DUHwelt 2/2025 Jubiläum

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Foto: Erdmann/DUH

Deutsche

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn wir auf 50 Jahre Deutsche Umwelthilfe blicken, dann sehen wir nicht nur Zahlen, Daten und Erfolge – wir sehen Gesichter. Menschen, die von Anfang an mit fundiertem Wissen und leidenschaftlicher Überzeugung für das eingetreten sind, was heute so viele bewegt und quer durch alle Bereiche diskutiert wird: den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Bereits Mitte der 1970er-Jahre haben sie Themen gesetzt, die damals kaum jemand hören wollte – zu Ressourcen, Energie, Luftreinhaltung, Naturschutz. Sie haben Missstände aufgedeckt, wissenschaftlich argumentiert, politischen Druck aufgebaut und sich nicht einschüchtern lassen – nicht von Konzernen, nicht von Parteien, nicht vom Staat.

Ich selbst bin seit über zwanzig Jahren Teil dieses Verbandes und habe seinen Weg von einem kleineren, hoch engagierten Team hin zu einem bundesweit anerkannten, schlagkräftigen Umweltverband miterlebt. Und doch war ich beim Lesen der Beiträge in diesem Magazin immer wieder überrascht. Manche Geschichten kannte ich, sie sind mir noch lebendig. Andere waren mir neu – oder zeigten mir bekannte Ereignisse in einem anderen Licht. Dieses Magazin ist mehr als ein Rückblick. Es ist ein Schatz an Erfahrungen. Es erzählt von Erfolgen, aber auch von Rückschlägen –und davon, was wir daraus für die Zukunft lernen und wie wir sie wirksam gestalten.

Denn Umweltschutz war für uns nie nur Protest. Er war immer auch Sachverstand, Sorgfalt und ein langer Blick nach vorn. Als Landschaftsplanerin und Forscherin weiß ich, wie wichtig wissenschaftliche Grundlagen sind. Doch erst im Zusammenspiel mit der Zivilgesellschaft entfalten sie ihre Kraft. In unserem Verband arbeiten Menschen mit Expertise, Haltung und Hartnäckigkeit. Viele von ihnen ehrenamtlich, alle mit großem Mut. Und dieser Mut zeigt Wirkung – in Gesetzen, in Gerichtsurteilen, in der öffentlichen Debatte.

Das feiern wir nicht nur mit dieser Jubiläumsausgabe – das nehmen wir mit. Denn die nächsten 50 Jahre beginnen jetzt. Wir werden auch künftig unbequem bleiben, wo es nötig ist. Und beharrlich, wo andere aufgeben. Lesen Sie mit – und entdecken Sie, was uns stark gemacht hat. Und was uns auch morgen stark machen wird.

Ihre

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Mitstreiter

Alles auf Zukunft

Die Deutsche Umwelthilfe feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Spannende Geschichten aus der Geschichte erzählen nicht nur davon, wie die DUH von einem kleinen Naturschutzverein zu einer schlagkräftigen nationalen Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation wurde. Seit fünf Jahrzehnten hat die DUH die kommenden Generationen im Blick: Es geht immer darum, was wir heute für ein besseres Morgen verändern müssen. Für Umwelt und Mensch – für uns alle.

Konkret wirksam zu sein – das war den Gründern der DUH wichtig. Sieben Menschen rund um den Verhaltensforscher Professor Gerhard Thielcke, Hermut Ruland, Rudolf Schreiber und Nikolaus von Bodman gründeten am 5. August 1975 die "Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Umweltschutzes e.V." – später in Deutsche Umwelthilfe umbenannt. Die erste Geschäftsstelle entstand in Öhningen-Kattenhorn am Bodensee. Von 1975 bis 1988 war Hermut Ruland Bundesvorsitzender der DUH, ihm folgte bis zum Jahr 2001 Gerhard Thielcke. Sein Kernsatz war „Prüfe alles, was du tust, was es wirklich für die Natur

an Verbesserungen bringt.“ Er machte damit deutlich: Es geht der DUH nicht um abstrakte Ideen oder schöne Worte für die Umwelt, sondern darum, dass wir konkrete Verbesserungen durchsetzen – für die Pflanzen- und Tierwelt und damit auch für uns Menschen.

Auch unter seinen Nachfolgern im Bundesvorsitz, ab 2001 Professor Harald Kächele und seit 2024 Professorin Margit Mönnecke, blieb Thielckes Appell zentrales Leitmotiv und hat über die Jahrzehnte zu vielen Erfolgen geführt. Von diesen Erfolgen und wie sie erreicht werden konnten, erzählt unsere Jubiläumsausgabe. Nicht chronologisch wollen

wir vorgehen, sondern die verschiedensten Aspekte und Sichtweisen beleuchten und die Erfolgsfaktoren der „Methode DUH“ aufzeigen. Angesichts von Missständen hat die DUH mutig informiert und aufgedeckt, hat auch bei Einschüchterungsversuchen durch Konzerne, Politik oder Hacker ihre Ziele furchtlos und unabhängig weiterverfolgt, war konkret wirksam und ist trotz jahrzehntelanger Kämpfe um Natur-, Klima- und Verbraucherschutz hartnäckig drangeblieben

Gemeinsam für Mensch und Natur − dank vielfältiger Bündnisse und zahlreicher Menschen, die sie unterstützen, blickt die DUH heute auf 50 Jahre mit einzigartiger

Foto: Pro Natur

Die DUH-Gründer Hermut Ruland (1. von links), Prof. Dr. Gerhard Thielcke (3. von links), Rudolf L. Schreiber (6. von links) mit den Autoren Frederic Vester (5. von links) und Horst Stern (2. von rechts) bei der Auszeichnung für das Sachbuch „Rettet die Vögel“ 1978.

Sascha Müller-Kraenner, Barbara Metz, Jürgen Resch, Ulrike Voß und Matthias Walter, Bundesgeschäftsführung der DUH (v.li.n.re.)

Wirkung, auf 50 Jahre mutiges, besonders hartnäckiges Voranbringen von Umwelt, Natur und Klima, auf 50 Jahre Umweltschutz durchsetzen!

Aus der Bundesgeschäftsführung erzählen Barbara Metz, Sascha Müller-Kraenner und Jürgen Resch sehr persönlich von ihren Momenten mit der DUH, was sie bewegt hat, sich einzumischen, was sie verändert haben und künftig angehen werden. Auch Mitstreiter und Wegbegleiter ergreifen das Wort. n

IMPRESSUM

Einige besondere Meilensteine unserer Geschichte finden Sie auf den Seiten 20 und 21 zum Download, Weitergeben an Freunde, Bekannte oder Verwandte, denen Sie schon immer von der DUH erzählen wollten. Damit wir mehr werden, die mit uns die erfolgreiche Geschichte fortschreiben! Für Umwelt, Natur, Klima und Mensch.

Mehr Geschichten aus unserer Geschichte finden Sie hier: www.l.duh.de/historie

Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. n Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de n V.i.S.d.P.: Jürgen Resch n Redaktion: Jutta Kochendörfer, Andrea Kuper, Matthias Walter n Autorinnen und Autoren: Julia Dade, Thomas Fischer, Marieke Hoffmann, Daria Junggeburth, Remo Klinger, Robin Kulpa, Maike Mehlis, Barbara Metz, Sascha Müller-Kraenner, Leonie Pilgram, Jürgen Resch, Dorothee Saar, Agnes Sauter, Roman Schilling, Gaby Schneider, Clemens Schürmann, Sabrina Schulz, Constantin Sittmann, Christoph Störmer, Ulrike Voß, Constantin Zerger, Ines Wittig n Gestaltung: Anke Thiele-Janzen In DUHwelt-Artikeln verwenden wir in Bezug auf Personen oder ihre Funktionen nicht immer das grammatische Femininum und Maskulinum (z.B. Naturschützerinnen und Naturschützer) nebeneinander. Dort, wo aus Gründen der Vereinfachung nur die männliche Form gewählt wurde, sind aber dennoch alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gemeint. n Druck: Johnen Druck GmbH & Co. KG, Bernkastel-Kues n Anzeigen: Jutta Kochendörfer; es gilt die Anzeigenpreisliste 2025 n Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell n Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier n Heftpreis: 2,00 Euro n Spendenkonto: SozialBank Köln | IBAN: DE45370205000008190002 SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX

Die Deutsche Umwelthilfe wird von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

Aufdecken und informieren

Dieselgate – kein zweites Ereignis ist in der öffentlichen Wahrnehmung so stark mit der Deutschen Umwelthilfe verbunden. Doch die Mitwirkung an der Aufdeckung dieses „größten Wirtschaftsskandals der deutschen Nachkriegsgeschichte“ (Süddeutsche Zeitung) ist nicht nur ein Meilenstein an sich. Sie wirft auch ein Schlaglicht auf einen der zentralen Eckpfeiler der DUH-Arbeit: Fakten. Fakten ermitteln, bekannt machen und ins Bewusstsein der Menschen bringen. Prinzip und Tugend von den Anfängen bis heute.

Um selbst Abgas-Messdaten zu erheben, hat die DUH 2015 ihr EKI gegründet – das Emissions-Kontroll-Institut.

Hätte ein junger Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium am 5. Mai 2010 beim Treffen mit der Deutschen Umwelthilfe besser zugehört und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen – er hätte die gigantischen Ausmaße von Dieselgate verhindern können. Denn die DUH wies ihn auf einen stattfindenden Abgasbetrug des Volkswagenkonzerns hin. In einer darauf folgenden Besprechung mit den Mitarbeitern des Verkehrsministeriums und des Kraftfahrt-Bundesamtes erläuterten Jürgen Resch, Dorothee Saar und Dr. Axel Friedrich bereits 2011, wie Volkswagen auf dem Prüfstand die Abgaswerte einhält, aber bei von

den Prüfbedingungen abweichenden Tests die Abgasreinigung faktisch deaktiviert. Fakten, wie die Autobauer ihre eigenen Kunden und alle Menschen in Deutschland durch die bewusste Vergiftung der Atemluft schädigten. Hätte dieser Staatssekretär so auf die Fakten geschaut wie die DUH und wäre er aktiv geworden, wie sie es von ihm forderte, hätte er Vieles verhindern können. Und er selbst wäre heute anders in Erinnerung. Sein Name: Andreas Scheuer, der spätere Bundesverkehrsminister. Er entschied sich gegen den Gesundheitsschutz der Menschen vor giftigen Dieselabgasen und für die Profitinteressen der betrügerischen Dieselkonzerne.

Mit Sachkenntnis und eigener Messtechnik

Doch die DUH machte weiter. Im Frühjahr 2015 lud sie den früheren kalifornischen Umweltminister James Strock zu Politikergesprächen ein, um vor den Abgasbetrügereien der deutschen Hersteller zu warnen. Es half nichts. Erst die Aufdeckung des Abgasskandals von VW in den USA durch die amerikanische Umweltbehörde EPA schaffte in Deutschland die notwendige Aufmerksamkeit für die seit 2007 von der DUH ausgesprochenen Warnungen vor einem gigantischen Abgasbetrug aller Hersteller

Foto: DUH

von Diesel-Fahrzeugen. Um dies zu belegen, gründete die DUH Ende 2015 sogar ein eigenes Emissions-Kontroll-Institut (EKI) und überführte mit bis heute 3.678 Messungen an Fahrzeugen alle Hersteller von Dieselfahrzeugen des Abgasbetruges mit bis zu 40-fachen Überschreitungen der Grenzwerte im realen Fahrbetrieb. Ein unglaubliches Fachwissen, unendlich viele Daten und Fakten sind dafür notwendig. Und es ist eine der Sternstunden des zentralen DUH-Prinzips: Die Grundlage für positiven Wandel sind Informationen. Nur wer Missstände mit Fakten belegen kann, sie verbreitet und der Öffentlichkeit auch eindrücklich bewusst macht, der hat die Chance zur Veränderung. Und diese Chance nutzt die DUH seit 50 Jahren.

Unsere Infoblätter wurden stark nachgefragt, vor allem die jährlich aktualisierten Waldschadenskarten.

Die Deutsche Umwelthilfe macht Druck in Sachen Umwelt und Klima, oft und gerne juristisch. Damit zeigt sie immer wieder, dass die Gewaltenteilung in Deutschland gut funktioniert. Schummeln gibt’s nicht, dank der DUH!

Peter Wohlleben, Buchautor, UmweltMedienpreisträger und vielleicht der bekannteste Förster Deutschlands.

So lösen wir Resonanz aus

Schon in den ersten Jahren nach ihrer Gründung machte die DUH die Verbreitung von Fakten zum Arbeitsschwerpunkt, etwa mit Begleitaktionen und Informationsmaterialien zu Büchern und Kampagnen von Naturschutzund Naturfilmgrößen wie Horst Stern, Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann. In den 1980er Jahren erfand die DUH unter anderem ihre „Infoblätter“. Als Klassensatz bestellbar versorgten sie Umweltgruppen ebenso wie Schulen mit Informationen zu Naturschutz und Umweltgefahren, die in Schulbüchern

und vielen Medien noch Mangelware waren. Und die noch junge Organisation entwickelte ihr „Enthüllungs-Gen“ mit den Waldschadenskarten. Die Informationen zum Zustand der Wälder wurden damals zwar in den Bundesländern erhoben, jedoch dann gründlich in den Aktenschrank verbannt. Die DUH fragte die Daten ab, führte sie für ganz Westdeutschland zusammen und veröffentlichte sie, so dass die Menschen erstmals ehrlich über das Ausmaß der durch Luftverschmutzung entstandenen Waldschäden informiert wurden. Die nationale Presse griff es mit Begeisterung auf. »

Unser Hitze-Check ermittelt mit Hilfe von Satellitendaten zu Temperaturen, Grünvolumen und weiteren Parametern die Hitzebelastung für die Bevölkerung. Arnsberg (Foto) zählt dabei zu den grüneren und hitzeresilienteren Städten.

