öffnung war bereits in den späten 1980er Jahren die Rede, aber erst in letzter Zeit ist auch tatsächlich Bewegung in die Sache gekom-
men. Vor allem in der Verwaltung hat sich interkulturelle Öffnung zu einer Art bürokratischem Zauberwort entwickelt für alle Veränderungswünsche, die mit Mark Terkessidis ist deutscher Journalist, Autor (»Mainstream der Minderheiten«, »Banalität des Rassismus«) und Migrationsforscher. Seine Themenschwerpunkte sind Jugend- und Popkultur, Migration und Rassismus
dem Thema Einwanderung zu tun haben. Ist das gerechtfertigt? Allerdings. Denn die Behörden passen oft nicht mehr zu den Gebieten, die sie verwalten sollen. Das zeigt sich vor allem in den Städten. Die stehen vor einem dramatischen Wandel. So liegt in den 15 größten deutschen Städten der Migrantenanteil zwischen 23 und 43 Prozent der Bewohner nicht-deutscher Herkunft.1 In Frankfurt a. M. liegt der Anteil der unter Dreijährigen mit Migrationshintergrund bei 72 Prozent. 2 Dort haben über zwei Drittel der Kinder, die in den nächsten Jahren eingeschult werden, mindestens ein Elternteil, das selbst noch in die Bundesrepublik eingewandert ist. Was in den Großstädten längst Normalität ist, gewinnt aber auch in der Fläche Relevanz. Knapp die Hälfte der Bevölkerung aus Zuwandererfamilien lebt in Klein- und Mittelstädten. Doch das spiegelt sich in Institutionen wie Schulen, Behörden oder der Polizei nicht im geringsten wieder. Wenn man hierzulande an einer Schule von einem gewöhnlichen Klassenzimmer ins Lehrerzimmer wechselt, dann könnte der Unterschied kaum größer sein: hier die Vielheit der Einwanderungsgesellschaft, dort fast ausschließlich Mittelschichts-Lehrer deutscher Herkunft. Nun kann man heute eine Stadt wie etwa Stuttgart, in der aktuell 40 Prozent der Bevölkerung Migrationshintergrund besitzen, nicht mehr sinnvoll regieren mit einer Verwaltung, welche die Bevölkerung nicht repräsentiert. In diesem Sinne hat sich zum Beispiel die Polizei in verschiedenen Bundesländern stark um eine Veränderung des Personalbestandes bemüht – im ureigensten Interesse. Zweifellos ist eine wesentliche Ressource von Polizeiarbeit das Vertrauen zwischen den Beamten und der Bevölkerung. Das lässt sich nur gewährleisten, wenn sich die Bevölkerung im Personal auch wiedererkennt. Dafür müssen sich z. B. die Rekrutierungsverfahren ändern. Eine Untersuchung des Institutes zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat gezeigt, dass ein türkischer Name die Chance auf ein Vorstellungsgespräch um 14 Prozent, in kleineren Unternehmen sogar um 24 Prozent senkt. Daraufhin hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes unter anderem bei Ministerien und Stadtverwaltungen erfolgreiche Pilotprojekte mit anonymisierten Bewerbungsverfahren angeregt. Aber auch proaktive Ansätze sind notwendig. Mit der Kampagne »Berlin braucht Dich« konnte das Land Berlin die bislang sehr geringe Zahl der Auszubildenden mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst verdoppeln. In Köln gibt es in-
6
Anteil Erwerbstätiger mit Migrationshintergrund in Bezug auf alle Erwerbstätigen im öffentlichen Dienst in Prozent in anderen Ländern:
15 14,1
13,0 11,3
10
12,6
11,6
12,1
9,6
9,0
9,0
7,8 5,4
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Quelle Bayrisches Landesportal, Recherchearbeit »Interkulturelle Öffnung in der Verwaltung«
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5
Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (im engeren Sinne; Deutsche und Ausländer mit und ohne Migrationserfahrung) an Gesamtbevölkerung (2011) 5:
30 28 26
20
27
25,3
24,8
24
19,7
19,5
19
18
17,5
15
12,4
10 5
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Quelle https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/ Migrationshintergrund/Tabellen/MigrationshintergrundLaender.html
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4,7
zwischen fast ein Drittel 3 Auszubildende nicht-deutscher Herkunft. Die Stadt initiierte auf Betreiben von Mitgliedern des Stadtrates ein Projekt, das migrantische Jugendliche in sechs Praktikumsmonaten gezielt auf eine Ausbildung bei der Stadt vorbereitet.4 So notwendig eine interkulturelle Öffnung des Personalbestandes ist – sie reicht allein noch nicht aus. Tatsächlich braucht es ein abgestimmtes Programm Interkultur, um auch die Organisationskultur der Einrichtungen in Richtung Vielfalt verändern zu können. Dabei müssen die gängigen Bilder von »uns« und »ihnen«»ent-lernt« werden. Jüngst berichtete die Angestellte einer kirchlichen 7
Interkulturelle Öffnung in Verwaltungen u kann nicht allein über Einzelmaßnahmen
erreicht werden, sondern sie ist als ein lang angelegter Prozess zu begreifen, der alle Politik- und Arbeitsbereiche einer Organisation betrifft.
