Themenschwerpunkt „Bildungschancen, Berufschancen, Lebenschancen“ – Betrachtungen aus verschiedenen Blickwinkeln
Autorinnen / Autoren Mag.a Alexandra Abbrederis selbständige PR-Beraterin, derzeit Projektleiterin für das EQUAL Projekt „job.plan“ (gender pay gap) für das Mädchenzentrum Amazone Seite 06-09
Dieter Koschek freiberuflicher Projektberater Seite 22-23
Mag. August Gächter Soziologe, Forscher, Berater und Lehrbeauftragter Seite 19
Fritz Mattweber Landeschulinspektor für Pflichtschulen Seite 04-05
Impressum Medieninhaber, Herausgeber: koje - Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung, Bregenz und ”aha” - Tipps und Infos für Junge Leute, Dornbirn | Redaktionsleitung: Sabine Liebentritt Redaktionsteam: Barbara Marte, Margit Diem, Roland Marent redaktion@jugend-diskurs.at | Lektorat: Margit Diem, Veronika Drexel Gestaltung & Illustrationen: chilidesign.at | Druck: Hugo Mayer GmbH, Dornbirn | Finanzierung: Land Vorarlberg - Jugend Diskurs kostenlos bestellen: abo@jugend-diskurs.at
Im Diskurs haben Menschen als AutorInnen Gelegenheit, ihre Interpretationen von Zahlen und Fakten sowie persönliche Meinungen und Haltungen als redaktionellen Beitrag darzustellen.
Die ersten Worte Schule – Vorbereitung aufs Berufsleben
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There is no future - No future for me No future for you
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jung sein ...
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Interviews mit jungen Menschen
„Verständnis, Geduld und Unterstützung ... ... ein Gebot der Stunde“
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Inhalt Ein Dialog / ein Märchen
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Diskurs stellt Fragen zur Diskussion
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Statements von Anton Strini und Dr. Günter Funke
„Jugend und Arbeit“
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„Lernen in meiner Freizeit. Nein danke! ... oder doch?“
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Berufsorientierung fördert die Persönlichkeitsbildung
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Wer hat an der Uhr gedreht?
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im Gespräch mit einem Sozialwissenschaftler
Eine Übung zum Thema Berufsorientierung
Neue Arbeit – neue Kultur
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Aus der Jugendarbeit
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Was bedeutet die Idee von Frithjof Bergmann für die aktuelle Situation von Jugendlichen
Know-How-Transfer, Ferienjobs 2007, Jugendprojektwettbewerb, „Berührpunkt“ – Multimediale Ausstellung, Landesjugendsingen 2007
Jugendzeitungen stellen sich vor J.FK – Junges Feldkirch
Unter dem Schlagwor t „Chancen“ beleuchten wir in dieser Ausgabe von Diskurs die Situation von Jugendlichen in Hinsicht auf Bildung und Beruf. Mit dem Wort „Chancen“ geht auch das Wort „Risiken“ einher. Vielen Risiken sind die Jugendlichen auf ihrem Weg in das Berufs- und Arbeitsleben ausgesetzt. Chancen-Diskussionen und No-Future-Prophezeiungen richten den Fokus zwar auf die Rahmenbedingungen, fordern den jungen Menschen aber gleichzeitig zu Höchstleistungen heraus: gute Schulbildung, vielfältige Soft-Skills, lebenslanges Lernen, den Ansprüchen der Wirtschaft gerecht werden, rechtzeitig die richtigen Entscheidungen treffen – all diese Erwartungen begleiten die Jugendlichen oder stehen ihnen im Weg und bringen sie mitunter auch zum Stolpern. In dieser Ausgabe lesen Sie Meinungen und Interpretationen von verschiedenen Menschen zu einem Thema, das nicht nur PolitikerInnen Kopfzerbrechen bereitet. Wie sehen Erwachsene und Jugendliche die Situation? Lesen Sie selbst. Sabine Liebentritt, Margit Diem,
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Roland Marent und Barbara Marte als Redaktionsteam
Carpe Diem Sprachreisen
Schule – Vorbereitung aufs Berufsleben Die persönliche Bilanz eines Landesschulinspektors „Bildung erhöht Lebenschancen, Bildung erhöht Berufschancen“ – solche und ähnliche Schlagzeilen hören und sehen wir fast täglich in verschiedenen Medien. Schlüsselqualifikationen sind gefragt, Kompetenzen müssen in der Schule vermittelt werden. Die Schule ist konfrontiert mit Aussagen wie: „Die Kinder/Jugendlichen können nicht mehr lesen, schreiben, rechnen.“ Die „Schule“ muss für alles herhalten, sei es die
Vermittlung der Kulturtechniken, der Sozialkompetenzen, die gesunde Jause, die tägliche sportliche Betätigung usw. Nun stellt sich einerseits die Frage: „Was brauchen Kinder wirklich als Rüstzeug und Grundlage für ein Leben in unserer Gesellschaft, in unserer Berufs- und Lebenswelt?“ Andererseits müssen wir uns die Frage stellen: „Was kann die Schule, was können/müssen die Lehrer/innen dazu beitragen, dass unsere Kinder, unsere Jugendlichen mit einem sicheren Schritt ins Berufs- und Erwachsenenleben eintreten können?“
Übergang Schule – Beruf Die Vorbereitung auf das zukünftige Berufsleben beginnt bezogen auf den Pflichtschulbereich mit dem Eintritt in die Schule und schließt mit dem Übertritt in eine weiterführende
05 Schule bzw. in eine Berufsausbildung / in einen Beruf oder in ein Arbeitsverhältnis ab. Das bedeutet aber nicht, dass der Prozess der Orientierung in der Arbeits-, Berufs- und Lebenswelt abgeschlossen ist.
Berufsorientierung als Prozess
• Die Kulturtechniken sind so zu vermitteln, dass die Freude am Lernen erhalten bleibt. Schule positiv wahrnehmen! • Durch die Individualisierung des Unterrichts wird das Selbstwertgefühl gestärkt. • Kinder müssen ihre Neigungen, Interessen, Begabungen, Eignungen, Wünsche, Fähigkeiten, Stärken, Schwächen usw. erfahren und erkennen können. • Die Eltern sollen aktiv, ehrlich und seriös in die schulische Arbeit einbezogen werden, um ihre Mitverantwortung zu festigen. Klare Vereinbarungen sind dabei sehr wertvoll.
Eurocentres
Anhand einiger Leitsätze möchte ich den Auftrag der Schule im Sinne eines Prozesses der Berufsorientierung aus meiner persönlichen Sicht darlegen:
• Auch Kinder im Volksschulalter dürfen mit der Realität des Lebens in der Berufs- und Arbeitswelt konfrontiert werden. • Berufsorientierung hängt eng mit persönlichen Beziehungen, mit Kommunikation, mit gegenseitiger Unterstützung zusammen. • Jugendliche dürfen die Pflichtschule nur dann verlassen, wenn sie einen Schulplatz, eine Arbeits- bzw. Lehrstelle oder einen fixen Platz in einer Institution (Jugend am Werk, Überbetriebliche Ausbildungszentren,...) haben.
Name: Fritz Mattweber Alter: 58 Jahre Beruf: Landesschulinspektor für Pflichtschulen in Vorarlberg Berufliche Erfahrungen: 24 Jahre Polytechnische Schule Bregenz, davon 10 Jahre als Direktor tätig Ausbildung: Matura, Pädagogische Akademie, Hochschullehrgang Politische Bildung, diverse weitere Fortbildungen: Management, Evaluation usw.
• Für Jugendliche am unteren Bildungsrand brauchen wir ein Unterstützungssystem.
