ausgabe 1 / 2012
bewegt ! das bildungslandschaftsmagazin der deutschen kinder- und jugendstiftung
Wie stehen die Chancen?
bewegt ! 1 / 2012
Inhalt 1
Editorial
2
Drei Fragen an…
4
Reportage: Viktoria fliegt nach Amerika
8
Im Feld geforscht: Wie stehen die Chancen?
10
Fachbeitrag: Kommunen gestalten Chancengerechtigkeit vor Ort
12
Was können Kommunen für Bildung und Teilhabe tun? Zwei Perspektiven
14
Fachbeitrag: Chancengerechtigkeit an Ganztagsschulen
17
Reportage: Starke Eltern – starke Kinder
20
Querblick
21
Ich wünsche mir, …
Impressum
Editorial Wovon hängt es ab, wie die Chancen für einen jungen Menschen, der in Deutschland aufwächst, stehen? Ob er schwimmen lernt, Abitur macht, in einer Band spielt oder den Beruf ergreift, der ihm gefällt und ihn – oder sie – ernährt? Die Statistik gibt eine Antwort: Bildungs- und Teilhabechancen hängen in Deutschland stärker als anderswo vom sozialen Hintergrund ab, vom Einkommen und dem Schulabschluss der Eltern oder schlicht dem Stadtteil, in dem man wohnt. Chancen sind demnach kein Glück, sondern lassen sich – zumindest aus Perspektive der Wissenschaft – mit mathematischer Wahrscheinlichkeit berechnen. Das macht zum einen zuversichtlich: Am Befund, dass häufig nicht individuelle Anlagen, sondern bestimmte Lebensumstände über Zukunftschancen entscheiden, lässt sich also etwas ändern, wenn man die entscheidenden Variablen findet und bewegt. Aber welche sind das? Und welche kann man, z. B. als Bildungsadministration oder Kommune beeinflussen und wodurch?
Die zweite Ausgabe unseres Bildungslandschaftsmagazins blickt dafür in verschiedene Richtungen, lässt Menschen zu Wort kommen, die sich dieser Frage auf unterschiedlichen Ebenen nähern und natürlich verschiedene Antworten geben. Insofern erhöht sich schon rein mathematisch die Chance, dass Sie eine Idee finden, die auch in »Ihre« Bildungslandschaft passen könnte.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen. Die bewegt!-Redaktion
1
Drei Fragen an... ▶ Karl Lemberg Karl Lemberg ist Organisationsentwickler an der American University in Washington D.C., arbeitet freiberuflich für den Berliner Senat im Bereich Integrationspolitik und ist Senior Fellow im Menschenrechtsnetzwerk Humanity In Action.
Was kann man aus Erkenntnissen der Ent-
Allerdings muss
Welche Trends sehen Sie in der Bildungsöko-
wicklungszusammenarbeit für die Verbesse-
dabei ganz genau
nomie und wie weit ist der US-amerikanische
rung von Bildungschancen in Deutschland
die mittel- und
Diskurs?
lernen?
langfriste Ziel-
Bildungspolitik ist in den USA noch viel
Investitionen in Humankapital, sprich Ge-
setzung vonein-
mehr als in Deutschland stark dezentrali-
ander abgegrenzt
siert. Es gibt riesige Unterschiede zwischen
sundheit und Bildung, sind in der Entwicklungszusammenarbeit wichtige Faktoren
werden, um Mittel nicht falsch zu verplanen.
den Regionen. Im Washingtoner Schulbe-
der Armutsbekämpfung. Warum nicht in
Und natürlich darf dabei der eigentliche
zirk entwickelt sich jedoch eine spannende
der Bildung ähnlich argumentieren? In den
Vorteil des Logic Models nicht vergessen
Diskussion um sogenannte Charter Schools.
USA werden jedem Collegebewerber die
werden. Dieser ist, vereinfacht dargestellt,
Die Schulen sind mit öffentlichen Mitteln
Bildungsrenditen für verschiedene Studien-
allen beteiligten Akteuren die Verknüpfungen
finanziert, werden aber privat geführt und
gänge vorgerechnet, denn letztendlich ist ein
von finanziellen Ausgaben, den Aktivitäten
unterliegen somit nicht den Regularien des
Studienbesuch, verbunden mit den hohen
und den erzielten Ergebnissen klar vor Augen
Schulbezirks. Lehrer und Lehrerinnen kön-
persönlichen Kosten, eine rein ökonomische
zu führen.
nen leistungsbezogen angestellt und bezahlt
Entscheidung. In den Integrationsdebatten in den deutschen Städten sowie im Diversity Management im Unternehmenssektor hat ein
Logic Model y Die fünf Phasen.
werden. Besonders in einkommensschwachen Einzugsgebieten wie dem Nordosten von Washington D.C. haben Charter Schools
Ein Beispiel:
mit der gleichen Mittelausstattung wie öf-
Argumente werden die Diskussion um Bil-
Input
erzielt.
dungs- und Teilhabechancen in Deutschland
Fachwissen, Finanzen
ähnlicher ressourcenorientierter Blickwinkel die Debatte eindeutig voran gebracht. Diese
bereichern.
A k t i v i tät e n
Mit dem Logic Model wird in der Entwick-
Weiterbildung Sprachförderung für Lehrkräfte
lungszusammenarbeit ausgewertet, wie
Output
Projekte wirken und welches Ergebnis letztendlich erzielt wird. Wie könnten Kommunen das Logic Model anwenden, um Prozesse
Leistung – qualifizierte Lehrkräfte Outcome
gezielter auswerten zu können?
Wirkung – sprachlicher Ausdruck der Kinder verbessert sich.
Vor allem sollte das Logic Model nicht erst
I m pac t
für die Auswertung, sondern bereits in der Projektplanung und Umsetzung Anwendung finden. Bei der Vergabe von Fördermitteln an
gesamtgesellschaftliche Wirkung – weniger Schulabbrüche, Wohlstand einer Gesellschaft nimmt zu
Drittakteure wird ja bereits seit Jahren Input und Output verglichen und an Aktivitäten und Projektergebnisse geknüpft. Kommunalverwaltungen können davon nur profitieren. 2
Quelle: eigene Darstellung nach Zewo-Leitfaden zur Wirkungsmessung in der Entwicklungszusammenarbeit, 2011
fentliche Schulen bemerkenswerte Resultate
▶ Hilke Altefrohne Schauspielerin am Maxim Gorki Theater Berlin, hat 2011 gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Campus Rütli in Berlin-Neukölln eine neue Version des ›Hofmeisters‹ von J. M. R. Lenz entwickelt. Vor sechs Jahren sorgte die Rütli-Schule für Aufsehen – die Lehrkräfte verweigerten den Unterricht.
Wie stehen die Chancen am Campus Rütli und im Kiez drum herum?
Es gibt in unserer Gesellschaft vermeintliche Chancen für jedermann. Doch durch die Zeit in Neukölln ist mir klar geworden, wie schwer es ist, diese Chancen zu nutzen. Ich habe dort erlebt, was eine Parallelgesellschaft ist. Das gentrifizierte, hippe Neukölln auf der einen Seite, und der Campus Rütli auf der anderen. Kurze Strecken und ein Riesenunterschied. Der Austausch, wie er sein könnte und müsste, findet nicht statt. »Jeder Mensch ist ein Künstler«, das war das Credo beim Projekt der Hofmeister. Welche Stärken haben Sie in Neukölln entdeckt?
