WPK Quarterly 2010-3

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Die Wissenschafts-Journalisten

Medizinjournalismus

Ausgabe III / 2010

DAS MAGAZIN DER WISSENSCHAFTS-PRESSEKONFERENZ e.V.

Im Fokus: Gesundheit Über mündige Patienten und Qualität im Medizinjournalismus

Urteile

Anklage

Verdacht

In Dortmund entstehen Gutachten über die Qualität von Medizinberichten Der Fall Sarrazin und die Wissenschaft Das Thema Biodiversität verdient größere Beachtung


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Im Fokus: Gesundheit EDITORIAL

Die Patienten von heute sind nicht mehr die von gestern. Und das hat Folgen für den Journalismus, speziell für den, der sich Gesundheitsthemen verschrieben hat. Es beginnt mit ihrer Zahl. Konnte man ehedem die Zahl der Patienten noch unmittelbar mit der der Kranken verknüpfen, ist das heute nicht mehr ohne weiteres möglich. Die Definition, wer Patient ist, hat sich beträchtlich dadurch verändert, dass gerade auch Gesunde zu Patienten oder mindestens Nachfragern medizinischer Dienstleistungen geworden sind, die nicht der Therapie, sondern der Gesunderhaltung dienen. Zudem sind auch die Vorstellungen von dem, was als „Kranksein“ zu gelten hat, nicht mehr dieselben wie vor vielleicht 30 Jahren. Mutmaßlich einerseits durch gestiegene Ansprüche körperlich-seelischen Wohlbefindens, andererseits durch erfolgreiche Bemühungen von einschlägigen Anbietern, Nachfrage für ihre Produkte und Dienstleistungen zu schaffen. Dadurch dürfte sich die Größe des an diesen Themen interessierten Publikums deutlich gesteigert haben.

Für den Journalismus vielleicht noch bedeutsamer und ursächlich für die gewachsene Bedeutung der Gesundheitskommunikation im Allgemeinen, ist ein weiterer Aspekt: Der Wandel des Selbstverständnisses von Patienten, die heute eben nicht mehr nur dankbare und passive Empfänger von Behandlungsangeboten sind, die Ärzte unterbreiten. Ein ehedem (über-)großes Vertrauen in die naturwissenschaftlich fundierte ärztliche Berufsausübung und in die absolute Rechtschaffenheit von Medizinern weicht mehr und mehr dem Bewusstsein, eigenverantwortlicher über Behandlung und Gesunderhaltung entscheiden zu können oder gar zu müssen. Vieles spreche dafür, schreiben die Bielefelder Medizinsoziologen Petra Strodtholz und Bernhard Badura, „dass im 21. Jahrhundert Versicherten und Patienten eine einflussreiche Rolle zufallen wird, (1.) weil Gesundheitswissen keine knappe Ware mehr (ist) und (2.)(weil) Gesundheitskompetenz durch das hohe Bildungsniveau der Bevölkerung und durch die technisch

gestützte rasche Verbreitung neuer Erkenntnisse zur Alltagskompetenz geworden ist und (3.)(weil) durch ein vergleichsweise hohes Durchschnittseinkommen Bürgern, Versicherten und Patienten eine erhebliche Käufermacht zukommt“. Es mag berechtigte Zweifel daran geben, dass die ziemlich optimistischen Einschätzungen der Verfügbarkeit von (verlässlichem) Gesundheitswissen und der Gesundheitskompetenz zutreffend sind. Es kann aber keinen Zweifel daran geben, dass ein auch nur partieller oder rudimentärer Vertrauensverlust in das, was die Ärzteschaft verschreibt und vorschlägt, einen enormen Informationsbedarf nach sich zieht, auf den der Journalismus reagieren muss. Die Frage ist, wie? In dieser Ausgabe stellen wir ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Projekt der Initiative Wissenschaftsjournalismus der TU Dortmund vor, den Mediendoktor. Ziel dieses Projektes ist es, die Qualität der Medizinberichterstattung mit Hilfe von Gutachten transparent zu machen und dadurch


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zu steigern. Alexander Görke und Julia Serong diskutieren für das WPKQuarterly die Kriterien, von denen sich die zumeist journalistischen Gutachter leiten lassen sollen. Bemerkenswert ist dieses Projekt vor allem deshalb, weil diese Gutachten Einblicke versprechen in die Vertrauenswürdigkeit von einschlägigen massenmedialen Informationsangeboten. Diese Gutachten können eins sicher nicht. Sie können das Grundproblem von Patienten nicht lösen, das sich aus dem partiellen Vertrauensverlust in die Ärzteschaft ergibt: Wie soll ich mich entscheiden? Auch oder gerade gute Medizinberichterstattung sorgt eher für Beunruhigung, sie kann keine Sicherheit vermitteln. Im besten Falle kann sie dazu beitragen, einen vernünftigen Umgang mit Unsicherheit zu befördern. Sie kann Bereiche ausmachen, in denen Vertrauen in wissenschaftlich geschulte Experten, auf das jeder bei aller Mündigkeit prinzipiell angewiesen bleibt, unangebracht ist. Ein Weg dahin mag darin bestehen, wissenschaftliche Evidenz stärker als bisher zum leitenden Prinzip von Themenauswahl und Berichterstattung zu machen. Das schlägt Nicole Heißmann vor. Dies setzt aber erhebliche Investitionen in Recherche, Aus- und Weiterbildung voraus, was letztlich zur entscheidenden Frage führt: Sind mündige Patienten bereit, den gewachsenen Bedarf an belastbaren Gesundheitsinformationen zu bezahlen? Darauf haben wir keine Antwort parat, es fehlen aussagekräftige Befunde.. Wie viele Ausgaben vorher ist dieses Heft deshalb Werkstatt-Bericht, der Anregungen liefern mag, die das eigene Tun bereichern. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist. ]

Inhalt

Editorial

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Evidenz für alle? Über Möglichkeiten und Grenzen evidenzbasierter Medizinberichterstattung

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Journalisten zur Visite: Der neue Medien-Doktor

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Der Medien-Doktor: Ein Anstoß für eine konstruktive Debatte über Qualität im Medizinjournalismus

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Interview: Qualität im Medizinjournalismus Weite, tiefe Täler zwischen himmelstürmenden Gipfeln

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X ist ein Gen für Y! Eine Kritik am lustvollen Verbreiten genetischer Ursachen von Volkskrankheiten

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Ein Rückblick: Der Fall Sarrazin und die Wissenschaft

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Regional, kurz und nüchtern: Das Thema Biodiversität in deutschen Tageszeitungen

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Einblicke in das Wissenschaftsreich der Mitte: Die China-Reise der WPK

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Impressum

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Markus Lehmkuhl

Markus Lehmkuhl ist Projektleiter an der FU Berlin, Arbeitsstelle Wissenschaftsjournalismus, und leitet die WPK-Quarterly Redaktion.


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Evidenz für alle? Wenn Medizinjournalisten über Arzneimittel oder Medizinprodukte berichten, berufen sie sich auf Daten und klinische Studien. Was können Leser, Zuschauer und Hörer mit den Erkenntnissen der auf Evidenz basierten Medizin eigentlich anfangen? Von Nicole Heißmann Früher waren die Zuständigkeiten klar verteilt: Der Arzt ist der Experte und der Patient vertraut darauf, was der Doktor empfiehlt. Spätestens seit Mitte der 90er Jahre ist dieses Verhältnis in Unordnung geraten. Damals gründete der kanadische Arzt und Epidemiologe David Lawrence Sackett das Centre for Evidence-Based Medicine im britischen Oxford. 1997 veröffentlichte er zusammen mit Kollegen sein Standardwerk „Evidence Based Medicine“. Mit der von Sackett und Kollegen vertretenen evidenzbasierten Medizin (ebM) etablierte sich eine Heilkunst, die ihre Entscheidungen auf wissenschaftlich standardisierte Studien an Patienten gründet, statt sie der Erfahrung des einzelnen Arztes zu überlassen. Mit Hilfe von ebM beginnt sich das Verhältnis von Arzt und Patient umzugestalten: vom agierenden Medicus, der den passiv Leidenden behandelt, zu einer Partnerschaft, in der ein Doktor seinen mündigen Patienten über die geplante Maßnahme informiert und beide gemeinsam eine Entscheidung treffen. Dass evidenzbasierte Medizin im Interesse der Verbraucher sein könnte, weil sich damit Qualität im Gesundheitsbetrieb überprüfen und transparent machen lässt, hat sich längst auch in Journalistenkreisen herumgesprochen. Viele informieren ihre Leser, Zuschauer oder Hörer inzwischen mit Hilfe von Fachartikeln aus Datenbanken wie der amerikanischen Pubmed oder der Cochrane Library. Evidenzbasierter Journalismus kostet allerdings mehr Zeit und Nerven als eben schnell zwei Experten anzurufen. Praktisch nie reichen die Tage oder bestenfalls Wochen bis zur “Deadline“, um die wissenschaftliche Literatur zu durchdringen oder auch nur annähernd auszuwerten. Und nur selten hat man anschließend genug Zeilen oder Sendezeit, um Nutzen und Risiken einer Methode erschöpfend darzustellen.

Also wozu das Ganze? Was kommt von all der Evidenz überhaupt bei Medienkonsumenten an? Und wollen die es überhaupt so genau wissen? Empirisch lassen sich diese Fragen für den Journalismus bisher nicht befriedigend beantworten. Es gibt nämlich – Ironie des Schicksals – bisher keine direkte Evidenz dafür, dass Patienten von Journalisten evidenzbasiert über das Für und Wider medizinischer Methoden aufgeklärt werden wollen. Ob sie nach dem Lesen solcher Artikel oder dem Anschauen einer Fernsehsendung aufgeklärter sind als zuvor, liegt ebenso im Dunkeln. Was nicht heißt, dass die Mühe vergebens ist, sondern nur, dass diese Fragen noch niemand so richtig untersucht hat. Allerdings befassen sich viele Studien etwas weiter gefasst mit „Gesundheitsinformation“; mit Gesprächen zwischen Arzt und Patient, mit Broschüren und Websites von Krankenkassen und Patientengruppen, mit dem Kenntnisstand von Verbrauchern. Diese Ergebnisse sind für Medienmacher durchaus interessant, weil sie aufzeigen, ob Patienten überhaupt informiert werden wollen, welche Art von Gesundheitsinformation sie sich wünschen und was am Ende bei ihnen hängen bleibt.

