Download pdf Operations research 3rd edition stefan nickel full chapter pdf

Page 1


Visit to download the full and correct content document: https://ebookstep.com/product/operations-research-3rd-edition-stefan-nickel/

More products digital (pdf, epub, mobi) instant download maybe you interests ...

Basiswissen Mathematik Statistik und Operations

Research für Wirtschaftswissenschaftler Gert Heinrich

https://ebookstep.com/product/basiswissen-mathematik-statistikund-operations-research-fur-wirtschaftswissenschaftler-gertheinrich/

Angewandte Optimierung mit IBM ILOG CPLEX Optimization

Studio Stefan Nickel

https://ebookstep.com/product/angewandte-optimierung-mit-ibmilog-cplex-optimization-studio-stefan-nickel/

Quantitative

Betriebswirtschaftslehre Band I Grundlagen

Operations Research Statistik 1st Edition Thomas Bonart

https://ebookstep.com/product/quantitativebetriebswirtschaftslehre-band-i-grundlagen-operations-researchstatistik-1st-edition-thomas-bonart/

Stefan Loose Reiseführer Island mit Reiseatlas 3rd

Edition Caroline Michel Andrea Markand Mark Markand

https://ebookstep.com/product/stefan-loose-reisefuhrer-islandmit-reiseatlas-3rd-edition-caroline-michel-andrea-markand-markmarkand/

Beiträge zur Byzantinischen und osteuropäischen Kunst des Mittelalters

Heinrich L Nickel Editor

https://ebookstep.com/product/beitrage-zur-byzantinischen-undosteuropaischen-kunst-des-mittelalters-heinrich-l-nickel-editor/

Supply Management Research Christoph Bode

https://ebookstep.com/product/supply-management-researchchristoph-bode/

Handbuch Insolvenzrecht Stefan Smid

https://ebookstep.com/product/handbuch-insolvenzrecht-stefansmid/

De engelenmaker 1st Edition Stefan Brijs

https://ebookstep.com/product/de-engelenmaker-1st-edition-stefanbrijs/

012 Friesentraum 1st Edition Stefan Wollschläger

https://ebookstep.com/product/012-friesentraum-1st-editionstefan-wollschlager/

Stefan Nickel

Steffen Rebennack

Oliver Stein

Karl-Heinz Waldmann

Operations Research

3. Auflage

OperationsResearch

Operations Research

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

Stefan Nickel

Institut für Operations Research

Karlsruher Institut für Technologie Karlsruhe, Deutschland

Oliver Stein

Institut für Operations Research

Karlsruher Institut für Technologie Karlsruhe, Deutschland

Steffen Rebennack

Institut für Operations Research Karlsruher Institut für Technologie Karlsruhe, Deutschland

Karl-Heinz Waldmann

Institut für Operations Research

Karlsruher Institut für Technologie Karlsruhe, Deutschland

ISBN 978-3-662-65345-6

ISBN 978-3-662-65346-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-65346-3

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer Gabler

© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2011, 2014, 2022

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten.

Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oderdieHerausgeberübernehmen,ausdrücklichoderimplizit,Gewährfürden InhaltdesWerkes,etwaigeFehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

Planung/Lektorat: Mareike Teichmann

Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature.

Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

Vorwort

WarumnocheinweiteresLehrbuchzumOperationsResearch?Diesmagsichsicher dereinoderandereinteressierteLeserbeimEntdeckendiesesBandesgefragthaben. Allen,diesichsolcheoderähnlicheGedankenmachen,solldiesesVorwortzur OrientierungundEntscheidungsfindungdienen.

DasOperationsResearchhateinelangeunderfolgreicheTraditionamKarlsruherInstitutfürTechnologie–kurzKIT–vormalsbekanntalsUniversitätKarlsruhe(TH).MitderGründungdesInstitutsfürOperationsResearch(IOR)imJahre 2009gelangeszumerstenMal,dievorhandenenOR-LehrstühleineinemInstitut zuvereinen.DabeigehörendieLeiterdesIORdenwesentlichenRichtungendes OperationsResearchan.SostehenStefanNickelfürdiediskreteundkombinatorischeOptimierungundOliverSteinfürdienichtlineareundglobaleOptimierung. AufdiestochastischenAspektedesOperationsResearchkonzentriertsichSteffen Rebennack,derimJahre2016amIORdieNachfolgevonKarl-HeinzWaldmann antrat.DadiesedreiLehrstühleabwechselnddieEinführungsvorlesungfürdasOperationsResearchverantworten,wurdeschonbaldnachderGründungdesInstituts dieIdeegeboren,einLehrbuchzumORzuschreiben,indemInhaltezujedemder dreiSchwerpunktedurcheinenentsprechendenFachvertreterbeigesteuertwerden.

NachfastzweiJahrenArbeitlag2011dasErgebnisdiesesUnterfangensals ersteAuflagevor.Eswarunsgelungen,einLehrbuchzumOperationsResearch zuverfassen,daszwarnichtallesandersmachtalsältereLehrbücher,aberdoch andenrichtigenStellenneueAkzentesetzt.InderaktuellenAuflagewurdenebenVerbesserungeninderDarstellungundderunvermeidlichenFehlerbeseitigung hauptsächlichdasneueKapitel8eingefügt.

Wirhabendaraufgeachtet,mathematischstringentvorzugehen,ohnejedoch dieDarstellungmitBeweisenzuüberfrachten.Soglaubenwir,dassdasBuchfür Ingenieure,MathematikerundWirtschaftswissenschaftlergleichermaßengeeignet ist.

MitmehralsvierhundertSeitenenthältdasBuchgenügendAuswahlmöglichkeiten,umesalsGrundlagefürunterschiedlichangelegteVorlesungenzumOperations Researchzubenutzen.DiegrundlegendenKapitel1bis3solltennachunsererEin-

schätzunginjederOR-VorlesungenthaltenseinundbehandelndieThemen KernkonzeptederlinearenOptimierung, ErweiterungenundAnwendungenderlinearen Optimierung und Graphentheorie.AusdennachfolgendenKapiteln4bis10mit denThemen Netzplantechnik, GanzzahligeOptimierung, Heuristiken, NichtlineareOptimierung, StochastischeOptimierung, DynamischeOptimierung und Wartesysteme kanneinegeeigneteAuswahlgetroffenwerden.Ineinemausführlichen Anhang werdenverschiedenemathematischeGrundkonzeptezusammengefasstund motiviert,umdenunterschiedlichenVoraussetzungeninderVielfaltderBachelorundMasterprogrammeRechnungzutragen.

AndieserStellemöchtenwirunsganzherzlichbeiHerrnBursik,HerrnDr.Müller,HerrnRauscher,FrauRosenbaumundFrauTeichmannvomSpringer-Verlag bedanken,dieunsbeiunseremProjektunterstütztundbegleitethaben.EinherzlicherDankgehtauchanHerrnDr.FabianDunke,HerrnFrederikSchneiderund HerrnDr.MarcelSinskefürihretechnischeundredaktionelleUnterstützungbei derErstellungdiesesLehrbuchs.Abschließendmöchtenwirunsbeidenzahlreichen Studierendenbedanken,dieunsaufinhaltlicheundformaleVerbesserungsmöglichkeitenaufmerksamgemachthaben.