2006 enthüllte die DUH Planungsfehler in der Notstromversorgung und der Notkühlsteuerung im Atomkraftwerk Brunsbüttel.

Fachwissen und Recherche, das Ermitteln von Informationen und sie gut und einprägsam an Menschen verbreiten, das ist bis heute die Grundlage der Arbeit all der Expertinnen und Experten in den Fachteams der DUH. Immer im Zusammenspiel mit Wissenschaft und Forschung, etwa beim Kampf gegen Greenwashing oder beim Hitze-Check, der Hitze-Risiken in deutschen Städten aufzeigt. Oft erhebt die DUH auch mit Kontrollen und Messungen eigene Daten wie beim Supermarkt-Check oder der großen Bürgerbeteiligungsaktion „Decke auf, wo atmen krankt macht“. Und manches Mal kann sie mit Hilfe von Whistleblowern Skandale aufdecken, wie etwa Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Brunsbüttel oder die „Scholz-Papers“, die entgegen öffentlicher Beteuerungen eine massive Intervention der Bundesregierung zugunsten der Gaspipeline Nord Stream 2 nachwiesen.

Manches hat sich verändert in 50 Jahren. Am Kopierer und in der Post stehen, um 30 Infoblätter auf den Weg nach Flens-

burg, Saarbrücken oder Bad Tölz zu bringen, muss heute niemand mehr. Internetpräsenz, Newsletter und Social Media-Kanäle erreichen hunderttausende Menschen jede

Woche mit wichtigen Umwelt-Infos. Aber das Prinzip dahinter, dem bleibt die DUH treu. Denn „Informieren und aufdecken“, das braucht es immer. n

Seitdem ich mit Fridays for Future auf den Straßen stehe, ist die DUH nicht wegzudenken – egal ob wir auf Borkum gegen neue Gasbohrungen im Wattenmeer protestieren oder in Berlin vorm Kanzleramt für mehr Klimaschutz streiken. Die DUH ist immer an unserer Seite, mit Fachwissen, mit Klagen oder mit Menschen auf der Straße. Das ist so so wichtig.

Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future, Mitorganisatorin der Klimastreiks.

Foto: IMAGO / Jannis Grosse (o.), Privat (u.)

Furchtlos und unabhängig

Die DUH deckt Missstände auf und spricht unangenehme Wahrheiten aus. Das macht mächtige Feinde. Die Folge: Drohungen, Millionenklagen, Attacken auf Glaubwürdigkeit und Rechte. Doch mit all diesen Einschüchterungsversuchen über viele Jahre konnten weder milliardenschwere Konzerne noch Politikerinnen und Politiker die DUH zum Schweigen bringen. Nicht einmal Methoden, die eher an Spionage-Thriller erinnern.

Anwalt Remo Klinger sitzt am Schreibtisch in seiner Kanzlei. Er arbeitet. Sein Smartphone liegt unberührt auf dem Tisch. Plötzlich aber leuchtet der Bildschirm des Geräts auf, wie von Geisterhand öffnet sich das Adressbuch und einzelne Kontakte werden durchsucht.

Es ist die Hochphase von Dieselgate, die DUH bringt Enthüllung um Enthüllung und klagt gleichzeitig auf Saubere Luft in deutschen Städten. Remo Klinger vertritt sie vor Gericht. Autokonzerne fürchten Fahrverbote. Auch das Smartphone von DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch wird damals manipuliert: Anrufe landen nicht bei ihm, sondern bei einem Unbekannten, der sich für ihn ausgibt und mit Journalisten schädliche Interviews führt. Erst als einem Journalisten Zweifel kommen und er über eine andere Nummer bei der DUH nachfragt, kann der Spuk beendet werden.

Gehackte Handys und Webseiten

Nicht nur Handys, auch Server werden gehackt. Als die DUH in einer Pressekonferenz 2016 ankündigt, am nächsten Tag brisante Akten zu veröffentlichen, dringen Unbekannte in das DUH-Netzwerk ein, zerstören den Downloadbereich, manipulieren die Webseite und hinterlassen die gefälschte Warnung, gegen die DUH werde angeblich wegen „Landesverrats“ ermittelt. Die Polizei zeigt sich beeindruckt vom Know-how der Hacker. Finden wird sie die Täter nie.

Letztlich verfehlen die Angriffe und gezielten Desinformationskampagnen ihr zentrales Ziel: Die DUH veröffentlicht trotzdem alle brisanten Akten, deckt Manipulationen, Betrug und die Kumpanei zwischen Diesel-Konzernen und Bundesregierung auf. Falsche Vorwürfe und Behauptungen aus dieser Zeit werden jedoch bis heute weitergetragen, um der DUH zu schaden.

Drohungen im Netz

Die Palette an Einschüchterungsversuchen ist breit. Mit deutlich weniger Expertenwissen als die Hacker kommen jene Akteure aus, die seit 2019 im Internet Mord- und Gewaltdrohungen gegen die DUH und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausstoßen. Nutzergruppen wie „Stoppt die Deutsche Umwelthilfe!“ mit über 50.000 Usern bei Facebook bilden Echokammern, in denen Gewaltphantasien ausgetauscht oder öffentliche Auftritte von DUH-Geschäftsführern bekannt gemacht werden und zu Anschlägen aufgerufen wird. Auch davon lässt sich die DUH nicht beeindrucken, reagiert mit vielen hundert Strafanzeigen und führt stellvertretend für alle Engagierten, denen so etwas geschieht, ein Klageverfahren gegen den Facebook-Mutterkonzern Meta auf Schließung solcher Hassgruppen. Ergebnis: noch offen. »

Klagen gegen die Aufklärer

Milliardenschweren Konzernen steht ein weiteres Instrument zur Verfügung, um Kritiker einzuschüchtern und möglichst mundtot zu machen: sogenannte SLAPPKlagen. Das Akronym steht für Strategic Lawsuits Against Public Participation. Es geht darum, privatrechtliche Klagen, vor allem Schadensersatzklagen zu führen gegen einzelne Aktive oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Selbst wenn diese Klagen letztlich keine Aussicht auf Erfolg haben –sie kosten die Beklagten, über Jahre und mehrere Instanzen geführt, erhebliche Summen. Geld, das den Konzernen problemlos zur Verfügung steht – ihren Kritikern meist nicht. Sie sollen aufgeben, sich verpflichten, bestimmte Vorwürfe nicht mehr vorzubringen oder einfach ruiniert werden.

Mit der ersten SLAPP-Klage sieht sich die DUH 2012 konfrontiert. Es geht um „Bioplastiktüten“, die von Aldi und Rewe als „100 % kompostierbar“ angepriesen wurden. Nur funktioniert das in vielen Kompostwerken nicht ohne Probleme. Die DUH geht gegen die irreführende Werbung vor, die Handelsriesen nehmen die Tüten schließlich aus dem Sortiment. Im Dezember 2012 werden die DUH als Organisation sowie Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch als Person vom Plastiktütenhersteller Victor Group mit Unterstützung des Chemiekonzerns BASF auf Schadensersatz in Höhe von mehr als 2,7 Millionen Euro verklagt. Der Vorwurf: angeblich falsche geschäftsschädigende

Aussagen. Fünf Jahre wird das Verfahren durch alle Instanzen dauern. Fünf Jahre Nervenkrieg, in denen die wirtschaftliche Existenz der DUH und von Jürgen Resch persönlich ständig bedroht ist. Doch man gibt nicht nach und gewinnt schließlich bis hinauf zum Bundesgerichtshof.

Als die DUH ab 2015 mit eigenen Emissionsmessungen nachweisen kann, dass elf Millionen Diesel-Fahrzeuge auf unseren Straßen um ein Vielfaches schmutzigere Abgase ausstoßen als vorgeschrieben, fahren deutsche Autokonzerne schwereres Geschütz auf: Die Daimler AG droht mit Schadensersatzklagen für den Fall, dass die DUH die gemessenen Abgaswerte wie geplant am Folgetag in einer Pressekonferenz veröffentlichen sollte. Die DUH setzt sich darüber

Greenwashing: Wegen angeblich „geschäftsschädigender“ Aussagen verklagen Plastiktütenhersteller die DUH und ihren Bundesgeschäftsführer – zu Unrecht und erfolglos – auf Schadensersatz in Millionenhöhe.

Links: Das Bundesverwaltungsgericht erklärt 2018 Diesel-Fahrverbote für rechtlich zulässig. Die Richter stellen damit den Schutz der Gesundheit vor die Interessen der Wirtschaft. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch (re.) und Umweltexperte Axel Friedrich (li.) im Interview.

Unten: Über viele Jahre beherrscht der DieselAbgasskandal die Schlagzeilen in den Medien.

Ich schätze an der Deutschen Umwelthilfe, dass sie sich zum Wohle der Allgemeinheit für Umwelt- und Klimaschutz, auch gegen Großkonzerne, durchsetzt. Das ist sehr wertvoll.

Prof. Dr. Claudia Kemfert, renommierte Energieökonomin und oft gefragt als Politikberaterin.

Fotos: DUH/Lehmann (o.), DUH (u.Mitte.), Reiner Zensen (u.r.)

Mit eigenen, unabhängigen Abgasmessungen kann die DUH den Betrug der Dieselkonzerne nachweisen.

hinweg und berichtet vom Drohschreiben, wegen dessen Veröffentlichung sie in der Folge der Daimler-Anwalt – erfolglos – verklagt. 2017 verklagt VW die DUH, verbietet ihr per einstweiliger Verfügung samt Streitwert in Millionenhöhe über mehrere Monate hinweg, die festgestellten extrem erhöhten Abgaswerte als rechtswidrig zu bezeichnen. Die DUH lässt auch hier nicht locker und will sich die kritische Bewertung der skandalösen Fakten nicht verbieten lassen. Es kommt zum Showdown vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf. Sollte dieses die Entscheidung der ersten Instanz wie von VW beantragt bestätigen, wäre es der finanzielle Ruin für die DUH und der Privatkonkurs von Jürgen Resch. Zuvor hatte VW erklärt, im Falle der Bestätigung eine Schadenersatzklage in unglaublicher Höhe gegen beide einzuleiten. Allein die sich hieraus ergebenden Prozesskosten über Jahre hinweg wären nicht aufbringbar gewesen. Doch das Gericht entscheidet eindeutig: Die DUH hat jeden einzelnen beanstandeten Satz der Bewertung zu Recht geäußert – und darf dies auch weiter tun. Auch mit SLAPP-Klagen ist die DUH offenbar nicht in die Knie zu zwingen.

Einschüchterungsversuche aus Regierungsparteien

Kurz darauf soll sich zeigen, ob es möglicherweise mit den Mitteln von Parteien und Regierungsmacht gelingt, die DUH zu ent-

mutigen. 2018 gewinnt die DUH Monat für Monat ihre insgesamt 40 Klagen zur Durchsetzung der Grenzwerte für Luftschadstoffe und zeigt, dass Bund, Länder und Kommunen systematisch den Menschen ihr Recht auf Saubere Luft verweigern und sich im Interesse der Autokonzerne nicht an die EU-Gesetze halten.

Ende Dezember bläst die CDU auf ihrem Parteitag zum Angriff auf die DUH. Dort stellt der CDU-Bezirksverband Nordwürttemberg gemeinsam mit dem CDU-Wirtschaftsrat – beide eng verflochten mit der Automobilwirtschaft – gleich drei Anträge: auf Aberkennung der Gemeinnützigkeit der

DUH, den Entzug von Klagerechten sowie die Streichung von Mitteln aus Projekten des Bundeshaushalts. Und alle Anträge erhalten die Zustimmung der Mehrheit der Delegierten. Die DUH erhielt übrigens kein Rederecht, selbst Stellung zu den Anträgen zu nehmen. Aber in Deutschland entscheiden nicht die Parteitage über die Gemeinnützigkeit oder Klagerechte. Die Attacke läuft ins Leere und es zeigt sich, dass es einfach ein Einschüchterungsversuch war. Im März 2019 fordern dann Politiker der CSU sogar, bestehende Gesetze zu ändern, um der DUH die Gemeinnützigkeit entziehen zu können. Doch auch dieser Versuch scheitert. Das Finanzamt prüft und bestätigt die Gemeinnützigkeit von Organisationen, jene der DUH seit nunmehr 50 Jahren.

Die Stärke, weiterzumachen

Immer wieder ist die DUH bereit, um der Sache willen − für Umwelt, Natur, Klima und Mensch − sogar ihre Existenz zu riskieren. Das macht sie unabhängig, glaubwürdig und durchsetzungsstark. Dort, wo sie sich damit Geschäftsinteressen ganzer Branchen in den Weg stellt und Verstöße aufdeckt, macht sie sich mächtige Feinde. Gleichzeitig gewinnt sie durch ihre furchtlose Haltung viele Freunde und Unterstützer. Das Team der DUH weiß, wie am besten mit Angriffen auf sie und die Ziele des Umweltschutzes umzugehen ist. Und sie wird sie immer wieder abwehren. n

Deutsche Umwelthilfe, heißt auch mit 50 Jahren: schwimmen gegen den Strom, Dampf machen, Konzerne enttarnen. Herzlichen Dank für das Aushalten von Shitstorms und Desinformationskampagnen sowie den langen Atem für Gerichtsprozesse. Beides braucht es mehr denn je.

Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz a.D.

50 Jahre Natur- und Klimaschutz

Jürgen Resch hat die Geschichte der DUH maßgeblich geprägt. Seit 1986 lenkt er als Bundesgeschäftsführer zunächst allein, später als Teil einer Doppelspitze und seit 2022 im Team das operative Geschäft. Den Wandel von einer serviceorientierten Organisation hin zu einem wirkmächtigen Umwelt- und Verbraucherschutzverband hat er miterlebt und mitgestaltet. Klimaschutz, Saubere Luft und Verbraucherrechte sind ihm wichtige Anliegen, die er mit der DUH erfolgreich vorantreibt.

