Filmklassiker Unterrichtsmaterial Science Fiction

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KLASSIKER SEHEN FILME VERSTEHEN

Science Fiction Keep watching the skies!

„Klassiker sehen - Filme verstehen“ ist eine Veranstaltungsreihe der Deutschen Filmakademie und der Bundeszentrale für politische Bildung.


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EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT

Inhaltsverzeichnis EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT

Zum Programm „Science-Fiction – Keep watching the skies!“.................................... 03

I. VOR DEM SCREENING

Hinweise für Lehrende..................................................................................................... 06

Vorbereitungstipps für Lehrende................................................................................... 07

Literarische Vorgeschichte der Science-Fiction............................................................. 08

Science-Fiction: Begriffserklärung.................................................................................. 09

Der Science-Fiction-Film: Geschichte und Subgenres.................................................. 11 Filmästhetische Besonderheiten des Science-Fiction-Films........................................ 21 Die Regisseure des Double-Features.............................................................................. 23

II. SCREENING Hinweise für Coaches und Lehrende.............................................................................. 27 STAR WARS (KRIEG DER STERNE)...................................................................................... 28 THE BLADE RUNNER (BLADE RUNNER)........................................................................... 35 Zum Filmgespräch.............................................................................................................. 41

III. NACH DEM SCREENING Hinweise für Lehrende...................................................................................................... 44 Bezugsfilme......................................................................................................................... 45 Arbeitsblätter...................................................................................................................... 51

IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE Vorbereitungstipps für Schüler/innen............................................................................ 63 Weiterführende Literatur und Filme............................................................................... 65

V. IMPRESSUM........................................................................................................................ 68

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EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT

EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT Filme spielen eine wesentliche Rolle im Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen, sie beeinflussen stark ihre Sicht auf die eigene Erlebniswelt. Zu einer umfassenden Filmbildung gehört die Beschäftigung mit der Filmgeschichte, um neuere Filme dekodieren und das tiefere Verständnis dieser Kunstform durchdringen zu können. Mit der Reihe „Klassiker sehen – Filme verstehen“ will die Deutsche Filmakademie in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung die Begegnung von Jugendlichen mit Klassikern initiieren und nachhaltig fördern.

Zum Programm „Science-Fiction – Keep watching the skies!“ Eines der frühesten bekannten Filmkunstwerke zählt zur Science-Fiction: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schickte der Illusionist und Filmpionier Georges Méliès in seinem Film eine bemannte Rakete auf DIE REISE ZUM MOND (LE VOYAGE DANS LA LUNE, F 1902). Bis heute zählt es zu den langlebigsten, populärsten und auch vielseitigsten Genres. Science-Fiction-Filme zeigen uns menschliches oder außerirdisches Leben auf der Erde und fernen Planeten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zeitreisen werden Wirklichkeit, Außerirdische bedrohen die Erde. In gesellschaftlichen Zukunftsvisionen kommen unsere Träume, aber auch unsere tiefsten Ängste als großes Spektakel auf die Leinwand. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Begreift man das Kino als Projektion unserer Vorstellungen, als technische Apparatur mit allen Möglichkeiten einer Zeitmaschine, kommt es in der Science-Fiction am besten zum Ausdruck. Das vorliegende Programm behandelt zunächst die verschiedenen Definitionen des Begriffs ScienceFiction und gibt einen kurzen Überblick über die literarischen Ursprünge des Genres und filmhistorischen Anfänge. Anschließend werden wichtige Subgenres anhand beispielhafter Filme vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen zwei unbestrittene Filmklassiker. Mit dem Weltraummärchen STAR WARS (KRIEG DER STERNE, USA 1977 – nach heutiger Zählung der Filmreihe: STAR WARS: EPISODE IV – EINE NEUE HOFFNUNG) schuf George Lucas ein ganz eigenes Universum, das mit seinen Nachfolgefilmen Sci-Fi-Fans bis heute begeistert. Der künstliche Mythos sprengt jede gängige Definition von Science-Fiction und bedient zugleich alle Genres: riesige Raumschiffe, ferne Galaxien, sprechende Roboter, wilde Außerirdische und der ewige Kampf zwischen Gut und Böse gehören zum unwiderstehlichen Mix. Dagegen handelt es sich bei Ridley Scotts THE BLADE RUNNER (BLADE RUNNER, USA 1982) um eine düstere Zukunftsvision: Im zerstörten Los Angeles des Jahres 2019 – unsere unmittelbare Gegenwart – kämpfen Menschen und menschenähnliche Kunstwesen um die uralte Frage der Science-Fiction: „Was ist der Mensch?“. Im annähernd gleichen Zeitraum entstanden, zeigen beide Filme doch das große Spektrum der ScienceFiction. Im Vergleich wird deutlich, dass sie sich bei aller Eigenständigkeit auf ähnliche Traditionen berufen. Eine genaue Analyse der erzählerischen und filmsprachlichen Mittel beider Werke soll helfen, die Filme besser zu verstehen und ins Genre einordnen zu können. Genaueres dazu findet sich in den vorbereitenden Texten (I. VOR DEM SCREENING, S. 6-23) und zu den einzelnen Filmen (II. SCREENING, S. 27-41).

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EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT

Alterseignung Ab 10. Klasse/16 Jahre

Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde, Politik, Ethik, Religion, Philosophie, Lebenskunde, Kunst, Musik, Darstellendes Spiel

Deutsch >>Beschreibung und Vergleich von Szenen >>Kennenlernen und Verstehen von Filmdramaturgie (Figuren, Spannungsaufbau) >>Kennenlernen bzw. Vertiefen visueller und auditiver Gestaltungsmittel im Medium Film >> unterschiedliche Darstellungsformen einer inhaltlich verwandten Geschichte in verschiedenen Filmgenres oder Science-Fiction-Subgenres

>>Figurenanalysen >>Kennenlernen und Einordnen von Filmen in die Filmgeschichte >>Vergleich mit anderen thematisch ähnlichen Filmen >> Filmgenres kennenlernen und in Bezug zu literarischen Genres setzen (Science-Fiction-Filme – Science-Fiction-Literatur)

>> Verschriftlichung von Inhalten in unterschiedlichen Text- und Bildformen (Exposé, Inhaltsangabe, Storyboard mit Textelementen)

>>Sekundärtexte lesen und deuten >>Texte recherchieren und bewerten >>eigene Texte in unterschiedlicher Form (Dialogszenen, Tagebucheinträge, Filmkritiken etc.) erstellen >>Vorträge erarbeiten, üben und gestalten

Englisch >>Sprach- und Hörverständnis üben und verbessern >>die Bedeutung des Originaltons im Vergleich zur Synchronisation erfahren >>eigene Texte in unterschiedlicher Form (Dialogszenen, Tagebucheinträge, Filmkritiken etc.) erstellen >> Kennenlernen von Bezügen und Wechselwirkungen zwischen filmhistorischen Strömungen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den verschiedenen Ländern

>>Science-Fiction-Literatur im Original lesen und mit der filmischen Adaption vergleichen >>Vorträge erarbeiten, üben und gestalten

Geschichte, Sozialkunde, Politik >> Einordnen der Filme in die Filmgeschichte und mit der historischen Entstehungszeit in Verbindung setzen können

>> Produktionshintergründe verschiedener Jahrzehnte und Länder kennenlernen und vergleichen und Film als Dokument seiner Zeit begreifen

>>im Film dargestellte Gesellschaftsformen/-bilder analysieren und bewerten >>Utopien und Dystopien im Zusammenhang mit Science-Fiction inhaltlich diskutieren

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EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT

Ethik, Religion, Lebenskunde, Biologie >> Wissenschaft und Technik im Film im Hinblick auf mögliche ethische Probleme untersuchen >> Verhaltensformen menschlicher Charaktere und „künstlicher“ Wesen (Roboter, Androiden, Cyborgs) sowie Außerirdischer analysieren und deuten

>>Geschlechterrollen im Film analysieren >> in Utopien und Dystopien dargestellte Werte- und Handlungssysteme sowie ethische Konzepte benennen und auf die Frage hin diskutieren, was „ein gutes Leben“ ist

>>Diskutieren, was Menschsein bedeutet bzw. was das Wesen des Menschseins ausmacht >> Bedeutung der Science-Fiction-Fan-Kultur an ausgesuchten Beispielen erläutern und mit eigener Seherfahrung in Beziehung setzen

Musik >> unterschiedliche Formen von Filmmusik im Laufe der Filmgeschichte kennenlernen und ihre Wirkungsweise beschreiben

>> Musik als Tongestaltungsmittel beim Science-Fiction-Film kennenlernen und mit der Verwendung in anderen Genres vergleichen

>>Filmszenen selbst mit Musik und Geräuschen vertonen und ihre Wirkung analysieren

Kunst, Darstellendes Spiel >> Kennenlernen und Beschreiben visueller Gestaltungsmittel – unter anderem auch Special Effects – im Science-Fiction-Film

>>Verwendung von Licht, Schatten und Hintergründen im Science-Fiction-Film kennenlernen >> die spezifische Ästhetik des Science-Fiction-Films in seinen verschiedenen Formen kennenlernen und in eigenen kreativen Arbeiten umsetzen (Bilder, Skizzen, Storyboards, Collagen)

>> Bild- und Farbästhetik im Zusammenhang mit Filmgenres, im Film dargestellter Zeit und dem Entstehungsjahr benennen und ästhetisch einordnen

>>Herstellen eigener Kurzfilme, Handy- oder Videoclips (thematisch gebunden oder frei) >>Entwickeln, Einüben und Aufführen eigener thematisch verwandter Szenen

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I. VOR DEM SCREENING

I. VOR DEM SCREENING Hinweise für Lehrende Anders als etwa der Western genießt die Science-Fiction auch bei heutigen Jugendlichen große Popularität. Trotz häufiger Altersbeschränkung – viele Filme haben eine FSK 16 – gelten die Grundzüge des Genres als bekannt: Science-Fiction-Filme spielen demnach meist in der Zukunft, zeigen unbekannte Welten und zielen noch vehementer als andere Genres auf die Überwältigung des Publikums durch Special Effects. Die reichhaltige Geschichte der Science-Fiction zeigt ein komplexeres Bild. Science-Fiction-Filme sind stets das Produkt ihrer Zeit. Oft werden nicht nur die technischen Möglichkeiten, sondern auch die sozialen Verhältnisse der Gegenwart einen Schritt weitergedacht. Um die Zusammenhänge zu erkennen, lohnt der vergleichende Blick auf die verschiedenen Epochen der Filmgeschichte. So wird nach einer ungefähren Begriffsbestimmung – die genaue Definition von Science-Fiction ist selbst in der Filmwissenschaft umstritten – zunächst deren Vorgeschichte erläutert. Von den literarischen Ursprüngen im 19. Jahrhundert und den Anfängen der Populärkultur im 20. Jahrhundert führt ein direkter Weg zu Filmen wie METROPOLIS (D 1927, R: Fritz Lang) und FRANKENSTEIN (USA 1931, R: James Whale). Anschließend werden die wichtigsten Subgenres – Zeitreisen, Weltall- und Invasionsfilme, Utopien und Dystopien sowie der Topos des „künstlichen Menschen“ in Form von Robotern, Androiden und Cyborgs – anhand zahlreicher Beispielfilme vorgestellt. Diese bilden zum Teil auch die Bezugsfilme, zu denen Arbeitsblätter vorliegen (vgl. III. Nach dem Screening, S. 44-50). Da diese Subgenres in verschiedenen Epochen unterschiedlich populär waren und ihr Höhepunkt in der Regel mit spezifischen zeithistorischen Ereignissen und gesellschaftspolitischen Stimmungen zusammenfällt, ergibt sich in der Zusammenschau eine ungefähre Chronologie des Genres. Die Filme des Doppelprogramms, KRIEG DER STERNE und BLADE RUNNER, zeigen nicht zuletzt, dass sich verschiedene Spielarten der Science-Fiction auch kombinieren lassen. So fällt in BLADE RUNNER das Thema künstlicher Menschen, im Film „Replikanten“ genannt, zusammen mit einer dystopischen Zukunftsvision, die soziale und ökologische Ängste der frühen 1980er-Jahre reflektiert. Dagegen wählt KRIEG DER STERNE eine realitätsferne Fantasie, die den Raum des technisch Denkbaren bewusst verlässt. Zu beiden Filmen finden Sie neben der erwähnten Filmanalyse auch Biografien (ab S. 23) von George Lucas und Ridley Scott, zwei der wichtigsten Regisseure des Genres.

Zur Alterseignung Aufgrund ihres in jeder Hinsicht grenzüberschreitenden Charakters hat die Science-Fiction viele Schnittmengen mit Horror-, Action- und Kriegsfilmen. Die Altersfreigaben der FSK können zum Teil als veraltet gelten, bieten aber eine Richtlinie. Das Programm hat es sich zur Aufgabe gemacht, zum einen unzumutbare Gewaltdarstellungen in den ausgewählten Filmen außen vor zu lassen, zum anderen die Augen zu öffnen für die fantastischen, visionären und gesellschaftskritischen Möglichkeiten der Science-Fiction, jenseits von kommerziell orientiertem Superheldenkino und bombastischen Special Effects. Da letztere dennoch einen wichtigen Bestandteil des Genres ausmachen, gilt ihnen ein eigenes Kapitel.

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I. VOR DEM SCREENING

Vorbereitungstipps für Lehrende Sie finden im ersten Teil der Materialien VOR DEM SCREENING (ab S. 6) Kompaktinformationen zur Definition und Geschichte des Science-Fiction-Films mit Beispielen aus verschiedenen Jahrzehnten der Filmgeschichte, von den Anfängen der Filmprojektion um 1895 bis zur digitalen Gegenwart. Der filmanalytische Schwerpunkt vergleicht mit KRIEG DER STERNE und BLADE RUNNER zwei Science-Fiction-Filme aus verschiedenen Genres und liefert zudem einen Überblick über Leben und Werk von George Lucas und Ridley Scott. a.) Sie vermitteln den Schüler/innen die Kompaktinformationen selbst in einem Vortrag, verknüpfen die Vorinformationen mit einem anschließenden Unterrichtsgespräch und geben den Schüler/innen die Links und Materialien (siehe dazu Vorbereitung für Schüler/innen, S. 63) zur Vertiefung in Eigenbeschäftigung. b.) Die Schüler/innen erhalten die Informationsmaterialien sowie die Vorbereitungstipps zum ­eigenen Studium und stellen ihre Ergebnisse in Kurzreferaten der Gesamtgruppe vor. c.) Sie kombinieren beide Varianten. Die methodische Gewichtung ist dabei Ermessenssache, die je nach Lernvoraussetzungen erfolgt. Sie können bei dieser Variante auch zusätzlich Filmausschnitte (siehe LINK- UND LITERATURLISTE, S. 65 oder – sofern vorhanden – eigene DVDs mit Science-FictionFilmen in Auszügen) einsetzen. Welche Variante Sie dabei bevorzugen, bleibt Ihre Wahl. Wichtig ist, dass die Schüler/innen vor dem Kinobesuch grundlegende Fakten zu Technik und Geschichte des Science-Fiction-Films kennenlernen, Science-Fiction-Filme zeitlich und produktionstechnisch einordnen können, sowie Grundinformationen zu den jeweiligen Filmemachern erhalten haben.

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I. VOR DEM SCREENING

Literarische Vorgeschichte der Science-Fiction

>>Foto: © Daniela Mangiuca / istock 60455094 Die Science-Fiction, wie wir sie heute kennen, ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Das Zeitalter von Aufklärung, Industrialisierung und moderner Naturwissenschaft stellte das neuzeitliche Menschenbild in Frage und ließ gespannt in die Zukunft blicken. Was würde der technische Fortschritt bringen? Der menschliche Wunsch, die eigenen Grenzen zu überwinden, ist allerdings älter: Schon in der griechischen Mythologie wimmelt es von künstlichen Menschmaschinen, stählernen Vögeln, automatischen Pferden, mechanischen Dienerinnen. 1818 gab die junge Mary Shelley ihrem ersten Roman den Titel „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ und schuf damit das anerkannt erste Werk der Science-Fiction. Ihre Fragen sind die der Antike: Was ist der Mensch? Ist es ihm erlaubt, Gott zu spielen? In Form einer klassischen Gothic Novel (Schauerroman) wird die Geschichte des Arztes Viktor Frankenstein erzählt, der aus Leichenteilen – mittels Elektrizität – ein künstliches Wesen kreiert, das bald zerstörerische Kräfte entwickelt. Frankenstein wurde zum Urbild des „mad scientist“, der die von ihm entfesselten Kräfte nicht zu beherrschen weiß. Der Roman gilt auch als Meilenstein der Horrorliteratur. Im weiteren 19. Jahrhundert wurden die archaischen Ängste zusehends überwunden, immer mehr öffnete sich die Science-Fiction-Literatur den zukünftigen und verheißungsvollen Welten. Mit Romanen wie „Von der Erde zum Mond“ (1873) und „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ (1874) wurde insbesondere Jules Verne weltbekannt. Auch der Wissenschaftsjournalist H.G. Wells fand mit „Die Zeitmaschine“ (1895) und „Der Krieg der Welten“ (1898) breite Aufmerksamkeit. In ihren Abenteuerromanen werden die technischen Errungenschaften des viktorianischen Zeitalters – Dampfmaschine, Elektrizität, Hydraulik – ins Fantastische übersteigert, wodurch etwa Verne die Entwicklung des Unterseeboots vorwegnahm. Eine explizit rational-naturwissenschaftliche Rhetorik ersetzte die Märchensprache des Schauerromans. Der Gattungsterminus „Science-Fiction“ – 1851 erstmals verwendet, dem Jahr der ersten Weltausstellung in London – wurde maßgeblich von Hugo Gernsback popularisiert. Für sein 1926 gegründetes ScienceFiction-Magazin „Amazing Stories“ wählte der US-amerikanische Verleger und Erfinder zunächst den Begriff „scientifiction“ und gab eine Definition: „Mit ‚scientifiction’ meine ich Geschichten nach Art von Jules Verne, H.G. Wells und Edgar Allan Poe – eine hübsche Romanze vermischt mit wissenschaftlichen Fakten und einer prophetischen Vision“. Auch Mary Shelley zählte zu diesem Kanon. Reißerische Titelbilder halfen, die oft anspruchsvolle Lektüre zu verkaufen. Im Umfeld der Leserbriefspalten bildeten sich erste Fanzirkel. Nach Gernsback ist bis heute der „Hugo Award“ benannt, der zu den wichtigsten Branchenpreisen in der Science-Fiction-Literatur zählt und bereits seit 1953 vergeben wird.

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I. VOR DEM SCREENING

Science Fiction: Begriffsklärung

>>© Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved. Der Begriff „Science-Fiction“ verbindet Ideen des technisch Denkbaren mit spekulativer Fiktion. ScienceFiction spielt daher meist in der Zukunft oder in fiktiven Paralleluniversen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Für einige Literatur- und Filmwissenschaftler/innen liegt gerade in der Unmöglichkeit einer exakten Definition des buchstäblich „grenzenlosen“ Genres sein wesentliches Merkmal. Selbst die klare Abgrenzung vom Fantastischen Film, der etwa in Form der Fantasy meist in vergangenen Welten spielt und das Übernatürliche bemüht, fällt bei näherer Betrachtung schwer. Gilt doch nach dem berühmten „dritten Gesetz“ des Physikers und Schriftstellers Arthur C. Clark, auf dessen literarischer Vorlage Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY (2001: ODYSSEE IM WELTRAUM, GB/USA 1968) beruht: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“ Am leichtesten fällt es, Science-Fiction anhand bekannter Merkmale zu erkennen: Raumschiffe, Zeitmaschinen, futuristische Gesellschaften oder Cyborgs wären in keinem anderen Genre denkbar.

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I. VOR DEM SCREENING

Trotz dieser Definitionsschwierigkeiten lassen sich einige Grundzüge zusammenfassen:

•  Aus dem Konflikt von Wissenschaftsglauben und Technikangst bezieht das Genre seine innere Spannung.

Die gezeigten Zukunftstechnologien wirken auf das Publikum unheimlich, aber auch faszinierend. Hinter den Gefahren, vor denen gewarnt wird, steckt oft ein utopisches Potenzial: Die Gentechnik etwa träumt von der Vervollkommnung des Menschen; Reisen ins All erweitern den Horizont, selbst wenn sie scheitern. Würde die Science-Fiction nur Angst machen, wäre sie kaum so populär. Neutral formuliert, dient sie der Auseinandersetzung mit dem sozialen und technischen Wandel.

•  Zur filmischen Erschaffung unbekannter, gleichwohl realistischer Welten wird ein hoher technischer und finanzieller Aufwand betrieben. Special Effects und Computeranimationen, aber auch der Detailreichtum in Kostüm, Ausstattung und Filmarchitektur dienen der Illusion von Wirklichkeit. In der Realismusbehauptung der Science-Fiction liegt ein grundlegender Unterschied zur Fantastik bzw. Fantasy. Die technischen Wunder (z.B. Lichtgeschwindigkeit, Beamen) stellen innerhalb der gezeigten Welt keinen Bruch dar. In den meisten Fällen behauptet Science-Fiction außerdem eine Kontinuität zu unserer Gegenwart.

•  Wissenschaftlichkeit ist kein unbedingtes Kriterium. Die in der Literatur übliche Unterscheidung

von „hard science fiction“ (strikt technisch-wissenschaftliche Spekulation) und „soft science fiction“ (Betonung sozialer, politischer und philosophischer Aspekte) ist zwar auch für den Science-FictionFilm bedeutsam, der auf konkrete gesellschaftstechnologische Umbrüche, wie die Mondlandung oder das Aufkommen der Gentechnik, durchaus reagiert. Insgesamt jedoch rangiert der oft zitierte „sense of wonder“ (dt.: „ungläubiges Staunen“) deutlich vor technischer Plausibilität.

•  Science-Fiction kann mit anderen Genres nahezu beliebig kombiniert werden. Sie ist nicht nur, wie die meisten Genres, offen für Komödie und Parodie. Insbesondere das Motiv der Zeitreise erlaubt

unterschiedliche Ausflüge in den Historienfilm, vom Ritterfilm bis zum Western. Auch die Genrekonventionen etwa von Abenteuer-, Kriminal- oder Liebesfilm können ohne weiteres in die Zukunft transponiert werden. Genrespezifisch hingegen sind die starken Überschneidungen mit dem Horrorfilm – der Konfrontation des Menschen mit dem Unbekannten.

•  Science-Fiction geht notwendig von einer vorherrschenden Ästhetik aus. Die modischen Vorlieben einer Zeit sowie deren spezielles Technikverständnis werden auf die Zukunft projiziert. Durch das

Vergehen von Zeit und den weiteren technischen Fortschritt erweisen sich diese Visionen oft bald als überholt. Aus diesem Grund wirkt diese Ästhetik schnell gestrig und somit lächerlich, das Genre altert schlechter als andere. Darin liegt aber auch ein besonderer Reiz (s. Glossar Retrofuturismus, S. 17).

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I. VOR DEM SCREENING

Der Science-Fiction-Film: Geschichte und Subgenres Der frühe Science-Fiction-Film In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieb der Science-Fiction-Film eine Randerscheinung. Zu groß war der technische Aufwand, Special Effects waren kaum entwickelt. Eine Ausnahme bildete der französische Zauberer, Illusionist und Filmpionier Georges Méliès 1902 mit seinem Film DIE REISE ZUM MOND, in dem er Motive von Jules Verne und H.G. Wells verband. Er begriff als Erster ein Grundprinzip der Science-Fiction: Die visuellen Möglichkeiten des Films machen die fantastischen Welten, die in der Literatur nur angedeutet werden können, zu großen Spektakeln. Für seinen Film löste er sich vom dokumentarischen Ansatz der Brüder

>> Foto: Die Reise zum Mond (1902) / picture alliance

Auguste und Louis Lumière, die 1895 die erste öffentliche Filmvorführung in Frankreich veranstaltet hatten, und erfand mit dem Stopptrick den ersten Spezialeffekt. Das Bild einer Rakete im Auge des Mondes wurde zu einer Ikone des frühen Kinos. Im Unterschied zu Méliès setzte Fritz Lang in FRAU IM MOND (D 1929) auf eine möglichst realistische Darstellung. Langs frühes Mondfahrtabenteuer thematisiert etwa den Austritt aus der Erdatmosphäre und die Probleme der Schwerelosigkeit. Zu dramaturgischen Zwecken erfand der Regisseur den Countdown, der der NASA bei der ersten Mondlandung 1969 zum Vorbild dienen sollte. Mit dem Großprojekt METROPOLIS (D 1927) hatte Fritz Lang kurz zuvor einen Meilenstein des Science-Fiction-Films erschaffen: Die klassische Dystopie zeigt eine monumentale Zukunftsstadt, in der die Oberklasse rücksichtslos über die Arbeiterschaft herrscht. Gewaltige Maschinen und futuristische Bildtelefone sind Symbole der Macht, die schließlich durch einen Arbeiteraufstand und eine die Klassen überwindende Liebe gebändigt wird. William Cameron Menzies’ Pendant THINGS TO COME (WAS KOMMEN WIRD, GB 1936), nach einem Drehbuch von H.G. Wells als bewusste Antwort auf METROPOLIS entworfen, entwickelte das Gegenmodell einer technokratischen Utopie, in der die rationale Herrschaft der Ingenieure das menschliche Chaos ordnet und soziale Widersprüche tilgt. Beide Filme, zwischen zwei Weltkriegen entstandene Prestigeprojekte, haben stark propagandistische Tendenzen. Die Anfänge der Science-Fiction in den USA waren bescheidener und dennoch weitreichend. Statt großer Zukunftsvisionen wurde zunächst der Monsterfilm populär. Trotz seiner technischen Prämissen wurde FRANKENSTEIN (USA 1931) nicht als Science-Fiction-Film betrachtet, sondern wie der im selben Jahr entstandene DRACULA (USA 1931, R: Tod Browning) als Horrorfilm. Dem großen Erfolg folgte die Fortsetzung BRIDE OF FRANKENSTEIN (FRANKENSTEINS BRAUT, USA 1935, R: James Whale) und zahlreiche Neuverfilmungen bis in die Gegenwart. Der Monsterfilm wurde zu einem wichtigen Subgenre, später fortgesetzt in den Filmen etwa von Jack Arnold (TARANTULA, USA 1955) oder in Japan mit den GodzillaFilmen, deren Erstling GOJIRA (GODZILLA, R: Ishirō Honda) 1954 in die Kinos kam. Wie im Frankenstein-Mythos gehen den monströsen Katastrophen meist wissenschaftliche Experimente voraus.