Was können solche Projekte bewirken?
Ein großes Talent der Schüler war es, sich
& LESETIPP
auf uns und die gemeinsame Arbeit einzu-
Selbst entdecken ist die Kunst
Projekten etwas für die Zukunft der Schü-
lassen. Und das, obgleich wir pro Tag und
Arbeitshandbuch für Lehrkräfte
ler ändert. Aber die Jugendlichen konnten
Gruppe nur zwei Stunden Zeit hatten. Wir sind oft an Grenzen gestoßen, aber an keine, die nicht zu überwinden gewesen wären. Manchmal hat ein Glas Wasser gereicht, um Konzentration zu ermöglichen. Viele Grenzen haben die Schüler selber überwunden, z. B. die Teilnahme an dem Projekt
mit Tipps für forschendes Lernen in der Schule zum Thema Kunst und Kultur. Von Andreas Knoke und Christina Leuschner. Erschienen im kopaed Verlag,
Ich kann nicht sagen, ob sich nach solchen
beobachten, dass Leute etwas beginnen, etwa Proben, und zu Ende führen, etwa mit einer Premiere. Das war etwas, das sie so noch nicht erlebt haben. Viele haben kein Gefühl dafür, dass ihre Schulzeit wirklich einmal zu Ende geht. Dass ein »Nicht-Schulabschluss«
entstanden im Programm
irgendwelche Konsequenzen haben könnte.
bei den Eltern durchzusetzen. Die Schüler
Kultur.Forscher! der Deutschen
Wenn wir ihre Abschlussprüfung Premiere
hatten eigene Vorstellungen, zu den Inhalten
Kinder- und Jugendstiftung und
nennen würden, würden sie verstehen, dass
der Texte, unseren Ideen und dem ›Style des
der PwC-Stiftung.
es um etwas geht. Sie haben etwas mitgestal-
Ganzen‹. Sobald sie verstanden hatten, wor-
tet und geschaffen und waren darauf sehr
um es ging, haben sie auf die Tube gedrückt
stolz. Auch für viele ein unbekanntes Gefühl.
und die Arbeit mit Präsenz und Humor
Die zweite Premiere spielte im Gorki und
rübergebracht.
das Erlebnis der Schüler, ihren Kiez mal zu verlassen, woanders mit Freude empfangen zu werden, war wichtig.
3
4
Viktoria fliegt nach Amerika Warum die futOUR-Sommercamps für viele Jugendliche eine Chance sind
V
iktoria war vor kurzem in Amerika, in Buffalo/NY. Zwei Wo-
chen lang arbeitete die 16-Jährige in sozialen Projekten, in einer
Gärtnerei, im Kindergarten und besuchte die Niagara-Fälle. Noch bis vor zwei Jahren hätte ihr das niemand zugetraut, auch sie selbst nicht. Denn in Viktorias Leben hakt es an einigen Ecken. In ihrer Hauptschule ist das stille Mädchen eher eine Außenseiterin. Aufgrund einer Konzentrationsschwäche fällt ihr das Lernen schwer. Ihre Eltern unterstützen sie, doch für vieles, was Viktoria sich wünscht, hat die Familie kein Geld. Als in ihrer Schule das Sommercamp futOUR der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung vorgestellt wurde, bewarb sich Viktoria. Seitdem ist einiges anders. Drei Wochen verbrachte sie
2010 mit Gleichaltrigen im brandenburgischen Gnewikow, arbeitete mit ihnen in Projekten und besuchte Betriebe in der Umgebung. Ihre Mutter konnte es damals kaum glauben, wie sehr sich Viktoria nach dem Camp verändert hat. »Viktoria war immer sehr still«, sagt Tanja Remus. »Doch danach war sie viel selbstbewusster und traute sich mehr zu.« Zum Beispiel, sich gleich im kommenden Jahr für futOUR+ zu bewerben, dem Berufsvorbereitungscamp für ehemalige futOURisten. Wieder bekam Viktoria einen Platz. Teamer Phillip Möller hat 5
das Mädchen in beiden Camps erlebt. »Viktoria hat sich
ein 14-tägiges Community Service-Projekt von Amerikanischer Bot-
in diesen beiden Jahren enorm entwickelt und ich denke
schaft, Joachim-Herz-Stiftung und Youth for Understanding (YFU)
schon, dass ihr die Erfahrungen in den Camps dabei ge-
zu bewerben. Mitarbeiter der DKJS hatten den Jugendlichen das Pro-
holfen haben«, sagt er und erzählt von der fiktiven Firma
jekt vorgestellt. Viktoria gehört einfach nicht zu den Kindern, die so
»Dreamdesign« der futOURisten.
etwas machen, dachten viele. Doch die 16-Jährige bewarb sich, wurde angenommen und fuhr nach Amerika. »Sie hat ihre Chance gesehen und wahrgenommen«, sagt Phillip Möller anerkennend.
Die Geschichte einer regionalen Gemeinschaftsaktion 2006 entwickelte die DKJS das Konzept der futOUR-Camps gemeinsam mit dem Berliner Unternehmer Werner Gegenbauer. Berliner Schülerinnen und Schüler aus 7. Klassen der Sekundar-, Gemeinschafts –und Förderschulen sollen in den Sommerferien Berufe in Mi-
Die Model-Geschichte Viktoria und ihre Projektgruppe hatten Kleider entworfen und genäht und eine andere Gruppe, die ›Werbeunit‹, bereitete nun das Fotoshooting vor. Ein Mädchen fragte Viktoria, ob sie nicht selbst als Model ihren Entwurf vor der Kamera präsentieren wolle. Obwohl sich Viktoria erst nicht traute, überwand sie ihre Schüchternheit und war danach stolz auf die Aufnahmen. »Ich glaube, Viktoria hat zwei Dinge gelernt«, sagt Phillip Möller, »sie hat sich
nipraktika kennen lernen, in Projekten ihre Stärken entdecken und
neuen Herausforderungen gestellt und gemerkt, dass sie
gemeinsam die Ferien genießen. Und: Die Camps sollen vor allem für
wirklich etwas kann. Und sie wurde von den anderen in
diejenigen sein, für die der Alltag eine Herausforderung ist – in der
der Gruppe wahrgenommen und anerkannt. Dadurch
Schule, zu Hause, mit Blick auf die Zukunft. Fast 600 Schülerinnen
ist sie offener geworden und hat sich selbst mehr einge-
und Schüler haben mittlerweile in den Camps gelernt, gearbeitet und
bracht.« Dennoch staunten ihre Betreuer, als Viktoria
vor allem neues Selbstbewusstsein getankt. »Die Camps wirken nach-
am Ende von futOUR+ keinen Moment zögerte, sich für
haltig, weil die Jugendlichen herausfinden, was sie können und Ver-
6
y Individuelle Förderung über Projektlernen
Vielen Mädchen und Jungen, die in die Camps kommen, fallen Schule und Lernen schwer. Dass die meisten danach mit neuer Motivation in den Unterricht gehen, liegt auch am Konzept des Projektlernens. Im Camp wird beispielsweise gemeinsam ein Floß geplant und gebaut. Dabei sind mathematische Kenntnisse genauso gefragt wie organisatorisches Talent oder Kreativität. Matthias Krahe, Programmleiter bei der DKJS, erklärt: »Lernförderung gelingt, wenn nicht nur Lernstoff nachgeholt, sondern auch nach individuellen Zielen und Methoden gesucht und sinnhaftes Lernen erlebbar gemacht wird, damit die Schülerinnen und Schüler wieder zu aktivem Lernen motiviert sind.« Die Vorteile des Projektlernens sind: y Fachlicher Lernstoff wird auf dem Hintergrund
eines Projektes verstehbar. Lernen macht Sinn. y Wenn Lernen Sinn erzeugt, dann steigt die
trauen in ihre eigenen Fähigkeiten gewinnen«, sagt Wilke Ziemann, Leiter des Bereichs Perspektiven schaffen bei der DKJS. Neben Gegenbauer stehen die DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement, die Beck´sche Stiftung Berlin sowie der Berliner Bildungssenat hinter diesem besonderen Feriencamp. »Wenn die Jugendlichen zum Abschluss ihr Projekt präsentieren und dafür von Eltern und Lehrern Anerken-
Lernmotivation in hohem Maße.
