Lauter Klons zuig - Teil 02

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Versteckelets ’s Brigittl schliaft der Basl untern Kittl. Da find’ sie niamd, der isch weit, der isch lang. - -

Auf oamol aber weard ihr bang und so reckt sie ’s Köpfl wia der Blitz und schreit „guggu!” aus ’n Kittlschlitz!

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Der Lötze „Bin grad a lötzer Zolln und koans hätt’ mi wölln. Unter alle neun Kinder bin i iahnen z’minder, bin i iahnen z’lötz. Für mi isch’s a Hetz! I bin mir grod recht und im Weg steah i decht!

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’s Kennzoachn (Unterinntaler Mundart) Da Mautlechner Seppei hockt fei’ in’ Schodn und spuit mit die Kieslstoa Kriag und Soidotn. Do schreit üban Zau a bortige Loda: „Du Büabei, wo is denn dei Voda?” „In Stoi’, bei die Oxn”, sogg da Bua.

„Geh Büabei, megst mi nid hifüahn dazua, wei’ i dein Voda jo nid kenn und had ebbas Wichtigs damit z’re’n.” Dos paßt ’n Seppei oba iaz nid, mittn untan Kriag braucht ea sein’ Fried.

Ea mocht mid’n Kopf an’ stadn Deuta, spuit mit die KiesIstoana weida und sogg: „Mogst krod zu die Oxn eichischaugn, aft kennst’n gwiß, dea mid ’n Huat auf, dea is’.”


DIE KLOANE

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FLÖTN SPIEL ERIN


Sie hat ihr Freud und hat ihr Ruah, tuat oa Loch auf und oa Loch zua und wieder ’s andere zua und auf, spitzt ihr Schnabele obndrauf, greift wohl hie und da danebn und schnauft recht tiaf. Dös isch’s ja ebn, daß Notnköpf nit schliafn, beim hoachn Loch und nit beim tiafn und daß ’s nit geaht, wia ’s Fingerl wil. Weil s’ glernt sein muaß, dös Flötnspiel.


’s Tröpfl Weil er alt isch, der Alte, hat er a Nasn a kalte, mit an’ Tröpfl, dos hebt, so lang er no lebt. Und weil er no kloan isch, der Bua, schaugt er ’n Tröpfl gern zua und wartet fein still, ob’s nit oerfliagn will. Oft dauert’s lang, oft geaht’s a gschwind, so a Tröpfl, dös richtet sich holt nach ’n Wind. Der Alte isch z’friedn und s’ Büabl brav still, hom boade ihr Freud und koschtet nit viel.


’s Vaterunser (Oberinntaler Mundart) „Vater unser” böite sig mitnond, d’Bas und ’s Büable. Höibe d’recht’und d’linke Hond ondächtig au’ zun liabe Gott. „Gib üns heund ünser täglichs Brot”. Do hot ’s Büable d’Base gstupft und söit drweil er ’s Köpfle schupft: „So isch döis ouber mir it recht, weil ig viel liabr Noudle mecht.”

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Der Facklzug Der Facklzug, der Facklzug, tschindarassabumm, alles laft und alles schreit, der Facklzug geaht um! ’s Büabl und die Mutter stiahn mitnonder voar der Tür; es reckt’n Hals und schaugt und schaugt und der Facklzug geaht vür. Es schaugt und schaugt, auf oamol schreit’s verzagt durch den Spetakl: „Muatter, i siech so viel Leut, und nit oan oanzigs Fackl!


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Unta Gschwista (Unterinntaler Mundart) „I hear oiwei ‚Lopp’ und ‚Lappin’ do heraust. Hod ma’ enk so taft? - Mi graust vua soichi schiachi Kinda. I bi oba iatz dahinta und wea dos nu oamoi sogg, den reiß i d’ Uahwaschl aus!”-


D’ Muada is wieda eichi a ’s Haus und stad is wuan in’ Gortn. Bis gegn z’Mittog d’Kuchitür aufgeht a Spoitl und eicha ratscht da’ kloani Voitl: „Muada, ’s Thresei hod wieda ‚Lopp’ gsogg za mia, dia ‚Lappin’, dia!”

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Drei Küahlan und a Hüaterbua (Stubaier Mundart) Drei Küahlan und a Hüaterbua hinteranond, so schia’ voarzua, giahn sie tolaus, ’n Boch entlong vu’ z’ hinterscht olm an’ gleichn Gong. Der Boch laft gearn a Trumm voaraus, er kennt si’ a der Gegnd aus und sö hend hintn nochargloffn. Hot wohl a Kuah a Maul voll gsoffn so nebn an’ Weg, a tia a moul. Long und hoaß isch as, dös Toul und Brügglan viel und Stua’ genua. Drei Küahlan und a Hüaterbua sie giahn tolaus, brav nebn an’ Boch und ’s Büabl kam bold nimmar noch. Ouber darhuam, Gott Lob und Donk, gaits Kropfn und a Ofnbonk.