Karlsruhe,imFebruar2022

StefanNickel SteffenRebennack OliverStein

Karl-HeinzWaldmann

Inhaltsverzeichnis

1KernkonzeptederlinearenOptimierung .......................1

1.1Einführung.................................................1

1.2GrundlegendeDefinitionen....................................8 1.3GrafischeLösung............................................10

1.4StandardformundgrundlegendeanalytischeKonzepte............12

1.5NormalformundBasen.......................................16

1.5.1NormalformundkanonischeForm.......................16

1.5.2ZulässigeBasislösung,Basis-undNichtbasisvariablen......20

1.6DerSimplex-Algorithmus.....................................23

1.6.1Simplex-Tableau......................................24

1.6.2PivotelementundAustauschschritt......................26

1.6.3Auswahl-undStoppregeln..............................28

1.6.4VerkürztesSimplex-Tableau............................33

1.6.5Anti-Zyklus-Strategien.................................35

1.7BestimmungeinerStarteckefürdenSimplex-Algorithmus........38

1.7.1Phase-I-Methode......................................39

1.7.2Big-M-Methode.......................................42 1.8Dualität....................................................43

1.8.1MotivationundGrundbegriffe...........................44

1.8.2Dualitätssätze........................................46

1.8.3AlgorithmischeLösungdesDualproblems.................50 1.9DerdualeSimplex-Algorithmus...............................53

1.9.1Auswahl-undStoppregeln..............................53

1.9.2BestimmungeinerStarteckemitdualenAustauschschritten.56 1.10Zusammenfassung...........................................58

2ErweiterungenundAnwendungenderlinearenOptimierung ...61 2.1Sensitivitätsanalyse..........................................61

2.1.1EindeutigkeitoptimalerPunkte.........................61

2.1.2StörungenderZielfunktion.............................63

2.1.3StörungenderrechtenSeite.............................64

2.1.4Schattenpreise........................................66

2.2ParametrischelineareOptimierung............................67

2.2.1VariationderrechtenSeite.............................67

2.2.2VariationderZielfunktion..............................71

2.3MultikriteriellelineareOptimierung............................77

2.3.1LexikographischeOptimierung..........................80

2.3.2OptimierungbeiZieldominanz..........................81

2.3.3Gewichtungsmethode..................................82

2.3.4GoalProgramming....................................83

2.3.5BestimmungeffizienterPunkte..........................86

2.4Transportprobleme..........................................93

2.4.1BestimmungeinerStartecke............................94

2.4.2Optimalitätskriterium..................................99

2.4.3Stepping-Stone-Methode...............................102

2.4.4LineareZuordnungsprobleme...........................105

2.4.5TotaleUnimodularität.................................107

2.5Zwei-Personen-Nullsummenspiele..............................110

2.5.1Grundbegriffe.........................................110

2.5.2GemischteStrategienundMinmax-Theorem..............115

3Graphentheorie ................................................119

3.1GrundlagenderGraphentheorie:BegriffeundDefinitionen........120

3.2KürzesteWegeinGraphen...................................125

3.2.1AlgorithmenfürdasSingle-Source-Shortest-Path-Problem..126

3.2.2AlgorithmenfürdasAll-Pairs-Shortest-Paths-Problem.....130

3.3MinimalespannendeBäumeund1-Bäume......................132

3.3.1BestimmungminimalerspannenderBäume...............132

3.3.2Bestimmungminimaler1-BäumeeinesGraphen...........134

3.4EulerscheundHamiltonscheGraphen..........................135

3.4.1EulerscheGraphenunddas„ChinesePostmanProblem“....135

3.4.2HamiltonscheGraphenunddasTravelingSalesmanProblem145

3.5Max-Flow-Min-Cut..........................................146

4Netzplantechnik ...............................................151

4.1EinführungundgrundlegendeDefinitionen......................151

4.2Strukturplanung.............................................153

4.2.1Vorgangspfeilnetzpläne.................................154

4.2.2Vorgangsknotennetzpläne...............................156

4.3Zeitplanung.................................................160

4.3.1Vorgangspfeilnetzpläne.................................161

4.3.2Vorgangsknotennetzpläne...............................163

4.3.3StochastischeZeitplanung..............................168

4.4Kapazitätsplanung...........................................170

4.5Kostenplanung..............................................171

5GanzzahligeOptimierung ......................................175

5.1EinführungundBeispiele.....................................175

5.2ModellierungmitganzzahligenVariablen.......................182

5.2.1LogischeVerknüpfungen................................182

5.2.2Mengenbeziehungen...................................185

5.2.3AlternativeNebenbedingungen..........................187

5.3Komplexitätstheorie.........................................189

5.3.1ProblemeundAlgorithmen.............................189

5.3.2RechenaufwandvonAlgorithmen........................190

5.3.3Optimierungs-undEntscheidungsprobleme...............191

5.3.4DieKlassen P, N P und N P -vollständig.................192

5.4VerfahrenzurLösungvonganzzahligenProblemen...............194

5.4.1DasBranch-&-Bound-Verfahren.........................195

5.4.2DasSchnittebenenverfahrenvonGomory.................204

5.4.3DasBranch-&-Cut-Verfahren...........................210

6Heuristiken ....................................................211

6.1Konstruktionsheuristiken.....................................212

6.1.1ZufälligeBestimmungeineszulässigenPunktes............212

6.1.2Greedy-Verfahren.....................................212

6.1.3VorausschauendeVerfahren.............................215

6.2Verbesserungsheuristiken.....................................216

6.2.1LokaleSuchverfahren..................................216

6.2.2Metaheuristiken.......................................220

6.3GütevonHeuristiken........................................224

6.4VerfahrenzurBestimmungobererSchranken....................227

6.4.1LP-Relaxierungen.....................................227

6.4.2Lagrange-Relaxierungen................................228

7NichtlineareOptimierung ......................................233

7.1EinführungundBeispiele.....................................233

7.2UnrestringiertenichtlineareOptimierung.......................239

7.2.1OptimalitätsbedingungersterOrdnung...................240

7.2.2OptimalitätsbedingungenzweiterOrdnung...............244

7.2.3IterativeVerfahren....................................247

7.2.4KonvexeOptimierung..................................253

7.3RestringiertenichtlineareOptimierung.........................255

7.3.1OptimalitätsbedingungenersterOrdnung.................255

7.3.2KonvexeOptimierung..................................267

7.3.3IterativeVerfahren....................................271

8StochastischeOptimierung.....................................291

8.1EinführungundBeispiele.....................................291

8.2ZweistufigestochastischelineareOptimierungsprobleme..........296

8.2.1WertfunktionunddeterministischesÄquivalent...........297

8.2.2Recourse-Matrix......................................301

8.2.3EndlicherZufallsvektor.................................302

8.2.4L-shapedAlgorithmus.................................307

8.2.5Stufenvs.Perioden....................................319

8.2.6Metriken.............................................322

8.2.7AllgemeineVorgehensweise.............................333

8.3ChanceConstraints..........................................336

8.3.1Normalverteilung......................................337

8.3.2EndlicheZufallsvariable................................340

9DynamischeOptimierung ......................................347

9.1Einführung.................................................347

9.2DeterministischedynamischeOptimierung.....................353

9.2.1DasBasismodell.......................................353

9.2.2DasOptimalitätskriterium.............................355

9.2.3DieOptimalitätsgleichung..............................355

9.2.4Wertiteration.........................................357

9.2.5Anwendungsbereiche...................................359

9.3StochastischedynamischeOptimierung........................361

9.3.1DasBasismodell.......................................361

9.3.2DasOptimalitätskriterium..............................363

9.3.3DieOptimalitätsgleichung..............................365

9.3.4Wertiteration.........................................367

9.3.5LösungmittelslinearerOptimierung.....................369

9.3.6EinKontrollmodell....................................369

9.3.7OptimalitätstrukturierterStrategien....................370

9.4Verallgemeinerungen.........................................383

10Wartesysteme .................................................385

10.1Einführung.................................................385

10.2BerechnungderGrenzverteilung...............................389

10.3FestlegungderParameter αi und qij

10.4Geburts-undTodesprozesse..................................396

10.5Wartesysteme,dieaufeinemGeburts-undTodesprozessbasieren..397 10.6Poisson-Prozesse............................................401

10.7Jackson-Netzwerke...........................................403

AAnhang ........................................................409

A.1InderBäckerei..............................................409

A.2Vektoren,innereProdukteundlineareFunktionen...............411

A.3LineareGleichungenundlineareUngleichungen.................414

A.4Matrizen...................................................421

A.5NiveaumengenunduntereNiveaumengen.......................426

A.6Gradienten,Jacobi-undHesse-Matrizen........................427

A.7Eigenwerte.................................................430

A.8Linearisierung...............................................431

A.9Konvexität.................................................432

KernkonzeptederlinearenOptimierung

1.1Einführung

DielineareOptimierung(auchbekanntalslineareProgrammierung)gehörtzuden amweitestenverbreitetenTechnikendesOperationsResearch.Siezeichnetsich durcheineeinfacheModellbildungunddurcheffizienteLösungsverfahrenaus.Ihre Zielsetzung,eine(affin-)lineareFunktionunterNebenbedingungen,dieinForm vonlinearenGleichungenoderUngleichungenauftreten,zumaximierenoderzu minimieren,machtsieuniverselleinsetzbar.IhrepraktischeBedeutungliegtaber vorallemdarin,dassauch„große“ProblememiteinerVielzahlvonVariablenund Nebenbedingungennochzufriedenstellendgelöstwerdenkönnen.