nung bekommen, merken sie: Ich schaffe etwas und kann mein Ziel
Lernen mit Spaß.
erreichen. Das ist ein Motivationsschub, den sie mit nach Hause neh-
y Schülerinnen und Schüler reden in Projekten
men.«
darüber, was sie können und darüber, was sie noch lernen wollen. Lernen mit Ziel. y Nicht nur für die Projekte selber, auch für den
gesamten Schulalltag lernen die Jugendlichen dabei wie sie sich und ihre Aufgaben organi-
Info sieren können.
Lernen mit Plan.
Die Geschichte von erstaunten Lehrern Damit dieser Schub möglichst lange anhält, begleitet das futOURTeam die Jugendlichen auch nach dem Camp weiter. Workshops, Betriebserkundungen und Besuche von Ausbildungsmessen festigen die Berufsentscheidung. Wie verändert die Jungen und Mädchen aus den Camps wiederkommen, bestätigen auch die Lehrkräfte. »Unmittelbar nach den Sommerferien strotzen die meisten vor Selbstbewusstsein«, erzählt Ines Gano, Lehrerin an der Paul-Löbe-Schule. Die Integrierte Sekundarschule empfiehlt seit fünf Jahren futOUR-Schülerinnen undschüler in das Camp. »Sie kommen mit erhobenem Kopf wieder und man merkt, sie haben wirklich einen Entwicklungsschritt nach vorn gemacht.« Und Ines Gano erlebt auch, wie die Jugendlichen noch lange von ihren Erfahrungen zehren. Viktoria schreibt gerade Bewerbungen für ein Praktikum, bald steht der Schulabschluss vor der Tür. Am liebsten würde sie Tierpflegerin werden. Sorgen macht sich Viktoria eigentlich keine, ihre Noten seien gut genug und bei futOUR+ habe sie Bewerbungen schreiben und Vorstellungsgespräche führen geübt. »Ich werde schon etwas finden«, sagt sie.
7
Im Feld geforscht
Wie stehen die Chancen? …in der Kita?
100%
y Anteil der 3-Jährigen, die in eine Kita gehen und deren
69%
Mutter und Vater erwerbstätig sind y Anteil der 3-Jährigen, die in eine Kita gehen und deren
13%
Mutter und Vater nicht erwerbstätig sind y Anteil der 2-Jährigen, die in den neuen deutschen Bundeslän-
80,4%
dern in einer Tageseinrichtung/-pflege betreut werden y Anteil der 2-Jährigen, die in den alten deutschen Bundeslän-
34,8%
dern in einer Tageseinrichtung/-pflege betreut werden
…in der Schule?
y Anteil der ausländischen Jugendlichen, die 2009
die Hauptschule ohne Abschluss verlassen haben y Anteil der deutschen Jugendlichen, die 2009 die Hauptschule ohne Abschluss verlassen haben
14% 6,2%
y Anteil aller Schulabgänger, die in Mecklenburg-Vorpommern
14%
die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen y Anteil ausländischer Schulabgänger, die in Mecklenburg-Vor-
pommern die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen y Anteil ausländischer Bürgerinnen und Bürger an der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern y Anteil aller Schulabgänger, die in Hamburg die Schule
ohne Hauptschulabschluss verlassen
7,8% 2,3%
8,2%
y Anteil ausländischer Schulabgänger, die in Hamburg
die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen y Anteil ausländischer Bürgerinnen und Bürger an der Bevölkerung in Hamburg y Relative Chancen auf den Gymnasialbesuch von Kindern aus
unteren Dienstklassen in Deutschland
16,1% 13,5%
18%
y Relative Chancen auf den Gymnasialbesuch von Kindern aus
82%
oberen Dienstklassen in Deutschland y Anteil der Kinder auf dem Gymnasium, die mit Mutter und Vater zusammenleben y Anteil der Kinder auf der Förderschule, die mit Mutter und Vater zusammenleben y Anzahl der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse
eines öffentlichen Gymnasiums y Anzahl der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse
eines privaten Gymnasiums
83,8% 55,7%
27 27
Quellen (in chronologischer Reihenfolge): AID: A – DJI Survey 2009 (gewichtet), S. 11 / AID: A – DJI
schul-Informations-System, S. 11 / 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durch-
Survey 2009 (gewichtet), S. 11 / Kinder- und Jugendhilfestatistik 2010, S. 6 / Kinder- und Jugend-
geführt durch HIS Hochschul-Informations-System, S. 11 / Bildung auf einen Blick 2011. OECD-
hilfestatistik 2010, S. 6 / Chancenspiegel, S. 92 / Chancenspiegel, S. 92 / Chancenspiegel, S.94
Indikatoren / Bildung auf einen Blick 2011. OECD-Indikatoren / Bildung auf einen Blick 2011.
/ Chancenspiegel, S. 94 / www.chancen-spiegel.de / Chancenspiegel, S. 185 / Chancenspiegel,
OECD-Indikatoren / Bildung auf einen Blick 2011. OECD-Indikatoren / Leistungs- und Entwick-
S. 185 / www.chancen-spiegel.de / Chancenspiegel, S. 56 / Bamberger Längsschnittstudie »Fa-
lungsbericht Musikschulen Berlin 2008 / Leistungs- und Entwicklungsbericht Musikschulen Berlin
milienänderung und Schulerfolg« / Bamberger Längsschnittstudie »Familienänderung und Schu-
2008 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zu-
lerfolg« / Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur, Fachserie 11, Reihe 1 und 1.1, Schuljahr
sammenhang von sozialer Schicht und Teilnahme an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für
2008/09 / 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch HIS Hoch-
Kinder und Jugendliche, S. 9 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebens-
8
…im Studium?
