Riesling Rasse, Klasse, Eleganz
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EINE TRAUBE – UNENDLICH VIELE MÖGLICHKEITEN
Eine Traube – unendlich viele Möglichkeiten Die edle Rieslingtraube erbringt hochelegante, komplexe und lagerfähige Weine. Ihre frische, fruchtigeSäure kennzeichnet sie weltweit; deutsche Rieslinge sind jedoch etwas ganz Besonderes. All die verschiedenen Regionen, Böden und Reifezustände bei der Lese spiegeln sich in dem breiten Aromenspektrum des Rieslings: von Zitrus über knackigen Apfel bis zu reifen Pfirsichen oder tropischen Früchten, oft mit mineralischen, kräuteri-
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gen oder würzigen Noten unterlegt. Reifetöne und die Honignuancen der Edelfäule fügen dem Rieslinguniversum weitere Dimensionen hinzu. Ein Riesling kann so leicht wie Schmetterlingsflügel sein, straff und geradlinig oder üppig und sanft. Die Allerbesten bleiben lange auf der Zunge, hinterlassen bleibenden Eindruck und sind eine Zierde für jeden Weinkeller. Riesling besitzt die einzigartige Fähigkeit, großartige Weine aller Stilrichtungen hervorzubringen, von staubtrocken bis reichhaltig süß. Der vielseitige Speisebegleiter ist immer ein gern gesehener Gast, beim zwanglosen Abend mit Freunden ebenso wie beim ganz großen Fest.
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In allen 13 Weinbauregionen Deutschlands wird Riesling angebaut, vor allem entlang der hügeligen Flusstäler von Rhein, Mosel, Ahr, Nahe, Saar, Ruwer und Neckar. Sie liegen rund um den 50. Breitengrad und damit so weit nördlich wie die Mongolei, Kiew oder Neufundland, und sie werden klimatisch vom Golfstrom beeinflusst. Hier herrschen moderate Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter vor, während es in den weiter östlich gelegenen Regionen (Franken, Saale-Unstrut und Sachsen) auch kältere Winter geben kann. Für die Trauben bedeutet dies eine höhere Gefahr von Frühjahrs- oder Herbstfrösten. Für eine spät reifende Sorte wie den Riesling ist dieses Klima eigentlich weniger zuträglich, aber in den warmen Mikroklimata uralter Steinterrassen oberhalb von Main, Saale, Unstrut und Elbe gedeiht er hervorragend.
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Der Riesling entwickelt seine Vielzahl natürlicher Aromen erst am Ende seiner Reifung. In Europa gedeiht er am besten in nördlichen Anbaugebieten und/oder höher gelegenen kühlen Klimazonen, die eine lange Wachstumsphase ermöglichen. Seine angestammten Herkünfte sind Deutschland, Österreich und das Elsass, aber er wird mittlerweile rund um den Globus erfolgreich angebaut: in den USA (Große Seen/Staat New York, Oregon, Washington, Nordkalifornien), Kanada, in hoch gelegenen Flächen in Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland. Riesling wächst in Deutschland auf rund 23.000 Hektar, das sind fast 50 Prozent des weltweiten Anbaus.
„Nur der Riesling ergibt puren Wein, frei von Eiche, der genau seine Herkunft abbildet. Von blumig und federleicht über straff, trocken und mineralisch bis üppig und cremig ... Komplexität, Spannung, Frische im Mund ... das ist die Essenz des Rieslings.“ Hugh Johnson, Vorwort zu „Riesling Renaissance“ von Freddy Price
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Herkunft Wie bei den meisten klassischen Rebsorten ist nicht ganz klar, woher der Riesling ursprünglich kommt. Lange wurde angenommen, dass er direkt von der einstmals wild in Wäldern entlang des Rheins vorkommenden Vitis vinifera silvestris abstammt. Der österreichische Rebforscher Ferdinand Regner veröffentlichte 2006 das Ergebnis einer von ihm durchgeführten Genanalyse, wonach die ursprüngliche Riesling traube frosthart war, kleine Beeren trug und vermutlich aus
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wilden Trauben des Rheintals selektiert worden war. Danach erfolgte eine wohl spontane Kreuzung mit Traminer und einer einheimischen Wildrebe, was wahrscheinlich zu einer verbesserten Qualität führte. Später kam es zu einer Kreuzung mit dem Weißen Heunisch (frz. Gouais Blanc), wodurch die Traube an Widerstandskraft, Vitalität und Säure zulegte. Die Ahnen des Rieslings sind also wilde Reben sowie zwei alte Rebsorten, die alle am Rhein heimisch waren. Die erste dokumentierte Erwähnung der Rebsorte ist auf einer Rechnung vom 13. März 1435 zu lesen. Klaus Kleinfisch berechnete seinem Lehnsherren Graf Johann IV. von Katzenelnbogen Rieslingreben, die dieser an seinem neu erbauten Rüsselsheimer Schloss setzen wollte. Auch der Ursprung des Namens ist nicht ganz klar. Vermutlich stammt er aus dem 15. Jahrhundert und könnte eine Abwandlung von Russling (verrußtes Holz) oder Rissling (von verrieseln) sein. Das Wort „Riesling“ taucht zum ersten Mal im Jahr 1552 in einer Kräuterkundevon Hieronymus Bock auf: „Riesling wächst an der Mosel, dem Rhein und im Stadtbezirk von Worms“.