Personalwesen
y Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund erhöhen (konkrete Zielvorgabe definieren)
y Einstellungsprozedere anpassen (Ausschreibungen, Will- kommenskultur, gezielt um Mitarbeiter und Azubis mit Migrationshintergrund werben, ggf. Abbau von formalen Hürden)
y Fortbildungen in interkultureller Kompetenz
Sozialeinrichtung, dort zuständig für Integration: Personen, die am Telefon mit Akzent sprächen, würden stets zu ihr durchgestellt. Nach dieser Logik werden auch Angestellte mit Migrationshintergrund oft instrumentalisiert – nur sie sind danach für die »Integrationsprobleme« zuständig. Oder um noch einmal das Beispiel Polizei aufzugreifen: Die Aufarbeitung der Fehlermittlungen im Fall »Nationalsozialistischer Untergrund« hat gezeigt, wie Morde an »Ausländern« sofort mit »ausländischer« Delinquenz in Verbindung gebracht wurden – der Verdacht fiel so fast selbstverständlich auf die Opfer. Und es seien türkische Beamte eingesetzt worden, um im Milieu der Ausländer zu recherchieren, formulierte der Leiter der Münchener Mordkommission in einem Interview. Damit meinte er natürlich keine Polizisten aus Istanbul. Aber was soll dann ein »türkischer Beamter« sein? Tatsächlich handelt es sich um einen deutschen Beamten mit türkischer Herkunft oder einen Beamten, der über eine Zusatzqualifikation verfügt: er spricht Türkisch. Die programmatische Orientierung auf Interkultur bedeutet einen Perspektivenwechsel. Es geht 2013 längst nicht mehr um eine Integration der immer irgendwie defizitären Einwanderer. Der penetrante Blick auf die »Probleme« der anderen hat mancherorts dafür gesorgt, dass die Reform der öffentlichen Einrichtungen gar nicht angegangen
y Förderung von Einsteigern (Mentoring, Netzwerke…) Organisationsentwicklung Organisationsentwicklung
y Leitbild(weiter)entwicklung y Stabsstelle y Führungsebenen sensibilisieren Qualitätsentwicklung
y Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse y Indikatoren entwickeln y Umsetzungprozess beobachten, Evaluation Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
y Gezielte Werbung und Ansprache von migrantischen Mitarbeitern und Auszubildenden
y Kooperationen mit Migrantenorganisationen, Stiftungen, Netzwerken y Auszeichnung gelungener Maßnahmen (nach: Bayrisches Landesportal, Recherchearbeit »Interkulturelle Öffnung in der Verwaltung«)
werden musste. Die entscheidende Frage aber lautet: Sind die Institutionen fit für die Vielheit unserer Gesellschaft? Interkulturelle Öffnung ist keine fakultative Zusatzaufgabe, sondern sie steht im Zentrum der Entwicklung und soll Innovation für die ganze Organisation bringen. Denn es geht es nicht um »wir« und »sie«, sondern um die gemeinsame Zukunft.
1 Statistisches Landesamt in »Migration und Bevölkerung« 13.11.2012, Sonderfälle sind die Großstädte Leipzig (8%) und Dresden (7%). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten 2011 96,3 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund in Westdeutschland und Berlin, lediglich 4,7 Prozent in den ostdeutschen Bundesländern. 2 Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2012, S. 163. Ähnliche Angaben aus dem 14. Kinder und Jugendbericht Roth/Gesemann in Studie zu Stand der Integrationspolitik (2012) »Bei den unter 6 Jährigen liegt der Anteil der Personen mit Migrationshintergund in vielen Großstädten sogar über 50 Prozent, am höchsten ist er in Frankfurt mit 67,5 Prozent« 3 http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf11/ausbildung/ausbildungsbericht_2011_bf.pdf 4 http://www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2013/07978/ 5 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Migrationshintergrund/Tabellen/MigrationshintergrundLaender.html
8
Jugendliche entwerfen ihre Zukunft Nach der Schule erst mal ins Ausland, Profifußballer werden oder doch eine Ausbildung in der Nähe machen? Gerade Jugendlichen in prekären Lebensverhältnissen fehlt es oft an Kompetenzen und Selbstvertrauen, eine realistische Berufswahl zu treffen. Von Dr. Anja Durdel
»Haus, Auto, Familie. Auf jeden Fall eigenes Geld verdienen. Ausbildung wäre wichtig. Hart arbeiten, nicht faul sein. Den Kindern mal was bieten.« Oder: »Auf keinen Fall von Hartz IV leben. Nicht nur Angst und Sorgen haben. Einen Job bekommen. Nach Köln oder in die Türkei ziehen. Mit Hauptschulabschluss bescheiden sein.«
