Frei Otto – forschen, bauen, inspirieren

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Buckelzelt Hump tent, Köln Cologne, 1957 (II.6)

Versucht man, mit einem Mast eine dünne Zeltplane zu stützen, durchstößt dessen Spitze meist die dünne Membran. Zur Lösung dieses Problems entwarf Frei Otto in den 1950er-Jahren eine Struktur, bei der die Kräfte aus dem tragenden Mast auf viele Punkte verteilt in die Membran eingeleitet werden. Er verzweigte die Mastspitze in viele Einzelstäbe und doppelte gleichzeitig die Zelthaut an den Anschlusspunkten auf. Diese Konstruktion reduziert gefährliche Spannungskonzentrationen. Das auf diese Weise entstandene Buckelzelt ist eine von vier unterschiedlichen Membrankonstruktionen, die Frei Otto auf der Bundesgartenschau in Köln 1957 zeigte. Das Problem des Durchstanzens, das Frei Otto mit seiner verzweigten Konstruktion löste, tritt regelmäßig beim punktuellen Übergang von schlanken Stützen in flächige Bauteile auf, auch bei Stahlbetonkonstruktionen. Daher entwickelte Frei Otto die Idee der verzweigten Stützen anlässlich der Planung für ein neues Regierungszentrum in Riad, Saudi-Arabien, in den 1970er-Jahren weiter. Die Anlage, entworfen mit Rolf Gutbrod, besteht nach klassisch-herrschaftlichem Muster aus einem Zentralteil, dem King’s Office, sowie zwei Seitenflügeln für den Ministerrat und den Rat der Weisen. Um das zentrale Foyer des King‘s

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Verzweigungen Branching structures


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