ZAK! Eins.

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ZEITSCHRIFT FÜR ALLGEMEINEN KULTURPESSIMISMUS Hrsg. von Marschall von Pytz & Antonin U. Trébut

ZAK! Eins.

Autoren: Marschall von Pytz, Sam Takttreppe, Antonin U. Trébut

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Inhalt Statt eines Vorworts: Über das Ende des Götzendienstes (AUT)

S. 3

Investigative Reportagen Atomkraft! Wie bitte? (M Lebensmitteldiebstahl (M Playmobil-Piraten entern

S. 4 S. 7 S. 7

& Reiseberichte: von P) von P) die Wursttheke (MT)

Soziales Engagement: Aufruf an die Piraten (AUT) Erziehung in Zeiten des Ökofaschismus (M von P & AUT)

S. 9 S. 9

Literaturkritik: Max Fresh & The Frisch-Air-Man’s Friends (AUT)

S.11

Werke der Bewegung: Auf der Flucht (AUT) Das Mädchen (MT)

S.12 S.13

Sport: Europapot geht an THC G-W B-G (M v.P & AUT)

S.14

Unwissenswertes: Aphorismen der Woche

S.14

Autoren

S.15

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Über das Ende des Götzendienstes Die abendländische Kultur ist schon so lange tot, dass niemand mehr weiß, was sie einst war. Sie ging im Dampf der Maschinen und unter den Ketten der Panzer zu Grunde, wurde zermalmt von der Zivilisation. Auch diese liegt nun in ihrem stinkenden Grab und wir sind diejenigen, die daran stehen und sein Epitaph belächeln. Wir sind uns zu fein, zu elitär, um Grabräuber dieses verrotteten Denkmals von Betrug und Mord zu sein. Wir haben längst die wenigen Werte zusammen geklaut, als Europa noch im Sterben lag. Die Vernunft ist uns ein Witz, der Trieb eine hedonistische Methode und unser Erbe verprassen und verbrennen wir. Jede Art von Moral werden wir immer wieder bekämpfen, denn sie ist eine spießbürgerliche Idee genau wie Recht und Ordnung. Alles ist eins, daher bedeuten Recht und Ordnung hier Unrecht und Unordnung an einem anderen Ort. Wir glauben an nichts außer an unser Genie und die Unendlichkeit der menschlichen Dummheit. Wir sagen, einer schwangeren Frau in den Bauch zu schießen sei nicht schlimmer als Blumen die Köpfe abzuschlagen, denn nur Beschränkte denken noch dualistisch in schlechter und besser, in falsch und richtig. Wir sind die einzigen Humanisten, da wir durch die nihilistische Methode alle falsche Moral (alle Moral ist falsch) vernichten, um auf ihrem Grab eine echte zu pflanzen. Wir sind notwendigerweise revolutionär, da nur Idioten noch an Evolution glauben; sind überpolitisch, da die Politik ein Ding von gestern ist. Wir werden alles, was Kunst heißt, entlarven und zerstören, denn es ist nichts als bürgerliche Selbstbefriedigung. Sowieso haben wir schon alle nützlichen Ideen geklaut, darum können wir getrost auf Goethe, auf Voltaire, auf Shakespeare scheißen, so wie wir alle, die sich modern schimpfen, ob ihres erbärmlichen Fortschrittsdenkens auslachen. Also lasst uns die Bibliotheken, die Opern und Museen anzünden und am besten noch das unfreiwillig stumpfsinnige Volk dafür missbrauchen, es für uns zu tun! Wir werden uns niemandem anschließen und alle Unterstützer verprellen. Weil es nur noch J E T Z T gibt und keine Zukunft und nur U N S statt richtig und falsch, werden wir S E I N, junge Götter! Es lebe die Neodadaistische Bewegung!!! AUT