So malen sich Jugendliche ihre Zukunft aus. Und je nachdem, aus welchem soziokulturellen Umfeld sie stammen und wie stark ihr Selbstvertrauen ist, blicken sie auf diese Zukunft. Zuletzt hat das Sinus-Institut in der Studie »Wie ticken Jugendliche?« (Calmbach u. a. 2012) sieben Lebenswelten von Jugendlichen beschrieben und dabei auch die vielfältigen Vorstellungen von familiärer und beruflicher Zukunft aufgezeigt.1 Die einleitenden Zitate von Jugendlichen illustrieren, wie unterschiedlich die Hoffnungen und Wünsche von Jugendlichen aus den verschiedenen Lebenswelten sind. Zwischen Wahlfreiheit und dem Gefühl, abgehängt zu werden
Die Sinus-Studie zeigt eine große Kluft zwischen zuversichtlichen jungen Menschen und solchen, die sich abgehängt fühlen. Auf der einen Seite werden uns Jugendliche vorgestellt, die flexibel, kreativ und zum Teil abgeklärt auf ihr späteres Leben schauen. Auf der anderen Seite gibt es Jugendliche in prekären Lebensverhältnissen, die sich den Anforderungen einer leistungsorientierten Gesellschaft kaum gewachsen fühlen. Sie sind eher pessimistisch, fühlen sich überflüssig und idealisieren häufig die Familie. Einige tendieren zu unrealistischen Berufsvorstellungen und streben eine Karriere als Profifußballer oder ein Studium an (»Ich möchte später Jura studiren und Anwalt werden.«) (ebenda, S. 199), obwohl sie nur eine geringe Aussicht auf einen guten Schulabschluss haben.
9
Was prägt Zukunftsbilder?
Die AIDA-Studie hält fest: Um für die Anforderungen der Schule und eines selbstständigen Lebens danach gerüstet zu sein, brauchen Jugendliche eine ausgeprägte Ich-Stärke – also die Fähigkeit, mit sich selbst als Person in Frieden leben zu können – und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, d. h. sie müssen das Gefühl haben, den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein und Freude an der Bewältigung schwieriger Aufgaben zu haben (König u. a. 2011, S. 362). Fehlende soziale Ressourcen, wie schlechtes Familienklima und wenig Unterstüt-
zung aus dem Elternhaus, machen es den Heranwachsenden schwer, Ich-Stärke und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit aufzubauen: 16 Prozent der Jugendlichen fehlt es in einem solchen Umfang an Anerkennung, Achtung, Zuwendung und wahrscheinlich auch sozialen Kompetenzen, dass ihnen kein positives Selbstbild gelingt (ebenda, S. 426). Wer man sein will und vermutlich in der Zukunft werden kann, ist also abhängig davon, wo man herkommt und wie stark und zuversichtlich man dadurch ist. Das Selbstbild setzt sich zusammen aus der Beurteilung der eigenen Schönheit, dem Besitz von Statussymbolen, der Zugehörigkeit zu Peergroups, der Bewertung von (Miss-)Erfolg und dessen Verarbeitung, der Erwartbarkeit von Zuspruch und Unterstützung. Gefragt ist, was einem wichtig ist und was man gut kann, worauf es also aufzubauen gilt. Viele Jugendliche wissen genau das nicht, dafür aber sehr genau, was sie nicht gut können. Das lernen sie im defizitorientierten Bildungswesen – und sie versuchen gleichzeitig, sich dagegen zu wehren. 10
Ko m m e n ta r Hintergrund: Sozial benachteiligt
Stärkung des Selbst
Jugendliche benötigen die Erfahrung, dem Leben gewachsen zu sein. Dazu können geeignete berufsvorbereitende Angebote an Schulen einen wichtigen Beitrag leisten, wie der folgende Ausschnitt aus einem Gespräch mit drei jungen Mitarbeitern
Die großen Jugendstudien Shell und SINUS zählen ein Fünftel aller Jugendlichen zu jenen, denen es nicht gelingt, mit den hohen Leistungsanforderungen und den komplexen sozialen Erwartungen erfolgreich umzugehen (Hurrelmann in PÄDAGOGIK 1/13, S.47). Es sind jene, die
einer Schülerfirma zeigt:
in der Schule als schwierig gelten oder sich völlig verwei-
» John: ich glaub’ wir kriegen das auch ganz gut hin; wir leisten schon gute Arbeit,
gern.
jeder kann was und das macht er auch gut, und (...) ich glaub, das ist es auch, was die Leute hierher lockt. Wir sind Schüler und wir machen es trotzdem (...) Karo:
ja von’ner Hauptschule sogar.
John:
ja. Chris: damit kann man sogar beweisen, Hauptschüler sind nicht dumm.«
(Nentwig-Gesemann u.a. 2005, S. 55).
