Filme vom anderen Ufer

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Verführung - Die grausame Frau Erzählt wird eine Etappe der Geschichte Wanda. einer mysteriösen Tyrannin. Ihr Beruf ist es, grausam zu sein, und ihre Spezialität, Fallen für ihre Liebhaberlinnen zu erfinden. Gregar, der romantische Schwärmer, wird aus seinem Traum gerissen. Justine, die naive Unschuld aus Übersee, muß lernen, daß auch die Leidenschaft eine Illusion ist. Nur earen, eine exentrische Geschäftsfrau, weiß, worum es geht. Deshalb spielt sie auch bald keine Rolle mehr. Denn die Show muß weitergehen. Verleihunterlagen "Verführung - Die grausame Frau" ist ein Spiel mit masochistischen Phantasien. Nicht ohne Hinweis auf gegenwärtige Formen des Sadismus und Masochismus, greift der Film jedoch nicht die SM-Szene unmittelbar auf. In der Schiußsequenz erscheint als Zitat die schw1ule Ledersubkultur "meine Familie", wie Wanda. die "Heidin" des Filmes, sie lakonisch präsentiert. Treut veröffentlichte im letzten Jahr ihr Buch "Die grausame Frau", das dieser Figur in den Werken des Marquis des Sade und Leopald von Sacher-Masochs nachgeht. Der Film verwendet Motive des Romans "Venus in Pelz" (1869).1.. ./ Die Faszination durch die starke Frau prägt den Film. 1.../ Seine ästltetische Struktur läßt den Gedanken nicht aufkommen, Emanzipation sei Befreiung von "perverser" Lust. Ganz im Gegenteil nutzt er die Ikonographie des Masochismus, um die "grausame Frau" dem männlichen Projektions zusammenhang zu entwenden und sie in einer autonomen Wirklichkeit vor Augen zu führen. I .. .! Wanda ist es gelungen, einen Platz im bürgerlichen Leben zu gewinnen, Gregor bleibt in der alten Traumwelt individueller Leidenschaften eingeschlossen. /.. .1 Statt sieihn zu verlassen, hat Wanda ihn als Partner eines ironischen Vertrages behaltefi, in dem Herrin und Sklave lediglith noch repräsentative Funktion haben. I .. .! Sie hat jedoch im Bett den Sklaven nicht mit dem starken Mann vertauscht. Wanda lebt mit einer Frau. Der Schritt ins Leben ist die Überschreitung der Heterosexualität. Das Neue erstarrt aber wieder in alten Formen: die lesbische Liebe wird zum Ehealltag. Heide Schlüpmann, Karola Gramann

R. & S.: Elfi Mikesch, Monika Treut K.: Elfi Mikesch S.: Renate Merck mit: Mechthild Grossmann, Udo Kier, Sheila McLaughlin, Peter Weibel, Georgette Dee Produktion: Hyäne 1f!1 Filmproduktion

i 985, 84 Min., Farbe, 16mrn/35mm Q.: Verleihunterlagen

Lesben, Spielfilm Verleih: Edition Salzgeber


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