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I. VOR DEM SCREENING

Science-Fiction im engeren Sinne boten sogenannte Filmserials wie FLASH GORDON (USA 1936, 13 Folgen) und BUCK ROGERS (USA 1939, 12 Folgen), kurze Episodenfilme fürs Vorprogramm im Kino, die sich ebenfalls großer Popularität erfreuten. Die Weltraumabenteurer Gordon und Rogers waren all american heroes in der Tradition des Westernhelden, der ins Unbekannte vordringt und Ordnung schafft. Rund um die Serials, gleichnamige Comics und Groschenmagazine entwickelte sich eine jugendliche Fankultur, die das kommerzielle Potenzial des Genres bereits andeutete. Während die ernsten europäischen Filme selten großes Publikum fanden und das Science-Fiction-Genre als unrentabel beiseitegelegt wurde, machte sich Hollywood bereit für die Zukunft.

! Science-Fiction in Deutschland und Österreich Der deutschsprachige Film hat zur Science-Fiction nicht unwesentlich beigetragen. Beispiele für die Weimarer Zeit sind neben Fritz Langs METROPOLIS (D 1927) und FRAU IM MOND (D 1929) vor allem fantastische Filme wie DER GOLEM (D 1915, R: Paul Wegener, Henrik Galeen), ORLACS HÄNDE (AT 1924, R: Robert Wiene) und ALRAUNE (D 1927, R: Henrik Galeen). In der Bundesrepublik ließen sich neben der TV-Serie RAUMPATROUILLE ORION (1965) die populären Dr. Mabuse-Filme (beginnend mit Fritz Langs DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE, BRD/I/F 1960) sowie die Weltraum-Dystopien OPERATION GANYMED (BRD 1977, R: Rainer Erler) und ES IST NICHT LEICHT EIN GOTT ZU SEIN (BRD/UdSSR/F/CH 1990, R: Peter Fleischmann) dazurechnen. Mit Rainer Werner Fassbinders Zukunftsvision WELT AM DRAHT (BRD 1973) widmete sich der deutsche Autorenfilm früh den Problemen der virtuellen Realität. In der DDR verbanden DER SCHWEIGENDE STERN (DDR/PL 1960, R: Kurt Maetzig) und EOLOMEA (DDR 1972, R: Hermann Zschoche) utopische und leise systemkritische Motive, typisch für die Science-Fiction der Ostblockstaaten.

Das Subgenre Weltall und Invasion Angriff der Aliens Mond, Sterne und fremde Planeten sind für den Menschen sichtbar und doch unerreichbar. Gibt es „da draußen“ („out there“) Leben, vergleichbar dem unseren? Von Beginn an richtete sich die Fantasie der Science-Fiction auf das Weltall. In den 1950er-Jahren allerdings drohte von dort vor allem Gefahr. Der Durchbruch der Science-Fiction zur Massenkultur in den USA verdankt sich nicht zuletzt den sogenannten Invasionsfilmen der Nachkriegszeit. H.G. Wells’ bereits 1898 veröffentlichter Roman „The War of the Worlds“, 1938 vom Regisseur Orson Welles zu einem aufsehenerregenden Hörspiel verarbeitet und 1953 als THE WAR OF THE WORLDS (KAMPF DER WELTEN, USA 1953, R: Byron Haskin) verfilmt, lieferte das Grundmuster: Technisch hoch entwickelte Außerirdische vom Mars landen auf der Erde und drohen der Menschheit mit Vernichtung. In Klassikern wie INVADERS FROM MARS (INVASION VOM MARS, USA 1953, R: William Cameron Menzies), IT CAME FROM OUTER SPACE (GEFAHR AUS DEM WELTALL, USA 1953, R: Jack Arnold) und INVASION OF THE BODY SNATCHERS (DIE DÄMONISCHEN, USA 1956, R: Don Siegel) gelingt es der fremden Macht außerdem, die Menschen ihres freien Willens zu berauben. Die körperliche Hülle, innerlich seelenlos und vom Denken der Aliens bereits besetzt, dient nur noch zur Tarnung. Aus Nachbarn werden Fremde, eine besonders paranoide Form der Konfrontation mit dem Anderen.

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I. VOR DEM SCREENING

Entstanden zu Zeit des Kalten Krieges, werden die Invasionsfilme oft als antikommunistische Propaganda interpretiert – immerhin kommt die Gefahr vom „roten Planeten“ Mars! Die Warnung zur Wachsamkeit („Keep watching the skies!“) ist jedoch meist ambivalent. Der Antikommunismus der McCarthy-Ära, der die „Infiltrierung“ der US-Bevölkerung durch sowjetische Ideen fürchtete und in der staatlichen Bekämpfung „unamerikanischer“ Aktivitäten paranoide Züge entwickelte, ist als zusätzliches, innenpolitisches Ziel der Kritik selten ganz auszuschließen. Auch der drohende Atomkrieg ist ein wichtiges Motiv. In THE DAY THE EARTH STOOD STILL (DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND, USA 1951, R: Robert Wise) erscheinen die Marsianer sogar als moralisch überlegene Art, die die zerstrittene Menschheit zum Frieden auffordert. Optisch gleichen sie Menschen. In Erinnerung bleibt die Ära jedoch vor allem durch die noch einfachen Spezialeffekte, Marsmenschen in grünen Gummianzügen und ein eher schlichtes Weltbild – Zutaten der klassischen Science-Fiction, die in neueren Filmen wie MARS ATTACKS! (USA 1996, R: Tim Burton) und INDEPENDENCE DAY (USA 1996, R: Roland Emmerich) lustvoll parodiert werden. Wie sich das Bild der Außerirdischen über die Zeit wandelte, zeigt exemplarisch das Werk Steven Spielbergs. In CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART, USA 1977) kommen die Besucher als Freunde, von der Menschheit sehnsüchtig erwartet; E.T. – DER AUSSERIRDISCHE (E.T. THE EXTRATERRESTRIAL, USA 1982) zeigt die Freundschaft zwischen einem verängstigten Alien und einem kleine Jungen. Beide Filme spiegeln den Idealismus der 1970er-Jahre. In Spielbergs düsterer Neuverfilmung KRIEG DER WELTEN (WAR OF THE WORLDS, 2005) ist davon nichts mehr übrig. Der Angriff der Marsianer wird zur deutlichen Metapher auf die Anschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001. Wie stets in der Science-Fiction zeigen sich im unheimlichen Anderen die Ängste des Menschen vor sich selbst.

Faszination Weltraum Einen rational-wissenschaftlichen Zugang zum Weltraum suchte in den 1950er-Jahren zunächst eine Reihe von Mondfahrtfilmen wie DESTINATION MOON (ENDSTATION MOND, USA 1950, R: Irving Pichel) und ROCKETSHIP X M (RAKETE MOND STARTET, USA 1950, R: Kurt Neumann). Doch die zunehmende Realisierung ihrer Visionen – 1957 startete mit dem sowjetischen Sputnik der erste Satellit, 1961 reiste Juri Gagarin als erster Mensch ins All – zwang die Science-Fiction zur Neuorientierung. In seinem Meisterwerk 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM aus dem Jahr 1968

>>Foto: © Daniela Mangiuca / istock 42161642

verband Stanley Kubrick die durchaus realistisch anmutende Darstellung des Lebens auf einer Raumstation mit einer Fülle philosophischer Menschheitsfragen. Auch SOLARIS (UdSSR 1972) von Andrei Tarkowski sucht im riesigen Weltraum nach dem Kern menschlicher Existenz. Beide Filme begründeten eine Tradition des poetischen Weltraumfilms mit betont langsamen Bildern, die mit Filmen wie MOON (GB 2009, R: Duncan Jones) und GRAVITY (USA 2013, R: Alfonso Cuarón) bis heute fortgesetzt wird. Allgemein machte sich nach der Mondlandung 1969 Ernüchterung breit. In SILENT RUNNING (LAUTLOS IM WELTRAUM, USA 1972, R: Douglas Trumbull) bewacht ein einzelner Astronaut, nachdem er seine drei Kollegen umgebracht hat, die letzten Reste irdischer Flora und Fauna auf einem Raumschiff – die Geburt der Öko-Science-Fiction.

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I. VOR DEM SCREENING

In BLADE RUNNER (1982) und TOTAL RECALL (TOTAL RECALL – DIE TOTALE ERINNERUNG, USA 1990, R: Paul Verhoeven) sind die Besiedelung des Mars und interplanetarische Flüge bereits Alltag. Doch der Export menschengemachter Probleme ins All hat diese nicht gelöst. Dass im Weltall auch der Schrecken lauern kann, zeigte ALIEN (ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT, USA 1979, R: Ridley Scott). Die Mischung aus Science-Fiction und Horror bot blutige Effekte und mit der Heldin Ellen Ripley, die sich dem Monster entgegenstellt, eine Umkehrung der im Genre üblichen Geschlechterrollen. Genau genommen hatte Regisseur Ridley Scott seine Drehbuchautoren instruiert, jede Rolle müsse von einem Mann oder einer Frau gespielt werden können. Der utopische Charakter der Science-Fiction wurde vor allem in einer Fernsehserie buchstäblich fortgesetzt: In STAR TREK (RAUMSCHIFF ENTERPRISE, USA 1966-69), geschaffen von Gene Roddenberry, werden die Reise in ferne Galaxien („unendliche Weiten“) und die Kommunikation mit fremden Lebensformen zur großen Mission. In allen Ecken des Alls löst die multikulturelle Crew der Enterprise Probleme – ein idealistisches Abbild der USA und ihrer Rolle in der Welt. Für George Lucas’ Weltraumoper KRIEG DER STERNE, Beginn einer neuen Ära der Science-Fiction, war die Serie zugleich Vorbild und größte Konkurrenz.

! Science-Fiction im Sozialismus Im Sozialismus der Sowjetunion und der Ostblockstaaten galt die Utopie als verwirklicht. Daher konzentrierte sich die sozialistische Science-Fiction – der Begriff „Science-Fiction“ selbst war verpönt – zunächst auf technische Meisterleistungen in der Zukunft und propagierte damit die technologische und moralische Überlegenheit gegenüber den USA. So rettet in NEBO SOWJOT (DER HIMMEL RUFT, UdSSR 1959, R: Alexander Kosyr, Michail Karjikow) ein sowjetisches Raumschiff eine US-amerikanische Marsmission aus höchster Not. Später gab es aber auch Kinderfilme wie OTROKI WO WSELENNOI (ROBOTER IM STERNBILD KASSIOPEIA, UdSSR 1974, R: Richard Wiktorow) mit seiner jugendlichen Raumschiffcrew oder die stille Öko-Kritik THSCHERES TERNII SWESDAM (DIE FRAU AUS DEM ALL, UdSSR 1981, R: Richard Wiktorow). Filmgeschichtlich bedeutsam wurden vor allem die existenziell pessimistischen Filme von Andrei Tarkowski. Sein Raumfahrtdrama SOLARIS (UdSSR 1972) konnte nur gegen den Widerstand der Behörden veröffentlicht werden. Dasselbe gilt für STALKER (UdSSR 1978), eine an realen Orten gedrehte Endzeitversion, die zum modernen Klassiker wurde.

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I. VOR DEM SCREENING

Das Subgenre Zeitreise In der Wissenschaft gelten Zeitreisen als allenfalls theoretisch möglich. In der Realität bleiben sie ein beliebtes Gedankenspiel: Das menschliche Hirn unternimmt ständig Zeitreisen, meist in Form der Erinnerung an die eigene Vergangenheit oder die Menschheitsgeschichte, aber auch als Vorstellung der möglichen Zukunft. Aus diesem Grund sind auch in der klassischen fiktionalen Erzählung, mithilfe von Rück- und Vorausblenden, Sprünge in der Chronologie gang und gäbe. Dass diese Vorstellungen in der Science-Fiction konkret Wirklichkeit werden, ist ein gutes Beispiel für die „Realismusbehauptung“ des Genres: Geläufige Metaphern, wie die der Zeitreise, werden grundsätzlich wörtlich genommen. Einen der ersten Zeitreiseromane schrieb H.G. Wells mit „Die Zeitmaschine“ (1895). Ein Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts reist darin ins Jahr 802.701 n. Chr., wo er die in zwei Arten gespaltene Menschheit in einem Zustand der Degeneration vorfindet. In der bekannten Verfilmung THE TIME MACHINE (DIE ZEITMASCHINE, USA 1960, R: George Pal) gerät er zusätzlich in die Kämpfe des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Zurück in seiner eigenen Zeit, kann er davon berichten, ohne dass ihm geglaubt wird. Den fantastischen Gegenpol dieser pessimistischen Erzählung bildet die Idee einer Maschine, die prinzipiell Reisen an jeden beliebigen Punkt des Zeitstrahls und zurück erlaubt. Allerdings ist die technologische Umsetzung der Idee im Zeitreisefilm nicht immer ganz einfach. So haben der verrückte Wissenschaftler Doc Brown und sein jugendlicher Freund Marty in BACK TO THE FUTURE (ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, USA 1985, R: Robert Zemeckis) enorme Schwierigkeiten, das „RaumZeit-Kontinuum“ wieder in Ordnung zu bringen. Aus dem Jahr 1985 ins Jahr 1955 gereist, hat Marty durch einen versehentlichen Flirt mit seiner Mutter seine eigene Geburt gefährdet. Für komische Effekte sorgt neben dieser Handlung der ständige Kontrast der 1950er- und 1980er-Jahre: US-Präsident Ronald Reagan ist im Jahr 1955 lediglich als Schauspieler bekannt, der Rock’n’Roll steckt noch in den Kinderschuhen. Mit Reisen in die Zukunft des Jahres 2015 und in den Wilden Westen wurde der Kultfilm, nach ähnlichem Muster, zweimal erfolgreich fortgesetzt. Ohne die für das Zeitreisegenre typische Komik weist TERMINATOR (USA 1984, R: James Cameron) erstaunliche Parallelen auf: Ein von Arnold Schwarzenegger dargestellter Kampfroboter reist aus einer dystopischen Zukunft in unsere Gegenwart, um die Geburt eines künftigen Rebellenanführers zu verhindern. Beide Filme veranschaulichen die für das Zeitreisegenre elementaren Prinzipien des sogenannten „Schmetterlingseffekts“ – kleine Veränderungen der Wirklichkeit führen zu unüberschaubaren Kettenreaktionen – sowie des „Großvaterparadoxons“: durch die nachträgliche Auslöschung einer menschlichen Existenz in der Vergangenheit würde die Handlung des Films in der Zukunft strenggenommen unmöglich. Keiner filmhistorischen Phase eindeutig zuzuordnen, ist der Zeitreisefilm bis heute populär. Der USKomiker und Filmemacher Terry Gilliam drehte gleich zwei: In TIME BANDITS (GB 1981) reist ein kleiner Junge mit einer Horde Kleinwüchsiger durch Mittelalter und Antike, in TWELVE MONKEYS (12 MONKEYS, USA 1995) wird ein Auserwählter aus dem Jahr 2035 in die Gegenwart geschickt, um das Aussterben der Menschheit zu verhindern. Eine Sonderform bilden Filme wie die Komödie GROUNDHOG DAY (UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER, USA 1993, R: Harold Ramis), in denen die Hauptperson in eine Zeitschleife gerät: Um den Wert der Liebe zu begreifen, durchlebt der zynische Wetterreporter Phil Connors denselben Tag immer und immer wieder. Schon fast eine Normalität sind Zeitreisen in modernen Weltraumfilmen, wie auch schon in zahlreichen Episoden von RAUMSCHIFF ENTERPRISE. Die physikalische Grundlage sowie das dramaturgische Gerüst von Filmen wie INTERSTELLAR (GB/USA 2014, R: Christopher Nolan) bilden Einsteins Relativitätstheorie, die Idee der Lichtgeschwindigkeit und die angenommene Existenz „schwarzer Löcher“ bzw. „Wurmlöcher“ in der Galaxie. Ob die Zeitreisenden auch zurückreisen können, ist sogar theoretisch höchst ungewiss. Doch wenigstens die technische Machbarkeit des Hinflugs ist in dieser fernen Zukunft kein Hindernis mehr.

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I. VOR DEM SCREENING

Subgenre Utopien und Dystopien

>>© Metropolis / Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden Die Utopie (griech.: „Nicht-Ort“) bildet seit Thomas Morus’ Abhandlung „Utopia“ (1516) ein vor allem literarisches Genre, das im Film nur selten aufgegriffen wird. Die Idee einer konfliktfreien Gesellschaft ist dramaturgisch kaum ergiebig, auch aus diesem Grund entpuppen sich utopische Entwürfe meist als Alpträume. Weit häufiger finden sich pessimistische Zukunftsvisionen in Form der Dystopie (griech.: „schlechter Ort“). Häufige Merkmale sind totalitäre Herrschaftssysteme, die Ausbeutung ärmerer Schichten durch eine privilegierte Klasse, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und eine allgemeine Hoffnungslosigkeit. Als Warnung vor Fehlentwicklungen spiegeln sich in Dystopien oft reale politische und soziale Missstände der Gegenwart. So nahm bereits METROPOLIS (1927) Bezug auf das soziale Elend in der Weimarer Republik, die einschüchternde Wolkenkratzerarchitektur lässt sich zudem als Warnung vor einer „Amerikanisierung“ der deutschen Gesellschaft verstehen. Die Blaupause aller Dystopien lieferte 1949 George Orwell mit seinem Roman „1984“. Die gleichnamige Verfilmung NINETEEN EIGHTY-FOUR (1984, GB 1984, R: Michael Radford), im Jahr der Handlung erschienen, blieb der Vorlage treu. Gezeigt wird ein totalitärer Überwachungsstaat, regiert vom unsichtbaren „Großen Bruder“ („Big Brother“). Das Reich Ozeanien befindet sich in einem permanenten Krieg, über den das „Ministerium für Wahrheit“ ausschließlich Lügen verbreitet. Absurde Kommunikationsnormen wie „Neusprech“ und „Doppeldenk“ dienen der Gedankenkontrolle, der sich der Held Winston zu entziehen versucht. Im folgenden Jahr nahm Terry Gilliam mit seiner schwarzen Komödie BRAZIL (GB 1985) ebenfalls auf „1984“ Bezug und warnte vor einer außer Kontrolle geratenen Bürokratie. Auch mit einem an die 1940er-Jahre angelehnten Produktionsdesign blieben beide Filme nah an der Buchvorlage: Sie sollten aussehen wie ein Science-Fiction-Film aus der Zeit George Orwells (s. auch Glossar Retrofuturismus, S. 17). Andere Filme beziehen das Unbehagen aus ihrer Nähe zur vertrauten Realität. Seine futuristische Vision ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION (LEMMY CAUTION GEGEN ALPHA 60, F 1965) etwa drehte Jean-Luc Godard ohne Spezialeffekte in den Straßen von Paris. Ähnlich verfuhr sein Nouvelle Vague-Kollege François Truffaut in FAHRENHEIT 451 (GB 1966), die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ray Bradbury über eine Gesellschaft, die Bücher verbrennt. Meist jedoch betreiben Dystopien einen großen Aufwand zur Realisierung fantastischer Zukunftswelten, in denen neue Technologien die Freiheit immer weiter einschränken und den Menschen zur Nummer degradieren.

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I. VOR DEM SCREENING

Beispiele sind George Lucas‘ Big-Brother-Version THX 1138 (USA 1971) und die Gentechnik-Parabel GATTACA (USA 1997, R: Andrew Niccol) mit ihren aseptisch-glatten Oberflächen, die Cyberspace-Vision MATRIX (USA 1999, R: Lana und Lilly Wachowski) sowie die mit DIE TRIBUTE VON PANEM – THE HUNGER GAMES (USA 2012, R: Gary Ross) begonnene Trilogie über eine Zukunftsdiktatur, die Jugendliche modernen Gladiatorenkämpfen aussetzt. Typisch für diese Filme ist auch die – oft religiös konnotierte – Figur des Erlösers oder der Erlöserin, die die Verblendungsmechanismen der „schönen neuen Welt“ durchschaut und die Umstände bekämpft. Selten war der gesellschaftskritische Impuls der Dystopie so provokant wie in A CLOCKWORK ORANGE (UHRWERK ORANGE, GB 1971). Regisseur Stanley Kubrick zwingt das Publikum zur Sympathie mit dem gewaltbesessenen Anti-Helden Alex, den die Regierung einer ebenso brutalen Gehirnwäsche unterzieht. Die Erlösung wird versagt. Humor findet sich in Dystopien naturgemäß selten, etwa im Film SLEEPER (DER SCHLÄFER, USA 1973), in dem Regisseur Woody Allen die sexuellen Neurosen der 1970er-Jahre persifliert. Um in der Zukunft aufzuwachen, wurde der von Allen selbst gespielte Protagonist in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt. Dieses abgewandelte Zeitreisemotiv findet sich auch in der höchst erfolgreichen PLANET DER AFFEN-Serie. Das Original PLANET OF THE APES (PLANET DER AFFEN, USA 1968, R: Franklin J. Schaffner) zeigt eine Zivilisation, in der Menschen auf der „untersten“ Stufe der Gesellschaft vegetieren. Sprache, Naturwissenschaft und Technik liegen in der Hand der regierenden Primaten. Die bissige Gesellschaftssatire endet mit der bestürzenden Erkenntnis des Astronauten Taylor, dass es sich beim Affenplaneten um die in der Zwischenzeit zerstörte Erde handelt. Solche Endzeitvisionen bilden einen weiteren Zweig der Filmdystopie, der seit den 1970er-Jahren verstärkt aufgegriffen wird. Filme wie LAUTLOS IM WELTRAUM (USA 1972), MAD MAX (AUS 1977, R: George Miller), WATERWORLD (USA 1995, R: Kevin Reynolds, Kevin Costner), THE DAY AFTER TOMORROW (USA 2004, R: Roland Emmerich) und THE ROAD (USA 2009, R: John Hillcoat) spiegeln moderne Ängste vor nuklearer Vernichtung, Umweltzerstörung und Klimawandel. Das Genre des postapokalyptischen oder Endzeitfilms zeigt eine große Nähe zum Katastrophenfilm: Möglichkeiten politischen Handelns und Widerstands sind nicht mehr gegeben, der Kampf gilt dem nackten Überleben. Die Science-Fiction hat hier jede Utopie verloren.

! Retrofuturismus Als Retrofuturismus bezeichnet man den zeitgenössischen Blick auf Zukunftsvorstellungen der Vergangenheit. Als Produkt ihrer Zeit können sie heutzutage überholt und lächerlich wirken, aber auch einen besonderen Zauber entfalten. Ein Beispiel sind die 1960er-JahreKostüme und simplen Effekte in RAUMSCHIFF ENTERPRISE, das 1966-69 produziert wie auch veröffentlicht wurde und dessen Erzählung im 23. Jahrhundert spielt, oder dessen deutsche Kopie RAUMPATROUILLE ORION. In der Betrachtung und Wertschätzung von Science-Fiction spielt dieser nostalgische Blick eine wichtige Rolle. Eine bewusste Form des Retrofuturismus ist der Steampunk, bei dem moderne Geräte mit dem Ornament des Jugendstils kombiniert werden, zu sehen etwa in der Jules-Verne-Verfilmung 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER (USA 1954, R: Richard Fleischer). Dieser seltene Fall von „vergangener Science-Fiction“ – der Film spielt zur Lebenszeit Vernes, also im 19. Jahrhundert – wirkt paradoxerweise bis heute nicht gealtert. Der Begriff des Retrofuturismus wird auch in Mode und Architektur verwendet.