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Atomkraft! Wie bitte? Ich war vor kurzem als Schaulustiger bei einer Demo der Antiatomkraftbewegung. Die Meinung zu diesem Thema von jemandem wie mir wird bei diesen Menschen immer ein wenig falsch verstanden. WIR FORDERN DIE SOFORTIGE ABSCHALTUNG DES AKWs FESSENHEIM, SOWIE DIE ABSCHALTUNG DER REAKTOREN IM DEUTSCHEN BUNDESGEBIET!, schreit da einer noch ein wenig verschmitzt schauend in ein Megafon, das er, um dessen gequälten, akustischen Auswurf noch ein wenig mehr zu verstärken, vor ein Mikrofon hält. Neben ihm steht ein bevollbarteter, gedreadlockter, Brille tragender, mit einem gelben T – Shirt bekleideter junger Mann, der den künftigen Verlauf der Demonstration via iPhone in Twitter zwitschert. Ich kann ihm über die Schulter schauen: Nun sind wir im Programm bei unserem geschätzten Antisprecher A. Kraft, der mit Eloquenz und Dialektik den Atomkraftwerkbetreibern heute ordentlich eins auf die Fresse gibt! LOL!!!, schreibt er. ROFL, denke ich und gebe mir SOFORT eine geistige Ohrfeige die lange nachhallt. Im nächsten Moment fällt mir auf, da mir fiese Zweitaktabgase in die Nase steigen, dass der benötigte Strom, wahrscheinlich zwecks Mobilitätswunschs, von einem kleinen Benzingenerator stammt. Uääähh, agläxx, ich hasse Zweitaktabgase. WIR KÖNNEN DIE VERSCHMUTZUNG UNSERER UMWELT DURCH DIE GEFÄHRLICHE, RADIOAKTIVE STRAHLUNG NICHT LÄNGER ZULASSEN!, schreit der Sprecher schon ein wenig erregter in seine Mega – Mikrophon – Konstruktion. Sich in Rage versetzen beherrschen DIE ganz gut, denke ich. AUSERDEM MÜSSEN ALTERNATIVEN HER. WIR BITTEN EUCH: BEZIEHT ÖKOSTROM UND NICHT DEN DES ATOM(s). SEID FAIR ZUR NATUR UND GÖNNT IHR EINE KUR. Der Typ wirkt sichtlich schlecht gelaunt. Er verscwhindet vom Mikro. Nun fängt ein Typ an mit seiner Gitarre ein Lied zu klimpern. Es hört sich jetzt schon, nach vier Akorden, wie ein Kinderlied von und mit Michael Schanze an. Warum können die nicht mal coole Umweltlieder spielen? 1 Jeden Tag schau ich aus meinem Fenster heraus, die Wiesen, die Bäume und Sträucher vor meinem Haus…..ladidadablabla und im Süden sehe ich den kahlen Berg der sein Haupt hinter den Wolken versteckt… Auf der Plakatwerbung stand mit kultureller Umarmung. Mhh, das ist jetzt nicht ganz das was ich als Umarmung verstehe. Sich fremdschämen hat dann doch eher was von 1Zum Beispiel: Sunflower Instead Of Nuclear Power von The Antarctic Donkeys oder Cooking Over The Fire von The Kids Of The Bronze Age

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Gewalteinwirkung. Musikantenstadl.

Ich

schaue

ja

schließlich

auch

kein

Zeitsprung in die Zukunft Ich sitze an meinem Schreibtisch, streiche immer und immer wieder über die Holzstrukturen meiner Buchenholzplatte und blicke dabei träumend aus meinem Fenster. Die Demo liegt zwei Wochen in der Vergangenheit. Ich merke wie ein paar Zahnräder in meinem Kopf langsam, gaaanz langsam ins Stocken geraten und dann stehen bleiben, dann macht es BING und die kleine Glühbirne, die über meinem Kopf schwebt, flackert zunächst und beginnt dann sogleich zu leuchten. Ich mache meinen PC an und lade mir Google Earth herunter. Dann starte ich das Programm. Es gibt da diese Linealfunktion. Praktisch um Entfernungen in Luftlinie zu messen. Ich zoome und klicke an die Stelle unseres Hauses, an der sich mein Zimmer befindet. Dann gebe ich Fessenheim ein und zoome zum mir am nächsten gelegenen Reaktor. Es sind lediglich 22,67 Kilometer. Das bedeutet, ich wäre im Falle einer atomaren Katastrophe im zu evakuierenden 25-Kilometerluftlinienradius. Das finde ich ehrlich gesagt gut, denn so könnte ich aus meinen vier Wänden verschwinden und würde die staatliche Entschädigung noch bekommen, die ein paar Meter weiter schon für niemanden mehr zur Verfügung stehen würde. Positiv denken, sage ich mir. Immer positiv denken. Aber würde ich denn rechtzeitig erfahren, dass da was passiert ist? Eine gute Frage. Aber ich setze einfach mal auf unseren guten, deutschen Rechts- und Richtlinienstaat. Und natürlich auf die unweigerliche, schnelle Verbreitung aller Nachrichten durch unsere globalen Kommunikationsstrukturen. Ich zoome ein Stück heraus. Das Betonmonster wird schnell kleiner. Gott, wenn es denn wenigstens schön an zu schauen wäre! Direkt gegen über des AKWs auf der anderen Rheinseite erkenne ich eine lange graue Linie. Ich zoome der grauen Linie entgegen. ‚Juhu, Sicherheitsgefühl potenziert,’ denke ich. Es ist ein Flugplatz. Flugplatz Bremgarten. Natürlich google ich sofort danach und finde die Website. Zoll/Bundespolizei, lese ich. Irgendwas mit Sonderlandeplatz. Blabla. Es klingt ein wenig als seien da nur Vollprofis beschäftigt. Dann die sehe ich den Teil der Webseite in dem zu lesen ist ‚Nutzung für…’. Natürlich interessiert mich brennend zu welchem Zweck der Flugplatz genutzt wird. Da steht: Für gewerblichen Verkehr, Ein- und Ausflüge von Waren zu gewerblichen Zwecken, Ein- und Ausflüge mit Waren über den Reisefreimengen,2 2Gott wie ich mich immer wieder über die Wortverknüpfungen freue,

