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Rückkehr aus den USA
RÜCKKEHR AUS DEN USA
Eine Entwicklung vor dem Jahr 1973 soll hier erwähnt werden, da ein enger Bezug zur DGAP besteht. Im Frühjahr 1968 kehrte ich aus den USA nach Deutschland zurück und folgte damit der Einladung von KarlDietrich Bracher, mich an der Universität Bonn zu habilitieren. Zudem nahm ich ein Angebot der Stiftung Volkswagenwerk an, als Consultant für sie zu wirken und für den von ihr gegründeten „Arbeitskreis für europäische Studien“ Vorschläge für Entwicklung und Ausbau der Disziplin der internationalen Beziehungen in Deutschland auszuarbeiten. Dieser Arbeitskreis war gegründet worden wegen eines Antrags an die Stiftung von Carl-Friedrich von Weizsäcker, eine Studie über die Wirkungen eines Atomkriegs auf Deutschland zu finanzieren. Dies nahm die Stiftung zum Anlass, die Frage einer Förderung von Studien zu strategischen und internationalen Fragen ganz grundlegend zu prüfen und ein Programm zu verabschieden, das diesen in Deutschland nur wenig entwickelten Bereich ausbauen sollte.
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Dem Arbeitskreis gehörten unter anderem Richard Löwenthal, Klaus Ritter, Egon Bahr und Richard von
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Weizsäcker an. Die Stiftung finanzierte mir ein Büro im Hause der DGAP in der Bonner Adenauerallee und eine halbe Schreibkraft sowie Reisemittel, um Experten in Deutschland zu kontaktieren. Der Arbeitskreis und die Stiftung akzeptierten das von mir erarbeitete Programm, und ich konnte in der Folge eine Reihe von Instituten und Wissenschaftlern einladen, Anträge an die Stiftung auf Finanzierung von Projekten zu stellen.
Die DGAP, deren Forschungsinstitut damals von Karl Carstens, dem späteren Bundespräsidenten, geleitet wurde, erhielt umfangreiche Mittel, um drei Arbeitsgruppen zu bilden, deren Arbeit 1971/72 in der Publikation dreier Bände „Außenpolitische Perspektiven des westdeutschen Staates“ resultierten („Das Ende des Provisoriums“, „Das Vordringen neuer Kräfte“ und „Der Zwang zur Partnerschaft“). Dies war der erste Versuch, im Nachkriegsdeutschland unter Beteiligung von Experten unterschiedlicher Richtung eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Außenpolitik Westdeutschlands vorzunehmen. Dieses Vorhaben hatte eine erhebliche Breitenwirkung und stärkte nicht nur die Stellung der DGAP in der deutschen Diskussion, sondern auch ihre Rolle bei der Bildung einer Strategic Community in Deutschland.