Wollen Patienten mündig sein? Diverse Umfragen belegen, dass Patienten bei ärztlichen Entscheidungen beteiligt werden wollen. Seit einiger Zeit befragt die Techniker Krankenkasse jedes Jahr 2000 Versicherte zwischen 18 und 70 Jahren – TK-Kunden und solche von anderen Kassen – nach ihren Wünschen und Bedürfnissen im deutschen Gesundheitssystem. Regelmäßig geben dabei zwei von drei

4 Versicherten an, gemeinsam mit ihrem Arzt über Diagnostik und Therapie bestimmen zu wollen. Nur sechs bis zehn Prozent der Befragten würden die Entscheidung allein ihrem Arzt überlassen. Auch in anderen Studien (Bertelsmann Gesundheitsmonitor 2002 bis 2004, European Patient of the Future 2003) liegt der Anteil derer, die zusammen mit dem Arzt ihren Genesungsprozess gestalten wollen, bei mehr als 55 Prozent. Die PIA-Studie Ruhrgebiet 2002 kam gar auf 77 Prozent. Der Wunsch nach Mitbestimmung zieht sich durch alle Altersgruppen. Laut dem Bertelsmann Gesundheitsmonitor will sogar mehr als die Hälfte der chronisch Kranken, geplagt von Allergien, Gelenkproblemen oder Rückenschmerzen, noch aktiv mitentscheiden. „Ärzte behaupten oft, dass vor allem alte Patienten und chronisch Kranke gar kein Interesse an Mitbestimmung hätten, weil ihnen das zu anstrengend sei. Das stimmt aber nicht generell, die wollen durchaus beteiligt werden“, sagt Hardy Müller vom WINEG-Institut der Techniker Krankenkasse, der als Sprecher den Fachbereich Patienteninformation und -beteiligung im Deutschen Netzwerk evidenzbasierte Medizin vertritt. Allerdings scheint der Weg vom frommen Wunsch zur aktiven Beteiligung sehr weit: Selbst in den USA, wo evidenzbasierte Merkblätter und Websites für Patienten viel weiter verbreitet sind als in Deutschland, legen viele Kranke weiterhin eine passive Haltung an den Tag, sobald sie einem Doktor im Kittel gegenübertreten. Ihre Wertvorstellungen und Verhaltensweisen seien nach wie vor „verwurzelt in traditionellen Erwartungen an das Arzt-Patient-Verhältnis“ schreiben die Autoren einer Untersuchung auf der Basis von Gruppendiskussionen mit Patienten, Interviews und einer Onlinebefragung, publiziert in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift Health Affairs. Dort heißt es weiter: „Viele Verbraucher dürften es schwierig finden, sich in eine aktivere und verantwortlichere Rolle zu begeben, in der man von ihnen erwartet, viele Teile der komplexen und teils widersprüchlichen Evidenz zu verstehen und abzuwägen.“ Karen Sepucha vom Massachusetts General Hospital befragte Verbraucher zu 14 verschiedenen medizinischen


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Entscheidungen und kam zu dem Ergebnis, dass die meisten Entschlüsse immer noch dem Arzt überlassen werden. Außerdem dachten 46 bis 86 Prozent der interviewten Patienten (je nach medizinischem Problem unterschiedlich viele), dass es sehr wichtig sei „zu tun, was der Doktor für das Beste hält.“

Wollen Patienten evidenzbasiert informiert werden? Voraussetzung für bestmögliche Entscheidungen ist Information, zum Beispiel über Nutzen und Risiken einer Untersuchung oder Behandlung. Es scheint, als würden Patienten darüber gern besser als bisher informiert werden: Rund die Hälfte fühlte sich laut Bertelsmann Gesundheitsmonitor 2003 nicht umfassend durch ihren Arzt aufgeklärt. Gern hätten viele noch besser Bescheid gewusst über Vor- und Nachteile einer Behandlung, die TherapieAlternativen oder weitere Informationsquellen jenseits der Arztpraxis. Auch eine Studie der kalifornischen Campaign for Effective Patient Care auf der Basis von 800 Patienten-Interviews belegte 2009, dass Bedarf nach evidenzbasierter Information besteht: 92 Prozent der Patienten wollen, dass ihr Arzt klar benennt, welche Untersuchung oder Therapie wissenschaftlichen Daten zufolge die beste ist. Und 90 Prozent wollen es genau wissen, wenn der Nutzen einer Methode nicht wissenschaftlich belegt ist.

Macht ebM den Patienten Angst? Gegen die Befürchtung vieler Ärzte, Verbraucher würden durch evidenzbasierte Informationen vor allem verunsichert, sprechen viele Ergebnisse der vergangenen Jahre: Ein Cochrane Review kam 2003 zu dem Schluss, dass Patienten nach dem Lesen von Merkblättern über Vor- und Nachteile medizinischer Maßnahmen keineswegs

ängstlicher waren als vorher. Zum Teil fühlten sie sich hinterher sogar eher beruhigt, ansonsten waren sie so entspannt wie vorher. Andere Untersuchungen deuten an, dass evidenzbasierte Information über verschiedene Therapieoptionen das Vertrauen in medizinische Entscheidungen stärken können. Beziehen Ärzte ihre Patienten in Entscheidungen ein, machen die später bei ihrer Therapie zuverlässiger mit, sind zufriedener damit und profitieren auch gesundheitlich eher von einer Behandlung.

Kommt ebM bei Patienten an? In den USA sind evidenzbasierte Merkblätter, so genannte „decision aids“, schon längere Zeit in Umlauf und viel weiter verbreitet als in Deutschland. NGOs und Stiftungen haben sich der Vermittlung von Wissen über evidenzbasierte Medizin an Laien verschrieben. Allerdings scheinen die Ergebnisse bislang eher ernüchternd: Eine kürzlich in der Zeitschrift Medical Decision Making publizierte Befragung von 2575 US-Amerikanern belegte, dass sich 36 Prozent der Patienten in Bezug auf ärztliche Entscheidungen für „extrem gut“ und 30 Prozent für „gut“ informiert hielten. Das Gefühl, besonders gut Bescheid zu wissen, spiegelte sich aber kaum in Wissen wider – etwa wenn man die Patienten über Kebsfrüherkennung befragte. Die bereits erwähnte Untersuchung der Campaign for Effective Patient Care kam zu dem Ergebnis, dass Patienten die wissenschaftliche Fundierung im Gesundheitswesen viel zu positiv einschätzen: 65 Prozent der Befragten gingen davon aus, alles oder fast alles, was Ärzte mit ihnen anstellten, sei evidenzbasiert. Laut dem Institute of Medicine, das die US-Regierungen in Gesundheitsfragen berät, ist das aber nur bei weniger als der Hälfte aller ärztlichen Entscheidungen wirklich der Fall. Eine „fundamentale Entkopplung zwischen zentralen Grundsätzen evidenzbasierter Versorgung und Wissen, Wertvorstellungen und Überzeugungen vieler Verbraucher“ attestierten die

5 Autoren des oben genannten Artikels in der Zeitschrift Health Affairs. Die in Gruppendiskussionen, Interviews und via Internet Befragten empfänden Begriffe wie „medizinische Evidenz“ oder „Leitlinien“ als fremd und verwirrend. Außerdem herrschte große Unsicherheit darüber, ob Qualität im Gesundheitswesen teuer sein muss oder nicht: 33 Prozent der online Interviewten glaubten, bessere Therapien müssten auch mehr kosten, 27 hielten das für falsch und 40 Prozent waren sich nicht sicher. Darin liegt nach Meinung der Autoren eine große Gefahr: Kritisieren Wissenschaftler mit Hilfe evidenzbasierter Methoden eine Maßnahme als teuer aber wenig nützlich, können Patienten das als verkappte Sparmaßnahme auffassen: „Natürlich werden die Verbraucher revoltieren, wenn evidenzbasierte Bemühungen nur als Rationierung erlebt werden oder als ein Weg, ihnen notwendige Behandlung vorzuenthalten“. Die jahrelange Schlacht nach der Kritik an teuren Insulinanaloga durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen deutet an, wie berechtigt diese Sorge auch für Deutschland ist. Hierzulande gibt es noch nicht so viele evidenzbasierte Informationsquellen für Patienten wie etwa in Großbritannien oder den USA. Immerhin bemühen sich Krankenkassen, Fachgesellschaften oder der Gemeinsame Bundesausschuss auch hierzulande seit einigen Jahren um wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen. Wie viel davon bislang die Patienten erreicht, ist weitgehend unbekannt. Was man weiß, gibt kaum Anlass zu Euphorie: Eine Arbeitsgruppe um Gerd Gigerenzer vom Berliner Harding Center am Max Planck Institut für Bildungsforschung untersuchte 2009, wie realistisch Konsumenten den Nutzen der Krebsfrüherkennung einschätzen. Dazu befragten sie 10.000 Männer und Frauen in neun Ländern Europas, darunter auch die Bundesrepublik. Die Deutschen erwiesen sich als besonders schlecht informiert. So überschätzten 92 Prozent der Frauen, wie viele Leben durch die Mammographie gerettet werden können, 89 Prozent der Männer schätzten den Nutzen von PSA-Tests auf Prostatakrebs unrealistisch hoch ein.


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Wozu evidenzbasierter Medizinjournalismus? Wer als Wissenschaftsjournalist seine Leser, Zuschauer, Hörer oder Online-User halbwegs ernst nimmt, kommt nicht daran vorbei, sie so gut und umfassend wie möglich zu informieren und dafür auch den Werkzeugkoffer der evidenzbasierten Medizin zu nutzen. Schließlich scheinen Verbraucher sich in Gesundheitsfragen mehr Transparenz und Information zu wünschen. Dass davon bisher wenig in der Öffentlichkeit angekommen ist, kann viele Ursachen haben: Vielleicht liegt es daran, dass Menschen sich eher nach einfachen Wahrheiten sehnen als nach komplexen Botschaften voller Fragezeichen. Vielleicht kommen ebM und die Berichterstattung darüber zu trocken und entpersonalisiert daher: Es ist nicht damit getan, in Artikeln absolute Häufigkeiten statt relativer Wahrscheinlichkeiten zu verwenden, wie Wissen-

schaftler Reportern gern empfehlen. Auch in absoluten Zahlen wird für Leser und Hörer noch nicht erlebbar, was die Ziffern mit ihnen persönlich, ihrer Krankengeschichte, ihren Hoffnungen oder Ängsten zu tun haben sollen. Pharmafirmen haben diese Lektion gelernt und sprechen den mündigen Patienten längst auf die emotionale Tour an. Und während eingefleischte Evidenzler ob solcher Gefühlsduselei die Nase rümpfen, klicken Verbraucher munter auf Webseiten wie www.heldender-liebe.de. Dort berichten Paare anrührend von Beziehungsproblemen durch die erektile Dysfunktion des Mannes. Liebevoll zusammengestellt von der Lilly Deutschland GmbH, die das Potenzmittlel Cialis vermarktet. Auf www.cholesterin.de findet sich das Journal „LDL - Lebe Dein Leben“, nebst Ratschlägen mit dem Tenor „...ein gesundes Leben kann auch Spaß machen!“ Hinter der Seite steht die Pfizer Pharma GmbH, zu deren Produktpalette der Cholesterinsenker Sortis gehört. Möglicherweise sind genau an dieser Stelle Medizinjournalisten gefragt: Ge-

Journalisten zur Visite Der neue Medien-Doktor. Eine Vorstellung. Von Marcus Anhäuser „Neun Walnüsse am Tag senken Bluthochdruck“, „Vitamin B könnte gegen Alzheimer helfen“, „Statine verringern das Risiko für Prostatarezidive“. Täglich versorgen die Medien Leser, Zuhörer und Zuschauer mit den neuesten Meldungen darüber, welche Therapien, Wirkstoffe oder Produkte sie von Krankheiten, Leiden oder Zipperlein befreien oder vor ihnen schützen könnten. Neben herausragenden journalistischen Beiträgen finden sich mit schöner Regelmäßigkeit auch Artikel und Sendungen, die zwar als Dienst am Kunden daherkommen, sich bei genauer Betrachtung aber immer wieder als Bärendienst erweisen: Der Nutzen einer Therapie ist übertrieben dargestellt, auf Nebenwirkungen wird gar nicht eingegangen, auf die kritische Einschätzung eines weiteren Experten wird verzichtet, die Pressemitteilung war die einzige

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Quelle. Journalisten machen sich zum Sprachrohr von Medizinern und Pharmafirmen, nicht zu ihrem kritischen Betrachter. Wer hat sich nicht schon über schlechte Medizinberichterstattung geärgert. Wie viele Menschen sich unnötig falsche Hoffnung durch falsche Berichte gemacht haben, hat leider noch niemand untersucht. Seit einigen Jahren gibt es im Ausland Projekte, die medizinjournalistische Beiträge auf Herz und Nieren überprüfen, bewerten und dann öffentlich im Internet kritisieren oder loben. „Behind the Headlines“, „Media Doctor“ oder „HealthNewsReview“ heißen solche Projekte. Die einen verfolgen einen eher deskriptiven Ansatz (Behind the Headlines), die anderen gehen – mehr oder weniger – systematisch vor nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Im deutschsprachigen Raum sind es bisher vor allem

schichten über Menschen zu erzählen ist schließlich unser täglich Brot. Ohne Panikmache, Werblichkeit, Rührseligkeit oder unangebrachten Optimismus. Dafür mit Anteilnahme, Neugier für persönliche Befindlichkeiten und nah am Patienten. Und hoffentlich noch gegründet auf Studien und Zahlen. Gern auch absolute. Dass die Lage nicht hoffnungslos ist, deuten Umfrageergebnisse aus den USA an: Eine Minderheit von „early adopters“ beginnt sich mit den Konzepten und Prinzipien evidenzbasierter Medizin zu identifizieren. Vielleicht werden es ja mehr. ]

Nicole Heißmann arbeitet als Redakteurin beim Stern in Hamburg.