Die Möglichkeit, diese Erfahrung bereits in der Schule machen zu können, ist
Kinder, die nicht behütet aufwachsen, begegnen Risikofaktoren, die zu traumatischen Erfahrungen führen können. Ihre Aufwachsbedingungen prägen maßgeblich ihr Selbstbild, die Beziehungsfähigkeit und das Verhalten als Jugendlicher. Was zu Hause Sinn gemacht hat, kann in der Schule oder Jugendhilfe Störungen hervorrufen. Das dissoziale Verhalten dieser jungen Menschen, ihr Unver-
umso wichtiger, wenn zu Hause der Rückhalt fehlt. Vielfältige Gelegenheiten, wie
mögen, mit den gesellschaftlichen Erwartungen umzu-
praktisches Lernen in Schülerfirmen oder in Projekten mit außerschulischen Part-
gehen, ist in der Regel nur vor dem Hintergrund ihrer
nern, bei Exkursionen und während sozialer Dienste, sind dafür genauso unerlässlich wie eine individuelle Förderung und eine Rückmeldekultur, die sich an den Stärken der Jugendlichen orientiert. Nur indem sie Freiräume bekommen, sich auszuprobieren und mit Dingen zu befassen, die sie bewegen, werden Jugendliche herausgefordert, zu klären, was in ihnen steckt und was ihnen wichtig ist. Solche Gelegenheiten sind für alle Heranwachsenden essenziell – besonders aber für sozialund bildungsbenachteiligte Jugendliche. Dr. Anja Durdel hat Erziehungswissenschaften studiert und ist Geschäftsbereichsleiterin in der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
Lebensgeschichte zu verstehen. Insofern verharmlost die Kategorie »soziale Benachteiligung« die konkrete Realität traumatischer Erfahrungen mit lebenslangen Folgen. Zugleich aber sind diese Jugendlichen nicht nur Opfer. Sie haben besondere Anpassungsstrategien entwickelt. Sie haben Stärken, sind kreativ. Deshalb brauchen junge Menschen Aufwachsbedingungen, die es ihnen erlauben, ihre Erfahrungen zu bewältigen, ein adäquates Selbstbild zu entwickeln und sich als kompetent zu erleben. Der Verweis auf soziale Benachteiligung birgt aber auch die Chance, der gesellschaftspolitischen Dimension Rech-
Quelle Auszug aus Wichmann/Knoke: Bildungserfolge an Ganztagsschulen (debus Pädagogik Verlag 2013) Der Artikel wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlags gedruckt wird Anmerkungen
nung zu tragen. Damit bleibt es nicht allein eine therapeutische Aufgabe. Vielmehr ist es eine pädagogische und sozialpolitische Herausforderung, die uns alle angeht.
1 Konservativ-Bürgerliche, Adaptiv-Pragmatische, Prekäre, materialistische Hedonisten, experimentalistische Hedonisten, Sozialökologische, Expeditive. Literatur Albert, Mathias/Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun (2010): Jugend 2010: Selbstbehauptung statt Verunsicherung? In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Frankfurt/M., S. 37– 51. Calmbach, Marc/Thomas, Peter Martin/Borchard, Inga/Flaig, Bodo (2012): Wie ticken Jugendliche? Sinus-
Juliane Winkler ist Diplom Politikwissenschaftlerin und arbeitet seit 5 Jahren im Bereich der Lehrerbildung und der Förderung benachteiligter Jugendlicher. Sie leitet die Koordinierungsstelle Berliner Schüler Unternehmen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
Milieustudie U27. Düsseldorf. König, Johannes/Wagner, Christine/Valtin, Renate (2011): Jugend – Schule – Zukunft. Münster, New York, München, Berlin. Leven, Ingo/Quenzel, Gudrun/Hurrelmann, Klaus (2010): Familie, Schule, Freizeit. Kontinuität und Wandel. In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Frankfurt/M., S. 53–128. Nentwig-Gesemann, Iris/Streblow, Claudia/Bohnsack, Ralf (2005): Schlüsselerlebnisse und Lernprozesse Jugendlicher in zukunftsqualifizierender Projektarbeit. In: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (Hrsg.): Jung. Talentiert. Chancenreich? Opladen, S. 47– 90. Paris, Walter/Schley, Wilfried (2000): Orientierungskompetenz oder die Kunst des Umgangs mit Komplexität und Dynamik. In: Journal für Schulentwicklung, 1, S. 7–19.
11
Nachgefragt
Wie definiert sich eigentlich Migrationshintergrund? Ein Daten- und Forschungsüberblick zu Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern mit Migrationshintergrund (Übersicht der unten aufgeführten Studien ist dem Kinder-Migrationsreport 2013 entnommen)
Ein russischer oder türkischer Migrationshintergrund liegt dann vor, wenn die Eltern aus der
(
ehemaligen Sowjetunion stammen oder wenn das Kind die türkische Staatsangehörigkeit besitzt. l 20 03 DJI-Kinder pane ndinstitut , (Deut sche s Juge 20 06) Nauck 20 06; Betz
( (
Zur Bestimmung des Migrationshintergrundes wurde
das Herkunftsland des leiblichen Vaters und der leiblichen Mutter sowie des Kindes erhoben. Kinder, die in
mindestens einer Kategorie eine nicht-deutsche Her-
kunft berichteten, wurden der entsprechenden Migrantengruppe zugerechnet. Bei widersprüchlichen Angaben orientierte sich die Kategorisierung am Herkunftsland der Mutter.
