Glas + Rahmen Magazin

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GLAS RAHMEN

NR. 01.14

glass technology

0 1 2014 Magazin für Glas, Fenster und Fassade glas-rahmen.de

Glas   Rah me n

Europäisches Patent B1 EP 1 284 229

ReMaster mit Mehrfachbelegung

Kraftvoll, hochfunKtional und formschön

Der ReMaster mit Mehrfachbelegung nimmt bei gleicher Fachanzahl mehr Restscheiben auf und nutzt den Raum über der Schneidanlage noch besser. Die Glasscheiben können fachweise vor und zurück transportiert werden. In Kombination mit der Hubeinheit sind alle Restscheiben im direkten Zugriff.

beschlagtechnik

Besondere Leistungsmerkmale:

seite 16

• Mit der Mehrfachbelegung erhöht sich die Anzahl der eingelagerten Resttraveren um ein Mehrfaches rfaches • Einlagerung auch bei teilweise belegtem m Fach • Wahlfreier Zugriff auf alle eingelagerten Restblätter

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b ranch e :

Glasindustrie kritisiert EU-Beihilfeverfahren

facharti ke l :

Wichtige Änderungen zur EnEV 2014

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tech n i k:

Holzfenster mit Widerstandsklasse RC3

44

G+R_Cover_01_14.indd 1

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20.01.201414.01.14 11:46:4516:05 Uhr


inhalt

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Gläserene Konstruktionen, die auch tragende Funktion übernehmen, sind auf dem Vormarsch. Was mit Hilfe moderner Verbindungstechniken im konstruktiven Glas­bau möglich ist, legt die Titelgeschichte eindrucksvoll dar. seite 18

branche

titel

nachrichten 7 Frage des Monats:

8 8 10 12

LIM Erhard Hauke zur Qualität im Handwerk Isolette-Gruppe Jahrestagung in Prag Saint-Gobain-Oberland geht mit Seves zusammen dpi Paneelen Verkaufshilfen für Partner Schüco übernimmt SGG-Solarsparte veranstaltungen

14 Rosenheimer Fenstertage

technik

konstruktiver glasbau 18 Hinterschnittanker

20 22 23 24 26

für tragende Glaskonstruktionen Punkthalter im konstruktiven Glasbau Bundesgartenschau 2005: Balkon ganz aus Glas Steindl Glas Structural-Glazing-Fassade Geklebte Glasverbindungen für den Hochbau Begehbare Verglasungen: Was ist zu beachten?

unternehmen 27 Glaser-Tipp für Planer 29 Kneer: Türen in Holz-Alu 30 Sitec: Neuer Tamglass-Ofen 34 Urban Partnertage 36 Biegeöfen von Glassrobots 37 Uniglass

Neue Anlagen von Stürtz messen 40 Vitrum 2005 in Mailand werkzeuge+ maschinen

großflächigen Glassubstraten

Hausmesse InTech05

48 Qualitätskontrolle von

Schliffkanten mit GQM

leute 17 Personalien

recht 62 Vertrag gekündigt, was

muss der GU zahlen? steuer 64 Steuerbescheinigung als

PDF-Datei ungültig

Den Mittelstand im Visier 38 Drinkuth

46 CCVD-Beschichtung von

16 Weinig

unternehmensführung

49 Bohle: Glasfusing-Öfen 50 Westphal: Bearbeitungs-

zentrum für Handwerker 51 Dichtungsfräse von Braun

verbände 5 fragen 66 Hochbelastbare

Verglasungen bvj-arbeitskreise 68 AK-Verglasung & Glasbau veranstaltungen 69 Freisprechung in Vilshofen 70 Institut des Glaserhandwerks

Seminarprogramm 2005/06 71 Sachverständigen-Diskus­ sionstage in Rheinbach 71 Seminarplan GIV NRW

beschläge 52 Neues aus dem

Beschlagsbereich Das Swisswall-Punkthaltersytem von Glas Trösch hat die bauaufsichtliche Zulassung erhalten. Damit entfallen teure Genehmigungsverfahren.

Im Konstruktiven Glasbau sind Punkthalter heute nicht mehr weg­ zudenken. Bei ihrem Einsatz muss man aber einiges beachten.

Seite 6

seite 20

praxis 54 Gutachter-Fall: So montiert

man keine Fenster 56 Verglasungstechnik

Richtige Verklotzung 58 Neuer Lehrberuf:

Kunststofffensterbauer energetische sanierung 60 Gebäudeenergieberater

im Handwerk

glas+rahmen 08.05 10.09 titel inhalt

Verglasungen werden zunehmend in hoch belasteten Bereichen eingesetzt. Dies erfor­dert vom Verarbeiter grundlegende Kentnisse. Seite 66


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Marianne Ingenhoven wird die Projektleitung der glasstec abgeben. Dies bestätigte die glasstecPressestelle auf Anfrage der Glas+Rahmen-Redaktion. Marianne Ingenhoven will in die Selbstständigkeit wechseln. Wer ihr Nachfolger wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Nach Messe-Angaben soll die offizielle Stabübergabe im Frühjahr 2009 stattfinden. Marianne Ingenhoven ist seit 1998 für die Messe Düsseldorf tätig. 2002 übernahm sie die Pro-

Bild: Messe Düsseldorf

Marianne Ingenhoven gibt Projektleitung der glasstec ab Nachfolger steht noch nicht fest - Stabübergabe im Frühjahr

Marianne Ingenhoven gibt nach sechs Jahren die Projektleitung der glasstec ab.

jektleitung der glasstec. Unter ihrer Ägide festigte die glasstec ihren Ruf als größte und wichtigste Glas-Fachmesse der Welt. Bei der Zahl der Besucher und Aussteller sowie bei der belegten Ausstellungsfläche setzte das Team um Marianne Ingenhoven immer wieder neue Bestmarken. Vorläufiger Höhepunkt war die am 25. Oktober zu Ende gegangene glasstec 2008 mit 55.000 Besuchern, über 1.300 Ausstellern und 73.000 Quadratmeter Netto-Ausstellungsfläche.

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glas+rahmen 12.08 branche

Bedienungs- und wartungsfreundlicher als alle Systeme, die Sie bisher kannten

Bild: Semcoglas

Beim ersten Spatenstich (v.l.): Landrat Bogislav Tessen von Gerlach, Bernhard Feldmann (Kaufmännischer Geschäftsführer Semcoglas), Klaus Flach (Geschäftsführer Semcoglas, Bereich Isolierglas), Dr. Klaus Matthiesen (Wirtschaftsförderungs- und Regionalentwicklungsgesellschaft Flensburg/ Schleswig, Reinhard Müller (Bürgermeister der Gemeinde Kropp).

Egal mit welchem Profilsystem Sie fertigen – die AKS schweißt alles – extrem wirtschaftlich, flexibel, stabil, präzise

mann und Flachglasmechaniker wird Semcoglas in diesem Zuge gleichfalls deutlich erhöhen. Die Verlagerung des Geschäftsbetriebes nach Kropp wird im zweiten Quartal 2009 erfolgen. Mit mehr als 1.300 Mitarbeitern und 24 Standorten gehört Semcoglas zu den großen Glasveredlern Deutschlands. Als international erfahrener Vollsortimenter bietet das Unternehmen seinen Kunden Premium-Produkte im Bereich von Fassadenund Interieurgläsern.

Einzigartig und neu: Zeitersparnis und effizienter Fertigungsdurchlauf

Quadratmeter großen Areal mit guter Anbindung an die A 7 entsteht ein moderner, zunächst rund 7.500 Quadratmeter großer Betrieb für die Herstellung von Isolierglas und weiteren Gläsern zur Anwendung in Fenstern, Fassaden und im Innenausbau. Im Zuge der Standortverlagerung plant Semcoglas nahezu eine Verdoppelung der Belegschaft. Künftig werden in Kropp 60 Menschen einen zukunftssicheren Arbeitsplatz finden, die Anzahl der Ausbildungsplätze in den Berufen Industriekauf-

Color-Profilrahmen schweißen weitestgehend ohne manuelle Nachbearbeitung

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich hat Semcoglas am 19. November 2008 den Startschuss für den Bau eines neuen Isolierglas-Produktionsbetriebs in Kropp (Schleswig-Holstein) gegeben. Mit der Verlagerung der heute in Kiel etablierten Aktivitäten verschafft sich Semcoglas neben einer deutlichen Kapazitätserweiterung auch wichtige logistische Vorteile für die Bedienung der Kunden sowohl in Schleswig-Holstein als auch im benachbarten Skandinavien. Auf einem rund 15.000

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Semcoglas investiert und expandiert in Schleswig-Holstein Neue Iso-Produktion in Kropp - Verdopplung der Belegschaft geplant


Bilder: GPD

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In diesem Jahr trifft sich wieder das Who is Who der internationalen Glasbranche im finnischen Tampere bei den GPD 2005.

Praxiswissen für Glasprofis Glass Processing Days 2005. Vom 17. bis zum 20. Juni 05 kommen Glasspezialisten aus aller Welt wieder ins Finnische Tampere, um sich über den neuesten Stand der Verfahrens-, Produktions- und Anwendungstechnik zu informieren. Neu im Programm ist eine Vortrags­reihe die Aussergewöhnliche Lösungen aus der Praxis vorstellt. bei den diesjährigen Glass Processing Days (GPD) teilen sich die Vorträge nach verschiedenen Schwerpunkten auf: Neben den Plenumsvorträgen werden in den so genannten Sessions die übergeordneten Themen Glasverarbeitung, Glasanwendung, Märkte & Trends sowie Automobilglas behandelt. Im Bereich Flachglas werden Vorträge zu neuen Isolier- und SicherheitsglasAnwendungen zu hören sein, ebenso zur Energieperformance von Gebäuden. Daneben ist ein Tag den Glasbeschichtungen gewidmet, und die neu eingerichtete FallstudienSession beschäftigt sich mit ungewöhnlichen Lösungen aus der Unternehmens-Praxis. Die Spezialisten der BGT Bischoff Glastechnik werden dort ihr innovatives IT-Konzept für komplexe Bauprojekte mit Glas vorstellen. Die Bischoff Glastechnik besitzt langjährige Erfahrung bei der Umsetzung von Lösungen, bei denen Sondergläser und -größen verlangt werden. „Schwierige Bauvorhaben

glas+rahmen 10.09 titel

stellen sehr hohe Anforderungen an die Planung, die Produktionsprozesse, an die Logistik und nicht zuletzt an die Mitarbeiter“, meint dazu Gerd Bischoff, der der BGT vorsteht, „vor allem auch dann, wenn es sich um Projekte handelt, die über Jahre dauern.“

ter entsprachen. Die von den Glasprofis von BGT entwickelte Software geht genau auf die spezifischen Erfahrungen und die Notwendigkeiten der Glasbe- und -verarbeiter ein. „Auf dieses Konzept aufbauend können wir in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden alle Frage zur Produktqualität, zum Timing und zu den Anlieferungsmodalitäten festlegen. Die notwendigen Informationen zwischen unseren Kunden, Monteuren und uns werden dabei schnell und zuverlässig auf elektronischem Weg kommuniziert,“ meint Bischoff, „eine Anlieferung, die in jeder Hinsicht tadellos ist, bedarf bei jedem einzelnen Auftrag einer umfangreichen Planung und Vorbereitung. Deshalb arbeiten wir permanent daran, unsere Produktion, die Qualitätskontrolle sowie die Verwaltung unserer Arbeitsprozesse zu verbessern.“

Optimiertes Zusammenspiel Höchste Präzision bei geringsten Toleranzen wird dabei nicht nur in der Produktion verlangt, gleiches gilt auch für alle folgenden Arbeitsabschnitte. Um hier einen optimierten Materialfluss zu erreichen und die zugehörige Logistik bis hin zur Baustellenmontage zu gewährleisten, hat die BGT ein eigenes Software-Konzept entwickelt, das übergreifend die Auftragsabwicklung, die Produktion und die Anlieferung abdeckt. Dies wurde notwendig, so Gerd Bischoff, da die am Markt erhältlichen Programmlösungen zu teuer und zu aufwändig waren und zudem nicht den Anforderungen der Glasverarbei-

jetzt zu den gpd 2005 anmelden: Wer sich für die Glass Processing Days 17. bis 20. Juni 2005, anmelden möchte, kann via Internet das aktuelle KongressProgramm abrufen sowie auch die Teilnahmeunterlagen anfordern unter: www. gpd.fi


veranstaltungen

Was bringt das Jahr 2005? Kunststofffensterkongress in Würzburg. Mit Knapp 300 Teilnehmern gut besucht, fanden Mitte März die Südwestdeutschen Kunststoff-Fenstertage statt. Was die Besucher am meisten beschäftigte, war die Frage: Wie sehen die Markt-Prognosen der fenster­ branche für 2005 aus? auf dem skz-kongress besaßen neben den technischen Vorträgen in den Workshops und im Plenum u. a. die Überarbeitung der EnEV sowie die Einführung des Energiepasses einen hohen Stellenwert. Wichtigster Sprecher zur Frage, wohin es mit der Fensterbranche in Zukunft geht, war der Geschäftsführer des Verbands Fenster und Fassade (VFF) Dr. Thomas Büttner. „Wir, damit meine ich die gesamte Fensterbranche, müssen selbst dafür sorgen, dass es wieder vorangeht.“ Schon mit seinen einleitenden Worten machte Büttner deutlich, dass es heute ohne verstärkte Eigeninitiative nicht mehr geht. Da der Wettbewerb hauptsächlich über den Preis geführt werde, seien viele Hersteller kaum noch in der Lage, wirtschaftlich zu produzieren. Er unterstrich, dass die Debatte endlich wieder mit Argumenten geführt werden müsse, da sich die Branche sonst immer weiter ins Aus manövriere. Büttner sieht

die Tendenz, dass in naher Zukunft vor allem Hersteller, die ihre Kosten nicht im Griff haben, den Wettbewerb nicht mehr überleben. „Doch trotz der schwierigen Lage des deutschen Fenstermarktes gibt es durchaus auch gute Verdienst-Chancen für die Hersteller“, so Büttner. „Die Gebäudesanierung, vor allem in Hinsicht auf die EnEV, sowie die Einführung des Energiepasses Anfang 2006, bieten für die Fensterbranche ein unerkanntes Potenzial. Durch den Fensteraustausch lassen sich bei der energetischen Sanierung Energieverluste minimieren und Heizkosten sparen.“ Diese Botschaft müsse verstärkt an den Endkunden herangetragen werden. „Gehen sie auf ihre Kunden zu, “ forderte Büttner die Fensterbauer auf, „finden sie intelligente Wege, ihren Kunden den Fensteraustausch schmackhaft zu machen. Zeigen sie potenziellen Auftraggebern, wie

branche

man schnell und ohne viel Dreck und Aufwand alte Fenster austauschen kann.“ Am hart umkämpften Fenstermarkt seien der gute und schnelle Service das A und O. Je weniger Aufwand der Kunde mit einer Renovierungsmaßnahme habe, desto besser. Hinsichtlich der Prognose für das kommende Jahr äußerte sich Büttner verhalten, da während des Kongresses noch keine aktuellen Zahlen vorlagen. Auf Nachfrage der Glas+Rahmen meinte Büttner: „Nach vielen Gesprächen mit unseren Mitgliedern meine ich, dass die Branche in den kommenden ein bis zwei Jahren schon mit einer Stagnation zufrieden sein muss. Genaueres können wir erst sagen, wenn uns die aktuellen Zahlen vorliegen.“ In Bezug auf die Altbausanierung will der VFF jetzt zusammen mit dem Bundesverband Flachglas verstärkt Lobbyarbeit leisten, vor allem was bei der Altbausanierung eine mögliche Pflicht zum Fensteraustausch betrifft. Was etwas wehmütig stimmte war die Tatsache, dass bei dem Kongress nur wenige Fensterbauer anwesend waren, sondern einmal mehr die Vertreter von Industrie und Zulieferern das Gros der Teilnehmer ausmachte. Dabei muss man allerdings auch sehen, dass die behandelten Themen nur bedingt für Fensterbauer interessant waren. Angebote, wie man als Fensterbauer in einem hart umkämpften Markt Kunden motiviert, Fenster und Glas auszutauschen, hätten bestimmt größeren Zuspruch gefunden. mr

Kurzinterview mit Dr. Thomas Büttner, Geschäftsführer des VFF G+R: Herr Büttner, wie schätzen Sie den Fenstermarkt für 2005 ein? büttner: Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor, aber wir haben ein schweres Jahr vor uns; Besserung sehe ich frühestens ab 2006. G+R: Der Renovierungsbedarf, vor allem was Fenster und Glas angeht, ist hierzulande en­ orm. Warum kann man dieses Potenzial nicht richtig ausschöpfen?

glas+rahmen 10.09 titel

dass der unangenehme Aufwand für ihn gering bleibt. Der Kunde will heute RundumAngebote aus einer Hand.

G+R: Aber die Produktqualität ist doch in der Regel sehr hoch.

G+R: Wie steht es um die Aktivitäten der Ini­ tiative fenstermarktplus.de?

büttner: Das stimmt, aber mehr denn je kommt es auf den zusätzlichen Service an. Es ist wichtig, dass der Kunde z.B. bei Renovierungsarbeiten darauf vertrauen kann,

büttner: Das Konzept wird weiterentwickelt, daran arbeiten wir gerade. Deshalb begrüße ich es sehr, dass die Glas+Rahmen sich dem Thema Energiesparen mit einer regelmäßigen Sonderseite annimmt (siehe Seite 30). Dabei möchte ich Sie zu Ihrem ansprechenden neuen Layout beglückwünschen. Auch hierdurch wird das Engagement der Glas+Rahmen für unsere Branche deutlich.

Bild: mr

büttner: Das Geld der Verbraucher sitzt nicht locker, deshalb muss die Branche stärker aktiv werden; sie muss noch aktiver ver-

kaufen. Die Qualität unserer Produkte muss dem Kunden vor Augen geführt werden, nicht der niedrige Preis.