Die persönliche Bilanz Ich kann ehrlich sagen, dass an unseren Schulen intensive und wohldurchdachte Unterrichts- und Erziehungsarbeit geleistet wird. Meine Ausführungen sollen deutlich machen, dass wir Jugendliche aus der Pflichtschule entlassen wollen, die persönlich gefestigt und mit klaren Vorstellungen ausgerüstet sind. Eine Grundlage ist natürlich das sichere Beherrschen und Anwenden der Kulturtechniken. Fritz Mattweber
Kontakt: Landesschulrat für Vorarlberg Fritz Mattweber Bahnhofstraße 12 6900 Bregenz T: 05574/4960-310 E: fritz.mattweber@lsr-vbg.gv.at
There is no future No future for you No future for me ”aha”
– Sex Pistols
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Im Februar dieses Jahres geisterte Erleichterung durch Politik- wie auch Medienlandschaft: Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist gesunken und Österreich konnte mit dem drittbesten Platz punkten! Das lässt fast vergessen, dass sich im Zeitraum von 2000 bis 2005 die Zahl der Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt2 hatte. Da relativieren sich Schlagzeilen wie „10 Prozent niedriger im Jahresvergleich“ zu weiterhin 15,8 Prozent im europaweiten Durchschnitt. In absoluten Zahlen bedeutet das für Österreich: 44.955 Jugendliche. Für Vorarlberg Ende Januar 2007: 1.861 junge Menschen ohne Job. 284 gemeldete Lehrstellensuchende standen 54 gemeldeten offenen Lehrstellen in Vorarlberg gegenüber.3 Nicht gerechnet werden die 22.711 österreichweit sich in in Schulung befindlichen Jugendlichen und diejenigen, die sich aus Scham, Resignation oder Unwissenheit nicht beim AMS melden. Diese Zahlen bestätigen die individuelle Befindlichkeit – ängstlich, pessimistisch, gestresst bezeichnen Mädchen und Burschen in Mitteleuropa ihr Lebensgefühl. Keinen oder keinen adäquaten Arbeitsplatz zu finden ist eine der größten Ängste von Jugendlichen – nicht nur in Österreich.
chilidesign.at
Im Dezember 2006 zählte die EU nach Eurostat-Berechnung 4.500.000 arbeitslose Jugendliche1. Jugendliche, das heißt per Definitionem junge Menschen, die sich gerade zwischen ihrem 15. und 25. Lebensjahr befinden, dem Zeitraum, in dem es wesentlich um Zukunftsgestaltung geht.
Die wortlose Generation Zahlen, die jeden und jede, die sich mit dem Thema Jugend und Arbeit beschäftigen, zuerst einmal wortlos machen müssen. Die Medien waren da schneller, haben sich dieser sprachlosen Generation angenommen und nennen sie die „prekäre Generation“4. Die Demonstrationen in Paris im März 2006 waren ein kurzer Aufschrei einer Generation, die sonst grundsätzlich still hält. Unverstanden von Erwachsenen, die aus Zeiten der „Generation X“, „Generation Golf“ oder „no future“ kommen und den neuen Entwicklungen ebenfalls nur mit Ratlosigkeit gegenüberstehen. War „no future“ vor 30 Jahren ein Aufschrei gegen das Establishment, den man sich leisten konnte, so ist der Protest nun einer tatsächlichen Perspektivenlosigkeit gewichen.
Veränderte Arbeitswelt – veraltete Weltsicht Die alten Modelle haben ausgedient. Eine Elterngeneration, die tatsächlich eine (kurze) Periode von Wohlstand erlebt hat und deren Politik von Vollbeschäftigung träumt(e), ist wenig hilfreich in einer Zeit von fehlenden Lehrstellen und mangelhaften Ausbildungssystemen. Die Aussichten auf geringfügige und befristete Arbeitsverhältnisse sowie wachsende Scheinselbständigkeit trotz abschlossenen Studiums sind da auch nicht prickelnd. Die Globalisierung verändert die Arbeitswelt dramatisch, der Staat ist mehr oder weniger hilfreich: Frankreich beschließt eine Probezeit von zwei Jahren bei Arbeitnehmenden unter 26 Jahren, die neue österreichische
Wirtschaftskammer Vorarlberg
währenddessen auch hier widersprüchliche Signale: Wir bieten euch keinen festen (Arbeits)platz in der Gesellschaft aber macht so schnell wie möglich Kinder!
Bundesregierung plant eine Lockerung des Kündigungsschutzes für Lehrlinge mit massiven Auswirkungen: das Ausbildungsverhältnis soll in Zukunft mit Ende eines jeden Lehrjahres einseitig gekündigt werden können.5 Von im vergangenen Jahr beschlossenen Beschäftigungsförderungspaket von 285 Millionen Euro fließt ein Viertel in den so genannten „BlumBonus“, der sicher Gutes will, jedoch muss einmal gefragt werden dürfen: Warum muss die Wirtschaft gefördert werden, um für Jugendliche Ausbildungsplätze zu schaffen? Und: funktioniert‘s? Trotz dieses massiven Mitteleinsatzes von 45 Millionen im vergangenen Jahr6 wuchs die Zahl der Lehrstellen um nur 2,6 Prozent.7 Völlig unverständlich bei den Daten in dem am 17. März 2005 von der Kommission vorgelegten Grünbuch8 „Demografischer Wandel“, die zeigen, dass der EU bis 2030 20,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter (6,8 %) fehlen werden. Die „Generation Dauerpraktikum“ erhält
Prekär – prekärer – weiblich Spätestens hier eröffnet sich ein besonderer Gap: der zwischen männlicher und weiblicher Erwerbsrealität. Für Visionen scheint hier erstmal viel Platz - Mädchen und Jungen werden in Zukunft die gleichen Chancen erhalten. Frauen in der Technik werden als Zukunftstrend beworben. Die schulische Qualifikation spricht laut Shell Studie 2006 sowieso für Mädchen und junge Frauen: Mädchen sind heute so gut ausgebildet wie nie zuvor. Nicht nur das – sie haben die Jungen in Sachen Bildung bereits überholt. Und doch schlagen sich der hohe Ausbildungsgrad und die Leistungsbereitschaft der jungen Frauen nicht in ihrem beruflichen Erfolg nieder!9 Neben der überproportionalen Entscheidung für „typische Frauenberufe“ ist es die Rollenverteilung in Beziehung und Familie, die in krassem Gegensatz zur Entwicklung der Mädchen steht. Der so genannte doppelte Lebensentwurf der Verein-
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barkeit von Familie und Beruf kann von Frauen unter den gegebenen Bedingungen nur unter Abstrichen an bezahlter Erwerbsarbeitszeit, am Entgelt und an der Arbeitsqualität in der Erwerbsarbeit durchgesetzt werden. Das Prinzip des „männlichen Alleinverdieners“ soll neueren, moderneren und partnerschaftlichen Modellen Platz ma-
vgl. www.derstandard.at, „Jugendarbeitslosigkeit in Österreich sinkt“, Stand: 05.02.07 vgl. www.arbeiterkammer.com/www-387-IP-29856.html, Stand: 04.11.06 3 vgl. www.ams.at, Stand: 11.02.07 4 vgl. „Die Zeit – Leben: Die prekäre Generation“ www.zeit.de/2006/14/Titel_2fZukunft_14 , Stand: 04.11.2006 5 vgl. „AKtion“ – Die Vorarlberger Monatszeitschrift für Arbeit und Konsumentenschutz, S. 1 f, 02/07 6 vgl. „weekend – das Wochenendmagazin“, 10./11. 02 2007, S. 31 7 vgl. www.derstandard.at/?url=/?id=2749197, Stand: 11.02.07 8 vgl. www.eurag-europe.org/dinf3-2005.htm, Stand: 04.11.06 9 Filter, Cornelia: „Die Gipfelstürmerinnen“, Emma Januar/Februar 2007, S. 59 f 10 vgl. „Vollbeschäftigung soll 2010 erreicht sein“, diestandard.at, Stand: 31.12.2006 11 vgl. www.newwork-newculture.net/index.html, Stand: 12.02.2007 1 2
chen. Das derzeitige österreichische Konzept scheint im Vergleich zu anderen Europäischen Staaten jedoch nicht Erfolg versprechend: Schlechtbezahlte Teilzeitjobs, fehlende finanzielle Vorsorge, schwieriger Wiedereinstieg sind Frauenrealität in Österreich. Ob nun die österreichische Bundesregierung noch von „Vollbeschäftigung im Jahr 2010“ träumt10 oder neue – sicherlich interessante – Konzepte wie beispielsweise das von Frithjof Bergmann11 angedacht werden: inwieweit berücksichtigen sie die (ungerechte) Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit?