Im Europäischen Umweltjahr 1988: Jürgen Resch trifft den damaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer.

Genau im Gründungsjahr der Deutschen Umwelthilfe, die ich damals aber noch nicht kannte, trat ich 1975 im zarten Alter von 15 Jahren den Posten als „Schatzmeister“ der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Bodensee an. Für winterliche Pflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet Eriskircher Ried benötigten wir Geld für Kreuzhacken und vor allem für die Reparatur eines Traktors. Zu dieser Zeit erhielten Naturschützer kaum öffentliche Mittel; private Spenden waren die einzige Möglichkeit, die Arbeit zu finanzieren. Hier bot die DUH Hilfe zur Selbsthilfe an, indem sie jedes Jahr eine Aktionswoche für den Naturschutz ausrief, über bekannte Persönlichkeiten wie Anneliese Rothenberger, Heinz Sielmann oder Horst Stern zur Unterstützung der lokalen Umweltgruppen aufrief, die damals aufwändigen Sammelgenehmigungen beantragte und die verplombten Spendendosen stellte.

1981 trat ich meinen Zivildienst beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Radolfzell an und entlarvte im Frühjahr 1982 das Pestizid Endrin als Verursacher eines massiven Vogelsterbens am Bodensee. Unbürokratisch unterstützte die DUH meine erste Kampagne für einen Zulassungsstopp mit einem Zuschuss. Und sie blieb in den Folgejahren unterstützender Partner bei von mir für den BUND koordinierten Kampagnen wie „Rettet die Frösche“, „Rettet die Vogelwelt“ oder gegen giftige Pestizide.

1986 bot mir der damalige DUH-Bundesvorsitzende Hermut Ruland an, bei der DUH als Bundesgeschäftsführer zu arbeiten. In der Probezeit würde ich als sein Assistent die mir schon lange als Partner vertraute Umweltorganisation nun auch von innen kennenlernen und im Anschluss leiten. Ich musste nicht lange nachdenken: So eine berufliche Chance bietet sich vielleicht nur einmal im Leben und so wechselte ich Anfang November 1986 zur DUH.

Jubiläen sind Momente der Besinnung und des Ausblicks. Die DUH hat sich von einer anfangs auf die finanzielle Unterstützung und Umweltbildung für Jung und Alt ausgerichteten Organisation zu einem modernen Umwelt- und Verbraucherschutzverband weiterentwickelt. Dabei verfolgt die DUH mit langem Atem ihre Schwerpunktthemen wie den Kampf für die Saubere Luft, das Eintreten für Verbraucher- und Bürgerrechte und nicht zuletzt den Klimaschutz.

Vor über 25 Jahren starteten wir unsere Kampagne für schwefelarme Kraftstoffe und Heizöl, in der Folge kämpften wir für den Dieselpartikelfilter, die Einführung von über 70 Umweltzonen in Deutschland oder die Aufdeckung des Dieselabgasskandals. Während wir in früheren Jahren beispielsweise mit wenigen Musterklagen große Umweltzonen durchsetzen konnten, mussten wir die Einhaltung der gesetzlichen Luftqualitätsgrenzwerte für das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) in allen 40 von Überschreitungen betroffenen Städten einzeln auf dem Klageweg erwirken. Nach Aufdeckung des Abgasbetrugs eben nicht nur von VW, sondern aller Diesel-Autohersteller machte Bundeskanzlerin Angela Merkel die finanzielle Unterstützung der betroffenen Gemeinden davon abhängig, ob sie von der DUH verklagt worden waren. Die „Klage-Städte“ erhielten Zuschüsse für die Anschaffung moderner Elektrobusse oder für Fahrradwege.

1982 gelang es mir durch die Kraft der Fakten und eine Medienkampagne, das hochgiftige Pestizid Endrin binnen vier Monaten bundesweit verbieten und auch das Prüfzeichen für den Export aberkennen zu las-

sen – gegen den erbitterten, aber letztlich vergeblichen Widerstand der Chemischen Industrie. Heute, 43 Jahre später, wissen wir sehr viel mehr über die schädlichen Folgen von Glyphosat und anderen Wirkstoffen, aber Regierungspolitiker und Zulassungsbehörden kuschen vor Konzernen wie Bayer/Monsanto oder BASF. Mutige Politiker und Behörden, die für den Schutz einer intakten Natur mit vielen farbenfrohen Schmetterlingen und einer artenreichen Vogelwelt eintreten, finden wir nicht mehr. Deshalb haben wir uns vor dem Europäischen Gerichtshof im November 2022 das Recht erstritten, auch gegen fehlerhafte Produktzulassungen vor Gericht ziehen zu können. Mit der breiten Unterstützung unserer Pestizidklagen-Paten gelingt es uns nun erstmals in Deutschland, besonders problematische Pestizide mit hochgiftigen Inhaltsstoffen verbieten zu lassen.

Unser Erfolgsprinzip lautet: DRUCK MACHEN — für die Umwelt! Solange Politik und Behörden zu schwach sind, sich den immer aggressiver verfolgten Profitinteressen der Großkonzerne entgegenzustellen, wird die DUH als Anwalt der Umwelt und der Verbraucher vor Gericht kämpfen. Und dabei weitere Erfolge erzielen wie die historische Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz, die auf einen Brief der damals 11-jährigen Marlene an mich zurückging, die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz zu verklagen. Wir brauchen für die nun kommenden entscheidenden Jahre viele Menschen, die wie Marlene sich für den Natur- und Klimaschutz einsetzen. Und deshalb haben wir eine Überraschung für solche Menschen geplant. Seien Sie gespannt – wir werden Sie bald darüber informieren! n

Vor dem Bundesverkehrsministerium, 2017: Den Dieselabgasbetrug hat die Politik lange gedeckt.

Schnellboot statt Großtanker

In vielen Fragen arbeiten die DUH-Fachbereiche Naturschutz sowie Energie und Klimaschutz eng zusammen. Die Schwerpunkte für beide Teams setzt Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner, für ihn ist die ökologisch nachhaltige Gestaltung der Energiewende ein Muss. Die Aktivitäten der DUH richtet er an europäischen und globalen Perspektiven aus. Als Netzwerker, der ungewöhnliche Allianzen schmiedet, aber auch keine Konflikte scheut, bringt er Impulse ein, die die Durchsetzungskraft unserer Organisation stärken.

Seit ich zur Umwelthilfe gestoßen bin, hat die Organisation stürmische Zeiten erlebt, Politik und Konzernen die Stirn geboten und sich auch dadurch zu einer der aktivsten und sichtbarsten Kampagnenorganisationen Deutschlands entwickelt. Ich bin dankbar, seit 2015 an dieser Entwicklung mitwirken zu dürfen.

So ist die Umwelthilfe die Organisation in Deutschland, die sich als erstes sichtbar das Thema Gasausstieg auf die Fahnen geschrieben hat. Am Anfang stand vor einigen Jahren die Einsicht, dass der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen und der aus der Kohleverstromung eingeleitet war. Fossiles Erdgas wurde damals von der Industrie als Brückentechnologie beschworen. Aber die Brücke hätte absehbar dahin geführt, fossile Strukturen zu zementieren und die Klimaziele weit zu verfehlen.

Fossiles Erdgas trägt im wachsenden Maße zur Klimakrise bei, nicht nur durch das bei seiner Verbrennung entstehende CO2, sondern auch durch die massiven Methanemissionen, die bei Förderung, Transport und Verarbeitung entweichen. Methan ist inzwischen das zweitwich-

tigste Klimagas und ohne dass wir unsere Methanemissionen drastisch senken, werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen.

Die Umwelthilfe hat sich breit aufgestellt und kämpft gegen neue Importe von fossilem Gas, ob über die Nord Stream-Pipelines aus Putins Russland oder von Fracking-Gas aus Trumps USA. Wir wehren uns gegen Überkapazitäten bei LNG-Terminals und neuen Gaskraftwerken, die uns den Umstieg auf die erneuerbaren Energien verbauen. Und wir setzen am Verbrauch an, in dem wir uns für den Umstieg von Gasheizungen auf klimaneutrale Technologien beim Heizen und den Einsatz von erneuerbarem Strom und Wasserstoff in der Schwerindustrie einsetzen. Die DUH wird inzwischen in Deutschland und darüber hinaus als einer der Hauptkontrahenten der mächtigen Gaslobby angesehen. Und auch wenn Anfeindungen hier nicht ausbleiben, werte ich die als Erfolg unserer Arbeit.

Meine persönlichen Wurzeln liegen im Naturschutz genauso wie im Klimaschutz. Dem Naturschutz bin ich durch langjähriges Engagement im Ehrenamt verbunden. Mein Herz ging immer dann auf, wenn ich mit

Foto: Stefan Wieland

Kindern und Jugendlichen in der Natur sein konnte. Für manche war es das erste Mal, dass sie die fantastische Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenwelt wahrnehmen konnten. Das führte mich zu dem Entschluss, Biologie mit Nebenfach Öffentliches Recht zu studieren, um hier auch später beruflich tätig zu werden. Dem Klimaschutz bin ich spätestens seit dem Klimaforum 95, dem großen zivilgesellschaftlichen Forum zum ersten Weltklimagipfel in Berlin, verpflichtet. Hier wurde ich Sprecher der deutschen Umweltverbände und bin stolz auf meinen kleinen, frühen Beitrag zu dem, was später im Pariser Klimavertrag mündete.

Bei der Deutschen Umwelthilfe denken wir Naturschutz und Klimaschutz zusammen, beispielsweise beim Ausbau der Offshore-Windenergie und dem Meeresnaturschutz. Gemeinsam in einer starken Allianz mit Industrieunternehmen, der IG Metall und mit anderen Naturschutzverbänden. Das gilt genauso für den wichtigen Ausbau von Wind- und Solaranlagen an Land. Auch hier kämpfen wir für einen Ausbau mit der, nicht gegen die Natur. Die Natur selbst spielt eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Hier bin ich besonders stolz auf das historische Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Berlin, in dem die Bundesregierung verurteilt wurde, endlich das Riesenpotenzial von naturnahen Wäldern, Feuchtlandschaften und Grünland in der Landwirtschaft auszuschöpfen. Sind die Landschaften gesund, binden sie Kohlenstoff und leisten somit natürlichen Klimaschutz. Jetzt geht es an die Umsetzung. Dabei werden wir auch der neuen Bundesregierung auf die Finger schauen.

Besonders freue ich mich, dass die DUH im vergangenen Jahrzehnt europäischer und internationaler geworden ist. Schon lange

lässt sich die deutsche von der europäischen Umweltpolitik nicht trennen. Der überwiegende Teil unseres Umweltrechts kommt aus Brüssel. Deutschland hat sich hier in den vergangenen Jahrzehnten vom Umweltvorreiter zum Bremser in vielen Fragen zurückentwickelt. Ein konkretes Beispiel, an dem ich persönlich seit Jahrzehnten arbeite, ist die Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie aus dem Jahre 1991. Der von mir im Jahr 1992 mitbegründete Arbeitskreis Umweltverbände und Wasserwirtschaft lebt heute als Nitratinitiative der Naturschutzverbände gemeinsam mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, Gewerkschaften und Verbraucherschützern weiter und ist ein Musterbeispiel dafür, wie unterschiedliche gesellschaftliche Kräfte an einer gemeinsamen Sache – in diesem Falle dem Kampf für Sauberes Wasser – zusammenarbeiten.

Das von der DUH Anfang dieses Jahres erstrittene Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichtes für Sauberes Wasser – und zwar konkret für die korrekte Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Nitrat-Grenzwertes durch die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – macht uns Mut, dass wir in den kommenden Jahren bundesweit das Recht auf Sauberes Wasser politisch − notfalls aber juristisch − durchsetzen können.

Die Deutsche Umwelthilfe ist in den vergangenen Jahren gewachsen und hat große Erfolge erzielt. Dabei sind wir agil und innovativ geblieben oder anders gesagt „Schnellboot statt Großtanker“. Gegen die Großtanker werden wir weiterkämpfen: Mit einer solidarischen Zivilgesellschaft an unserer Seite. n

2019 vor dem Bundesrat: Die DUH übergibt zusammen mit Fridays for Future eine Petition gegen den Bau von LNG-Terminals für den Import von Frackinggas aus den USA. Sascha Müller-Kraenner im Gespräch mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther.

Wir bewegen etwas

Barbara Metz, heute Bundesgeschäftsführerin, prägt seit fast zwei Jahrzehnten die Arbeit der DUH mit. Dass die Fußball-Bundesligaspiele der Männer „plastikfrei“ sind, auch ganze Städte sich das zum Ziel machen und Umweltlügen großer Konzerne mit dem Schmähpreis „Goldener Geier“ ins öffentliche Interesse rücken, sind nur ein paar Beispiele für ihre Erfolge. Mit Kreislaufwirtschaft, Gebäude-Energieeffizienz und Kommunalem Umweltschutz verantwortet sie in der DUH Themenfelder, die nah am Verbraucher — an den Menschen — dran sind. Motivation zieht die Politologin und Soziologin aus dem Bewirkten und nicht zuletzt aus dem kreativen Miteinander im Kollegenkreis.

Umwelt und Klimaschutz haben mich schon als Kind beschäftigt, denn in unserer Familie waren die Themen stets präsent. Mein Vater war Umweltpolitiker bei der CSU und eine der ersten Erinnerungen an ihn als politisch engagierten Menschen war sein Einsatz für die Einführung eines Tempolimits und die Frustration, dass das damals in den 1990er Jahren nicht funktioniert hat. Bei der DUH kann ich sein Engagement fortsetzen. Wir kämpfen weiter für das Tempolimit. Diese Hartnäckigkeit zeichnet unsere Organisation aus. Wir bleiben dran, auch wenn es manchmal mühsam ist.