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I. VOR DEM SCREENING

Subgenre „Künstlicher Mensch“ – Roboter, Cyborgs, Androiden

>>Quelle: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden. Maschinenmesch Maria, erschaffen von Walter Schulze-Mittendorff. Mit Frankensteins Monster und dem Maschinenmenschen aus METROPOLIS standen künstliche Wesen am Anfang der Science-Fiction. Zwischenzeitlich fast verschwunden, sind sie heute kaum mehr wegzudenken. In modernen Science-Fiction-Filmen wimmelt es von mechanischen Robotern, genetisch erzeugten Androiden und von Cyborgs, besonders spektakuläre Wesen aus einer Mischform von organischen Anteilen und künstlichen Prothesen. Im Zeitalter von Gen- und Biotechnik und der durchgehenden Digitalisierung des Alltags – inklusive implantierter Datenchips im menschlichen Körper – erscheinen sie kaum mehr als Utopie. Ihr Ursprung liegt jedoch im antiken Prometheus-Mythos und der Frage: Was ist der Mensch? Eine neue Welle der Science-Fiction-Literatur in den 1960er- und 1970er-Jahren widmete sich dieser Frage überaus ernsthaft und bewirkte eine generelle Bewegung des Genres weg vom „outer space“ (der Weltraum und Außerirdische) hin zum „inner space“ menschlicher Erfahrung. Zu ihr gehören neben Autoren und Autorinnen wie der utopischen Feministin Ursula K. Le Guin und J.G. Ballard insbesondere Philip K. Dick, auf dessen Werk u.a. unser Doppelprogramm-Film BLADE RUNNER beruht. Nach der Kurzgeschichte „Superspielzeug hält den ganzen Sommer“ von Brian Aldiss entstand später A.I. – ARTIFICIAL INTELLIGENCE (A.I. – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, USA 2001, R: Steven Spielberg). Behandelt werden philosophische und spirituelle Fragen, die mit der zunehmenden Ähnlichkeit von Mensch und Maschine in den Mittelpunkt rücken. Was ist Intelligenz? Was ist Emotion? Wie wirken sich Veränderungen am Erbgut oder die Selektion anhand genetischer Merkmale wie in GATTACA (1997) auf die menschliche Psyche aus? Sie bilden aber auch das Rückgrat eher kommerziell ausgerichteter Filme wie TERMINATOR (1984) und ROBOCOP (USA 1987, R: Paul Verhoeven), in denen Cyborgs vor allem als Kampfmaschinen auftreten, oder selbst der harmlosen Komödie WEIRD SCIENCE (L.I.S.A. – DER HELLE WAHNSINN, USA 1985, R: John Hughes), in der sich zwei Teenager eine Traumfrau erschaffen – nach Sichtung eines FRANKENSTEIN-Films. Das Thema künstlicher Intelligenz hat auch eine „körperlose“ Variante. Besonders berühmt wurde der Bordcomputer HAL 9000 in 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968), der neurotisches Verhalten entwickelt und die geplante Jupiter-Mission alleine fortführen will. In MINORITY REPORT (USA 2002, R: Steven Spielberg), ebenfalls nach einer Erzählung von Philip K. Dick, erkennt und verhindert die Polizei des Jahres

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I. VOR DEM SCREENING

2054 Verbrechen, bevor sie begangen werden (unter dem Begriff des „Precrime-Policing“ wurden entsprechende Algorithmen inzwischen entwickelt). Infrage steht stets die Gefahr, die von diesen ursprünglich menschlichen Erfindungen ausgeht, sobald sie die menschliche Intelligenz übertreffen. Die noch in den 1950er-Jahren praktikable Lösung, seelenlose Roboter oder auch Außerirdische anhand ihres Mangels an menschlichen Gefühlen wie Empathie, Liebe und Sexualität – etwa durch einen Kuss – eindeutig zu identifizieren, gerät allerdings immer mehr ins Wanken. Gehören doch heutige Androiden und Cyborgs inzwischen zu den Sympathieträgern. Das gilt für den mit einem Emotionschip ausgestatteten Data, eine der beliebtesten Figuren des ENTERPRISE-Nachfolgers STAR TREK: THE NEXT GENERATION (1987-94), die Replikanten von BLADE RUNNER, die traurigen Genmutationen in GATTACA, aber selbst für den unglücklichen HAL 9000.

! Gesetze der Robotik Die „drei Gesetze der Robotik“ wurden 1942 von dem russisch-amerikanischen Schriftsteller Isaac Asimov (1920-1992) formuliert. Sie wurden unmittelbar zum festen Bestandteil der Science-Fiction und lauten: 1. E in Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen. 2. E in Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz. 3. E in Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht. Mit diesen seiner Ansicht nach logischen und notwendigen Formeln wollte Asimov dem Frankenstein-Mythos ein positives Bild künstlicher Gehirne entgegensetzen und folgte ihnen in seinen Kurzgeschichten. Teile seiner Erzählungen wurden im Film I, ROBOT (USA/ D 2004, R: Alex Proyas) aufgenommen. Auch der berühmte Roboter Robby in FORBIDDEN PLANET (ALARM IM WELTALL, USA 1956, R: Fred M. Wilcox) ist nach diesen Grundsätzen konstruiert. Der Begriff „Roboter“ ist eine Schöpfung des tschechischen Dramatikers Karel Čapek aus dem Jahr 1920 (aus dem Tschechischen: „robota“ = Fronarbeit). In seinem Stück „R.U.R.“ rebellieren die Kunstmenschen gegen die Menschheit.

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I. VOR DEM SCREENING

Subgenre Cyberspace In den 1980er- und 1990er-Jahren nahm die Science-Fiction den Weg vom künstlichen Menschen zur künstlichen Welt. Stilprägend wurde die von William Gibson im Roman „Neuromancer“ (1984) auf Grundlage der Kybernetik entworfene Idee des Cyberspace. Inspiriert von der damaligen Medienrealität und der an frühen Spielcomputern sichtbaren neuronalen Vernetzung von Mensch und Maschine – Gibson hatte Kinder beim Videospiel beobachtet –, wird die digitale Information zum begehbaren Raum. Mit seinerzeit faszinierenden Effekten gelang zunächst TRON (USA 1982, R: Steven Lisberger) das Eintauchen in die Computerwelt. Eine konkrete Vorstellung, wie wir sie heute vom Internet haben, existierte noch nicht. Doch bereits in WARGAMES (WARGAMES – KRIEGSSPIELE, USA 1983, R: John Badham) provoziert ein jugendlicher Hacker von seinem Heimcomputer aus fast einen Atomkrieg zwischen den USA und der UdSSR, als er versehentlich in ein militärisches Simulationsprogramm gerät. Lange vor Computerspielen wie „Second Life“ und dem Aufkommen sozialer Medien prophezeiten solche Filme eine „virtuelle Realität“, die sich von der Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden lässt. Die Hauptfiguren verheddern sich in der digitalen Fiktion und finden nicht mehr hinaus. So wurde in VIDEODROME (CAN 1983, R: David Cronenberg) und Kathryn Bigelows STRANGE DAYS (USA 1995) die Sucht nach der Virtualität zum Thema. Filme wie TOTAL RECALL (1990) und Cronenbergs EXISTENZ (CAN/GB 1999) entwarfen hyperrealistische Spielsimulationen, in der die Frage nach Realität oder Fiktion über den Schluss hinaus offen bleibt. Im selben Jahr schufen die Wachowski-Geschwister mit MATRIX (USA/AUS 1999) einen Film, der die gesamte Science-Fiction revolutionieren sollte. Auf MATRIX gehen auch Filme zurück, die sich wie INCEPTION (GB/USA 2010, R: Christopher Nolan) in die Welt der Träume und Erinnerungen begeben, also den „inner space“ der menschlichen Psyche. In MATRIX bildet die digitale Welt die eigentliche Realität, während sich die bisher bekannte Welt als technisch erzeugte Illusion entpuppt. Die sich nur scheinbar frei bewegenden Menschen werden von einer künstlichen Intelligenz als in Wahrheit bewusstlose Batterien benutzt, ihre Gedanken sind reine Simulation. Dem „Auserwählten“ Neo gelingt es dennoch, gegen dieses System aufzubegehren. Äußerst einflussreich wurde der Cyber-Thriller auch durch seine digital verstärkten Kampfszenen im virtuellen Raum. Er trieb die neuen digitalen Möglichkeiten der Computeranimation so weit wie kein Film zuvor und ist zugleich eine starke Metapher auf das Kino, das sich hier als mediales Konstrukt selbst darstellt.

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I. VOR DEM SCREENING

Filmästhetische Besonderheiten des Science-Fiction-Films Musik und Ton Wie klingt die Zukunft? Gibt es Geräusche im Weltraum? Der Ton ist ein besonders wichtiges Element des Science-Fiction-Films. Dabei war die eigentliche Filmmusik in den meisten früheren Filmen wenig innovativ. Weitestgehend klassisch orchestriert, unterschied sie sich nicht von der anderer Genres wie Western oder Melodram. Das gilt selbst für 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968), in dem Regisseur Stanley Kubrick klassische Walzermotive von Johann Strauss („An der schönen blauen Donau“) äußerst effektvoll einsetzte. Eine Ausnahme bildeten der komplett elektronische Score von ALARM IM WELTALL (1956) und einzelne Pionierleistungen. Seit seinem erstmaligen Einsatz in RAKETE MOND STARTET (1950) verkündet der unwirkliche Klang des Theremins selbst Science-Fiction-Laien die Präsenz von Außerirdischen. Eine besondere Schwierigkeit des Tons ist die physikalisch unzweifelhafte Lautlosigkeit des Weltraums. Das Mondfahrtabenteuer ENDSTATION MOND (1950), um äußersten Realismus bemüht, behalf sich mit musikalischen Effekten, indem etwa das Zischen entweichender Luft durch einen Tusch markiert wird. In ALIEN (1979), der mit dem Claim „Im Weltall hört dich niemand schreien“ beworben wurde, ist gerade der Kontrast von Geräuschen innerhalb des Raumschiffs und der totalen Stille des Weltalls besonders unheimlich. Meist jedoch werden die physikalischen Gegebenheiten ignoriert. Dröhnende Raumschiffgeräusche bilden ebenso wie das Zischen von Lichtschwertern und automatischen Türen oder das Fiepen von Computern akustische Konventionen des Science-Fiction-Films. Eine weitere ist das – aus subjektiver Perspektive erklärbare – Schnaufen des Astronauten im Raumanzug. Das Ziel solcher Töne ist es, Vertrautheit herzustellen und allzu lange tonlose Passagen zu vermeiden. Die individuellen Ausdrucksformen von Robotern oder Außerirdischen sind besonders bemerkenswert. So wird für nichtmenschliche Akteure wie das Fellwesen Chewbacca in KRIEG DER STERNE oft eine Mischung aus Tierstimmen verwendet. Für den stolzen Bordcomputer HAL 9000 in 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM wurde nach langem Zögern eine besonders warme, menschliche Stimme ausgewählt – deren „Vertrautheit“ allerdings besonders unheimlich wirkt. Eine die Spannung steigernde Verunsicherung des Publikums durch fremde Klänge lässt sich in den meisten neueren Filmen bemerken: In immer komplexeren „Sound Designs“ verweben sich die Geräusche der Handlung mit meist elektronischer Musik zu einem ununterscheidbaren Klangteppich. Im Unterschied zur klassischen, die Handlung untermalenden (nicht-diegetischen) Filmmusik sind zahlreiche Geräusche zwar im Bild zu verorten (diegetisch), aber nicht erklärbar.

Special Effects Kein anderes Genre hat die Entwicklung von Spezialeffekten so vorangetrieben wie Science-Fiction-Filme. Sie bringen visionäre Welten, Monster, Raumschiffe und Explosionen auf die große Leinwand. Ihr Ziel ist es, eine realistische Illusion zu schaffen und gleichzeitig zu verblüffen. Über besonders spektakuläre Spezialeffekte, auch im Deutschen oft mit dem englischen Begriff „Special Effects“ bezeichnet, kann die Handlung ganz in den Hintergrund treten. Zu unterscheiden sind zunächst die klassischen Special Effects, die direkt am Drehort bei der Produktion erstellt werden, sowie die Visuellen Effekte/Visual Effects, die erst in der Postproduktion anfallen. In beiden Prozessen gibt es zudem unsichtbare und sichtbare Effekte. Unsichtbare Spezialeffekte wie Schnitt, Kostüme und Kulissen gehören zum filmischen Prozess jeden Genres und werden als Effekt gar nicht wahrgenommen. Gerade in der Science-Fiction sind sie jedoch besonders wichtig. So ist die riesige Wolkenkratzerstadt von METROPOLIS (1927) eine technische Meisterleistung, die auf Miniaturmodellen unterschiedlicher Größe beruht.

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I. VOR DEM SCREENING

Über komplexe Spiegelvorrichtungen („Schüfftan-Verfahren“, benannt nach dem Filmarchitekten Eugen Schüfftan) konnte die Kamera Kulissen und Darsteller/innen kombinieren. In Jack Arnolds Filmklassiker THE INCREDIBLE SHRINKING MAN (DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C, USA 1957) wird umgekehrt verfahren: Für die Geschichte eines Mannes, der nach einer radioaktiven Strahlung schrumpft und im eigenen Haus langsam verschwindet, fertigte die Requisite riesige Möbel, Haushaltsgegenstände sowie eine übermannsgroße Mausefalle an. Zu den verdeckten Spezialeffekten gehören auch die unsichtbaren Seile, an denen Superhelden durch die Luft fliegen. Tatsächlich ist die Unterscheidung schwierig, da sie stark von der Wahrnehmung des Publikums abhängt. Die per Stop-Motion-Technik, also Bild für Bild aufgenommenen Monsteranimationen von KING KONG (KING KONG UND DIE WEISSE FRAU, USA 1933, R: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack) erkennt das heutige Publikum mühelos als Trick und zweifelt an der Glaubwürdigkeit. In jüngeren Animationsfilmen wie ANOMALISA (USA 2015, R: Charlie Kaufman) erzeugt dieselbe, aber fortentwickelte Technik jedoch erneut die perfekte Illusion. Demselben Prozess sind auch die sichtbaren Special Effects und Visual Effects unterworfen, die die Aufmerksamkeit gewollt auf sich ziehen. Zu ihnen gehören größere Explosionen, das Beamen, Morphing und Raumschiffe – Dinge, von denen wir wissen, dass sie nicht existieren. Bereits beim Dreh von KAMPF DER WELTEN (1953) wurden für solche Effekte zwei Drittel des gesamten Budgets ausgegeben. Neue Maßstäbe setzte insbesondere 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968) mit der Darstellung riesiger Raumschiffe, für die Regisseur Kubrick bis zu 20 Meter große Modelle anfertigen ließ. Innovativ war auch die berühmte Sternentor-Sequenz mit ihren psychedelischen Lichteffekten – von der Kamera durch ein geschlitztes schwarzes Papier (Slit-Screen-Technik) aufgenommen. Vor allem solche sichtbaren Special Effects werden heute fast gänzlich von den Visual Effects in der Postproduktion übernommen, die früher nur eine geringe Rolle spielte. Grundlegend wurde hier der Siegeszug der digitalen Computeranimation, maßgeblich vorangetrieben durch die von George Lucas zur Produktion von KRIEG DER STERNE gegründete Firma ILM (Industrial Light & Magic). Für TERMINATOR 2: JUDGEMENT DAY (TERMINATOR 2 – TAG DER ABRECHNUNG, USA 1991, R: James Cameron) schuf sie die erste überzeugende Morphing-Sequenz der Filmgeschichte, in der der metallene Roboter T1000 willkürlich seine Gestalt ändert. Zum Durchbruch der Computer Generated Imagery (CGI) verhalf Steven Spielbergs Dinosaurier-Spektakel JURASSIC PARK (USA 1993), mitproduziert von ILM. Für die Darstellung der Dinosaurier wurden echte, gebaute animatronische Modelle und CGI kombiniert. Die Sensation: Der Unterschied war nicht mehr sichtbar. Die geringe Unterscheidbarkeit wird von Kritikern und Kritikerinnen inzwischen durchaus auch bemängelt. Aus finanziellen Gründen wird etwa die seit den 1940er-Jahren gebräuchliche Blue- oder Green-Screen-Technik, bei der Darsteller/innen vor einer monochromen Leinwand gefilmt und nachträglich mit dem Rest des Films kombiniert werden, oft auch für ganz gewöhnliche Szenen verwendet. Damit schwinde der Wahrheitsanspruch des Kinos, im analogen Verfahren durch die fotografische Wiedergabe gewährleistet, insgesamt. Das Filmbild, so der seinerseits umstrittene Vorwurf, werde zur beliebigen Ansammlung von Pixeln. Den Traum jedes Science-Fiction-Fans, die Herstellung einer komplett künstlichen Welt, erschuf James Cameron, zehn Jahre nach MATRIX, in AVATAR (AVATAR – AUFBRUCH NACH PANDORA, USA 2009). Der wundersame Dschungelplanet Pandora, bewohnt vom blauhäutigen Waldvolk der Na’vi, besteht ausschließlich aus Pixeln. Die Darsteller/innen sind durch das neuartige Motion-Capture-Verfahren, die digitale Aufnahme von Körper- und Gesichtsbewegungen, in glaubwürdige 3D-Charaktere verwandelt. Pandora ist bedroht von Menschen, die wie so oft in der Science-Fiction in die Natur eingreifen wollen. Doch der für das Genre typische Widerspruch von inhaltlicher Technikskepsis und der visuellen Überwältigung durch Technik wird problemlos aufgelöst – natürlich durch das Wunder der visuellen Effekte.

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I. VOR DEM SCREENING

Die Regisseure des Double Features George Lucas geboren am 14. Mai 1944 in Modesto (Kalifornieren), USA

„ The story being told in ‚Star Wars‘ is a classic one. Every few hundred years, the story is retold because we have a tendency to do the same things over and over again. Power corrupts, and when you‘re in charge, you start doing things that you think are right, but they‘re actually not.“ „ Die Geschichte von STAR WARS ist eine ganz klassische. Alle hundert Jahre wird sie von neuem erzählt, weil wir dazu neigen, dieselben Dinge immer wieder zu tun. Macht korrumpiert, und wenn man sie besitzt, tut man Dinge, die man für richtig hält, obwohl sie das eigentlich nicht sind.“

http://www.brainyquote.com/quotes/au>> Quelle Zitat: thors/g/george_lucas.html) © Amanda Cogdon, CC-BY-SA-3.0 (http://creativecom>>Foto: mons.org/licenses/by-sa/3.0/)

George Lucas hat als Regisseur nur sechs Filme gedreht. Als einer der wenigen unabhängigen Produzenten und Filmemacher zählt der Erfinder des STAR WARS-Imperiums jedoch zu den mächtigsten Persönlichkeiten Hollywoods. Der seinerzeit ungewöhnliche Schritt, sich vertraglich die Verwertungsrechte an seinen Filmen zu sichern, insbesondere des Verkaufs von Fan-Artikeln, machte Lucas zum mehrfachen Milliardär. Mit den Innovationen seiner Special-Effects-Firma Industrial Light & Magic und dem 1982 vorgestellten Qualitätssiegel THX , das Normen für die Klangwiedergabe in Kinosälen vorgibt, setzt er bis heute die technischen Standards der Filmindustrie. Zugleich ist der König des Blockbusterkinos ein kenntnisreicher Cineast und Unterstützer kleinerer Filme ohne kommerzielle Aussichten. Aufwachsend in der kalifornischen Kleinstadt Modesto, interessiert sich der junge George Lucas vornehmlich für Comics, Fernsehen und Autorennen. Nach einem fast tödlichen Autounfall verlegt er sich auf die Fotografie und beginnt schließlich ein Filmstudium an der University of Southern California. Dort schließt er wichtige Freundschaften mit den späteren New Hollywood-Filmemachern Francis Ford Coppola und Steven Spielberg. Nach Gründung der gemeinsamen Produktionsfirma American Zoetrope produziert Coppola Lucas’ ersten Spielfilm, die Science-Fiction-Dystopie THX 1138 (USA 1971). Der bescheidene Erfolg, den Lucas auf die künstlerische Einmischung der finanzierenden Studios Warner Bros. zurückführt, veranlasst ihn zur Gründung von Lucasfilm. Streitereien mit den großen Studios, die seinen Projekten wenig Vertrauen entgegenbringen, sollen sich durch seine ganze Karriere ziehen. AMERICAN GRAFFITI (USA 1973), die Verfilmung seiner Jugenderinnerungen, wird jedoch ein großer Erfolg. Er ermutigt Lucas dazu, die wahren Schätze seiner Kindheit zum Leben zu erwecken. Die Welt der ScienceFiction-Comics, Western, Piratenfilme und rasante Action bilden die Basis von KRIEG DER STERNE.

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I. VOR DEM SCREENING

Die Filmhelden seiner Jugend inspirieren auch seine nächste Schöpfung Indiana Jones. Die Regie der inzwischen vier Abenteuerfilme um den reisenden Archäologen übernimmt Steven Spielberg. Nach KRIEG DER STERNE verlegt sich Lucas ganz auf die Produktion. Für die Nachfolgerfilme STAR WARS: EPISODE V – THE EMPIRE STRIKES BACK (STAR WARS: EPISODE V – DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK, USA 1980, R: Irvine Kershner) und STAR WARS: EPISODE VI – RETURN OF THE JEDI (STAR WARS: EPISODE VI – DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER, USA 1983, R: Richard Marquand) gibt er die Regie ab. Als graue Eminenz des Hollywoodgeschäfts genießt George Lucas heute einen schwierigen Ruf. Er gilt als introvertiert und öffentlichkeitsscheu. Die 1999, 2002 und 2005 erschienenen STAR WARS-Prequels, wieder unter eigener Regie gedreht, wurden von der Kritik und vielen Fans als liebloses Effektkino kritisiert. An der Arbeit zum Sequel STAR WARS: THE FORCE AWAKENS (STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT, USA 2015, R: J.J. Abrams) nahm er nur noch als Berater teil. Die Rechte an STAR WARS hatte er 2012 an Disney verkauft.

Filmografie des Regisseurs George Lucas >>THX 1138

(USA 1971)

>> AMERICAN GRAFFITI

(USA 1973)

>> S TAR WARS / STAR WARS: EPISODE IV – A NEW HOPE (KRIEG DER STERNE / STAR WARS: EPISODE IV – EINE NEUE HOFFNUNG, USA 1977)

>> S TAR WARS: EPISODE I – THE PHANTOM MENACE (STAR WARS: EPISODE I – DIE DUNKLE BEDROHUNG, USA 1999)

>> S TAR WARS: EPISODE II – ATTACK OF THE CLONES (STAR WARS: EPISODE II – ANGRIFF DER KLONKRIEGER, USA 2002)

>> S TAR WARS: EPISODE III – REVENGE OF THE SITH (STAR WARS: EPISODE III – DIE RACHE DER SITH, USA 2005)

Zum Weiterlesen und Schauen >> Biografie George Lucas: http://www.film-zeit.de/Person/4069/George-Lucas/Biographie/

>> SPON: George Lucas – Sternenkrieger aus der Kleinstadt: http://www.spiegel.de/einestages/george-lucas-star-wars-regisseur-wird-70-a-967001.html

>> Trailer zu THX 1138: https://www.youtube.com/watch?v=4hLXOVCZr-8

>> Trailer zu AMERICAN GRAFFITI: https://www.youtube.com/watch?v=dfhYdoVQSJA

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I. VOR DEM SCREENING

Ridley Scott geboren am 30. November 1937 in South Shields, Großbritannien

„ I think I‘m blessed by the fact that I can draw. I‘ve got an inner eye, definitely. At first I wasn‘t aware of it, and then after 2,000 commercials, there was a reason I was so busy. I was the most visual of all directors.“ „ Zu meinem großen Glück kann ich zeichnen. Ich habe definitiv ein inneres Auge. Es war mir nicht gleich klar, aber nach 2.000 Werbefilmen sah ich den Grund für meine vielen Aufträge. Ich war von allen Regisseuren der visuellste.“

>> (Quelle: http://www.imdb.com/name/

nm0000631/bio?ref_=nm_ql_dyk_1#quotes)

>>Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons. org/licenses/by-sa/3.0)

Der ehemalige Werbefilmer Ridley Scott gilt als Meister der makellosen Oberfläche, aber auch als einer der innovativsten Filmregisseure unserer Zeit. Dabei verlief seine Karriere in bemerkenswerten Wellen. Etwa alle zehn Jahre veröffentlichte der Brite einen Film, der das jeweilige Genre für die nächste Dekade prägen sollte. In der Zwischenzeit hatte er mit gut gemachten, aber oft belanglosen Filmen nur mäßigen Erfolg. Scott wächst in Nordengland auf. Die verregnete Atmosphäre der dortigen Industrielandschaft bezeichnete er später als wichtigen Einfluss für BLADE RUNNER. Nach einem Studium des Grafik-Designs und einem Stipendienjahr in den USA arbeitet er zunächst als Szenenbildner beim öffentlich-rechtlichen Fernsehsender BBC. Im Jahr 1968 gründete er mit seinem jüngeren Bruder Tony Scott, später selbst Filmregisseur, eine höchst erfolgreiche Werbefirma. Sein Filmdebüt THE DUELLISTS (DIE DUELLISTEN, GB 1977) findet lediglich bei der Kritik Beachtung. Danach jedoch wird er mit zwei düsteren Science-Fiction-Filmen, ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (USA 1979) und BLADE RUNNER (USA 1982), zum Begründer eines neuen Stils. 1991 präsentiert sein feministisches Roadmovie THELMA & LOUISE ein völlig neues Bild moderner Weiblichkeit. Das Antikenspektakel GLADIATOR (USA 2000) erringt fünf Oscars® und bewirkt eine Renaissance des tot geglaubten Sandalenfilms. Kurz darauf setzt BLACK HAWK DOWN (USA 2001) im Bereich des Kriegsfilms neue Maßstäbe. Dazwischen festigt er seinen Ruf als Filmemacher, der Stil über Inhalt stellt. Der Kriminalfilm BLACK RAIN (USA 1989) sucht die Atmosphäre von BLADE RUNNER im japanischen Osaka, findet jedoch vor allem Klischees. G.I. JANE (DIE AKTE JANE, USA 1997), über eine Frau beim Militär, verhandelt Geschlechterrollen zur simplen Provokation. Scott bekommt für seine Filme regelmäßig hohe Budgets und namhafte Schauspieler/innen, darunter Sigourney Weaver, Susan Sarandon, Tom Cruise, Leonardo DiCaprio und besonders oft Russell Crowe. Zuletzt arbeitete Scott wieder erfolgreich im Science-Fiction-Genre. PROMETHEUS (PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN, USA 2012) ist eine Neubearbeitung des ALIEN-Themas (das Original erfuhr zuvor drei Fortsetzungen durch andere Regisseure).

