Diskurs 04 - Jugendarbeit in Vorarlberg

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Themenschwerpunkt „Jugendarbeit in Vorarlberg: Gestern – Heute – Morgen“


Autorinnen / Autoren Dr. Bernd Vogel Historiker Seite 04-10

Heinz Schoibl Sozialwissenschafter, Helix – Forschung und Beratung, Salzburg Seite 21-23

DSA Arno Dalpra Psychotherapeut, Supervisor, Gewaltberater®, Leiter IfS – Mühletor Seite 14-15

Elmar Luger Jugendabteilung der Stadt Dornbirn Seite 26-28

Impressum Medieninhaber, Herausgeber: koje - Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung, Bregenz und aha - Tipps & Infos für junge Leute, Dornbirn | Redaktionsleitung: Sabine Liebentritt | Redaktionsteam: Margit Diem, Roland Marent, Michael Rauch, Barbara Marte - redaktion@jugend-diskurs.at | Lektorat: Margit Diem | Gestaltung & Illustrationen: chilidesign.at | Druck: Hugo Mayer GmbH, Dornbirn Finanzierung: Land Vorarlberg - Jugend Diskurs kostenlos bestellen: abo@jugend-diskurs.at

Im Diskurs haben Menschen als AutorInnen Gelegenheit, ihre Interpretationen von Zahlen und Fakten sowie persönliche Meinungen und Haltungen als redaktionellen Beitrag darzustellen.


Die ersten Worte Agil wie am ersten Tag

04-07

Navigation im Informations-Orbit

08-10

Das Landesjugendreferat ist 30 15 Jahre aha – Tipps & Infos für junge Leute

Der Mann hinter den Kulissen Interview mit Roland Marent

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Inhalt Diskurs stellt Fragen zur Diskussion

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Tagebuch einer Pubertät, unvollständig

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Kommentare

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jung sein ...

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Statements von Landesrätin Dr.in Greti Schmid und Landeshauptmann a.D. Dr. Herbert Keßler subjektiv fiktive Erinnerungen

von Prof.(FH), Dipl.-Päd., MA Ulrich Herburger, Alexandra Kargl und Nicole Manser ... in Vorarlberg – damals und heute

Offen für die Jugend und die Offene Jugendarbeit

21-23

15 Jahre Kinder- und Jugendanwalt für Vorarlberg

24-25

Verbandliche Jugendarbeit: Ein attraktives Angebot!

26-28

Jugend in Vorarlberg – Adressen

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Ein Spiegel der vergangenen zehn Jahre

Eine Übersicht zur Orientierung und zum Herausnehmen

Jugendzeitungen stellen sich vor Jugendzeitung „Watch“

Geburtstage sind so eine Sache – viele Gefühle, viele Erinnerungen, viele Eindrücke, viel Kopf und viel Herz: Stolz, Freude, Wehmut, Hoffnung, Zuversicht, vielleicht Trauer aber auch Visionen und Wünsche reihen sich gleichwertig nebeneinander in einer Kette aus Emotionen und rationalen Bewertungen. Die Jugendarbeit in Vorarlberg hat Geschichte; sie ist fest verankert und eingebettet in ein dichtes Netzwerk sozialpolitischen Engagements. Und die Ländle-Jugendarbeit hat Zukunft: ein starkes Fundament aus Leidenschaft, Einsatzfreude und Qualitätsentwicklung bietet die ideale Grundlage für eine strategische und vor allem authentische Weiterentwicklung der Jugendarbeit – für, mit und im Sinne der jungen Menschen in Vorarlberg. Happy Birthday! 30 Jahre Jugendreferat des Landes 30 Jahre Jugendhaus Between in Bregenz 15 Jahre Offene Jugendarbeit Dornbirn 15 Jahre aha – Tipps & Infos für junge Leute 15 Jahre Kinder- und Jugendanwalt in Vorarlberg Sabine Liebentritt, Margit Diem,

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Roland Marent, Michael Rauch und Barbara Marte


Agil wie am ersten Tag Maike Hilker / youthphotos.eu

Das Landesjugendreferat ist 30.


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Die 60-er Jahre – Vietnamkrieg – internationale Studentenproteste. Mit zeitlicher Verzögerung und in abgeschwächter Form trat die Hippie- und Studentenbewegung auch in Österreich auf. Auch Vorarlberg blieb davon nicht unberührt. Anfang der 70-er Jahre wehte der Geist von „Flint“ durchs „Ländle“. Mehrere in den Anfängen „skandalumwitterte“ Jugendhäuser öffneten. Die Jugend war in Bewegung.

Die Politik reagiert Das Aufbegehren der Jugendlichen blieb nicht folgenlos. Auch in Vorarlberg sah man im Bereich der Jugendarbeit Handlungsbedarf. 1977 trat ein neues Jugendgesetz in Kraft. Vorarlberg war mit diesem Gesetz das erste Bundesland Österreichs, in dem die Jugendförderung eine gesetzliche Verankerung erfuhr. Dasselbe Jahr brachte auch bezüglich des Landesjugendreferenten eine Neuerung. Die wachsenden Anforderungen, denen man sich in der Jugendarbeit gegenüber sah, führten zur Anstellung eines hauptamtlichen Jugendreferenten im Amt der Vorarlberger Landesregierung – die Geburtsstunde des Landesjugendreferates.

„nur“ fördern würde. Dabei gibt es zwei Arbeitsschwerpunkte: Zum einen ist es die administrative Tätigkeit – hierzu zählt die Bearbeitung unterschiedlichster Ansuchen um Fördermittel. Seine Aufgabe, die außerschulische Jugendarbeit zu fördern, sah das Jugendreferat jedoch nie auf die Vergabe finanzieller Mittel beschränkt. Vielmehr unterstützt es die Jugendarbeit bis heute auch mit Beratung und organisatorischer Hilfe. Zum anderen trat und tritt das Landesjugendreferat als Organisator von Veranstaltungen auf, die aus seiner Sicht eine sinnvolle Ergänzung der Jugendarbeit in Vorarlberg darstellen, aber keinen Veranstalter finden. Mit großem Engagement nahm sich Marent auch sogleich dem Thema „Internationale Jugendverständigung“ an. Über die Jahre gelang es dem Landesju-

Im August 1977 trat Roland Marent seine Stelle als Leiter des neu geschaffenen Jugendreferates an. Heute, etwas über 30 Jahre später, ist er nach wie vor in dieser Funktion tätig. Von Beginn an war klar, dass das Landesjugendreferat selbst keine Jugendarbeit „machen“, sondern diese

koje

Eine neue Ära beginnt


gendreferat den ursprünglich touristischen Charakter des Jugendaustausches zugunsten einer intensiven Auseinandersetzung mit fremden Kulturen und Menschen in den Hintergrund zu drängen. Der Jugendaustausch wurde so zu einem Projekt der Völkerverständigung und damit zur Friedensarbeit. Bis zum heutigen Tag ist das Landesjugendreferat in diesem Bereich aktiv. 1979 erschien erstmals die Broschüre „Aktuelles. Informationen. Termine“. Mit deren Herausgabe gelang es dem Jugendreferat, seine Servicefunktion für die außerschulische Jugendarbeit weiter zu verstärken. Von 1986 bis in den Herbst 1991 wurde die Zeitung unter dem neuen Namen „Bevor wir zu

alt sind“ weitergeführt. Ab April 1992 begegnete man dem Informationsbedürfnis der Jugendlichen in anderer Form. Das aha als „verlängerter Arm“ des Landesjugendreferates öffnete seine Pforten.

Licht ins Dunkel Bis Mitte der 80-er Jahre lagen die Wünsche und Interessen Vorarlbergs Jugendlicher wie auch deren Freizeitverhalten im Dunkeln. Daher wurde oft an den Bedürfnissen der Jugend „vorbeigewerkt“. Das Jugendreferat reagierte darauf 1985 mit dem Auftrag für eine Studie über die Situation der Jugend in Vorarlberg. Die Jugendstudie unterstrich die gesellschaftliche Bedeutung der Jugendförderung und Jugendarbeit. Auch trat deutlich zu Tage, dass die Jugendarbeit nicht nur eine Sache des Landes, sondern auch der Kommunen sein sollte. In der Folge wurde eine engere Zusammenarbeit zwischen Land und Gemeinden angestrebt. Ebenfalls 1985 gelang es dem Landesjugendreferat mit dem „Jugendforum“ eine neue Veranstaltung zu etablieren. Den Jugendlichen bot man damit die Möglichkeit, sich selbst, ihre Meinungen und Arbeiten zu präsentieren. 1989 verfolgte das Jugendreferat mit dem „Jugendforum“ ein neues Ziel. Junge Leute aus verschiedenen Teilen Europas sollten in Dialog miteinander treten. Der Einladung von Marent sind schließlich 38 TeilnehmerInnen gefolgt. Die Veranstaltung war ein Erfolg.

chilidesign.at

Schrei nach Aus- und Weiterbildung In den 80-er Jahren wurden immer wieder Stimmen laut, die ein besseres Ausbildungsangebot für in der Jugendarbeit Beschäftigte forderten. 1988 kam das Landesjugendreferat diesen Wünschen nach. Das Modell „Ausbildungsformen in den sozialpädagogischen und soziokulturellen Bereichen“, kurz „SOKA“, wurde entwickelt. Zudem gelangte man in dieser Zeit zu der Überzeugung, dass Supervision auch in der Offenen Jugendarbeit eine Notwenigkeit darstellt. Vor diesem Hintergrund entstand das Konzept für ein Reflexionswochenende – die sogenannte „Tankstelle“. Die dort anfallenden Kosten für die Supervision übernahm das Jugendreferat. Ein weiteres Service ist der ab Mitte der 90-er Jahre erscheinende Newsletter „Jugendarbeit Vorarlberg“. Dieser diente den im Jugendbereich Beschäftigten als Informationsbörse. Das


Sägenvier Dornbirn

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Engagement in diesem Bereich zahlte sich aus. Das Qualifikationsprofil der in der Offenen Jugendarbeit Beschäftigten nahm eine positive Entwicklung.