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Inzwischen ist Riesling weltweit als „weißer“ oder „Johannisberger“ Riesling bekannt. Letzteres vor allem wegen der wichtigen Rolle, die das Rheingauer Schloss Johannisberg 1775 bei der Entdeckung der Spätlese gespielt hat. Das war reiner Zufall: Der berittene Bote, der beim Bischof von Fulda die Erlaubnis zum Lesebeginn für die Mönche aus Johannisberg einholen sollte, verspätete sich – aus bis heute unbekannten Gründen – um 14 Tage. Die
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Traubenernte konnte erst nach Einsetzender Edelfäule beginnen – die vermutete Katastrophe entpuppte sich als Glücksfall. „Einen solchen Wein habe ich noch nie gekostet“, staunte der Kellermeister. Bis heute ist die Spätlese eine der wichtigsten deutschen Weinkategorien. Übrigens lässt sich auch der Begriff „Kabinett“ auf die Mönche zurückführen. Ihre besten Weine lagerten sie in einem Teil des Kellers, den sie „Kabinett“ nannten. Über die Jahre wurde die Lesetechnik auf Johannisberg weiter verfeinert. Rieslingtrauben oder gar einzelne Beeren wurden in verschiedenen Reifestadien geerntet. Damit wurden die Voraussetzungen für Auslesen geschaffen. Es gibt einige Nachahmer, die sich auch „Riesling“ nennen, wie Emerald Riesling, Paarl Riesling, Laski Riesling oder Welschriesling – sie haben aber nichts mit dem deutschen Original zu tun.
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Geschichte Im Zuge der Anstrengungen, die Weinqualität zu verbessern, wurde im 18. Jahrhundert mehr und mehr Riesling in Deutschland angebaut, besonders entlang Rhein und Mosel. 1720 wurden die Rebflächen der früheren Benediktinerabtei in Johannisberg mit rund 294.000 Rieslingreben bestockt. Im Jahr 1744 verkündete der Bischof von Speyer, dass „kein Alben [Elbling], sondern edlere Sorten wie der Riesling“ in seinen Weinbergen rund um und in Deidesheim gepflanzt werden sollten. Im Jahr 1787 befahl der Bischof von Trier, dass alle Rebstöcke minderer Sorten auf seinem Besitz durch Rieslingreben ersetzt werden.
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GESCHICHTE
An der Wende zum 20. Jahrhundert erlebten deutsche Rieslinge eine Blütezeit, in der sie die Tafeln von Kaisern, Königen und Zaren zierten. Sie wurden in einem Atemzug mit den großen weißen und roten Burgundern und Rotweinen aus Bordeaux genannt und waren in führenden Restaurants und Weinhandlungen weltweit gar teurer als diese. Rieslinge gewannen „Grand Prix“ in internationalen Wettbewerben wie bei der Weltausstellung in St. Louis 1904, wo deutsche Rieslinge aus dem Rheingau, aus der Pfalz und von der Mosel allesamt Gold gewannen. Das Ansehen von Deutschlands einzigartigen Rieslingen litt unter der Weltwirtschaftskrise und den beiden Weltkriegen. Rieslingreben wurden zunehmend durch früh reifende, ertragreiche Sorten ersetzt. Neue Kellertechniken ermöglichten die Produktion preiswerter, „technisch sauberer“ Weine, die jedem gerade modischen Geschmack angepasst werden konnten. Das international massiv schwindende Ansehen des deutschen Weins war jedoch ein Weckruf.
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Endlich wurde wieder mehr Augenmerk auf klassische Rebsorten gelegt, besoders auf den Riesling, beste Lagen wurden gepflegt, Erträge reduziert. Die so entstehenden qualitativ hochwertigen Weine wurden national und international auf Messen, Wettbewerben und Kongressen präsentiert, von kleinen und großen Produzenten. Hinzu kam, dass es seit den späten 1980er Jahren eine ganze Reihe bemerkenswerter Jahrgänge gab. Der Einfluss von gut ausgebildeten, international erfahrenen und ambitionierten Jungwinzern, auch als „Generation Riesling“ bekannt, tat ein übriges, die Riesling-Renaissance in Gang zu bringen. Nach allen Regeln der Winzerkunst erzeugte Rieslinge aus Deutschland, die Jahrgangsunterschiede so deutlich zeigen wie rebsortenspezifische und terroirtypische Charakteristika, sind weltweit en vogue. Auch Genossenschaften und große Kellereien haben ihr Qualitätsbewusstsein deutlich gesteigert, um auf dem globalenWeinmarkt erfolgreich bestehen zu können. Ihre fri-
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GESCHICHTE
schen, unkomplizierten Rieslinge mit ansprechenden Fruchtaromen bieten Millionen Weinfreundenn täglichen Weingenuss zu einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis. Viele große Hersteller haben ihrem Portfolio in den vergangenen Jahren Premiumweine hinzugefügt, die nur in limitierten Mengen erhältlich sind. Auf Wettbewerben sind sie oft erfolgreich. In den Medien wird darüber positiv berichtet, was auch dazu beiträgt, dass Deutschland wieder als Heimat innovativer, talentierter Winzer wahrgenommen wird.
