de’ignis-Magazin Nr. 70 – Lasset die Kinder zu mir kommen

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Lasset die Kinder zu mir kommen

Glaube als Ressource für Kinder und Jugendliche – Nr. 70

Erfüllung Wir leben

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Wir leben

psychische Belastungen im Kindes- und Jugendalter haben in den vergangenen Jahren spürbar an Relevanz gewonnen. Eine aktuelle Befragung im Auftrag der DAK unter mehr als 26.500 Schülerinnen und Schülern in 14 Bundesländern im Schuljahr 2024/2025 verdeutlicht diese Entwicklung eindrücklich: Fast zwei Drittel der Schulkinder (Klassen fünf bis zehn) fühlen sich erschöpft. Jeder sechste Jugendliche berichtet von Traurigkeit oder depressiven Symptomen – bei Mädchen mit niedrigem Sozialstatus sind es sogar über 40 Prozent. Solche Erfahrungen führen nicht selten zu Einschränkungen im schulischen und familiären Alltag und bergen das Risiko chronischer Verläufe bis ins Erwachsenenalter. Prävention, frühzeitige Intervention und eine umfassende Begleitung sind daher zentrale Aufgaben für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind.

Gleichzeitig ist den meisten bekannt: Die Wartezeiten auf Hilfsangebote sind gerade für Kinder und Jugendliche immens. Gruppenangebote könnten hier eine wertvolle Möglichkeit sein, die Zeit bis zum Beginn einer Therapie zu überbrücken (Seite 40). Auch die Jugendhilfe bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Spezialisierung und Generalisierung und entwickelt Übergangsmodelle, die jungen Menschen Schritt für Schritt gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen (Seite 46). Und manchmal braucht es ganz praktische Hilfen: „Eine Rosenberg-App würde vielen Eltern helfen“, meint Katrin Labs (Seite 44).

Neben medizinischen und psychotherapeutischen Ansätzen gewinnt die Frage nach inneren Ressourcen zunehmend an Bedeutung: Was stärkt Kinder und Jugendliche im Umgang mit Belastungen? (Seite 34). Die Resilienzforschung verweist hier auf Faktoren wie stabile Beziehungen, Sinnorientierung und ein positives Selbstbild. Der christliche Glaube bietet in diesen Bereichen wertvolle Ansatzpunkte: Er vermittelt jungen Menschen die Erfahrung von bedingungsloser Annahme, eröffnet Perspektiven der Hoffnung und stiftet Gemeinschaft jenseits von Leistungsgrenzen. Konkrete Beispiele finden Sie in den Beiträgen über den Seehaus e. V. sowie die Arche Kinderstiftung, ein christliches Kinder- und Jugendwerk (Seite 22 und Seite 16). Herbert Scheiblich unterstreicht zudem: Religiosität und Spiritualität sind grundlegend für die gesunde Entwicklung eines Kindes (Seite 06)

Auch Fachkräfte können im Glauben – sei es im persönlichen Leben oder im institutionellen Kontext – eine Ressource entdecken,

die professionelle Begleitung vertieft. Der Glaube ersetzt keine evidenzbasierten Verfahren, doch er kann ihre Wirkung unterstützen, indem er einen Raum für Sinnhaftigkeit, Orientierung und Hoffnung eröffnet. Dass Spiritualität ein elementarer Bestandteil ganzheitlicher Gesundheit ist, wird auch von der Weltgesundheitsorganisation betont. Gerade in einer Zeit, in der viele junge Menschen unter erheblichem Druck stehen, kann der Glaube so eine stabilisierende Kraft entfalten. Welche Aspekte die Entwicklung des Glaubens im Leben eines Kindes prägen, beschreibt Weihbischof Thomas Maria Renz (Seite 30). Winfried Müller berichtet davon, wie fruchtbar die Vernetzung von Schulsozialarbeit und christlicher Jugendarbeit sein kann (Seite 12). Und Bettina Straß lädt dazu ein, neu zu entdecken, wie Gott in Beziehung ruft –und wie Kinder uns darin ein Vorbild sein können (Seite 26).

Mit dieser Ausgabe des de’ignis-Magazins möchten wir Sie einladen, über die Schnittstellen von Glaube und Psychologie neu nachzudenken – besonders im Hinblick auf die Begeleitung von Kindern und Jugendlichen. Welche Rolle spielt Spiritualität in der Förderung seelischer Gesundheit? Wie können christliche Werte wie Nächstenliebe, Vertrauen und Vergebung in pädagogische und therapeutische Kontexte integriert werden – ohne Vereinnahmung, aber mit Offenheit? Und schließlich: Wo sehen Sie persönlich Möglichkeiten, sich in der Kinder- und Jugendarbeit einzubringen? Denn eines steht fest: Es braucht deutlich mehr haupt- und ehrenamtliche Angebote.

Wie gewohnt informieren wir Sie in dieser Ausgabe auch über aktuelle Entwicklungen innerhalb unserer de’ignis-Organisationen. Wenn Sie unser Engagement für psychische Gesundheit auf christlicher Basis unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende – sei es für die Kinder- und Jugendambulanz, die Fortbildung von Fachkräften im Gesundheitswesen oder die Seelsorge für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ihre Unterstützung ist ein wertvoller Beitrag. Zudem suchen wir engagierte Fachkräfte, die unsere Teams im wachsenden Bereich der psychotherapeutischen Versorgung ergänzen möchten. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Wir wünschen Ihnen wertvolle Impulse und viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.

Im Namen der Herausgeber Phil Hartmann Geschäftsführer, de’ignis-Institut

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Redaktion: Dr. rer. nat. Marie Luise Armbruster, Winfried Hahn, Claus J. Hartmann, Sebastian Hartmann, Phil Hartmann, Marika Rimkus, Bernd Storek

Ausgabe: 02 / 2025

Implementierung und Produktion: AD Dipl.-Ing. Rainer Haas, haas@ad-stuttgart.de

Druck: F&W Druck- und Mediencenter GmbH Papier: Arctic Volume Highwhite (Umschlag), Amber Graphic matt (Inhalt)

Auflage: 12.000

Die Herausgeber bemühen sich um eine gendergerechte Sprache. Haben sich die Autor:innen in Einzelfällen für die ausschließliche Benutzung der männlichen Form entschieden, sind die anderen Formen selbstverständlich ebenso damit gemeint.

Herausgeber: de’ignis-Fachklinik gGmbH auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik

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Lasset die Kinder zu mir kommen

Impulse und Erfahrungen

06

• Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

Dr. med. Herbert Scheiblich

12

• Herausforderungen in der Schulsozialarbeit – christlicher

Glaube als Ressource

Winfried Müller

16

• Christliche Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten

Carolin Hoffmann

22

• Veränderung wagen – seelische Heilungsprozesse bei Jugendlichen im Seehaus e. V.

Elisabeth Heinzelmann

26

• „Lasset die Kinder zu mir kommen …“

Bettina Straß

30

• Weil Gott ein Kind geworden ist –Aspekte bei der Glaubensentwicklung von Kindern und Jugendlichen

Weihbischof Thomas Maria Renz

Therapeutische Fachartikel

34

• Jugendliche biblisch-orientiert durch die Sturm- und Drangzeit der Pubertät begleiten

Winfried Hahn

40

• Herausforderungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie –Erfahrungen aus der Praxis

Christina Hoene

44

• Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg als Schlüssel für gelingende Kommunikation in Familien

Katrin Labs

46

• Jugendhilfe zwischen Spezialisierung und Generalisierung: Balance finden statt isolieren

Daniel Hahn

Aktuell

50

• Was hat sich entwickelt? Welche Angebote gibt es? Berichte, Termine und Aktuelles von de’ignis

Fachklinik, Sozialtherapeutisches

Zentrum, Institut und Stifung

Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Religion und Spiritualität als Ressource. Von Dr. med. Herbert Scheiblich

de’ignis-magazin – Impulse und Erfahrungen

• Im Laufe meines Lebens habe ich – wie wohl jeder – meine Sichtweisen grundlegend verändert. In meiner Jugend war mein Motto: „Traue keinem über 30.“ Heute, mit über 70 Jahren, hat es sich ins Gegenteil verkehrt: „Traue keinem unter 30.“ Als älterer Mitbürger liegt es mir jedoch fern, über die heutige Jugend zu schimpfen, zu lästern oder zu verzweifeln. Ein selbstkritischer Rückblick zeigt vielmehr: Schon die Erwachsenen meiner Generation reagierten empört auf die Jugend von damals, verzweifelten an ihr und äußerten große Sorgen um die Zukunft der Gesellschaft. Fragen wie „Wer wird die Republik verteidigen?“, „Wer wird uns pflegen?“ und vor allem: „Wer wird das Bruttosozialprodukt steigern?“ bestimmten damals die Diskussion.

Die Fragen, die man uns damals als junger Generation stellte, sind für die heutige Jugend im Kern noch immer dieselben geblieben. Zugleich erfüllt es mich mit Dankbarkeit zu sehen, was aus uns einstigen „Problemjugendlichen“ geworden ist: Wir haben das Bruttosozialprodukt gesteigert. Schwieriger ist es mit der Verteidigung und der Pflegesituation – doch wer von uns hätte damals gedacht, dass wir selbst einmal von Demenz betroffen sein könnten.

Nun zu den Fakten

Insbesondere seit Corona nehmen Häufigkeit und Schwere psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu. Angemessene und rechtzeitige Interventionen sind kaum möglich, weil die notwendigen Strukturen fehlen. Die Folgen sind tiefgreifende, lang anhaltende Schwierigkeiten, die wiederum zu einem erhöhten Hilfebedarf führen – besonders in der Familienhilfe und bei schulischen Problemen. Im Erwachsenenalter lassen sich solche Fehlentwicklungen oft nicht mehr korrigieren.

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hat es zu allen Zeiten gegeben. Schon im „Struwwelpeter“ finden sich eindrückliche Beschreibungen von Verhaltensweisen, die wir heute etwa mit ADHS oder anderen Diagnosen im Kindes- und Jugendalter verbinden würden. Dieses einstige

Standardwerk gilt inzwischen aufgrund seiner Darstellungsweise als verpönt, darüber ließe sich jedoch durchaus kontrovers diskutieren. Der entscheidende Unterschied zwischen den 50er- und 60er-Jahren und dem 21. Jahrhundert ist allerdings nicht nur quantitativer, sondern vielmehr qualitativer Natur.

Veränderungen in der Kindererziehung

Seit den 1960er-Jahren hat sich die Haltung zur Kindererziehung stark gewandelt. Als Gegenbewegung zur harten Linie der sogenannten „schwarzen Pädagogik“, geprägt von körperlicher Züchtigung, Kränkungen, Schmähungen, Stigmatisierungen und Entwertungen, entstand eine ebenfalls einseitige Erziehungsmethode: das Kind als kleiner, autonomer Erwachsener, dem kaum Grenzen gesetzt werden, der Überbewertung und Vergötterung erfährt. (Für mich persönlich ist der Gipfel der Verzärtelung ein Kinderfahrrad mit E-Motor.)

Es vollzog sich also ein Wandel: von der brutalen, verachtenden Dressur der „Lost Generation“ und „Boomer-Generation“ hin zur Vorstellung einer kindlichen Persönlichkeit ohne Erziehung – sich selbst überlassen und zur Selbstorganisation verpflichtet.

Folgende Megatrends zeichnen sich ab

Schwerpunkt der kindlichen Entwicklung ist das Erlernen der Selbstregulation. Das bedeutet: eigene Gefühle erkennen, benennen, angemessen verarbeiten und sozialverträglich in Gemeinschaft äußern zu können.

Dazu gehört auch, ein „Stopp“ der Umwelt zu akzeptieren, Frustrationen auszuhalten und das Prinzip der sofortigen Belohnung zurückzustellen. Viele Kinder von heute reagieren jedoch auf ein Nein der Eltern mit massiven Wutausbrüchen – Wut scheint zum dominanten Grundgefühl geworden zu sein.

Außerdem geht es um die ausreichende Entwicklung kognitiver Fähigkeiten. Dieser Prozess wird teilweise durch digitale Medien ersetzt. Kinder verlernen, mit Fantasie eigene Lösungen zu finden; ihre Eigenentwicklung wird durch die übermächtigen Bilder der sozialen Medien und durch Avatare in Computerspielen verdrängt. Reale Wirklichkeit weicht zunehmend einer virtuellen Realität. So ist beispielsweise ein Drittel der Studierenden nicht mehr in der Lage, einen einfachen Dreisatz zu berechnen – gleichzeitig wächst aber ihre Kompetenz, Apps zu entwickeln.

Die Verankerung in Geschichte und Kultur der eigenen Herkunft gehört nicht mehr zum Erfahrungshorizont. Mehrgenerationenfamilien und Geschwisterkonstellationen sind heute ein Glücksfall, doch meist ist der Einfluss von Großeltern und Geschwistern stark reduziert. Dadurch entstehen Alltage und Lebensläufe, die kaum noch intentional organisiert sind; die innere Bindung zu diesen Bereichen bleibt schwach ausgeprägt. Ein extremes Beispiel dafür sind Kinderantworten auf Fragen wie: „Woher kommt das Schnitzel?“ – „Aus dem Tiefkühlfach von Aldi.“ (Keine Produktwerbung, sondern Synonym für alle Discounter.) Oder

Den meisten Jugendlichen fiel es nach einer Freizeit schwer, den regelmäßigen Kontakt zu einer christlichen Gruppe aufrechtzuerhalten.

auf die Frage: „Welchen Beruf willst du einmal ergreifen?“ – „Den meiner Eltern: Bürgergeldempfänger.“

Die transgenerativen Prozesse werden soziologisch unterbrochen – mit der Folge, dass sich ein „eindimensionaler Mensch“ entwickelt, wie Marcuse ihn bereits in den 1970erJahren beschrieb.

Die Entwicklung des Selbst als Fundament des Ichs basiert heute nicht mehr auf verlässlichen Bindungserfahrungen zwischen flexibler Selbst- und Fremdwahrnehmung. Der respektvolle Umgang mit anderen fehlt zunehmend, stattdessen entwickeln sich überwiegend narzisstisch geprägte Persönlichkeiten.

Zugleich ist die Elterngeneration vielfach überfordert oder gar unfähig, ihren Kindern gute Bindungserfahrungen zu vermitteln –solche, die ein gesundes Selbstbewusstsein und einen stabilen Selbstwert fördern. Verstärkt wird diese Entwicklung durch soziale Medien, die intensive Selbstdarstellung begünstigen. Der Erfolg eines Menschen misst sich dort an Follower-Zahlen und Likes: mehr Schein als Sein.

Ein zentraler Faktor ist die Vernachlässigung der angeborenen primären Religiosität bzw. Spiritualität bei Kindern und Jugendlichen. Diese spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung grundlegender sozialer Fähigkeiten wie Respekt und Höflichkeit. Die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme oder das Mittragen von Konsequenzen sind oft nur unzureichend, teils gar nicht ausgeprägt. Auch Leidensfähigkeit und Leistungsbereitschaft sind stark reduziert. Manche Schüler betrachten ihre bloße Anwesenheit im Unterricht bereits als größte erbrachte Leistung – geistig bleiben sie abwesend. Der Gedanke, in der Schule tatsächlich etwas zu lernen, zu üben und prüfen zu lassen, ob das Gelernte angewendet werden kann, wird von ihnen als unendliche Zumutung oder gar als Missachtung ihrer Persönlichkeitsrechte empfunden. Diese existenzielle Frustration steigert sich nicht selten bis hin zu Suizidtendenzen oder Fantasien von Rache und Bestrafung. Mehrgenerationenfamilien

Foto: Josue Michel / unsplash

Versagt die Pädagogik im frühen Lebensabschnitt, kann Psychotherapie im späteren Leben die Defizite nur teilweise ausgleichen.

Die angeborene primäre Religiosität und Spiritualität wird nicht genutzt und geht dadurch verloren. In der Folge entwickelt sich die sekundäre Religiosität und Spiritualität in verzerrter Form.

Durch die Säkularisierung der Gesellschaft ist die tragende Rolle von Religion und Spiritualität als eine der tiefsten menschlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte für das menschliche Dasein weitgehend verloren gegangen. Betroffen sind insbesondere

• die Sinnstiftung und Sinngebung des Lebens: Wozu bin ich da?

• die Verbindung zu etwas Größerem als dem eigenen Selbst: Wer bin ich? Was will ich?

• das Erkennen eines roten Fadens im Leben: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Grund meiner Existenz? und

• die Erfahrungen jenseits des Rationalen und Materiellen: Wo sind meine Grenzen?

Das Leben stellt existenzielle Fragen, die zu beantworten sind. In dieser Freiheit zur Entscheidung liegt zugleich die Chance zu scheitern und schuldig zu werden. Heute werden solche Fragen meist nur noch funktional und nicht mehr personal beantwortet. Kinder und Jugendliche nehmen vor allem die Aktivität wahr, nicht aber das Netzwerk, in dem sie eingebettet sind. Der Welt- und Sachbezug ist weitgehend verloren gegangen. Die Ethik erscheint massiv verzerrt, und aufgrund der sündhaften Struktur des Menschen geraten viele in eine Sinnkrise, verbunden mit einer wachsenden Entfremdung – von Gott, von der Welt, von anderen Menschen und schließlich auch von sich selbst.

Die Ursachen dieser Entwicklung sind äußerst vielfältig und können an dieser Stelle nicht im Detail beleuchtet werden.

Festzuhalten bleibt jedoch ein Grundsatz: Versagt die Pädagogik im frühen Lebensabschnitt, kann Psychotherapie im späteren Leben die Defizite nur teilweise ausgleichen. Der Mensch muss Grunderfahrungen machen, um Alltagserfahrungen bewältigen zu können. Fehlen diese Basics, scheitert er immer wieder an alltäglichen Anforderungen und sucht kompensatorisch nach Grenzerfahrungen in den Bereichen der Belohnung, der Selbstwirksamkeit und Selbstsicherheit.

Kinder und Jugendliche werden dadurch zu einer selbstsüchtigen Haltung erzogen. Sie werden nicht als Personen mit unveräußerlichen Eigenschaften wahrgenommen, die ihre eigene Identität entwickeln, sondern primär über das Erlernen bestimmter sozialer Rollen definiert.

Fehlt Kindern die grundlegende Erfahrung, durch Fleiß und Anstrengung Leistung zu erbringen, fehlt ihnen auch ein Fundament aus Sicherheit, Geborgenheit, Anerkennung und Bedeutung.

Es ist, als würden sie ihr biografisches Haus ohne Keller bauen und stattdessen mit dem Dachausbau beginnen. Die Entwicklung von Rationalität setzt eine stabile Emotionalität voraus, die wiederum in Identität und Spiritualität fundiert ist.

Wie aber lässt sich ein solches Defizit aufarbeiten?

Die Orientierung an biblischen Prinzipien ist dabei unverzichtbar und zielführend. In heutiger Sprache lassen sie sich so fassen:

Bonding and Containing

Das Kind muss sich stets gehalten, geliebt und gesichert fühlen. Nur in diesem sicheren Rahmen kann es schwieriges Verhalten, Kritik oder Grenzsetzungen annehmen. Wird das Kind jedoch darauf reduziert, keine

Fehler zu machen, alles richtig zu machen und die Erwartungen von Eltern, Erwachsenen oder der Umwelt zu erfüllen, lernt es die Dialektik zwischen Geliebtsein und klaren Grenzen nicht kennen. Das Kind lebt in einem dauerhaften Distress und erfährt Lernen nicht als Eustress, also als positiven, anspornenden Stress.

Das Prinzip der Ermutigung

Die Bibel ermutigt uns, im Vertrauen und Rückgriff auf Gott unser Leben positiv zu gestalten. Die Erfahrung, akzeptiert zu werden, macht Ermutigung zu einem fundamentalen Prinzip der Erziehung. Sie befähigt dazu, mit den Höhen und Tiefen des Lebens konstruktiv umzugehen. Nach Alfred Adler ist die Ermutigung das eigentliche Agens der Pädagogik und Psychotherapie.

Der Ermutigung gegenüber steht die Entmutigung. Gegenwärtig zeigt sich unsere Erziehung oft als ein Oszillieren zwischen Verwöhnung, Verzärtelung und Vernachlässigung. Dieses Schwanken ist jedoch nicht förderlich für eine stabile Selbstentwicklung des Kindes und, darauf aufbauend, einen kontinuierlichen Lernprozess des Ichs.

Die frühkindliche Entwicklung allein unter dem Aspekt von Traumatisierung zu betrachten, halte ich für eine Überdehnung des Traumakonzepts. Sie kann im ungünstigen Fall selbst pathologisierend wirken, also wie ein Trauma. Wird ein Trauma in der Biografie unreflektiert angenommen, führt dies leicht zu Stigmatisierung und zur Ausbildung einer Opfermentalität.

In meiner therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass das Narrativ des Traumas in der biografischen Entwicklung eher hinderlich sein kann. Es begünstigt Selbstmitleid und delegiert Verantwortung und Weiterentwicklung an die Umwelt.

Manchmal steckt sehr viel „Traum“ im Trauma.

Das Konzept der Ermutigung erweist sich in der Erwachsenenpsychotherapie als wirksames Instrument, insbesondere, wenn es im Rahmen einer sekundären, positiv geprägten Religiositäts- und Spiritualitätsentwicklung umgesetzt wird. Es unterstützt die progressive Weiterentwicklung des Patienten.

Neulich wurde ich im Rahmen der Psychotherapieausbildung gefragt, was eine gute Mutter oder einen guten Vater ausmacht. Dabei erinnerte ich mich an Donald Winnicott, dessen Antwort lautete: Er wisse es nicht, aber es genüge, eine hinreichend gute Mutter oder ein hinreichend guter Vater zu sein.

Dieses Hinreichende äußert sich darin, für das Kind Zeit zu haben, ihm Aufmerksamkeit zu schenken und zu versuchen, es zu verstehen, und daraus resultierend mit dem Kind zu interagieren.