AuftypischeökonomischeAnwendungsbereichewerdenwirimRahmender nachfolgendenBeispieleeingehen.DarüberhinauswirddielineareOptimierung alswichtigesHilfsmittelzurLösungganzzahliger,nichtlineareroderdynamischer Optimierungsproblemeherangezogen(vgl.Kap.5,7und9).WesentlicheMerkmalelinearerOptimierungsproblemesowiederenpraktischeRelevanzergebensich bereitsausdenfolgendeneinführendenBeispielen.

Beispiel1.1(EinSchichtproblem).

UmdieArbeitenineinemServicezentrumordnungsgemäßdurchführenzukönnen, werdenzwischen1Uhrund5UhrzweiArbeitskräfte,zwischen5und9Uhrvier Arbeitskräfte,zwischen9und13UhrsiebenArbeitskräfte,zwischen13und17 UhrfünfArbeitskräfte,zwischen17und21UhrzweiArbeitskräfteundzwischen 21und1UhrzweiArbeitskräftebenötigt.DieArbeitszeitbeträgt8Stunden.Sie beginntjeweilszuBeginneines4-Stunden-Abschnittes.GesuchtisteinSchichtplan, beidemmöglichstwenigeArbeitskräfteerforderlichsind.

Zunächstbezeichne xi dieAnzahlderArbeitskräfte,dieihreArbeitzuBeginn des i-ten4-Stunden-Abschnittesaufnehmen,alsoum1Uhr,5Uhr,9Uhr,13Uhr, 17Uhrbzw.21Uhr.DawirmitmöglichstwenigenArbeitskräftenauskommen wollen,fassenwirdie xi alsEntscheidungsvariablenaufmitdemZiel,dieAnzahl x1 + x2 + + x6

© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2022

S. Nickel et al., Operations

21KernkonzeptederlinearenOptimierung

derüberdengesamtenZeitraumvon24StundenbenötigtenArbeitskräftezuminimieren.

BeiderBestimmungdesMinimumsistzuberücksichtigen,dassdieindeneinzelnen4-Stunden-AbschnittenbenötigtenArbeitskräftetatsächlichzurVerfügung stehen.DieserreichenwirdurchdieNebenbedingungen

DieersteNebenbedingungbetrifftdieZeitzwischen5und9Uhr.IndieserZeitwerden4Arbeitskräftebenötigt.DaeineUnterbrechungderArbeitszeitnichtzulässig ist,arbeitenzwischen5und9Uhrdiejenigen,dieihreArbeitum1Uhraufnehmen (dassind x1)unddiejenigen,dieihreArbeitum5Uhraufnehmen(dassind x2). Insgesamtsindesalso x1 + x2 Arbeitskräfte,diezwischen5und9Uhrarbeiten. DieseAnzahlmussnachVoraussetzungmindestens4betragen.Entsprechendesgilt fürdieübrigenZeitabschnitte.

Darüberhinausmüssenwirbeachten,dasseineAnzahleinenichtnegativeZahl ist.DiesmodellierenwirdurchdieNichtnegativitätsbedingungen

1 ≥ 0,x2 ≥ 0,...,x6 ≥ 0.

ZusammenfassenderhaltenwirdaslineareOptimierungsproblem minimiere x1 + x2 + + x6

unterdenNebenbedingungen

unddenNichtnegativitätsbedingungen

Strenggenommenmüsstenwirsogarfordern,dassdie xi nichtnegative ganze Zahlensind.Wirwerdenjedochspätersehen(vgl.Abschnitt2.4.5),dassdieNichtnegativitätsbedingungausreichtundwirmitdeminAbschnitt1.6eingeführten Simplex-AlgorithmusdennocheineganzzahligeLösungerhalten.

DieLösungdesOptimierungsproblemslieferteinenSchichtplanmit11Arbeitskräftenund x∗ 1

Abb.1.1. OptimalerSchichtplan

.DieminimaleAnzahl

von11Arbeitskräftenisteindeutig.Diesgiltallerdings nicht fürdieRealisierung einesSchichtplansmit11Arbeitskräften,dennsieistauchmit

möglich.

Beispiel1.2(Produktionsprogrammplanung).

EinUnternehmenstelltdieProdukteP1 undP2 her,diemiteinemGewinnvon 3 e bzw.4 e proMengeneinheit(ME)verkauftwerdenkönnen.

ZurHerstellungsindeineMaschine,einRohstoffundArbeitskräfteerforderlich, dieindembetrachtetenPlanungszeitraumnurbegrenztzurVerfügungstehen:

Maschine:1200Std.

Rohstoff:3000ME

Arbeitskräfte:125Std.

BenötigtwerdenfürdieHerstellungeinerMEdesProduktesP1 (bzw.P2):

Maschine:3Std.(bzw.2Std.)

Rohstoff:5ME(bzw.10ME) Arbeitskräfte:0Std.(bzw.0.5Std.)

DasUnternehmenistaneinemProduktionsprogramminteressiert,dasden (Gesamt-)Gewinnmaximiert.

DasoptimaleProduktionsprogrammergibtsichalsLösungeineslinearenOptimierungsproblems,daswirnunaufstellenwollen.Hierzuseien x1 dieProduktionsmengedesProduktesP1 und x2 diedesProduktesP2. x1 und x2 fassenwirals Entscheidungsvariablenauf,dienurnichtnegativeWerteannehmendürfen.Diese ersteForderungfassenwirindenNichtnegativitätsbedingungen x1 ≥ 0,x2 ≥ 0 zusammen. x1 und x2 unterliegenweiterenRestriktionen,diesichausdenverfügbarenMaschinenstunden,derverfügbarenRohstoffmengeunddenverfügbaren Arbeitsstundenergeben:

41KernkonzeptederlinearenOptimierung

Maschinenstunden: 3x1 + 2x2 ≤ 1200

Rohstoffmenge: 5x1 + 10x2 ≤ 3000

Arbeitsstunden: 0.5x2 ≤ 125

DielinkeSeitederjeweiligenUngleichungenthältdiebenötigtenRessourcenin AbhängigkeitvomProduktionsprogrammunddierechteSeitederenVorrat.Der VerbrauchanMaschinenstundenkommtwiefolgtzustande:DieHerstellungeiner MEdesProduktesP1 bzw.P2 erfordert3bzw.2Maschinenstunden.Da x1 ME desProduktesP1 und x2 MEdesProduktesP2 gefertigtwerden,ergibtsichein Gesamtverbrauchvon 3x1+2x2 Maschinenstunden,der1200nichtübersteigendarf, umdiezurVerfügungstehendenMaschinenstundeneinzuhalten.Analogesgiltfür dieübrigenRestriktionen.

VerbundenmitderHerstellungvon x1 MEdesProduktesP1 und x2 MEdes ProduktesP2 istein(mengenproportionaler)Gewinn 3x1 +4x2. ZusammenfassenderhaltenwirdaslineareOptimierungsproblem

maximiere 3x1 +4x2

unterdenNebenbedingungen

3x1 +2x2 ≤ 1200 5x1 +10x2 ≤ 3000 0 5x2 ≤ 125

unddenNichtnegativitätsbedingungen x1 ≥ 0,x2 ≥ 0,

dessenLösung(s.Bsp.1.8)dieoptimalenProduktionsmengen x∗ 1 =300, x∗ 2 =150 unddendabeierzielbarenGesamtgewinn 3x∗ 1 +4x∗ 2 =1500 liefert.

Beispiel1.3(EinMischungsproblem).

ZurFütterungeinerbestimmtenTierartsinddieNährstoffeN1,N2 undN3 erforderlich,dieindenFuttermittelnF1 undF2 inunterschiedlicherKonzentration enthaltensind.DieNährstoffeinheitenproMEFuttermittelsindinTabelle1.1 zusammengefasst. N1 N2 N3 F1 341 F2 333

Tabelle1.1. DatenzuBeispiel1.3

EineMEdesFuttermittelsF1 kostet25 e,eineMEdesFuttermittelsF2 kostet 50 e.

