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Weltraumpolitik
WELTRAUMPOLITIK
Die deutsche Sicht der Weltraumnutzung war in der Zeit meines Amtsantritts eingeengt auf rein zivile Projekte und Grundlagenforschung. Nur mit dieser Begründung konnten öffentliche Ausgaben in diesen Sektor fließen. Es fehlte, im Gegensatz etwa zu Frankreich und natürlich den USA, jegliche Berücksichtigung strategischer und militärischer Aspekte. Die machtpolitischen, ökonomischen und Hightech-Dimensionen blieben ausgeklammert. Zusätzlich mag es an der deutschen Raketenvergangenheit in der NS-Zeit gelegen haben, dass alle deutschen Beiträge zur Finanzierung europäischer Raketenprojekte penibel als ausschließlich zivil begründet werden mussten.
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Ich beschloss, die DGAP zur Erarbeitung einer umfassenderen Sicht der Weltraumnutzung einzusetzen, und wurde hierbei im Übrigen immer vom Wissenschaftlichen Direktorium unterstützt. Wir gründeten eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Industrie, der Sicherheitstechnik und Naturwissenschaft, der Völkerrechts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaft sowie der Administration, des Parlaments und der Publizistik. Sie erarbeitete ein Plädoyer für eine neue Politik mit
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ihrem Bericht „Deutsche Weltraumpolitik an der Jahrhundertschwelle“, der 1986 herauskam und eine den deutschen Interessen und der Stellung der Bundesrepublik entsprechende Politik propagierte. Ihr folgte – zum ersten Mal für diesen Bereich – eine umfassendere Bestandsaufnahme in einem Band „Weltraum und internationale Politik“, den Stephan Frhr. von Welck und ich 1987 herausbrachten. Über ihn bemerkte ein Rezensent (Das Parlament, 1./8.4.1988), er gehöre zu den seltenen Büchern, bei deren erstmaligem Erscheinen die Öffentlichkeit „sich über eine bis dahin bestehende große Lücke überrascht klar wird“.
Weitere Berichte über „Beobachtungssatelliten für Europa“ (1990) und das Raumtransportsystem Sänger (1992) folgten. Wie schon erwähnt, kooperierten wir eng mit französischen Experten, unter anderem in einer deutsch-französischen Arbeitsgruppe sowie mit dem ifri in der Erstellung des Berichts der europäischen Institute „Europas Zukunft im Weltraum“ (1988).
Wie schon im nuklearstrategischen Bereich engagierte ich mich auch bei diesen Themen publizistisch und geriet in einen handfesten, öffentlich ausgetragenen Konflikt mit der SPD-Bundestagsfraktion, deren Ableh-