Diese einfache Beziehungsgestaltung ermöglicht den Eltern, hinreichend gute Eltern zu sein, zugleich gibt sie dem Kind genügend Freiraum, sich hinreichend gut entwickeln zu können. Wird dieser Erziehungsstil zudem mit Religiosität und Spiritualität verbunden, unabhängig von der konkreten religiösen Tradition, legt man eine gute Grundlage für die Entwicklung von Gottesliebe, Selbstliebe und Nächstenliebe. Und nebenbei gesagt: Auch Erwachsene – Vater und Mutter, Lehrer und andere – brauchen nur hinreichend gut zu sein.

Neben den psychischen Entwicklungsprozessen ist von zentraler Wichtigkeit, die spirituelle Entwicklung des Kindes aktiv zu fördern und keinesfalls zu behindern. Die Sorge, ein Kind dadurch in seiner spirituellen Selbstbestimmung einzuschränken, ist ebenso fehlgeleitet wie die Vorstellung, man wisse allein aus Liebe bereits, was gut für das Kind sei. Die emotionale Grundhaltung gegenüber dem Kind sollte bzw. muss immer wohlwollend, konstruktiv, lösungsorientiert, positiv und optimistisch sein, auch dann, wenn es anstrengend oder herausfordernd wird.

Ich bin zuversichtlich: Solange die Resilienz des Kindes nicht überfordert wird, kann es auch bei schlechter Erziehung und ungünstigen psychosozialen Bedingungen gute Coping-Strategien entwickeln und zu einer reifen Persönlichkeit heranwachsen. Der Leser möge geneigt sein, die positive Absicht dieses Beitrags trotz aller Reduktion und Dichte zu erkennen – und damit auch meine wesentliche Botschaft: Ohne Christuszentrierung ist es kaum möglich, eine gute Persönlichkeit und eine reife Identität zu entwickeln. Religiosität und Spiritualität sind von immenser Bedeutung für die kindliche Entwicklung.

P.S.: In meiner Erfahrung als Großvater von sieben Enkeln hat sich dies als überaus segensreich erwiesen. Einer meiner Enkel sagte oft zu mir: „Das kannst du machen, bis du stirbst.“

Autor

Dr. med. Herbert Scheiblich ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Kinderund Jugendpsychotherapie. Er war Mitgründer der de'ignis-Fachklinik und ist derzeit Weiterbildungsleiter an der Akademie für Psychotherapie sowie Dozent am collegium verum in Warschau.

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Foto: Brooke Cagle / unsplash

Die emotionale Grundhaltung gegenüber dem Kind sollte bzw. muss immer wohlwollend, konstruktiv, lösungsorientiert, positiv und optimistisch sein, auch dann, wenn es anstrengend oder herausfordernd wird.

Herausforderungen in der Schulsozialarbeit –christlicher Glaube als Ressource

Wie gut vernetzte Schulsozialarbeit und christliche Jugendarbeit das Leben von Kindern und Jugendlichen tiefgreifend verändern.

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•Herausforderungen von Schulsozialarbeit

Eltern und Lehrer an Realschulen haben oft große Erwartungen an die Schulsozialarbeit, denn die Schwierigkeiten ihrer Kinder und Jugendlichen erschweren den Unterricht erheblich. Aktive und passive Schulverweigerung, soziale Konflikte, gelegentliche Gewaltausbrüche, mangelndes Interesse, fehlende Motivation sowie der Konsum von Drogen und Alkohol sind nur einige der Gründe, warum Unterrichtsinhalte bei den Betroffenen nicht ankommen. Viele Lehrkräfte stellen fest, dass sie für die Unterrichtsvorbereitung und Vermittlung des Stoffs kaum noch Zeit haben, weil die Bewältigung der Probleme ihrer Schüler einen Großteil ihres Arbeitsalltags beansprucht. Für die betroffenen Schülerinnen und Schüler ist das zunächst ein Vorteil, auch wenn sie es oft nicht so wahrnehmen. Sie entwickeln eigene Strategien, die ihnen als beste Lösung erscheinen, langfristig aber häufig nicht tragfähig sind.

Wenn das herausfordernde Verhalten ein bestimmtes Maß überschreitet, nehmen sich Eltern und Lehrer meist mehr Zeit, um auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen einzugehen. In der Praxis reagieren die betroffenen Schülerinnen und Schüler allerdings zunächst mit Abwehr und dem Signal, in Ruhe gelassen werden zu wollen. Diese Haltung kann sich im weiteren Verlauf jedoch schnell ändern.

Erste Schritte auf dem Weg zur Veränderung

Wie können Schülerinnen und Schüler nun wirksame Unterstützung erfahren, wenn ihre Probleme in ihrer Biografie oft tief verwurzelt und längst verfestigt sind? Für viele Jugendliche ist bereits die intensive Wahrnehmung ihrer Person und ihrer Probleme durch ein Gegenüber sehr bedeutsam, zumal sie diese Form der Zuwendung nur selten erleben.

Wer sich verstanden und angenommen fühlt, ist eher bereit, die eigenen Lösungsstrategien zu hinterfragen und neue Impulse für Veränderung anzunehmen. Die von außen kommende temporäre Begleitung ist dabei eine ungemein große Hilfe, da sie

den Jugendlichen ermöglicht, von falschen Wegen umzukehren und auf neuen zu bleiben. Das Gegenüber unterstützt sie darin, sich selbst zu reflektieren, unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen und tragfähige Entscheidungen zu treffen.

Wichtige Schritte zu einer tiefgreifenden Veränderung

Besonders effektiv erweist sich in der Schulsozialarbeit die Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte, die sich gemeinsam den Problemen eines Schülers widmen, um individuell passende Lösungen zu entwickeln und deren Umsetzung zu unterstützen. Dafür stehen verschiedene Formate zur Verfügung. Unter Beachtung des Datenschutzes hat es sich etwa als sehr effektiv erwiesen, wenn nach dem Austausch der Faktenlage über den „Fall“ gesprochen wird und alle Fachkräfte ihre Perspektiven auf die Sachlage einbringen. Solche multi-professionellen „Großen Runden“ ermöglichen eine deutlich fundierte Analyse der Situation und führen oft zu vielen hilfreichen Lösungsansätzen für den Schüler.

Die verändernde Kraft des christlichen Glaubens für problembelastete Schüler

Im Laufe der Jahre haben wir viele Schülerinnen und Schüler zu christlichen Freizeiten und Veranstaltungen eingeladen. Dort lernten sie das Evangelium kennen und bekamen zusätzlich in ihrer Freizeit Unterstützung, Hilfsangebote und Feedback zu ihrem Verhalten – in einem für sie völlig neuen Umfeld.

Die Begegnung mit Jugendlichen, die deutlich weniger belastet waren, zeigte schnell Wirkung. Ablehnung oder Konflikte, die man bei so unterschiedlichen Gruppen erwarten könnte, traten erstaunlicherweise selten auf. Stattdessen waren bei den Schülern aus der Schulsozialarbeit positive Verhaltensänderungen rasch erkennbar. Ihre Kommunikation verbesserte sich merklich; so nahm etwa das ständige Beleidigen anderer deutlich ab. Darüber hinaus erlebten sie die christliche Botschaft vom Evangelium Gottes sowie den Umgang mit Menschen, die eine Beziehung zu Jesus Christus pflegen, als sehr bereichernd. Die meisten von ihnen ließen sich ohne Vorurteile auf das christliche Programm ein und entdeckten darin hilfreiche Impulse für sich. Überraschenderweise empfanden fast alle Teilnehmenden die Begegnung mit so unterschiedlichen Gruppen nicht als abschreckend. So bemerkenswert diese positiven Veränderungen auch waren, stellte sich dennoch die Frage nach ihrer Nachhaltigkeit.

Die Festigung neuer Verhaltensansätze stellt immer eine Herausforderung dar

Den meisten Jugendlichen fiel es nach einer Freizeit schwer, den regelmäßigen Kontakt zu einer christlichen Gruppe aufrechtzuerhalten. Manchmal zog ihr alter Freundeskreis sie sogar wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Dennoch wurde die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die sich wirklich für sie interessieren und sich gerne Zeit für sie nehmen, schnell zu einem festen Bezugspunkt ihres Lebens, auf den sie immer wieder

Den meisten Jugendlichen fiel es nach einer Freizeit schwer, den regelmäßigen Kontakt zu einer christlichen Gruppe aufrechtzuerhalten.

zurückgriffen. Besonders der Kontakt mit einzelnen Christen half ihnen, trotz ihrer Herausforderungen eigene Glaubensformen zu entwickeln. Sie entdeckten das persönliche Gebet als große Hilfe, Schwierigkeiten zu überwinden. Aber auch Fragen über den Glauben und vorhandene Missverständnisse konnten auf diese Weise gut ausgeräumt werden.

Darüber hinaus erwies sich regelmäßige Seelsorge als dringend notwendig. Kurzgespräche bei den unterschiedlichen Begegnungen stellten sich als geeignete Form heraus, fortlaufend auf aktuelle Probleme zu reagieren und weitere Unterstützungsschritte zu initiieren. Auch Kriseninterventionen, die häufig notwendig waren, waren so schnell möglich.

Ein guter und neuer Halt

Für diejenigen, die in ehrenamtliche Mitarbeit erst hineinwachsen, erweist sich diese neue Tätigkeit als besonders wertvoll. Sie erwerben dabei wichtige Sozialkompetenzen, erfahren das Gefühl, gebraucht zu werden, und erhalten positives Feedback für ihr Handeln. All dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und erleichtert zugleich, sich dauerhaft in die neue Gruppe zu integrieren. Oft finden sie auf diesem Weg den Halt, nach dem sie unbewusst gesucht haben.

Die Rolle und Bedeutsamkeit des Gebets dabei sind nicht zu unterschätzen, denn darauf liegen große Verheißungen von dem, der versprochen hat, die Gefangenen zu befreien und sie auf neuen Wegen zu führen. Vieles Gelingen hängt meiner Einsicht nach genau davon ab. Erstaunlich oft finden diese Jugendlichen schnell zu einer Form des Betens, selbst, wenn ihnen anfangs die Worte fehlen. Schon ein Morgen- und Abendgebet, in denen sie ihre persönlichen Herausforderungen aussprechen, kann eine große Hilfe sein.

Beständigkeit zu erlangen, ist die schwerste Aufgabe Immer wieder geraten Jugendliche in Situationen, die sie von dem begonnenen guten Weg abbringen könnten. Ähnlich wie nach einer Therapie ist es jedoch entscheidend, auf diesem guten Weg zu bleiben.

Das erfordert viel Mühe und Kraft – diese jedoch fehlen ihnen oft. Deshalb brauchen sie gute Weggefährten, die sie ermutigen, stützen, herausfordern und beständig begleiten, zugleich aber auch Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit entlassen. Doch wie kann es gelingen, festes Mitglied einer förderlichen Gemeinschaft zu bleiben? Letztendlich ist dies ein Geschenk Gottes und zugleich eine wesentliche Aufgabe christlicher Gemeinschaft und christlicher Ortsgemeinden.

Am Ende meines Beitrags möchte ich einige Methoden und Handlungsschritte vorstellen, die sich in diesem Prozess als besonders hilfreich erwiesen haben. Sollten Sie in einem ähnlichen Kontext arbeiten, würde ich mich freuen, wenn diese auch Ihr berufliches Handeln bereichern.

1. Nehmen Sie sich die Zeit, die Lebensumstände des Jugendlichen zu verstehen und zeigen Sie ihm, dass Sie sich für sein Wohlergehen interessieren.

2. Stellen Sie gezielte Fragen, um die Ursachen seiner Herausforderungen zu verstehen und ihm zu helfen, seine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

3. Arbeiten Sie eng mit den Eltern zusammen, um offene und ehrliche Kommunikation zu fördern und gemeinsam Unterstützungsstrategien zu entwickeln.

4. Beziehen Sie weitere wichtige Bezugspersonen – Helfer im System – in das Unterstützungssystem des Jugendlichen mit ein, etwa Lehrerinnen und Lehrer, Berater oder andere Fachleute.

5. Arbeiten Sie mit anderen Fachleuten zusammen, um die Situation des Jugendlichen zu bewerten und einen umfassenden Plan für seine Unterstützung zu entwickeln.

6. Laden Sie den Jugendlichen ein, sich einer christlichen Gruppe oder Freizeitaktivität anzuschließen, um ein Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung zu fördern.

7. Beten Sie für den Jugendlichen – persönlich oder mit ihr bzw. ihm zusammen –und bieten Sie geistliche Unterstützung an.

8. Empfehlen Sie dem Jugendlichen bei Bedarf professionelle Therapie oder andere geeignete Hilfsangebote.

9. Helfen Sie dem Jugendlichen, Kontakte zu anderen christlichen Jugendlichen zu knüpfen, um Zugehörigkeit und Unterstützung zu fördern.

10. Geben Sie konstruktives Feedback zu Verhalten und Fortschritten des Jugendlichen.

11. Schaffen Sie eine unterstützende Umgebung, in der der Jugendliche die gute und heilsame Botschaft Gottes entdecken und seine eigenen geistlichen Erfahrungen mit Gott machen kann.

12. Führen Sie regelmäßig kurze Gespräche mit dem Jugendlichen, um seine Bedürfnisse zu erkennen und bieten Sie seelsorgerische Unterstützung an.

13. Helfen Sie dem Jugendlichen, seine Kontakte zu einer christlichen Gruppe zu pflegen und Verlässlichkeit sowie Verantwortungsübernahme zu entwickeln.

14. Schaffen Sie eine Umgebung, die dem Jugendlichen hilft, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen zu entwickeln.

15. Unterstützen Sie den Jugendlichen bei seinen Glaubensschritten und helfen Sie ihm, seinen Glauben zu vertiefen.

Autor

Winfried Müller ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In der letzten Berufsphase arbeitete Winfried über ein Jahrzehnt als Schulsozialarbeiter an einer Sekundarschule. Seit anderthalb Jahren ist er im Ruhestand.

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Besonders effektiv erweist sich in der Schulsozialarbeit die Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte, die sich gemeinsam den Problemen eines Schülers widmen, um individuell passende Lösungen zu entwickeln und deren Umsetzung zu unterstützen.

Christliche Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten

Von Carolin Hoffmann

• Da sein, zuhören, begleiten: Seelsorge in der Arche praktisch gelebt

Häuser der „Arche Kinderstiftung – Christliches Kinder- und Jugendwerk“ gibt es in über 30 Standorten in Deutschland, darüber hinaus auch in Polen, der Schweiz und Tansania. Sie sind Begegnungs- und Beziehungsstätten, die Kindern und Jugendlichen (vor allem aus prekären Verhältnissen) einen Ort bieten, auf Menschen zu treffen, die sie mit offenen Herzen und Armen empfangen –egal, welches Gepäck sie aus ihrem Zuhause oder der Schule mitbringen.

In den Arche-Häusern können die Kinder und Jugendlichen essen, spielen, kreativ sein, Sport machen und lernen. Sie können einfach kommen, ohne sich anmelden oder ihre Bedürftigkeit nachweisen zu müssen. Wenn man Arche-Kids fragt, was die Arche für sie sei, sagen sie: „Hier ist mein zweites Zuhause.“ Ihr Verhalten spiegelt das. Sie nehmen im besten Sinn den Raum ein und bewegen sich frei und ungezwungen. Neben den Angeboten im Haus sind ihnen auch die Mitarbeitenden der Arche sehr wichtig, denen sie tagtäglich begegnen. Sie erleben, dass da Menschen sind, die sie annehmen, egal aus welcher Kultur, Religion oder Bildungsschicht sie kommen, egal, ob das T-Shirt Löcher hat oder ihre Kleidung nach Rauch riecht. Diese Wertschätzung und Annahme ist wie Kitt: Sie hält die Angebote zusammen, durch die die Kinder und Jugendlichen in ein gesundes und möglichst chancengleiches Leben entlassen werden sollen, und füllt sie mit Leben.

Unsere Arche-Familien haben in der Regel multibelastete Hintergründe: sehr kleine Wohnungen, Traumata, Süchte, psychische Erkrankungen, wechselnde Partner, sprachliche Herausforderungen, Bildungsferne, rassistische Erfahrungen, extremistische Anwerbung, körperliche Krankheiten und Armut. Auch Themen wie Identitätsfindung, der starke Fokus auf Medien und die immer noch spürbaren Auswirkungen von Corona belasten sie. All dies erschwert das Heranwachsen der Arche-Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist der Ansatz der Arche auf Beziehung, Ganzheitlichkeit,

Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt. Hat ein Kind etwa keinen Zirkel und verzweifelt darüber, deshalb in der Schule Ärger zu bekommen, bringt es ihm wenig, wenn ein Mitarbeiter hingebungsvoll mit ihm Uno spielt. Sind die Socken im Herbst nass, weil die Schuhe undicht sind, ist ein toller Spielplatzausflug keine Freude. Wenn der Magen leer ist, fällt es schwer, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Genauso wenig kann eine Lernbegleitung erfolgreich sein, wenn der Kopf des Kindes voll vom Streit der Eltern ist oder es sich nach dem abwesenden Vater sehnt, ohne das mit der Mutter besprechen zu können. Deshalb versuchen wir, den Kindern und Jugendlichen in ihren verschiedenen Herausforderungen auf Augenhöhe zu begegnen. Dabei achten wir darauf, die Eltern mit „ins Boot“ zu holen und ihre individuellen Lebensumstände zu berücksichtigen. Wir betrachten die Menschen, die in die Arche kommen, als ganzheitliche Personen und möchten ihnen deshalb in allen Bereichen ihres Seins begegnen. Unsere Grundhaltung ist der Glaube an einen menschenbejahenden Gott, der positive Veränderung bewirken kann.

Die Kinder und Jugendlichen wollen wir in eine Religionsmündigkeit führen, damit sie selbständig entscheiden können, ob sie diesen Gott in ihr Leben miteinbeziehen wollen oder nicht. „Auch wenn du nicht an Gott glaubst – Gott glaubt an dich!“ ist ein Satz, den unser Gründer, Bernd Siggelkow, prägte.

Die Familienarbeit fördert die Beziehungen und das Vertrauen zwischen Eltern und Arche-Mitarbeitenden, wodurch die Unterstützung der Kinder besser gelingt. All diese Kontakte zwischen den Kindern, Jugendlichen, Eltern und den Arche-Mitarbeitern fußen auf Freiwilligkeit und sind beziehungsbasiert. Die Kinder und Jugendlichen erleben, dass ihre ganz unterschiedlichen Lebensbelange für uns in der Arche wichtig sind. Dadurch wächst Vertrauen und sie erzählen, was tief in ihnen vorgeht, was sie belastet oder beschäftigt.

Arche im Alltag

Wie die Kinder der Arche im Alltag begleitet werden, möchte ich Ihnen nachfolgend anhand von vier Beispielen aus der Kinder- und Jugendarche in Hamburg-Jenfeld verdeutlichen.

Zahar

Ich möchte Sie mitnehmen in das Leben von Zahar (Name geändert). Sie ist elf Jahre alt, hat eine achtjährige Schwester und ist vor zehn Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Seit sie vier Jahre alt ist, besucht sie die Arche. Als sie sechs Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden. Für Zahar war das dramatisch, da sie eine sehr enge Bindung zu ihrem Vater hatte. Leider ist dieser psychisch labil und schafft es nicht, sie regelmäßig zu sehen. Zeiten ohne Kontakt zum Vater über Monate hinweg sind für Zahar zwar „normal“, aber sehr schmerzhaft. Ihre Mutter versucht, gut für die Kinder zu sorgen, ist aber selbst damit beschäftigt, in Deutschland anzukommen, Deutsch zu lernen und ihre eigene gewaltgeprägte Kindheit und Ehe zu verarbeiten. Zahar fällt es schwer, Freunde zu finden.

Gleichzeitig ist sie im Kontakt zu anderen Kindern sehr dominant. Sie leidet darunter, einsam zu sein.

Dass ihre Mutter und sie zum christlichen Glauben konvertiert sind, macht es ihr nicht leichter, denn die meisten ihrer Mitschüler haben einen muslimischen Hintergrund. Auf dem Gymnasium überträgt sich der hohe Anspruch ihrer Mutter auf Zahar und Lernen bestimmt einen Großteil ihres Alltags. Immer wieder bekommt sie während Tests in der Schule Panikattacken. Zu Hause muss sie sich auch um ihre kleine Schwester kümmern. In der Arche hat sie zu einigen Mitarbeiterinnen großes Vertrauen entwickelt. Diese sprechen mit ihr über ihre Freundschaften, spiegeln, wie sie ihr Verhalten wahrnehmen und helfen ihr, gesunde Beziehungen aufzubauen. Gerade während der Feriencamps gibt es viel Zeit und Gelegenheit für diese Hilfestellungen. Auch den Schmerz und die Wut über den abwesenden Vater kann Zahar in der Arche benennen. Aufgrund ihrer großen künstlerischen Begabung und Ausdrucksfähigkeit wurde Zahar in Absprache mit der Mutter ein Kunsttherapieplatz gesucht. Dieser hilft ihr sehr. Gleichzeitig erhält sie weiterhin in der Arche täglich Ansprache und Zuwendung, was etwa besonders wichtig war, als der Vater nach über einem Jahr plötzlich an ihrer Schule auftauchte und sie damit

völlig überfordert war. Auch wenn Zahar mit ihrer Mutter darüber spricht, sagt sie, dass sie ihr gegenüber nicht illoyal sein will und deshalb nicht alles mit ihr besprechen möchte. Arche-Mitarbeitende helfen in der Kommunikation mit dem Vater und mindern so Stress und eine zu große Verantwortung für sich selbst und die kleine Schwester. In der Lernförderung erlebt Zahar nicht nur intellektuelle Hilfe bei den Hausaufgaben, sondern auch die gemeinsame Arbeit an der Lernstruktur. Außerdem entwickeln die Mitarbeitenden mit ihr Ideen, wie sie sich vor und während der Tests beruhigen kann. Für Zahar waren Atemübungen und auch Gebete sowie das Bewusstsein über Gottes Nähe und Hilfe stärkend.