Kriminologische s Instit ut Nie der sachsen 2007/20 08 (KFN) (Baier u.a . 2010)
Kinder haben dann einen Migrationshintergrund wenn sie – selbst migriert sind, – ihre Eltern migriert, aber die Kinder selbst in Deutschland geboren wurden, – wenn die Großeltern des Kindes nach Deutschland eingewandert sind und
sowohl die Eltern des Kindes als auch das Kind selbst in der BRD geboren wurde. ts 2009 Survey des Deut schen Jugendinstitu agswelten« Aufwachsen in Deut schland: Allt (DJISurvey AID:A)
12
Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Aus-
(
länder und alle in Deutschland Geborenen mit mind. einem zugewanderten oder als Auslän-
der in Deutschland geborenen Elternteil“ (Statistisches Bundesamt 2010a, S. 9). Identifiziert werden können auch Personen, deren Großeltern zugewandert sind (3. Generation),
sie werden jedoch nicht differenziert ausgewiesen, da ein Teil von ihnen nicht eindeutig zugeordnet werden kann.
Mik rozensus 200 9 2010a; Fachserie 1, (Statistische s Bundes amt sierte s On- Site-File) Reihe 2. sowie Standardi
Die Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund setzt sich zusammen aus Kindern ohne deutsche Staatsbürgerschaft und aus Kindern mit mindestens einem zugewanderten Elternteil. Elternfragebogen: – Geburtsland und Staatsangehörigkeit der Eltern/Partner – Staatsangehörigkeit des Kindes (deutsch/nicht-deutsch/doppelte Staatsbürgerschaft; keine Ausdifferenzierung der Länder) – Haushaltssprache
Ein Migrationshintergrund liegt vor, wenn mindestens ein Elternteil selbst im Ausland geboren wurde oder/und wenn mindestens ein Elternteil der interviewten Eltern im Ausland geboren wurde.
Vorlese-Studie 2010 (Deutsche Bahn u.a. 2010)
(
World Vision Kinderstudie 2009 2010) (World Vision Deut schland e.V.
(
(
Ein Migrationshintergrund liegt immer dann vor, wenn das Kind selbst, der Vater bzw. die Mutter oder beide nicht in
Deutschland geboren wurden. Die Staatsangehörigkeit des Kindes sowie der Eltern wurde nicht erhoben. LBS Kinderbarometer Deut schland 2009
(LBS -Initiative Junge Familie)
Als Personen mit Migrationshintergrund werden erfasst:
– Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (Ausländer),
(
– Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die nicht in Deutschland geboren wurden und die mindestens ein Elternteil haben, der ebenfalls nicht in Deutschland geboren wurde (eingebürgerte Zuwanderer) und
– in Deutschland geborene Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die mindestens einen Elternteil haben, der nicht in
Deutschland geboren wurde und bei denen eine andere Sprache als Deutsch erste oder überwiegende Familiensprache ist. - 2009 Panel »Arbeitsmarkt und soziale Sicherung 2006 smarkt (PASS); Institut für Arbeit und Berufsforschung (Lietzmann u.a. 2011)
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Porträtreihe
Jugendliche im »Vordergrund« h gern?
usik höre ic M e h lc e W 1
2 Mein Lieblingsplatz?
3 Was mach ich am liebsten?
er Traum? ß o r g in e M 4
Sascha 1
Rock, pop
2
In meinem Bett
3
lesen, X-Box spielen, Fußball
4
Schauspieler, Polizist
5
Mein Zimmer sauber halten, Rasen mähen
6
irgendwo hinfahren
7
Dass die Machos in meiner Klasse erwachsen werden
Natalie 1 ich höre viel Musik, ich mag fast alle Musikrichtungen 2 Ich hab zu viele Lieblingsplätze 3 Mit Freunden unterwegs sein 4 Ein Beruf mit Tieren zu haben 5 Im Haushalt muss ich helfen 6 Am liebsten mach ich mit meiner Familie draußen grillen und Eis essen
7 Das weiß ich nicht
14
5 Wo musst du zu Hause helfe bsten 6 Was mache ich am lie
7 Was würde ich gern an
n?
mit der Familie?
der Schule ändern?