Mit der Deutschen Umwelthilfe in Berührung gekommen bin ich bereits während meines Politik- und Soziologie-Studiums in Konstanz in den 2000er Jahren. Auf die Organisation hat mich mein Vater aufmerksam gemacht und er betonte: „Die Umwelthilfe bewegt was!“ Damals hat die DUH erfolgreich für die Einführung des Dosenpfands gekämpft und für unser weltweit einzigartiges Mehrwegsystem. Schon damals war klar, dass die DUH, ein zu der Zeit noch kleiner

Verband, viel Aufmerksamkeit erzeugt hat, damit Druck gemacht hat und Wirkmächtigkeit entfalten konnte.

Besonders spannend fand ich die Tatsache, dass die DUH nicht nur Umweltverband, sondern schon damals auch klageberechtigter Verbraucherschutzverband war. Ich hatte überlegt, mich dort mit der Idee zu bewerben, umweltbezogene Verbraucherschutzvorgaben zu überprüfen. Und auch wenn viele Unternehmen sich an den Kontrollen stören, insbesondere die Automobilbranche, bin ich damals wie heute tief davon überzeugt, dass diese erzkonservative Aufgabe, nämlich geltendes Recht zu überwachen, eine essenzielle Säule ist, um das demokratische System und den Rechtsstaat zu erhalten.

Einen Arbeitsplatz in der Verbraucherschutzabteilung gab es für mich nicht, sondern ich wurde 2007 Trainee und dann sehr schnell die persönliche Referentin von Jürgen Resch. Zu meinen Aufgaben gleich zu Beginn zählte die erste Dienstwagenumfrage unter

Foto: Stefan Wieland

deutschen Politikerinnen und Politikern. Und ich war fasziniert, dass eine solche Umfrage ein so großes Interesse bei den Medien und Bürgerinnen und Bürgern auslöst. Ich habe verstanden, wie es funktioniert: Mit den richtigen Botschaften gelingt es, eine Diskussion anzufachen und so Druck zu machen. Die Dienstwagenumfrage gibt es heute noch.

In all den 17 Jahren, die ich bisher bei der Deutschen Umwelthilfe arbeite, wurde es nie langweilig oder eintönig. Das liegt an den Menschen, die in dieser Organisation arbeiten. Das sind unglaublich motivierte, engagierte und kreative Leute. Neben unserer Arbeit und den Erfolgen sind die Menschen der Grund, warum ich so gerne in dieser Organisation arbeite.

2011 durfte ich als stellvertretende Leiterin im Bereich Verkehr und Luftreinhaltung mitwirken. Wir haben in dieser Zeit die Einführung der Umweltzonen durchgesetzt, um für Saubere Luft zu sorgen. Als die ersten Umweltzonen kamen, stand ich mitunter allein, immer am 1. Januar des Jahres, in der jeweiligen Stadt und habe unsere sogenannten „Feinstaubkontrollen“ durchgeführt. Schon damals haben wir mit geringem Aufwand viel Aufmerksamkeit erregt. Oft außerhalb der eigenen Komfortzone. Aber nur durch diesen Einsatz können wir Dinge verändern. So konnten wir viele Menschen gewinnen, unsere Arbeit zu unterstützen. Ohne diese Unterstützung würde es nicht gehen. Und das zählt für mich mehr als all die Anfeindungen, denen wir immer wieder ausgesetzt sind.

Ich habe in diesen Jahren zwei Kinder bekommen und bin jeweils ein Jahr in Elternzeit gegangen. Vielleicht sollte das selbstverständlich sein – das ist es meiner Einschätzung nach aber nicht: Diese Elternzeiten haben meinem beruflichen Werdegang bei der DUH keinen Knick verpasst. Im Gegenteil.

Nach der ersten Elternzeit habe ich in der DUH die Möglichkeit bekommen, das Thema Gebäudeeffizienz und Gebäudewärme aufzubauen. Inzwischen sind wir der einzige Umweltverband, der so intensiv an dem Thema arbeitet. Wir haben sehr früh damit begonnen, mit dem Deutschen Mieterbund zusammenzuarbeiten. Denn wir haben erkannt, dass Klimaschutz nicht gegen soziale Themen ausgespielt werden darf. Sonst verlieren wir am Ende alle. Inzwischen haben sich breite Allianzen zwischen den Sozial- und Umweltverbänden gebildet. Und die brauchen wir, um bezahlbares, klimafreundliches Wohnen und Bauen zu erkämpfen.

Nach der Rückkehr aus der zweiten Elternzeit wurde ich Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin. Heute sind es mehr als drei Jahre, dass ich Bundesgeschäftsführerin bin.

Ich bin stolz darauf, hier arbeiten zu können. Ich bin in dieser Organisation erwachsen geworden und auch wenn die Zeiten im Moment nicht einfach erscheinen, bin ich überzeugt, dass wir etwas bewegen können. Wir machen Druck. Wir machen einen Unterschied. n

Barbara Metz und ihr Team stellen sich Einweg-Müll-Giganten wie McDonald's entgegen: Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern fordert die DUH Städte auf, Verpackungssteuern einzuführen, um die Müllflut von Verpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen einzudämmen.

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Als Teil eines großen Kreislaufs der Natur hinterlassen wir alle Spuren auf dieser Welt. Doch wer die Zukunft über das eigene Leben hinaus gestalten möchte, benötigt ein Testament. Wie Sie Ihren letzten Willen rechtssicher aufsetzen und welche Gestaltungsmöglichkeiten Sie haben, erklären wir in unserem neuen Testamentsratgeber.

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Sie denken darüber nach, die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe in Ihrem Testament zu bedenken? Wir unterstützen Sie sehr gerne dabei. Kontaktieren Sie uns für Beratung und Unterstützung – wir nehmen uns Zeit für Ihre Anliegen und Gedanken.

Informationen:

Telefon-Sprechstunde dienstags von 10:30 bis 12:30 Uhr unter 030 2400867-516

Jutta Windeck windeck@duh.de

Lassen Sie die DUH-Familie wachsen!

Ihnen liegen Klima, eine gesunde, artenreiche Umwelt und der Schutz unserer Ressourcen und Lebensgrundlagen am Herzen? Sie möchten es nicht hinnehmen, dass der Staat wegschaut und Konzerne Umweltauflagen umgehen? Dann werden Sie als Fördermitglied aktiv! So stellen Sie unseren unabhängigen, hartnäckigen und entschiedenen Einsatz heute und für die Zukunft sicher.

Um jahrelang erfolgreiche Klimaklagen gegen die Bundesregierung führen zu können oder wie bei Dieselgate illegale Machenschaften von Konzernen zu enthüllen und über Jahrzehnte zu verfolgen und abzustellen, braucht es vieles: Brillante Fachexperten und Juristen, Know-how und Widerstandsfähigkeit, aber vor allem Geld, Unabhängigkeit und einen langen Atem. Und das haben wir nur dank vieler Unterstützerinnen und Unterstützer, die sich ebenfalls fest und verlässlich über Jahre finanziell engagieren. Die inzwischen mehr als 20.000 Fördermitglieder der DUH werden dabei zunehmend das Rückgrat unserer Organisation. Und deshalb bitten wir Sie: Werden auch Sie heute aktiv! Wenn Sie es noch nicht getan haben, schließen Sie eine Fördermitgliedschaft ab. Und wenn Sie bereits Fördermitglied sind: Erzählen Sie Freunden und Bekannten von der DUH und den Möglichkeiten und überzeugen Sie sie, auch Teil der DUH zu werden.

Stärken auch Sie uns als Fördermitglied den Rücken –gerade jetzt

Das ist gerade jetzt wichtiger denn je. Die Klima- und Biodiversitätskrise spitzen sich zu. Politik und Wirtschaft aber gießen Öl und Flüssiggas ins Feuer, statt die Umwelt zu entlasten. Und

Ein kleines Dankeschön für Sie

Im Jubiläumsjahr erhalten alle Fördermitglieder unsere neuen Statement-Sticker! Damit können Sie im Alltag Zeichen setzen – für Tempolimit, Mehrweg, Energiewende und mehr. Wählen Sie direkt am Ende des Fördermitglied-Antrags aus, ob Sie dieses Dankeschön erhalten möchten. Sie sind bereits Fördermitglied? Bestellen Sie kostenlos Ihr Sticker-Set unter info@duh.de.

www.l.duh.de/50jahre

rechtspopulistische Kräfte attackieren uns immer offener, wollen die Errungenschaften von Zivilgesellschaft und Umweltbewegung zurückdrehen und stellen unser Existenzrecht in Frage. Genau deshalb braucht es eine Organisation, die nicht lockerlässt, die Rechte verteidigt und konkrete Schutzmaßnahmen durchsetzt. Das können wir nur dann fortführen, wenn immer mehr Menschen es möglich machen.

Überzeugen Sie Freunde und Bekannte, DUH-Fördermitglied zu werden

Die Argumente, die Sie auch Freunden und Bekannten mitgeben können: Werden Sie Teil einer wachsenden Gemeinschaft von über 20.000 Menschen, die mehr wollen als Appelle und Absichtserklärungen. Sie treiben echte Veränderung für Klima, Natur und Umwelt voran! Dass die DUH genau das kann und tut, sehen Sie in diesem Heft mit Blick über die gesamten 50 Jahre. Und auf den folgenden beiden Seiten haben wir für Sie und alle Menschen, die Sie ansprechen können, noch einmal ein paar Meilensteine davon kompakt zum Herunterladen zusammengefasst.

Wir danken Ihnen für Ihr Engagement!

Laden Sie die Meilensteine der nächsten Seite hier herunter und geben Sie sie weiter!

www.l.duh.de/meilensteine

50 Jahre Deutsche Umwelthilfe:

Meilensteine aus unserer Geschichte

Den Schutz von Umwelt, Klima und biologischer Vielfalt setzt sie hartnäckig und wirksam durch. Für uns alle. Gemeinsam mit hunderttausenden Menschen erzeugt die Deutsche Umwelthilfe öffentlichen Druck – im Dialog oder wenn nötig auch vor Gericht. Auf die schlagkräftige Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation können Natur und Menschen zählen, Politik und Wirtschaft müssen mit ihr rechnen.

1975

Gründung am Bodensee

Die Gründer: Sieben umweltbewegte Menschen rund um Prof. Gerhard Thielcke, Hermut Ruland und Rudolf L. Schreiber. Der Leitsatz von Gerhard Thielcke gilt bis heute: „Prüfe alles, was Du tust, was es wirklich für die Natur an Verbesserungen bringt“.

1980er

Kampf gegen das Waldsterben

Die DUH beschafft unveröffentlichte Daten von den Bundesländern und gibt jährlich aktualisierte Waldschadenskarten heraus, die das Ausmaß zeigen. Um Umweltgefahren ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, arbeitet die DUH auch intensiv mit prominenten Naturfilmern und -schützern zusammen wie Frederic Vester, Horst Stern, Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann.

1991

Mehrweg und Dosenpfand forciert

Mit Druck und kreativen Aktionen erreicht die DUH, dass Umweltminister Töpfer Mehrwegschutz gesetzlich festschreibt. 2003 gelingt es, die Einführung des „Dosenpfands“ gegen den massiven Widerstand der Einweg-Getränkeindustrie und der großen Handelskonzerne durchzusetzen und damit Mehrweg gegenüber Einweg zu stärken. Übrigens:

Treibende Kraft war die DUH auch hinter den EU-Verboten von Einwegplastik 2021 (z.B. Trinkhalme, Besteck, Wattestäbchen) und Plastiktüten.

2005

Umweltzonen für Saubere Luft durchgesetzt

Die viel zu hohe Feinstaubbelastung in der Atemluft gefährdet Gesundheit und Leben von Millionen Menschen. In Musterklagen mit Betroffenen setzt die DUH das „Recht auf Saubere Luft“ durch. Bis heute hat die DUH Umweltzonen in mehr als 70 Städten erkämpft.

2015

Diesel-Abgasskandal aufgedeckt

Schon 2007 informiert die DUH über vorsätzliche Manipulationen der Dieselkonzerne bei Abgaswerten. 2015 überführen US-Behörden dann VW – in Deutschland deckt die DUH mit eigenen Abgasmessungen Abschalteinrichtungen bei allen Herstellern auf.

2023

Fischotter-Abschuss verhindert

Die bayerische Staatsregierung will die streng geschützten Tiere zum Abschuss freigeben. Eine DUH-Klage im Eilverfahren rettet die Fischotter nur Stunden vor Inkrafttreten der Erlaubnis. Bis heute setzen wir uns gegen immer neue Abschusspläne zur Wehr.

2021

Historisches Klima-Urteil erstritten

Alles beginnt mit einem Brief: Die 11-jährige Marlene bittet darin die DUH, ihr zu helfen, die Bundesregierung auf mehr Klimaschutz zu verklagen. Die DUH startet daraufhin mit Marlene und zehn weiteren mutigen jungen Menschen eine Jugend-Verfassungsbeschwerde fürs Klima. Zusammen mit Anwalt Remo Klinger erstreiten sie den historischen Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts: Klimaschutz ist Grundrecht!

2023 & 2024

Erfolg aller DUH-Klimaklagen gegen die Bundesregierung

In vier Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gelingt es der DUH, die Bundesregierung verurteilen zu lassen. Das Urteil im Landnutzungssektor (LULUCF) ist sogar schon rechtskräftig. Nun muss die Bundesregierung strikte Klimaschutzmaßnahmen ergreifen.

Vielen Dank, dass Sie dabei sind!