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I. VOR DEM SCREENING

THE MARTIAN (DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY, USA 2015), über einen versehentlich auf dem Mars zurückgelassenen Astronauten, erhielt sieben Oscars® -Nominierungen. Ridley Scott selbst gewann die Auszeichnung, ähnlich wie George Lucas, bisher noch nie.

Filmografie als Regisseur (Auswahl) >>THE DUELLISTS >>ALIEN

(DIE DUELLISTEN, GB 1977)

(ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT, USA 1979)

>>BLADE RUNNER (USA 1982) >>LEGEND

(LEGENDE, USA/GB 1985)

>>BLACK RAIN

(USA 1989)

>>THELMA & LOUISE

(USA 1991)

>>1492: CONQUEST OF PARADISE >>G.I. JANE

(1492 – DIE EROBERUNG DES PARADIESES, F/ES 1992)

(DIE AKTE JANE, USA 1997)

>>GLADIATOR

(USA 2000)

>>BLACK HAWK DOWN

(USA 2001)

>>KINGDOM OF HEAVEN

(KÖNIGREICH DER HIMMEL, USA/ES/GB/D 2005)

>>AMERICAN GANGSTER

(USA 2007)

>>BODY OF LIES >>ROBIN HOOD

(DER MANN, DER NIEMALS LEBTE, USA 2008) (USA 2010)

>>PROMETHEUS

(PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN, USA 2012)

>>THE MARTIAN

(DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY, USA 2015)

Zum Weiterlesen und Schauen >> Biografie Ridley Scott: https://www.theguardian.com/film/2010/apr/29/ridley-scott-david-thomson

>> SPON: Interview mit Ridley Scott: http://www.spiegel.de/kultur/kino/kinofilm-prometheus-regisseur-ridley-scott-ueber-gott-und-aliens-a-848917.html

>> Trailer zu ALIEN: https://www.youtube.com/watch?v=DGAHtWV7Ua8

>> Trailer zu THELMA & LOUISE: https://www.youtube.com/watch?v=2iBFmKlO4BY

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II. SCREENING

II. SCREENING Hinweise für Coaches und Lehrende Das Screening der Filme STAR WARS (KRIEG DER STERNE, USA 1977, R: George Lucas) und BLADE RUNNER (USA 1982, R: Ridley Scott) ist der zentrale Moment des Programms. Die Sichtung wird von einem Coach moderiert. Sollte die Vorführung von einem/r Lehrenden geleitet werden, übernimmt dieser die Rolle des Coachs und sollte sich entsprechend in die Filme einarbeiten. Es wird eine Einführung mit einem Vorgespräch geben, bei dem das Vorwissen der Schüler/innen zusammengeführt wird. Die Einführung zu den Filmen selbst (jeweils 10-15 Minuten) beinhaltet auch Beobachtungsaufgaben. Die weiterführenden Informationen zu den Filmen, die der/die Lehrende im Vorfeld erhalten, sollen möglichst nur teilweise vorgestellt werden, da die originäre Begegnung der Jugendlichen mit den Filmen im Vordergrund steht. Nach den Filmsichtungen gibt es jeweils ein ausführliches Nachgespräch (45-60 Minuten), das den Schülern/innen einen Bezug zu den Filmen und auch zu ihrer eigenen Sicht auf Themen, Zeit und Filme ermöglicht.

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II. SCREENING

STAR WARS (KRIEG DER STERNE) 1977 Produktionsland:

USA

Regie:

George Lucas

Laufzeit:

121 Minuten

Format:

Technicolor, PanaVision

(2,35:1)

Altersfreigabe:

FSK: 12

„Hey, Luke … may the Force be with you.“ Han Solo zu Luke Skywalker

oto: Star Wars: Episode IV, Luke Skywalker (1977) >> Fpicture-alliance / Mary Evans Picture Library

Darsteller/innen >>Luke Skywalker: >> Han Solo: >>Prinzessin Leia: >>Ben Obi-Wan Kenobi:

Mark Hamil Harrison Ford Carrie Fisher

>> Darth Vader: >>Großmoff Tarkin: >>u.a.

David Prowse

Peter Cushing

Alec Guiness

Inhalt „Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie“ kämpfen über die Planeten verstreute Rebellen der „Republik“ gegen das „böse Imperium“. Vom sogenannten Todesstern aus wird es vom unheimlichen Darth Vader regiert. Zu Beginn der Handlung wurden Prinzessin Leia Geheimpläne der gigantischen Raumstation zugespielt, die sie jedoch versteckt hat. Vader entführt Leia, um sie zurückzubekommen. Die Pläne, die einen Schwachpunkt des Todessterns identifizieren, befinden sich in der Robotereinheit R2-D2. Auf dem Planeten Tatooine geraten die herumirrenden Droiden R2-D2 und sein Gefährte C-3PO in den Besitz von Luke Skywalker. Er ist ein argloser Farmerjunge, der allerdings schnell schaltet: Dank der Informationen findet er den alten Jedi-Ritter Ben Obi-Wan Kenobi, Leias letzte Hoffnung. Der zunächst unwillige Weltraumschmuggler Han Solo wird beauftragt, die beiden nach Alderaan, dem Heimatplanet der Prinzessin, zu bringen. Dieser wird jedoch von Darth Vader zerstört und sie geraten direkt in den Todesstern, wo Luke und Han gemeinsam Leias Befreiung gelingt. Obi-Wan wird in einem Duell mit seinem ehemaligen Schüler Vader getötet. Auf dem Rebellenstützpunkt Yavin IV wird Luke den Kampfpiloten zugeordnet, die den Todesstern endlich vernichten sollen. Dem jungen Mann, der unter Anleitung des weisen Obi-Wan inzwischen gelernt hat, sich in Tradition der Jedis mit der geheimnisvollen „Macht“ zu verbünden, gelingt der entscheidende Treffer. Die Rebellion hat vorerst gesiegt.

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II. SCREENING

Hintergründe und Drehbuch Seit 1971 plante Regisseur George Lucas eine klassische Weltraumoper nach Art der FLASH GORDONFilmserials. Nach mehreren Drehbuchfassungen sprang das Produktionsstudio Universal ab, es übernahm Twentieth Century Fox. Aus einem angeblich 200-seitigen Skript konnte Lucas zunächst nur den ersten von drei Teilen verfilmen, die zwei Fortsetzungen hingen ab vom Erfolg. Als Drehorte wurden das auf Special Effects spezialisierte britische Elstree-Studio sowie Örtlichkeiten in Tunesien und Guatemala ausgewählt. Das eher mittlere Budget von zehn Millionen Dollar wurde überzogen und betrug nach Produktionsende 13 Millionen. Die Handlung von KRIEG DER STERNE befindet sich in der chronologischen Mitte der inzwischen siebenteiligen STAR WARS-Reihe. Diese hat im Lauf der Jahre einige Umbenennungen erfahren. Heute lautet auch der deutsche Titel STAR WARS: EPISODE IV – EINE NEUE HOFFNUNG. Inwieweit Lucas diesen ersten Film bereits als EPISODE IV geplant hatte, ist unsicher. Allerdings erschien bereits die Fortsetzung in den USA als STAR WARS: EPISODE V – THE EMPIRE STRIKES BACK (USA 1980, R: Irvin Kershner). Die 1999 begonnene Prequel-Trilogie I-III (s. S. 24) erzählte später die Vorgeschichte, deren Elemente in KRIEG DER STERNE bereits vorgezeichnet sind: etwa die Klon-Kriege oder Darth Vaders Verführung durch die dunkle Seite der Macht. Eine solche Hintergrundcharakterisierung wichtiger Figuren ist beim Drehbuchschreiben durchaus üblich, um den Schauspielern und Schauspielerinnen das richtige Gefühl für ihre Rolle zu geben. Bei George Lucas wurde daraus eines der erfolgreichsten Franchises (als Franchise bezeichnet man eine als Marke lizensierte Filmreihe) der Filmgeschichte. In Deutschland wurde die US-amerikanische Zählung erst 1995 übernommen. Im vorliegenden Programm wird zur leichteren Übersicht der alte Name KRIEG DER STERNE verwendet. STAR WARS bezeichnet demgegenüber die gesamte Reihe.

Genrebezug KRIEG DER STERNE ist eine Space-Opera (dt.: Weltraumoper), also eine handlungszentrierte, realitätsferne Fantasie jenseits menschlicher Erfahrung, die gänzlich im Weltraum spielt – allerdings nicht in der Zukunft. In eine „mythische“ Vergangenheit verweisen neben dem Vorspanntext auch die filmischen Einflüsse. Neben dem Science-Fiction-Serial FLASH GORDON verarbeitete Lucas zahllose Motive aus anderen Genres wie Abenteuer-, Ritter-, Western- und Piratenfilm – das klassische Hollywood der 1950er-Jahre. Ziel war es, die Traumwelt seiner Kindheit zu einem neuen, einzigen Universum zu formen. Der archaische Kampf von Gut und Böse und die Reifung von jugendlichen Heldenfiguren in spannenden Abenteuern bilden die Basis dieser Geschichten. Lucas hat sich nie gescheut, seine Filme als Märchen oder gar Kinderfilme zu bezeichnen. Sie seien „näher an den Gebrüdern Grimm als an 2001“. Kubricks 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM war visuell dennoch ein großer Einfluss für Lucas. Antike und mittelalterliche Mythen wie die Artus-Sage kamen hinzu. Gleichzeitig finden sich in diesem Paralleluniversum auch von Lucas beabsichtigte Bezüge des Imperiums zum nationalsozialistischen Deutschland. Im Film hat das Böse die Republik abgelöst und regiert mit militärischer Strenge, die sich in entsprechender Symbolik äußert. Der Begriff „Sturmtruppen“ für Darth Vaders Brigaden ist ein deutliches Zeichen.

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Sturmtruppen / picture-alliance / Mary Evans >> Foto: Picture Library

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II. SCREENING

Einen besonders interessanten Einfluss bilden die Samurai-Filme des berühmten japanischen Regisseurs Akira Kurosawa (1910-1998), vor allem sein Film KAKUSHI-TORIDE NO SAN-AKUNIN (DIE VERBORGENE FESTUNG, J 1958). Die Roboter R2-D2 und C3-PO übernehmen die Funktion unbeteiligter Bauernfiguren, die bei Kurosawa oft die eigentliche Handlung begleiten und kommentieren. Sie erklären dem Publikum eine geheimnisvolle, mystische Welt, die den Filmfiguren vollständig vertraut ist – die Zuschauer/innen sollten die Welt von STAR WARS so unmittelbar erfahren wie Lucas die ihm unbekannte Kultur des japanischen Mittelalters. Auch die Ritterrüstungen und Helme des Imperiums gehen zurück auf die Samurai- Krieger. Der Begriff „Jedi“ schließlich verdankt sich der japanischen Bezeichnung für Historienfilme (jidai-geki). Ein klares Science-Fiction-Motiv findet sich in Lucas’ Idealvorstellung einer vollständig neuen „bewohnten Welt“: Roboter, Außerirdische und Menschen leben in selbstverständlicher Gemeinschaft. Die im Genre üblichen Unterschiede und Feindschaften spielen keine Rolle. Aliens treten auf als Schmuggler, Piloten und in der berühmten Kantinenszene auch als Kopfgeldjäger oder Jazzmusiker. Besonders das Roboterpaar R2-D2 und C-3PO hat menschliche, humoristische Züge. Zudem verbirgt sich hinter der Maske Darth Vaders eine Mensch-Maschine (mit lebenserhaltenden Prothesen), was allerdings erst in den weiteren Filmen erklärt wird. In deutlicher Abgrenzung zur „hard science-fiction“ finden sich keinerlei Bezüge zu tatsächlicher Wissenschaft. Laserschwerter und riesige, in „Überlichtgeschwindigkeit“ fliegende Raumschiffe sind das Produkt reiner Fantasie. Kennzeichnend für die STAR WARS-Reihe ist vielmehr der Konflikt zwischen menschlicher Rationalität und dem spirituellen Gebilde der „Macht“. Obi-Wan Kenobi beschreibt sie als ein Energiefeld, das die Galaxis zusammenhält. Hier treffen diverse religiöse, u.a. pantheistische und buddhistische Vorstellungen zusammen. Der Glaube an oder die Skepsis gegenüber übernatürlich erscheinende Phänomene spielt aber auch in der Science-Fiction eine wichtige Rolle. In deren weiteren Kontext ähnelt die vom JediRitter zu beherrschende Macht der Macht des Wissenschaftlers, sein Können dem Guten oder dem Bösen zu widmen. Sie hat eine helle und eine dunkle Seite. Im weiteren Verlauf der sieben Filme sind diese immer schwerer zu trennen. Trotz einfacher Dialoge und Handlungsmuster hat die Story auch psychologische Tiefe. Für die ScienceFiction untypische Themen wie Familie, Abstammung und Generationenkonflikt, eingebettet in den ewigen Kampf von Gut und Böse, bilden für Fans sogar den Kern der Saga. Das volle Handlungsgerüst offenbart sich zwar erst in den späteren Fortsetzungen, dürfte einigen Schülern und Schülerinnen jedoch bekannt sein: Luke steht zwischen seinem moralischen Ersatzvater Obi-Wan und dem biologischen Vater Darth Vader; seine heimliche Liebe zu Leia ist im Kern inzestuös – die beiden sind Geschwister. Die entsprechenden Konflikte erinnern an die Struktur der antiken Tragödie (z.B. die Sophokles-Dramen König Oedipus, Antigone und Elektra) und kennzeichnen STAR WARS einmal mehr als Mythos. Ein ebenso wichtiges Element ist jedoch der Humor. Insbesondere das Roboter-Duo R2-D2 und C-3PO, aber auch der verwegene Han Solo und seine Rivalität mit dem naiven Luke Skywalker entwickeln viel humoristisches Potenzial. Die altmodische Komik mit Slapstick-Elementen ist geradezu ein Alleinstellungsmerkmal in der notorisch ernsten Science-Fiction und ein weiterer Grund für die weltweite Beliebtheit von STAR WARS.

>> Foto: R2-D2 und C-3PO / picture alliance / kpa SCIENCE FICTION – KEEP WATCHING THE SKIES!

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II. SCREENING

Filmfiguren Zumindest die zentralen Charaktere des riesigen Figurenuniversums von KRIEG DER STERNE treten paarweise auf. Den Mittelpunkt bildet das – unwissentliche – Geschwisterpaar Prinzessin Leia und Luke Skywalker. Luke wird als introvertiert und schüchtern, aber auch abenteuerlustig eingeführt. Der Bauernjunge, bei Tante und Onkel aufgewachsen, möchte auf die Sternenakademie. Dazu befolgt er schließlich die Jedi-Lehren seines Mentors Obi-Wan, Tugenden wie innere Gelassenheit und Selbstdisziplin. Ihm gegenüber ist Leia die geborene Herrscherin. Klug, gewitzt und burschikos, erteilt sie auch Älteren unmissverständlich Befehle. Als ahnte sie die Zusammenhänge, entwickelt sie zu Luke ein von Beginn an schwesterliches Verhältnis. Der rüde Weltraumschmuggler Han Solo vervollständigt diese Beziehung zum Dreieck. Leia beschreibt ihn abfällig als „typische Söldnerseele“: Ohne Idealismus und Ehrgeiz, lässt er sich nur durch Geld motivieren. Erst im letzten Moment, dem Anflug auf den Todestern, kommt er zur Hilfe. Dieses zurückgehaltene Heldentum hat er mit zahlreichen Heldentypen des US-amerikanischen Kinos gemeinsam, aber auch mit Kurosawas herumziehenden Samurais. Sein Kostüm kennzeichnet ihn als Westernhelden. Gegenüber Luke wirkt er entschlossener, was auch Leia bemerkt, die in ihm ihre eigenen Eigenschaften entdeckt. Han Solo ist selten ohne seinen felligen Co-Piloten zu sehen, den Wookie Chewbacca. Ben Obi-Wan Kenobi verkörpert die klassische Figur des weisen Lehrers. Sein Kostüm erinnert an die Mönchskutten des Mittelalters. Sein Gegenpol ist Darth Vader, der Anführer der kaiserlichen Sturmtruppen, dessen Identität hinter der Sauerstoffmaske zunächst rätselhaft bleibt. Trotz erbitterter Feindschaft verbindet sie der gemeinsame Glaube an die Macht. Die ehemaligen Jedi-Ritter waren einst Lehrer und Schüler. Luke hat also unwissentlich den Platz seines Vaters eingenommen. Die Droiden R2-D2 und C-3PO treten wie menschliche Charaktere auf. R2-D2 kann sich nur durch Computerlaute und kleine Kopfbewegungen ausdrücken, was beim Publikum den niedlichen Eindruck eines Kleinkinds bewirkt. Demge-

>> Foto: Ben-Obi-Wan Kenobi / picture alliance / kpa

genüber ist C-3PO ein voll ausgebildeter, vielsprachiger Butler-Roboter mit vorzüglichen Manieren. Mit seiner Höflichkeit und zwanghaftem Pessimismus geht er seinem Umfeld oft auf die Nerven. Die beiden Roboter stehen auch in der Tradition anderer großer Komikerduos wie Laurel und Hardy. Lucas bezeichnete sie als „die eigentlichen Helden der Saga.“

Besetzung Für seine Hauptfiguren Leia und Luke wählte Lucas die bis dahin unbekannten Jungdarsteller/innen Mark Hamill und Carrie Fisher. Sie wurden zu Identifikationsfiguren für Teenager weltweit, konnten sich in ihrer weiteren Karriere jedoch kaum von ihrer Rolle lösen. Fisher, aus einer Hollywood-Familie stammend, verarbeitete ihre Probleme später in einem Roman. Der etwas ältere Harrison Ford hingegen wurde durch die Rolle Han Solos zum Weltstar. Er spielte danach in BLADE RUNNER sowie in den mit RAIDERS OF THE LOST ARK ( JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES, USA 1981, R: Steven Spielberg) begonnenen Indiana-Jones-Filmen. Zuvor hatte er sich als Tischler durchgeschlagen und lediglich kleinere Rollen erhalten, u.a. in George Lucas’ Klassiker AMERICAN GRAFFITI (USA 1973).

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II. SCREENING

Bei Alec Guiness, Darsteller Obi-Wan Kenobis, und Peter Cushing, der als Kommandant unter Darth Vader den Todesstern befehligt, handelt es sich um zwei altgediente Legenden des britischen Kinos. Sie sollten gegenüber den jugendlichen Figuren Autorität verkörpern. Cushing war vor allem aus Horrorfilmen bekannt.

Kamera, Lichtsetzung und Schnitt Die ästhetische Gestaltung orientiert sich stark am klassischen Hollywood-Kino. Dazu zählen auch die früheren Science-Fiction-Filme. Die Kamera verbleibt oft in statischen Totalen, selbst in der Bewegung zieht sie die Aufmerksamkeit nicht auf sich. Das Bild ist stets optimal ausgeleuchtet, experimentelle Lichtund Schatteneffekte unterbleiben. Mit dieser bewusst theatralischen Inszenierung distanziert sich Lucas vom damals vorherrschenden europäischen Autorenkino und dem Stil des New Hollywood, das Film als persönlichen Ausdruck des Regisseurs betrachtete. Sie vermittelt stattdessen einen Eindruck von Erhabenheit. Nur in den Actionsequenzen wird die gravitätische Langsamkeit des Schnitts beschleunigt. Eine Besonderheit des Schnitts bilden die Auf- und Abblenden, die längere Erzählkapitel voneinander trennen und die filmische Illusion vorübergehend aufheben. Zu sehen sind sogenannte Wischblenden oder umgekehrte Irisblenden in kreisförmiger, vertikaler oder diagonaler Ausführung, die sich jedoch niemals wiederholen. Diese verspielte Reminiszenz an das alte Schwarz-Weiß-Kino und die Filme Akira Kurosawas wurde auch in den neueren Filmen beibehalten und gilt als Markenzeichen der Serie.

Setdesign und Special Effects Die bis heute beeindruckenden Special Effects sind trotz ihrer kreativen Fülle vergleichsweise sparsam eingesetzt und tragen vor allem zur Atmosphäre bei, etwa die Aufnahme des langsam wie über die Köpfe des Publikums ins Bild gleitenden Sternenzerstörers Darth Vaders. Für solche Aufnahmen hatte Lucas seine eigene Effektfirma ILM gegründet. Zuvor hatte 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM wichtige Vorarbeit geleistet. Beide Filme nutzten das neuentwickelte Motion-Control-Verfahren, in dem statt des Raumschiffmodells die Kamera bewegt wird. In der hochauflösenden, computergesteuerten Kamera wird der Film schneller laufen gelassen, um anschließend langsam wiedergegeben und mit dem Hintergrundbild kombiniert zu werden. Die optische Illusion beseitigt Probleme früherer Verfahren, bei denen vor allem kleinere Modelle unecht wirkten. Abgesehen von dieser Innovation, einflussreich für die Science-Fiction bis heute, nutzte das Team vor allem herkömmliche Techniken wie Matte Paintings (gemalte Hintergründe) und Blue-Screen-Technik (s. S. 21). Um gemalte Hintergründe handelte es sich z.B. bei Nahansichten des Todessterns, wenn dieser ein Raumschiff anzieht. Die schwarz-weiße Angriffssimulation, die den Kampfpiloten vor ihrem Einsatz demonstriert wird, zeigt das einzige Computerbild des Films. Für die Innenansichten, etwa Kommandobrücken und das Innere von Raumschiffen, wurden im ElstreeStudio Kulissen in Originalgröße gebaut. Lucas wollte einen „natürlichen“ Eindruck. Dazu gehörte auch seine Idee der „used future“: Raumschiffe und Behausungen sollten von innen wie außen benutzt aussehen, also alt und schmutzig, und so von ihrer Vergangenheit erzählen. Im Inneren des Rasenden Falken, dem Gefährt Han Solos, ist dies besonders gut zu beobachten.

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II. SCREENING

Musik Der Soundtrack zu KRIEG DER STERNE wurde vom American Film Institute (AFI) 2005 zur „bekanntesten Filmmusik aller Zeiten“ gewählt. Von seinem Komponisten John Williams (geb. 1932) stammt auch die Musik zu DER WEISSE HAI ( JAWS 1975, R: Steven Spielberg) und vielen anderen Klassikern. Der Score ist klassisch orchestriert und erinnert an die alten Western-, Piraten- und Römerfilme Hollywoods. Als besonders einflussreich gilt die Renaissance des Leitmotivs in der Tradition Richard Wagners. So sind Prinzessin Leia romantische Flötentöne, der Rebellenallianz triumphale Bläser und dem Imperium dunkle Marschrhythmen zugeordnet. Luke Skywalkers musikalische Begleitung schwankt zwischen den getragenen Streicherklängen des Macht-Themas sowie dem heroischen Hauptthema. Das Hauptthema mit seiner charakteristischen Fanfare, das gleich zu Beginn den berühmten Vorspanntext übertönt, beruht auf einem Motiv des österreich-ungarischen Hollywood-Filmkomponisten Erich Wolfgang Korngold (www. youtube.com/watch?v=cGcpLm989-U) aus dem Jahr 1941 und ist in jedem Film der Reihe zu hören.