Blogs, die wiederholt vor allem Kritik über schlechten Journalismus äußern – Lob für gute Stücke findet sich eher selten. Das ändert sich ab November 2010. Dann geht der deutsche Medien-Doktor online (www.medien-doktor.de). Angesiedelt ist das Monitoring-Projekt an der TU Dortmund am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus von Holger Wormer. Unterstützt wird es von der Initiative Wissenschaftsjournalismus – und auch der WPK. Regelmäßig bewertet ein Team von Gutachtern, darunter auch Mitglieder der WPK Qualitäts-AG, eine bestimmte Kategorie medizinjournalistischer Beiträge: Artikel und Sendungen, in denen neue Therapien, Wirkstoffe, Nahrungsergänzungsmittel oder auch diagnostische Tests vorgestellt werden. Die Gutachter folgen dabei einem Kriterienkatalog, den schon Vorgängerprojekte in Australien, Kanada, Hong Kong (Media Doctor ) und den USA (HealthNewsReview) anwenden. Gemeinsam ist diesen Kriterien die starke Orientierung an dem, was Leser und Zuschauer, Patienten und ihre Angehörigen an Informationen


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benötigen, um sich ein vollständiges zehn medizinjournalistischen Kriterien Bild zu machen. Dazu gehört, dass der erfüllt und fünf Sterne bekäme, muss Nutzen einer Therapie eben nicht über- rein journalistisch betrachtet nicht untrieben dargestellt wird, indem etwa nur bedingt Jubelstürme auslösen. die Senkung eines relativen Risikos für Präsentiert wird das Gutachten auf eine Erkrankung präsentiert wird, nicht der Webseite des Projektes www. jedoch das absolute. Dazu gehört auch, medien-doktor.de. Zu jedem Kriterium dass Nebenwirkungen, Kosten und Al- wird kurz begründet, warum wir es als ternativen thematisiert werden, dass „erfüllt“ oder als „nicht erfüllt“ betraches eine Einschätzung gibt, wie neu ten. In einer Zusammenfassung wird ein Ansatz wirklich ist, dass klar wird, die gesamte Bewertung (ausgedrückt wann ein Mittel verfügbar ist oder wie in bis zu fünf Sternen) eingeordnet. gut die Evidenz der Studien ist. Wichtig für das Urteil eines Lesers oder Zuschauers ist auch die Einschätzung von Medizinern, die nicht an der Studie beteiligt sind oder die Information, dass es sich um eine firmengesponserte Untersuchung Ein Logo gibt es bereits. Die Website soll in Kürze online gehen. handelt. Diese medizinjournalistischen Kri- Das Prinzip Öffentlichkeit gehört zum terien ergänzt der deutsche Medien- Konzept der Monitoring-Projekte. Mit Doktor durch allgemeinjournalistische jeder Bewertung werden Journalisten Kriterien. Diese berücksichtigen stär- daran erinnert, was ein medizinjourker den redaktionellen Alltag von Jour- nalistischer Beitrag unserer Meinung nalisten und die Faktoren, die ihre Ent- nach benötigt, damit Leser, Zuschauer scheidung beeinflussen, ob ein Beitrag und Zuhörer vollständig, ausgewogen ins Blatt kommt oder über den Sender und angemessen informiert werden. geht. Faktoren wie Aktualität und Re- Wir hoffen, durch die Präsentation levanz, Richtigkeit der Fakten oder die auf der Webseite Lerneffekte zu erArt der Vermittlung fließen damit – an- zielen, die nachhaltiger sind als manders als bei den internationalen Pro- ches Zwei-Tages-Seminar. Zugleich jekten – stärker mit in die Bewertung wollen wir den Kollegen eine zentrale ein. Damit lösen wir auch folgendes Plattform für Medizinjournalismus beProblem: Ein Beitrag, der formal alle reitstellen, auf denen sie Ressourcen

finden, die ihnen z.B. dabei helfen, gute von schlechten Studien zu unterscheiden oder schnell verlässliche Quellen für ihre Recherche zu finden. Und nicht zuletzt: medien-doktor.de soll gerade auch besonders guten und beispielhaften Beiträgen eine Plattform bieten und zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Einen tollen medi-zinjournalistischen Artikel zu schreiben, kann eine große Herausforderung sein. Studien und ihre Statistik zu verstehen, den Nutzen realistisch darzustellen, einen geeigneten Experten zu finden, die Bedeutung für das tägliche Leben eines Betroffenen zu erfassen. Doch wer ein paar Dinge berücksichtigt, der hat es leichter als mancher vermuten mag. Mit dem Medien-Doktor wollen wir Journalisten helfen, ihre Leser und ] Zuschauer besser zu informieren.

Marcus Anhäuser ist leitender Redakteur des Medien-Doktor.

Der Medien-Doktor Ein Anstoß für eine konstruktive Debatte über Qualität im Medizinjournalismus Von Julia Serong und Alexander Görke Wer beobachtet die Beobachter? Mit dieser Frage lässt sich nicht nur in Kriminalromanen trefflich operieren und in Arztpraxen eine Menge professionelles Unbehagen stiften, sie hat auch mit Blick auf die Legitimität journalistischer Selektionsentscheidungen und die Qualität der so entstandenen journalistischen Orientierungsangebote eine gewisse Tradition – und auch

diese kann ja durchaus beides sein: schmerzlich und spannend. In diesem Sinne startet mit dem Medien-Doktor. de in diesen Tagen ein gleich mehrfach spannendes Monitoring-Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den deutschen Medizinjournalismus systematisch zu beobachten. Angesiedelt ist das Projekt am Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus der TU Dortmund

. Gefördert wird es mit einer Anschubfinanzierung von 60.000 Euro von der Robert Bosch Stiftung, dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der BASF, die gemeinsam die „Initiative Wissenschaftsjournalismus“ tragen. Kernziel des Medien-Doktor ist es, die Qualität im Wissenschaftsjournalismus transparent zu machen und zur Diskussion zu stellen. Hierzu sollen


III/2010 täglich Berichte über medizinische Themen aus deutschen Medien ausgewählt und von externen Gutachtern bewertet werden. Die Gutachter sind selbst im Medizinjournalismus tätig, hinzu kommen Gutachter aus der Wissenschaft (Warum nicht auch Gutachter aus der Gesundheitspolitik?). Entscheidend für den Erfolg des Medien-Doktors dürfte es vor diesem Hintergrund sein, ob und inwiefern es gelingt, Qualitätskriterien zu etablieren, die gleichermaßen im Journalismus als auch in der Journalistik als Reflexionsdisziplin und in der Wissenschaft Zuspruch finden.

Beobachter beobachten – schön und gut, aber nach welchen Kriterien? Medien-Doktor.de verwendet – gemäß Absichtsbekundung – ein Set von insgesamt 13 Qualitätskriterien. Die zehn medizinjournalistischen Kriterien entsprechen denjenigen, die in ähnlich gelagerten Gutachterprojekten in den USA, Kanada und Australien verwendet werden. Da es den Dortmunder Mediendoktoren aber auch ganz allgemein um die Qualität der Berichterstattung in Deutschland geht, haben sie weitere drei allgemein journalistische Kriterien in das Prüfungsraster mit aufgenommen; Themenauswahl (für Faktoren wie Aktualität, Relevanz und Originalität (Kuriosität); Vermittlung (Form der Darstellung, Überschriften, Teaser Verständlichkeit) sowie Quellentreue (Richtigkeit). Warum eigentlich diese Differenzierung? Soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass guter Medizinjournalismus nach anderen Beobachterkriterien funktionieren muss als guter Politik-, Wirtschafts- oder gar Reisejournalismus? „Sauberer“ wäre es, wenn man zwischen allgemeinen Qualitätskriterien (Unabhängigkeit, Transparenz, Neutralität etc) und fachspezifischen Anwendungs- bzw. Problemfeldern (Therapiekosten und – nutzen, Medikalisierung als Sonderform des Sensationalismus) unterschieden hätte. Die Dortmunder haben die Kriterien allerdings übernommen, um Vergleichbarkeit herzustellen, was

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WPK-Quarterly durchaus eine gewisse Berechtigung hat. Immerhin soll nicht nur begutachtet, sondern auch geforscht werden. Trotzdem wirkt die Ergänzung um drei allgemein journalistische Kriterien irgendwie halbherzig. Die medizinjournalistischen Kriterien prüfen, ob der journalistische Beitrag den Nutzen sowie die Risiken und Nebenwirkungen thematisierter Innovationen (z.B. Anwendungen, Medikamente) benennt und möglichst quantifiziert; ob die Kosten diskutiert werden; ob die Methode oder das Produkt verfügbar sind und welche Alternativen es gegebenenfalls gibt. Weiterhin wird beurteilt, wie valide und evident (ein Wort, das man zu mögen, lernen muss) die Studien sind; wie neu die Ergebnisse bzw. Verfahren sind; welche Interessenkonflikte bestehen oder zu erwarten sind; schließlich, ob es sich bei dem behandelten Problem tatsächlich um eine ernstzunehmende Krankheit handelt oder ob nicht viel eher die primär pekuniär interessante (Berichterstattung über) Behandlung erfundener (Volks-)Krankheiten im Fokus steht. Schließlich lässt sich mit der Pathologisierung von Normalzuständen, die das Leben oder das Alter mit sich bringen, zwar einerseits eine Menge Geld verdienen. Andererseits ist beispielsweise nicht jede normale Mittvierzigerin allein schon deshalb krank, weil sie nicht dieselbe Knochendichte aufweist wie eine gesunde Frau mit Mitte zwanzig. In dem Maß, wie die Knochendichte altersbedingt abnimmt, wäre unsere Beispielfrau nicht vergleichsweise krank, sondern ganz simpel 20 Jahre älter. Hierüber sachgerecht und ohne fremdinteressengeleitete Panikmache unter dem (vermeintlichen) Gütesiegel der (Volks-)Gesundheit aufgeklärt zu werden, ist eine sinnvolle Erwartung an seriösen Medizinjournalismus. Darauf zu achten, dass dieses Klassenziel nicht mehrheitlich verfehlt wird, ist lobenswert. Naheliegend ist es daher auch für den Medien-Doktor vom Medizinjournalismus journalistische Unabhängigkeit in Bezug auf Informationsquellen einzufordern und diese auch zu prüfen. Bei Lichte betrachtet handelt es sich dabei aber nicht um ein ressort- oder gar themenspezifisches, sondern, wie schon angedeutet, um ein allgemein journalistisches Qualitätsmerkmal. Auch

