Herzbube sucht Trumpfdame

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Stockholms universitet Institutionen för baltiska språk, finska och tyska Avdelningen för tyska

Herzbube sucht Trumpfdame Eine intra- und interlinguale Untersuchung von Kontaktanzeigen des Deutschen und Schwedischen mit soziolinguistischer Perspektive von

Dagmar Machutta

Magisteruppsats 10 poäng inom magisterkursen (E) i tyska 20 poäng Handledare: Dessislava Stoeva-Holm Stockholm Höstterminen 2006


Abstract

One of the basic human needs is to establish contact with other humans, to communicate with them and to exchange facts and opinions. The human desire for close ties and togetherness resulting therefrom can be satisfied by a relationship. In today's fast moving society, which makes high demands on its individuals and requires from employees a constant willingness to stand by, natural platforms offering the chance to meet people not only on a casual but on a personal level, have disappeared or at least diminished. Instead the person, who wishes to establish contact with others or, to be more concrete, with a potential partner, is often forced to resort to the help of media. Technical progress and the rapid developments of information technology have led to the creation of new socializing platforms. However, print media, which help to create contacts via personal ads, continue to be of major importance in the search. In the course of time, man has developed a sound knowledge of established text types which enables him to resort to conventional patterns when creating texts, for instance texts for personal ads. These patterns, which are connected to social and linguistic developments within the different cultural and language societies, due to the links between language and society, necessarily, have different shapes; however, they may also reflect similarities. It has been proven that the linguistic behavior of men and women differs; in addition there are gender specific roles and role expectations based on society's norms and values. The analysis of personal ads both in terms of language and content makes it possible to uncover these role expectations. The objective of this paper is to investigate textual differences and similarities between German and Swedish newspapers to reveal a possible change in values with regard to relationships and patterns for the portrayal of oneself and others in society. An analysis of the structure and context by means of comparison and textual linguistics has made it possible to draw conclusions with regard to norms and ideals existing in the Swedish and German language communities. Both the Swedish and the German samples showed gender-related stereotypes and gender-related behavior, however, the German samples reflected a higher degree of clinging to gender-specific roles, even if a gradual dissolution of the traditional roles and role-related behavior can be observed. The Swedish ads reflected the fact that due to the advanced emancipation and professional life of women, the old roles have vanished to a greater extent. It is in particular the Swedish men who have undergone a change which is displayed by the fact that on an emotional level female qualities are increasingly requested from them as well as offered by them.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2

3

5

1.1 Printmedien

5

1.2 Zielstellung

7

1.3 Material

9

1.4 Methode

9

1.5 Die Textsorte „Kontaktanzeige“

11

1.5.1 Textsortendefinition

11

1.5.2 Textinterne und textexterne Merkmale

12

Genesis

14

2.1 Die Kontaktanzeige früher und heute

14

2.2 Die Kontaktanzeige als Spiegel stereotyper Rollenvorstellungen

19

2.3 Der Vermarktungsaspekt der Kontaktanzeige

20

Forschungsüberblick - ein interdisziplinärer Hintergrund

22

3.1 Soziologische Forschung

22

3.1.1 Stereotypenforschung

22

3.1.2 Die sozialpsychologische Rollentheorie - „Social-Role-Theory“

23

3.1.3 Die Kontaktanzeige als Untersuchungsgegenstand soziologischer Forschung

24

3.2 Psychologische Forschung

26

3.3 Linguistische Forschung

28

3.3.1 Stereotypenforschung innerhalb der Linguistik

28

3.3.2 Geschlechtsspezifische Präferenzen und Charakteristika im Sprachverhalten von Männern und Frauen

28

3.3.3 Untersuchungen aus kontrastiver Perspektive mit Relevanz für

29

die Kontaktanzeige

3.3.4 Sprachliche Untersuchungen zur Kontaktanzeige

35 3


4

Analyse von Kontaktanzeigen in einer schwedischen und deutschen Tageszeitung 4.1 Analyse der Makrostruktur

38 39

4.1.1 Analyse der deutschen Anzeigen

40

4.1.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

42

4.1.3 Interlingualer Vergleich

44

4.2 Analyse der inserentenbezogenen Informationsstruktur

45

4.2.1 Analyse der deutschen Anzeigen

46

4.2.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

51

4.2.3 Interlingualer Vergleich

55

4.3 Analyse der partnerbezogenen Informationsstruktur

57

4.3.1 Analyse der deutschen Anzeigen

58

4.3.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

62

4.3.3 Interlingualer Vergleich

66

4.4 Analyse der Gesamtinformationsstruktur

68

4.4.1 Analyse der deutschen Anzeigen

70

4.4.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

73

4.4.3 Interlingualer Vergleich

75

4.5 Analyse der Mikrostruktur

77

4.5.1 Analyse der deutschen Anzeigen

77

4.5.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

83

4.5.3 Interlingualer Vergleich

90

4.6 Analyse des Sender- und Adressatenbezugs

96

4.6.1 Analyse der deutschen Anzeigen

96

4.6.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

97

4.6.3 Interlingualer Vergleich

99

5 Disskussion 6 Zusammenfassung

100 107

Literaturverzeichnis 4


1

Einleitung Unsere moderne Gesellschaft ist in hohem Grad der Beeinflussung durch die Medien

ausgesetzt, die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit werden zunehmend verwischt. Hier spielen vor allem die neue Öffentlichkeit des Internets und das Fernsehen eine ausschlaggebende Rolle. Durch die Medien gelangen die Belange der Menschen im heutigen Medienzeitalter leicht an die Öffentlichkeit, um Auflagen und Einschaltquoten zu erhöhen, auf der anderen Seite werden Medien aber auch aktiv von Menschen für eigene Interessen genutzt. Bei der Partnersuche spielt vor allem das Internet eine immer wichtigere Rolle, dennoch nehmen die printmedialen Kontaktgesuche als Alternative zu Internet, Fernsehshows, Hörfunk und Single-Parties nach wie vor einen festen Platz ein. MACHER GESUCHT! Sehr, sehr sexy…: Berlin – BILDSCHÖNE JURISTIN- 40 – Eine Klassefrau für den Mann bis 55. Reiten, Segeln, Fliegen, Kunst, Kultur sind einige Ihrer Hobbys. Wo ist der moderne Mann von heute, der seine berufl. Laufbahn genauso plant wie sein Privatleben. – Der, „der lieber macht als anmacht“. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2005

1.1 Printmedien In den vergangenen 15 Jahren hat die digitale Technik und das World Wide Web einen Wandel in den „zwischenmenschlichen Umgangsformen“ herbeigeführt. Die digitale Technik ermöglicht es seinen Benutzern, an jedem theoretisch denkbaren Ort der Welt miteinander in Realzeit zu kommunizieren. Dies hat u. a. dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen, die einen Partner suchen, bei der Wahl zwischen Print- und digitalem Medium für letzteres entscheiden. Besonders jüngere Menschen 1 sind mit dem Internet vertrauter als ältere, für die die Zeitung weiterhin eine leicht zugängliche Form der Informationsvermittlung darstellt. Deshalb ist immer wieder festzustellen, dass trotz Digitalisierung und Modernisierung der Medien die Partnersuche auf konventionalisierte Art mit Hilfe der Printmedien erfolgt.

1

Die Schweizer Universität St. Gallen hat in einer Studie festgestellt, dass 63 Prozent der Anwender deutschsprachiger Webseiten zwischen 19 und 34 Jahren alt sind. Davon sind 70 Prozent Männer (gelesen im Spiegel, 12/2006).

5


Daraus ergibt sich die Frage, welche Vorteile die gedruckte Kontaktanzeige im Vergleich zu anderen Formen hat, obwohl die Auflage und Reichweite einer Zeitung eher begrenzt ist, zumal es sich um regionale Printmedien handelt. Durch eine Anzeige im elektronischen Medium wird die zeitliche Reichweite der Anzeige erhöht, die räumliche aber unter Umständen eingeschränkt. Die Zugänglichkeit der Anzeige ist nur für registrierte Anwender möglich, die sich jedoch abhängig vom gewählten Webvermittler, theoretisch an allen Orten dieser Welt befinden können. Wie schon erwähnt, kann der Prozess der Kontaktbildung, wenn es so gewünscht wird, beschleunigt werden und im WWW fast in Echtzeit stattfinden. Dieser Prozess ist bei einem Inserat in der Zeitung zeitaufwendiger, gestaltet sich jedoch im Anfangsfeld als weniger zeitintensiv. Hier kann der Emittent auf sein überliefertes Textsortenwissen zurückgreifen und nach konzeptionellen Mustern mit geringem Zeitaufwand einen für seine Zwecke geeigneten Text verfassen. Hingegen verlangt ein Kontaktgesuch, das bei institutionellen, kontaktvermittelnden Webanbietern aufgegeben wird, dass sich der Inserent mit Hilfe vorgefertigter Fragen, die in Themenmodulen bearbeitet und beantwortet werden müssen, hinreichend Gedanken über die eigene Person und die des gesuchten Partners macht. Hier reicht es oft nicht aus, durch z. B. die Aufgabe einiger beschreibender Adjektive seine Person und seine Wünsche zu definieren. Es wird nach mehr Originalität verlangt, wenn die Anzeige auf Respons stoßen soll. Bei dem deutschen Webvermittler Parship.de muss z. B. zuerst ein enormer Fragenkatalog (rund 80) beantwortet werden, die selbst psychologische Bilderteste inkludieren. Anhand dieser Informationen wird dann nach Kandidaten gesucht, deren Angaben mit denen des Suchenden kongruieren, was in der „Fachsprache“ als „Matching“ bezeichnet wird. „Diese kalte Präzision ist allerdings zugleich ein gewaltiger Schwachpunkt der Internet-Kuppelei“, bemerkt der Spiegel (12/2006). „Ungleiche Paare sind heute nicht mehr vorgesehen“. Vor allem aber erfordert die Aufgabe einer Kontaktanzeige die Registrierung der eigenen Personalien. Obwohl die öffentliche Preisgabe von Personenangaben einen Einschnitt in die Integrität des Einzelnen bedeutet, geben Dreiviertel der Befragten einer Züricher Studie an, dass sie die Anonymität des Internets besonders schätzen. 50 Prozent gaben weiter an, dort weniger Hemmungen zu haben (siehe Spiegel 12/2006). Oftmals muss sich der Inserent eine Webanzeige auch zu einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft beim Anbieter verpflichten oder wird spätestens dann „zur Kasse gebeten“, wenn der Webvermittler einen persönlichen Kontakt zwischen zwei Interessenten vermitteln soll. Was also oft auf Spontanität beruht, erweist sich dann als zeit- und kostenaufwendiges Projekt. Ein Kontaktinserat in der Zeitung verlangt keine Mitgliedschaft und die finanziellen 6


Ausgaben halten sich meist in überschaubarem Rahmen und sind einmalig. Eine durchschnittliche Anzeige in der „Zeit“ hingegen kostet 117 Euro, lt. Angaben des Spiegels. Hier suchen dann die finanzkräftigen Inserenten nach einem Lebenspartner, „der humorvolle, reisefreudige Professor, Mitte fünfzig““, sucht nach „einer 20 Jahre jüngeren ‚charakterfesten, christlichen Frau’ mit Kinderwunsch“. Und da fahndet die „kluge und selbstständige Frau“ nach „einem beziehungsfähigen Mann mit Badewanne“ zum „gemeinsamen Planschen“. Ein klarer Nachteil des World Wide Web ist das enorme Angebot, die Flut der Inserate, die die den Einzelnen unter Umständen völlig überlasten. „Die Unmenge potenzieller Partner verschwimmt für sie zu einem diffusen Angebot, angesichts dessen sie sich nicht mehr entscheiden können“. Und bis dann der Richtige/die Richtige gefunden wird, dauert es nach Angaben einer Parship-Befragung durchschnittlich 3 Jahre (gelesen im Spiegel 12/2006). Auch die ständige Zugänglichkeit, der man als Inserent im Internet ausgesetzt ist, kann für manchen belastend sein und „Ohnmachtsgefühle“ des Betroffenen verursachen. Über ein Kontaktgesuch in den Printmedien ist es dem Inserenten eher möglich, den Prozess des Kennenlernens zu steuern. Die Wahl und die Entscheidung darüber, ob man selbst Initiativnehmer ist und wann und in welcher Form man mit einem möglichen Kandidaten in Kontakt treten will, verleiht zusätzlich Sicherheit und ein Gefühl der Kontrolle. Dies wiederum gibt dem Prozess eine persönlichere Note, lässt aber trotzdem eine Möglichkeit gewollter Anonymität offen.

