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Nachlass „Ein besonderes Engagement über den Tod hinaus für leukämiekranke Kinder.“

Ein tschechisches Ehepaar aus Prag, das durch die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ als politische Flüchtlinge aus der Heimat getrieben worden war und in Deutschland eine Zuflucht und eine neue Heimat gefunden hatte. Selbst kinderlos hat das Ehepaar in seinem Testament den ganz überwiegenden Nachlass für karitative Zwecke zugunsten leukämiekranker Kinder gespendet.

„Trotz des Leidens auch noch ab und zu Kind sein können“ war ihr Credo.

Der Verfasser dieses Berichtes war mit dem Ehepaar – Jitka und Miroslav Valenta – viele Jahre eng befreundet und hat als von ihnen bestimmter Testamentsvollstrecker den Nachlass geregelt. Er möchte hiermit dem Ehepaar und seinem Anliegen, leukämiekranken Kindern zu helfen, ein Denkmal setzen und aus seiner persönlichen Kenntnis erläutern, dass dahinter mehr stand als nur der Wille zu irgendeiner wohltätigen Tat.

Jitka war ausgebildete Kindererzieherin und hat in Prag diesen Beruf vor allem bei Diplomatenfamilien ausgeübt, so etwa beim schwedischen Botschafter, dem amerikanischen Botschafter etc. Sie musste dabei jeweils einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben, vor allem bei den von ihr betreuten Kindern, denn diese Kinder hielten noch persönlichen Kontakt zu ihr, als sie längst erwachsen waren und selbst Kinder hatten. Jitkas Mann Miroslav – von allen Mirek genannt – war Schauspieler am Nationaltheater in Prag. Das Paar erlebte 1968 als junge Menschen begeistert und hoffnungsvoll die versuchte Liberalisierung des kommunistischen Herrschaftssystems der Tschechoslowakei im sogenannten „Prager Frühling“ – und ebenso die brutale und blutige Niederschlagung dieser Hoffnung durch den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes und die anschließende Verfolgung aller Sympathisanten der Liberalisierung durch die nun wieder durch die Sowjetmacht etablierten kommunistischen Diktatoren. Auch Jitka und Mirek mussten auf Grund ihres verlautbarten politischen Standortes Repressalien und Gefängnis befürchten und flüchteten – wie damals zig Tausende – aus der Tschechoslowakei in den Westen. Ihre erste Station war das Aufnahmelager für politische Flüchtlinge in Zirndorf in Mittelfranken, wo sie wegen der Verfolgung in ihrer Heimat schließlich in der Bundesrepublik Deutschland politisches Asyl erhielten. Nachdem Mirek eine Anstellung bei Radio Freies Europa in München für den Sendebereich Tschechoslowakei erhalten hatte, konnten sie sich hier auch eine Wohnung leisten – und lernten Deutsch. Mit diesen erfolgreich erworbenen Sprachkenntnissen versuchte nun auch Jitka, wieder eine Beschäftigung in ihrem erlernten Beruf als Kindererzieherin zu finden – und sie meldete sich Mitte der 70iger Jahre bei uns, als wir – als beide berufstätige Eltern – eine Kinderfrau suchten. Der erste persönliche Eindruck von ihr war so positiv, dass wir sie auf der Stelle engagierten. Wir erlebten daraufhin jahrelang Jitka als einen Menschen von großer Warmherzigkeit im Umgang mit den Kindern, wie deren ebenso konsequente Erziehung. Bei uns zu Hause gab es bald den Spruch „Wenn Jitka früh morgens zur Tür hereinkommt, geht die Sonne auf“.

Und Mirek war für unsere Töchter die Unterhaltungs und Spaßabteilung. Er schrieb für sie Märchen, sprach sie auf Tonband und malte Bilder für sie. Bei gemeinsamen Ausflügen und Besuchen machte er mit unseren Kindern jeden von ihnen gewünschten Quatsch. Er war praktisch ihr ganz persönlicher Clown. Und dann betrieb Mirek auch noch mit großem Einsatz und Engagement und einer von ihm zusammengestellten kleinen – durchweg jungen – Schauspielertruppe ein kleines privates Theater, das „Taschentheater“ (weil so klein wie eine Tasche) in einem Schwabinger Hinterhof.

Die Betreuung unserer Kinder durch Jitka und Mirek haben wir – und unsere Kinder ebenso – als einen ausgesprochenen Glücksfall empfunden und erlebt. Obwohl Jitka und Mirek keine eigenen Kinder hatten, waren sie mit Herz und Seele bei den Kindern.

Als sie mir dann eines Tages erklärten, dass sie ein Testament machen wollen und darin den ganz überwiegenden Teil ihres Vermögens für leukämiekranke Kinder stiften möchten, sagten sie mir auch den Grund dafür: Jitka hatte in ihrer Zeit in Prag bei einer von ihr betreuten Familie erlebt, dass eines der Kinder an Leukämie erkrankte – und daran starb. Dieses von ihr hautnah erlebte Drama, vor allem das Leiden des Kindes in einer Klinik mit dem totalen Entzug all dessen, was ein Kinderleben ausmacht, hat Jitka tief getroffen und nicht mehr losgelassen. Deshalb wollte das Ehepaar Valenta sein auf Grund vieler glücklicher Umstände in der neuen Heimat erlangtes kleines Vermögen nun einsetzen, um leukämiekranken Kindern ihr schweres – und oft zu

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