Hannah „Ist Haily heute da?“, fragt Hannah hoffnungsvoll. Ihr Tag in der Schule ist nicht gut verlaufen und sie sehnt sich nach einer Kuscheleinheit mit der Lesehündin Haily. Bei ihr kann sie zur Ruhe kommen und Lesen üben. Sie ist für Hannah das Highlight der Woche. Hannah ist in der ersten Klasse. Sie ist das dritte von sechs Kindern im Alter von einem bis zehn Jahren. Schon früh haben sich bei ihr Schulunlust und Lernblockaden aufgebaut. Ob die Gründe dafür das schlechte Vorbild der großen Geschwister, das chaotische Zuhause mit nur drei Zimmern oder der Analphabetismus der Eltern sind, wissen wir nicht. Oft sind die Hausaufgaben für Hannah eine Qual und sie verzweifelt regelrecht daran. Ist Haily nicht vor Ort, hilft es Hannah, ihre Aufgaben bei einem Mitarbeiter im Büro zu erledigen. Bei Bedarf bekommt sie Hilfe dabei. Aufmerksamkeit ganz für sich allein – das ist ein wunderbarer Luxus für Hannah.

Moses

Moses ist 13 Jahre alt, als bei ihm Krebs diagnostiziert wird. Er und seine Familie sind aus Ostafrika nach Deutschland gekommen und seit sieben Jahren in der Arche. Anfangs ließen die Eltern ihre Kinder nur zögerlich zu uns kommen. Nach gemeinsamen Familienausflügen, die das Vertrauen gestärkt haben, gehörten die Kinder jedoch schon bald zum „Inventar“. Auch die Eltern fühlten sich immer sicherer bei uns. Schließlich vertraute sich die Mutter einer Mitarbeiterin an und konnte ihr davon erzählen, dass sie sich manchmal nicht anders zu helfen wisse, als die Kinder zu schlagen, wenn diese respektlos seien und sie wegen ihres mangelhaften Deutschs auslachten. Gemeinsam überlegten wir, welche anderen Erziehungsmaßnahmen hilfreich sein könnten. Gleichzeitig brachten wir auch ihrem Schmerz über ihre Hilflosigkeit Verständnis entgegen. Außerdem vereinbarten wir, dass eine Mitarbeiterin regelmäßig mit den Kindern spricht und sie fragt, wie es ihnen diesbezüglich geht. Moses erzählt, wie er das Schlagen erlebt. Er weiß, dass dies in der Kultur seiner Eltern üblich ist und dass seine Mutter oft nicht weiter weiß. Als die Mitarbeiterin ihm sagt, dass Schlagen trotzdem nicht in Ordnung ist, laufen ihm die Tränen über das Gesicht. Mit seiner Schwester Eden verläuft das Gespräch anders, sie relativiert das Verhalten ihrer Mutter. Durch stetiges Nachfragen bei der Mutter und das Entwickeln alternativer Verhaltensweisen entspannt sich die Situation zu Hause. Moses wirkt ausgeglichener und auch Eden erzählt mehr von sich. Manchmal braucht es nicht viel, damit Ruhe zu Hause einkehrt.

Auf der Abschlussparty eines Sommercamps kommt der 13-jährige Moses glücklich zu einer Mitarbeiterin. In ausgelassener Stimmung ruft er ihr zu: „Ich habe getanzt! Das habe ich mich noch nie getraut!“ Beim Weggehen spricht er einen Jungen an, der oft ein Außenseiter ist: „Komm, mach mit! Das macht Spaß!“

Moses besucht das Gymnasium, ist selbstbewusst, beliebt und sehr freundlich. Als bei ihm Krebs diagnostiziert wird, verändert sich das Leben seiner Familie grundlegend.

Der Alltag wird von der Krankheit dominiert. Moses und seine Familie sind dennoch tapfer und zuversichtlich. Auch ihr Glaube an Gott gibt ihnen Kraft. Ebenso arbeiten die Arche und die Schule gut zusammen, um Moses und seine Familie bestmöglich zu unterstützen. Moses freut sich, wenn er genügend Kraft hat, um zur Arche zu kommen. Auch die Mutter hat Raum, um zu berichten. Sie erzählt viel, wir können gemeinsam beten. Dennoch geht es Moses immer schlechter und er wird bald zu Hause medizinisch betreut. Als Arche-Mitarbeitende ihn das letzte Mal besuchen, als er bei Bewusstsein ist, strahlen seine Augen und er hebt angestrengt, aber zustimmend die Hände, während für ihn gebetet wird.

Beim nächsten Besuch ist Moses nicht mehr ansprechbar. Eine Ärztin ist vor Ort und auch zwei unserer Mitarbeiterinnen können vom restlichen Arche-Team freigestellt werden, um die Eltern zu begleiten. Die beiden jüngeren Geschwister sind bei Freunden untergebracht. Die Kommunikation mit der Ärztin übernimmt eine Mitarbeiterin der Arche. Bei so viel Schmerz, Unsicherheit und kulturellen Fragen ist es leichter, mit jemandem Vertrauten zu sprechen.

Am nächsten Tag stirbt Moses. Bis zur Beerdigung und auch darüber hinaus begleiten Arche-Mitarbeitende die Familie emotional und organisatorisch eng. Es werden weitere Hilfsangebote vorgestellt. Kollegen aus dem

Kinderteam kümmern sich um die jüngeren Geschwister, besprechen mit ihnen, was auf der Beerdigung passieren wird, begleiten sie, hören zu, antworten auf ihre Fragen und geben ihnen Raum, ihre Emotionen auszudrücken. Auch den Freunden von Moses wird in der Arche die Möglichkeit gegeben, sich zu verabschieden: Briefe an Moses werden geschrieben und gemeinsam zum Grab gebracht, Fotos ausgedruckt, Bilder gestaltet. Es wird gemeinsam getrauert. Wochen später drücken die Eltern ihre Dankbarkeit über die Arche mit der Aussage aus, dass genau diese Unterstützung für sie die Arche zur Familie gemacht hat und dass es keine Worte gibt, die beschreiben können, wie sehr ihnen das Team der Arche geholfen hat.

In der Arche erleben wir, dass es wichtig ist, den Kids einen geschützten Raum zu geben, in dem sie sein dürfen, wie sie sind und sagen dürfen, was sie denken.

Der 16-jährige Ali kommt aus Gaza. Vor zehn Jahren kam er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Deutschland. Seit dem Krieg dort zeigt Ali sehr auffälliges Verhalten. Durch die sozialen Medien sehen er und seine Geschwister mehr, als ihnen guttut. Viele Verwandte sind gestorben. Ali war schon als kleiner Junge provokant und testete überall Grenzen aus. Der Vater ist oft abwesend, weil er in einem anderen Land gemeldet ist. Alis Mutter kann den Kindern zu Hause keine ausreichenden Grenzen setzen. Ihr Glück ist dennoch, dass alle vier Kinder sehr charmant sein können und an entspannten Tagen unglaublich freundlich und verbindlich sind.

Als eine Mitarbeiterin der Arche mit Ali über ein bestimmtes Online-Spiel spricht und sagt, dass es zu gewalttätig sei, meint dieser nur trocken: „Ich bin aus Gaza, ich habe schon alles gesehen.“ In Gedanken fügt sie hinzu: „Und vermutlich einiges mehr auf dem Weg nach Deutschland.“ Alis bester Freund war Moses, von dem oben geschrieben wurde: ein weiterer Mensch, der Ali nahestand und gestorben ist. Wie soll man nun umgehen mit den Fragen nach Krieg und Frieden, Gerechtigkeit, Heimat und Tod?

In der Arche erleben wir, dass es wichtig ist, den Kids einen geschützten Raum zu geben, in dem sie sein dürfen, wie sie sind und sagen dürfen, was sie denken – auch wenn es provokant ist und vielleicht nicht der eigenen Meinung entspricht. Dem Schmerz über das Erlebte darf Ausdruck verliehen werden. Fragen statt Antworten helfen den Kindern und Jugendlichen, ihre eigenen Gefühle zu verstehen. Weiß das Kind, dass es angenommen ist und sein darf, hält es auch Fragen aus, die seine eigene Denkweise hinterfragen und neue Perspektiven ermöglichen. Wie Moses war auch Ali schon im Jugendhaus der Arche. Es fällt auf, dass er seit dem Krieg und nach Moses Tod oft ins Kinderhaus kommt, um „Hallo“ zu sagen und zu erzählen, was gerade so ansteht. Auch im Jugendhaus baut er gute Beziehungen zu den Mitarbeitenden auf. Diese sind allerdings umkämpft, da bestimmten Verhaltensweisen

Grenzen gesetzt werden müssen. Aber er kommt immer wieder und erlebt Annahme und einen Neuanfang.

Wohin würde er gehen, wenn er sich dort nicht mehr willkommen fühlen würde? In Hamburg gibt es genügend extremistische Organisationen, die genau nach solchen Jugendlichen suchen und eine vermeintliche Antwort auf Ablehnung und das Gefühl des Ausgegrenztseins geben. Vor ein paar Wochen besuchte eine Seniorengruppe das Jugendhaus, um mit den Jugendlichen zu backen. Alle waren gespannt, ob das funktionieren würde. Zum Abschied grinste Ali einen älteren Herren an, legte ihm den Arm um die Schultern und sagte: „Das hat Spaß gemacht mit dir, Thorsten.“ Solche Erlebnisse verändern Sichtweisen, öffnen Perspektiven und helfen dabei, einander besser zu verstehen und zu erkennen, dass jeder einen Platz hat.

Alltag mit Kindern, Jugendlichen und Eltern zu leben, die Hilfe benötigen, um ihr Leben zu gestalten, weil sie vor großen Herausforderungen stehen, braucht Verlässlichkeit, Beziehung und Zeit. Diese Menschen als eine Einheit aus Geist, Körper und Seele zu betrachten und ihnen in all diesen Bereichen zu begegnen, ist der Schlüssel, damit sie sich angenommen und gesehen fühlen. Nur so entstehen Räume, in denen sich die Kleinen und Großen öffnen können, um sich zu zeigen und so Hilfe zu erfahren, die es leichter macht, durchs Leben zu gehen. In diesen Räumen können sogar Wunden heilen.

Autor

Carolin Hoffmann, Leiterin der ARCHEFamilienarbeit Hamburg

Alltag mit Kindern, Jugendlichen und Eltern zu leben, die Hilfe benötigen, um ihr Leben zu gestalten, weil sie vor großen Herausforderungen stehen, braucht Verlässlichkeit, Beziehung und Zeit.

Veränderung wagen

Seelische Heilungsprozesse bei Jugendlichen im Seehaus e. V., einem Strafvollzug in freier Form.

• Wie können Jugendliche, die tief verletzt, wütend und orientierungslos sind, einen Neuanfang finden? Welche Faktoren helfen ihnen, ihre Sicht auf sich selbst, auf andere und auf das Leben zu verändern? Und welche Rolle spielt der christliche Glaube in solchen Heilungsprozessen?

Diese Fragen prägen unsere Arbeit im Seehaus e. V. tagtäglich. In dieser Einrichtung leben straffällig gewordene Jugendliche nicht im Gefängnis, sondern in familienähnlichen Lebensgemeinschaften. Dort haben sie die Chance, einen Weg der Veränderung einzuschlagen. Es ist eine intensive Zeit, geprägt von Herausforderungen, aber auch von Beziehung, Verantwortung und der Einladung zu einem Leben in Freiheit: innerlich wie äußerlich.

Der „Strafvollzug in freien Formen“ –ein ungewöhnlicher Ort für Heilung Im Seehaus Leonberg und im Seehaus Sachsen leben junge Gefangene gemeinsam mit sogenannten „Hauseltern“ und deren Kindern. In dieser besonderen Gemeinschaft erleben viele von ihnen zum ersten Mal einen verlässlichen, liebevollen Alltag. Sie entdecken:

• Beziehung kann tragen.

• Nähe kann heilsam sein.

• Regeln können helfen – und wollen nicht (nur) kontrollieren.

Der Alltag im Seehaus folgt einer klaren Struktur: Vom Frühsport über Schule, Arbeit und soziales Training bis hin zu Reflexionseinheiten, Gesprächen über Werte und Schuld sowie zur Auseinandersetzung mit den eigenen Straftaten. Der christliche Glaube spielt dabei eine zentrale Rolle, in Andachten, Gesprächen, gelebten Vorbildern und in der großen Hoffnung, dass Vergebung das Leben verändert.

Einblicke in die therapeutische Arbeit – Elisabeth Heinzelmann berichtet Elisabeth Heinzelmann arbeitet im Seehaus Leonberg und begleitet Jugendliche in therapeutischen Einzelgesprächen. Sie gewährt einen kurzen Einblick in ihre tägliche Arbeit.

Daniel (Name geändert) wird von einem Mitarbeiter in das Büro geführt, in dem unsere Gespräche stattfinden. Wir sehen uns heute zum ersten Mal. Ein großer, junger Mann mit athletischer Figur und halblangen, streng nach hinten gekämmten Locken lässt sich lässig auf den mir gegenüberliegenden Stuhl fallen. Ich stelle mich vor, mache etwas Smalltalk und erkläre die Rahmenbedingungen – meine Schweigepflicht und deren Ausnahmen. Daniel schaut mich kurz an, dann gleitet sein Blick auf den Boden, wo er für die nächste Zeit auch bleibt, als gäbe es dort etwas besonders Wichtiges zu beobachten. Er beginnt zu erzählen, berichtet, wie gut er mit allem klarkommt, was ihm leichtfällt und wie erfolgreich er in den verschiedenen Bereichen des Seehauses ist. Ich frage: „Warum hatten die Mitarbeitenden die Idee, dass es gut wäre, wenn du mit mir Gespräche führst?“ Er wirkt etwas verstimmt, eine Antwort hat er nicht.

Drei Sitzungen später: Wir haben die Zeit genutzt, um Vertrauen aufzubauen. Daniel erzählt, er könne nichts fühlen und fragt mich, ob das normal sei. Nun beginnt die eigentliche Arbeit: Welche Gefühle gibt es? Wozu sind sie gut? Welche sind bei dir besonders stark, welche eher schwach? Schließlich sagt er: Er fühle doch etwas –starke Angst. Sie komme plötzlich, fast immer nachts, wenn er nicht einschlafen könne. Manchmal schläft er nur eine Stunde. Dennoch beginnt sein Tag früh: mit Frühsport, Duschen, Frühstück, WG-Dienst, stiller Zeit und anschließendem Arbeitstag. Während er tagsüber müde ist, wird er abends im Bett wieder hellwach.

In dieser Sitzung lernt er eine Atemübung kennen. Er ist verblüfft: „Unglaublich! Das wirkt echt stark!“ Ich gebe ihm noch eine Übung gegen Grübeln und Katastrophisieren mit. Wir sprechen über das Gegenteil von Angst: nicht „keine Angst“, sondern Sicherheit, Vertrauen, Mut, Freiheit, Hoffnung. Für jeden dieser Begriffe formuliert Daniel einen Satz, den er mitnimmt, etwa: „Hier ist ein sicherer Ort“ und „Ich vertraue meinem WG-Vater, er will, dass es mir gut geht“.

In der nächsten Sitzung bringe ich Matroschka-Puppen aus unbehandeltem Holz mit. Jede Figur steht für ein Lebensalter. Ich frage: „Daniel, was war deine beste Zeit? Was war deine schwierigste Zeit?“

Daniel lebte allein mit seiner Mutter, sein Vater hatte die Familie vor Daniels Geburt verlassen. Die Mutter – hochschwanger, ohne Einkommen, ohne familiäre Unterstützung – befand sich vermutlich in einer depressiven Phase. Sie verlor ihre Wohnung und zog später mit dem Kind zu einem neuen Partner. Daniels erste bewusste Erinnerung an Schwierigkeiten datiert er auf sein viertes Lebensjahr:

„Er hat mich geschlagen, wenn ich etwas falsch gemacht hab. Aber ich wusste nie, was ich falsch gemacht habe. Wenn er wieder in Schlägerlaune war, hat er die Jalousien runtergezogen, die Musik laut gemacht – damit es keiner mitbekommt. Das ging so lange, bis ich zurückgeschlagen habe. Danach bin ich abgehauen und habe auf der Straße gelebt, ich glaub, so vier Jahre lang.“

Das Seehaus bietet Sicherheit. Jegliche Form von Gewalt ist verboten, nicht nur körperlich, sondern auch verbal. Es ist ein geschützter Ort mit klaren Werten und Regeln. Das schafft Transparenz und Sicherheit. Heute kommt Daniel mit nassen Haaren und einem offenen Lächeln zur wöchentlichen Sitzung. Er erzählt von seinem Arbeitstag und überrascht mich: „Das Seehaus ist das Beste, was mir hätte passieren können.“ Nach vielen Beschwerden über Regeln und Anforderungen erstaunt mich diese Aussage. Wie kommt es dazu? Sein WG-Vater unterstütze ihn in allem und sei „so krass“. In Geschichte habe er eine Zwei geschrieben, „weil Sina mir alles so gut erklärt. Ich hatte noch nie so eine Lehrerin.“ Daniel hat hier sichere Beziehungen und einen sicheren Ort gefunden. Auf die Zukunft blickt er jedoch skeptisch: „Werde ich es draußen schaffen?“

Georg  stammt aus einer Familie mit elf Kindern, er ist das siebte. Das Verhältnis zum Vater ist distanziert: „Er ist ein Krimineller. Er hat uns da mit reingezogen.“ Früh bekommt Georg die Aufgabe, sich um seine Mutter zu kümmern, die an Diabetes

erkrankt ist. Eine unlösbare Aufgabe für ein Kind. Immer wieder erleidet sie unbemerkt Unterzuckerungen. Sie stirbt, als Georg 14 Jahre alt ist. Der Vater gibt ihm die Schuld, immer wieder. In der Therapie erkennt Georg: Das war eine Rollenumkehr. Eigentlich hätte der Vater sich kümmern müssen. Diese Erkenntnis entlastet ihn. Im WG-Alltag bleibt der Umgang mit Georg jedoch herausfordernd. Mitarbeitende bemerken, dass er häufig lügt. Nicht nur, um sich Vorteile zu verschaffen, sondern scheinbar grundlos. Das untergräbt Vertrauen. Gemeinsam arbeiten wir an der Fähigkeit, die Wahrheit zu sagen. Welche Vorteile hätte Ehrlichkeit? Welche Nachteile das Lügen? Georgs Lebenserfahrung sagt ihm, die Wahrheit zu sagen bringe nichts. In seiner Familie gehörten Lügen zum Alltag. Im therapeutischen Gespräch entwickeln wir neue Strategien: In welchen Situationen kann er ehrlich sein? Wer kann ihn unterstützen? Wer kann sein Coach sein? Einige Zeit später berichtet er stolz, dass er einen Fehler zugeben konnte und dabei nichts „Schlimmes“ passiert sei.

Malte ist als Nächster an der Reihe. Er war wegen einer Essstörung in Behandlung. Sein Verhalten im Seehaus ist einigermaßen stabil. Mit mir möchte er jedoch nicht über das Thema „Essen“ sprechen, sondern über seine Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle. Bei Konflikten zieht er sich in sein Zimmer zurück und schlägt mit der Faust gegen die Wand. Die frische Wunde an seiner Hand ist noch nicht verheilt. Ich führe das Bild der „Wut-Treppe“ ein, eine anschauliche Skalierung der Wutdimensionen. Gemeinsam sammeln wir Ideen, wie

er sich Schritt für Schritt beruhigen kann. Viele seiner spontanen Vorschläge sind im offenen Strafvollzug allerdings nicht umsetzbar. Wir finden geeignetere Strategien und schreiben sie auf ein Flipchart. Tatsächlich probiert Malte eine der Methoden aus und ist überrascht, dass sie funktioniert. Doch einige Tage später fällt die nächste Sitzung aus: Malte wurde rückgeführt. Ein schwerwiegender Vorfall machte seine Rückkehr in den Regelvollzug der JVA (Jugendvollzugsanstalt) Adelsheim notwendig.

Carlos  lerne ich neu kennen. Er sitzt in Arbeitskleidung vor mir, ein Teil eines Tattoos – vermutlich ein Drache – ist sichtbar. Unter seinen Fingernägeln sehe ich Spuren seiner Arbeit in der Metallwerkstatt. Er hat selbst um ein Gespräch gebeten: wegen Flashbacks, also dem meist plötzlichen, kraftvollen Wiedererleben traumatischer Erfahrungen. Immer wieder sieht er unwillkürlich Bilder vor sich: seinen Vater, der ihn „gestochen“ hat, das viele Blut, die verletzte Mutter. Ich erkläre ihm, was ein Trauma ist, wie das Gehirn es verarbeitet und warum solche Bilder zurückkehren. Allmählich versteht er, warum er sich dauerhaft gestresst fühlt. Er lernt Übungen zur Stressregulation. Ich biete ihm eine Imaginationsübung an: einen sicheren Ort finden. Zu meiner Überraschung ist dieser Ort für ihn die Metallwerkstatt: „Hier habe ich Ruhe, kann ich mich konzentrieren. Das ist mein Wohlfühlort; nicht nur im Seehaus, sondern überhaupt.“

Meine Arbeit im Seehaus ist Teil eines größeren Ganzen. Viele Menschen engagieren sich hier auf vielfältige Weise: in den WGs, in den Werkstätten, in der Glemseck-Gemeinde,

Unser gemeinsames Ziel ist es, mit Leidenschaft zu dienen.

und bringen dabei ihre unterschiedlichen Professionen, Aufgaben und Begabungen ein. Meine Gespräche sind ein Puzzleteil davon. Dieses Miteinander schätze ich sehr. Unser gemeinsames Ziel ist es, mit Leidenschaft zu dienen. Die therapeutischen Gespräche sind ein ergänzendes Element. Während die äußere Struktur sichtbar ist, bleiben die inneren Prozesse zunächst verborgen. Diese machen wir zugänglich: Gedanken, Gefühle und Spiritualität dürfen sich verändern. Im Seehaus rechnen wir mit Gottes Wirken – mit seiner Liebe, Fürsorge, Vergebung und Versöhnung durch die Beziehung zu Jesus Christus, der Neues schafft.

Georg kommt wieder herein. Sein Gesicht ist entspannt, die Stimme weicher, auch seine Körperhaltung hat sich verändert. Ich bemerke es, kann es aber kaum in Worte fassen. Was ist geschehen? Er berichtet: In der Gemeinde sprach ihn ein Mitarbeiter an, ob er für sich beten lassen wolle. Er bejahte und entschied sich für einen Neuanfang mit Jesus.