Dr. Thomas Büttner

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branche

nachrichten

heroal unterstützt TU Darmstadt beim Solar Decathlon 2009 Auf dem Weg zum energieautarken Gebäude für das Wohnen im Jahr 2015 nen Grundfläche von ca. 75 m2 das Gefühl von Großzügigkeit ermöglicht. Das Gebäude muss energetisch hochleistungsfähig sein. Hierzu werden verschiedene Maßnahmen ergriffen: Als erstes erfolgt eine Minimierung des Energiebedarfs, dazu wird die thermische Hülle durch hochwärmedämmende und luftdichte Bauteile optimiert sowie

das Gebäude mit einer geregelten Lüftung und Wärmerückgewinnung ausgestattet. Der zweite Schritt erfolgt über die verbesserte Energiebereitstellung durch eine Wärmepumpe. Im letzten Schritt erfolgt die Maximierung des Energiegewinns an der Gebäudehülle durch den Einsatz unterschiedlicher Photovoltaik-Technologien.

Alle Aluminium-Unterkon­ struk­tionen des Dachs und der Fassade sind von den Studenten der TU Darmstadt in Zusammenarbeit mit den heroal-Konstrukteuren aus bestehenden heroal-Systemen realisiert worden. Das überaus breite Produktportfolio von heroal ermöglichte die Umsetzung mit nur minimalen konstruktiven Anpassungen.

Werk mit zunächst 350 neuen Arbeitsplätzen.

ternational anerkannten Red Dot Award des Design Zentrums Nordrhein-Westfalens ausgezeichnet wurden. Diesmal überzeugte das innovative Türsystem „walchentrance09” die Fachjury in der Kategorie „product design”.

Die Wettbewerbsbeiträge des Solar Decathlon werden – im Rahmen einer Bauausstellung auf der National Mall in Washington D.C. – in zehn Disziplinen miteinander verglichen. Bild: heroal

heroal fördert in diesem Jahr den „Solar Decathlon“. In dem solaren Zehnkampf treten 20 studentische Teams aus der ganzen Welt gegeneinander an. Ziel des Wettbewerbs ist es, ein energieautarkes Gebäude für das Wohnen im Jahre 2015 zu bauen. 2007 hat die Technische Universität Darmstadt erstmalig als Team Germany des Fachgebietes Entwerfen und Energieeffizientes Bauen unter Leitung von Prof. Manfred Hegger am Wettbewerb teilgenommen und diesen auf Anhieb gewonnen. Das aktuelle Team tritt im Herbst 2009 erneut als einziger deutscher Mitbewerber gegen internationale Konkurrenz an. Dem Entwurf des Solar Decathlon Beitrags 2009 liegt ein Ein-Raum-Konzept zu Grunde, das trotz einer relativ klei-

Aktuelles in Kürze ▶ S cheuten in Italien. Scheuten Solar hat einen Vertrag mit Solesa Green Power für den Entwurf, den Bau sowie die Inbetriebnahme und Wartung von Photovoltaik-Kraftwerken in Italien unterschrieben. Die Totalleistung der Kraftwerke wird mindestens 5 MWp pro Jahr betragen. Die erste Kraftanlage mit 2 MWp wird zurzeit in der Latium-Region (bei Rom) entworfen und umgesetzt. ▶ P anacol. Die Schweizer Panacol AG, Spezialistin für industrielle Klebstoffe und Tochter der Dr. Hönle AG, ist seit Februar 2009 für den Gesamtvertrieb von Klebstoffen und Vergussmassen der Unternehmensgruppe verantwortlich. Die beiden Klebstoffspezia-

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listen der Hönle Gruppe wurden zusammengelegt. Die ehemalige Wellomer GmbH wurde in die deutsche PanacolElosol GmbH integriert. ▶ S chott Solar wächst. Die Schott Solar AG eröffnete Anfang Mai eine neue Produktionsstätte für PhotovoltaikModule und Receiver für solarthermische Kraftwerke in Albuquerque, (USA). Das Unternehmen investierte über 100 Mio. US-Dollar in das Bild: Schott Solar

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Schott Solar-Werk in Albuquerque.

▶ T ischler NRW. Der Fachverband des Tischlerhandwerks NRW ist Partner der ZukunftsInitiative Handwerk. Mit diesem Projekt will die NRW-Landesregierung neue Themenfelder für die Unternehmen erschließen. Der Fachverband Tischler NRW finanziert unter dem Dach der Zukunfts-Initiative drei Berater, die Mitgliedsbetriebe in den Schwerpunktfeldern demografischer Wandel, Marketing und Außenwirtschaft unterstützen. ▶W alch ausgezeichnet. Produkte des österreichischen Fensterspezialisten Walch sind zum zweiten Mal mit dem in-

▶ F enestration China. Die Fenestration China, Asiens führende Fachmesse für Fenster- und Fassadenbau (27. 29. November 2009 in Peking) wird ab diesem Jahr von den internationalen Fachmesseexperten UnionExpo und der NürnbergMesse Group durchgeführt. Unternehmen aus Deutschland können an dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten „deutschen Pavillon“ teilnehmen.


Startschuss in Haldensleben Euroglas eröffnet neues Veredlungswerk ­ Am 8. Juni 2009 fiel in Haldens­ leben der Startschuss: Euroglas hat mit der Veredlung des Weißglases „Eurowhite Solar“ begonnen. Der Bau der 200 Meter langen und 70 Meter breiten Produktionsstätte startete Ende September 2008. Künftig werden hier auf 15.000 Quadratmeter Fläche täglich bis zu 400 Tonnen Glas für Anwendungen in der Solarindustrie veredelt. „Eurowhite Solar“, das neue Weißglas, wird in einem speziellen Produktionsverfahren veredelt. Das Ergebnis ist eine außergewöhnlich hohe Planität des Glases. Mit dem veredelten Glas, dem Euroglas PV Flat, ist es Euroglas gelungen, den sehr hohen Kundenerwartungen an die Verwerfung zu entsprechen. Zum einen benötigen die Kunden bei der Weiterverarbeitung (Laminierung) aufgrund der extrem

geringen Verwerfung des Euroglas PV Flat nur noch ein sehr dünnes Zwischenmaterial. Zum anderen führt die Verwendung dieser feineren Folie angesichts der sehr hohen Quadratmeterzahl der Dünnschichtsolarzellen zu einer Kostenersparnis. Zudem wird Eurowhite Solar im neuen Werk individuell nach den Wünschen der Kunden zugeschnitten und mit aufwändigen Kantenbearbeitungen versehen. Bei der Beschichtung geht Euroglas ab Ende 2009 neue Wege. Für die transparente Frontelektrode für die Dünnschichtphotovoltaik favorisiert Euroglas ein neuartiges Verfahren. Ziel ist es, mit dem selbst entwickelten Schichtdesign den Wirkungsgrad von Dünnschichtmodulen zu steigern und damit die Rentabilität von Solaranlagen weiter zu erhöhen.

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Bild: Euroglas

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In Haldensleben wird Euroglas künftig hochwertige Glas­produkte für die Solarindustrie herstellen.

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Glasspex India Gelungene Premiere

Seit Herbst 2005 produziert Kneer-Südfenster zusammen mit einem ägyptischen Partner Holzfenster für den arabischen Markt. In Al Sadat City, Ägypten, etwa eine Fahrstunde von Kairo entfernt, befindet sich die moderne Produktionsstätte. Dort werden ausschließlich die Bauelemente der Reihe HF 68 aus Meranti-Holz gefertigt. Dank ihrer Robustheit ist diese Holzart ideal für das heiße und trockene Klima in Arabien. Kneer-Südfenster ist dort nach eigenen Angaben der einzige Hersteller für derart hochwertige Fenster. Gestartet ist die Produktion mit acht Beschäftigten. Heute arbeiten dort rund 20 feste Mitarbeiter, die im Jahr bis zu 8.000 Holzfenster für den arabischen Markt herstellen. Bei großen Aufträgen und zur Montage werden zusätzliche Zeitarbeiter eingestellt, so auch bei dem Großauftrag für

Nach drei Tagen Messelaufzeit waren sowohl die 139 ausstellenden Unternehmen aus 20 Ländern als auch die mehr als 3.200 registrierten Fachbesucher sehr zufrieden mit der Premiere der Glasspex India 2009. Die von der Messe Düsseldorf und ihrer indischen Tochtergesellschaft veranstaltete Fachmesse für die Glasindustrie fand vom 2. bis 4. Dezember in den Hallen des Pragati Maidan Messegeländes in Neu Delhi statt. Unter den Ausstellern waren auch 38 deutsche Firmen, die auf einem Gemeinschaftsstand geballte „Quality from Germany“ präsentierten. Ob Zippe Industrieanlagen, Grenzebach, Heavy Drive oder KL Megla, sie alle teilen die Auffassung, dass die Messe in Delhi das Tor zum indischen Markt erfolgreich aufstoßen konnte. Die nächste Glasspex India findet vom 12. bis 14. Januar 2011 in Mumbai statt.

Bild: Kneer

Kneer-Südfenster am Nil Jährlich 8.000 Holzfenster für den arabischen Markt

Für die Amerikanische Universität in Kairo fertigte Kneer-Südfenster rund 8.000 Fenster sowie zahlreiche Außentüren.

die Amerikanische Universität in Kairo, der eine ganze Jahresproduktion an Bauelementen umfasste. Eineinhalb Jahre lang wurden 8.000 Fenster sowie zahlreiche Außentüren produziert und montiert. „Aufgrund der hohen BauxitVorkommen in Ägypten waren alle Fenster zuerst in Aluminium ausgeschrieben“, so Betriebsleiter Hugo Schairer von KneerSüdfenster. „Wir konnten jedoch

die amerikanischen Investoren des 400 Millionen-Dollar-Projekts von den Vorteilen der Bauelemente HF 68 überzeugen“. Wegen seiner Beschaffenheit eignet sich Meranti bestens für das extreme Klima, da es weder ausharzt noch reißt. Zusätzlich erhöht die aufwendige Oberflächenbehandlung von Kneer-Südfenster die von Natur aus hohe Haltbarkeit und Schutzwirkung.

Roma unterstützt Fachpartner mit MontageVideo Film ab für den Termo.R

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Alle Vorteile und den unkomplizierten Einbau des Sanierungssystems Termo.R zeigt der Film von Roma. Das Video kann in der gekürzten Version bei der Kundenberatung eingesetzt werden. Die Langfassung bietet den Monteuren die Möglichkeit, alle Vorgehensschritte noch einmal nachzuvollziehen.

Bild: Roma

Die Vorzüge und den unkomplizierten Einbau des Rollladenkastens Termo.R, die Sanierungslösung für alte Mauerkästen, demonstriert Roma seinen Fachpartnern in einem Video. Der Rollladen- und Sonnenschutzspezialist zeigt die Vorteile der energetischen Sanierung in einem Vorher-Nachher-Vergleich sowie die sichere Montage. Den Film kann der Fachhändler bei Beratungsgesprächen auf dem Laptop oder im Verkaufsraum präsentieren. Zudem lässt sich das Video auch ganz einfach in den eigenen

Internet-Auftritt einbinden. Neben einer gekürzten Kunden-Version gibt es eine Langfassung für Monteure. Diese schildert noch detaillierter, wie der neue Rollladen eingesetzt wird. Auf diese Weise hat der Handwerker die Möglichkeit, seine Kenntnisse aufzufrischen. Das spart Zeit auf der Baustelle und vermittelt einen kompetenten Eindruck. Beide Clips erhalten TermoFachpartner auch auf einer DVD. Unter www.roma.de haben sie darüber hinaus immer Zugriff auf die Handwerker-Version.


nachrichten

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Bundesverband ProHolzfenster CO 2 -Scheck für die Ministerin

Schmalz weiht neue Produktionshalle ein 16,3 Millionen Euro investiert Mit der Einweihung ihrer neuen Produktionshalle hat die J. Schmalz GmbH mit Hauptsitz in Glatten (Schwarzwald) das größte Bauprojekt ihrer fast 100-jährigen Firmengeschichte erfolgreich abgeschlossen. 16,3 Millionen Euro investierte der Vakuum-Spezialist, damit Fertigung, Montage und innerbetriebliche Logistik auch künftige Anforderungen erfüllen. Der Energiebedarf der Halle liegt 57 Prozent unter dem Vorgabewert der Ener­giesparverordnung.

branche

bis zum Versand. Herzstück ist das 17 Meter hohe Hochregallager mit 2.500 zusätzlichen Palettenplätzen und dem integrierten automatischen Kleinteilelager mit weiteren 15.200 Lagerplätzen. Der Materialfluss erfolgt über ein effizientes Warenverteilsystem. Die direkte Anbindung über eine neue Zufahrt und innerbetriebliche Straßen ermöglichen das reibungslose Anliefern und Versenden von Waren. Im Rahmen des Umzugs in die neue Halle haben 29 Maschinen und über

Einen üppigen Scheck nahm Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin in Empfang – ausgestellt auf über 32.061 Tonnen reduziertes CO2. Heinz Blumenstein, Geschäftsführer des Bundesverbands ProHolzfenster e.V. (BPH), überreichte der Ministerin den Scheck im Auftrag der CO2-Bank des Landesbeirats Holz NRW. Insgesamt 2.467 Tonnen der reduzierten Summe gehen auf das Konto von BPH-Mitgliedsfirmen. Im internationalen CO2-Emissionshandel erziehlt eine Tonne CO2 einen Wert bis zu 100 Euro, so dass dieser Scheck einen Wert von bis zu 3,2 Mio. Euro hat. Ein Holzfenster herkömmlicher Größe bindet etwa 40 Kilogramm CO2. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus kann man allein durch den Einbau von Holzfenstern und -türen rund 840 Kilogramm CO2 einsparen, rechnet der BPH vor.

Sanco-Gruppe wächst weiter Zuwachs in Deutschland und Polen

Bild: Schmalz

Die neue Produktionshalle hat eine Gesamtfläche von 13.770 Quadratmeter.

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15.000 Lagerplätze ihren Standort gewechselt. Die gesamte Verlegung fand bei laufendem Betrieb statt. Ökologische Maßstäbe setzt der Neubau u.a. durch die Kombination von Regenwassernutzung und -versickerung sowie eine neue Photovoltaikanlage mit 259 kW Maximalleistung. Zusammen mit der bestehenden PVAnlage erwirtschaftet Schmalz jährlich mit bis zu 344 kW installierter Modulleistung etwa 360.000 kWh Strom aus Sonnenenergie. Der gesamte Heizwärmebedarf aller Firmengebäude wird von der hauseigenen Hackschnitzelheizanlage über

Die neue Sanco-Landkarte hat jetzt zwei Standorte mehr.

Bild: Sanco

10.170 Quadratmeter des 13.770 Quadratmeter großen Neubaus entfallen auf die Produktion. Damit hat Schmalz seine gesamte Fertigungssfläche mehr als verdoppelt. Die komplette Herstellung und Montage aller Schmalz-Produkte sowie die innerbetriebliche Logistik befinden sich nun auf einer zusammenhängenden Hallenebene. Die gesamte Materialwirtschaft wurde neu organisiert und optimiert. Eine wichtige Rolle spielt dabei das neue Logistiksystem. Denn es vereinfacht den gesamten Warenfluss von der Warenanlieferung über die Kommissionierung und Verpackung

Mit Jahresbeginn ist die Sanco Gruppe um zwei weitere auf jetzt 41 Unternehmen gewachsen. Je ein Unternehmen in Deutschland und in Polen schließen noch weiße Flecken auf der Europakarte: die Simon Glas GmbH & Co. KG in Bückeburg und die Firma Lumac nahe Lodz. Der Isolierglashersteller Simon Glas führt über 1.000 Produkte in seinem Sortiment. Der Isolierglasbetrieb Lumac ist vor allem lokal tätig, hat aber auch in ganz Polen Fassadenprojekte ausgestattet. Mit 150.000 m2 Jahresproduktion zählt Lumac zu den mittelgroßen Herstellern.


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Der Trick mit dem Hinter-Schnitt

Hinterschnitt-Technologie für Punkthalter. Hinterschnitt-Verankerungen sind im bauwesen seit Jahren etabliert. Seit der ersten bauaufsichtlichen Zulassung für einen Hinterschnittanker 1983 Wurde die Technologie stetig weiter entwickelt, u.a. Auch Für Glas.

glas+rahmen 09.05 10.09 titel titel


konstruktiver glasbau

Der fischer ZykonPunkthalter für Glas (FZP-G) fixiert beim gläsernen Steg die Glaselemente von Wand und Decke.