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Speisekombinationen und Haltbarkeit Einfache Qualitätsweine aus reifen Trauben – Guts- oder Hausweine, so genannte „Brot und Butter“-Weine – sind die Visitenkarte jeden Erzeugers. Sie sind der erste Hinweis auf seine Güte. Denn auch diese Alltagsweine sollten gut gemacht sein und Sorte und regionale Besonderheiten widerspiegeln. Die meisten von ihnen sollten jung genossen werden. Trockene Rieslinge sind ein wunderbarer Aperitif: Sie regen sowohl den Appetit als auch die Unterhaltung an. Sie passen zu sahnigen Kräuter- oder Gemüsesuppen, zu vegetarischen Gerichten und zu gegrilltem Geflügel, Schweinefleisch oder Fisch. Feinherbe oder halb trockene Rieslinge harmonieren wunderbar mit den würzig-scharfen oder süß-sauren Speisen der asiatischen, mexikanischen oder Cajun-Küche, oder auch mit Sushi. Prädikatsweine aus reiferem Lesegut sind komplexer und tiefgründiger. Sie sind sehr wandlungsfähige Speisebegleiter, ob es sich um einen feinglied-
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„Riesling ist der ideale Begleiter zur modernen und von weltweiten Einflüssen geprägten Küche. Kein anderer Wein schafft es, Struktur, Kraft und Komplexität so mit Leichtigkeit zu verbinden. Auf den verschiedenen Böden und Regionen entwickelt er zudem so unterschiedliche geschmackliche Ausprägungen und Texturen, die im Zusammenspiel mit Jahrgangstiefe unzählige Möglichkeiten eröffnen, Riesling und die moderne Weltküche zu kombinieren.“ Romana Echensperger (Master of Wine) rigen Kabinett oder eine üppigere Spätlese handelt. Besonders interessante Alternativen zu sehr trockenen Weinen sind traditionell ausgebaute Spätlesen oder Auslesen, die ein paar Jahre Flaschenreifung hinter sich haben. Reife Süße und die dem Riesling eigene lebhafte Säure haben sich dann perfekt verbunden. Die Weine sind komplex, tiefgründig und rund.
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„Um gut zu reifen, muss ein Riesling sorgfältig aus ausgewählten Trauben der großen Rebsorte gemacht worden sein. Seine Konzentration von puren Fruchtaromen und sein außerordentlich hoher natürlicher Säuregehalt gibt einem jungen Wein alles, was er für eine langsame, aber spektakuläre Entwicklung über Jahre, Jahrzehnte und manchmal Jahrhunderte hinweg braucht.“ Jancis Robinson (Master of Wine)
Die noch konzentrierteren Auslesen (inklusive Beeren-und Trockenbeerenauslesen) – üppige, tiefgründige Süßweine mit rieslingtypischem Säurerückgrat – passen hervorragend zu Pâtés, Blauschimmelkäse und Desserts. Gereifte Versionen sind eine ausgezeichnete Alternative zu einem Schaumwein, wenn es gilt, auf einen Geburtstag oder einen anderen besonderen Anlass anzustoßen. Gereifte Rieslinge belohnen die in sie investierte Geduld mit einem faszinierenden Aromenreichtum. Es lohnt sich, alle paar Monate eine Flasche aus einer Charge zu öffnen: Jedes Mal geht es auf eine Entdeckungsreise in Sachen Geschmacksnoten. Liegend in einem Raum gelagert, der frei von störenden Gerüchen, Vibrationen und Sonnenlicht ist und eine möglichst gleichbleibende Temperatur aufweist (ideal sind 10 bis 15°C, höchstens 21°C), können Rieslinge viele Jahre überdauern. Halbe Flaschen reifen schneller. Faustregeln: Qualitätswein und Kabinett: bis zu 5 Jahren Spätlese: 3 bis 10 Jahre Auslese: mindestens ein Jahrzehnt Beerenauslese, Eiswein, Trockenbeerenauslese: die besten bleiben über Jahrzehnte frisch
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„ ... Die meisten deutschen Weine sind sehr vielseitig, also ist die Auswahl groß. Bei Dim Sum-Tafeln werden gebratene und gedämpfte Speisen gemeinsam gereicht. Ein frischer trockener oder halbtrockener Riesling von der Nahe, aus dem Rheingau oder von der Mosel passt ausgezeichnet dazu. Die kräftige Säure balanciert das Fett der gebratenen Speisen aus, während sie die Zitrusnoten und zarten Aromen gedämpfter Gerichte betont.“ Jeannie Cho Lee (Master of Wine): „Perfect Pairings – German Wines and Asian Flavours“
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EMPFEHLUNGEN
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52 typische Rezepte und Weinempfehlungen aus 13 deutschen Weinregionen
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Deutsches Weininstitut info@deutscheweine.de www.deutscheweine.de