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unclesally*s magazine

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„K.I.Z. sind zurüüüüüück, Opfer küss mir den Schwanz!“ - begrüßen uns K.I.Z. gleich zu Beginn ihrer neuen Langspielplatte. Dann schönen guten Tag auch. Die Allround-Abhasser sind mal wieder in der Stadt, um eure Mütter zu ficken. Der Anlass: ’Urlaub fürs Gehirn’. Da ist es also, das vierte Album von K.I.Z. - und da fangen die Probleme auch schon an. Denn über K.I.Z zu sprechen ist wie zu Architektur zu tanzen. Eigentlich unmöglich – und wenn man es doch versucht sauschwer. Wahrscheinlich ist es wirklich Quatsch anzunehmen, die Gesellschaft sei dümmer als vor zehn Jahren. In dieser Zeit hat deutscher HipHop allerdings genauso wenig dazu beigetragen, dass sie intelligenter wird. Es sei denn man versteht die Inkorporation von Vokabeln wie „Hurensohn“ und „Arschficken“ in den Wortschatz Zwölfjähriger als Bildungserfolg. Es ist kein Wunder, dass sich die mediale Verwurstungsmaschinerie seit dem ersten, mit gesteigerter öffentlicher Aufmerksamkeit verbundenen K.I.Z-Album 'Hahnenkampf' mit der Einordnung der Berliner Krawallcombo schwer tut. Der seltsame Effekt, dass der journalistische Overground, besonders vertreten durch die Sprachorgane des organisierten Bildungsbürgertums, kaum an der Brutalität der Texte der Kannibalen in Zivil,

Kriegsverbrecher im Zoo oder wie auch immer sie sich jetzt wieder schimpfen, Anstoß nimmt, sich der Subkultur- und Indie-Klüngel aber eben wegen jener Brutalität angewidert abwendet, ist ein Indiz für die nicht enden wollende moralische Verwirrung, die von K.I.Z. und ihren alles und jeden niedermachenden Lyrics ausgeht. Als Retter des in der eigenen Fleischbeschau hängen gebliebenen, bierernst vor sich hin posenden deutschen HipHop sind Tarek, Maxim, Nico und DJ Craft von 'Zeit' und 'Süddeutsche' abgefeiert worden – als Schmuddelkinder, die unter dem Deckmantel der Ironie fragwürdige Inhalte verbreiten, wurden sie im 'intro' abgewatscht. Über K.I.Z. sprechen erfordert also immer eine gewisse Reflexion. Dann brechen wir uns eben mal einen ab und versuchen selbige: Wahrscheinlich ist beides richtig und beides falsch. Denn einerseits wird Sexismus natürlich nicht besser, nur weil er schöner verpackt wird. Andererseits ist es

aber ebenso legitim, die Drastik des K.I.Z.’schen Liedguts auf die ohnehin vorherrschenden verbalen Codes im HipHop zurückzuführen und dementsprechend als kunstsprachlichen Effekt abzulegen. Ob das irgendwie weiterhilft ist eine ganz andere Frage, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Kreuzberger Quartett wahrscheinlich einen dicken Schiss (huch, das macht ja richtig Spaß...) auf derartige Hirnakrobatik gibt. Provokation gehört für K.I.Z. zur Methode: „Also Leute provozieren macht schon Spaß. War am Anfang auch schön, um auf sich aufmerksam zu machen. Mittlerweile provozieren wir halt gerne auf einer anderen Ebene, wie in 'Biergarten Eden' oder indem wir Lieder über Jörgi (Jörg Haider, Anm. d. Red.) machen. Aber Themen wie Sex und Gewalt finden wir einfach extrem spannend und unterhaltsam“, erklärt Nico die Themenwahl seiner Band. Tarek ergänzt: „Es ist doch viel unterhaltsamer, wenn sich dieser Gucci Mane eine Eiswaffel oder einen Ölbohrturm in die Fresse tätowieren lässt, als wenn sich alle


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