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Deutsche Außenpolitik nach 1990
dass ich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung („Die Nuklearstrategie entrümpeln“, 3.12.1998) die These vertrat, die gewandelten internationalen Bedingungen erlaubten eine Revision der Option des Erstgebrauchs, was mir ein persönliches Dankschreiben des damaligen Außenministers Joschka Fischer, aber auch einen Gegenartikel des von mir sehr geschätzten ehemaligen Generalinspekteurs Klaus Naumann eintrug. Die seitdem eingetretenen internationalen Entwicklungen in Europa erfordern allerdings eine Aufrechterhaltung der Option des Erstgebrauchs.
DEUTSCHE AUSSENPOLITIK NACH 1990
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Als im Mai 1989 US-Präsident George H. W. Bush bei einem Staatsbesuch in Deutschland der Bundesrepublik eine Mitführungsrolle als „Partnership in Leadership“ anbot, löste dies eher Unbehagen als Zustimmung, geschweige denn Konsequenzen aus. Es war die Vereinigung im Jahr 1990, die der Debatte über deutsche Verantwortung und Interessen Auftrieb gab. Die internationalen Dimensionen der Vereinigung hatte ich seinerzeit als erster in Foreign Affairs (Februar 1991) und im gleichen Jahr in dem Buch „Deutschlands
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Vereinigung. Die internationalen Aspekte“, einschließlich der von Klaus Becher bearbeiteten relevanten Dokumente, analysiert. Den Begriff der „Wiedervereinigung“ habe ich seinerzeit vor dem Mauerfall in der New York Times kritisiert („Unity, not Reunification, for Germany“, 6.10.1989), der laut Philip Zelikov, damals im National Security Council arbeitend, dazu führte, dass die Administration in ihrer Terminologie den Begriff der Wiedervereinigung vermied.
In der DGAP initiierte ich eine Bestandsaufnahme, die neben kleineren Publikationen in vier Bände mündete, die unter dem Oberbegriff „Deutschlands neue Außenpolitik“ erschienen: „Grundlagen“ (Karl Kaiser und Hanns W. Maull Hrsg., 1994), „Herausforderungen“ (Karl Kaiser und Hanns W. Maull Hrsg., 1995), „Interessen und Strategien“ (Karl Kaiser und Joachim Krause Hrsg., 1996) sowie „Institutionen und Ressourcen“ (Wolf-Dieter Eberwein und Karl Kaiser Hrsg., 1998).
Der Begriff der „neuen deutschen Außenpolitik“, den ich bewusst gewählt hatte, da er die gewachsene Verantwortung des vereinten Deutschlands implizieren sollte, rief einiges Stirnrunzeln hervor. Offene Kritik gab es, als ich den Begriff der „Berliner Republik“ 1998