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Ein- und Ausflüge mit Waren, die Verboten und Beschränkungen unterliegen (Waffen etc.)3 Ein- und Ausflüge mit Barmitteln in Höhe von 10.000 € oder mehr,4 für Einflüge von Luftfahrzeugen, die repariert oder gewartet werden sollen. Wundervoll, denke ich. Da ist ein Flugplatz, keine 4 Kilometer von einem Atommeiler entfernt und dann steht bei der Nutzung, dass kaputte Luftfahrzeuge einfliegen dürfen. Tzzz. Wahnsinn. Aber wirklich beunruhigt bin ich nicht. Ich sollte auf jeden Fall beunruhigt sein. Rational weiß ich das. Ich bin es aber aus irgendeinem Grund nicht. Zeitsprung zurück in die Vergangenheit Die akustische Vergewaltigung ist eingestellt. Der Mann verschwindet und wird sogleich von einer Rednerin abgelöst. Sie hat einen kleinen Jungen bei sich, der direkt neben ihr steht. „ DAMALS, ALS DAS MIT TESCHRNOBYL WAR, schreit sie in das Mikrofon, DA HABEN SIE UNS DAS VERSEUCHTE GEMÜSE ZU ESSEN GEGEBEN. DAS HAT UNS KRANK GEMACHT. KRANK, KRANK, KRANK! Der kleine Junge hält einen McDonalds-Cheeseburger in der Hand und mümmelt das Geschmacksverstärkerfleisch in Pappschale genüsslich vor sich hin. Ich meine, ich bin ja auch gegen Atomkraft. Aber muss man denn immer diese teils scheinheilige, paradoxe Nummer in Perfektion spielen. Der Junge hat seinen Burger aufgegessen. Die Verpackung hält er noch eine Weile in der Hand. Dann ist die Mutter fertig und stürmt, sich in absolute tranceähnliche Rage geredet, vom Mikrofon weg. Der Junge läuft hinterher und das Verpackungspapier segelt sich seicht nach links und rechts wiegend zu Boden. M von P

die in der deutschen Sprache möglich sind.

3Ok… jetzt weiß ich zumindest über welchen Flughafen die Regierung ihre Waffengeschäfte abwickelt. Knarren leuchten halt nicht. 4Gut, dann weiß man wohl auch, über welchen Flughafen man demnächst des Steuerbetruges frönen kann.