Rezeption und Nachwirkung KRIEG DER STERNE war ein durchschlagender Erfolg bei Publikum und Kritik. Gewürdigt wurden die bahnbrechenden Special Effects und die Erschaffung einer völlig neuen Welt mit den Mitteln des Kinos. Nur wenige Kritiker/innen bemängelten die angeblich naive Handlung und eindimensionale Charaktere. Bis zum Jahr 1978 konnte der Film weltweit 410 Millionen Dollar einspielen, dank zahlreicher Wiederaufführungen und der Verwertung auf VHS, DVD und Blu-Ray liegt sein Marktwert heute bei 775 Millionen Dollar. Nach zehn Nominierungen erhielt das Weltraumspektakel sechs Oscars®, darunter die Auszeichnungen für die beste Filmmusik und die besten Special Effects. Bis zum Erscheinen von E.T. – DER AUSSERIRDISCHE im Jahr 1982 hielt der Film darüber hinaus die Spitzenposition als erfolgreichster Film aller Zeiten. Als besonders vorausschauend erwies sich Lucas’ Vorgehen, sich die Vermarktungsrechte an seinen Filmen zu sichern. Zusammen mit den drei Prequels und weiteren drei Sequels (s. S. 23) sowie dem „erweiterten Universum“ aus Büchern, Videospielen, Comics, T-Shirts und Merchandise beträgt der Wert der Reihe inzwischen über 30 Milliarden Dollar – eine späte Genugtuung für die zögerliche Finanzierung durch Fox. Auf das gesamte Science-Fiction-Genre hatte der Film massiven Einfluss. Das gilt nicht nur für die Special Effects, sondern auch für das Konzept der „used future“, dass u.a. von Ridley Scott in ALIEN und BLADE RUNNER übernommen wurde. Der Komiker Mel Brooks parodierte Figuren und Handlung in seinem Weltraumulk SPACEBALLS (USA 1987). Gegen die Produzenten der ernsthaften Weltraumoper BATTLESTAR GALACTICA (KAMPFSTERN GALACTICA, USA 1978, R: Richard A. Colla), Pilotfilm einer erfolgreichen TVSerie, erwirkte Fox sogar einen Prozess wegen angeblichen Plagiats. Wichtiger war der Einfluss von KRIEG DER STERNE auf die Filmkultur insgesamt. Zusammen mit Steven Spielbergs DER WEISSE HAI gilt der Film als Startpunkt des kommerziellen Blockbusterkinos, das sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Dem künstlerischen und meist auch gesellschaftskritischen New Hollywood-Kino der 1970er-Jahre, dem Lucas und Spielberg ursprünglich selbst zugerechnet wurden, war damit ein Ende gesetzt. Mittlerweile ist aber auch die Frage, von welchem KRIEG DER STERNE die Rede ist. Von Beginn an unzufrieden mit der verfügbaren Technik und einem knappen Budget, hat George Lucas den Film und seine diversen Nachfolger seit Aufkommen der Computer Generated Imagery (CGI) nach und nach auf den neuesten Stand gebracht und digital „verbessert“ – zum Entsetzen mancher Fans. 1997, 2004 und 2011 erschienen „Special Editions“ von KRIEG DER STERNE auf digitalen Trägermedien, angereichert um digitale Kulissen, neuartige Fabelwesen und eindrucksvollere Explosionen. Zum Teil wurden auch die Einstellungsgrößen verändert.

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II. SCREENING

Vergleiche zum Original von 1977 sind nur noch durch von Fans erstellte Videoclips im Internet möglich (www.youtube.com/watch?v=RNbzSH84mj0), hat doch George Lucas den Zugang zu den ursprünglichen Fassungen seit 1997 zunehmend erschwert. Letzteres ist auch der Grund dafür, dass unser Double-Feature KRIEG DER STERNE in der neuesten Version präsentiert wird. In der Zusammenschau allerdings lässt sich die Entwicklung der Spezialeffekte über die Jahrzehnte plastisch nachvollziehen. Der Film, mit dem alles begann, ist noch immer Teil dieser Geschichte.

! Fankultur Science-Fiction ist ein finanziell extrem aufwendiges Genre und daher ohne ein Massenpublikum kaum denkbar. Die Fankultur des Genres steht dazu in komplexem Widerspruch. Der Science-Fiction-Fan begreift sich nicht als gewöhnliche/n Zuschauer/in. Die fast religiöse/ kultische Verehrung einer Filmreihe oder Serie erkennt darin sinnstiftende Bedeutungen, die anderen verborgen bleiben. Fans etwa von STAR WARS – das Fan-Merchandise der Serie brachte bis 2015 einen Erlös von 30 Mrd. Dollar – schreiben eigene Bücher als Fortsetzungen ihrer Lieblingsgeschichte oder produzieren Mash-up-Filme im Internet. Nicht selten „korrigieren“ sie dabei angebliche Fehler des Originals oder wehren sich gegen dessen „Kommerzialisierung“. Auf jährlichen Treffen wie der San Diego Comic-Con International (seit 1970) erscheinen sie in Kostümen und tauschen Erfahrungen aus. Üblich ist dabei die nostalgische Erinnerung der Älteren an eine ruhmreiche Vergangenheit, die den Jüngeren verwehrt bleibt. Ein bekanntes Zitat des Science-Fiction-Herausgebers David Hartwell lautet: „Das Goldene Zeitalter der Science-Fiction ist zwölf“.

Zum Weiterlesen und Schauen >> Essay von Georg Seeßlen über die STAR WARS-Reihe: http://www.zeit.de/2005/20/Star_Wars/komplettansicht

>> 10 Filmeinflüsse von STAR WARS: http://www.telegraph.co.uk/film/star-wars--a-new-hope/movies-influences-george-lucas/

>> Historischer Artikel über Parallelen von Imperium und Nationalsozialismus: http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2006/id=4573

>> Fan-Making-of: https://vimeo.com/32442801

>> Vergleich Original vs Special Edition: https://www.youtube.com/watch?v=RNbzSH84mj0

>> Das musikalische Vorbild für das Hauptthema von STAR WARS aus dem Jahr 1941: https://www.youtube.com/watch?v=cGcpLm989-U

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II. SCREENING

BLADE RUNNER 1982 Produktionsland:

USA

Regie:

Ridley Scott

Laufzeit:

117 Minuten

Format:

Technicolor, PanaVision

(2,35:1)

Altersfreigabe:

FSK: 16

„I‘ve seen things you people wouldn‘t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser gate. All those moments will be lost in time... like tears in rain... Time to die.“ Roy Batty zu Rick Deckard B LADE RUNNER - THE DIRECTOR‘S CUT [US 1982] >> Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Darsteller/innen >>Rick Deckard: >>Rutger Hauer: >>Rachael:

Harrison Ford Michel Bouquet Sean Young

>>Gaff: >>Pris: >>Bryant:

Edward James Olmos Daryl Hannah M. Emmet Walsh

Inhalt Das Los Angeles des Jahres 2019 zeigt eine Welt des Zerfalls. Der urbane Moloch leidet an den Folgen von Krieg, Überbevölkerung und Umweltkatastrophen – Tiere und Pflanzen sind nahezu ausgestorben. Von der Firma Tyrell Corporation gefertigte Androiden sollen auf fernen Planeten bessere Lebensmöglichkeiten schaffen. Als vier dieser „Replikanten“ vom Typ Nexus-6 unerlaubt auf die Erde zurückkehren, um sich ihrer begrenzten Lebensdauer zu widersetzen, wird der Detektiv Rick Deckard beauftragt sie zu töten. Er ist ein für solche Fälle lizensierter Killer, ein sogenannter Bladerunner. Die Zweifel an seinem Auftrag wachsen, als er sich in die Tyrell-Mitarbeiterin Rachael verliebt und erfährt, dass es sich bei ihr ebenfalls um eine Replikantin handelt. Schließlich rettet ihm der Anführer der Replikanten, Roy Batty, sogar das Leben, bevor er selbst stirbt. Deckard, möglicherweise selbst ein Replikant, gelingt die Flucht mit Rachael.

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II. SCREENING

Hintergründe und Drehbuch Der Film basiert auf Philip K. Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ (1968). Dick (1928-1982) war einer der wichtigsten Science-Fiction-Autoren und wurde durch BLADE RUNNER posthum berühmt. Nach seinen Erzählungen entstanden u.a. TOTAL RECALL (USA 1990), MINORITY REPORT (USA 2002), und zuletzt die erfolgreiche TV-Serie THE MAN IN THE HIGH CASTLE (2015). Die Idee zur Verfilmung stammt von Drehbuchautor Hampton Fancher. Nach mehreren Drehbuchentwürfen wurde Ridley Scott von der Produktionsfirma Warner Bros. als Auftragsregisseur engagiert, setzte jedoch sowohl für das Skript wie für die Ästhetik des Films seine eigenen Vorstellungen durch. Das Budget war allerdings mit 15 Millionen Dollar von vornherein niedrig angesetzt und wurde mit 28 Millionen Dollar deutlich überzogen. Die Streitereien bei der Produktion und die mehrmalige Änderung der Endfassung durch Warner Bros. bilden den Hintergrund zum sogenannten Director’s Cut von 1992 (s. S. 40). Trotz zahlreicher Unterschiede zwischen Buch und Film äußerte sich Philip K. Dick kurz vor seinem Tod sehr positiv über das Ergebnis.

Genrebezug BLADE RUNNER ist eine bildgewaltige Zukunftsvision mit allen Merkmalen einer Dystopie. In der von Smog überlagerten Stadt regnet es unaufhörlich, in den überfüllten Straßenschluchten herrscht eine paranoide Grundstimmung. Wie eine Pyramide thront die Zentrale der Tyrell Corporation über dem urbanen Chaos, in dem sich menschliche Kommunikation auf ein Minimum reduziert. Fliegende Polizeiautos wirken als ständige Bedrohung. Nicht zufällig erinnert die Atmosphäre an den amerikanischen Film Noir: Neben der Handlung orientieren sich auch Lichtgestaltung und Set-Design am klassischen Detektivfilm der 1940er-Jahre. BLADE

>> Blade Runner - Flying Police Cars / picture-alliance / Mary Evans Picture Library

RUNNER ist Science-Fiction im düsteren Stil eines Neo-Noir (vgl. unser Programm „Hitchcock & Truffaut – Partners in crime“). Aber auch die Filmarchitektur von METROPOLIS, mit der sozialen Schichtung in eine Unter- und eine Oberstadt, findet sich wieder. Im Unterschied zur Buchvorlage werden die sozio-politischen Hintergründe der Handlung – ein Atomkrieg, die Vernichtung jeglicher Natur – nicht erklärt. Sie sind stattdessen im Bild zu sehen, eine elementare Stärke des Science-Fiction-Films. Mehrere Szenen, die das Leben der Replikanten in den Mars-Kolonien zeigen, wurden letztlich nicht realisiert. Das schafft Raum nicht etwa für weitere Actionszenen, sondern zur Erörterung zentraler, oft philosophischer und ethischer Fragen. Diese Auslassung üblicher Handlungselemente und die Konzentration auf die eigentlichen Themen der Science-Fiction vermitteln mitunter die Anmutung eines Kunstfilms. Mit den Replikanten, bei Dick noch „Androiden“ genannt, verbinden sich die Themen Menschlichkeit und Unsterblichkeit. Der bioethische Diskurs etwa über genetische Manipulationen und das Klonen von Lebewesen (Klonschaf Dolly) ist seit 1982 verstärkt in den Fokus gerückt: Was macht den Menschen zum Menschen? Bis zu welchem Punkt könnte es erlaubt sein, ihn zu töten? Auch in aktuellen Debatten zu Abtreibung oder Sterbehilfe werden dieselben Fragen gestellt. Im Film dient, wie schon in der früheren Science-Fiction, die Emotion als Anhaltspunkt.

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II. SCREENING

Die Replikanten wurden zwar mit implantierten Erinnerungen, aber ohne Gefühle konstruiert. Weil davon ausgegangen wurde, dass sie diese nach und nach entwickeln und damit zur Gefahr werden, ist ihre Lebenszeit begrenzt. Die vier Nexus-6-Replikanten wehren sich gegen ihr vorbestimmtes Schicksal und wenden sich, wie im Frankenstein-Mythos, gegen ihren Schöpfer. Rachael unterscheidet sich von ihnen, da sie nicht weiß, dass sie eine Replikantin ist. Deckard beweist es ihr auf zynische Art, indem er sie dem fiktiven Voight-Kampff-Test unterzieht. Dieser misst körperliche Reaktionen auf Fragen, deren Beantwortung menschliche Empathie erfordert. Rachaels darauf folgende Sinnkrise bringt aber auch ihn zum Nachdenken. Der Test ähnelt dem realen,

B lade Runner - Harrison Ford (1982) >> Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

vom britischen Computerwissenschaftler Alan Turing ent-

worfenen Turing-Test, der es erlauben soll, Menschen von Maschinen zu unterscheiden. Eben diese Grenze lässt sich nicht mehr aufrechterhalten. Der visuell extrem detailreiche Thriller ist in seinem Design angelegt als Collage zahlreicher versteckter Hinweise und Symbole, die oft erst nach mehrmaligem Sehen neue Interpretationen öffnen. So spielen neben dem Augen-Motiv als Organ des Sehens und Erkennens und religiösen Metaphern auch Tiere eine große Rolle. In Tyrells Räumen verkörpert die Eule Weisheit, im Rotlichtbezirk „Hades“ eine Schlange die Sünde – allerdings nur noch in mechanischer, also unechter Form. Eine besondere Bedeutung hat Deckards Einhorn-Traum, der für den Director’s Cut nachträglich wieder eingefügt wurde: Ein vom Polizisten Gaff zurückgelassenes Origami-Einhorn stellt die Frage, ob es sich auch dabei um eine implantierte Erinnerung handelt. Wenn Gaff seine Träume kennt, wäre Deckard, wie unter Fans seitdem heiß diskutiert wird, selbst ein Replikant. Der im Film zitierte Spruch des Philosophen René Descartes, dessen Name dem Deckards auffällig ähnelt, bekäme noch mehr Sinn: „Ich denke, also bin ich.“

Filmfiguren Die Hauptfigur Rick Deckard ist ein hartgesottener Detektiv (im Stil des Film Noir) und Auftragskiller, der im Auftrag der Polizei Replikanten „aus dem Verkehr zieht“, also tötet. Zu Beginn hat er seinen Job aufgegeben, das Ausschalten von „Haut-Jobs“ (ein weiterer, abfälliger Name für Replikanten) gilt als lästig. Als er einer fliehenden Androidin in den Rücken schießt, schwindet die letzte Sympathie mit ihm. Sie kehrt zurück durch die Begegnung mit Rachael. Zunächst dargestellt als kühle Femme fatale, wird ihr die moralische Problematik vor ihm bewusst. Ihre Erkenntnis, selbst eine Replikantin zu sein, wird ausgedrückt durch eine sehr menschliche Reaktion: Sie weint. Die unbeholfene Liebe der beiden ist ein Teil ihrer gegenseitigen Menschwerdung.

B lade Runner - Sean Young (1982) >> Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Auch die Nexus-6-Replikanten werden als gefühllose Killermaschinen eingeführt. Ihr Anführer Roy Batty hat harte, übermenschliche Züge und bösen Witz, die Frauen Zhora und Pris wirken durchtrieben und unnahbar. Doch der Wunsch, ihren Ursprung zu erfahren und ihr Schicksal abzuwenden, zeigt den hohen Grad ihrer emotionalen Reifung. Aufeinander angewiesen, haben sie eine Ersatzfamilie gebildet und erscheinen bald weniger roboterhaft als der eiskalte Deckard.

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II. SCREENING

Batty zeigt sogar eine Form von Weisheit, die über menschliches Verstehen hinaus zu gehen scheint. Sein berühmter Sterbemonolog kurz nach der Rettung seines Feindes Deckard („All diese Momente werden in der Zeit verloren gehen, wie Tränen im Regen“) wurde von Darsteller Rutger Hauer frei improvisiert. Der Industrielle Tyrell ist ein Abbild des „mad scientist“, der für seine Erfindung alle moralischen Bedenken opfert. Er schafft künstliches Leben aus ökonomischem Kalkül. Dennoch wirkt seine Tötung durch Batty wie ein hochemotionaler Vatermord. Sein positiver Widerpart ist der Genetiker J. F. Sebastian, der sich kleinwüchsige Roboter als Freunde schafft und mit den Replikanten sympathisiert. Eine besonders undurchsichtige Figur ist der Polizeiinformant Gaff. Seine eigentümliche Sprachmischung aus Ungarisch, Deutsch, Französisch und mehreren asiatischen Sprachen wurde von Darsteller Edward J. Olmos selbst entworfen.

Besetzung Als Rick Deckard war Harrison Ford (geb. 1942) eine naheliegende Lösung. Kurz zuvor war er mit der Figur des tatkräftigen Piloten Han Solo in dem Science-Fiction-Epos KRIEG DER STERNE zum Star aufgestiegen. Insbesondere mit der zeitgleich absolvierten Rolle des Archäologen Indiana Jones in JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES wurde er zum noch heute erfolgreichen Filmstar. Die anderen Darsteller/innen sind weniger bekannt. Für die Replikantin Rachael wurde mit Sean Young sogar bewusst eine unbekannte Schauspielerin gewählt. Der Niederländer Rutger Hauer, Stammschauspieler des Regisseurs Paul Verhoeven in dessen frühen Filmen, schaffte es durch BLADE RUNNER zum Science-Fiction-Kultstar in zahllosen B-Filmen. Ähnliches gilt für die damalige Newcomerin Daryl Hannah als Pris, die trotz eines Rufs als Trash-Ikone auch in anspruchsvollen Literaturverfilmungen mitwirkte.

Kamera, Licht und Montage BLADE RUNNER beginnt mit einem klassischen „Establishing Shot“: der Panoramablick auf die nächtliche Metropole, ein feuerspeiender Moloch. Anschließend wird die Wolkenkratzerwelt aus größerer Nähe in der Flugperspektive eingefangen. Im Kontrast zu solchen Totalen steht die klaustrophobe Atmosphäre in den Straßen. Im menschlichen Gewühl sowie in den Innenaufnahmen dominieren Nahaufnahmen, die keinen Ausweg erkennen lassen. Im drückenden Smog der Stadt herrscht ewige Nacht. Gedreht wurde meist nach Sonnenuntergang. Die verschiedenen Lichtquellen haben darum besondere Bedeutung. Flackernde Neonreklamen teils bekannter Marken sowie futuristische Videoprojektionen zeigen eine durch und durch kommerzialisierte Welt. Regisseur Scott ließ sich zu diesem Design von asiatischen Megacities wie Hongkong inspirieren, heute wirkt seine Vision prophetisch. Dazu dringen lichtdomartige Strahler und Suchscheinwerfer bis in die Wohnungen und tragen im Spiel mit den heruntergezogenen Lamellen weiter zur nervösen Grundstimmung bei. Das Stilmittel ist aus dem Film Noir bekannt, der aus dem starken Kontrast von Licht und Schatten (low-key) seine ästhetische Spannung bezog. Der Schnitt ist für einen Science-Fiction-Film ungewöhnlich langsam und steigert sich lediglich in den Actionszenen. Die langsame Schnittfrequenz unterscheidet sich zwar von heutigen Sehgewohnheiten, hat aber auch den Zweck, dem aufwendigen Set sowie der Lichtgestaltung mehr Raum zu geben. Die Stadt wird dadurch zum eigenen Akteur, mit dem sich Figuren und Publikum auseinanderzusetzen haben.

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II. SCREENING

Setdesign und Special Effects Am Setdesign war unter anderem der legendäre Designer Syd Mead (TRON, STRANGE DAYS) beteiligt. Als Inspiration für Fahrzeuge und Gebäude diente ihm und Scott die französisch-amerikanische Comicreihe „Heavy Metal“, zu der damals Künstler wie Enki Bilal und Jean Giraud (Moebius) beitrugen. Die Gebäude der Innenstadt tragen ihre „Eingeweide“ (Luftschächte, Rohre, Kabel) an der Außenfläche und offenbaren sich so als retro-futuristische Mischung aus alten und neuen Stilelementen. Ihr abgenutztes Äußeres („used future“) steht im Kontrast zur glänzenden Tyrell-Fassade. Für die Innenräume wurden reale Gebäude in Los Angeles gewählt, die als Wahrzeichen der Stadt gelten und auch im Film Noir häufig auftauchten, darunter das vom Stararchitekten Frank Lloyd Wright entworfene Ennis-House sowie das Bradbury-Building, eigentlich ein Bürogebäude. Neben herkömmlichen Sperrholzkulissen kamen auch Matte Paintings zum Einsatz, also gemalte Miniaturhintergründe. Ein Beispiel ist der Abgrund in der finalen Dachszene. Das erwähnte Stadtpanorama resultiert aus einem Modell etwa in Größe einer Modelleisenbahn. Tausende Fiberglasleuchten, darunter montiert, dienten als Lichtquellen. Der gleichförmige Nebel erwies sich als besondere Herausforderung und verräucherte wochenlang das Studio. Insgesamt erinnert das Vorgehen stark an die Arbeit zu Fritz Langs METROPOLIS. Solche Special Effects und schwierige Kamerafahrten oblagen dem Spezialisten David Trumbull, der in 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM und UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART entsprechende Erfahrung gesammelt hatte. In der Postproduktion, heute der zentrale Schritt jedes Science-Fiction-Filmdesigns, fügte er nur wenig hinzu. BLADE RUNNER gilt als einer der letzten ausschließlich analog produzierten Science-Fiction-Filme. Mead und Trumbull wurden jeweils für den Oscar® nominiert.

Musik Der berühmte Soundtrack des griechischen Komponisten Vangelis (geb. 1943) verbindet klassische sowie futuristische Elemente und trägt stark zur Stimmung des Films bei. Seine düsteren Synthesizer-Klänge, damals eine enorme innovative Leistung, sollten das Sounddesign der Science-Fiction nachhaltig prägen. Sie werden mitunter leitmotivisch eingesetzt. In den Straßenszenen hört man passend zum multikulturellen Bild aber auch arabische und fernöstliche Klänge, dazu schaffen Jazz-Standards immer wieder die sentimentale Verbindung zu untergegangenen Epochen und zum Fim-Noir. Die Liebesszene zwischen Rachael und Deckard in dessen Apartment bezieht ihre Spannung nicht zuletzt aus dem ständigen Wechsel von bedrohlicher Elektronik und warmen Saxophonklängen. Eine vollständige Edition des Soundtracks ist bis heute nicht erschienen, trotz Publikationen in den Jahren 1994 und 2007.

Rezeption und Nachwirkung Bei der Premiere 1982 wurde der Film von Kritik und Publikum verhalten aufgenommen. Das Budget von 28 Millionen Dollar wurde mit weltweit 32 Millionen Dollar nur knapp wieder eingespielt. Die komplexe Story galt als schwer verständlich, vom Studio nach Testvorführungen panisch eingefügte Konzessionen wie einige erklärende Monologe Deckards (Voice-Over) nebst kuriosem Happy End verfehlten ihre Wirkung völlig. Von einigen Kritikern und Kritikerinnen wurden sie zurecht als Fremdkörper erkannt. Hinzu kam die außergewöhnlich starke Konkurrenz in diesem Jahr durch weitere Science-Fiction-Filme wie E.T. – DER AUSSERIRDISCHE. Nach dem Erfolg von KRIEG DER STERNE erwartete das Publikum vom Genre unbeschwerte Unterhaltung.

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II. SCREENING

Erst über die Jahre entwickelte sich BLADE RUNNER zum Kult-Phänomen. Private Kinovorführungen und Publikationen in Fanzirkeln steigerten das Interesse. 1992 veröffentlichte Warner Bros. den sogenannten Director’s Cut, einer der ersten seiner Art und 1997 einer der ersten Filme auf DVD überhaupt – allerdings lediglich in loser Absprache mit Regisseur Ridley Scott. Die teilweise redundanten Voice-Over-Passagen waren ebenso entfernt wie das erweiterte Happy End (Deckard und Rachael fahren nach ihrer Flucht durch eine idyllische Berglandschaft). 2007 veröffentlichte Scott seinen eigenen Final Cut. Dieser beschränkte sich allerdings auf eine höhere Bildqualität und die Beseitigung einiger technischer Mängel. Heute gilt der düstere Look von BLADE RUNNER als wegweisend für das sogenannte Cyberpunk-Genre mit Filmen wie VERNETZT – JOHNNY MNEMONIC (CAN/USA 1995, R: Robert Longo), STRANGE DAYS und MATRIX. Selbst die späteren Fortsetzungen der STAR WARS-Reihe fielen merklich dunkler aus. Bis heute greift insbesondere das Superheldenkino, etwa Christopher Nolans mit THE DARK KNIGHT (USA/GB 2008) begonnene Batman-Trilogie, auf seine Ästhetik zurück.