Nick 1
Hardtechno/Techno/Minimal
2
Sportplatz/bei Freunden
3
Chilln/ps3 spielen/mit Kumpels abhängen
4
Bei der Berufsfeuerwehr zu arbeiten
5
Mit meinen Hund rausgehen/Müll runter bringen
6
Ausflüge
7
Die Schule bunter gestallten
y Wie wollen wir zusammen leben?
y 50 Jugendliche diskutierten im Mai 2012
Sinaver
mit Kanzlerin Angela Merkel über ihre Ideen und Wünsche für die Zukunft. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der DKJS
1
RnB, Soul
2
in der Stadt, im Park
3
shoppen, chillen
4
dass ich es später zur Bankkauffrau schaffe
5
Haushalt, kochen
6
hinsetzen und über alles reden
7
nichts außer mehr Freistunden
durchgeführt. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler besuchen zum Teil Schulen in sozialen Brennpunkten.
y Das Thema Integration und Toleranz beschäftigte die Schülerinnen und Schüler sehr. Einige berichteten von eigenen Erfahrungen, in denen sie sich zum Beispiel aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert gefühlt hatten. »Deswegen finde ich die anonyme Bewerbung sehr gut«, sagte die 16-jährige Hilal aus Berlin.
y Mehr Informationen sowie einen Mitschnitt der Jugendkonferenz unter http://bit.ly/119zar4
Info 15
Wie viel Hintergrund darf im Vordergrund stehen? Ein Streitgespräch
Dr. Sabine Knauer ist Lehrerin, Sozialpädagogin, Schulpsychologin und Erziehungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Grundschul- und Inklusionspädagogik. Sie berät Schulen bei ihrer Qualitätsentwicklung.
16
Thomas Sonnenburg ist Sozialpädagoge, Autor und Erziehungsberater. Bekannt wurde er durch die RTL-Dokumentation »Die Ausreißer – Der Weg zurück«, die mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Darin begleitete er als Streetworker Jugendliche, die auf der Straße gelebt hatten.
»
Bei meiner Arbeit sagen wir den Jugendlichen nicht: Ihr seid die Bösen, sondern: Ihr habt ein Problem. Das ist nicht stigmatisierend, das ist deutlich .
Redaktion
womöglich nicht mehr heraus – dann lässt
Ob »Behinderte«, »Migranten« oder »sozi-
das Umfeld nicht zu, dass es sich entwi-
al Benachteiligte« – wer mit Kindern und
ckelt. Warum brauche ich solche Kategorien
Jugendlichen arbeitet, stößt zwangsläufig auf
überhaupt? Ich kann doch fragen: Was ist
solche Kategorien. Doch wie sinnvoll ist es,
mein Ziel? Und daraus meine Mittel ableiten.
diese Hintergründe anzuführen? Hilft das den
Ein Lehrer will seinen Schülern beispiels-
Betroffenen oder stigmatisiert es sie?
weise das Lesen beibringen. Dann kann er schauen, welche Unterstützung braucht das
Sonnenburg
Wir sind im Sprachgebrauch zaghaft, fast
eine Kind dabei, und welche das andere? Natürlich benötigen manche Schüler mehr Hilfe als andere. Aber das kann doch tau-
feige geworden. Bei meiner Arbeit muss ich
send Gründe haben: Beim ersten Kind hat
solche Hintergründe klar benennen, um auf
die Familie keine Lesekultur, beim zweiten
die Probleme aufmerksam zu machen. Wenn
sprechen die Eltern kein Deutsch und dem
es sich dabei etwa um ein Mädchen mit
dritten fehlt eine Brille.
einem schweren Alkoholproblem handelt – dann ist es wichtig, offen zu sagen: Es ist eine Suchtkranke. Also kann ich doch auch von behinderten Kindern sprechen, das
Redaktion
Ebnen Sie damit nicht die Unterschiede ein?
merkt doch sowieso jeder. Wenn ich um den heißen Brei herumrede, dann lassen sich Außenstehende kaum dafür sensibilisieren, dass es hier junge Menschen gibt, die Unterstützung brauchen.
Knauer
Ich sehe die Gefahr. Trotzdem: Es ist normal,
verschieden zu sein. Geben Sie mir eine Aufgabe aus der Astrophysik, und ich werde
Knauer
kläglich scheitern – bin ich deshalb lernbehindert?
Es ist aber die Frage, mit welcher Absicht und in welchem Kontext ich solche vermeintlichen Hintergründe benenne. Ein
Sonnenburg
Kind ist nicht behindert, es wird behindert.
Wir sollten schon den Mut haben, Probleme
Was ist denn eine Behinderung? Das eine
zu benennen. Entscheidend ist dann, wie
Kind kann vielleicht nicht so schnell rennen,
wir mit den betroffenen Menschen umgehen.
das andere lernt schwer Lesen. Häufig be-
Bei meiner Arbeit sagen wir den Jugendli-
kommen Kinder bei uns das Etikett »lernbe-
chen nicht: Ihr seid die Bösen, sondern: Ihr
hindert«. Und wenn ein Kind erst mal in so
habt ein Problem. Das ist nicht stigmatisie-
einer Schublade steckt, dann kommt es dort
rend, das ist deutlich. 17
»
Wer die Definitionsmacht hat, der bestimmt auch die Verhältnisse.
Knauer
Knauer
doch bestehen. Wer die Definitionsmacht
sprechen von »nicht-sehen« – um deutlich
Aber das Problem, Herr Sonnenburg, bleibt hat, der bestimmt auch die Verhältnisse.
