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UNABHÄNGIG, EVIDENZBASIERT, STRATEGISCH
Die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik steht vor den größten Herausforderungen seit Ende des Kalten Krieges. Ein großflächiger Krieg tobt seit Februar 2022 nur zwei Flugstunden von Berlin entfernt. Russland ist unter Wladimir Putin zu einer zentralen Gefahr für die europäische Sicherheit geworden. Gestützt wird Putin nicht nur von Eliten im eigenen Land, sondern auch durch Chinas Staatschef Xi Jinping. Dieser hat im März bei seinem Besuch in Moskau die engen Beziehungen der beiden Länder betont. Gleichzeitig fordert Chinas kommunistische Partei selbst die weltweite Ordnung weiter heraus. Besonders für die deutsche Wirtschaft ist dies ein Problem. Aber auch der Klimawandel, zunehmend getrieben vom Systemrivalen China, wird zur Bedrohung für die globale Sicherheit. Im Systemwettbewerb orientieren sich aufstrebende Mächte oft Richtung Peking.
WIR WOLLEN WEITER UN
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ABHÄNGIG BLEIBEN UND
AUCH UNBEQUEME WAHRHEI
TEN OFFEN ANSPRECHEN
In diesen historischen Zeiten wird die klare und deutliche Stimme der DGAP mehr denn je gebraucht. Und wie kaum eine andere Institution kann unser interdisziplinäres Team für die außenpolitisch drängenden Fragen strategische Handlungsoptionen für Deutschland an der Schnittstelle von Sicherheits-,
VON GUNTRAM WOLFF
Wirtschafts-, Klima- und Energiepolitik entwickeln. Wir wollen unbequeme Wahrheiten ehrlich aussprechen. Es ist uns wichtig, analytisch, evidenzbasiert und unabhängig zu arbeiten. Dies geschieht im Rahmen von Publikationen, öffentlich zugänglichen Debatten wie unserem wöchentlichen Morning Briefing und bei vertraulichen Hintergrundgesprächen.
Die angekündigte „Zeitenwende“ muss Realität werden. Klar ist: die Bundeswehr benötigt nicht nur ein einmaliges Sondervermögen, sondern ein dauerhaft höheres Verteidigungsbudget. Europa muss in der Lage sein, auch bei potenziell nachlassendem Einsatz der USA die eigene Sicherheit zu garantieren. Gleichzeitig gilt es, die Ukraine weiterhin zu unterstützen – militärisch, finanziell, humanitär und diplomatisch.
Der Systemwettbewerb mit China ist ein wichtiges Forschungsgebiet der DGAP und betrifft nicht nur Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen, sondern auch den Klimaschutz. Wir erarbeiteten Lösungen, mit denen Europa mehr handels- und wirtschaftspolitische Autonomie erlangen kann. Ebenso diskutieren wir die zunehmende chinesische Technologieführerschaft. Wie wichtig der Kampf gegen den Klimawandel ist, zeigen die Klimafolgen und ihre Risiken für die menschliche Sicherheit. Klimaschutz ist auch ein zentrales Thema der Nationalen Sicherheitsstrategie, zu der Kolleginnen und Kollegen das Auswärtige Amt beraten haben. Wir setzten uns intensiv mit Deutschlands
Rolle in der östlichen Nachbarschaft auseinander und analysierten den Wandel der Länder Mittel- und Osteuropas sowie Zentralasiens vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg. Auch die Europapolitik bleibt ein zentrales Thema unserer Arbeit, denn es herrscht Unsicherheit, was die europäischen Prioritäten der Bundesregierung sind. Unser Team konnte dabei die Außenperspektive Entscheidungsträgern in Berlin näherbringen. Migration, Asyl und Flucht sind weitere Themen für die DGAP, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Klimamigration und des Krieges in der Ukraine. Schließlich haben wir auch die feministische Außenpolitik analysiert. Im Falle Irans diskutieren wir kontrovers: Sollte Deutschland nicht noch deutlicher seine Stimme gegen das iranische Regime, das Menschen- und Frauenrechte so missachtet und zur Sicherheitsgefahr für Europa geworden ist, erheben?
Die DGAP darf auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022/2023 zurückblicken. Wir haben mit rund 250 Publikationen und zahlreichen Beiträgen in einschlägigen nationalen und internationalen Medien die außenpolitische Debatte im Land nachhaltig geprägt. Ebenso mit rund 280 Evens und hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen, darunter mit Christine Lambrecht, Nancy Faeser, Svenja Schulze und Cem Özdemir.
Ich bin meiner Co-Geschäftsführerin Monika Lüke und meinem Co-Geschäftsführer Martin Bialicki, dem Vorstand und Präsidium und natürlich den Leiterinnen und Leitern unserer Zentren und Stabsstellen sowie allen Kolleginnen und Kollegen im Haus dankbar für ihr Engagement und ihren Enthusiasmus. Ebenso danke ich den Ehrenamtlichen in den Regionalforen und der Jungen DGAP. Wir wollen die Regionalforen weiter stärken und es freut mich, dass die junge Generation so aktiv mitgestaltet. Mein großer Dank gilt schließlich auch und besonders den fast 3.000 Mitgliedern und unseren Förderern. Sie beleben nicht nur unsere Debatten, sondern garantieren auch die unabhängige Stimme der DGAP.