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Palmlattn Dö Buam hom a Schmalz ein, ’s isch koa lötzer dabei, tragn hoache Palmlattn kerzngrad nach der Reih! Tragn sie voll Stolz, ’s kunnt wohl anderscht nit sein und schliafn damit bei der Kirchtür durchein. Es rauscht wia im Wald, bis die Orgl aufschreit und niederknian sich Kinder und Leut. Die Palmlattn stiahn.

Mit Bux, Palmkatzlen, Ölzweig, auf und auf grüan, mit Brezn und roate Bandlen verziert, wia sich’s holt am Palmsunntag gebührt. z’löscht wearn sie nacher no gsegnet und gweicht, daß so a Ölzweig ’s Bease verscheucht, und daß koa Krankheit Viech und Leut ebbas tuat. Damit isch’s nacher für a Jahr wieder guat.

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Es brinnt! (Oberinntaler Mundart) Brennt hots g’höt in Nochbordorf und d’r Hois kimmt huam drzöhle, „mei”, - söit ’r z’löscht, „dia orma Leit, wos weara dia u’stölle, brunne hots wia i d’r Höll, ’s gonz Dorf müasse dia umkeahra. Und ’s erscht Haus, dös z’brinn’ unghöbb hot, isch ’s löscht gwöise, dös unghöbb hot ’z brinn auheara!”

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’s Ballele Wia tian decht die Kinder dös Ballele plagn! An die Mauer weard’s gschlagn, mit die Füaß tian sie ’s schupfn, es muaß kugln, springen, hupfn, es weard damit tollt und gspaßt, grad wia ’s der kloanen Bande paßt. Und war’ so a stills Platzl dort hintern Grüst, wenn sich dös Ballele, - z’helfn wüßt!

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Da’ Bua (Unterinntaler Mundart) Da’ Bua hod an Bock auftriebn, wei’ ’a dos Gsims zwegn die Goaß hod daload’t; is woi an’ Tog ausbliebn und d’Muada hod boat, hod nid gwißt wos ea treib’ und wo da’ Bua, da klao’ ’n gonzn Tog bleib’. Wia ea iaz d’ Tür aufmocht, fong’s u’ schimpfn und schrein; oba dos tuat da’ Bua scho’ go’ nid dalei’ n. „Schimpf nid”, sogg ea, „wia kimmst mia krod vü” wenn i an Bock hu’ außdnsteh fü’ di’!” 52


Nachbarskinder Die Nachbarskinder kemmen unteranond z’streitn, wegn „Vater- und Muatterlegs”, man heart sie von weitn. Jo, weil der Jüngste, - es isch a zun Lachn, grad der Jüngste hätt sölln ’n Ähnl machn. „I mach nit ’n Ähnl, der Vater wil i sein!” Los, wia sie alle dagegn schrein! „Du machscht ’n Ähnl”, so will ’s der Paul, „weil du, du hoscht die greaschte Zahndluckn im Maul!”

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DER JÜNG STE 54


Buam sein ’s iahner drei, Vater und Mutter nit dabei, um die Pfann beim Nockn ess’n; nach’n Betläutn isch’s grad gwesn. Aber was hilft ’s schianste Gläut, ’n Jüngstn, plagt decht der Neid. Weil die oan die bestn Brockn außerfischen, von dö Nockn. Da kunn er sich no so schleun’. Gahling fangt er gar un schrein und wirft dabei ’n Löffl hin. „Enk wear i’s zoagn, wenn i amol der Vater bin!”


’s Schüachal (Schwazer Mundart)

’s Lisal hod oan Schuach valuan, da’ Votta schimpft und fluacht: „Dö Schüachla, dö eascht kaft sen wuan!” Durch ’s gonzi Haus wead gsuacht. ‘ Lisal oba laft daweil strumpfsockat auf oan Fuaß, es gfoit ia, wei’ sie oim dabei a bissal tscherggn muaß. „A U’gstoit!”, schreit da Votta, wia sie ‘s Schüachal hom nid gfundn. Die Muatta sogg: „Es kimmb ois vi’ wos ’s Haus amol hod gschlundn.” Z’ Mittog gibbs Kraut und Schwartla drei’, die Muatta hod auftischt; und untan schöpfn, jeggas mei, hod da’ Seppal -’s Schüachal gfischt!

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Hansele im Gras ’s Hansele hockt im Gras und tuat schaugn. Macht groaße, hungrige Augn. Der Kerschbaum steaht mächtig und broat, reckt die Arm, voll mit Kerschn schian roat. Sie spiagln, sie winkn, sie lachn, dö am Wipfl tian gar Purzigagelen machn. Sein so liab, so keck und so rund, so saftig, so frisch und so gsund. Und ’s Hansele hockt untn im Gras und ’s Mäulele weard iahm platschnaß. Na, so k’unn man dö Sach holt nit lobn. Die Kerschlen, sie hängen z’weit obn.