100%
y Anteil der Beamtenkinder, die ein Studium
67%
an einer Hochschule aufnehmen y Anteil der Arbeiterkinder, die ein Studium
an einer Hochschule aufnehmen
17%
y Anteil der Hochschulabsolventen an der
Gesamtbevölkerung in Deutschland y Anteil der Hochschulabsolventen im OECD-Durchschnitt y Anteil deutscher hochqualifizierter Kräfte zwischen 55 und 64 Jahren an der Gesamtheit hochqualifizierter Kräfte in den OECD-Ländern y Anteil deutscher hochqualifizierter Kräfte zwischen 25 und 34 Jahren an der Gesamtheit hochqualifizierter Kräfte in den OECD-Ländern
29% 39%
6,3%
3,1%
…auf kulturelle Teilhabe?
y Anteil der Kinder zwischen 6 und 18 Jahren, die ein Musikinstru-
ment spielen, im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf y Anteil der Kinder zwischen 6 und 18 Jahren, die ein Musikinstrument spielen, im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellersdorf
10,79% 1,97%
…auf eine Mitgliedschaft im Verein?
y Anteil der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren, deren Eltern laut TNS-Infratest der Oberschicht angehören und die in mindestens einem Verein angemeldet sind y Anteil der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren, deren Eltern laut TNS-Infratest der Unterschicht angehören und die in mindestens einem Verein angemeldet sind
95%
42%
…auf schwimmen lernen?
y Anteil der Nichtschwimmer zwischen 6 und 10 Jahren, die fin-
10%
den, dass sie genug Zuwendung von ihren Eltern bekommen y Anteil der Nichtschwimmer zwischen 6 und 10 Jahren, die fin-
den, dass sie zu wenig Zuwendung von ihren Eltern bekommen
23%
…auf Spaß am Lesen?
Anteil der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren, deren Eltern laut TNS-Infratest der Oberschicht angehören und die zu Hause in Büchern lesen y Anteil der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren, deren Eltern laut TNS-Infratest der Mittelschicht angehören und die zu Hause in Büchern lesen y Anteil der Kinder zwischen 6 und 10 Jahren, deren Eltern laut TNS-Infratest der Unterschicht angehören und die zu Hause in Büchern lesen
34%
13%
5% 48%
y Anteil der Mädchen, die mehrmals pro Woche ein Buch lesen y Anteil der Jungen, die mehrmals pro Woche ein Buch lesen
28%
…auf Engagement?
y Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ein Gymnasium
47,4%
besuchen und sich außerschulisch engagieren y Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine Hauptschule
besuchen und sich außerschulisch engagieren
20,5%
lagen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer Schicht und Teilhabe an Kultur-, Bildungs- und
Kinder und Jugendliche, S. 15 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebensla-
Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, S. 12 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales
gen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer Schicht und Teilnahme an Kultur-, Bildungs- und
(Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer Schicht und Teilnahme
Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, S. 15 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales
an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, S. 12 / Bundesministerium
(Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer Schicht und Teilnahme
für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer
an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, S. 15 / Bundesministerium
Schicht und Teilnahme an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche,
für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zusammenhang von sozialer
S. 15 / Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.) (2011): Lebenslagen in Deutschland. Zu-
Schicht und Teilnahme an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche,
sammenhang von sozialer Schicht und Teilnahme an Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für
S. 15 / Bildungsbericht 2010 / Freiwilligensurvey 2009, S. 11 / mpfs / JIM-Studie 2011
9
Kommunen gestalten Chancengerechtigkeit vor Ort Plädoyer für eine gemeinsame bildungsfördernde und armutspräventive Strategie auf lokaler Ebene
»Junge Menschen, die sich von vornherein nicht als Teil des Gemeinwesens begreifen, haben keinen Grund, der Gesellschaft etwas zu geben, was ihnen nie geboten, sondern vorenthalten wurde«. Im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge weiten viele Kommunen ihren Handlungsauftrag aus ökonomischen, demografischen und gerechtigkeitstheoretischen Gründen aus. Über das enge Korsett der originären kommunalen Aufgaben hinaus suchen die Städte und Gemeinden angesichts massiver struktureller Herausforderungen auch in der Bildungs- und Sozialpolitik nach neuen Wegen. Nur so können sie die Zukunftsfähigkeit des lokalen Gemeinwesens aufrechterhalten.
Kommunen sind nah dran Ein Vorteil für die lokale Ebene liegt dabei auf der Hand: Anders als beim Bund und in den Ländern wissen die kommunalen Akteure unmittelbar um die sozialen Probleme und die räumlichen, altersgruppenbezogenen und schichtspezifischen Unterschiede vor Ort. Darüber hinaus sind die Städte und Gemeinden mit den individuellen, familiären, gesellschaftlichen und staatlichen Ressourcen vertraut. Beides prädestiniert die kommunale Ebene für eine stärkere Gestaltungsfunktion.
10
Kommunen stehen in der Verantwortung Die Motivation zur Stärkung der kommunalen Gestaltungskraft beruht auf mehreren Ursachen: Es gehört nicht viel Aufwand dazu, den Umfang der künftigen staatlichen Transferleistungen zu ermitteln, die einem Schulabgänger ohne Schulabschluss und ohne feste Perspektive zustehen – und die von der Kommune getragen werden müssen. Ihnen kann es folglich nicht gleichgültig sein, wenn die Quoten der Armut, Förderschüler, Integrationsleistungen oder erzieherischen Hilfen im interkommunalen Vergleich auseinanderklaffen. Zum ökonomischen Aspekt kommt der demografische Faktor. Keine Kommune kann es sich angesichts der Veränderungen in der Altersstruktur und den Geburtenraten leisten, einen Teil seiner nachwachsenden Generation sich selbst zu überlassen und ohne ein Mindestmaß an Lebensbewältigungskompetenz, Teilhabe und Fähigkeiten aus der Schule zu entlassen. Nicht die Schule, sondern die Kommune steht zeitlebens in der Verantwortung für ihre Bevölkerung. Die kommunale Zukunftsfähigkeit hängt dabei vom Gelingen ab, jungen Menschen eine Perspektive vor Ort anzubieten.
Chancengerechtigkeit stärkt Zivilgesellschaft Die beiden Faktoren führen zusammenhängend betrachtet zu einer weiteren Motivation, die das aktive Handeln der Kommunen begründet. Gerechtigkeit bildet sich auf lokaler Ebene darin ab, wie sich Menschen als einzelnes Individuum und als Teil der Gesellschaft sehen. Kinder, die in der Schule ihre Perspektive mit ›abhartzen‹ umschreiben, für die Urlaub ein Fremdwort ist, die nicht aus ihrem Stadtteil herauskommen oder deren Eltern auf ihre Wünsche immer nur nein sagen müssen, wachsen in einem Zustand auf, der sich mit dem sozialstaatlichen Anspruch nicht vereinbaren lässt. Gerechtigkeit in dem Sinne, dass allen Menschen ein sozioökonomisches Mindestmaß und die Chancen zustehen, damit sie Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit leben können, ist der zentrale Wert insbesondere für die Kommunen. Das tatsächliche Gerechtigkeitsempfinden aller Bürgerinnen und Bürger in den Städten und Gemeinden ist eine wichtige Voraussetzung, um solidarisch Krisensituationen zu bewältigen und das Gemeinwesen am Leben zu erhalten. Bildungs-und Teilhabegerechtigkeit in Kommunen ist die Voraussetzung um als Region zukunftsfähig zu bleiben.
werk handeln. Das aktuelle Bildungs- und Teilhabepaket kann ein guter Anlass sein,
& LESETIPP
besonders wenn es darum geht, es mit nach-
Die Verschwendung der
haltig angelegten Leistungen zu koppeln. Klar ist: Jede Leistung kostet Geld. Die Effektivität jeder Leistung wird jedoch nicht unbedingt durch mehr Geld erzielt. Jenseits der reinen Projektorientierung liegt der Schlüssel vor allem in der Stärkung von Regelstrukturen.