Bilder: Fischer

die hinterschnitt-technologie bei Glas ermöglicht es, dem in den letzten Jahren stärker werdenden Trend nach maximaler Transparenz bei kaum sichtbarer Unterkonstruktion gerecht zu werden. Der Befestigungsspezialist fischer hat dazu einen Glas-Punkthalter für den Fassaden- und Innenausbau entwickelt, bei dem die Lochbohrung das Glas nicht durchdringt. Da die glatte Außenfläche des Glases vollkommen erhalten bleibt, entstehen gegenüber Punkthaltern, die ins durchbohrte Glas gesetzt werden, keine Probleme mit der Verschmutzung und der Abdichtung an der Schnittstelle zwischen Glas und Metall. Der fischer Zykon-Punkthalter für Glas (FZP-G) ist eine Weiterentwicklung des fischer Zykon-Plattenankers FZP, der sich bei der Befestigung von Fassadenplatten aus Natur-, Kunststein und Keramik bewährt hat. Der Hinterschnitt-Punkthalter besteht aus Konusbolzen, Spreizhülse, Kunststoffkappe, Kunststoffscheibe und Sechskantmutter. Der Konus ist mit einer Kunststoffkappe umhüllt. Diese bettet den Anker elastisch im Bohrloch ein, verhindert den Kontakt zwischen Stahl und Glas und reduziert durch eine Färbung auch die Sichtbarkeit des Ankers im Glas. Bei der Montage wird die Spreizhülse mit kontrolliertem Drehmoment über den Konusbolzen gezogen. Dadurch greift das Spreiz­

das Glas eingeleitet. Das Tragverhalten wurde durch experimentelle und numerische Untersuchungen ausführlich untersucht. Der Befestigungsspezialist arbeitet derzeit an einem Antrag für eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des HinterschnittPunkthalters. Die Bewährungsprobe hat der Hinterschnitt-Punkthalter nicht nur in langen Versuchsreihen, sondern in der rauen Natur bestanden. Die 156 Quadratmeter große Photovoltaik-Fassade der Kriegerhorn-Bergstation in Lech am Arlberg wird von fischer Zykon-Punkthalter für Glas (FZP-G) gehalten. In 2.176 m über dem Meeresspiegel toben nicht nur Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h, es herrschen an der Außenseite der Fassade Temperaturen von +65 °C bis zu –30 °C. information

Schritt für Schritt wird das Glas für den Hinterschnittanker vorbereitet und der Anker eingesetzt: Das zylindrische Bohrloch wird erstellt. Dann schwenkt der Bohrer um die Bohrachse aus und erstellt den Hinterschnitt. Jetzt wird der Punkthalter eingesetzt. Der Punkthalter wird Drehmoment kontrolliert angezogen und im hinterschnittenen Bohrloch form-schlüssig verspreizt. Dabei durchdringt der fischer FZP-G-Punkhalter nicht die gesamte Glasdicke.

element in den hinterschnittenen Teil der Bohrung und bildet einen Formschluss. Die Krafteinleitung in das Glas erfolgt bei Biegedruck über die Mutter und die Unterlegscheibe. Um ein Durchstanzen der Glasscheibe zu verhindern, weist der Ankerfuß keinen Bodenkontakt auf. Bei Biegezug wird die Last über den konusförmigen Teil der Hinterschnittbohrung in das Glas eingeleitet. Querlasten werden durch Verdrehen des Ankers auf der Last abgewandten Seite über den konischen Teil der Bohrung und auf der Lastseite über die Unterlegscheibe in

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fischer Befestigungssysteme Bereich ACT Wolfäcker 1 72178 Waldachtal Tel. 07443/12-4702 Fax 07443/12-4907 act@fischer.de www.fischer.de

Die Vorgabe der Behörden an fischer lautete, bei der Befestigung den global gültigen Sicherheitsfaktor von mindestens 2,4 zu gewährleisten. Wenn – wie am Kriegerhorn – bei Windgeschwindigkeiten von 175 km/h Lasten von 300 kg pro Quadratmeter Fläche auftreten, muss die Befestigung mindestens 720 kg standhalten. Bei internen und externen Versuchsreihen erwies sich der fischer Zykon-Punkthalter, so die Entwickler, diesen Anforderungen bei weitem gewachsen Hinterschnitt-Punkthalter lassen sich konstruktiv problemlos mit entsprechenden

Konsolen, Rahmen oder Schienen-Unterkonstruktionssystemen verbinden. Mit der fischer Star Solution, deren Bauform an einen Stern erinnert, wird der Punkthalter mit der Unterkonstruktion verbunden. Die Halter lassen sich mit Stellschrauben justieren und die Scheiben zusätzlich horizontal verschieben. Toleranzen können somit ausgeglichen und thermische Dehnungen zwängungsfrei aufgenommen werden. Die Hinterschnitt-Punkthalter für Glas können in ESG, TVG und VSG (aus ESG oder TVG) bei Glasdicken ab 8 mm gesetzt werden. Die Einbindetiefe des Punkthalters beträgt je nach Glasstärke bis zu 7 mm. Eine maximale Transparenz der Glasfläche wird dabei durch kleine Befestigungspunkte mit einem Durchmesser von 18 mm und geringe Randabstände erreicht. Das hinterschnittene Bohrloch inklusive Fase wird in einem Arbeitsgang von einer computergesteuerten Bohranlage erstellt, die von fischer entwickelt wurde. Zunächst wird im ungehärteten Glas das zylindrische Bohrloch mit einem Diamantwerkzeug gebohrt und dann ohne Werkzeugwechsel die Bohrkrone ausgeschwenkt und die Hinterschneidung im Glas erstellt. Als zweiter Arbeitsgang folgt die thermische Vorspannung der Glasscheibe. Dazu wird die Scheibe erhitzt und anschließend wieder kontrolliert abgekühlt. Dabei verändert das Glas seine Eigenschaften und kann nicht mehr bearbeitet werden. Erst in den vorgespannten Scheiben werden die Hinterschnitt-Punkthalter eingesetzt. Die Anker werden mit Setzgeräten drehmomentkontrolliert in die Bohrlöcher beim Hersteller oder Verarbeiter vormontiert. Dies garantiere laut Entwickler eine hohe Montagequalität. dr. roland unterweger

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informationen MWE Edelstahl GmbH Am Steinbusch 7 48351 Everswinkel Tel. 02582/99 60 0 Fax 02582/99 60 29 info@mwe.de www.mwe.de

Glasbeschlagsystem terra von MWE

Elegantes Edelstahldesign Schiebetürbeschläge von MWE Die Schiebetürbeschläge von MWE zeichnen sich durch ihre schlichte Eleganz in Edelstahl aus. So bietet z.B. das Beschlagsystem Vario für gebogene Laufschienen und flexible Sonderanlagen eine hohe Flexibilität und ist auch an runden Türblättern einsetzbar. Mit dem System Duplex mit doppelten Laufrollen, lassen sich große und schwere Türen bis zu einem Gewicht von 250 kg leicht bewegen. Durch das umfangreiche Zubehörprogramm können auch vermeintlich schwierige Montagesituationen an Wänden und Decken einfach gelöst werden. Das System Purist mit seiner eleganten, harmonischen Formensprache kommt durch flächenbündige Glaspunkthalter ohne sichtbare Verschraubungen, Rillen und Kanten aus. Mit dem Schiebetürsystem Twin lassen sich raumhohe Türelemente auch ohne vorhandenen Sturz umsetzen. Beim Schiebetürsystem Terra sind die Rollen und die Laufschiene sichtbar. Die komplette Lastabtragung erfolgt über die aufgeschraubte oder geklebte Bodenlaufschiene. Somit eignet sich Terra besonders dort, wo es keine lastabtragenden Decken oder Wände gibt. Die geringe Schienenhöhe (7 mm vom Boden) erlaubt zudem einen barrierefreien Zugang. Das MWE-Programm wird ergänzt durch Drehtürbeschläge, Tür- und Möbelgriffe, Portaltechnik, Schiebeleitern und Interieurprodukte.

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Blickfang für Innenräume Neuer Schiebetürbeschlag von EKU EKU Porta Glas 40 GL/GLD heißt der neueste Beschlag aus der PortaSerie von EKU. Dieser Design-Beschlag wurde für Glas-Schiebetüren bis 40 kg entwickelt und ist für kreative Anwendungen in Wohn- und Arbeitsräumen konzipiert. Er eignet sich für die aufgesetzte Wandmontage, insbesondere auch für den nachträglichen Einbau. Nach Auskunft des Herstellers lassen sich mit dem neuen Beschlag Glastüren der Stärken 6 und 8 mm, mit Breiinformationen ten bis 900 mm und Höhen bis 2.200 mm EKU AG kinderleicht bewegen. Für sehr gute LaufeiWilerstrasse 90 genschaften sorgt dabei eine spezielle LaufCH-8370 Sirnach (Schweiz) und Stoppertechnik von EKU. Die spielTel. +41/71/96 96-100 freie Bodenführung ist stufenlos verstellbar Fax +41/ 71/96 96-110 und soll den leichten Lauf der Schiebeflügel office@eku.ch www.eku.ch gewährleisten. Wie der große Beschlagbruder Porta Glas 100, verfügt auch Porta Glas 40 GL/GLD über einen Glasklemmschuh mit integrierter Lauftechnik, der eine Alternative zu Glasbohrungen darstellt. Mit diesen Klemmschuhen lassen sich, so EKU, die Montagezeiten spürbar verkürzen, da man den Schiebeflügel lediglich aufstecken und mit vier Inbusschrauben festziehen muss. Die Laufschienen des Schiebebeschlags werden direkt an der fertig verputzten Wand befestigt: Im 500 mm-Abstand montiert der Glasbauer dazu die Befestigungsknöpfe an der Wand, fährt die Design-Laufschiene ein und fixiert sie; somit entsteht eine formschlüssige Verbindung. Zum Schluss werden die Schiebeflügel eingehängt und die Laufschienen-Enden mit Abdeckkappen verschlossen – fertig. Neu ist die Glasklemmschuh-Verblendung aus matt verchromtem Kunststoff. Die zierliche Abdeckung in Ellipsenform wird nur aufge- Der Schiebebeschlag clipst und umhüllt Klemmschuh und Lauf- für Glastüren Porta technik komplett. Alternativ dazu gibt es ei- Glas 40 GLD von EKU mit den neuen ne filigrane, durchgehende Clip-Blende aus Design-Klemmschuhabdeckungen. eloxiertem Aluminium. Bild: EKU AG

Bild: MWE

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konstruktiver glas im gebäude glasbau

Bild: Jado GmbH

informationen Jado GmbH Paul-Ehrlich-Str. 3-5 63322 Rödermark Tel. 06074/896-01 Fax 06074/896-169 info@jado.com www.jado.com

Lichtdurchflutete, helle Räume brauchen Glas. Das bezieht sich nicht nur auf Fenster und Fassaden, sondern schließt auch gläserne Türen mit ein, die dem Lichteinfall im Innenraum freie Bahn gewähren. Um diese Glastüren entsprechend auszustatten, führt die Jado GmbH eine Reihe von Design­beschlägen im Programm. Die unterschiedlichen Jado-Drücker können dabei mit einer Reihe von Schlosskästen kombiniert werden, um eine Vielzahl an Türvarianten zu gestalten. Die Schließkästen sind als Buntbart (BB) oder Profilzylinder (PZ) erhältlich.

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Heavy Duty Schiebebeschläge von astec Glastüren für begehbare Schränke oder raumhohe Türen lassen sich mit dem Beschlagsystem 400 des Albstädter Beschlagspezialisten astec formschön umsetzen. Glastüren lassen sich mit diesem System auf eleganten Edelstahlscheiben, die auf beiden Seiten des Türblattes laufen, leicht verschieben. Das gläserne Türblatt erhält eine Bohrung von 7o mm Durchmesser, in die die „Felge“ des Rades mit dem eingelegten Kugellager eingesetzt und mit den drei Senkinformationen kopfschrauben verschraubt wird. Zwischen astec gmbh Felge und Glas kommt eine Zwischenlage aus design-beschlaege Kunststoff (Stärke 1 mm), damit das Glas nicht Sigmaringer Straße 84 72458 Albstadt direkt auf dem Metall aufliegt. Zudem lassen Tel. 07431/13 40-0 sich so auch kleine Maßdifferenzen ausgleiFax 07431/13 40-19 chen, da die Felge einen Außendurchmessinfo@astec-design.de www.astec-design.de ser von 68 mm besitzt, während das lichte Maß der Bohrung 7o mm beträgt. In die Felge wird eine Scheibe mit Radnabe eingesteckt, und darauf kommt mittels Stiften das Gegenstück und wird auf der „Rückseite“ des Türblatts mit der zentralen Inbusschraube gesichert. Die Radscheiben benötigen als lichten Abstand ca. 4 mm, wodurch zwischen zwei Türblättern ein Abstand von rund 2o mm entsteht. Diese kugelgelagerten Räder können Glasgewicht von bis zu 400 kg pro Rad aufnehmen und werden in einer eingelassenen Bodenschiene geführt. Diese kann, abhängig vom Bodenbelag, in Kunststoff oder in Holz ausgeführt werden. Die Glastüren werden oben nur mit einem U-Profil aus Aluminium (40 x 20 x 2 mm oder 20 x 20 x 2 mm) gehalten, das in die Decke eingelassen ist. Es besteht aber auch die Möglichkeit, diese Führungsschiene auf die Decke zu schrauben. Die Beschläge sind serienmäßig für ESG-Scheiben mir einer Glasstärke von 10 mm erhält- Mit dem Beschlagsystem 400 lich. Türbeschläge für alle weiteren Glasstär- von astec lassen sich problemken werden auf Anfrage gefertigt. Griffe und los auch raumhohe Glastüren bewegen. Die kugelgelagerten Griffstangen bietet astec aus seinem umfang- Räder können Glasgewichte bis 400 kg pro Rad aufnehmen. reichen Zubehörangebot zur Auswahl. Bild: astec

Zeitgeist zum Anfassen Glastürbeschläge von Jado

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Bilder: Glas Wagener

Konstruktives Glas-Highlight Für die KreisSparkasse im nordrhein-westfälischen Heinsberg realisierte das Isolar-Mitglied Glasveredelung Wagener eine Glasfassade mit biaxial gekrümmtem Seiltragwerk.

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konstruktiver glasbau

die auf stahlseile gespannte 500 m2 große Glaskonstruktion ist weltweit das erste Beispiel einer Isolierglas-Fassade mit einem von zwei Achsen bestimmten Seiltragwerk. „Mein Konzept für den Neubau der Kreissparkasse war das eines antiken Handelsplatzes. Im alten Griechenland fand der Handel mit Geld direkt am Marktplatz statt, unter freiem Himmel“, erläutert Architekt Michael Dörstelmann seine Ausführungsidee. Dem antiken Vorbild kam er in der Realität recht nahe. Da sich die Fasinformationen Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG Dr. Fritz-Ries-Straße 1 55481 Kirchberg Tel. 06763/9305-0 Fax 06763/9305-210 mail@glaswagener.de www.glaswagener.de

Spezielles Merkmal der Punkthalter für die Glasfassade sind Seilhalterungen, in die Spiralseile aus Stahl eingezogen werden. Je zwei Spannseile von 16 mm Durchmesser und ein 12 mm starkes Tragseil pro Knoten bilden das Rückgrat der Konstruktion. Der Abstand zwischen Glas und Tragseilen beträgt 35 Zenti-

lar Solarlux arctis eingesetzt. Zusätzliche Verschattung und Blendschutz bietet ein „Gurtsystem“ mit Metallriegeln und Raffstores sowie innen liegende, ausfahrbare Tuchrollos. Durch das Zusammenspiel der Komponenten erfüllt die bereits im Jahr 2008 fertig gestellte Fassade die ihr zugedachte Funktion in jeder Hinsicht. „Nach einem Jahr können wir sagen, dass sich unsere Fassade im Alltag bewährt hat, erklärt Bauingenieur Peter Tückmantel, bei Glas Wagener zuständig für den Bereich „Innovativer Glasbau“.

meter. So finden auch Heizkörper gegen Kaltluftabfall innerhalb der Aufhängung Platz. Entgegen der eigentlich üblichen Umsetzung wird durch zwei gegensinnig gekrümmte Achsen eine gewölbte Fläche gebildet - laut Glas Wagener ist diese Konstruktion mit Isolierglas weltweit einzigartig. Die Fassade wird allein durch den Zug der Seile gehalten. Dieser hält den Beanspruchungen von Eigengewicht, und äußeren Einflüssen stand. Zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung wurde auf der nach Süden ausgerichteten Fassade das Sonnenschutzglas Iso-

1. Preis beim Objektwettbewerb Die außergewöhnliche Fassadenkonstruktion der Heinsberger Kreissparkasse überzeugte auch die Juroren des Objekt-Wettbewerbs der Isolar Gruppe, zu der die Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG als Tochterunternehmen des Lizenzgebers Arnold Glas gehört. Auf der großen Jahrestagung der internationalen Gruppe im Juni dieses Jahres konnte Geschäftsführer Wolfgang Wies den 1. Preis des Wettbewerbs „Objekte 2008“ in Empfang nehmen.

die Glasspezialisten beim Heinsberger Projekt schon sehr frühzeitig in die Planung ein. Um zwei Achsen gekrümmt

Die Spannund Tragseile bilden das Rückgrat der Fassadenkonstruktion in der Heinsberger Kreissparkasse.

sade von der Stahlbeton-Tragkonstruktion nach außen spannt, befindet sich fast die Hälfte der Fläche der Kundenhalle außerhalb der Bankfläche und bietet freien Blick auf den Himmel. Die Umsetzung der aufwändigen Konstruktion erfordert nicht nur viel Spezial-Know-how beim ausführenden Unternehmen, sondern auch eine enge Abstimmung mit dem Planer. Architekt Dörstelmann war die Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG schon im Vorfeld als Anbieter von Seilfassaden bekannt. Aufgrund ihrer Erfahrung bezog er bautafel bauherr: Kreissparkasse Heinsberg architekt: Architekturbüro Dipl.-Ing. Michael Dörstelmann, Heinsberg metallbau: Metallbau Jansen GmbH & Co. KG, Heinsberg glasfassade: ca. 460 m2 Isolar Solarlux arctis (punktgehaltenes Isolierglas) ca. 5.000 m2 Isolar Solarlux polaris (Isolierglas) hersteller: Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG, Kirchberg

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Außenansicht der biaxial gekrümmten Fassade mit Seiltragwerk.

