Deutsches Handwerksblatt Magazin

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H a n d w e r k i n B r a n de n b u r g

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Deutsches Handwerksblatt Magazin der Handwerkskammer Potsdam

Das Handwerk und sein Beitrag zum Klimaschutz

Über den Dächern

Verlagsanstalt Handwerk GmbH

Bankgespräch: Gute Vorbereitung ist der halbe Kredit

Klimaschutz: Neue Lampen für die Stadt

Internet Der neue Auftritt von handwerksblatt.de


Larsen Hähle, Schulleiter des Oberstufenzentrums (OSZ) Technik I in Potsdam

Fotos: Monika Nonnenmacher

» Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch Grundfähigkeiten wie beispielsweise das Zuhören, sind bei den Jugendlichen immer dünner ausgeprägt«

Wer backt das Brot, wer Die Nahrungsmittelhandwerke stehen in der Gunst der Jugendlichen nicht gerade ganz oben. Deshalb bleiben in den Backstuben inzwischen etliche Lehrstellen unbesetzt.

BERUFSBILDUNG 2020: Lange konnten sich die Betriebe die Rosinen am Ausbildungsmarkt herauspicken. Doch zurzeit muss das Handwerk eher kleinere Brötchen backen. Entweder die Jugendlichen sind nicht reif für eine Ausbildung oder sie peilen gleich die Uni an. Was auf die Unternehmen zukommt, zeigen wir in einer Reihe von Beiträgen. In diesem Monat: der Kammerbezirk Potsdam.

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lektroniker haben’s gut: Sie sind technisch immer auf dem neuesten Stand, verdienen schon während ihrer Lehre schönes Geld und haben beste Aussichten, im Handwerk Karriere zu machen. Ein toller Beruf, denkt man. Will nur keiner mehr lernen, weiß Uwe Behnke. Gerade mal drei Bewerbungen hat der Betriebsinhaber aus Stahnsdorf bei Potsdam bis zum Herbst bekommen. In den Jahren davor waren es 50 und mehr. Den Grund für die Misere hat der Elektromeister auch schon ausgemacht: „Viele Eltern sehen ihre Kinder zu Höherem berufen und schicken sie lieber aufs Gymnasium, damit sie später mit

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dem Hintern schön im warmen Büro sitzen können.“ Wer dann noch übrig bleibt für den Ausbildungsmarkt, erfüllt offenbar die Anforderungen nicht. Behnke verlangt die Berufsbildungsoder Fachoberschulreife, und eine Zwei in Mathe und eine Drei in Deutsch sollten es dann schon sein, damit die Jugendlichen die anspruchsvolle Lehre zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik schaffen.

Beliebte Berufe betroffen Bisher war es vor allem für Bäcker, Fleischer und Gebäudereiniger ein Problem, ausreichend Berufsnachwuchs zu finden. Seit kurzem hat es aber

auch beliebte Ausbildungsgänge wie den zum Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Kfz-Mechatroniker und Metallbauer erwischt. Bis zum 30. September gab es für das laufende Ausbildungsjahr noch 541 freie Lehrstellen in der Onlinebörse der Handwerkskammer Potsdam. Allein ein Viertel davon entfiel auf diese vier Berufe. Zeitgleich waren zirka 3.800 junge Menschen unter 25 Jahren als arbeitslos in Potsdam gemeldet. „Trotz der Nachbesetzungsaktion im Herbst konnten wir die Zahl der unbesetzten Lehrstellen nur auf 240 senken“, erklärt Eva Gatzky, Berufsbildungsexpertin der Handwerkskammer Potsdam. Ganz zu schweigen von den knapp 370 Ausbildungsplätzen, die die Betriebe bereits für das kommende Ausbildungsjahr anbieten. Dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenkommen, ist für Gatzky jedoch kein quantitatives Problem. „Viele Bewerber erfüllen einfach die schulischen Voraussetzungen nicht.“ Mit einer Vier in Deutsch und Mathe sei in etlichen


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hochtechnischen Gewerken halt kein Staat zu machen. Noch wichtiger ist für sie allerdings, dass die Jugendlichen motiviert sind und sich wirklich für einen Handwerksberuf interessieren. Das klingt nach dem üblichen Wehklagen der Wirtschaft. Doch Larsen Hähle erlebt tagtäglich, dass die Kritik der Betriebe überwiegend berechtigt ist. „Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch Grundfähigkeiten wie beispielsweise das Zuhören sind bei den Jugendlichen immer dünner ausgeprägt“, sagt der Schulleiter des Oberstufenzentrums (OSZ) Technik I in Potsdam. Dort werden unter anderem Maurer, Dachdecker, Tischler und Friseure ausgebildet. Nach Hähles Erfahrung lernen viele Jugendliche inzwischen nach dem Schema: Erst für die Klassenarbeit üben, dann das Wissen in der hintersten Ecke des Gehirns verstecken, um es

bei der Lehrstellensuche hatten und sich nach Alternativen umschauen mussten. Einige davon haben die Arbeitsagenturen in vorbereitenden Maßnahmen erst einmal fit für die betriebliche Ausbildung gemacht. Andere konnten mit dem kooperativen Modell – einer vollzeitschulischen Berufsausbildung kombiniert mit betrieblichen Praktika – erfolgreich zum Gesellenabschluss geführt werden. Wieder andere haben dem Land gleich den Rücken gekehrt und ihr Glück woanders gesucht und auch gefunden. „Viele Jugendliche, vor allem aber Mädchen, die mit Dreien auf dem Zeugnis keine Lehrstelle bekommen haben, sind im Westen mit Kusshand genommen worden“, weiß die Referatsleiterin. Für sie steht das Bundesland vor einer Zeitenwende. Um den Berufsnachwuchs in Brandenburg zu halten, müssten die Unternehmen auch ihre Personalpoli-

baut die Häuser? schließlich ganz zu vergessen. „Bei manchen Schülern fragen wir uns, wie sie den Abschluss „Fachoberschulreife“ an der Oberschule geschafft haben.“ Ganz vom Tisch wischen will Ute Tenkhof diese Einwände nicht. „Die Pisa-Studie zeigt, dass sich unsere Schüler etwa bei der Lesekompetenz noch verbessern könnten“, so die Berufsbildungsexpertin aus dem brandenburgischen Arbeitsministerium. Sie sieht aber keinen Grund für eine Generalschelte über die Jugend in der Mark. „Wir reden über eine Minderheit, die nicht ausbildungsfähig ist.“ Aus ihrer Sicht hat die Wirtschaft einen guten Teil der Misere selbst zu verantworten. Obwohl die Schülerzahlen schon seit Jahren rückläufig seien, hätten viele Jugendliche keine betriebliche Lehrstelle bekommen. Zu wenige Unternehmen, die ausbilden könnten, hätten dies auch getan. Gut für die Ausbildungsbetriebe, die damit lange Zeit aus dem Vollen schöpfen und sich die Bewerber aussuchen konnten. Schlecht für die Jugendlichen, die Pech

tik umstellen. Heißt: Nicht warten, dass die jungen Leute auf sie zukommen, sondern offensiv in ihrer Region dafür werben, was der Betrieb macht, und frühstmöglich melden, wenn er ausbilden möchte. Bei allen Klagen über die Defizite der Jugendlichen steht für Ute Tenkhof fest: „Man kann sich die jungen Leute nicht backen und

schulabgänger in den neuen ländern von 2005 bis 2020 Schulabgänger

50.000 40.000 Berlin

30.000

Brandenburg Mecklenburg-

20.000

Vorpommern Sachsen

10.000 Sachsen-Anhalt Thüringen

0 2005 2006

2007 2008 2009

Quelle: Kultusministerkonferenz

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muss mit denen arbeiten, die da sind.“ Viele sind es nicht mehr. Mitte der 90er-Jahre gingen in den neuen Bundesländern noch 239.000 junge Menschen von den allgemeinbildenden Schulen ab. In diesem Jahr dürfte es nur etwas mehr als die Hälfte sein. Die Talsohle dieser Abwärtsentwicklung wird nach Prognosen der Kultusministerkonferenz in den kommenden zwei, drei Jahren erreicht. Danach bewegt sich die Zahl bis 2020 jährlich voraussichtlich zwischen 128.000 und 132.000. Weniger Schulabgänger bedeuten auch weniger Auszubildende. Das haben die Oberstufenzentren (OSZ) in Brandenburg schon zu spüren bekommen. Um eine neue Klasse aufmachen zu können, müssen sich mindestens 16 Auszubildende eines Berufs an der Schule anmelden. An einigen der 26 OSZ-Standorte wird diese Grenze unterschritten. „Dies gilt im Handwerk beispielsweise für die Bäcker, Fleischer und Konditoren“, erklärt Eva Gatzky. Die Konsequenz: Lehrlinge verschiedener Oberstufenzentren werden in einer Landesfachklasse gebündelt. Im ungünstigsten Fall müssen die Azubis damit durch ganz Brandenburg reisen. Aus einem Umkreis von 150 bis 160 Kilometern kommen sie etwa an das OSZ I nach Potsdam. „Die weiten Fahrten werden aber sowohl von den Betrieben als auch von den Auszubildenden akzeptiert“, versichert die Abteilungsleiterin der Handwerkskammer Potsdam.

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» Bei uns gibt es schon viele Betriebe, die sehr, sehr gut ausbilden und die künftig keine Probleme haben dürften, geeignete Lehrlinge zu finden.« Eva Gatzky, Berufsbildungsexpertin der Handwerkskammer Potsdam

Azubis wünschen sich, dass ihre Ausbilder Zeit für sie haben und sie sich ordentlich auf die Prüfungen vorbereiten können

Möglich ist dies nur, weil der Unterricht in Brandenburg in Wochenblöcken erteilt wird. In anderen Bundesländern – wie im nahen Berlin – ist es üblich, dass die Lehrlinge meist zwischen einem Tag bis zwei Tagen in der Woche zur Schule gehen. „Der Trend, dass Klassen zusammengelegt werden, wird weiter anhalten“, ist sie überzeugt. „Da sind wir mitten in einer Diskussion, die nicht für alle ideal ausgehen wird.“ Überlegt wird beispielsweise, ob Auszubildende einer Berufsgruppe – aus dem Nahrungsmittelhandwerk etwa die Bäcker und Fleischer – teilweise gemeinsam die

Schulbank drücken können. Wichtig ist für sie, dass die Auszubildenden möglichst wohnortnah unterrichtet werden. Ginge das nicht, müssten die Oberstufenzentren aber unkompliziert mit Bus und Bahn zu erreichen sein. An erster Stelle steht für Eva Gatzky allerdings, dass die Qualität der Ausbildung gewährleistet bleibt. Was die Jugendlichen von einer guten Ausbildung erwarten, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgefunden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurden rund 6.000 Lehrlinge aus ganz Deutschland, aber auch über 300 Bildungsexperten von Gewerkschaften, Kammern und Berufsschulen befragt. Die Wunschliste der Azubis ist lang: Sie wollen in größere Aufgaben eingebunden werden und eine vielseitige und abwechslungsreiche Arbeit, die von ihnen selbstständig geplant, erledigt und kontrolliert wird. Außerdem möchten die Nachwuchskräfte respek-

tiert werden, ausreichend Zeit zum Üben haben und auch mal vom Chef ein Lob bekommen. Und last but not least: Viele würden gerne eine Zusatzqualifikation erwerben oder einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbringen. Das Fazit der BIBB-Forscher: „Auszubildende haben hohe Ansprüche an die Qualität ihrer betrieblichen Ausbildung.“ Es seien aber keineswegs überzogene Vorstellungen, da die Anforderungen der Berufsbildungsexperten vielfach noch höher seien. „Bei uns gibt es schon viele Betriebe, die sehr, sehr gut ausbilden und die künftig keine Probleme haben dürften, geeignete Lehrlinge zu finden“, meint Eva Gatzky. Wie alle anderen Kammern unterstützt auch ihr Haus die Unternehmen, wo es nur geht. Angeboten werden Workshops, in denen sich Ausbilder darüber informieren können, wie sie mit Konflikten im Betrieb oder mit suchtgefährdeten

Sie machen vor, wie’s geht Italien ist immer eine Reise wert. Das weiß seit kurzem auch Bäckerlehrling Sandro. Im Herbst hat ihm sein Chef Karl-Dietmar Plentz ein dreiwöchiges Praktikum in Vicenca spendiert. „Das hat ihm sehr gutgetan“, erklärt der Bäckermeister aus Oberkrämer. Zum einen sei der junge Mann menschlich gewachsen, habe Berufsehre entwickelt, sei selbstbewusster geworden. Doch auch fachlich konnte der Auszubildende aus dem dritten Lehrjahr profitieren. „In Italien hat er etwa mitbekommen, dass man mit ganz anderen Temperaturen als bei uns backen kann, und hat neue Ideen mitgebracht.“ Plentz ist so begeistert, dass er schon den nächsten Austausch vorbereitet. Ein Lehrling darf nächstes Jahr nach Frankreich fahren, ein anderer nach Vicenca. „Wir müssen das Bäckerhandwerk attraktiver machen“, sagt Plentz mit Blick auf die vielen unbesetzten Lehrstellen in den Backstuben, „denn wir brauchen frische, junge Leute, die motiviert ihr Handwerk verrichten.“ Nur für die Zwischen- und Gesellenprüfung zu büffeln, reicht bei der Fir-

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Azubis umgehen. Seit vergangenem Jahr schickt die Kammer Potsdam den Betrieben einen DIN A1 großen Wandkalender zu, auf dem sie mit einem Blick die wichtigsten Termine ablesen und die einzelnen Abschnitte der Ausbildung nachvollziehen können. Und falls der Azubi in der Berufsschule schwächelt, machen die zwei externen Ausbildungsmanager der Kammer die Unternehmen mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) vertraut. Dass die Arbeitsagenturen die finanziellen Mittel für abH überwiegend an freie Träger vergeben, hält Gatzky übrigens für den falschen Ansatz. Stattdessen sollten sie besser an die Berufsschulen fließen, die damit eine individuellere Vorbereitung auf die Prüfungen anbieten könnten. Individuelle Förderung heißt für sie auch die Devise mit Blick auf die allgemeinbildenden Schulen. „Die Abbrecherquote ist immer noch zu hoch“,

klagt Gatzky. Laut dem brandenburgischen Bildungsministerium lag sie im Schuljahr 2009/2010 bei 10,1 Prozent. Um den Anteil der Abbrecher weiter zu senken, müsste das Land mehr Geld investieren und zusätzliche Lehrer einstellen.

ma Hüffermann Transportsysteme nicht aus. Die Auszubildenden müssen sich auch einer internen Prüfung vor „versammelter Mannschaft“ stellen, bei der sie einen Power-Point-Vortrag zu einem fachlichen und einem fachfremden Thema halten. „Bei uns soll jemand nicht nur einfach 30 Jahre als Schweißer arbeiten, sondern auch verstehen, was in der gesamten Firma passiert“, erklärt Geschäftsführer Stephan von Schwander. Das Unternehmen aus Neustadt (Dosse) bildet in sechs Berufen aus, darunter zum Metallbauer, Kfz-Mechatroniker und Nutzfahrzeuglackierer. Zurzeit sind dort 27 Auszubildende beschäftigt. „Eigentlich bräuchten wir nur 15, doch wir wollen mit unserem zusätzlichen Engagement die Landflucht verhindern und dem Fachkräftemangel vorbeugen, der wegen des demografischen Wandels auf uns zukommt.“ Dass das Berichtsheft regelmäßig kontrolliert wird, ist bei Hüffermann selbstverständlich. Und sollten die schulischen Leistungen absacken, greift der 155-Mann-Betrieb auf externe oder auf firmeninterne Schu-

lungen zurück. Wenn es sein muss, springt selbst der Geschäftsführer als Nachhilfelehrer ein und lässt Rechnungswesen und Controlling pauken. Der Erfolg kann sich sehen lassen: „Die meisten unserer Auszubildenden schließen ihre Prüfung mit der Note 1 oder 2 ab.“ Allerdings haben sie auch finanziell etwas davon, denn nach den Ergebnissen der Gesellen- und der Hüffermann-Prüfung wird ihr Einstiegsgehalt ermittelt. Frauen sind in den Kfz-Werkstätten dieser Republik eher selten vertreten. Im Seat-Autohaus Senorita Maria liegt ihr Anteil bei 100 Prozent. Geschäftsführerin Maria Erkner will ihrem Vater beweisen, dass Frauen auch in einem typischen Männerberuf Karriere machen können. „Die Idee dazu ist eher spaßeshalber entstanden als ich während meines BWL-Studiums in seinem Autohaus gearbeitet habe“, erklärt sie. Seit Oktober 2009 ist aus der Sache nun Ernst geworden. Das Unternehmen aus Hennigsdorf kümmert sich seit der ersten Stunde um den Berufsnachwuchs. Angeboten werden Aus-

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„Theoriegeminderte Berufe“ Trotz aller Anstrengungen wird es auch in den kommenden Jahren junge Menschen geben, die ohne einen Abschluss die Schule verlassen werden. 2020 könnten es nach Vorausberechnungen der Kultusministerkonferenz 1.400 in Mecklenburg-Vorpommern und 1.600 Brandenburg sein. Um auch Jugendlichen mit schlechten Startchancen eine berufliche Perspektive zu bieten, schlägt Gatzky vor, die Diskussion um „theoriegeminderte Berufe“ und um gestufte Ausbildungen im Handwerk neu zu führen. Derzeit werden solche zweijährigen Ausbildungen

für schulisch schwächere Jugendliche vor allem von den Unternehmen angeboten, die zu den Industrie- und Handelskammern gehören. Laut dem aktuellen Berufsbildungsbericht wurden im vergangenen Jahr über 50.000 solcher Lehrverträge unterzeichnet. „Im Handwerk ist man über die zweijährigen Berufe sehr geteilter Meinung“, sagt die Bildungsexpertin der Kammer Potsdam. Man dürfe das Thema aber nicht allein den IHKs überlassen. Gatzkys Argument: Für die Jugendlichen sei es besser, wenn sie erst einmal einen zweijährigen Abschluss vorweisen könnten, als gar nichts in der Hand zu haben und als Ungelernter arbeiten zu müssen. Ihr ist es dabei wichtig, dass es immer „Durchstiegsmöglichkeiten“ und einen Anschluss zum Vollberuf gibt. Neben dem Betrieb und der Berufsschule gibt es im Handwerk einen dritten wichtigen Part: die Überbetrieb-

» Wir müssen das Bäckerhandwerk attraktiver machen — wir brauchen frische, junge Leute, die motiviert ihr Handwerk verrichten.« Karl-Dietmar Plentz, Bäckermeister aus Oberkrämer

bildungsplätze zur Automobilkauffrau und zur Kfz-Mechatronikerin. „Wir bekommen viele Bewerbungen von Mädchen, die wahrscheinlich in anderen Autohäusern keine Chance bekommen haben.“ Maria Erkner kann’s nur Recht sein. Das Arbeiten in dem jungen Team macht ihr viel Spaß. Die Atmosphäre sei anders als bei einer gemischten Belegschaft. „Freundlicher, offener, Probleme werden direkt angesprochen“, sagt die 25-Jährige. Abfällige Bemerkungen hat sie von den männlichen Werkstattkunden noch keine gehört. „Viele, die sich technisch nicht so gut auskennen, fühlen sich gut aufgehoben bei uns“ versichert sie.