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Lebensmitteldiebstahl Friburg. Biene L. kann es immer noch nicht fassen. Am Abend des letzten Samstages geschah ein wahrlich schreckliches Verbrechen. Ein Lebensmittel stahl ihr Wichtiges. Also, da war dieser Wein und er hat mir sämtliche motorischen Fähigkeiten gestohlen und dazu meinen Geschmackssinn!, so die am Boden zerstörte Biene L., die sich mittlerweile in psychologischer Behandlung befindet. Es handelt sich nicht um einen Einzelfall. Dutzende Fälle schweren Diebstahls sind mittlerweile bekannt geworden. Erst letzte Woche berichtete die Wochenzeitschrift Der Stern in einem ausführlichen Artikel über zimthaltige Lebensmittel und den Sandwichvorfall von Bernhard G. Dessen Hunger würde vor einem dutzend Tagen auf grausame Weise von einem Käsesandwich mit Tomaten gestohlen wurde. Es war unfassbar! Ich konnte mich nicht wehren. Es sah vollkommen harmlos aus mit dem Käse und den wunderbar roten Tomaten und dann hat es mitgenommen was es nur konnte! Zurückgelassen hatte es nur ein Völlegefühl, dass danach von den ermittelnden Behörden untersucht wurde, so Bernhard G. Die Produktionsbetriebe der Lebensmittel mit krimineller Energie leiden derweil unter enormen Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent. Die französische und spanische Weinindustrie verkündete in öffentlichen Ansprachen, Untersuchungen gegen ihre Produkte einzuleiten und entschuldigte sich für derart traurige Vorfälle. Bisher sei man stolz darauf gewesen, den Kunden derartige Spitzenweine anbieten zu können; nun seien es nur noch ein paar wenige, die dem Weinen zusprächen. Dies sei bedauerlich. Doch ob diese schwammigen Worte den tragischen Zustand von Biene L. positiv beeinflussen können, bleibt bis zur Stunde fraglich. Fest steht, der Fusel hat ihr Leben nachhaltig beschädigt. M von P

Playmobil-Piraten entern die Wursttheke Brieske, Lausitz. Der ansonsten ruhige Ort Brieske in der Lausitz wurde heute Vormittag Schauplatz eines Aufsehen erregenden Verbrechens. Ein smoother Raubüberfall ereignete sich in einer Filiale der Supermarktkette Tandö Üjjis Süboamaagd. Die drei als Playmobil-Piraten verkleideten Täter (Horst Gertrud, Peter Pan, Gaylord Pornunski) sind nach wie vor unbekannt und auf der Flucht. Laut Nasenzeugenberichten lief der Terroranschlag wie folgt ab: Um 11 Uhr (ca. 11 Uhr -7-


im Schwarzwald) betraten die drei dreisten Delinquenten unbemerkt den Supermarkt durch den Haupteingang, wobei sie „Überfall“ schrien und Seile mit scheppernden Blechdosen hinter sich herzogen. Da die Überwachungskameras zu diesem Zeitpunkt Mittagsschlaf hielten, gelangten die Täter ungehindert zur Wursttheke, die sie Freiheit für Borkum skandierend erstürmten. Nachdem das Personal dreißig Maschinengewehrsalven und einige Mörsergranaten auf die Diebe abgegeben hatte, ergab es sich ohne Gegenwehr und wurde streng nach EG-Richtlinien schonend durch Kopfschuss getötet und anschließend zu vitaminreicher Babynahrung püriert. Hiernach landeten die Presswust-Piraten ihr Raumschiff, einen Trabant 601 aus einer eigens hierfür aus Rentnern zusammengetackerten Bühne und performten einige Zaubertricks (Onanie freihändig, Nüsse knacken mit Nussknacker, Fürze anzünden) für das johlende Publikum. Anschließend begannen die sich selbst als Grützwurst-Guerilla oder BratwurstBrigade bezeichnenden Räuber die gesamte Auslage in den Space-Trabanten zu verladen. Mutmaßlich (mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 bis 100 Prozent) brachen sie auch den Safe der Wursttheke auf und entwendeten mindestens vier Rinderzungen sowie einige seltene Sammlerstücke (Armin Meiwes Hausmachermett). Als um 14:00 Uhr endlich die Polizei eintraf, war sie schon gänzlich betrunken und übergab sich ohne zu zögern. Bevor die drei gelernten Nasenbohrer unter jubelnden Buhrufen das Bankett von unten aufrollten, gaben sie noch ein exklusives Interview für die Freundin, wobei sie unter anderem Hobbies, Leibspeise und Kosenamen preisgaben. Zum Abschluss wurden noch Uran und Senfgas an die Kinder verteilt, dann brachen die Mortadella-Marodeure mit unbekanntem Ziel nach Zwickau auf, wo sie gemeldet sind und ihrem Beruf als Vaginalmechaniker nachgehen. Nachbarn beschreiben die drei Männer als unauffällig. Unauffällig, sagt Peter Silie, 47, auf die Frage hin, wie er eine Handvoll Erde beschreiben würde. Auch Polizeichef Opa Knut bezeichnet die Rindswurst-Räuber als sanftmütige Wesen und ganz normale Außerirdische mit schätzungsweise neun Köpfen. Ganz genau ist das Aussehen der Krakauer-Kavallerie allerdings nicht festzustellen, denn die drei unsichtbaren Klauwichte treten nur etwa jede zweite Woche im Fernsehen auf und sind lediglich auf Plakaten, Zeitungen, Flugblättern und Graffitis detailgetreu abgebildet. Der Überfall ist ordnungsgemäß zwei Wochen im Voraus bei der Polizei angemeldet worden, gibt Udo The Law Kowalski, Unbeteiligter, zu Protokoll, außerdem interessiert mich das einen Scheißdreck.