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Faszinierender Werkstoff, Im Glas+Rahmen-Interview äussern sich die selbstständigen Andreas Franke (Hürtgenwald) und Birte Dischek (düssel Werkstoffs Glas in der Innenraumgestaltung. Ist der Werkstoff Glas in der Innenraumgestaltung schon ausgereizt, oder gibt es neue bzw. noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten? martina lorbach: „Die Möglichkeiten, den Werkstoff Glas weiter zu veredeln oder zu neuartigen Verbundwerkstoffen zu kombinieren, sind noch lange nicht ausgereizt. Ganz neu ist beispielsweise die Kombination von Kunststoff und Glas. Dadurch werden sich vielleicht die Vorzüge von Kunststoffen (leicht, splitterfrei, verformbar, leichte Verarbeitung, große Bandbreite an Farbigkeit) mit den Vorzügen des Glases kombinieren lassen. Auch die Elektrochrome oder Gaschrome Verglasung ist eine sehr spannende Sache, die sicher bald vermehrt im Privaten und Gewerblichen Einsatz findet. Die Möglichkeit, Durchsichtigkeit und Undurchsichtigkeit auf Knopfdruck steuern zu können, ist sehr reizvoll und eröffnet viele neue Einsatzgebiete. Glas, kombiniert mit neuen Techniken, wird ein weites Feld von neuen Produkten entstehen lassen. Pures Glas als Bildschirm, als Leinwand, als Informationswand, als Touchscreen, wie schon in visionären Spielfilmen verwendet, ist sicher das Thema in den nächsten Jahren.“

andreas franke: „Vielfalt Glas: In der Innenraumgestaltung ist und bleibt der Einsatz von Glas in jedweder Form – sei es als großformatige, oberflächenbehandelte Wandverkleidung oder aber als glänzend-reflektierender Glaslüster – eine spannende Herausforderung. Insbesondere in der vielfältigen Kombination mit anderen Materialien, ist der Phantasie des Innenarchitekten keine Grenze gesetzt. Die Industrie erforscht stets Entwicklungen zu weiteren Möglichkeiten mit dem Werkstoff Glas und artverwandten Werkstoffen für transluzente Gestaltungselemente. Es werden immer neue Produkte am Markt zu erwarten sein, die die Gestaltungsmöglichkeiten in der Innenarchitektur bereichern.“

Bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Marmorbades hat Martina Lorbach zur optischen Raumvergrößerung und um den Marmor in seiner Wirkung nicht zu beeinträchtigen, Glasregale mit Spiegel entworfen.

Bilder: Lorbach

martina lorbach

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stv. Vorsitzende des Bundes Dt. Innenarchitekten NRW Seitenansicht - Büro für Innenarchitektur + Design Einheitstraße 8, 50733 Köln Tel. 0221/8205478 Fax 0221/8205479 mail@seiten-ansicht.de

birte dischek: „Trennwände, Fenster, Türen, Projektionsflächen. Glas wird schon in verschiedensten Bereichen auf verschiedenste Arten eingesetzt. Wir arbeiten immer sehr projektbezogen, wobei sich im Projektverlauf und der Weiterentwicklung des Entwurfs eine Idee entwickelt, die nach „Machbarkeit“ mit verarbeitenden Betrieben besprochen wird. Oft stößt man an die Grenzen der Umsetzbarkeit, einmal, weil es der Kostenrahmen nicht zulässt, aber auch weil die verarbeitenden Betriebe manchmal nicht das Know-how haben. So sind wir beispielsweise bei unseren Glasern bei der LC Folien Technologie an Grenzen gestoßen. Grundsätzlich hat sich das Material Glas nicht ausgeschöpft, wie man an solchen Entwicklungen sehen kann. Ein anderes Beispiel für Fortschritt und Möglichkeiten wäre eine auf der Material Vision im letzten Jahr vorgestellte LED-Vitrinenbeleuchtung, bei der mittig ein kleiner Spot leuchtet, die Stromzufuhr nur über eine nicht sichtbar eingegossene Verdrahtung passiert. Hier sehen wir die Zukunft. Je weniger Konstruktion und Technik umso schöner für uns Gestalter.“


glas im gebäude

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fast ohne Schönheitsfehler Innenarchitekten Martina Lorbach (Köln), dorf) zu den Möglichkeiten und Grenzen des

Was sind aus Sicht des Innenarchitekten die Möglichkeiten des Werkstoffs Glas in der Innenraumgestaltung, und wo liegen seine Grenzen? andreas franke: „Faszination Glas: Transparenz, Transluzenz – einfärben, bedrucken, beschichten, prägen, ätzen, strukturieren, satinieren, verspiegeln – dies sind nur einige der Attribute, die diesen einzigartigen Werkstoff in architektonischen Gesamtkonzepten in Szene setzen können oder aber dezent sich einfügen lassen. In der Innenarchitektur kann Glas ein Spiel von Zurückhaltung und Offenheit, Reflektion und Absorption, Glanz und Mattheit bieten. Durch vielfältige Verarbeitungstechniken ist Glas einer der variantenreichsten Werkstoffe. Technischen Anforderungen wie Bruchsicherheit z.B. für Absturzsicherungen und Geländer, Sonnenund Brandschutz, Wärme- und Schallschutz wird er ebenso gerecht wie möglichen Gestaltungswünschen, die z.B. von offener und eleganter, freundlicher und lichtdurchfluteter Atmosphäre facettenreich geprägt sein können. In Bezug auf die Schallabsorption im Innenraum ist der Werkstoff Glas auf die Kombination mit anderen Materialien wie Teppich oder auch Stoff angewiesen, und gerade dort liegt ein unendliches Potenzial.“

birte dischek: „Glas trennt, aber macht es auch möglich, Räume gestalterisch als Gesamteinheit wahrnehmbar zu machen. Fließende Formen oder Bodenbeläge können bereichsübergreifend durchgehen und werden nicht durch Wände abgeschottet. Sichtbezüge und Lichteinfall bleiben erhalten. Man schafft Spannungen und neue Perspektiven im Spiel mit Transparenzen. Durch das Anbringen von Folien oder die Direktbedruckung hat man die Möglichkeiten, das neutrale, sich zurück nehmende Material Glas als gestaltete Fläche ins Konzept einzubinden. Zudem ist Glas langlebig und kratzunempfindlich. Leider erfordert das relativ hohe Gewicht von Glas häufig, zumindest in unserer Erfahrung, in unseren „Gestalter-Augen“ überdimensionierte Rahmenkonstruktionen, die dem Glas leider manchmal die Leichtigkeit nehmen. Die Planung mit Glas erfordert immer eine genaue präzise Planung, so ist eine nachträgliche Bearbeitung bezüglich Größe und Öffnungen kaum möglich. Auf Änderungen im Bauverlauf kann man mit Glas aus unserer Sicht kaum reagieren.“

Bei der Gestaltung eines GolfclubRestaurants hat Andreas Franke mit Glas Akzente gesetzt und ein hochwertiges Ambiente geschaffen.

Für eine Zahnarztpraxis hat Birte Dischek diese Glastrennwand mit unterschiedlichen Blickhöhen konzipiert.

andreas franke

birte dischek

Franke Planungsbüro Leonhard-Zimmer-Str. 6-8 52393 Hürtgenwald Tel. 02429/3749 Fax 02429/902586 franke@frankearchitektur.de www.frankearchitektur.de

null2elf Innenarchitekten Birte Dischek + Barbara Eitner Hoffeldstraße 50 40235 Düsseldorf Tel. 0211/4160460 Fax 0211/4160459 www.null2elf.de info@null2elf.de

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Bilder: Dischek

Bilder: Franke

martina lorbach: „Glas ist ein unglaublich faszinierender Werkstoff. Kaum ein anderes Material hat in letzter Zeit so stark die Innenarchitektur/Architektur geprägt. Glas - als unsichtbare Wand - ist unverzichtbar in der heutigen Innenraumplanung. Transparenz, Oberflächenhärte, Diffusionsdichte und UV-Beständigkeit sind nur einige wenige der herausragenden technischen Eigenschaften des Werkstoffes. Zugleich hat es aber auch einen hohen emotionalen und ästhetischen Wert durch seine Vielfalt und seine verschiedenen Möglichkeiten der Bearbeitung – z.B. durch Siebdruck, Sandstrahlen oder Gravur. Glas ist im Innenraum jedoch immer in Kombination mit anderen schallschluckenden Materialien zu verwenden, da eine der bisherigen Grenzen des Materials ganz klar das ungünstige Schallverhalten ist. Eine weitere ist sicher das Eigengewicht des Materials.“


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Eintauchen in lichtes Blau

Bilder: Derix / Haunhorst

Eine faszinierende Glas- und Lichtkunst-Installation leitet Passanten durch die Fussgängerunterführung am Wiesbadener Hauptbahnhof. Kern des Projekts „Wiesbaden. Tief. Blau.“ ist eine kombination von Glasmalerei und Lichteffekten, erzeugt von Neon- und LED-leuchten.

Im Kontrast zu den fein abgestimmten grauen und anthrazitfarbenen Materialien erzeugt das blaue Lichtband eine fesselnde Tiefenwirkung. Sie wird verstärkt durch die herausgehobene Rahmung, die gebogene Bildebene und spiegelnde Edelstahlflächen.

die stadt wiesbaden stand vor der Entscheidung, eine Unterführung zwischen Bahnhof und Stadtzentrum entweder zuzuschütten oder durch Umbau- und Verschönerungsmaßnahmen neu zu beleben. Rund 10.000 Fußgänger benutzen täglich diese Passage zur City, nach zunehmendem Verfall der Unterführung weichen aber drei Viertel davon oberirdisch über eine Ampel-geregelte Kreuzung aus. Diesen Zustand wollten die Stadtplaner ändern und entschieden sich auf Grund eines herausragenden künstlerischen Konzeptes für die Weiternutzung der Unterführung. Tanzende Lichtlinien In der neu gestalteten Fußgängerunterführung am Hauptbahnhof tauchen die Passanten in das lichte Blau

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der Glas- und Lichtkunst „wiesbaden. tief. blau.“ ein. Ein Gewebe aus tanzenden Lichtlinien variiert das tiefe Blau, das in sanften Wellen durch die Unterführung wogt. Der Ausdruck der Glaskunst ist minimalistisch: Wasser ist als Motiv gerade noch ablesbar. Die inszenierten Wasserwelten erinnern an Wiesbaden als die Stadt der Mineral- und Thermalquellen. Die Illusion von Wasserbewegungen wird mittels LED-Projektoren und Neon-Lights erzeugt. Das Konzept wurde von Mario Haunhorst entwickelt, einem innovativen Glas- und Lichtkünstler, der mit Licht und Glas durchdachte Verschmelzungen von Kunst und Architektur entwirft. Seine Raumexperimente gelten heute nahezu ausschließlich den subtilen Wirkungen des Mediums Licht. Durch das Kombinieren neuartiger Her-


glasveredlung

stellungsmethoden und gefühlvoller künstlerischer Behandlung von Glas und Licht gestaltet er umfangreiche Arbeiten von beeindruckender Wirkung. Licht hinter Glas Das rund 50 mal 2 Meter große Kunstwerk besteht aus 49 farblich gestalteten Glaspaneelen, die durch eine weitere Glashaut aus Sicherheitsglas geschützt sind. Hinter dem Kunstwerk befindet sich ein begehbarer Revisionsschacht, in dem die gesamte Beleuchtung untergebracht ist. Hier arbeitet ein Lichtsystem aus 142 Neon-Lights (Grundbeleuchtung) und sechs LED-Moving-Heads (Effektbeleuchtung). In einem ständigen Auf und Ab von Licht und Farbe erzeugt es die wogenden Licht- und Farb­räume in der Unterführung und unterstützt so das Thema Wasser in unterschiedlichen Farben und langsamen Wellenbewegungen. Das Erlebnis für Passanten und Betrachter variiert je nach Standpunkt, Tempo und Bewegungsrichtung. Auf der gegenüber liegenden Seite spiegeln Edelstahlpaneele die Lichteffekte. Kombination mehrerer Techniken Die Kunst selbst wurde auf 8 mm dickes Floatglas aufgebracht. Die ästhetischen Eigenschaften von Wasser, wie Transparenz, Bewegung und Reflexion, hat der Künstler Mario Haunhorst in den Bedingungen der Glasmalerei stilistisch konzentriert mit einer starken Vergrößerung des Motivs. Diverse Blautöne in Schmelzfarbe wurden mehrschichtig mit der Airbrush-Pistole von Hand in unterschiedlicher Farbdicke aufgetragen und bei 600° C eingebrannt, danach wurden die Scheiben sekurisiert. Mit der Sandstrahl-Pistole wurden anschließend weißmatte Adern und Lichter gesetzt und zur besseren Lichtstreuung wurde rückseitig eine ganzflächige Sandstrahlmattierung aufgebracht. In einem Abstand von etwa 10 cm sind die so künstlerisch bearbeiteten Scheiben mit einem Panzerglas (Dreifachverbund ca. 22 mm dick), teilweise gebogen, geschützt. Die so erzeugte Aquarienwirkung ist künstlerisch gewollt. Die Rahmenkonstruktion ist wegen der hohen Luftfeuchtigkeit aus Edelstahl gefertigt und speziell be- und entlüftet. Für das Projekt mussten allein sieben Tonnen Glas gestaltet werden. Die künstlerische Umsetzung leisteten die Derix Glasstudios Taunusstein, ein Traditionsunternehmen, das vor allem für die Entwicklung zeitgenössischer Glaskunst in weltweiter Zusammenarbeit mit Künstlern bekannt ist. Partner für die Lichtgestaltung war die in Krefeld ansässige Planungsgruppe Silberstreif. Die Generalplanung lag in Händen von Planungsring Ressel GmbH, Wiesbaden. Der Bauherr, die Landeshauptstadt Wiesbaden, Dezernat für Stadtentwicklung und Verkehr, Tiefbauamt, zeigte sich begeistert über das beeindruckende Glas-Licht-Kunstwerk.

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o.: In den Derix Glasstudios wurden verschiedene Blau­ töne per Airbrush aufgetragen. Auszusparende Bildteile sind abgedeckt. M.: Mit der Sandstrahlpistole wurden weiß-matte Adern und Lichter gesetzt, um die ästhetischen Eigenschaften des Projektmotivs Wasser hervorzuheben. u.: In der weitläufigen Passage variiert das Erlebnis des Betrachters stark in Abhängigkeit von Standpunkt, Bewegungstempo und -richtung.

informationen Derix Glasstudios GmbH & Co.KG Tel. 06128/9668-0 studio@derix.com www.derix.com www.haunhorst.eu

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Beeindruckende Motivqualität Durch den Einsatz von fototechnischen Sandstrahlfolien lassen sich Glasoberflächen schnell, kostengünstig und hochpräzise gestalten.

Bilder: Harke Imaging

o.: Durch den Einsatz der fototechnischen Sandstrahlfolien lassen sich auch kleinste Details einer Vorlage exakt herausarbeiten. l.: Das Bild zeigt eine fertige Sandstrahlmaske vor der Bearbeitung in der Sandstrahlkabine.

seit der erfindung der ersten Sandstrahlmaschine durch den Amerikaner Benjamin C. Tilghman im Jahre 1870 hat sich viel getan. Brachte man früher lediglich matte Figuren mittels Sandstrahltechnik auf glänzenden Untergrund, so hat man heute ein wesentlich weiteres Spektrum an Möglichkeiten. Im dekorativen Bereich können Glasoberflächen mittels Sandstrahltechnik auf vielfältigste Weise veredelt werden. Türen lassen sich mattieren, Fotografien oder Zeichnungen auf Scheiben aufbringen, und durch die Sandstrahlung in die Tiefe des Glases sind ansprechende 3-D-Effekte realisierbar. Mittels der auch bei vielen Glasern zum Standard-Leistungsprogramm zählenden Sandstrahltechnik werden Kunstobjekte und Einrichtungsgegenstände zu individuellen Unikaten. Auf technischem Gebiet werden heutzutage sogar Mikroreaktoren aus Glas mittels der Sandstrahltechnik erstellt. Trend zur fototechnischen Folie Während vielerorts noch mühsam die Sandstrahlfolie von Hand ausgeschnitten wird, geht der Trend heute zur fototechnischen Sandstrahlfolie, bei der die Motive mittels eines UV-Belichtungsgerätes auf die lichtempfindliche Folie aufgebracht werden. Dabei härten die nicht abgedeckten Folienbereiche aus, die abgedeckten hinge-

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gen nicht. Sie können anschließend mit Wasser ausgewaschen werden. Nach einer kurzen Trocknungsphase werden die Folien dann auf das zu bearbeitende Objekt aufgebracht. In dem anschließenden Sandstrahlprozess wird präzise Material vom Glasobjekt abgetragen. Die Folienmaske sorgt dafür, dass das Glas nur an den für das Motiv nötigen Stellen graviert wird. Die Exaktheit der Motiverstellung lässt dabei kaum Wünsche offen. Mit einem fototechnischen Foliensystem lassen sich Linien und andere Vertiefungen in einer Feinheit von weniger als 80 Mikrometer erzielen. Als Strahlgut werden hierfür meist Edelkorund oder Siliziumcarbid eingesetzt. Ein besonders benutzerfreundliches und schnelles Foliensystem zur Oberflächenveredlung kommt aus dem Hause Harke Imaging (Aicello Chemical Europe GmbH). Bei dem neuen Foliensystem muss die Folie nicht mehr geschnitten werden und eine Entgitterung des Strahlbereichs ist auch nicht erforderlich. Die Vorteile dieses Systems kommen umso stärker zur Geltung, je komplexer und feiner das zu strahlende Motiv und je verformter das Substrat ist. Laut Harke Imaging wird die Bearbeitungszeit der Folien durch dieses System um ein Vielfaches reduziert. Es ermöglicht urspünglich komplexe Arbeitsgänge einfach und kostengünstig zu gestalten und optimiert so die Veredlung von Glas mittels Sand-


glasveredlung

strahltechnik erheblich. Durch den Einsatz des Foliensystems von Harke Imaging lassen sich Türblätter, Windschutzvorrichtungen oder Außenfassaden ebenso individuell gestalten wie Hohlformen (Vasen, Biertulpen, Weingläser). Schnellste Lösung ohne Auswaschen Harke Imaging bietet insgesamt vier verschiedene Folientypen zur Herstellung individueller Sandstrahlarbeiten an. Die neueste Folie in diesem Bereich nennt sich „RapidMask“. Sie ist die schnellste Folie des Unternehmens auf diesem Gebiet. „RapidMask“ ist optimal geeignet für die Erstellung von fotorealistischen Glasgravuren, wie beispielsweise für die Darstellung von Portraits, Landschaften oder detailreichen Fotografien auf Glas und anderen Materialien. Bei der Herstellung individueller Strahlobjekte kann man mit der Folie enorm schnell zu einem bestechenden Ergebnis gelangen. Als selbstklebende Folie wird „RapidMask“ – und das ist das Besondere – lediglich mit einem Schwarz/Weiß-Dia im UV-Belichtungsgerät belichtet und kann im Anschluss direkt auf das Strahlobjekt aufgebracht und graviert werden. Der gesamte Prozess des Auswaschens und des Trocknens entfällt, so wird der Arbeitsprozess beschleunigt. Das Strahlkorn löst bei der Bearbeitung die belichteten Areale der Folie und mattiert in diesem Bereich das Glas. An allen anderen Stellen bleibt das Strahlobjekt durch die gehärtete Folienschicht geschützt. Folien für spezielle Anwendungen Die drei weiteren Folientypen von Harke Imaging gehören zum oben beschriebenen System der auswaschbaren Sandstrahlmasken. Eine dieser drei Folientypen ist die „APM Plus“. Mit dieser Maske kann man hoch-

informationen Aicello Chemical Europe GmbH - Deutschland Harke Imaging Xantener Straße 1 45479 Mülheim a.d. Ruhr Tel. 0208/3069-1500 Fax 0208/3069-1501 imaging@harke.com www.harke.com/imaging

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auflösende Bilder bis ins kleinste Detail auf Glas, Stein und andere Materialien gravieren. Die Folie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich nach der Gravur sehr leicht mit Wasser entfernen lässt. Auch „APM R3“ gehört zu diesem Foliensystem und ist ebenfalls für die Gravur hochauflösender Bilder geeignet. Im Vergleich zur „APM Plus“ liegt der Vorteil dieser Folie darin, dass man mit ihr Motive sehr gut auf dem Strahlobjekt positionieren kann. Um in die Tiefe zu gravieren und plastisch arbeiten zu können, benötigt man eine sehr robuste und haltbare Folie. Für diesen Einsatz eignet sich die Folie „UltraVinyl“. Sie ist einsetzbar ab einer Strahlgutkörnung von 60 mesh (Wert für die Korngröße des Strahlguts). Alle angebotenen Strahlfolien sind verfügbar bis zu einer maximalen Größe von 1,32 x 30 Meter. Die umsetzbare Größenordnung hängt jedoch vor allem von der Größe der UV-Belichtungseinheit ab. Von verschiedenen Anbietern gibt es Systeme, die von DIN A3 bis zu 6 x 8 Meter reichen. Unkomplizierter Service

Zu Demonstrationszwecken wurde dieses Türblatt nur zur Hälfte gesandstrahlt. Die andere Hälfte wird noch von der fototechnischen Sandstrahlfolie bedeckt.