Kindheit.
Wie Deutschland seinen Wohlstand verschleudert. Von Felix Berth, erschienen im Beltz-Verlag.
Chancengerecht handeln heißt, die tatsächlichen Chancen sowie die gravierenden Unterschiede in den Kommunen aus Sicht des Einzelnen in den Blick zu nehmen und den Freiraum für individuelle Lösungen in der Förderung und Unterstützung des Kindes oder des Jugendlichen zu schaffen. Junge
Wie können Kommunen Chancengerechtigkeit gestalten? Aus kommunaler Sicht können Bildungs- und Teilhabechancen nur dann verbessert werden, wenn die Akteure abgestimmt, mehrdimensional und wirksamkeitsorientiert handeln.
Menschen, die sich von vornherein nicht als Teil des Gemeinwesens begreifen, haben kei-
y Die Kinder von Ypsilant i
Im Jahr 1962 eröffneten David Weikart und Charles Eugene Betty in der Kleinstadt Ypsilanti die Perry Preschool. Diesen neuen Lernort verknüpften sie mit einem sozialwissenschaftlichen Experiment. Sie suchten 123 Kinder aus den ärmsten Vierteln der Stadt und teilten sie in
nen Grund, der Gesellschaft etwas zu geben,
zwei Gruppen ein: Die eine durfte die Vorschule
was ihnen nie geboten, sondern vorenthalten
besuchen, die andere nicht. Vier Jahrzehnte
wurde.
lang befragten Weikart und sein Team die damaligen Besucher der Preschool regelmä-
Jörg Fischer
ßig, nach ihrer Bildung, ihrem Einkommen und ihrem sozialen Umfeld. Das Ergebnis: Die
– sie zwischen den Institutionen und Einrichtungen abgestimmt
– multiprofessionelle Teams gebildet werden.
und gut vernetzt sind.
Die Angebote und Strukturen wirken dann am besten, wenn
sich zielorientiert qualifizieren
werden immer größer. Das Durchschnittseinkommen beträgt vierzig Jahre nach Beginn der Studie rund 20.800 Dollar bei der PreschoolGruppe – bei der Kontrollgruppe sind es 15.300 Dollar. Zusätzlich saßen die Teilnehmer ohne Perry-Programm mehr als doppelt so lange im
– die Bedürfnisse der Eltern, – die pädagogischen Fachkräfte
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen
Gefängnis. James Heckmann, Nobelpreisträger
Kinder und Jugendlichen
für Ökonomie, hat den Ertrag dieser Investition
berücksichtigt werden.
in frühe Bildung ausgerechnet: Jeder Cent, den der amerikanische Staat einst investiert hatte,
und weiterbilden können.
ist jährlich mit sieben bis zehn Prozent verzinst – die Strukturen und
worden.
Angebote nachhaltig wirken.
Strukturell betrachtet bedeutet Chancengerechtigkeit, dass das institutionell versäulte
Info
Denken einer gemeinsamen und datenbasier-
Zum Autor Prof. Dr. Jörg Fischer ist Professor für
ten Betrachtung der Lebenslagen von Kindern
Bildungs- und Erziehungskonzepte an der Fach-
weicht. Kooperationen zwischen Jugendhilfe
hochschule Erfurt. Seine Arbeitsschwerpunkte sind
und Schule, zwischen Kindergarten und Gesundheitsamt dienen dazu, zielgruppengerecht zu handeln. Bildung und Soziales wird als ein zusammenhängendes Handlungsfeld begriffen, in dem unterschiedliche Professio-
Kinder- und Jugendhilfe, Kinderschutz und Kinderarmut, Schule und Jugendhilfe, Bildungskooperation, politische Steuerung in der sozialen Arbeit sowie kommunale Sozial- und Bildungspolitik. E-Mail: joerg.fischer@fh-erfurt.de
nen mitwirken. Die Nachhaltigkeit dieser Leistungen lässt sich erhöhen, wenn alle Akteure in einem langfristig und strukturiert angelegten Netz11
Was können Kommunen für Bildung und Teilhabe tun? Städte, Landkreise und Gemeinden sind näher an den Kindern und Jugendlichen dran als Bund und Länder, wo Bildungspolitik gemacht wird. Zwei Perspektiven.
Klaus Hebborn,
Mario Tibussek, Leiter der
Beigeordneter für Bildung,
Initiative Bündnisse für Chancen-
Kultur und Sport beim
gerechtigkeit bei der Deutschen
Deutschen Städtetag
Kinder- und Jugendstiftung
Wie können sich Kommunen stärker in der Bildung engagieren? KH
Das Engagement der Städte erstreckt sich auf die
MT
Durch die Vernetzung in den Kommunen, die für
gesamte Bildungsbiografie der Menschen. Dabei über-
viele Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe zuständig
schreiten sie auch die Grenzen ihrer Zuständigkeit. Im
sind, können sich viele Synergien entfalten. Immer mehr
Schulbereich etwa bieten sie kommunale Lehrerfortbil-
Kommunen schalten sich auch inhaltlich in Schulent-
dung an oder haben eigene pädagogische Abteilungen in
wicklungsprozesse ein – was sie eigentlich nicht dürften.
ihren Schulämtern. Der Städtetag setzt sich zudem für
Wenn sie nicht konträr zu den Interessen des Landes
eine bessere Vernetzung in der Bildung ein. Dazu haben
arbeiten, erhalten sie dabei oft auch Unterstützung.
viele Kommunen Bildungsbüros, Steuerungsgremien und Bildungskonferenzen eingerichtet.
Welche Chancen sehen sie in der stärkeren Vernetzung in den Kommunen? KH
Wenn es überhaupt gelingt, die große Zersplitterung
MT
Die Chancen der Vernetzung sind am ehesten auf der
von Zuständigkeiten in der Bildung zu überwinden, dann
kommunalen Ebene gegeben. Das Land und der Bund
auf der kommunalen Ebene. Weil sich hier die Partner
sind von der operativen Ebene und vom Kind viel zu
kennen und nah an den Problemen sind.
weit weg.
Für dieses Engagement gibt es auch finanzielle Gründe:
Um die Vernetzung aber wirklich zu einer kommunalen
Jeder Schulabbruch, der verhindert werden kann, schont
Gemeinschaftsaktion zu machen, muss der Bürgermeis-
die Sozialkassen. Zudem sind vor dem Hintergrund der
ter oder der Landrat das zu seinem Thema gemacht
Demografie viele Kommunen darum bemüht, junge
haben. Zugleich muss die Zivilgesellschaft eingebunden
Familie durch gute Bildungssysteme anzuziehen.
werden.
Welche Unterschiede sehen Sie innerhalb Deutschlands? KH
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und einige
MT
Manche Länder lassen die Kommunen bei ihren Pro-
ostdeutsche Bundesländer haben in den letzten zehn
jekten nicht nur gewähren, sondern beteiligen sich auch.