1.1Einführung5

WievieleMEvonF1 undF2 sindzufüttern,umbeimöglichstgeringenKostendenBedarfanNährstoffen(8EinheitendesNährstoffsN1,19Einheitendes NährstoffsN2,7EinheitendesNährstoffsN3)zudecken?

DiegesuchtenMEvonF1 undF2 ergebensichalsLösungeineslinearenOptimierungsproblems.Hierzuseien x1 diezufütterndenMEvonF1 und x2 dievonF2 x1 und x2 fassenwiralsEntscheidungsvariablenauf,dienurnichtnegativeWerte annehmendürfen(x1 ≥ 0,x2 ≥ 0).

DerzudeckendeBedarfanNährstoffenwirddurchdieUngleichungen

NährstoffN1: 3x1 +3x2 ≥ 8

NährstoffN2: 4x1 +3x2 ≥ 19

NährstoffN3: x1 +3x2 ≥ 7 sichergestellt,wobeiaufderlinkenSeitedieNährstoffmengeninAbhängigkeitvon denFuttermengenstehenundaufderrechtenSeitediegefordertenMindestmengen. DieKosten,dieausderFütterungvon x1 MEvonF1 und x2 MEvonF2 entstehen, lauten 25x1 +50x2.

SomithabenwirdaslineareOptimierungsproblem

minimiere 25x1 +50x2 unterdenNebenbedingungen 3x1 +3x2 ≥ 8 4x1 +3x2 ≥ 19 x1 +3x2 ≥

unddenNichtnegativitätsbedingungen

zulösen.

Beispiel1.4(EinTransportproblem).

EinUnternehmenhatzweiFilialenF1 undF2,vondenendreiGroßhändlerG1,G2 undG3 dieProduktebeziehen.DieTransportkostenproME,derBedarfderGroßhändlerundderLagerbestandderFilialensindinTabelle1.2zusammengefasst. DasUnternehmenistdaraninteressiert,denTransportvondenFilialenzuden Großhändlernsozuorganisieren,dassdieGesamtkostenminimalwerden.

DasTransportproblemlässtsichalseinspezielleslinearesOptimierungsproblem formulieren.Hierzubezeichne xij dieTransportmengevonFi nachGj .DieEntscheidungsvariablen xij müssendieNichtnegativitätsbedingungen xij ≥ 0 erfüllen, undzusätzlichistsicherzustellen,dassderBedarfderGroßhändlergedecktund gleichzeitigindenFilialennichtmehrnachgefragtwird,alsdortvorhandenist.

DerGesamtbedarf(1000ME)stimmtmitdemGesamtangebotüberein.Diese BesonderheitstelltkeineEinschränkungdar,dadurchHinzunahmeeinerfiktiven

TransportkostenproME G1 G2 G3 Lagerbestand

F1 0.91.01.2600 F2 0.60.40.5400

Bedarf3005002001000

Tabelle1.2. DatenzuBeispiel1.4

FilialeodereinesfiktivenGroßhändlerseventuelleÜberschüsseausgeglichenwerden können(vgl.Abschnitt2.4),sondernführtsogaraufeinezusätzlicheStruktur,von derwirbeiderLösungdesTransportproblemsnochGebrauchmachenwerden.

DakeineRestbeständeoderFehlmengenauftretenkönnen,ergebensichdieNebenbedingungenalsGleichungen: x11 +x12 +x13 =600, x21 +x22 +x23 =400 sowie x11 + x21 =300, x12 + x22 =500, x13 + x23 =200.DieerstenbeidenGleichungen besagen,dassdieindenFilialenverfügbarenBeständeandieGroßhändlerabgegebenwerdenunddieletztendreiGleichungen,dassderBedarfderGroßhändler gedecktwird.

Dawirunterstellen,dassdieKostenmengenproportionalsind,ergebensichdie GesamtkostenderTransportezu

HierausresultiertdaslineareOptimierungsproblem

0.9x11 + x12 +1.2x13 +0.6x

x

.5x

.

unterdenNebenbedingungen x11 + x12 + x13 =600 x21 + x22

Beispiel1.5(EinProduktionsproblemmitMengenrelationen).

EineBäckereistelltvierverschiedeneKuchensortenher.DieErlöseproStückin Geldeinheiten(GE)sowiediebenötigtenZutatenundderenverfügbareMengen sindinTabelle1.3zusammengefasst.

BeiderHerstellungeinerLinzertortefällteinEiweißab,daszusammenmit 50MEMehl,30MEZuckerund25MENüssenzueinemNusshörnchenverarbeitet undmiteinemErlösvon1.2GEverkauftwerdenkann.

Zutaten(ME/Stück)

SorteMehlZuckerButterNüsseKakaoEierErlös(GE)

Nusskuchen250100100300—120

Marmorkuchen35080100—40115

Sandkuchen400100150——112

Linzertorte40015025025025330

1000030006000500010001000

verfügbareMenge(ME)

Tabelle1.3. DatenzuBeispiel1.5

Zubeachtenistferner,dassdoppeltsovieleNusskuchenherzustellensindwie Sandkuchenunddassmindestens25%derinsgesamtproduziertenKuchen(ohne Nusshörnchen)Marmorkuchensind.

ZielderBäckereiistes,denErlösausdemVerkaufderKuchenundNusshörnchenzumaximieren.

DermaximalerzielbareErlösunddiezugehörigenProduktionsmengen x1 ≥ 0, x2 ≥ 0,...,x5 ≥ 0 anNusskuchen,Marmorkuchen,Sandkuchen,Linzertorten bzw.NusshörnchenergibtsichalsLösungeineslinearenOptimierungsproblems mitderZielfunktion(Gesamterlös) 20x1 +15x2

diezumaximierenistunterdenNebenbedingungen

VerbrauchanMehl:

sowiedenMengenrelationen

Nusshörnchen–Linzertorten: x5 ≤ x4

Nusskuchen–Sandkuchen: x1 =2x3

Marmorkuchen–Kucheninsgesamt: x

DieeinführendenBeispielezeigenbereits,dassdieLösunglinearerOptimierungsproblemeaufdieBestimmungvonExtremwertenunterNebenbedingungen führt.ExtremwerteunterNebenbedingungenwerdenalsgrundlegendesProblemin derAnalysisbehandelt.Diedort(undauchinKap.7)angegebeneMethode,die ExtremwertedurchNullsetzenderpartiellenAbleitungenderLagrange-Funktion zuermitteln,setztjedochNebenbedingungeninFormvonGleichungenvorausund istdamithiernichtunmittelbaranwendbar.EineÜbertragungdiesesLösungsansatzesaufNebenbedingungeninFormvonUngleichungennehmenwirinKapitel7 vor.DieresultierendenAlgorithmensindjedochoftnichtsoeffizientwiediespeziellen,dieLinearitätderZielfunktionundderNebenbedingungenausnutzenden AlgorithmenderlinearenOptimierung.

1.2GrundlegendeDefinitionen

Untereinem linearenOptimierungsproblem (auch linearesProgrammierungsproblem genannt)verstehtmandieAufgabe,einelineareFunktionunter derBeachtungvonlinearen Nebenbedingungen (auch Restriktionen genannt) zumaximierenoderzuminimieren.

DadiezumaximierendeoderzuminimierendeFunktiondaszuerreichendeZiel modelliert,nenntmansie Zielfunktion desOptimierungsproblems.DieindieZielfunktioneingehendenVariablen x1,x2,...,xn heißen Entscheidungsvariablen. DieallgemeineFormeinerlinearenZielfunktionvon n Variablenlautet

f (x)= f (x1,...,xn)=

InVektornotation(vgl.AbschnittA.2)schreibtmanauch f (x)= c,x oder f (x)= c x mitdemVektor c =(c1,...,cn) .EtwasallgemeinerkannmanauchaffinlineareZielfunktionenderForm

f (x)= c x + z0 betrachten.InSatz1.1wirdsichaberherausstellen,dassdieLösungeinesOptimierungsproblemsimWesentlichenunabhängigvonderKonstante z0 inderZielfunktionist,sodassmansiehäufigunterschlägt.

ÜblicherweiseliegenmehrerelineareNebenbedingungenvor,diewirmit i = 1,...,m durchnummerieren.Nebenbedingung i kannineinerderdreifolgenden Formenauftreten:

DieinAnwendungenhäufigauftretenden Nichtnegativitätsbedingungen xi ≥ 0

aneinigeoderalleVariablen xi lassensichzwarineinfacherWeiseineinederobigen Formenbringen,zurAnwendungdesinAbschnitt1.6zubesprechendenSimplexAlgorithmuswirdessichallerdingsalsgünstigerweisen,sieseparataufzuführen.