Zum Weiterlesen und Schauen >> Filmkritik BLADE RUNNER: http://www.filmzentrale.com/rezis/bladerunnersk.htm

>> Vergleich der Schnittfassungen: http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=1994

>> Virtual-Reality-Projekt zu BLADE RUNNER: http://www.br9732.com/

>> Essay über die im Film verwendeten Schrifttypen mit vielen Fotos, beispielhaft für Fankultur: https://typesetinthefuture.com/2016/06/19/bladerunner/

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II. SCREENING

Zum Filmgespräch Im Zuge der Vorbereitung des Klassiker Double-Features (I. VOR DEM SCREENING, S. 6-23) wurden den Schüler/innen wichtige Informationen zu Grundbegriffen der Science-Fiction sowie den Regisseuren vermittelt. Vor dem Screening des ersten Films (KRIEG DER STERNE) können wichtige Punkte zu den Genres Weltraumoper und Dystopie sowie zur eigenen Erfahrung der Schüler/innen mit Science-FictionFilmen gesammelt werden. Von den Geschichten der Filme sollte nicht zu viel verraten werden. Es kann jedoch der Hinweis vorangestellt werden, dass in BLADE RUNNER einzelne Gewaltdarstellungen zu erwarten sind.

Mögliche Beobachtungsaufgaben Hier finden Sie Anregungen zu möglichen Beobachtungsaufgaben, aus denen der Coach oder ggf. der/die Lehrer/in zwei bis vier für die Schüler/innen auswählt.

Platz für Ihre Notizen:

• Was erfährt man über die dargestellte Welt und die Menschen, die dort leben? •  Welche nichtmenschliche Lebensformen werden gezeigt? • Welche Konflikte werden dargestellt und wie werden diese gelöst? • Beschreiben Sie das Produktionsdesign (Schauplätze, Räume, Landschaften). • Beschreiben Sie die sichtbaren und unsichtbaren Special Effects. •  Welche unterschiedlichen männlichen und weiblichen Charaktere werden im Film gezeigt?

•  Welche schauspielerischen Momente finden Sie in den folgenden Filmen

besonders beeindruckend? Überlegen Sie, was Sie an diesen Darstellungen – auch im Zusammenhang mit der Gesamtinszenierung – für besonders gelungen halten und begründen Sie Ihre Meinung.

• Achten Sie im Abschlusskonflikt beider Filme auf die visuelle Gestaltung. • Welche Einstellungsgrößen werden verwendet? • Welche Kamerafahrten und Schwenks fallen Ihnen auf? • Wie werden die Schnitte zur Spannungssteigerung eingesetzt? • Achten Sie auch auf die Tonebene beider Filme. • Wann und in welcher Form wird Musik eingesetzt? • Inwiefern empfinden Sie die Musik als typisch für Science-Fiction?

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II. SCREENING

Ablauf des Screenings Screening: KRIEG DER STERNE 121 Minuten Gespräch nach KRIEG DER STERNE (ca. 10-15 Minuten, die Fragen können auch teilweise im Nachgespräch verwendet werden und in Vergleich zum zweiten Film gesetzt werden)

>>persönliche Einschätzung der Schüler/innen >>Darstellung des Paralleluniversums und seiner Handlungsorte (Raumschiffe, die diversen Planeten) >>Darstellung nichtmenschlicher Lebensformen >>Bezug der Handlung zur Entstehungszeit sowie zur heutigen Zeit >> Funktion und Machart von Szenen mit besonders aussagekräftiger Bildsprache (die Kantinenszene in Mos Eisley, das Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader, der Angriff auf den Todesstern)

>>Lichtgestaltung >>Verwendung von Special Effects >>Musik- und Tongestaltung (das musikalische Hauptthema zu Beginn und Schluss, mögliche Leitmotive) >>Schnitt zwischen einzelnen Kapiteln (Wischblenden etc.) >>Humor im Film (die Roboter R2-D2 und C-3PO, Antipathie zwischen Leia und Han Solo) >>Charakterisierung der Hauptfiguren (Antipoden) und Nebenfiguren >>Schauspielerwahl und Formen der schauspielerischen Charakterisierung Kurze Pause vor dem zweiten Screening

Screening: BLADE RUNNER 117 Minuten Gespräch nach BLADE RUNNER (speziell zum Film und im Vergleich zu STAR WARS ca. 45-60 Minuten)

>>persönliche Einschätzung der Schüler/innen >>Darstellung der Zukunft und der menschlichen Lebensweise im Film >>Darstellung der Replikanten >>Bezug der Handlung zur Entstehungszeit sowie zur heutigen Zeit >> Funktion und Machart von Szenen mit besonders aussagekräftiger Bildsprache (der Voight-Kampff-Test, Liebesszene in Deckards Apartment, Roy Battys Sterbeszene)

>>Lichtgestaltung, Schatteneffekte (Verbindung zum Film Noir) >>Verwendung von Special Effects >>Musik- und Tongestaltung (Wechsel von Synthesizer-Musik und Jazzmotiven) >>Charakterisierung der Hauptfiguren (Antipoden) und Nebenfiguren >>Schauspielerwahl und Formen der schauspielerischen Charakterisierung

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II. SCREENING

Vergleich KRIEG DER STERNE und BLADE RUNNER >>Vergleich von kommerziellem Erfolg und Wirkung >>Space-Opera / soziale Dystopie >>künstliche Menschen, Roboter, Außerirdische >>filmgeschichtliche Referenzen in beiden Filmen >> psychologische und philosophische Themen (Selbsterkenntnis, Doppelung von Charakteren, ödipale Konflikte, Ersatzfamilien)

>>Setdesign: das Konzept der „used future“ >>Besetzung: Harrison Ford als Action-Held >>Bedeutung der Special Effects >>bekannte Musik (elektronisch vs. klassisch-sinfonisch) >>Rezeptionsgeschichte und neue Medien (Director’s Cuts)

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III. NACH DEM SCREENING

III. NACH DEM SCREENING Hinweise für Lehrende Zu den Arbeitsblättern Die Schüler/innen erhalten möglichst viele Filme auf DVD, die inhaltlich, zeit- und filmgeschichtlich zum Double-Feature passen, wie thematisch in Einzelpunkten bereits im ersten Teil erwähnt. (20 Filme, einen zweiteiligen Fernsehfilm und zwei Staffeln zweier Fernsehserien in 12 Arbeitsblättern). Die Arbeitsaufgaben dieser Arbeitsblätter sind in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit (nach Absprache, beziehungsweise in den Arbeitsblättern vermerkt) zu erarbeiten. Die Fragen sind inhaltlich und auch nach Schwierigkeitsgrad differenziert. Es besteht die Möglichkeit, dass einige der Fragen bei Partner- oder Gruppenarbeit aufgeteilt werden, was sich aus der Art der Fragestellung ergibt. Pro Schüler/in ist ein getippter Schreibumfang von anderthalb Seiten als Mindestergebnis (exklusive Bilder oder Fotos) zu erwarten.

Literarische und filmische Bezugsthemen >>die Science-Fiction-Autoren H. G. Wells, Jules Verne und Stanislaw Lem >>das Theaterstück „The Tempest“ („Der Sturm“) von William Shakespeare >>„Gullivers Travels“ („Gullivers Reisen“) von Jonathan Swift >>das Hörspiel „War of the Worlds“ von Orson Welles und dem Mercury Theatre >>die GODZILLA-Filme der Toho Studios >>Cartoon von Looney Tunes als Vergleichsfilm >> Einbettung und Bezüge zu verschiedenen Filmepochen und Filmgenres (Kino der Attraktionen, Stummfilm, Abenteuerfilm, Musikfilm, Road Movie, Coming-of-Age-Film)

>> die Filmemacher/innen Fritz Lang, Stanley Kubrick, Tim Burton, Jack Arnold, Don Siegel, George Méliès, Andrei Tarkowski, Steven Spielberg, Jean-Luc Godard, Rainer-Werner Fassbinder und die Geschwister Wachowski

>> die Schauspieler/-innen Leslie Nielsen, Charlton Heston, Peter Ustinov, Kirk Douglas, Peter Lorre, Paul Lukas, Arnold Schwarzenegger, Geena Davis, Susan Sarandon und Harrison Ford

>> eine US-amerikanische Science-Fiction-TV-Serie (STAR TREK) im Vergleich mit einer deutschen Science-Fiction-TV-Serie (RAUMPATROUILLE ORION)

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III. NACH DEM SCREENING

Bezugsfilme 1. Thema: Von der Stummfilmzeit zur Breitwandvisualisierung

METROPOLIS (D 1927, R: FRITZ LANG, FSK: 6)

2001 – A SPACE ODYSSEE (2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM, USA/GB 1968, R: STANLEY KUBRICK, FSK: 12) KAPITEL 1-6 (FILMAUSSCHNITT 1) UND KAPITEL 14-21 (FILMAUSSCHNITT 2). WER MAG KANN AUCH DEN GANZEN FILM SEHEN.

• Für 2-3 Schüler/innen Fritz Langs Klassiker gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die universelle Geschichte ist mit ihren expressiven Bildern einer der ersten Höhepunkte des Science-Fiction-Films. Stanley Kubricks technisch-philosophische Utopie setzte gut vierzig Jahre später mit 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM einen neuen Meilenstein innerhalb des Genres. Die individuelle Bildsprache, ausgeklügelte Trickeffekte sowie der Roboter in METROPOLIS und der Computer Hal 9000 in 2001 waren Vorbilder für viele spätere Science-Fiction Filme (so z.B. auch KRIEG DER STERNE). Der Vergleich zeigt, dass beide Filme eine spezifische Filmästhetik und Erzählweise besitzen, die nicht nur für ihre jeweilige Epoche herausragend war.

2. Thema: Aliens – Fremde aus dem All

THE WAR OF THE WORLDS (KRIEG DER WELTEN, USA 1953, R: BYRON HASKIN, FSK: 16)

MARS ATTACKS (USA 1996, R: TIM BURTON, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen H. G. Wells Literaturklassiker „Der Krieg der Welten“ von 1898 wurde in zahlreichen Formen (Hörspiel, Musical, Film, Graphic Novels etc.) adaptiert und weiterentwickelt. So basiert der 2016 gestartete Blockbuster von Roland Emmerich INDEPENDENCE DAY 2 – RESURGENCE (INDEPENDENCE DAY: WIEDERKEHR, USA 2016) ebenfalls auf Wells Roman. Die aufwändige Filmversion von 1953 ignoriert die zivilisationskritischen Untertöne des Romans und stellt einen typischen Invasionsfilm der McCarthy-Ära dar, in dem der Feind von außerhalb der USA kommt. MARS ATTACKS versteht sich als Parodie auf dieses Subgenre. Tim Burton verkehrt mit Unterstützung zahlreicher Schauspielstars diese Thematik ins Grotesk-Lächerliche.

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III. NACH DEM SCREENING

3. Thema: Planetenherrscher

FORBIDDEN PLANET (ALARM IM WELTALL, USA 1956, R: FRED M. WILCOX, FSK: 12)

PLANET OF THE APES (PLANET DER AFFEN, USA 1968, R: F. J. SCHAFFNER, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Was wäre, wenn ein Planet nicht dieselben Herrschaftsstrukturen aufweisen würde wie unsere heutige Welt? ALARM IM WELTALL geht dieser Frage im typischen Stil der 1950er-Jahre nach, das Shakespeare-Stück DER STURM diente als Erzählvorlage. Einzelne Elemente dieses Films, wie das Beamen, inspirierten die spätere STAR TREK-Serie, die Maschinenhallen der Krell waren Vorlage für den Todesstern in KRIEG DER STERNE. Im PLANET DER AFFEN wird über eine veränderte Form der Evolution, in der Affen die Menschen beherrschen, spekuliert. Diese Filmidee wird bis heute in Fortsetzungen und Remakes immer wieder aufgegriffen. Auch wenn beide Filme stellenweise in Narration und Charakterzeichnung einfach wirken, bereiten ihre fantasievollen Spekulationen immer noch ein Sehvergnügen, das zum Nachdenken über die menschliche Existenz anregt.

4. Thema: Wissenschaftliche Mutationen

GOJIRA (GODZILLA, JAPAN 1954, R: ISHIRO HONDA, FSK: 12) LIEGT IN DER DEUTSCHEN SOWIE DER US-AMERIKANISCHEN KINOFASSUNG VOR

TARANTULA (USA 1955, R: JACK ARNOLD, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Riesige Tiere und Monster, die durch fehlgeschlagene wissenschaftlichen Experimente geschaffen wurden und die Menschheit bedrohen, sind Erzählinhalte eines eigenen Subgenres. Dieses Subgenre, in dem Tiere oder Menschen durch wissenschaftliche Experimente in Größe und Form mutieren, hatte seine Höhepunkte in US-amerikanischen B-Movies und japanischen Produktionen, vor allem mit der GODZILLASerie der Tohu-Studios, in den 1950ern hatte. In diesen Filmen werden indirekt die Traumata des Zweiten Weltkriegs, insbesondere die Angst vor der Atombombe, verarbeitet. Die damalige Trick- und Montagetechnik – simpel und effektvoll zugleich – erlaubt es, sich gleichzeitig über die Mutationswesen zu amüsieren wie auch sich vor ihnen zu fürchten. Im Gegensatz zu heutigen Vertretern dieses Subgenres sind die beiden Filme auch schon für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet.

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III. NACH DEM SCREENING

5. Thema: Körperinvasionen und Körper als Biomasse

THE INVASION OF THE BODY SNATCHERS (DIE DÄMONISCHEN, USA 1956, R: DON SIEGEL, FSK: 16)

LOGAN’S RUN (FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT, USA 1976, R: MICHAEL ANDERSON, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Körperinvasionen – etwas Fremdes dringt in menschliche Körper ein, ergreift Besitz von ihnen und verändert nicht nur den Organismus, sondern auch die Persönlichkeit der Menschen und in der Folge auch ganze Gesellschaftsstrukturen. Ein verstörender Gedanke, der auch Don Siegels Klassiker DIE DÄMONISCHEN zugrunde liegt. Sein mehrfach verfilmter Albtraum von den Körperfressern macht einen dabei ebenso nachdenklich wie auch der staatsverordnete Jugendwahn im 23. Jahrhundert in FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT. Sind Menschen ohne eigene Identität oder mit Sammelbezeichnungen statt Namen noch Menschen in unserem Sinne oder nur noch Biomasse? Diese im Kern aktuellen Fragen stellen die beiden Science-Fiction-Klassiker von 1956 und 1976.

6. Thema: Die technischen Fantasien von Jules Verne

LE VOYAGE DANS LA LUNE (DIE REISE ZUM MOND, F 1902, R: GEORGES MÉLIÈS, FSK: 0)

20.000 LEAGUES UNDER THE SEA (20.000 MEILEN UNTER DEM MEER, USA 1954, R: RICHARD FLEISCHER, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Méliès Mondreise ist der erste Science-Fiction-Film der Filmgeschichte, der sich an den tricktechnischen Möglichkeiten berauscht und eher dem Kino der Attraktionen als dem narrativen Kino zugerechnet werden kann. 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER ist ein Abenteuerfilm im besten Sinne, mit aufwändigen Spezialeffekten und hervorragenden Schauspielern aus dem Hause Disney. Beide Filmerzählungen basieren auf Romanen des französischen Autoren Jules Verne, einem Pionier der Science-Fiction-Literatur.

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III. NACH DEM SCREENING

7. Thema: Zeitreisen

THE TERMINATOR (TERMINATOR, USA 1984, R: JAMES CAMERON, FSK: 16)

BACK TO THE FUTURE (ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, USA 1985, R: ROBERT ZEMECKIS, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Seit der gleichnamigen Verfilmung (1949) von Mark Twains „Ein Yankee am Hofe des Königs Artus“ sind Zeitreisen ein beliebtes Filmsujet, besonders die 1980er-Jahre brachten viele Vertreter dieses Subgenres hervor. Im düsteren Actionfilm TERMINATOR soll die Zeitreise die Zukunft der Welt retten, im Kampf gegen den Terminator-Androiden, der dieses verhindern soll. In der Science-Fiction-Komödie ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT rettet der Protagonist seine eigene Existenz, in dem er seine Eltern überhaupt erst zusammenbringt. Für heutige Schüler/innen sind beide Filme eine zusätzliche (ästhetische) Zeitreise in die 1980er-Jahre.

8. Thema: Die Regisseure des Programms – ganz anders

AMERICAN GRAFFITI (USA 1973, R: GEORGE LUCAS, FSK: 16)

THELMA & LOUISE (USA 1991, R: RIDLEY SCOTT, FSK: 16)

• Für 2-3 Schüler/innen Die Regisseure des Double-Features George Lucas und Ridley Scott sind in erster Linie für aufwendige Science-Fiction-Filme bekannt, sie haben aber auch in anderen Filmgenres Erfolge verbucht. Der Comingof-Age-Film AMERICAN GRAFITTI, in dem Lucas seine Jugend in einer abgelegenen Kleinstadt nachempfindet, brachte so viel Geld ein, dass KRIEG DER STERNE realisiert werden konnte. Ridley Scott konzentriert sich in seinem Roadmovie THELMA & LOUISE nicht genretypisch auf „harte Kerle“, sondern auf zwei selbstbewusste Frauen, die ihr Leben bis zur letzten Konsequenz selbst in die Hand nehmen.

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III. NACH DEM SCREENING

9. Thema: Utopien und Dystopien

SOLARIS (SU 1972, R: ANDREI TARKOWSKI, FSK: 12)

CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART, USA 1977, R: STEVEN SPIELBERG, FSK: 12)

• Für 2-4 Schüler/innen Die Reflexion über Sinn, Ziel und Zukunft des menschlichen Seins ist Kernthema in beiden Filmen. Der melancholische Film Tarkowskis, nach dem gleichnamigen Roman von Stanislaw Lem, lässt sich viel Zeit in der Betrachtung und regt die Zuschauer/innen durch ästhetisch durchkomponierte Bilderwelten zur Selbstbeschäftigung mit den Grenzen des Menschen ein. Spielbergs Film ist schneller, bunter und reich an Spezialeffekten, die den Protagonisten und das Publikum in die Utopie von fernen, besseren Welten in Gestalt von UFOs und Aliens führt. Vorgestellt werden somit zwei Betrachtungen aus Ländern mit unterschiedlichen politischen Systemen und Wertevorstellungen, die besonders im direkten Vergleich zum Nachdenken über unsere Welt und die Menschheit anregen.

10. Thema: Computer beherrschen die Welt

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION (LEMMY CAUTION GEGEN ALPHA 60, F 1965, R: JEAN-LUC GODARD, FSK: 16)

THE MATRIX (MATRIX, USA 1999, R: LANA UND LILLY WACHOWSKI, FSK: 16)

• Für 2-3 Schüler/innen Die Angst der Menschheit, von ihrer eigenen Technik beherrscht zu werden, steht in beiden Filmen im Mittelpunkt. Bereits Godard, einer der wichtigsten Regisseure der Nouvelle Vague, macht deutlich, dass die Zukunft bereits in der Gegenwart angekommen ist. Sein Superhirn Alpha 60 regiert in Alphaville, das unverkennbar im Paris der 1960er-Jahre gedreht wurde, in expressivem Schwarz-Weiß und im Stil des Film Noir. Die Matrix der Wachowski-Geschwister, eine postmoderne Computerwelt, die in opulenten computergenerierten Bildern vorgeführt wird, vergrößert diesen Schrecken in eine dystopische Dimension, die nicht nur Neo, den Helden des Films, zum Nachdenken über den Umgang mit Realität und Kunstwelten zwingt.

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III. NACH DEM SCREENING

11. Thema: Eine Medienutopie aus Deutschland

WELT AM DRAHT (BRD 1973, R: RAINER WERNER FASSBINDER, 2-TEILIGER TV-FILM, FSK: 12)

• Für 2-3 Schüler/innen Mit der Inszenierung künstlicher Welten auf mehreren Simulationsebenen, die gleichzeitig alltäglich anmuten, nimmt der deutsche Regisseur Rainer Werner Fassbinder eine Diskussion über Realitätswahrnehmung, Videoüberwachung und den Sinn der menschlichen Existenz vorweg, die so erst wieder im digitalen (Film-)Zeitalter zwanzig Jahre später mit MATRIX und ähnlichen Filmen weitergeführt wird. Sein zweiteiliger TV-Film ist ein Genremix aus Krimi, Abenteuerfilm und einer beängstigenden Zukunftsvision in einer bewusst kühl und künstlich inszenierten Form, die das Markenzeichen seiner Filme darstellt.

12. Thema: Unendliche Weiten in Serie(n)

STAR TREK – TV SERIE (RAUMSCHIFF ENTERPRISE, USA 1966, STAFFEL 1, FSK: 12)

RAUMPATROUILLE ORION – TV SERIE (BRD 1966, FSK: 6)

• Für 2-4 Schüler/innen Die Fernsehserie RAUMSCHIFF ENTERPRISE ist mit ihren Fortsetzungen und Kino-Spin-Offs die erfolgreichste und langlebigste Science-Fiction-Serie weltweit. Die Reisen von Captain Kirk, Lieutenant Spock und ihrer Crew im unendlichen Weltraum zeigten bereits in der ersten Staffel, die mit einem recht geringen Budget gedreht wurde, auf fantasievolle Weise wie fremde Planeten, Aliens und die Technik von Übermorgen aussehen könnten. In puncto Ausstattung ebenfalls sehr kreativ war die westdeutsche Serie RAUMPATROUILLE ORION aus dem gleichen Produktionsjahr, die jedoch vorwiegend wegen ihrer Dialoglastigkeit und einer militärisch anmutenden Steifheit, nach nur einer Staffel eingestellt wurde, bis sie in späteren Jahren einen gewissen Kultstatus entwickelte.

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ARBEITSBLATT NR. 1 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Von der Stummfilmzeit zur Breitwandvisualisierung

METROPOLIS (D 1927, R: FRITZ LANG, FSK: 6)

2001 – A SPACE ODYSSEE (2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM, USA/GB 1968, R: STANLEY KUBRICK, FSK: 12) KAPITEL 1-6 (FILMAUSSCHNITT 1) UND KAPITEL 14-21 (FILMAUSSCHNITT 2). WER MAG KANN AUCH DEN GANZEN FILM SEHEN.

1.) Vergleichen Sie tabellarisch METROPOLIS mit 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM Kapitel 1-6 (Filmausschnitt 1) in Bezug auf Bildformat, Erzählweise, Montage, Kamera, Farbe/Schwarz-Weiß, Spezialeffekte und der Verwendung von Musik und Ton. Beschreiben Sie, ausgehend von Ihren Ergebnissen, was in beiden Filmen die futuristische Atmosphäre ausmacht. Fassen Sie in Form zweier Werbeslogans den Reiz beider Filmeprägnant zusammen. 2.) Die Maschinen-Maria aus METROPOLIS ist Vorlage für den Roboter C-3PO in KRIEG DER STERNE. Drucken Sie aus dem Internet von beiden Figuren Bilder aus und beschreiben Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf „Look“ und Konstruktion. Schauen Sie sich dann die Kapitel 14-21 (Filmauschnitt 2) von 2001 an und beschreiben Sie Form und Funktion des Computers HAL 9000. Wie unterscheidet er sich von C-3PO und dem Maria-Roboter? Charakterisieren Sie die drei Maschinen und erläutern Sie, inwiefern diese für Menschen nützlich oder bedrohlich sind. 3.) Die Regisseure Fritz Lang und Stanley Kubrick sind für unterschiedliche Filmgenres bekannt. Informieren Sie sich über Leben, Karriere und Filme der beiden Filmemacher und fassen Sie Ihre Ergebnisse prägnant zusammen. Arbeiten Sie dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Karriere beider Regisseure heraus. Schauen Sie sich zudem im Internet Ausschnitte aus deren Filmen an und suchen Sie sich davon ausgehend für jeden Regisseur je einen Film heraus, den Sie gerne in voller Länge sehen würden. Begründen Sie Ihre Wahl nachvollziehbar. 4.) Den filmischen Übergang vom Knochen zum Raumschiff in Kapitel 5/6 im Film 2001 nennt man MatchCut. Informieren Sie sich über diese Montageform und deren Bedeutung (http://filmlexikon.uni-kiel.de/ index.php?action=lexikon&tag=det&id=1817) und beschreiben Sie in eigenen Worten wann die Verwendung eines Match-Cuts sinnvoll ist. 5.) Entwickeln Sie nun einen eigenen Match-Cut mit einem Alltagsgegenstand, der sich in etwas Anderes verwandelt. Sie können Ihren Einfall zeichnen, fotografieren oder filmen. 6.) Entwickeln Sie eine Idee zu einem Remake von METROPOLIS in 3D. Fassen Sie den Inhalt Ihres Konzepts kurz zusammen und entwickeln Sie mindestens zwei Szenen in denen die futuristischen 3DEffekte besonders gut zum Tragen kommen. Entwerfen Sie dazu Skizzen oder Collagen mit entsprechenden Bildunterschriften.