Die Veränderungen sind unmittelbar sichtbar und schlagen sich auch in seiner Entscheidung nieder: „Ich will mich mit meinem Vater versöhnen, obwohl ich den Kontakt abgebrochen habe.“

Veränderung braucht Zeit –und Beziehung

In all diesen Prozessen zeigt sich: Veränderung entsteht selten durch äußeren Druck, sondern durch innere Bewegung und Begegnung. Sie braucht Zeit, Vertrauen, Beziehung und Orientierung. Und sie braucht Räume, in denen Jugendliche sich gesehen wissen, ernst genommen werden und neue Perspektiven entdecken dürfen.

Der christliche Glaube spielt dabei eine tiefgreifende Rolle – nicht als moralische Belehrung, sondern als Einladung zu einem Leben in Freiheit, Würde und Versöhnung, wie es auch Zachäus erfahren durfte. Das biblische Bild dieses jüdischen Steuereinnehmers, der durch seine Geschäftspraktiken Schuld auf sich geladen hatte und dann durch die Begegnung mit Jesus völlig neu wurde, prägt deshalb unsere Arbeit.

Fazit

Veränderung ist möglich. Seelische Heilung ist möglich. Jugendliche, die zuvor in Mustern von Gewalt, Angst oder Ohnmacht gefangen waren, können lernen, anders zu leben – mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. Das ist unsere tägliche Erfahrung im Seehaus und unsere Hoffnung für jeden einzelnen Jugendlichen, dem wir hier begegnen.

Autor

Elisabeth Heinzelmann ist Diplompädagogin, Systemische Therapeutin, Traumaberaterin beim Seehaus e. V. und Referentin an der Seehaus-Akademie.

Veränderung entsteht selten durch äußeren Druck, sondern durch innere Bewegung und Begegnung. Sie braucht Zeit, Vertrauen, Beziehung und Orientierung.

„Lasset die Kinder zu mir kommen …“

• Als Beraterin der de’ignis Kinder- und Jugendambulanz schmunzle ich bei diesem Vers. In gewisser Weise spiegelt er meine Situation wider, da ich in erster Linie Kinder und Jugendliche berate und begleite. Zugleich weiß ich, dass diese Worte von Jesus stammen und damit ihre ganz eigene Bedeutung haben, wenn er spricht: „Lasst die Kinder zu mir kommen! Wehret ihnen

nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes!“ (Markus 10,14) „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“

(Lukas 18,17)

Darf ich Sie an dieser Stelle fragen, was Sie persönlich empfinden, wenn Sie lesen: „Solchen gehört das Reich Gottes“? Bitte

halten Sie kurz inne, bevor Sie weiterlesen. Vielleicht fragen Sie sich: „Was ist das Reich Gottes?“ Oder: „Warum gehört es gerade den Kindern – und nicht auch den Erwachsenen?“ Oder Sie fragen sich: „Weshalb wollte man denn die Kinder davon abhalten, zu Jesus zu gehen?“ Oder Sie sagen vielleicht: „Ja, genau! Wenn Kinder ihren himmlischen Vater um etwas bitten, dann können sie sicher

de’ignis-magazin – Impulse und Erfahrungen

sein, dass Er auf ihre Bitte eingeht und sie von Ihm erhalten, worum sie gebeten haben. Schließlich sind sie Seine Kinder und damit Empfänger der Gaben des Hauses Gottes…“

Als Leser und Leserin des de’ignis-Magazins haben Sie sicherlich christliche Bezüge, stehen dem christlichen Glauben offen gegenüber oder sogar mehr als das und sagen: „Ja, ich glaube an Jesus Christus. Er ist mein Herr und mein Retter!“ Vielleicht vermuten Sie es nicht, aber mit Ihrer persönlichen Antwort bestimmen Sie zugleich den momentanen Platz, an dem Sie sich befinden: entweder dem Reich Gottes zugehörig oder nicht –entweder im Hause Gottes oder außerhalb Nun könnte man fragen: „Ist es wirklich so wichtig, ob ich drinnen oder draußen stehe?“ Für Jesus jedenfalls ist es die zentrale Frage: Wo steht jemand in Bezug auf ihn und seinen Vater? Nicht ohne Grund begann Jesus sein Wirken als Mensch und Gottes Sohn auf dieser Erde in Israel mit den Worten: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen. Kehrt um (zu Gott) und glaubt an Gottes Gute Botschaft – an das Evangelium!“ (Markus 1,15)

Im Bericht nach Markus folgt der Szene, in der Jesus den Kindern seine ausdrückliche Einladung in das Haus Gottes freimütig und bedingungslos ausspricht, interessanterweise eine Begebenheit zwischen Jesus und einem Erwachsenen zum selben Thema, scheinbar jedoch mit unterschiedlichem Ausgang. Denn nun fragt ein reicher Mann Jesus, was er noch – zusätzlich – tun müsse, damit Gott ihn in sein Haus aufnehme, beziehungsweise wörtlich: „[…] damit ich ewiges Leben erbe?“ (Vers 17). Jesus setzt dies wenig später in Vers 23 gleich mit „in das Reich Gottes hineinkommen“

Ohne das Ende dieser Begegnung bereits vorwegzunehmen, ist an dieser Stelle doch Folgendes bemerkenswert festzustellen. Ein erwachsener Mensch, der eben noch gehört hatte, wie Jesus selbst den Kindern 1 den freien Eintritt in Gottes Haus und Königreich eröffnet und „solche“ dafür lobte, dass sie seine Einladung einfach, kindlich und dankbar annahmen, kommt nun zu Jesus mit der Frage, was er selbst (noch) tun

müsse, um sich endlich der Annahme Gottes und der Ewigkeit bei ihm sicher zu sein. Hatte er nicht richtig zugehört? Jesus hatte es doch gerade gesagt: „Ihr alle seid eingeladen (auch die Kinder), zu Gott in sein Haus zu kommen, indem ihr mir das einfach – so wie ein Kind – glaubt und mich annehmt. Hier könnt ihr Erwachsenen einmal etwas von den Kindern lernen!“

Man könnte nun den Eindruck gewinnen, dass entweder Kinder sich leichter als Erwachsene beschenken lassen – auch wenn es um so große Dinge geht wie das ewige Leben und das Himmelreich. Oder es zeigt den Stolz (oder den Irrtum) eines Erwachsenen, der sich selbst als fähig einschätzt und überzeugt ist, alles in dieser Welt habe seinen Preis und man bekomme im Leben nichts geschenkt, auch nicht von Gott – obwohl Jesus Gegenteiliges sagte und auch lebte. Nun, wir werden sehen, wie die Begebenheit weitergeht.

Jesus lässt sich auf den Dialog mit dem Mann ein und fragt, was er darüber wisse, wie man sich im Hause Gottes richtig verhält. Der Mann zählt auf: 1., 2., 3. … und schließt mit der Selbsteinschätzung: „Lehrer, dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an“ (Vers 20). Trotzdem scheint er noch unsicher darüber, ob dies auch genüge und fragt deshalb bei Jesus lieber noch einmal nach. Jesus ist sichtlich erfreut, denn scheinbar ist diesem Mann seine Frage ernst – anders als manche, die Jesus nur aus unlauteren Motiven Fragen stellten. „Jesus blickte ihn an und gewann ihn lieb.“ Doch beim prüfenden Blick bemerkt Jesus dessen Unfreiheit und Verbundenheit mit etwas, das ihn hindert, kindlich vertrauensvoll in das Reich Gottes einzutreten. „Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel [und nicht auf Erden] haben. Und komm, folge mir nach!“ (Vers 21). Und die Reaktion des Mannes? „Er aber ging – entsetzt über das Wort – traurig weg, denn er hatte viele Güter.“ (Vers 22; Hervorhebung B. S.) Der Mann hatte nun seine persönliche Antwort von Jesus erhalten. Nicht darüber, welches gute Verhalten ihm noch fehle, sondern darüber, was ihn in Wahrheit davon

abhielt, vertrauensvoll in das Reich Gottes einzutreten. Damit hatte er offenbar nicht gerechnet. Entsetzt und traurig wandte er sich (zunächst) von Jesus ab.

Jesus muss das Fazit dieser Begegnung so wichtig gewesen sein, dass er sich kurz darauf an alle Umstehenden wandte, um daraus eine allgemeine Lehre zu ziehen: „Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes hineinkommen!“ (Vers 23)

Hat Jesus ein Problem mit Geld und Reichtum? Nein, nicht Jesus, sondern der reiche Mann hat ein Problem damit, vielleicht auch generell Menschen, die viel besitzen. Warum? Weil Jesus indirekt die entscheidenden Fragen stellt: „Woran hängt dein Herz?“ und „Hast du Besitz oder besitzt er dich?“ Kinder kennen dieses Problem in der Regel noch nicht. Aber der reiche Mann, wie in dieser Szene berichtet, hing mit seinem Vertrauen und seinem Herzen (wahrscheinlich ohne es selbst zu wissen) wohl mehr an seinem persönlichen Vermögen, moralisch wie finanziell, als an Gott. Jesus machte ihm seine innere Verfassung deutlich – ohne Vorwurf, aber eindeutig und klar. Gleichzeitig zeigte er ihm, wie er sich davon lösen und für Gottes Reich(tum) frei machen könne. Doch dieser gut gemeinte Hinweis kam offensichtlich leider nicht so gut an: Der Mann war über Jesu Worte regelrecht entsetzt! Er erschrak, war schockiert und geriet in große Furcht und Bestürzung über Jesu Aussage. Jesus aber kennt den Menschen und seine Neigung zur Selbstsicherheit, die ihn dazu führen – verführen – kann, sein Herz an (irdische) Dinge, an scheinbare Sicherheiten zu binden. Genau diese Dinge können dem Menschen im Blick auf Gott zum Verhängnis werden, wie bei jenem reichen Mann. Er hing so sehr an seinem Geld und seinem (moralischen) Vermögen, dass er diesen Schritt der Loslösung zuerst hätte gehen müssen, um sein Vertrauen und seine Sicherheit ganz auf Gott und seine Gnade setzen zu können. Jesus wusste das und legte deshalb mit seinen scheinbar harten Worten den Finger in die Wunde. Zugleich begegnete er dem Mann auf zutiefst therapeutische

Weise. Warum? Weil Gott sein Geschöpf –den Menschen – liebt und er will, dass der Mensch zu seinem eigenen Wohl mit ihm verbunden ist und nicht mit Götzen, mit Schein-Gut, zu seinem Schaden.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ war die Aussage Jesu als man ihn fragte, ob es recht sei, als Jude Steuern in Form von Geldmünzen an den römischen Kaiser zu zahlen. Auf dem Geldstück waren deutlich das Portrait des Kaisers und sein Signum zu sehen. Also, so beurteilte Jesus, galt das Geld auch ihm, dem Kaiser. Gleichzeitig wies Jesus indirekt darauf hin, dass auch dem Menschen ein Portrait und Signum eingeprägt sind (und zwar Gottes), und dieser deswegen (zu) Gott gehöre und er nicht dem Geld oder anderen Dingen in falscher Weise verbunden sein solle!

Gottes Einladung

In der Person seines Sohnes, Jesus Christus, lädt Gott alle Menschen dazu ein, so wie ein Kind einfach vertrauend in das Haus Gottes und damit in die Ewigkeit mit ihm einzutreten – das ist die Gute Botschaft (Latein: evangelium). Dabei ist der Eintritt frei für alle, die den Weg über Jesus gehen: „… zu mir kommen!“, „Komm, folge mir nach!“. Weil der Eingang (ins Himmelreich) über Jesus aber exklusiv und ausschließlich ist (vgl. z. B. Johannes 14,6), wird die HimmelsTür zur engen Pforte (vgl. Matthäus 7,13f., Johannes 10,7.9), durch die man nur passt, wenn man alles Störende ablegt (und draußen lässt), sowohl seine vermeintlich eigenen Vorzüge und guten Taten (mit denen man vor Gott und Menschen prahlt) , als auch seine Schuld(en) und Verfehlungen (die man häufig entweder verleugnet oder unter denen man leidet). Wer von beidem nichts (oder nicht so viel) hat – so wie die meisten Kinder – dem fällt es leicht(er), durch diese Eingangstür ins Reich Gottes einzutreten. Alle anderen aber müssen erst einmal vor der Pforte bei Jesus abladen, um sich das Eigentliche schenken zu lassen! Sie haben richtig gelesen: um sich von Gott beschenken zu lassen; und zwar mit etwas, das man sich nicht verdienen, sondern als Gabe Gottes nur dankbar annehmen kann: Gnade!

(Und das ist manchmal für uns Erwachsene so schwierig und so herausfordernd – wie bei jenem reichen Mann.) Aber auch hier ist Jesus wieder ganz zuversichtlich, weil er um Gottes Hilfe selbst bei diesem Prozess weiß: „Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Markus 10,27). Zu Jesus zu gehen und ihn zu bitten, erfordert deshalb eigentlich nur unsere Demut, dass wir ihn und seine Hilfe brauchen.

Wie ein Kind zu Jesus kommen Wie geht es Ihnen nun mit diesen Zeilen? Ist Ihnen jetzt wichtig (geworden), wo Sie im Blick auf Gott und die Ewigkeit stehen? Wie Sie gelesen haben, scheint es ganz einfach – quasi kinderleicht – zu sein, in das Reich Gottes hineinzugehen. Jesus sagt: „Komm zu mir und lass dich beschenken!“ (vgl. Matthäus 11,28). Wenn Sie nun seine Einladung annehmen wollen, könnte Ihre Antwort (ihr Gebet) darauf vielleicht so lauten: „Jesus, ja, ich komme jetzt zu dir. Vor dir lege ich alles ab, was mich am Zugang in Gottes Reich hindert – meinen Stolz und meine Verfehlungen. Bitte vergib sie mir und nimm sie mir ab. Alles lasse ich los, was mich daran hindert, um jetzt durch dich frei ins Himmelreich einzutreten.“ Sie könnten Jesus des Weiteren selbst fragen, was oder ob es bei ihnen konkret Hinderliches gäbe – dann könnten Sie auch dieses bei ihm ablegen.

Zum Abschluss könnten Sie Ihre Entscheidung etwa mit folgenden Dankesworten schließen: „Jesus, ich danke dir, dass du mich in das Reich Gottes eingeladen hast und ich jetzt wissen darf, dass ich durch dich ein Kind Gottes im Hause Gottes geworden bin. Danke, dass du mich von allen Hindernissen befreit hast und sich mein Herz vertrauensvoll an dich binden darf. Danke für deine große Liebe und Güte mir gegenüber. Du bist mein Herr und mein Retter! – Amen!“ („Amen“, das bedeutet: So soll es sein!)

Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie Gottes Einladung und Gnade jetzt angenommen haben! Es gibt keinen therapeutisch heilsameren Schritt als den, dass ein Mensch wieder mit Gott in Beziehung tritt – wenn

er sich wieder der Liebe, den heilsamen Worten und der Fürsorge Gottes mittels Jesus Christus zuwendet und dadurch ganzheitlich heil wird.

Wenn Sie daran interessiert sind, wie sich diese Gedanken im Rahmen meiner Arbeit in der Kinder- und Jugendambulanz praktisch auswirken, dann freue ich mich, Ihnen meinen Artikel in der nächsten Sonderausgabe vorstellen zu dürfen.

Fußnoten

1 Damals galten Kinder als nicht gleichwertige Menschen. Nur der erwachsene Mann war mündig und damit rechts- und geschäftsfähig. Kinder und Frauen galten als minderwertig, vormundpflichtig und nicht geschäftsfähig. Sie hatten weder Entscheidungsnoch Mitspracherecht. Jesus aber widerspricht diesem Denken vehement. Mit seinem Einwand, die Kinder zu ihm zu lassen und mit seiner Aussage, dass auch (besonders) den Kindern das Reich Gottes zugänglich sei, setzt Jesus alle Menschen (ob Kind, Frau oder Mann) vor Gott in die Mündigkeit ein und damit in die Selbst-Entscheidung bzw. Ver-Antwort-ung , auf Gottes Einladung zu reagieren: die Einladung Jesu in das Haus seines Vaters anzunehmen oder nicht.

Autorin

Bettina Straß ist Erziehungswissenschaftlerin (M.A.), langjährige Schulsozialarbeiterin, Referentin für Schulungen zum Kindeswohl, BTS-Lebens- und Sozialberaterin sowie zertifizierter Lerncoach (ILE/mindSYSTEMS). Als Beraterin und Assistenz der Geschäftsführung arbeitet sie im de’ignis-Institut und in der de’ignis Kinder- und Jugendambulanz.

Wie Sie gelesen haben, scheint es ganz einfach – quasi kinderleicht – zu sein, in das Reich Gottes hineinzugehen. Jesus sagt: „Komm zu mir und lass dich beschenken!“

Weil Gott ein Kind geworden ist

Aspekte bei der Glaubensentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Von Weihbischof Thomas Maria Renz de’ignis-magazin – Impulse und Erfahrungen

• Der Glaube kommt vom Hören Für den Apostel Paulus ist unbestritten, dass sich der Glaube nicht von selbst ausbreitet, sondern dadurch, dass einer dem anderen die Frohe Botschaft weitersagt: „Der Glaube gründet in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi“ (Röm. 10,17). Das gehört für die Heilige Schrift zu den Basics der Glaubensweitergabe. Andreas trifft Jesus und erzählt es seinem Bruder Simon (Joh. 1,40–42), Maria von Magdala begegnet dem Auferstandenen und berichtet es Simon und Johannes (Joh. 20,1–2), die Emmausjünger erkennen den Herrn beim Brotbrechen und teilen es den Aposteln in Jerusalem mit (Lk. 24, 33–35). Für Karl Rahner, einen der großen katholischen Theologen des 20. Jahrhunderts, gibt es zwei Voraussetzungen, um das Wort Gottes überhaupt vernehmen zu können: „Das konkrete Hörenkönnen der göttlichen Offenbarung ist durch zwei Momente konstituiert: durch die geistige Transzendentalität des Menschen, seine Subjektivität, und durch deren gnadenhafte Auflichtung, das sogenannte übernatürliche Existenzial“ (Karl Rahner, Sämtliche Werke, Bd. 4, S. 19, Anm. 8).

Mit anderen Worten: Nur weil sich der Mensch von seinem Wesen her – und das unterscheidet ihn von allen anderen Lebewesen – selbst überschreiten kann, also die Fähigkeit zur Selbst-Transzendenz besitzt, ist er überhaupt in der Lage, Gottes Stimme zu hören und sein in der Heiligen Schrift hinterlegtes Wort als authentisches Gotteswort zu erkennen. Zu dieser menschlichen Grundbegabung muss ein zweites Element hinzukommen: eine Inspiration durch den Heiligen Geist, der Herz und Verstand erleuchtet, damit der Mensch Gott als „Licht der Welt“ (Joh. 8,12) erkennen und annehmen kann.

Übersetzt auf die Bezeugung des Glaubens für die kommende Generation bedeutet das, Kinder müssen erst einmal neugierig gemacht werden auf die transzendentale Dimension ihres Lebens. Das kann altersentsprechend durchaus auf spielerische Weise geschehen. Anknüpfungspunkte dafür gibt es viele: das Erwachen der Natur im Frühling, der Tod von Großeltern oder nahen

Verwandten, ein kindliches Anliegen, das die eigenen Möglichkeiten übersteigt und vieles andere mehr. In solchen Situationen kann es gelingen, Kindern den Sinn und das Herz für die Wirklichkeit Gottes zu öffnen, vorausgesetzt, die Erziehungsberechtigten sind offen und sensibel genug, solche Gelegenheiten entsprechend zu ergreifen. Wenn Kinder erfahren können, dass auch die Erwachsenen Gott für wahr halten, werden sie auf ihrer Suche nach Gott in die Lage versetzt, Gott ernst zu nehmen und mit ihm in ihrem Leben real zu rechnen.

Der Glaube braucht Begleitung Glaube entsteht und entwickelt sich nicht in einem sozialen Vakuum, sondern immer in Gemeinschaft: im Fragen, Diskutieren, Zweifeln und Suchen mit anderen Menschen auf meinem Lebensweg. Deshalb ist Weggemeinschaft im Glauben so enorm wichtig, ja im Grunde unverzichtbar! Das fällt im Neuen Testament sofort ins Auge: Glaube entfaltet sich gern in der kleinstmöglichen Gemeinschaftsform, nämlich dort, wo wenigstens zwei oder drei im Namen Jesu miteinander unterwegs sind (z. B. in Mt. 18,20; Lk. 10,1; Lk. 24,13). Das zeigt uns die nicht zu unterschätzende Bedeutung von frühkindlichen Gemeinschaftserfahrungen in der eigenen Herkunftsfamilie und später im Kindergarten und in der Schule. Die dort gegangenen ersten Glaubensschritte, vermittelt durch Eltern, Geschwister, Erziehungsberechtigte und andere, sind für die Glaubensentwicklung von Kindern enorm wichtig. Daher muss es alarmieren, wenn gerade diese ersten Begleitpersonen auf dem Weg zum eigenständigen Glauben von Kindern und Jugendlichen heute oftmals ausfallen. Dass die Zahl der Kindertaufen in Deutschland drastisch abnimmt, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Glaubensentwicklung in dieser frühen Lebensphase. Allerdings bedarf der Zusammenhang zwischen Säuglingstaufe und Glaubensweitergabe einer genaueren Betrachtung. Denn es gibt keinen Automatismus zwischen der Taufe eines Kindes und der Entwicklung eines lebendigen, tragfähigen Glaubens im späteren Leben. Nur wenn die Säuglingstaufe

der Startschuss ist für einen gemeinsamen Glaubensweg innerhalb der Familie und kein singuläres Ereignis bleibt, an das sich das Kind später nicht einmal erinnern wird, kann die Taufe ihre Wirkung entfalten. Erst dann wird das dem Täufling in der Taufe Zugesagte auch im Alltag zur beglückenden Erfahrung werden können: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17).