Somit sei hier betont, dass der traditionelle Weg des Kontaktgesuches via Printmedium keinesfalls überholt oder veraltet ist, dass die Entscheidung hierüber vielmehr eine individuelle Entscheidung ist, eng angelehnt an die Persönlichkeit, das Alter und die ökonomische Situation des Individuums.

1.2 Zielstellung Die Kontaktanzeige als Untersuchungsgegenstand wurde bis heute unter verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Sie gilt als „Spiegel der Gesellschaft“ und kann aufgrund dessen der Wissenschaft Aufschluss über mögliche Veränderungen und Entwicklungstendenzen

innerhalb

von

Kultur-

und

Sprachgemeinschaften

geben.

Hauptfaktoren, die Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen nehmen, können u. a.

7


soziologischer, sozioökonomischer, psychologischer und politischer Natur sein. Einstellungen der Sprachanwender, deren internalisiertes Textmusterwissen und die Anwendung dieser konventionalisierten Textmuster sind von Veränderungen daher genauso betroffen. Darüber hinaus kann der Anzeigeninhalt darüber Aufschluss geben, welche geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen der Emittent vertritt und welche Stereotype innerhalb der Sprachgemeinschaft des Emittenten aktuell sind. Die Aufdeckung von Stereotypen ermöglicht es im Folgenden, Mutmaßungen über bestehende Norm- und Wertvorstellungen der Gesellschaft anzustellen. Das Ziel dieser Arbeit soll es sein, durch eine kontrastive, textlinguistische Struktur- und Inhaltsanalyse von privat veröffentlichten Kontaktanzeigen in einer deutschen regionalen und einer schwedischen regionalen/überregionalen Zeitung, textinterne Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, um einen möglichen Wertewandel in Bezug auf Partnerschaften und Selbst- und Fremddarstellungsmustern in der Gesellschaft aufzudecken. Hierzu werden

Forschungsergebnisse aus den Wissenschaftszweigen Soziolinguistik,

Soziologie und Psychologie herangezogen. Ausgehend von der Gestaltung der Anzeigen soll untersucht werden, in welchem Ausmaß sich ein möglicher Normen- und Wertewandel in der schwedischen und deutschen Gesellschaft vollzogen hat und ob diesbezüglich Unterschiede in diesen beiden Kulturkreisen festzustellen sind. Da Schweden als ein im Hinblick auf die Entwicklung der Emanzipation der Frau und der Gleichberechtigung der Geschlechter weit fortgeschrittenes Land gilt, sollten in den schwedischen Anzeigen traditionelle Geschlechtsstereotype in geringerem Maß aufzufinden sein, als in vergleichbaren deutschen Annoncen. Ein Wertewandel in der Gesellschaft sollte sich auch in veränderten geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen zeigen, die in den Anzeigen an das andere Geschlecht, den gesuchten Partner, gestellt werden. Um dieser Hypothese 2 nachgehen zu können, ist es notwendig die Analyse auch unter einem geschlechtsspezifischen Aspekt durchzuführen.

2

Während meinen Studien verfestigte sich zunehmend die Hypothese, dass sich die traditionelle Darstellungsform der Textsorte Kontaktanzeige hinsichtlich Inhalt und Struktur im Laufe der vergangenen 30 Jahre kaum verändert hat. Selbst tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen, wie die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft, haben wenig Einfluss auf die Ausformung der Kontaktanzeige genommen. Nach wie vor finden sich, meines Erachtens nach, traditionelle, stereotype Geschlechtsrollenvorstellungen in den Anzeigen wieder, auch in einem, was die Emanzipation der Frau betreffend, als vorbildlich geltendem Land, wie Schweden.

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1.3 Material Das Untersuchungskorpora besteht aus je 10 Anzeigen männlicher Inserenten und 10 Anzeigen weiblicher Inserenten in der deutschen regionalen Zeitung „ Die Aachener Zeitung“ und der schwedischen regionalen/überregionalen Zeitung „Dagens Nyheter“. Die deutschen Anzeigen entstammen der Ausgabe vom Sonntag, dem 13. März 2005, und wurden der Rubrik Große Single-Börse, der Unterrubrik ER sucht SIE und SIE sucht IHN entnommen. Die Anzeigen aus Dagens Nyheter wurden Freitag, den 18. März 2005, unter der Rubrik kontakten, mit Unterrubrik kvinna söker man und man söker kvinna ausgewählt. In beiden Zeitungen wurden die ersten zehn Anzeigen unter der genannten Rubrik zufallsmäßig ausgewählt. In der Aachener Zeitung wurde die zehnte Anzeige unter der Rubrik ER sucht SIE nicht in das Untersuchungskorpora aufgenommen, statt dessen aber die nachfolgende elfte Anzeige, die zehnte Anzeige fiel inhaltsmäßig zu sehr aus dem Rahmen, da hier nach einer schon bekannten Person „gefahndet“ wird, die der Inserent aus den Augen verloren hat und wiedersehen möchte. Der Entscheidung zur Wahl dieser beiden Zeitungen lag die Überlegung zugrunde, möglichst übereinstimmende Textmuster zu finden, um einen kontrastiven Vergleich auf Sprachebene zu gewährleisten. Die Wahl fiel daher auf sehr konventionell gestaltete Anzeigen, die individuell stark abweichende „Kreationen“, wie sie z. B. in der Zeit zu finden sind, ausschließen. Ein weiteres Auswahlkriterium betraf den Leserkreis, der möglichst homogen sein sollte, um soziale Unterschiede der Inserenten und folglich auch starke sprachliche Heterogenität zu vermeiden.

1.4 Methode Der methodische Ansatz dieser Arbeit ist explorativ, deskriptiv und kontrastiv und spannt über unterschiedliche Wissenschaften, mit Schwerpunkt auf der Sprachwissenschaft mit den Wissenschaftszweigen Textlinguistik und Soziolinguistik. Der interdisziplinäre Hintergrund der Arbeit streift auch die Wissenschaft der allgemeinen Psychologie und der Soziologie. Somit bediene ich mich also einer pluralistischen Methode, um meinen Fragestellungen nachzugehen. Die Untersuchung unterteilt sich in eine intrasprachliche Untersuchung, sowohl des Deutschen, als auch des Schwedischen, um textsorten-, sprach- und geschlechtsspezifische

9


Merkmale herausarbeiten zu können. In der nachfolgenden intersprachlichen Untersuchung werden Anzeigen aus den beiden Sprach- und Kulturgemeinschaften dann kontrastiv gegenübergestellt und miteinander verglichen. Prinzipiell erfolgt eine Aufteilung in Inserate männlicher und weiblicher Kontaktsuchender, damit eventuelle geschlechtsspezifische Merkmale erkannt werden können. Die inter- und intrasprachliche Analyse wird in verschiedene Segmente unterteilt: Es werden Frequenzen und Inhalte der Makro- und Mikrostruktur untersucht, außerdem die thematische Struktur auf sowohl allgemeiner, als auch inserenten- und partnerbezogener Informationsebene. Ein weiteres Augenmark wird auf die Art des Adressatenbezugs gerichtet. Zuerst wird die Makrostruktur erforscht, d. h. die Anzahl der Sätze, sowie Anzahl der Wörter, Anzahl von Abkürzungen und Zahlenangaben. Zu diesen einzelnen Variablen werden Durchschnitts-, Maximum- und Minimumwerte ermittelt. Diese Werte sollen dann in einem kontrastiven Vergleich gegenübergestellt werden. Die nächste Teiluntersuchung besteht aus der Untersuchung der Informationsstruktur, sowohl der inserentenbezogenen, als auch der partnerbezogenen. Es wird dabei nach den vorhandenen Variablen gefragt, wie das Alter, die Größe, das Gewicht, die Körperstatur, das Aussehen, der Beruf, die Ausbildung, der Familienstand, die Persönlichkeit und die Interessen des Inserenten, d. h. die einzelnen Informationseinheiten, aus denen sich die Anzeigen konsolidieren. Um im Weiteren Rückschlüsse darüber ziehen zu können, wie die ausgewählten Anzeigen dem tradierten Textmusterwissen der Sprachanwender entsprechen, wird auch die Inhaltsstruktur der einzelnen Anzeigen bestimmt, in Anlehnung an B. Stolts Muster, das jedoch meinen Intentionen entsprechend modifiziert wird. Außerdem werden spezielle textlinguistische/pragmatische Formen/Faktoren, insofern vorhanden, untersucht, um mögliche kontrastive Unterschiede in der Art und Weise der Gestaltung einer Kontaktanzeige, sowohl auf sprachlicher, als auch auf inhaltlicher Ebene, aufzeigen zu können. Die Analyse der Mikrostruktur schließlich soll Aufschluss darüber geben, mit Hilfe welcher sprachlichen Mittel die Kontaktannonce gestaltet wird und durch welche besonderen sprachlichen Hilfsmittel der Emittent seine Absicht, nämlich das Interesse des Rezipienten zu wecken, in die Tat umsetzt. Daher werden die Wortklassen Substantiv, Verb und Adjektiv analysiert. Hier soll vor allem die Frage geklärt werden, wie sich der Inserent darstellt und welcher sprachlichen Mittel er sich hierfür bedient.

10


1.5 Die Textsorte „Kontaktanzeige“ 1.5.1 Textsortendefinition

Die Ermittlung von Textsorten (oder auch Textklassen/Texttypen) und ihren konstitutiven Merkmalen ist eine wichtige Aufgabe der Textlinguistik. Textsorten sind konventionell genormte Muster, die dem Emittenten als Orientierungshilfe bei der Textproduktion dienen. Laut Dimter (1981) lassen sich die Klassifikationskriterien, die für die Bestimmung der Textsortendefinition

in

der

Alltagssprache

maßgebend

sind,

in

drei

Kategorien

zusammenfassen:

1.

die Kommunikationssituation

2.

die Textfunktion

3.

der Textinhalt

Die Kontaktanzeige gehört zur Textsorte Anzeigen und zur Subtextsorte Kontaktanzeige. Wie schon die Gattungsbezeichnung andeutet, erfüllt sie die Funktion, Kontakt zwischen Emittenten und Rezipienten herzustellen, wobei die Interaktion der Beteiligten nicht in Realzeit, sondern zeitlich verschoben stattfindet. Die Länge des Zeitabstandes ist abhängig davon, in welchem Medium (Printmedium, Fernsehen oder „digitalem“ Medium) die Anzeige geschaltet wird. Dies gilt im Übrigen auch für die räumliche Distanz zwischen den Kommunikationspartnern.

Viola Riemann (1999:38) definiert die Kontaktanzeige wie folgt: Die Kontaktanzeige lässt sich definieren als ein in Printmedien geschaltetes Inserat, das die Kontaktaufnahme mit einem oder mehreren bis dahin unbekannten Menschen zum Ziel hat.

Die Intention des Verfassers ist es, eine Relation, sowohl freundschaftlich als auch partnerschaftlich oder aber auch begründet auf gemeinsame Interessen, zu anderen herzustellen. Der Inserent kann eine Privatperson oder ein Institut sein, der/das für sich selbst oder als kontaktvermittelndes Zwischenglied für einen oder mehrere andere inseriert. Die Kontaktanzeige gilt als traditionell monologisch (vgl. Eckkrammer und Eder, 2000). Sie ist in hohem Maß standardisiert, d. h. inhaltlich erfolgt im überwiegenden Teil der Anzeigen eine Darstellung des „Ichs“ (Selbstdarstellung), des gesuchten Partners und eine Beschreibung

der

gewünschten

Beziehung

(Beziehungsvorstellung)

und/oder

des

11


Kontaktzwecks. Die einzelnen Module lassen sich nach Eckkrammer & Eder (2000), auch in Subjektinformation, Objektformation, Art der angestrebten Partnerschaft, außerdem auch in einleitenden Aufhänger und (abschließende) Aufforderung zur Kontaktaufnahme gliedern. Diese Makrostruktur lässt sich in unterliegende Strukturen wie z. B. Aussehen, Alter, Größe, Beruf, ökonomische Verhältnisse etc. des Kontaktsuchenden und auch des möglichen Kandidaten unterteilen.