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ARBEITSBLATT NR. 2 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Aliens – Fremde aus dem All

THE WAR OF THE WORLDS (KRIEG DER WELTEN, USA 1953, R: BYRON HASKIN, FSK: 16)

MARS ATTACKS (USA 1996, R: TIM BURTON, FSK: 12)

1.) KRIEG DER WELTEN ist ein typisches Beispiel für die Alien-Angriffsfilme der 1950er-Jahre ohne die Zivilisationskritik von Wells Romanvorlage. MARS ATTACKS versteht sich als Parodie auf dieses Subgenre. Stellen Sie anhand von Szenenbeispielen, Dialogzitaten und der Verwendung von Ton und Musik dar, wie im Film von 1953 der Krieg mit den Aliens als bedrohlich für die Menschheit dargestellt wird und wie Tim Burton diese Thematik ins Grotesk-Lächerliche umwandelt. 2.) Deutlich wird der Unterschied zwischen dem bedrohlichen und dem komödiantischen Invasionsfilm auch in der Ausgestaltung der Filmfiguren und der Aliens. Stellen Sie zur Verdeutlichung dazu pro Film jeweils mindestens drei Hauptcharaktere (Held/in, Befehlshaber/in u.a.) sowie die Darstellung der Aliens gegenüber. Erläutern Sie den Unterschied auch im Zusammenhang mit Kostüm und Maske, den Spezialeffekten, den Schauplätzen und verwendeten Requisiten. Machen Sie dazu Skizzen und/ oder Screenshots mit entsprechenden Erläuterungen. 3.) 1938 wurde die Buchvorlage „Krieg der Welten“ von H. G. Wells von Orson Welles als Hörspiel in Form einer fiktiven Radio-Reportage gesendet, worauf zahlreiche Zuhörer/innen wirklich von einem AlienAngriff auf die USA ausgingen. Informieren Sie sich über das Hörspiel und seine Wirkung im Internet (Stichworte: War of the Worlds, Wells, Hörspiel) und hören Sie sich das Hörspiel ganz oder in Auszügen an (http://sounds.mercurytheatre.info/mercury/381030.mp3). Wie müsste heute ein (scheinbarer) Alien-Angriff medial inszeniert werden, damit er real wirken könnte? Welche Medien würden Sie dafür einbeziehen? 4.) Der vielschichtige und unterschwellig zivilisationskritische Roman von H. G. Wells wurde in zahlreichen Formen (Hörspiel, Musical, Film, Graphic Novels etc.) adaptiert. Recherchieren Sie dazu im Internet (Stichworte: Krieg der Welten, Wells, Interpretationen). Informieren Sie sich auch über H. G. Wells, sein Leben und Werk (und Verfilmungen seiner Bücher). Welche Umsetzung des Romans gefällt Ihnen am besten? Begründen Sie Ihre Wahl nachvollziehbar. 5.) Tim Burton, Regisseur von MARS ATTACKS, ist ein wichtiger zeitgenössischer Filmkünstler. Informieren Sie sich im Internet über sein Leben und Werk. Schauen Sie sich Ausschnitte seiner Spielfilme an und suchen Sie sich einen Film des Künstlers heraus, den sie besonders interessant finden. Begründen Sie Ihre Wahl und fassen Sie zusammen was das Besondere an Burtons Filmen ist und warum in ihnen gerne berühmte Schauspieler/innen auftreten. 6.) Kreieren Sie einen eigenen Alien – als Modell, Bild oder Fotocollage. Wäre dieser Außerirdische für Sie eher eine Bedrohung (wie bei WAR OF THE WORLDS) oder eine Bereicherung, der die Menschheit weiterbringen würde? Gibt es Ihrer Ansicht nach andere Lebensformen im Universum? Begründen Sie Ihre Einschätzung stichhaltig. Fotografieren Sie ihr Ergebnis und fügen Sie eine Charakterbeschreibung ihres Aliens hinzu.

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ARBEITSBLATT NR. 3 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Planetenherrscher

FORBIDDEN PLANET (ALARM IM WELTALL, USA 1956, R: FRED M. WILCOX, FSK: 12)

PLANET OF THE APES (PLANET DER AFFEN, USA 1968, R: F. J. SCHAFFNER, FSK: 12)

1.) S owohl auf Altair 4 wie auch auf dem Planeten der Affen herrschen andere Machtverhältnisse als auf unserer Erde. Beschreiben Sie wie diese Herrschaftsstrukturen aussehen – im Vergleich zueinander wie auch zur heutigen Bundesrepublik Deutschland. Welche Ängste werden in diesen Zukunftsvisionen thematisiert? 2.) Vergleichen Sie den Roboter Robby mit dem Roboter C-3PO aus KRIEG DER STERNE in Bezug auf Konstruktion, Funktion und Rolle im Film. Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? Sie können dazu auch Skizzen mit Erläuterungen anfertigen. 3.) Die Rolle des Luftgeists Ariel in Shakespeares „Der Sturm“ ist eine Vorlage für Robby, der Zauberer Prospero für Morbius. Informieren Sie sich über den Inhalt des Theaterstücks und lesen Sie Akt I, Szene 2 (http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-sturm-oder-die-bezauberte-insel-2163/4). Welche Charakter- und Inhaltselemente wurden in ALARM IM WELTALL übernommen? 4.) In Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“ lässt der Autor seinen Helden in das Land der Yahoos reisen, ein Staat der von sprechenden Pferden beherrscht wird. Informieren Sie sich über den Inhalt des Buches und lesen Sie Kapitel 36-38 (http://gutenberg.spiegel.de/buch/gullivers-reisen-7565/1). Der Link führt zu Kapitel 36, über die Navigation finden Sie Kapitel 37 und 38). Wie wird hier indirekt die Dummheit der Menschen bloßgestellt? Inwieweit ähneln die Pferde den sprechenden Affen in PLANET DER AFFEN? 5.) Leslie Nielsen und Charlton Heston, die Hauptdarsteller der beiden Science-Fiction-Filme, sind eher für ihre Rollen in anderen Filmgenres bekannt. Informieren Sie sich im Internet über das Leben der Darsteller, ihre Karriere und Filme und fassen Sie ihre Rechercheergebnisse prägnant zusammen. Welche Genres (und Filme) machten die beiden berühmt? Schauen Sie sich dazu im Internet Ausschnitte aus den Filmen beider Darsteller an und suchen Sie sich davon ausgehend je Schauspieler einen Film heraus, den Sie besonders gerne in voller Länge sehen würden. Begründen Sie Ihre Wahl stichhaltig und nachvollziehbar. 6.) Von PLANET DER AFFEN gibt es zahlreiche Fortsetzungen und Remakes. Informieren Sie sich im Internet über diese Filme. Entwickeln Sie unter Einbeziehung dieser Informationen eine Vorgeschichte (Prequel) und machen Sie dazu ein Storyboard, eine Bilderserie oder einen Kurzfilm (z.B. mit der Handykamera). Alternativ können Sie auch in ähnlicher Form (jedoch im Stil der 1950er-Jahre) eine Fortsetzung von ALARM IM WELTALL entwerfen.

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ARBEITSBLATT NR. 4 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Wissenschaftliche Mutationen

GOJIRA (GODZILLA, JAPAN 1954, R: ISHIRO HONDA, FSK: 12) LIEGT IN DER DEUTSCHEN SOWIE DER US-AMERIKANISCHEN KINOFASSUNG VOR

TARANTULA (USA 1955, R: JACK ARNOLD, FSK: 12)

1.) Beide Filme spiegeln menschliche Ängste wider. Beschreiben Sie anhand von verschiedenen Szenen, wie die Angst in den Filmen gesteigert wird und warum eine riesenhafte Spinne und ein prähistorisches Reptil als Angstauslöser gewählt wurden? Welche Rolle spielen jeweils Mensch und Wissenschaft? Beziehen Sie bei Ihren Betrachtungen zu GODZILLA das japanische Trauma von Hiroshima ein. Linktipp: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/wiederaufbau-der-staedte/64353/hiroshima-chronik. Welche (Zukunfts)Ängste haben Menschen heute im Zusammenhang mit moderner Wissenschaft, etwa in Bezug auf die gentechnische Veränderung von Lebensmitteln, Tieren oder menschlichem Erbgut? 2.) Die Spezialeffekte beider Filme sind nicht computergeneriert. Beschreiben Sie und recherchieren Sie dazu auch im Internet, mit welchen Bild-, Montage- und Toneffekten die Riesentiere und Verwüstungen kreiert wurden. Machen Sie dazu pro Film 2-3 Screenshots mit Beschreibungen. Erörtern Sie, warum viele Zuschauer/-innen (und vielleicht auch Sie persönlich) trotz der nicht realistisch wirkenden Effekte diese „B-Filme“ (http://www.vierundzwanzig.de/de/glossar/show/492/detail/) auch heute noch gerne sehen. 3.) GODZILLA finden Sie auf zwei DVDs als deutsche Kinofassung (eine gekürzte Fassung des japanischen Originals (http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=1711) und einmal als US-Kinofassung. Schauen Sie beide Filme an und beschreiben Sie die Unterschiede. Welche Version gefällt Ihnen besser? Begründen Sie Ihre Meinung. 4.) Jack Arnold war ein bedeutender Science-Fiction- und Horrorfilm-Regisseur. Informieren Sie sich im Internet über Leben und Werk des Künstlers und überlegen Sie sich eine Science-Fiction-Geschichte, die Sie gerne von Arnold verfilmt sehen würden. Begründen Sie Ihre Wahl und überlegen Sie, welche Effekte in welcher Form (im Stile der 1950er-Jahre) dabei eingesetzt werden könnten. 5.) Von GODZILLA gibt es zahlreiche Filmvarianten und Remakes. Recherchieren Sie zu diesen Filmen im Internet und schauen Sie sich Ausschnitte (Eingabe des jeweiligen Filmnamens und Video) an. Welches Monster aus den GODZILLA-Filmen der Toho Studios finden Sie besonders eindrucksvoll? Begründen Sie Ihre Wahl und fertigen Sie eine Skizze, ein Foto mit Modellen oder eine andere künstlerische Variante von Godzilla im Kampf mit diesem Monster an. 6.) Stellen Sie mit Fotos und Bildern von mindestens zwei unterschiedlichen Tieren je eine Bildcollage her, in der das Tier, kombiniert mit Bildern von einem oder mehreren Menschen, als Bedrohung erscheint, und je ein Foto auf dem das Tier nützlich und/oder harmlos erscheint. Wie wirkt der Mensch auf dem jeweiligen Bild dabei? Begründen Sie die Wahl Ihrer Tiere und erläutern Sie, wie Sie bei der jeweiligen Variante das Tier und seine Umgebung (Menschen, Landschaft) positioniert (Größenverhältnisse, Sichtwinkel) haben. Bedenken Sie dabei auch die Farbwahl oder die Verwendung und Wirkung von Schwarz-Weiß.

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ARBEITSBLATT NR. 5 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Körperinvasionen

THE INVASION OF THE BODY SNATCHERS (DIE DÄMONISCHEN, USA 1956, R: DON SIEGEL, FSK: 16)

LOGAN’S RUN (FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT, USA 1976, R: MICHAEL ANDERSON, FSK: 12)

1.) Beide Filme handeln von Bedrohung. Beschreiben Sie anhand von je zwei Szenen, wie die Bedrohung des einzelnen Menschen erzählt und dargestellt wird. Gehen Sie dabei auf Ängste vor einer totalitären Staatsmacht, wie auch auf die direkte physische und psychische Bedrohung ein. Informieren Sie sich im Internet im Zusammenhang mit DIE DÄMONISCHEN auch über den politischen Hintergrund der Entstehungszeit des Films (McCarthy-Ära). Welchen Film fanden Sie bedrohlicher? Welche Botschaften transportieren die Filme jeweils? Begründen Sie Ihre Einschätzung nachvollziehbar. 2.) Anhand welcher Bilder und Soundeffekte wird in beiden Filmen deutlich, dass es sich um Science-FictionFilme handelt? Gehen Sie in diesem Zusammenhang bei FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT insbesondere auf die futuristische Ausstattung und Kostüme ein, bei DIE DÄMONISCHEN auf die unterschiedliche Darstellungsweise der zwei Wesensformen, die von dem/derselben Schauspieler/in gespielt werden, sowie auf die künstlerische Wirkung von Schwarz-Weiß und Farbe. Machen Sie dazu pro Film zwei bis drei Skizzen oder Screenshots und erläutern Sie diese. 3.) Regisseur Don Siegel und Peter Ustinov, der Darsteller des alten Mannes in FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT, waren zwei bedeutende Filmkünstler. Informieren Sie sich jeweils über ihr Leben, ihre Karriere und Filme und fassen Sie Ihre Rechercheergebnisse prägnant zusammen. 4.) Zu DIE DÄMONISCHEN gibt es mehrere Neuverfilmungen. Recherchieren Sie, welche Remakes es gibt (Stichwortsuche im Internet über den Originalfilmtitel) und sehen Sie sich dazu Filmclips und Trailer an. Welche Neuverfilmung würden Sie am liebsten ganz anschauen? Begründen Sie Ihre Wahl. Sehen Sie sich zusätzlich im Internet die Looney-Tunes-Parodie mit Bugs Bunny INVASION OF THE BUNNY SNATCHERS (USA 1992, Stichworte: Invasion, Bunny Snatchers) an und erläutern Sie, wie die bedrohlichen Elemente des Originalfilms verändert wurden, damit sie komisch wirken. 5.) Im gleichnamigen Roman von FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT lebt die Gesellschaft nicht in einer abgeschotteten Stadt, sondern auf der gesamten Erde. Wie müsste die Geschichte des Films verändert werden, um sie so zu erzählen? Wo wäre der alte Mann in diesem Falle und was müsste an seinem Schlussappell geändert werden? 6.) Überlegen Sie sich ein Exposé zu einem Film, der die Themen der beiden Filme – Bedrohung durch die Gesellschaft, Bedrohung der eigenen Verfügungsgewalt über den Körper und das Vermeiden des Altwerdens – beinhaltet. Welche Botschaft wäre Ihnen dabei wichtig? Gestalten Sie zu Ihrer Filmidee einen Filmtitel, entsprechende Werbeslogans und ein Filmplakat.

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ARBEITSBLATT NR. 6 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Die technischen Fantasien von Jules Verne

LE VOYAGE DANS LA LUNE (DIE REISE ZUM MOND, F 1902, R: GEORGES MÉLIÈS, FSK: 0)

20.000 LEAGUES UNDER THE SEA (20.000 MEILEN UNTER DEM MEER, USA 1954, R: RICHARD FLEISCHER, FSK: 12)

1.) Beide Filme sind Science-Fiction Filme, DIE REISE ZUM MOND wird aber auch dem „Kino der Attraktionen“, 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER hingegen dem Genre des Abenteuerfilms zugerechnet. Informieren Sie sich über diese Kinoformen bzw. Filmgenres im Internet unter den entsprechenden Stichworten. Linkvorschläge: http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=1364 http://www.film-lexikon.de/Abenteuerfilm Was unterscheidet die beiden Darbietungsarten in ihrer Absicht in Bezug auf die Erwartungshaltung des Publikums? Welche Form gefällt Ihnen besser? Begründen Sie Ihre Argumente stichhaltig. 2.) Mit welchen Bildern und Spezialeffekten wird bei Méliès die Mondlandschaft, wie im zweiten Film die Unterwasserwelt dargestellt? Machen Sie von jedem Film je drei Skizzen oder Screenshots von den Ihrer Ansicht nach gelungensten Setdesigns (mit Landschaften, Bewohnern, technischen Apparaturen etc.). Beschreiben Sie, was Ihnen daran gefällt und erläutern Sie die Machart des Szenenbildes oder der Effekte. Zusätzliche Informationen erhalten Sie auch in den DVD-Extras. 3.) Jules Verne ist ein Begründer der Science-Fiction-Literatur, George Méliès ein Pionier des Films. Informieren Sie sich im Internet sowie über die Dokumentationen auf den DVDs über Leben und Werk der beiden französischen Künstler. Was war ihre besondere Pionierleistung? Welchen Roman von Jules Verne würden Sie gerne als Film sehen? Begründen Sie Ihre Wahl nachvollziehbar. 4.) Die Hauptdarsteller Kirk Douglas, Peter Lorre und Paul Lukas haben alle einen jüdischen Hintergrund. Vergleichen Sie ihre Lebenswege. Was war an den drei Darstellern besonders charakteristisch und erfolgreich? Schauen Sie sich dazu im Internet auch Filmausschnitte an und wählen Sie je einen Film pro Darsteller aus, den Sie besonders interessant finden. Begründen Sie Ihre Wahl und erörtern Sie, inwieweit es für den Abbau von Fremdenfeindlichkeit hilfreich sein kann, etwas über die persönlichen Hintergründe von prominenten Künstler/-innen zu wissen. 5.) W ie müsste Ihrer Ansicht nach eine heutige Filmumsetzung der beiden Jules-Verne-Geschichten aussehen? Kreieren Sie dazu Ihre Vorstellungen vom Mond oder den Unterwasserwelten. Sie können zwei- (Fotos, Zeichnung, Malerei, Collage, Computeranimation etc.) oder dreidimensional (Modell oder selbstgebaute technische Apparaturen wie die Rakete oder das U-Boot) arbeiten. Erläutern Sie Ihre Ideen mit kurzen, erklärenden Sätzen und machen Sie auch Fotos von Ihren Arbeiten.

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ARBEITSBLATT NR. 7 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Zeitreisen

THE TERMINATOR (TERMINATOR, USA 1984, R: JAMES CAMERON, FSK: 16)

BACK TO THE FUTURE (ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, USA 1985, R: ROBERT ZEMECKIS, FSK: 12)

1.) In beiden Filmen finden Zeitreisen statt. Beschreiben Sie in eigenen Worten, von welcher Zeit in welche andere Zeit(en) die jeweiligen Reisen führen und aus welchem Grund sie stattfinden. 2.) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Stimmungen in den Filmen TERMINATOR und ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT anhand von jeweils zwei bis drei prägnanten Szenen. Beziehen Sie sich dabei auf die Farben, das Setdesign, die Musik, die Dialoge und die Spezialeffekte und ihre Wirkung. Fertigen Sie dazu entsprechende Screenshots oder Skizzen mit Erläuterungen an. 3.) Die Filme stammen aus den 1980er-Jahren, einer Zeit, in der auch viele Szenen der beiden Filme spielen. Damit begeben Sie sich als Zuschauende also ebenfalls auf eine Art Zeitreise. Beschreiben Sie anhand der Mode, der Frisuren und Maske, der elektronischen Geräte, der Musik und anderer Aspekte, die Ihnen auffallen, was sich im Vergleich zu heute geändert hat. Sie können dazu ebenfalls Screenshots oder Skizzen machen, die diese Aspekte besser verdeutlichen. Eine Internetrecherche (Zeitgeist und Mode der 1980er-Jahre) oder ein Gespräch mit Erwachsenen können ebenfalls hilfreich sein. 4.) Der Österreicher Arnold Schwarzenegger verkörpert für viele den US-amerikanischen Traum eines Einwanderers, der es ganz nach oben geschafft hat. Recherchieren Sie im Internet seine Lebensgeschichte und erläutern Sie, warum er so erfolgreich wurde. Schauen Sie sich dazu Filmausschnitte seiner verschiedenen Filmrollen an. 5.) Die Fortsetzung von ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT (Teil 2) spielt teilweise im Jahr 2015. Schauen Sie sich dazu Filmausschnitte und Trailer im Internet an. Wie wird unsere jüngste Vergangenheit dargestellt? Was ist Wirklichkeit geworden, was haben die Filmemacher von 1985 falsch vorausgesehen? Hilfreicher Linkvorschlag: https://www.youtube.com/watch?v=C-hibL8ddZU 6.) Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, in welche Epoche (Zukunft oder Vergangenheit) würden Sie reisen? Begründen Sie Ihre Zeitwahl und schildern Sie als fiktiven Tagebuch- oder Blogeintrag, was Ihnen auf dieser Zeitreise passieren könnte. Zeichnen oder konstruieren Sie dazu auch eine Zeitmaschine (bitte zusätzlich fotografisch dokumentieren). Was müsste an Ihrer Zeitmaschine anders (oder auch ähnlich) sein wie bei den Zeitmaschinen der beiden Filme?

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ARBEITSBLATT NR. 8 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Die Regisseure des Programms – ganz anders

AMERICAN GRAFFITI (USA 1973, R: GEORGE LUCAS, FSK: 16)

THELMA & LOUISE (USA 1991, R: RIDLEY SCOTT, FSK: 16)

1.) In beiden Filmen wird das Thema Flucht unterschiedlich dargestellt. Beschreiben Sie, warum bzw. wovor die Protagonisten davonlaufen und auf welche Art und Weise dies geschieht. Wie unterscheiden sich ihre Flucht und die Verfolgungsjagden von denen der Filme aus dem Doppelprogramm? Gehen Sie in Ihrem Vergleich auch auf die Handlungsorte und die jeweiligen Fortbewegungsmittel der vier Filme ein, um den Unterschied der beiden unterschiedlichen Genres zu verdeutlichen. 2.) In AMERICAN GRAFITTI und THELMA & LOUISE wird Musik unterschiedlich verwendet. Erkundigen Sie sich über On- und Off-Musik (http://www.kinofenster.de/lehrmaterial/glossar/?fg_action=suchen&fg_rubrik=TON+UND+MUSIK) und beschreiben Sie detailliert, wie in den Filmen jeweils Musik zur Handlungsunterstützung eingesetzt wird. Nennen Sie jeweils zwei Szenen als Beispiel. 3.) A MERICAN GRAFITTI ist ein Coming-of-Age-Film, THELMA & LOUISE ein Roadmovie. Informieren Sie sich über diese Genres (http://www.kinofenster.de/lehrmaterial/glossar/) und beschreiben Sie anhand von Szenenbeispielen, inwieweit die Filme genretypisch sind. Beziehen Sie dabei Handlungszeit (frühe 1960er-Jahre und frühe 1990er-Jahre) und Handlungsorte (Kleinstadt, Landschaft, Straßen etc.) in Ihre Betrachtungen ein. Informieren Sie sich zudem über die Filme von George Lucas und Ridley Scott (Teil I, S.25 und Internetrecherche). Welche ihrer Filme lassen sich dem Science-FictionGenre zuordnen? 4.) Harrison Ford spielt in beiden Filmen des Double-Features Hauptrollen (Rick Deckard und Han Solo). In AMERICAN GRAFFITI spielt er die Nebenfigur des Bob Falfa. Was unterscheidet die drei Charaktere und wie gelingt es dem Schauspieler, sie unterschiedlich darzustellen? Gehen Sie dabei auf Kostüm, Maske, Sprache, Mimik und Gestik ein. Entwerfen Sie nun eine Szene (mit Dialog und Regieanweisungen) auf einem fremden Planeten, in der sich die drei Charaktere begegnen. Informieren Sie sich in diesem Zusammenhang auch im Internet über Leben und Karriere von Harrison Ford. 5.) Beide Filme haben ein eher tragisches Ende. Was halten Sie persönlich vom jeweiligen Ausgang der Geschichten? Begründen Sie Ihre Meinung. Überlegen Sie sich im Anschluss in Form eines Exposés oder Storyboards zu einem der beiden Filme ein Ende mit einem Happy End. Bedenken Sie dabei die jeweiligen Vorgeschichten der Hauptfiguren. 6.) L assen Sie mindestens zwei der Charaktere von AMERICAN GRAFITTI und/oder THELMA & LOUISE in einem Science-Fiction-Film auftreten und entwerfen Sie eine entsprechende Geschichte dazu. Schreiben Sie die Inhaltsangabe in Kurzfassung auf und gestalten Sie eine Szene als Storyboard, Bilder-/Fotoserie, Collage oder als Moodboard. Denken Sie dabei auch an Kostüm, Maske, technische Ausrüstung und Spezialeffekte. Welche Botschaft soll ihre Filmerzählung vermitteln?