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Der bereits gelöste Fall wird dem eigens hierfür neugegründeten KGB auch in Zukunft noch Rätsel aufgeben (hauptsächlich Sudokus). ST

Aufruf an die Piraten Liebe Idealisten der ewig gestrigen Volksherrschaft, liebe Computernerds. Wir richten an euch folgenden Aufruf: a) Transparenz Fordert bitte an unserer statt, die wir aus besserem Wissen keine Politik machen, dass in Zukunft j e d e s politische Detail veröffentlicht wird (denn auch das Private ist politisch). Wir möchten zu gerne sehen, wie Frau Merkel beim Scheißen aussieht und wie die Kinder in Afghanistan aus der Wäsche schauen, wenn eine Rakete auf sie zufliegt. b) Basisdemokratie Ihr müsst euer Möglichstes tun, um eine vollständige, echte Volksherrschaft einzuführen. Nichts sonst ist ein größerer Garant des baldigen Zusammenbruchs des Staates. Die Masse in ihrer Dummheit wird außerdem allen noch so unsinnigen Aufrufen unserer Seite folgen, da wir wissen, wie man sie am wirkungsmächtigsten formuliert und außerdem keine bürgerliche Restmoral besitzen. c) Soziale Gerechtigkeit Ihr müsst mit allergrößter Entschlossenheit die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Unterstützung der Armen verfolgen, da diese Anliegen dann schnellsten vom System geschluckt und verniedlicht werden können. Dann können wir uns hinstellen und eure evolutionäre Idiotie belächeln. In tiefem Dank, AUT für die Neodadaistische Bewegung

Erziehung in Zeiten des Ökofaschismus Greenforest City, den ökologischen 1. des Neuen Zeitalters. Das Diktat des Kapitals ist vorbei. Es gilt nun, die Pädagogik grundsätzlich dem neuen Zeitalters des ökologischen Faschismus anzugleichen. Ziel ist es nicht nur, den industriellen Gestank des vergehenden Spätkapitalismus durch Eingeschweißgeruch auszumerzen, sondern auch Anleitung zu geben für die Methodik, mit welcher die Jugend der Zukunft erzogen werden muss. Beginnen wir mit der Namensgebung: Dem ewigen Kreislauf -9-