Der Jugend Gehör Seit 1995 ist die Jugendmitbestimmung in Vorarlberg ein wesentlicher Schwerpunkt der Jugendarbeit. 1996 startete die Projektgruppe „Jugendbeteiligung“ des Landesjugendreferates. Am 20. Oktober 1997 fand die erste Zukunftswerkstätte des Vorarlberger Jugendbeteiligungsmodells „Misch dich ein“ statt. In weiterer Folge beteiligte sich das Landesjugendreferat stark an einer Überarbeitung des Jugendgesetzes. Das Ergebnis: das neue Jugendgesetz enthält mit § 6 einen ei-

genen Abschnitt über die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Im Mai 2004 wurde „invo – service für kinder- und jugendbeteiligung“ eingerichtet. Der Auftrag hierzu kam vom Jugendreferat. Eine der Aufgaben von „invo“ ist, Gemeinden in ihren Bemühungen um Jugendbeteiligung mit Fachwissen und finanziellen Mitteln zu unterstützen.

Es wirkt Das Jugendreferat vermag mit seiner Arbeit klare Impulse zu setzen. Dies wird am Beispiel der Offenen Jugendarbeit deutlich. 1999 konstatierte man einen Mangel an Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit auf örtlicher und regionaler Ebene. Daraufhin rief das Land die Gemeinden zu vermehrten Anstrengungen in diesem Bereich auf. Zu deren Unterstützung verpflichtete sich die Vorarlberger Jugendförderung bis zu 35 % der laufenden Kosten für solche Projekte zu übernehmen. Die Wirkung blieb nicht aus. Bis 2005 war ein attraktives Netzwerk verschiedenster Einrichtungen entstanden. Ohne die Impulse und Förderungen des Landesjugendreferates wäre eine solche „Erfolgsstory“ nicht denkbar gewesen.

Aufgaben en masse Die Aufgaben des nunmehr 30 Jahre bestehenden Landesjugendreferates sind demnach vielfältig. Die finanzielle und ideelle Förderung von Organisationen im außerschulischen Bereich zählt ebenso dazu wie die Durchführung eigener Veranstaltungen, Seminare und Kurse. Zudem gilt es, der Bevölkerung durch die Herausgabe von Jugendschriften und Medienarbeit die gesellschaftliche Bedeutung wie auch Notwendigkeit von Jugendarbeit bewusst zu machen. Die Gemeinden werden in ihrem Bemühen, den Heranwachsenden ein jugendgerechtes Umfeld zu schaffen, unterstützt. Nicht zuletzt ist die Förderung internationaler Jugendverständigung Aufgabe des Jugendreferates. Also eine breite Palette von Aufgaben – in den Händen von Roland Marent, dem ersten und bis dato einzigen Leiter des Landesjugendreferates und seinem Team bestens aufgehoben. Dr. Bernd Vogel Historiker

Die Langversion dieses Artikels ist unter www.jugend-diskurs.at nachzulesen.


aha

Navigation

im Informations-Orbit

15 Jahre aha – Tipps & Infos für junge Leute

Die Welt vor 15 Jahren: Die Möglichkeiten des Einzelnen, sich mit Hilfe der Technik die Welt zu erschließen, waren begrenzt, das Internet weitestgehend unbekannt. Eine Studie zeigte 1990 unter anderem auf, dass sich Vorarlbergs Jugendliche rasche und kompetente Information wünschen. Die Reaktion von Seiten des Landesjugendreferates folgte prompt. Ein Jugendinformationszentrum musste her. Und es kam ...

Eine interessante Mischung Auf Grundlage eines Konzeptes des Institutes für Sozialdienste in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendreferat wurde mit den Vorarbeiten begonnen. Die Bereichseinteilung musste ebenso vorgenommen wie eine geeignete Dokumentationsform hergestellt werden. Nach dem Vergleich mehrerer Modelle entschied man sich für eine in Frankreich seit 20 Jahren praktizierte Methode. Diese Wahl wurde mit einem Kooperationsvertrag mit dem in Mühlhausen/Elsass ansässigen Jugend-

informationszentrum „Sémaphore“ besiegelt. Am 24. 04. 1992 war es schließlich so weit. An diesem Tag öffnete mit dem aha – Tip(p)s & Infos für junge Leute in Dornbirn das erste Jugendinformationszentrum Vorarlbergs seine Pforten. Dessen vorrangige Aufgabe war es, den BesucherInnen einen möglichst niederschwelligen und raschen Zugang zu Information zu ermöglichen. Das Angebot des ahas wurde von dessen Geschäftsführer als „eine Art Mischung aus Bücherei und Fremdenverkehrsverein“ beschrieben. Ein über die Jahre hinweg großes Interesse ist dabei an den Bereichen Arbeit, Schule, Ausland und Ferien festzustellen. Themen wie Ferialjob, Au-pair oder Nachhilfe sind Dauerbrenner. Zudem bemühte sich das aha sogleich um eine enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Bereits im ersten Jahr seines Bestehens kooperierte es mit dem BIFO Dornbirn und dem dortigen Arbeitsamt, dem Berufsinformationszentrum in Bregenz sowie der Jugendberatungsstelle „Mühletor“ des IfS. Von Anfang an gab es eine Kooperation mit dem Babysitterdienst „Frau Holle“ des Vorarlberger Familienverbandes. Die bis zum heutigen Tag monatlich im aha abgehaltene Sprechstunde des Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalts fand erstmals im November 1993 statt.


09 Das aha präsentierte sich bei der Eröffnung als Plattform, die eine umfassende Informationsdienstleistung anbot. Unter dem Motto “Hilfe zur Selbsthilfe“ wurde von den Jugendlichen Eigeninitiative eingefordert. Und diese waren offensichtlich von Anfang an bereit, sich derart einzubringen. Schon im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete das aha 5.519 Anfragen. 2006 waren es dann rund viermal so viele.

Über den Tellerrand hinaus geschaut Der Vernetzung mit lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Einrichtungen wurde sehr früh ein hoher Stellenwert beigemessen. So ist es seit der Gründung des Vereins „jugendinfo. cc – Arge Österreichische Jugendinfos“ in dessen Vorstand aktiv und somit auch für ERYICA (European Youth Information and Counselling Agency) tätig. Überhaupt zeigte es sich über all die Jahre sehr auslandsengagiert. Durch den EU-Beitritt Österreichs 1995 und den wach-

senden Wunsch von Seiten der Jugendlichen nach Auslandserfahrung erfuhr dieses Engagement eine nochmalige Verstärkung. Seit 1997 ist das aha Regionalpartner von eurodesk Österreich. Ebenfalls 1997 wurde das aha Vorarlberger Regionalstelle des EU-Programmes „Jugend für Europa/Europäischer Freiwilligendienst“, dem heutigen „Jugend in Aktion“ - ein Programm, das für interkulturelles Lernen, Toleranz und Eigeninitiative steht. Ein Fenster zur Welt stellt auch das Internet dar. Ende 1996 startete das aha mit einer eigenen Website. Im ersten Halbjahr ihres Bestehens hatte diese durchschnittlich 600 Zugriffe pro Monat zu verzeichnen. 2006 waren es rund neunzigmal so viele. Ab 1998 standen den BesucherInnen des ahas mehrere Computer zur kostenlosen Benützung zur Verfügung. Der freie Zugang zum Internet erwies sich sogleich als ein großer Anziehungspunkt für die jugendlichen BesucherInnen.

Kein Einzelkind mehr Nur wenige Monate nach der Eröffnung des ahas in Dornbirn trat offen zu Tage, dass die Einrichtung zum überwiegenden Teil von Jugendlichen aus dem Rheintal genutzt wurde. Daran sollte sich in den folgenden Jahren nichts Grundlegendes ändern. Um den großen regionalen Unterschied etwas auszugleichen, setzte man auf Hilfsmittel wie Infostand, -skulptur und -karussell. Das Problem der regionalen Differenz blieb aber bestehen. Am 17. Dezember 1999 eröffnete ein aha im Liechtensteinischen Schaan, am 18. November 2000 ein solches in Ravensburg. Mit beiden hatte das aha Vorarlberg zuvor einen Franchising-Vertrag abgeschlossen. Letztlich entschloss man sich auch in Vorarlberg einen „größeren Wurf“ zu wagen. Am 14. Jänner 2000 öffnete das aha in Bregenz seine Pforten. Für das südliche Vorarlberg brachte diese Expansion allerdings keine Verbesserung. Es blieb weitestgehend aha-freie Zone. Diese Lücke wurde am

aha

Hilfe zur Selbsthilfe

16. September 2005 mit der Eröffnung des aha Bludenz geschlossen. Die Regionalisierung - mehrere MitarbeiterInnen an verschiedenen Standorten brachte es mit sich, dass sich das aha - beim Thema Qualitätssicherung ohnedies Vorreiter unter den Jugendinformationszentren Österreichs nochmals in verstärktem Maße mit Qualitätskriterien sowie Informations- und Wissensmanagement auseinander setzte.