Lehrlingscastings made in Hollywood Unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Zahlen lösen Plakatwände mit Aufrufen zum „Lehrlingscasting“ und
„Clearing Tagen“ für junge Menschen eine Gefühlspalette zwischen „Starmania Feeling“ und Verzweiflung aus. Natürlich ist es verständlich, dass Betriebe „die Besten“ wollen – jedoch werden hier Anforderungen gestellt, die vor 20 Jahren das Portfolio einer Person mit akademischen Abschluss schmückten: Gesucht werden „Persönlichkeiten mit dem Wunsch, etwas besonderes Erreichen zu wollen“, nicht etwa für eine Führungsposition sondern für eine Lehrstelle im Einzelhandel. Eltern, Lehrstellensuchende, das Schulsystem und auch die KMUs sind damit schlichtweg überfordert. Und was geschieht mit den Jugendlichen, die aus vielfältigsten Gründen für diesen ersten Arbeitsmarkt nicht „präpariert“ sind? Strukturelle Probleme werden individualisiert – die Menschen werden alleine gelassen. Sie erhalten die Nachricht: „Du bist als Mensch nicht willkommen, du wirst nicht gebraucht“. Warum so über Jugend und Arbeit schreiben? … Manchmal ist Zeit für Visionen und Empowerment, zuvor ist es Zeit für Verständnis und Empathie. Mag.a Alexandra Abbrederis
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jung sein ... Interviews mit jungen Menschen
Was die Buben können, können wir Mädchen auch! Mein technisches Interesse begann schon als ich klein war. Die Mädchen kamen mit Barbiepuppen und Pferden und ich mit ferngesteuerten Autos in die Schule. Die Buben rebellierten: „Das geht nicht – das ist nur für Jungs!“ Allerdings glaube ich, dass es schwer ist, als Mädchen Automechanikerin zu werden, weil Buben einem den Platz wegnehmen. Aber was die Burschen können,
Sicherheit statt Traumberuf Zerspanungstechniker ist zwar nicht mein Traumberuf, aber bei meinem Wunschberuf Bürokaufmann erhielt ich keine Lehrstelle, obwohl ich
können wir auch! Mit meiner Freundin habe ich schon Pläne für eine gemeinsame Firma geschmiedet: Ein kombinierter Friseursalon mit einer Autowerkstatt. Wer das Auto zum Service bringt, kann sich in der Zwischenzeit die Haare schneiden lassen. Angelina – 13 Jahre 3. Klasse Gymnasium
mich bei verschiedenen Firmen beworben habe. Da es der Firma, in der ich arbeite, sehr gut geht, habe ich gute Chancen, dort zu bleiben und in weiterer Folge aufzusteigen – natürlich nur mit der Bereitschaft, mich weiterzubilden. Mein Ziel ist es, als Ausbildner oder dergleichen zu arbeiten. Denis – 15 Jahre, Lehrling
11 Auf der Suche nach dem erstbesten Job Ich wollte nach dem Bundesheer Informatik studieren. Das war irgendwie keine Entscheidung, sondern stand für mich schon immer fest. Mein Traumberuf wäre Spieleprogrammierer, da ich immer schon gerne gezockt habe. Aber wahrscheinlich wird es dazu nicht kommen und ich werde den erstbesten Job annehmen, der mir zusagt. Ob ich nun
als Systemadministrator, Programmierer oder technisches „Mädchen für alles“ anfange, ist ja im Prinzip egal. Verbessern kann man sich ja immer noch ein bisschen. Benjamin – 22 Jahre Informatikstudent Fachhochschule, 4. Semester
Traum: Lehrabschluss Mein Traumjob? Ich habe eigentlich immer Einzelhandelskauffrau werden wollen… Habe viel geschnuppert und mich oft beworben, aber es hat nicht geklappt. Nun bin ich fix für ein Jahr in den Dornbirner Jugendwerkstätten beschäftigt. Dort wird man verschiedenen Abteilungen zugeteilt. Dazu kommen dann die Außendienste – das finde ich sehr interessant, weil man andere Berufe kennen lernt. In zehn Jahren möchte ich den Führerschein und eine Familie haben – das will doch
jedeR! Außerdem würde ich gerne meinen Traum, den Lehrabschluss, verwirklicht haben. Und sonst? Einfach glücklich sein und leben! Cetin – 18 Jahre Beschäftigte der Dornbirner Jugendwerkstätten
Ich möchte einmal unabhängig sein! Schon in frühester Kindheit half ich bei unseren Nachbarn in der Landwirtschaft mit. Mir gefällt am Beruf „Landwirt“ besonders die Arbeit mit den Tieren und das Zusammenspiel mit der Natur. Die Pflege unserer schönen Landschaft und die Beibehaltung der Tradition ist mir wichtig. Wie ich mir meine Zukunft vorstelle? Ich möchte einmal eine kleine Landwirtschaft (fünf bis zehn Kühe und Kleintiere) und ei-
nen kleinen Maschinenpark haben, um so viele Lebensmittel wie möglich für mich selbst zu produzieren und möglichst unabhängig zu sein! Simon Petrus – 15 Jahre Schüler des Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg
... bin auch bereit, mir die Hände schmutzig zu machen! Nach Abschluss der Hauptschule musste ich vier Monate in den Krankenstand gehen. Nachher habe ich mich überall für eine Lehrstelle beworben. Weil ich so lange krank war, will mich aber jetzt keine Firma als Lehrling haben. Klar, mein Zeugnis könnte besser sein. Und in die Schule will ich auch nicht mehr. Ich möchte am liebsten etwas mit den Händen machen. Kaminkehrerin wäre mein Traumberuf. Aber auch sonst etwas mit Handwerk interessiert mich. Ich suche eine eher kleine Firma. Jetzt bin ich bei der Offenen Jugendarbeit
Dornbirn bei Job Ahoi! Hier ist es super, voll interessant! Alle hier sind sehr hilfsbereit. Vielleicht finde ich mit der Hilfe von Job Ahoi! doch noch eine Lehrstelle? Luisa, 16 Jahre Lehrstellensuchende, derzeit bei JOB AHOI! in Dornbirn
Als ein 5er nach dem andern kam, habe ich die Schule abgebrochen Es war immer schon mein Traum, etwas mit Metall zu machen. Papa hat eine Werkstatt im Keller und ich habe immer geholfen. Dein Beruf wird dir als Kind sozusagen schon „eingetrichtert“. Ich habe dann die HTL (Maschinenbau) begonnen. Um mehr Zeit zum Lernen zu haben, habe ich aufgehört, Fußball zu spielen. Aber in einem Fach habe ich mich mit dem Lehrer nicht ganz verstanden und daheim ein bisschen zu wenig getan.
Es dauerte nicht lange, bis ein 5er nach dem anderen kam. Da habe ich beschlossen, die Schule abzubrechen. Jetzt mache ich eine Lehre als Zerspanungstechniker. Ich möchte auf jeden Fall die Berufsmatura nachholen, damit ein Aufstieg doch noch möglich ist. Patrick – 18 Jahre HTL-Schulabbrecher, Lehrling
Als Frau in einem Männerberuf Im Poly gab´s einen Aktionstag „Frauen in Männerberufen“. Das Arbeiten mit Metall hat mir einfach getaugt – ein Beruf, wo man – blöd gesagt – dreckig wird, anpackt und nicht aufpassen muss – und es ist ein schönes Gefühl, wenn man abends dreckig heimkommt. Da weiß man, dass man „g´schaffat hot“. Ich habe mich dann auf die Lehrstelle als Maschinenmechani-
Vom Optiker zum Heilpraktiker Eigentlich bin ich gelernter Optiker, aber irgendwie hat mich das nicht mehr gereizt. Ich wollte schon länger in eine soziale Richtung gehen. Im Herbst möchte ich auf der Kathi-LampertSchule anfangen und die Ausbildung zum Behindertenpädagogen machen. Ein Praktikum bei der Lebenshilfe habe ich schon gemacht – hat eigentlich gut gepasst. Nach der Ausbildung möchte ich dann ein paar Jahre in dem Beruf arbeiten (ewig kann man das ja nicht machen) und dann in fernerer Zukunft möchte ich als Heilpraktiker mit esoterischer Richtung bzw. Kinesiologie tätig sein. Hubert – 25 Jahre Jobbt derzeit als Koch
kerin beworben. Obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich reinkomme, hat´s scheinbar geklappt! Stefanie – 16 Jahre Lehrling
machwerk
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„Verständnis, Geduld und Unterstützung ... ... ein Gebot der Stunde“
Jens Ellensohn
Das Thema „Jugend, Bildung und Beruf“ beschäftigt auch die gewählten Volksvertreter und -vertreterinnen in den Städten und Gemeinden. Diskurs hat stellvertretend einen Bürgermeister dazu befragt. Herr Brändle, wie würden Sie als Bürgermeister der Gemeinde Altach und als Vertreter des Vorarlberger Gemeindeverbands persönlich die aktuelle Situation rund um das Thema „Jugend, Bildungschancen, Berufschancen, Lebenschancen“ skizzieren? Welche Tendenz wird für Sie deutlich? Wir leben in einer offenen Gesellschaft: Vom Anspruch her kann jede und jeder jedes Ziel erreichen – sofern sie oder er die notwendige Ausbildung erworben hat. Das Zauberwort für Erfolg heißt „Bildung“. Für unsere heutigen Jugendlichen bedeutet dies eine noch nie da gewesene Chance aber gleichzeitig auch eine enorme Herausforderung, der nicht alle entsprechend gewachsen sind. Jugendliche, die zum Zeitpunkt des Einstieges in die Berufs-/Bildungswelt nicht „fit“ sind, laufen Gefahr, in die „gesellschaftliche Außenseiterrolle“ abzugleiten. Mit dem Wegfall der „muskelkraftorientierten“ Arbeitsplätze haben junge Menschen mit Sprach- oder Bildungsdefiziten wenig Aussicht auf Beschäftigung. Die daraus folgenden negativen Erfahrungen und Enttäuschungen führen in diesem Alter oft zu
Orientierungslosigkeit und teilweise völliger Abkehr von der gesellschaftlichen Norm. Dabei spielt sich dieser Prozess oft innerhalb weniger Monate nach Abschluss der Pflichtschule ab. Mehr Verständnis, Geduld und/oder Unterstützung von jugendlichen „Spätzündern“ und eine noch bessere Begleitung unserer Kinder während ihres Bildungsweges ist ein Gebot der Stunde. Wo sehen Sie die Verantwortung der Gemeinden in diesem Zusammenhang? Die Gemeinden haben hier die erste Verantwortung und Verpflichtung, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und diesem Trend entgegenzuwirken. Die Idee „Gemeindebeauftragte/r für arbeitssuchende Jugendliche“ – Was steckt dahinter? Welchen Nutzen würde die Umsetzung dieser Idee für die Jugendlichen stiften? Ziel dieser Maßnahme ist es, über die schulische Berufsorientierung hinaus für bildungs-, arbeits- oder lehrstellensuchende Jugendliche eine Anlaufstelle vor Ort – in ihrer Heimatgemeinde – zu schaffen. Damit soll die Lücke zwischen Pflichtschulabgang und AMS-Maßnahme geschlossen werden. Jugendliche, die nach dem Pflichtschulabschluss noch keinen Job haben, sollen über ein „Meldesystem“ gezielt begleitet und nach Bedarf Beratung und Hilfe finden. Vielen Dank für Ihre Antworten.