1.5.2 Textinterne und textexterne Merkmale

Die Kontaktanzeige hat sich im Laufe der Zeit zu einem konventionell genormten Muster entwickelt, das dem tradierten Textsortenwissen der Sprachanwender einer Kulturgemeinschaft angehört und von diesen bei der Textproduktion als Vorlage benutzt wird. Die Struktur der Kontaktanzeige kann in verschiedene Bausteine, wie Selbstdarstellung, Partnerbeschreibung, Motivationsabsicht des Inserenten, Art der gewünschten Verbindung usw. zerlegt werden. Einer oder mehrere dieser Bausteine konstituieren in expliziter und/oder impliziter sprachlicher Form die oben angeführten Kommunikationsfunktionen. Zu den sprachinternen Merkmalen eines Textes werden sowohl Thema als auch Inhalt, Aufbau und Gliederung, Lexik und Syntax gezählt. Als eines der Konstitutionsmerkmale der Kontaktanzeige gilt die Entfaltung des Themas (sprich Selbstbeschreibung), was auf sprachlicher Ebene vor allem durch die Verwendung von Adjektiven geschieht. Innerhalb der Syntax können Ellipsen und Aufzählungen als textsortentypisch angesehen werden.

Zu den textexternen Merkmalen der Kontaktanzeige (z. B. Kommunikationssituation- und Anlass, Textfunktion und Intention des Senders) kann vermerkt werden: Die Kommunikationspartner, Sender und Empfänger, sind meistens Privatpersonen, können aber auch durch Kontaktinstitute vertreten werden, welche sich im privaten, aber auch öffentlichen Handlungsbereich, „bewegen“; d. h. es werden private, auch oftmals intime Belange, im öffentlichen Raum abgehandelt. Den Handlungsbereich, d.h. den Rahmen der Kommunikationssituation, unterteilt Brinker (2001) in privat, offiziell und öffentlich. Je nachdem in welchem Bereich sich die Kommunikation zwischen Emittent und Rezipient abspielt, übernehmen die Kommunikationspartner verschiedene Rollen. Durch das Rollenverhalten

wird

wiederum

die

Art

der

Kommunikation

beeinflusst.

Die

Sprachkonventionen sind im öffentlichen Bereich weitaus mehr geregelt und zeichnen sich durch einen höheren Grad an Verbindlichkeit aus. 12


Weiterhin unterscheidet Brinker (2001) fünf Textklassen, geordnet nach Textfunktionskriterien:

1.

Informationstexte (Nachricht, Bericht, Sachbuch)

2.

Appelltexte (Werbeanzeige, Gesetz, Antrag)

3.

Obligationstexte (Vertrag, Garantieschein)

4.

Kontakttexte (Danksagung, Ansichtskarte)

5.

Deklarationstexte (Testament, Ernennungsurkunde)

Das Kontaktinserat könnte als „public relations in eigener Sache“ bezeichnet werden. Durch den Werbecharakter der Anzeigen bedingt, sind sie nicht eindeutig nur einer Textklasse, nämlich der Textklasse Appelltexte zuzuordnen, sondern sind als mehrfunktionale Texte zu bezeichnen,

die

neben

der

appellierenden

Funktion

auch

eine

Kontakt-

und

Informationsfunktion erfüllen. Die Kontaktanzeige fordert einerseits, sich angesprochen fühlende Interessenten auf, mit dem Inserenten in Kontakt zu treten (Appellfunktion), sie gibt gleichzeitig auch in der überwiegenden Anzahl der Anzeigen Auskunft über das Aussehen und den Charakter des Emittenten und informiert über Wunschvorstellungen bezüglich der Erscheinung und des Persönlichkeitsbildes des gewünschten/gesuchten Partners. Des Weiteren gibt der Emittent „dem Adressaten zu verstehen, dass es ihm um die personale Beziehung zum Adressaten geht“ (Brinker 2000:176), wobei die Art der gewünschten Relation in vielen Anzeigen explizit angegeben wird. Durch die Einordnung der Annonce unter verschiedene Rubriken (Sie sucht Ihn, man söker kvinna) wird die Kontaktfunktion der Anzeige manifestiert. Durch die inhaltliche Vertextung bedingt, nämlich die Art der Selbstbeschreibung, die Angabe konkreter Auswahlkriterien für den zukünftigen Partner und die Art der angestrebten Partnerschaft, muss der Kontaktanzeige auch eine selektive Funktion zugesprochen werden. Nicht irgendeine Person wird gesucht, sondern eine Person mit speziellen Charakteristika.

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2 Genesis Mit dem folgenden historischen Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte der Kontaktanzeige soll aufgezeigt werden, wie Entwicklungen in der Gesellschaft aufgrund soziologischer und anderer Ursachen, gleichfalls einen Wandel der Wertevorstellungen in Gemeinschaften herbeiführen können wie auch ihren Niederschlag in der Sprache finden.

2.1 Die Kontaktanzeige früher und heute Die öffentliche Suche nach einem Partner erfolgte erstmals in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch eine Annonce nach einem „adäquaten Ehepartner“, die am 19. Juli 1695 in der Collection for the Improvement of Husbandary and Trade, einer englischen Zeitung des Herausgebers John Houghton, erschien:

“A Gentleman about 30 Years of Age, that says he has a very Good Estate, would willingly Match himself with some Young Gentlewoman that has a Fortune of £ 3000 or thereabout” (Kaupp 1968, 9f).

Die Suche nach geeigneten Heiratskandidaten prägt die Anzeigen bis in die 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts, weshalb die Anzeigen auch bis dato unter der Bezeichnung Heiratsannonce geführt wurden. Der maßgebliche Grund, der in den ersten 200 Jahren in den Anzeigen für die Suche nach einem Ehepartner angegeben wird, ist ökonomischer Natur. Aufgrund dessen lässt sich vermuten, dass die Eheschließung in früheren Jahren oft der Gründung reiner Zweckgemeinschaften diente. Wie der Spiegel (12/2006) schreibt, war „für Liebe oder auch Zuneigung in einer solchen Fusion wenig Raum“ […] eine Hochzeit war „zumeist ein ökonomisches Arrangement, eingefädelt von Familienoberhäuptern, gekoppelt an den wirtschaftlichen Status“.

Die erste deutsche Heiratsanzeige, aufgegeben von einer Frau, erschien am 8. Juli 1738 im Frankfurter Frag- und Anzeigennachrichten (cf. Kaupp, 1968): „Ein honettes Frauenzimmer ledigen Standes, guter Gestalt, sucht… einen guten Doctor oder Advocaten ledigen Standes …, so groß und wohl aussieht…“ (zitiert nach Kellen 1907, 217).

Am 4. Februar 1775 wurde im Nya Dagligt Allehanda die erste schwedische „friareannons“ (Heiratsannonce) eingeführt: 14


”Warder härmed averterat, att en alvarsam stadgad man som innehafver ett hederligt ämbete uti Kongl. Maj:ts och Kronans tjänst är sinnad ingå äktenskap med ett dygdigt och ärbart fruntimmer, som äger 5-6000 plåtar. Denne Mannen affekterar ej någon rikedom, utan har allenast anständig måttlig förmögenhet samt förnämligast dygd och ära till sitt objekt” (zitiert nach Dackholt, 1982).

Es sollte auch lange dauern, bis sich die Anzeigen in der Gesellschaft als „salongfähig“ erwiesen. Kurze Zeit nach dem Erscheinen obiger Anzeige erhielt die schwedische Zeitung einen Leserbrief der proklamierte: ”Nu går skammen öfver torra landet. Jag ser en man, som vill gifta sig genom annons i bladet…” (zitiert nach Dackholt, 1982).

Am 23. Mai 1792 publizierte der Hamburgische Correspondent eine Anzeige eines jungen Mannes, der auf diesem Weg eine Ehefrau sucht, aber sich verpflichtet fühlt, seinen gewählten unkonventionellen Weg vor der Öffentlichkeit zu begründen: „Ein junger Mann von Vermögen sucht eine Gattin. Bey Erblickung dieser Ueberschrift werden viele Leser ohne Zweifel in nicht geringe Verwunderung gerathen, da eine solche öffentliche Bekanntmachung in Deutschland bisher (…) gar nicht üblich ist; obgleich solche öffentliche Einladungen zur Ehe in England längst eingeführt sind (…)“ (zit. nach Buchner, 1914:38).

Erst ab der späten 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Heiratsanzeigen zu einem festen Bestandteil der Zeitungsanzeigen. Männliche Inserenten dominierten. Der Lebensbund wird als die erste deutsche Heiratszeitung genannt, der Allgemeiner Heirathstempel (1801) als das erste „Beamten-Heiratsblatt“ angeführt 3. Ab 1870 konnten Interessenten in England die ersten Heiratsanzeigenzeitungen kaufen, so genannte „Matrimonial News“. Der damalige Frauenüberschuss machte sich auch bei der Quotierung in männliche und weibliche Inserenten bemerkbar; nun waren 80% der Inserenten Frauen. Männer, die Anschluss suchten, strebten nach ökonomischer Versorgung, oftmals nach einer sehr gut bemittelten Frau reiferen Alters. Eckkrammer & Eder (2000:53) führen hierzu an, dass sich die zunehmende Popularität der Heiratsannoncen durch die Tatsache erklären lässt, dass in der damaligen Gesellschaft ein hoher Prozentsatz Unverheirateter, besonders in der Mittel- und Oberklasse, anzutreffen war, aber auch durch eine relativ späte Heirat beider Geschlechter. 3

Technische Universität Chemnitz, Zhang Jie, Bauer Andreas, Herrmann Anja http://www.tuchemnitz.de/phil/germanistik/sprachwissenschaft/unterlagen/ws2002/medien/pdf/kontaktanzeigen2.pdf 10.02.2006

15


In Schweden galt die Heiratsanzeige noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als eine Rarität und als gewagt. Sie wurde von der Gesellschaft allgemein mit Neugierde betrachtet und belächelt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die schwedischen Anzeigen eher kurz abgefasst und fanden sich an weniger in Augen fallenden Stellen der Tageszeitungen. Zudem waren Anzeigen verboten, die nicht ausdrücklich beinhalteten, dass die Bekanntschaft durch eine Eheschließung besiegelt würde (vgl. Dackholt 1982:27).

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde von führenden deutschen Wissenschaftlern und Ärzten die Befürchtung geäußert, dass das deutsche Volk „aussterben“ könnte. Weiterhin wurde angeführt, dass es für Heiratswillige der oberen Schichten an Gelegenheit mangele, sich kennen zu lernen. Durch die Kontaktanzeigen sollte die Anzahl der Eheschließungen erhöht werden. Es lässt sich ein deutlicher Wandel in Bezug auf die Anwendung dieses Mittels zur Kontaktherstellung feststellen. Die Anzeigen dienen dem Staat als „legales“ Mittel zur Befestigung seiner Familienpolitik und legitimieren somit ihre Existenz. Schon ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts kann man in den Annoncen beobachten, dass die Inserenten auch zunehmend körperliche Attribute ihrer Wunschpartner in den Texten angeben. 1887 suchte ein junger Mann aus Frankfurt eine Frau mit ansprechendem Äußeren, guter Bildung und Vermögen, letzteres war doch keine Bedingung. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg vollzieht sich ein allmählicher Wandel in der Gesellschaft, der hier jedoch Werteund Normen berührt. Wo früher wirtschaftliche Gründe bei der Partnersuche im Vordergrund standen, sind es nun die Befriedigung persönlicher Gefühle (Einsamkeit, Liebe). Hiermit geht eine Betonung der physischen Attraktivität einher, d. h. der Beschreibung des Äußeren des Wunschpartners (und auch der eigenen Person) wird mehr Platz im Anzeigentext eingeräumt. Bis in den 50er Jahren galt es einen Ehepartner zu finden, in den 60er Jahren wurde meist nach Lebens- und Briefpartnern annonciert. In den 80er Jahren ist lt. Zhang Jie et al. der Begriff „Heirat“ weniger oft anzutreffen. Die Kontaktsuche wird nun motiviert durch: „Suche Partner zur gemeinsamen Freizeitgestaltung“, „suche Lebensabschnittspartner“, etc. Auch werden explizit Wünsche geäußert, die gemeinsame sexuelle Interessen einbeziehen. Weiterhin lässt sich eine Änderung in der Art und Weise der Selbst- und Partnerdarstellung beobachten. Die Angabe der Eigen- und Partnerinteressen erscheint wichtig, sowie auch die Hervorhebung

der

eigenen

Individualität,

was

wiederum

auf

die

zunehmende

Individualisierung in der Gesellschaft zurückzuführen ist.