»Es wäre echt traurig, wenn wir für diesen schönen und krisenfesten Beruf keinen Auszubildenden fänden.« Mehr Mädchen für technische Berufe zu gewinnen, gehört in Brandenburg zu den künftigen Herausforderungen

liche Lehrlingsunterweisung. In der „ÜLU“ vertiefen die Azubis ihre praktischen Fähigkeiten. Aufgrund der sinkenden Schüler- und Lehrlingszahlen hat Ute Tenkhof weniger Förderfälle in ihrer Statistik verbucht. „Der Rückgang ist aber nicht eklatant“, versichert die Referatsleiterin aus dem brandenburgischen Arbeitsministerium. Für sie ist es ein Zeichen, dass das Handwerk weiter ausreichend ausbildet. Doch den Bildungsstätten droht der Rotstift. Bisher teilen sich Bund, Land und Wirtschaft zu je einem Drittel die Kosten der ÜLU. Da der Anteil des Landes vollständig aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird, könnte es jedoch erhebliche Einschnitte geben. Die EU-Förderung wird regional angepasst. Brandenburg erfüllt dann voraussichtlich nicht mehr die Bedingungen, um als Höchstfördergebiet eingestuft zu werden. „Auch wenn

Uwe Behnke, Elektromeister aus Stahnsdorf sich heute noch nicht sagen lässt, wie sich dies auf die EU-Förderung im Land auswirkt, ist nicht auszuschließen, dass ab dem Jahr 2014 weniger Geld aus Brüssel kommt“, erklärt Tenkhof. Sollte die finanzielle Förderung für die Überbetriebliche Lehrlingsunterwiesung gekappt werden, wäre dies ein herber Nackenschlag für das Handwerk. „Die ÜLU ist gerade für die kleinteilige Handwerkswirtschaft in Brandenburg ein sehr wichtiges, qualitätssicherndes Element in der Ausbildung“, betont Eva Gatzky. Inzwischen sind die ÜLU-Werkstätten aber längst nicht mehr nur für die Auszubildenden wichtig. Sie werden auch für die Berufsvorbereitung von Schülern genutzt. Unter anderem können sie im Gewerbezentrum in Götz

ein 80-stündiges Praktikum absolvieren, bei dem sie mit einer Reihe von Handwerksberufen vertraut gemacht werden. Wie wichtig solche berufsvorbereitenden Schnupperkurse speziell für Schüler der siebten bis zehnten Klasse sind, zeigt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts. Dabei gaben mehr als die Hälfte der über 2.000 befragten Hauptschüler an, dass ihnen ein Praktikum bei der Berufswahl „sehr viel geholfen“ habe. Gatzkys Schlussfolgerung daraus: „Das Land muss sich weiterhin an der Finanzierung der ÜLU, aber auch an den Kosten für das externe Ausbildungsmanagement beteiligen.“ Dies könne die Wirtschaft alleine nicht stemmen. Larsen Hähle sieht sein Oberstufenzentrum insgesamt schon gut für die Zukunft gerüstet. Knapp könnten dagegen wichtige Ressourcen werden. Noch gebe es ge-

buchtipps

Alle Titel können bestellt werden über den Buchshop der Verlagsanstalt Handwerk bei Bianca Pietrowski Tel.: 0211/390 98 28 oder per E-Mail pietrowski@verlagsanstalt-handwerk.de

Richard Sennett: Handwerk 12,95 Euro

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Kirsten Rohrlack: Analyse des betrieblichen Verhaltens von Handwerksbetrieben im Hinblick auf demografische Entwicklungen 29,80 Euro

Klaus Berger, Uta Braun, Vera Drinkhut u. a.: Wirksamkeit staatlich finanzierter Ausbildung 22,90 Euro


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nug gut ausgebildete und pädagogisch geschulte Fachlehrer. Kritisch könnte es aus seiner Sicht aber in fünf, sechs Jahren werden, wenn viele Kollegen in Rente gingen. Fraglich ist für ihn auch, ob künftig noch genügend Schüler den Weg ins Oberstufenzentrum finden. „Das Interesse am Handwerk lässt nach“, glaubt der Schulleiter. Immer mehr Kinder gingen aufs Gymnasium, um das Abi zu machen, und statt anzupacken wollten viele Jugendliche lieber nur noch am Computer arbeiten.

Trends zu höheren Bildungsabschlüssen Die Statistik stützt seine Einschätzung: Während 2005 knapp 740.000 junge Menschen bundesweit eine Berufsausbildung begannen, sind es vier Jahre später 724.000. Noch fällt die Zahl der Studienanfänger zwar deutlich geringer aus, aber die Zuwachsrate ist riesig. Schrieben sich 2005 rund 366.000 Schulabgänger an den Hochschulen ein, sind es 2010 schon 442.600 – ein Plus von fast 21 Prozent. „Der Trend zu höheren Schul- und Bildungsabschlüssen hält also an“, kommentiert das Bundesinstitut für Berufsbildung die aktuellen Zahlen. „Das ist ja alles ganz schön“, kontert Hähle, „aber wer baut in Zukunft dann noch Häuser oder Tische?“ Diese Frage beschäftigt natürlich auch Eva Gatzky. Dass die Bundesregierung nur nach den Bildungsstudien der internationalen Organisation OECD schielt, wonach es in Deutschland zu wenige Akademiker gibt, hält sie für zu kurz gesprungen. „Schließlich gibt es mit dem Meister und Betriebswirt des Handwerks auch bei uns Abschlüsse, die einem Studium ebenbürtig sind.“ Auf europäischer Ebene dürfe das Handwerk nicht locker lassen und müsse sich für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung einsetzen. Meister und damit potenzielle Betriebsnachfolger gibt es im Kammerbezirk Potsdam weiterhin genug, ist sie überzeugt. Die traumhaften Zahlen der Nachwende-Periode, als jährlich über 500 Handwerker den Großen Befähigungsnachweis nachträglich ablegen mussten, um ihren Betrieb führen zu dürfen, werden aus ihrer Sicht nicht

mehr erreicht werden. Hinzu kommt, dass man wegen der Handwerksnovelle im Jahr 2004 in vielen Gewerken gar keinen Meisterbrief mehr braucht, um sich selbstständig zu machen. Seitdem legen im Schnitt rund 230 Männer und Frauen pro Jahr die Prüfung ab. Bei der Prognose künftiger Lehrlingszahlen ist sie vorsichtig. Fest steht: „Es werden deutlich weniger sein.“ Derzeit sind es noch 4.900 Jugendliche, die in den Betrieben im Kammerbezirk Potsdam lernen. 2020 wird ihre Zahl voraussichtlich bei 3.200 liegen, nimmt sie an. Zukunftschancen sieht sie für die Jugendlichen im Kfz-Sektor, in den Berufen rund um das Thema Energie und im Gesundheitshandwerk. Zu den Verlierern des demografischen Wandels zählt sie auf lange Sicht unter anderem die Uhrmacher, Schneider, Friseure und Fotografen. „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes hängt von den jungen Leuten ab“, ist Ute Tenkhof überzeugt. Im Westen sollten sich die Betriebe bei der Suche nach Azubis mehr um Jugendliche aus Zuwandererfamilien bemühen, rät der Zentralverband des Deutschen Handwerks. Für die neuen Bundesländer hat Tenkhof eine ganz andere Zielgruppe ausgemacht: junge Frauen. Aktionen wie den brandenburgischen Zukunftstag hält sie für das richtige Mittel, um den Frauenanteil in technischen Berufen zu erhöhen. „Vergesst mir die Mädchen nicht!“, appelliert Tenkhof. Denn: „Sind sie

schulabgänger in brandenburg von 2005 bis 2020 Schulabgänger

ohne Hauptschul-

15.000

abschluss mit Hauptschulabschluss

10.000 mit Realschulabschluss mit FH- und Hoch-

5.000

schulabschluss

0 2005

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Quelle: Kultusministerkonferenz

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einmal weg und gründen andernorts eine Familie, dann kommen sie nicht mehr wieder.“ Das sieht auch Eva Gatzky so. Sie wünscht sich, dass die Betriebe flexiblere Arbeitszeiten möglich machen, damit ihre Mitarbeiter Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können. Auch über höhere Ausbildungsvergütungen und eine langfristige Karriereplanung müsse man nachdenken. Ein Signal der Betriebe sei aber besonders wichtig: „Wenn wir unseren Mitarbeitern versichern können, dass ihr Ausbildungs- und Arbeitsplatz auch in der Krise sicher ist, können wir die gut ausgebildeten Fachkräfte im Handwerk halten.“ Für einen fähigen Azubi stünden die Übernahmeaussichten im Betrieb von Uwe Behnke sehr gut. Schon jetzt sucht der Elektromeister in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Potsdam einen Lehrling für das kommende Ausbildungsjahr. Resonanz bisher: null. „Im Moment träumen die alle noch davon, aufs Gymnasium zu gehen“, vermutet er. Wenn Behnke auch 2011 wieder keinen passenden Bewerber findet, macht er halt mit Helfern und Leiharbeitern weiter. Arbeit gebe es schließlich genug. „Es muss gehen, und es geht“, sagt er trotzig. Aber so ganz kalt lässt ihn das Desinteresse der Jugendlichen dann doch nicht. „Es wäre echt traurig, wenn wir für diesen schönen und krisenfesten Beruf keinen Auszubildenden fänden.“ Bernd Lorenz

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INTERNET-BÜRO: Einige Tausend Euro IT-Kosten für Hardware und Netzwerk? Mehrere Hundert Euro Anschaffungskosten für Office- und Buchhaltungssoftware? Das war einmal. Im Büro der Zukunft entfallen diese Ausgaben komplett. Unternehmen benötigen nur noch einen Internetanschluss, kostengünstige stromsparende PCs und einen beliebigen Webbrowser. Das Prinzip „Cloud Computing“ wird in den nächsten Monaten in vielen Unternehmen und Handwerksbetrieben die Arbeit mit dem PC gründlich umkrempeln — und bares Geld sparen.

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loud Computing ist der IT-Trend des Jahres 2010: Investitionen in teure Hard- und Software gehören ebenso der Vergangenheit an wie langwierige Installationen oder Updates. Die zentrale Idee: Der herkömmliche Highend-Büro-PC und eine Netzwerk-Infrastruktur mit eigenen Servern und lokalem Speicherplatz sind überholt. Alle benötigten Software-Programme werden gemietet und befinden sich ebenso wie die eigenen zu bearbeiteten Daten nicht mehr auf einem lokalen Rechner, sondern auf zentralen Internet-Servern – der „Cloud“, zu Deutsch: Wolke. Das englische Wort Cloud ist in diesem Fall eine Metapher für das Internet.

Flexibel und sparsam Zur Nutzung von Cloud-Services genügt ein leistungsschwacher Computer mit einem beliebigen Webbrowser wie Internet Explorer, Firefox oder Google Chrome. Eine eigene Netzwerk-Infrastruktur wird damit – bis auf den Internetzugang für den PC – ebenso überflüssig wie eigene Server, Speicherplatz und Software-Anschaffungen. Die benötigten Programme werden direkt über das Internet gestartet, genutzt und automatisch aktualisiert. Dieses Geschäftsmodell wird auch als „Software as a Service“ (SaaS) bezeichnet. Eigene Daten lassen sich dabei meist auf Online-Festplatten speichern. Auf diese Weise ist ein weltweiter Zugriff von jedem PC oder Smartphone aus jederzeit möglich. Die Kosten für die meisten Cloud-Services sind abhängig von der Anzahl der Nutzer und der vereinbarten Verfügbarkeit der Software-Lösung. Doch was genau sind die Vorteile der neuen Technologie? „Cloud Computing ist kostengünstiger, weil Unternehmen nicht sämtliche IT-Ressourcen vorhalten müssen, sondern je nach Bedarf online darauf zugreifen können“, erklärt Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM). Kunden zahlen nicht wie bisher für Programmlizenzen oder eigene Ser-

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ver-Hardware, sondern nur für tatsächlich in Anspruch genommene Cloud-Leistungen. Bei Bedarf kann weitere Rechenpower oder Online-Speicherplatz ganz einfach hinzugebucht werden. So sind Betriebe flexibler und sparen Investitionskosten. Eine weitere Zeit- und Kostenersparnis: Software-Installationen oder Updates entfallen komplett, denn durch den Zugriff über das Internet arbeitet man jederzeit mit der aktuellsten Software-Version. Schon heute nutzen einer aktuellen Studie von Microsoft zufolge weltweit rund ein Fünftel aller KMUs das Modell Cloud-Computing, um über das Internet auf externen Speicherplatz, Rechenkapazitäten und auf einzelne Anwendungen zuzugreifen. Offenbar mit Erfolg: Laut Studie erzielten mehr als 40 Prozent dieser Unternehmen innerhalb eines Jahres Umsatzsteigerungen von mindestens 30 Prozent. 90 Prozent der Cloud-Computing-Verweigerer mussten hingegen Umsatzeinbußen hinnehmen.

Angst vor Datenklau Doch noch sind nicht alle Unternehmen vom Prinzip Cloud Computing restlos überzeugt: Einer Umfrage von Forrester Research zufolge nutzen 51 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen keine entsprechenden Internet-Dienste, vor allem aufgrund von Sicherheitsbedenken. Denn immerhin werden bei vielen Cloud-Computing-Anwendungen sensible Firmendaten per Internet übertragen oder online gespeichert. Damit sind sie eine potenzielle Zielscheibe für kriminelle Hacker. Befürworter der neuen Technik halten allerdings entgegen, dass die Daten in einem professionellen Rechenzentrum sehr viel besser geschützt sind als auf eigenen Firmen-Servern. Ein weiterer Pferdefuß von Cloud Computing: Wenn der Internetzugang gestört ist, kann auf sämtliche Programme

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und Daten im Internet nicht mehr zugegriffen werden. Damit diese Fälle möglichst selten bleiben, ist es empfehlenswert, einen speziellen DSL-Zugang für Geschäftskunden abzuschließen, der im Notfall kurze Reaktionszeiten zur Entstörung vertraglich festlegt. Um eventuelle Störungen zu überbrücken, leistet darüber hinaus ein UMTSModem gute Dienste, das einen Online-Zugang per Handy-SIM-Karte ermöglicht.

Gratis-Angebote nutzen Bei der Übertragung großer Datenmengen auf OnlineFestplatten, z. B. bei Backups, sollte man außerdem bedenken, dass etwas mehr Zeit zur Datensicherung benötigt wird als bei der Speicherung auf einem lokalen Datenträger. Bei DSL 6.000 steht zum Beispiel meist nur eine Upload-Geschwindigkeit von 640 Kilobit pro Sekunde bereit. Das Hochladen von 50 MB Daten dauert damit länger als zehn Minuten. Das Herunterladen derselben Datenmenge funktioniert hingegen sehr viel schneller: Mit DSL 6000 ist dies in rund einer Minute erledigt. Vor dem Abschluss eines kostenpflichtigen Vertrags für Cloud-Computing-Anwendungen empfiehlt es sich in jedem Fall, eventuell verfügbare Gratis-Angebote zu nutzen. Auf diese Weise lassen sich Geschwindigkeit, Komfort und Alltagstauglichkeit vorab ausführlich testen „Cloud Computing wird die Informationswirtschaft, ihre Technologien und ihre Geschäftsmodelle nachhaltig verändern“, blickt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer in die Zukunft. „In weniger als zehn Jahren werden viele Unternehmen ohne hausinterne IT und Rechenzentren auskommen. Dann werden fast alle Unternehmen Cloud Computing nutzen – zumindest ergänzend.“ Thomas Busch

Foto: Fotolia

IT-Kosten und Ressourcen sparen mit Cloud Computing


Arbeiten in der Wolke: Praktische Online-Programme fürs Büro CLOUD COMPUTING: Himmlische Erleichterungen verspricht das Arbeiten in der „Wolke“ — denn per Cloud Computing stehen überall und auf jedem PC der Welt jederzeit die aktuellsten Firmendaten zur Verfügung. Die neuen Nutzungsmöglichkeiten werden damit zur nächsten großen IT-Revolution. Aktuell sind viele praktische Anwendungen sogar komplett gratis nutzbar.

Tabelle: Stand 19.7.2010. Alle genannten Preise zzgl. 19% Mehrwertsteuer. Alle Angaben ohne Gewähr.

ls Google im Jahr 2006 sein kostenloses Online-Office-Paket „Text & Tabellen“ vorstellte, wurde der Suchmaschinen-Gigant noch belächelt. Kaum jemand konnte sich vorstellen, seine Texte und Tabellen im Webbrowser zu erstellen und online zu speichern. Heute ziehen immer mehr Unternehmen nach: Im Jahr 2010 hat auch Microsoft sein erstes kostenfreies Online-Office präsentiert, andere Anbieter realisieren Mailprogramme, Virenschutz oder ganze Betriebssysteme per Cloud Computing. Viele der neuen Anwendungen sind auch für Handwerksbetriebe interessant und versprechen im Arbeitsalltag spürbare Zeit- und Kostenersparnisse.

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Google (www.docs.google.com) hält jetzt auch Microsoft mit „Office Live“ (www.office-live.de) ein kostenloses Büro-Paket bereit. Beide Angebote liefern die wichtigsten Office-Grundfunktionen, selbst erstellte Dokumente können online gespeichert werden. Der größte Vorteil: Wer viel unterwegs ist oder regelmäßig von verschiedenen PCs aus arbeitet, muss seine Daten nie wieder synchronisieren – denn online stehen immer dieselben aktuellen Dokumente bereit. Mit Google „Text & Tabellen“ können sogar mehrere Personen gleichzeitig an ein und demselben Dokument arbeiten. Auch dies kann im Arbeitsalltag eine echte Zeitersparnis bedeuten.

Kostenlose Office-Programme

Kostenlose Kommunikationsprogramme

Wer auch unterwegs oft Texte und Tabellenkalkulationen erstellt, kann mittlerweile zwischen zwei kostenlosen Office-Angeboten wählen: Neben

Mail-Programme mit kostenlosem Web-Zugang gibt es schon seit vielen Jahren, z. B. von GMX und Web.de.