ein Politikjournalismus, der sich einseitig vor den einen oder anderen Karren spannen lässt, verdient Kritik. Die drei allgemeinjournalistischen Kriterien beziehen sich zum einen auf die Themenauswahl und nehmen die Aktualität sowie Relevanz bzw. Originalität eines Themas in den Blick, wobei anzumerken ist, dass es sich bei Relevanz und Originalität in gewisser Hinsicht um divergierende Kriterien handelt, wenn man sie an der Anzahl der betroffenen Rezipienten misst. So kann ein Beitrag zu einem sehr speziellen Thema zwar sehr originell, für die meisten Rezipienten aber irrelevant sein. Umgekehrt sind die relevantesten Themen meist nicht zwingend diejenigen, mit denen man Originalitätspreise gewinnt – was nicht heißen soll, dass sich nicht auch ein hochrelevantes Thema originell erschließen lässt. Weitere Prüfkriterien rücken zudem die journalistische Darstellungsweise von Themen in den Fokus. Hierbei geht es dann um die sprachliche und strukturelle Verständlichkeit eines Beitrags sowie die Vermittlung eines Sachverhalts, also u. a. die Faktentreue, die Vollständigkeit und die Angemessenheit der Informationsleistung. Was aber tun, wenn auch diese Qualitätskriterien sich am Ende als beobachterrelativ erweisen? Welchen Leser hat ein Beobachter des Medizinjournalismus im Kopf, wenn er seine Kriterien in Anschlag bringt? Etwa die Leser der Süddeutschen oder der Zeit oder die Leserinnen der Bildzeitung, die eine andere (aber nicht von vorneherein mindere) Relevanz, Originalität und sprachliche Verständlichkeit erwarten?

Auf den Schultern von…: die Vorbilder Medien-Doktor.de orientiert sich an dem US-amerikanischen Vorbild HealthNewsReview.org. Unter der Leitung von Gary Schwitzer (vgl. Interview) bewertet ein Team von 28 Gutachtern täglich bzw. wöchentlich Berichte über medizinische Themen in mehr als zwanzig ausgewählten US-amerikanischen Online-Angeboten von Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen sowie einigen wenigen Rundfunksendern. HealthNewsReview.org beruft sich wie-


III/2010 derum auf das 2004 gestartete australische Webangebot MediaDoctor.org.au und verfolgt nach eigenem Bekunden vor allem zwei Ziele: „Improving the accuracy of news stories about medical treatments, tests, products and procedures. Helping consumers evaluate the evidence for and against new ideas in health care.” (http://www.healthnewsreview.org/who-we-are.php) Die drei Leitwerte der Beurteilung sind „Accuracy, Balance, Completeness“ (http://www.healthnewsreview. org/who-we-are.php). HealthNewsReview.org verfolgt dabei eindeutig einen pädagogischen Ansatz. Es geht schließlich um die richtige Erziehung der Verbraucher: „We hold the bar high for quality in health care journalism because it plays a major role in educating consumers. Consumers need to be well informed to make sound choices that affect their health and well being.” (http://www.healthnewsreview.org/howwe-rate-stories.php) Es verwundert daher nicht, dass die meisten Gutachter von HealthNewsReview.org so wie von Media Doctor Australia und Media Doctor Canada selbst in der medizinischen Praxis tätig sind, nur die wenigsten haben journalistische Berufserfahrung. Die Vorrangstellung der wissenschaftlichen Rationalität kommt in der Verpflichtung auf wissenschaftliche Qualitätskriterien zum Ausdruck. Von dieser einseitigen Festlegung auf den wissenschaftlichen Gutachterstatus abrücken zu wollen und sich für Stimmen aus dem Journalismus zu öffnen, spricht für den innovativen Ansatz des Medien-Doktors aus Deutschland, ist damit doch die Aussicht verbunden, das Monitoring näher an die journalistische Praxis und ihre Probleme zu rücken. Ebenso klar dürfte aber auch sein, dass das Qualitätsurteil von Medizinjournalisten über Medizinjournalisten unter Konkurrenzgesichtspunkten nicht unproblematisch ist, wie es übrigens immer dann der Fall ist, wenn Journalisten die eigene Zunft ins Visier nehmen (z.B. Medien- oder Krisenjournalismus).

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder …

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WPK-Quarterly Das Medizin-Monitoring der TU Dortmund wirft eine Reihe von wichtigen Fragen in der Debatte über Qualität im Wissenschafts- und Medizinjournalismus auf. Eine zentrale Frage ist, ob bzw. inwiefern Leitwerte wie „accuracy“ und „completeness“ vom (Fach-) Journalismus geleistet werden können und sollen. Betrachtet man den Wissenschaftsjournalismus gleichsam als Transmissionsriemen der wissenschaftlichen Forschung, so ist die Forderung nach Akkuratheit und Vollständigkeit der Information und Darstellung zweifelsohne nachvollziehbar und sogar geboten. Allerdings stehen diese Forderungen im Widerspruch zur Funktion des Journalismus, Themen für die Öffentlichkeit (und eben nicht für die Wissenschaft) her- und bereitzustellen und auf diese Weise etwa eine autonome Beobachtung der Medizin und der Wissenschaft in der Gesellschaft zu leisten. Die Nachrichtenwert-Forschung in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft liefert bereits seit Jahrzehnten einschlägige Studien über die Regeln der Nachrichtenauswahl und -darstellung im Journalismus, und der Wissenschaftsjournalismus bildet hiervon prinzipiell keine Ausnahme. Insofern ist es sicherlich sinnvoll, dass bei Medien-doktor.de im Unterschied zu HealthNewsReview.org eher Journalisten die Beurteilung von Beiträgen vornehmen und dies im Bewusstsein tun, dass wissenschaftliche und journalistische Genauigkeit bzw. journalistische und wissenschaftliche Vollständigkeit a) nicht ein und dasselbe sind, es aber b) auch nicht sein müssen. Ebenso auf der Hand liegt indes auch, dass sich die Frage nach der Qualität im Medizinjournalismus nicht in den journalistischen Einzelakteuren entscheidet. Wie in anderen Bereichen auch sind politische, rechtliche, technologische und organisatorische Rahmenbedingungen zu beachten, die den Medizinjournalismus und seine vorhandene oder fehlende Qualität (mit) beeinflussen: Gesundheits- und Wirtschaftspolitiker etwa, die Entscheidungen treffen, um die Zulassung bzw. Definition neuer Medikamente auch unter Berücksichtigung von Standortfragen für die pharmazeutische Industrie neu zu regeln. Auch die Frage, ob Medizinjournalismus nicht ein redaktionelles Umfeld braucht, um Qualitätssicherung zu

betreiben, gehört an diese Stelle (siehe hierzu unlängst die Debatte zwischen B. Schwentker und V. Stollorz in WPKQuarterly III/2009, „Standpunkt: Pro Ressort / Contra Ressort“). MonitoringProjekte wie der Medien-Doktor können vor diesem Hintergrund gewiss nicht alle Probleme lösen, die den Medizinjournalismus umtreiben und von ihm vielleicht sogar mit verursacht werden. Im Erfolgsfall kann der Medien-Doktor aber dazu beitragen, dass die Debatte um Qualität im (Medizin-)Journalismus nicht verebbt, sondern weiter geführt und vernetzt wird. Entscheidend sollte dabei wohl nicht sein, ob die Beurteilungen der einzelnen Beiträge konsensfähig sind oder nicht. Sie werden es nicht sein und das ist auch gut so. Wichtig ist vielmehr, dass die Beurteilungen fair und transparent erfolgen und dass sie geeignet sind, einen konstruktiven und mitunter vielleicht sogar spannenden Dialog anzustoßen: nicht nur zwischen Journalisten und Gutachtern, sondern auch zwischen Wissenschaftlern, Medizinern, Journalisten und ihren Publika. ]

Julia Serong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus und Wissenskommunikation der FU Berlin.

Alexander Görke ist Professor für Wissenschaftsjournalismus und Wissenskommunikation an der FU Berlin..


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Qualität im Medizinjournalismus: Weite, tiefe Täler zwischen himmelstürmenden Gipfeln Wie gut ist die Medizinberichterstattung in den USA? Aus Anlass des Starts des deutschen„Mediendoktors“ sprach das WPK-Quarterly mit Gary Schwitzer, dem Herausgeber der Website Health News Review, der ein Team von etwa zwei Dutzend Gutachtern leitet. Seine Diagnose: es existiert eine erhebliche Kluft zwischen einigen wenigen Höchstleistungen investigativer Recherche und einer Fülle von desorientierenden Botschaften. 70 Prozent der knapp 1300 Berichte US-amerikanischer Massenmedien, die in den zurückliegenden viereinhalb Jahren von dem Team Health News Review begutachtet wurden, erfüllen Kriterien guter Medizinberichterstattung nur teilweise oder gar nicht. Kennen Sie den so genannten Mediendoktor, der dieser Tage in Dortmund seinen Dienst aufnimmt? Ja, natürlich. Ich war im September in Dortmund und habe die Gutachter getroffen. Ich finde es sehr interessant, dass dieses Team hauptsächlich aus spezialisierten Journalisten besteht. Dadurch gewinnen sie in Dortmund eine andere Perspektive auf die Zeitungsberichte als wir. Bei uns begutachten hauptsächlich praktizierende Mediziner die journalistischen Texte. Es wird interessant sein zu verfolgen, ob die deutschen Reviews die journalistischen Herausforderungen mehr würdigen als wir und ob sie zu konsistenteren Urteilen kommen. Allgemein wird es interessant sein zu verfolgen, ob das deutsche Team anders urteilt.

Wenn man die Liste Ihrer Gutachter durchgeht, kommt die Frage auf, ob besonders die Mediziner die Unterschiede der redaktionellen Ausstattung angemessen berücksichtigen bei ihren Urteilen. Man wird doch Artikel der New York Times anders beurteilen müssen als die in einer kleinen Zeitung, oder? Ich bin da sehr strikt: Ich bitte die Reviewer, genau diese Unterschiede eben nicht in Rechnung zu stellen. Ich vertrete die Auffassung, dass man angesichts des Schadens, den schlechte Medizinberichterstattung anrichten kann, nur eine Wahl hat: Entweder ich stelle Journalisten die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, um adäquat

zu berichten, oder ich lasse es lieber ganz. Wer als Redaktion daran zweifelt, in der nötigen Qualität über neue Behandlungsformen, ihren potentiellen Nutzen und ihre Risiken, berichten zu können, der sollte es einfach lassen. In der Konsequenz entschuldigen unsere Gutachter nichts mit dem Mangel an redaktionellen Ressourcen. Deshalb unterscheiden wir nicht zwischen der New York Times und einer Regionalzeitung, die meinetwegen in MinneapolisSaint Paul erscheint, wo ich lebe. Viele meiner Nachbarn haben die New York Times, die Washington Post oder das Wall Street Journal nie gesehen. Sie entnehmen ihre Nachrichten und Neuigkeiten aus der Medizin den Lokalzeitungen. Deren Verantwortung ist daher groß. Unsere Erwartungen an sie sollten deswegen nicht kleiner sein.

