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Bipartisanship als Leitthema
Drei Leitthemen waren es vor allem, die meine 30-jährige Tätigkeit in der DGAP motivierten und strukturierten. An erster Stelle nenne ich Bipartisanship, das heißt die mir aus der Erfahrung und dem Studium der amerikanischen Politik vertraute politische Tradition, der zufolge sich die politischen Parteien in den zentralen Fragen der Außenpolitik ungeachtet ihrer anderweitigen politischen Divergenzen um Gemeinsamkeit bemühen.
Ich habe diese Eigenschaft immer als eine wesentliche Grundlage der amerikanischen Führungsrolle, aber auch als eine Notwendigkeit in einer erfolgreichen Demokratie betrachtet und war fest entschlossen, diese Tradition ebenfalls in Deutschland auf meine Weise mithilfe der DGAP zu fördern. Diese auch im britischen System anzufindende Tradition war nicht nur mir aufgrund meines Studiums in Oxford und meiner Arbeit über britische Politik vertraut, sondern auch dem
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ursprünglichen Gründer der DGAP, Wilhelm Cornides, der in der Frühzeit der DGAP nach New York zum Council on Foreign Relations eingeladen worden war, um während zweier Monate dort das Funktionieren des Council im Umfeld der amerikanischen politischen Kultur zu beobachten. Diese Erfahrung, aber auch die Vertrautheit von Cornides mit den Traditionen des Londoner Chatham House, haben sicherlich dazu beigetragen, dass schon in den frühen Jahren der DGAP das Bemühen um Bipartisanship die Entwicklung der Institution prägte.
Bipartisanship war umso wichtiger, als dieses Prinzip des Handelns der unseligen Tradition entgegenwirkte, die auch der deutschen Katastrophe zugrunde gelegen hatte, nämlich das Verständnis von Politik als FreundFeind-Verhältnis, wie es in Deutschland vor allem im Werk von Carl Schmitt zum Ausdruck kam – und als dessen geradezu perfekter und leider erfolgreicher Vertreter Donald Trump die amerikanische Politik in diesem Sinne tiefgreifend veränderte.