Neu ist hingegen die Möglichkeit, das eigene Postfach inklusive Kontaktund Kalender-Daten auch von Smartphones aus komfortabel bedienen zu können. Wem das kostenlose Angebot von Google Mail (www.googlemail.com) nicht ausreicht, der kann bei der Deutschen Telekom mit „BusinessMail Exchange“ (http://geschaeftskunden.telekom.de) einen umfangreichen Kommunikationsservice buchen: Neben dem mobilen und stationären Zugriff auf alle E-Mails, Termine und Kontakte stehen auch Groupware-Funktionen zur Verfügung. Der Vorteil: Alle Microsoft-OutlookFunktionalitäten lassen sich zu einem monatlichen Grundpreis von 3,50 Euro pro User ganz ohne kostspielige eigene Server-Hardware, Software-Lizenzen und Server-Administration nutzen. Wer hingegen den Kontakt zu Freunden und Geschäftspartnern vor allem per Instant Messenging hält, hat mit dem kostenlosen Online-Dienst Meebo (www.meebo.com) ein Organisationsproblem weniger: Die CloudComputing-Anwendung bietet eine zentrale Webseite für alle unterschiedlichen Instant Messenger, die ansonsten untereinander nicht kompatibel sind, z. B. ICQ, AIM, GoogleTalk, Windows Live, Yahoo und Facebook. Der kostenpflichtige Dienst „Unified

Nützliche Cloud-Computing-Anwendungen Teil 1 Anwendung

Google Mail

Google Text & Tabellen

Office Live

semYOU

Pixlr

Zamzar

Beschreibung

Webmail-Service zum Schreiben, Versenden, Empfangen und Verwalten von E-Mails, inkl. MailAdresse, AufgabenPlaner und KontaktManagement

Dokumente, Tabellen, Zeichnungen und Präsentationen online erstellen und gleichzeitig mit mehreren Personen bearbeiten

Anzeigen, Bearbeiten, Speichern und Freigeben von Dokumenten mit Online-Versionen von Microsoft Office Word, Excel und PowerPoint

Internet-Betriebssystem mit Anwendungen für Office, Entertainment und Social-MediaKommunikation

Online-Bildbearbeitungsprogramm. Nach dem Hochladen und Bearbeiten lassen sich die Bilder wieder auf der lokalen Festplatte speichern

Online-Konvertierung von Dateiformaten, u. a. OfficeDokumente, Bilder, Audiound VideoDateien

Besonderheiten

7.475 MB Speicherplatz. Zugriff auch von Smartphones möglich

1 GB Speicherplatz

5 GB Speicherplatz

Aktuell noch Beta-Status, offizieller Start: Oktober 2010

Umfangreiche Funktionen und Effekte. Bilder von anderen Webseiten lassen sich direkt öffnen und bearbeiten

Es lassen sich sogar E-Books, CAD- und komprimierte Daten konvertieren

Preis

kostenlos

kostenlos

kostenlos

kostenlos

kostenlos

kostenlos

Web-Adresse

www.googlemail.com

http://docs.google.com

www.office-live.de

www.semyou.de

www.pixlr.com

www.zamzar.com

Deutsches Handwerksblatt 08/10

Titel


www.handwerksblatt.de

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o.: Die Online-Finanzbuchhaltung Scopevisio stellt alle Leistungen als Software-as-a-Service (SaaS) bereit. Für kleine Betriebe gibt es ab August eine kostenfreie Version.

Foto: Fotolia

u.: Das kostenlose OnlineBetriebssystem semYOU benötigt nur einen Webbrowser. Alle wichtigen Anwendungen für Business, Entertainment und SocialMedia-Kommunikation sind bereits integriert.

Checkliste Cloud Computing 1.) Bedarf analysieren, am besten per Lasten- und Pflichtenheft. Welche Cloud-Lösungen in welchem Umfang werden im eigenen Betrieb benötigt? Welche kritischen Daten und Abläufe sind betroffen? 2.) Kosten analysieren: Was kostet eine herkömmliche Lösung, was kostet die Umsetzung per Cloud Computing? 3.) Ist die DSL-/UMTS-Bandbreite ausreichend, um komfortabel per Cloud Computing zu arbeiten? Werden eventuelle BreitbandStörungen schnellstmöglich behoben?

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4.) Welche Auswirkungen sind für den Betrieb zu erwarten, wenn ein Cloud-Service ausfällt? Mit welchen Maßnahmen können Ausfälle überbrückt werden? Gibt es einen (deutschsprachigen) Support? 5.) Datensicherheit: Ist die Datenübertragung verschlüsselt? Sind sensible Daten so sicher abgelegt, dass sie nicht in falsche Hände gelangen können? 6.) Datenschutz: Sind alle Aspekte des Datenschutzes bezüglich personenbezogener Daten von Kunden und Mitarbeitern erfüllt?

7.) Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen mehreren Cloud-Services reibungslos? Sind alle nötigen Schnittstellen vorhanden? 8.) Sind wichtige Details mit dem Cloud-Service-Anbieter vertraglich fixiert, z. B. Umfang der vereinbarten Leistungen, Haftungsfragen und Gewährleistungen? 9.) Sind die Cloud-Leistungen flexibel anpassbar, z. B. bei steigender Mitarbeiterzahl? 10.) Liegt allen Verträgen deutsches Recht zugrunde (Service-LevelAgreements, Gerichtsstand etc.)?


Communications“ der Deutschen Telekom geht noch einen Schritt weiter und bietet neben Instant Messenging auch Präsenz-Infos sowie Audio- und Videokonferenzen über eine Benutzeroberfläche.

Kostenloses Online-Betriebssystem Die Vision einer völlig neuen Web-Erfahrung verspricht das kostenlose Internet-Betriebssystem semYOU (www.semyou.de): Business, Entertainment und Social-MediaKommunikation sollen dank Cloud-Computing erstmals so einfach werden wie Telefonieren. Mit semYOU genügt es, wenn auf dem PC einzig und allein ein Webbrowser und kein weiteres Programm installiert ist. Das Online-Betriebssystem wird über den Browser gestartet, nach dem personalisierten Log-in sieht die selbst konfigurierbare Benutzeroberfläche immer gleich aus – auf jedem PC der Welt. Das kostenfreie Online-Betriebssystem stellt selbst alle wichtigen Funktionen bereit, die bislang in Einzelprogrammen auf dem PC installiert werden mussten: Business-Worker bearbeiten online ihre Office-Dokumente und managen Mails oder Termine, Privat-

Nutzer genießen überall Musik, pflegen ihr soziales Netzwerk oder blättern durch Foto-Alben. Vor allem die Online-Kommunikation wird erheblich einfacher: Mit nur einem einzigen Log-in lassen sich alle sozialen Netzwerke wie XING, Facebook oder LinkedIn nutzen. Darüber hinaus warten Anwendungen für die Suche nach Jobs oder Mitarbeitern sowie für die Bereiche Personal- oder Public-Relations-Management. In Verbindung mit kostenlosem Online-Speicherplatz können Nutzer per semYOU weltweit auf ihre persönlichen Daten wie Mails, Termine, Office-Dokumente, Musik oder Fotos zugreifen. Der Clou: Bereits bestehende Daten, Dokumente und Mails lassen sich ganz einfach per Drag-and-Drop importieren.

Anwendungen für Geschäftskunden Eine Vielzahl von Cloud-ComputingAnwendungen für Geschäftskunden hält die Deutsche Telekom (http://geschaeftskunden.telekom.de) bereit. So bietet der Dienst „Secure Dataroom“ ein sicheres Dokumenten-Management und die unternehmensübergreifende Bearbeitung von Geschäftsdokumenten. Das Angebot „eServices for CRM“ ermöglicht online die Kundenbetreuung und das Kundenma-

nagement über alle Kommunikationsmöglichkeiten wie E-Mail, Fax und Telefon. Die Abrechnung erfolgt pro Nutzer und Monat. Eine Online-Finanzbuchhaltung für ein modernes Rechnungswesen bietet Scopevisio (www.scopevisio.com) ab 9,95 Euro im Monat. Mit der Version „Free Small Business“ soll ab August auch eine komplett kostenfreie Version für Gründer, Freiberufler, Kleinunternehmen, Handwerker und Vereine bereitstehen.

Sonstige Online-Programme Damit ist das Angebot an Cloud-Computing-Anwendungen noch lange nicht erschöpft: So gibt es mit Pixlr (www.pixlr. com) ein kostenfreies Online-Bildbearbeitungsprogramm, das Programm Zamzar (www.zamzar.com) bietet gratis die Online-Konvertierung von Office-Dokumenten, Bildern, eBooks, Audio- und Video-Dateien oder Panda Cloud Antivirus schützt den eigenen Rechner vor digitalen Schädlingen. Fazit: Mit Cloud Computing hat die ITZukunft bereits begonnen. Nie waren Betriebe flexibler bei der Nutzung von eigenen Daten und Software, die bislang zu hohen Preisen angeschafft werden musste. Thomas Busch

Nützliche Cloud-Computing-Anwendungen Teil 2 Anwendung

Meebo

Panda Cloud Antivirus

BusinessMail Exchange

Secure Dataroom

Unified Communications

Beschreibung

Instant Messenging ohne Grenzen: Mit Meebo hält man Kontakt zu Freunden und Geschäftspartnern, u. a. bei ICQ, AIM, GoogleTalk, Windows Live, Yahoo und Facebook.

Das Basis-Paket schützt u. a. vor Viren, Spyware, Rootkits sowie neuen und unbekannten Bedrohungen

Mobiler und stationärer Zugriff auf E-Mails, Termine, Kontakte und Groupware-Funktionen

Sicheres Dokumenten-Management und unternehmensübergreifende Bearbeitung von Geschäftsdokumenten

Instant Messenging, Präsenz-Info, Audio- und Videokonferenzen über eine Benutzeroberfläche

Besonderheiten

Eigene Applikation für iPhones und Android-Handys

PRO-Edition mit zusätzlichen Features, u. a. Verhaltensanalysen, „USB-Impfung“ und technischem Support

Alle Microsoft OutlookFunktionalitäten lassen sich nutzen ohne kostspielige eigene Server-Hardware, Software-Lizenzen und Server- Administration

Inklusive Speicherkapazitäten zum Sichern von Dokumenten

Vereint verschiedene Endgeräte, Netze, Nachrichtenformen und Prozessanwendungen auf einer Plattform, u. a. Festnetz, Mobiltelefon, PC, Fax, Videokonferenz, E-Mail und Instant Messaging

Preis

kostenlos

Basis-Edition (Privatnutzer): kostenlos. PROEdition: 25,38 EUR/Jahr

ab 3,50 EUR pro User und Monat

ab 14,90 EUR pro User und Monat

ab 15,90 EUR pro User und Monat

WebAdresse

www.meebo.com

www.cloudantivirus.com/ de

http://geschaeftskunden.telekom.de

http://geschaeftskunden.telekom.de

http://geschaeftskunden.telekom.de

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Titel


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Wichtige Fachbegriffe schnell erklärt BAC KU P

DS L

I N STA N T M ESSAG I N G

Sicherheitskopien von Daten, Datenträgern oder Teilen von Datenträgern. Mit den Kopien können bei Datenverlust oder -zerstörung die ursprünglichen Datenbestände im Computer wiederhergestellt werden.

Abkürzung für „Digital Subscriber Line“ (digitale Teilnehmer-Anschlussleitung). Eine digitale Übertragungstechnik, mit der ein schneller Breitband-Internetzugang über das Telefonnetz realisiert wird.

B ROWS E R

G I GA BY T E (G B)

Ein Programm zur Darstellung von Internetseiten. Am meisten verwendet werden der Internet Explorer von Microsoft sowie die Webbrowser Firefox, Opera, Google Chrome und Apple Safari.

In Gigabyte wird der Speicherplatz bei Festplatten bemessen. Ein GB sind 1.024 Megabyte oder rund eine Milliarde Bytes.

Damit werden Internet-Dienste bzw. Programme bezeichnet, die es ermöglichen, Freunde und Geschäftspartner direkt und in Echtzeit zu kontaktieren. Die Unterhaltung erfolgt wie beim Chatten per Tastatur. Die bekanntesten Programme sind Skype, Windows Messenger, AOL Instant Messenger (AIM) oder ICQ.

C LO U D CO M P U T I N G

Die Nutzung von HardwareRessourcen und Software-Programmen über das Internet. Die Leistungen können von einem oder mehreren Anbietern bereitgestellt werden und lassen sich je nach Bedarf nutzen.

H AC K E R

Ein Hacker nutzt Sicherheitslücken in Computersystemen aus, um sich übers Internet unberechtigt Zugang zu fremden PCs zu verschaffen. Sein Ziel ist es, die Kontrolle über einen Rechner zu übernehmen oder Daten zu stehlen.

RO OT K I T

Dieser Begriff bezeichnet verschiedene Softwarewerkzeuge, die es nach dem illegalen Eindringen in ein Computersystem ermöglichen, das künftige Einloggen des Eindringlings zu verbergen und Daten zu stehlen.

S O F T WA R E-AS-A-S E RV I C E (SA AS)

„Software als Service“ – ein Mietmodell für Software-Programme. Kunden können die gewünschte Software nach Bedarf über das Internet starten und nutzen. Die Abrechnung erfolgt meist pauschal pro Nutzer oder Nutzungsumfang. S PA M

Der Begriff „Spam“ bezeichnet ungewünschte, unangefordert zugesandte Massenwerbung per E-Mail. S PYWA R E

Spyware ist eine Software, die sich meist unbemerkt installiert, das Verhalten eines Benutzers protokolliert und die Ergebnisse an den SoftwareHersteller übers Internet verschickt.

Foto: Fotolia

eServices for CRM

Scopevisio

Kundenbetreuung und -management. Kommunikationsmöglichkeiten über alle Medien wie E-Mail, Fax und Telefon

Online-Finanzbuchhaltung mit den Modulen „Kasse“, „Banking“, „Berichtswesen“ sowie eine „Pinnwand“

Das Kundenmanagementsystem erfasst automatisiert und strukturiert alle Kundenkontakte

Individuelle Konfiguration der grafischen ManagementCockpits. Drei Versionen: „Small Business“, „Smart“ und „Professional“

ab 60 EUR pro User und Monat

Ab 9,95 EUR/Monat. Kostenlose Version „Free Small Business“ ab August 2010

http://geschaeftskunden.telekom.de

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Deutsches Handwerksblatt 08/10

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Titel

Mehr Wert auf Werte legen JUGEND: „Mit unserer Jugend stimmt etwas nicht.“ Dieser Ruf ist inzwischen immer häufiger im gesamten Bundesgebiet zu vernehmen. Unternehmer, Ausbilder, Pädagogen, Psychologen, Gewerkschaften, Kirchenvertreter und Eltern beklagen den inzwischen dramatischen Werteverfall bei der jungen Generation.

N

ull-Bock auf Lernen, Schule und Beruf, die intensive Beschäftigung mit Killerspielen am Computer, wachsende Gewaltbereitschaft, Ausländerfeindlichkeit und auch rechtsextremistische

Tendenzen bestimmen in regelmäßigen Abständen die Negativschlagzeilen. Im Land Brandenburg zog Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) deshalb die Notbremse. Er richtete im vergangenen Dezember einen „Runden Tisch zur Werteerziehung“ ein. Das ist bundesweit bisher einmalig. Daran beteiligen sich rund 30 Vertreter aus Parteien, Kammern, Wirtschaftsverbänden und Bildungseinrichtungen des Landes. „Wir wollen damit die Vermittlung von Werten

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und Sekundärtugenden wieder stärker als bisher in den Vordergrund rücken“, begründete Rupprecht seinen Schritt. „Das ist nicht nur eine Aufgabe der Schulen und Kitas, sondern der gesamten Gesellschaft.“ Anliegen des „Runden Tisches zur Werteerzeihung“ sind neue Strategien und Konzepte, um die Jugend wieder an althergebrachte Sitten und Normen oder preußische Tugenden heranzuführen. Das nächste Arbeitstreffen zur Fortsetzung der Wertedebatte ist zum Ende des Schuljahres im Sommer vorgesehen. Abschließend soll ein Konsenspapier mit gemeinsamen Grundsätzen aller Beteiligten zur Werteerziehung vorgelegt werden. „Wir wollen damit Impulse aussenden und Projekte in Gang setzen“, heißt es im Ministerium. Klar ist allerdings noch nicht, ob der Runde Tisch damit seine Arbeit einstellt, oder weitere Treffen zumindest einmal in jedem Schuljahr vereinbart werden. Eine Alarmstimmung will Rupprecht jedoch nicht aufkommen lassen. „Die überwiegende Mehrheit unserer Jugendlichen hat eine stabile und positive Haltung zu den allgemeinen gesellschaftlichen Werten“, versicherte er.

Kleine, aber gefährliche Gruppe Allerdings sei leider am Ende der Skala, wo sich problematisches Verhalten und Wertezerfall zeigten, sogar eine Verhärtung negativer Verhaltensnormen zu beobachten. Einer kleinen, aber nicht unbedeutenden Minderheit gelinge es inzwischen fast, die Wahrnehmung der Mehrheit zu bestimmen. „Die Gruppe, die uns Probleme bereitet , ist klein – aber zur Besorgnis ist sie doch groß genug“, brachten es Konferenzteilnehmer auf den Punkt. „Der größte Teil der Jugend in Bran-

denburg ist bereit, Werte zu leben und sich an Normen zu halten“, betonte Rupprecht. Allerdings bezifferte er den Anteil derer, die sich dem gängigen Wertesystem entziehen immerhin auf zehn bis 20 Prozent. Die Kids verzichten vehemnt auf das Grüßen von Erwachsenen, sind immer wieder unpünklich und zeigen auch beim Lernen kaum Interesse. Stellvertretend für das gesamte brandenburgische Handwerk sitzt der Hauptgeschäftsführer der HwK Frankfurt (Oder), Jürgen Watzlaw, mit am Runden Tisch für Werteerziehung. „Im Handwerk können wir leider zumeist erst dann ansetzen, wenn die jungen Leute die Schule verlassen haben und in die Lehre gehen“, sagte er. Doch das Ausbügeln der oft gravierenden Probleme ist dann für die Meister eine oft kaum zu lösende Aufgabe.

Mehr Lernen im Betrieb „Gerade deshalb stellen wir uns der Werteerziehung“, unterstrich Watzlaw. Abhilfe schaffen soll vor allem eine flächendeckende Ausweitung der heute bereits punktuell vom Handwerk veranstalteten Praktika für Schüler. In Müllrose im Kammerbezirk Frankfurt (Oder) beteiligen sich daran inzwischen 40 Unternehmen. Die Oberschüler sollen vor allem durch Ferienarbeit die unterschiedlichen Berufe im Handwerk kennen lernen und sich dafür begeistern. Auch Praxiswochen der Schüler in Unternehmen des Handwerks sollen Abhilfe schaffen. Watzlaws große Hoffnung: „Vielleicht können wir damit auch lernunwillige Schüler zurück auf den Pfad der Tugend bringen.“ Der Hauptgeschäftführer stellt eine weitere Anregung zur Diskussion. „Das Land sollte über die Wiedereinführung der polytechnischen Bildung in Brandenburg nachdenken“, forderte er. Das war zu DDR-Zeiten gängige Praxis und wurde dann mit der Wende sofort abgeschafft. Jede Woche einmal verlegten damals die Schüler ab der 7. Klasse den Unterricht in Betriebe der Landwirtschaft oder der Metall-, Elektro und Holzverarbeitung und eigneten sich dabei im Laufe der Jah-

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eigneten sich dabei im Laufe der Jahre viele praktische Fertigkeiten an. Allerdings müsse das Land eine Wiederbelebung des polytechnischen Unterrichts trotz knapper Kassen mitfinanzieren, stellte Watzlaw klar. Vieles von dem, was gegenwärtig laufe, gehe häufig zu Lasten der Kammern. Außerdem sollten Lehrer für das Unterrichtsfach Arbeitskunde und alle Pädagogen in den Berufsschulen eine Weiterbildung in den Bildungsstätten der Handwerkskammern erhalten. „Wir müssen unter der Regie von Bildungsministerium und Kammern die Schulen künftig weit stärker mit der Wirtschaft verbinden“, schlägt Watzlaw vor. In vielen Bereichen erfolge die Erziehung der Jugend zu liberal. „Es wird fast nur noch über Freiräume geredet“, so Watzlaw. Dem müssten nun endlich mal Grenzen

gesetzt werden. So würden inzwischen Graffiti-Schmierereien weitestgehend toleriert. Das Unwesen des Beschmierens von Gebäuden müsse durchgehend als Straftatbestand verfolgt werden. „Bildung darf nicht ohne Erziehung ablaufen“, sagt Horst Freimann, stellvertre-

DHB magazin 3/07 Titel

tender Hauptgeschäftsführer und Bildungsexperte der Handwerkskammer Cottbus. Das aber sei nach der Wende in den 90er Jahren eingerissen. So seien die im DDR-Unterricht üblichen Kopfnoten für Fleiß, Ordnung, Betragen und Mitarbeit 1990 mit einem Federstrich abgeschafft worden. Deren Wiedereinführung an Brandenburgs Schulen habe trotz eines großen Druckes auch aus dem Handwerk immerhin bis zum Jahr 2005 gedauert.