Das Health Journalism Review verteilt bis zu fünf Sterne für Gesundheitsberichte. Glauben Sie, dass sich ein fünf Sterne Bericht besser verkaufen lässt als einer mit einem oder keinem? So weit ich sehe, gibt es keine gute Forschung darüber. Wäre ich ein Spieler, ich würde darauf wetten, dass Leser, die die Wahl hätten zwischen einem 120 Zeilen Bericht, der ausschließlich die Segnungen einer neuen Therapie besingt, ohne Risiken zu benennen, der keine Kosten thematisiert, keinen möglichen conflict of interest der Quellen, keine Alternativen beschreibt und einem 500 oder meinetwegen 300

10 Zeilen-Stück, in dem Zusammenhänge aufgezeigt werden, in dem kritische Fragen gestellt werden, die Leser aufklären darüber, wie Behauptungen über neue Therapien in die Welt kommen, ich würde wetten, dass mehr Leser das zuletzt genannte Stück wählen würden. Aber das ist letztlich ein Bereich, in dem sich große Forschungslücken auftun. Viele redaktionelle Entscheidungen sind durch das Fehlen von Erkenntnissen über die Leserschaft charakterisiert. Sie sind von den Instinkten der Redakteure geleitet, die ihr Publikum nicht so gut kennen wie sie sollten.

Trotzdem: Ist der einzelne Artikel überhaupt die Einheit, die für Qualitätsbeurteilungen relevant ist? Oder doch eher die redaktionelle Einheit, die solche Artikel produziert? Ich möchte zum Vergleich voran schicken, dass der Mediendoktor Australien und auch der Mediendoktor in Kanada die Leistungen von Redaktionen verfolgen. Diese Webseiten ermöglichen es, die Performance von Redaktionen im Zeitverlauf zu vergleichen. Wir in den USA haben das aus unterschiedlichen Gründen noch nie gemacht. Der wichtigste ist, dass wir eine möglichst große Anzahl unterschiedlicher Berichte aus unterschiedlichen Häusern begutachten wollen. Natürlich verfügen wir in diesem Land auch über eine sehr große Auswahl. Aber so häufig wir bisher auch begutachtet haben – wir zählen fast 1300 Gutachten in knapp fünf Jahren – so klein ist dennoch immer noch unsere Stichprobe von Reviews, die sich auf eine einzelne Redaktion beziehen. Es wäre irreführend, auf dieser Basis irgendwelche Schlüsse zu ziehen, die sich auf die Arbeit der Redaktion allgemein anwenden ließen. Allerdings denke ich schon darüber nach, ob dieser Aspekt einer der Probleme von Health News Review ist, der unserem breiten Ansatz geschuldet ist. Wir wollen nun einmal Artikel aus einer Vielzahl unterschiedlicher Massenmedien begutachten. In kleineren Ländern mit kleinerer Zahl von Redaktionen mag man verlässlicher bestimmen können, wie gut oder schlecht einzelne Redaktionen im Zeitverlauf arbeiten.

Wie wählen Sie denn aus dieser Vielzahl Artikel aus, die Sie begutachten lassen?


III/2010 Es muss sich um Artikel handeln, die Aussagen über die Wirksamkeit bzw. Sicherheit einer medizinischen Intervention enthalten. Das heißt, es muss um die Frage gehen, ob eine Behandlung, ein Test, ein medizinisches Produkt oder ein Verfahren wie etwa eine Diät wirken. Oder darum, wie sicher diese Interventionen sind.

Okay, aber wie können Sie überschauen, was da tagtäglich veröffentlicht wird, das diesen Kriterien genügt? Wir haben eine Stichprobe gebildet von Organisationen, deren Medizinberichterstattung wir überschauen können. Derzeit beobachten wir das, was die größten Zeitungen der USA berichten, zusätzlich haben wir drei Nachrichtenagenturen und mehrere populäre Webseiten in der Stichprobe, zum Beispiel die von Time Magazine oder National Public Radio sowie CNN. Wir haben dieses Sample im vergangenen Jahr aus Variabilitätsgründen geändert. Vorher hatten wir ausschließlich Zeitungen im Sample und die drei Fernsehsender mit der größten Reichweite. TV-Berichte begutachten wir seit einem Jahr nicht mehr. Einerseits waren die Fernsehberichte durch die Bank furchtbar. Und die wurden nicht besser. Zugleich aber war der technische Aufwand, den wir betreiben mussten , um diese Berichte begutachten zu können, extrem hoch. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir das Interesse am Fernsehen verloren hätten. Im Gegenteil äußere ich mich nun in meinem Blog häufiger über die Qualität im Fernsehen als davor. Allerdings mache ich das nicht mehr auf der Basis von Gutachten, in denen unsere zehn Kriterien angelegt worden sind.

Wenn Sie ihre 1300 Gutachten überblicken. Wie beurteilen sie denn die Qualität der Gesundheitsberichterstattung in den USA? Das ist selbstverständlich extrem schwierig zu sagen. Ich beobachte im Grunde zweierlei. Zum einen sehen wir Beispiele für investigativen Medizinjournalismus in einer Qualität, die niemals höher war als heute. Unglücklicherweise sehen wir aber zwischen diesen Gipfeln, die in den Himmel ragen, ausgedehnte, tiefe Täler. 70 Prozent der knapp 1300 Artikel, die wir begutachtet haben, schaffen es nicht, in einer angemessenen Weise über medizinische Interventionen

WPK-Quarterly zu berichten. Die Berichte zeigen nicht auf, welche Risiken einer Behandlung anhaften, egal, wie klein deren Nutzen auch sein mag. Und sie schaffen es nicht, die Kosten einer medizinischen Intervention in die Berichterstattung zu integrieren. Das sorgt zum Beispiel in den USA dafür, dass der Öffentlichkeit medizinische Interventionen vorgestellt werden als könnten Patienten wie Kinder in einen Spielzeugladen gehen und ungeachtet der Kosten einpacken, was sie haben möchten. Diese Perspektive

11 werde ich in Fortbildungen eingebunden, um Nachrichtenjournalisten besser für Gesundheitsthemen zu rüsten, werde von mir unbekannten Journalisten kontaktiert, die mir versichern, unser Projekt hätte einen großen Einfluss auf ihre Arbeit. Aber nochmals: Wir wissen bisher wenig über unsere Wirkungen. Daher arbeite ich derzeit daran, ein verlässlicheres Feedback zu bekommen sowohl von den Journalisten als auch von den Nicht-Journalisten, die unsere Plattform nutzen.

Aber Sie werden doch wissen, wie viele Menschen Ihre Seite anklicken? Ja, natürlich! Seit der Umstellung des Pools von Medien, die wir begutachten, haben wir eine auffallende Veränderung festgestellt. Vor Dezember 2009 war ich froh, wenn wir zwischen 700 und 1000 „unique visitors“ hatten, also einzelne Besucher der Seite. Seitdem haben sich diese Zahlen deutlich erhöht. Wir kommen heute auf etwa 4000 Besucher pro Tag auf der Seite. Ich weiß, dass diese Zahlen nicht viel sind verglichen mit kommerziellen Seiten. Aber für mich ist das eine unglaublich hohe Zahl. Wir machen keine Werbung, keine Promotion oder PR, trotzdem haben wir 4000 Besucher täglich. Seit viereinhalb Jahren leitet Gary Schwitzer das Health News Review in den USA. Es diente dem deutschen Mediendoktor als Vorbild.

macht es dem Publikum zum Beispiel schwer, über die Gesundheitsreform intelligent nachdenken zu können.

Welchen Einfluss hat Health News Review? Ich wünschte, ich könnte auf diese Frage eine verlässliche Antwort geben. Kann ich aber nicht. Wir schauen bei den Gutachten immer auf die Evidenz, deshalb muss ich meine Antwort einleiten mit dem Satz: Ich habe als Antwort auf diese Frage Anekdoten zu bieten, keine Evidenz. Ich stelle seit einem Jahr fest, dass dieses Projekt eine Zugkraft entfaltet, dass wir uns den Respekt und die Anerkennung von vielen Gesundheitsjournalisten und auch Redaktionen erwerben. Das mache ich unter anderem daran fest, dass ich im vergangenen Jahr 70.000 Meilen zurückgelegt habe, um auf Tagungen von Journalisten über das Projekt zu sprechen. Außerdem

Was wünschen Sie denn dem deutschen Mediendoktor? Ich wünsche den deutschen Kollegen einen so großen Impact, dass sie sich selbst überflüssig machen. Wenn wir unser Ziel erreichen und die Qualität im Medizinjournalismus in adäquater Weise befördern können, dann braucht man uns nicht mehr. Meine ehrliche Überzeugung ist zudem die, dass die Mission eines solchen Projektes nicht nur auf den praktischen Journalismus gerichtet sein sollte, sondern vielmehr auch darauf, daran mitzuwirken, dass den Bürgern verlässliche Informationen über Medizin angeboten werden. Die können so verwirrt werden von sich widersprechenden Botschaften, die sie heute erhalten, dass sie nicht wissen, wohin sie sich eigentlich noch wenden sollen, wenn sie nach vertrauenswürdigen Informationen suchen. ] Mit Gary Schwitzer sprach Markus Lehmkuhl

http://www.healthnewsreview.org


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X ist ein Gen für Y Lustvoll werden von Journalisten immer wieder vermeintlich genetische Ursachen von verbreiteten Krankheiten unters Volk gebracht. Eine Kritik! Von Jörg Blech Es vergeht kaum eine Woche, in der Forscher nicht die Entdeckung eines neuen Krankheitsgens verkünden. Mehr als 850 sogenannte DNA-Assoziationen haben sie ausgemacht, die angeblich mit mehr als 70 häufigen Krankheiten zusammenhängen. „Eine erfolgsversprechende Methode hält weltweit Einzug in die Labore der Humangenetiker und genetischen Epidemiologen“, sagen Mitarbeiter der Technischen Universität München. „In genomweiten Assoziationsstudien identifizieren sie Gene, die das Risiko für Volkskrankheiten erhöhen“ – für die Gelehrten „ein Forschungsansatz mit Erfolgsgarantie“. Mit Erfolg kann klinischer Nutzen allerdings nicht gemeint sein, sondern wohl eher die Kunst, das Datenmaterial so lange zu bearbeiten, bis ein statistisch relevant erscheinender Zusammenhang herauskommen mag. Es ist nur eine Frage der Mathematik, eine Assoziation herbeizuzaubern, die dann in der Öffentlichkeit das Gen der Woche abgibt. Ein Blick in Tageszeitungen und Nachrichtenportale offenbart, wie lustvoll Journalisten mitmachen, wenn es gilt, die vermeintlichen Fundstücke der Genforscher im Volk bekannt zu machen. So gibt es angeblich das Gen für Herzinfarkt, für Übergewicht, für unruhige Beine, für Legasthenie, für lockiges Haar, für Haarausfall, für vorzeitiges Altern, für weiblichen Bauchspeck, für Schweißgeruch, für Narkolepsie (Schlummersucht), für das biologische Altern, für Gallensteine, für Verfolgungswahn, für Transsexualität, für Treue, für Langzeitgedächtnis, für drei Prozent Intelligenz, für Starrsinn, für schlechtes Autofahren. Es ist eine Liste, die sich nach einer einfachen Formel verlängern lässt: „X ist ein Gen für Y.“ Für das X setzte man einen Abschnitt aus dem menschlichen Erbgut ein; für

