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Vom tropischen Meer zur Eiszeit

444 Mio. J. v. Chr. 419 Mio. J. v. Chr. 359 Mio. J. v. Chr. 299 Mio. J. v. Chr.

Die Geschichte Gotlands beginnt lange vor der Entstehung Europas oder eines anderen der heutigen Kontinente. Vor 430 Millionen Jahren, im Erdzeitalter des Silur, gab es an der Küste eines alten Kontinents auf der Südhalbkugel ein Korallenriff in einem tropischen Meer. Dort lebten Organismen mit kalkhaltigen Schalen. Als sie abstarben und auf den Boden sanken, bildeten sie nach und nach den abgelagerten Kalkstein, aus dem Gotland größtenteils aufgebaut ist. Das Kalkskelett des Korallenriffs wurde zum harten Riffkalkstein. „Enorme Sedimentmengen wurden allmählich zu einem Teil des harten Felsgrunds des Kontinents. Das dauerte natürlich viele Millionen Jahre. Gotlands silurischer Felsgrund mit dem Riffkalkstein zählt zu den besterhaltenen weltweit“, erklärt die Geologin Sara Eliason von Gotlands Museum Fornsalen.

Zusammenstoßende Kontinente und Dinosaurier

Die Kontinente stießen zusammen, rissen wieder auseinander und verschoben sich schließlich in ihre heutige Lage. Diese Vorgänge dauerten mehrere hundert Millionen Jahre. Das Landgebiet mit dem Riffkalkstein verschob sich mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Jahr in die jetzigen Breitengrade. Schließlich wurde der alte Kontinent zur Skandinavischen Halbinsel und die Sedimentschichten wurden zu einem Teil des Felsgrundes des Ostseegebiets. Gotland, aber auch Öland und einige baltische Gebiete sind Teil dieser uralten Riffe und Meeresböden.

Viele Erdzeitalter wie Devon, Karbon, Perm, Trias, Jura und Kreide vergingen. Verschiedene Pflanzen- und Tierarten

entstanden und starben wieder aus. Als die Dinosaurier auf der Erde lebten, waren große Teile Südschwedens ein Küstengebiet. Hier gab es zum einen gigantische Meerestiere und zum anderen große Dinosaurier, die das Land bevölkerten. In Schonen hat man Fossilien dieser Tiere gefunden, auf Gotland sind jedoch keine Sedimentschichten aus dieser Zeit erhalten.

Vor rund zwei Millionen Jahren lagen die Kontinente ungefähr dort, wo sie sich heute befinden. Unzählige

Säugetiere entwickelten sich und die Vegetation ähnelte der heutigen Flora. Und die Zeit verging.

Gegen Ende der letzten Eiszeit, vor rund 14000 Jahren, war Gotland zuerst mit Wasser bedeckt. Das Eis zog sich zurück und Gotland erhob sich langsam über die Wasseroberfläche. Allmählich fanden Menschen den Weg hierher,

aber das ist eine andere Geschichte, eine Geschichte über die Steinzeit.

Die Bildung der Rauken

Der gotländische Felsgrund ist zu großen Teilen aus hartem Riffkalkstein aufgebaut. Zwischen den fossilen Riffen liegen zusammengepresst abgelagerter Kalkstein und toniger Mergelstein. Das Meer wusch die weicheren Bestandteile des Felsgrunds allmählich aus, doch der härtere Riffkalkstein war widerstandsfähiger. Zurück blieben unter anderem Kalksteinpfeiler – die so genannten Rauken. Rauken gibt es an verschiedenen Orten auf der Welt, aber auf Gotland befinden sich einige der stattlichsten.

Fossilien – Abdrücke der Geschichte

Fossilien sind die körperlichen Überreste von Tieren oder Pflanzen, die sich in Sediment und bestimmten Gesteinsarten erhalten haben. „Gotland zählt zu den besten Orten, um nach Fossilien zu suchen. Sowohl im Riffkalkstein als auch im abgelagerten Kalkstein findet man viele verschiedene Arten von Tieren,

die auf und beim Riff lebten, wie Korallen, Schnecken, Tintenfische, Moostierchen, Trilobiten, Armfüßer und Seelilien“,

erklärt Sara Eliason.

Zeitreise von Norden nach Süden

Alle Kalksteinschichten, aus denen Gotland aufgebaut ist, bildeten sich zu unterschiedlichen Zeiten. Man kann sagen, dass der Kalksteingrund von Gotland aus unterschiedlichen Schichten besteht, die „schräg“ über der Insel liegen. „Fährt man auf Gotland von Norden nach Süden, nimmt man die markante Veränderung von Natur und Umgebung wahr. Das hängt mit den unterschiedlichen Kalksteingrundschichten zusammen. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass man durch Millionen von Jahren reist, wenn man sich auf der Insel bewegt und die unterschiedlichen Schichten des Felsgrundes betrachtet. Jede Schicht hat auch ihre eigene einzigartige Zusammensetzung von Fossilien, bei denen es sich um Überreste aus einer bestimmten Periode handelt. Bestimmte Fossilien findet man also nur in einem

bestimmten Teil von Gotland“, sagt Sara Eliason.

Fotnot: Bei diesem Artikel haben wir auf die Expertise von Sara Eliason, einer Geologin von Gotlands Museum Fornsalen, zurückgegriffen. Wir laden dich ein, das Museum zu besuchen, wo Du spannende Ausflüge in die

gotländische Geschichte unternehmen kannst. Fakten über gotländisches Gestein

• Kalkstein ist auf Gotland ein gebräuchliches Baumaterial. Wenn die Steine gesägt oder geschliffen werden, werden sie weiß und die Fossilien sind nicht mehr sichtbar. • Findet man auf Gotland Granit, so wurde dieser vom Inlandeis hierher transportiert. • „Hoburg-Marmor“ nennt man den rötlichen Kalkstein aus Hoburgen. Er enthält viele Fossilien und ist Gotlands Landschaftsstein. • Sandstein, der aus zusammengepresstem Sand besteht, ist nur ganz im Süden von Gotland zu finden.

201 Mio. J. v. Chr. 145 Mio. J. v. Chr. 66 Mio. J. v. Chr. 2,6 Mio. J. v. Chr.