konservativer Vornamensgebung muss mit alternativen, ökologisch korrekten Eigenkreationen entgegengetreten werden, wie zum Beispiel Torben, Violeth, Lemalian sowie Mats, Malin, Mela, Milan oder auch Laurin, Laurenz und Uwe. Aus Feldrecherchen der Autoren im lokalen Kindergarten Statler & Waldorf Inc., welcher für seine avantgardistische Methodik an dieser Stelle gelobt werden soll, seien folgende Fallbeispiele herausgestellt, die vorbildhaft für die erstrebte neue Erziehung sind: 1) Uwe, hervorgegangen aus einer durch Tetrahydrocannabinolgenuß beförderten Beziehung zweier gänzlich moosbewachsener Bäume genießt im o.g. Kindergarten alle notwendigen Freiheiten zur Auslebung seiner analen Phase. Da er jedoch das steinzeitliche Konzept des Eigentums noch nicht überwunden hat, konnte er die Vergesellschaftung der Produktionsmittel (einer Schaufel) nicht ertragen und fiel, vom imperialistischen Hass gepackt, mit den Fäusten über Kevin her. Der Kindergärtner A. Kraft, seit 1970 treibendes Mitglied der ökofaschistischen Bewegung, versuchte den Streit unter Aufwendung all seines dialektischen Verständnisvermögens zu schlichten. Anstatt mit spätkapitalistischer Methodik gewaltsam einzugreifen, forderte er die Kontrahenten zum offenen, vorurteilsfreien Diskurs auf: Uwe! Kevin! Ihr sollt euch nicht schlagen! Wir lösen Konflikte nicht, indem wir uns prügeln, wir reden drüber! Ziel dieser völlig gewaltfreien Methode ist es, den Kontrahenten durch eine lange Mantra-mäßige Fortführung des Diskurses zum Einlenken zu bewegen oder ihn alternativ nach Eintreten a) des Schlafes oder b) des altersbedingten Todes zu übertreffen oder c) auf eine Selbstregulierung zu hoffen. In diesem Fall fand die Auseinandersetzung ein Ende, als der Kontrahent Uwe durch eine blutige Nase aufgab und das Produktionsmittel zurückerobert werden konnte. 2) Da der moderne Ökofaschist auf eine Erziehung durch Selbstregulierung setzt, dekonstruiert er jede Form sich bildender Hierarchien, in dem er die Entscheidungsfindung dem argumentativ stärkeren überlässt. So übergibt der Vater Werner F. seinem Sohn Laurenz F. das Diktat der Örtlichkeitswahl bei einem samstäglichen Schaufensterbummel, nicht ohne gelegentlich seinen Unmut über die getroffene Entscheidung kundzutun: Ach Laurenz, immer müssen wir tun, was du willst! -10-


Durch solcherlei pädagogische Neuerungen ist es möglich, die ökofaschistische Elite der Zukunft zu erziehen. M von P & AUT

Max Fresh & The Frisch-Air-Man’s Friends Ebenda, den 16/04/2012 Ignoranz ist die härteste Form der Kritik, das ist uns bekannt. Das Machwerk, welches hier besprochen werden soll, ist jedoch derartig mittelmäßig, dass beinahe von Außergewöhnlichkeit bezüglich der Niveaulosigkeit gesprochen werden kann. Es handelt sich um das Theaterstück Die Mütze der Pandorra von Max Fresh, welches vorgestern (am 02/11/1961) erstmalig aufgeführt wurde. Wir können es daher nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Schon die Handlung entbehrt jeder Form von Phantasie: Die Meute nagelt einen falschen Juden ans Kreuz. E c h t e Juden hinzurichten ist bekanntlich schon in den besten Familien vorgekommen, doch falsche? Es verwundert wenig, dass sich dagegen der plumpe bürgerliche Moralismus Freshs regt. Steckt nicht ein wenig Max Fresh in jedem von uns?, scheint der traurige Schreiberling zu fragen. Leider ja, wie wir aufgrund des Erfolgs des Stückes feststellen müssen. Unser lieber Max scheint empört, dass die Meute den Einzelgänger wegen seiner Mütze und des andauernden Reibens der Hände verurteilt. Wir sind erstaunt! Wie, in Gottes Namen, kann es geschehen, dass man – zivilisiert wie man ist – keinen besseren Grund gefunden hat? Freuen wir uns, gibt es doch einen klugen Tintenkleckser, der uns zeigt, wie falsch man den armen Jungen vorverurteilt hat! Die Literatur soll ein Heizsieder sein für die lauwarme Suppe in uns, so und nicht anders sagte es Horst Dieter Blass, seines Zeichens Gründer der Internationalen Vereinigung schreibender altkluger Pfeifenraucher (IVSAP). Wir können ihm zustimmen, sehen wir doch, wie die moralistischen Teekesselchen in den Stuben des akademischen Bildungsbürgertums, von der Mütze der Pandorra angeheizt, vor sich hin köcheln, während vor ihren papierseiden verhängten Fenstern die Meute weiterhin falsche und gelegentlich auch echte Juden an ganze Wälder von Kreuzen hämmert. Doch Max Fresh, unser Held, und seine Frisch-Air-Man’s Friends sitzen auf ihren Sesseln und zerkauen ihre von ‘61er Château Gutmensch sedierten Zungen. Aber was regen wir uns eigentlich darüber auf? AUT