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Hollermandl Wenn die Hollerstaudn ihre Beern wiagn schwarze Hollermandlen umanonderfliagn. Sie hupfn in die Schüss’I, so munter und so frisch und alle Kinder freun sich und schliafn hintern Tisch. Jeder hat sein Löffl, tian alle tüchtig mit, jo, um dö Hollermandlen isch olm a bißl a Gstritt. Und wenn die Schüss’l laar isch und ’s Bäuchl dick und hoch, hom alle statt an Mäulele a groaßes, schwarzes Loch.

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’s Dianai

(Unterinntaler Mundart)

Danaxt hods Dinai klogg hod zu da Muada gsogg: „Wos moast, wos soit i jatz krod toa’, i soit auf d’ Oima geh, soit schaugn, wia d’ Koima steh’ und mi gfreids hoid nid, alloa.” Und wia s’ so rauzt und klogg hod drauf d’ Muada gsogg: „Wos weast denn do a toa, bist decht sist so gscheit, woaßt dia nid z’ höifn heit? Häng dia a Glöggei um, bist nid alloa.


‘s Füxl Weil sie olm Füxl gsagt hom die Buam und die Leut, jetz hat ’n Seppele ’s Lebn nimmer gfreut. Warum grad er muaß fuxat sein! Dös geaht dem Büabl holt nit ein. Er bleibt nit fuxat, auf koan Fall! Und so hat er holt amol a Flaschl voll Tintn übers Köpfl gschütt und fest verriebn. - -

O mei! - Was isch der Muatter anders übrigbliebn, wia ’s Büabl taschn und die Tintn wieder oarwaschn. Und heut hat er a Glatzn, der Sepp, jetz macht iahm dös wieder Müah! Jo, recht ischs holt nia.

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Die Schürpn (Schwarzer Mundart) „Bitt di go scha, Hea Dokta, schaug amol hea”, jammert die Nann, „so a Maleer, da Seppal isch auf ’n Kachal ghockt, dawei i hu die Suppn ei’brockt, - schaug, wia ea blüat’ dea Häuta, ea tuat oim sovl long nid weita, drauf isch drunta ’s Kachal brochn, iaz hod ea si die Schürpn einigstochn an’ O- -”, ’s Nannal druckt, ,iaz hod ea si die Schürpn do einigstochn, mid wos ma auf ‘n Kachal hockt!”

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Der Lehrer ’n Lehrer sei Nasn tuat schun ebbas derlei’n, aber do nebn an’ Siml, dös ischt nimmer fein. Er steaht voar der Bank und schreit voller Zoarn: „Hinaus, jetzt, du Schwein, oder i pack di’ bei die Oahrn!” Weil aber der Lehrer olm schilcht in der Wuat, steaht’s Seppele auf, voll Schneid und voll Muat. „Ah, du bist das Schwein, jetzt aber hinaus!” Und ’s oane Äugl schilcht umi zun Nagele-Klaus. Und wia der a no aufsteaht, tuat sich der Lehrer holt drein schickn. Will’s Gott, weard er woll nit grod heut derstickn. 64


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DIE HETZ 66


Ministrantn, Kommunikantn, Leut und Kinder und die Jungfraun a nit minder, wia sie ihrn Weichbrunn nehmen und aus der Pfarrkirch kemmen, hom sie alle auf der Stirn, wo sie no dös Tröpfl gspürn, an’ schwarzn Tupfn obn drun. Hat jetz dös der Tuifl tun? A Schand ischs und zwoa Buam kriagn’s eilig, Tintnsaft, der isch nit heilig und mit ihrer schwarzn Seel kemmen sie gwiß in die Höll. Himmlvater, tua’s vergess’n, ’s sein jo zwoa Lausbuam gwesn.


Der Lehrbua Der Schneider auf der Stör ziacht’n Fadn hin und her und der Lehrbua danebn derf die Knöpf stad zuagebn. Er kunn no nit viel. Grad mit ’n Löfflstiel da kunn er hantiern.


Der Moaschter fangt sich bald un schiniern ’z Mittag untern Ess’n, wia der Bua, gsund und vermess’n, olm wieder und wieder a Nockn lupft. Der Moaschter hat’n hoamlich gstupft untern Tisch. Stupft’n olm wieder und wieder. Gahling legt der Bua decht ’n Löffl nieder. „Und wenn d’ a nit aufhearscht mit Neatn und Stöss’n, Moaschter, i kunn beim beschtn Wiln jetz nimmer mehrer öss’n.” 69


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