DurchUmnummerierenderVariablenlässtsicherreichen,dassNichtnegativitätsbedingungengenaufürdieersten p Variablen(mit p ∈{0, 1,...,n})gelten.

DieallgemeineFormeineslinearenOptimierungsproblemslautetalso

wobei„s.t.“fürdasenglische„subjectto“oder„sothat“stehtund„unterdenNebenbedingungen“bedeutet.

EinenVektor x ∈ Rn,deralleNebenbedingungeneinesOptimierungsproblems(inklusivederNichtnegativitätsbedingungen)erfüllt,nenntman zulässigen Punkt desProblems.DieMengeallerzulässigenPunkteheißt zulässigeMenge oder zulässigerBereich undwirdimFolgendenmit M bezeichnet.

EinzulässigerPunktheißt optimalerPunkt deslinearenOptimierungsproblems,wenneskeinenanderenzulässigenPunktmitbesserem(d.h.größerembzw. kleinerem)Zielfunktionswertgibt.EtwafüreinMaximierungsproblemlässtsich diesauchwiefolgtausdrücken: x∗ ∈ M istoptimalerPunkt,wennalle x ∈ M dieUngleichung f (x) ≤ f (x∗) erfüllen.DerzueinemoptimalenPunkt x∗ gehörige Wert f (x∗) derZielfunktionheißt optimalerWert.WennwirdenoptimalenWert unabhängigvoneinemoptimalenPunktbezeichnenmöchten,werdenwirihnim Folgenden z∗ nennen.

Beispiel1.6(Beispiel1.2-Fortsetzung1).

DerPunkt x∗ =(300, 150) istoptimalerPunkt,und f (x∗)=3x∗ 1 +4x∗ 2 =1500 ist optimalerWertdesMaximierungsproblems.WiewirinBeispiel1.8sehenwerden, istderoptimalePunkteindeutigbestimmt.

DaderVektor x derEntscheidungsvariableninBeispiel1.2zweidimensionalist, liegtderoptimalePunktausBeispiel1.6in R2.DiesistimAllgemeinennatürlich nichtderFall,wieunteranderemdasfolgendeBeispielillustriert.

Beispiel1.7(Beispiel1.1-Fortsetzung1).

DerSchichtplan x∗ =(2, 2, 5, 0, 2, 0) istoptimalerPunkt,und f (x∗)= x∗ 1 + x∗ 2 + +x∗ 6 =11 istoptimalerWertdesMinimierungsproblems.Allerdingsistauchder Schichtplan x∗ =(1, 3, 4, 1, 1, 1) einoptimalerPunkt,daerdenselbenoptimalen Wert z∗ =11 besitzt.

AuchallgemeinistderoptimaleWert(sofernerexistiert)stetseindeutigbestimmt,währendoptimalePunktenichtnotwendigerweiseeindeutigsind.MitdiesemEffektwerdenwirunsnochausführlichbefassen.Mit

bezeichnenwirdie MengederoptimalenPunkte.

DerfolgendeSatzermöglichtes,beimLösenvonOptimierungsproblemenkonstanteTermeinderZielfunktionzunächstzuunterschlagenunderstnachBerechnungeinesoptimalenPunktesdenoptimalenWertentsprechendzukorrigieren.Der BeweisdiesesResultatsistdemLeseralsÜbungüberlassen.BeachtenSie,dassdie indiesemAbschnittgeltendenLinearitätsvoraussetzungendafürunerheblichsind. Satz1.1.

GegebenseieneinOptimierungsproblem P mitZielfunktion f (x) undzulässiger Menge M sowiedasOptimierungsproblem P mitZielfunktion f (x)+ z0 undderselbenzulässigenMenge M,wobei z0 ∈ R eineKonstanteist.Dannstimmendie MengenderoptimalenPunktevon P und P überein,unddieoptimalenWerte z∗ P und z∗ P erfüllen z∗ P = z∗ P + z0 .

1.3GrafischeLösung

LineareOptimierungsproblememitnurzweiEntscheidungsvariablenlassensichauf bequemeWeise grafisch lösen.DapraktischeProblemeüberwiegend(weit)mehrals zweiEntscheidungsvariablenbesitzen,liegtdieBedeutungdergrafischenLösung vorallemindergeometrischenVeranschaulichungderLösungskonzepte.

Beispiel1.8(Beispiel1.2-Fortsetzung2).

AufgrundderNichtnegativitätsbedingungen x1 ≥ 0 und x2 ≥ 0 liegtdieMenge derzulässigenPunkteimerstenQuadrantenundwirddurchdie x1-Achseunddie x2-Achsebegrenzt.WeitereEinschränkungenergebensichausdenRestriktionen 3x1 +2x2 ≤ 1200, 5x1 +10x2 ≤ 3000 und 0.5x2 ≤ 125.DieBegrenzungsgeraden 3x1 +2x2 =1200, 5x1 +10x2 =3000 und 0 5x2 =125 kannmanindieGrafik eintragen,indemmanderenSchnittpunktemitdenAchsenbestimmtunddiese verbindet.BeispielsweiseerhältmandenSchnittpunktvon 3x1 +2x2 =1200 mit der x1-AchsedurchNullsetzenvon x2 (aus 3x1 +2 0=1200 folgt x1 =400).

AufwelcherSeitederBegrenzungsgeradenjeweilszulässigePunkteliegen,ermitteltmandurchEinsetzendesNullpunktesindieUngleichungen.Fallsereine Ungleichungerfüllt,liegterinderHalbebenederfürdieseUngleichungzulässigen Punkte,anderenfallsliegterinderHalbebenederfürdieseUngleichungunzulässigenPunkte.DieSchnittmengederermitteltenHalbebenenmitdenNichtnegativitätsbedingungenbildetdiezulässigeMenge M (vgl. Abb.1.2).

BeiderDarstellungderZielfunktiongehtmanähnlichvor.Zunächstträgtman 3x1 +4x2 = z0 füreinenfestenWert z0 ein,d.h.manzeichnetdieHöhenlinie(vgl. AbschnittA.5)derFunktion 3x1 +4x2 zumNiveau z0 ein.WirhabendasNiveau

x1 +2x2 =1200

, 150)

z0 =600 z0 =1500 0 5x2 =125 5x1 +10x2 =3000

Abb.1.2. GrafischeLösungvonBeispiel1.2

z0 =600 gewählt,weildadurchdieAchsenabschnittebesonderseinfachzuberechnensind.DiesoermittelteHöhenliniewirddannparallelinRichtungwachsender z0-Werteverschoben.DieseRichtungbestimmtman,indemmanbeispielsweise prüft,obdiedurchdenNullpunktverlaufendeHöhenliniederZielfunktioneinen kleinerenodergrößeren z0-Werthat.InunseremFallistderWertnullunddamit kleinerals z0 =600.Folglichwächst z0 beiVerschiebungderHöhenlinie„vonnull weg“.

DieHöhenliniewirdnunparallelbiszumRandderzulässigenMengeverschoben.DieParallelverschiebungendethierineinerEckederzulässigenMenge.Diese EckeistderoptimalePunktmit x∗ 1 =300 und x∗ 2 =150,undderzugehörige Funktionswert z∗ =1500 istderoptimaleWertdesOptimierungsproblems. ♦

Grafischistnunauchleichtersichtlich,warumoptimalePunktenichtnotwendigerweiseeindeutigsind.WenndieHöhenlinienderZielfunktionnämlichparallel zueinerKantederzulässigenMengeverlaufen,dannkanndiesegesamteKanteaus optimalenPunktenbestehen.ImobigenBeispielgeschiehtdiesetwa,wennmandie Zielfunktiondurch 5x1 +10x2 ersetzt.DaallePunktederoptimalenKantedann aufderselbenHöhenliniederZielfunktionliegen,besitzensiealledenselbenund dahereindeutigenOptimalwert.EntscheidendfürdeninAbschnitt1.6vorgestelltenSimplex-Algorithmuswirdessein,dassauchbeinichteindeutigenoptimalen Punktenimmermindestenseine Ecke derzulässigenMengeoptimalist.