Jahren den Kommunen sehr viel mehr Kompetenzen
Brandenburg hat eine Kooperationsstelle Bildungsland-
im Schulwesen übertragen. Das jüngste Beispiel ist der
schaften eingerichtet, die die Prozesse in den Kommu-
NRW-Schulkonsens. In den süddeutschen Ländern gibt
nen begleitet und gleichzeitig ein Transferagent ist, der
es diese Freiheit nur in sehr eingeschränktem Maße.
Kommunen zusammen bringt und Erfahrungen, etwa
Dann unterscheiden sich die Kommunen erheblich in
über die Unterschiede zwischen ländlichen und urbanen
ihren finanziellen Möglichkeiten.
Regionen, weiter trägt. Auch Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg unterstützen den Aufbau kommunaler Bildungslandschaften.
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Resiliente Kommunen y Resilienz ist die seelische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen, zum Beispiel, wenn sie in Armut leben. Resilienz zu fördern bedeutet, Kindern und Jugendlichen bessere Startbedingungen und die Chance auf vielseitige Erfahrungen zu ermöglichen. Das Programm Lichtpunkte der DKJS und der RWE Stiftung fördert Projekte und Einrichtungen, die diesen Ansatz verfolgen. Im Projekt »Übergänge« im Berliner Stadtteil Neukölln sind Kinder und Jugendliche als Kiezbotschafter unterwegs. An belebten Orten in Berlin befragen sie Passanten zu ihrem Bild von Neukölln und berichten von ihrem Stadtteil. Mit Kamera und Mikrofon fremde Menschen auf der Straße ansprechen, dafür braucht es Mut. »Am Anfang waren wir alle ziemlich schüchtern, aber später hatten wir keine Angst mehr. Jetzt kann ich sogar Journalist werden«, sagt Mohammed. Dieser Ansatz lässt sich auch auf Kommunen übertragen. Städte und Gemeinden, die ihre Bildungs- und Teilhabeangebote miteinander vernetzen, um ein ganz bestimmtes Ziel zu erreichen, haben bereits große Herausforderungen gemeistert und sich dabei als kompetent erlebt. Ihr Netzwerk ist resilient und robust, um auch zukünftig auf strukturelle Herausforderungen zu reagieren.
Wo sind die Grenzen des kommunalen Engagements? KH
Eine Kommunalisierung der gesamten Bildung
MT Kommunen
sind räumlich nicht deckungs-
würde das bereits bestehende Problem der Ver-
gleich mit dem Sozialraum von Kindern und
gleichbarkeit weiter verschärfen. Insofern vertritt
Jugendlichen. Sie sind eine Verwaltungseinheit
der Städtetag ganz klar die Position, mehr dezentra-
und keine Raumgröße. Stattdessen haben wir die
le Verantwortung, aber gleichzeitig Sicherung von
Losung, vom Kind aus denken, von der Verwal-
Standards durch die Länder.
tung aus zu handeln.
Wovon hängt es ab, dass eine Kommune ihre Bildungsangebote gut miteinander vernetzen kann? KH
Viele gute Kooperationen werden von enga-
MT
Die Idee der Vernetzung wird oft auf eine
y In der Initiative Bündnisse für
Chancengerechtigkeit denken Menschen aus Kommunen, Ländern, Stiftungen und Wissenschaft gemeinsam darüber nach, wie die Chancen jedes Kindes auf Bildung und Teilhabe verbessert werden können. Die Initiative gibt Kommunen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und fördert die Vernetzung mit Partnern auf
gierten Personen getragen. Es muss aber gelingen,
schlichte Verwaltungsreform reduziert. Man
Strukturen zu schaffen, die diese Personen über-
arbeitet ressortübergreifend zusammen, bildet Ar-
dauern können. Zudem müssen sich Kommunen
beitskreise und Steuergruppen, hat aber eigentlich
und Ländern besser austauschen. In den Ländern
kein konkretes Projekt. Doch die Vernetzung um
Lokale Beispiele aus der Praxis gibt es
und in der Kultusministerkonferenz wird die Rolle
ihrer Selbst willen funktioniert nicht. Eine Kom-
auf www.lokale-bildungslandschaften.
der Kommunen noch nicht ausreichend berücksich-
mune muss das Ziel haben, ihre Bildungsangebote
tigt. Wir brauchen nach der eigenverantwortlichen
zu verbessern, und sich dann zu diesem Zweck
Schule auch die eigenverantwortliche Kommune.
vernetzen.
Wie arbeiten Sie als Beigeordneter für Bildung mit dem Bereich Soziales zusammen?
Warum sollten die Ressorts Bildung und Soziales zusammenarbeiten?
KH
Wir haben im Städtetag eine Trennung der
MT
Landes-, Bundes- und zivilgesellschaftlicher Ebene.
Info
de/lokale-beispiele-aus-der-praxis.html
Kommunen, die bereits eine erprobte Netz-
beiden Dezernate. Seit ungefähr drei Jahren gibt es
werkstruktur haben und Bildung und Soziales
aber regelmäßige gegenseitige Information, es gibt
zusammendenken, können besonders schnell
Beteiligung bei allen bildungsrelevanten Vorgän-
und flexibel auf strukturelle Herausforderungen
gen, und wir führen Abstimmungsgespräche über
reagieren, zum Beispiel auf das Bildungs- und
die Grundlinien.
Teilhabepaket. Wir nennen sie »resiliente Kommunen«.
Wie können Stiftungen Kommunen bei ihren Herausforderungen unterstützen? KH
Stiftungen können ihr Know-how und den Blick
MT
Stiftungen können Kommunen dabei helfen,
von außen einbringen. Aber beide Seiten müssen
neue Modelle zu entwickeln. Kommunen sind für
beachten, dass es unterschiedliche Entscheidungs-
den Regelbetrieb zuständig. Stiftungen dürfen
strukturen gibt. Manche Stiftungen klagen darüber,
auch mal etwas ausprobieren. Die Zusammenar-
wie viele Gremien sich mit einer Frage befassen,
beit muss immer mit der Bereitschaft verlaufen,
bevor es zu einer Entscheidung kommt. Damit muss
sich auch in den anderen hineinzuversetzen.
Das Interview führte Wibke Bergemann.
