2 minute read

Die gotländische Dunkelheit

Für den Fotografen Carl Bergstrand liegen die Möglichkeiten im Dunkeln. In wolkenfreien Nächten, wenn das Sommerlicht verschwunden ist, ist der Sternenhimmel sein Dach und die Kamera sein Verbündeter.

Auf dem Cover des Magazins kann man sehen, was Carl Bergstrand mit der Kamera einfängt, wenn das Licht verschwunden ist. Bilder der Unendlichkeit. Kosmisches Licht, das uns vom Planeten Tellus, am äußeren Rand der Milchstraße, erreicht. Dass es Carl gelingt, die Dramatik des Himmelsgewölbes einzufangen, ist selbstverständlich auf seine guten Kenntnisse auf dem Gebiet der Fototechnik, akribische Planung und die unzähligen Stunden, die er in diese Arbeit investiert, zurückzuführen. Aber dass dies gerade auf Gotland geschieht, hat auch einen Grund.

Dunkle, schöne Landschaft

„Gotland hat extrem wenig Lichtverschmutzung. Dadurch können wir einen besonders stark leuchtenden Sternenhimmel sehen“, erklärt Carl.

In vielen Teilen der Welt werden dunkle Gebiete wegen der Ausbreitung und Infrastruktur größerer Ortschaften immer seltener. Da viele Gebiete der Insel relativ dünn besiedelt sind und wegen der Lage inmitten der Ostsee hat man hier nicht wie in den Großstädten das Problem mit dem störenden Licht. Im Herbst, im Winter und im zeitigen Frühjahr ist es abends und nachts sehr dunkel, wovon ein Nachtfotograf profitiert.

Durch die Dunkelheit, die auf Gotland während großer Teile des Jahres herrscht, kann man bei guten Voraussetzungen sogar mit bloßem Auge das Nordlicht sehen. Doch das ist eher ungewöhnlich. „Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist unglaublich faszinierend, sich unter einem mystischen, unendlichen Sternenhimmel zu befinden. Es ist, als würde man verschluckt werden. Als Fotograf interessiert mich, wie weit ich bei der Nachtfotografie gehen kann.“

Die Kamera sieht mehr als das Auge

An einem klaren, kalten Herbsttag tritt die Milchstraße als deutlicher Streifen aus Millionen Lichtpunkten hervor und die bekannten Sternbilder leuchten beeindruckend stark. Auch ohne Kamera ist dies nach Sonnenuntergang ein faszinierendes Schauspiel. Bei klaren Wetterverhältnissen

Name: Carl Bergstrand Lebenssituation: lebt mit seiner Familie in Visby Beruf: Fotograf und Krankenpfleger

Weitere Informationen: carlbergstrand.se Instagram: carl.bergstrand lightpollutionmap.info

kann man die Milchstraße und Tausende andere Sterne und Himmelskörper von vielen Stellen auf Gotland aus gut erkennen.

Doch mithilfe der Kamera sieht man noch viel mehr. „Man muss bedenken, dass die Kamera Dinge einfangen kann, die man mit bloßem Auge nicht richtig sehen kann. Mithilfe der Kamera kann man Farben, Licht und Objekte einfangen, die dem Auge nicht auffallen. Ich liebe die Magie, die entsteht, wenn beispielsweise ein grell violetter Nebel oder Nebelfleck auf dem Bildschirm erscheint“, sagt Carl

Bergstrand.

Ort und Jahreszeiten für die Sternenbeobachtung

Wenn Carl seine bevorzugte Stelle und Jahreszeit für die Beobachtung des Sternenhimmels nennen soll, wählt er Holmhällar in einer Herbstnacht, wenn die Milchstraße im Südwesten aufgeht. „Es ist ein erhebendes Gefühl, um zwei Uhr nachts am Strand von Holmhällar zu stehen und nur Danzig im Süden und Burgsvik im Norden als einzige kleine Lichtinseln in der Ferne wahrzunehmen. Das ist vermutlich eine der besten Stellen in Südschweden, um Sterne zu beobachten. Die Welt bei Nacht ist eine andere Welt“, so Carl.

Wenn der Morgen graut und die Dunkelheit verschwunden ist, kehrt Carl zur Familie nach Hause zurück. Auch seine Kinder haben angefangen, sich für die nächtlichen Ausflüge

zu interessieren, also gut möglich, dass die nächste Generation von Sternenfotografen sich bereits in der Ausbildung befindet.