MitAlgorithmus1.1könnenwireinerstesLösungsverfahrenfürsolchelinearen Optimierungsproblemeangeben,dienurzweiEntscheidungsvariablenbeinhalten. DasVerfahrenberücksichtigtauchdieinAbschnitt1.8genauerbehandeltenFälle, indenendasOptimierungsproblemnichtlösbarist.

Algorithmus1.1 GrafischerAlgorithmusfürzweidimensionalelineareMaximierungsprobleme

Input: LinearesMaximierungsproblem P mitzweiEntscheidungsvariablen

1:Zeichne M alsSchnittderHalbebenen,diedurchdieNebenbedingungengegebensind (inklusivederNichtnegativitätsbedingungen)

2: if M = ∅ then

3:ProblemunlösbarmangelszulässigerPunkte

4: return

5: endif

6:Wähleeinbeliebiges z0 undzeichnedieHöhenlinievon f zumNiveau z0

7:BestimmedieRichtung,indereineParallelverschiebungderHöhenliniezueinerVergrößerungvon z0 führt

8: if Höhenliniekannverschobenwerden,ohnejemals M zuverlassen then

9:Problemunlösbarwegenauf M unbeschränkterZielfunktion

10: return

11: endif

12:BestimmedieeindeutigeHöhenlinievon f zumNiveau z ∗ mitderEigenschaft:Es gibtein x ∗ ∈ M mit z ∗ = f (x ∗),undfüralle x ∈ M gilt f (x) ≤ z ∗

13:BestimmedieMengederoptimalenPunkte M∗ = {x ∈ M| f (x)= z ∗}

Output: EntwederMeldungüberUnlösbarkeitoderOptimalwert z ∗ undMengederoptimalenPunkte M∗ desOptimierungsproblems

1.4StandardformundgrundlegendeanalytischeKonzepte

DiebeilinearenOptimierungsproblemenauftretendengeometrischenSachverhalte erlaubenweitreichendeAussagenüberoptimalePunkteundWerte,diesichauch algorithmischsehrgutumsetzenlassen.Umdiesezuuntersuchen,empfiehltessich, lineareOptimierungsproblemezunächstineinestandardisierteFormzubringen. WirhabenbereitsindeneinführendenBeispielengesehen,dassdaslineare OptimierungsprobleminnatürlicherWeisealsMaximierungs-oderMinimierungsproblemauftritt,unddassauchdieNebenbedingungeninunterschiedlicherForm ( ≤ -Ungleichungen,Gleichungen, ≥ -Ungleichungen)vorkommen.

1.4 StandardformundgrundlegendeanalytischeKonzepte13

UntereinemlinearenOptimierungsproblemin Standardform verstehenwir dasProblem

P≤ :max c x s.t. Ax ≤ b,x ≥ 0.

Dabeibezeichnet n dieAnzahlderEntscheidungsvariablen, m dieAnzahlder Nebenbedingungen, c =(c1,...,cn) denVektorder Zielfunktionskoeffizienten, x =(x1,...,xn) denVektorderEntscheidungsvariablen, b =(b1,...,bm) denVektorderWertederrechtenSeite,unddie (m,n)-Matrix A =(aij ) istdie Koeffizientenmatrix.DiezulässigeMengehatdamitdieDarstellung

M = {x ∈ Rn | Ax ≤ b,x ≥ 0}

JedeslineareOptimierungsproblem P inallgemeinerFormlässtsichdurchfolgendeOperationeninStandardform P≤ bringen:

• FallsdieZielfunktion f (x)= c x zuminimierenist,ersetze f durch f .DadurchändernsichdieoptimalenPunktenicht,allerdingswechseltderoptimale WertseinVorzeichen: max( f (x))= min f (x) (vgl.auch Abb.7.7).

• JedeGleichungsrestriktion ai1x1 +ai2x2 + +ainxn = bi kanndurchdiebeiden Ungleichungen ai1x1+ai2x2+...+ainxn ≤ bi und ai1x1+ai2x2+...+ainxn ≥ bi ersetztwerden.

• Jede ≥-RestriktionkanndurchMultiplikationmit 1 ineine ≤-Restriktion umgewandeltwerden.

• JedeEntscheidungsvariable xi ∈ R,diekeinerNichtnegativitätsbedingungunterworfenist,kanndurch xi = x+ i xi mit x+ i ,xi ≥ 0 ersetztwerden.

Wirbefassenunszunächstmitder Lösbarkeit vonlinearenOptimierungsproblemeninStandardform.UntersehrvielallgemeinerenVoraussetzungengibtder SatzvonWeierstraßeinehinreichendeBedingungfürLösbarkeitan.EinBeweis findetsichin[49].

Satz1.2. (SatzvonWeierstraß)

EinereellwertigestetigeFunktion f besitztaufeinernichtleeren,beschränktenund abgeschlossenenMenge M stets(mindestens)einenMinimal-undeinenMaximalpunkt.

DajedelineareZielfunktion f (x)= c x stetigunddiezulässigeMenge M eines linearenProblemsstetsabgeschlossensind,folgtdaraussofort:

Korollar1.3.

EinlinearesOptimierungsprobleminStandardformbesitzteinenMaximalpunkt, falls M nichtleerundbeschränktist.

Zubeachtenist,dassKorollar1.3nureinehinreichendeBedingungfürLösbarkeit formuliert.ZwaristeinlinearesOptimierungsproblemmitleererzulässigerMengesicherlichunlösbar,allerdingsgibtesProblememit unbeschränkter zulässiger Menge,dietrotzdemoptimalePunktebesitzen(z.B.ändertsichanderLösbarkeithäufignichts,wennmandieNichtnegativitätsbedingungenfallenlässt).Eine

CharakterisierungvonunlösbarenProblemenwirdmitHilfederDualitätstheorie inAbschnitt1.8möglichsein.

ImFallderLösbarkeiteineslinearenOptimierungsproblemsinteressierenwir unsfürdieLokalisierungeinesoptimalenPunktes.HierzuspieltdieGeometrie linearerOptimierungsproblemeeineentscheidendeRolle.BeieinemlinearenOptimierungsprobleminStandardformistdiezulässigeMenge M durch m + n Ungleichungengegeben.MankannsiealsoalsSchnittmengevon m + n Halbräumen auffassen.DieSchnittmengeendlichvielerHalbräumeheißt konvexesPolyeder. DieDefinitionkonvexerPolyederschließtnichtaus,dasssieleeroderunbeschränkt sind.EinnichtleeresundbeschränkteskonvexesPolyederheißt konvexesPolytop. Abbildung1.3 zeigtBeispielefürkonvexePolyederundkonvexePolytope.

2

1

3

konvexePolytope konvexesPolyeder

Abb.1.3. KonvexePolytope M1 und M2 undkonvexesPolyeder M3

WieinAbschnittA.9eingeführt,heißteineMenge M konvex,wennmitjedem PaarvonPunkten x,y ∈ M auchihregesamteVerbindungsstreckein M liegt:

∀ x,y ∈ M,λ ∈ (0, 1):(1 λ)x + λy ∈ M .

DainsbesondereHalbräumekonvexeMengensind,unddaSchnittmengenkonvexer Mengenwiederkonvexsind, heißen konvexePolyedernichtnurkonvex,sondern sie sind estatsächlichauch.Insbesonderegilt:

Satz1.4.

FürjedeslineareOptimierungsproblemistdiezulässigeMenge M konvex.

FürkonvexeMengenlässtsichderBegriffdes Extrempunktes einführen.ExtrempunkteeinerkonvexenMenge M sinddiejenigenPunkte e aus M,diesich nicht alsechteKonvexkombination e =(1 λ)x+λy zweierandererPunkte x,y ∈ M mit λ ∈ (0, 1) darstellenlassen.BeispielsweisesindsämtlicheRandpunkteeinerKreisscheibein R2 Extrempunkte.BeikonvexenPolyedernheißendieExtrempunkte

1.4StandardformundgrundlegendeanalytischeKonzepte15

Ecken.KonvexePolyederzeichnensichgegenüberallgemeinenkonvexenMengen dadurchaus,dasssiehöchstensendlichvieleExtrempunktebesitzen(zumBeweis siehez.B.[56]):

Satz1.5.