Navigation im Informations-Orbit Das aha hat sich in den 15 Jahren seines Bestehens stark verändert. Die Aufgaben sind andere geworden. Statt wie früher als „Informationsdrehscheibe“ versteht es sich nun als „Navigator“


Wer das Neue nicht denkt, kann es auch nicht gestalten.

durch die Informationswelt. Im August/September 2007 modernisierte man im aha Dornbirn nach 15 Jahren den Informationsbereich. Ziel war, den BesucherInnen damit jenen Raum und die Zeit zu bieten, die sie zum Stöbern, Suchen und Finden von - auch eventuell gar nicht gesuchten, aber dennoch interessanten - Informationen benötigen. Zudem lockt nun erstmals eine Freihandaufstellung, mit welcher die Eigeninitiative der Jugendlichen weiter angeregt werden soll. Die klaren räumlichen Strukturen sowie die Möglichkeit verschiedene Informationsquellen in Anspruch nehmen zu können (Internet, Drucksorten, Gespräch mit anderen Jugendlichen und aha-MitarbeiterInnen) sollen dabei unterstützend wirken. Heute präsentiert sich das aha als soziales Dienstleistungsunternehmen, unter dessen Dach unterschiedliche Angebote im Jugendbereich realisiert werden. Neben den Jugendinformationsstellen in Dornbirn, Bregenz und Bludenz betreibt das aha die Regionalstelle des EU-Programms „Jugend in Aktion“ und von „eurodesk“. Die 360 – Vorarlberger Jugendkarte erweitert seit 2001 das Angebot des aha. Seit 2004 ist invo - service für kinder- und jugendbeteiligung dem aha als eigener Bereich angegliedert. Bei seiner Eröffnung zählte das aha drei MitarbeiterInnen. Heute weist das gesamte aha einen MitarbeiterInnen-Stand von 23 Personen auf.

Einige Chancen, die das aha in nächster Zeit fordern werden: Das Internet hat zu einer Beschleunigung in der Informationsbeschaffung geführt, das vorhandene Überangebot an Information erleichtert aber nicht die Bewertung derselben. Es gilt einerseits, überprüfbare Kriterien zu erstellen, Information kompetent vorzuselektieren und auf individuelle Bedürfnisse zuzuschneiden. Andererseits muss der Umgang mit Information vermittelt und damit die Informations- und Medienkompetenz der jungen Menschen gestärkt werden. Für viele Jugendliche hat ein persönliches Gespräch und der regionale Bezugsrahmen einen hohen Stellenwert, gleichzeitig kommen Information und Erfahrungen aus erster Hand immer mehr Bedeutung zu. Interaktive Web-Anwendungen sind eine Möglichkeit, Jugendliche verstärkt in die Tätigkeitsbereiche der Jugendinformation einzubinden. Das aha sieht seine Aufgabe in der Ermöglichung dieses Austausches nicht nur zwischen Jugendlichen, sondern auch zwischen Jugendlichen, Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Der Mehrwert von nonformaler und informeller Bildung - also Kompetenzen, die sich Menschen außerhalb des formalen Bildungssystems aneignen - wird von EntscheidungsträgerInnen verstärkt gesehen. Eine Herausforderung für viele Einrichtungen stellt nach wir vor die Vergleichbarkeit und Sichtbarmachung dieser erworbenen Kompetenzen dar, um das Interesse der Wirtschaft und damit möglicher ArbeitgeberInnen zu wecken. Hier sollte gemeinsam nach einfachen und nutzbaren Lösungen gesucht werden. Aus dem täglichen Kontakt mit jungen Menschen, ihren Fragen und ihrem Feedback, können wir einerseits feststellen, welche unserer Angebote optimiert werden müssen, andererseits können Trends und Bedürfnisse identifiziert werden, auf die wir als Jugendinfo, wie auch KooperationspartnerInnen, Politik und Verwaltung reagieren können. Last but not least - vor 15 Jahren hat das aha bereits auf Kooperationen gesetzt. Auch in Zukunft möchten wir die Vorteile, die den Jugendlichen durch die Vernetzung mit anderen Einrichtungen inner- und außerhalb Vorarlbergs entstehen, noch weiter ausbauen.

Dr. Bernd Vogel

Monika Paterno

Historiker

Geschäftsführerin aha – Tipps & Infos für junge Leute

bifo

aha

Chancen und Herausforderungen der Jugendinformation


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Die Buntheit der Jugendarbeit in Vorarlberg findet auch im Amt der Vorarlberger Landesregierung seinen Platz – seit Jahren dafür zuständig: Roland Marent.

koje

Der Mann

hinter den Kulissen

Der Blick zurück: 30 Jahre als Beamter für die Jugendarbeit in Vorarlberg zuständig. Welchen persönlichen Bezug hatten Sie 1977 zum Thema „Jugendarbeit“? Der persönliche Bezug zur Arbeit mit Jugendlichen bestand in meiner Tätigkeit als Name: Roland Marent Pfadfinder-Führer. Die ChanAlter: 60 Jahre ce, die Kenntnisse aus meiner Lieblingsessen: Mediterranes Allerlei ehrenamtlichen FreizeitgeLieblingsbuch: „Nachtzug nach staltung in eine hauptamtliLissabon“ von Pascal Mercier che Anstellung einbringen zu Mein Berufswunsch als Kind können, war großartig und war: Liftboy Das ist mir wichtig: persönlich, gleichzeitig eine ziemliche authentisch und klar zu sein Herausforderung. Wichtig Das nervt mich: lange Reden war für mich, mir eine ganzmit wenig Inhalt Ein perfekter Tag bedeutet heitliche und professionelle für mich: ein erfüllter Tag Sichtweise der Jugendarbeit anzueignen. Der Blick in die Gegenwart: Worauf sind Sie ganz persönlich stolz in Hinsicht auf die Jugendarbeit im Ländle?

Ich freue mich, mit dazu beigetragen zu haben, dass sich die Qualität in der außerschulischen Jugendarbeit in unserem Land sehen lassen kann. Im Zuge meiner Tätigkeit wurde die Jugendarbeit zunehmend ein wichtiger Faktor im Land und in den Gemeinden und hat heute einen hohen Stellenwert. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass es eine solche Fülle von hervorragenden Menschen im Ländle gibt, die so tolle (Jugend-)Arbeit leisten und somit die Qualität und Quantität in Vorarlberg prägen. Der Blick in die Zukunft: Wenn Sie sich die Jugendarbeit im Jahre 2037 vor Augen führen, was wünschen Sie sich? Nun, ich glaube im Jahr 2037 liege ich bereits unter der Erde und ich werde mich erst mal freischaufeln müssen, um überhaupt etwas sehen zu können ;-) Tatsächlich wünsche ich mir, dass der jetzt erworbene Qualitätsstandard im Sinne der Jugendlichen und nicht im Sinne der Erwachsenen weiterentwickelt worden ist und dass Jugendarbeit nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Und vor allem wünsche ich mir, dass Jugendbeteiligung selbstverständlich ist und nicht mehr in Frage gestellt wird. Jugendbeteiligung als Prinzip und Haltung und nicht nur als Methode von Erwachsenen, das wäre ein schönes Ziel. Das Gespräch führte Sabine Liebentritt.


Diskurs stellt Fragen zur Diskussion

Jugendpolitik 1977 – Jugendpolitik 2007. Statements von zwei Verantwortlichen von damals bzw. von heute. Hier ist auch Ihr Standpunkt gefragt: Welche Position und Haltung haben Sie in Bezug auf diese Fragen? Teilen Sie Diskurs Ihre persönliche Sichtweise mit unter redaktion@jugend-diskurs.at

Dr.in Greti Schmid

1. Was ist die rechtliche Grundlage für die jugendpolitisch Verantwortlichen im Jahre 2007? bzw. Warum, worauf und womit reagierten die jugendpolitisch Verantwortlichen im Jahre 1977? 1. Einen nach wie vor geeigneten Rahmen – auch im Jahre

Landesrätin

2007 – für die jugendpolitisch Verantwortlichen, egal ob auf Landes- oder Gemeindeebene, stellt der immer noch aktuelle Zielparagraph des Jugendgesetzes dar: Die Förderung und der Schutz der Jugend nach diesem Gesetz sollen dazu beitragen, dass a)Kinder und Jugendliche sich gesund entwickeln können und zwar körperlich, geistig, seelisch, ethisch, religiös und sozial, b)Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung bereit und fähig werden, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und sich solidarisch am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, c) Kinder und Jugendliche vor Gefahren geschützt werden, denen sie nach ihrem Alters- und Entwicklungsstand nicht gewachsen sind und d)die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen verbessert und Benachteiligungen für einzelne Gruppen abgebaut werden. Wenn in einem dieser zuvor erwähnten vier Punkte Defizite oder eine „Schieflage“ erkennbar wird, muss reagiert werden. Meiner Meinung nach muss Jugendpolitik aber vor allem ein „Agieren“ sein und einen Sensor darstellen für die Wünsche, Probleme und Erwartungen junger Menschen in unserem Lande.

Dr. Herbert Keßler

1. Die Jahre nach dem schrecklichen Ende des 2. Weltkrieges, nach der glückhaften Geburt der 2. Republik Österreich, waren durch eine imponierende wirtschaftliche Entwicklung gekennzeichnet. Aber mit diesem materiellen Aufstieg kamen die geistigen und seelischen Probleme, vor allem die der jungen Generation. Es ist eine schmerzliche Erkenntnis für PolitikerInnen, dass mit der Zunahme des materiellen Wohlstandes die seelische, die moralische Kraft der Menschen schwindet. In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde der Zerfall der Familien, der damit verbundene Autoritätsabbau, wurden die Überhandnahme von Gewalt und Sex im öffentlichen Klima zum ernsten Jugendproblem. Wurde nicht der „Geistige Umweltschutz“, leider von vielen abgelehnt oder verkannt, neben dem allseits für selbstverständlich erachteten Schutz der Landschaft, des Wassers und der Luft zum gesellschaftspolitischen Muss? Das JA zum Jugendgesetz des Jahres 1977 war die Antwort!

Landeshauptmann a.D.


13 2. In welcher Form können bzw. konnten junge Menschen direkt auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen?

3. Spannungsfeld Jugendschutz und Jugendförderung: Wovor soll die Jugend 2007 geschützt werden? In welchen Bereichen werden Jugendliche 2007 gefördert? bzw. Wovor sollte die Jugend 1977 geschützt werden? In welchen Bereichen wurden Jugendliche 1977 gefördert?