Kopfnoten einfach abgeschafft „Wichtig für die Schüler ist längst nicht nur, dass ein Diktat möglichst wenige Fehler enthält, sondern vor allem auch die Einhaltung von Normen“, ist Freimann überzeugt. Die gesamte Wirtschaft und damit auch das Handwerk seien an bestimmte Disziplinabläufe gebunden, die zwingend eingehalten werden müssten. Leider hätten sich inzwischen bei einem Teil der Jugend bestimmte negative Verhaltensmuster gefestigt. Die Tugend der Pünktlichkeit werde längst nicht mehr besonders ernst genommen. „Wenn es um sieben Uhr mit der Ausbildung in der Werkstatt losgeht, können die Lehrlinge nicht einfach eine halbe Stunde später kommen.“ Solche unzuverlässigen Mitarbeiter wollten die Meister schließlich nicht mehr haben und würden sich schließlich von ihnen trennen. Die betroffenen Jugendlichen hätten jedoch keinerlei Verständnis dafür, da sie die Norm der Pünktlichkeit schon in der Schule nicht eingehalten hätten und dort dieses Verhalten offenbar toleriert worden sei. Fast jeder vierte Lehrling (in allen Wirtschaftszweigen) in Brandenburg brach in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen die Lehre ab. Nach Einschätzung Freimanns haben sich die neuen Weichenstellungen im Bildungsbereich bisher noch nicht positiv ausgewirkt. „Das ist immer ein Langzeitprozess, da sich schlechte Verhaltensmuster tief einprägen“, sagte er. Damit müssten die Handwerker trotz der Kopfnoten in den Schulen noch lange auf pünktliche Jugendli-

che warten. Dennoch setze der Runde Tisch zur Werteerziehung ein richtiges Hoffnungszeichen. Er könne im Lauf der Zeit viel bewirken. Nicht nur Pünktlichkeit, sondern auch das Grüßen von Erwachsenen und das Akzeptieren anderer Meinungen, ohne gleich mit der Faust zuzuschlagen. Gängige Normen und Tugenden müssten schon bald wieder zum Alltag gehören. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Probleme denen in Brandenburg sehr ähnlich. Auch hier kritisieren die Meister das Fehlverhalten vieler Jugendlicher. „Die Vermittlung von ethischen Werten wie Disziplin, Pünktlichkeit und Fleiß gehören zu den traditionellen Verantwortungsbereichen unserer Unternehmen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der HwK Ostmecklenburg-Vorpommen, Claudia Alder. „Um dies auch umzusetzen und zu verankern fordern die Kammern seit langem, dass die Kopfnoten wie in anderen Bundesländern wieder eingeführt werden.“ In den Bildungsstätten des Handwerks sei dieses Ziel bereits umgesetzt. „Die Erfahrungen damit sind gut“, versicherte Alder. So werde während der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung die Leistung ebenso bewertet wie das soziale Verhalten, Mitarbeit und Ordnung. „Die Noten erscheinen dann auf der Lehrgangsbescheinigung, die in den Ausbildungsbetrieben vorgelegt werden muss“, so Alder. „Das wird von den Handwerksbetrieben begrüßt und hat in vielen Fällen dazu geführt, dass Lehrlinge über ihr bisheriges Verhalten nachdenken und dieses sogar ändern.“

Anstieg der Gewalt Ohne eine intensive Werteerziehung sind schlimme Verfehlungen und ein weiterer Anstieg der Gewalt für die Zukunft nicht ausgeschlossen, meinen viele Experten. Wenn auch viele Klagen zu pauschal sind, zeigen die Ereignisse der jüngsten Zeit, dass eine kritische Bestandaufnahme unbedingt erforderlich ist. Erinnert wird an das Schicksal des kleinen Dennis in Cottbus, den seine Eltern verhungern


ließen und anschließend über Jahre in der Kühtruhe aufbewahrten oder den Amoklauf im vergangenen Herbst an einer Schule in Emsdetten. Derartige Vorfälle und schlechte Lernergebnisse werfen auch ein Schlaglicht auf Brandenburgs Schulen. Fast jeder zehnte Schüler erreicht keinen Schulabschluss. Damit haben sie kaum noch Chancen auf einen Ausbildungplatz.

Massiver Unterrichtsausfall Weil Lehrer krank sind oder an Lehrgängen teilnehmen werden Schüler nach Hause geschickt oder zur Selbstbeschäftigung verpflichtet. Das Lernen bleibt dann zumeist vollständig auf der Strecke. Allein im Schuljahr 2004/2005 fielen in Brandenburg von den geplanten 7,8 Millionen Unterrichtsstunden rund 180.000 total aus. 570.000 weitere wurden nicht planmäßig gegeben, sondern durch andere Lehrer vertreten.

Zahlreiche Pädagogen sind total verunsichert und fürchten sich regelrecht vor den Schülern. Dann bekommen die schlechten von ihnen durchaus mal eine bessere Note als ihnen zusteht, wird behauptet. Grund dafür ist vor allem das Verhalten von Eltern zumeist aus den sozialschwachen und bildungsfernen Schichten, die regelmäßig damit drohen, bessere Zensuren für ihre Kinder vor Gericht einzuklagen. Viele Lehrer machen dann nur noch Unterricht nach Vorschrift. Dennoch warnt der brandenburgische Bildungsminister Rupprecht vor Pauschalurteilen. „Nach den Ergebnissen der Jugendforschung hat die Mehrheit der Jugendlichen in der gesamten Bundesrepublik und damit auch in Brandenburg eine stabile und positive Haltung zu dem allgemeinen gesellschaftlichen Werten“, wird er nicht müde zu betonen. Bestätigt werde das durch mehrere Studien. Defi-

zite in den Schulen führt er zum großen Teil auf die DDR zurück. Das gelte besonders für Lehrer, die innerhalb des untergegangenen Systems ihre Ausbildung erhalten und ihr Berufsleben begonnen hätten. Die in den neunziger Jahren bei der Mehrheit der Lehrkräfte spürbare Ablehnung oder Unsicherheit gegenüber allem, was den Erziehungauftrag der Schule betone, könne nur der verstehen, der die DDR selbst erlebt habe. Aus Sicht der damals herrschenden Partei sei die zentrale Aufgabe eines Lehrers nicht die Vermittlung von Kompetenzen gewesen, sondern allein die Erziehung der Kinder zu sozialistischen Persönlichkeiten, meinte der Minister, der in der DDR selbst Lehrer war. Nach der Wende bis zu seiner Berufung ins Regierungskabinett war er Leiter einer renomierten Schule in Potsdam. Klaus-Dieter Eule

Foto: imago

DHB magazin 3/07 Titel


Wie ticken junge Erwachsene? »Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.«

W

as Sokrates einst geschrieben haben soll, steht als immer wiederkehrende Kritik der Älteren. Ja, die Jugend hat es schwer. Wer sich abnabelt, wird schon mal aufmüpfig, Jugend ist eben eine Zeit der Identitätsfindung. Das beäugen Erwachsene besonders gerne kritisch: In den 50er Jahren störten die Halbstarken mit Mopeds und Drohgebärden, in den 60er Jahren waren die Haare der Hippies zu lang und ihre politischen Parolen zu provokativ, die Baby-Boomer der 70er Jahre waren freakig und dabei ein wenig verwöhnt, in den 80ern standen sich Punker und Popper unversöhnlich und total unangepasst gegenüber, in den 90ern gerierte sich die Jugend lust- und konventionslos… Und wie tickt die kommende Generation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25? Wie werden sie demnächst drauf sein?, lautet die noch viel wichtigere Frage! Denn in den kommenden Jahren benötigt die Wirtschaft – ob Handwerk oder Industrie – junge, fitte, hochmotivierte Leute. Der Fachkäftemangel streift schon jetzt wie ein Gespenst durch viele Branchen. Gleichzeitig wird die Zahl der jungen Leute ohne Berufsabschluss größer. Dass Fachkräfte gebraucht werden, beruhigt die derzeitige Generation der Heranwachsenden bis 20 Jahre kaum: Die Jugend hat Angst, keine angemessene Beschäftigung zu finden oder den Arbeitsplatz schnell wieder zu verlieren. Die Shell-

Jugendstudie 2006 belegt, dass fast 70 Prozent solche Gedanken umtreiben. Besonders betroffen sind, so die Verfasser der Studie, Jugendliche aus der so genannten Unterschicht. Das Argument: Kinder aus wohlhabenden Familien haben einen besseren Zugang zu Bildung und Förderung. Die Elite dieser Jugendlichen habe sehr kreative Hobbys, sie liest, und betätigt sich auch künstlerisch. Relativ allein stehen die Shell-Macher mit der Behauptung, dass Medien wie das Internet vor allem von jungen Leuten aus der Unterschicht konsumiert würden. Das passt nun gar nicht zu den Ergebnissen, die beispielsweise in den USA und jetzt auch in Europa kommuniziert werden.

Die Internet-Generation Denn erstmals zeigt sich eine ganze Generation in der Gesellschaft, die von Anfang an mit dem Internet und seinen Verführungen aufgewachsen ist – die „Generation dot.com“, die völlig anders tickt als manche ältere Erwachsene sich dies vorstellen mögen. Der junge Mann oder die junge Frau leben in ihrer Community, stets online und verfügbar, wenn der Kumpel via Netz anklopft. Die Älteren sollten sich nichts vormachen: Auch gebildete Jugendliche besorgen sich die so genannten Ballerspiele, die Minister wie Günther Beckstein (CSU) gerne komplett verbieten würden. Eine Mutter stellte kürzlich während einer Podiumsdiskussion die berechtigte Zwischenfrage: Ob die Hardliner gegen Computerspiele auch bei einem modernen James Bond den Fernseher ausschalten, wenn

James gerade ganze Bataillone von den „Bösen“ in die Luft jagt? Oder wie das seinerzeit mit Rambo gewesen sei?

Wer wird noch Unternehmer? Überhaupt muss sich die Gesellschaft etwas einfallen lassen, wie sie einer Generation begegnen will, die stark freizeitorientiert ist, die stark individualisiert daher kommt, die Politik und Werbung misstraut, die, wenn sie gute Abschlüsse hat, unabhängiger vom Arbeitgeber ist und sokaum eine Bindung an das Unternehmen


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verspürt. Letzteres sei überhaupt nicht verwunderlich, meint Prof. Christian Scholz in einem Beitrag für die Zeitschrift wisu, wenn man das Gebaren moderner Industriemanager betrachte. Jene, die Mitarbeiter nach dem Prinzip „Kostenfaktor“ entlassen. In der Tat, die Globalisierung lässt die modernen Industriekapitäne den Shareholder Value wie eine Monstranz vor sich hertragen – mit Folgen für das gesellschaftliche Klima. Da ist es logisch, dass diejenigen, die gerade von der Hochschule kommen oder frisch im Beruf sind, nicht

mehr bedingungslos Überstunden schieben wollen. Das Umfrageinstitut SD Worx und die belgische Tageszeitung De Morgen haben kürzlich eine Umfrage mit über 200 Arbeitgebern veröffentlicht: Diese beklagen, dass der Nachwuchs möglichst flexibel und unabhängig agieren will. „Die hauen gleich ab, wenn es mal eng wird“, schreibt De Morgen. Soziale Bindungen der Mitarbeiter zum Unternehmen, wie sie sich die heute 40-Jährigen wünschen, wird es bald nicht mehr geben. Wie passt das nur zu tatkräftigen Unternehmern,

die künftig vor allem im Handwerk gebraucht werden? Viel Überzeugungskraft wird nötig sein, um dem „Nachwuchs“ klar zu machen, warum sie viel klotzen sollen und dabei auch noch das hohe Risiko eines eigenen Betriebes tragen müssen. Schon jetzt fehlen die Unternehmensnachfolger – in den nächsten fünf Jahren stehen allein im Handwerk um die 200.000 Unternehmen zur Übernahme bereit. Wie soll das passen: Geld, Fun und Flexibilität sollen sein – es ist die Quadratur des Kreises! Und die findet sich in der Gesellschaft insgesamt und in den sie tragenden Sozialversicherungssystemen: Generationenvertrag? Oh je! Norbert Blüm hat sich mit seiner Mär von der sicheren Rente mindestens so verzockt, wie seinerzeit Konrad Adenauer mit dem Spruch: „Kinder haben die Leute immer!“ Wie lange hält der Sinn für soziale Gerechtigkeit noch an, den die Shell-Studie bei den Jugendlichen im vergangenen Jahr erfragt hat. Die Jugendlichen sind sich sehr wohl bewusst, dass sie die Eltern versorgen und dazu noch für die eigene Vorsorge parat stehen sollen. Die Politik hat darauf keine Antwort. Auf deren Vertreter vertrauen Jugendliche ohnehin nicht mehr. Rüdiger Gottschalk

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Sturm über den Dächern UMWELT: „Kyrill“ dürfte nicht das letzte Sturmtief gewesen sein, dass in unseren Breitengraden für abgedeckte Dächer gesorgt hat. Extreme Wetterlagen führen Forscher auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück. Vor allem Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO 2 ) werden dafür verantwortlich gemacht. Den Energiefressern muss zu Leibe gerückt werden.

D

as Geld fliegt nicht nur zum einfach verglasten Fenster hinaus. Millionen von Euro kriechen jährlich durch schlecht gedämmte Wände oder werden von einem uralten Brenner durch den Kamin gejagt. Ein Fünftel des CO2-Ausstoßes in Deutschland geht von den privaten Haushalten aus (siehe auch Grafik Seite 6). Investitionen in die Gebäudesanierung oder in Strom sparende Elektrogeräte würden nicht nur dem Klima, sondern auf lange Sicht auch der Haushaltskasse gut tun. Der im Februar vorgestellte Sachbestandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat aufgeschreckt. Inzwischen gelte es als „gesicherte Erkenntnis“, dass die Menschen unter anderem durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle zur Klimaerwärmung beitragen. Elf der letzten zwölf Jahre hätten unter den 20 wärmsten Jahren seit Beginn der Beobachtungen gelegen. „Werden Treibhausgase weiter im aktuellen Ausmaß oder in noch höheren Mengen freigesetzt, wird eine weitere Erderwärmung verursacht“, heißt es in der Kurzzusammenfassung des IPCC-Berichts.

CO2-Emission soll sinken

Weitere Informationen zu den Themen Umweltschutz und Energie – darunter eine Kurzfassung des Berichts vom IPCC – finden Sie unter ww.handwerksblatt.de

Die Politik hat die Warnung scheinbar verinnerlicht. Auf europäischer Ebene ist es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gelungen, dass zwischen Kreta und Kirkenes, Porto und Plovdiv mehr für die Umwelt getan wird. So soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Verbrauch in den kommenden 13 Jahren auf 20 Prozent steigen. Sinken soll im Gegenzug der Ausstoß von Treibhausgasen. Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich zum Ziel gesetzt, die

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Emission um 20 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. Zehn Prozentpunkte mehr würden sie drauflegen, wenn Japan, Russland und die USA mitzögen.

Aufhol- und Beratungsbedarf Zunächst gilt es aber, die Hausaufgaben im eigenen Land zu erledigen. „Bei den erneuerbaren Energien müssen wir im Vergleich zu anderen EUStaaten noch aufholen“, bemerkte Michael von Bock und Polach auf der internationalen Fachmesse ISH 2007. Auch der Gebäudeenergiepass ist für ihn kein Selbstläufer. „Eigentlich müssten wir an die zehn Millionen Einfamilienhausbesitzer ran, die den Pass gar nicht ausstellen lassen müssen, weil sie weder vermieten noch verkaufen wollen“, meint der Hauptgeschäftsführer des SHK-Zentralverbands. Und das kann eine schwierige Zielgruppe sein. Laut einer vom ZVSHK in Auftrag gegebenen Umfrage meinen 70 Prozent der Bundesbürger, dass ihre Heizung effizient arbeite und umwelttechnisch auf dem neuesten Stand sei. Ein Irrtum! Denn nach Berechnungen des Verbandes trifft dies lediglich auf etwa zehn Prozent der 18 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland zu. Bis zu vier Millionen seien technisch so veraltet, dass sie dringend durch modernere, energiesparende Wärmetechnik ersetzt werden müssten. Eine konsequente Modernisierung der alten Anlagen könne aus Sicht des ZVSHK dazu beitragen, den Energieeinsatz zur Wärmeerzeugung von Gebäuden zu halbieren. Auch das Sparpotenzial der energetischen Gebäudesanierung schätzen viele Deutsche falsch ein, wie eine vom Bundesbauministerium vorge-

stellte Umfrage zeigt. Dass sie ihre Heizkosten halbieren könnten, hielten nur 15 Prozent der Interviewten für möglich. Das Gros ging von Einsparungen unter 30 Prozent aus. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will nun jährlich einen CO2-Energiereport vorlegen. Der Bericht soll zeigen, welche Energiekosten entstehen, wie sich die Heiz- und Benzinkosten entwickeln und wo Einsparpotenziale für Wohnen und Verkehr liegen. Den ersten Report hat Tiefensee für diesen Herbst angekündigt. In den 80er-Jahren galten Investitionen in den Umweltschutz noch als Jobkiller. Heutzutage ist es dagegen selbstverständlich, dass Umbaumaßnahmen an Haus oder Pkw mit öffentlichen Mitteln angestoßen werden und für zusätzliche Arbeitsplätze sorgen. Beispielsweise durch das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW. Davon profitiere vor allem das heimische Handwerk, so Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee. „Jede investierte Milliarde Euro sichert und schafft 25.000 Arbeitsplätze.“ Zudem würden durch die Förderprogramme Innovationen auf wichtigen Technologie- und Zukunftsfeldern ermöglicht.

Noch viel Überzeugungsarbeit Beim Thema Energieeinsparen steht das Handwerk an der Schnittstelle zwischen dem technischen Machbaren der Industrie und den speziellen Wünschen seiner Kunden. „Unsere Betriebe haben hier eine große Beratungs- und Lösungskompetenz“, sagte Otto Kentzler. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks ist zuversichtlich, dass die Gebäudesanierungen durch die verbesserten Förderbedingungen des KfWProgramms stärker nachgefragt und sich mittelfristig auf hohem Niveau einpendeln werden. Ginge es nach ihm, könnten die Mittel ruhig auch noch weiter aufgestockt werden. Die Rahmenbedingungen stimmen also. Jetzt muss das Handwerk beim Kunden noch die nötige Überzeugungsarbeit leisten ... Bernd Lorenz


Foto: Braas

So langsam wird’s ungemütlich. Mit der Gebäudesanierung kann das Handwerk einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

CO 2-Verursacher Verkehr 20%

Grüner Strom Haushalte 21%

Industrieprozesse 3%

Photovoltaik 3%

Biomasse fest 10%

Biogas 7%

Biomasse flüssig 1% Geothermie <1%

Verarbeitendes Gewerbe 15%

Energiewirtschaft 41%

Windenergie 42%

Wasserkraft 30%

Sonstige 7%

Quelle: Umweltbundesamt / Bundesverband Erneuerbare Energie e. V.

Umweltdaten auf einen Blick Beim Ausstoß von Kohlendioxid liegt die Energiewirt-

Stromerzeugung in Deutschland lag im Jahr 2006 bei 11,2

schaft mit 363 Millionen Tonnen an erster Stelle. Fast

Prozent. Insgesamt wurden durch Wasserkraft, Winden-

gleichauf folgen die Haushalte, Kleinverbraucher und der

ergie & Co. 71,53 Milliarden Kilowattstunden in die Netze

Verkehr. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der

eingespeist.