FallseinkonvexesPolyederEckenbesitzt,dannnurendlichviele.Jedeskonvexe PolytopbesitztendlichvieleEcken.

Korollar1.6.

FürjedeslineareOptimierungsproblembesitztdiezulässigeMenge M höchstens endlichvieleEcken.

EntscheidendeGrundlagefürdenSimplex-Algorithmusistderfolgende EckensatzderlinearenOptimierung,dessenBeweissichz.B.in[28]findet.

Satz1.7.

WenneininStandardformgegebeneslinearesOptimierungsproblemeinenoptimalenPunktbesitzt,dannistauchmindestenseineEckevon M optimalerPunkt.

FüreindeutiglösbarelineareOptimierungsproblemebesagtSatz1.7,dassder eindeutigeoptimalePunkteineEckevon M ist.FürlösbarelineareOptimierungsproblememiteinerMenge M∗ optimalerPunkte,dieausmehralseinemElement besteht,besagter,dasssichin M∗ mindestenseineEckevon M befindet.

WennmanalsoamoptimalenWertundannur einem optimalenPunkteines linearenOptimierungsproblemsinteressiertist,genügtes,diehöchstensendlich vielenEckenvon M nacheinemoptimalenPunktzudurchsuchen.SofernmanalleEckenvon M berechnenkann,liefertdieseinennachendlichvielenSchritten abbrechendenAlgorithmuszurLösunglinearerOptimierungsprobleme.Allerdings wächstdieAnzahlderEckenmitderProblemgrößesehrschnellanundkannlediglichdurch n+m n nachobenabgeschätztwerden,sodassdieserAnsatznicht praxistauglichist(vgl.auchBsp.1.12).

DerinAbschnitt1.6behandelteSimplex-AlgorithmusalsklassischesVerfahrenzurLösunglinearerOptimierungsproblemesuchtdaherdieEckenvon M nicht unsystematischnacheinemoptimalenPunktab,sonderngehtnocheinenentscheidendenSchrittweiter,indemervoneinerbereitsermitteltenEckeauseineneue Eckemitverbessertem(oderzumindestnichtschlechterem)Zielfunktionswertgeneriert.

WirhaltenabschließendnochfolgendesResultatüberdieMengederoptimalen Punktefest:

Satz1.8.

FürjedeslineareOptimierungsproblemistdieMenge M∗ deroptimalenPunkteein konvexesPolyeder.

Beweis. ImFallderUnlösbarkeitist M∗ alsleereMengeeinkonvexesPolyeder. AnsonstenexistiertderOptimalwert z∗,undwegen

ist M∗ dieSchnittmengeendlichvielerHalbräumeunddamitebenfallseinkonvexes Polyeder.

1.5NormalformundBasen

ZurFormulierungdesSimplex-AlgorithmusbenötigenwireinealgebraischeCharakterisierungderEckenvon M.DiesgelingtameinfachstenfürlineareOptimierungsprobleme,beidenenalsUngleichungsrestriktionennurNichtnegativitätsbedingungenauftreten,währendalleanderenNebenbedingungeninGleichungsform vorliegen.

1.5.1NormalformundkanonischeForm

EininStandardformgegebeneslinearesOptimierungsproblemlässtsichdurchEinführungzusätzlicherVariablenstetsineinsolchesFormatüberführen:

Fürjedes i =1,...,m modellierthierbeidiezusätzlicheingeführteVariable xn+i densogenannten Schlupf bi (ai

x1 + ... + ainxn) der i-tenUngleichung.

DieVariablen xn+1,...,xn+m bezeichnetmandaherals Schlupfvariablen.Zur AbgrenzungnenntmandieoriginalenVariablen x1,...,xn desProblems P= auch Strukturvariablen

Beispiel1.9(Beispiel1.2-Fortsetzung3).

MitdenSchlupfvariablen x3, x4 und x5 erhaltenwirdasProblem

max3x1 +4x2 s.t. 3x

1.5NormalformundBasen17

UmdieGleichungsrestriktionenvon P= inMatrix-Vektor-Formdarstellenzu können,erweiternwirdieKoeffizientenmatrix A umdie (m,m)-Einheitsmatrix Im zueiner (m,n + m)-Matrix A =(A,Im).MitdemVektorderStruktur-und Schlupfvariablen x =(x1,...,xn,xn+1,...,xn+m) ∈ Rn+m lassensichdieGleichungsrestriktionenvon P= dadurchkurzals Ax = b schreiben,unddieNichtnegativitätsbedingungenwerdenzu x ≥ 0.UmauchdieZielfunktiondazupassend schreibenzukönnen,setzenwir c =(c1,...,cn, 0,..., 0) ∈ Rn+m.Damitlässt sich P= inderForm

max c x s.t. Ax = b,x ≥ 0

schreiben.Dasiedie m linearunabhängigenSpaltenderEinheitsmatrixenthält, besitztdieerweiterteKoeffizientenmatrix A =(A,Im) denRang m.Wennwirvon derspeziellenStrukturderKoeffizientenmatrixabsehenundnurfordern,dass A eine (m,m + n)-MatrixvomvollenRang m ist,dannbezeichnenwirdieForm

Pnorm :max c x s.t. Ax = b,x ≥ 0 als Normalform eineslinearenOptimierungsproblems.Fallsdieobigespeziellere Strukturvorliegt,also A =(A,Im) und c =(c1,...,cn, 0,..., 0) gelten,undwenn diezusätzlicheBedingung b ≥ 0 erfülltist,dannliegtdaslineareOptimierungsproblemin kanonischerForm vor.

Beispiel1.10(Beispiel1.2-Fortsetzung4).

DasProblem

max3x1 +4x2 s.t. 3x1 +2x2 + x3 =1200 5x1 +10x2 + x4 =3000

0 5x2 + x5 =125 x1,...,x5 ≥ 0

liegtinkanonischerFormvor.

DerEckensatzderlinearenOptimierung(Satz1.7)giltnatürlichauchfürProblemeinNormalform.ZwischendenEckenderzulässigenMengevon P≤ undden EckenderzulässigenMengevon P= giltfolgendereinfacherZusammenhang,dessen BeweisdemLeserzurÜbungüberlassenist:

Satz1.9.

Falls x eineEckederzulässigenMengevon P≤ ist,dannist (x,b Ax) eineEcke derzulässigenMengevon P=.Fallsandererseits (x1,...,xn,xn+1,...,xn+m) eineEckederzulässigenMengevon P= ist,dannist (x1,...,xn) eineEckeder zulässigenMengevon P≤.

WegendieseseinfachenZusammenhangskannmananstellederEckenvon M genausogutdieEckenderzulässigenMengevon P= charakterisieren.ImFolgenden nehmenwirdiesealgebraischeCharakterisierungsogarfürdieetwasallgemeiner

181KernkonzeptederlinearenOptimierung

strukturiertenProblemeinNormalform Pnorm vor.WegendereinfachenKorrespondenzenverzichtenwirdabeidarauf,diezulässigeMenge M ⊆ Rn von P≤ unddiezulässigeMenge M ⊆ Rn+m von P= bzw.von Pnorm unterschiedlichzu bezeichnen.

DadieMatrix A denvollenRang m besitzt,sindihreZeilenlinearunabhängig, sodass Ax = b einen n-dimensionalenTeilraumdesRaumsderEntscheidungsvariablen Rn+m definiert(n+m Freiheitsgradeabzüglich m unabhängigeRestriktionen).

DaeineEckealsPunktim Rn+m durch n + m unabhängigeRestriktionendeterminiertwird,benötigenwirfürihreFestlegungzusätzlichzuden m Restriktionen derForm Ax = b weitere n Gleichungsbedingungen.DieseentsteheninnatürlicherWeise,wenneineEntscheidungsvariable xi dieNichtnegativitätsbedingung mitGleichheiterfüllt,wennalso xi =0 gilt.Allerdingskannmannichtjede beliebige Auswahlvon n der n + m Entscheidungsvariablenaufnullsetzen,umeineEcke zudefinieren,denndasausden m obigenGleichungenundden n neuenGleichungenentstehendeSystembrauchtnichtnotwendigerweisedenvollenRang n + m zu besitzen.DiefolgendeCharakterisierungvonEcken,derenBeweissichzumBeispiel in[29]findet,garantiertgeradedenvollenRangdiesesGleichungssystems.