Gottfried Brändle ist Bürgermeister von Altach
Arbeit für Jugendliche mit Behinderung?
Waltraud Valentin Qualifizierungsprojekt Bludenz Caritas Vorarlberg
Ein Dialog Caritas
Person A: „Keine Chance… Es gibt ja für Andere schon so wenig…“ Person B: „Andere? Heißt „Andere“ „Normale“? Heißt das, erst wenn alle „Normalen“ einen Job haben, kann man auch Jugendlichen mit Behinderung einen zugestehen?“ Person A: „Sei doch realistisch: Wenn die Arbeitsmarktsituation so angespannt ist, wird eben der Besserqualifizierte einen Job bekommen.“ Person B: „Besser qualifiziert? Das kommt doch auf den Job drauf an. Eine Arbeit, die ein Mensch mit Behinderung gut bewältigen kann, sie gewissenhaft macht und noch Freude daran hat, wo ist das Problem? Mag sein, dass er sich mitunter vom so genannten „Normalen“ unterscheidet, weil ihm dieselbe, vielleicht eintönige Arbeit, auch nach Jahren immer noch Spaß macht. Person A: „Glaubst du wirklich? Na ja... du musst aber doch zugeben, dass ein Mensch mit Behinderung länger Zeit braucht, um komplexere Arbeitsabläufe zu beherrschen.“ Person B: „Den Jugendlichen diese Anfangsphase zugestehen um dann zufriedene ArbeitnehmerInnen zu haben, steht sich das nicht dafür?“ Person A: „Ja, aber der Umgang mit ihnen ist auch nicht so einfach. Da muss man schon wissen, wie man das macht.“ Person B: „Das ist nicht meine Erfahrung. Es gilt doch für uns alle: Wenn wir die sein dürfen, die wir sind, mit unseren Stärken, Schwächen und Besonderheiten, dann findet jedeR von uns seine/ ihre Chance… und Begegnungen, die anfangs schwierig erscheinen, werden zu einer wertvollen Erfahrung.“
Die zwei Brüder
koje
Ein Märchen
Ideen, wie das Märchen endet? Sonstige Anmerkungen, Rückmeldungen oder Ergänzungen? Wir freuen uns über Ihren Beitrag in Form eines Leserbriefes. redaktion@jugend-diskurs.at
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In einer Zeit, als die Menschen noch genau wussten „fuul und fliißig“ zu unterscheiden, lebte eine Mutter allein mit ihren Söhnen. Der Jüngste war ein rechtschaffener guter Junge, der bald Arbeit fand und das karge Familieneinkommen aufbesserte. Er buckelte nachts, schwere und eintönige Arbeit, die er meist ohne hörbares Murren ertrug. Der Ältere aber war ein schlimmer Finger, glotzte schon morgens MTV, schmierte sich Pomade in die Haare und träumte von steilen Autos. Die LehrerInnen trieb er mit Faulheit zur Weißglut, bis er frühzeitig von der Schule abging und seine Familie brachte er täglich an den Rand der Geduld. Eines Tages schickte ihn ein eifriger Herr vom Arbeitsamt in ein dreimonatiges Spezialprojekt für junge Menschen. Der Sohn lümmelte gelangweilt im Sessel und hörte den ReferentInnen gähnend zu, fand aber rein nichts, das ihn interessiert hätte. So schloss er die Augen und träumte von seinen frisierten Schlitten, die er einmal besitzen würde. Er hockte die Wochen ab, übte mühsam Bewerbungen zu schreiben oder sich bei Vorstellungsgesprächen gut zu benehmen. Oft schlief er bis mittags, dann wurde ihm Geld abgezogen und er pumpte wieder irgendwo Kohle und die Müdigkeit wuchs genauso wie der Schuldenberg. Die Hoffnungslosigkeit, die ihn manchmal unheimlich überfiel, vertrieb er mit starken Sprüchen, Drinks und lockenden Geldlosen. Alles ist möglich, hatte er gelernt und daran glaubte er noch lange Zeit. Der Winter zog ins Land und er schickte eine Postkarte aus dem Süden, wo ja alles besser sei. Und ist er noch dort, so träumt er wohl weiter?! Tja, auch dort muss man für heiße Schlitten oder einfache Brötchen arbeiten. Nur. Wo? Und Was? Manuela Steger – Märchenerzählerin
Diskurs stellt Fragen zur Diskussion
Ausgewählte Personen geben Statements zu spezifischen Fragestellungen ab
Anton Strini
1. Die Chancen, die wir unseren Jugendlichen bieten, sollten
Landesgeschäftsführer des AMS Vorarlberg
eigentlich eher zum Optimismus Anlass geben. Wir haben in den letzten Jahren durch unsere aktive Arbeitsmarktpolitik für junge Menschen, insbesondere durch das Programm „Jobs for you(th)“ gemeinsam mit der Landesregierung, wesentlich dazu beigetragen, dass der Arbeitsmarkt für Junge nicht hoffnungslos ist. Derzeit haben wir die drittniedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der ganzen EU. Selbstverständlich muss bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund besonders viel und auch besonders differenziert unterstützt werden. Aber das fängt ja schon in der Schule an. Wir setzen auf Qualifizierung gegen „No Future“-Szenarien.
Dietmar Stiplovsek
Hier ist auch Ihr Standpunkt gefragt: Welche Position und Haltung haben Sie bei diesen Fragen? Teilen Sie Diskurs Ihre persönliche Sichtweise mit unter redaktion@jugend-diskurs.at
1. Verunsicherung und Pessimismus in Zusammenhang mit dem Thema „Jugend und Arbeit“: Viele Jugendliche äußern ihre Ängste. Handelt es sich dabei um überspitzte Schwarzmalerei oder ist für die Jugend von heute tatsächlich „alles zu spät“?
Dr. Günter Funke
1. Es ist keine überspitzte Schwarzmalerei. Die Ängste der
Existenzanalytiker aus Berlin*
Jugendlichen sind sehr berechtigt. Ich würde sogar sagen, die Jugend geht damit „moderat“ um. Ich weiß nicht, ob das die Erwachsenen in der Form aushalten würden. Es hat mal jemand gesagt: „Der junge Mensch ohne Hoffnung wird böse und das liegt nicht am jungen Menschen.“ Dass alles zu spät ist, würde ich jedoch nicht sagen. Es besteht immer noch eine berechtigte Hoffnung, aber es liegt NICHT an den Jugendlichen.