Die vielen Fortschritte und Erfolge für Natur, Umwelt, Klima und Menschen in 50 Jahren Deutsche Umwelthilfe, die Sie in dieser Ausgabe nachlesen und erinnern können, sind nur gemeinsam möglich geworden. Umweltschutz lebt einzig vom Engagement. Es sind die vielen, vielen Menschen, die mitmachen und mithelfen und die DUH zu dem machen, was sie heute ist. Als Mitglied oder Fördermitglied, als Patin oder Pate, als Unterstützerin oder Unterstützer, als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, als jemand, der mit uns auf die Straße geht, an DUH-Aktionen und -Petitionen teilnimmt oder die Argumente und Botschaften für den Umweltschutz lebt und verbreitet: Sie sind ein wichtiger Teil dieser 50 Jahre. Sie machen den Unterschied!

Wir danken Ihnen sehr dafür und freuen uns auf all die Fortschritte, die wir gemeinsam noch erreichen.

Herzlichst

Bundesvorstand und Bundesgeschäftsführung der Deutschen Umwelthilfe

Gemeinsam erfolgreich

Eine Umweltorganisation wie die DUH kann ohne engagierte Mitglieder, hervorragende Mitarbeitende, treue Förderer und Unterstützerinnen nicht bestehen. Im Idealfall kommen außerdem Partnerinnen und Partner dazu, die zu noch mehr Durchsetzungskraft für Natur und Klima beitragen. Das können Bürgerinnen und Bürger sein, andere zivilgesellschaftliche Institutionen, Wissenschaftler oder Prominente. Alle, die davon überzeugt sind: Gemeinsam können wir große Ziele erreichen.

„Gemeinsam“ hieß es bei der DUH von Anfang an. Zwei Jahre nach der Gründung, 1977, startete sie die „Haus- und Straßensammlungen“ mit lokalen Umweltgruppen. Die litten darunter, dass es kaum Geld für Umweltschutz gab und öffentliche Spendensammlungen zu der Zeit noch viel Bürokratie und behördliche Genehmigungen erforderten. Die DUH übernahm deshalb die Organisation, Gruppen und Schulklassen konnten sich einfach beteiligen und so für ihre sowie für übergreifende Umweltprojekte Geld sammeln. Viele junge Menschen fanden über diese gemeinsamen Sammelaktionen den Einstieg in den organisierten Umweltschutz.

Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Missstände aufdecken – das gelingt mit großen Messaktionen, wie hier 2018 der Deutschland- und später sogar europaweiten DUH-Initiative „Decke auf, wo atmen krank macht“. Jede und jeder konnte mithelfen, besonders von Luftverschmutzung betroffene Orte zu finden, nachzumessen und so die Grundlage für Umwelt- und Gesundheitsschutz zu legen, den die DUH daraufhin durchsetzt.

Gesellschaftliche Bewegungen und Menschen, die von Umweltproblemen betroffen sind, mit Hilfe zu begleiten, ist der DUH ein großes Anliegen. Mit Fridays for Future (FFF) etwa arbeiten wir seit Jahren eng zusammen, sind auch Unterstützer und Redner auf Klimastreiks, wie hier DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz in München. Deshalb war auch sofort klar: FFF-Aktive sind mit bei der DUHVerfassungsbeschwerde für Klimaschutz dabei, als junge Menschen, die später einmal besonders unter der Klimakrise leiden werden. Mit dieser mutigen Klägergruppe stehen wir auch 2025 vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und erneut vor dem Bundesverfassungsgericht, um zusammen ihr Recht auf eine lebenswerte Zukunft einzufordern.

Sie ermöglichen mit ihrem Engagement und ihrem Beitrag die Arbeit der DUH. Als kleines Dankeschön laden unsere Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, Barbara Metz und Sascha Müller-Kraenner Unterstützerinnen und Unterstützer zu gemeinsamen Aktivitäten wie Vogelstimmen- oder Waldwanderungen ein. Gemeinsam Natur erleben, sich persönlich Kennenlernen und sich austauschen sind immer ein Gewinn für alle.

Gemeinsam mit vielen anderen Verbänden in einem Aktionsbündnis für Veränderungen zu kämpfen, kann gerade bei Themen mit vielen Aspekten und Betroffenen wichtig sein. So geschieht es beispielsweise im Ringen gegen die gefährliche Böllerei zu Silvester. Das Bündnis hat die DUH 2021 initiiert und inzwischen gehören ihm 40 Organisationen an. Mit dabei sind unter anderem die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Bundesärztekammer, Seniorenbeiräte, Ärzte- und Tierschutzverbände. Mit gemeinsamen Petitionen, offenen Briefen, politischen Gesprächen, Aktionstagen und Demonstrationen machen wir Druck.

Wer glaubt, die DUH würde Städte nur verklagen, der irrt gewaltig. Gemeinsam mit ganzen Schulgemeinschaften, das heißt Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern, den Städten und Gemeinden und den Bundesländern erarbeitet das DUH-Schulhofteam Konzepte für die grüne und klimaangepasste Umgestaltung ihrer Schulgelände und begleitet sie, bis die Idee Realität wird. Seit mehr als 15 Jahren und in fünf Bundesländern ist die DUH auf dem Feld bereits aktiv. Hier eröffnen die damalige thüringische Landesumweltministerin Anja Siegesmund und Sascha Müller-Kraenner einen umgestalteten grünen Schulhof.

Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu arbeiten, ist enorm wichtig (siehe auch den Artikel „Informieren und aufdecken“). In aller Regel geht es dabei um Studien, Daten und Fakten. Manchmal gelingt auch Ungewöhnliches. Der bekannte und hoch dekorierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf bereitet hier vor einigen Jahren seinen Garten für die Installation einer Wärmepumpe vor – als Teil eines DUH-Projekts, das Menschen mit ganz unterschiedlichen Wohnsituationen bei der Umstellung ihrer Wärmeversorgung begleitet. Gemeinsam werden so Vorbehalte abgebaut, Fragen von anderen Hauseigentümern beantwortet und es wird zum Nachahmen angeregt.

Gegen Überfischung richtet sich diese Plakat-Aktion von DUH, befreundeten Verbänden und bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern. Wenn wir uns gemeinsam mit Prominenten zu Umweltthemen äußern, helfen Sie uns, mit ihrer Prominenz, noch mehr und noch intensiver Menschen anzusprechen, die vielleicht sonst auf das Thema gar nicht aufmerksam geworden wären. Die Band AnnenMayKantereit, der Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke oder Influencerinnen wie Annica Hansen sind großartige Botschafter für unsere Natur- und Klima-Themen.

TMUEN, DUH

Mit persönlichem Engagement Historisches bewirkt

Für erfolgreiche Arbeit braucht es häufig Mitstreiter. Hier im DUHwelt-Interview begegnen sich zwei von ihnen, Menschen aus zwei Generationen, die den Schutz von Natur und Klima auf unterschiedlichen Wegen durchsetzen: Die Schülerin Marlene, die mit ihrem Brief an die DUH das bahnbrechende Klima-Urteil auslöste. Und Michael Succow, Ökologe, Moorschutz-Pionier und Träger des alternativen Nobelpreises. Beide haben Großes für Natur und Klima bewirkt. Und sind der DUH eng verbunden.

Herr Professor Succow, was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, sich für Naturschutz einzusetzen? Besonders zu einer Zeit, in der Umweltfragen politisch oft brisant waren.

Prof. Succow: Im Osten Deutschlands bin ich noch auf einem traditionell wirtschaftenden Bauernhof aufgewachsen. Mit 13 Jahren war meine Aufgabe, täglich nach der Schule die Schafherde zu führen. Ich liebte die Kulturlandschaft voller Blumen, am Himmel immer Greifvögel. So durfte ich erleben, wie die Natur Vielfalt, Schönheit und Nützliches einfach bereitstellt. Das weckte meine Naturliebe und die Lust auf Naturwissen.

Mit der Zwangskollektivierung 1960 traten dann die Fragen des Erhalts unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaft als Grundlage für eine zukunftsfähige Gesellschaft in den Mittelpunkt. Damit habe ich mich als Biologe und Bodenkundler beschäftigt.

Marlene, du hast mit deiner Anfrage an die DUH eine Verfassungsbeschwerde ausgelöst. Was hat dich damals als Elfjährige dazu gebracht, dich in Klimapolitik einzumischen?

Marlene: In meiner Familie unterhalten wir uns sehr viel über Politik und eben auch über Klimaschutz. Da hab ich mich mit ganz viel kindlichem Idealismus gefragt: Warum macht man denn nichts? Ich bin einfach davon ausgegangen, dass eine Regierung, die sogar selber Klimaschutz-Gesetze erlässt, sich dann auch daran hält. Und jeder, der das nicht tut, verklagt wird. Ich wollte mich engagieren und einer Organisation schreiben. Darüber habe ich mit meinen Eltern geredet. Von der DUH und ihren Klagen hatten wir in den Medien gehört, da kam die Idee auf, einen Brief zu schreiben. Das Schlimmste, was passieren konnte, war ja, dass niemand antwortet. Aber Jürgen Resch hat geantwortet – und wenige Monate später hat die DUH mit mir und den andern zehn Jugendlichen tatsächlich Verfassungsbeschwerde eingereicht.

Als das Bundesverfassungsgericht euch dann Recht gegeben hat, sprachen Medien, Juristen und sogar Politiker von einem „Jahrhundert-Urteil“. Wann ist das auch emotional bei dir angekommen?

Marlene: In dem Moment hab ich das Ausmaß gar nicht so realisiert. Dass das Urteil eine Grundlage bietet, Klimaschutz durchzusetzen, ist mir erst danach klar geworden. Als ich über die Nachrichten

mitbekommen habe, dass sehr viele Politiker, die den Klimaschutz bis dahin eher blockiert hatten, ihn plötzlich wichtig fanden, und das Urteil dann als ihr Aushängeschild benutzt haben − von wegen ‚Wir unterstützen das ja so sehr‘ – habe ich mich bestärkt gefühlt, dass man etwas erreichen kann, wenn man konsequent und hartnäckig ist, sich nicht unterbuttern lässt. Für mich ist es schon was sehr Besonderes, weil man sich jetzt auf was Konkretes berufen kann.

Der Naturschützer, Agrarwissenschaftler und Moor-Ökologe Prof. Dr. Michael Succow ist Initiator großflächiger Schutzgebiete in Ostdeutschland. Für sein Lebenswerk hat die DUH ihn mit dem UmweltMedienpreis ausgezeichnet.

Prof. Succow: Dass Klimaschutz heute Verfassungsrang hat, ist sehr wichtig. Dieser anthropogen bedingte Klimawandel mit enormen CO2-Ausstößen und dieser enormen Erwärmung verursacht Folgen, die viele überhaupt noch gar nicht begriffen haben.

Herr Professor Succow, Sie haben riesige Schutzflächen gesichert. Wie schwierig war das damals?

Prof. Succow: 1990 war für mich eine Sternstunde, eine kurze Phase größter politischer Freiräume, die wir nutzten. Die große Zahl umweltbewegter DDR-Bürger brachte mich in der Wendezeit in die Übergangsregierung. Dieses Ende der DDR war ein in der Welt selten vorkommender Fall, weil hier die Natur auf einmal nicht weiter ausgeraubt, sondern Gewinner wurde, indem wir etwa 12,8 Prozent

Foto: Stefan Schwill

Mit diesem Brief an Jürgen Resch löste die damals elfjährige Marlene die DUH-Jugend-Verfassungsbeschwerde aus, woraufhin die Karlsruher Richter 2021 den Klimaschutz als Grundrecht verankerten.

des DDR-Territoriums kurzfristig, innerhalb von drei Monaten, ohne große Bürokratie mit Ministerratsbeschluss einstweilig schützen konnten. Das große Glück war Umweltminister Klaus Töpfer. Er begriff diese Dimension und schickte uns zwei Juristen aus seinem Ministerium, ohne sie hätten wir es nicht geschafft, die Hälfte dieser Flächen bis zur Wiedervereinigung in endgültigen Schutz als Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke zu führen.

Auch danach konnten Sie international und national in vielen Funktionen, als Hochschullehrer, NABU-Vizepräsident oder mit Ihrer Michael Succow Stiftung, Flächen für den Naturschutz sichern.

Prof. Succow: Ja. So habe ich Gerhard Thielcke und Jürgen Resch am Bodensee kennengelernt. Wir wurden sofort Freunde. Mir gibt

es Kraft und Zuversicht, dass es mit der DUH einen Umweltverband gibt, der nicht nur mahnt, sondern handelt und mit seinen guten Juristen bisher ungewöhnlich erfolgreich war.

Was berührt Sie an der jungen Klimageneration, Herr Succow, und was nimmst du Marlene, von Menschen wie Michael Succow mit – an Haltung, Mut oder Erfahrung?

Prof. Succow: Mir gibt es Auftrieb, dass mit Fridays for Future auf einmal junge Menschen mit tiefer Überzeugung, mit guter Bildung kamen, die mit Herz und Verstand wachrütteln. Wir brauchen NGOs mit jungen Leuten, die eine Zukunft haben wollen und da spielen die Frauen für mich eine besonders große Rolle.

Marlene: Ich werde manchmal gefragt, warum wir uns eigentlich engagieren und was das denn bringt. Da tut es mir gut, von jemandem aus dieser Generation zu hören, dass er sich schon sehr lange für den Erhalt unseres Lebensraumes einsetzt und viel erreicht hat. Als junge Generation können wir das fortsetzen, indem wir Druck machen. Damit der Klimaschutz in der Politik nicht in Vergessenheit gerät angesichts vieler anderer Krisen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der kommenden Jahre?

Prof. Succow: Ohne eine ökologische, das heißt regenerative Naturnutzung sind wir zukunftslos. Die Natur hat für dieses Ökosystem Erde mit seiner wunderbaren Biosphäre alle Voraussetzungen geschaffen, um uns genug Energie aus Sonne, Wind und Gezeiten zu liefern. Aber die Funktionstüchtigkeit der uns tragenden Ökosysteme muss erhalten bleiben, das geht nur mit ökologischer Landnutzung. Das heißt, wir brauchen dringend neben der Sozialpflichtigkeit eine Ökologiepflichtigkeit des Eigentums an Grund und Boden.