Satz1.10.

EinzulässigerPunkt x =(x1,...,xn+m) von Pnorm istgenaudannEckevon M, wenndieSpaltenvektoren ai derMatrix A,diemitpositivemGewicht xi indie Darstellung a1x1 + ··· + am+nxm+n = b eingehen,linearunabhängigsind.

Damehrals m Vektorenim Rm stetslinearabhängigsind,folgtausSatz1.10, dassineinerEckevon M immerhöchstens m EinträgedesVektors x positivsind. FallsdasOptimierungsprobleminkanonischerFormvorliegtundzusätzlichsogar b> 0 gilt,kannmanimSystem (A,Im)x = b zumBeispiel (x1,...,xn) =0 und (xn+1,...,xn+m) = b setzen,umeineEckevon M zukonstruieren.Wiein diesemBeispielsindineinerEckeüblicherweisegenau m Einträgevon x positiv.Fallsnur b ≥ 0 giltundtatsächlichmindestenseinEintragvon b verschwindet,liefertSatz1.10 nachwievor,dass x mitderSetzung (x1,...,xn) =0 und (xn+1,...,xn+m) = b eineEckevon M ist.MitdiesemdegeneriertenFallwerden wirunsspäternochausführlichbefassen.Wirhaltenjedochfest,dassmanjedes lineareOptimierungsproblemzunächstinStandardformunddanninNormalform überführenkann.ImFall b ≥ 0 lässtessichsogarinkanonischeFormbringen, unddannisteineEckederzulässigenMengebekannt(mit 0n bezeichnenwirden Nullvektorin Rn):

Satz1.11.

EinlinearesOptimierungsproblemliegeinkanonischerFormvor.Dannistder Punkt x =(0n,b) eineEckevon M

Beispiel1.11(Beispiel1.2-Fortsetzung5).

FürdasinkanonischerFormvorliegendeProblem

max3x1 +4x2

s.t. 3x1 +2x2 + x3 =1200 5x1 +10x2 + x4 =3000 0.5x2 + x5 =125 x1,...,x5 ≥ 0

ist x =(0, 0, 1200, 3000, 125) eineEckederzulässigenMenge.

Satz1.10führtaufdenfolgendennaivenLösungsansatz:Setze n derVariablen x1,...,xn+m nullundlöse,fallsmöglich,dasverbleibendeGleichungssystem.Dadurchkannnatürlichnichtgarantiertwerden,dassdie m berechnetenEinträge von x nichtnegativsind,d.h.,manmussdieZulässigkeitderberechnetenPunkte bezüglichderNichtnegativitätsbedingungennochüberprüfen.

P4 P9 P6 P5 x1 x2

P1 P2 P3 P7 P8

Abb.1.4. LösungspunktederzehnGleichungssystemeinBeispiel1.12

Beispiel1.12(Beispiel1.2-Fortsetzung6).

FürdasProblem

max3x1 +4x2 s.t. 3x1 +2x2 + x3 =1200 5x1 +10x2 + x4 =3000 0.5x2 + x5 =125 x1,...,x5 ≥ 0

führtNullsetzenvonjeweilszweiVariablenauf n+m n = 5 3 =10 GleichungssystememitdenLösungen x1 = x2 =0: x3 =1200,x4 =3000,x5 =125 x1 = x3 =0: x2 =600,x4 = 3000,x5 = 175 x1 = x4 =0: x2 =300,x3 =600,x5 = 25 x1 = x5 =0: x2 =250,x3 =700,x4 =500 x2 = x3 =0: x1 =400,x4 =1000,x5 =125 x2 = x4 =0: x1 =600,x3 = 600,x5 =125 x2 = x5 =0:nichtlösbar(da a1,a3,a4 linearabhängigsind)

x3 = x4 =0: x1 =300,x2 =150,x5 =50 x3 = x5 =0: x1 =233 1 3 , x2 =250,x4 = 666 2 3

x4 = x5 = 0: x1 =100,x2 =250,x3 =400,

diedenPunkten P1 =(0, 0), P2 =(0, 600), , P9 =(100, 250) in Abbildung1.4 entsprechen.

Vonden10Gleichungssystemensindsomit9lösbar,diewiederumauf5zulässigePunkte(P1, P4, P5, P7, P9)und4unzulässigePunkte(P2, P3, P6, P8)führen. DeroptimalePunktist P7 =(300, 150),wiederVergleichderZielfunktionswertein denfünfEckenergibt.DerNachteildeshohenRechenaufwandesistoffensichtlich.

1.5.2ZulässigeBasislösung,Basis-undNichtbasisvariablen

EineLösung x =(x1,...,xn+m) derRestriktionen Ax = b eineslinearenOptimierungsproblemsinNormalformheißt Basislösung,wenn n derEinträge xi von x denWertnullhabenundwenndiezudenrestlichen m Einträgengehörenden Spalten ai von A linearunabhängigsind.DieBezeichnungalsBasislösungliegt darinbegründet,dassdieselinearunabhängigenSpalteneineBasisdes Rm bilden.WenndievonnullverschiedenenEinträgevon x außerdemnichtnegativsind,

1.5NormalformundBasen21 sprechenwirvoneiner zulässigenBasislösung.Die m linearunabhängigenVektoren ai einerBasislösungnenntman Basisvektoren unddie m zugehörigen xi Basisvariablen oderkurz BV.Die n verschwindendenEinträge xi von x heißen entsprechend Nichtbasisvariablen oderkurz NBV,unddiezugehörigenVektoren ai Nichtbasisvektoren

ImFolgendenfassenwirdieBasisvektoren ai einerBasislösung x zuder (m,m)Matrix B zusammenunddieNichtbasisvektorenzuder (m,n)-Matrix N .MitderselbenIndexsortierungspaltenwirdenVektor x indenVektorderBasisvariablen xB unddenVektorderNichtbasisvariablen xN auf.DasGleichungssystem Ax = b lässtsichdamitals

BxB + NxN = b schreiben.

Da B alsquadratischeMatrixmitlinearunabhängigenSpalteninvertierbarist, lässtsichdiesesSystemäquivalentzu

xB + B 1NxN = B 1b umformen,alsozueinemSystemmitKoeffizientenmatrix (Im,B 1N ) anstellevon A undrechterSeite B 1b anstellevon b.DurchdieseÄquivalenzumformungkann manimmererreichen,dassjededer m Basisvariableningenaueinerder m Gleichungenvorkommt,unddiessogarmitdemKoeffizienteneins.Fernerliestman sofortab,dassdieBasislösungdurch xN =0 und xB = B 1b gegebenist.

DerSimplex-Algorithmuszeichnetsichunteranderemdadurchaus,dassdie aufwändigeBerechnungvon B 1 zurBestimmungeinerBasislösungdadurchumgangenwird,dass B 1 alseffizientauszuführenderUpdatederentsprechenden inversenBasismatrixdervorhergehendenBasislösungermitteltwird.

Satz1.12.

FüreinlinearesOptimierungsprobleminNormalformsinddieEckenvon M genau diezulässigenBasislösungen.

Beweis. Zunächstsei x eineEckevon M.NachSatz1.10sinddanndieSpaltenvektoren ai derMatrix A,diemitpositivemGewicht xi indieDarstellung a1x1 + + am+nxm+n = b eingehen,linearunabhängig.Fallsessichumgenau m positiveGewichtehandelt,bildendieseSpaltengeradedieBasismatrix B,unddie positivenGewichtesinddieBasisvariablen.Damitist x eineBasislösung.Wegen derZulässigkeitderEckeist x außerdemzulässigeBasislösung. Fallsin x wenigerals m positiveGewichtevorliegen,bildendiezugehörigen linearunabhängigenSpalten ai keineBasisdes Rm,weildazu m Vektorennotwendigwären.Da A denRang m besitzt,kannmandieseVektorenjedochmit anderenSpaltenvon A zueineraus m VektorenbestehendenBasisdes Rm ergänzen.DiezudenzusätzlichenSpaltengehörigenGewichtesinddannnull,estreten alsoverschwindendeBasisvariablenauf.DieswirdinderDefinitioneinerBasislösungallerdingsnichtverboten,sodass x Basislösungist.DieZulässigkeitfolgtwie oben.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Download pdf Operations research 3rd edition stefan nickel full chapter pdf by danieldowling5309 - Issuu