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Auf der Flucht Heute schimmert das Meer wieder algengrün, das herrliche Azur der letzten Tage ist verflogen. Zwar bewegt sich die Luft, doch zu kraftlos, um den Fetzen, den wir Segel nennen, zu straffen. Wir lauschen den Tonfarben der Wellen, bald hellgelb, dann in ein ruhiges, tiefes Blau zurücksinkend. Ein riesiges Schiff treibt an uns vorüber, der Rost hat bunt schimmernde Linien auf die Bordwände gezeichnet. Wir blicken auf und kennen doch kein Erstaunen mehr, auf dem Deck und an der Reling stehen sie, ihre leeren Schädel blicken uns an; sie promenieren auf dem morschen Holz, finden keine Ruhe in ihrem Tod. Unser Floß durchstreift die breite Rinne, die der gigantische Kiel ins Blau gezogen hat. Ihm hinterher starrend wünschen wir sehnsüchtig, der Koloss möge brechen und unter unseren Augen sinken, krachend und schäumend. So taufen wir ihn Metropolis und beten für sein baldiges Ende. Nun sind wir wieder allein, doch uns tönt noch das klappernde Gelächter in den Ohren. Dem Schiff am nächsten hatten wir wo sind wir? gerufen und sie lachten, verbogen ihre Wirbel im Hohn, bis sie verstummten und einer rief: Wann! Wann sind wir! Wann seid ihr? Wer weiß es? An der Grenze der Sicht wir das Wasser unruhig, bis plötzlich ein Wal daraus hervorspringt, um dann lautlos in eine Wolke aus Weiß zurückzufallen. Mehrfach stößt er seinen Atemstrahl gerade in den Himmel, um dann unter uns wegzutauchen. Das Meer um uns wird schwarz, als er in die Tiefe strebt. Er kennt uns bereits, nennt uns beim Namen, hat uns all die Jahrhunderte der Jagd verziehen. Immer, wenn der Ozean zweimal seine Farbe gewechselt hat, kommt er zu uns herauf, um zu sehen, ob wir noch treiben. Um der Stille zu entgehen zählen wir laut unsere Finger, es sind zehn. Dann legen wir uns bäuchlings auf die Hölzer, den Kopf über das Wasser hinaus gestreckt, um in unsere Augen zu blicken. Noch sind sie grau, doch wechseln schnell zu einem tiefen Grün, als eine Schildkröte durch unser Spiegelbild schwebt. Es ist ein altes Tier, sie hat von uns gehört und ist gekommen, uns eine Weile zu schleppen. Unsere Hände greifen ihr Schild und schon beginnen wir zu gleiten. Zu unserer Linken liegt ein Fischschwarm nahe der Oberfläche, so können wir uns gemeinsam am Konzert der Vögel erfreuen. Hinter uns zieht ein Wolkenband auf, wir haben es erwartet, da die Alte uns vor dem Sturm retten will, der da kommt. Sie weiß nicht, dass er uns wohl gesonnen ist. Als er uns vor kurzem daliegen sah, hob er uns hoch auf seine Berge, von denen aus wir die Täler nicht mehr sehen konnten, um uns dann langsam hinab gleiten zu lassen zwischen die Wände aus -12-


Wasser. Nichts stürzte auf uns als der Regen, nicht überschlug uns unter seinem hohlen Auge. Wir hatten ihm Tribut gezollt und eine Strähne unseres Haares in die erste Woge gelegt; so erkannte er uns als seine Kinder an. Die Alte zieht nach Kräften und doch kommt die dunkle Front über unseren Köpfen herangezogen. Wir hoffen inständig, sie möge uns dieses Mal verschlingen, unser Floß zerreißen und unsere Knochen auf den Grund sinken lassen, wo sie ruhig hinübergehen können ins Leben. Es ist lange her, dass ein Boot an uns vorüber fuhr, mit Menschen darauf. Sie erblickten uns, erschraken und kamen, uns mit sich zu nehmen, um uns im festen, trockenen Grund zu verscharren. Wie sie staunten, als wir sprachen: Nein, lasst uns, wo wir sind. Sie meinten, uns einen letzten Willen von den verwesenden Lippen ablesen zu müssen, also antworteten wir: Jeder Wunsch ist der erste, jeder Wille der letzte, so vergesst uns, ihr werdet bald selbst sehen. Wir ließen sie ziehen, nun liegen sie in den Betten der Frauen oder gar schon in dem Grund, den sie uns zudachten. Der Tag geht zur Neige, oder die Wolken machen es uns glauben. Wir ergeben uns dem Dunkel und wieder beten wir, es möge kein Licht mehr darauf folgen. Wir trennen die letzte Strähne von unserem uralten Schädel, denn jetzt, endlich! rollt uns der erste Wasserberg entgegen. AUT