Harke Imaging unterstützt die Verarbeiter seiner Sandstrahlfolien mit einem Fertigmasken-Service. Beispielhaft für diesen Service ist ein derzeit in der Entstehung befindliches Kunstobjekt für eine Kölner Architektin. Bei dem Objekt wurde ein Foto des mittlerweile vollständig abgetragenen Palasts der Republik mittels Sandstrahlung auf eine Flachglasscheibe von 1,92 x 0,98 Meter Größe graviert. Per E-Mail kam das Motiv zunächst zum Fertigmasken-Service. Die Spezialisten des Service-Teams setzten das Motiv mit hochmodernen CTS-Anlagen um und erstellten so eine Fertigmaske. Auf dem Postweg ging anschließend die fertige Strahlmaske an den Sandstrahlbetrieb, der die Übertragung der Maske auf die großformatige Scheibe und die Gravur übernahm.

Einsatz in der Industrie

Zubehör aus einer Hand

Auch im industriellen Bereich hält die Sandstrahl-

Wer beim Sandstrahlen mit fototechnischer Folie arbeiten

methode in der Bearbeitung von technischen Glä-

will, benötigt einige Zusatzgeräte wie Tintenstrahldru-

sern immer mehr Einzug. Durch das so genann-

cker, Tintenstrahlfolien für die Herstellung der s/w-Dias,

te Powder Blasting können komplexe dreidimen-

ein UV-Belichtungsgerät oder einen UV-Kopiertisch, eine

sionale Strukturen und feinste Details in kürzester

Sandstrahlanlage und das Strahlgut in einer Körnung von

Zeit sehr genau und kostengünstig realisiert wer-

mindestens 150 mesh für die fotorealistische Gravur bzw.

den. Powder Blasting wird auch als Air Jet Machi-

60 mesh für die plastische Arbeit. Harke Imaging ver-

ning (AJM) bezeichnet und arbeitet auf Basis des

marktet neben den Foliensystemen auch das notwendige

Erosionsprinzips, wobei mittels feinster Strahlgüter

Zubebör. Das Angebot reicht von Sandstrahl-Emulsionen

Strukturen in spröde Materialien wie zum Beispiel

für den Bereich der Massenherstellung, wie z.B. für die

Glas, Keramik, Stein, Silicate oder auch in Ver-

Seriengravur von Gläsern oder Tassen, und Tintenstrahl-

bundstoffe gesteuert übertragen werden. Einsatz-

folien sowie UV-Belichtungsgeräten in gängigen Größen

gebiete der fototechnischen Strahlfolien sind die

und Sonderanfertigungen bis hin zu Sandstrahlgeräten

Herstellung von Lab-on-Chip Systemen, Mikroreak-

und -kabinen und einem Fertigmasken-Service. Ergän-

toren, die Bearbeitung von Composite Werkstoffen

zend bietet das Unternehmen auch Workshops, Seminare

und von Wafern im Bereich MEMS Packaging.

und Einzelunterricht für Verarbeiter an.

glas+rahmen 10.09 titel

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Klares Raumgefühl

Bilder: Saint-Gobain Glass Deutschland

Glas im Innenraum: Im Innenausbau liegt Glas ganz klar im Trend. Die sich konti­ nuierlich verbessernden Techniken der Glasbe- und -verarbeitung ermöglichen eine problemlose Weiterverarbeitung zu ästhetisch gelungenen Objekten. mit einer breit gefächerten Palette an Glasprodukten lassen sich auch ausgefallene Ideen sowohl dekorativ als auch konstruktiv umsetzen.

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glas im gebäude

im innenbereich kann Glas vorzugsweise seine ästhetischen Stärken ausspielen. Kaum ein anderes Material wie der Werkstoff Glas erfüllt zugleich so viele und hohe Ansprüche an Funktionalität, Ästhetik, Vielseitigkeit, Gestaltungsspielraum und Technik. Es ist gegen Abrieb und UV-Strahlung gefeit sowie – je nach Bearbeitung – hitze- und feuerbeständig. Glas lässt sich biegen, lackieren, siebbedrucken, emaillieren, ätzen, fusen oder zum Heizen nutzen. Glas kann als Decke, Wand, Boden oder als Stütze zum Abtragen von Lasten genutzt werden. Manche Glasscheiben können heute bis zu acht Meter lang und 3,20 m breit sein und damit eine Fläche von fast 26 m2 fül-

cken oder Trennwänden erzielen. Diskretion z.B. bei Besprechungen schaffen – sozusagen auf Knopfdruck – schaltbare Gläser wie SGG Priva-Lite, weil sich die Glaswände aus transparentem Glas zu einem milchig weißen Glas umschalten lassen. Die undurchsichtige Fläche kann zudem als Projektionsfläche genutzt werden. SGG Priva-Lite ist ein Verbundsicherheitsglas, in dem ein Flüssigkeitskristall (LC)-Film zwischen zwei Folien eingebettet ist. Das Glas wird über elektrische Spannung mittels Trafo gesteuert. Ohne Spannung ist das Glas undurchsichtig – aber lichtdurchlässig. Unter elektrischer Spannung wird das Glas durchsichtig.

Das schaltbare Glas SGG Priva-Lite in einer Küche in Madrid: undurchsichtig ohne Strom (l.), durchsichtig bei Stromzuführung (r.)

len. Und Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz oder Lärmschutz lassen sich leicht mit einer Vielzahl von Gläsern kombinieren. Räume gestalten Mit Glas können Räume strukturiert oder neue Räume im Raum geschaffen werden. Maßgeschneiderte Lösungen ermöglichen auch gestalterisch ungewöhnliche Ideen. Transparente und transluzente Glasflächen geben Räumen Weite, Offenheit und Eleganz. Kleine Räume können durch gläserne Türen oder Wände optisch erweitert werden. Farbige Gläser akzentuieren und strukturieren Räume. Ornamentglas lässt Licht herein und verleiht Räumen Intimität. Mit Glas ist eine Wand nicht nur eine Wand. Sie kann sowohl trennen als auch verbinden, öffnen oder verbergen. Mehr Weite und Großzügigkeit lassen sich neben Glasflächen aus klarem, weißem Glas, die unterteilen ohne optisch zu trennen, u.a. durch verspiegelte Flächen an Wänden, Balken, De-

glas+rahmen 10.09 titel

titel

geben sich so spezielle Lichteffekte ebenso wie bei hinterleuchteten Glasdecken, -wänden und -fußböden. Buntes Leuchten Farbige Gläser in Büros oder Wohnräumen schaffen eine besondere Atmosphäre. Die am Markt befindliche Farbpalette ist enorm und reicht von eingefärbtem oder beschichtetem Glas bis zu farbigen Verbundsicherheitsgläsern, bei denen zwei Glasscheiben mit einer eingefärbten PVB-Folie miteinander verbunden werden. So können sowohl transparente als auch transluzente Pastelltöne erzielt werden. Mittels Siebdruckverfahren lassen sich farbige Muster oder auch vollflächige Farbakzente auf Glas aufbringen. Verbundsicherheitsgläser wie SGG Stadip Arte ermöglichen die Umsetzung der vielfältigsten künstlerischen und kreativen Vorstellungen: vom Pinselstrich bis zur fotorealistischen Abbildung, von der Grafikdatei bis zu Farbverläufen in allen Schattierungen. Der ursprüngliche Entwurf wird hundertprozentig identisch in Farbe und Form auf Folie reproduziert. Badezimmer aus Glas

Impressionen in Glas Manche Gläser wirken fast nur durch ihre Muster oder Bearbeitung, die Materialität scheint nahezu aufgehoben zu sein. Satiniertechniken wie Sandstrahlen, Ätzen oder Bedrucken erlauben effektvolle diffuse Hinterleuchtungen von Gläsern. Diese Techniken kommen sehr wirkungsvoll bei Möbeln zum Einsatz. Verblüffende Showeffekte, z.B. in Diskotheken, im Werbebereich oder für die Firmenpräsentation lassen sich mit LED-Systemen in Verbindung mit Glas erzielen. In Glasbrüstungen, -treppen oder -möbeln erdie autorin

Ariane Apler ist als Leiterin Export und Marketing Gussglas für Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH, Werk Mannheim, tätig.

Das Badezimmer gewinnt als Ort der Entspannung zunehmend an Bedeutung. Neben der Funktionalität stehen heute gleichberechtigt die Ansprüche an Komfort und Ästhetik. Idealer Ausdruck dieser Verbindung ist beispielsweise der gläserne Heizkörper SGG Thermovit Elegance. Ganz im Trend auch farbige Wandfliesen aus Glas, die sich genauso problemlos verlegen lassen wie keramische Fliesenbeläge. Auch Wannenverkleidungen, bruchsichere Waschtische und Duschkabinen aus farbigem Glas sind in vielen Farbtönen erhältlich. Begehbares, rutschhemmendes Glas als Bodenbelag macht aus dem „gläsernen“ Badezimmer ein ungewöhnliches Erlebnis. Ob und wie viel Glas beim Innenausbau zum Einsatz kommt, ist mittlerweile nur noch eine Frage des Geschmacks – und des Geldbeutels. Als moderner Baustoff lässt sich Glas aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, seiner ästhetischen Anpassungs- und Verwandlungsfähigkeit und bei allem zeitgeistigem Trend zur Transparenz nicht zuletzt wegen seiner Zeitlosigkeit nicht mehr aus der Gestaltung von Innenräumen wegdenken.

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stellfarben kontrastieren dabei mit den satten Farben und schwarz. Neu ist der Farbton feuerrot, der insbesondere dem Trend im Innenausbau zu mutigen, lebendigen Kolorierungen entspricht. Transparent, transluzent oder blickdicht

Mut zur Farbe Durch den gekonnten Einsatz von farbigem glas lassen sich in Innenräumen individuelle Akzente setzen. glas bietet vielfältige Möglichkeiten, um neue Raumlösungen im Wohn- und Geschäftsbereich zu verwirklichen. Glastüren, gläserne Wandverblendungen oder Trennwände aus Glas schaffen in jedem Innenbereich ein besonderes, modernes Ambiente, das sich zusätzlich durch den gezielten Einsatz von Farben nochmals steigern lässt. „In“ ist lackiertes Glas. Laut Saint-Gobain Glass Deutschland werden die vielseitig einsetzbaren Gläser immer häufiger genutzt, um Innenräume aufzuwerten, beispielsweise als Wandverblendungen. Auf Spanplatten geklebt, lassen sich die Glastafeln in Küchen und Bädern anstelle von Fliesen verwenden,

und auch im Möbelbau ist lackiertes Glas ein zunehmend beliebter werdendes Material. Insbesondere mit gläsernen Wandverblendungen erhält man effektvolle Akzente. Eine Küche kommt durch eine Rückwand aus lackiertem Glas in ausgesuchter Farbe völlig neu zur Geltung. Gleiches gilt für das Badezimmer. Hier spielt das Designglas SGG Planilaque Evolution seine Stärken aus. Um es gegen Feuchtigkeit resistent zu machen, wird auf die Rückseite des lackierten Floatglases ein deckender, hochwiderstandsfähiger Lack aufgebracht und eingehärtet. Die Farbpalette von SGG Planilaque Evolution umfasst insgesamt elf Farbtöne. Die Pa-

Lackierte Gläser eignen sich auch, um Wohnbereiche voneinander abzutrennen. Sie lassen sich dazu individuell auf die Größe der Schiebetür zuschneiden. Je nach Farbwahl können so ganz unterschiedliche Effekte erzielt werden. Dabei ist es empfehlenswert, das Glas ringsum an der Kante einzufassen. Lichtdurchlässige und vor Blicken schützende Gläser wie etwa SGG Masterglass verdunkeln den Raum kaum, bewahren aber gleichzeitig die Privatsphäre. Ebenso wie gläserne Raumteiler kommen auch Ganzglas-Innentüren in modernen Wohnbereichen gut zur Geltung. Die verwendeten Gläser wie beispielsweise Floatglas, satiniertes Glas oder Gussgläser wie SGG Masterglass werden vorgespannt und eignen sich laut SGG bestens für diesen Einsatzbereich. Besondere Effekte können mit Ornamentgläsern erzielt werden. Auch eine Kombination aus Siebdruck auf SGG Masterglass lässt interessante Oberflächen entstehen. Für Glasportale, deren Glaskante sichtbar sein soll, ist extra weißes Glas wie SGG Diamant erste Wahl. Alternativ kann auch satiniertes Glas wie SGG Satinovo Mate verwendet werden. Hier wird durch die geätzte Oberfläche das Licht gestreut, und dahinter liegende Objekte sind nur noch schemenhaft zu erkennen.

l.: SGG Planilaque Evolution ist feuchtigkeitsbeständig. Farblich abgestimmt, wertet das Glas als Spritzschutz oder Wandverblendung ein Bad optisch auf. r.: Gläserne Wandverblendungen in strahlenden Farben ziehen die Blicke auf sich und schaffen nicht nur in der Küche ein modernes Ambiente.

Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH Viktoriaallee 3-5 52066 Aachen Tel. 0241/516-2874 Fax 0241/516-2224 janina.wotske@saint-gobain.com www.saint-gobain-glass.com

glas+rahmen 10.09 titel

Bilder: Saint-Gobain Glass Deutschland

informationen


glas im gebäude

Neue Duschglas-Generation DER MARKT FÜR GANZGLASDUSCHEN bietet erhebliches Potenzial. ENTSPRECHEND GROSS SIND darum DIE ERWARTUNGEN, die Frerichs Glas IN EIN neues, mit Guardian entwickeltes GlasPRODUKT setzt. Shower-Guard - powered by creaglas bietet eine dauerhafte Easy-to-Clean-Funktion.