Günter Funke
*Das Interview wurde geführt im Rahmen der Veranstaltung „Nie wieder Vollbeschäftigung! Auf dem Weg in eine andere Arbeitsgesellschaft“ am 22.02.2007 in St. Arbogast. Günter Funke referierte zum Thema „Vom Sinn der Arbeit“.
17 2. Die Nachfrage bestimmt den Markt. So ist das auch in der Arbeitswelt. Es gibt also Berufe mit Zukunft – wirtschaftlich betrachtet. Dem gegenüber steht eine Ausbildung nach persönlichen Neigungen, Interessen und Vorlieben. Vielfach gehen diese beiden Aspekte nicht Hand in Hand. Muss der Traumjob in Zukunft Wunschtraum bleiben?
3. Unsere Berufs- und Arbeitswelt ist geprägt von Leistung, Hektik und Stress. Was geschieht in dieser Leistungsgesellschaft mit denen, die auf der Strecke bleiben und versagen? Ist Rückführung auf den ersten Arbeitsmarkt langfristig gesehen wirklich die beste Zielorientierung oder wird dadurch nur eine immer enger werdende Spirale weiter gedreht?
2. Was ist ein „Traumjob“? Da spielen stark gesellschaftliche
3. Dazu gibt es zwei Antworten. Die eine ist, dass wir versu-
Maßstäbe und gewachsene Rollenvorstellungen mit. Wenn wir uns bewusst machen, dass nach wie vor Friseurin, Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau die „beliebtesten“ Lehrberufe bei den Mädchen sind, so stellt sich schon die Frage: entspricht das wirklich den Neigungen und Eignungen der Mädchen oder können sie diese Berufe einfach am besten mit der erlebten Alltagsrealität in Übereinstimmung bringen? Wir vom AMS versuchen immer wieder, den Mädchen und jungen Frauen klar zu machen, dass es eine Riesenauswahl an Berufen gibt, die nicht zuletzt besser bezahlt sind als die altbekannten „Favoriten“. Wir fördern Mädchen in Lehrberufen, in denen der Frauenanteil unter 40% liegt – und das sind über 200!
chen, jene, die auf der Strecke bleiben, den Wiedereinstieg zu erleichtern und zu ermöglichen. Das funktioniert nicht immer. Die andere Antwort wäre, zu sagen, wir brauchen langfristig für eben diese Menschen, die den Anforderungen der modernen Arbeitswelt einfach nicht (mehr) gewachsen sind, einen zweiten, „geschützten“ Arbeitsmarkt. Ideal ist eigentlich eine Mischung dieser beiden Strategien je nach Einzelfall.
2. Der „Traumjob“ war immer ein Wunschtraum würde ich
3. Ich kenne das auch aus der Psychotherapie: Die Frage „Soll
sagen. Jeder Job bietet, wie Viktor E. Frankl sagt, zunächst die Chance, daraus einen Traumjob zu machen und diese muss ich nutzen. Ich warne vor zu spezialisierten Ausbildungen, Schulen oder Studien. Heutige so genannte Zukunftsberufe werden als solche gehandelt und es ist nicht sicher, ob sie es morgen noch sind. Ich plädiere immer dafür, den Mut zu haben, den eigenen Fähigkeiten und Neigungen nach zu gehen. Die werde ich in jedem Job auf die eine oder andere Art einsetzen können. Das gibt die nötige Flexibilität. Wenn ich mich auf einen bestimmten Beruf fixiere, dann kann ich das verpassen.
ich die Leute wieder ‚funktionstüchtig’ machen? Und wenn ja, wie?“ Die Rückführung ist meiner Meinung nach nicht die beste Möglichkeit. Wer einmal krank gemacht ist, verfügt über eine gute Wahrnehmung, wenn etwas zu viel ist. Für mich ist das ein Zeichen für Gesundheit. Sie sind dann für den so genannten ersten Arbeitsmarkt „nicht mehr brauchbar“. Ich bezeichne den ersten Arbeitsmarkt auch als den „Stressmarkt“. Er ist qualitativ nicht der Beste. Dort bleiben die meisten Menschen auf der Strecke. Sie wollen und können aus guten Gründen nicht mehr zurück.
„Jugend und Arbeit“ Im Gespräch mit einem Sozialwissenschaftler
Mag. August Gächter Soziologe - Forscher, Berater und Lehrbeauftragter Bis Ende 2006 Sozialwissenschaftler am Zentrum für Soziale Innovation (www.zsi.at)
Eine Vielzahl der Jugendlichen von heute sind den Anforderungen der heutigen Leistungs- und Arbeitsgesellschaft nicht gewachsen. Wie sehen Sie das Kriterium „erster Arbeitsmarkt“ als Maßstab für den beruflichen Lebensweg? Ein Beruf und das damit verbundene Einkommen ist ein Mittel zu einem Zweck. Der Zweck besteht darin, Ansehen zu erwerben, und zwar genug, um am Beziehungs-
markt eine gewisse Auswahl zu haben. Wenn dieser Zweck anders als über einen Beruf erfüllt werden könnte, dann würden das sicher viele tun. Es scheint aber keine Alternativen zu geben, außer vielleicht totalen Ausstieg. Teenager stehen also vor der großen Herausforderung nicht irgendeinen xbeliebigen Beruf zu wählen, sondern einen möglichst prestigeträchtigen Beruf zu finden, um am zwischenmenschlichen Beziehungsmarkt bestehen zu können. Herr Gächter, Sie forschen zum Thema „Menschen mit Migrationshintergrund, Bildung und Arbeitsmarkt“. Welche Erkenntnisse lassen sich für Jugendliche mit Migrationshintergrund festhalten? Mehr als die Hälfte der Einwanderinnen und Einwanderer der Elterngeneration in Vorarlberg hat höchstens die Pflichtschule abgeschlossen. Lediglich etwas mehr als ein Viertel der Eltern haben eine Lehre oder Fachschule abgeschlossen. Dementsprechend gestaltet sich die berufliche Tätigkeit: Einwanderinnen und Einwanderer sind vielfach in Hilfs- und Anlerntätigkeiten beschäftigt, nur wenige in Facharbeiter- oder mittleren Angestelltentätigkeiten. Aber auch wer höhere Bildung hatte, wurde meist in unqualifizierten Tätigkeiten eingesetzt. Hierarchisch betrachtet gibt es in der Elterngeneration also eine klare Schichtung: Einwanderinnen und Einwanderer unten, „Einheimische“ oben. Für die Jugendlichen kann das so nicht akzeptabel sein. Es hat allerdings in Vorarlberg in den letzten 20 Jahren relativ wenig Einwanderung gegeben. Hilfs- und Anlerntätigkeiten können also nur schwer „nachbesetzt“ werden. Die Jugendlichen sind daher in Gefahr, ganz gleich wie viel Bildung sie erwerben, mittels offener und versteckter Diskriminierung in jene Tätigkeiten gedrängt zu werden, in denen schon ihre Eltern steckten. Vielen Dank für das Gespräch.
STA Travel
Herr Gächter, wenn Sie als Wissenschaftler die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich Jugendliche, Beruf und Arbeitswelt betrachten, welche Rolle spielen Eltern, wenn es um die Frage nach persönlicher und beruflicher Identitätsfindung geht? Kinder werden gerade in Österreich wieder, was die Eltern bereits schon waren. Das gilt beruflich und damit für das Leben. Die „Identität“ kommt aus dem Haushalt. Durch den raschen Strukturwandel der letzten 100 Jahre sind sehr viele „Vorarlberger“ Familien quasi zu „Einwanderern“ im eigenen Land geworden sind. Die Veränderung von kleinbäuerlicher Landwirtschaft hin zu Industrie und Dienstleistungen bedeutet nicht nur eine biographische Umgestaltung sondern auch eine Veränderung für die Weitergabe des Selbstverständnisses der Familie an die nächste Generation. Die eigenen Familienmythen passen nicht mehr zu den Anforderungen des jetzigen Arbeitsmarktes. Neue Geschichten müssen her. Und wenn jemand anfängt, die Geschichte neu zu schreiben, so ist das stets ein sicheres Zeichen, dass die Gegenwart sich radikal gewandelt hat. Sich eine Geschichte zu geben, bedeutet, sich eine Orientierung in der Gegenwart zu geben.