Weil die Betroffenen es nicht wollen; sie zu machen, dass es Abstufungen gibt. Manche können gar nichts mehr sehen, andere erkennen durchaus etwas. Diese Unterschei-
Redaktion
dungen werden mit der Kategorie »blind«
Welche Begriffe nutzen Sie denn,
nivelliert. Beim Begriff Lernbehinderungen
Frau Dr. Knauer?
wird das Problem noch deutlicher: Da weiß keiner mehr so genau, was das eigentlich ist.
Knauer
Ich spreche zum Beispiel nicht von behinderten Kindern, sondern von Kindern mit
Sonnenburg
Man kann die Benennung von Hintergrün-
Behinderung. Der Begriff »Behinderter« be-
den aber auch als Chance sehen – es ist
schreibt ein festes Persönlichkeitsmerkmal,
doch die Frage, wie gehe ich und wie geht
bei einem »Menschen mit Behinderung«
der Betroffene damit um. Mein Fokus ist:
geht es nur um ein Merkmal unter vielen.
Jemandem, der Probleme hat, eine Chance
Und dann kann ich leichter daran arbeiten,
zu geben, seinen Weg zu finden. Dazu ist
die Situation zu ändern.
es notwendig, seinen Hintergrund zu definieren. Nicht um ihn darin festzuhalten,
Sonnenburg
sondern um ihm die Chance zu geben, sich daraus zu entwickeln.
Aber wenn jemand blind ist, dann lässt sich das doch nicht wegformulieren …
Knauer
Von »blind« sollten wir nicht sprechen.
Knauer
Es stellt sich bloß die Frage, was mit denjenigen ist, die einen solchen Hintergrund für sich annehmen – und die es dann nicht packen, dort herauszutreten. Die sich dann
Sonnenburg
sagen: Ich bin eben so, und deshalb habe ich sowieso keine Chance.
Warum denn nicht?
Sonnenburg
Nur wenn ich Probleme benenne, bekomme ich die Ressourcen, um sie zu lösen.
18
y Benjamin Lindner (24) ist angehender
Erzieher. Er ist Peer Scout bei Think Big und engagiert sich ehrenamtlich für Jugendliche in seiner Heimatstadt Nauen bei Berlin. Sollen soziale Hintergründe benannt werden? Er meint: y Wenn wir Geld sammeln für unsere Pro-
jekte – vor kurzem haben wir zum Beispiel Mittel für die Renovierung des Jugendclubs gebraucht –, dann sprechen wir nie von »sozial schwachen Jugendlichen«. Wir sagen
Knauer
Dann muss ich sie als Probleme in ihrem jeweiligen Kontext und nicht als Personeneigenschaften benennen. Klar, es gibt besondere Lebenslagen, die die Teilhabe erschweren.
immer: Ohne Spenden müssten Jugendliche auf der Straße sitzen. Den sozialen Hintergrund finde ich dafür irrelevant. Auf der Straße abhängen, das tun ja alle, wenn sie keine anderen Möglichkeiten haben. Die Gruppen mischen sich. Die Wirklichkeit ist
Armut zum Beispiel. Ich spreche auch von
viel bunter, als es solche Kategorien ausdrü-
Kindern mit Mangel, also von Kindern, die
cken. Die Jugendlichen untereinander kennen
unter Mangelbedingungen unterschiedlichster Art aufwachsen. Aber das ist zunächst kein Problem ihrer Persönlichkeit.
solche Schubladen erst mal gar nicht – die kommen meist von den Eltern oder den Medien. Ob ich ein Ossi bin oder ein Wessi, das war früher nie ein Thema. Heute heißt es: Ich bin ein Ossi, und damit kommen dann auch
Sonnenburg
Es stimmt ja, dass manche Jugendliche solche
die Vorurteile bis hin zu den Bananenwitzen. Wenn ein Schüler zum Beispiel als Klassenclown gilt: Dann ist er immer der Blöde, weil
Problemkategorien für sich kultivieren und
niemand etwas anderes als Blödsinn von ihm
weiterentwickeln – vom Bösen zum Schläger
erwartet – und deshalb auch nichts anderes
zum Gangsterrapper – und sich in der Rolle dann wohl fühlen. Das ist schon eine Gefahr. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt für mich im Ansatz, die Probleme klar zu benennen, die Betroffenen aber trotz-
sieht.
Meinung
dem als Individuen wahrzunehmen, ihnen zuzuhören und ihnen individuelle Wege aufzuzeigen. Dadurch gelingt es, Außenstehenden die Augen dafür zu öffnen, dass wir hier Probleme haben. Andererseits werden Jugendliche nicht in Rollen gedrängt.
Das Gespräch führte Andrej Priboschek von der Agentur für Bildungsjournalismus.