Foto: irisblende

Investitionen, die sich lohnen Oft reichen schon kleine Veränderungen aus, um Geld zu sparen und die Umwelt zu entlasten. Folgende Beispiele aus der Datenbank von www.arqum.de haben sich in der betrieblichen Praxis bewährt:

Maßnahme

Kosten in Euro

Einsparung in Euro

Abfallentsorger gewechselt

0

5.100 p.a

Weniger Restmüll durch bessere Abfalltrennung

0

2.000

50

750

Gasverbrennung der Hochdruckkesselanlagen optimiert (Wäscherei)

1.800

15.800-23.400 p.a.

Wärmerückgewinnung bei der Kompressorenanlage zur Erzeugung von Warmwasser (Textilgewerbe)

4.500

4.800 p.a.

Installierung einer Blindstrom-Kompensationsanlage(Bäckerei)

6.000

2.500 p.a.

7.500-10.000

4.100 p.a.

Beleuchtungsplan zur bedarfsgerechten Beleuchtung der Arbeitsplätze (Bäckerei)

Einbau einer Anlage zur Spitzenlastbegrenzung (Fleischerei)

Effiziente Stromnutzung Die Initiative Energie-Effizienz (dazu gehören die Deut-

men zusammengestellt. Wie Industrie und Gewerbe

sche Energie Agentur, die Versorgungsunternehmen

ihre Stromrechnung senken können, finden Sie im Inter-

EnBW, RWE, e-on und Vattenfall sowie das Bundeswirt-

net unter www.system-energieeffizienz.de oder unter

schaftsministerium) hat Energiespar-Tipps für Unterneh-

www.druckluft-energieeffizienz.de


Titel

Bewusster mit Energie umgehen ENERGIE SPAREN: Umweltschutz beginnt nicht erst bei der Frage nach dem richtigen Energiemix. Schon heute könnten Verbraucher, Wirtschaft und Verwaltung leicht dazu beitragen, den Stromverbrauch, den Kohlendioxidausstoß und die Rechnung ihres Versorgungsunternehmens kräftig zu senken.

D

urch den Einsatz energiesparender Produkte und Technologien ließen sich jährlich über 40 Milliarden Kilowattstunden Strom einsparen, hat der Zentralverband Elektrotechnik und Elektroenergie (ZVEI) errechnet. Dies entspricht dem Verbrauch von ganz Hessen. Obwohl die Industrie in den vergangenen Jahren eine Reihe von energieeffizienten Produkten entwickelt hat, lässt der Erfolg noch zu wünschen übrig. „Wir haben feststellen müssen, dass technische Exzellenz und wirtschaftliche Vorteile für unsere Kunden noch lange nicht den Markterfolg garantieren“, erklärt Kurt-Ludwig Gutberlet, Leiter des ZVEI-Vorstandskreises Energie-Effizienz. Stattdessen solle der Gesetzgeber durch finanzielle Anreize für ein umweltbewussteres Verhalten sorgen. Dem ZVEI schwebt dabei ein zeitlich begrenztes Impulsprogramm vor. So könne etwa die Anschaffung von Kühl- und Gefriergeräten der Effizienzklasse A++ durch die steuerliche Absetzbarkeit beschleunigt werden. Zurzeit haben diese Produkte nur einen Marktanteil von drei Prozent. Zudem setzt sich der Verband dafür ein, dass die degressive Abschreibung für besonders energieeffiziente Maschinen und Anlagen fortgesetzt wird.

Umrüstung hilft beim Sparen Ein großes Einsparpotenzial sieht der ZVEI im Bereich der elektrischen Antriebe. Auf sie entfallen zwei Drittel des Stromverbrauchs in der Industrie. Würden die mechanischen Regelungen von Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren und anderen Aggregaten gegen elektronische Drehzahlregelungen ausgetauscht, könnten drei Viertel des möglichen Einsparpotenzials realisiert werden.

DHB magazin 4/07 Titel

„In nahezu jeder Branche kann der Stromverbrauch durch die Auswahl energieeffizienter Geräte und Anlagen sowie ihren bedarfsgerechten Betrieb reduziert werden“, sagt Hans W. Baumgärtler, Geschäftsführer der ArGe Medien im Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke. Neben dem Einbau elektronischer Drehzahlregelungen könnten die gewerblichen Betriebe auf ein intelligenteres Lastenmanagement, den Einsatz von KraftWärmekoppelungsanlagen oder die Kombination von Energiequellen setzen. Sparen ließe sich aber schon mit „klassischen Einsparmöglichkeiten“ wie Bewegungsmeldern oder Zeitsteuerungen. Um Energiefressern auf die Schliche zu kommen, hat sich der E-Check als wirksames Analyse-Instrument erwiesen. 1996 wurde er ursprünglich als Sicherheitsprüfung für elektrische Anlagen ins Leben gerufen. Da die Unternehmen ihre privaten und gewerblichen Kunden dabei gleichzeitig auf Einsparmöglichkeiten hinweisen, hat er sich inzwischen auch als Energieberatung etabliert. Pro überprüfter Wohnung verlangen die Elektro-Betriebe durchschnittlich 120 Euro. Rund 465 Euro kostet der E-Check, um einen Gewerbebetrieb zu durchleuchten. In Zukunft dürfte sich das Geschäftsfeld ausweiten. „Enormes Potenzial eröffnet sich den über 13.000 E-Check-Betrieben im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiepass“, prognostiziert Baumgärtler. Wer darüber hinaus die Qualifikation zum Gebäudeenergieberater besäße, könne sein Beratungsprofil zielgenau an den Kriterien Klimaschutz und Energieeinsparung ausrichten. Bei Mietern und Immobilienbesitzern gibt es für das Handwerk nach wie vor viel zu

tun. Vor allem in bundesdeutschen Heizungskellern liegt einiges im Argen (s. Seite 7). Veraltete Anlagen verbrennen das Heizöl nicht optimal und tragen damit zur Energieverschwendung bei. Beim CO2-Ausstoß rangieren die Privathaushalte und Kleinverbraucher auf Rang zwei hinter den Versorgungsunternehmen. Deshalb fördert die Bundesregierung über die KfW-Bankengruppe seit einiger Zeit den Einbau von Öl-Brennwertkesseln. Zum 1. Januar hat sie die Konditionen durch zusätzliche finanzielle Anreize verbessert. Zudem gibt es für auszutauschende Heizungsanlagen keine Altersbeschränkung mehr.

Effizientere Heiztechnik Im Vergleich zum Standardkessel verbrauchen die Öl-Brennwertkesseln bis zu 30 Prozent weniger Energie und CO2. „Denn Brennwertanlagen nutzen zusätzlich die in den Abgasen enthaltene Wärme und führen sie in den Kreislauf zurück“, begründet das Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO). Die Bundesregierung visiert nun an, dass 20.000 Geräte pro Jahr installiert werden. Der besondere Clou dabei: nur ein Fachhandwerker darf damit beauftragt werden. Richtig umweltfreundlich wird die effizientere Technologie mit einem sauberen Brennstoff. Den will die Mineralölwirtschaft bis zum 1. Januar 2008 flächendeckend zur Verfügung stellen. Das „Heizöl EL schwefelarm“ enthält bis zu 50 Gramm Schwefel pro Tonne Heizöl und liegt damit derzeit weit unter dem europäischen Grenzwert. Um den Verkauf anzukurbeln, muss für schwefelhaltiges Heizöl ab dem 1. Januar 2009 pro Liter 1,5 Cent mehr bezahlt werden. Um die effizientere Brennwerttechnik an den Mann zu bringen, bedarf es aber vor allem der fachlichen Beratung. „Das SHK-Handwerk kann durch Schulungen oder Informationen seiner Mitarbeiter sowie durch umfassende und kompetente Kundenberatung zum Thema Heizungserneuerung bzw. Wärmeversorgung von Neubauten seinen Beitrag leisten“, so das IWO. Bernd Lorenz

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Lohnende Unterstützung ERNEUERBARE ENERGIEN: Die Stromproduktion aus Windkraft, Sonnenstrahlen oder Erdwärme hat im Jahr 2006 ein neues Rekordniveau erreicht. Mit Blick auf seine Nachbarn hinkt Deutschland jedoch noch ein wenig hinterher. Damit es weiteres Wachstum gibt, fordert der BEE ein Wärmegesetz für erneuerbare Energien.

B

chen Strom und Biokraftstoffe auch die Wärme aus erneuerbaren Energien stärker genutzt wird“. Dazu werde aber dringend ein Wärmegesetz benötigt, das nicht nur neu gebaute Häuser, sondern vor allem den Bestand betrifft. Zudem kann der Wachstumskurs fortgesetzt werden, wenn im Strombereich das Erneuerbare-Energien-Gesetz fortgesetzt, im Wärmebereich ein neues Instrument geschaffen und der Ausbau der Biokraftstoffe nicht mutwillig blockiert wird.

Großes Investitionsvolumen Die höchsten Zuwachsraten werden nach Nitzschkes Einschätzung dort liegen, wo es bisher am wenigsten gibt – etwa bei der geothermischen Stromerzeugung. Dass ihr Anteil zurzeit noch verschwindend gering ist, hat eine einfache Erklärung. „Bisher gibt es

Foto: Knappe

ei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien belegt Deutschland im europäischen Vergleich nur einen Platz im Mittelfeld. Für Milan Nitzschke ist die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre trotzdem eine Erfolgsgeschichte. „Wir sind das einzige Industrieland, das es geschafft hat, etwa den Anteil an der Stromerzeugung zu verdreifachen“, so der Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Die von der EU für das Jahr 2010 gesteckten Ziele werde Deutschland bereits in diesem Jahr erreichen. „Als einziges EU-Land!“, betont er. Auch vor der neuen Grenzmarke ist ihm nicht bange. Bei 20 Prozent soll der Anteil der erneuerbaren Energien in Europa im Jahr 2020 liegen. Dies lässt sich verwirklichen, „indem neben den bereits wachsenden Berei-

nur ein einziges kleines Kraftwerk, das im Testbetrieb gefahren wird.“ Jedes neue verursache damit ein Wachstum um mehrere hundert Prozent. Zulegen dürften außerdem die Bereiche Biogas und Photovoltaik sowie die Wärmeenergieträger (u. a. Holzpellets). Auch dem bisher größten Stromerzeuger unter den erneuerbaren Energien, der Windenergie, sagt er weiteres Wachstum voraus. Damit sich die Verbraucher künftig noch stärker für die alternativen Energieträger erwärmen, brau-chen sie einen glaubwürdigen Vermittler. „Das Handwerk ist der Schlüssel für die Verbreitung aller Anwendungen der erneuerbaren Energien“, erklärt Nitzschke. Profitieren könnten die Betriebe, indem sie mehr in ihrem regionalen Kundenumfeld werben, sich ausreichend schulen und „sehr stark auf Qualitätsentwicklung“ setzen. Zudem erhofft er sich beim geplanten Wärmegesetz für erneuerbare Energien die Unterstützung des Handwerks. Der Einsatz würde sich lohnen. „Nach unseren Berechnungen könnte es ein Investitionsvolumen in der Größenordnung von 80 Milliarden Euro bis 2020 auslösen“. Bernd Lorenz

Noch trägt die Kraft der Sonnenstrahlen wenig zur gesamten Stromerzeugung bei. Das Handwerk kann dazu beitragen, dass ihr Anteil auf lange Sicht steigt.


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Titel

Handwerk nimmt Schlüsselrolle ein KAMMERN: Verbraucher können den Nutzen neuer Technologien häufig nicht einschätzen. Beim Thema Wärmepumpe oder Solarthermie verlassen sie sich auf das Urteil eines Fachmanns. Damit Handwerker ständig auf dem neuesten Stand sind, bieten die Kammern Lehrgänge und Beratungen an.

D

as Kompetenzzentrums Rationelle Energieanwendung Götz öffnete im September 2001 seine Pforten und hat sich seitdem zu einem Aushängeschild für das gesamte Bildungszentrum der Handwerkskammer Potsdam entwickelt. Hier treffen sich Energieexperten – nicht nur des Handwerks – auf Informationsveranstaltungen oder dem jährlich im Herbst stattfindenden Energie- und Umwelttag. Hier können sich Handwerker der verschiedensten Gewerke individuell praxisnah beraten lassen, etwa wie sie mit der Infrarotkamera Wärmeverluste an der Gebäudehülle nachweisen. „Im Laufe der Jahre sind die Anfragen kontinuierlich gestiegen“, erklärt der Leiter des Kompetenzzentrums, Horst Knauer. Im vergangenen Jahr wurden 75 Beratungen durchgeführt.

Die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Potsdam wenden sich vor allem mit praktischen Problemen an die Experten in Götz. „Das fängt an bei der Auswahl von Gebäudeanlagensystemen aus den Bereichen Heizung, Lüftung, Elektroanlagen, über die Wirtschaftlichkeit dieser Systeme bis hin zu Informationen über neue Technologien wie etwa die Wärmepumpe oder die Kombination von Systemen“, umreißt Knauer das Spektrum. Auskünfte zum Aufbau eines Umweltmanagementsystems, zur Abfallbeseitigung oder zur Regenwassernutzung erteilt hingegen der Umweltberater der Handwerkskammer.

Fortbildung ist wichtig Neben den Einzelberatungen sind die Lehrgänge das zweite Standbein des Energie-Kompetenzzentrums. An ers-

ter Stelle ist hier der Gebäudeenergieberater im Handwerk zu nennen. Über 300 Teilnehmer haben in Götz inzwischen die bundesweit anerkannte Fortbildung erfolgreich abgeschlossen. Für Knauer ist die Weiterbildung in Sachen Energie und Umwelt wichtig. „Sie besitzt den gleichen Stellenwert wie der Meister oder der Betriebswirt.“

Ehrgeizige Ziele sollen umgesetzt werden Die Europäische Union hat sich beim Klimaschutz ehrgeizige Ziele gesetzt. Anfang März haben sich die Staatsund Regierungschefs darauf verständigt, den Anteil der erneuerbaren Energien am Verbrauch bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu steigern. Ob sich die Deutschen eher für Photovoltaik, Erdwärme oder Windkraft entscheiden, wird auch maßgeblich vom Rat des Fachmanns vor Ort abhängen. Die Handwerker werden dabei nach Knauers Einschätzung „zwangsläufig“ eine Schlüsselrolle einnehmen. „Schließlich bauen sie die Anlagen ein, warten und reparieren sie.“ Bernd Lorenz

Weiterbildungsangebote der Kammern Kammer

Lehrgang

Termin

Lehrgangsgebühr

Kontakt

OstmecklenburgVorpommern

Gebäudeenergieberater

07.09.- 08.12.

k. A.

Sigrid Wittenburg 0381/45 49-196 wittenburg.sigrid@hwk-omv.de

Cottbus

Gebäudeenergieberater

auf Anfrage

1.350 Euro

Service-Techniker für Wärmepumpenanlagen

auf Anfrage

750 Euro

Carsten Maerlaender 0355/78 35-444 maerlaender@hwk-cottbus.de

Gebäudeenergieberater

ca. Winter 2007

1.500 Euro

Sachkunde zur Installation von Wärmepumpen in der Heizungstechnik

25./26./27./28.06./02.07.

370 Euro

Thermische Solaranlagen

12.05.07

185 Euro

Mini-Blockheizkraftwerk

09.06.07

215 Euro

Gebäudeenergieberater im Handwerk

15.06.07-02.02.08 16.11.07-28.06.08

1.149 Euro 1.149 Euro

Förderprogramm Wärmepumpen

07.07.07 30.11.07

185 Euro 750 Euro

Frankfurt/Oder

Potsdam

Katrin Uhr 0335/55 54-232 Katrin.Uhr@ handwerkskammer-ff.de Malte Hübel 033207/34-105 malte.huebel@hwkpotsdam.de


Foto: Archiv

Positiv für Inlandsbeschäftigung

Weiteres Potenzial vorhanden

Im Zeitraum von 2003 bis 2006 hat sich die Zahl der in-

Jedes fünfte deutsche Unternehmen verfügt nach Ex-

ländischen Beschäftigten in exportierenden Unternehmen

pertenmeinung über international wettbewerbsfähige

mit einem Plus von zwei Prozent deutlich besser ent-

Produkte oder Dienstleistungen. Weiteres, bislang

wickelt als in Unternehmen, die nur auf dem Inlandsmarkt

unausgeschöpftes Potenzial für Auslandsgeschäfte ist

aktiv waren (3,5 Prozent). Bei den Unternehmen mit Aus-

also vorhanden.

landsbetrieben nahm die inländische Beschäftigung mit

Besonders im Dienstleistungssektor und dem (Spe-

plus drei Prozent noch stärker zu als bei rein exportorien-

zial)-Maschinenbau, der Bau- sowie der Lebens- und

tierten Unternehmen. Dies belegt: International agierende

Nahrungsmittelbranche schöpfen die Unternehmen ih-

Unternehmen schaffen positive Beschäftigungsimpulse –

re internationalen Absatzchancen bis jetzt noch nicht

auch an ihren inländischen Standorten.

Quelle: IfM Bonn

vollständig aus.

Quelle: IfM Bonn


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Titel

Fern der Heimat auf Erfolgskurs AUSSENWIRTSCHAFT: Eine neue Studie hat die Auslandsaktivitäten von Mittelständlern unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Ihre Exportorientierung hat deutlich zugelegt. Neben Klassikern wie Polen sind auch wieder mehr die alten EU-Länder gefragt.

Nachfrage aus Skandinavien Auch die Berater der Handwerkskammern (HwK) Cottbus, Frankfurt (Oder), Ostmecklenburg-Vorpommern und Potsdam haben beobachtet, dass der Trend zur alten EU geht. Weil es im-

DHB magazin 6/07 Titel

mer mehr Nachfragen zu den skandinavischen Ländern gibt, plant die Handwerkskammer Frankfurt für die zweite Hälfte des Jahres Ländersprechtage zu Norwegen, Dänemark und Schweden.