Einsetzbar wie herkömmliches Glas Dieses Glas wird bereits seit einiger Zeit erfolgreich auf dem amerikanischen Markt vertrieben. Für einen Einsatz in Europa mussten aufgrund der unterschiedlichen Wasserhärten noch Modifikationen vorgenommen werden. Auch auf produktionstechnischer Seite waren vor der Einführung in den Markt noch diverse Herausforderungen zu meistern. Guardian Europe S.A. mit Sitz in Luxemburg suchte einen leistungsfähigen Verarbeiter und stieß auf Frerichs Glas in Verden an der Aller. Gemeinsam optimierten die beiden Partner das Produkt für die industrielle Verarbeitung. Fred Preuße, Prokurist des Uniglas-Mitgliedsbetriebes, erkannte die großen Möglichkeiten, die in einem solchen Produkt stecken: „Es besteht ein enormes Marktpotenzial für ein

glas+rahmen 10.09 titel

Duschglas mit dauerhafter Easy-to-cleanEigenschaft, das in seiner Anwendung ganz genauso wie herkömmliches Glas zum Einsatz kommt: die gleichen Beschläge und das gleiche Handling beim Einbau. Nicht einmal besondere Pflegehinweise sind erforderlich“, erklärt er. In einer Versuchsphase von mehr als einem halben Jahr wurde bei Frerichs Glas an der Verbesserung der Prozesskette für die Produktion gearbeitet. Zudem mussten einige konstruktive Details für die Verarbeitung des Spezialglases an den Produktionsanlagen modifiziert werden. Nach erfolgreichem Abschluss der Versuchsphase wird Aus ShowerGuard – powered by creaglas gefertigte Glasduschen erhalten dauerhaft ihre Easy-toClean-Funktion. Die im Produktonsprozess veredelte Glasoberfläche verhindert Kalkablagerungen und lässt sich leicht reinigen.

informationen Frerichs Glas GmbH Siemensstraße 15-17 27283 Verden Tel. 04231/102-0 Fax 04231/102-10 info@frerichs-glas.de www.showerguard.de

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das neue Produkt seit Januar 2010 unter der Namen ShowerGuard – powered by creaglas im Markt angeboten. Frerichs Glas sieht sich für ein verstärktes Interesse an dem Glas gut gerüstet. Glasdicken von 6, 8 und 10 mm sind ständig auf Lager und können innerhalb kürzester Zeit geliefert werden. Preuße: „Wir konzentrieren uns bei unseren Vertriebspartnern bewusst auf das kleine und mittlere Seriensegment sowie auf die Entwicklung von individuellen Lösungen. Einen Vertrieb über großindustrielle Abnehmer schließen wir eher aus.“ Besonders im gewerblichen Bereich wie etwa dem Hotelbau erreicht man laut Frerichs Glas mit ShowerGuard – powered by creaglas einerseits einen höheren Komfort, andererseits aber auch ein erhebliches Einsparpotenzial. Dieses beziehe sich nicht nur auf den deutlich geringeren Reinigungsaufwand, sondern auch auf die Vorteile der längeren Lebenszeit der Duscheinheit. Erste Hotels, wie beispielsweise das renommierte Grand Elysee in Hamburg, setzten bei der Renovierung ihrer Badezimmer bereits auf das neue Glas. Bild: Frerichs Glas

glasduschen mit Easy-to-clean-Funktion, die Kalkablagerungen verhindert und die Reinigung erleichert, sind bisher mit nachträglich aufgebrachten Beschichtungen versehen. Die Funktionsfähigkeit der Beschichtungen lässt jedoch im Laufe der Jahre nach. Wird dann nicht nachbehandelt, unterscheiden sich die Glasoberflächen hinsichtlich der Ablagerung von Kalk und des Reinigungsaufwandes nicht mehr von denen unbehandelter Duschen. Vor diesem Hintergrund kam aus den Labors des amerikanischen Glaskonzerns Guardian die Idee, ein Glas zu entwickeln, bei dem die Oberfläche nicht beschichtet werden muss, sondern durch ein patentiertes Ionisierungsverfahren modifiziert wird. Durch die Modifikation der Oberfläche lässt sie sich nach Herstellerangaben dauerhaft leicht und ohne Putzmittel reinigen und ist zudem gegenüber „normalen“ Glasoberflächen erhöht kratzresistent.

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dicht- und klebstoffe

Die Che Selbstreinigendes Glas und die Grund­l age für Selbstreini tigen Dichtstoffen. Deshalb ist zu verwenden, um funktionsver photokatalytische gläser nutzen die doppelte Wirkung von UV-Strahlen und Wasser, um organische Verschmutzungen wie Staub, Schadstoffe oder Ablagerungen auf der Witterungsseite des Glases zu beseitigen. Die UV-Strahlen des Tageslichts zersetzen dabei den Schmutz, sogar bei bewölktem Himmel. Das Wasser z.B. bei Regen verteilt sich auf der Oberfläche und beseitigt die zersetzten Rückstände und den mineralischen Staub. Dabei perlt das Wasser nicht ab wie bei hydrophoben Beschichtungen, wie man dies im Innenbereich von Duschkabinen kennt, sondern läuft als gleichmäßiger Film ab und nimmt dabei die Rückstände mit. Diese photokatalytischen Gläser sind allgemein nicht verträglich mit Silikonen. Das liegt im Wesentlichen daran, dass Silikone Öle als Weichmacher enthalten, die aus dem Material austreten und sich auf der Oberfläche des Glases festsetzen. Jedes mit Silikon verglaste Produkt weist diesen Effekt auf. Bei photokatalytischen Gläsern, z.B. SGG Bioclean mit einer Beschichtung aus Titandioxid, ist dies deshalb problematisch, da sich im Randbereich – also dort, wo sich das Silikonöl auf der Oberfläche ablagert – durch die Ablagerungen Wassertröpfchen bilden. Damit ist die ursprüngliche Funktion des Produkts, bei der sich ein Wasserfilm zur Selbstreinigung des Glases bildet, gestört. Das Hilfe für Verarbeiter: VFF Merkblatt V.04 Wasser läuft also im Randbereich nicht ab, und damit kann auch der „Selbstreinigendes Glas im Fenster- und Fassadenbau“ Schmutz nicht vollständig abgewaschen werden. Bei der Verwendung von selbstreinigenden Gläsern muss der Verarbeiter eine Empfohlene Materialien Um hier den Verarbeitern Sicherheit zu geben, haben die Spezialisten von Saint-Gobain Glass eine Liste von freigegebenen Dichtstoffen erstellt. Diese Liste empfiehlt Materialien (Dichtstoffe), die zur Verarbeitung mit SGG Bioclean geeignet sind. Diese Liste nennt u.a. Nassversiegelungsstoffe, Trockenverglasungssysteme, Klebebänder und Mittel, mit denen man Sprossen auf der Scheibe fixieren kann. Weiter sind laut Liste

glas+rahmen 10.09 titel

besondere Sorgfalt an den Tag legen: Hierbei darf Silikon als Dichtstoff nicht eingesetzt werden, da es die Reinigungsfunktion des Glases stört. Das neue VFF Merkblatt V.04 „Selbstreinigendes Glas im Fenster- und Fassadenbau“ zeigt auf, welche Dichtstoff-Alternativen es hierbei zu Silikon gibt und was bei der Ver-

informationen Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. Walter-Kolb-Str. 1-7 60594 Frankfurt/M. Tel. 069/95 50 54 0 vff@window.de www.window.de

arbeitung zu berücksichtigen ist. Hinzu kommen Hinweise für den richtigen Umgang mit selbstreinigenden Gläsern bei der Planung, Montage und Nutzung. Das VFF-Merkblatt V.04 entstand u.a. in enger Zusammenarbeit mit dem BIV des Glaserhandwerks, dem ift Rosenheim und dem Industrieverband Dichtstoffe. Das VFF Merkblatt V.04 „Selbstreinigendes Glas im Fenster- und Fassadenbau“ ist für eine Schutzgebühr von 6,00 Euro erhältlich.


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mie muss stimmen Dicht­s toffe. Photokatalytische Glasbeschichtungen sind gende Gläser. Sie vertragen sich aber nicht mit silikonhales für den Verarbeiter Ein Muss, verträgliche Dichtstoffe ­lusten vor­zubeugen.

Bild: SGG

glas+rahmen 10.09 titel

ganze Fenstersysteme von verschiedenen Herstellern auf ihre Verträglichkeit geprüft. Mittels Schemazeichnungen kann der Bearbeiter auf einen Blick erkennen, welcher Dichtstoff für welche Anwendung verwendet werden soll. Für die Nassversiegelung werden beispielsweise drei MS-Polymere empfohlen, MS steht für modifiziertes Silan. Zwar enthalten auch diese MS Polymere silikonähnliche Bestandteile, aber ohne freie Silikonöle, die auf die Schicht austreten können. Die freigegebenen Dichtstoffe vertragen sich zum einen mit der photokatalytischen Beschichtung, also auch mit SGG Bioclean. Zum anderen haften sie auf diesem selbstreinigenden Glas ebenso wie auf jeder normalen Glasfläche. Dies ist vor allem bei den Nassversiegelungsdichtstoffen wichtig. Welche Materialien sich problemlos mit Bio­ clean vertragen und damit verarbeitet werden können, zeigt die „Liste der freigegebenen Dichtstoffe“ auf. Sie enthält nur Produkte, deren Verträglichkeit mit Bioclean getestet wurde, wie die bereits genannten silikonfreien MS Polymere. Die Dichtstoffliste wird kontinuierlich um weitere freiNeben dem Einsatz gegebene Dichtstoffe im Objektbau findet selbstreinigendes ergänzt und ist aktuell Glas immer häufiger unter www.climalit.de im gehobenen Wohabrufbar. Zudem unnungsbau Verwendung. terstützt Saint-Gobain Glass Deutschinformationen land die Verarbeiter, Saint-Gobain Glass die SGG Bioclean als Deutschland Isolierglas, ESG oder Viktoraallee 3-5 VSG weiter verarbei52066 Aachen Tel. 0241/516-2221 ten, umfassend mit Fax 0241/516-2224 Schulungen, Informawww.sainttionsmaterial und Begobain-glass.com ratung.


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tabelle 1:

glasaufbau: aussenscheibe einfachglas 6mm, innenscheibe 2-fach-isolierglas 6/14/6

Ug-Wert 2-fach-Iso

=

1,1 W/(m²K)

g-Wert

=

0,40

Innenraumtemperatur

=

22°C

Außentemperatur

=

30°C

horizontale Einstrahlung =

700 W/m²

Ug-Wert Einfachglas

=

5,8 W/(m²K)

g-Wert Einfachglas

=

0,90

*) Sonnenschutz vollständig geschlossen bzw. mit 10% Transparenz

tabelle 2:

Absorption Sonnenschutz 1/2/3 schwarz/ weiß/reflek­ tierend

Temperatur am Sonnenschutz 1/2/3 [°C]

Oberflächen­ temperatur Glas Innenraum Sonnenschutz 1/2/3 [°C]

Rechnerischer g-Wert 1/2/3*) Oben: vollständige geschlossen Unten: mit 10% Transparenz

Kein Luftwechsel

0

0,8/0,4/0,2

103,04/66,52/48,26

33,59/28,37/25,76

0,127/0,070/0,041 0,167/0,11/0,081

Geringer Luftwechsel

5

0,8/0,4/0,2

99,94/64,97/47,49

33,15/28,14/25,64

0,122/0,068/0,040 0,162/0,108/0,08

Mäßiger Luftwechsel

10

0,8/0,4/0,2

97,10/63,55/46,77

32,74/27,94/25,54

0,118/0,065/0,039 0,158/0,105/0,079

Hoher Luftwechsel

40

0,8/0,4/0,2

83,92/56,96/43,48

30,86/27,00/25,07

0,097/0,055/0,034 0,137/0,095/0,119

Extrem hoher Luftwechsel

80

0,8/0,4/0,2

72,74/51,37/40,68

29,26/26,20/24,67

0,080/0,046/0,029 0,12/0,086/0,069

glasaufbau: aussenscheibe einfachglas 6mm, innenscheibe 3-fachisolierglas 6/14/5/14/6

Ug-Wert 3-fach-Iso

=

0,6 W/(m²K)

g-Wert

=

0,40

Innenraumtemperatur

=

22°C

Außen­temperatur

=

30°C

horizontale Einstrahlung =

700 W/m²

Ug-Wert Einfachglas

=

5,8 W/(m²K)

g-Wert Einfachglas

=

0,90

*) Sonnenschutz vollständig geschlossen bzw. mit 10% Transparenz

lichen Bürotagen betragen rd. 30 Watt/m2 (5 Watt/m2 für in Teilbereichen eingeschaltetes Licht bei herabgelassenem Sonnenschutz mit 10% Transparenz, 10 Watt/m2 für Personen, 15 Watt/m2 für Bürogeräte). Der Transmissions„kälte“-Verlust beträgt maximal rd. 8,5 Watt/m2 Fassadenfläche [Temdie autoren

Bernhard Rudolf ist Technischer Leiter der Josef Gartner GmbH.

Luftwech­ selrate Fassadenz­ wischen­ raum [1/h]

Dr. Roland Bornemann ist Leiter Innovation Management der Josef Gartner GmbH.

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Luftwech­ selrate Fassadenz­ wischen­ raum [1/h]

Absorption Sonnenschutz 1/2/3 schwarz/ weiß/reflek­ tierend

Temperatur am Sonnenschutz 1/2/3 [°C]

Oberflächentempe­ ratur Glas Innen­ raum Sonnenschutz 1/2/3 [°C]

Rechnerischer g-Wert 1/2/3*) Oben: vollständige geschlossen Unten: mit 10% Transparenz

Kein Luftwechsel

0

0,8/0,4/0,2

108,75/69,38/49,69

28,77/25,70/24,16

0,074/0,041/0,024 0,114/0,081/0,064

Geringer Luftwechsel

5

0,8/0,4/0,2

105,16/67,58/48,79

28,49/25,56/24,09

0,071/0,039/0,023 0,11/0,079/0,063

Mäßiger Luftwechsel

10

0,8/0,4/0,2

101,88/65,94/47,97

28,23/25,43/24,03

0,068/0,038/0,022 0,108/0,078/0,062

Hoher Luftwechsel

40

0,8/0,4/0,2

86,97/58/44,24

27,07/24,85/23,73

0,056/0,031/0,019 0,096/0,071/0,059

Extrem hoher Luftwechsel

80

0,8/0,4/0,2

74,63/52,32/41,16

26,11/24,36/23,49

0,045/0,026/0,016 0,095/0,066/0,056

peraturdifferenz zum Innenraum = 10K, Ucw-Wert = 0,85W/(m2K)]. Zieht man die Gesamtsumme von rd. 34 Watt/m2 von der Kühlleistung der unter allen Deckenflächen vorhandenen Kühldecke ab, so ergibt sich eine Differenz von rd. 26 Watt/m2 Bürofläche. Das Verhältnis von Büro zu Fassadenfläche beträgt 2, somit stehen rd. 50 Watt/m2 Fassadenfläche zur Aufnahme des Energieeintrags über die Fassade zur Verfügung, wobei eine effiziente Wärme-/Kälterückgewinnung der Lüftungsanlage vorausgesetzt wird. Die sommerliche maximale solare Einstrahlung vertikal auf die Fassadenfläche beträgt im September für den Standort Gundelfingen rd. 700Watt/m2. Der g-Wert darf somit abgeschätzt einen Wert von rd. 0,07 – 0,08 für das dargestellte Beispiel nicht überschreiten, will man nicht auf zusätzliche Maßnahmen zur Kühlung wie eine Kühlung der Zuluft über das Grundwasser zurückgreifen. Die

Tabellen 1 und 2 zeigen, dass diese (Maximal-)Anforderung von einigen Kombinationen erfüllt wird. Geschickte Kombination von Massnahmen gegen Überhitzung Unser Fazit: Auch für ganzverglaste Gebäude oder Gebäude mit großen Glasflächen bietet der Fassadenbau vielfältige Lösungen, um eine Überhitzung zu vermeiden und den Nutzern ein angenehmes Klima zu schaffen. Eine gute Lösung bei Wind und hohen Gebäuden bieten zweischalige Fassaden mit einer innenliegenden 3-fach-Verglasung. Hervorragende Werte werden mit einer geschlossenen zweischaligen Fassade wie der Closed Cavity Fassade (CCF) erzielt. Durch die geschickte Kombination von Maßnahmen kann der Nutzerkomfort mit einer guten Energiebilanz in Einklang gebracht und die solare Einstrahlung reduziert werden.


fassadentechnik

titel

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Solarthermie in der Fassade Die Hydro Building Systems GmbH mit ihrer Marke Wicona ist zusammen mit weiteren Projektbeteiligten für ein neuartiges Aluminiumfassadenkonzept samt integrierten Solarthermie-Kollektoren mit dem „Intersolar Award 2010“ ausgezeichnet worden.

Bild: Wicona

der fassadenkollektor „CPC Office/System Wicona“ entstand im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projektes „Weiterentwicklung von solarthermischen Fassadenkollektoren mit Vakuumröhren in Bürogebäuden“ unter der Leitung des Instituts für Baukonstruktion L2 der Universität Stuttgart. Er wurde in Kooperation mit der Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co.KG (Karlsbad) entwickelt. Das Produkt kombiniert Eigenschaften wie visuelle Transparenz, gleichmäßige Raumausleuchtung, Wärmeschutz und Sonnenschutz. Dabei stellt sich der CPC Vakuumröhrenkollektor (Ritter) als informationen ästhetisch und konstruktiv inteHydro Building graler Bestandteil eines BürofasSystems GmbH sadensystems (Wicona) dar. Tel. 0731/3984-0 info@hydro.com Der Fassadenkollektor CPC Ofwww.wicona.de fice/System Wicona ist modular auf große Fassaden adaptierbar. Er besitzt aufgrund der verwendeten Vakuumröhren eine sehr hohe Effizienz, wodurch die Kühllast der angrenzenden Räume reduziert wird, betonen die Entwickler. Der Kollektor sammelt das Sonnenlicht vor der Fassade und schirmt die angrenzenden Räume vor direkter Sonneneinstrahlung ab. Aufgrund der geringen Wärmeverluste kann Solarwärme mit hoher Temperatur (60-90°C) erzeugt werden, welche dann über das in die Fassadenprofile integrierte Rohrsystem auf kurzen Wegen dem Gebäude zur Verfügung gestellt wird – für die Trink-, Warmwasser- und Heizungserzeugung oder zur solaren Kühlung.Ein geringer

Anteil des Sonnenlichts dringt durch die Perforation des CPC Reflektors ins Gebäude und ermöglicht eine gleichmäßige blendarme Ausleuchtung des Raumes und die visuelle Transparenz für den Nutzer. Durch die geeignete Wahl der Perforation des Spiegels wird einerseits der z.B. für Bürogebäude wichtige Sonnenschutz, andererseits die hohe Effizienz des Kollektors sichergestellt. Die hoch wärmegedämmte Glasfassade sorgt für geringen Energieverbrauch während der Heizperiode. Die zu öffnenden Fensterflügel der Fassade ermöglichen eine freie Belüftung und eine einfache Reinigung der Glasflächen.

Deutscher Fassadenpreis: Frist läuft Herausragende objekte gesucht Der Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (FVHF) lobt wieder den Deutschen Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) aus. Einsendeschluss für den Wettbewerb 2011 ist der 1. November 2010. Teilnehmen können Architekten und Bauingenieure, die herausragende Architektur mit VHF geplant und realisiert haben. Eingereicht werden können Bauwerke, die zwischen dem 1. Januar 2008 bis zum 31. Oktober 2010 in Deutschland fertiggestellt worden sind und die die Kernkompetenzen des FVHF – Gestaltung, Technik und Wirtschaft-

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lichkeit – in besonderer Weise berücksichtigen und umfassend darstellen. Jury-Mitglieder sind u.a. der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Prof. Dipl.-Ing. Michael Braun, Dipl.-Ing. Karsten Buchner von buchner&wienke architekten (einer der drei Preisträger des Deutschen Fassadenpreises 2009), Prof. Dr.-Ing. Tina Wolf vom Fachgebiet für Technologie und Design von Hüllkonstruktionen an der TU München und Dipl.-Ing. Oliver Fröhlich als Vorstand Technik des FVHF. Information/Anmeldung: www.fvhf.de

Schematischer Aufbau des Fassadenkollektors „CPC Office/System Wicona“.