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WPK-Quarterly das Y greife man sich ein Syndrom aus dem Füllhorn der Erkrankungen und Verhaltensweisen. Mit Blick auf die X-ist-ein-Gen-für-YForschung werden jetzt jedoch Stimmen laut, die da rufen: An den Befunden ist in Wahrheit ja nicht viel dran! Die Rufer stoßen sich an den Ergebnissen aus der Erforschung der so genannten polygenen Krankheiten; Volksleiden, die mit einer ganzen Fülle von Faktoren zusammenhängen. Die allermeisten Assoziationen, die der Öffentlichkeit als Krankheitsgene dargeboten werden, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als geschickte und klinisch unbedeutende Hervorbringungen der Statistik. Dass Forscher Risikogene gefunden hätten, die diese Bezeichnung auch verdienen, beschränkt sich auf wenige Beispiele, die man an einer Hand abzählen kann. Die Gruppe um den Epidemiologen John Ioannidis hat sämtliche verfügbaren genomweiten Assoziationsstudien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgewertet. Bis zum Stichtag (20. September 2008) hatten Forscher 95 verschiedene Assoziationen angehäuft. Ioannidis prüfte davon nun jene 28 Zusammenhänge, die statistisch noch am besten abgesichert waren. Es ging um genetische Assoziationen, die Forscher für Herzinfarkt, Arteriosklerose, Körpergewicht, Blutfette, Typ-2-Diabetes mellitus und die Nikotinsucht gefunden haben wollten. Die Zusammenhänge mochten mathematisch „signifikant“ sein – einen praktischen Nutzen haben sie nicht. John Ioannidis drückt es so aus: „Verbesserungen in der Vorhersage, die auf den derzeit verfügbaren Markern beruhen, sind klein, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Ein klinisches Omen ist noch nicht ausreichend abgesichert. Obwohl man sich über die neuen Möglichkeiten für mehr Entdeckungen begeistern könnte, kann man es gegenwärtig nicht rechtfertigen, diese Marker in der täglichen klinischen Praxis und in der Gesundheitsvorsorge einzusetzen.“ Doch in den Medien werden solche Befunde kaum vermeldet, lieber werden immer neue Entdeckungen der Genetiker unkritisch unters Volk gejubelt. Vor kurzem war es das Kettenraucher-Gen, das Aufsehen erregte. In gleich drei Studien mit mehr als 140 000 Menschen

glauben Forscher eine biologische Wurzel für das Qualmen gefunden zu haben: Die Gene würden entscheiden, wie viele Zigaretten sich ein Mensch am Tag ansteckt. Rauchen sei ein „genetisch bedingtes Laster“, „Gene geben den Rauchern den Takt vor“, „Forscher finden Kettenraucher“ und „Gene schuld an Rauchverhalten“ – diese Schlagzeilen haben die Runde gemacht. Nachfragen bei einem der beteiligten Wissenschaftler, beim Mediziner Hans-Jörgen Grabe von der Universität Greifswald, ergeben ein anderes Bild. Entscheiden die Gene, ob ein Mensch zum Raucher wird? „Bei aller Liebe“, räumt Grabe ein, „da hat man wohl nichts gefunden.“ Was ist mit dem Einfluss der Gene auf die Menge der täglich gerauchten Zigaretten? Hier verweisen die Forscher auf einen „signifikanten“ Effekt: Wer zwei bestimmte Genvarianten (von Mutter und Vater) hat, der raucht am Tag 0,75 Zigaretten mehr als ein Mensch mit einer dieser Varianten und 1,5 Zigaretten mehr als ein Mensch ohne „Risiko-Varianten“. Dieses Ergebnis ist ein Witz: Zwei Raucher haben in der Kneipe jeweils zwei Schachteln weggequalmt. Der eine drückt die letzte Kippe aus, der andere hingegen öffnet eine weitere Schachtel, zündet noch Zigarette Nummer 41 an, raucht sie und sagt entschuldigend: „Was soll ich machen? Ich habe doch dieses blöde Kettenraucher-Gen.“ ]

Jörg Blech ist Mitglied der „Spiegel“Redaktion.

Der Text ist ein gekürzter Auszug aus Jörg Blechs Buch „Gene sind kein Schicksal“ (18, 95 Euro, 286 Seiten), das kürzlich im S. Fischer Verlag erschienen ist.


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Der Fall Sarrazin und die Wissenschaft: Ein Rückblick Der ehemalige Finanzsenator Berlins und ehemalige Bundesbank-Vorstand, Thilo Sarrazin, hat eine so gewaltige Debatte entfacht, dass jedes weitere Wort ganz kraftlos, ganz müde daherkommen mag. Viele Wissenschaftsjournalisten haben sich verdient darum gemacht, zentrale, scheinbar naturwissenschaftlich fundierte Behauptungen Sarrazins als falsch oder mindestens unzulässig verkürzt zu entlarven. Wir haben drei von Ihnen gebeten, zurück zu blicken und uns ihre Sicht auf diese Debatte zu schildern.

Der Wissenschaftsjournalismus ist in der Sarrazin-Debatte an eine Grenze gestoßen Von Sascha Karberg Einen Text zu schreiben, in dem die Worte „Juden“ und „Gene“ vorkommen, sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen. Das war mir durchaus bewusst, als mich Mitte Juni die Jüdische Allgemeine überredete, auf die Schnelle über die jüngsten genetischen Studien zu berichten, die die geschichtlich überlieferte Diaspora des jüdischen Volkes bestätigen (http://www. juedische-allgemeine.de/article/view/ id/7637). Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass dieser Text Wochen später teilweise als vermeintlicher „Beleg“ für die Äußerungen von Thilo Sarrazin (insbesondere den „Alle Juden haben ein Gen“-Spruch) von Bloggern, Journalistenkollegen und Lesern zitiert werden würde. Ich hatte eher damit gerechnet, dass der Nachweis gemeinsamer genetischer Wurzeln von weltweit verstreuten Juden und arabischen Volksstämmen im Nahen Osten als politische Legitimation für den Staat Israel herangezogen werden könnte. Vorsorglich hatte ich in dem Text also darauf hingewiesen, dass es „die Verantwortung der gegenwärtigen Generation“ sei, die genetischen Analysen „politisch nicht zu missbrauchen.“ Doch genau eine solche politische Instrumentalisierung von Genforschung fand dann im Zuge der Sarrazin-Debatte statt. Hat der deutsche Wissenschaftsjournalismus darauf adäquat reagiert? Es ist allein aufgrund der Masse der Texte unmöglich, die Berichterstattung in Deutschland zu Sarrazins Thesen nachzuzeichnen. Viele Kollegen haben sich gewissenhaft und aufkläre-

risch die Mühe gemacht, Sarrazins Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Sind seinen Quellen gefolgt. Sind en detail in die Diskussion eingestiegen, ob Intelligenz denn nun vererbbar ist, zu 50 oder zu 80 Prozent. Haben sogar mitunter versucht zu interpretieren, was der „GenLaie“ Sarrazin in seinem verbalen Feldzug gegen die Sarrazenen denn gemeint haben könnte. Vielen Texten war anzumerken, dass es den Autoren nicht nur darum ging, das Thema zu „bedienen“, sondern gegen den gar nicht mehr so subtilen Rassismus anzuschreiben, der auf den Internetseiten aus so manchem KommentarThread quoll. Doch je mehr in den Wissenschaftsressorts über Sarrazin geschrieben wurde, umso deutlicher drängte sich die Frage auf: Welche Relevanz haben wissenschaftsjournalistische Texte über Genetik und Intelligenzforschung überhaupt für die politische Debatte um die Integration kulturell und eben nicht genetisch definierter Bevölkerungsgruppen wie „den Muslimen“? Die wissenschaftliche Debatte um die Vererbbarkeit von Intelligenz, die Suche der Forscher nach nie gefundenen Intelligenz-Genen, die Schwierigkeit der Messbarkeit von Intelligenz – das ist alles interessant. Aber selbst wenn die Forschung belastbare Fakten präsentieren könnte (was keineswegs der Fall ist), kann und darf doch Genetik keine Rolle für politische Erwägungen spielen. Schon gar nicht in einem Land, das die Folgen einer solchen vermeintlich wissenschaftlichen Eugenik kennt (weshalb Sarrazin in seinem Buch auch nie von Eugenik, sondern schlau verschleiernd nur von Dysgenik, dem Gegenteil, spricht). Der Wissenschaftsjournalismus ist in der Sarrazin-Debatte an eine Grenze gestoßen, die er gegenüber dem

Leser nicht deutlich genug klargemacht hat. Das bloße Führen der im Grunde akademischen Debatte um Gene und Intelligenz oder um die Existenz vorbzw. nachteiliger Genvarianten bei „Juden“ oder „Muslimen“, lässt nämlich sonst den Eindruck entstehen, dass die Politik „richtig“ handeln könnte, sobald die Forscher das komplexe Geflecht von Genen, Intelligenz und Genpool besser verstanden haben. Natürlich müssen Wissenschaftsjournalisten zunächst erklären, dass Sarrazins biologistische Begründungen für seine im Kern eugenischen Empfehlungen an die Politik gar keine biologische Grundlage haben. Aber sie müssten auch darauf hinweisen, dass die IntegrationsPolitik selbst dann keinen eugenischen Prinzipien folgen darf, wenn es denn tatsächlich so etwas wie ein Defizit an „Intelligenz-Genen“ bei irgendeiner Bevölkerungsgruppe geben würde. Genunterschiede hin oder her, per Menschenrecht sind Menschen gleich. Genetik und Kultur sind unterschiedliche Kategorien, denn Menschen sind oder werden nicht wegen ihrer genetischen Herkunft isoliert, sondern aufgrund ihrer kulturellen Identität, also erlernten Traditionen und Moralvorstellungen. Um diese kulturellen Unterschiede im gesellschaftlichen Miteinander zu integrieren, gibt es viele sinnvolle politische Ansätze. Aber politisch mit Genen zu argumentieren ist immer falsch. ]

Über die Erblichkeit von Intelligenz muss man immer wieder aufklären Von Jörg Albrecht Wir fühlten uns erst einmal nicht zuständig für das Thema Migration. Als


III/2010 dann Sarrazins Ausführungen zur Erblichkeit von Intelligenz in den Mittelpunkt rückten, war unsere erste Reaktion: Oh nein, nicht schon wieder. Wer ein paar Jahre im Wissenschaftsjournalismus zugebracht hat, weiß, dass dieselbe Debatte mit denselben Argumenten ungefähr alle zehn Jahre geführt wird. Aber wie schon Wolfram Siebeck gesagt hat, als ich ihm mal vorwarf, schon wieder zu erklären, wie ein Kartoffelgratin geht: Das muss man immer wieder machen, weil ja immer wieder neue Leser nachwachsen. Volker Stollorz und ich haben uns dann darauf beschränkt, drei Behauptungen Sarrazins unter die Lupe zu nehmen, die unserer Ansicht nach in den Zuständigkeitsbereich des Wissenschaftsressort fallen. Erstens: Deutschlands Intelligenz sei kollektiv im Sinkflug, weil muslimische Migranten einen immer größeren Prozentsatz der Bevölkerung stellen. Zweitens: Intelligenz sei nicht nur eine Frage des gesellschaftlichen Umfelds, sondern „zu fünfzig bis achtzig Prozent erblich.“ Drittens: Es sei schließlich bewiesen, dass „alle Juden ein bestimmtes Gen teilen“. Letzteres ließ sich schnell gerade rücken: Es gab ein paar aktuelle und viele ältere Abstammungsstudien und die bekannten Häufungen bestimmter Erbkrankheiten in manchen jüdischen Bevölkerungsgruppen, die allerdings nichts mit der Verteilung von Intelligenz zu tun haben. Die interessante Frage, ob es irgendwo in der jüdischen Diaspora tatsächlich einen Anpassungsdruck in Richtung höherem IQ gegeben hat, haben wir ausgespart; einige Autoren behaupten das, aber dazu hätte man einen eigenen Artikel schreiben müssen. Die Frage nach der Aussagefähigkeit von Intelligenztests und dem, was Zwillingsstudien aussagen, haben wir etwas ausführlicher behandelt, in der Hoffnung, zur Verständlichkeit des Begriffes Heritabilität beigetragen zu haben. Die Behauptung, es gebe klar definierte nationale oder ethnische IQ-Unterschiede konnten wir durch Offenlegung der Quellen ad absurdum führen. Inzwischen scheint vorerst wieder Ruhe an dieser Front zu herrschen. Aber ich bin sicher, die Frage nach der Erblichkeit von Intelligenz taucht irgendwann wieder auf. Und dann müssen wir ] und andere eben wieder ran.