Dänemark: Fachkräfte rar „In Dänemark boomt die Wirtschaft“, führt Olaf Lindner von der HwK Cottbus als Beispiel an. Dort würden – wie auch in Schweden – Fachkräfte fehlen. „Es mangelt vor allem an gut aufgestellten Handwerksbetrieben“, so der Außenwirtschaftsberater. „KnowHow und Qualität sind gefragt.“ Mit den dort ansässigen Außenhandelskammern arbeitet die Handwerkskammer Cottbus eng zusammen und vermittelt Betriebe. So ganz geraten die neuen EUMitgliedsstaaten allerdings auch nicht außer Sicht der Auslandsambitionierten. „Neben den alten EU-Ländern gewinnen die Märkte der neuen EU-Länder zunehmend an Bedeutung“, heißt es in der Studie. Besonders für ostdeutsche Betriebe zahlt sich weiterhin die Nähe zur Grenze aus. Auch Lindner beobachtet, dass Polen etwa nach wie vor der Renner ist. „Vor allem im Baubereich können Leistungen durch polnische Betriebe aufgrund des Fachkräftemangels nicht mehr abgedeckt werden“, sagt Lindner. Dadurch könnten Mittel aus den europäischen Strukturfonds et-wa für Infrastrukturprojekte nicht abgerufen werden. Viele Handwerks-

betriebe verstehen das als Chance. „Markterschließung Polen – Anbahnung von deutsch-polnischen Wirtschaftskooperationen“ – so lautete ein Programm, dass die Cottbuser Kammer gemeinsam mit der EU auf den Weg gebracht hatte. Das Ergebnis: „Wir konnten damit 72 Betriebe auf den polnischen Markt etablieren“, fasst Lindner zusammen. Neue Projekte dieser Art sind in Planung. Weitere Infos und Internetadressen zum Thema erhalten Sie auf www.handwerksblatt.de

Cathrin Janocha

Foto: fotolia

D

er Generalunternehmer Dietmar Lehmann liegt damit voll im Trend. Nachdem er sich vor zwei Jahren in Polen ein Standbein gesichert hat, baut und saniert er seit Kurzem auch Wohnungen, Schulen und Altersheime in Schweden. „Unsere Auftraggeber kamen nach Rostock und luden uns nach Malmö ein“, erinnert sich der Bauingenieur. „Die Schweden erwirtschaften seit Jahren Bruttoinlandsüberschüsse. Ihnen fehlten die Fachkräfte – wir hatten sie.“ Die BWE Bauwerkserhaltung AG mit 102 Mitarbeitern hat sich mittlerweile auf dem schwedischen Markt etabliert und sucht händeringend Subunternehmer. „Ganz besonders Skandinavien ist als wichtiger Handelspartner für deutsche Handwerker auf dem Vormarsch“, erklärt Klaus Müller von der Universität Göttingen. Sein Institut hat an der aktuellen Außenwirtschaftsstudie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) mitgearbeitet. Aus ihr geht hervor, dass 98 Prozent der rund 350.000 deutschen Exporteure mittelständische Unternehmen sind. Besonders die Zahl der kleinen Exportunternehmen, die erstmals auf ausländischen Märkten aktiv wurden, ist dabei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Mittelstand sei somit nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern auch eine wichtige Stütze der deutschen Ausfuhren. Hauptexportregion der mittelständischen Unternehmen bilden die Mitgliedstaaten der alten EU-15.


SUCHMASCHINEN: Wer bei Google nicht auf den vordersten Plätzen steht, ist im Internet kaum existent. Aktuellen Statistiken zufolge laufen fast 90 Prozent aller Suchanfragen über die marktführende Suchmaschine Google — auf dem zweiten Platz folgt weit abgeschlagen Yahoo mit einem Marktanteil von gerade mal drei Prozent. Die Folge: Nur mit einer guten Google-Platzierung wird der eigene Betrieb im Internet auch wirklich gefunden. Um Webseiten bei Suchplatzierungen nach vorn zu bringen, bieten im Internet viele Hundert Agenturen für Suchmaschinen-Optimierung ihre Dienste an. Doch nicht alle arbeiten seriös.

Wer schon einmal versucht hat, seinen Betrieb über die Stichwortsuche von Google zu finden, ist oft enttäuscht: In vielen Fällen wird die eigene Internetseite erst auf den hintersten Trefferplätzen gelistet. Dementsprechend wenig Besucher verirren sich auf die Webseite. Aktuellen Studien zufolge nutzen 90 Prozent aller Internet-Surfer nur die jeweils ersten 20 Such-Ergebnisse. Gleichzeitig ist die Seiten-Konkurrenz riesig: Ein Mitarbeiter von Google veröffentlichte vor kurzem im offiziellen Google-Blog, dass die Suchmaschine auf rund eine Billion URLs zurückgreife, von denen allerdings nicht alle Seiten im Suchindex verfügbar seien. Um diese Masse an Informationen für Suchende hilfreich aufzubereiten, werden die Trefferlisten von Google nach strengen Kriterien und Bewertungsmaßstäben be-

DHB magazin 12/08 Titel

rechnet, die nur die Suchmaschine selbst in allen Details kennt. Damit die eigene Webseite auf den ersten Trefferplätzen landet, ist deshalb meist externe Hilfe von ausgewiesenen Experten nötig, die sich ganz der sogenannten „Search Engine Optimization“ (SEO, zu Deutsch: Suchmaschinen-Optimierung) verschrieben haben. SEO-Agenturen analysieren Websites, nehmen Änderungen in der Seiten-Programmierung vor und nutzen weitere Hilfsmittel wie Verlinkungen, um die Google-Position zu verbessern.

Blick hinter die Such-Kulissen Um die Hintergründe der Suchmaschinen-Optimierung zu verstehen, kann es helfen, einen Blick hinter die Kulissen von Google zu werfen: Wie arbeitet eine Suchmaschinen eigentlich? Und wie findet Google die eige-

ne Internet-Seite? Die Aufnahme in den riesigen Suchindex läuft zunächst über spezielle Programme, sogenannte „Suchroboter“. Diese durchsuchen täglich das Internet, indem sie Verlinkungen folgen und dabei alle Wörter erfassen, die auf den Seiten vorkommen. Auf diese Weise werden auch Webseiten gefunden, die noch gar nicht bei der Suchmaschine angemeldet wurden. Nutzt ein Surfer nun die GoogleSuche und gibt ein beliebiges Stichwort ein, durchkämmt die Suchmaschine den eigenen Index und wirft alle Seiten aus, auf denen das Wort zu finden ist. Um die hilfreichsten Seiten an erster Stelle zu listen, nutzt Google komplexe Algorithmen und Bewertungskriterien. Und genau diese sind das tägliche Brot von SEO-Agenturen: Die Suchmaschinen-Experten versuchen, Internetseiten so zu optimieren,


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dass Google die Inhalte einer Webseite als besonders wertvoll und damit unter den ersten Treffern einstuft. Dabei kann es sich schnell rentieren, eine SEO-Agentur mit der Optimierung der eigenen Internetseiten zu beauftragen. „Über 40 Prozent aller Suchmaschinen-Nutzer klicken auf den ersten Treffer, Platz zehn wird hingegen nur noch von rund drei Prozent der Surfer aufgerufen“, erklärt Daniel Wette von der Fairrank Deutschland GmbH. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Köln und weiteren Niederlassungen in Österreich und der Schweiz optimierte in den letzten Jahren die Webseiten von mehr als 3.000 Kunden. „Suchergebnisse ab Platz elf werden noch seltener angeklickt, weil viele Surfer sich nicht die Zeit nehmen, die Ergebnisliste weiter herunterzuscrollen.“

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DHB magazin 12/08 Titel Titel

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Die Kosten für eine Webseiten-Optimierung variieren genauso wie die Leistungen. Einige Agenturen bieten eine einmalige Optimierung zu Preisen ab ca. 700 Euro, andere Dienst-leister wie Fairrank bieten die laufende Optimierung zu Monatspauschalen ab etwa 200 Euro. Dabei hängen die Kosten u. a. vom Umfang des Internetauftritts und von der Beliebtheit der Suchwörter ab, unter denen die eigene Webseite später gefunden werden soll.

Kosten und Leistungen Auch wenn eine einmalige Optimierung scheinbar Kostenvorteile verspricht, kann der Nutzen in Einzelfällen nur sehr kurzfristig sein: Denn Google ändert in unregelmäßigen Abständen die Gewichtung seiner Bewertungskriterien, so dass eine bereits optimierte Seite im ungünstigsten Fall über Nacht mehr als 100 Positio-

nen nach hinten rutscht. Darüber hinaus können Wettbewerber ebenfalls versuchen, mit der eigenen Seite auf die vordersten Trefferplätze zu gelangen. „Aus diesem Grund haben wir uns von Anfang an dazu entschieden, unsere Kunden langfristig zu betreuen, um die Seiten je nach Bedarf laufend zu optimieren“, so Daniel Wette von Fairrank. „Suchmaschinen-Optimierung ist keine Dienstleistung von ein paar Stunden, wenn man jeden Monat eine bestimmte Zahl von qualifizierten Besuchern und damit potenzielle Kunden über das Internet erreichen will.“ Bevor die Entscheidung für einen Dienstleister fällt, empfiehlt es sich in jedem Fall, die Preise und zugesicherten Leistungen zu verglichen. Viele seriöse SEO-Agenturen verzichten bewusst auf Optimierungspakete zum Pauschalpreis und setzen auf indivi-


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duelle Angebote je nach Kundenbedürfnis. Hintergrund: Die Optimierung einer Internetseite ist je nach den gewünschten Stichwörtern unterschiedlich aufwendig. So ist es sehr viel schwieriger, bei einem allgemeinen und gefragten Keyword wie „Handwerker“ eine gute Platzierung zu erzielen als bei seltenen Suchwörtern wie „Zargenbeschlag“.

Vorsicht vor schwarzen Schafen Wie überall gibt es auch unter den Suchmaschinen-Optimierern einige schwarze Schafe, die sich unfairer Mittel bedienen, um die eigenen Kunden ganz nach vorn zu bringen. Dies kann zwar kurzzeitig funktionieren, im schlimmsten Fall verbannt Google entsprechende Webseiten allerdings nach kurzer Zeit ganz aus dem Suchindex. Deshalb ist es besonders wichtig, vor der Beauftragung einer SEO-Agentur deren Seriosität zu überprüfen. Ein Kriterium: Der Suchmaschinenoptimierer sollte sich konsequent an die Richtlinien der Suchmaschinen halten. „Darüber hinaus sollte man sich unbedingt nachprüfbare Referenzen zeigen lassen. Oft hilft es auch, vorab in Internet-Meinungsportalen nach positiven und negativen Erfahrungen mit dem ausgewählten Such-

DHB magazin 12/08 Titel

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maschinen-Optimierer zu recherchieren“, rät Daniel Wette von Fairrank. Wichtig ist auch ein Blick in das Kleingedruckte der Vertragsunterlagen: Einige SEO-Agenturen sichern zwar eine Platzierung auf den vordersten Google-Plätzen zu, versprechen dies aber verklausuliert nur für TextWerbeanzeigen (Google AdWords) – und nicht für die regulären Suchergebnisse. Vorsicht ist auch geboten, wenn ein Dienstleister vorab eine Top-3-Platzierung garantiert. „Platzierungsgarantien sind grundsätzlich nicht möglich“, erklärt Daniel Wette von Fairrank. „Auf derartige Angebote sollte man sich deshalb nur einlassen, wenn ein Honorar ausschließlich im Erfolgsfall berechnet wird. Wird der versprochene Platz nicht erreicht, sollte man nichts zahlen müssen.“ Viele seriöse Agenturen bieten darüber hinaus auch eine Geld-zurückGarantie, wenn andere vertraglich vereinbarte Ziele nicht erreicht werden.

Unbequeme Fragen stellen Gute SEO-Agenturen setzen vorab auf eine persönliche Beratung, bei der man auch unbequeme Fragen stellen sollte. Dazu gehören unbedingt Erläuterungen zu verwendeten Techniken. Erhält man darauf keine oder ei-

ne plakativ geheimnisvolle Antwort, arbeitet der Dienstleister nicht selten mit verbotenen Spam-Methoden wie Doorway-Pages (Tunnelseite nur mit Suchbegriffen und einer Weiterleitung zur eigentlichen Webseite), Cloaking (Suchmaschinen und Leser sehen verschiedene Inhalte) oder einer übertriebenen Aneinanderreihungen von Stichwörtern. Hat man sich für einen guten Dienstleister entschieden, kann eine seriös durchgeführte Suchmaschinen-Optimierung nicht nur die Besucherzahlen der eigenen Webseiten erhöhen, sondern langfristig auch den Umsatz. Wer kein finanzielles Risiko eingehen will und vorab kostengünstig austesten möchte, ob ein vorderer Google-Platz wirklich mehr Besucher auf die eigene Webseite schaufelt, kann das Anzeigensystem Google AdWords (https://adwords.google.de) ausprobieren. Hier kann jedes Unternehmen selbst Keywords festlegen, unter denen es gefunden werden will. Pro Klick auf die Textanzeige wird ein vorher selbst bestimmter Betrag (z.B. 15 Cent) fällig. Je höher dieser Betrag ist, desto weiter vorn wird die Anzeige platziert. Bei selten gefragten Stichwörtern ist so kostengünstig eine Platzierung auf der ersten Google-Seite möglich. Thomas Busch


V E RZ E I C H N I SS E

C H EC K L I ST E Arbeitet ein Suchmaschinen-Optimierer seriös?

www.allesklar.de/s.php?words=eintragungsdienste Verzeichnis mit rd. 275 Eintragungsdiensten und Suchmaschinen-Optimierern. www.searchmarket.biz/suchmaschinenagenturen.html Verzeichnis mit über 150 Agenturen, die überwiegend Suchmaschinen-Optimierung und Suchmaschinen-Vermarktung anbieten. www.webdesignersuche.de/list/?k=SEO Verzeichnis mit über 80 Webdesignern, die auch Suchmaschinen-Optimierung anbieten. www.creative-styles.de/Webdesigner_ Verzeichnis/Suchmaschinenoptimierer Verzeichnis mit rd. 25 SEO-Agenturen.

1.) Die SEO-Agentur ist bei wichtigen Suchbegriffen zum Thema Suchmaschinen-Optimierung mit ihrer eigenen Seite auf einem der vordersten 10-20 Plätze. 2.) Ein persönlicher Ansprechpartner nimmt sich Zeit für ein Beratungsgespräch und erläutert alle Optimierungsschritte klar und nachvollziehbar. 3.) Die SEO-Agentur präsentiert spätestens im persönlichen Gespräch nachprüfbare Referenzen. 4.) Die von Google aufgesetzten „Richtlinien für Webmaster“ (www.google.com/support/webmasters/bin/answer.py?answer=35769) werden konsequent umgesetzt. 5.) Informieren Sie sich in Internet-Meinungsforen über die Erfahrungen anderer Kunden mit dem ausgewählten Dienstleister. Konfrontieren sie den Dienstleister mit ggf. negativen Beiträgen. 6.) Falls eine Top-Suchmaschinen-Platzierung versprochen wird, sollte dafür lediglich ein erfolgsabhängiges Honorar ausgehandelt werden – ohne zusätzliche Aufwandspauschale. Viele seriöse SEO-Agenturen bieten auch Geld-zurück-Garantien, falls abgesprochene Ziele nicht erreicht werden.

Foto: imago

DHB magazin 12/08 Titel


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Keyword-Tool von Google geben: https://adwords.google.de/select/Keywo rdToolExternal. Tipp: Einige InternetNutzer vertippen sich gern – verwenden Sie deshalb auch Keywords in falschen Schreibweisen wie „dachdecher“ oder „handwrk“.

Foto: Fotolia

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5. texte Formulieren Sie auf Ihren Seiten qualitativ hochwertige Textinhalte. Die Chancen auf eine gute Google-Position steigen, je ausgefallener das Thema ist. Teilen Sie Inhalte so auf, dass pro Seite nur ein Thema behandelt wird. 6. textplatzierung Wichtige Schlüsselwörter sollten am Textanfang stehen. 7. überschriften Gliedern Sie alle Inhalte systematisch mit Überschriften, die wichtige Schlüsselwörter enthalten.

TIPPS UND TRICKS: Wer Geld sparen will und einige Grundkenntnisse in HTML mitbringt, kann die eigene Internetseite oft mit wenigen Handgriffen selbst optimieren. Bei konsequenter Anwendung der folgenden Tipps kann die eigene Website bei bestimmten Suchbegriffen einige Plätze höher ausgeworfen werden.

S

uchmaschinen-Optimierung ist ein hochkomplexes Thema, das von sehr vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Deshalb ist für eine Top-Position in Google die professionelle Unterstützung von SEOAgenturen meist unerlässlich. Die nachfolgenden zehn Tipps können einer bislang nicht optimierten Seite jedoch helfen, mit wenig Aufwand in den Google-Suchergebnissen einige Plätze weiter nach vorn zu kommen.

2. seiten-titel (title) Der Seiten-Titel in den Meta-Tags sollte aus maximal fünf bis zehn Wörtern bestehen. Auch hier sollten Ihre wichtigen Suchbegriffe enthalten sein. Die Seitentitel der Unterseiten sollten zum jeweiligen Inhalt passen.

1. sinnvoller domain-name Die eigene Domain sollte im besten Fall Begriffe beinhalten, die bei Google zur Suche nach den eigenen Dienstleistungen benutzt werden, z. B. www.dachdecker-mustermannkoeln.de. Hilfreich kann es auch sein, wenn potenzielle Suchbegriffe in Unterverzeichnis-Namen vorkommen.

4. stichwörter (keywords) Die Stichwörter in den Meta-Tags werden zwar von immer weniger Suchmaschinen berücksichtigt, sollten aber trotzdem nicht vernachlässigt werden. Dieser Bereich sollte insgesamt maximal 1.000 Zeichen umfassen und alle wichtigen Suchwörter beinhalten. Anregungen kann das

DHB magazin 12/08 Titel

3. seiten-beschreibung (description) Die Seiten-Beschreibung sollte nicht länger als 200 Zeichen sein und wohlüberlegt mit potenziellen Suchwörtern formuliert werden.

8. keyword-dichte Die Texte auf den Internet-Seiten sollten zu den selbst festgelegten Stichwörter passen und in einer optimalen Keyword-Dichte von 2 bis 5 Prozent vorliegen, d. h., auf 100 Wörter kommen 2 bis 5 wichtige Schlüsselwörter. Ein gutes englisches Analyse-Tool findet sich unter www.webjectives.com/ keyword.htm. 9. backlinks Verlinkungen von externen Seiten auf die eigene Homepage steigern für Google die Bedeutsamkeit einer Seite. Deshalb kann es sich lohnen, die eigene Seite bei Online-Branchenverzeichnissen oder anderen Seiten mit einem eigenen hohen PageRank anzumelden, z.B. www.dmoz.de. 10. programmierung Programmieren Sie Ihre Seite suchmaschinenfreundlich in standardkonformem HTML. Vermeiden Sie bestimmte Techniken, mit denen Suchmaschinen nur wenig anfangen können wie z. B. Frames, Image-Maps, Java-Applets, Flash-Menüs sowie Startseiten, die nur aus einem Flash-Intro oder einem Logo ohne Text bestehen. Thomas Busch


Kostenlose Website-Tests zur Erfolgskontrolle Seitenbewertung Eine unabhängige Bewertung deutschsprachiger Webseiten: Unter anderem werden Zugriffszahlen, die Gewichtung bei Google und technische Details analysiert. www.seitwert.de Keyword-Dichte Hier kann die Häufigkeit von bestimmten Schlüsselwörtern, Wortgruppen oder Textblöcken auf einer Webseite ermittelt werden. www.databasesearch.com/sys/key word-density.php Erfolgskontrolle Online-Tool zur Analyse von Zugriffen auf die eigene Webseite. Datenschützer warnen allerdings, dass Google selbst alle Daten auswerten kann. www.google.com/analytics/de-DE Back-Link-Check Online-Dienst zur Überprüfung, welche und wie viele Links auf die eigene Webseite verweisen. www.x4d.de/backlinkchecker SEO-Tools Englischsprachige Seite mit über 20 sehr nützlichen Werkzeugen zur Suchmaschinen-Optimierung. www.linkvendor.com Suchmaschinen-Position Auf welchen Plätzen die eigene Webseite bei einem bestimmten Suchbegriff steht, lässt sich mit diesem Online-Tool überprüfen. www.ranking-spy.com/ranking Erfolgskontrolle 2 Eine kostenpflichtige (ab 1,11 Euro pro Monat), dafür datensichere Alternative zur Zugriffsanalyse. www.etracker.de

DHB magazin 12/08 Titel Titel

Wichtige Fachbegriffe schnell erklärt back-links …Verlinkungen von externen Internetseiten auf die eigene Webseite. keywords … Die Keywords (Schlüsselwörter) sind Bestandteile der Meta-Tags und beinhalten Suchbegriffe, unter denen eine Webseite in Suchmaschinen gefunden werden soll. link-popularität … Die Linkpopularität bzw. Domain-Popularität gibt an, auf wie vielen externen Internetseiten (bzw. Domains) die eigene Webseite verlinkt ist. Je mehr Verlinkungen, desto höher wird die eigene Seite in Suchmaschinen angezeigt. meta-tags … Die Meta-Informationen bzw. Meta-Tags definieren Eigenschaften einer Webseite. In den Meta-Tags enthalten sind z.B. der Seiten-Titel, eine kurze Seitenbeschreibung und wichtige Schlüsselwörter (Keywords). Diese Informationen eines HTML-Dokuments sind für Suchmaschinen relevant und werden teilweise bei Suchergebnissen angezeigt. on-page-/off-page-optimierungen … Die „On-Page-Optimierung“ bezeichnet alle Optimierungsmaßnahmen auf einer Internetseite selbst (z.B. Seitentitel, Formatierung von Überschriften, Keyword-Dichte), die „Off-Page-Optimierung“ beinhaltet externe Maßnahmen wie etwa den Aufbau einer Link-Popularität. page-rank … Die Suchmaschine Google nutzt den Page-Rank (PR) als Maßstab, um die Wichtigkeit einer Internetseite abzubilden. Möglich sind Werte zwischen 1 (niedrig) und 10 (hoch). sem … Abkürzung für „Search Engine Marketing“ (Suchmaschinen-Marketing). Damit werden alle Maßnahmen umschrieben, die zum Ziel haben, Suchmaschinen-Funktionen zum Zweck der Kundengewinnung einzusetzen. seo … Abkürzung für „Search Engine Optimization“ (Suchmaschinen-Optimierung). Eine Umschreibung für alle Maßnahmen, die zum Ziel haben, eine Webseite in Suchmaschinen besser zu positionieren. tracking … Das automatische Protokollieren und Auswerten von Besucherzahlen und -aktivitäten.