man in der Zusammenarbeit umgehen. 13
Chancengerechtigkeit an Ganztagsschulen
W
ie erfolgreich Kinder und Jugendliche an deutschen Schulen lernen und
welche Abschlüsse sie machen, ist immer noch vor allem von ihrer sozi-
alen Herkunft abhängig, das belegen Studien seit Jahren. Der »PISA-Schock« hat
vor zehn Jahren in Deutschland eine breite Diskussion über den Zusammenhang zwischen Herkunft und Schulerfolg und einen Paradigmenwechsel in der deutschen Schullandschaft ausgelöst. Eine bildungspolitische Antwort auf die Frage nach gerechten und besseren Bildungskonzepten war der Ausbau von Ganztagsschulen. Die Ganztagsschule ermöglicht Kindern und Jugendlichen durch längere Öffnungszeiten und eine veränderte Lernkultur, sich für das Lernen mehr Zeit zu lassen und individueller gefördert zu werden. Durch Freizeitangebote bis in den Nachmittag hinein erweitert sich die Peer-Group der Heranwachsenden, und die Kontakte und Wertschätzung sind nicht ausschließlich von schulischen Leistungen abhängig. Die Schüler haben für ihre unterschiedlichen Bedürfnisse eine Vielzahl erwachsener Begleiter und Bezugspersonen, denn an einer guten Ganztagsschule gehört das Einzelkämpferdasein von Lehrkräften längst der Vergangenheit an. Lehrkräfte arbeiten gemeinsam mit Erziehern, Sozialpädagogen und Kursleitern in multiprofessionellen Teams. Ganztagsschulen können durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, nicht nur in der Schule, sondern in ihrem gesamten sozialen Umfeld zu lernen: in Sportvereinen, Jugendtreffs, Bibliotheken und kulturellen Projekten. Während Kinder aus sogenannten »bildungsferneren« Schichten in Vereinen und an Musikund Kunstschulen kaum anzutreffen sind, erreichen die Kurse und Projekte an der Ganztagsschule Schüler aus allen Sozialschichten. Dass der Ausbau von Ganztagsschulen mehr Chancengerechtigkeit schafft, zeigt auch der aktuelle Chancenspiegel, den das Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erarbeitet hat. Dort wurde untersucht, wie gerecht die Schulsysteme der einzelnen Bundesländer sind. Das Gefälle zwischen den Ländern führen die Wissenschaftler unter anderem 14
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y Die vier Ziele der Bildungspolitik bei der Errichtung von Ganztagsschulen:
y individuelle Förderung im Leistungsbereich,
aber auch in anderen Kompetenzbereichen und hinsichtlich der Motivation von Kindern und Jugendlichen y soziale Integration, insbesondere von sozial
benachteiligten Gruppen sowie von Schülerinnen und Schülern aus zugewanderten Familien y thematische und konzeptionelle Ausweitung
der pädagogischen Praxis und der Organisationsprozesse von Schulen, einschließlich ihrer stärkeren Verbindung mit dem sozialen Umfeld y Betreuung und erzieherische Versorgung,
die Familien entlasten und nicht zuletzt die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern ermöglichen Quelle: Natalie Fischer u.a. (Hrsg.): Ganztagsschule: Entwicklung, Qualität, Wirkungen. Längsschnittliche Befunde der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). Weinheim 2011.
auf die unterschiedliche Ausstattung mit Ganztagsschulen zurück, da diese eine einheitliche – und damit gerechtere – Bildung und Betreuung für alle Schüler gewährleistet. Sachsen erhält in der Untersuchung die besten Bewertungen und ist das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Ganztagsschulen. Fast drei von vier Kindern besuchen dort auch am Nachmittag die Schule. Deutschland hat mit dem Ausbau von Ganztagsschulen den richtigen Weg zu
Info
einem gerechteren Bildungssystem eingeschlagen. Doch längere Öffnungszeiten machen aus einer Schule längst noch keine gute Ganztagsschule. Sie kann ihre Schüler nur dann optimal und gerecht fördern, wenn die Qualität ihrer Angebote stimmt. Dafür braucht es ein neues ganzheitliches Verständnis von Lernen und ein inklusives Schulsystem, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Kinder und Jugendlichen eingeht. Und nicht zuletzt ist dafür das gute Zusammenspiel zwischen allen bildungspolitischen Akteuren nötig. Dazu gehört die gute Teamarbeit der unterschiedlichen Professionen an den Schulen genauso wie die Zusammenarbeit mit Kommunen und der Zivilgesellschaft. Nur so kann der Lern- und Lebensort Schule Teil einer Bildungslandschaft werden, die wir für eine gute und gerechte Bildung für alle Kinder und Jugendlichen brauchen. Notwendig dafür ist eine Ende des Denkens in Zuständigkeiten: Wie in den Kommunen Schulen und Jugendhilfe für eine gute ganztägige Bildung an einem Strang ziehen müssen, muss auf Länderebene Bildungs- und Sozialpolitik zusammengedacht werden. Von Maren Wichmann Leiterin des Ganztagsschulprogramms Ideen für mehr! Ganztägig lernen. der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
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: LINK TIPP www.ganztaegig-lernen.de
Starke Eltern – starke Kinder Familienzentren setzen bei den Eltern an, damit die Jüngsten sich gut entwickeln können
D
ie Kraft des Erzählens ist riesengroß. Zum Glück ist Silvia Freund vom Berliner Verein
»Erzählkunst« ein Profi. Als Paula in Tränen ausbricht, weil der Wolf in Grimms Mär-
chen den drei Schweinchen auf den Fersen ist, lässt sie die Schweinchen schnell entkommen und stellt ein paar Fragen. Während die anderen Kinder antworten, löst Paula vorsichtig die
Arme vom Hals der Erzieherin. Die Sprache ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bildungsbiografie. Davon ist die Leiterin der Berliner Kita Neue Steinmetzstraße, Ute Römer, überzeugt. Der Besuch der Erzählerin ist ein wichtiger Baustein: In den vierzig Minuten, die ein Märchen dauert, lernen die Kinder zuzuhören und sich zu konzentrieren, entwickeln Fantasie und Empathie. Außerdem erweitern sie ihren Wortschatz. In dem Märchen von den drei kleinen Schweinchen kommen Wörter wie zausen, schleppen, Kelle und unermüdlich vor. Im ganz normalen Kita-Alltag bringen die Erzieherinnen die Kinder immer wieder durch geschicktes Fragen zum Reden. Außerdem beschreiben sie laut ihre eigenen Handlungen, damit die Kinder ein Gefühl für vollständige Sätze und Grammatik bekommen. Der Sohn von Emine Cavus hat davon profitiert. Anders als seine Mutter, die mit 12 Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam, spricht er fließend Deutsch. »Das Alter zwischen 0 und 6 ist ganz wichtig«, sagt sie, »die Kinder lernen leichter, wenn sie klein sind.« 17