2. Die Formen der Beteiligung für junge Menschen, direkt auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, sind in unserem Lande erfreulicherweise sehr vielfältig. Durch die gesetzliche Verankerung der Kinder- und Jugendbeteiligung im Jugendgesetz des Landes wurde die Grundlage einer breiten Beteiligungsmöglichkeit auf Landes- und vor allem auf Gemeindeebene geschaffen. Wie wichtig dem Land diese Beteiligung junger Menschen ist, kommt schon durch die Errichtung einer eigenen Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung – invo – zum Ausdruck. Die Beteiligungsfelder junger Menschen reichen von Mitbestimmungsformen im Schulbereich bis hin zur Gestaltung ihres Freizeitbereiches. Neben dem Land und den Gemeinden sind auch in zunehmendem Maße öffentliche Einrichtungen – wie z.B. die Schulbehörden – Partner in Sachen Jugendbeteiligung.

3. Aktuell für 2007 im Bereich des Jugendschutzes zu erwäh-

2. Eine wichtige Einrichtung für die Einbindung der jungen Generation in politische Entscheidungen ist der im Gesetz verankerte Jugendbeirat als beratendes Instrument der Landesregierung. In ihm sind alle in der außerschulischen Erziehung oder Freizeitgestaltung der Jugend tätigen Organisationen vertreten. Sie können Stellung nehmen zu Gesetzesentwürfen und grundsätzlichen Fragen der Jugendförderung. Die/ Der Vorsitzende und ihre/sein StellvertreterIn sind von den Jugendlichen selbst gewählte Beiratsmitglieder. Über den Jugendbeirat kann Vorarlbergs Jugend auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen.

3. Es war das Ziel der für die Vorarlberger Jugendpolitik Ver-

nen ist sicherlich die Auseinandersetzung mit den sehr brisanten Themen Alkohol und Gewalt. Die Bereiche der Jugendförderung in unserem Lande sind sehr mannigfaltig. Wir möchten junge Menschen vor allem in jenem Umfeld fördern und unterstützen, in dem sie ihre verschiedenen Freizeitaktivitäten machen bzw. gestalten wollen. Die Förderung wird vor allem über die Organisationen, Träger und Einrichtungen der verbandlichen und offenen Jugendarbeit gewährt. Aber auch einzelne Jugendaktivitäten und Personen werden gefördert. Eine wichtige Schaltstelle der Jugendförderung stellt dabei der Jugendbeirat des Landes dar, der immer wieder durch eigene Impulse aufzeigt, in welchen Bereichen der Jugendförderung Schwerpunkte gesetzt werden sollen. Eine weitere wichtige Anlaufstelle für die Jugendförderung neben dem Jugendreferat des Landes stellen auch die in drei Städten präsenten Jugendinformationszentren aha – Tipps & Infos für junge Leute dar. Die offene Jugendarbeit wird durch die Servicestelle koje (Koordinationsbüro für offene Jugendarbeit und Entwicklung) betreut. Dieses Netz an fachlich hoch qualifizierten Einrichtungen hat dazu geführt, dass unser Bundesland sicherlich zu den führenden Ländern im Bereich der Jugendförderung gezählt werden darf.

antwortlichen, im Rahmen des Jugendgesetzes nicht nur die geistige, charakterliche und körperliche, sondern ganz bewusst auch die seelische, sittliche, religiöse und soziale Entwicklung des jungen Menschen zu fördern. Die Jugendförderung hatte zwar Vorrang vor dem Jugendschutz, beides aber den gleichen Richtpunkt. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion wollte im Zuge der Gesetzesberatung nur die Begriffe der körperlichen, geistigen und charakterlichen Entwicklung im Jugendgesetz verankern. Es gab dazu sehr engagierte Diskussionen. Es wurde der grundsätzliche Unterschied in den Wertevorstellungen der ÖVP-Fraktion und der sozialdemokratischen Fraktion im Landtag augenscheinlich. Die Wertevorstellungen der Landtagsmehrheit fanden schließlich Eingang in das Gesetz. Finanziell gefördert wurden im Jahr 1977 zahlreiche Jugendorganisationen, Schüler- und Lehrlingsheime, Jugendherbergen, Jugendzentren, Jugendwarteräume und viele Sportstätten.


George Kivernitis / youthphotos.eu

Tagebuch einer Pubertät, unvollständig

subjektiv fiktive Erinnerungen

Vorvorgestern (ab 1960)

Vorgestern (ab 1969)

Ich war klein und ein riesiger Kastanienbaum stand in unserem Garten. Nicht jeder hatte ein Auto und Kondome hießen noch Blausiegel, aber ich war dafür sowieso zu jung und liebte meine Mutter. Da denkt man an Letzteres nicht. Samstagnachmittag hieß Gruppenstunde bei den Wölflingen. Der Schulweg war lang, erlebnisreich und wir gingen zu Fuß. Es zählte Schnelligkeit oder die „Faust“. Es war die Zeit, in welcher man rennen und lachen gleichzeitig können musste. Für die, die es nicht konnten – Scheiße – setzte es Ohrfeigen. Die taten doppelt weh, weil es niemanden interessierte, dass man sie bekam. Die Regeln waren klar. Von wem die Ordnung ausging auch. Uns blieben die Winkel und Ecken, die unbeaufsichtigt waren.

Es war die Zeit, in der Flint starb. Ich war zu jung und so zogen sie das Begräbnis alleine durch. Jahre später in kleinen Seitengassen meiner Stadt sah man das Graffiti „Flint lebt“. Es gab welche, die kannten sich aus mit Blausiegel. Wenn sie erzählten, standen wir alle um sie herum. Wir wurden aufgeklärt und dennoch war es die Zeit, wo Heimweh auf einem Pfadfinderlager Einsamkeit bedeutete. Aufklärung: Der Herr Pfarrer, ein Schallplattenspieler und die schwarze Schallplatte, die erzählte uns alles. Fragen durften wir nicht, lachen schon, also lachten wir. Wir organisierten Partys, die am Nachmittag stattfanden, weil wir um sechs zu Hause sein mussten. Fast alle Schüler der dritten und vierten Klasse waren dabei. Nach einigen Partys hatte jeder einen Freund/in oder so ähnlich. Wenn Erwachsene mit uns redeten, wussten wir, wir hatten nichts zu sagen, hörten zu oder taten so.


15 Angesprochen und gebraucht werden, wichtig sein, eine kleine Bedeutung spielen war das Kredo dieser Zeit. Zur Mitarbeit aufgefordert, landete ich in der Basisgruppe vom „Graf Hugo“, wurde von Pädak-Studenten ernst genommen, man traute mir Verantwortung zu. Sich gemeinsam zu organisieren – und sei es nur gegen einen ewig gestrigen Bundespräsidentschaftskandidaten – dabei gegen dickbauchige Polizisten, Auge in Auge anstehen. Solche Aktionen förderten unsere Identität. Wir suchten die Auseinandersetzung und fanden sie auch in Person von Roland Marent (Jugendreferat). Er musste sich damals sehr allein gefühlt haben, zwischen den Ansprüchen der Politik

und unseren Wünschen und Forderungen. Die Jungschar befand sich in langsamer Auflösung, die Pfadfinder interessierten nicht mehr so, Vereine verloren an Attraktivität – sich selbst zu gestalten und dies mit Gleichaltrigen wurde zum Ziel. Die Jugendzentren entwickelten sich zur Alternative zum elterlichen Wohnzimmer, eine Tatsache, die von den Eltern nicht sonderlich geschätzt wurde. Erwachsene interessierten sich für uns, aber es gelang ihnen nicht, sich auf uns einzulassen. Wir reagierten darauf mit Widerstand und neuen Ideen, die nicht wirklich gut ankamen. Punks, Rocker, Mods, Alkohol- und Drogenexperimente, alles 10 Jahre verspätet, prägten das Bild von „Jung sein in Vorarlberg“. Die Institutionen reagierten darauf. Sie versuchten, mit den betroffenen Jugendlichen in Kontakt zu treten – zu erfahren, was sie wollten, stand im Mittelpunkt. Die Methoden waren vielfältig, die Ergebnisse ebenso. Roland Marent war nicht mehr alleine, sondern mittendrin. machwerk

Gestern (ab 1973)

George Kivernitis / youthphotos.eu

Heute (ab 1997) Auf Jugendliche zugehen, sie einzubinden, sie zu begleiten, ihnen Informationen zur Verfügung zu stellen, sie zu beraten ist zu einem Selbstverständnis im Angebot unseres Landes geworden. Viele Fachkräfte und Laien bringen sich verstärkt und engagiert in diese Arbeit ein. Heute noch koordiniert Roland Marent. Die Jugendlichen haben nach wie vor ihre Skepsis uns Erwachsenen gegenüber. Sie ist ähnlich, wie die Skepsis derer,

die seiner Zeit Flint begraben haben. Erwachsene sind verständnisvoller und ratloser geworden. Jugendliche wollen immer noch (zum Glück) ernst und wahrgenommen werden. Mit kreativen Strategien versuchen wir sie einzubinden. Sie wünschen sich einen konstruktiven, massiven, auseinandersetzenden Kontakt. „Reden bis (Herz-) Blut kommt…“ mag heißen, sie möchten nicht nur unseren Kontakt, sondern sie möchten ihn auch erleben.

Morgen (liegt in der Zukunft) Morgen werden wir alt sein und es immer mehr mit Jüngeren zu tun haben. DSA Arno Dalpra Psychotherapeut, Supervisor, Gewaltberater®, Leiter IfS – Mühletor

Hinweis: Allgemeine männliche Bezeichnungen im Text inkludieren die weibliche Form.