Wir brauchen Recht, was das verbindlich regelt, höre ich da raus.

Prof. Succow: Ja, in einem Rechtsstaat gehört natürlich auch eben die juristische Absicherung dazu. Und wir brauchen ein Zusammenschließen, eine internationale Verknüpfung. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen. Das sind große Herausforderungen und der DUH trau ich da sehr viel zu. Ich sehe sie an der Spitze der Umweltbewegung.

Marlene, welche großen Herausforderungen siehst du?

Marlene: Um die Umsetzung des Klimaschutzes durchzusetzen, klage ich seit 2024 erneut mit der DUH und zehn Jugendlichen. Generell haben wir kein Informationsdefizit in unserer Gesellschaft, aber die Gefahren der Klimakrise müssen bei den Menschen auch auf einer emotionalen Ebene ankommen, damit mehr Druck durch die Bevölkerung entsteht. Wenn sich ganz viele Menschen engagieren, dann kann was ganz Großes daraus entstehen.

Vielen Dank an Sie beide für dieses Gespräch und für alles, was Sie getan haben für Natur, Klima und damit für die Menschen. n

Das Interview führten Andrea Kuper und Jutta Kochendörfer, Redaktion DUHwelt.

Konkret wirksam

Manches, was uns heute ganz normal erscheint, war nicht immer selbstverständlich. Viele Fortschritte für Umwelt, Natur, Klima und Verbraucher mussten hart erkämpft werden. Aber wo begegnen sie uns, wo überall sind diese Fortschritte aus 50 Jahren sogar noch heute erlebbar? Eine Spurensuche im Alltag.

Es ist noch früh, 7:30 Uhr. Ich schiebe mein Fahrrad aus dem Hausflur. Noch vor fünf Jahren musste ich hier den parkenden SUVs und hupenden Lieferwagen akrobatisch ausweichen. Heute? Ein breiter, gelb markierter Radstreifen, der sich durch die ganze Straße zieht. Während der Corona-Pandemie machte Bogota es vor und verwandelte Autospuren mit Pinsel und Farbe in Pop-up-Radwege. Dann auch Berlin, wo früher sieben bis zehn Jahre zwischen Planung und befahrbarem Radweg lagen.

Die DUH hat diese Entwicklung deutschlandweit vorangetrieben. Innerhalb nur weniger Tage stellte sie gemeinsam mit 4.000 Menschen in mehr als 200 Städten Anträge auf solche Radwege. Das hat viele zum Umstieg aufs Rad animiert, ein Schub für die Verkehrswende! Den Gewinn an Lebensqua-

lität und Sicherheit wollten die Radfahrer nicht mehr missen − auch wenn ihre Kommune das Ganze eher als „Verkehrsversuch“ wertete und rückgängig machen wollte. Fast wäre auch „mein“ Radweg 2023 hier in Berlin-Reinickendorf wieder verschwunden, umgewandelt in Parkplätze. Für seinen Erhalt, wie auch den anderer Radwege, sorgte die DUH per Eilverfahren vor Gericht.

Mit langem Atem auf der Straße Während ich durch die Stadt radle, fällt mir wieder auf, dass die Luft, die ich einatme, deutlich sauberer ist als noch vor wenigen Jahren. Als Studentin habe ich an einer besonders belasteten Straße gewohnt − Fenster öffnen war keine Option. Das Recht auf Saubere Luft und die Umsetzung von

Luftreinhaltemaßnahmen bis hin zu Dieselfahrverboten in mehr als 40 Städten hat die DUH mit politischem Druck und dem Weg über die Gerichte durchgesetzt. Dass die Pkw, an denen ich vorbeifahre, heute Partikelfilter und funktionierende Stickoxid-Katalysatoren serienmäßig an Bord haben, verdanken wir der Aufklärungsarbeit und dem Druck der DUH. Denn die mächtige deutsche Autolobby weigerte sich vehement. Die Dieselkonzerne behaupteten noch Anfang der 2000er-Jahre, der Einbau von Partikelfiltern sei praktisch unmöglich. Die DUH blamierte sie und bewies das Gegenteil, als sie einen Smart mit einem voll funktionstüchtigen DieselPartikelfiltersystem ausrüstete. Die Wagen mit Filter schleudern mir heute bis zu 99 Prozent weniger krankmachende Sticko -

Foto: Klaus Martin Hoefer

xidemissionen und Dieselrußpartikel entgegen. Was für eine Veränderung!

Vom Dosenpfand zu Mehrweg

8:00 Uhr: Ich bin früh dran, die Zeit reicht noch für einen Stopp beim Café. Mein ständiger Begleiter – ein grüner, schon angekratzter Mehrwegbecher – steht heute leider zu Hause. Also bestelle ich meinen to-goKaffee einfach im Pfandbecher. Die junge Frau hinter der Theke lässt die Stapel mit umweltschädlichen Einweg-Bechern links liegen und greift zum stabilen MehrwegExemplar. Vor ein paar Jahren undenkbar, selbst das Befüllen mitgebrachter Becher wurde aus angeblichen Hygienegründen verweigert. Heute kann ich mich einfach für einen Pfandbecher entscheiden und ihn später in einem anderen Café wieder abgeben. Die Mehrweg-Angebotspflicht ist noch lange keine wirkliche Mehrweg-Wende in der Gastronomie – aber sie hat unseren Alltag positiv verändert. Jede Regelung ist allerdings nur so gut wie ihre Umsetzung. Deshalb macht die DUH, was die eigentlich zuständigen Behörden vernachlässigen: Sie kontrolliert die Einhaltung mit Testbesuchen und setzt die Pflicht durch. Auch in meinem Café. Übrigens: Dass es hier ebenfalls keine Einweg-Plastikstrohhalme mehr gibt und kein Einweg-Plastikbesteck bei meinem Lieblingsimbiss, das liegt erneut an der DUH. Sie war eine der treibenden Kräfte hinter dem EU-Einwegplastikverbot 2021.

2001, Pressekonferenz mitten in Berlin: Umweltminister Trittin, die DUH und die Mehrweg-Allianz fordern vom Bundesrat, dem Dosenpfand zuzustimmen. Im Hintergrund: ein riesiger Getränkedosen-Müllberg.

Während ich mit ausreichend Koffein in der einen, meinem Fahrrad in der anderen Hand Richtung Flussufer schiebe, fällt mein Blick auf die Mülleimer. Immer noch gut gefüllt mit alten McDonalds-Tüten und mehr. Klar, der Kampf gegen Einweg-Müllberge ist auch noch lange nicht vorbei. Aber immerhin: In den Sträuchern und auf den Grünflächen rundherum liegen keine Dosen oder PlastikEinwegflaschen herum. Das war in den 90erJahren noch ganz anders. Eine Flut umweltschädlicher Einweg-Dosen überschwemmte die Republik: ausgetrunken und achtlos weggeworfen in Stadt und Natur.

Auch hier schaltete sich die DUH ein. Sie überzeugte CDU-Umweltminister Töpfer, ein Einwegpfand als Option gesetzlich zu verankern. 2003 setzte die DUH dann unter dem Schlagwort „Dosenpfand“ die Maßnahme durch, zusammen mit Umweltminister Trittin und gegen den massiven Widerstand von Einweg-Getränkeindustrie und Handel. 630.000 leere Getränkedosen, aufgetürmt zu einem imposanten Müllberg gegenüber dem Bundesratsgebäude in Berlin waren ein starkes Bild, das mit den Abendnachrichten in viele Wohnzimmer schwappte und lange in Erinnerung blieb. »

2018: Barbara Metz trifft Karl-Heinz Rummenigge und zeichnet den FC Bayern München als „Mehrweg-Meister“ bei Getränkebechern aus.

Wenn Gewässer Wellen schlagen

8:15 Uhr: Die Morgensonne blendet etwas, als ich auf einer Bank an der Spree meinen Kaffee trinke. Ein leichtes Plätschern ist vor mir an der Böschung zu hören. Nein, es ist natürlich kein Fischotter – das scheue Tier würde sich jetzt nicht blicken lassen. Im 20. Jahrhundert hatte der Mensch die niedlichen und faszinierenden Tiere in Deutschland praktisch ausgerottet. Hier in Berlin hat er sich nun aber wieder angesiedelt, so wie in einigen weiteren Bundesländern. Ein riesiger Erfolg für den Artenschutz und das DUH-Naturschutzteam. Seit vielen Jahren unterstützen sie den Otter bei seiner Wiederausbreitung. Sie sorgen für die Renaturierung von Flüssen, für Lebensräume und Gewässer und bauen Querungshilfen an Brücken, damit die Otter nicht auf die Fahrbahn ausweichen müssen – was oft tödlich endet.

Der größte Feind des Otters bleibt einfach der Mensch. Im Landtagswahlkampf wollte CSU-Ministerpräsident Markus Söder die streng geschützten Tiere in Bayern sogar zum Abschuss freigeben. Die DUH

stoppte das per Eilantrag − und gewann später auch das Hauptsacheverfahren. Ich fahre an der Spree entlang Richtung Büro. Die DUH hat Flüsse seit Jahrzehnten im Fokus ihrer Arbeit – mit sehr konkreten Erfolgen. Mitte der 90er Jahre startete sie das bundesweite Netzwerk „Lebendige Flüsse“. Ausgangspunkt war einst die Elbe. Der ehemalige Grenzfluss

war zu DDR-Zeiten stark durch Chemikalien belastet. Zunächst galt es, ihn sauber zu bekommen. Dann ging es darum, mit Aktionen wie den „Elbe-Badetagen“ über 100.000 Menschen zu mobilisieren und mit einprägsamen Bildern und Erlebnissen zu zeigen, was eine verbesserte Wasserqualität, naturnahe Überschwemmungsflächen und Auwälder für uns leisten.

Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe und tausenden Menschen haben wir das Verbot von Plastiktüten durchgesetzt. Jetzt sorgen wir dafür, dass auch das restliche Wegwerf-Plastik verschwindet.

Hannes Jaenicke, Schauspieler und Umweltaktivist

Der Fischotter ist eine national und europaweit streng geschützte Art. Wir kämpfen gegen die Abschussgenehmigungen in Bayern.
Fotos: DUH (o.), WDR / Annika Fusswinkel (u.)

50 Jahre mit Wirkung

Zwischen Kühlschrank und Klagerecht

8:30 Uhr: Im Büro angekommen stelle ich mein mitgebrachtes Mittagessen in den Kühlschrank. Das Gerät ist neu. Der alte war so kaputt, dass er vor einigen Monaten getauscht werden musste. Der neue ist selbstverständlich Energieeffizienzklasse A. Dass ich das weiß und wir alle bei jedem Kauf informiert werden, ob das angepriesene Gerät in Wahrheit doch ein teurer und unökologischer Energiefresser ist, das ist auch ein Erfolg der DUH. Konzerne kämpfen ständig darum, die Verordnungen der EU und Deutschlands zu dieser Kennzeichnungspflicht abzuschwächen. Und gleichzeitig gibt es überraschend viele Händler, die schlechte Geräte verbotenerweise nicht oder nicht korrekt kennzeichnen, um sie besser verkaufen zu können. All das zum Schaden von uns Verbrauchern und der Umwelt. Die DUH hält dagegen. Sie kämpft für starke Kriterien der Energielabel. Und sie kontrolliert die Anbieter, ob sie die Energieklasse korrekt offenlegen. Das wäre zwar eigentlich die Pflicht deutscher Behörden. Die tun es nicht ausreichend oder aber gar nicht. 2004 hat das Bundesamt für Justiz die DUH als sogenannten „klageberechtigten Verbraucherschutzverband“ eintragen. Dadurch hat sie das Recht und auch die Pflicht, quasi im Auftrag der Bundesregierung die Einhaltung von umweltbezogenen Verbraucherschutzvorschriften zu kontrollieren,

darunter die Energielabel-Kennzeichnung für viele Elektrogeräte. Von 2004 bis 2025 hat das DUH-Team dabei über 25.000 Verstöße entdeckt und dafür gesorgt, dass die Regeln eingehalten wurden.

17:30 Uhr: Nach einem spannenden Arbeitstag geht es für mich noch schnell zum Einkaufen. An der Kasse packe ich selbstverständlich alles in meine mitgebrachte Tragetasche. Früher wurden mir in verschiedenen Läden Plastiktüten geradezu aufgedrängt. Später machten die paar Cent für die Tüte für viele auch kaum einen Unterschied. Heute aber schränkt das Plastiktütenverbot, für das die DUH lange gekämpft hat, die Möglichkeiten drastisch ein. Milliarden Einweg-Plastiktüten wurden so schon eingespart und türmen keine hohe Müllberge mehr auf. Und die Tüten, mit denen das Verbot immer noch umgangen wird, die wollen wir als nächstes aus unserem Alltag bekommen.

Blick zurück nach vorn

18 Uhr: Ich radle nach Hause. Und ich finde, wir können sehr stolz sein. Konkrete Verbesserungen für Umwelt, Natur, Klima und Menschen erreichen: Das wurde der DUH bereits von ihren Gründern als Ziel in die Wiege gelegt. Daran misst sie ihre Arbeit bis heute. Die Ergebnisse kann jede und jeder auch im Alltag spüren – und das waren heute nur einige Beispiele von vielen. Nur ausruhen können wir uns auf diesen Erfolgen nicht.

Die DUH koordiniert Badetage an der Elbe und später auch an anderen Flüssen. So rückt deren Wert als Erholungs- und Naturraum in den Fokus.