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Miteinander Schweine hüten in Süd-Frankreich? Lust auf weites Land? Schreibgerät vorhanden? Studierter Er (Phil./BWL) mit 2 re. Händen und agro-tourist. Konzept (Viehzucht – Zimmer/Whg.-Pferde) Jg.50, 190 groß, halbwegs schlank (87 kg). sucht SIE mit humour & humeur (bonne), esprit & savoir vivre. Kann zuhören, einparken u. Karten lesen. Habe warme Füße u. Vorliebe für Kinder, Küche, Kabarett, Kommunikation, Kamisaren & Kanäle. (Bild-)Zuschriften erreichen mich im … (Die Zeit 17.03.2005)

Wie der historische Überblick belegt, ist die Kontaktanzeige ein Spiegel der Gesellschaft, der dem interessierten Leser Anhaltspunkte vermitteln kann, wie sich der Wandel der Gesellschaft auf einer diakronischen Zeitachse vollzieht. Am Beispiel synonym auftretender Bezeichnungen des Begriffs „Heiratsannonce“ kann verdeutlicht werden, wie sich ein solcher Wertewandel innerhalb der letzten Jahrhunderte vollzogen hat. Der Begriff „Heiratsanzeige“ ist heute kaum mehr zu belegen, an dessen Platz ist die Bezeichnung „Kontaktanzeige“ getreten. Das Bedeutungsfeld des Begriffes „Kontaktanzeige“ beschränkt sich aber nicht nur auf Anzeigengesuche nach Partnern mit der Absicht eine lebenslange Relation einzugehen. Die von den Zeitungen gewählten Rubriken unter denen Kontaktanzeigen erscheinen, geben ein klares Bild hierüber: „Menschen suchen Menschen“, „Freundschaften“, „Bekanntschaftsanzeige“,

„Partnerschaften“,

„Zusammenleben“,

„Kennenlernen“,

„Miteinanderleben“,

„Gemeinsames Erleben“, „Rendezvous“, „Begleitservice“, „Flirtline“, „Reisepartner“, „Vänner“ und „Träffen“. Ein vor 100 Jahren publiziertes Kontaktgesuch unter der Rubrik „Flirtline“, hätte „die Moralapostel auf die Barrikaden gerufen“, wird aber heute von der Gesellschaft vollends akzeptiert.

In seinem Examensaufsatz von 1982 beschäftigt sich Rolf Åke Dackholt mit der Veränderung schwedischer Anzeigen im Laufe der Jahre. Die in einer schwedischen Zeitung 1951 erschienenen Kontaktanzeigen werden mit aktuellen Anzeigen der gleichen Zeitung verglichen. Dackhholt ist vor allem daran interessiert, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Annoncen festzustellen sind. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen höhere Ansprüche in Bezug auf Alter, Aussehen und Status an den gesuchten Partners stellen. Dies gilt insbesondere für die aktuellen Anzeigen; in den untersuchten Annoncen aus dem Jahr 1951 konnte dies nicht festgestellt werden. Das Aussehen des weiblichen Wunschpartners spielt für männliche Inserenten eine untergeordnete Rolle. Männer sind weniger anspruchsvoll oder stellen unveränderte Ansprüche im Vergleich zu den älteren Anzeigen.

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Männer sind eher dazu geneigt als Frauen, ihr Alter anzugeben. Für die weiblichen Inserenten ist es sehr wichtig, dass der Partner ein bestimmtes Alter hat; werden Altersintervalle von den Frauen angegeben, so sind sie kürzer als die der Männer. Die Altersangabe der Wunschpartnerin ist für männliche Inserenten weniger wichtig. Diejenigen weiblichen oder männlichen, die ihr eigenes Alter in der Anzeige nicht angaben, äußerten aber konkrete Wünsche über das Alter des Partners, was Dackholt als eine implizite Orientierung des Lesers über das eigene Alter (1982:87) 4 interpretiert. Besonders wichtig scheint die Altersangabe für jüngere (bis 29 Jahren) und ältere (50-70 Jahre) Personen beider Geschlechter. Frauen vermerken, im Gegensatz zu Männern, dass sie Kinder haben und mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer wollen einen Mann bestimmten Aussehens: Obligate Angaben sind die Größe, die Haarfarbe und die Körperstatur des männlichen Wunschpartners. „Frau“ fahndet hier nach großgewachsenen Männern mit dunklem Schopf und schlanker Silhouette. Auch „Mann“ sucht gern nach schlanken Frauen einer gewissen Größe. Dackholt stellt sich die Frage, warum die Größe so wichtig scheint. Seine Antwort auf diese Fragestellung ist, dass die Größe bei Männern mit dem sozialen Status zusammenhängt (vgl. Wilson och Nias, 1977). Der Status des Mannes ist ein gefordertes „Muss“, je älter die Frauen sind. Für Frauen die jünger als 45 Jahre sind, ist das Aussehen wichtiger als der Status des Mannes. Frauen über 50 Jahre legen jedoch großen Wert auf den Status des Mannes, welches Dackholt mit größerer Lebenserfahrung und geminderter Eigenattraktion der Frauen erklärt. Was die Angabe von Interessen anbelangt, kann Dackholt konstatieren, dass Männer und Frauen

hier

in

ihren

Angaben

übereinstimmen.

Gleiches

gilt

auch

für

die

Persönlichkeitsbeschreibung in Bezug auf Ehrlichkeit. Beide, Männer wie Frauen, nennen die Ehrlichkeit des Partners als ausgesprochen wichtig bei der Wahl des Partners. Weiterhin bemerkt Dackholt, dass die Anzeigen der Männer in großem Maß den Wunschvorstellungen der Frauen entsprechen. Die Angaben über die eigene Persönlichkeit der Frauen deckt sich jedoch nicht mit den Wunschvorstellungen der Männer nach der gewünschten Persönlichkeit der Partnerin, mit Ausnahme der Angabe „Ehrlichkeit“. Am Ende seiner Untersuchung hebt Dackholt hervor, dass seine Analyse keine nennenswerten Unterschiede zu Wejhedens Untersuchung aus dem Jahr 1967 (Wejheden in Dakcholt 1982) ergab. In den vergangenen 15 Jahren (1967-1982) hat sich, was die Ausformung und die gestellten Ansprüche an einen präsumtiven Partner betrifft, wenig

4

…“därigenom orienterar läsaren om sin egen ålder“.

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geändert. Zudem stellt er fest, dass die Anzeigen, die so genannte Homogamietheorie 5 stützen.

2.2 Die Kontaktanzeige als Spiegel stereotyper Rollenvorstellungen Alfermann (1996:16f) beschreibt das männliche Stereotyp wie folgt:

„Männer sind aggressiv, aktiv, ehrgeizig, entschlossen, ergreifen die Initiative, klar und logisch denkend, rational, stark und tatkräftig, …“

Das weibliche Stereotyp sieht Frauen als „abhängig, attraktiv, charmant, feminin, schwach,…“. Dem Mann kommt nach Alfermanns Beschreibung (1996:21) die instrumentelle Rolle des Familienernährers zu, während der Frau mit den Angelegenheiten der Familie, der Kindererziehung und des Haushalts betraut, eine expressive Rolle zufällt. Dass diese Stereotype und die mit ihnen verbundenen Rollenerwartungen in der heutigen Gesellschaft im Wandel sind, zeigt das Ergebnis der Kölner Studie Schöne Frau sucht reichen Mann!? von M. Bauer, B. Laux, A-M. Sauter, R. Schütte, H. Wiesinger aus dem Jahr 1997, eine qualitative Inhaltsanalyse von 60 Kontaktanzeigen, aufgegeben von Inserenten der Alterskategorie 20-35 Jahren, in großstädtischen, deutschen Szene-Zeitschriften. Man konnte nachweisen, dass die wirtschaftliche Versorgung durch einen männlichen Partner für Frauen an Bedeutung verloren hat. Stattdessen suchen sie nach „gefühlvollen Männern für emotionalen Austausch und Ausgleich“. Das Aussehen betreffend konnte konstatiert werden, dass Frauen sich nach wie vor oft als attraktiv beschreiben, Männer auch weiterhin nach attraktiven Partnerinnen suchen, aber auch selbst auf ihre eigene Attraktivität verweisen. Falböck (2002) verweist auf Forschungsergebnisse des Jahres 2000, wonach sowohl weibliche, als auch männliche Inserierende von Kontaktannoncen, vermehrt den Wunsch nach gemeinsamen Freizeitbeschäftigungen äußerten (vgl. Bauer et. al. 1997), was Falböck (2000:241) dahingehend deutet, dass die Frau nun „als Gefährtin in allen Lebenssituationen“ anerkannt wird (siehe auch Augustin 2005:37) und auf eine veränderte Rolle der Frau in der Gesellschaft hindeutet. Diese Ergebnisse konnten in einer Untersuchung der Technischen

5

Ähnlichkeit als Kriterium bei der Partnerwahl

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Universität Chemnitz des Instituts für Psychologie, durchgeführt von M. Weiß, C. Rösner, N. Stolpner (2003) bestätigt werden.

„Gemeinsame Interessen, sowohl bezüglich Freizeit, als auch das Zusammenleben betreffend, gewinnen in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung, besonders für Frauen. Sie suchen vor allem in dieser Kategorie Männer, die zu ihnen passen. Männer haben diesen Wunsch wohl erkannt, denn unsere männlichen Inserenten nannten signifikant häufiger interaktionsrelevante Eigenschaften.“

2.3 Der Vermarktungsaspekt der Kontaktanzeige Der Examensaufsatz, Att sälja sig själv (the brand called you) (2002), der von Fagerberg, Friberg, Johansson und Petersson, vier Studenten des Betriebswirtschaftlichen Institutes (Företagsekonomiska institutionen) der Universität in Lund vorgelegt wurde, beschäftigt sich mit Kontaktanzeigen und Curriculum Vitae (CV) in einer empirischen Studie. Hier wird untersucht, wie sich Personen in diesen Textsorten vermarkten, d.h. welches Selbstbild sie von sich schaffen, um als attraktives „Produkt“ aufgefasst zu werden und schließlich mit welchen sprachlichen Mitteln dies realisiert wird. In der Analyse werden fünf der von den Inserenten in den Kontaktanzeigen behandelten Themenbereiche innerhalb des „Self-Promotion-Diskurs“, sowohl für die Beschreibung des Ichs als auch für die Beschreibung des Wunschpartners, gefunden: die Überschrift/der Titel (rubrik), die physischen Ressourcen (fysiska resurser), emotionelle Ressourcen (emotionella resurser), die sozioökonomische Stellung (socioekonomiska ställning) und Aktivitäten und Interessen (aktiviteter och intresser). Die Analyse der einzelnen Themenbereiche ergibt für das Untersuchungsfeld Überschrift, dass es hier in erster Linie gilt, Interesse zu wecken. Es erscheint wichtig, einen ersten guten und überzeugenden Eindruck zu erwecken, wobei die geeignete Wortwahl extrem wichtig ist. Das Themafeld physische Ressourcen weist eine hohe Anzahl den Substantiven vorangestellter, verstärkender Adjektive, die positiv konnotiert sind, auf. Es wird weiterhin bemerkt, dass das eigentliche Aussehen der Interessenten oft in allgemein gehaltenen Darstellungen beschrieben wird, wie fräsch, attraktiv und yttre stil, und von kulturellen Vorstellungen geprägt wird. Man stellt allgemein hohe Ansprüche an den Partner. Wie auch Dackholt festgehalten hat, ist die Angabe des Alters wichtig. Auch die Beschreibung der emotionellen Ressourcen ist geprägt von vielen, positiv wertenden Adjektiven. Die Beschreibung der Persönlichkeit nimmt in Bezug auf den disponierten Platz (Länge) viel