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Sarrazins zentrale Behauptungen zur Biologie, Genetik und Intelligenz sind irreführend und unsinnig Von Jörg Blech Das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin enthält provokante Behauptungen zu Biologie und Genetik – doch stimmen sie überhaupt? Für die Berichterstattung im SPIEGEL (Nr. 36/2010) habe ich die wesentlichen Behauptungen einem Faktencheck unterzogen. Auf Seite 316 des Buches heißt es etwa: „Ganze Clans haben eine lange Tradition von Inzucht und entsprechend viele Behinderungen. Es ist bekannt, dass der Anteil der angeborenen Behinderungen unter den türkischen und kurdischen Migranten weit überdurchschnittlich ist. Aber das Thema wird gern totgeschwiegen. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass auch „Erbfaktoren“ für das Versagen von Teilen der türkischen Bevölkerung im deutschen Schulsystem verantwortlich sind.“ Anders als behauptet, wird das angebliche Phänomen nicht totgeschwiegen, sondern es gehört zum Allgemeinwissen der Humangenetik. Im Bericht von 2008 zu „Migration und Gesundheit“ des Robert Koch-Instituts etwa steht: Genetische Erkrankungen würden „gehäuft bei türkischstämmigen Kindern, aber auch bei Kindern aus dem Mittleren und Nahen Osten und aus Nordafrika (Marokko) beobachtet“. Der Grund sind Ehen in Großfamilien. Bei ihnen steigt die Wahrscheinlichkeit für Erbleiden beim Nachwuchs, und zwar auf acht Prozent, wenn der Cousin mit der Cousine ein Kind zeugt. Zum Vergleich: Bei Eheschließungen mit Nicht-Verwandten liegt das Risiko bei vier Prozent. Rechtfertigt das Sarrazins Versuch, solche Krankheitsfälle als Beispiele für „Erbfaktoren“ ins Spiel zu bringen, die angeblich zu schlechten Leistungen von Teilen der türkischstämmigen Schüler führen? Für unseren SPIEGEL-Bericht (Nr. 36/2010) habe ich Bernhard Horsthemke vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Essen angerufen und gefragt, was er davon hält. Er sagt: „Das ist Quatsch. Man kann nicht von extrem seltenen angeborenen Erkrankungsfällen auf die Intelligenz einer ganzen

14 Gruppe schließen.“ Dass Sarrazin zwischen Volksgruppen gerne relevante genetische Unterschiede sähe, zeigt wiederum seine Äußerung in einem Interview in „Welt am Sonntag“: „Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden.“ Diese Aussage enthält ebenfalls eine Tatsachenbehauptung, die aus wissenschaftlicher Sicht eindeutig bewertet werden kann. Und sie ist falsch. Die genetische Ausstattung aller Menschen geht nämlich auf eine Gründerpopulation von rund 10000 Individuen zurück. Das sagt auch von Diethard Tautz, der Präsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland, den ich angerufen habe und im SPIEGEL zitiere: „Alle Gene des Menschen gab es bereits in dieser Population, und diese Gene sind in sämtlichen heutigen Volksgruppen zu finden.“ Nicht nur die genetischen Unterschiede zwischen Ethnien gibt Sarrazin falsch wieder. Auch seine Hauptthese, die Ausführungen zur Intelligenz, hält der Überprüfung nicht stand. „Menschliche Intelligenz ist zu 50 bis 80 Prozent erblich“, schreibt er – und unterstellt damit, es sei eine Illusion zu glauben, die geistigen Fähigkeiten ließen sich durch Förderung wesentlich verändern. Diese Aussage hat aber keinen wissenschaftlichen Sinn. Angaben zur Erblichkeit beziehen sich nämlich nicht auf die Intelligenz eines Individuums, sondern auf die Unterschiede in der Intelligenz zwischen Personen. Wenn man Kinder aus der Oberschicht testet, machen die Gene etwa 50 Prozent der Intelligenzunterschiede aus. Ganz anders sieht es aus, wenn man Kinder aus der Unterschicht testet: IQ-Unterschiede gehen nahezu vollständig auf sozioökonomische Faktoren zurück, ein Effekt der Gene ist fast nicht zu messen. Die Erklärung, wie ich sie im SPIEGEL formuliere: Die von Armut und Stress geprägten Familienverhältnisse haben das genetische Potential unterdrückt. Die schwächeren dieser Kinder werden also mitnichten dumm geboren – gerade sie würden von Förderprogrammen besonders stark profitieren. Fazit: Es braucht keinen halben Tag Recherche, um zu erfahren: Sarrazins zentrale Behauptungen zur Biologie, Genetik und Intelligenz sind irreführend und unsinnig. ]


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Jörg Albrecht

Sascha Karberg ist freier Wissenschaftsjournalist und lebt in Berlin.

leitet das Ressort Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Sumpfhuhn in Gefahr Die Berichterstattung über die Abnahme der Biodiversität ist regional, kurz und nüchtern. Das mutmaßliche Gefährdungspotential dagegen ist hoch. Von Simon Wiggen Täglich sterben weltweit vermutlich mehr als 130 Tier- und Pflanzenarten aus. Das Klima verändert sich, Lebensräume werden unwiederbringlich zerstört. Doch während der Klimawandel und seine Folgen in den Medien einen prominenten Platz eingenommen haben, ist die Berichterstattung über die schwindende Artenvielfalt oft gerade mal eine Randnotiz wert, findet auf Lokalseiten statt und schafft es nur selten auf die Titelseiten deutscher Printmedien. Nie starben in der Geschichte der Menschheit so viele Arten aus, wie heute. Schätzungen gehen davon aus, dass die Aussterberate 100- bis 1000-mal höher liegt, als in den Jahrhunderten vor der Industrialisierung. Weltweit nimmt die Biodiversität ab, also nicht nur die reine Anzahl der Spezies, sondern auch die genetische Variabilität innerhalb einzelner Arten. Und das mit bislang nicht absehbaren Folgen. Wie Ökosysteme, in denen wichtige Tiere und Pflanzen ausgestorben sind, auf extreme Wettereignisse und ein sich veränderndes Klima reagieren, ist weitgehend ungeklärt. Doch in den Medien spielen diese Unsicherheiten oft nur eine untergeordnete Rolle. Weniger die Wissenschaftsressorts, sondern vielmehr die Lokal- und Regionalseiten greifen die Bedrohung einzelner Arten auf, thematisieren mögliche Folgen jedoch oft nicht. Von der Darstellung als Katastrophe und einer emotionalen Berichterstattung kann nicht gesprochen werden.

Das hat eine Analyse der Berichterstattung über die Biodiversität gezeigt, für die Artikel aus sieben deutschen Printmedien ausgewertet worden sind. Darunter Leitmedien wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Süddeutsche Zeitung (SZ), Spiegel und Zeit sowie die Regionalzeitungen Westfalenpost (WP) und Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) und – als Vertreter der Boulevardmedien – die Bild-Zeitung. Mittels Stichworten wie Biodiversität, Artenvielfalt, Artensterben und Artenreichtum wurden 223 Artikel im Zeitraum von April bis Juni 2008 ausgewählt und mit einer quantitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Um die zeitlichen Trends von April bis Juni mit langfristigen Entwicklungen abzugleichen, wurde zudem das Statistik-Tool „Google-Trends“ hinzu gezogen. Im Untersuchungszeitraum fand in Bonn die 9. UN-Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens der Biologischen Vielfalt“ statt (engl.: Convention on Biological Diversity, CBD). Die Analyse zeigt, dass die Berichterstattung in dem genannten Zeitraum stark ereignisorientiert war: Die meisten Artikel zum Themenfeld Biodiversität erschienen in den Wochen während der CBD-Konferenz. Auch der Vergleich mit längeren Zeiträumen (mittels GoogleTrends) macht deutlich, dass der Artenvielfalt im Mai 2008 ein überdurchschnittliches Maß an Aufmerksamkeit entgegen gebracht worden ist. Die Berichterstattung über die Biodiversität findet jedoch nicht primär auf den Wissen-

Jörg Blech ist Mitglied der „Spiegel“-Redaktion.

schaftsseiten der Printmedien (lediglich 10 Prozent aller Artikel) statt, sondern vielmehr auf Lokal- und Regionalseiten – das Thema wird also seltener von spezialisierten Journalisten behandelt als von Lokalredakteuren. Besonders umfangreich war die Berichterstattung auf den Landkreis- bzw. Regionalseiten der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Deutlich wird diese Konzentration der Berichterstattung auf die Lokalteile auch bei der Analyse der Anlässe und Themen. Der wichtigste Anlass ist bei etwa einem Viertel aller Artikel die UNKonferenz. Zwar spielen lokale Veranstaltungen in verschiedenen Formen eine noch größere Rolle (zusammen sind dies 26,9 Prozent), doch haben zahlreiche dieser lokalen Veranstaltungen die UN-Konferenz selbst zum Anlass. Vorträge, Diskussionsrunden, Exkursionen und Ausstellungen sind in der Untersuchung verhältnismäßig häufig als Anlass festgestellt worden. Die Bedrohung einzelner Tier- und Pflanzenarten vor Ort war dementsprechend häufig Thema der untersuchten Artikel, genauso wie Veränderungen durch den Rückgang der Biodiversität (z.B. wirtschaftliche Veränderungen). Diese Ergebnisse überraschen, da wesentlich publikumswirksamere Tiere oder Pflanzen vom Aussterben bedroht sind als heimische Spezies, die kaum jemand kennt. Beispielhaft sei an dieser Stelle das flauschige Eisbär-Baby auf einer schmelzenden Eisscholle genannt oder der Panda im Bambuswald. Im gesamten Untersuchungszeitraum traten Institutionen und Verbände sowie Wissenschaftler und Politiker etwa gleich häufig als Akteure in den Artikeln auf. Biologen und auch Politiker konnten ihr Standing vielfach dazu nutzen, Appelle oder Bedrohungsszenarien