Bild: Ernst Schweitzer AG

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Neue Chancen für Holzfenster Modifiziertes Holz. Holz ist ein sehr vielseitiger Baustoff, der neben sehr guten Leider auch unerwünschte Eigenschaften hat. diese begrenzen die Einsatzmöglichkeiten und haben, z.B. im Fensterbau, zur Bevorzugung anderer Materialien geführt. Neue Verfahren zur Modifizierung von Holz sollen helfen, die Materialeigenschaften zu optimieren und holz für den Fensterbau wieder attraktiver zu machen.

die nutzung tropischer holzarten sowie der Einsatz von Holzschutzmitteln aufgrund ökologischer und gesundheitlicher Aspekte wurden in den letzten Jahren kritisch diskutiert. Wissenschaft und Holzwirtschaft sind bemüht, innovative, umweltfreundliche Verfahren zur Verbesserung der Holzeigenschaften, z.B. für den Einsatz im Fensterbau, durch Modifizierung zu entwickeln. Die Holzmodifizierung definiert man als biozidfreie Veränderung des Holzes durch chemische, thermische oder mechanische Prozesse, um eine Erhöhung der Dauerhaftigkeit und Dimensionsstabilität sowie die Hydrophobie-

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rung (verringerte Menge und Geschwindigkeit der Wasseraufnahme) zu erreichen. In erster Linie zielt man dabei auf die Erhöhung der Dimensionsstabilität sowie der Resistenz gegenüber holzabbauenden Pilzen. Daneben werden eine geringere Feuchteaufnahme und eine erhöhte Lichtstabilität des Holzes angestrebt. Die Modifizierung von einheimischen Hölzern stellt zudem eine Alternative zu teuren Holzimporten dar. Verbesserte Eigenschaften Durch die Holzmodifizierung lässt sich eine Reihe von Materialeigenschaften verbessern.

dimensionsstabilität: Holz, das durch Modifizierung weniger quillt bzw. schwindet, eignet sich besser für den Fensterbau als das unbehandelte Holz gleicher Art. Buche würde beispielsweise bei einer Verbesserung der Dimensionsstabilität um ca. 30% das Niveau von Dark Red Meranti erreichen. Eine Verbesserung bei Kiefer um 30% oder bei Buche um 60% führt zu einem QuellSchwindverhalten, das mit Teak vergleichbar ist. Verschiedene Modifizierungsverfahren können die Dimensionsstabilität (meist als Anti Shrink/Swell Efficiency, ASE, angegeben) entsprechend verbessern.


fensterbau

Durch Hitzebehandlung, Acetylierung und Holzvernetzung lässt sich eine Quell-/ Schwind-Verbesserung von mehr als 30% erreichen. dauerhaftigkeit: Bei Holz für den Fensterbau ist die Dauerhaftigkeit gegenüber holzzerstörenden Pilzen besonders wichtig, wenn ein Schaden am Fenster entstanden ist, in dessen Folge erhöhte Holzfeuchtigkeit in Verbindung mit Pilzbefall auftritt. Je höher die Dauerhaftigkeit, desto mehr Zeit steht zur Verfügung, um das Fenster wieder instand zu setzen, bevor irreparable Materialschäden durch Pilzbefall eintreten. Durch alle Modifizierungsverfahren wird die Dauerhaftigkeit einheimischer Hölzer stark erhöht. An die Dauerhaftigkeit von Holz, das mit bioziden Holzschutzmitteln behandelt wurde, werden höhere Anforderungen gestellt, die nicht von allen Modifizierungsverfahren erreicht werden können. hydrophobierung: Einige Verfahren führen zu einer Hydrophobierung des Holzes, d.h. die Menge und Geschwindigkeit der Wasseraufnahme wird verringert, was wieholzart/modifizierung

dauerhaftigkeitsklasse 1

Teak

modifizierten Holzes (Tabelle 2) wird neues Design in der Fensterkonstruktion möglich oder notwendig. Natürliche anatomische Schwachstellen im Holz werden durch die Modifizierung nicht reduziert, sondern eher verstärkt. lichtstabilität: Holz wird durch Witterungseinflüsse abgebaut. Lignin wird durch UV-Licht depolymerisiert und dann durch Wasser ausgewaschen. Um diesen Prozess zu verhindern bzw. zu reduzieren, gibt es zwei Ansatzpunkte: ¬ Verhindern/reduzieren des Ligninabbaus; ¬ Verhindern/ reduzieren der Auswaschung des abgebauten Lignins. Modifiziertes Holz wirkt überwiegend durch eine Reduzierung der Auswaschung. verarbeitung: Die Verarbeitbarkeit von modifiziertem Holz wird u.U. verändert. Wichtige Parameter wie die Verkleb- und Bearbeitbarkeit müssen gewährleistet sein, ebenso die Beschichtbarkeit. Beim Kleben wurden bist dato die besten Ergebnisse mit einem 1-K-Polyurethankleber erzielt, der akzeptable Verklebungen zeigte. Ein her-

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x

Buche

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Kieferkern

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Kiefersplint

x

Dark Red Meranti Hitzebehandlung Holzvernetzung

modifizierung

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titel

der autor: Andreas Krause ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Holzbiologie und Holztechnologie, Georg-August-Universität Göttingen, tätig. Tel. 0551/39 20-51, akrause2@gwdg.de www.wood.uni-goettingen.de

nutzt, das dazu führt, dass sich die Zellwandbestandteile bei Temperaturen über 150 °C chemisch verändern und sich so Dauerhaftigkeit und Dimensionsstabilität des Holzes verbessern. Durch chemische Umwandlungsprozesse und Ausgasung/Auswaschung aus dem Holz hat TMT eine geringere Dichte als unbehandeltes Holz. Mechanische Eigenschaften werden negativ beeinflusst, d.h. Biegfestigkeit, Elastizität und die Bruchschlagarbeit werden reduziert. acetylierung: Bei der Acetylierung reagiert das Holz mit Essigsäureanhydrid, wobei ein Teil der Hydroxylgruppen der Zellwand

mechanische eigenschaften Biegefestigkeit

Druckfestigkeit

Elastizitätsmodul

Härte

Bruchschlagarbeit

Hitzebehandlung

-

-

-

-

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Acetylierung

±

±

±

+

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Holzvernetzung

±

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Melaminbehandlung

±

+

+

++

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Furfurylierung

±

+

+

+

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Wachsbehandlung

+

+

±

+

±

Tabelle 1

Tabelle 2

Die Tabelle zeigt die Einschätzung der Dauerhaftigkeitsklasse einiger Holzarten und Holzmodifizierungen.

Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften der modifizierten Hölzer im Vergleich zu unbehandeltem Holz (- = Verringerung; + = Verbesserung; ± = keine Veränderung).

derum das Quellen/Schwinden verlangsamt und so die Gefahr von Rissbildung reduziert. Die mittlere Holzfeuchtigkeit innerhalb der Gebrauchsdauer wird gesenkt, so dass die Holzfeuchtigkeit nicht die für Pilzwachstum kritische Größe erreicht. Unterschieden wird bei der Hydrophobierung die Geschwindigkeit der Wasseraufnahme (Wasseraufnahmekoeffizient) und die Wasseraufnahmemenge. Viele Modifizierungsverfahren wirken in einer Kombination beider Effekte. festigkeitseigenschaften: Durch veränderte mechanische Eigenschaften des

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kömmlicher PVAc-Klebstoff (D4) führte in den meisten Fällen zu inakzeptablen Verklebungen. Erste Versuche zur mechanischen Bearbeitung und Beschichtung zeigen, dass es möglich ist, das Holz zu bearbeiten und optimal zu beschichten. Modifizierungsverfahren hitzebehandlung (tmt): Das Hitzebehandlungsverfahren (thermal modified timber, kurz TMT genannt) ist europaweit am weitesten entwickelt. Aktuell werden ca. 40.000 m3 Holz mit verschiedenen Verfahren behandelt. Hierbei wird das Prinzip ge-

durch Acetylgruppen ersetzt und Essigsäure abgespalten wird. Damit verbessert sich die Dauerhaftigkeit des behandelten Holzes gegenüber dem Abbau durch Pilze. Das Verfahren führt aber nicht zu einem Schutz gegenüber Bläue- und Schimmelbefall. Bedingt durch die reduzierte Ausgleichsholzfeuchtigkeit wird das Quellen und Schwinden bei hohen Acetylierungsgraden um bis zu 80 % verringert. Die Härte des Holzes wird bis zu ca. 30% erhöht sowie die UV-Stabilität verbessert, was die Verwitterung der Oberflächen bei der Außenanwendung acetylierter Holzprodukte vermindert. Das Bewitterungs-

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technik

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messen

Weitere Informationen zur glasstec 2006, zur Sonder­ schau „glass tech­nology live“ und das be­gleitende Fach­ symposium gibt es im Inter­ net unter www.glasstec.de

Bild: Sunways

Produktion von Photovoltaik-Zellen bei der Sunways AG in Konstanz. Aus Blöcken geschnittene SiliziumScheiben dienen als Ausgangs­material für die Zellen.

Photovoltaik-Weltmeister Glasstec 2006. Mit dem Thema „Fassadenintegrierte Photovoltaik“ besetzt die Sonderschau glass technology live innerhalb der Welt-Leitmesse glasstec vom 24. bis 28. Oktober in Düsseldorf einen Megatrend. deutschland ist photovoltaik-weltmeister. Mit einer gesamt installierten Leistung von 1.528 MWP zum Ende des Jahres 2005 hat die Bundesrepublik das Pionierland der Photovoltaik Japan von der Spitzenposition verdrängt. Dies geht aus einer Studie des Europressedienstes zum deutschen Photovoltaikmarkt hervor. Davon profitiert auch der handwerklich geprägte Mittelstand. Seit 2004 sind im Geschäftsfeld Photovoltaik rund 10.000 Arbeitsplätze in mittelständischen Betrieben entstanden. Der Boom macht sich auch in der Solarindustrie bemerkbar: So verzeichneten die

glass technology live Spannendes, Stark erweitertes Themenspektrum Die Sonderschau glass technology live (gtl) bietet während der glasstec vom 24. bis 28. Oktober 2006 ein spannendes, stark erweitertes Themenspektrum. Neben imposanten Glasobjekten bilden die boomenden Techniken Photovoltaik, Solarthermie sowie multifunktionale Isoliergläser und innovative Fassadentechnologien besondere Themenschwerpunkte. Neue Glastrends werden am Beispiel der weltweit ersten farbigen Dünnschichtsolarzellen für die Gebäudeintegration sowie gebogenen Isoliergläsern und schaltbaren Beschichtungen gezeigt. Zum ersten Mal gibt es gleich neben der Sonderschau glass technology live in Halle 11 einen weiteren Ausstellungsbereich Photovoltaik und Solar. Hier erhalten Besucher einen kompakten Überblick über Innovationen aus diesen beiden Themenbereichen. Am 26.10.06 wird diesen Themen außerdem ein ganzer Tag im Symposium gewidmet. Auch in den anderen Hallen zeigen Unternehmen ihre aktuellen Produkte aus diesen boomenden Bereichen. Für den Bereich Solar/Photovoltaik haben sich bisher 37 Unternehmen angemeldet, weitere sechs zeigen ihre Innovationen im Rahmen der gtl-Sonderschau. Bis Ende Juli haben sich damit bisher insgesamt 43 Unternehmen aus den Bereichen Solar und Photovoltaik angemeldet.

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sechs deutschen Solarzellenhersteller innerhalb der ersten vier Monate dieses Jahres einen Produktionszuwachs von 79 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Bereits 2005 konnte die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 67 Prozent gesteigert werden, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) mitteilt. „Deutschlands Solarindustrie gewinnt kontinuierlich Weltmarktanteile dazu. Die Herzstücke einer Solaranlage kommen zunehmend aus deutscher Produktion“, kommentiert BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig die Entwicklung. In den vergangenen fünf Jahren konnte der Weltmarktanteil installierter Solarzellen nach BSW-Angaben bereits von unter 10 auf über 25 Prozent ausgebaut werden. Derzeit entstehen in der Bundesrepublik über zehn neue Solarfabriken mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 500 Mio. Euro. Als weiteres Indiz für eine positive Situation wertet der BSW die Preisentwicklung. In den vergangenen sechs Monaten seien die Großhandelspreise für PV-Systeme um durchschnittlich fünf Prozent gesunken. Die Ursachen hierfür sieht Körnig in Produktivitätszuwächsen, der sich abzeichnenden Entspannung bei der Siliziumversorgung und gestiegenem Wettbewerb. Ins erfreuliche Gesamtbild passt die hohe Akzeptanz, die Strom aus erneuerbaren Energien mittlerweile in der Bevölkerung genießt. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage befürworten 85 Prozent der Befragten Wind- und Wasserkraft, Bioenergie und Sonnenenergie sowie Geothermie für die künftige Stromproduktion. Gas erhält eine Zustimmung von 39 Prozent. Kohle und Atomkraft werden jeweils von 19 Prozent der Bevölkerung für geeignete Energieträger zur Stromproduktion gehalten. Öl erhält eine Zustimmung von 17 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich).


energetische sanierung

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Trendwende geschafft? Lobbyarbeit zeigt Ergebnisse: Nach elf Jahren Niedergang am Bau zeichnet sich für Fenster und Glas ein erster Aufwärtstrend ab. Verantwortlich dafür sind nicht nur externe Faktoren wie hohe Energiepreise und ein konjunktureller Aufschwung, Vielmehr hat die Branche selbst einiges bewegt.

der autor: Jörn C. Hesselbach ist Vorstand der Interpane Glas Industrie AG, Lauenförde

gezielte lobbyarbeit für das Ener­gie­sparele­ment Fenster und Marketingakti­vi­täten, wie der „Tag rund ums Fenster“, verfehlten ihre Wirkung nicht. Damit sich hoch­wertige Fensterprodukte auch ohne die Sogwirkung der auflebenden Wirtschaft langfristig und erfolgreich im Markt platzieren lassen, stehen Unternehmen und Verbände in der Verantwortung. Energiepreise auf Rekordhoch, die Förderinitiative des Bundes „Wohnen, Umwelt, Wachstum“ und die Einführung des Energie-Ausweises – all dies bringt neues Leben in die lahmende Bauwirtschaft, besonders auf dem Sanierungsmarkt. Dabei rückt auch das Fenster als Energiesparelement zunehmend in das Bewusstsein von Bauherren und Modernisierern. Motiviert durch günstige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen, haben die Unternehmen und Verbände der Glasbranche gemeinsam ihre Marketingaktionen verstärkt. Daneben ist die verstärkte Lobbyarbeit durch partei- und branchenübergreifende Initiativen zu nennen. Diese Aktivitäten zeigen jetzt erste Erfolge. Es ist positiv zu beobachten, dass auch die Publikumspresse über Fenster und Fenstersanierung berichtet. Auch der „Tag rund ums Fenster“ war in diesem Jahr ein Erfolg.

Bereits 2004 lockte er bundesweit mehr als 100.000 Bauherren und Renovierer in die Fachbetriebe des Fensterhandwerks, um sich über energiesparende Fenster zu informierten. Auch in diesem Jahr sorgte der Aktionstag wieder für eine hohe Resonanz bei Handwerksbetrieben und Verbrauchern. Durch gezielten Dialog brachten die Fachbetriebe an diesem Tag den Bauherren das Fenster mit seinen Vorzügen als Energiespar- und Wohlfühlelement näher. Gleichzeitig ist auf politischer Ebene ein Umdenken zu beobachten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat im Zuge der Neustrukturierung ihrer wohnwirtschaftlichen Förderprogramme den Fenstertausch als Einzelmaßnahme in das Programm „Wohn­ raum Modernisieren“ aufgenommen – mit hoher Resonanz. Nach einer Verlautbarung des Verbands der Fenster- und Fassadenher­steller e. V., war circa ein Drittel (rund sechs Millionen Euro) der bis April beantragten Fördergelder für den Fenstertausch vorgesehen. Zusätzlich stehen endlich Fenster- und Glastausch bei den Modernisierungstipps im Ge­bäude-Energieausweis gleichberechtigt neben Maßnahmen wie der Heizungsmodernisierung. Die Branche hat etwas bewegt

Bild: PR Norda

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Die Marketingaktionen der Branche haben etwas bewegt: Laut VFF waren ca. 6 Mio. Euro, d.h. rund ein Drittel der bis April 2006 beantragten Förder­ gelder, für den Fenstertausch vorgesehen.

Das Erreichte stimmt zuversichtlich und lässt selbstbewusst in die Zukunft blicken. Denn auch ohne Extremwinter, (neue) Fördermittel, Heizkostenexplosion oder eine Konjunkturbelebung lassen sich hochwertige Fensterprodukte dauerhaft erfolgreich am Markt platzieren. Denn kein anderes Bauteil kombiniert so gut das Nützliche mit dem Angenehmen: energetischer Nutzen, architektonische Vielfalt und Ästhetik. Zudem ist die Fenstersanierung schnell und mit relativ wenig Aufwand vom Fachmann durchgeführt – ein Pluspunkt im Vergleich zu anderen Modernisierungsalternativen. In Zukunft kommt es darauf an, den Fokus der Marketingaktivitäten weiter auf die Vorteile von Fenstern mit Wärmedämmglas zu richten und intensiv zu kommunizieren. Marketing ist nur dann erfolgreich, wenn es nachhaltig und kontinuierlich erfolgt. Die ersten Schritte sind getan.