Dafür steht die DUH auch. Es ist noch viel zu tun. Und auch erkämpfte Erfolge sind keineswegs selbstverständlich. Politik und Industrie versuchen immer wieder, Errungenschaften zurückzudrehen. Jeden einzelnen dieser Versuche wird die DUH auch künftig abwehren: hartnäckig, mit langem Atem und ganz konkret. n

50 Jahre

Deutsche Umwelthilfe –lustigerweise bin ich fast genauso alt. Mein ganzes

Leben wurde also von eurer großartigen Arbeit für die Verkehrswende, für sichere Räume und eine lebenswerte Zukunft geprägt.

Katja Diehl, Autorin, Podcasterin und Verkehrswende-Aktivistin, engagiert sich gemeinsam mit uns für Tempolimits und gegen Hass im Netz.

Gemeinsam haben wir Rechtsgeschichte geschrieben

Seit 50 Jahren gibt es die Deutsche Umwelthilfe – seit 25 Jahren arbeitet sie eng mit einem von Deutschlands renommiertesten Umweltjuristen zusammen: Professor Remo Klinger. Zusammen haben sie Entscheidungen von historischem Ausmaß vor Gericht erkämpft und neue Maßstäbe in der Rechtsgeschichte gesetzt. Remo Klinger ist der juristische Kopf hinter den Klagen für Saubere Luft, einer deutlichen Erweiterung des Verbandsklagerechts und Teil des Anwaltsteams, das das historische Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichts erstritten hat.

Prof. Dr. Remo Klinger ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und lehrt an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

„Als die DUH mich bat, unsere 25-jährige Zusammenarbeit für diese Jubiläumsausgabe auf nur einer Doppelseite zu schildern, musste ich laut lachen: Wie soll das gehen? Im Grunde ließe sich ein Buch dazu schreiben. Es ist so viel passiert. Ich will es dennoch versuchen.

Es begann mit der Dose. Genauer: Mit der Auseinandersetzung über die Einführung des Dosenpfands in Deutschland im Jahr 2002. Nur wenige erinnern sich daran, dass es darüber überhaupt Streit gab. Und doch war es eine der größten wirtschaftsrechtlichen Auseinandersetzungen, die vor deutschen Gerichten geführt wurde, übertroffen nur noch von dem, was später als „Dieselgate“ in die Rechtsgeschichte eingehen wird. Die Einwegindustrie und ihre Lobby hatten mehr als 11.000 Kläger vor Gericht gebracht, die bundesweit vor mehr als ein Dutzend Verwaltungsgerichten Klagen mit dem Ziel starteten, die rot-grüne Bundesregierung vorzuführen.

Die DUH war Teil der „Allianz pro Mehrweg“, die diejenigen Unternehmen und Verbände zusammenfasste, die Mehrweg vertrieben und daher für das Pfand eintraten. Wie ich später erfuhr, wurde unsere Kanzlei von einem Mitarbeiter im Umweltministerium mit der Bemerkung empfohlen, dies seien „Anwälte, die schnell scharf schießen“. Dass dies ein Kompliment ist, bezweifle ich bis heute. Gleichwohl begann ich, die „Allianz pro Mehrweg“ zu beraten, mit dem Ergebnis, dass wir uns in vielen dieser Verfahren beiladen ließen und halfen, die Abweisung der anhängigen Klagen zu erreichen, das Pfand war zum 1. Januar 2003 einzuführen. Noch zum Jahreswechsel 2002/03 versuchten sich einige der größten Lebensmittelkonzerne in unternehmerischem Ungehorsam, indem sie ankündigten, das Pfand trotzdem nicht erheben zu wollen. Binnen weniger Tage, ja: Stunden, gelang es uns, dies durch wettbewerbsrechtliche einstweilige Verfügungen und brillant durch die DUH vorbereitete Pressekonferenzen zu unterbinden.

Ein erster Erfolg, nach dem wir in Kontakt blieben. Mehr noch: Jürgen Resch erklärte mir, wie er arbeitet und was sie an Themen angehen möchten, unter anderem die Kampagne „Kein Diesel ohne Filter“. Die Initiative verlangte, dass die Autoindustrie endlich in allen Dieselautos Partikelfilter einsetzt, leider bislang ohne Ergebnis. Wir vereinbarten, auch hier einen rechtlichen Hebel zu nutzen: die gerichtliche Geltendmachung der Einhaltung des ab 2005 in allen deutschen Städten geltenden Grenzwerts für Feinstaub. Wenn sich die Autohersteller weiterhin weigern, einen Partikelfilter einzubauen, dürfen die Autos eben ab 2005 nicht mehr in deutschen Innenstädten fahren, da der Immissionsgrenzwert für Feinstaub drastisch überschritten ist. Wer kauft noch einen sündhaft teuren BMW, wenn er damit nur noch auf dem Land fahren darf? Da es noch kein Verbandsklagerecht für diese Art von Verfahren gab, begann die DUH, Menschen als Kläger zu finden, die an den meistbelasteten Straßen wohnen und klingelte mit der Frage „Wollen Sie etwas für Ihre Lunge tun?“ an ihren Türen. Mit den danach geführten Musterverfahren wurden für das Umweltrecht bahnbrechende Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und des Bundesverwaltungsgerichts erstritten und dies nicht nur, weil die Tagesschau ihre 20-Uhr-Nachrichten mit diesen Urteilen begann. Die ab 2008 eingeführten Umweltzonen in Deutschland waren das sichtbare Ergebnis, die baldige Einhaltung der Grenzwerte in ganz Deutschland das unsichtbare, aber viel wichtigere Resultat.

Foto: Helen Nicolai

Weiter ging es mit dem ab 2010 geltenden Grenzwert für Stickstoffdioxid. Hier kam uns der EuGH zur Hilfe. Er hatte in einem slowakischen Fall im Jahr 2011 einen wenige Sätze kurzen Hinweis gegeben, dass es für NGOs in Fällen wie diesen ein Verbandsklagerecht geben kann. Auch hier zeigt sich eine Besonderheit der DUH, die sie von vielen Verbänden unterscheidet: Kurze Entscheidungswege sowie Risikofreude gepaart mit Vertrauen in die Kompetenz des jeweils anderen. Aus den kurzen Hinweisen des EuGH erreichten wir über ein Musterverfahren beim Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2013 eine Änderung einer mehr als ein Jahrhundert alten Rechtstradition. Plötzlich gab es ein Verbandsklagerecht für die Luftreinhaltung. Dies machte es möglich, die Grenzwerteinhaltung nicht nur an den Wohnstraßen der Kläger, sondern überall in der Stadt zu fordern, was schließlich 2018 zu den Dieselfahrverbotsurteilen des Bundesverwaltungsgerichts, der Bereitstellung von 1,5 Milliarden Euro für ein Sofortprogramm „Saubere Luft“ durch den Bund und einer baldigen Grenzwerteinhaltung in ganz Deutschland führte.

Dies alles ging nicht ohne Gegenwind einher, erst recht nicht, nachdem es die DUH war, die maßgeblich an der Aufdeckung des Dieselskandals im Jahr 2015 beteiligt war. Aber auch dort gelang es uns, alle Angriffe abzuwehren, bis hin zu Forderungen der CDU, der DUH die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Die Frage, ab wie vielen gewonnenen Gerichtsverfahren man in Deutschland die Gemeinnützigkeit verliert − „Sind es 20 oder 40 gewonnene Prozesse? Wir

Ende 2023 und im Mai 2024 urteilt das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg: Die KlimaschutzMaßnahmen und -sofortprogramme der Bundesregierung sind nicht ausreichend und rechtswidrig. Die Bundesregierung muss sie umgehend nachbessern.

Im Gerichtssaal v.l.n.r:

Jürgen Resch, Prof. Dr. Remo Klinger, Anwältin Dr. Caroline Douhaire, Sascha Müller-Kraenner und Barbara Metz.

möchten uns nur darauf einstellen?“ − konnte niemand beantworten.

Viele weitere bahnbrechende Entwicklungen des Umwelt- und Verbraucherschutzrechts kommen hinzu. Von der Klimaschutzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts in 2021 − von hoch angesehenen Juristen als „der Jahrhundert-Beschluss“ bezeichnet – über das Nitrat-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu sauberem Wasser im Februar 2025 bis zu hunderten Urteilen für mehr Verbraucherschutz: Das hat alles die DUH geschafft. Zusammen mit ihren Anwältinnen und Anwälten, die sich für die überaus angenehme Zusammenarbeit nicht oft genug bedanken können. Ich freue mich auf die nächsten 25 Jahre. Genug zu tun gibt es!“ n

Der von Remo Klinger 2021 mit Jugendlichen und Unterstützung der DUH vor dem Bundesverfassungsgericht erwirkte Klimabeschluss verpflichtet die deutsche Politik zu einem wirksamen Klimaschutz.

Remo Klinger (3. v.re, hinten) mit Mitwirkenden an der 2020 eingereichten Verfassungsbeschwerde, Bundespressekonferenz in Berlin.

Hartnäckig dranbleiben

Ob das Recht auf Sauberes Wasser und Saubere Luft, ob im Ringen um Saubere Energie, im Einsatz gegen immer größere Einweg-Müllberge oder für ausreichenden Klimaschutz: Die DUH bleibt immer dran und macht Druck, bis sich etwas zum Positiven verändert. Für diese Hartnäckigkeit sind wir bekannt, bei manchen geliebt und von anderen gefürchtet in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Wie wertvoll hartnäckiges Agieren ist, haben uns unsere Erfolge gelehrt. Denn Fortschritte für Mensch und Umwelt brauchen meist eine über Jahre aufgebaute Expertise und einen langen Atem – manchmal gar jahrzehntelang.

Dass Saubere Luft einen zentralen Lösungsansatz vieler Umweltprobleme darstellt, erkennt die DUH schon in den 1980er Jahren. In einem von der DUH beauftragten Infoblatt über das Waldsterben schreibt der Wissenschaftsjournalist Theo Löbsack „Um der zunehmenden Versauerung der Niederschläge entgegenzuwirken, hat man versucht, immer höhere Schornsteine zu bauen. Doch die Rechnung ging nicht auf.“ Trotz Gegenwind aus Politik und Wirtschaft kämpfen die DUH-Naturschützer und andere Umweltverbände für das Entschwefeln der Industrie-Rauchgase, sind in den 1980er Jahren schließlich erfolgreich

und bremsen damit das dramatische Fortschreiten der Waldschäden.

Hartnäckig für Saubere Luft

Die DUH sieht allerdings, dass es damit noch längst nicht getan ist. „Luftverschmutzung ist das größte europäische Umweltproblem. Mehr als 90 Prozent der städtischen Bevölkerung in Europa ist täglich einer Luftbelastung ausgesetzt, die der Gesundheit schadet“, so sagt es Dorothee Saar, Leiterin des DUH-Fachbereichs Verkehr und Luftreinhaltung, als der Kampf gegen Diesel-Abgase vor zehn Jahren gerade auf seinen Höhe-

punkt zusteuert. Da konnte die DUH bereits auf unzählige durchgesetzte Erfolge zurückblicken: die Entschwefelung der Kraftstoffe, der Einsatz von Katalysatoren, der Erfolg für „Kein Diesel ohne Filter“ oder die Einführung von Umweltzonen in mehr als 70 Städten. Unzählige Menschenleben haben diese Maßnahmen gerettet, Krankheiten verhindert. Doch immer noch starben in Europa jedes Jahr hunderttausende Menschen vorzeitig an den Folgen zu dreckiger Luft.

„Das Reaktionsschema bei vielen dieser Veränderungen ist erschreckend ähnlich“, erklärt Matthias Walter, Mitglied der DUH-Bundesgeschäftsführung: „Die Wis -

2019 in Frankfurt am Main vor dem IAA-Messegelände: Vier Jahre nach Dieselgate protestieren wir unter dem Motto "Dieselabgase töten".
Foto: Maximilian Urschl

senschaft belegt ein gravierendes Problem für Umwelt und Gesundheit. Die Fakten sind eindeutig. Und Lösungen gibt es auch. Aber die Lösungen bedeuten Mehrkosten für mächtige Industrielobbys oder Veränderungen im üblichen Ablauf. Und selbst wenn diese Kosten oder Änderungen im Verhältnis auch noch so gering sind – die Lobbyisten der Konzerne leisten brutalen Widerstand und die Politik geht das Problem nicht an. Wenn es schlecht läuft, attackieren Politik und Lobby sogar die Umweltschützer und Wissenschaftler, die einfach nur das Richtige fordern.“

Gegen Widerstände aus Politik und Autoindustrie

So geschieht es auch bei einer der bekanntesten Auseinandersetzungen der DUH: 2010 treten nach jahrelangem Vorlauf endlich verbindliche Grenzwerte für das Diesel-Abgasgift Stickstoffdioxid in unserer Atemluft in Kraft. „Trotz jahrelangen Vorlaufs wurden die Grenzwerte vielerorts teils dramatisch überschritten. Die für die Einhaltung zuständigen Städte und Bundesländer blieben aber untätig, ebenso wie die Bundesregierung bei der Überwachung der Schadstoffe aus Dieselfahrzeugen – und aus genau dieser Quelle kam die größte Belastung. Es hat sich schlicht niemand verantwortlich dafür gefühlt, die rechtsverbindlichen Vorgaben einzuhalten und Bevölkerung und Umwelt vor Schäden zu schützen“, so Dorothee Saar.

Die DUH aber ist vorbereitet nach jahrzehntelangem Einsatz für Saubere Luft. Die Spezialistinnen und Spezialisten im Team Verkehr und Luftreinhaltung haben das Know-how, Anwalt Remo Klinger die juristische Expertise, um 40 Städte mit den deutlichsten Überschreitungen zu verklagen. Das Stichwort „Diesel-Fahrverbot“ wird die Republik bewegen. Mehr als zehn Jahre wird es brauchen, Verfahren durch alle Instanzen bis vor das Bundesverwaltungsgericht und hinein in Zwangsvollstreckungsklagen gegen die politisch Verantwortlichen – und am Ende gelingt es: Heute wird der Stickstoffdioxid-Grenzwert flächendeckend eingehalten. 15 Jahre nach Inkrafttreten. „Ohne die DUH wäre das nicht passiert“, so Matthias Walter. „Diese Hartnäckigkeit macht uns aus. Das gilt für jedes Thema, das wir bearbeiten.