III/2010 durch eine schwindende Artenvielfalt in den Artikeln zu platzieren, nicht jedoch Naturschutzverbände wie Naturschutzbund (NABU) oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Warum diese Verbände von den Medien nicht als warnende Institutionen wahrgenommen worden sind, konnte im Rahmen der Analyse nicht festgestellt werden, mehr Einfluss seitens des Naturschutz auf die Artikel wäre jedoch sicher möglich gewesen. Bei der Präsentation der Ergebnisse der Untersuchung vor einigen Naturschützern zeigte sich, dass sie sich von Journalisten oft nicht ernst genommen fühlten. Fachliche Kompetenz sei ihnen zudem in der Praxis oft abgesprochen worden. Interessant ist auch, dass die Partei Bündnis 90/Die Grünen im Untersuchungszeitraum in 223 Artikeln so gut wie gar nicht als Akteur auftrat. Zwar war die Partei sowohl auf Bundesebene als auch in den Ländern NordrheinWestfalen (Erscheinungsort von WAZ und WP), sowie in Bayern (SZ) und Hessen (FAZ) in der Opposition, doch war eine rege Beteiligung der Grünen an der Biodiversitätsdebatte eigentlich zu erwarten. Trotz der Warnungen der Biologen und einiger Politiker blieben viele Artikel recht oberflächlich und beleuchteten oft nur einen Aspekt des Schutzes der Biodiversität. Interessen am Erhalt der Artenvielfalt wurden nur selten thematisiert. Meist spielten naturschutzfachliche Interessen, also der Erhalt einer Spezies wegen ihrer Einzigartigkeit, die Hauptrolle. Wirtschaftliche Interessen blieben dahinter zurück. Wenn wirtschaftliche Interessen genannt wurden, dann in den meisten Fällen das pharmazeutische Potenzial vieler Pflanzen bzw. Pilze als Wirkstofflieferanten für Medikamente. Einen Zusammenhang zwischen dem Schwund der Artenvielfalt und dem Klimawandel stellten nur die wenigsten Beiträge her. In mehr als acht von zehn Artikeln wird der Klimawandel überhaupt nicht genannt oder ohne Zusammenhang mit der Biodiversität thematisiert. In jedem zehnten Artikel zeigte der Autor eine mögliche Verbindung zwischen der globalen Erwärmung und der schwindenden Artenvielfalt auf. Allerdings wird in diesem Fall häufig der Einfluss der Artenvielfalt im tropischen Regenwald auf das globale Klima the-

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WPK-Quarterly matisiert, weniger der Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität. Eine Bedrohung für die Artenvielfalt stellte der Klimawandel in der Berichterstattung so gut wie überhaupt nicht dar, vielmehr bedrohen Flächenversiegelung und Nutzungsintensivierung in der Landwirtschaft die Artenvielfalt. Insgesamt wurde die Berichterstattung im Untersuchungszeitraum als sehr nüchtern klassifiziert. Von einer Emotionalisierung der Thematik kann nicht gesprochen werden. Auf stark emotionalisierende Bilder (wie der oben genannte Eisbär) wurde weitgehend verzichtet, stattdessen wurden eher unbekannte Arten vor der Haustüre des Lesers genannt. Weder Autoren noch Akteure zeichneten ein Katastrophenszenario, wie es vielfach bei Berichten über den Klimawandel geschehen ist. Auch die Bildzeitung, der eine starke Emotionalisierung in vielen Themenbereichen nachgesagt wird, informierte zum einen nur sehr spärlich über dieses Thema und zum anderen – gerade im Vergleich zum Klimawandel – erstaunlich sachlich. Warum ein Großteil sehr nüchtern gehalten war, konnte im Rahmen der Analyse nicht geklärt werden. Wissenschaftliche Fakten, die eine stark emotionalisierende Berichterstattung zulassen würden – manchmal geradezu auf der Hand liegen – gibt es genügend.

Einblicke in das Wissenschaftsreich der Mitte Die China-Reise der WPK. Von Manfred Ronzheimer China ist auf dem Weg zur wirtschaftlichen und politischen Supermacht. Das ist täglich Thema in den Medien. Doch wie ist es mit der Bedeutung der Wissenschaft im „Reich der Mitte“ bestellt? Weil es darüber in Deutschland nur spärliche Informationen gibt, machte sich die Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK) mit einer Gruppe von 19 Mitgliedern im September zur Recherche-Tour auf nach China. Auf der Reise auf Einladung der Chinesischen Akade-

Als Beispiele sollen hier nur das Potenzial vieler bislang unbekannter Arten zur Herstellung von Medikamenten oder die Bedeutung der Bienen als Bestäuber für viele unserer Nahrungsmittel genannt werden. Dass die Experten in Gesprächen, Vorträgen, Interviews und Pressemitteilungen nicht auf diese Fakten hingewiesen haben könnten, ist genauso wenig verständlich wie Journalisten, die diese Zusammenhänge erfahren haben und nicht in ihren Artikeln verwerten. Gerade Fachjournalisten können aufgrund ihres Hintergrundwissens sicher mehr Aufmerksamkeit auf ihre Artikel lenken, wenn sie die (vermutlich) negativen Folgen einer schwindenden Artenvielfalt stärker in den Fokus ihrer Artikel rücken. Weniger Nüchternheit und mehr Emotionen könnten ein breiteres Interesse der Öffentlichkeit an der Berichterstattung über die Biodiversität hervorrufen. ]

Simon Wiggen ist Volontär bei der WAZMediengruppe und hat Biologie und Geographie studiert.

mie der Wissenschaften (CAS) vom 17. bis 28. September 2010 wurden insgesamt 20 Forschungsinstitute und Universitäten in Shanghai, Kanton und Shenzen besucht. Schwerpunkte waren die Natur- und Ingenieurwissenschaften, aber auch Chinas größte Solarfabrik Suntech in Wuxi stand auf dem Besuchsprogramm. Nicht nur für die WPK war der ChinaTrip die bisher fernste Auslandsreise ihrer Geschichte. Auch für die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) war der Besuch aus Deutschland eine Premiere. Die CAS verfügt über 90 Forschungsinstitute in den Bereichen Mathematik, Physik, Chemie, Lebenswissenschaften und Medizin, Geowissenschaften, Informationstechnik und Ingenieurwissenschaften, in denen 43.000 Mitarbeiter


III/2010 beschäftigt sind, davon 30.000 Wissenschaftler. 34 Prozent der Forschungskapazitäten sind auf die Grundlagenforschung ausgerichtet, 58 Prozent auf angewandte Forschung und acht Prozent auf experimentelle Produktentwicklung, meist in Form von technischen Prototypen für die Wirtschaft. Die CAS, die im Bereich der Grundlagenforschung mit der deutschen Max-PlanckGesellschaft enge Kontakte unterhält, ist dem Ministerium für Wissenschaft und Technik (MOST) unterstellt. Zweitgrößter Standort der CAS ist – nach der Zentrale Peking – Chinas internationalste Stadt: Shanghai, in der in diesem Jahr auch die Weltausstellung Expo stattfindet. Hier besuchte die WPK-Delegation das Institut für Meeresforschung, den Botanischen Garten, das Institut für Neurowissenschaften, die gemeinsame Forschungseinrichtung mit der MPG für rechnergestützte Biologie, die Institute für Keramikforschung und Mikrosystemtechnik sowie das vom BMBF geförderte Future Megacities-Projekt, das sich in einem Entwicklungsgebiet am neuen Flughafen von Shanghai engagiert. Das umfangreiche Programm führte der WPK-Delegation vor Augen, welchen wachsenden Rang Wissenschaft und Technik im modernen China einnehmen. Jährlich steigen die chinesischen Forschungsausgaben um 20 Prozent. Ziel der Staatsführung ist es, China bis 2050 zur führenden Wissenschaftsmacht der Welt zu machen. Derzeit indes beträgt die FuE-Quote am Bruttoinlandsprodukt lediglich 1,5 Prozent, während sich Deutschland dem 3-Prozent-Ziel nähert. Unübersehbar ist der Wille zur Internationalisierung der chinesischen Forschung, sei es durch Kooperation mit Instituten anderer Ländern oder als neuester Trend, durch Rückholung chinesischer Wissenschaftler, die im Ausland tätig sind. Großes Augenmerk wird zudem auf den Transfer von Wissen in die Industrie gelegt. Wie schnell Hightech-Erfolge in China möglich sind, zeigt das Beispiel von Suntech, dem heute weltweit größten Hersteller von Solarmodulen. Vor knapp zehn Jahren wurde es von dem chinesischen SolarUnternehmer Zhengrong Shi gegrün-

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WPK-Quarterly det, der nach Wissenschaftsjahren in Australien in seine Heimatprovinz Wuxi zurückgekehrt war. Erkennbar war für die deutschen Besucher aber auch, dass in der Breite der wissenschaftlichen Einrichtungen Chinas noch ein teils erheblicher Aufholprozess nötig ist. Selbstkritisch bemerkte ein Fusionsforscher in Hefei, dass sein Land bis zur wissenschaftlichen Weltspitze „noch 100 Jahre brauchen“ werde. Immerhin war es seinem Institut für Plasmaphysik gelungen, innerhalb weniger Jahre in das Konsortium für das ITER-Projekt, dem Bau des internationalen Fusionsreaktors, aufgenommen zu werden. Ein besonderer Termin für die WPKJournalisten war die Begegnung mit chinesischen Fachkollegen in der Journalisten-Schule an der Fudan-Universität in Shanghai. Delegationsleiter Klaus Dartmann berichtete, dass nach einer aktuellen Studie der Heinrich-BöllStiftung von 9000 untersuchten deutschen Zeitungsberichten über China nur 0,5 Prozent die Wissenschaft zum Thema hatten. Jia Hepeng, Herausgeber der Pekinger Zeitschrift Science Weekly (www.science-weekly.cn) und Vorstandsmitglied der World Federation of Science Journalists, stellte den Wissenschaftsjournalismus in seinem Land als noch nicht existierendes Ressort vor. Die Forschung tauche in den chinesischen Zeitungen nur am Rande auf – und wenn, dann mit „einem hohen Anteil an nicht-akkurater Berichterstattung“. Derzeit dominierten als Themen mit Wissenschaftsbezug Gesundheit und Umwelt, würden aber häufig in hysterisierender Weise abgehandelt. Diese würden, so Jia, ohne den Hintergrund wissenschaftlicher Fakten dargestellt. Grund dafür sei, dass es in den Zeitungen keine eigenen Wissenschaftsredakteure gebe. Die chinesischen Kollegen waren erstaunt, dass von den deutschen Gästen jeder ein wissenschaftliches Fach studiert hatte. An den chinesischen Journalismus-Hochschulen wird indes Wissenschaftsjournalismus noch nicht einmal im Nebenfach unterrichtet. Vielleicht ergibt sich hier eine Gelegenheit zur weiteren Vertiefung der deutschchinesischen Kooperation. Mehr über diese Reise gibt es in einem Videoblog auf www.wpk.org. ]

Impressum Redaktion Markus Lehmkuhl (V.i.s.d.P.), Antje Findeklee, Volker Stollorz, Claudia Ruby, Nicole Heißmann, Björn Schwentker und Christian Eßer

Autoren Markus Lehmkuhl, Nicole Heißmann, Marcus Anhäuser, Julia Serong, Alexander Görke, Jörg Blech, Sascha Karberg, Jörg Albrecht, Simon Wiggen und Manfred Ronzheimer

Bildnachweis S.12, Jörg Blech © Andreas Labes

Layout, Design und Titelbild Katja Lösche, www.gestaltika.de

Adresse WPK-Quarterly Wissenschafts-Pressekonferenz e.V. Ahrstraße 45 D-53175 Bonn

Telefon & Fax Tel ++49 (0)228 - 95 79 840 Fax ++49 (0)228 - 95 79 841

E-Mail & Web wpk@wpk.org, www.wpk.org


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