GESTERN Von der Emanzipation zur Partizipation Anfang der Siebzigerjahre erlebte ich den Landesjugendbeirat als Alibigremium der Politik. Die darin vertretenen Verbände waren kalkulierbare Günstlinge der Landesväter. Jedenfalls waren sie viel besser einschätzbar als die unangepassten Organisatoren des vom Land verbotenen Flint-Festivals und als Klaus Schöch und ich, die als Proponenten des Feldkircher Jugendhauses Graf Hugo um Subvention ansuchten. Für uns hatte der zuständige Landesbeamte nur ein Lächeln und ein Merian-Heftchen als Erinnerungsgeschenk. – Doch Jugendhäuser ließen sich nicht dauerhaft verhindern. Im Gegenteil, Verhinderungsideologie war Dünger. Die Gemeinden waren offener, mit Ausnahme Dornbirn. Hier war zwar die älteste Initiative, aber es dauerte am längsten bis zur Gründung eines Jugendhauses. Dafür gab es den Spielboden. Der Paradigmenwechsel beim Land ging zwar nicht rasend schnell vonstatten. Aber im neu gegründeten Jugendreferat hatte man mit Roland Marent endlich einen Gesprächspartner, der auch auf politischer Ebene Akzeptanz schaffte. Konzepte und Richtlinien brachten schließlich einigermaßen Sicherheit für die heute selbstverständliche offene Jugendarbeit. Vor 30 Jahren hieß das Leitwort „Emanzipation“, heute „Partizipation“. Aktuell sucht die Politik nach Rezepten, die Jugend stärker zu beteiligen. – So ändern sich die Zeiten. Ulrich Herburger Prof.(FH), Dipl.-Päd., MA Mitbegründer Jugendhaus Graf Hugo, Feldkirch

Kommentare


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HEUTE Chancen Heute überrennen sich Medien mit Information darüber, wie gefährdet die Jugend ist, wie viel getan werden müsste, um Jugendliche politisch zu interessieren, um sie zu verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen zu lassen. Die Frage ist aber, ob unser System die Übernahme von Verantwortung von Jugendlichen zulässt. Wie sieht es aus mit den Chancen zur Mitgestaltung der Zukunft? Wie sieht es aus mit der „objektiven“ politischen Bildung, die Jugendlichen in der Schule und über Medien in Vorarlberg zuteil wird? Wie sieht es aus mit der gewaltfreien Kommunikation von Erwachsenen, sowohl im familiären, schulischen wie auch politischen Umfeld, um der Jugend ein Vorbild zu sein? Zwar bieten viele innovative Projekte Möglichkeiten für Jugendliche, sich mit den oben genannten Themenfeldern auseinander zu setzten, aber politische Mitgestaltung und Mitgestaltung am System ist das noch lange nicht. Die Möglichkeiten Demokratie zu lernen, Fehler machen zu können (aus Fehlern wird man klug) und Freiräume selbst zu gestalten, wird durch Mangel an Einbeziehung der Querschnittsmaterie Jugend in Sozial- und Raumplanungskonzepten immer rarer.

MORGEN Jugendarbeit zwischen Second Life und Erlebnispädagogik Im Moment kann man sich kaum vorstellen, dass die technologische Entwicklung weiter so rasant fortschreiten kann wie in den letzten Jahren. Irgendwann und irgendwo muss doch auch auf diesem Sektor Schluss sein!? „Back to basic“, „back to the roots“ schreit es aus verschiedenen Ecken der Gesellschaft. Doch so einfach ist es gar nicht, sich dem Medienjungel zu entziehen. Gerade junge Menschen tun sich leicht und interessieren sich sehr für diese Industrie und deren neuesten Errungenschaften. Eine Generation, die mit dem Second Life Hype, Lan-Parties & Co aufwächst, wird sich eher schwer tun, plötzlich „back to the roots“ zu leben. Viele Jugendliche haben in ihrem jungen Leben oft nur wenige Berührungspunkte mit Lebensräumen wie Wald und Gewässer. Viele kennen gefühlvolles und ehrliches Zusammenleben nur aus den Medien und tun sich überhaupt schwer, sich fernab von Computer, Handy oder i-pod zu beschäftigen, ohne sich zu langweilen. Die Jugendarbeit kann an dieser Entwicklung nicht vorbeischauen. Gerade Personen, die mit Jugendlichen arbeiten, müssen auf dem neusten Stand der Technik sein, um einen Zugang zu den Jungen zu haben.

Ein Blick der Erwachsenen auf das Potential und auf den Ideenreichtum der Jugend würde dem Blick von den Defiziten weg auf neue Chancen im Erwachsenwerden lenken und somit der Jugend Mut machen, in existenziell unsicheren Zeiten neue Wege zu gehen.

Doch glaube ich, dass in der Zukunft viel Erlebnispädagogik in allen möglichen Variationen gefragt sein wird. Damit die Jugendlichen neben diesem ganzen „Second Life“ nicht völlig abstumpfen, sondern Möglichkeiten haben, sich zu spüren, sich zu reiben und so ehrliche Auseinandersetzung und Zusammenleben mit ihrem realen Gegenüber erfahren.

Alexandra Kargl

Nicole Manser, 23 Jahre,

Sozialarbeiterin, ehemalige Geschäfts-

3 Jahre Jugendkoordinatorin im Bregenzerwald,

führung Mädchenzentrum Amazone

derzeit Studentin


Aleksandra Nikolova / youthphotos.eu

jung sein ... ... in Voralberg – damals und heute.

Julia, 17 Jahre: Die Freizeitmöglichkeiten in Vorarlberg werden immer besser, besonders die Jugendräume sind sehr wichtig für die heutige Jugend. Das Mitreden hat sich um vieles verbessert, ist aber immer noch nicht perfekt. Ich finde, dass man Jugendlichen viel zu wenig zuhört und ihre Wünsche und Anliegen nicht immer ernst nimmt. Im Gegensatz zu anderen

Ländern haben wir hier viel mehr Glück mit dem Erwachsen werden. Denn nicht alle Jugendlichen können ihren Berufswunsch erlernen, geschweige denn haben die Chance, sich ein Studium zu finanzieren.

Lena, 60 Jahre: Wir mussten in unserer Jugend viel mehr machen als zum Beispiel meine Enkelkinder heute. Wir mussten im Haushalt mithelfen und auch

wenn sonst irgendeine Arbeit anstand, hatten wir keine Ausrede, um nicht helfen zu müssen. Allerdings bin ich der Meinung, dass Jugendliche heute viel selbstbewusster sind und auch mehr Freude am Leben haben. Das ist ein Zeichen, dass es ihnen gut geht, und immerhin sollte es ja allen in Vorarlberg gut gehen.


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Patrik, 15 Jahre: Es gibt zwar ein großes Angebot in Vorarlberg, doch sind die guten erst ab 16 und aufwärts. Ich finde, daher sollte es mehr Clubs und coole Bars schon ab 15 geben. Deshalb ist die Freizeitgestaltung auch nicht gerade gut. Veranstaltungen für Jüngere sind schon ab 12 Jahren, das ist für uns 15-Jährige uninteressant. Es ist schwer, hier in Vorarlberg mitreden zu können, denn für Jugendliche ist es nicht

einfach, die eigene Meinung zu vertreten, wenn man nicht so angehört wird wie die Erwachsenen. Aber dafür haben wir viel mehr Chancen auf einen guten Arbeitsplatz und wachsen in einer sichereren Umgebung auf, als viele andere.

Karin, 34 Jahre: In den letzten Jahren sind Freizeitangebote um vieles mehr geworden. Vor allem gibt es sie schon in jedem Ort und man muss nicht immer zuerst nach Dornbirn oder Götzis fahren, um an einem Freizeitprogramm teilnehmen zu können. Daher können auch jüngere Kinder alleine Vereine und Veranstaltungen besuchen, ohne dass man sie fahren muss. Das Mitreden bei Jugendlichen ist ein schwieriges Thema – finde ich – weil nicht alle vernünftig genug sind und es nicht so viele Angebote

dafür gibt. Ich finde, dass Jugendliche viele Möglichkeiten haben, an Vereinen und Veranstaltungen teilzunehmen. Somit ist für jede und jeden etwas dabei, das sie/ihn einen Schritt weiterbringen kann und reifer werden lässt.

Maximilian, 16 Jahre: In Vorarlberg jung zu sein ist nicht gerade sehr positiv, wenn du gerne weggehst oder was mit FreundInnen unternimmst. Ohne ein Gefährt, das dich von einem Punkt zum anderen bringt, ist man aufgeschmissen, da einige Busse aufhören, um 20 Uhr zu fahren. Also ist man ziemlich eingeschränkt. Nicht vergessen sollte man die Hausaufgaben; wenn

dich ein Kollege fragt, ob du Lust hast, was zu unternehmen – immerhin kann die Hin- und Rückfahrt einige Zeit in Anspruch nehmen. Viele finden das ok, aber für mich sind die „guten“ Plätze einfach zu weit.


Arnold, 45 Jahre: Es gibt heute viel mehr Möglichkeiten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wegzugehen. Man benötigt nicht mehr so oft ein Moped oder ein Auto. Es gibt viel mehr Veranstaltungen und auch mehr Kinos, mehr Discos und allgemein mehr Unterhaltung für die Jugend. Auch ohne weit fahren zu müssen, kann jede und jeder die Ausbildung genießen, die sie/er gerne hätte. Das Angebot an exklusiven Lehrstellen ist viel höher. Allgemein wird

der Sport heutzutage viel mehr gefördert als früher. Früher hatten wir nicht die technischen Möglichkeiten, die der Jugend heute zur Verfügung stehen. Wenn wir uns treffen wollten, mussten wir meistens mit dem Moped zu unseren Freunden fahren. Internet und Handy kannten wir nicht.

Anna Katharina, 16 Jahre: Ich bin froh, jung zu sein in Vorarlberg. Als ich letzen Sommer durch die öde Landschaft des Burgenlands gefahren bin, dachte ich mir, wie schön wir es doch zu Hause haben. Natürlich besitzen wir kein Ballungszentrum, das wird zugleich der größte Vorteil wie auch Nachteil sein. Ich denke, dass es schön ist, in Vorarlberg aufzuwachsen. Jede und jeder kann sich ihren/seinen eigenen Raum

schaffen. Es ist nicht so, dass man zwischen Beton aufwächst. Meiner Meinung nach wächst man als Kind bzw. Jugendliche/Jugendlicher bewusster in einer ländlichen Gegend auf. Groß zu werden in Vorarlberg hat außerdem den Vorteil, in eine florierende Wirtschaft hinein zu wachsen.