An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, allen herzlich zu danken, die sich Tag für Tag in der Bezeugung des Glaubens für die nächste Generation abmühen, um jungen Menschen das weiterzugeben, was ihnen selbst kostbar geworden ist. Denn nicht immer tragen diese Mühen auch Früchte. Nicht selten wird der Eindruck eines vergeblichen Mühens zurückbleiben, wenn Kinder und Jugendliche andere Wege einschlagen und sich von einem aktiven Glaubensweg wieder abwenden. Doch auch im Evangelium konnten nicht alle, denen Jesus begegnete, beharrlich in seiner Nachfolge bleiben (etwa in Mt. 19,22 oder Joh. 6,66–67). Trotzdem bleibt das Fundament wichtig, das die Eltern für ihre Kinder und die Lehrerinnen für ihre Schüler legen. Was daraus später erwächst, haben wir sowieso nicht in der Hand. Wir dürfen es getrost in Gottes Hände legen – im Wissen, dass wir letztlich nur einen bescheidenen Beitrag zur Glaubensentwicklung eines anderen Menschen leisten können, das Entscheidende und Nachhaltige aber Gott selbst bewirken muss (vgl. 1. Kor. 3,5–11).

Der Glaube will ins Tun

So wichtig das Hören auf das Wort Gottes in der Heiligen Schrift auch ist – bei Abraham, den Propheten und der Predigt Jesu –, so entscheidend ist es, dass es nicht beim Hören bleibt, sondern dass das Gehörte Konsequenzen hat, und ins Tun führt: „Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak. 1, 22). Wenn der Glaube nur beim Hören bleibt, wird er auch nicht konkret. Und wenn er nicht konkret wird, hat er auch keine Relevanz für das Leben. Er bleibt letztlich bedeutungslos und wird sich früher oder später verflüchtigen. Kinder sind an diesem Punkt normalerweise

besonders sensibel. Sie spüren schnell, ob es sich nur um fromme Phrasen handelt oder ob mehr dahintersteckt. Deshalb ist es für die Glaubensentwicklung gerade im Kindesalter so wichtig, dass schon kleine Kinder am Umgang der Eltern miteinander und mit ihnen ablesen können, dass der Gottesglaube unser alltägliches Leben und unsere Verhaltensweisen prägt. Dass Kinder also nicht nur in der Bibel von Vergebung und Nächstenliebe hören, sondern diese auch im Alltag konkret erfahren. Und dass sie selbst die Möglichkeit haben, ihren Glauben aktiv zu leben und zu zeigen.

In einem katholischen Umfeld kann das zum Beispiel das Schmücken des Fronleichnamsaltars sein, das Ministrieren im Gottesdienst oder das Mitwirken beim Krippenspiel an Heiligabend. Als Jugendliche ändern sich zwar die Formen der Glaubenspraxis, doch das Anliegen bleibt dasselbe: der Glaube will konkret werden! Das kann sich zeigen durch die Mitarbeit in der verbandlichen Jugendarbeit, bei der Übernahme von Verantwortung im Zeltlager oder durch die Bereitschaft zu einem Freiwilligendienst. Allen diesen Aktivitäten gemeinsam ist der Wunsch, dass der gehörte Glaube Hand und Fuß bekommt und sich im konkreten Alltag beweisen kann. Jugendliche erlernen das am liebsten gemeinsam und dabei sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Je älter Kinder werden, desto mehr wird sich mit der Erkenntnis ihrer Weltverantwortung auch ihre Glaubenspraxis weiten: sie erkennen ihre Mitverantwortung für die Bewahrung der Schöpfung, sie wenden sich gegen Benachteiligungen in Kirche und Gesellschaft und setzen sich für „eine neue Erde, in der die Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr. 3,13) ein.

Dass sich ein solches soziales Engagement gut verbinden lässt mit der Erfahrung von Spaß und Gemeinschaft, zeigen so beeindruckende Beispiele wie die 72-Stunden-Aktion des BDKJ (72stunden.de) , die jährliche Sternsingeraktion (sternsinger.de) oder die „Initiative Schöpfung“ des ökumenischen Netzwerks für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung im Alltag (initiativeschoepfung.net).

Der Glaube muss erwachsen werden Was kommt nach dem Kinderglauben? „Nicht mehr viel“, mögen manche denken. Doch das muss nicht zwangsläufig so sein. Ich bin davon überzeugt, dass ein gutes Glaubensfundament auch noch viele Jahre und Jahrzehnte später tragen kann, selbst wenn es zwischenzeitlich fast vergessen wird. Auch ich denke nicht jeden Tag an das Fundament meines Hauses, bin aber dankbar dafür, wenn einmal Stürme oder gar Orkane hinwegziehen und das Haus trotzdem stehen bleibt. Vor allem in der Krise muss sich bewähren, ob mein Glaube trägt und hält: „Die Glaubensentwicklung entscheidet sich wesentlich an einem Punkt: an der existenziellen Auseinandersetzung mit dem Leiden, mit dem Tod, mit der Sterblichkeit von allem“ (Stefan Jürgens). Erst in solchen Grenzsituationen, in denen ich als Mensch schnell am Ende meiner begrenzten Möglichkeiten bin, kann ich als Glaubender erfahren, dass Gott erst am Anfang seiner unbegrenzten Möglichkeiten ist. Und dann darf vielleicht auch ich die Erfahrung machen: „Wenn schon der Kinderglaube das Vertrauen in Gottes voraussetzungslose und bedingungslose Liebe durch das Evangelium von Christus erkannt hat, dann führen die Krisen und Irritationen der eigenen Wirklichkeitserfahrung nicht etwa von Gott weg, sondern zu ihm hin“ (Hans-Joachim Eckstein). Aber auch dafür gibt es keinen Automatismus, keine Garantie, keine letzte Gewissheit, wohl aber eine berechtigte Zuversicht, eine innere Plausibilität, eine vage Hoffnung. Im Lied „Kleines Senfkorn Hoffnung“ klingt das so: „Kleines Pflänzchen Hoffnung, mir umsonst geschenkt, werde ich dich pflegen, dass du größer wirst, dass du wirst zur Staude, die uns Früchte bringt, Früchte trägt für alle, alle, die im Abseits sind“

Bei allen Wandlungen, die der Kinderglaube bis ins hohe Erwachsenenalter durchlaufen wird, können manche seiner prägenden Elemente durchaus ein ganzes Leben über erhalten bleiben. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit zum Staunen – über die Wunder in der Natur, über das Wunder eines neugeborenen Kindes, über das Wunder einer unerwarteten Versöhnung oder ganz

allgemein über das Wunder der Liebe. Damit der Glaube auch tragfähig bleibt, nachdem er die Kinderschuhe abgelegt hat, bedarf es meiner Überzeugung nach vor allem einer reifen und personalen Christusbeziehung. Wenn ich das Freundschaftsangebot Jesu für mich persönlich höre und annehme, nicht nur als Kind, sondern auch als Erwachsener (vgl. Joh. 15,15), dann kann mich diese Freundschaft durch das ganze Leben begleiten und tragen. Im Grunde geht es auch beim Glauben an einen personalen Gott, dessen geliebtes Kind ich zeitlebens bin, um das, was schon 1930 in einem bekannten Schlager so ausgedrückt wurde:

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. Ein Freund bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt. Drum sei auch nie betrübt, wenn dein Schatz dich nicht mehr liebt. Ein Freund, ein guter Freund, das ist der größte Schatz, den es gibt.“

Autor

Thomas Maria Renz ist Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Renz wurde 1984 in Rom für die Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Priester geweiht. Am 29. April 1997 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Rucuma und zum Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Er war bis zu seiner Ernennung zum Weihbischof 1997 in Bad Saulgau tätig. Mit 39 Jahren war er das jüngste Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Aufgrund seiner unkomplizierten Art gilt er als Bischof der Jugend. Er ist als Leiter der Hauptabteilung Jugend des bischöflichen Ordinariats in Rottenburg Vorstand der Jugendstiftung just. Seit 2005 ist er Familiare im Deutschen Orden. Thomas Maria Renz ist Teil des theologischen Beirats von de’ignis.

„Kleines Pflänzchen Hoffnung, mir umsonst geschenkt, werde ich dich pflegen, dass du größer wirst, dass du wirst zur Staude, die uns Früchte bringt, Früchte trägt für alle, alle, die im Abseits sind.“

Jugendliche

biblisch-orientiert durch die Sturm- und Drangzeit der Pubertät begleiten

• Ressourcenorientierte Erziehung – ein Begriff, der die pädagogische Diskussion in den letzten Jahren stark geprägt und bereichert hat. Die KI von Google schreibt dazu Folgendes:

„Ressourcenorientierte Kindererziehung bedeutet, den Fokus in der Erziehung auf die Stärken, Fähigkeiten und Potenziale eines Kindes zu legen, anstatt sich hauptsächlich auf Defizite und Probleme zu konzentrieren. Ziel ist es, eine positive Entwicklung zu fördern, indem die vorhandenen Ressourcen des Kindes erkannt, wertgeschätzt und genutzt werden.“

Kernpunkte der ressourcenorientierten Kindererziehung

• Stärken statt Schwächen: Statt Defizite zu betonen, wird der Blick auf die positiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen des Kindes gerichtet.

• Gleichwürdigkeit: Eine gleichwürdige Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern ist wichtig, bei der die Perspektive des Kindes ernst genommen wird.

• Positive Selbstwahrnehmung: Die Kinder sollen lernen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ein positives Selbstbild zu entwickeln.

• Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit: Ressourcenorientierung fördert die Eigenständigkeit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

• Aktive Teilnahme: Kinder werden ermutigt, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und ihre eigenen Ideen einzubringen.

• Förderung von Beziehungen: Eine ressourcenorientierte Haltung trägt zu einer positiven Beziehung zwischen Kind und Erziehenden bei.

• Vielfältige Ressourcen: Ressourcen können unterschiedliche Dinge umfassen, wie z. B. soziale Kompetenzen, Kreativität, körperliche Fähigkeiten, Interessen oder auch Unterstützung durch das Umfeld.

Praktische Umsetzung

• Beobachtung und Wertschätzung: Beobachtung der Kinder, um ihre Stärken und Interessen zu erkennen und diese wertzuschätzen.

• Positive Kommunikation: Sprache, die die Stärken hervorhebt und ermutigend ist.

• Schaffung von Gelegenheiten: Bereitstellung von Situationen, in denen Kinder ihre Ressourcen einsetzen und erleben können.

• Partizipation: Einbeziehung der Kinder in Entscheidungen und Aktivitäten.

• Zusammenarbeit mit Eltern: Gemeinsame Arbeit an der Förderung der kindlichen Ressourcen.

Beispiele für ressourcenorientierte Aktivitäten

• Rollenspiele: Kinder können ihre Kreativität und sozialen Fähigkeiten in Rollenspielen ausleben.

• Kreative Angebote: Malen, Basteln, Musizieren oder andere kreative Tätigkeiten, die individuelle Stärken fördern.

• Bewegungsangebote: Aktivitäten, die die körperlichen Fähigkeiten und den Spaß an Bewegung in den Vordergrund stellen.

• Naturerfahrungen: Erkunden der Natur, Beobachten von Tieren und Pflanzen, um die Sinne anzusprechen und die eigenen Fähigkeiten zu entdecken.

Ressourcenorientierte Kindererziehung ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken und ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Wie aber sieht es praktisch aus, wenn Kinder ins Jugendalter kommen und Eltern, Erzieher und Lehrer herausfordern? Wie können wir sie dann so begleiten, dass sie sich ernst genommen fühlen, wir als Erwachsene aber gleichzeitig unsere Schutz- und Fürsorgepflicht auch aus biblischer Sicht in angemessener Weise wahrnehmen können?

Dr. Ute Horn und ich haben schon vor vielen Jahren – ganz im Sinne der oben beschriebenen Grundsätze – ein Buch über den Umgang mit sensiblen Themen bei Heranwachsenden geschrieben:

Diskussionen positiv sehen 1 Diskussionen, Auseinandersetzungen bis hin zum Streit sind gut, solange es uns gelingt, beim Thema zu bleiben, das Gegenüber ernst

zu nehmen und die Gefühle des anderen nicht zu verletzen. Wobei ich den Teenagern zugestehen muss, dass sie Lernende sind. Es gibt einen Satz, den ich mir immer wieder sage: „Nicht die Jungen müssen die Alten verstehen, sondern die Alten die Jungen, denn sie waren schon einmal jung.“

Nicht jeder Satz, in Wut ausgesprochen, ist auf die Goldwaage zu legen. Auch wenn es sein sollte, dass Ihre Tochter Sie anschreit: „Ich hasse dich!“ und dann weinend in ihr Zimmer läuft, so meint sie doch in Wahrheit nicht Sie persönlich, sondern sie hasst, dass Sie Macht über sie haben, ihr Dinge zu verbieten. Gehen Sie immer in einer verständnisvollen, vergebenden Art an solche Gespräche.

Überall, wo Menschen eng zusammenleben, gibt es Auseinandersetzungen. Sie sind wichtig und notwendig. Es ist einfacher, damit umzugehen, wenn ich ein Ja dazu finde und Streit nicht sofort als eine Art Bedrohung erlebe. Sind Sie harmoniebedürftig und bisher eher von Ihren Kindern verwöhnt? Stellen Sie sich besser darauf ein, dass die Pubertät eine Zeit der Machtkämpfe und Diskussionen wird. Seien Sie bereit, ein Prellbock für Ihren Teenager zu sein, an dem er sich reiben kann, damit er herausfinden kann, was er wirklich will und lernt, was der gute Weg ist!

Als unser zweites Kind in die Pubertät kam und die ersten Machtkämpfe und stundenlangen Diskussionen mit mir austrug, spürte ich eine innere Freude über die vor uns liegende Zeit. Spontan stand mir die Szene aus dem „Dschungelbuch“ vor Augen, als der dicke, starke Bär Balu das Menschenkind Mogli auffordert, mit ihm zu kämpfen, um ihm beizubringen, wie man ein richtiger Bär wird. Und ich sagte zu unserem Sohn: „Komm, kämpf mit mir. Wenn du die besseren Argumente hast, kannst du siegen, aber wenn ich sie habe, musst du dich beugen.“

Haben Sie diese Bereitschaft, Ihrem Kind Rede und Antwort zu stehen?

Nachdem unsere 16-jährige Tochter mit uns drei Stunden über ein Thema diskutiert

hatte, sagte ich: „Jetzt ist aber wirklich genug. Jetzt haben wir das Thema von allen Seiten ausreichend beleuchtet.“ Daraufhin sagte sie: „Mama, das Diskutieren macht aber so viel Spaß!“

Ich kenne viele Erwachsene und Jugendliche, die darunter leiden, sich mit den eigenen Eltern nie auseinandergesetzt zu haben: Die Eltern überlassen die Jugendlichen entweder sich selbst oder sie erwarten Gehorsam, ohne den Standpunkt zu erklären.

Erwachsenwerden bedeutet, zu hinterfragen, ob die Werte der Eltern auch die eigenen werden können. Lehrer erzählen oft, dass die Teenager zwar zu Hause sehr aufmüpfig seien, aber in der Schule die Ansichten der Lehrer lautstark als die ihren verkündeten. Es lohnt sich, sich mit den Gedanken der jungen Leute auseinanderzusetzen.

Anregungen zu Gesprächen mit heranwachsenden Jugendlichen 2 Wenn wir mit unseren heranwachsenden Kindern über so sensible Bereiche wie Sexualität sprechen, ist es sehr wichtig, dass wir es nicht mit erhobenem moralischem Zeigefinger tun. Die Folge wäre, dass sich die erwachsen werdenden Jugendlichen sofort verschließen würden. Sie sind ja von ihrer Entwicklung her in einer Phase, in der sie sehr viel Wert auf die Respektierung der Grenzen ihrer Persönlichkeit legen. Sie reagieren allergisch darauf, wenn sie den Eindruck haben, von den Eltern oder anderen Autoritätspersonen wie Kinder behandelt zu werden. Wer das Vertrauen seiner heranwachsenden Jugendlichen haben will, muss es bewahren und immer wieder neu gewinnen.

Es gibt einen Unterschied zu früheren Zeiten, der darin besteht, dass Autorität nicht mehr automatisch an eine Funktion wie Eltern, Lehrer oder Pfarrer geknüpft ist, sondern sich durch Glaubwürdigkeit und Kompetenz immer wieder neu legitimieren muss. Ähnlich verhält es sich mit dem Vertrauen zwischen Eltern und heranwachsenden Kindern.

Unsere Kinder werden nur dann ein offenes Gespräch über ihre persönlichsten

Lebensbereiche führen und einen Einblick in ihre intimen Gedanken gewähren, wenn wir für sie vertrauenswürdig sind.

Ich bin erstaunt, wie genau unsere beiden Kinder beobachten – und auch früher schon beobachtet haben –, wie wir als Ehepartner miteinander umgehen. Dabei sind wir auch nur ganz normale Menschen, eben keine Idealmenschen, mit Konflikten, Schwierigkeiten und Herausforderungen. So gab es auch in unserer Ehe Situationen mit Spannungen und Streit, aber wir achteten als Ehepaar sehr sorgfältig darauf, dass die Kinder, wenn sie einen Konflikt von uns Eltern miterlebten, auch die Versöhnung mitbekamen. Eines Tages hörte ich zufällig ein Gespräch zwischen meinem damals 16-jährigen Sohn und einem seiner Freunde, in dem er Folgendes erzählte: „Wenn meine Eltern sich streiten, ist es ganz lustig. Denn wenn mein Vater aus dem Haus geht und wegfahren muss, dauert es keine 15 Minuten, bis er anruft und sich bei Mama entschuldigt. Sonst kann er nicht predigen. Er ist nämlich Pastor.“

Eltern brauchen nicht fehlerfrei zu sein, aber glaubwürdig müssen sie sein – zumindest dann, wenn sie das Vertrauen ihrer Kinder haben wollen. Ich empfand es als ein riesiges Kompliment, als vor einiger Zeit mein damals 22-jähriger Sohn zu meiner Frau und mir sagte: „Ich finde, dass ihr keine Idealehe führt, aber wenn ich das mal mit meiner Frau so hinbekomme wie ihr, dann wäre das super. Ich wäre echt zufrieden. Und außerdem, was ich euch schon immer mal sagen wollte: Wir sind eine echt coole Familie.“

Begleitung durch die Sturm- und Drangzeit der Pubertät 3

Das Bemühen um Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und um eine Familienatmosphäre, die von Echtheit geprägt ist, bildete bei uns die Grundlage für so manches persönliche Gespräch zwischen Vater und Sohn – auch in den schwierigen Jahren der Sturm- und Drangzeit der Pubertät. Immer wieder ging ich mit meinem Sohn abends essen und wir führten viele Gespräche von „Mann zu Mann“ (übrigens eine gute Tradition, die wir bis heute pflegen).

In diesen Gesprächen erfuhr ich sehr viel

über seine persönlichsten und geheimsten Gedanken. Einmal sagte er zu mir: „Papa, ich weiß, dass du mit dem, was ich dir jetzt erzähle, nicht einverstanden bist, aber ich bin noch jung, ich brauch das jetzt einfach. Aber mach dir keine Sorgen, später werde ich dann schon vernünftig.“

Durch diese vertraute „Männerrunde“ erfuhr ich viele Dinge von ihm (Mama durfte davon nichts erfahren, auch wenn es meist harmlose Dinge waren, aber wir redeten eben von Mann zu Mann), behielt aber auch Einfluss auf ihn. Über vieles diskutierten wir ausgiebig; nicht über alles konnten wir uns einigen. Aber ich bemerkte, wie er über meine Argumente nachdachte, und oft stellte ich erstaunt fest, wie er bei Gesprächen mit seinen Freunden die von mir gehörten Argumente vertrat.

Es ist wichtig für Eltern, Lehrer und auch Pfarrer zu realisieren, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt Teenagern nichts mehr aufzwingen kann. Entweder man besitzt ihr Vertrauen oder man verliert seinen Einfluss auf sie.

Das bedeutet nicht, dass man sich den Jugendlichen anbiedert – weder im Stil noch in den Inhalten. Um reifen zu können, brauchen sie Reibungsflächen. Sie brauchen Widerstand, mit dem sie sich auseinandersetzen können, um zu eigenständigen, kraftvollen Persönlichkeiten werden zu können. Nicht der moralische Zeigefinger ist es, den sie brauchen, sondern Persönlichkeiten, die bereit sind, mit ihnen zu diskutieren, zu streiten und zu ringen, weil sie um ihr Wohlergehen besorgt sind. Junge Leute spüren sehr deutlich, ob sie jemand rechthaberisch und moralisierend zutextet oder ob jemand wirklich von Herzen um sie besorgt ist.

Was sagt der Vater seinem Sohn? In diesen oben erwähnten Gesprächen hatte ich Gelegenheit, meinem Sohn immer wieder wertvolle Impulse zu vermitteln, von denen ich einige wiedergeben möchte:

• Mit Mädchen spielt man nicht. Sie sind Menschen mit Würde. Fummeln, Antatschen, Spielereien, nur um seine Lust und

Unsere Kinder werden nur dann ein offenes Gespräch über ihre persönlichsten Lebensbereiche führen und einen Einblick in ihre intimen Gedanken gewähren, wenn wir für sie vertrauenswürdig sind.

Neugierde zu befriedigen, verletzt die Würde des Mädchens, aber auch die eigene. Sie sind Töchter ihrer Mütter. Denke daran, mit wie viel Fürsorge, Respekt und Liebe wir in unserer Familie miteinander umgegangen sind. Denke an deine Schwester, möchtest du, dass man mit ihr leichtfertig, erniedrigend, nur die Lust befriedigend umgeht?

• Jeder Mensch hat ein Geheimnis. Jeder Körper ist anders gestaltet, auch die Geschlechtsteile sehen bei jedem Menschen etwas anders aus. Es gibt zwar einen anatomischen Grundbauplan, aber jeder Mensch ist individuell und etwas anders gestaltet. Auch beim Orgasmus reagiert jeder Mensch individuell auf andere Weise und das ist gut so. Du hast ein Geheimnis, jeder Junge hat ein Geheimnis, jedes Mädchen hat ein Geheimnis. Dieses Geheimnis sollte nur ein Mensch wissen und erleben: Der zukünftige Ehepartner. Wenn du es aber mit Mädchen zu tun hast, so taste ihr Geheimnis nicht an, es gehört dir nicht, es gehört ihrem zukünftigen Ehemann. Aber pass auch auf dich selbst auf und lass dir dein Geheimnis nicht entreißen. Bewahre dich auf für deine

einzige zukünftige Frau. Nur sie sollte dein Geheimnis kennen.