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„Lernen in meiner Freizeit. Nein danke! ... oder doch?“ Bildung im Freizeitbereich
Arbeitslose Jugendliche, SchulabbrecherInnen, veränderte Anforderungen von Seiten der Wirtschaft an die zukünftige Generation von ArbeitnehmerInnen, Mädchen und Technik, Berufsorientierung, lebenslanges Lernen, Schulungsmaßnahmen – das sind nur einige wenige Blitzlichter, um die Facetten einer komplexen politischen und gesellschaftlichen Diskussion zu beleuchten. Nun, welche Verbindung gibt es zu diesem Thema seitens der außerschulischen Jugendarbeit? Arbeit und Beruf sind für Kinder und Jugendliche, die ihre Freizeit im Alpenverein, bei der Landjugend, im Chor, bei den Pfadfindern oder im Jugendhaus (um nur einige zu nennen) verbringen, vielfach noch Zukunftsthemen. Dennoch kann diese Zeit für Jugendliche eine sehr wert(e)volle sein, und ohne es zu wissen, werden so genannte „Softskills“ trainiert,
welche für eine spätere Berufwahl von Vorteil, ja in manchen Fällen sogar prägend sind. Ich denke dabei an die in der Jugendgruppe erworbene Teamfähigkeit: Jedes Unternehmen schätzt sich glücklich, wenn die MitarbeiterInnen keine introvertierten EinzelgängerInnen sind. Das Bewussstsein, dass Teamlösungen und konstruktives Miteinander zum Erfolg führen, bereichert jedes Unternehmen. Jugendliche durchleben eine Zeit, in der sie die persönlichen Fähigkeiten entdecken und sinnvoll zur Erreichung eines Zieles einsetzen können. Ob im Organisatorischen, im Kreativen oder im Sozialen – die verbandliche und Offene Jugendarbeit bietet Jugendlichen einen Rahmen, in welchem sie experimentieren können ohne einem Leistungsdruck zu unterliegen. Dazu kommt noch, dass einige Jugendorganisationen über eine sehr große Lobby verfügen, welche für manche Jugendlichen schon das Sprungbrett in eine beruflich erfolgreiche Zukunft war. Die Jugendarbeit in der verbandlichen und Offenen Jugendarbeit ist also weit mehr als bloße Freizeitbeschäftigung für die Jugendlichen – die Jugendarbeit stellt eine wesentliche Bildungssäule dar. Brigitte Krepl Vorsitzende des Vorarlberger Landesjugendbeirats
bifo
Berufsorientierung
fördert die Persönlichkeitsbildung
1998 wurde der Berufsorientierungsunterricht (BO) als verbindliche Übung in der Hauptschule gesetzlich verankert. Es wurde erkannt, wie wichtig rechtzeitige und fachlich kompetente Berufsinformation für junge Menschen ist.
Kontakt: BIFO – Berufs- und Bildungsinformation Marktstraße 12a 6850 Dornbirn T: 05572/31717 E: bifoinfo@bifo.at www.bifo.at Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 13.30 bis 18 Uhr, Donnerstag von 13.30 bis 19 Uhr Persönliche Beratungsgespräche: Nach Terminvereinbarung Das Bifo ist ein Institut der Wirtschaftskammer und des Landes Vorarlberg.
„Ein Beruf ist nicht nur Beschäftigung und Geldverdienen, idealerweise sollte er den persönlichen Stärken, Neigungen und Fähigkeiten entsprechen“, unterstreicht Claudia Hammerer vom BIFO in Dornbirn. Die verschiedensten Projektangebote und persönliche Beratungen des Vorarlberger Zentrums für Berufs- und Bildungsinformation nahmen letztes Jahr rund 15.337 Ratsuchende in Anspruch. Die Hälfe davon waren Jugendliche. „Jugendliche mit fundierter Berufsinformation wissen eher, was sie wollen und kön-
nen. Es kommt weniger zu Schul- bzw. Lehrabbrüchen“, weiß die Berufsberaterin aus Erfahrung. In der Dornbirner Anlaufstelle helfen die BIFO-Leute den jungen Menschen auch, im mittlerweile nahezu undurchdringlichen Info-Dschungel den Durchblick zu bewahren.
Selbstanalyse Ein hilfreiches Instrumentarium in der Berufs- und Bildungsberatung ist die Potenzialanalyse. Hier wird mit verschiedenen Testverfahren ein ganz persönliches Profil über die individuellen Neigungen und Stärken in Verbindung mit den Persönlichkeitsmerkmalen des/der Einzelnen erstellt. Egal, wie das Ergebnis ausfällt, für die Betroffenen ist eine derartige „Selbstanalyse“ äußerst hilfreich auf dem weiteren Berufs- bzw. Lebensweg. Neu: Jugendliche in der 8. oder 9. Schulstufe fördert die Wirtschaftskammer Vorarlberg mit dem so genannten WKO-Bonus.
Tipps und Infos Das Vorarlberger Zentrum für Berufs- und Bildungsinformation ist für alle Interessierten frei zugänglich. Insgesamt liegen im BIFO Informationen zu rund 1.000 Berufen, 806 Studieneinrichtungen, 141 verschiedenen Fachhochschulen sowie zu zirka 1.300 unterschiedlichen Schulformen auf.
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Wer hat an der Uhr gedreht? Eine Übung zum Thema Berufsorientierung
Mehr Infos zur 24-Stunden-Uhr sowie viele weitere Tools finden Sie unter www.gendernow.at Die „Toolbox Einkommensschere. Methoden für Coaching, Beratung und Training“ mit vielen praktischen Übungen – auch zum Thema Berufsorientierung – ist ab Ende April 2007 erhältlich bei: Femail T: 05522/31002-0 www.femail.at Mädchenzentrum Amazone T: 05574/45801 www.amazone.or.at
Die 24-Stunden-Uhr Ziel dieser Übung ist es, gemeinsam mit den Jugendlichen Visionen zu entwickeln, wie ihr Leben in der Zukunft aussehen könnte. Anhand der Illustration eines zukünftigen Arbeitstages in Form der 24-Stunden-Uhr eröffnen sich verschiedene Themen, wie z.B. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dieses Tool eignet sich für Kids ab elf Jahren und nimmt 45 Minuten in Anspruch.
Und so „tickt“ die Uhr Auf einem Blatt Papier wird eine Uhr (s. unten) aufgezeichnet. Die Jugendlichen versetzen sich in ihr 30. Lebensjahr und zeichnen den Ablauf eines Arbeitstages in den 24-Stunden-Raster ein (Tipp: Als Beispiel nicht den Tagesablauf einer erwachsenen Person zeigen, um die Jugendlichen nicht zu beeinflussen). Nach dieser Einzelarbeit (zehn Minuten) werden die Jugendlichen in geschlechtshomogene Gruppen von vier bis sechs Personen eingeteilt. Die Gruppenaufgabe besteht darin, eine Gruppenuhr zu verfassen. Alle Gemeinsamkeiten der einzelnen Tagesabläufe sollen innerhalb und alle Unterschiede außerhalb der 24-Stunden-Uhr festgehalten werden (15 Minuten). Nachdem jede Gruppe ihre Uhr präsentiert hat, können in der Großgruppe die Mädchen- und die Bubenuhren verglichen und diskutiert werden.
24-Stunden-Uhr – ein Beispiel: Schlafen
Lesen Fernsehen Computer spielen Freundinnen / Freunde treffen Hausaufgaben
Schule und Hin- und Rückweg
nach einer Vorlage von www.gendernow.at
Was gibt es Schöneres, als ganz im Hier und Jetzt zu leben? – Eine wunderbare Fähigkeit, die unsere Lebensphasen der Kindheit und Jugend so beneidenswert intensiv geprägt hat. Spätestens im Alter von 14 Jahren allerdings verpassen die gesellschaftlichen Strukturen diesem uneingeschränkten jugendlichen Luxus eine Zäsur: Es wird von uns verlangt, mindestens einen Blick in die Zukunft zu werfen und mit dem ersten konkreten, eigenverantwortlichen Planen zu beginnen. Eine Herausforderung, die viele Jugendliche nahe an die eigenen Grenzen bringt. Mit dem hier „gebrauchsfertig“ vorgestellten Tool sollte der Brückenschlag in die Zukunft leichter fallen!