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Betrieb und Technik

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MESSEKALENDER 2010 2010 WIRD EIN SPANNENDES MESSEJAHR: Messen gehören zu den absoluten Pflichtterminen, will man auf der Höhe der technischen Entwicklung und der Märkte bleiben. Damit die Messen nicht plötzlich und überraschend kommen, haben wir hier die Übersicht mit den wichtigsten Veranstaltungen. Auf der Baufachmesse Deubau in Essen bieten wir DHBLesern kostenlos sogenannte Handwerker-Rundgänge an, bei denen wir Stände mit handwerklicher Relevanz besuchen. Interessiert? Lesen Sie mehr unter www.handwerksblatt.de.

JANUAR

FEBRUAR

MÄRZ

IMPULS

Spielwarenmesse Nürnberg

CeBIT

Leipziger Buchmesse

Größte Bildungsmesse und Jobbörse des Landes Brandenburg 08. – 09.01., Cottbus

04.– 09.02., Nürnberg

Marktplatz des digitalen Business 02.– 06.03., Hannover

18.– 21.03., Leipzig

Messe der Friseurund Kosmetikbranche 07.02., Rostock

Internationale Handwerksmesse

Optische Technologien, Lasertechnik, Optik 22.– 24.03., Berlin

CPD

Landesbaumesse für Heim, Haus und Handwerk 05.– 07.03., Potsdam

Deubau

Int. Baufachmesse 12.– 16.01., Essen Heimtextil

Int. Fachmesse für Wohn- und Objekttextitilien 13.– 16.01., Frankfurt/Main

Perfect Look

Int. Fachmesse für Womanswear and Accessoires 07.– 09.02., Düsseldorf ZOW

03.– 09.03., München PotsdamBAU

Cadeaux Leipzig

Fachmesse für Geschenke und Wohntrends 06.– 08.03., Leipzig

Int. Optik-Trendmesse 15.– 17.01., München

Zuliefermesse für Möbelindustrie und Innenausbau 08.– 11.02., Bad Salzuflen

Internationale Grüne Woche Berlin

Ambiente

15.– 24.01., Berlin

Int. Frankfurter Messe 12.– 16.02., Frankfurt/Main

Fachmesse für Sanitär, Heizung, Klima und erneuerbare Energien 10.– 13.03., Essen

Die Welt der Bodenbeläge 16.– 19.01., Hannover

mitteldeutsche handwerksmesse

ITB Berlin

13.– 21.02., Leipzig

imm cologne

bautec

Int. Tourismusbörse 10.– 14.03., Berlin

Int. Einrichtungsmesse 19.– 24.01., Köln

Int. Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik 16.– 20.02., Berlin

Ostseemesse

Metav

GDS

Int. Messe für Fertigungstechnik und Automatisierung 23.– 27.02., Düsseldorf

Schuhe und Accessoires 12.– 14.03., Düsseldorf

Dach + Holz

Messe für Bauen, Wohnen und erneuerbare Energien 12.– 14.03., Frankfurt/Oder

opti

Domotex Hannover

boot Düsseldorf

Int. Bootsausstellung 23.– 31.01., Düsseldorf 20. Handwerkerausstellung

Die Leistungsschau des regionalen Handwerks 30.– 31.01., Cottbus Hair and Beauty

Int. Fachmesse für das Friseurhandwerk und die Haarkosmetikindustrie 31.01.– 01.02., Frankfurt/Main

Int. Messe für Holzbau und Ausbau, Dach und Wand 24.– 27.02., Köln Internationale Eisenwarenmesse

28.02.– 03.03., Köln

Deutsches Handwerksblatt 12/09 Betrieb und Technik

SHK

Verbraucherschau des Nordens 10.– 14.03., Rostock

BAUEN + ENERGIE

didacta

die Bildungsmesse 16.– 20.03., Köln

Laser Optics

Farbe – Ausbau & Fassade

Int. Fachmesse für Farbe, Gestaltung, Bautenschutz 24.– 27.03., München fensterbau/frontale + Holz-Handwerk

Int. Fachmessen Fenster, Tür und Fassade, Maschinentechnologie und Fertigungsbedarf 24.– 27.03., Nürnberg Musikmesse

Int. Messe für Musikinstrumente und Noten 24.– 27.03., Frankfurt/Main CottbusBAU

Die Baufachmesse im Land Brandenburg 26.– 28.03, Cottbus Beauty International Düsseldorf

für Kosmetik, Nail- und Fußprofis 26.– 28.03., Düsseldorf AutoTrend

Automobilausstellung Mecklenburg-Vorpommern 26.– 28.03., Rostock Top Hair International

für die Friseurbranche 27.– 29.03, Düsseldorf


Foto: Fotolia

APRIL

JULI

AMI — Auto Mobil International

Tendence

Automechanika

Orgatec

Fahrzeugteile, Werkstatt, Service 10.– 18.04., Leipzig

Int. Frankfurter Herbstmesse 02.– 06.07., Frankfurt/Main

Leitmesse der Automobilwirtschaft 14.– 19.09., Frankfurt/Main

Int. Fachmesse für Office & Objekt 26.– 30.10., Köln

Internationale Saarmesse

CPD – Int. Fachmesse für Womanswear und Accessoires 25.– 27.07., Düsseldorf

photokina

Euroblech

World of Imaging 21.– 26.09., Köln IAA Nutzfahrzeuge

Int. Technologiemesse für die Blechbearbeitung 26.– 30.10., Hannover

23.– 30.09., Hannover

K – Int. Messe Kunststoff + Kautschuk

glasstec

27.10.– 03.11., Düsseldorf

10.– 18.04., Saarbrücken Light + Building

Weltleitmesse für Architektur und Technik 11.– 16.04., Frankfurt/Main

AUGUST

IFH/Intherm

Caravan Salon Düsseldorf

Fachmesse Sanitär, Heizung, Klima, Erneuerbare Energien 14.– 17.04., Nürnberg

Nr. 1 Messe für Reisemobile und Caravans 27.08.– 05.09., Düsseldorf

Int. Trade Fair for Glass Production – Processing – Products 28.09.– 01.10., Düsseldorf

Hannover Messe

Die weltweit wichtigste Technologiemesse 19.– 23.04., Hannover bauma

Int. Fachmesse für Baumaschinen und Baugeräte 19.– 25.04., München

OKTOBER SEPTEMBER RoBau

Landesbauausstellung Mecklenburg-Vorpommern 10.– 12.09., Rostock PotsdamHAUS – Baumesse

11.– 12.09., Potsdam

MAI

Sachsenback – Fachmesse für das

Orthopädie + Reha-Technik

Bäcker- und Konditorenhandwerk 11.– 13.09., Leipzig

12.– 15.05., Leipzig

Midora Leipzig

Sensor + Test

Die Messtechnik-Messe 18.– 20.05., Nürnberg PRIMA

Handwerker- und Gründermesse in NordWest-Brandenburg 28.– 30.05., Kyritz

Uhren- & Schmuckmesse 11.– 13.09., Leipzig Cadeaux Leipzig/Comfortex

Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends mit Fachmesse für Raumgestaltung 11.– 13.09., Leipzig

Deutsches Handwerksblatt 12/09 Betrieb und Technik

NOVEMBER Start – Messe für Selbstständigkeit, Gründung, Franchising im November, Essen

Security

Forum Maschinenbau

Weltmarkt für Sicherheit und Brandschutz 05.– 08.10., Essen

03.– 05.11., Bad Salzuflen

belektro

Fachmesse für Elektrotechnik, Elektronik, Licht 06.– 08.10., Berlin Rehacare

Int. Fachmesse für Rehabilitation, Pflege, Prävention 06.– 09.10., Düsseldorf Intermot Köln

Int. Motorrad-, Roller- und Fahrradmesse 06.– 10.10., Köln Frankfurter Buchmesse

06.– 10.10., Frankfurt/Main

Haus und Wohnen

Auftrags-Messe rund ums Wohnen, Bauen, Leben 11.– 14.11., Köln denkmal

Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung 18.– 20.11., Leipzig Heim + Handwerk

Bauen, Einrichten, Wohnen 24.– 28.11., München Essen Motor Show

Weltmesse für Automobile, Tuning, Motorsport 27.11.– 05.12.,Essen


Foto: Heinemann/Westend 61

Kostenfaktor Spam: jährlich 500 Euro Verlust Listen mit aktiven Mailadressen sind für Spammer wie reines Gold

SPAM: Unerwünschte Werbe-Mails sind nicht nur lästig, sie kosten auch richtig Geld: Nach einer aktuellen Studie der Universität Münster verlieren Unternehmen jährlich 500 Euro pro Mitarbeiter und PC-Arbeitsplatz,

Umfrage-Teilnehmer versuchen, sich per „Unsubscribe“Link von Spam-Listen abzumelden – nicht ahnend, dass sie damit nur ihre Mail-Adresse als „aktiv“ kennzeichnen und daraufhin erst recht viel Werbe-Post bekommen. Denn Listen mit aktiven Mail-Adressen sind für Spammer eine attraktive Einnahmequelle.

weil der Aufwand zur Aussortierung der Spam-Nach-

Neuer Trend richten immer weiter steigt. Auf der anderen Seite sind die unerwünschten virtuellen Nachrichten für die Spammer ein Millionen-Geschäft – denn nicht selten werden die beworbenen Angebote von arglosen MailEmpfängern angenommen.

E

xperten schätzen den Spam-Anteil im täglichen MailEingang mittlerweile auf 80 bis 90 Prozent. Dies führt dazu, dass Mitarbeiter an PCs ihre Postfächer immer öfter überprüfen, unerwünschte Mails müssen regelmäßig aussortiert und gelöscht werden. Dadurch sinkt automatisch die Produktivität, Mitarbeiter fühlen sich durch den virtuellen Posteingang gestresst. Eine Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen ergab, dass die meisten Internetnutzer in Deutschland bis zu 100 SpamMails pro Woche erhalten. Die weltweiten Schäden durch Spam werden auf mehr als zehn Milliarden Euro geschätzt.

Ein Drittel klickt weiter Für die Spammer sind die unerwünschten Werbenachrichten allerdings ein Riesen-Geschäft: Das Versenden von Spam-Mails verursacht so gut wie keine Kosten. Einer Studie von Mirapoint und dem Marktforschungsunternehmen Radicati Group zufolge klicken fast ein Drittel aller PC-Nutzer die Links in den Werbemails an, zehn Prozent der Empfänger haben sogar schon einmal in Spam beworbene Produkte gekauft. Ein weiteres Ergebnis: Etwa 18 Prozent der

DHB magazin 10/07 Betrieb und Technik

Der neueste Spam-Trend ist die Manipulation von Aktienkursen: „Die Urheber kaufen schwach notierte Aktien und verschicken anschließend falsche Prognosen als SpamE-Mails – der Aktienkurs steigt und sie können ihre Papiere mit Gewinn verkaufen“, erklärt der Symantec-Sicherheitsexperte Candid Wüest das große Spam-Geschäft mit den Wertpapieren. Dabei machen sich die Nachrichten nur selten vom PC des eigentlichen Absenders auf den Weg: Ein gängiges Verbreitungsmittel von Spam sind sogenannte „Bot-Netze“, also PCs, die ohne Wissen der Betroffenen ferngelenkt werden können. Eine große Gefahr von SpamMails: Wer beworbene Waren bestellt, kann sich nicht sicher sein, dass diese jemals ankommen. Oft haben es die Versender nur auf Kreditkarten-Nummern abgesehen, die zur angeblichen Bezahlung benötigt werden. Diese Kreditkarten-Daten werden dann missbräuchlich genutzt oder weiterverkauft. Candid Wüest: „Gehandelt werden unter anderem Kreditkartennummern, PINs und E-Mail-Adressen – eine regelrechte Schattenwirtschaft auf speziellen Servern, von denen 51 Prozent in den USA stehen. Eine Kreditkarte einschließlich Authentizitäts-Nachweisnummer kostet dort maximal sechs Dollar, eine komplette Identität einschließlich aller relevanten Daten wie der Ausweisnummer ist für 18 Dollar und weniger zu haben.“ Mit gesetzlichen Mitteln ist den Spammern nur schwer beizukommen. Im März 2007 trat in Deutschland das Telemediengesetz in Kraft, in dem Spam-Versendern Bußgelder in Höhe von bis zu 50.000 Euro auferlegt werden können. Wird der kommerzielle Anlass verschleiert, kön-


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Betrieb und Technik

nen sogar bis zu 500.000 Euro fällig werden. Das einzige Problem: Der weitaus meiste Werbe-Müll kommt aus dem Ausland, sodass hier kein deutsches Recht angewandt werden kann. Auch sogenannte „Robinson-Listen“ bringen meist gar nichts: Wer sich in diese Listen einträgt, um zu signalisieren, dass Werbenachrichten unerwünscht sind, erzielt damit häufig erst recht eine Mail-Flut – denn Spammer halten sich nicht an die Listen bzw. versuchen alles, um in den Besitz der wertvollen Mail-Adressen zu kommen.

Doch es gibt trotzdem Mittel und Wege, die Spam-Flut zu bannen: Wer die wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit der eigenen Mail-Adresse und Spam-Post beachtet, kann seinen Posteingang leicht sauber halten. Neue MailProgramme wie Microsoft Outlook 2007 oder „Windows Mail“ von Windows Vista haben zudem bereits einen SpamFilter integriert. Wer ältere Mail-Programme nutzt, kann auf leistungsstarke kostenlose Filter-Lösungen zurückgreifen. www.handwerksblatt.de Thomas Busch

Glossar E-Mail : Abkürzung für „Electronic-Mail“ (elektronische

Post), bezeichnet den Nachrichten-Austausch über das Internet oder ein Netzwerk. IMAP4: Das „Internet Message Access Protocol Version 4“ bezeichnet ein Protokoll zum Abrufen von E-Mails. Der Unterschied zum POP3-Protokoll, das weit häufiger genutzt wird: Alle elektronischen Nachrichten verbleiben auf dem Mail-Server und werden dort direkt gelesen oder gelöscht. Mail-Account: Ein Mail-Account ist der Ort, an dem einge-

hende E-Mails so lange gespeichert werden, bis sie vom Benutzer abgerufen werden. Protokoll: Als „Protokoll“ werden alle Regeln oder Formate und auch Arten der Datenübermittlung zwischen zwei PCs bezeichnet.

POP3 : Das „Post Office Protocol“ ist zuständig für den E-Mail-Transport von einem Mail-Server zum PC. Über POP3 werden über das Internet zurzeit die weitaus meisten Mails übermittelt. SMTP: Das „Simple Mail Transfer Protocol“ bezeichnet das allgemeine Protokoll des Internets, das zuständig ist für das Übertragen von E-Mails. Spam : Ursprünglich die amerikanische Bezeichnung für Dosenfleisch (Abkürzung von „Spiced Pork And Meat“). Heute werden mit diesem Begriff massenhaft versendetet Werbemails bezeichnet. Webmail-Anbieter: Dies sind Dienste wie Web.de, GMX

oder Yahoo, bei denen man E-Mail-Postfächer entweder mieten oder kostenlos bekommen kann.

Drei Anti-Spam-Programme im Test Software

Spampal

Spamihilator

Hersteller

James J. Farmer

Michel Krämer

Funktionen

Anlegen von „Black-“, „White-“ und „Ignorier-Listen“, aktuelle Mailfilter holt sich die Software aus dem Internet. Spam wird entweder markiert oder zum Löschen in einen Spam-Ordner verschoben.

Anlegen von „Black-“ und „White-Listen“, lernende Filter, leistungsfähige Plug-ins um die Treffergenauigkeit zu erhöhen, Unterstützung von sicheren SSL-/TLS-Verbindungen.

Spamfilter für Outlook und Outlook Express, der automatisch Spam und PhishingMails entfernt. Eingehende Spam-Mails werden in einen getrennten Ordner verschoben, der jederzeit eingesehen und geleert werden kann.

Unterstützte Postfächer

POP3, IMAP4, SMTP

POP3, IMAP4

Outlook, Outlook Express

Preis

kostenlos

kostenlos

25 Euro/kostenlos für Privat-Anwender

Internet

www.spampal.de

www.spamihilator.com

www.spamfighter.com

Beurteilung

Einfach zu bedienendes Programm, das allerdings schon längere Zeit nicht mehr aktualisiert wurde. Eher durchschnittliche Trefferquote, die sich mit Plug-ins etwas steigern lässt.

Die meisten Spam-Mails werden korrekt erkannt und automatisch herausgefiltert. Der Spamfilter ist lernfähig, sodass sich die Trefferquote im Laufe der Zeit erhöht – dafür ist aber etwas Geduld nötig.

Einfach zu installieren und zu bedienen, die Spam-Erkennung erfolgt sehr zuverlässig. Für Privat-Anwender eine der besten kostenlosen Lösungen. Geschäftliche Nutzer bekommen für 25 Euro einen sehr guten Spamfilter.

Fazit

befriedigend

gut

sehr gut

DHB magazin 10/07 Betrieb und Technik

Spamfighter


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Nachrichten

www.handwerksblatt.de

KfW gibt maximal 2.500 Euro für altersgerechten Umbau dazu

Foto: KfW

Anfang Mai hat die KfW-Bankengruppe das Förderangebot „Altersgerecht umbauen“ um eine Zuschussvariante ergänzt. Ab einer Investitionssumme von 6.000 Euro kann ein Zuschuss von fünf Prozent der förderfähigen Investitionskosten, maximal 2.500 Euro pro Wohneinheit, gewährt werden. Gefördert werden beispielsweise der Einbau von Aufzügen, die Überbrückung von Treppenstufen, die Verbreiterung von Türen oder die Anpassung von Bädern, um eine selbstbestimmte und unabhängige Lebensführung unabhängig von Alter und jeglicher Einschränkung in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Antragsberechtigt sind private Eigentümer von 1- und 2-Familienhäusern beziehungsweise Eigentumswohnungen, Wohneigentümergemeinschaften sowie Mieter. Mit der Zuschussvariante will die KfW weitere Anreize für Privatpersonen schaffen, sich rechtzeitig und umfassend mit dem Thema Barrierereduzierung zu befassen. Weitere Informationen über das Infocenter der KfW Bankengruppe unter der Telefonnummer 0 18 01/33 55 77.