19
Querblick
Kommunen erproben Jugendbeteiligung im Internet
Neue Webseite zum Thema forschendes Lernen
Gerade in strukturschwachen Regionen trägt die Be-
So könnte das Lernen der Zukunft aus-
teiligung Jugendlicher zu einer lebendigen Kommune
sehen: Kinder stellen eigene Fragen,
bei. Mit der Initiative Youthpart #lokal erproben sieben
entdecken selbständig Lösungswege
Kommunen von 2013 bis 2014 neue internetbasierte
und erfahren dabei, wie sie sich Themen
Verfahren, um Jugendliche an kommunalen Prozessen
selbst erarbeiten. Die DKJS erprobt dieses
zu beteiligen (ePartizipation). Die Verantwortlichen
forschende und entdeckende Lernen in
vor Ort bilden hierfür neue Steuerungs- und Koopera-
mehreren ihrer Programme. Eine neue
tionsstrukturen und setzen damit den Rahmen für eine
Webseite fasst die Erfahrungen zusammen
eigenständige Jugendpolitik.
und bietet Hintergrundinformationen,
Youthpart #lokal – kommunale Jugendbeteiligung ist
Praxisbeispiele und Materialien.
eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen Kin-
www.forschendes-lernen.net
der- und Jugendstiftung gemeinsam mit IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. www.dkjs.de
Mit Lerncamps Richtung Schulerfolg Neue Motivation gewinnen – das ist für viele Jugendli-
Sie haben Ideen, was bei Ihnen passie-
che entscheidend, wenn die Versetzung in die nächste
ren muss, damit Kinder von 0 –10 gute
Klasse auf der Kippe steht.
Bedingungen zum Aufwachsen haben (ob
Bereits seit 2007 hat die DKJS
mit oder ohne »Hintergründe«)? Aber der
in Brandenburg, Sachsen und
Prozess kommt nicht so recht in Gang?
Hessen Lerncamps erfolgreich
Wünschen Sie sich ein bisschen mehr
umgesetzt. Durch die Arbeit in
Schwung? Dann kann Ihnen das Programm
konkreten Projekten holen die
Anschwung für frühe Chancen helfen: Wir
Schülerinnen und Schüler ver-
bieten Ihnen Prozessbegleitung, Fortbil-
säumten Schulstoff in den Kern-
dung und Gelegenheit, von guten Beispie-
fächern nach und finden wieder
len zu lernen.
Freude am Lernen. In Hessen liegen die Versetzungsquoten
Unter
der Teilnehmer bereits im 7. Durchlauf regelmäßig bei
www.anschwung.de
über 80 Prozent. Auch in Sachsen-Anhalt machen sich
oder
seit diesem Jahr Schülerinnen und Schüler in Lern-
030/25 76 76 513
camps fit für die nächste Klasse.
finden Sie die Anschwung-Servicebüros. Keine langen Formulare, keine Anträge:
www.dkjs.de/unsere-arbeit/perspektiven-schaffen/camp www.schulerfolg-sichern.de 20
Rufen Sie einfach an.
Ich wünsche mir, ...
… dass ich auch bestimmen kann.
Kann Demokratie auch schon im Kindergarten beginnen? Aber ja. Kinder können Demokratie von klein auf lernen, wenn sie sie aktiv erleben. Das Programm Kitanetzwerk – Demokratie von Anfang an der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung unterstützt Pädagoginnen und Pädagogen in Sachsen dabei, in ihren Einrichtungen eine demokratische Kultur zu entwickeln, in der Kinder
tend sind für die weitere Entwicklung hin
Spendenkonto der Deutschen
sich an Alltagsentscheidungen beteiligen.
zu selbstbewussten und eigenständigen
Kinder- und Jugendstiftung:
Zum Beispiel, wohin der nächste Ausflug
jungen Menschen. Ihre Spende an die DKJS
HypoVereinsbank
geht, wie lange der Mittagsschlaf dauert
hilft, Kitas durch Treffen, Fortbildungen und
Konto 1556 99 99
oder wie viel jedes Kind essen möchte. So
Vernetzung mehr Demokratie zu wagen.
BLZ 100 208 90
machen die Kinder Erfahrungen, die bedeu-
www.spendenbildet.de
Impressum Redaktion
Claudia Hasse, Sarah Küchau, Sabine Käferstein, Merret Nommensen Deutsche Kinder- und Jugendstiftung Tempelhofer Ufer 11 10963 Berlin www.dkjs.de www.lokale-bildungslandschaften.de ISBN 978-3-940898-34-0 Gestaltung
Pralle Sonne Bildnachweis
Cover shutterstock, istockphoto Seite 4 und 5 Alexander Janetzko Seite 9–11 DKJS/michaelbennett.de Seite 15 und 20 Michael Altmann Seite 21 Pierro Chiussi
Holz- und Papierprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen aus nachhaltig und damit vorbildlich bewirtschafteten Wäldern. Mehr unter www.pefc.de
Diese Publikation ist im Rahmen der Programme Schulerfolg sichern und Anschwung für frühe Chancen entstanden.
deutsche kinder- und jugendstiftung
www.dkjs.de