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Neue Arbeit – neue Kultur Was bedeutet die Idee von Frithjof Bergmann für die aktuelle Situation von Jugendlichen hinsichtlich Bildung, Berufsorientierung, Jobwahl und Berufswelt? Eine Workstation für Jugendliche – eine Werkstatt für Neue Arbeit, ein Haus mit Werkstätten, Büros, Ausstellungsräumen, Ideen für Neue Arbeit, für Eigenarbeit, mit Kursräumen für Berufsberatung, Berufsorientierung, die die herkömmlichen Wege verlässt und Neue Arbeit für die Jugend Vorarlbergs nutzbar macht. Eine Filmbibliothek, die Filme zeigt, die keine Berufsberatung vorrätig hat: Charlie Chaplins „Die große Maschine“, „Ganz oder gar nicht“ – die Arbeitslosenkomödie aus England, dazu Porträts von KünstlerInnen, MusikerInnen, Persönlichkeiten, AussteigerInnen, von glücklichen Arbeitslosen.
Eine Ausstellung der 1.000 Möglichkeiten, der Koffer der unmöglichen Erfindungen mit dem Mangoentkerner, Blechautos, der Kaffeetütentasche. MitarbeiterInnen forschen an der Zukunft der Arbeit, entwickeln Innovationen, programmieren für einen Fabricator, beraten Jugendliche bei der Frage was sie wirklich wirklich wollen, eine Theaterbühne bringt Bewegung und Spiel... So könnte die Workstation für Neue Arbeit aussehen, zentral in Vorarlberg und mobil im Einsatz in Jugendhäusern und Schulen, mit ausgebildetem Personal und einem breiten ungewöhnlichen Bildungsangebot.
Frithjof’s kritische Fragen Frithjof Bergmann würde bei dieser Workstation sicher genau hinschauen. Welchen Stellenwert hätte die Erwerbsarbeit in diesem Haus? Geht sie in Zeiten der Begrenztheit von bezahlten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen kritisch um mit allen Facetten der Erwerbsarbeit? Wird der Arbeit außerhalb von Erwerbsarbeit genügend Raum und Anerkennung geboten? Wird hoch-technologische Eigenproduktion gefördert, also nicht nur landwirtschaftliche Selbstversorgung, sondern inno-
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Literaturhinweis: Frithjof Bergmann, Neue Arbeit – neue Kultur, Freiamt, 2004
Mit einem solchen Modellprojekt schafft man erst mal noch keine Arbeitsplätze – das ist klar. Doch durch
die Auseinandersetzung mit der Eigenproduktion und dem Hinterfragen der eigenen Perspektiven werden längerfristig Berufsperspektiven für Jugendliche entwickelt. Die Bildungsarbeit in der Workstation ist absolut freiwillig und sucht langsam und bedächtig durch „Fragen“ und „Zuhören“ herauszufinden, was die Jugendlichen denn wirklich wirklich wollen. Nicht die Arbeitsmarktstatistik, nicht die Bedingungen der AMS-Maßnahmen, nicht die Situation im Elternhaus, nicht die Erwartungen der Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen sind wichtig, sondern das, was Jugendliche selber wollen. Diese Suche wird durch ein Angebot von 1.000 Möglichkeiten unterstützt. Diese Idee beinhaltet weitere notwendige Schritte auch in Hinsicht auf Schule und unser Bildungssystem: Unsere Kinder sind zu wichtig, als dass ein Lehrer/eine Lehrerin 30 Kinder unterrichtet. 30 Lehrer bzw. Lehrerinnen für ein Kind, das ist für Bergmann ein geeigneter Schlüssel. Die Schule muss ein Bahnhof sein, der 1.000 Möglichkeiten zum Reisen anbietet. Hier bietet Frithjof Bergmann keine Lösung an, sondern sucht nach einer Bildungsreform, die die Kinder in den Mittelpunkt stellt.
• Als 19-Jähriger Studienjahr in den USA – blieb dort • Tellerwäscher, Preisboxer, Fließband- und Hafenarbeiter • Schrieb Theaterstücke • Lebte fast zwei Jahre lang als absoluter Selbstversorger auf dem Land bei New Hampshire • Begann Philosophiestudium • 1976 bis 1979: Reisen in die ehemaligen Ostblockländer – Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus und die Idee, ein funktionierendes Gegenmodell zu entwickeln: Die Anfänge der Bewegung der Neuen Arbeit. • Seit 1978 Lehrstuhl für Philosophie, später auch für Anthropologie an der University of Michigan. • 1984 mit General Motors das erste Zentrum für Neue Arbeit gegründet • Verfasser zahlreicher Publikationen über ökonomische, politische und kulturelle Themen • Berater von Regierungen, Firmen, Gewerkschaften, Kommunen und vor allem auch von Jugendlichen und Obdachlosen in Fragen der Zukunft, der Arbeit und der Innovationsfreudigkeit (Quelle: www.newwork-newculture.net/bergmann.html, Stand: 06.02.2007)
Und wohin geht die Reise der 1.000 Möglichkeiten? Neue Arbeit führt zu einem höheren Maß an Selbstversorgung und damit zu mehr Zeit und zu weniger „blöder Arbeit“. Damit werden für Bergmann erst die Möglichkeiten freigesetzt, kulturelle Entwicklungen und letztlich eine neue Kultur möglich zu machen. Dieter Koschek
am.puls
Bildungsarbeit führt zu Neuer Kultur
Wer ist Frithjof Bergmann eigentlich? – Stationen eines Lebens
”aha”
vative Produktion von Waren aller Art? Kommen wir mit so einer Arbeit dem Ziel näher, sich von dem Einkommen durch Erwerbsarbeit unabhängiger zu machen? Erfahren Jugendliche Zugänge zu einer Arbeit, die sie wirklich wirklich tun wollen? Wird Kraft und Energie zur Umsetzung eigener Ideen entwickelt und freigesetzt? Wird nicht nur Kultur und Kunst gefördert, sondern alle Bereiche menschlicher Arbeit? Dienen die hervorragenden Arbeiten im Zusammenhang mit Informationstechnologie bzw. Wissenstransfer, die außerhalb von bezahlter Arbeit entstanden sind, wie beispielsweise Linux oder Wikipedia als Vorbild?
Aus der Jugendarbeit Know-How-Transfer Qualifizierung und Kompetenzerweiterung durch Vernetzung und Austausch Die koje bietet als Dachverband für Offene Jugendarbeit interessierten Menschen aus dem gesamten Handlungsfeld der Jugendarbeit drei interessante Arbeitsgruppen als Reflexions-, Austausch- und Qualifizierungsplattform an: Die AG Mädchenarbeit bietet Frauen, die sich mit dem Thema geschlechtssensible Mädchenarbeit sowohl theoretisch als auch praktisch befassen, ein Forum für Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und der eigenen praktischen Erfahrung, Weiterentwicklung von bestehenden Ideen und Konzepten. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Austausch mit anderen Praktikerinnen neue Projekte zu erarbeiten und auch umzusetzen.
Ferienjobs 2007 Viele Jugendliche nutzen die Sommermonate, um neben der Schule oder dem Studium Geld zu verdienen. Jobben in den Ferien kann auch bedeuten, erste Erfahrungen für das spätere Berufsleben zu sammeln. Die „heiße Phase“ für die diesjährige Ferienjobsaison ist bereits in vollem Gange. Um Jugendliche bei ihrer Suche zu unterstützen, hat das ”aha” auch heuer wieder ei-
ne Ferienjobaktion gestartet. Unternehmen, die eine freie Stelle zu vergeben haben, können sich im ”aha” in Dornbirn, Bregenz oder Bludenz melden. Der Ferienjob wird in eine Liste aufgenommen, die im ”aha” zur Ansicht aufliegt und auch über das Internet unter www.aha.or.at abgerufen werden kann. Die Aktion dient sowohl den Interessen der Unternehmen, die auf unbürokratische Art
In der AG Jungenarbeit treffen sich regelmäßig Praktiker aus der Jugendarbeit, um die Praxis der geschlechtsspezifischen Jungenarbeit zu reflektieren und die eigenen Handlungskompetenzen im Umgang mit Jungen systematisch weiter zu entwickeln. Die AG Interkulturell bietet allen Menschen aus dem Handlungsfeld der Jugendar-
beit eine Plattform, um Interkulturelle Themen und deren Relevanz für die Jugendarbeit, aber auch gesellschaftspolitische Zusammenhänge und Entwicklungen rund um die Integrationsarbeit zu beleuchten und gemeinsam Konzepte und Projekte zu entwickeln. Weitere Informationen: koje - Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung www.koje.at E: office@koje.at
ihre Ferienstellen besetzen können, wie den Jugendlichen, die leichter zu den begehrten Ferienjobs kommen.