• Wer das Geheimnis des anderen Menschen respektiert und sich selbst bewahrt, hat es leicht, bis zum Ende seines Lebens dem einen Partner treu zu sein. Wer leichtfertig mit sich selbst und anderen umgeht, hat es schwer, wirklich treu zu sein.

• Wer das Geheimnis der Ehe nicht wertachtet und hoch schätzt, wird in Zeiten der Anfechtung und Krise nicht treu sein können.

Diese Inhalte bewegten wir in unseren Gesprächen immer wieder. Ich bin heute sehr dankbar dafür, dass aus dem Teenager von damals ein verantwortungsbewusster junger Mann geworden ist, der vielleicht nicht in allen Dingen genauso denkt wie ich, aber dem man vertrauen kann – auch in dieser Beziehung.

Anregungen zu Gesprächen zwischen Vater und Tochter 4 Gespräche in der vorher beschriebenen Art fanden immer wieder auch mit meiner

Tochter statt, wenn auch nicht in der Häufigkeit und Intensität wie mit meinem Sohn. Allerdings hatte meine Frau in der Zeit ihrer Entwicklung sehr persönliche, enge und vertrauliche Gespräche mit ihr. Es war für uns in der Familie völlig in Ordnung, wenn Papa mit ihm redete und Mama mit ihr. Allerdings erinnere ich mich noch gut an ein Seminar, das ich für die heranwachsenden jungen Leute in unserer Gemeinde zu diesem Thema hielt. Sehr aufmerksam verfolgte sie jedes Wort von mir, und Jahre später sagte sie mir: „Papa, ich weiß noch genau, was du damals alles gesagt hast. Ich hatte nämlich Angst, es könnte peinlich für mich werden, aber ich fand’s dann echt gut. Ich hab das bis heute nicht mehr vergessen.“

Du bist nicht altmodisch, wenn … Ich denke, es ist wichtig, wenn wir unsere Töchter darüber aufklären, dass es Unterschiede in der Sexualität zwischen Mann und Frau gibt und Mädchen sich vor der drängenden Art der Sexualität, wie sie bei Männern überwiegend zu finden ist, schützen dürfen. de’ignis-magazin – Impulse und Erfahrungen

Die sogenannte sexuelle Befreiung der 68er beseitigte einen wichtigen Schutz für die weibliche Sexualität. Männer finden bekanntlich Erregung und Befriedigung durch äußere Reize, während die weibliche Sexualität mehr auf Beziehung, Nähe und das Gefühl, sich auf den anderen verlassen zu können, reagiert. Ungezügelte, lustorientierte Sexualität, wie sie in den Medien, der Werbung und social media propagiert wird, kommt eher der männlichen Sexualität entgegen und beraubt die Frauen eines wichtigen Schutzes.

Wie oft habe ich in der Seelsorge von jungen Frauen gehört, dass sie sich von Männern ausgenutzt und benutzt fühlten: „Sei nicht so zickig, stell dich nicht so an, was bist denn du für eine, alle machen es … bei dir stimmt wohl was nicht …“, etc.

Das sind Aussprüche, mit denen sich viele Männer Frauen gefügig machen. Wer möchte schon als verklemmt gelten? Also geben viele Frauen ihre Grenzen auf – und bereuen es hinterher bitter.

Ich denke, es ist eine wichtige Aufgabe gerade für uns Väter, unseren Töchtern zu vermitteln: Du bist nicht altmodisch, zickig oder verklemmt, wenn du dein Geheimnis schützt. Es ist wichtig, dass gerade wir Väter unsere Töchter auffordern, sich vor der gefährlichen Seite der männlichen Sexualität zu schützen.

Auch hier sind wir Väter aufgefordert unseren Töchtern taktvoll und behutsam ein Bewusstsein dafür zu geben, was eine freizügige Art der Kleidung mit den Jungs in ihrem Inneren anstellt, weil sie ja auf äußere Reize reagieren. Es ist nicht altmodisch, sondern rücksichtsvoll gegenüber seinen männlichen Kameraden und Freunden, wenn man nicht jeden Trend der Mode mitmacht. Wir erweisen unseren Töchtern damit einen wichtigen Dienst zu ihrem eigenen Schutz.

Entziehe dich der Verpflichtung zur Intimität

Das Jugendalter, die Pubertät, ist für junge Menschen eine sehr kritische und verwundbare Phase. Der junge Mensch entwächst dem Schutz des Elternhauses, die Gruppe

der Gleichaltrigen gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und die Gesellschaft tritt mit ihren Erwartungen an den jungen Menschen heran: Für welchen Beruf bist du geeignet, wie intelligent, leistungsfähig und produktiv, wie nützlich kannst du für die Gesellschaft, die Wirtschaft oder den Staat sein?

Durch Eignungstests und Intelligenztests fühlt sich der junge Mensch auf dem Prüfstand. All das ist für den jungen Menschen zutiefst verunsichernd. Ist er doch gerade in dieser Zeit auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Weil er innerlich verunsichert ist, braucht der junge Mensch gerade für seine Intimität Schutz. Nun soll er sich auch noch im Bereich des Persönlichsten, Intimen preisgeben, sich ausprobieren lassen, notwendige Grenzen zum Schutz seiner Persönlichkeit preisgeben. Es war der bekannte Psychologe Erik Erikson, der darauf hinwies, dass die „Verpflichtung zur Intimität“ in dieser hochsensiblen Phase statt zur Identitätsfindung zur Identitätsdiffusion und damit zum Zusammenbruch der Persönlichkeit führen kann.

Eltern tun ihren Söhnen und Töchtern keinen Gefallen, wenn sie diese „Verpflichtung zur Intimität“ unterstützen. Vielmehr können sie ihre Kinder ermutigen, ihre Intimität zu bewahren – ohne die Sorge, dadurch altmodisch zu wirken. Jugendliche dürfen erfahren, dass es ein Zeichen von Selbstachtung und Stärke ist, persönliche Grenzen zu schützen und die eigene Würde ernst zu nehmen. Wer lernt, die eigene Intimität zu wahren und die der anderen zu respektieren, legt eine wertvolle Grundlage für tragfähige, treue und vertrauensvolle Beziehungen im Erwachsenenalter.

Autor

Winfried Hahn ist Pastor und Pädagoge. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern studierte Pädagogik, war Pastor in mehreren freikirchlichen Gemeinden und absolvierte eine Ausbildung zum christlichen Therapeuten. Er ist Geschäftsführer des de’ignis-Sozialtherapeutischen Zentrums und Vorsitzender der de’ignis-Stiftung Polen. Er ist verantwortlich für den Fachbereich Theologie am de’ignis-Institut. Als Pastor im übergemeindlichen Dienst und Buchautor hält er Predigten, Vorträge und Seminare im In- und Ausland.

Fußnoten

1 Horn, U., & Hahn, W. (2013). Baustelle erste Liebe: Mit Teenagern über Freundschaft, Liebe und Sexualität sprechen. dip3 Bildungsservice GmbH. (Frühere Auflagen: SCM Hänssler.) S. 16 f.

2 Ebd. S. 106–112.

3 Hartmann, C. J., & Hahn, W. (Hrsg.). (2003). Damit die Seele heil wird : Entstehung und Behandlung psychischer Probleme. Hänssler. Hänssler. S. 225 ff.

4 Ebd. S. 66 ff.

Literatur

• Horn, U., & Hahn, W. (2013). Baustelle erste Liebe: Mit Teenagern über Freundschaft, Liebe und Sexualität sprechen. dip3 Bildungsservice GmbH. (Frühere Auflagen: SCM Hänssler.)

• Hartmann, C. J., & Hahn, W. (Hrsg.). (2003). Damit die Seele heil wird: Entstehung und Behandlung psychischer Probleme. Hänssler.

Herausforderungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Erfahrungen aus der Praxis.

• Als das de’ignis-Institut mich anfragte, ob ich meine Erfahrungen als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin im de’ignis-Magazin teilen möchte, war ich zunächst zögerlich. Denn das Schreiben – ob Anträge, Berichte, Arztbriefe, Gutachten oder Stellungnahmen – gehört zu den wenigen Bereichen, die

mir meine Arbeit immer wieder verleiden. Und nun auch noch ein Artikel im de’ignisMagazin! Gleichzeitig bot sich mir darin aber auch eine Chance: die Gelegenheit und die Herausforderung, mich schriftlich mit einem beruflichen Herzensanliegen auseinanderzusetzen, dessen Umsetzung mich

schon lange intensiv beschäftigt. Alle, die beruflich oder privat mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, kennen die Probleme, die durch die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz entstehen. Ich argumentiere in diesem Artikel, dass es niedrigschwellige Gruppenangebote geben sollte,

de’ignis-magazin – Therapeutische Fachartikel

um diese Zeit konstruktiv zu überbrücken. Dafür jedoch müssen Rahmenbedingungen verändert werden, die solche Lösungen bislang verhindern – zum Schaden der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien.

Zunächst möchte ich meine beruflichen Erfahrungen teilen, wobei der Schwerpunkt auf der Arbeit mit Jugendlichen und ihren Familien liegt.

• Psychische Erkrankungen im Jugendalter nehmen zu und werden insgesamt komplexer. Dies belegen zahlreiche Studien (bspw. COPSY-Längsschnittstudie 2020 –2024, UKE Hamburg).

• Wartezeiten auf einen Therapieplatz oder Klinikplatz sind oft unzumutbar lang. Häufig betragen sie weit über sechs Monate – mit gravierenden Folgen. Studien zeigen, dass lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz das Risiko einer Chronifizierung der Symptomatik erhöhen können. Darüber hinaus haben Jugendliche wichtige Entwicklungsaufgaben wie den Aufbau von Beziehungen, die Ablösung von den Eltern, das Erlangen von Selbstständigkeit sowie die Entwicklung einer eigenen Identität zu bewältigen. Eine Verzögerung in der Bewältigung dieser Aufgaben kann langfristig negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben.

• Während der Wartezeit auf einen Therapieplatz fühlen sich Familien häufig alleingelassen. Die Belastung, Frustration und Überforderung der Eltern sind enorm, besonders da Bezugspersonen im Jugendalter nur noch begrenzt Einfluss auf ihre Kinder haben. Dies kann zu einer erhöhten Anspannung innerhalb des gesamten Familiensystems führen. Studien zeigen, dass Geschwisterkinder von psychisch erkrankten Kindern oder Jugendlichen ein erhöhtes Risiko aufweisen, selbst psychische Probleme zu entwickeln.

• Die Schwelle, bei Jugendlichen erstmalig freiwillig zur Therapie zu gehen, ist häufig hoch. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Einer davon ist die Angst vor negativer Bewertung und Scham („Ich bin doch kein Psycho“).

• Während der Ferienzeit, in der es an strukturierten Abläufen und therapeutischer Unterstützung mangelt, können teilweise

Rückschritte beobachtet werden.

• Für viele Jugendliche ist es hilfreich, nach Abschluss der Therapie ein Angebot (einen „sicheren Ort“) zu haben, an dem sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können.

Diese Erfahrungen zeigen, dass Wartezeiten und lückenhafte Betreuung den Druck und die Folgen für junge Menschen und deren Familien erheblich erhöhen. Deshalb sollten wir kreative Wege finden, diese Leidenszeit zu verkürzen und frühzeitig Hilfe anzubieten. Mein Herzensanliegen ist es daher, niedrigschwellige Gruppenangebote als Übergangslösung und frühzeitige Unterstützung für Jugendliche anzubieten. Dabei ist es wichtig, die folgenden Fragestellungen zu erörtern.

• Welche Vorteile bringen Gruppenangebote mit sich?

• Welche Inhalte sind von besonderer Bedeutung und sollten prioritär berücksichtigt werden?

• Mit welchen Herausforderungen ist bei der Umsetzung zu rechnen?

Vorteile von Gruppenangeboten bei Jugendlichen Therapeutische Gruppenangebote bieten Jugendlichen zahlreiche Vorteile: Sie erleben Gemeinschaft und Zugehörigkeit, was das Gefühl von Isolation deutlich reduziert. Im geschützten Rahmen können Jugendliche voneinander lernen und dabei den eigenen Selbstwert aufbauen. Besonders der Austausch mit Gleichaltrigen fördert Offenheit und Akzeptanz, wodurch Scham und Ängste abgebaut werden.

Welche Inhalte sind von besonderer Relevanz?

Diesen Punkt möchte ich ausführlicher behandeln, da es sich bei einem Gruppenangebot um ein Übergangsangebot handelt, das die Einzeltherapie nicht ersetzen kann. Dazu zunächst ein kleiner Ausflug in die Grundbedürfnisse von Jugendlichen. Einer der bekanntesten Theoretiker, der sich mit Grundbedürfnissen beschäftigt hat, ist Klaus Grawe. Die folgenden vier psychischen Grundbedürfnisse gelten für alle Menschen und sind vor allem für die

gesunde Entwicklung der Jugendlichen zentral. Die Erfüllung der Grundbedürfnisse beeinflusst maßgeblich das Verhalten und das Wohlbefinden von Jugendlichen.

• Bindung: Jugendliche brauchen stabile Beziehungen und ein Gefühl der Zugehörigkeit.

• Orientierung und Kontrolle: Sie wollen ihre Welt verstehen und bei wichtigen Entscheidungen mitbestimmen.

• Selbstwert: Anerkennung erleben und Abwertung vermeiden ist zentral für das Wohlbefinden von Jugendlichen.

• Lustgewinn/Unlustvermeidung: Freude empfinden und negative Erlebnisse möglichst vermeiden stehen im Fokus. Diese Grundbedürfnisse sind eng miteinander verwoben und beeinflussen sowohl die psychische Gesundheit als auch die soziale Entwicklung eines jungen Menschen. Jugendliche, die psychisch belastet sind, erleben häufig eine tiefgehende Nichterfüllung ihrer Grundbedürfnisse, was ihre Herausforderungen im Alltag verstärkt.

Lassen wir Nicole, eine 17-jährige Jugendliche zu Wort kommen, die psychisch belastet ist und uns von ihrem Alltag und den Verletzungen ihrer Grundbedürfnisse berichtet.

Mein Name ist Nicole. Ich bin 17 Jahre alt und auf der Suche nach einem Therapieplatz, beziehungsweise meine Eltern sind auf der Suche nach einem Therapieplatz für mich. Ich bin müde – nicht nur körperlich, sondern auch innerlich. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich echte Leichtigkeit anfühlt. Mein Alltag fühlt sich oft wie ein endloser Kreislauf von Sorgen und Überforderung an. Es gibt Tage, an denen ich mich frage, wie ich überhaupt durchhalte. Die psychischen Belastungen, die ich erlebe, sind wie eine unsichtbare Last, die mich jeden Morgen begleitet und mich selbst in den ruhigeren Momenten nicht loslässt. Jeden Morgen wache ich mit dem gleichen Gedanken auf: Ich will nicht aufstehen. Nicht, weil ich faul bin, sondern weil mich der Tag wie eine Welle überrollt, bevor ich überhaupt die Augen aufgemacht habe. Jeder Tag gleicht einem endlosen Spießrutenlauf, bei dem das pure Durchhalten die Hauptrolle spielt und echtes Leben ins Abseits rückt.

Verletztes Bindungsbedürfnis

Besonders schmerzhaft ist die Distanz zu meinen Eltern, die zwar physisch anwesend sind, aber emotional meilenweit entfernt. Es ist, als ob sie in ihrer eigenen Welt gefangen sind, überfordert von ihren eigenen Sorgen und auch den Herausforderungen mit mir. Sie hören mich zwar, aber verstehen mich nicht und es fühlt sich an, als ob sie permanent enttäuscht von mir und meinem Verhalten sind. Auch in der Schule fühle ich mich nicht wohl. Schulfreunde gibt es zwar, aber echte Freundschaften, bei denen ich mich sicher und verstanden fühle, scheinen unerreichbar. Es ist schwer, umgeben von Gleichaltrigen zu sein und sich dabei abgrundtief einsam zu fühlen.

Verletztes Kontroll- und Autonomiebedürfnis

Gerne würde ich in meinem Leben viel mehr Entscheidungen selbst treffen, meine eigenen Ziele verfolgen und mein Leben gestalten. Doch die Realität sieht anders aus. Alles in meinem Leben fühlt sich fremdbestimmt an.

In der Schule werde ich bewertet, ohne dass jemand versteht, wie viel Kraft mich schon der Weg dorthin gekostet hat. Zuhause wird entschieden, wie viel Medienkonsum für mich gut ist oder wann ich schlafen sollte, damit ich morgen für die Schule ausgeruht bin – meine Stimme zählt nicht. Sogar mein eigener Körper gehorcht mir nicht: Die Panikattacken kommen einfach, ich schaffe es nicht, mich zu beruhigen, wenn es mir schlecht geht. Ich habe das Gefühl, keine Kontrolle über mich oder mein Leben zu haben.

Verletzter Selbstwert/ Selbstwertschutz

Ich habe das Gefühl, ich muss mich die ganze Zeit beweisen – in der Schule, bei Gleichaltrigen und sogar bei meiner Familie. Und trotzdem reicht es nie. Nie bin ich schlau genug, schön genug, stark genug. Wenn mich jemand kritisiert, zerreißt es mich innerlich. Ich lasse mir zwar nichts anmerken, aber in mir schreit alles. Ich nehme mir alles so zu Herzen und grüble dann stundenlang.

Lustgewinn und Unlustvermeidung

Wenn ich an positive Erlebnisse denke, fällt mir kaum etwas ein. Weder in der Schule noch in der sogenannten Freizeit, für die ich auch keine Kraft habe. Am liebsten verkrieche ich mich in mein Zimmer und schau in mein Handy. Das hilft mir, den Alltag zu vergessen und außerdem kann ich dabei auch nichts falsch machen, außer dass es meine Eltern nervt.

Dieser Bericht von Nicole zeigt deutlich die permanente und gravierende Verletzung der Grundbedürfnisse. Um den oft sehr schweren Alltag psychisch belasteter Jugendlicher zu erleichtern, wünsche ich mir während der Wartezeit ein Gruppenangebot, dessen Ziel es ist, diese Bedürfnisse fokussiert in einer wertschätzenden und sicheren Gruppenatmosphäre zu stärken (selbstverständlich werden Grundbedürfnisse auch in der Einzeltherapie im Rahmen der Behandlung der psychischen Erkrankung berücksichtigt). Inhalte könnten folgendermaßen aussehen.

Struktur und Ablauf

• Sechs bis acht Jugendliche treffen sich wöchentlich in einer festen Gruppe, geleitet von einer psychologisch ausgebildeten Fachkraft.

• Der Ablauf kombiniert Austausch, kreative Einheiten und gemeinsam geplante Aktivitäten.

• Partizipation steht im Mittelpunkt: Die Jugendlichen gestalten Inhalte aktiv mit.

Beispiele zur Umsetzung der Grundbedürfnisse nach Grawe

• Bindung: Die Gruppe beginnt jedes Treffen mit einer Aufwärmrunde, in der jede Person etwas Positives oder Schwieriges aus der Woche teilt. So entsteht Zugehörigkeit und gegenseitiges Vertrauen

• Kontrolle und Autonomie: Gemeinsam werden Gruppenthemen und kreative Projekte festgelegt.

• Selbstwert: Gegenseitige Anerkennung der Stärken, etwa durch kleine Briefe oder Komplimente, die verteilt werden. Symbolarbeit: Jugendliche gestalten eine „Ich-bin-was-wert-Collage“.

• Lustgewinn und Unlustvermeidung: Spaßbringende Aktivitäten werden gemeinsam geplant und organisiert. Positiver Aktivitäten-Plan: Jugendliche erstellen eine Liste mit kleinen Dingen, die guttun und alltagstauglich sind (z. B. „Musik hören“, „heiß duschen“ oder „Tagebuch schreiben“). Kurze Genussmomente werden in jede Sitzung eingebaut. Die Übung „Was tut mir nicht gut?“ hilft, Stressoren zu identifizieren und Alternativen zu erarbeiten.

Welche rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen können bei Gruppentherapien für Jugendliche während der Wartezeit auf einen Therapieplatz auftreten?

Gruppenangebote in der Wartezeit anzubieten, ist eine finanzielle Herausforderung, da die Krankenkassen in der Regel die Kosten erst nach einer vorliegenden Diagnose übernehmen. Es bedarf zusätzlicher Fördertöpfe, Spenden oder spezieller Programme, um solche Angebote dauerhaft zu ermöglichen. Auch rechtliche Aspekte spielen eine zentrale Rolle. Für Gruppenangebote mit psychisch belasteten Jugendlichen gelten strenge Datenschutz- und Schweigepflichtregelungen, die durch die Gruppensituation erschwert werden können. Die Verantwortung, die Aufsichtspflicht und der Schutz der Teilnehmenden müssen durch klare Konzepte gewährleistet sein. Es braucht verbindliche Regeln zum Umgang mit sensiblen Informationen sowie klare Abläufe und Verantwortlichkeit für akute Krisensituationen. Nicht zuletzt gilt es, zahlreiche organisatorische Herausforderungen zu meistern. Die Zusammenstellung der Gruppe sollte sorgfältig erfolgen, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und Eskalationen zu vermeiden. Die Leitung der Gruppe erfordert Erfahrung mit der Zielgruppe, psychologisches Fachwissen und die Fähigkeit, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, ohne dabei einzelne Jugendliche zu überfordern oder zu gefährden. Die Abstimmung der Termine, Erreichbarkeit der Räumlichkeiten, Klärung der Zuständigkeiten und nicht zuletzt eine enge Vernetzung mit anderen Institutionen wie Ärzten, Praxen und

Schulen sind nötig, um dann auf die Angebote aufmerksam zu machen.