Christof, 43 Jahre: Jugendliche können sich wirklich glücklich schätzen, hier bei uns aufzuwachsen. Bei entsprechendem Engagement gibt es sehr viele Möglichkeiten für Jugendli-

che, ihr Umfeld und ihre Freizeit positiv zu gestalten. Neben verschiedensten Vereinen gibt es auch immer mehr spezielle Einrichtungen – wie Jugendräume oder Jugendhäuser – bei denen die Jugendlichen mitbestimmen und sich auch aktiv einbringen können. Dies alles sind wichtige Erfahrungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.


Alina Roxana Girbea / youthphotos.eu

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Offen für die Jugend und die Offene Jugendarbeit Ein Spiegel der vergangenen zehn Jahre

Wie alles begann Begonnen hat für mich alles mit dem Auftrag zur Durchführung einer Studie „Offene Jugendarbeit in Vorarlberg – Angebotsstrukturen – Nutzungsformen – Wirkung“ (1996 – 1997). Dies war der Auftakt für eine wichtige Dynamik für die Offene Jugendarbeit (OJA) und für mich persönlich – die OJA im Ländle ist zu einem Bestandteil meines Arbeitslebens geworden.

Gestern: Grundlagen und Rahmenbedingungen der Offenen Jugendarbeit Die Situation der Offenen Jugendarbeit am Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts lässt sich mit ein paar Stichworten charakterisieren: Streuung der Jugendtreffs und Jugend-

zentren über das Bundesland, vielfältige Angebote in den Einrichtungen, hohe Akzeptanz bei den jugendlichen BesucherInnen und eine große Diskrepanz zwischen Anforderungen von verschiedensten Seiten und der mangelnden Ressourcenausstattung der OJA. Das Ergebnis dieser Diskrepanz waren zentrale Strukturschwächen in der OJA, wie beispielsweise Zeitbudget, Zielgruppensteuerung, qualitative Standards bezüglich Teamarbeit, Dokumentation, Reflexion und Qualifizierung,


mangelnde Kooperation und Vernetzung mit angrenzenden Angebotsbereichen. Offene Jugendarbeit war dadurch auch kaum Bestandteil im örtlichen, regionalen bzw. landesweiten Jugenddiskurs.

• Entwicklung von örtlichen/regionalen Handlungskonzepten und Leitbildern der Jugendarbeit

Handlungsbedarf wird ernst genommen

Diese Entwicklungen wären ohne den Mut zur wissenschaftlichen Begleitforschung, ohne die gezielte Förderung von Vernetzung und koordinierter Bottom-Up-Entwicklung, ohne die grundsätzliche Bereitschaft zum Dialog und zur Auseinandersetzung mit Fragen der Qualität in der Offenen Jugendarbeit nicht möglich gewesen. Nahezu als Selbstläufer hat sich aus diesen Maßnahmen heraus ein kontinuierlicher Jugenddiskurs entwickelt und etabliert, der aus der Vorarlberger Jugendarbeitsszene nicht mehr weggedacht werden kann (aktuellstes Beispiel: „Diskurs – das Jugendfachmagazin“). Das erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur als angenehmer Nebenef-

Darek Zon | sxc

Das Land Vorarlberg reagiert auf diese Feststellungen und schafft die Rahmenbedingungen für einen Qualitätsentwicklungsprozess. Themenspezifische Arbeitsgruppen erarbeiteten konkrete Maßnahmen. Dies führte zu folgenden Zwischenergebnissen: • Vorarlberger Erklärung zur Jugendarbeit • Bessere Ressourcen für den seit fast 20 Jahren bestehenden Dachverband der Vorarlberger Jugendfreizeiteinrichtungen, um dem Wunsch zahlreicher JugendarbeiterInnen nach einer Service- und Koordinationsstelle gerecht zu werden: Das koje-Büro wird gegründet und die inhaltlichen Angebote bedarfsgerecht weiterentwickelt. • Grundkurs zur fachlichen Förderung von QuereinsteigerInnen in der OJA • Verbesserung der Anstellungsverhältnisse in der OJA und Professionalisierung • Durchführung einer systematischen Evaluation der OJA (2002-2003)

Heute: Ein „Quantensprung“ in der Landschaft der Ländle-Jugendarbeit


23 Wer hätte das damals gedacht?

Dr. Heinz Schoibl

Oliver Mössinger

Helix – Forschung und Beratung, Salzburg

Sozialarbeiter

koje

Abschließend an dieser Stelle: Happy Birthday zu 30 Jahre Jugendhaus Between und 15 Jahre Offene Jugendarbeit Dornbirn.

Als ich in den frühen Achtzigern als junger Teeny die ersten Ausflüge aus dem behüteten Elternhaus hin zur eigenen Identität beging, kreuzte mein experimenteller Weg schnell eine neue spannende Welt. Dazu gehörte auch ein „Beisel“ mit guter Musik und spannenden Aktivitäten – eine Welt, die wie für mich und meine damaligen Freunde geschaffen war. Wir wollten und durften einfach WIR sein. Diese Lokalität gibt es heute noch, und wie zu meiner Zeit, ist das heutige Jugend- und Kulturzentrum von Bludenz, die Villa K., ein lebhafter und beliebter Treffpunkt der Jugend aus der ganzen Region. Die Jugendarbeit in Vorarlberg hat sich seit dieser Zeit verändert und weiterentwickelt. In der Zeit der alten Villa Kunterbunt, in der Zeit der autonomen Jugendhäuser, startete eine Bewegung, die sich im Trend des neuen Zeitalters mit gesellschaftlichen Strukturen, Normen und Werten intensiv auseinandersetze. Der Konflikt zwischen einer bunten ausbrechenden Jugend und dem Establishment war allgegenwärtig. Heute wird der Jugend ihre Individualität zugesprochen, und die Offene Jugendarbeit in Vorarlberg ist ein kompetentes und komplexes „Unternehmen“ geworden. Sie reiht sich anerkannt und ergänzend in das Netzwerk der sozialen Landschaft der Non-Profit-Institutionen im Ländle ein. Vom einfachen Cafebetrieb bis zu aufwändigen Arbeitsprojekten, von Freizeit und Sportprogrammen bis hin zur Lernhilfe und Jugendsozialarbeit, sind Aufsuchende Jugendarbeit, interkulturelle Jugendarbeit, Mädchenarbeit, Jungenarbeit, Förderung der Kreativität, Kunst- und Kulturarbeit nur einige Themen, die den Alltag der JugendarbeiterInnen in der Offenen Jugendarbeit prägen. Und nun noch ein neuer jugendpolitischer Aspekt: Die Senkung des Wahlalters. Die Jugend von heute darf wählen, und somit kann sie aktiv ihren jetzigen und zukünftigen Lebensraum mitgestalten! Auch unter diesem Blickwinkel blicke ich mit Interesse auf weitere 25 Jahre Offene Jugendarbeit in Vorarlberg.

fekt sondern darüber hinaus als wichtige Grundlage für die aktuelle Dynamik. Die reflexive Auseinandersetzung mit Qualität führt zur Verbesserung derselben.

Morgen: Optimistischer Ausblick Die Strategie der kleinen Schritte – ohne dabei das Ziel der systematischen Verbesserung der Grundlagen für die OJA aus den Augen zu verlieren – hat sich ausgezahlt. Schritte hin zu einer lebendigen Szene der OJA sind geschafft; die Perspektiven für die Weiterentwicklung sind ermutigend. Dennoch oder gerade deshalb gilt es weiterhin, ein offenes und diskursives Klima für eine bedarfsadäquate Weiterentwicklung zu ermöglichen und gezielt zu fördern. Vertrauen, Förderung und Unterstützung, wechselseitiger Respekt und – vor allem – die kontinuierliche Abstimmung zwischen Bottom-Up-Unruhe und Top-Down-Absicherung des jeweils Erreichten wird es auch in Zukunft brauchen. Dem bisher Erreichten gilt mein Glückwunsch. Für eine weitere gedeihliche Umsetzung wünsche ich viel Erfolg.


koje

15 Jahre

Kinder- und Jugendanwalt für Voralberg

Notizen zu den Anfängen von Leo Jäger, Kinder- und Jugendanwalt von 1992 bis 2002 Im Zusammenhang mit der Kinderrechtsbewegung – ein markanter Meilenstein war die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention 1989 – entstanden in einer Reihe von Ländern Ombudsstellen für Kinder.

Gesetzliche Grundlage Diesen Beispielen folgend – herausragend dabei der norwegische Kinderombudsmann – wurde kurz vor Verabschiedung

des neuen Jugendwohlfahrtsgesetzes des Bundes die Idee einer Ombudsperson für Kinder und Jugendliche aufgegriffen und eine entsprechende – wenn auch nur wenig aussagekräftige Bestimmung – in das Gesetz aufgenommen. Die Funktion bzw. Stelle wurde „Kinderund Jugendanwalt“ genannt. In den Ausführungsgesetzen der Bundesländer wurde in

der Folge diese Funktion sehr unterschiedlich mit konkreten Regelungen und Kompetenzen ausgestattet.

Der kija Vorarlberg Der Begutachtungsentwurf des Vorarlberger Jugendwohlfahrtsgesetzes 1991 sah keine eigene Stelle und auch sonst wenig Konkretes für diese Funktion der Jugendwohlfahrt vor. In vielen Stel-


haben den Kinder- und Jugendanwalt zu unterstützen, ihm die erforderlichen Auskünfte und Akteneinsicht zu gewähren. Der erste von der Landesregierung im Jänner 1992 bestellte Kinder- und Jugendanwalt, Leo Jäger, begann seine Arbeit am 15.05.1992; am 06.07.1992 wurde das Büro in Feldkirch eröffnet. Der Kinder- und Jugendanwalt wurde von der Bevölkerung rasch in Anspruch genommen.

