Bauen im Bestand Bauliche und technische Nachrüstung/Ertüchtigung, Kompensationsmaßnahmen
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sich durch die unterseitige Bekleidung gleichermaßen ein Schutz der Balken verstärkung, sodass diese nicht sepa rat geschützt werden müssen – was zumindest bei Stahlträgern der Fall wäre (Abb. 12). Um weitere Lastreserven zu gewinnen, ersetzt man meist die beste henden Schüttungen durch zeitgemäße, weniger lastintensive Produkte. Auch wenn die Feuerwiderstandsdauer der Deckenkonstruktion bei einer Brand beanspruchung von oben nach unten aus Sicht des Fachingenieurs meist nicht die maßgebende Bestimmungsgröße darstellt, ist im Rahmen einer vollumfänglichen brandschutztechnischen Ertüchtigung auch dieses Szenario zu berücksichtigen und der Nachweis einer ausreichenden Widerstandsdauer zu erbringen. Dieser gelingt im Allgemeinen über die Sanierung des oberseitigen Fußboden aufbaus, der häufig schon aus Gründen des Schallschutzes erforderlich ist, z. B. durch Einbringen von klassifiziertem Tro cken- bzw. Fertigteil- oder Fließestrich. Darüber ist der Nachweis der erforderli chen Feuerwiderstandsdauer unter Be achtung der jeweiligen Einbaubedingun gen in den meisten Fällen bereits möglich, d. h. der restliche Deckenaufbau unter halb dieser durchgängigen Schicht muss dann in die Feuerwiderstandsbetrachtung nicht mit eingezogen werden (Abb. 13). Brandschutzbeschichtungen für Holz bauteile haben in der Regel keinen nen nenswerten Einfluss auf die Feuerwider standsdauer des Bauteils, da deren Ein satzzweck ein anderer ist. Sie eignen sich vielmehr zur »Verbesserung« der Baustoffklasse, wie z. B. zur Behandlung von Holzoberflächen im Innenbereich, die zunächst als normal entflammbar ein zustufen wären und durch Brandschutz beschichtungen auf schwer entflammbar angehoben werden.
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Gelegentlich können Gebäude nur suk zessive saniert werden (z. B. wohnungs weise). In diesem Fall ist es aus brand schutztechnischer Sicht dennoch sinnvoll, die Geschossdecken zu ertüchtigen, die die jeweils zu sanierende Wohnung abschließen, d. h. den zugänglichen Fußboden für eine Brandbeanspruchung von oben nach unten und die zugängli che Decke für eine Brandbeanspruchung von unten nach oben. Für ein angenom menes Brandereignis in einer so sanier ten Wohnung entspricht das vorliegen de Sicherheitsniveau bereits dem ange strebten Standard aus dem zugehöri gen Brandschutzkonzept, und es ergibt sich nach und nach die vollständige Übertragung dessen auf das Gesamt gebäude. Stahlbetonbauteile Beton als Baustoff zeichnet sich zu nächst durch seine hohe Druckfestig keit aus, während er Zugspannungen nur in geringem Umfang ableiten kann. Heutzutage werden Betonbauteile meist mit Stahlbewehrung hergestellt, die im Betonquerschnitt die Zugspan nungen aufnehmen. Der Bewehrungsstahl reagiert bei Erwär mung, d. h. bei einem Brand, mit zuneh mendem Verlust seiner Festigkeit. Als Faustregel können rund 50 % pro 500 °C angenommen werden (Abb. 14). Das Erwärmungsverhalten von Stahl gilt auf grund der hohen Wärmeleitfähigkeit für den Brandschutz als sehr ungünstig. Aufgrund dessen darf sich der Beweh rungsstahl im Beton bei einem Brand nicht »wesentlich« erwärmen, d. h. in kei nem Fall über die sogenannte kritische Temperatur (crit T) des Stahls. Diese definiert sich als die Temperatur des Stahls, bei der im Brandfall seine Streck grenze auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung absinkt.
temperaturbedingte Abminderungsfaktoren für die effektive Fließgrenze kyθ = fy,θ/fy die Proportionalitätsgrenze kpθ = fp,θ/fy den Elastizitätsmodul kEθ = Ea,θ/Ea 1,0
kθ [-]
a
0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0
14
200
400
600
800 1000 1200 Temperatur [°C]
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