Wir gratulieren zu 50 Jahren

Deutsche Umwelthilfe. Oder wie Friedrich Merz sagen würde: 50 Jahre Strippen ziehen im Deep State und rücksichtsloser Gebrauch des Rechtsstaats.

Wir träumen davon, einmal der deutschen Automobilindustrie so an den Karren zu fahren wie ihr!

Max Uthoff, Maike Kühl und Dietrich Kraus (von links) haben in einer Folge ihrer Politsatire „Die Anstalt“ Dieselgate in Szene gesetzt.

An Sauberer Luft sind wir seit über 40 Jahren dran, mehr als 30 Jahre kämpfen wir mit großem Erfolg gegen Einweg-Müllberge und für Mehrweg. Was unser Team dort erreicht hat von Mehrweg bei Sportevents bis zur Abwehr von immer neuen Einweg-Greenwashing-Versuchen, ist beeindruckend. Und ebenso lange und erfolgreich engagieren wir uns für Sauberes Wasser.“

Hartnäckig für Sauberes Wasser

Angefangen hat dieses Engagement einst mit dem Einsatz für lebendige Flüsse, lebendige Seen und lebendige Meere – unter

anderem mit der Gründung großer Netzwerke, die bis heute bestehen. Seit vielen Jahren bereitet nun ein Stoff immer größere Sorgen: Nitrat. „Man schmeckt es nicht, man sieht und riecht es nicht, aber ein zu hoher Gehalt an Nitrat im Trinkwasser ist ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko, besonders für Säuglinge“, erklärt Svane Bender, Leiterin des DUH-Fachbereichs Naturschutz. Sie und ihr Team fordern seit langem Alternativen zur Massentierhaltung, strengere Dünge-Regeln und -Kontrollen. Denn das überschüssige Nitrat stammt zu großen Teilen aus der Düngung, auch mit Gülle aus den gewaltigen Tierställen. »

Gegen die Nitratbelastung des Grundwassers in der Emsregion haben wir erfolgreich geklagt. Ursache für die überhöhten Nitratwerte ist zu großen Teilen die Düngung, vor allem mit Gülle.

„Die Lobby großer Agrar-Konzerne leistet heftigsten Widerstand gegen strikte Maßnahmen gegen die Überdüngung. Und die Politik hält die schützende Hand über die Konzerne statt über Ökobauern, Natur und die Gesundheit der Bevölkerung“, so Svane Bender. Doch auch auf diesem Feld verändert Hartnäckigkeit die Kraftverhältnisse. Der beharrliche Kampf mündet 2025 in einen Paukenschlag: Das Bundesverwaltungsgericht gibt der DUH Recht und verurteilt die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu ausreichenden Maßnahmen gegen den Nitrateintrag – ein Präzedenzfall für ganz Deutschland.

Hartnäckig für den Klimaschutz

Rechtsgeschichte haben auch die Klimaklagen der DUH geschrieben. Und auch sie sind Ergebnis und Bestandteil besonders hartnäckiger Aktivitäten. „Obwohl verschiedene Bundesregierungen das Kyoto-Protokoll und das Pariser Klimaschutzabkommen mitverhandelt haben und Klimaschutz seit vielen Jahren in ihre Reden schreiben –genug getan für einen Klimaschutz, der diese Verpflichtungen erfüllt, hat keine

einzige“, sagt Matthias Walter. Über mehr als zwei Jahrzehnte hat die DUH deshalb für Energiewende, Verkehrswende und vieles mehr gekämpft. Und sie hat ab 2019 ein weiteres Arbeitsfeld erschlossen, das vieles verändern sollte: Klimaklagen auf Basis des damals neuen Bundesklimaschutzgesetzes. Dank der Erfahrungen aus vielen Jahren konnten innerhalb von Monaten mehrere Verfahren in Gang gesetzt werden. Darunter die Verfassungsbeschwerden, die 2021 zum historischen Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts führten

und die Klageverfahren, in denen die DUH die Verurteilung der Bundesregierung 2023 und 2024 erreichte. Im Landnutzungssektor (LULUCF) ist das Urteil bereits rechtskräftig und bedeutet, dass jede Bundesregierung ab sofort deutlich mehr tun muss für den Schutz von Wäldern, Mooren und eine Landnutzung, die klimaverträglich ist. Zu den Akten legen können wir all diese Themen aber immer noch nicht. Wir müssen weiter hartnäckig dranbleiben. Bei den Klimaklagen gegen die Bundesregierung müssen drei noch final vor dem Bundesver-

Die Deutsche Umwelthilfe ist seit

50 Jahren im Einsatz gegen die globale Erhitzung und für die Gesellschaft, Menschen, Mitwelt sowie ein stabiles Klima, das unsere Existenz überhaupt erst ermöglicht. Danke dafür und weiter so!

Özden Terli, Diplom-Meteorologe und TV-Wettermoderator, UmweltMedienpreisträger

Nicht allein vor Gericht kämpfen wir für den Klimaschutz. Klare Botschaft auch beim Klimastreik.
Fotos: DUH (o.), Mirko Hannemann (u.)

waltungsgericht durchgefochten werden. Zudem stehen wir erneut gemeinsam mit jungen Menschen vor dem Bundesverfassungsgericht, um das zwischenzeitlich von der Ampel-Regierung entkernte Bundesklimaschutzgesetz wieder verschärfen zu lassen.

Beim Sauberen Wasser endet die Arbeit der DUH natürlich nicht mit einem Präzedenzfall. Jetzt müssen weitere Bundesländer in die Pflicht genommen werden. Und die besorgniserregende Lage von Flüssen, Auen oder Meeren braucht große Aktivitäten.

Beim Kampf um Saubere Luft konnte die Wissenschaft inzwischen belegen, dass die Grenzwerte viel zu hoch liegen. Laut Europäischer Umweltagentur sterben immer noch jedes Jahr 100.000 Menschen in

Deutschland vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid, Stand 2024. Neue Grenzwerte sind europaweit bereits beschlossen. Nun gilt es, sie wieder durchzusetzen. Und so ist es auch bei vielen weiteren Themen, die die DUH teils seit vielen Jahren bearbeitet, sagt DUH-Geschäftsführungsmitglied Matthias Walter: „Diese Beharrlichkeit ist einer der Schlüssel: Schritt für Schritt treiben wir die Entwicklung voran und können bei jedem Problem mit immer mehr Erfahrung immer mehr erreichen. Der Blick zurück auf all die Erfolge bestärkt uns: Das ist der richtige Weg – und wir sagen es allen, die es gerne oder auch nicht so gerne hören: Wir bleiben hartnäckig dran!“ n

Die Deutsche Umwelthilfe tut genau das, wovor sich Vollzugsbehörden des Bundes und der Länder drücken: nämlich den korrekten Vollzug der Rechtsvorschriften zum Umweltschutz zu kontrollieren und wirksam zu sanktionieren.

Andreas Troge, ehemaliger Präsident des Umweltbundesamtes

Bei unserem Einsatz fürs Klima benennen wir auch beharrlich die Lösungsansätze: Seit vielen Jahren fordern wir, Gebäude energetisch fit zu machen.

Naturnahe Wälder speichern große Mengen Kohlenstoff, sie sind natürliche Klimaschützer.

Zahlen aus 50 Jahren

Dieses Jubiläum ist ein schöner Anlass für eine Zwischenbilanz. Wir haben einiges bewegt und dabei auch viele Menschen mitgenommen. Ein paar wenige Beispiele aus unserer Arbeit.

Die DUH-Geschichte verbindet viele Menschen

• Die DUH wurde 1975 von 7 Ehrenamtlichen gegründet.

• Heute haben wir rund 21.000 Mitglieder und Fördermitglieder.

• Viele Hunderttausende helfen uns, Druck zu machen. 2024 waren es 731.000 Teilnahmen an DUH-Online- und Präsenz-Aktionen.

• Mehr als 220 hauptamtliche Mitarbeitende arbeiten täglich daran, Umwelt-, Natur-, Klima- und Verbraucherschutz durchzusetzen.

Elbe-Badetage:

Die Menschen feierten ihren Fluss

2002 haben wir mit dem 1. Internationalen Elbe-Badetag über 90.000 Teilnehmende an 55 Badeorten in Deutschland und Tschechien an den Fluss geholt und auf den schützenswerten Lebens- und Erholungsraum aufmerksam gemacht.

In den Folgejahren haben wir erneut Badetage initiiert – insgesamt feierten mehrere Hunderttausend Menschen mit.

Plastiktütenverbot erwirkt

Für verbraucherfreundliche Elektroschrott-Rückgabe

Wir haben erreicht, dass der Handel ab dem Jahr 2016 gesetzlich verpflichtet wurde, Elektroschrott von Verbrauchern anzunehmen. So entstanden bis heute mehr als 60.000 zusätzliche Rückgabestellen, bis 2024 sammelten sie rund 660.000 Tonnen Elektroaltgeräte. Zurückgewonnene Ressourcen: 240.000 Tonnen Eisen, 34.000 Tonnen Aluminium, 18.000 Tonnen Kupfer. CO2-Einsparung: 680.000 Tonnen CO2.

Der Plastiktütenverbrauch ist seit 2012 um ca. 90 % gesunken. Eingespart wurden etwa 6 Mrd. Tüten. An jedem Tag seit An jedem Tag seit dem 1.1.2013 wurden im Vergleich zu vorher gut 1,5 Mio. Tüten eingespart.

Mit uns werden Schulhöfe grün

Seit 7 Jahren haben wir 93 Schulen beim Umgestalten ihres Geländes begleitet. 46.000 Menschen – Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte – profitieren davon. Zuvor haben wir rund 420.000 Kinder in 1071 Schulen über Wettbewerbe für grüne Schulhöfe sensibilisiert. 1086 Schulen mit insgesamt rund 235.000 Kindern und Jugendlichen haben wir in den 2010er Jahren zu unseren Schulhof-Wettbewerben eingeladen.

Dosenpfand wird zum Riesenerfolg für die Umwelt

Korrekt heißt das Dosenpfand „Einweg-Pfand“ und betrifft auch Plastikflaschen. Rund 66 Milliarden solcher Einweg-Getränkeverpackungen landeten seit der Pfandeinführung im Jahr 2003 nicht mehr in der Umwelt, sondern wurden von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Handel zurückgegeben und anschließend recycelt. Die DUH hatte viele Jahre für die gesetzliche Regelung eines Einweg-Pfands gekämpft.

Wir haben Pop-up-Radwege ermöglicht

In den Jahren 2020 bis 2023 haben mehr als 4.000 Bürgerinnen und Bürger mit unserer Hilfe Pop-up-Radwege in ihrer Stadt beantragt. Das Ergebnis: 38 Kommunen haben 61 Radwege mit 80 Kilometern Länge zügig eingerichtet.

Wir haben das Recht auf Saubere Luft durchgesetzt

In 40 Städten haben wir auf juristischem Weg eine Verbesserung der Luftqualität erreicht. So sank die StickstoffdioxidBelastung zum Beispiel in Stuttgart von 90 Mikrogramm pro m³ im Jahr 2013 auf unter 40 Mikrogramm im Jahr 2023.

Mit Klimaklagen setzen wir die Bundesregierung unter Zugzwang

• Der historische Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, den wir 2021 gemeinsam mit Jugendlichen erwirkt haben, verpflichtet die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz. Sie hob daraufhin die Ambitionen des Klimaschutzgesetzes um 416 Millionen Tonnen CO2 an.

• Wir haben die Bundesregierung dazu verurteilen lassen, ihr Klimaschutzprogramm nachzubessern, um die CO2Lücke (damals 200 Millionen Tonnen) bis zum Jahr 2030 zu schließen.

• Dank unserer Klagen wurde die Bundesregierung 2023 zu Klimaschutz-Sofortprogrammen im Verkehr und bei Gebäuden verpflichtet, um die CO2-Lücke von damals 210 Millionen Tonnen bzw. 96 Millionen Tonnen zu schließen.

Natürlicher Klimaschutz dank Klimaklage

Das von uns errungene Klimaurteil erfordert im Landnutzungssektor Renaturierungen bis 2030. Zum Beispiel müssten bis dahin 1,5 Millionen ha Waldflächen naturnah umgebaut und 250.000 ha Moore wiedervernässt werden. Ohne das Speicherpotenzial dieser Landschaften kann Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen; es soll 25 Millionen Tonnen Treibhausgase bis 2030 umfassen.

Unsere Aktionen gegen LNG haben gewirkt

Nach ursprünglicher Planung wollte die Bundesregierung in 2025 LNG-Kapazitäten für den Import von 37 Milliarden Kubikmeter pro Jahr schaffen. Anfang 2025 waren es tatsächlich aber nur 17,5 Milliarden Kubikmeter. Real importiert wurde über die deutschen LNG-Terminals viel weniger: In 2024 nur 6,9 Milliarden Kubikmeter, das entspricht laut Bundesnetzagentur nur 8 % der Importe in dem Jahr.

Wir machen Druck gegen Greenwashing

Bisher haben wir jede Klage gewonnen: In 28 Verfahren gegen Unternehmen und Konzerne, darunter BP, TUI Cruises und Adidas, haben wir Verbrauchertäuschung enttarnt und gestoppt. Denn grüne Werbesprüche müssen halten, was sie versprechen.

Alle Angaben beziehen sich auf Deutschland.

Umwelt

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Mit der Deutschen Umwelthilfe klagen wir erfolgreich fürs Klima.

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