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Windays 2007 An der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau findet am 15. und 16. März 2007 die Dritte Auflage windays statt. Die Veranstaltung ist eine In­ formationsplattform für Unternehmer und Vertreter der Fenster- und Fassadenbranche und deren Zulieferindustrie sowie für Architekten und Planer. Der folgende Artikel zu innovationen im Fensterbau ist eine Vorschau auf einen Vortrag von Christoph Rellstab, Leiter der Technikerschulen HF Holz, Biel. marktdruck als motivation für innovationen? Spricht man von Marktdruck, der allgemein zunimmt, hat jeder eigene Vorstellungen, was das im eigenen Umfeld bedeutet. Auch darüber, was eigentlich Innovationen sind, herrschen sehr unterschiedliche Vorstellungen. Im Deutschen wird der Begriff Innovation heute im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen sowie für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Wie die Nachfrage des Marktes und Innovationen zusammenhängen und was die Motoren für Innovationen sind, untersucht der folgende Artikel.

these 1: marktdruck ist der Motor für innovationen. Anders ausgedrückt, der Markt gibt den Weg bzw. Bedarf vor und zwingt die Unternehmen dazu, bestehende oder zukünftige Bedürfnisse durch Innovationen zu befriedigen.

these 2: innovationen entstehen ohne marktdruck. Diese gegenteilige These geht davon aus, dass Innovationen ohne Marktdruck entstehen. Für diese innovativen Produkte und Dienstleistungen muss dann ein Markt gesucht oder geschaffen werden. innovationen und entwicklungen: Für die Fensterbranche stellt sich also die Frage nach dem „Treiber“ für Innovationen, die man in verschiedene Gruppen unterteilen kann: ¬ Innovationen, im technischen Bereich ¬ Innovationen, bei der Organisation von Produkten und deren Absatz ¬ Innovationen, die politisch induziert sind

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Innovationen in der Fensterbranche – ein subjektiver Überblick Es soll versucht werden, das Modell um die Erfolgsaussichten (Bild 2) auf die Fensterbranche zu übertragen. Auf der Suche nach Innovation im Fensterbau, wurde in der Suchmaschine Google der Begriff „Fenster­ innovation“ eingegeben. Dabei kamen aus Sicht der jeweiligen Fensterhersteller oder Fenstervertreiben unterschiedliche „Innovationen“ zu Tage, z.B.; ¬ Ein Lüftungsfenster bzw. Lüftungsklappe. ¬ Unsichtbare, verdeckt liegende Bänder. ¬ Ein Fenster, das den „historischen“ Vorgaben entspricht und die aktuellen Wärmedämmstandards erfüllt. ¬ Ein Fenster, das sich rundum drehen lässt, so dass je nach Jahreszeit verschiedene Gläser mit unterschiedlichen g-Werten eingebaut werden können. Auffallend ist, dass unter dem Suchbegriff Fensterinnovation nur wenige Fensterher-

steller zu finden sind, und dass der Begriff Innovation in der Fensterbranche nicht klar definiert ist. Die Auflistung der Fensterinnovationen im Internet ist sicherlich nicht abschließend oder repräsentativ. Es zeigt aber, dass Innovationen im Fensterbau in verschiedenen Bereichen stattfinden und aus Sicht der Hersteller mit neuen Technologien zu tun haben. Betrachtet man aktuelle Fensterkonstruktionen, wird deutlich, dass die Grundentwicklung unserer heutigen Fenster schon einige Zeit zurückliegt. Diese wurden zwar in vielen Punkten verbessert, bahnbrechende Innovationen blieben aber aus oder haben sich bis dato nicht durchgesetzt. innovationen durch marktdruck: Unabhängig von der Fenster- oder Fassadenkonstruktion und Materialdiskussionen entsteht dieser Druck u.a. aus: ¬ gestiegenen Kundenanforderungen

bild 1

Rohstoffsituation

Markt/Gesellschaft

Innovationen Entwicklungen Treiber von Innovationen: Das Modell zeigt schematisch, welches die „Treiber“ für Innovationen sind bzw. sein können.

Technologie

Bilder: Skript Entwicklungstendenzen HWS, Dr. Balz Gfeller, Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau, Biel


fenster

¬ gleichbleibenden Fensterpreisen, bei steigenden Kosten ¬ steigenden energetischen Anforderungen Der Begriff Marktdruck muss aktuell um Rohstoffeffizienz und Nachhaltigkeit ergänzt werden, vor allem hinsichtlich stark steigender Rohstoffpreise.

werden. Es ist anzunehmen, dass der Konkurrenz- und Marktdruck weiter ansteigen wird, und zwar auf verschiedenen Ebenen: zwischen den konkurrierenden Firmen, zwischen den verschiedenen Materialien (z.B. Metall- und Kunststoffbranche) zwischen den Regionen, z.B. zwischen der Ost- und Zentralschweiz, der Schweiz und Innovationserwartungen Österreich oder West- und Osteuropa. In Bezug auf neue Konstruktionen führt diUm als Marktteilnehmer in Zukunft es zu folgenden Erwartungen: Fenster- und bestehen zu können, sind StrukturanpasFassadenkonstruktionen werden mit weni- sungen und Innovationen in Bezug auf ger Rohstoffeinsatz bessere Leistungen er- die Zusammenarbeitsformen zu erwarten bringen müssen. Betriebswirtschaftliche oder zu initiieren, als Voraussetzungen Gründe dafür sind Rohfür leistungsfähigere Beder autor: stoffverfügbarkeit und Rohtriebe. Ansatzweise zeiChristoph Rellstab ist stoffpreise sowie von ökologen sich hier schon Beals Leiter der Technikergischer Seite Klimaerwärwegungen in den Unterschulen HF Holz Biel bei mung und strengere Richtnehmen. der Berner Fachhochlinien. Ausblick schule Architektur, Holz Neue FensterkonstrukDer Marktdruck in der und Bau, Biel, tätig. tionen, die diesen höheren Fensterbranche ist RealiAnforderungen gerecht werden müssen, werden z.T. auf neue oder mo- tät. Deshalb müssen die beteiligten Firdifizierte Materialien und Technologien (z.B. men, die eigene Situation „kühl“ analysieKlebtechnologie) aufbauen. Wie und wo die- ren, um die richtigen Schlüsse zu ziehen, se Technologien im Fenster- und Fassaden- damit sie diesem Marktdruck begegnen bereich sinnvoll eingesetzt werden, zeigen können. Auf ganz verschiedenen Ebenen müssen neue Lösungen gesucht und gedie nächsten Jahre. funden werden. Zukünftige Organisations- und Dies verlangt von allen Beteiligten OfBranchenstrukturen fenheit und Flexibilität. Das krampfhafte Ein weiterer Schluss kann auch bzgl. der zu- Festhalten am Bestehenden ist keine Opkünftigen Organisation, insbesondere der tion. In einem zunehmend globalen UmKoordinationsmechanismen zwischen Un- feld führt dies über kurz oder lang zum ternehmungen der Fensterbranche gezogen Verschwinden von unflexiblen und innovationsfeindlichen Unternehmungen. bild 2

technik

windays 2007 Neue Perspektiven Die Themen der windays 2007 behandeln die steigenden Anforderungen an Fenster und Fassaden mit ihren Herausforderungen. So zeigt z.B. Prof. Paul Hugentobler (HTA Luzern) Wege zur Kostenoptimierung bei komplexen Fassa­ den. Prof. Dr. h.c. Klaus Layer und René Nägeli gehen auf planerische und technische Defizite im sommerlichen Wärmeschutz ein. Weiter werden aktuelle Forschungsarbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vorge­ stellt. So referiert z.B. Andreas Krause (Uni Göt­ tingen) über neue Materialien im Fensterbau. Der Freitag steht unter dem Motto „Von der Idee zum Produkt – von der Innovation zur Umset­ zung“. Wie funktioniert der Prozess von der Innovation zur Umsetzung? Wie die Industrie auf Innovationen reagiert, wird am Beispiel der Technik des Glas-Klebens im Fensterbau ge­ zeigt. Neben den Vorträgen bietet sich die Gelegen­heit zum Erfahrungsaustausch, für Networking und zur Information bei Ausstellern aus der Fenster-, Fassaden- und Zulieferindustrie in der begleitenden Fachausstellung. Das komplette Programm zu den windays 2007 steht unter www.windays.ch

termin: Marktvolumen und

Umwelt

-bedingungen

15. und 16. März 2007 (Anmeldung bis 23.02.2007)

kosten: CHF 550.(CHF 490.- für Mitglieder FFF/HAF)

Marktdurchdringung

Erfolgsaussichten von Innovationen: Die Beurteilung der Erfolgsaussichten und damit die Beurteilung der Durchsetzung einer „Innovation“ ist von verschiedenen Kriterien abhängig.

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Erfolgsaussichten

Entwicklungs- und Herstellungskosten

ort: Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau Solothurnstrasse 102, CH-2504 Biel-Bienne

information/anmeldung Preis-Leistungsverhältnis

Tel +41/32/34 40-330 Fax+41/32/34 40-391 wb.ahb@bfh.ch www.windays.ch

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technik

unternehmen

Die „Warme Kante“ im Fokus Die Technoform Glass Insulation GmbH zählt zu den innovativsten Systemanbietern für die thermische Trennung von Isoliergläsern. Mit seinen Abstandhaltern bietet das Unternehmen international erfolgreiche Produkte für die Warme Kante.

Dipl.-Ing. Petra Sommer leitet als Geschäfts­ führerin die Geschicke der Technoform Glass Insulation GmbH.

in nordhessen wird die Entwicklung für hochwärmedämmende Isolierglas-Abstandhalter vorangetrieben. Die Technoform Glass Insulation GmbH (TGI) mit Sitz in Kassel ist ein recht junges Unternehmen, dennoch kann es auf das Know-how aus jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit im Bereich der thermischen Trennung zugreifen. TGI gehört zur Technoform Gruppe und damit zu einem der weltweit renommiertesten Anbieter auf dem Gebiet der Extrusion von Kunststoffen. Das 1970 von Erwin Brunnhofer und Karl-Hans Caprano gegründete Unternehmen ist international mit Produktions- und Vertriebsstätten vertreten und beschäftigt weltweit rund 600 Mitarbeiter. Das einstige Gründungsunternehmen, die Technoform Caprano & Brunnhofer GmbH & Co. KG fungiert heute als Holding. Unter ihrem Dach arbeiten vier international tätige Unternehmensgruppen. Neben der Technoform Glass Insulation GmbH zählt die Technoform Extrusion Tooling GmbH zu diesen vier Töchtern. Der Betrieb fertigt exklusiv für die Technoform Gruppe hochwertige Werkzeuge für Extruder zur Herstellung von Kunststoffprofilen. Ein weiteres Schwesterunternehmen ist die Technoform Kunststoffprofile GmbH. Sie stellt Extrusionsprofile für technische Anwendungen in der Industrie her. Die Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH ist das vierte Unternehmen im Bunde. Es entwickelt und produziert Isolierstege und Sonderprofile für die thermische Trennung in Aluminiumfenstern, -türen und Fassadensystemen. Internationale Vertriebsstruktur Mit Blick auf die wachsende Bedeutung von hochwärmedämmenden Fenstersystemen begann man bei Tech-

l.: Die Bandbreite der möglichen Farben ist groß: Lieferbar sind die Farbtöne RAL 8003 (Hellbraun), RAL 8016 (Dunkelbraun), RAL 7035 (Hellgrau), RAL 7040 (Dunkelgrau), RAL 9016 (Weiß) und RAL 9005 (Schwarz). r.: Die Abstandhalter von Technoform lassen sich auf allen gängigen Biegeanlagen verarbeiten. Bei Rahmenfertigungsverfahren sind jegliche Formen realisierbar.

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noform bereits 1995 mit der Entwicklung eines Abstandhalters für die Warme Kante. 1998 wurde zunächst die Technoform Glass Insulation Systems GmbH (TGI) als eigenständiges Unternehmen gegründet und 2001 die Produktion des Abstandhalters aufgenommen. 2004 erfolgte dann die Umfirmierung in die heutige Technoform Glass Insulation GmbH. Seither baut das Unternehmen seine internationalen Vertriebsstrukturen kontinuierlich aus und ist mittlerweile in ganz Europa, Russland, dem Mittleren Osten, China, Asien und den USA mit eigenen Produktionsstätten, Verkaufsbüros und Vertriebspartnern präsent. Umfassender Service Die Technoform Gruppe nutzt gezielt Synergieeffekte zwischen den Schwesterunternehmen. So werden beispielsweise die Extrusionswerkzeuge für die Abstandhalter exklusiv von der Technoform Extrusion Tooling GmbH gefertigt – das spart Zeit und Kosten. Fachmessen werden gemeinsam belegt, die Entwicklungen abgestimmt, und das Spezialwissen aus den Schwesterunternehmen lässt sich jederzeit abrufen. Der umfassende Service und der enge Kontakt zum Kunden sind wichtige Bestandteile der Firmenphilosophie von TGI. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir nicht nur im heimischen Markt, sondern auch in den internationalen Märkten mit eigenen Teams vertreten sind, die unsere Kunden persönlich betreuen“, erklärt TGIGeschäftsführerin Dipl.-Ing. Petra Sommer. Die Kundenbetreuer von Technoform stehen Isolierglasherstellern im In- und Ausland auch bei der Umstellung ihrer


die warme kante

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informationen Technoform Glass Insulation GmbH Dormannweg 48 34123 Kassel Tel. 0561/95 83-100 Fax 0561/95 83-121 info@glassinsulation.de www.glassinsulation.de

Bilder: Technoform Glass Insulation GmbH

Als „Warme Kante“ bezeichnet man das thermische Zusammenspiel von Glas­ scheibe, Fensterrahmen und Abstandhalter im Randverbund eines Mehrscheiben­ isolierglasfensters. Ein Warme Kante-Randverbund, beispielsweise mit dem Abstandhalter von Technoform, ermöglicht eine Reduzierung des Energieverlusts und der Kondensatbildung gegenüber einem herkömmlichen Randverbund mit Aluminiumabstandhalter.

Anlagen auf den Abstandhalter unterstützend zur Seite. Wenn es gewünscht wird, führt TGI zuvor im Unternehmen Biegeversuche durch oder stellt thermische Berechnungen für individuelle Randverbundsysteme an. Mit seinem breit gefächerten Service- und Betreuungsangebot hat das Kasseler Unternehmen laut Geschäftsführerin Sommer in der Branche ein Alleinstellungsmerkmal. Grundsätzlich habe man dabei nicht nur den Abstandhalter im Fokus, sondern stets die Gesamtkonstruktion. Sommer: „Wir beschäftigen uns intensiv mit der Thematik unserer Kunden und beziehen bei unserer Beratung stets das verwendete Rahmenmaterial mit ein.“ Großen Wert legt die mittlerweile auf 60 Mitarbeiter gewachsene Technoform Glass Insulation Gruppe auch auf die schnelle Lieferung. Die gesamte Fertigungsstruktur ist so ausgerichtet, dass die Kunden zügig bedient werden. „Wir können in der Regel innerhalb einer Woche liefern. Diese Aussage gilt für unser gesamtes Sortiment“, versichert die Geschäftsführerin. tgi setzt Massstäbe

Lieferbar sind die Abstandhalter von Technoform in den Breiten 8, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 20, 22 und 24 Millimeter.

Nach eigenen Angaben kombinierte TGI weltweit als erster Anbieter die Materialien Edelstahl und Polypropylen in einem Abstandhalter. Dabei umschließt eine Edelstahlfolie das extrudierte Polypropylen-Profil an drei Seiten. Durch das Zusammenspiel der beiden MaDie Grafik zeigt den Abstandhalter von Technoform in einem Isolierglasrandverbund. Deutlich zu sehen ist, dass die Edelstahlfolie das Polypropylen-Profil an drei Seiten umschließt. Dadurch werden die Gasdichtigkeit und die Diffusionsdichte gewährleistet und die Wärmedämmung erhöht.

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terialien wird eine sehr niedrige Wärmeübertragung im Isolierglasrandverbund, eine bessere Gasdichtigkeit und eine hohe Diffusionsdichte gewährleistet. Der für seine niedrige Wärmeleitfähigkeit bekannte Kunststoff Polypropylen dient dabei als verstärkendes Material und verbessert die thermische Trennung des Abstandhalters. Auch dies trägt zur Reduzierung des für die Dämmleistung des Randverbundes maßgeblichen Psi-Wertes und der Verbesserung der Wärmedämmleistung von Fenstern und Türen bei. Optimale Sicherheit Der Abstandhalter von Technoform ist nach DIN EN 1279-2 (Feuchtigkeitsaufnahme), DIN EN 1279-3 (Gasdichtigkeit), EN 1279-6 (Foggingfreiheit) und DIN EN ISO 4892-2 (UV-Beständigkeit) geprüft und bietet somit ein größtmögliches Maß an Sicherheit in der Isolierglasproduktion. Bezüglich seiner Haftungs- und Ausdehnungseigenschaften bewertet das ift Rosenheim den Abstandhalter wie einen anorganischen Abstandhalter. Er kann mit allen gängigen Dichtstoffen auf dem europäischen Markt sicher verarbeitet werden. „Wir bieten mit unserem Abstandhalter das Optimum an Sicherheit im Isolierglasrandbereich“, erklärt Petra Sommer selbstbewusst. Zudem lasse sich der Abstandhalter problemlos verarbeiten, mit geringem Umrüstungsaufwand in bestehende Produktionsanlagen integrieren und auf allen gängigen Biegeanlagen einsetzen. Die passenden Verbinder werden in Stahl (Eduard Kronenberg GmbH) und aus Kunstststoff (Cera Handels GmbH) angeboten. Angesichts steigender Energiepreise und wachsender Sensibilität hinsichtlich des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) wird die Bedeutung von hochwärmedämmenden Fenster- und Türkonstruktionen künftig stark wachsen. Damit wird auch die Warme Kante mit ihren überzeugenden Vorteilen weiter in den Fokus des Marktes rücken. TGI-Geschäftsführerin Sommer ist überzeugt, dass dieser innovativen Technologie die Zukunft gehört.


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