Das Mädchen Glaire-Chantal Prosecco hatte Kous-Kous stets für die wichtigste deutsche Erfindung nach Zeit gehalten, daher machte sie sich nichts draus, als sie eines Tages erfuhr, dass ihre Mutter sie nicht im Zug, sondern mit ihrem Vater gezeugt hatte. Das System befördert so etwas ja!, ereiferte sich Mama apologetisch. Sie hatte eine ausgezeichnete Auswringung genossen, weshalb sie von ihren Nachbarn – allesamt Bewohner – beneidet und belächelt wurde. Außer im Sommer, da war sie einfach die nette Frau von hintendran, die frisch wie ein Granitstein um die Straße gekeckelt kam und alle freudsch grüßte. Glaire-Chantal - das verwunderte daher niemanden sprach fließend ihre Muttersprache. Sie war in allen Belangen ein ganz normaler Junge, außer dass sie ein Junge war – und was für eine, mit Brüsten groß wie Lanzen. Trotzdem oder gerade deswegen nicht, durfte sie aber nie mit den anderen Instrumenten spielen, weil sie nicht wollte. Wenn ich mal groß bin, werde ich ein Strand. Das hatte sich die von Geburt an ans Träumen gewöhnte Realistin angewöhnt. Mit einem Fön in der Hand und einer Zigarette im -13-


anderen Lungenflügel, schusterte sie den See entlang und steckte hier und da einen Stein in Brand. Dann hielt sie eine Hetzrede auf Ozon und starb eines natürlichen Todes durch den Strick. Man konnte sich ihrem Bann nicht entziehen. ST

Europapotfinale Beim Europapotfinale letztes Wochenende im Freiburger White-Widow-Stadion trafen der THC Grün-Weiß BergischGladbach und die Lokalmatadoren des 1. FC Spliff5 zu einem mit Spannung erwarteten Finalderby aufeinander. Nach Spielbeginn im dem mit 73 schwarzen Afghanen ausverkauften Stadion sah es zunächst nach einem Sieg der lokalen Favoriten aus. Das Blatt wendete sich jedoch, nachdem der Abseitsspieler Walter Zigaretten Frosch in der 82. Minute eingewechselt wurde. Mit frischrauchigem Atem gelang es ihm, die gegnerische Abwehr wie geklebt dastehen zu lassen. Der sich des Sieges schon sichere 1. FC wurde vom Ausgleich (82.) und der Führung (83.) der Gäste völlig überrascht. Bis zum Abpfiff gelang es dem FC nicht mehr, Feuer an die Spitze zu bringen. Nachdem grandiosen Sieg des THC G-W B-G herrschte Teils bengalisches Chaos auf der Tribüne. So ging der Europapotpokal dieses Jahr überraschenderweise an die verdienten Sieger, den THC Grün-Weiß Bergisch-Gladbach. Durch die erneuten Treffer in diesem Finalspiel konnte sich Frosch den begehrten Titel Pothead der Saison sichern. M von P & AUT

5Sportclub Littenweiler des Freiburger Fördervereins

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Aphorismen der Woche Make history history! Make capitalism history! ist dialektischer Unfug.

Wenn’s nicht immer das gleiche wäre, wär’s langweilig. Ich sach korrekt, korrekt, jefällt ma, jeht ab!

Die Kunst ist ein Rollstuhl, in dem sich geistig Lahme den Pfad der Erkenntnis entlang schieben lassen. That’s exactly correct!

Autoren Marschall von Pytz, geboren in Ostheim; Generalfeldmarschall a.d., dekoriert u.a. mit der Ritterkreuzlilie am Stängel; Poet, Journalist und Koch. Sam Takttreppe, geboren in Wuppertal; neodadaistischer Poet der ersten Stunde. Seine Prosa gilt als wegweisend für die schriftstellerische Ausdrucksform der Bewegung. Antonin U. Trébut, geboren in Ebenda, Poet und Begründer der Bewegung sowie Verfasser des Ersten und Einzigen Manifests des Neodadaismus.

Die ZAK ist das propagandistische Organ der Neodadaistischen Bewegung und sowohl parteiisch als auch überpolitisch. Ihre Vertretung ist das Tautologische Seminar Eschholzstraße 90 79115 Freiburg die-zak(at)gmx.de

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