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Raum ein. Die Inserenten suchen nach Partnern, die nicht nur äußere, sondern auch innere Werte, besitzen. Kulturelle Stereotype, die Betonung der Jugendlichkeit und vitaler Gesundheit, scheinen in den Anzeigen durch. Für den Themenbereich sozioökonomische Stellung kann bemerkt werden, dass diese einen großen Stellenwert bei der Wahl des Partners einnimmt; es ist wichtig als ökonomisch unabhängig (ekonomiskt oberoende) aufzutreten. Durch die Hervorhebung des eigenen Status werden von vorne herein Positionen zu den gesuchten Partnern eingenommen. Die Analyse ergibt hier, dass gebildete Frauen auch gebildete Männer suchen, welches aber nicht umgekehrt der Fall ist. Dies, und die Angabe weiterer sozialer Fakten, wie das „Vorhandensein von Kindern“/„Kinder kein Hindernis“, zeugt davon, dass man ein relativ ehrliches Selbstbild und ein dementsprechendes Partnerbild schafft, um sich vor etwaigen Enttäuschungen („man vill inte köpa grisen i säcken“) zu schützen versucht. Im Teilbereich Aktivitäten und Interessen werden verschiedene Gruppierungen aufgedeckt: z. B. Naturliebhaber, kulturell Interessierte, sozial Aktive und menschenorientierte Personen. Männer scheinen eher an Technik interessiert, Frauen eher Sport interessiert zu sein. Viele Inserenten ziehen das „Zuhausebleiben“ dem turbulenten „Ausgehleben“ („trött på köttmarknaden och krogragg“) vor. Derartige persönliche Aussagen stehen laut den Aufsatzverfassern im Kontrast zu den oft unpersönlich, generell anmutenden Personenbeschreibungen. Abschliessend wird bemerkt, dass grundsätzlich weniger Ansprüche an den Partner im Hinblick auf erwünschte Interessen gestellt werden. Im anschliessenden Diskussionsteil wird generell gesagt, dass die Anzeigen prinzipiell der Struktur: Überschrift, inserentenbezogene physische Ressourcen, emotionelle und soziale, ökonomische Stellung und Aktivitäten/Interessen folgen, gefolgt von gleicher struktureller Gliederung der Partnerbeschreibung. Als mögliche Ursachen hierfür werden tradiertes Textsortenwissen und ökonomisch bedingte Gründe (kostenpflichtige Anzeigen) angegeben. Die Darstellung des Selbstbildes ist positiv, aber durchgehend vage und allgemein gehalten. Wichtig ist die Persönlichkeit, also innere Werte, nicht das Aussehen. Es werden Partner gesucht, die der eigenen Persönlichkeit entsprechen. Die Partnerbeschreibungen nehmen grundsätzlich mehr Platz in Anspruch. Für alle untersuchten Anzeigen gilt, dass sie nach konventionellen Mustern abgefasst wurden, daher konnten keine abweichenden, originellen Annoncen gefunden werden. Der nächste Abschnitt gibt einen Überblick über Ergebnisse aktueller Forschung innerhalb der für diese Arbeit relevanten Wissenschaften, die sich mit der Erforschung sowohl von

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Partnerbeziehungen/-rollen als auch ihren Niederschlag in den Kontaktanzeigen beschäftigt haben.

3. Forschungsüberblick - ein interdisziplinärer Hintergrund Partnerbeziehungen und die Kontaktanzeige als Mittel solche einzuleiten sind Untersuchungsgegenstand verschiedener Wissenschaftszweige. Es folgt hier eine Auswahl von relevanten Forschungsbeiträgen der Fachausrichtungen Soziologie, Psychologie und Linguistik, wobei die deutschsprachigen Forschungsbeiträge aus natürlichen Gründen überwiegen. Es muss außerdem daraufhin gewiesen werden, dass die Zuordnung zu den einzelnen Wissenschaftsgebieten nicht immer eindeutig erfolgen konnte, weil viele der angeführten Untersuchungen sich interdisziplinärer Methoden bedienen.

3.1 Soziologische Forschung 3.1.1 Stereotypenforschung In der soziologischen Forschung wird die Partnerbeziehung oft als Beziehung zwischen zwei Geschlechtsstereotypen behandelt. Quasthoff (1973) definiert: „Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung. Es hat die logische Form eines Urteils, das in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz, eine Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zuoder abspricht.“ (Quasthoff 1973:28)

Stereotype dienen dem Menschen dazu, sich in einer komplexen Umwelt zurechtzufinden. Es sind verallgemeinerte Erfahrungen, die es dem Menschen ermöglichen, „sich durch die Konstruktion von Erwartungshaltungen und Handlungsmustern als soziales Wesen zu konstituieren […]“ (Langer, 2001). Stereotype Vorstellungen können sich innerhalb vieler Kategorien äußern. Die für meine Untersuchung interessante Kategorie ist diejenige, wie Geschlechtsstereotypen, nach Alfermanns (1996:10) Definition, „strukturierte Sätze von Annahmen über die personalen Eigenschaften von Frauen und von Männern“, in den Kontaktanzeigen angesprochen werden.

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Mit Geschlechtsstereotypen gehen Rollenerwartungen an das jeweils andere Geschlecht einher. Während Geschlechtsstereotypen auf eine Person projizierte Eigenschaften sind, sind Geschlechtsrollenwerwartungen normativgeprägte Erwartungen und Handlungsmuster, die an Personen gestellt werden (vgl. Alfermann 1996:31). Gesellschaftliche Veränderungen, wie sie heute in vielen Ländern, vor allem westlichen, zu beobachten sind, wirken laut der sozialpsychologische Rollentheorie (Social-Role-Theory) auf bestehende Geschlechtsrollenvorstellungen ein und führen eine Veränderung dieser Rollenvorstellungen in der Gesellschaft und des Individuums herbei. Zum Beispiel hat die zunehmende Berufstätigkeit der Frau zur Folge, dass Frauen finanziell unabhängiger und nicht mehr auf materielle Sicherheit des männlichen Partners angewiesen sind.

3.1.2 Die sozialpsychologische Rollentheorie - „Social-Role-Theory“

Nach Eagly (1987) liegen die Ursachen für Unterschiede im Verhalten der Geschlechter in der sozialen Struktur der Gesellschaft. Geschlechtsspezifisches Verhalten findet Ausdruck in geschlechtsspezifischen Partnerwahlstrategien (siehe auch Freising und Merswolken, 2003), die sich auch in Kontaktanzeigen nachweisen lassen. Die in der Gesellschaft bestehende Arbeitsteilung (innerhalb des Familienlebens ist die Frau traditionell für Heim und Kind, „homemaker“, der Mann für die Ernährung der Familie verantwortlich, „resource provider“), prägen Geschlechterrollen und beeinflussen Präferenzen in der Partnerwahl. Eagly, Wood und Diekman (2002) sprechen von sozialen Rollen, die den Mitgliedern einer Gesellschaft zugeschrieben und von diesen übernommen werden. Besteht ein ungleiches Verhältnis zwischen Mann und Frau hinsichtlich ihrer sozialen Positionen, ist der Unterschied im Verhalten um so größer. Diese Art der Rollenerwartung, die an Frau und Mann gestellt wird, führt mit sich, dass von den Geschlechtern unterschiedliche Fähigkeiten (für die Frau z. B. Fürsorglichkeit und Emotionalität, für den Mann Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit) erworben werden. Für männliche Partnersuchende müsste dies bedeuten, dass sie nach einer Frau mit Fähigkeiten und Ressourcen suchen, die ihrer gesellschaftlichen, weiblichen sozialen Rolle entsprechen. Frauen legen demnach größeren Wert auf einen Partner mit Ressourcen und Status, Männer ziehen attraktive Frauen mit hoher sozialer Kompetenz vor, insofern sie in einer Gesellschaft leben, wo sich die Gleichberechtigung der Geschlechter in noch geringem Ausmaß durchgesetzt hat.

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3.1.3 Die Kontaktanzeige als Untersuchungsgegenstand soziologischer Forschung

Ziel und Zweck der Arbeit von Birgit Stolt und Jan Trost (1976) in Hier bin ich, wo bist du? ist es, eine qualitative und quantitative Untersuchung der Textsorte „Heiratsanzeige“ unter Berücksichtigung der soziologischen Faktoren durchzuführen. Die quantitative Untersuchung nach soziologisch-statistischen Aspekten beschäftigt sich u.a. mit den Variablen: • • • • • • • • • • • • • •

Alter Körpergröße eigenes Aussehen Beruf soziale Herkunft Vermögensverhältnisse Familienstand Kinder Bildung/Ausbildung religiöses Interesse Emanzipationsgrad Kochkunst Sportlichkeit Beschreibung des Wunschpartners (mit Unterklassen)

Die Analyse wird durch eine s.g. AID-Analyse anhand 551 Anzeigen der ZEIT durchgeführt. Bei der von Jan Trost durchgeführten frequenzanalytischen, soziologischen Analyse stellt sich für die Anzeigen männlicher Inserenten heraus, dass die erfolgsreichste Variabel die Angabe oder Andeutung eines Hochstatusberufes ist. Die Rangordnung der erfolgversprechendsten Variablen ist: Angabe des Alters des Inserenten (je älter, desto besser), Anzeigengröße (je größer desto mehr Erfolg), die Angabe über Kinder, eine Anzeige mit Foto, Angabe der Körpergröße, des eigenen Familienstands und des gewünschten Alters des Wunschpartners. Angaben über das eigene Aussehen und die Angabe des Familienstandes des Wunschpartners erhielten negative Werte, d.h. diese Angaben sollten von männlichen Inserenten vermieden werden. Die Auswertung des Materials weiblicher Inserenten ergibt, dass die meisten Zuschriften diejenigen Frauen erhielten, die über 44 Jahre alt sind und sich selbst beschreiben. Weniger Zuschriften erhalten Frauen bei eigener Beschreibung und einer Altersangabe von unter 44 Jahren. Frauen haben einen größeren Erfolg mit ihren Inseraten, wenn sie nach einem Partner ohne besonderen Alterswunsch inserieren. Bei eigener Körpergrößenangabe mit einem Wert

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von über 174 cm nimmt die Zuschriftenfrequenz ab. Negativ wirkt sich auch die Angabe über Kinder aus. Frauen, die ihr Aussehen erwähnen, erhalten mehr Zuschriften. Wie die Untersuchung zeigt, liegen oft in Bezug auf einige Variablen, wie z. B. die Angabe über Kinder, umgekehrte Verhältnisse zwischen den Geschlechtern vor. Stolt kommentiert außerdem, dass beim Durchsehen schwedischer Kontaktanzeigen eine Widerspiegelung eher traditioneller Geschlechterrollen auffällt, was den Eindruck von der Frau als Konsumtionsware erweckt. Das Gleiche gilt für die in der ZEIT analysierten Anzeigen. 6 Ähnliche Ergebnisse kann auch Falböck (2002) in ihrer Diplomarbeit Hier bin ich – wo bist du? von Kontaktanzeigen in österreichischen Tageszeitungen der Jahre 1960 bis 2000 vermerken. Sie schreibt, dass Frauen „ihre optische Erscheinung betonen, diesen Aspekt beim Partnerwunsch allerdings vernachlässigen“ (S. 156), vgl. Borkenau 1993. Sie verweist darauf, dass Männer ihr Äußeres nur lapidar beschreiben, stattdessen aber den eigenen beruflichen Status hervorheben. In den bisher und unter Abschnitt zwei angeführten Untersuchungen lassen sich zusammenfassend folgende Tendenzen für die Kontaktanzeigen erkennen: Die Berufstätigkeit der Frau hat dazugeführt, dass sie wirtschaftlich „auf eigenen Füssen steht“ und nicht mehr auf die Versorgung durch den Mann angewiesen ist, was sich in neueren Anzeigen bemerkbar macht. Statt einem „Versorger“ suchen Frauen heutzutage Männer mit inneren Werten, Männer die auch auf emotioneller Ebene „ihren Mann stehen“. Früher wurde der Status des Mannes betont, heute nimmt seine äußere Attraktivität diesen Platz ein. Nach Trost haben noch vor 30 Jahren Männer, die ihr eigenes Äußeres beschrieben, weniger Anzeigen erhalten. Jedoch scheint das Aussehen eines Mannes für Frauen weniger wichtig zu sein. Falböck (2002) konnte hier feststellen, dass Männer deshalb dementsprechend weniger auf ihr eigens äußeres Erscheinungsbild eingehen. Das äußere Erscheinungsbild der Frau nimmt bei beiden Geschlechtern jedoch nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. Immer noch beschreiben Frauen ihre äußeren Vorzüge gern und ausführlich. Allerdings konnte Dackholts schwedische Untersuchung zeigen, dass das Aussehen des weiblichen Wunschpartners für männliche schwedische Inserenten eine untergeordnete Rolle spielt. 6

Spekulativ wäre hierzu folgendes zu vermerken: Auch nach 30 Jahren hat sich diesbezüglich in den regionalen Zeitungen nichts geändert; dagegen hat in den Anzeigen der überregionalen deutschen Zeitungen wie der ZEIT ein Wandel stattgefunden. Die Vermutung liegt nahe, dass die „kontaktanzeigenbedingte Emanzipation“ nur in höheren Bildungsschichten stattgefunden hat.