Die Themen Sehr schnell kristallisierte sich ein Schwerpunktthema heraus: Kinder mit getrennten Eltern (Scheidung, Trennung, Besuchsprobleme, gemeinsame Obsorge), wobei vor allem Väter den Kontakt mit dem kija suchten. Weitere Themen: Gewalt an Kindern, Sexuelle Ausbeutung, Konflikte mit den Eltern, Kinder- und Jugendbeteiligung, Migrantenkinder.

chilidesign.at

lungnahmen zum Gesetzesentwurf wurde die Forderung nach einer eigenen, von der Verwaltung unabhängigen Stelle gefordert, die neben der Einzelfallarbeit sich auch allgemein mit den Problemen und Anliegen der Kinder und Jugendlichen befassen sollte. Die Regierungsvorlage für den Landtag sah schließlich einen weisungsfreien Kinder- und Jugendanwalt mit Sitz in Feldkirch vor, der alle fünf Jahre neu zu bestellen ist. Als Aufgaben wurden im Wesentlichen bestimmt: • Beratung von Kindern, Jugendlichen, Eltern • Vermittlung bei Konflikten zwischen Kindern und Eltern • Vermittlung bei Auseinandersetzungen zwischen den Betroffenen einerseits und Jugendwohlfahrtseinrichtungen andererseits • Beratung der Landesregierung in Jugendwohlfahrtsfragen Die Einrichtungen und Behörden der Jugendwohlfahrt

Toms Erviks / youthphotos.eu

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Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven Michael Rauch, Kinder- und Jugendanwalt seit 2002 Der diffuse gesetzliche Rahmen hat auch nach 15 Jahren Bestand. Obwohl eine Vielzahl von Aktivitäten inhaltlich unbestritten ist, fehlt nach wie vor eine konkrete gesetzliche Grundlage dafür. Die bevorstehende Novellierung der Jugendwohlfahrtsgesetze des Bundes und Vorarlbergs werden diesen Mangel hoffentlich beseitigen. Neben den von meinem Vorgänger genannten Schwerpunkten sind die Themen Kinder- und Jugendschutz, Freiräume für Kinder und Jugendliche sowie Schulfragen zu nennen. Unbestritten ist jedenfalls, dass auf Basis des UN-Übereinkommens über die Rechte des Kindes (BGBl. 7/1993) folgende Grundsätze auch in Zukunft Gültigkeit haben werden: • Eintreten für die vorrangige Berücksichtigung des Kindeswohls in allen Lebensbereichen (mittlerweile auch in der Vlbg. Landesverfassung verankert) • Unterstützung von Minderjährigen zur Durchsetzung ihrer Rechte und Interessen • Vermittlung zwischen Minderjährigen und Erwachsenen, bzw. zwischen Minderjährigen oder deren Familien und Institutionen, Behörden u.a. bei Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten • Verbesserung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche Die Hilfe und Unterstützung im Einzelfall sowie die Bearbeitung verschiedener Themen – sei es im Bereich der Jugendwohlfahrt, Schule, bei der Gesetzgebung oder sonstiger für Kinder und Jugendliche relevanter Bereiche – wird in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen vorgenommen werden, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Leo Jäger und Michael Rauch


Sybille Kalas_Alpenvereinsjugend

Verbandliche Jugendarbeit

Ein attraktives Angebot! Viele gesellschaftliche Veränderungen hatten Auswirkungen auf die klassische Jugendverbandsarbeit. Wie war es damals ... und heute? Ist das Angebot noch attraktiv genug? Was zeichnet verbandliche Jugendarbeit aus? Diesen Fragen ist eine kompetente Gesprächsrunde1 nachgegangen. Alle zeichnet aus, dass sie in unterschiedlichen Zeiträumen wertvolle Erfahrungen gemacht und deren Entwicklung wesentlich mitgeprägt haben.

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Siehe Factbox

Was zeichnet die verbandliche Jugendarbeit besonders aus? Ohne Leistungsdruck können eigene Ideen in die Tat umgesetzt werden. Durch gemeinsame Erlebnisse können „Freundschaften fürs Leben“ geschlossen werden. Man kann das Erlebnis durchaus mit der Grundidee der Gymnaestrada vergleichen: Fröhliche Menschen und eine positive Grundstimmung. Das menschliche Bedürfnis, Spaß zu haben und etwas umsetzen zu können. Die Vermittlung von Werten, wie z.B. Verantwortung, Verbindlichkeit und der Frei-

raum für Eigeninitiativen prägen die Arbeit wesentlich. Das persönliche Lernen heißt heute Selbst- und Sozialkompetenz.

Erreichen die Jugendorganisationen die Jugendlichen noch? In der Erreichbarkeit werden regionale Unterschiede festgestellt. In ländlichen Strukturen hat die verbandliche Jugendarbeit nach wie vor großen Zulauf, teilweise gibt es sogar Wartelisten. Im städtischen Bereich finden Jugendliche oft vielfältige anderweitige Möglichkeiten zum Engagement.


Welche Themen waren im Mittelpunkt und welche sind es heute? Die Jugendorganisationen gaben sich vor 30 Jahren deklariert unpolitisch, was im Innenverhältnis nicht so ganz stimmte. Sie sind heute deklariert politisch, aber nur in dem Sinne, dass sie politische Themen besetzen, wie Menschenrechte oder Umweltschutz. 1977 wurde aus dem bevormundenden Jugendschutzgesetz dank zahlreicher kritischer Stellungnahmen (zit. Erwin Krämer, dem Gründer der Sozialakademie: „Dieser Gesetzesentwurf ist von Angst diktiert und Angst ist ein schlechter Erzieher“) ein Jugendförderungsgesetz. Die Auszahlung der Förderbeiträge erfolgt nicht mehr ausschließlich auf „Willkür“ der Landesregierung, sondern basiert auf einem gemeinsamen Vorschlag der Jugendorganisationen selbst. Ebenso war der Landesjugendbeirat früher eher ein Übungsfeld für politisch Ambitionierte. Der Landesjugendbeirat hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit Jugendarbeitslosigkeit, ehrenamtlichem Engagement und Öffentlichkeitsarbeit auseinandergesetzt. Jugendbeteiligung, ein neues Vorarlberger Jugendgesetz unter Mitwirkung von mehr als 600 Jugendlichen, eine neue Geschäftsordnung für den Jugendbeirat sowie Themen wie Sucht, Alkohol, Aids, Gewalt und internationale Kontakte sind prägend für die Zeit der Jahrtausendwende.

Alina Novik 7 youthphotos.eu

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Hoher Stellenwert in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Früher hatte das Thema Kindheit und Jugend trotz anderslautender politischer Parolen einen geringen Stellenwert. Das wird heute anders erlebt: in Werbung, auf öffentlichen Plätzen, in Medien und nicht zuletzt in der Politik. Jugend ist präsent. Der hohe Stellenwert wird aber durchaus auch • Ca. 34.000 Mitglieder sind als widersprüchlich erlebt: in 16 verbandlichen Jugendorganisationen gemeldet. Es gibt Fälle, da bekommen die BewerberInnen die Stelle • Ca. 5.200 Jugendliche pro Jahrgang leben in Vorarlnicht, eben weil sie sich in der berg. Das heißt: Jugendarbeit engagieren. • Bei Berücksichtigung von Wobei überwiegend gilt: JunDoppelmitgliedschaften ist ge Menschen, die sich engajede/jeder vierte Jugendliche gieren, haben einen großen in Vorarlberg Mitglied. Stellenwert – in allen Berei• Darüberhinaus wäre das chen. Die engagierte Jugend freiwillige Engagement im ist der Entscheidungsträger Sport zu berücksichtigen. für morgen.


Elmar Luger, Jugendabteilung der Stadt Dornbirn

GesprächsteilnehmerInnen: • Hagen Günther, seit 1953 Mitglied der Dornbirner PfadfinderInnen, 1990 – 1998 Stadtrat für Jugend in Dornbirn • Jochum-Müller Sabine, 1992 – 1995 Mitglied im Landesjugendbeirat, 1989 – 2002 Kath. Jugend und Jungschar • Krepl Brigitte, seit 1990 im Landesjugendbeirat für die Vbg. PfadfinderInnen, seit 2003 Vorsitzende Landesjugendbeirat • Schedel Julius, seit 1963 Pfadfinder, 1977 – 1987 Mitglied im Landesjugendbeirat • Willi Carmen, 1994 – 2002 ehrenamtliches Engagement Kath. Jugend und Jungschar, 1998 – 2002 Vorsitzende • Luger Elmar, 1995 – 2001 Vorsitzender Landesjugendbeirat Kath. Jugend und Jungschar

koje

Eine der wesentlichen Veränderungen war die Öffnung hin zu einer „offenen“ Jugendarbeit. In vielen Regionen Vorarlbergs dürfen die Mitglieder zu Recht als „Gründerväter und –mütter“ der offenen Jugendarbeit bezeichnet werden. Was mit der Gründung des Jugendhauses Graf Hugo in Feldkirch begonnen hat, hat sich mit den Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. So gibt es erfreulicherweise ein wachsendes Selbstverständnis für gemeinsame Kooperationen. Als Beispiele sind gemeinsame Projekte im Landesjugendbeirat, aber auch in der Öffentlichkeit – wie der gemeinsame Auftritt in der Jungen Halle während der Dornbirner Frühjahrsmesse – erwähnenswert.