Fazit

Die bestehenden Herausforderungen sind erheblich und können auch hier nur angerissen werden, aber die positiven Effekte für Jugendliche sind enorm im Vergleich zur aktuellen Situation, in der sie häufig monatelang auf Unterstützung warten müssen. Es lohnt sich daher, gemeinsam konstruktive Lösungen zu erarbeiten, um Hindernisse innovativ zu überwinden und nachhaltige Strukturen aufzubauen. So kann gewährleistet werden, dass belastete Jugendliche wie Nicole sowie deren Familien zeitnah ein Angebot erhalten, das ihre Bedürfnisse berücksichtigt und ihnen eine Rückkehr in den Alltag ermöglicht. Damit es, wie Nicole sagt, nicht mehr nur ums Durchhalten geht, sondern wieder ein kleines Stück weit mehr um das Leben.

Literatur :

• COPSY-Längsschnittstudie 2020 – 2024, UKE Hamburg

• Grawe, K. (2004): Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.

Autorin

Christina Hoene ist Kinderund Jugendpsychotherapeutin. Sie ist verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Die positiven Effekte für Jugendliche sind enorm im Vergleich zur aktuellen Situation, in der sie häufig monatelang auf Unterstützung warten müssen.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg als Schlüssel für gelingende Kommunikation in Familien

Von Katrin Labs

• Als systemische Therapeutin arbeite ich mit jungen Klientinnen und Klienten in Einzelkontakten, zusätzlich allerdings auch intensiv mit deren Familienangehörigen. Die Art und Weise, wie in einer Familie miteinander umgegangen und gesprochen wird, kann entscheidend dazu beitragen, dass Beschwerden wie Essstörungen, Selbstverletzungen oder depressive Episoden entstehen oder bestehen bleiben. Auch wenn die Beziehungsgestaltung – bei einem multikausalen Störungsbild – nur einen Teil der Lösung ausmacht, erlebe ich die Arbeit an diesem Bereich in der Praxis meist als sehr wirkungsvoll.

„Ah, okay … Wieso sagt er es dann nicht so?“ Dieser Ausruf kommt von der 14-Jährigen, die gerade vor mir sitzt. In ihren Augen schimmern Tränen. Seit einiger Zeit begleite ich sie und ihre Eltern. Die Schülerin vernachlässigt zunehmend ihre Hausaufgaben und verbringt viel Zeit mit Freunden, die den Eltern unbekannt sind. Um ihrem körperlichen Schönheitsideal zu entsprechen, begann sie, ihre Nahrungsaufnahme stark einzuschränken, später entwickelte sie bulimisches Verhalten mit selbstinduziertem Erbrechen. Nach häufigen Streitgesprächen mit ihrem Vater verletzt sie sich selbst. Zuletzt stieg sie nachts aus dem Fenster, traf sich mit einem Jungen und kehrte erst in den Morgenstunden nach Hause zurück.

In meiner Arbeit übersetze ich viel. Nicht etwa vom Deutschen in eine Fremdsprache und zurück, sondern von Familienmitglied zu Familienmitglied. Zwischen „das wurde gesagt“ und „das war eigentlich gemeint“ Gerade hatte ich der Jugendlichen von meinem vergangenen Elterngespräch mit ihrem Vater berichtet, das letzte Woche stattfand. Im Gespräch mit dem Vater wurde ersichtlich, was hinter dem Anschreien seiner Tochter und dem vierwöchigen Hausarrest steckte. Er befürchtet, dass ihr jemand etwas antun könnte, dass sie sich überschätzt, sich in etwas verrennt und am Ende tief verletzt wird. Er liebt seine Tochter sehr und kann die Angst um sie kaum ertragen. Das war die Übersetzung. Gesagt hatte er zu seiner

Tochter: „Du bist das Letzte. Was erlaubst du dir eigentlich? Spinnst du jetzt völlig? Ausgang ist gestrichen. Du hast ab sofort Hausarrest. Her mit deinem Handy!“

Für meine Übersetzungen nutze ich Ansätze der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg. Ein zentrales Element der GFK ist die Selbstoffenbarung im Gespräch: Als Sprechende lasse ich das Gegenüber wissen, welche tieferen Beweggründe hinter meinem Verhalten oder meinen Aussagen stecken. Das schafft eine tragfähigere Basis für Konfliktlösung als Vorwürfe und Anklagen. Gerade das Aufeinandertreffen des Autonomiestrebens einer Jugendlichen mit dem Sicherheitsbedürfnis eines Vaters birgt Konfliktpotenzial. Sobald es jedoch gelingt, den anderen wissen zu lassen, was hinter den eigenen Verhaltensweisen oder Äußerungen steckt, können Konflikte entschärft und adäquater gelöst werden. Teil der Übersetzungsarbeit ist es ferner, dem Sprechenden zunächst den Zugang zu seinen eigenen Empfindungen sowie eigentlichen Intentionen und Bedürfnissen zu ermöglichen. Das sind meist sehr persönliche Momente, für die Einzelgespräche einen geschützten Rahmen bieten. So erlebe ich oftmals, dass hinter Wut und verletzenden Äußerungen eigentlich Angst, Zuneigung oder Traurigkeit stehen.

Bei der 14-Jährigen und ihrem Vater hat das Übersetzen spürbar geholfen. Sie hat verstanden, warum ihr Vater so reagierte, wie er reagierte. Das hat eine neue Basis für die beiden geschaffen. Sie konnten wieder in Beziehung zueinander treten.

Ich wünschte, es gäbe eine Rosenberg-App, die sich jedes Elternteil und jeder Jugendliche auf das Handy laden könnte und die automatisch übersetzt. Dann würde etwa bei der Aussage der Jugendlichen: „Ich hasse dich über alles! Du bist so scheiße!“ die Übersetzung auf dem Elternhandy erscheinen: „Ich fühl’ mich so beschissen. Ich bekomme das, was du von mir willst, nicht hin. Und ich mag mich selbst gerade sowieso nicht!“ Wäre das nicht etwas ungemein Praktisches?

Literatur

• Rosenberg, Marshall. B. (2009): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. 8. Aufl. Paderborn: Junfermann.

• Gaschler, F. & Gaschler, G. (2007): Ich will verstehen, was du wirklich brauchst. Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Das Projekt Giraffentraum. 10. Aufl. München: Kösel.

• George, Y. (2019): Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Bleibe mit deinem Kind in Verbindung –trotz Wut, Streit und Krisen. In: edition gfk (Hrsg.): Berlin: Epubli.

Autorin

Katrin Labs ist Diplompsychologin und Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (DGSF) und christliche Therapeutin bei de’ignis.

Hintergrundwissen

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde von dem US-amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg (1934–2015) entwickelt.

Inspiriert wurde er – aus einer jüdischen Familie stammend – durch eigene biografische Erfahrungen als Kind und Jugendlicher in Ohio und Detroit, durch seine Erlebnisse während der Rassenunruhen in den USA der 1960er-Jahre sowie durch universitäre Diskurse, unter anderem mit dem Soziologen Michael Hakeem und dem Psychologen Carl Rogers (Klientenzentrierte Therapie)

Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es nicht nur um die Verwendung gewaltfreier Formulierungen und rhetorischer Mittel zur Deeskalation, sondern um eine grundlegende innere Haltung des Wohlwollens und um echtes Interesse an den Empfindungen und Bedürfnissen sowohl der eigenen Person als auch des Gegenübers. Rosenberg vermittelte, dass die GFK wie eine neue „Sprache“ eingeübt werden und somit eine destruktive Kommunikation ersetzen könne. Zur Veranschaulichung sprach er von zwei Denk- und Kommunikationsweisen: der Wolfsprache (im amerikanischen Original: Schakalsprache) und der Giraffensprache. Die Wolfsprache ist geprägt von Aggression, Egoismus, Konkurrenzdenken und Mangelorientierung. Die Giraffensprache (als Bild für die GFK) basiert dagegen auf Gewaltfreiheit, Selbstoffenbarung, Kooperation, Selbstbehauptung und Empathie.

Balance finden statt isolieren

Ein Beitrag zu einer aktuellen Diskussion in der Jugendhilfe zwischen Spezialisierung und Generalisierung.

Zur Diskussion von Daniel Hahn

de’ignis-magazin – Therapeutische Fachartikel

Zur Diskussion: Hier werden Beiträge veröffentlicht, die nicht in allen Punkten der Meinung des Redaktionsteams entsprechen müssen.

• Einleitung

Die Jugendhilfe steht vor einer zentralen Herausforderung: Wie kann es gelingen, den vielfältigen individuellen Bedürfnissen junger Menschen gerecht zu werden, ohne sich in übermäßiger Spezialisierung zu verlieren? Das Spannungsfeld zwischen Generalisierung und Spezialisierung bestimmt die Struktur und Arbeitsweise sozialpädagogischer Fachkräfte und beeinflusst direkt die Qualität der Unterstützung, die junge Menschen erhalten.

Gleichzeitig gibt es eine wachsende Diskussion darüber, ob spezialisierte Angebote für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedarfen – sogenannte „Systemsprenger“ – zu einer Verinselung führen und sie dem gesellschaftlichen Gefüge entfremden. In diesem Zusammenhang spielen auch die Begriffe Inklusion und Integration eine entscheidende Rolle.

Zunächst ist es mir ein Anliegen, einige Begriffe, die in diesem Artikel Verwendung finden, zu definieren und die Zusammenhänge zu erläutern.

Generalisierung:

Die Generalisierung bedeutet, dass man Muster, Regeln oder Verhaltensweisen auf eine breite Gruppe oder Situation anwendet. Es ist das Streben nach Vereinheitlichung, bei dem individuelle Unterschiede oft ausgeblendet werden, um eine klare, verlässliche Struktur zu schaffen. Zum Beispiel wird in der Pädagogik manchmal eine allgemeine Methode angewandt, die für viele Kinder oder Jugendliche funktionieren soll, ohne auf einzelne Besonderheiten einzugehen.

Spezialisierung:

Spezialisierung bedeutet, dass man sich auf einen bestimmten Bereich, eine spezielle Fähigkeit oder eine Zielgruppe konzentriert. Dabei werden individuelle Bedürfnisse, Besonderheiten oder Fähigkeiten besonders berücksichtigt. In der Kinderund Jugendhilfe kann das bedeuten, dass es

spezielle Angebote für Kinder mit Autismus gibt, die genau auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Integration:

Integration bezieht sich darauf, Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Behinderungen in bestehende gesellschaftliche Strukturen einzubinden. Dabei wird versucht, sie in die normalen Abläufe zu integrieren, oft durch spezielle Maßnahmen oder Unterstützung. Zum Beispiel kann ein Kind mit Behinderung in eine Regelschule aufgenommen werden, wobei zusätzliche Hilfen bereitgestellt werden, um die Teilnahme zu ermöglichen.

Inklusion:

Inklusion ist das Prinzip, alle Menschen gleichberechtigt in die Gesellschaft einzubeziehen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen. Es geht darum, Barrieren abzubauen, damit jeder aktiv teilnehmen kann. Zum Beispiel bedeutet inklusive Bildung, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam in einer Schule lernen.

Man könnte auch sagen, dass die Integration die Vorstufe der Inklusion ist.

Integration kann durch Generalisierung gefährdet werden, wenn die Vielfalt nicht anerkannt wird, während Spezialisierung notwendig ist, um individuelle Bedarfe zu erfüllen.

Inklusion strebt an, sowohl Generalisierung zu vermeiden, als auch durch Spezialisierung sicherzustellen, dass alle Menschen gleichberechtigt und vollständig teilhaben können.

Die Diskussion darüber, ob spezialisierte Angebote noch vorgehalten werden sollen und ob diese Angebote einer inklusiven Ausrichtung aller Angebote und Leistungen im Wege stehen, sind omnipräsent und werden zuweilen noch nicht differenziert genug geführt.

In Gesprächen wird mir immer wieder deutlich, dass es selbst Fachleuten schwerfällt, die Begriffe Inklusion von dem Begriff der Integration zu unterscheiden und sich in diesem Kontext des Spannungsfeldes zwischen

der Generalisierung und der Spezialisierung bewusst zu sein. Zudem ist festzustellen, dass der generalisierte Ansatz in der Gesellschaft nicht ausreichende Reflexion erfährt. Dies führt oftmals dazu, dass das Spannungsfeld zwischen der Generalisierung den besonderen Bedarfen in einer individualisierten Gesellschaft mit höchst individuellen Problemlagen nicht immer gerecht wird. Immer mehr Menschen fühlen sich von der sog. generalisierten Gesellschaft nicht mehr akzeptiert und ausgegrenzt.

Als stellvertretender Direktor der Kinderund Jugendhilfeeinrichtung Haus Nazareth im Süden Deutschlands obliegt mir die fachliche Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Gesamteinrichtung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken in einem strukturschwachen ländlich geprägten Raum an über vierzig Standorten in sieben Landkreisen. Das Haus Nazareth bietet alle im SGB VIII beschriebenen Hilfen an, mit Ausnahme der Erziehungsberatungsstelle.

Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf mit 600 Einwohnerinnen und Einwohnern. Unser Haus beherbergt neben der elterlichen Wohnung einen Teil der Einrichtung meines Vaters. Er ist Geschäftsführer des de’ignis-Sozialtherapeutischen Zentrums, einer Einrichtung der Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Aufgrund dieser speziellen Konstellation hatte ich schon früh Berührungspunkte mit Bewohnerinnen und Bewohnern, die krankheitsbedingt ein spezialisiertes Setting brauchten. Zeit meines Lebens stellte es für mich daher eine Normalität dar, Menschen in Not um mich zu haben, die durchaus als speziell angesehen werden können und von generalisierten Systemen exkludiert wurden.

Ich nahm das Leben in der Einrichtung meines Vaters als einen Ort der Verinselung war, an dem nur bedingt gesellschaftliche Normalität herrschte. Die Sorge bestand schon damals, dass es für die Heimbewohner*innen/ Patienten*innen keinen Weg mehr zurück in die Gesellschaft geben könnte. Gleichzeitig war feststell- und erlebbar, dass es vielen dieser chronifiziert psychisch erkrankten

Menschen mit Hilfe spezieller Angebote gelang, sich Stück für Stück eine neue Lebensqualität aufzubauen. Es ermöglichte ihnen, wieder Glück und Lebensfreude zu verspüren. Diese Menschen konnten durch diese speziellen Förderungen wieder neue Hoffnung erlangen und neue Ziele für sich entwickeln. Man könnte durchaus konstatieren, dass diese Art und Weise lebenserhaltend wirkte und somit die richtige Vorgehensweise war. Schließlich habe ich tatsächlich miterlebt, wie es mit einem hohen pädagogischen Aufwand und spezialisierten Angeboten gelang, diese Menschen bis zu einem gewissen Grad in die Gesellschaft zu reintegrieren.

Schon damals bekam ich hautnah mit, welche zusätzlichen Ressourcen es benötigte, Angebote der Selbstwirksamkeit auf

handlungsorientierter Ebene anbieten zu können. Meist wurden diese Angebote von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusätzlich gestemmt, ohne dass es dafür eine entsprechende Refinanzierung gab. Wenn ich mit der heutigen Erfahrung und Expertise zurückblicke, komme ich zu dem Ergebnis, dass es für die Menschen dort existentiell wichtig war, diese spezialisierten Angebote zu erfahren. Es brauchte den Rahmen, der die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten aufgriff und alle vorhandenen Barrieren berücksichtigte. Allein diese hohe und individualisierte Anstrengung machte möglich, dass der betroffene Mensch wieder neu in der Gesellschaft Fuß fassen konnte.

Auf der anderen Seite war es für mich auch sehr frustrierend zu sehen, wie langsam der Veränderungsprozess bei den

Betroffenen voranschritt. Zuvor jahrelang internalisierte Verhaltensmuster der Heimbewohner*innen /Patienten*innen führten zu einer chronifizierten psychischen Erkrankung. Um diese zu durchbrechen und neue hirnphysiologischen Prozesse stabil anzulegen, sind viele Wiederholungen eines neuen Musters nötig. Durch die jahrelange, nötige Verabreichung verschiedener Psychopharmaka sind die hirnphysiologischen Möglichkeiten der Betroffenen zusätzlich eingeschränkt und verlangsamen den Prozess des Lernens noch weiter.

Mit 18 Jahren begann ich schließlich im Rahmen eines Vorpraktikums auf einer stationären Wohngruppe des Hauses Nazareth zu arbeiten. Auch auf der Wohngruppe stellte ich fest, dass die Kinder und Jugendlichen dort unter sich sind und in gewisser Hinsicht verinseln: Die Komplexeinrichtung mit fast all ihren stationären Angeboten befindet sich auf einem Berg und die Kinder und Jugendlichen blieben weitestgehend unter sich. Sie in Vereine zu integrieren und weitere Anbindungspunkte im „Außen“ zu schaffen, war durchgehend oberstes Ziel. Immer wieder war es aber Realität, dass die Integration nicht gelang. Wenn sich Kinder und Jugendliche in einem Verein oder in anderen Einrichtungen einbrachten, fühlten sie sich meist gar nicht oder nur teilweise zugehörig. Immer wieder eckten sie durch zum Teil kreative Verhaltensweisen, die nicht immer der „Norm“ entsprachen, an. Das führte dazu, dass sich Systeme überfordert fühlten. Nicht selten wurde den Kindern und Jugendlichen schließlich nahegelegt, den Verein oder die Einrichtung zu verlassen. Schon während der Ausbildung wurde mir so klar, was eine der wichtigsten Aufgaben meines pädagogischen Handelns war: Möglichkeiten und Brücken zu entwickeln, die unseren Kindern und Jugendlichen Zugänge zur generalisierten Normalität schaffen. Im Rahmen der Ausbildung stieß ich dann schließlich auf die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung nach Erikson. Dieses Thema ließ mich Zusammenhänge in Bezug

Spezialisierte Angebote sind oft die einzige Möglichkeit, jungen Menschen eine echte Chance auf Entwicklung und Teilhabe zu bieten.

auf Ausgrenzungs-, Inklusions- und Integrationsgrenzen besser verstehen.

Eine Identitäts- und Persönlichkeitsstruktur, die in die generalisierte Gesellschaft integrierbar sein soll, kann sich dazu nur dann entwickeln, wenn durch alle Entwicklungsphasen (vgl. Erikson) hindurch Identifikationsfiguren wie z. B. Eltern, Großeltern, Geschwister und Familie im Leben des Kindes präsent sind. Unabhängig von der Fürsorge und Hingabe handeln diese Identifikationsfiguren auch als Übersetzer und Integrator in die generalisierte Gesellschaft, die nur unzureichend auf spezielle Identitäten und Persönlichkeiten reagieren kann und will.

Vielen Kindern und Jugendlichen innerhalb der Jugendhilfe fehlen diese Voraussetzungen. So entwickeln sich Verhaltensmuster, die zumindest für viele Außenstehende herausfordernd bzw. speziell wahrgenommen werden.

Ich fragte mich: „Was brauchen die Kinder und Jugendlichen, um von einer generalisierten Gesellschaft die Chance auf Integration oder Inklusion zu bekommen?“ Mir wurde deutlich, dass spezialisierte Angebote und Settings Nachjustierungen und Veränderungen ermöglichen. Dies erfordert ein hohes Maß an pädagogisch-therapeutischem Geschick und Kreativität. So kann

den Jugendlichen ein gangbarer Weg in die Gesellschaft ermöglicht werden, auf dem sie sich selbst bleiben und sich verwirklichen dürfen.

Sich an Regeln halten, sich unterordnen können, empathisch gegenüber seinen Mitmenschen sein, zielstrebig, motiviert und ehrgeizig sein, einen staatlich anerkannten Schulabschluss erlangen, einen Beruf erlernen, einen Führerschein machen, selbstständig, souverän und autonom sein: Das sind nur ein paar wichtige Grundvoraussetzungen, um ein Teil der generalisierten Gesellschaft sein zu können.

Um sich diese und weitere Eigenschaften aneignen zu können und um eine eigene individuelle Entwicklung zu ermöglichen, brauchen unsere Kinder und Jugendlichen spezialisierte Hilfen und Rahmenbedingungen.

Fazit

Das Spannungsfeld zwischen Generalisierung und Spezialisierung in der Jugendhilfe ist eine zentrale Herausforderung, die weitreichende Auswirkungen auf die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen hat. Während generalistische Ansätze eine breite Unterstützung ermöglichen und Flexibilität bieten, sind spezialisierte Angebote oft unerlässlich, um auf komplexe individuelle Bedarfe einzugehen.

Die Praxis zeigt jedoch, dass eine zu starke Spezialisierung zur Verinselung führen

kann – junge Menschen werden aus allgemeinen Strukturen herausgelöst und haben Schwierigkeiten, wieder in die Gesellschaft integriert zu werden. Gleichzeitig sind spezialisierte Angebote oft die einzige Möglichkeit, ihnen eine echte Chance auf Entwicklung und Teilhabe zu bieten.

Ein zentraler Lösungsansatz liegt in der Verzahnung von spezialisierten und generalistischen Angeboten. Es braucht Übergangsmodelle, die jungen Menschen ermöglichen, schrittweise Teil der Gesellschaft zu werden, ohne ihre individuellen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Inklusion darf dabei nicht nur ein theoretisches Konzept bleiben, sondern muss sich in der Praxis durch strukturelle Anpassungen und gezielte pädagogische Maßnahmen widerspiegeln.

Die Jugendhilfe muss sich dieser Herausforderung bewusst sein und Wege begehen, die sowohl individuelle Förderung als auch gesellschaftliche Integration und im besten aller Fälle Inklusion ermöglichen. Nur eine dynamische Balance zwischen Generalisierung und Spezialisierung stellt sicher, dass junge Menschen nicht nur betreut, sondern tatsächlich gestärkt und befähigt werden, ihren eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Autor

Daniel Hahn ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist stellvertretender Direktor im Haus Nazareth in Sigmaringen. Seine Aufgabe ist die fachliche und inhaltliche Entwicklung und Ausrichtung der Gesamteinrichtung.