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Bezüglich der Rubrik „Interessen und Freizeitaktivitäten“ kann konstatiert werden, dass die Inserenten,konform mit der Homogamtheorie,Partner bevorzugen, die gleichen Interessen wie sie selbst nachgehen. Dieser Trend wird durch die Männer aufgefangen, indem sie vermehrt interaktionsrelevante Eigenschaften in den Anzeigen nennen. Die Variablen Alter und Größe sind wichtige Definitionsgrößen für die Selbst- und Partnerbeschreibung. Allgemein kann zu den Personenbeschreibungen gesagt werden, dass sie eher unpersönlich und generell abgefasst sind, was mit dazu beiträgt, dass die Kontaktanzeigen als sehr konventionalisiert zu bezeichnen sind.

3.2 Psychologische Forschung In einer Untersuchung von Weiß, Rösner, Stolpner (2003) konnten die in der soziologischen Forschung genannten Tendenzen nicht nachgewiesen werden. Weiß et.al. haben Kontaktanzeigen aus den alten und neuen Bundesländern verglichen und es zeigt sich, dass Frauen ihr Äußeres nicht in höherem Maß angaben als Männer. Weiß et al. äußern die Vermutung, „dass die gesellschaftlichen Normen in unserer Zeit ‚verbieten’, das weibliche Geschlecht nur nach dem Aussehen zu beurteilen“ (2003:37f). In Bezug auf Statusangaben männlicher Inserenten wird vermerkt, dass Frauen nicht explizit einen Mann mit Bildung, Status und materiellen Resourcen suchen, Männer jedoch gerne ihre ökonomischen Ressourcen angeben, was vermuten lässt, dass sich diesbezüglich auch ein Wandel bei den weiblichen Inserierenden vollzogen hat, den die männlichen noch nicht erkannt haben und/oder gefolgt sind. Im Gegensatz zu dieser Untersuchung zeigen die beiden nachfolgenden Analysen nahezu identische Ergebnisse.

In einer von Buss & Barnes (1986) mittels unterschiedlich ausgeformter Fragebögen durchgeführten Studie wurde erforscht, welche Merkmale eines potentiellen Partners am höchsten bewertet werden und inwiefern sich Frauen und Männern in der Wahl der Präferenzen unterscheiden. Eine erste Untersuchung 92 verheirateter Paare im Alter zwischen 18 und 40 Jahren zeigte, dass ein guter Kamerad, rücksichtsvoll, ehrlich, liebevoll, zuverlässig, intelligent, freundlich, verständnisvoll, loyal und man kann sich gut mit ihr/ihm unterhalten, diejenigen Merkmale sind, die am Partner am meisten geschätzt werden. Für Frauen sind Merkmale wie ehrlich, zuverlässig, freundlich, verständnisvoll, kinderlieb, gut angesehen bei anderen, guter Verdienst, ehrgeizig, karriereorientiert, guter familiärer

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background und groß sehr wichtig. Männer schätzen an Frauen physische Attraktivität, gutes Aussehen, dass sie eine gute Köchin und bescheiden ist. In einer zweiten Studie wurden die für die Partnerwahl gültigen Präferenzen unverheirateter StudentInnen im Alter zwischen 18 und 23 Jahren in Anlehnung an die Ergebnisse der ersten Studie untersucht. Es zeigte sich, dass freundlich und verständnisvoll an Platz 1 bzw. 2 rangierte, physische Attraktivität von Frauen höher als von Männern bewertet wird und gute Verdienstmöglichkeiten und akademische Bildung Merkmale waren, die insbesondere von Frauen geschätzt werden.

In diesem Zusammenhang soll auch auf Hassebraucks Untersuchung Wer sucht wen? (1990) verwiesen werden. Es wurden 378 Kontaktanzeigen von Inserenten im Alter von 20-50 Jahren inhaltsanalytisch nach der Frage der Relevanz der körperlichen Attraktivität des Partners bei der Partnersuche erforscht. Das untersuchte Textsample bestand aus Anzeigen zweier Tageszeitungen und einem Kleinanzeigenblatt. Als markante Geschlechtsunterschiede können genannt werden, dass Frauen auf die Bildung und den Status des Partners großen Wert legen, Männern diesen Wünschen entsprechen, indem häufig auf die eigene Bildung und den eigenen Status verwiesen wird (vgl. auch Thibaut und Kelley 1959, Harrison und Saeed 1977).

Trotz divergenter Ergebnisse der hier angeführten Untersuchungen, weisen auch die psychologischen Studien gewisse Tendenzen auf. Bei der Suche nach einem Partner werden die inneren Werte, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit, von Frauen bei einem männlichen Partner hoch geschätzt, auch soll er verständnisvoll sein. Stereotype Rollenvorstellungen zeigen sich nach wie vor in dem Wunsch nach einem karriereorientierten, ehrgeizigen Partner, mit gutem Verdienst und akademischer Bildung, der gerne auch kinderlieb ist. Die männlichen Inserenten fangen diese Wünsche auf und weisen gern auf ihren ökonomischen Status und ihr kulturelles Kapital hin. Die Suche der Männer nach vor allem physisch attraktiven Frauen bestätigt das Stereotyp der „schönen Eva“. Die divergenten Ergebnisse der Studien können darauf zurückgeführt werden, dass die Untersuchung von Weiß et al. relativ neueren Datums ist und sich in den vergangenen Jahren (1996-2003) ein möglicher Wandel bezüglich geltender Wertevorstellungen vollzogen hat.

Im Anschluss wird nun ein Überblick über relevantes Material gegeben, welches zur linguistischen Forschung zu rechnen ist. 27


3.3 Linguistische Forschung 3.3.1 Stereotypenforschung innerhalb der Linguistik

Nicht nur die Soziologie befasst sich mit der Erforschung der Stereotypen, sondern auch die Linguistik. Hier beschäftigt sich die kritische Linguistik mit der Analyse sprachlicher Formulierungen, die u. a. Aufschluss über die Verwendung und Reproduktion stereotyper Vorstellungen und Einstellungen, und damit verbunden auch Geschlechterrollen- und Geschlechtsrollenerwartungen, geben kann. Dies gilt insbesondere für die Kontaktanzeige. Hier „kreiert“ der Inserent eine „Quasiidentität“ mit deren Hilfe er u. a. seine Absicht, nämlich die Kontaktaufnahme zu präsumtiven Partnern, zu verwirklichen sucht, oftmals nicht im Bewusstsein darüber, sich gängiger Stereotypen zu bedienen. Dies ist auch auf die Beschreibung des gesuchten Partners übertragbar. Auf die Textsorte Kontaktanzeige bezogen ist es interessant zu untersuchen, wie kollektive Denkmuster in der Selbst- und Partnerdarstellung in den Annoncen durchscheinen und gesellschaftliche Phänomene widerspiegeln (vgl. Augustin 2005:31). Decken sich Beschreibung der eigenen Person und/oder die des gewünschten Partners mit kollektiven Vorstellungen, wie z. B. der Traummann und die Traumfrau aussehen sollte, über welche Eigenschaften sollte er/sie verfügen? In Kontaktanzeigen ist hierfür besonders die Analyse der Wortkategorie des expressiven und emotiven Adjektivs geeignet.

3.3.2

Geschlechtsspezifische Präferenzen und Charakteristika im Sprachverhalten von Männern und Frauen

Innerhalb der Soziolinguistik beschäftigt sich die Forschung mit der Untersuchung des unterschiedlichen Sprachverhaltens von Männern und Frauen, auch wann und in welchen Situationen sich Unterschiede in der Verhaltensweise bemerkbar machen. Weiterhin wird innerhalb dieser Disziplin nach Erklärungen gesucht, die Klarheit darüber geben sollen, inwieweit Geschlechterrollen den Sprachgebrauch von Männern und Frauen konstituieren und beeinflussen. Im Folgenden gebe ich einen kurzen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand. Für das Sprachverhalten von Frauen konnte konstatiert werden, dass sie sich im Vergleich zu Männern eher eines gehobeneren Sprachstils bedienen und einen mehr verbal orientierten Satzbau in der Schriftsprache bevorzugen (vgl. Linke, Nussbaum und Portmann 2004:361).

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Frauen verwenden kürzere Sätze und tendieren zu syntaktischen Eigenheiten der gesprochenen Sprache (z. B. parataktischer Satzbau). Kerstin Thelanders (1986) kommt in ihrer Interviewstudie zu dem Ergebnis, dass Frauen einfacher, gradliniger und kürzer sprechen als Männer. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Nordin (1980). Frauen sprechen im Allgemeinen weniger lang wie Männer und ihre Sprache kann als mehr gefühlsbetont und lebendiger bezeichnet werden. Hultman & Westmann (1977) konnten in von ihnen untersuchten Gymnasienaufsätzen aufweisen, dass die Sprache von Mädchen umgangssprachlich gefärbt und alltagsorientiert ist, und als „auf den Menschen zentriert“ charakterisiert werden kann. Die Sprache der Jungen ist eher konzentriert, formell und Umwelt orientiert (vgl. Tannen 1990, Scollon & Scollon 2001). Erklärungen für diese Unterschiede werden darin gesucht, dass Frauen „ihre GesprächspartnerInnen auch in eher offiziellen Zusammenhängen mehr als Individuum wahrnehmen, denn als Vertreter einer Gruppe oder Institution und treten auch selbst eher als ‚Privatperson’ auf“ (Linke et al. 2004:363 mit Verweis auf Widmark 1983 und Thelander 1986). Widmark und Thelander sprechen hier von der Sprache der „Nähe“ im Gegensatz zu einer „Sprache der Distanz“, die von Männern angewendet wird. Männer seien in ihrem Sprachverhalten eher leistungs- und konfliktorientiert. Tannen (1990) erklärt, dass Frauen ihren Gesprächspartner als ebenbürtig wahrnehmen, während Männer ihre Unabhängigkeit bewahren möchten. Ursachen hierfür werden von Holmes (1990) und Scollon & Scollon (2001) angegeben, die Unterschiede im Sprachverhalten von Männern und Frauen auf die unterschiedliche Sozialisation der Geschlechter zurückführen. Mädchen entwickeln Kooperationsstrategien, während Jungen Konkurrenzstrategien entwickeln (vgl. Carlsson 2002). Zusammenfassend kann also das männliche Sprachverhalten als kompetitiv, sachorientiert und weniger integrativ, der Interaktionsstil von Frauen als integrativ, beziehungsorientiert und kooperativ bezeichnet werden (vgl. Linke et. al. 2004)

3.3.3

Untersuchungen aus kontrastiver Perspektive mit Relevanz für die Kontaktanzeige

Maria Carlsson (2004) analysiert in ihrer Untersuchung „Deutsch und Schwedisch im Kontrast“ die Distribution nominaler und verbaler Ausdrucksweise in schwedischen und deutschen Zeitungstexten. Im Hintergrundsteil ihrer Arbeit geht Carlsson u.a. auf Entwicklungstendenzen im Deutschen und Schwedischen ein. Sie vermerkt folgendes: 29


kürzere Ganzsätze

Forderung

nach

einer

einfacheren

und

ungezwungeneren

Ausdrucksweise

im

Schwedischen (keine derartige Sprachlenkung im Deutschen) •

Annäherung der geschriebenen an die gesprochene Sprache

postnominale substantivische Attribute, insbesondere Präpositionalattribute sind typisch für den modernen deutschen Nominalstil

im

Deutschen

sind

pränominale

Adjektive

rückläufig

(sie

werden

durch

Präpositionalattribute ersetzt) •

eine Tendenz im Deutschen ist, dass Nebensätze durch erweiterte Substantivgruppen ersetzt werden, welches eine scheinbar vereinfachte, aber für den Rezipienten schwerverständliche Ausdrucksweise zur Folge hat

Das herausragendste Merkmal des deutschen Nominalstils ist laut Carlsson die sprachliche Verdichtung mit einem Maximum an Information auf kleinstmöglichem Raum, die aber auf Kosten der Verständigung geht. Die wichtigsten Ergebnisse der Gesamtuntersuchung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Satzlänge ist im Deutschen länger, in Folge unterschiedlicher Struktur- und Gebrauchsnormen. Ein prägnant höherer Anteil von Substantiven im Deutschen ist zu vermerken. Auch die Häufigkeit der Nominalisierungen im Deutschen übersteigen die des Schwedischen. Bei der Häufigkeit der Verben ist kein signifikanter Unterschied festzustellen, erst bei der Untersuchung der einzelnen Erscheinungsformen innerhalb eines Satzes werden Unterschiede konstatiert; es finden sich eine geringere Anzahl von Vollverben im Deutschen. Bei den weiteren Verben ist das Verhältnis ein umgekehrtes. Carlsson erklärt diesen Sachverhalt dadurch, dass es mehr zusammengesetzte Tempusformen und Modalverben im Deutschen gibt.

