DUHwelt 2/2021

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Themen Interview

»Die umweltfreundlichen Rahmenbedingungen brauchen wir jetzt«

Fotos: Holzmann/DUH (o), Finke/DUH (u)

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin, benennt politische Missstände, die dazu führen, dass das Bauen sich zu wenig an Umwelt- und Klimaschutz orientiert.

Bauabfällen gestoppt werden. Deshalb muss Sie fordern, den Lebenszyklus der Gebäude eine Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen, zu betrachten. Warum ist das so wichtig? aber auch die Landschaft der FörderprogramBarbara Metz: Wir können die Klimazieme viel stärker den gesamten Lebenszyklus le nur erreichen, wenn alle Einsparpotenziabzw. die Kreislaufwirtschaft integrieren, vom le des Bausektors ausgeschöpft werden. Das Baurecht bis zum Abfallrecht. Das hilft auch geht nur, wenn wir den gesamten Lebensdem Klimaschutz. zyklus von Gebäuden, also ihre Herstellung, Wer muss also handeln? Errichtung und Entsorgung mitdenken. Wir Barbara Metz: In allererster Lidürfen nicht mehr so verschwenderisch mit nie muss die Politik Rahmenbedingungen begrenzt verfügbarer Energie und endlichen schaffen, die nachhaltiges und lebenszyklusRessourcen umgehen. Allein in einem Einorientiertes Bauen voranbringen. Wir haben familienhaus können bis zu 200 Tonnen ein absolut uneinheitliches Baurecht mit Sand stecken, der immer häufiger auch aus » Der Abriss von Gebäuden und 16 unterschiedlichen Landesbauordnungen. Meeren oder Flüssen stammt. Dass Bauen das Verschwenden wertvoller Beim energieeffizienten Bauen und Sanieren nicht nachhaltig gedacht wird, wird gerade wird sowohl im Ordnungsrecht als auch in beim Effizienzerlass der Bundesregierung Ressourcen dürfen nicht ein­ der Förderung bisher nur die Nutzungsphase für öffentliche Bundesgebäude besonders facher und günstiger als nachbetrachtet. Es kann auch nicht sein, dass deutlich. Hier werden zwar endlich amwir heute Gebäude bauen, ohne einheitlich betionierte Effizienzstandards für Neubau haltigere Lösungen sein. « festzuhalten, welche Materialien und Bauund Sanierung festgelegt, Kreislaufwirtstoffe wie verwendet werden, wir brauchen schaftsaspekte aber vollkommen außen vor Barbara Metz also dringend Materialpässe für Gebäude. gelassen. Wenn nicht berücksichtigt wird, Aber natürlich können auch Verbraucherinnen und Verbraucher wieviel Energie, Emissionen und Ressourcen bereits in einem entscheiden, ob sie lieber ein bestehendes Gebäude sanieren oder Gebäude stecken, kann das dazu führen, dass ein Neubau als neu bauen und dabei auf die Verwendung nachhaltiger und ökogünstiger bewertet wird als die Weiter- und Umnutzung. Das darf logischer Produkte und Verfahren achten. Dann sollte man sich nicht passieren! an Planer und Architekten wenden, die sich im Themenbereich Warum haben sich ökologische Ansätze im Bauen noch nicht des nachhaltigen Bauens gut auskennen. Zudem bieten einige in der Breite etabliert? Kommunen Förderprogramme, zum Beispiel bei Verwendung ökoBarbara Metz: Das liegt zum einen daran, dass in vielen Fällen logischer Dämmstoffe, an. für Investoren der Neubau nicht nur die günstigste, sondern auch Der Klimaschutz in Gebäuden ist eine gesamtgesellschaftliche die einfachste Lösung ist. Oftmals stellt die Umnutzung oder der Aufgabe und aufgrund der langen Lebenszyklen von Gebäuden ist es Umbau eines Gebäudes einen bürokratisch deutlichen höheren enorm wichtig, dass entsprechende Rahmenbedingungen jetzt geAufwand dar, als der Neubau auf bereits ausgewiesenem Bauland. schaffen werden, sonst kommen sie für den Klimaschutz zu spät. n Dieses Ungleichgewicht sehen wir übrigens auch in der Förderung von Energieeffizienz – viel mehr Geld fließt in den Neubau als in die energetische Sanierung. Zudem dürfen der Abriss von Gebäuden und das Verschwenden wertvoller Ressourcen nicht einfacher und günstiger als nachhaltigere Lösungen sein. Die Wiederverwendung Die Fragen stellte und das Recycling von Bauabfällen müssen gesetzlich verpflichProjektmanagerin tend werden. Rückbaubare Gebäude aus nachhaltigen Materialien Anna Wolff. müssen zur Norm und unnötige Verbrennung und Deponierung von

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