Aktuell •

Fachklinik • Sozialtherapeutisches Zentrum • Institut • Stiftung

In der de’ignis-Fachklinik erhalten Menschen bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängsten, Zwängen und Burnout, sowohl stationär als auch ambulant oder tagesklinisch eine individuell auf sie ausgerichtete Behandlung. Zusätzlich bietet sie Nachsorge- und Sonderprogramme mit einzelnen Sozialversicherungsträgern sowie verschiedene Präventionsangebote an. ↗ Ab Seite 51

Das de’ignis-Sozialtherapeutische Zentrum nimmt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Lebenskrisen auf, die vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Es deckt die Bereiche des intensiven und teilstationären Heimbereichs, den Wohntrainingsbereich sowie den ambulanten Bereich ab. Dabei bietet es ein umfangreiches sozialtherapeutisches Programm an. ↗ Ab Seite 54

Das de’ignis-Institut bietet seit über 30 Jahren erfolgreich Fortbildung, Schulung, Supervision und Beratung für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche an, hierbei insbesondere die Fortbildung für Christlich-integrative Therapie. Das Institut bildet eine Schnittstelle zwischen Medizin, Psychologie und Theologie. ↗ Seite 53

Die de’ignis-Stiftung in Polen bietet bereits seit einigen Jahren Seelsorgekurse an und unterstützt den Aufbau eines Netzwerks von Seelsorge-Beratungsstellen. Des Weiteren erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen in der de’ignis-Beratungsstelle in Warschau ambulante Psychotherapie.

Fachklinik

Betriebsausflug – ein Tag voller Gemeinschaft und unvergesslicher Erlebnisse

•Im Juli machten wir uns bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Weg zu unserem diesjährigen Betriebsausflug. Ziel war ein malerisches, altes Schloss, das uns mit seinem historischen Charme begeisterte. Der Empfang im idyllischen Schlosshof mit Kaffee und Kuchen bot einen perfekten Start. Nach der Stärkung ging es in Gruppen weiter zur Schloss- und Kirchenführung. Die engagierten Schlossführer nahmen uns mit auf eine spannende Reise durch die Geschichte des Schlosses, seiner Umgebung und seiner einstigen Bewohner. Ihre lebendigen Erzählungen machten die Führung zu einem echten Highlight und spiegelten wider, wie wertvoll es ist, mit Leidenschaft und Kompetenz Wissen zu teilen – ein Wert, der auch in unserem Arbeitsalltag eine zentrale Rolle spielt. Im Anschluss konnten wir noch eine Sonderausstellung zeitgenössischer Kunst entdecken, die inspirierte und neue Perspektiven eröffnete.

Am frühen Abend ging es weiter zu einer alten Mühle mit Schwarzwälder Forellenzucht. Dort ließen wir den Tag bei leckerem Essen und in entspannter Atmosphäre ausklingen. Besonders schön war der Austausch untereinander: Mitarbeitende, die sich aufgrund der verschiedenen Standorte selten sehen, hatten die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen und persönliche Verbindungen zu knüpfen.

Die fröhliche Stimmung und die wunderbare Gemeinschaftsatmosphäre machten diesen Ausflug zu einem besonderen Erlebnis. Solche Momente des Austauschs und der Verbundenheit stärken unser Team und schaffen Erinnerungen, die bleiben. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten gemeinsamen Events und die vielen schönen Erlebnisse, die uns dabei erwarten.

Rehabilitationsnachsorge zur nachhaltigen Unterstützung für die psychische Gesundheit

•In unseren ambulanten Zentren der de’ignis-Fachklinik bieten wir seit geraumer Zeit unter anderem das Nachsorgeprogramm Psy-RENA (Psychosomatische Reha-Nachsorge) der Deutschen Rentenversicherung an – eine monomodale Nachsorgemaßnahme, die ausschließlich auf Psychotherapie basiert. Ziel ist es, die in der Reha erzielten Fortschritte zu festigen und den Übergang in den Alltag sowie ins Berufsleben zu erleichtern.

Das Programm umfasst bis zu 25 Gruppensitzungen, die von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten geleitet werden. Diese Sitzungen finden in regelmäßigen Abständen statt und bieten Raum für Austausch, Reflexion und die Bearbeitung individueller Herausforderungen. Sie konzentrieren sich auf zentrale Themen, die den Teilnehmenden helfen, ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Problemlösefähigkeiten, um Herausforderungen im Alltag gezielt anzugehen.

Ebenso wichtig ist die Stressbewältigung, bei der Methoden vermittelt werden, um Belastungen zu reduzieren und die persönliche Resilienz zu stärken. Ein weiterer Fokus liegt auf der Selbstfürsorge, die dazu ermutigt, den eigenen Bedürfnissen mehr Raum zu geben und achtsam mit sich selbst umzugehen. Auch die sozialen Kompetenzen werden gefördert, um den Umgang mit anderen zu stärken und Beziehungen positiv zu gestalten. Ergänzend dazu spielt die Selbstwertstärkung eine zentrale Rolle, um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu fördern und ein gestärktes Selbstbewusstsein aufzubauen. Zudem bietet die Gruppentherapie die Möglichkeit, von den Erfahrungen anderer zu profitieren und sich gegenseitig zu motivieren. Die Teilnahme ist für Versicherte der Deutschen Rentenversicherung und kann direkt im Anschluss an die Reha beantragt werden.

Für unsere Patientinnen und Patienten bedeutet das Nachsorgeprogramm eine wertvolle Unterstützung auf ihrem Weg zu mehr Stabilität und Lebensqualität. Sie schätzen besonders die therapeutische Struktur, die Möglichkeit, an Themen aus der Reha weiterzuarbeiten und die Unterstützung durch die Gruppe. Viele berichten, dass sie sich durch die Sitzungen gestärkt fühlen und die Begleitung bei alltäglichen und beruflichen Herausforderungen als sehr hilfreich empfinden.

Mit den Nachsorgeangeboten möchten wir sicherstellen, dass unsere Patientinnen und Patienten auch nach ihrer Reha optimal begleitet werden – für eine nachhaltige Genesung und ein gestärktes Selbstbewusstsein im Alltag.

Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie mehr über das Programm erfahren möchten.

Weitere Informationen zu unseren Behandlungsangeboten erhalten Sie unter www.deignis.de/angebote

Institut

Aktuelles vom Institut und dem Bereich der Kinder- und Jugendambulanz

• Nun ist bereits ein Jahr vergangen seit der Eröffnung der de’ignis Kinder- und Jugendambulanz in Altensteig. Die Nachfrage an Beratung und Hilfeangeboten für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern – vor allem hinsichtlich der Thematik „Ängste“ – bleibt weiterhin bestehen.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen, unseren interessierten und engagierten Lesern und Leserinnen, noch einmal einen großen Dank für Ihre finanzielle Unterstützung und Gebet aussprechen. Beides ist uns kostbar, beides ist nötig, damit wir die Arbeit der KiJu-Ambulanz weiter ausbauen können.

Wir sehen es deshalb auch als einen Segen Gottes, dass wir nun für im Landkreis Calw wohnende Personen unsere Beratung kostenfrei anbieten können – sei es in Fragen der allgemeinen Eltern-, Familien- und Erziehungsberatung (nach § 16 „Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie“), in Themen der partnerschaftlichen Beziehungsgestaltung sowie der

Mit einer Spende unterstützen.

Hilfe, die ankommt.

Möchten Sie die Arbeit von de'ignis mit einer Spende unterstützen? Wir sind überaus dankbar für jeden Beitrag, den Sie uns zukommen lassen, um als gemeinnützige Einrichtung den Bereich der Kinderund Jugendambulanz weiter auszubauen.

Ihre Spenden zur Unterstützung der Ambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien können Sie an folgendes Konto richten:

Volksbank Nordschwarzwald eG

IBAN: DE85 6426 1853 0066 6240 37

BIC: GENODES1PGW

konstruktiven Krisen- und Konfliktbewältigung (nach § 17) oder – im Fall einer Trennung oder Scheidung – in der Beratung und Unterstützung bei der Ausübung der Personensorge und des Umgangsrechts (nach § 17 und § 18 in Anteilen). Beratungen zu diesen Themen von Klienten aus anderen Landkreisen, sowie unsere anderen Angebote, bieten wir weiterhin auf Selbstzahlerbasis an.

Wenn Sie sich für die sozialpädagogischen Angebote der Kinder- und Jugendambulanz näher informieren wollen, dann besuchen Sie uns auf unserer Webseite unter www.deignis.de

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung!

Weitere Informationen zu den Angeboten der Kinder- und Jugendambulanz erhalten Sie unter www.deignis.de/angebote/ kinder-und-jugendambulanz

Sozialtherapeutisches Zentrum

Erweiterung des Leistungsangebots

Es berichtet Bernd Storek, Leiter des de’ignis-Sozialtherapeutischen Zentrums.

• Wir erweitern unser Hilfsangebot für Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung unsere Begleitung benötigen. Ab Herbst 2025 sind wir offizieller Anbieter für Assistenzleistungen im eigenen Wohn- und Sozialraum (AWS), vielen auch bekannt unter der Bezeichnung Ambulant Betreutes Wohnen (ABW). Dieses Leistungsangebot ergänzt unser stationäres Wohn- und Begleitungsangebot (Besondere Wohnform mit 44 Plätzen in 12 Wohngruppen).

Wie dem Namen zu entnehmen, zielt das neue und ambulante AWS-Angebot darauf ab, Menschen im eigenen Wohnraum zu begleiten. Wir haben dabei insbesondere Wohnheim-Bewohner im Blick, welche sich im Umkreis unserer stationären Einrichtung eine eigene Wohnung angemietet haben bzw. anmieten wollen, aber in ihrem Prozess der Verselbstständigung und Wiedereingliederung weiterhin auf zielgerichtete Hilfe angewiesen sind. Der Umfang und der Inhalt der durch uns geleisteten Assistenz ist vom jeweiligen Einzelfall und den individuellen Bedürfnissen

abhängig. Die Betroffenen erhalten so beispielsweise Unterstützung bei den Themen:

• Haushaltsführung und Finanzen

• Umgang mit Behörden und anderen Institutionen

• Aufbau und Unterhalt sozialer Netzwerke

• Teilhabe am Leben in Gesellschaft und Kirchgemeinde

• Gesundheitsförderliche Lebensführung und Freizeitgestaltung

• Persönlichkeitsentwicklung und Lebensplanung

• Erhalt und Ausbau der psychischen Stabilität

Die Leistungen werden als Teil der aufsuchenden Sozialarbeit in der Regel im unmittelbaren Lebensraum der Betroffenen erbracht. Bei Bedarf ist es außerdem möglich, dass Personen weiterhin als „Tagesgäste“ unsere Angebote der Tagesstruktur (z. B. Holzwerkstatt, IT-Training, kreatives Gestalten) auf dem Gelände unserer stationären Einrichtung in Inzigkofen nutzen.

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Was bleibt, ist unser Wunsch, Menschen – motiviert durch unseren lebensverändernden Glauben an Jesus Christus – mit fachlicher Kompetenz und Gottvertrauen zu begleiten.

Segelausflug auf dem Bodensee mit Bewohnern des de’ignis-Sozialtherapeutischen Zentrums.

Wir sehen in diesem neuen ambulanten Begleitungsangebot eine große Chance für unsere Heimbewohner. Zum einen kann es ihnen damit noch besser gelingen, mit einer Assistenz von außen nach einer „Wohnheimzeit“ wichtige Routinen zur Alltagsgestaltung und Lebensführung in der eigenen Wohnung zu erhalten und auszubauen. Zum zweiten wollen wir durch unser AWS-Angebot ganz grundsätzlich Bewohnern Mut machen, den Schritt aus dem „Schutzraum Wohnheim“ zu wagen. Durch einen hoffnungsvollen und begleiteten Wechsel vom stationären in das ambulante Setting wird die Gefahr einer dauerhaften Hospitalisierung wesentlich reduziert.

Da viele unserer Klienten von der heilsamen Kraft der Gemeinschaft profitieren und diese auch nach einem Auszug aus dem stationären Wohnen unmittelbar leben wollen, tragen wir uns auch mit dem Gedanken, perspektivisch ambulant betreute Wohngemeinschaften aufzubauen und zu begleiten. Wir laden Sie ein, mit uns diese Überlegungen als Gebetsanliegen zu teilen.

Auch die Erweiterung unseres Leistungsangebots trägt dazu bei, dass wir einen bleibenden Bedarf an Fachkräften mit einer pädagogischen oder pflegerischen Qualifizierung haben. Den aktuellen Entwicklungen wollen wir auch hinsichtlich unserer Namensgebung Rechnung tragen. Wir werden als Teil der de’ignis-Familie zukünftig unter der Bezeichnung „de’ignisSozialtherapeutisches Zentrum“ firmieren. Unter diesem Dach finden sich die beschriebenen stationären und ambulanten Wohnangebote sowie das vielfältig aufgestellte Tagesstrukturangebot wieder.

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Was bleibt, ist unser Wunsch, Menschen – motiviert durch unseren lebensverändernden Glauben an Jesus Christus – mit fachlicher Kompetenz und Gottvertrauen zu begleiten. Wir haben eine begründete Hoffnung und diese möchten wir teilen.

Ausflug bzw. Wanderung der Bewohnerinnen und Bewohner des de’ignis-Sozialtherapeutischen Zentrums auf dem Blütenweg von Ludwigshafen nach Sipplingen.

Gemeinsam Zukunft gestalten.

Als Gesundheits-/Pflegefachkraft im de’ignis-Sozialtherapeutisches Zentrum.

Das de’ignis-Sozialtherapeutisches Zentrum nimmt Menschen auf, welche aufgrund einer psychischen Erkrankung aktuell nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Helfen Sie mit, den Bewohnern des de’ignis-Sozialtherapeutische Zentrums auf Basis des christlichen Glaubens Hilfe und Heimat zu geben. Die Aufgaben, die Sie dabei erwarten sind anspruchsvoll, vielseitig und bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Berufung zum Beruf zu machen.

z. B. als Gesundheits- und Krankenpfleger/in (m/w/d)

z. B. als Altenpfleger/in (m/w/d)

z. B. als Heilerziehungspfleger/in (m/w/d)

z. B. als Ergotherapeut/in (m/w/d)

Interessiert? Lernen Sie uns als Einrichtung und das Mitarbeiter-Team kennen. Nutzen Sie die Chance, Ihre persönliche Berufung bei uns zu finden. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden.

Teilnehmerstimmen

Themenübersicht zum Kurs in begleitender Seelsorge

(Alle Verfasser sind der Redaktion bekannt)

„Mein Herz geht jedes Mal auf und ich erlebe ein Heimat- und Familiengefühl, eine Zugehörigkeit, wenn ich ins Tabor-Schulungszentrum zum Kurs in begleitender Seelsorge (de’ignis) komme. Ich habe selbst schon Seelsorge in Anspruch genommen und möchte nun gerne andere genauso begleiten können. Dafür habe ich nach Skills gesucht, um Menschen in Krisen begleiten zu können. Bekommen habe ich viel, viel mehr als Skills. Ich bin in meine Berufung gekommen und bin Gott sehr dankbar dafür. Letztendlich geht es darum, die Menschen in der Seelsorge mit Jesus bekannt zu machen.“

„ In den Kleingruppen habe ich mich gut aufgehoben gefühlt. Es sind immer gut ausgebildete Mitarbeiter (Seelsorger) mit in den Gruppen und geben uns Teilnehmenden somit den Freiraum, Gespräche üben zu können. Vor allem durfte ich persönlich üben, dass Christus immer mit in den Gesprächen ist. Ich habe für mich entdeckt, dass ich ein seelsorgerliches Ohr habe. Das entlastet mich, und ich darf einfach ich sein – ohne unbedingt Gespräche mit Termin zu führen. Auch die Gespräche am Wegesrand mit dem seelsorgerlichen Ohr sind Seelsorgegespräche. Für mich hat es sich wirklich gelohnt, beim Seelsorgekurs von de’ignis dabei gewesen zu sein.“

„Ich wollte den Seelsorgekurs schon so lange machen – und habe ihn erst einmal nur für mich selbst gemacht. Die Seminare haben mir geholfen, von mir selbst wegzukommen und Gott wirken zu lassen. Und er hat gewirkt! Unter anderem habe ich gelernt, dass Seelsorge keine Methode ist. Die doppelte Identifikation hat mir sehr geholfen, Seelsorge zu verstehen. Heute kann ich sagen, dass ich den Kurs nicht nur für mich gemacht habe, sondern dass ich das Gelernte sowohl in meinem Beruf mit älteren Menschen anwenden kann als auch in der Begleitung von nach Christus suchenden Menschen.“

Kursleitung: Winfried Hahn

Teamleitung: Dagmar Göhring

Fachliche Beratung: Dr. med. Herbert Scheiblich

Unter Mitwirkung von: Dr. med. Friedrich Böhme, Dr. med. Ute Horn, Helge Lack, Norbert Monschau, Marianne Burau

Seminar 1 • Biblische Perspektiven für seelsorgerliches Handeln

• Psychische Erkrankung und Lebenskrisen

• Transaktionsanalyse als Kommunikationsmodell

Seminar 2 Methodische, inhaltliche und juristische Rahmenbedingungen seelsorgerlicher Gesprächsführung

Seminar 3 • Psychische Krankheitsbilder einordnen und verstehen lernen

• Psychisch krank trotz Glaube?

• Unterscheidung von Normalpathologie und Psychopathologie

Seminar 4 Darstellung der gängigen Therapieschulen und ihre Behandlungsverfahren aus christlicher Sicht

Seminar 5 Freundschaft, Liebe, Sexualität – im Jugendalter und in der Ehe

Seminar 6 Biblisches Menschenbild (Anthropologie), Therapie des Herzens, umfassende Konzeption biblischer Seelsorge, Hören auf Gott

Seminar 7 Innere Heilung durch Klärung der Beziehung zu Gott, zum Du (Mitmenschen) und zum Ich (zu mir selbst) in Vergangenheit und Gegenwart

Seminar 8 Identitätsentwicklung und -störungen, Auswirkung auf die Persönlichkeit

Seminar 9 Persönlichkeit des Seelsorgers, Fähigkeit zur Selbstreflexion, Selbstkritik und Introspektion

Seminar 10 Umgang mit Leid, Theodizee-Problematik, Burn-out und andere Belastungsstörungen

de’ignis-magazin – Aktuell – Sozialtherapeutisches Zentrum

Kompetenz. Und Gottvertrauen.

Kurs in begleitender Seelsorge

Der Kurs in begleitender Seelsorge von de’ignis ist eine unverzichtbare Schulung für Menschen, die anderen in schwierigen Lebenssituationen zur Seite stehen möchten. Fachlich qualifiziert, theologisch reflektiert und praxisorientiert lernen Sie, Menschen in Lebenskrisen, seelischen Nöten und psychischen Erkrankungen kompetent und biblisch fundiert zu begleiten.

Lebenskrisen sind Phasen, die fast jeder – mehr oder weniger intensiv – im Laufe seines Lebens durchlebt. Hierbei ist eine einfühlsame Begleitung aus Empathie und Lebenserfahrung entscheidend. Der Kurs vermittelt die dafür notwendigen Reflexionsprozesse und Selbstreflexionsübungen.

Seelische Nöte gehören ebenfalls zum Erleben vieler Menschen. Der Kurs zeigt auf, wie man sie bewältigen kann und welche Hilfen im Bereich der Seelsorge und Therapie zur Verfügung stehen. Angesichts der steigenden Zahl von Menschen mit behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen wird auch die Rolle der Seelsorge als besonderes und wirkungsvolles Hilfsangebot beleuchtet.

Der Seelsorgekurs ist nicht nur für Helfende und solche, die es werden möchten, geeignet, sondern auch für Angehörige und Betroffene selbst. Entdecken Sie die Möglichkeiten und Chancen, die in dieser wichtigen Form der Unterstützung liegen!

Seminar 8 | 21. – 22. November 2025

Identitätsentwicklung und -störungen, Auswirkung auf die Persönlichkeit

Seminar 9 | 20. – 21. März 2026

Die Presönlichkeit des Seelsorgers; Fähigkeit zur Selbstreflexion, Selbstkritik und Introspektion

Seminar 10 | 24. – 25. Juli 2026

Umgang mit Leid, Theodizee-Problematik; Burnout und andere Belastungsstörungen

Alle Seminartermine für 2025 und 2026 sind online auf www.deignis.de unter Veranstaltungen zu finden.

Weitere Infos und Termine auf deignis.de/fortbildung/ seelsorge - schulung

Der Kurseinstieg ist jederzeit möglich, da die Lehreinheiten regelmäßig in weiteren Zyklen im Tabor Schulungszentrum wiederholt werden.

Veranstaltungsort

Tabor Schulungszentrum für Pastoraltheologie, Seelsorge und Erweckung

Sigmaringer Straße 64 • 72474 Winterlingen info@tabor- schulungszentrum.de

Termine für 2025 / 2026 de’ignis-Institut gGmbH • Markgrafenweg 17 • 72213 Altensteig Telefon 07453 9494-0 • institut@deignis.de • www.deignis.de

de’ignis-Fachklinik

Fachklinik auf christlicher Basis für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Stationäre medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen, ambulante und teilstationäre Rehabilitation und Behandlungen, Sanatoriumsbehandlungen, Nachsorge IRENA und Psy-RENA, Prävention und Vorsorge, Berufsbegleitende Reha, de’ignis-Kompakt

de’ignisSozialtherapeutisches Zentrum

Sozialtherapeutisches Zentrum mit Angeboten der Eingliederungshilfe nach christlich-integrativem Konzept.

Wohngruppen (besondere Wohnform), Tagesstrukturierende Angebote (z. B. Holzwerkstatt, kreatives Werken, Hauswirtschaft, Büro- und IT-Training), Individuelle Betreuung, Freizeitpädagogik, ambulant betreutes Wohnen

de’ignis-Institut

Institut für Psychotherapie und christlichen Glauben

Kurs in begleitender Seelsorge, Vernetzung von Fachleuten, Fortbildung in Christlich-integrativer Therapie, Coaching, Supervision, ambulante Beratung für Erwachsene, Sozialpädagogische Beratung für Kinder / Jugendliche / Familien, weitere Angebote zur Prävention

de’ignis-Stiftung Polen

Christliche Stiftung mit Einzel- und Gruppenangeboten

Schulungen in pastoralpsychologischer Seelsorge und christlichintegrativer Psychotherapie, Aufbau von Beratungssstellen

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