”aha”-Nachhilfeaktion – jetzt online! Die ”aha”-Aktion „SchülerInnen geben SchülerInnen Nachhilfe“ wendet sich schon seit Jahren an Jugendliche, die Unterstützung beim Lernen brauchen oder ihre Noten aufbessern wollen. Dabei werden sie an andere SchülerInnen oder StudentInnen vermittelt, die Nachhilfe geben – preiswert, unkompliziert und schnell. Jetzt wird die Suche nach einer passenden Nachhilfe zusätzlich erleichtert. Die ”aha”-Nachhilfeaktion ist seit Kurzem unter www.aha.or.at abrufbar. Je nach Fach, Schulstufe und Wohnort kann nun selbstständig nach der geeigneten NachhilfelehrerIn gesucht werden. Jugendliche, die selbst gerne Nachhilfe geben möchten, können sich ebenfalls unter www.aha.or.at in die Nachhilfe-Datenbank eintragen. Weitere Informationen: ”aha” – Tipps und Infos für Junge Leute T: 05572/52212, E: aha@aha.or.at
25 Jugendprojektwettbewerb Heuer findet zum dreizehnten Mal der Jugendprojektwettbewerb statt, bei dem Jugendgruppen, Jugendinitiativen, Pfarren und Gemeinden ihre Projekte vorstellen können. Von der Organisation eines Fußballturniers über gemeinsames, interkulturelles Kochen bis zum Planen und Gestalten eines Jugendraumes – die bisherigen Ideen der zahlreichen TeilnehmerInnen waren immer bunt gemischt. Auch heuer werden sicherlich abwechslungsreiche und kreative Projekte eingereicht. Mit der konkreten Umsetzung ihrer Ideen beweisen Jugendliche immer wieder, dass „die Jugend von heute“ alles andere als faul ist. Im Gegenteil: Hinter solchen Projekten steckt sehr viel Engagement, Zeit, Motivation und Kreativität. Der Jugendprojektwettbewerb 2007 soll somit eine Plattform sein, diesen Einsatz wertzuschätzen und bekannter zu machen. Die eingereichten Projekte werden von einer Jury bewertet und können Preisgelder im Gesamtwert von
€ 4.500,-- gewinnen. Projekte können bis zum 01.06.2007 angemeldet werden. Weitere Informationen: Jugend- und Familienreferat der Vorarlberger Landesregierung Römerstraße 15 6900 Bregenz T: 05557/511-24 114 E: projektwettbewerb@ vorarlberg.at www.vorarlberg.at/jugend
„Berührpunkt“ – Multimediale Ausstellung 113.000 Kinder und Jugendliche leben in Österreich unter der Armutsgrenze. Zu viele sind von materieller Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Die multimediale Ausstellung „Berührpunkt“, auf Initiative der österreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaften, will alle ÖsterreicherInnen für das Thema sensibilisieren. Im Rahmen
eines Containerparcours soll den BesucherInnen durch das sinnlich erfahrbare Nachempfinden realer Lebensschicksale die Möglichkeit gegeben werden, hinter die Fassade der Statistik zu blicken und auf diese Weise das Schicksal einzelner Jugendlicher wirklich nachvollziehen und für sich bewusst machen zu können. Vom 11. bis 17.05.2007 macht die Ausstellung, die durch ganz Österreich tourt, Station im Dornbirner Kulturhauspark. Die Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Online-Anmeldung für Schulen und Gruppen unter www.beruehrpunkt.at
Jugendreferat lädt zum Landesjugendsingen 2007 Von Donnerstag, 19.04. bis Samstag, 21.04.2007 findet im Montforthaus in Feldkirch das diesjährige Landesjugendsingen statt. Anmeldungen für den Bewerb nimmt das Jugendund Familienreferat im Amt der Vorarlberger Landesregierung entgegen. Jugendlandesrätin Dr. Greti Schmid hofft auf eine ähnlich rege Beteiligung wie bei der letzten Veranstaltung vor drei Jahren, als sich ca. 55 Klassen-, Schul- und Jugendchöre am Landesjugendsingen beteiligt haben. Das Österreichische Jugendsingen, das alle drei Jahr veranstaltet wird, ist seit mehr als 40 Jahren eine beliebte und erfolgreiche Institution. Orts-, Talschafts- und Bezirksjugendsingen werden ohne Wertung durchgeführt. Beim Landesjugendsingen ist eine Bewertung notwendig, weil hier die TeilnehmerInnen für das Bundesjugendsingen ermittelt werden,
das in diesem Jahr in Vorarlberg ausgetragen wird. Das Wertungssingen soll aber – wie schon in der Vergangenheit – nicht in einen Konkurrenzkampf ausarten, im Vordergrund steht die Freude am Gesang. Das Bundesjugendsingen findet heuer vom 23. bis 27.06.2007 in Bregenz und Feldkirch statt.
Das Pflichtliederheft und die Anmeldeformulare für das Landesjugendsingen können beim Jugend- und Familienreferat im Amt der Vorarlberger Landesregierung bestellt werden. Zuständige Ansprechpartnerin ist Gabriela Bohle-Faast, T: 05574/511-24115 E: gabriela.bohle-faast@ vorarlberg.at Das Online Anmeldeformular für das Landesjugendsingen 2007 und weitere wichtige Informationen zum Landes- und Bundesjugendsingen finden Sie auf www.bundesjugendsingen.at
Stadt Feldkirch
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J.FK – Junges Feldkirch „Von Jugendlichen für Jugendliche“ – so lautet das Motto des J.FK Das J.FK gibt es bereits seit zehn Jahren und es hat dennoch nichts von seiner Jugendlichkeit verloren. Die Themen, die im J.FK angesprochen werden, sind so vielfältig wie seine RedakteurInnen. So schreiben 14-jährige SchülerInnen ebenso wie auch 21-jährige StudentInnen über verschiedenste Themen, die im Leben von Jugendlichen wichtig sind. Die Jugendlichen treffen sich alle zwei Monate zu einer Redaktionssitzung und entscheiden dann, über welche Veranstaltungen und Themen berichtet werden soll. Mit einer Gesamtauflage von 16.000 Stück erscheint das J.FK im Zwei-Monats-Rhythmus.
Was bewegt Jugendliche, für’s J.FK zu schreiben? Die primäre Motivation für Jugendliche, Teil des J.FKTeams zu werden, ist vor allem die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Viele Jugendliche haben schlicht und ergreifend das Bedürfnis, die Welt aus ihren Sichtpunkten zu beschreiben und dem Erwachsenen MedienMonopol vielleicht auch etwas entgegen zu wirken. Wenn mensch selbst an einer Aktivität – wie zum Beispiel
der Antifa-Demo – teilgenommen hat und dann von der größten Vorarlberger Tageszeitung zusammen mit allen anderen DemonstrationsteilnehmerInnen zu einem feigen Haufen gewaltbereiter Anarchisten erklärt wird, dann muss mensch vielleicht auch mal was richtig stellen. Zusätzlich winkt den J.FK-RedakteurInnen eine kleine „Belohnung“ in Form von gratis Eintrittskarten zu diversen Events.
Inhalte und Arbeitsweise Inhalte des J.FK sind unter anderem Veranstaltungsankündigungen und Reportagen, Beiträge über Jugendeinrich-
tungen, Jugendprojekte und vieles mehr. Die Artikel sind in der Sprache der Jugend geschrieben. Das heißt, dass die Beiträge nur auf gravierende Formulierungsfehler korrigiert werden. Auch diese Änderungen werden stets in Absprache mit dem/der RedakteurIn vorgenommen. Weitere Informationen und ein Archiv mit bisherigen Ausgaben gibt es im Internet unter: www.feldkirch.at/diverses/ j.fk-magazin oder direkt beim Amt der Stadt Feldkirch – Jugend T: 05522/304-1280 http://www.feldkirch.at/rathaus/ netzwerk/jugend
Ausgabe 02 April 2007
Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt
Sollten Sie keine Zusendung des Jugend-Fachmagazins Diskurs wünschen, melden Sie sich bitte unter abo@jugend-diskurs.at oder im ”aha” unter 05572/52212.
Im nächsten Diskurs...
… lesen Sie Meinungen und Ansichten zum Thema „Jugend und Politik: Wahlaltersenkung, Politische Bildung, Politisches Bewusstsein und die Verantwortung der Erwachsenen“.
Auf den Punkt gebracht.