Als hervortretende Differenzen zugunsten der deutschen Sprache werden von Carlsson ermittelt: Bei gleichbleibender Anzahl von Sätzen finden sich im Deutschen eine höhere Anzahl von Wörtern, die sich wiederum auf die Satzlänge auswirken. Das Deutsche wird dem Schwedischen gegenüber als nominaler charakterisiert. Hierfür spricht auch der höhere Anteil

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von Nominalisierungen mit Präposition, die eine Verknüpfung mehrerer Nominalisierungen innerhalb einer Nominalgruppe ermöglichen. Ein höherer Abstraktheitsgrad im Deutschen wird durch das häufigere Vorkommen von Verbderivaten belegt.

Als hervortretende Differenzen zugunsten der schwedischen Sprache werden ermittelt: Charakteristisch für die schwedische Sprache ist eine weitaus höhere Komplexität auf der Satzebene. Das größere Vorkommen von Vollverben deutet daraufhin, dass im Schwedischen die Prädikationen in höherem Ausmaß als im Deutschen mittels Verben vermittelt werden. Dies und die vorangegangenen Darlegungen sind als Beweis dafür anzusehen, dass das Deutsche durch einen komplexeren Nominalstil und das Schwedische durch eine größere Nähe zum Verbalstil ausgezeichnet wird.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in der deutschen Sprache der Nominalstil, wie von Carlsson hypothetisch angenommen, auch in der Sachprosa stärker ausgeprägt ist als im Schwedischen. Die komplexen Nominalgruppen dienen im Deutschen dazu, den Satzinhalt auf ökonomisch engstem Raum zu präsentieren, wohingegen im Schwedischen eher verbale Konstruktionen gewählt werden. Jedoch, so gibt Carlsson zu bedenken, beruhen die Resultate der Untersuchung des schwedischen Korpus auf textsortenspezifische Unterschiede und diese sind nicht immer eindeutig.

Eva Martha Eckkrammer und Hildegund Maria Eder haben in ihrem Beitrag „(Cyber)Diskurs zwischen Konvention und Revolution (2000)“ zu Studien der romanischen Sprachwissenschaft und interkulturellen Kommunikation u. a. Kontaktanzeigen aus dem deutschsprachigen Sprachraum (aus Deutschland, Österreich und der Schweiz), dem französischen und englischen sowohl inter- und intrasprachlich als auch intermedial (Printmedien kontra Internet) kontrastiert. Für die intrasprachliche Untersuchung - hier werden nur die für meine Untersuchung relevanten Ergebnisse aus dem deutschsprachigen Raum wiedergegeben - wurde festgestellt:

Die deutschsprachige Kontaktanzeige hat eine durchschnittliche Länge von vier Sätzen mit insgesamt 55 Wörtern, 2,3 Abkürzungen (vorrangig für Größen- und Gewichtsangaben benutzt), 8,25 Adjektiven und 5,5 Verben. Das Inserentendurchschnittsalter beträgt 39 Jahre. Die Makrostruktur gliedert sich in Subjektsbeschreibung, Partnerbeschreibung und „Aussagen über Art der zukünftigen Partnerschaft oder die Begründung, warum überhaupt die 31


Partnersuche aktiv vorangetrieben wird“ (Eckkrammer & Eder 2000:58f). Die Annonce wird durch einen „Aufhänger“, dessen Aufgabe es ist, Interesse zu erwecken, eingeleitet. Den Abschluss bildet eine Aufforderung zur Kontaktaufnahme, sprachlich realisiert durch eine abschließende Grußformel oder eine imperative Aufforderung. („Vielleicht bist DU es ja, versuch es doch einfach mal…“, „Wer versucht mich? Trau Dich!“, „…freue mich auf Deinen Brief mit Deinem besten Foto…“).

Die Subjektsbeschreibung folgt explizit durch die Themengebiete:

Explizite Subjekt-und Objektinformation (nach Eckkrammer & Eder 2000:59ff)

Alter Wesen/Charakter/Hobbys Aussehen Körpergrösse in m/cm Beruf/Situierung in der Arbeitswelt Geographischer Lebensmittelpunkt Zivilstand Bereits Kinder vorhanden Gewicht in kg Kinder kein Problem

Subjekt 96 % 78 % 77 % 70 % 38% 24 % 23 % 16 % 15 % 6%

Objekt 15 % 70 % 41 % 8% 3%

1%

Die angesprochenen Themengebiete, die mit einer Frequenz von 70 % und mehr auftreten, können laut Eckkrammer & Eder für die traditionelle Kontaktanzeige als obligat angesehen werden, welches insbesondere für die Angabe des Alters gilt. Es wird bemerkt, dass „vielfach die Beschreibung der Vorlieben bei der Freizeitbeschäftigung auch dazu dient, das Wesen bzw. den Charakter des Inserenten zu umreißen“ (S. 60). Für die Objektbeschreibung werden die gleichen Themenbereiche angesprochen, allerdings mit dem Unterschied, dass die Anforderungen an einen präsumtiven Lebenspartner nicht so umfangreich sind, welches nach Eckkrammer & Eder darauf zurückzuführen ist, dass man den Kreis der Interessenten nicht unnötig einschränken möchte. Für Objektsangaben in Bezug auf Alter, Körpergröße und Gewicht werden eher „Spannen oder Grenzwerte“ angegeben (zwischen x und y, xxx-yyy cm, mindestens xxx cm) oder aber „unter Bezugnahme auf die vorhergegangene Beschreibung des Kontaktsuchenden, z. B. mit relationalen Wunschvorstellungen, wie ungefähr in meinem Alter oder im selben Alter“ (S. 62). Außerdem sind implizite Wunschvorstellung wie z. B. schlank vorzufinden. Negativ konnotierte Adjektive wie mollig sind hier selten anzutreffen.

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Die Angabe von körperlichen Attributen in den Subjekts- und Objektsbeschreibungen der Kontaktannoncen wird durch die größere Relevanz der Beschreibung des Charakters und Wesens und der Interessen und Neigungen, überlagert. Innere Werte nehmen also einen größeren Stellenwert ein, welches sich auch bei der Untersuchung der mikrothematischen Ebene durch die Analyse der Adjektive zeigt. „Die Bandbreite der verwendeten Adjektive ist im Kontext des äußeren Erscheinungsbildes wesentlich geringer als im Bereich der Charaktereigenschaften“ (Eckkrammer & Eder 2000:63). Die Anwendung der gleichen Adjektive formt die Subjekts- und Objektsbeschreibung, was Eckkrammer dazu veranlasst die Vermutung zu äußern, dass die benutzten, häufig in den Anzeigen nachzuweisenden Adjektive, als konventionell zu betrachten sind. Die Variationsbreite der Adjektive, die von den Inserenten für die Beschreibung der eigenen Person benutzt wird, ist weitaus breiter gestreut.

Bei

der

Darstellung

der

äußeren

Personenmerkmale

fällt

auf,

dass

Verstärkungswörter, sowohl abtönende als auch steigernde Elative (absolut attraktiv, außergewöhnlich gutaussehend und verdammt hübsch), als textsortentypisch angesehen werden können. Diese Tatsache lässt sich auch für die emotiven Textthemen, wie z. B. der Beschreibung der Charaktereigenschaften, feststellen. Das Adjektiv nett nimmt die Spitzenstellung der am häufigsten genannten Wörter dieser Wortklasse ein. Eckkrammer & Eder schließen ihre intrasprachliche Untersuchung mit der Analyse des Adressatenbezugs ab, d.h. in welcher sprachlichen Form sich der Emittent an den Leser wendet. In 43 % der untersuchten Anzeigen wird der indirekte Sprechakt realisiert. In 46 % der Fälle wird in der 3. Person auf den Adressaten Bezug genommen, wobei aber in eine andere Person (häufig in die 1. Person Singular, weniger oft in die 2. Person Singular) gewechselt wird, oder aber in umgekehrter Richtung. Es wird vermerkt: „Durch die Eröffnung des Texts in der ersten oder zweiten Person soll der Adressat sich direkt angesprochen fühlen und der Annonce Aufmerksamkeit schenken. Bereits in 42 % der analogen Annoncen treffen wir auf eine Textsequenz mit eindeutig phatischer Funktion zu Beginn des Inserats, die den Kontakt zwischen Emittent und Adressat mittels fiktiver Fragen an den Rezipienten, Grußformeln oder Phrasen in erster Person (Mehrzahl), die ein Zusammengehörigkeitsgefühl suggerieren sollen, herzustellen versucht. Das Ziel ist dabei eindeutig, das Interesse des Lesers zu wecken, um ihn zum Weiterlesen bzw. Reagieren zu animieren“. (Eckkrammer & Eder 2000:68)

Die phatischen Aufhänger und die abschließenden Appelle (Bitte zögere nicht länger, sondern ruf an. Ich warte auf Dich!) dienen dem Inserenten dazu, seine Absicht, mit einem zukünftigen Partner in Kontakt zu treten, zu realisieren. Dies wird auch durch emotive Textsequenzen wie der folgenden erreicht:

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„…Deine Ehrlichkeit und Treue sind mir lieber als ein Porsche. Ich möchte Dir vertrauen können und Dich von Herzen lieb haben…“ (Blick ins Land, Österreich 1/1998)

Solche Stilmittel werden dazu benutzt, die laut Eckkrammer & Eder zentrale Funktion der Kontaktanzeige, nämlich die Kontaktaufnahme zwischen Inserenten und Adressaten, zu gewährleisten. Als weiteres Stilmittel nennen Eckkrammer & Eder auch die Ellipse, die ihrer Meinung nach als „konventionelles Stilmittel der Anzeigensprache (mit sprachökonomischer Basis) betrachtet werden“ (2000:70). Folgende Anzeige wurde dem Standard, Österreich, am 18.01.1998 entnommen:

Come with me (w, +/-28/167, hübsch, schlank, sportlich und gebildet) and life goes on; m, 34 attraktiv, selbstbewusst, Lachfalten, „starke Schulter“ und Akademiker … Bildzuschrift unter…

In ihren weiteren Ausführungen heben Eckkrammer & Eder hervor, dass der von ihnen beobachtete Sprachwandel bezüglich des Sprachstils und des Sprechakts beim Übergang vom analogen zum digitalen Medium „einen Rückkopplungseffekt auf die traditionelle Textsorte nach sich ziehen oder auf intersprachlicher Ebene einen signifikanten Nivellierungsprozess einleiten“ kann (S. 129). Die Anlehnung an die traditionellen Muster der Kontaktanzeige zeigt sich deutlich auch bei den im Internet veröffentlichten Anzeigen. Als Kritik zu den Forschungsergebnissen von Eckkrammer kann angemerkt werden: Da ein Ziel, „das Herausfiltern von interkulturellen Unterschieden in der Vertextung“ (Eckkrammer 2000:25) sein soll, hätten, um diesbezüglich eindeutige Ergebnisse liefern zu können, möglichst Zeitungen mit einem homogenen sozialen Leserkreis aus nur einem Herkunftsland gewählt werden dürfen. Kulturgemeinschaften, die über soziale und nationale Grenzen hinaus miteinander verglichen werden, weisen auch kulturspezifische Unterschiede auf, die sich im Sprachgebrauch manifestieren.

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3.3.4 Sprachliche Untersuchungen zur Kontaktanzeige

Im 2. Teil der auf sprachlich-stilistischer Ebene durchgeführten Untersuchung Hier bin ich – wo bist du? von Birgit Stolt (1976) sollen durch eine Wort- und Stilanalyse eventuelle geschlechtsspezifische Unterschiede herausgearbeitet werden. Hierzu untersucht Stolt zuerst die Anzeigenstruktur.