Anna Silda / youthphotos.eu

Öffnung hin zu einer „offenen“ Jugendarbeit


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Jugend in Vorarlberg – Adressen

Landesjugendreferat Amt der Vorarlberger Landesregierung Jugend- und Familienreferat Römerstraße 15 T: 05574/511-24115 E: roland.marent@vorarlberg.at www.vorarlberg.at Kontakt: Roland Marent

Jugendorganisationen Aktion kritischer SchülerInnen (aks) Viehmarktstraße 3, 6850 Dornbirn E: vorarlberg@aks.at, vorarlberg.aks.at Kontakt: Landesvorsitzende: Stefanie Kremmel (T: 0650/2300089), Landessekretärin: Sophie Fitz (T: 0650/8552991) Alpenvereinsjugend-Vorarlberg Wichnergasse 18, 6800 Feldkirch T: 05522/81566 E: jugend.vorarlberg@alpenverein.at www.alpenverein.at Kontakt: Mathis Milli Feuerwehrjugend Vorarlberg Florianistraße 1, 6800 Feldkirch T: 05522/3510 E: office@lfv-vorarlberg.at www.lfv-vorarlberg.at

GrünAlternative Jugend Bergstraße 6, 6900 Bregenz T: 05574/47488 E: vorarlberg@gruene.at www.vorarlberg.gruene.at Kontakt: Mario Lechner

Marianische Studentenkongregation Mehrerauerstraße 66, Kloster Mehrerau, 6903 Bregenz T: 05574/71461 E: prior.markus.stark@mehrerau.at Kontakt: P.Prior Markus Stark OCist

Junge ÖVP Vorarlberg Römerstraße 12, 6900 Bregenz T: 05574/4907-13 E: jvp.vorarlberg@volkspartei.at www.jvp-vorarlberg.at Kontakt: Thomas Winsauer

Naturfreundejugend Anton Schneiderstraße 19, 6900 Bregenz T: 05574/45781 E: vorarlberg@naturfreunde.at www.naturfreunde.at

Katholische Jugend und Jungschar Unterer Kirchweg 2, 6850 Dornbirn T: 05522/3485-7130 E: kj-und-jungschar@kath-kirche-vorarlberg.at www.kathfish.at Kontakt: Carina Gerstgrasser

ÖGJ – Gewerkschaftsjugend Vorarlberg Widnau 2, 6800 Feldkirch T: 05522/3553-22 E: barbara.marte@oegb.at www.oegj.at Kontakt: Barbara Marte

Kolpingjugend Jahngasse 20, 6850 Dornbirn T: 05572/22869 E: office@dornbirn.kolping.at www.kolpinghaus-dornbirn.at Kontakt: Peter Rosenzopf

Österreichisches Jugendrotkreuz Industriepark Runa, Beim Gräble 10, 6800 Feldkirch T: 05522/77000-9013 E: jrk@jugendrotkreuz.at www.jugendrotkreuz.at Kontakt: Martin Lienert

Landjugend – Jungbauernschaft Vorarlberg Montfortstraße 9, 6900 Bregenz T: 05574/400-130 E: landjugend@lk-vgb.at www.landjugend.at Kontakt: Florian Vinzenz

Ring Freiheitliche Jugend Römerstraße 2/3, 6900 Bregenz, T: 05574/46445-0 E: rfj.vorarlberg@fpoe.at www.rfj.at Kontakt: Nicole Hosp


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Sozialistische Jugend Mutterstraße 65a, 6800 Feldkirch, T: 05522/84172 E: sj-vlbg@jugendkaempft.com www.jugendkaempft.com Kontakt: Lukas Riepler Schülerunion Wichnergasse 6, 6800 Feldkirch T: 0676/88875800 E: vosu@vosu.at, www.vosu.at Kontakt: Rubina Insam, Daniel Mauche Vorarlberger Blasmusikverband Bahnhofstraße 6, 6800 Feldkirch T: 05522/72266 E: josef.eberle@inode.at, office@vbv-blasmusik.at www.vbv-blasmusik.at Kontakt: Josef Eberle

Offene Jugendarbeit Bregenzerwald Impulszentrum 1135, 6863 Egg T: 05512/26000-12 E: office@ojb.at, www.ojb.at Kontakt: Janine Bereuter Offene Jugendarbeit Lebensraum Vorderland Jugendbüro: Hummelbergstraße 25, 6832 Röthis Kontakt: Petra ScheffknechtZangerle (T: 0664/1402663) E: jugend@vorderlandhus.at www.vorderlandhus.at Postadresse: Vorderlandhus, Rautenastraße 44, 6832 Röthis T: 05522/41661

Information und Beratung Vorarlberger Mittelschüler Cartellverband (VMCV) Gardis 10, 6833 Klaus T: 05523/54103 E: lvv@vmcv.at, www.vmcv.at Kontakt: Paul Christa Vorarlberger Pfadfinder und Pfadfinderinnen Postfach 222, 6850 Dornbirn T: 05572/306-3301 E: office@pfadis-vorarlberg.com www.pfadis-vorarlberg.com Kontakt: Charly Bonetti, Karin Rusch

Offene Jugendarbeit koje - Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung (Dachverband für Offene Jugendarbeit) Broßwaldengasse 16, 6900 Bregenz T: 0 5574/45 838 E: office@koje.at, www.koje.at Kontakt: Sabine Liebentritt Eine Übersicht der Jugentreffs und Jugendzentren finden Sie unter www.koje.at

aha – Tipps & Infos für junge Leute Poststraße 1, 6850 Dornbirn, T: 05572/52212 E: aha@aha.or.at Belruptstraße 1, 6900 Bregenz T: 05574/52212 E: aha.bregenz@aha.or.at Wichnerstraße 2, 6700 Bludenz T: 05552/33033 E: aha.bludenz@aha.or.at, www.aha.or.at IfS-Jugendberatung Mühletor Hauptstelle Jugendberatungsstelle Mühletor Schillerstraße 18, 6800 Feldkirch T: 05522/76729 E: ifs.muehletor@ifs.at Außenstellen Jugendberatungsstelle Mühletor/ Streetwork Bahnhofstraße 19, 6700 Bludenz T: 05552/30723 E: streetwork.bludenz@ifs.at

Jugendberatungsstelle Mühletor/ Streetwork Weiherstraße 10b, 6900 Bregenz, T: 05574/45478 E: streetwork.bregenz@ifs.at invo – service für kinder und jugendbeteiligung Poststraße 1, 6850 Dornbirn T: 05572/52212-23 E: martina.eisendle@invo.at www.invo.at Kontakt: Martina Eisendle Jugendtelefon T: 142 E: office@ts-vorarlberg.at www.142online.at JungendInitiativ Montfortstraße 88, 6840 Götzis T: 05523/56120 E: jugendinitiativ@kath-kirche-vorarlberg.at Kontakt: Heino Mangeng Kinder- und Jugendanwalt Schießstätte 12, 6800 Feldkirch T: 05522/84900 E: kija@vorarlberg.at, www.kija.at Kontakt: Michael Rauch 360 – Vorarlberger Jugendkarte Poststraße 1, 6850 Dornbirn T: 05572/52212 E: office@360card.at, www.360card.at

Weitere Adressen unter www.vorarlberg.at


Watch

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Jugendzeitung „Watch“ Die Gründung 1994 wurde die Jugendzeitung „Watch“ durch die Stadt Hohenems gegründet. Das neue Medium sollte über die Jugendarbeit informieren. Die Redaktion schrieb „brave“ Texte über Konzepte und Aktionen der Stadt. Ein Werbegrafiker gestaltete eine Jugendzeitung, die keine war.

Der Neustart Bald löste sich die alte Redaktion auf. Projekt einstellen

oder die Verantwortung für einen Neustart tragen? Wir nutzten die Chance. Mit einem 15-köpfigen neuen Team setzten wir unsere Vorstellungen komplett eigenständig um. Die Stadt ersparte sich die Honorare für die Grafik, und wir sammelten Erfahrung in der Zeitungsproduktion. Wir expandierten und sprachen junge LeserInnen in der gesamten Kummenbergregion an.

Das Sprachrohr Wir fühlten uns als Sprachrohr der Jugend, gleichzeitig aber auch als VermittlerInnen zwischen Alt und Jung. Neben Themen wie Arbeitslosigkeit, Rauchen oder sexueller Missbrauch berichteten wir vor allem über Dinge, die uns nervten. Wir forderten Treffpunkte, neue Sportplätze und vor allem mehr Verständnis für junge Leute. Heute würden wir Lobbying dazu sagen. Nach einer erfolgreichen Unterschriftenaktion wurde ein Skater-Funpark in Hohenems realisiert.

Die Unabhängigkeit In einem Bericht über Jugendszenen/Skinheads wurde in einem Satz auf die Sympathien Einzelner in Richtung Jörg Haider eingegangen. Der damalige Bürgermeister war der Meinung, dass „derartige Sachen nicht in eine Jugendzeitschrift gehören“. Herbert Amann’s Zensur erinnerte uns daran, dass die Stadt immer noch Medieninhaber „unserer“ Zeitung war. Wir zogen die Konsequenzen und gründeten einen Verein. Wir hatten mehr Arbeit, aber wir waren stolz darauf. Mit der Zeit

(Studium, Beruf) beendeten jedoch auch die AktivstInnen das Kapitel „Jugendzeitung“. Nach fünf Jahren war für „Watch“ die Zeit abgelaufen.

Das Sprungbrett Dennoch: Aus dem jungen Team von damals wurden Erwachsene, die ihre gesammelten Erfahrungen heute beruflich nutzen. Beatrix arbeitet als Antenne-Nachrichtenredakteurin, Bettina berichtet als ORF-Korrespondentin aus London, Volker gestaltet Werbegrafik und Claudia schreibt für ein Szenemagazin. „Watch“ war also eine gute Gelegenheit zum Lernen! Mag.(FH) Johannes Rinderer Der ehemalige „Watch“-Chefredakteur arbeitet heute als selbstständiger Kommunikationsgestalter und Projektleiter von „REFLECT AND ACT!“


Ausgabe 04 Oktober 2007

DVR 0662321

Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt

Sollten Sie keine Zusendung des Jugend-Fachmagazins Diskurs wünschen, melden Sie sich bitte unter abo@jugend-diskurs.at oder im aha unter 05572/52212.

Im nächsten Diskurs...

… lesen Sie Meinungen und Ansichten zum Thema Jugendkulturen: zwischen Jugendkultur und Kultur für Jugendliche – zwischen Engagement und Konsum – zwischen Authentizität und Originalität – zwischen Emanzipation und Adaption.

Auf den Punkt gebracht.


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