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ARBEITSBLATT NR. 9 | FÜR 2-4 SCHÜLER/INNEN

Utopien und Dystopien

SOLARIS (SU 1972, R: ANDREI TARKOWSKI, FSK: 12)

CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND (UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART, USA 1977, R: STEVEN SPIELBERG, FSK: 12) DIRECTOR’S CUT DVD 1

1.) Charakterisieren Sie die Hauptfiguren beider Filme, Kris Kelvin und Roy Neary, und beschreiben Sie dabei auch, wonach sie suchen und welche Entwicklung sie jeweils durchlaufen. Welche unterschiedlichen Botschaften in Bezug auf die Suche nach dem Sinn des Daseins erzählen die beiden Filme? Gehen Sie dabei auf die Bedeutung des Ozeans beziehungsweise der UFOs ein. Würden Sie der Aussage zustimmen, dass SOLARIS eher eine Dystopie, UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART eher eine Utopie darstellt? Begründen Sie Ihre Antwort anhand von Szenenbeispielen und Dialogzitaten. 2.) Für welches Zielpublikum sind die beiden Filme Ihrer Ansicht nach gedacht? Erörtern Sie diese Frage in Zusammenhang mit der Filmerzählung, der Verwendung von Spezialeffekten, den Farb- und Lichteffekten, der Schnittgeschwindigkeit und dem Einsatz von Ton und Musik. Machen Sie dazu entsprechende Screenshots. Welcher der beiden Filme hat Sie mehr zum Nachdenken angeregt? Begründen Sie Ihre Antwort nachvollziehbar. 3.) Von UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART gibt es mehrere Fassungen. In der sogenannten „Neuen Version“ wird das Raumschiff-Innere im Anschluss an das ursprüngliche Finale gezeigt. Im späteren Director’s Cut wurde sie wieder entfernt. Schauen Sie sich diese Szene an (Kapitel 27 der DVD 2 – Special Edition) und erörtern Sie, wie Sie diese Zusatzszene finden. Welches Ende hätten Sie Spielbergs Film gegeben? Begründen Sie Ihre Entscheidung. 4.) Steven Soderbergh hat 2002 ein US-amerikanisches Remake von SOLARIS gedreht, in dem die Liebesgeschichte der Kelvins im Mittelpunkt steht. Schauen Sie sich dazu Filmausschnitte an (Stichworte: Solaris, Clooney) und überlegen Sie, warum der Autor der Romanvorlage, Stanislaw Lem, diese Fassung ablehnte. Ziehen Sie dazu auch Ihre Ergebnisse aus der Aufgabe 1.) hinzu. 5.) Andrei Tarkowski und Steven Spielberg sind filmgeschichtlich bedeutende Filmschaffende. Informieren Sie sich im Internet über Leben, Karriere und Filme der beiden Filmemacher und fassen Sie Ihre Ergebnisse prägnant zusammen. Arbeiten Sie dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten – auch in Zusammenhang mit den politischen Systemen, in denen ihre Filme entstanden sind – im Schaffen der beiden Regisseure heraus. Schauen Sie sich im Internet Ausschnitte aus ihren Filmen an und suchen Sie sich davon ausgehend für jeden Regisseur je einen Film heraus, den Sie gerne in voller Länge sehen würden. Begründen Sie Ihre Wahl stichhaltig. 6.) Stellen Sie sich vor, dass sich Kris Kelvin und Roy Neary auf einem fernen Planeten begegnen und schreiben Sie einen fiktiven Dialog, in dem beide ihre Erlebnisse (aus den Filmen) wie auch die Frage nach dem Sinn des Daseins erörtern. Sie können diese Szene auch als Theaterszene und/oder filmisch erarbeiten.

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ARBEITSBLATT NR. 10 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Computer beherrschen die Welt

ALPHAVILLE, UNE ÉTRANGE AVENTURE DE LEMMY CAUTION (LEMMY CAUTION GEGEN ALPHA 60, F 1965, R: JEAN-LUC GODARD, FSK: 16)

THE MATRIX (MATRIX, USA 1999, R: LANA UND LILLY WACHOWSKI, FSK: 16)

1.) In ALPHAVILLE gibt es die Außenwelt und die Stadt Alphaville, in MATRIX die computergenerierte Traumwelt Matrix und die Realität. Teilen Sie die beiden Filme jeweils in Kapitel ein und beschreiben Sie kurz die jeweilige Handlung und den Ort der Handlung. Auf was müssen die Zuschauer/-innen jeweils achten, um der Handlung folgen zu können? 2.) A nhand welcher Bilder, Sound- und Farbeffekte wird in beiden Filmen deutlich, dass es sich um einen Science-Fiction-Film handelt? Wie unterscheiden sich die filmischen Mittel und Effekte der Vorcomputerzeit in ALPHAVILLE von einem Film mit computergenerierten Spezialeffekten wie MATRIX? Fertigen Sie dazu pro Film zwei bis drei Skizzen oder Screenshots von Szenen/Spezialeffekten an, die Ihnen besonders gefallen haben und stellen Sie die beiden Filme in Bezug auf diese Effekte gegenüber. 3.) Jean-Luc Godard und die Geschwister Wachowski sind wichtige Filmschaffende. Informieren Sie sich im Internet über Leben, Karriere und Filme der Filmemacher/-innen und fassen Sie Ihre Rechercheergebnisse prägnant zusammen. Arbeiten Sie dabei besonders Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Karriere der Regisseure heraus. Für welche Filmströmung war Godard besonders wegweisend? Warum nennen sich die Wachowskis heute nur noch The Wachowskis? Schauen Sie sich Ausschnitte aus ihren Filmen an und suchen Sie sich davon ausgehend je Regisseur/Regieteam einen Film heraus, den Sie gerne ganz sehen würden. Begründen Sie Ihre Wahl stichhaltig und nachvollziehbar. 4.) In beiden Filmen werden die Menschen von „Superhirnen“ beherrscht. Inwieweit dominieren Computer und Internet unsere heutige Zeit? Könnten Sie sich Ihr Leben ohne diese Medien vorstellen? Was wäre Ihrer Ansicht nach für den Menschen in einer Welt ohne Computer und Internet anders, im positiven wie im negativen Sinne? Begründen Sie Ihre Einschätzung in Stichpunkten und nachvollziehbar. 5.) In ALPHAVILLE wurden die futuristischen Szenen in real existierenden Stadtvierteln von Paris und Gebäuden gedreht. Suchen Sie in Ihrer Umgebung ebenfalls Drehorte, die man für einen ScienceFiction-Film verwenden könnte. Machen Sie Fotos und begründen Sie, warum sich diese Orte besonders gut eignen, um darin einen futuristischen Film zu drehen. 6.) Von MATRIX gibt es zwei Fortsetzungen, jedoch kein Prequel (Vorgeschichte). Denken Sie sich eine Vorgeschichte für einen Kurzfilm aus und machen Sie dazu ein Storyboard, eine Bilderserie oder einen Kurzfilm (z.B. mit der Handykamera). Wenn Sie die MATRIX-Trilogie kennen, können Sie im Vergleich zu MATRIX REVOLUTIONS (USA/Australien, 2003) auch ein alternatives Ende entwerfen.

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ARBEITSBLATT NR. 11 | FÜR 2-3 SCHÜLER/INNEN

Eine Medienutopie aus Deutschland

WELT AM DRAHT (BRD 1973, R: RAINER WERNER FASSBINDER, 2-TEILIGER TV-FILM, FSK: 12)

1.) WELT AM DRAHT spielt in drei verschiedenen Simulationsebenen. Fassen Sie in eigenen Worten den Inhalt zusammen. Arbeiten Sie dabei heraus, wann welche Szenen in welcher der Ebenen spielt. Wie wird durch Bild und Ton gezeigt, wann eine Ebene in die andere übergeht, beziehungsweise wann sich die Figuren in welcher Ebene befinden? 2.) Fassbinders Bilder und Figuren wirken bewusst artifiziell. Wie unterstreicht die sichtbare Verwendung von Spiegeln und Spiegelungen die Künstlichkeit der Darstellungen? Machen Sie mindestens drei Screenshots mit entsprechenden Anmerkungen. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Kamerafahrten, Schnitten, Mimik, Gestik und Stimmartikulation der Schauspieler/innen. 3.) Rainer Werner Fassbinder hat den deutschen und den internationalen Film geprägt. Informieren Sie sich im Internet über das Leben und Werk von Fassbinder. Schauen Sie sich Ausschnitte seiner Spielfilme im Internet an und suchen Sie sich einen Film heraus, den sie besonders interessant finden. Begründen Sie Ihre Wahl und fassen Sie zusammen was das Besondere an Fassbinders Filmen ist. Linktipps: http://www.fassbinderfoundation.de http://www.filmportal.de/person/rainer-werner-fassbinder_16e2b393d11641aa885388d85222f8db 4.) Vorlage des Fernsehfilms war der Science-Fiction-Roman „Simulacron-3“ von Daniel F. Galouye, der 1999 unter dem Titel THE 13TH FLOOR (THE 13TH FLOOR – BIST DU WAS DU DENKST?, USA 1999, R: Josef Rusnak) zum zweiten Mal verfilmt wurde. Schauen Sie sich Ausschnitte und Trailer dieser Verfilmung an (Stichworte: 13th floor, bist du, Video), beschreiben Sie, was im Vergleich zu Fassbinders Film visuell anders umgesetzt wurde bzw. anders erzählt wird. 5.) Inwieweit leben wir heutzutage in einer virtuellen Welt? Erörtern Sie diese Frage in Zusammenhang mit der Nutzung von Computern, Smartphones, sozialen Netzwerken etc. Könnten Sie sich Ihr Leben ohne diese Medien vorstellen? Was wäre Ihrer Ansicht nach für den Menschen in einer Welt ohne Computer und Internet anders, im negativen wie im positiven Sinne? Begründen Sie Ihre Einschätzung nachvollziehbar. 6.) Vergleichen Sie die Geschichte von WELT AM DRAHT mit Computerspielen, die Sie kennen und entwerfen Sie ein modernes Computerspiel zu Fassbinders Film. Fertigen Sie Skizzen zum „Look“ an und verfassen Sie für Ihr Spiel eine Anleitung. Denken Sie dabei an die verschiedenen Simulationsebenen und die Charaktere, die das Ganze steuern.

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ARBEITSBLATT NR. 12 | FÜR 2-4 SCHÜLER/INNEN

Unendliche Weiten – In Serie(n)

STAR TREK – TV SERIE (RAUMSCHIFF ENTERPRISE, USA 1966, STAFFEL 1, FSK: 12)

RAUMPATROUILLE ORION – TV SERIE (BRD 1966, FSK: 6)

1.) S TAR TREK ist eine der ersten und erfolgreichsten Serien der Film- und Fernsehgeschichte. Schauen Sie sich die Folgen THALOS IV – TABU (2 Teile) an, in die die ursprüngliche Pilotfolge eingearbeitet ist. Sehen Sie sich nun von allen übrigen 27 Folgen die einminütigen Trailer an und wählen Sie pro Schüler/in mindestens zwei Folgen aus, die Sie sich gemeinsam oder alleine anschauen. Begründen Sie Ihre Auswahl. Haben die Trailer Ihre Erwartungen erfüllt? Erörtern Sie, inwieweit Trailer Ihre Filmauswahl beeinflussen oder ob Sie Ihre Entscheidungen von anderen Kriterien abhängig machen. Welche Folge hat Ihnen am besten gefallen? 2.) Welche Elemente (Figuren, Setdesign, Musik, Dialoge, Spezialeffekte etc.) sind in allen Folgen gleich? Was macht das STAR TREK-Universum besonders? Beschreiben Sie zwei Ihrer Lieblingsprotagonisten/innen und zwei Ihrer Lieblingsgegenspieler/innen. Begründen Sie Ihre Wahl nachvollziehbar. 3.) S chauen Sie sich nun entweder zwei Folgen oder den Folgenzusammenschnitt (Disc 3, Producer’s Cut) von RAUMSCHIFF ORION aus dem gleichen Jahr an. Was unterscheidet diese deutsche ScienceFiction-Serie in ihrer Machart von STAR TREK? Wie unterscheiden sich Aufgaben und Aktionen der Besatzung von denen der US-Serie? Vergleichen Sie die Serie, indem Sie ihre jeweiligen Charakteristika herausarbeiten (Figuren, Setdesign, Musik, Dialoge, Spezialeffekte, Produktionsland etc.). Recherchieren Sie dazu auch im Internet. 4.) S TAR TREK hat eine riesige Fangemeinde. Recherchieren Sie zu den Fanclubs und Fanartikeln im Internet und stellen Sie interessante Entdeckungen mit Bild und Beschreibung vor. Können Sie die Begeisterung der Fans nachvollziehen oder ist sie Ihnen eher fremd? Führen Sie Ihre Betrachtungen nachvollziehbar aus. 5.) Beide Serien hatten im Vergleich zu Kinoproduktionen ein niedriges Budget. Mit welchen, vor allem bei RAUMSCHIFF ORION, (sichtbaren) Tricks und (umfunktionierten) Gegenständen wurden Innenräume und Weltraumhintergründe geschaffen? Wählen Sie pro Serie mindestens zwei entsprechende Szenenbilder aus und machen Sie dazu Screenshots mit Beschreibungen. Versuchen Sie nun, mit einfachen Haushaltsgegenständen ebenfalls ein futuristisches technisches Gerät oder eine Raumfahrt zu kreieren und fotografieren Sie dieses. 6.) S owohl für STAR TREK wie auch für RAUMPATROUILLE ORION wurden eigene Begrüßungen (z.B. der Vulkanier-Gruß) erfunden. Entwickeln Sie eine eigene Serienidee und denken Sie sich dafür eine neue futuristische Begrüßung oder ein entsprechendes Ritual aus. Kostümieren und schminken Sie sich entsprechend und fotografieren oder filmen Sie Ihre neue Kreation alleine oder in der Gruppe. Erarbeiten Sie auch erklärende Hinweise, benennen Sie Tanz oder Gruß und erläutern Sie in welchem Zusammenhang dieser mit Ihrer Serienidee steht.

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IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE

IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE Vorbereitungstipps für Schüler/innen Entsprechende Links und Hinweise finden sich im Teil I nach den einzelnen Unterkapiteln, im Teil III bei den jeweiligen Fragen.

>> SF-Fan.de: Was ist SF? Eine Definition der Science Fiction: https://www.sf-fan.de/lexikon-science-fiction/was-ist-science-fiction-eine-definition-der-science-fiction.html

>> Great SciFi: Mary Shelley: http://www.greatscifi.de/mary-shelley.html

>> Die Welt: Panik vor Marisanern und anderen Inavsoren: http://www.welt.de/geschichte/article121352856/Panik-vor-Marsianern-und-anderen-Invasoren.html

>> Der Hörspielblog Mark Brandis: Ost-West-Konflikte gestern und morgen (2) – Der Kalte Krieg in der Science-Fiction-Geschichte: http://www.interplanar.de/blog/2012/01/ot-ost-west-konflikte-gestern-und-morgen-2-der-kalte-kriegin-der-science-fiction-geschichte/

>> SPON: Zurück in die Zukunft: http://www.spiegel.de/einestages/zurueck-in-die-zukunft-kultfilm-mit-michael-j-fox-wird-30-a-1041125.html

>> SPON: Sci-Fi-Schreckensszenarien: http://www.spiegel.de/einestages/tribute-von-panem-1984-soylent-green-dystopien-im-kino-a-996023.html

>> Telepolis: Mensch-Maschinen (Artikel über Menschmaschinen – Roboter im Film): http://www.heise.de/tp/artikel/31/31773/1.html

>> Deutschlandradio Kultur: Künstliche Intelligenz: http://www.deutschlandradiokultur.de/kuenstliche-intelligenz-mensch-ist-durch-kreativitaet.1008. de.html?dram:article_id=308840

Videos >> Die Science Fiction Propheten - Mary Shelley‘s Frankenstein (TV-Doku, Produzent: Ridley Scott, Länge: 41:49, Deutsche Erstausstrahlung: 11.06.2012, N24): https://www.youtube.com/watch?v=glvPSgwrhk8

>> Die Science Fiction Propheten - Jules Verne: Visionär der Moderne (TV-Doku, Produzent: Ridley Scott, Länge: 41:40, Deutsche Erstausstrahlung: 16.07.2012, N24): https://www.youtube.com/watch?v=TVZxd6tOIZ0

>> Die Science Fiction Propheten – H.G. Wells Zeitmaschine und Krieg der Welten (TV-Doku, Produzent: Ridley Scott, Länge: 41:59, Deutsche Erstausstrahlung: Mo 25.06.2012 N24): https://www.youtube.com/watch?v=K5spRWPDe5w

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IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE

>> Die Science Fiction Propheten - Isaac Asimov: Roboter und galaktische Imperien (TV-Doku, Produzent: Ridley Scott, Länge: 41:59, Deutsche Erstausstrahlung: 09.07.2012, N24): https://www.youtube.com/watch?v=jK0Lgmx4ghE

>> Die Science Fiction Propheten - Philip K. Dick: Von Total Recall bis Minority Report (TV-Doku, Produzent: Ridley Scott, Länge: 42:01, Deutsche Erstausstrahlung: 18.06.2012, N24): https://www.youtube.com/watch?v=Ej1RxOxl-­6 4

>> Die Science Fiction Propheten – George Lucas: Star Wars (TV-­Doku, Produzent: Ridley Scott,Länge 40:44): https://www.youtube.com/watch?v=1IiwwC_bSzs

Videos zu Spezialeffekten >> THE INCREDIBLE SHRINKING MAN, Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=YRzcFXyOHIw

>> 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM – Die Stargate-Sequenz: https://www.youtube.com/watch?v=ebmwYqoUp44

>> Dreharbeiten zu MATRIX: https://www.youtube.com/watch?v=W1wefGfO7FE

Literaturtipps Allgemein >>Elsaesser, Thomas / Hagener, Malte: Filmtheorie zur Einführung, Junius, Hamburg 2011 >>Faulstich, Werner: Grundkurs Filmanalyse, UTB Verlag, Stuttgart 2013 >>Ganguly, Martin: Filmanalyse, Klett-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2011 >>Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse. Metzler-Verlag, Stuttgart 2012 >>Kamp, Werner / Rüsel, Manfred: Vom Umgang mit Film. Volk und Wissen/Cornelsen-Verlag. Berlin 1998 >> Klant, Michael / Spielmann, Raphael: Grundkurs Film 1: Kino, Fernsehen, Videokunst: Materialien für die Sek I und II, Schroedel Verlag, Braunschweig 2008

>>Korte, Helmut: Einführung in die systematische Filmanalyse. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2001 >>Monaco, James: Film verstehen. Rowohlt, Hamburg 2009 >> Steinmetz, Rüdiger: Filme sehen lernen. DVD mit Begleitbuch. Zweitausendeins-Verlag, Frankfurt a. M. 2005

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IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE

Weiterführende Literatur und Filme Geschichte des Science-Fiction-Films >> Aurich, Rolf / Jacobson, Wolfgang / Lange, Britta (Hg.): Die Entdeckung Deutschlands: Science-Fiction als Propaganda (Filit), Verbrecher-Verlag, Berlin 2014

>> Claus, Detlef (Hg.): Asiatische Monster- und Science-Fiction-Filme: Das deutsche Werbematerial von 1956-2011, beleville Verlag, München 2011

>> Fritsch, Matthias / Lindwedel, Martin / Schärtl, Thomas: Wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist – ScienceFiction-Filme: Angewandte Philosophie und Theologie, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2003

>>Grant, Barry Keith: 100 Science Fictions Films, BFI / Palgrave Macmillan, London 2013 >> Hörnlein, Frank / Heinecke, Herbert (Hg.): Zukunft im Film. Sozialwissenschaftliche Studien zu „Star Trek“ und anderer Science Fiction, Herbert von Halem Verlag, Köln 2003

>> Hughes, Howard: Outer Limits. The Filmgoer’s Guide to the Great Science-Fiction Films, I.B. Tauris, London 2014

>> Jaspers, Kristina / Warnecke, Nils / Waz, Gerlinde: Things To Come. Science Fiction Film, Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin 2016

>> Koebner, Thomas (Hg.): Filmgenres: Science Fiction (Reclams Universal-Bibliothek), Reclam Stuttgart/Leipzig 2007

>> Osteried, Peter: Die Filme von Jack Arnold, Verlag: Medien-, Publikations- und Werbegesellschaft Knorr Martens, Hille 2012

>> Power, Aidan / González de Reufels, Delia / Greiner, Rasmus / Pauleit, Windried / Kommunalkino Bremen e.V. (Hg.): Die Zukunft ist jetzt: Science-Fiction-Kino als audio-visueller Entwurf von Geschichte(n), Räumen und Klängen, Kommunalkino Bremen, Bremen 2016

>> Schneider, Steven J. (Hg.): 101 Science Fiction Filme: Die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist. Ausgewählt und vorgestellt von 33 internationalen Filmkritikern, Edition Olms, Oetwil am See (Schweiz) 2012

>> Seeßlen, Georg / Jung, Fernand: Science Fiction: Geschichte und Mythologie des Science-FictionFilms, 2 Bände, Schüren-Verlag, Marburg 2003

>> Sennewald, Nadja: Alien Gender: Die Inszenierung von Geschlecht in Science-Fiction-Serien, transcript verlag, Bielefeld 2007

>> Spiegel, Simon: Die Konstitution des Wunderbaren. Zu einer Poetik des Science-Fiction-Films, Schüren-Verlag, Marburg 2007

>> Wolfschlag, Claus M.: Traumstadt und Armageddon: Zukunftsvision und Weltuntergang im Science-Fiction-Film, Ares Verlag, Graz (Österreich) 2007

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IV. LINKSAMMLUNG & LITERATURHINWEISE

Science-Fiction-Romane >> Clarke, Arthur C.: 2001: Odyssee im Weltraum – Die Saga: Vier Romane in einem Band, Heyne Verlag, München, 2016

>>Galouye, Daniel F.: Simulacron-3/Welt am Draht, HJB Verlag, Radolfzell, 2013 >>Lem, Stanislaw: Solaris, Taschenbuch, List Verlag, Berlin 2006 >> Verne, Jules: Romane (Vier Bände im Schuber: 20.000 Meilen unter den Meeren / In 80 Tagen um die Welt / Reise zum Mittelpunkt der Erde / Von der Erde zum Mond), Anaconda Verlag, Köln 2013

DVD-Tipps von der Redaktion >>BRAZIL (GB 1985), Twentieth Century Fox, FSK: 12 >>STAR WARS: THE COMPLETE SAGA (9 Blu-rays), 20th Century Fox Home Entertainment, 2015, FSK: 12 >>FRANKENSTEIN (USA 1931), Universal Pictures Germany GmbH, FSK: 16 >> FRANKENSTEINS BRAUT (BRIDE OF FRANKENSTEIN, USA 1935), Universal Pictures Germany GmbH, FSK: 12

>> DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C (THE INCREDIBLE SHRINKING MAN, USA 1957), Koch Media GmbH, FSK: 12

>>DER SCHWEIGENDE STERN (DDR/PL 1960), Icestorm Entertainment GmbH, FSK 12 >>DER AMPHIBIENMENSCH (CHELOVEK-AMFIBIYA, UdSSR 1962), Icestorm Entertainment GmbH, FSK: 6 >>FAHRENHEIT 451 (GB 1966), Universal Pictures Germany GmbH, FSK: 12 >>DER SCHLÄFER (SLEEPER, USA 1973), Twentieth Century Fox, FSK: 16 >>DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL (THE MAN WHO FELL TO EARTH, GB 1976), StudioCanal, FSK: 16 >>DIE FRAUEN VON STEPFORD (THE STEPFORD WIVES, USA 1975) Paramount, FSK: 12 >> E.T. – DER AUSSERIRDISCHE (E.T. – THE EXTRA-TERRESTRIAL, USA 1982), Universal Pictures Germany GmbH, FSK: 6

>>DELICATESSEN (F 1991), StudioCanal, FSK: 16 >>DAS FÜNFTE ELEMENT (THE FIFTH ELEMENT, F 1997), Universum Film GmbH, FSK: 12 >>GATTACA (USA 1997), Sony Pictures Home Entertainment, FSK: 12 >>WALL·E - DER LETZTE RÄUMT DIE ERDE AUF (WALL·E, USA 2008), Walt Disney, FSK: 0 >>MOON (USA 2011), Koch Media GmbH, FSK: 12 >>DISTRICT 9 (ZA, CAN, USA, NZ 2009), Sony Pictures Home Entertainment, FSK 16 >>HER (USA 2013), Warner Home Video, FSK: 12 >>THE LOBSTER (GR, IRE, NL, GB, F 2015), Sony Pictures Home Entertainment, FSK: 16

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I. VOR DEM SCREENING

Fernsehserien >>AKTE X - SEASON 1-9 (53 DVDS), 20th Century Fox, FSK: 16 >>FALLING SKIES, 5 Staffeln, USA 2011-2015, Warner Home Video, (Alienattacken), FSK 12 >> FIREFLY – DER AUFBRUCH DER SERENITY, Die komplette Serie (4 DVDs), USA, 20th Century Fox Home Entertainment, 2002/2003, FSK: 16

>>FRINGE, Die komplette erste Staffel (7 DVDs), Warner Home Video – DVD, FSK: 16

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V. IMPRESSUM

V. IMPRESSUM Herausgeber und Copyright Deutsche Filmakademie e.V. Köthener Straße 44 10963 Berlin T.: +49 30 257 587 9 - 0 F.: +49 30 257 587 9 - 10 Mail: info@deutsche-filmakademie.de Bundeszentrale für politische Bildung Adenauerallee 86 53113 Bonn T.: +49 (0)228 99515-200 F.: +49 (0)228 99515-293 Autoren Philipp Bühler (Text) Dr. Martin Ganguly (Bezugsfilme und Arbeitsblätter) Redaktion Katja Hevemeyer (Deutsche Filmakademie e.V.) verantwortlich Katrin Willmann (Bundeszentrale für politische Bildung) verantwortlich Sophia Beck (Deutsche Filmakademie e.V.) Ruža Renić (Bundeszentrale für politische Bildung) Lektorat Kirsten Taylor Gestaltung und Design Marc Pitzke Veranstalter, Partner und Förderer: „Klassiker sehen - Filme verstehen“ ist eine Veranstaltungsreihe der Deutschen Filmakademie und der Bundeszentrale für politische Bildung.

Titelbild: oorka / iStock:17759121

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Licence (CC BY-NC-SA 4.0). Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind.

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