2006 hat der Träger »INA.KINDER.GARTEN« den ersten Stock des flachen 50erJahre-Baus in ein Familienzentrum umgebaut, damit dort Seminare und Kurse stattfinden können. Als Vorbild dienten der Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin die englischen Early Excellence Center. Anders als die klassische Kita setzen sie bei den Familien an. Ein Konzept, das Ute Römer, die während des Studiums als Familienhelferin gearbeitet und später noch einmal Intercultural Education studiert hat, sinnvoll findet. Die Neue Steinmetzstraße liegt an der Grenze zu Schöneberg-Nord. Die Einkommen und der Bildungsgrad sind niedrig, die Arbeitslosigkeit ist, vor allem unter den jungen Männern, hoch. Viele der Kinder, die auf den verkehrsberuhigten Straßen spielen, sprechen nur gebrochen deutsch. Genau diese Kinder und Mütter will das Kita-Team mit seinem Angebot erreichen. Dazu hat es sich eng mit anderen Einrichtungen im Kiez vernetzt. Die VHS veranstaltet Deutschkurse in den Räumen des Familienzentrums, das Quartiersmanagement finanziert zusammen mit dem Träger einen »Offenen Treff für Schwangere und Mütter mit jungen Kindern«, der von einer Familienhebamme geleitet wird. Emine Cavus empfindet dieses Angebot als große Bereicherung. Als ihr Jüngster in einer schwierigen Entwicklungsphase steckte und sie nicht mehr weiter wusste, hatte sie von seiner Erzieherin den Tipp bekommen, sich bei dem Kurs »Starke Eltern, starke Kinder« anzumelden, der von einer Psychologin geleitet wird. Die Gespräche in der Gruppe und die Hinweise der Psychologin haben ihr gut getan. Heute macht sie manches anders. »Man überfordert Kinder schnell«, sagt sie. Die Hebamme Katja Stricker hat erst etwas gestutzt, als Ute Römer anrief und vorschlug, in die Kita zu kommen. Heute findet sie die Idee »vollkommen einleuchtend. Durch die Kita kriege ich Frauen, die sonst keine Kurse belegen.« Viele Schwangere und junge Mütter mit Migrationshintergrund tun sich aufgrund von
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familiären Verpflichtungen mit den zeitlich begrenzten Kursen der Krankenkassen schwer. Bei dem offenen Treff der Familienhebamme können sie zwischendurch auch mal aussetzen. Weil manche der Frauen kein Deutsch oder auch gar nicht lesen können, dokumentiert sie die Entwicklung der Schwangerschaft und später der Kinder in Fotobüchern. Gleichzeitig verbessern die Frauen ihre Deutschkenntnisse. Das südliche Einzugsgebiet der Kita ist bürgerlich geprägt, weshalb im Schwangerschafts- und Müttertreff auch viele deutsche Frauen sind. Außerdem hat die Familienhebamme schon etliche Frauen an den Deutschkurs der VHS »verloren«. »Die Frauen animieren sich gegenseitig«, sagt Katja Stricker. Das gilt auch für andere Kurse. Viele der Mütter wechseln in die Krabbelgruppe, wenn ihre Kinder zu groß für den Hebammenkurs geworden sind. Der nächste Schritt ist dann oft die Anmeldung der Kinder in der Kita ein Stockwerk tiefer. Die Eltern und die pädagogischen Fachkräfte sind von der Entwicklung der Kita zum Familienzentrum überzeugt. »Ein Familienzentrum ist effektiver als spätere Defizitarbeit«, sagt Beate Lubit vom Jugendamt Tempelhof-Schöneberg. »Die Eltern öffnen sich für eine gesunde Entwicklung ihres Kindes und es wird selbstverständlich, dass sie ihr Kind begleiten.« Beate Krol
: LINK TIPP Weitere Beispiele für lokale Initiativen für frühkindliche Entwicklung gibt es auf www.anschwung.de
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QUE RBLICK
Anschwung für frühe Chancen
Mehr Chancen durch Bildungslandschaften
Neues Serviceprogramm für Kommunen
Neuerscheinungen zum Thema
Wie kann man allen Kindern einen guten Start
Lokale Bildungslandschaften sind an
ermöglichen und dafür sorgen, dass sie ihre Potenti-
vielen Orten bereits gelebte Praxis. In
ale entfalten können? Anschwung für frühe Chancen
»Bildungslandschaften – Mehr Chancen
unterstützt Städte und Gemeinden beim Auf- und
für alle« reflektieren Vertreter aus Wis-
Ausbau lokaler Initiativen für frühkindliche Entwick-
senschaft und Kommunen vorliegende
lung. Initiativen, in denen alle mitmachen können, die
Erfahrungen und skizzieren Handlungs-
sich engagieren möchten – ob pädagogische Fach-
empfehlungen.
kräfte aus Kitas und Schulen, Politiker oder Vertreter
Im Buchhandel oder beim VS Verlag
der kommunalen Verwaltung, Eltern und Vereine –
www.vs-verlag.de
erhalten über einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten Konkrete Praxistipps gibt das Handbuch »Wie geht’s zur Bildungslandschaft?«. Es bündelt Erfahrungen von Kommunen im Aufbau lokaler Bildungslandschaften und bereitet sie so auf, dass andere Kommunen sich orientieren können.
?
Ab Juni 2012 im Buchhandel oder beim Verlag Klett Kallmeyer, Vorbestellungen über www.lokale-bildungslandschaften.de
e FEEDBACK
Haben Sie in diesem Heft
etwas entdeckt, das Chancen in Ihrem Umfeld erhöhen könnte? Was sind Ihre Ideen
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eine Prozessbegleitung. Außerdem ermöglichen ihnen
und Erfahrungen zum Thema Chancen-
regionale Anschwung-Servicebüros den Austausch mit
gerechtigkeit? Was halten Sie überhaupt
anderen Kommunen und bieten Fortbildungen an.
vom bewegt!-Magazin? Worüber wollen Sie
Anschwung für frühe Chancen ist ein gemeinsames
darin lesen? Schreiben Sie uns an
Programm des Bundesministeriums für Familie, Seni-
bewegt@dkjs.de!
oren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Deutschen
Zu gewinnen gibt es
Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Es wird gefördert
diesmal die begehrte
durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). Kontakt
Hoch-vom-Sofa-
und Infos über www.anschwung.de
Tasche.
...ich wünsche mir
…dass mir jemand bei den Hausaufgaben hilft.
»Die Aufgabe versteh ich schon nicht.«
was sich die Kinder in einer Befragung
»So viele Vokabeln, dass schaff ich nie.«
gewünscht haben. In den kostenlosen
Nicht alle Eltern können ihren Kindern
Kursen können die Mädchen und Jungen
geduldige Lernbegleiter sein oder ihnen
ihre Talente entdecken und ausbauen und
Nachhilfestunden bezahlen. Auch im
vergrößern so auch ihre Chancen auf einen
Richardkiez in Berlin gibt es immer mehr
erfolgreichen Schulabschluss. Momentan
Schüler, die eine solche Hilfe brauchen.
verlassen zwölf Prozent der jungen Kiezbe-
Andererseits sind in den letzten Jahren
wohner die Schule ohne Abschlusszeugnis.
viele Studenten in das Neuköllner Viertel
Mit dem Programm Lichtpunkte sorgt die
gezogen. Der Knowledge Club Berlin an
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung dafür,
der Richardschule bringt beide Gruppen
dass mittlerweile zwölf Kurse stattfinden
zusammen: Studenten betreuen ehren-
und die Helfer koordiniert und qualifiziert
amtlich die Schüler und Schülerinnen am
werden können. Mit Ihrer Spende können
Nachmittag und ermöglichen Hausauf-
wir weitere Lichtpunkte wie diese setzen.
gabenbetreuung, Lerntrainings, Theater-,
Mehr unter www.spendenbildet.de
Musik- und Sportangebote – genau das,
Impressum Redaktion
Claudia Hasse, Anna Kleiner, Sabine Käferstein, Merret Nommensen
Diese Publikation ist im Rahmen der Programme Anschwung für frühe Chancen, Ideen für mehr! Ganztägig lernen, Sommercamp futour und der Initiative Bündnisse für Chancengerechtigkeit entstanden.
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung Tempelhofer Ufer 11 10963 Berlin www.dkjs.de www.lokale-bildungslandschaften.de ISBN 978-3-940898-30-2 Gestaltung
Pralle Sonne Bildnachweis
Cover DKJS / Seite 1 Frank Prinz Schubert Seite 3 Thomas Aurin / Seite 4–7 DKJS Seite 11, 14–16, 20 Piero Chiussi Seite 12 Deutscher Städtetag Seite 16 Thorsten Seithe Seite 20 DKJS / Seite 21 Frank Vinken
Holz- und Papierprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen aus nachhaltig und damit vorbildlich bewirtschafteten Wäldern. Mehr unter www.pefc.de
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deutsche kinder- und jugendstiftung
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