Dekra: Wasserschäden durch Pfusch und Rost

Dachdecker haben das Krisenjahr gut bewältigt

Schlamperei und Korrosion, aber auch mangelhafte oder billige Bauteile sind die häufigsten Ursachen für große Wasserschäden im Sanitärbereich. Das geht aus einer Studie der Dekra hervor. Demnach sind 36 Prozent aller Schäden auf Montagefehler wie zu fest angezogene Gewindeverbindungen zurückzuführen. Korrosion ist für 35 Prozent der Schadensfälle, ab Werk fehlerhafte oder unbrauchbare Sanitärprodukte für 28 Prozent der knapp 200 untersuchten Fälle verantwortlich. „Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Sanitärmaterial mit einem unabhängigen Prüfzertifikat, beispielsweise dem DVGW-Zeichen, verbauen“, rät Andreas Geiger, Geschäftsführer von Dekra Industrial. „Es sind gerade im Sanitärbereich oft die Pfennigprodukte, die sechsstellige Schäden am Gebäude verursachen.“

„Wir rechnen mit einem Umsatzrückgang von etwa zwei Prozent für das Geschäftsjahr 2009“, so Ulrich Marx. „Dennoch sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, bilanziert der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). Trotz verhaltenem Optimismus unter den Betrieben rechnet er nicht mit einer Umsatzsteigerung in 2010. Insgesamt lägen die Auftragsreichweiten derzeit mit 3,2 Monate deutlich höher als im vergangenen Jahr. 2009 waren durchschnittlich 2,3 Monate vorhanden. Marx warnt aber davor, sich von den gut gefüllten Auftragsbüchern nicht täuschen lassen: „Sie sind überwiegend dem langen Winter und der dadurch entstandenen Zwangspause geschuldet, in der keine Aufträge abgearbeitet werden konnten.“

Handwerk lacht!

Deutsches Handwerksblatt 06/10

Nachrichten


Kritik am geplanten Verbrauchslabel für Pkw Das von der Bundesregierung vorgeschlagene CO2-Label

Nach Berechnungen des Verkehrsclubs bekäme etwa die

für Pkws ist für den Verkehrsclub Deutschland nicht im

geländegängige Luxuslimousine Porsche Cayenne Hybrid

Sinne des Klimaschutzes. Zwar sei eine anschauliche Ver-

die Kennzeichnung B, der Audi Q7 3.0 TDI Clean Diesel

brauchskennzeichnung, die sich wie etwa bei Kühlschrän-

hingegen ein C. Der zwischen dem Bundeswirtschaftsmi-

ken an einer Farbskala orientiert, zu begrüßen. In der nun

nisterium und den deutschen Autoherstellern vereinbarte

ausgehandelten Form sei es jedoch ökologisch nicht ziel-

Kompromiss ziele nur darauf, den neuen schweren Nobel-

führend, weil es Fahrzeuge mit hohem Gewicht bevorzuge.

karossen ein grünes Mäntelchen umzuhängen.

Bauwirtschaft blickt positiv auf 2010

forderte er, das Steuerverfahrensrecht zu ändern sowie beim Bürokratieabbau den Worten Taten folgen zu lassen. Dies würde den Staat kein Geld kosten, die Betriebe hingegen oftmals um viele Tausend Euro jährlich entlasten.

Betreuung der Nutzer von bro:Tplus gesichert

Partikelfilter-Nachrüstung: Barprämie vom Staat

Bäckern und Konditoren steht wieder eine umfassende

Ab Juni können Autofahrer wieder 330 Euro beantragen,

und kompetente Beratung für die Nutzung des Pro-

wenn sie ihr Diesel-Auto mit einem Partikelfilter nach-

gramms bro:Tplus zur Verfügung. Mitte Mai hat der Zen-

rüsten. Neu ist nach Informationen der Prüf- und Sach-

tralverband des Deutschen Bäckerhandwerks André Wei-

verständigenorganisation GTÜ, dass nun auch leichte

chert mit der Betreuung beauftragt. Weichert ist seit mehr

Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen bezuschusst werden. Die

als zwei Jahren als Berater für die Software tätig. Darüber

Förderung kann online beim Bundesamt für Wirtschaft-

hinaus hat er eine Software für die Brotprüfungen des IQ-

und Ausfuhrkontrolle beantragt werden. Autofahrer, die

Back und der Landesinnungsverbände entwickelt.

ihr Fahrzeug bereits seit Jahresbeginn mit einem Diesel-

Foto: Fotolia

„Die Bauwirtschaft beurteilt das Jahr 2010 durchweg positiv, wenn wir auch davon ausgehen, dass es im Bauhauptgewerbe schlechter als in den Bereichen Ausbau und Dienstleistungen laufen wird“, so Karl-Heinz Schneider. Sorge bereitet dem Vorsitzenden der Bundesvereinigung Bauwirtschaft die Entwicklung im kommenden Jahr, da die Bauwirtschaft als nachgelagerter Branche erst dann die Kraft der Rezession mit voller Wucht zu spüren bekäme. Zum einen fallen die Aufträge aus den Konjunkturpaketen I und II weg, zum anderen werden die „normalen“ kommunalen Investitionsvorhaben wohl „drastisch zusammengestrichen“. Schneider rechnet damit, dass die Investitionen im Wirtschaftsbau weiter zurückgehen werden oder „im besten Fall vor sich hindümpeln“. Die Hoffnung der mittelständischen Bauwirtschaft ruhe nun auf dem Wohnungsbau, in dem die Baugenehmigungen im vergangenen Jahr zum ersten Mal leicht angezogen haben. Allerdings werde die energetische Sanierung des Gebäudebestandes im kommenden Jahr wegen der Sparpolitik ins Stocken geraten. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft forderte die Bundesregierung auf, die Investitionen nicht zu kürzen und dafür zu sorgen, dass Städten und Gemeinden weiterhin genügend Mittel für ihre Projekte zur Verfügung stünden. Darüber hinaus

Zu erreichen ist er montags bis freitags von 8 Uhr bis

Partikelfilter ausgerüstet haben, können die Förderung

17.30 Uhr sowie samstags von 9 Uhr bis 12 Uhr über die

rückwirkend für Pkw und Wohnmobile bis 3,5 Tonnen in

Telefonhotline unter 0341/681 06 91 oder per E-Mail un-

Anspruch nehmen. Die Zulassung müsse aber vor dem

ter service@brotplus.de

1. Januar 2007 erfolgt sein.

Deutsches Handwerksblatt 06/10

Nachrichten


Vorsicht Datensammler: So schützen Sie Ihre Privatsphäre am PC

Das Schnüffeln in fremden Daten ist inzwischen mehr als nur harmlose Neugier. Oft genug wird mit den erspähten Daten Kasse gemacht.

ANONYM SURFEN UND ARBEITEN: Der „gläserne PC-Nutzer“ ist schon jetzt Realität — denn jeder Mausklick hinterlässt Spuren. Egal, ob eine Internetseite angesurft oder ein Word-Dokument geöffnet wird: Alle Informationen können von Kollegen am eigenen PC oder sogar von Dritten übers Internet ausgelesen werden.

Z

usätzlich verunsichert sind viele Surfer über den geplanten EUBeschluss für eine Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations- und somit auch OnlineDaten: Selbst Monate später wären alle Online-Bewegungen noch von Dritten nachvollziehbar. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen ist es jedoch ganz einfach, die eigene Privatsphäre vor Internet-Datensammlern oder neugierigen Kollegen zu schützen. Vor Familien-Mitgliedern oder Arbeitskollegen ist kein Geheimnis sicher, wenn diese Zugang zum persönlichen Computer haben. Denn Windows-PCs protokollieren jeden einzelnen Arbeitsschritt: So kann jederzeit überprüft werden, auf welchen Internet-Seiten gesurft oder welche Office-Dokumente geöffnet wurden. Wer mit seinem Computer auch im

DHB magazin 4/06 Betrieb und Technik

Internet surft, gibt noch ganz andere Informationen preis, ohne es zu bemerken: Beim Abrufen einer Webseite ist der Seitenbetreiber etwa automatisch im Besitz der zugehörigen IPAdresse, über die sich ein PC eindeutig identifizieren lässt – bis vor die eigene Wohnungstür. Zudem lassen sich das verwendete Betriebssystem, zuvor besuchte Internet-Seiten sowie das eigene Surfverhalten auslesen. Sollte der Weg auf eine Webseite über eine Suchmaschinen-Abfrage erfolgt sein, so kann der Webseiten-Betreiber sogar sehen, wie die Suchworte lauteten – und über welche Suchmaschine der Surfer seine Seite gefunden hat. Doch damit nicht genug: Wenn auch noch die so genannten „Cookies“ in Browser aktiviert sind, hat der Webseite-Besitzer die Möglichkeit zu überprüfen, wann Ihr PC seine Seite

zuletzt besucht hat, welche Inhalte Sie besonders interessieren und wie regelmäßig der PC die Seite wieder anwählt. Wer sich auf die „absolute Anonymität im Internet“ verlässt, unterliegt somit einem absoluten Irrglauben. Nicht zuletzt, weil sich Surfer auf ihren Ausflügen ins Internet oft auch so genannte „Spyware-Pogramme“ einfangen, die Informationen zu allen Surf-Schritten unbemerkt beobachten und weiterleiten.

Mit der richtigen Software alle Spuren verwischen Neugierige Arbeitskollegen und hinterhältige Internet-Datensammler lassen sich aber ganz einfach austricksen: Mit speziellen Software-Programmen, die private Informationen auf dem PC mit nur einem Mausklick löschen. Außerdem können InternetSpuren ganz einfach verwischt oder so bearbeitet werden, dass diese nicht mehr verwertbar sind. Eines der bekanntesten ProgrammPakete zum Schutz der Privatsphäre ist „Internet Anonym 2006“ von der Firma Steganos. Sobald die Software startet, wird die eigene IP-Adresse per „Proxy-Roulette“ verschleiert: Im Se-


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Betrieb und Technik

Foto: Imago

Vier Programme zum Schutz der Privatsphäre Bezeichnung

Internet Anonym Platinum 6

Winsweep 3.54

SaferSurf.com

JAB

Hersteller

Steganos

F.-O. Dzewas

Nutzwerk GmbH

TU Dresden

Funktionen

Anonymes Surfen und Chatten durch Verschleierung der IP-Adresse, Löschen von über 200 Surf- und Arbeitsspuren auf dem PC

Anonymes Surfen durch Verschleierung der IPAdresse, auf Mausklick lassen sich Cookies und Verlaufslisten löschen. Werbung und Pop-ups im Internet werden blockiert

Anonymes Surfen, anonym Mails versenden und Tauschbörsen nutzen. Gegen Aufpreis auch Schutz vor Viren, Dialern und Online-Schädlingen

Anonymes Surfen

mind. Pentium-Prozessor, 32 MB RAM Arbeitsspeicher

mind. Prozessor mit 233 MHz, 32 MB RAM Arbeitsspeicher

Online-Zugang

Online-Zugang

Unterstützte Betriebssysteme

Windows 2000 oder XP

Windows 98, ME, 2000, XP

funktioniert mit allen Betriebssystemen

Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, MacOS, OS2, Unix, Linux

Preis

Testversion kostenlos/ Vollversion 49,95 Euro/ Upgrade 29,95 Euro

Shareware kostenlos/ Vollversion 14,95 (Download) bzw. 19,95 Euro (CD-ROM)

monatlich 5,90 Euro

zurzeit kostenlos

Webadresse

www.steganos.de

www.winsweep.de

www.safersurf.com

http://anon.inf.tu-dresden.de

Bewertung

sehr gut

gut

gut

keine Wertung

Preis-Leistung

befriedigend

sehr gut

ausreichend

keine Wertung

Fazit

Eine der umfassendsten Sicherheitslösungen mit wirklich vielen Zusatzfunktionen – dafür aber auch zu einem hohen Preis. Das Programm ist auch von Einsteigern schnell und leicht zu bedienen.

Zuverlässige Software mit vielen Funktionen, die auch von Einsteigern leicht zu bedienen ist. Vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten, bestes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Zuverlässig arbeitender Online-Dienst zum anonymen Surfen. Keine Einstellmöglichkeiten oder Zusatzfunktionen, durch die monatlichen Kosten langfristig sehr teuer.

Da sich das Projekt noch in der Entwicklungsphase befindet, garantiert es keinen hundertprozentigen Schutz. Empfehlenswert für Einsteiger zum Testen, wie Anonymisierungssoftware arbeitet.

Systemvoraussetzungen

DHB magazin 4/06 Betrieb und Technik


Abb.: www.spsg.de/LUISE2010

Königin der Herzen PREUSSEN: Sie war die beliebteste Monarchin auf dem preußischen Thron und schon zu Lebzeiten eine Legende. Zum 200. Todestag der Luise von Preußen zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin gleich drei große Ausstellungen.

W

as für ein lauschiges Plätzchen: Eine kleine Insel zwischen Berlin und Potsdam, mitten in der Havel gelegen und mit einem schneeweißen Schlösschen bebaut. Blätter rauschen, Schilf raschelt und ab und zu macht der Schrei eines Pfaus dem Namen des Eilands alle Ehre. Auf der Pfaueninsel scheint die Hauptstadt meilenweit entfernt. Dabei ist Berlin so nah; ein Vorteil, mit dem sich das Eiland schon vor mehr als 200 Jahren den preußischen Herrschern empfahl: erst als Liebesnest für Friedrich Wilhelm II. und seine Geliebte, dann als Sommeridylle für die königliche Familie des Sohnes und Nachfolgers Friedrich Wilhelm III. Der junge König träumte hier von einem exotischen Tiergehege mit Büffelbucht und Bärengrube, seine Königin Luise fühlte sich auf dem Eiland weniger wohl. Als „enge Pfauen-Behausung“ beschrieb sie die Wohnstatt, „wo kein Schloss und kein Riegel vor Einbruch bewahrt“.

Deutsches Handwerksblatt 05/10 Betrieb und Technik

Dennoch wird hier am 1. Mai „Luise. Die Inselwelt der Königin“ als zweiter Ausstellungs-Schauplatz in der großen Luisen-Trilogie eröffnet, die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten anlässlich des 200. Todestages der Preußenkönigin veranstaltet wird. Luise – keine deutsche Königin wurde jemals so verehrt wie diese – neben Friedrich dem Großen ist sie die populärste Gestalt der preußischen Geschichte. Lange bevor eine österreichische Sisi oder englische Diana die Welt bewegten, wurde sie vom Volk bejubelt. Der Romantiker August Wilhelm Schlegel verlieh ihr den Titel Königin der Herzen. Nun ist sie „Miss Preußen 2010“ und schaut mit großen rehbraunen Augen von den Werbeplakaten, lädt poppig als „It Girl“ auf die Pfaueninsel, als „Working Mom“ ins Charlottenburger Schloss und demnächst als „Fashion Victim“ nach Paretz. Wohin man auch geht, man ist immer zugleich einer Frau und einem Mythos auf der Spur.

Eine Frau hat Zeichen gesetzt Die 17-jährige Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg-Strelitz, die 1793 den Kronprinzen heiratete und vier Jahre später Königin wurde, war so schön, so anmutig und natürlich und dazu galt sie noch als modern und hat immer wieder gegen die höfische Etikette rebelliert. Eine Frau also, die Zeichen gesetzt hat – als Königin durch den Verzicht auf Glamour und Pomp, als liebende Ehefrau, die sich nicht scheute, ihre Zuneigung auch öffentlich zu


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Betrieb und Technik

I N FO : „Luise. Die Inselwelt der Königin“ Pfaueninsel, 1. Mai bis 31. Oktober „Luise. Leben und Mythos der Königin“ bis 30. Mai im Schloss Charlottenburg „Luise. die Kleider der Königin“ 31. Juli bis 24. Oktober im Schloss Paretz www.spsg.de/LUISE2010

zeigen und als Mutter, die sich eigenhändig um die Erziehung ihrer Kinder kümmerte. Diese Königin zum Anfassen war bereits zu Lebzeiten der Liebling der Nation. Ihr früher Tod – sie starb am 19. Juli 1810 mit gerade einmal 34 Jahren an einer Lungenentzündung – löste eine Massentrauer aus. Als Ort des Gedenkens und der Verehrung reiht sich die Pfaueninsel in den Ausstellungszyklus ein. Hier ließ der trauernde König den Luisentempel errichten. Für das Jubiläumsjahr wurden nun sämtliche Gebäude, Gärten und Wege auf Vordermann gebracht und zugleich haben sechs internationale Künstler einen Ausstellungsparcours angelegt, deren Installationen sich mit der Geschichte und Atmosphäre des Ortes auseinandersetzen.

Ausstellung im Charlottenburger Schloss Wer mehr über Leben und Legenden der Luise wissen will, kann noch im Charlottenburger Schloss die Ausstellung „Luise. Leben und Mythos der Königin“ besuchen. Im Neuen Flügel ist die restaurierte Luisenwohnung zu besichtigen und anhand von über 350 Gemälden, Skulpturen und Dokumenten wird der Versuch unternommen, sich dem Bild der Frau nähern, die wie keine andere verherrlicht und verkitscht wurde. Ihre letzte Ruhestätte fand Luise am 23. Dezember 1810 hier im Mausoleum des Schlossparks. Ihr tragischer Tod und die politischen Begleitumstände bildeten den Nähr-

Deutsches Handwerksblatt 05/10 Betrieb und Technik

boden für etliche Mythen: Mal starb sie überhöht als Heilige, mal gedemütigt nach Flucht, Typhus und Exil an gebrochenem Herzen, mal heroisch als Ikone des Widerstands, die Napoleon 1807 in Tilsit nach der Niederlage Preußens stolz entgegentrat, wenn auch vergeblich. Mehr als die Hälfte des preußischen Territoriums war nach dem Friedensschluss verloren. Jede Epoche wusste Luise für sich zu vereinnahmen: Als Rachengel stand sie 70 Jahre später wieder auf, nachdem ihr zweitältester Sohn über Frankreich gesiegt und in Versailles 1871 zum deutschen Kaiser, Wilhelm I., ausgerufen wurde. In der Weimarer Republik wurden gleich sechs Filme über die Königin gedreht und die Nationalsozialisten stilisieren sie kurz vor Kriegsende noch zum standhaften Vorbild in dem Durchhalte-Propagandaschinken „Kolberg“. Menschlich wird Luise erst wieder in Paretz. 30 Kilometer südwestlich von der Pfaueninsel liegt ihr wahres Lieblingsrefugium. Hier werden ab dem 31. Juli die prächtigen Tages- und Abendkleider gezeigt, die die preußische First Lady als Mode-Ikone ausweisen. Statt des steifen Reifrocks waren bei ihr die wallende Gewänder des Empire-Stils angesagt. Verständlich, dass Luise der neuen englischen Mode so zugetan war, schließlich war sie die meiste Zeit ihrer 17 Ehejahre schwanger. Zehn Kinder hat sie geboren, da waren die weiten Kleider vor allem eines: schön bequem.


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