Wer sagt was zu wem und wer sagt was über wen?

Hierbei lassen sich drei Informationseinheiten feststellen:

1. die Selbstbezeichnung, oft mit der eigenen Beschreibung verbunden, 2. die Heiratsabsicht und 3. die Bezeichnung bzw. Beschreibung des Wunschpartners.

S(D)

H

wer (wie)

P(D)

sucht zwecks Heirat

wen (wie)

Dieses Grundschema kann durch weitere Parameter wie • • • • • •

die Angabe der Vorgeschichte (Prä) die Angabe der Motivation (M) die Angabe einer Abweisung (R) die Angabe eines Wohnortes (Lok) einer Aufforderung zum Handeln (I) einem Appell (A)

ergänzt werden. Ein vollständiges Schema der Inhaltsstruktur ist dann:

A Hallo!

S Wer

(SD , Prä, Lok, SM) wie

wo

warum

H sucht zwecks

(HD)

P

welcher Art

wen

(PD, Lok, PM) wie

wo

R

warum aber nicht

I melden!

Für das Schema ist eine beliebige Reihenfolge möglich, die Appellfunktion kann durch drucktechnische Mittel verstärkt werden, es können Überschriften oder ein Motto vorhanden sein, ausserdem sind verschiedene Kombinationen möglich (z. B. SD, PD, MD) oder so treten Kombinationen verschiedener Einheiten wie z. B. A/Lok + A/S + A/I auf. Auch andere informative Angaben können in den einzelnen Informationseinheiten miteingeschlossen sein, so wird z. B. der Heiratswunsch verschlüsselt durch das substantivierte Determinativ-

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komposita

„Lebenspartner“, also P(H), angegeben oder durch ein das desubstantivierte

Adjektivderivat wie „heiratswillig“, SD(H).

Die Analyse einer Anzeige kann laut Stolt auf drei Ebenen erfolgen.

1. auf drucktechnischer Ebene (hier wird das Layout der Anzeige untersucht) 2. auf inhaltsstruktureller Ebene (hier wird die Senderperspektive betrachtet); Stolt setzt diese Ebene mit dem „Erstsinn“ der Anzeige gleich und 3. auf rezeptioneller Ebene (hier wird die Empfängerperspektive untersucht, d. h. wie die Aufnahme durch den Leser erfolgt); Stolt nennt sie auch den „Zweitsinn“ der Anzeige

Auf der dritten Ebene werden die Informationseinheiten in informative und emotionale Kategorien überführt. Der Appell des Senders (Erstsinn) steht einem Angesprochensein (Zweitsinn) des Lesers gegenüber. Einer Aufforderung nach Kontaktaufnahme wird eine mögliche Befolgung oder aber auch Ablehnung des Appells gegenübergestellt. Die Bewertung des Zweitsinns kann aber, so laut Stolt, nur spekulativ erfolgen.

Zur stilistischen Analyse ist zu vermerken, dass 20% der Zuschriftenfrequenz auf den persönlichen Stil einer Anzeige zurückzuführen ist, hingegen sind 40% der Zuschriftenfolge abhängig von den soziologisch ermittelten Variablen. Zusammenfassend kann zur Analyse der Heiratsanzeigen festgestellt werden: Stereotype Rollenvorstellungen kommen vor allem in den Anzeigen weiblicher Inserenten zum Ausdruck, wohingegen im „männlichen“ Material der Wunsch nach einer „(geistig) selbständigen Frau“ auffällig ist. Das traditionelle „Hausfrauenbild“ ist in weiblichen Anzeigen häufiger als in männlichen zu finden. Das Stereotyp der „schönen, zärtlichen Eva, die nur auf seine Bedürfnisse zugeschnitten, nur für ‚IHN’ da ist “, ist bei den von Männern aufgegebenen Inseraten häufig anzutreffen. Zum Wortschatz der Personenanalyse wird in der stilistischen Analyse festgestellt, dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Attribute können von beiden Geschlechtern benutzt und auf beide oder aber auch nur auf ein Geschlecht bezogen werden. Weiterhin ist eine dritte Möglichkeit vorhanden: die Anwendung durch nur ein Geschlecht, aber mit Bezug auf beide Geschlechter. „Hübsch“ wird nur zur weiblichen Selbstbeschreibung und zur Partnerbeschreibung von Männern benutzt. Das Attribut „schlank“ wird nicht von Frauen zur

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Partnerbeschreibung angewendet. „Sportlich“ wird von beiden Geschlechtern sowohl zur Selbst- als auch zur Partnerbeschreibung gebraucht. Bei den weiblichen Inserenten ist eine Absicherung gegen unerwünschte Zuschriften von Männern, die den Wunschpartnervorstellungen der Frauen nicht entsprechen, explizit ausgedrückt, bei männlichen Anzeigen eher zwischen den Zeilen zu erschließen. „Das Heimchen am Herd“ steht bei Männern nicht hoch im Kurs, die Frauen lehnen sowohl Spießer, wie Pedanten und patriarchalische Familientyrannen ab. Die Beschreibung des Wunschpartners, sagt Stolt, „ist selten selektiv“. Emotiv wirkende Lexeme und viele der informativen sind „unverbindlich und offen“. Stolt äußert den Verdacht, dass man „den Bogen absichtlich weit spannt“, um die Antwortfrequenz zum Positiven hin zu beeinflussen.

Ein zusammenfassendes Bild der linguistischen Forschung hinsichtlich der für die Textsorte Kontaktanzeige, des Sprachenpaars Schwedisch-Deutsch und des geschlechtsspezifischen Sprachverhaltens von Männern und Frauen relevanten Forschungsergebnisse, sieht folgendermaßen aus: Frauen kommunizieren kürzer, eher umgangssprachlich und sind individ-orientiert im Gegensatz zu Männern, deren Sprachgebrauch als formell und kompetitiv zu charakterisieren ist. Charakteristika des Deutschen sind Komplexität (z. B. sind pränominale Adjektive rückläufig) und im Gegensatz zur schwedischen Sprache eine längere Satzlänge, während im Schwedischen der Verbalstil ausgeprägter ist und eine ungezwungeneren Ausdrucksweise bevorzugt wird. Für beide Sprachen ist eine klare Tendenz hin zur gesprochenen Sprache zu vermerken. Die Kontaktanzeige wird durch eine eindeutige Struktur, das Vorhandensein verschiedener Textsegmente

(phatische

Aufhänger,

Selbst-

und

Partnerbeschreibung,

Appelle)

ausgezeichnet, die bezüglich der Selbst- und Partnerbeschreibung in unterschiedlichen Teilthemen bearbeiten werden. Insbesondere die Altersangabe kann als selektives Obligat bei der Partnersuche angesehen werden. Der Beschreibung des Charakters und der Interessen des Inserenten und des gesuchten Partners wird zunehmend mehr Raum eingeräumt, was auf eine Verschiebung zu „inneren Werten“ hindeutet. Emotive Textsequenzen sind verhäuft anzutreffen, wobei Elative als textsortentypisch angesehen werden können, was auch für die Wortklasse Adjektive gilt. Für die Verwendung von Adjektiven kann vermerkt werden, dass

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bestimmte Adjektive (wie z. B. „hübsch“, welches nur zur weiblichen Selbstbeschreibung und von Männern zur Beschreibung des weiblichen Wunschpartners benutzt wird) „geschlechtsspezifischen Prämissen“ unterliegen. Weiterhin konventionalisiert sind Ellipsen, bedingt durch textökonomische Vorbehalte der Textsorte. Wie auch schon Falböck und Fagerberg et. al. festgestellt haben, sind die Wunschpartnerbeschreibungen selten selektiv, sondern versuchen einen möglichst großen Kanditatenkreis einzufangen. Stolt konnte (vermehrt bei den Anzeigen weiblicher Inserenten), wie auch Bauer et. al. in neueren Untersuchungen, stereotype Rollenvorstellungen nachweisen. Die Appellfunktion der Kontaktanzeige wird auch durch einen häufigen Wechsel im Adressatenbezug angezeigt.

4

Analyse von Kontaktanzeigen in einer schwedischen und einer deutschen Tageszeitung Die nachfolgende Analyse unterteilt sich in einzelne Teiluntersuchungen, die Klarheit über

intralinguale und intersprachliche Aspekte Auskunft geben soll. Die zu untersuchenden Aspekte differenzieren sich in Makro- und Mikrostruktur, inserenten- und partnerbezogene Informationsangaben, einer Strukturanalyse und die Untersuchung pragmatischer und textlinguistischer Aspekte, wie die des Adressatenbezugs. Das zugrunde liegende Untersuchungskorpus besteht aus je 10 Anzeigen männlicher und weiblicher Inserenten der Aachener Zeitung und Dagens Nyheter. Während meiner Analyse der verschiedenen Teilbereiche werde ich zuerst auf die deutschen Anzeigen Bezug nehmen, schließlich auf die schwedischen und in einem dritten Teilschritt einen intersprachlichen Vergleich ziehen. Die Analyse stützt sich auf übersichtliche Datentabellen, die es dem Leser ermöglichen sollen, einen schnellen und übergreifenden Überblick über die Datenmenge zu erhalten. Es soll an dieser Stelle daraufhin gewiesen werden, das Ergebnisse und Tendenzen sich ausschließlich auf dieses hier untersuchte Korpora beziehen, eine Verallgemeinerung aufgrund des begrenzten Materials nicht möglich ist und erst durch eine groß angelegte empirische Studie bestätigt werden könnte.

38


4.1 Analyse der Makrostruktur Unter Makrostruktur wird hier verstanden, in welchem Umfang und in welchem Verhältnis die einzelnen untersuchten sprachlichen Einheiten – der Satz 7, Lexeme, Abkürzungen 8 und Zahlenangaben – vorkommen und zueinander in Beziehung stehen. Die nachfolgenden Tabellen geben einen Gesamtüberblick über sowohl die deutschen Anzeigen, als auch die schwedischen, um den folgenden intersprachlichen Vergleich zu erleichtern. Die Tabellen mit der Bezeichnung A zeigen wie sich die oben genannten Bausteine in jeder Einzelanzeige verhalten, Tabellen mit der Bezeichnung B fassen die Einzelanzeigen zu einer Gesamtheit zusammen. Hier werden Durchschnittswerte, Minimum- und Maximumwerte ermittelt, aber auch errechnet, in welcher Höhe sich z. B. die Vorkommnis der Abkürzungen und Zahlenangaben verteilen (>5 oder ≤5). Außerdem erfolgt eine Unterteilung der Anzeigen mit einer Gesamtanzahl der Wörter per Anzeige, die über einer Wortanzahl von 20 liegt und der Gesamtwortanzahl größer/gleich 20. In der Spalte Anzahl Wörter per Satz der Tabellen A wird die Anzahl der Wörter jedes Einzelsatzes einer Anzeige, durch ein Kommazeichen getrennt, angegeben. Die Abkürzung M steht für männlich, W für weiblich, D für deutsche Inserate und S für schwedische Inserate.

7 8

Hej!und Neuanfang! werden z. B. als nichtvollwertiger Sätze definiert. Abkürzungen wie bl. a. (bland annat) werden als eine und nicht zwei Abkürzungen, aber als zwei Wörter behandelt.

39


4.1.1

Analyse der deutschen Anzeigen

Tab. A1MD

Makrostruktur

Inserent 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Tab. B1MD

Anz. Anz. Sätze Wörter 1 20 3 42 4 41 2 14 4 28 1 19 3 35 1 25 3 17 1 23 23 264

Anz. Wörter p.Satz 20 10, 28, 4 15, 10, 12, 4 10, 4 8, 5, 9, 6 19 8, 14, 13 25 10, 3, 4 23

Anz. AbZahlenkürzungen angaben 1 2 4 2 7 4 0 0 1 3 4 5 3 2 1 1 2 3 5 3 28 25

Anz. Anz. Gesamt Anzeigen MD Sätze Wörter Durchschnitt 2,3 26,4 per Anzeige <5 =>5 <20 3 =>20 7 Minimum 14 Maximum 42

Anz. Wörter p.Satz

Anz. AbZahlenkürzungen angaben

Geschlecht MD MD MD MD MD MD MD MD MD MD Summe

Tab.A1WD

Tab.B1WD

3 28

2,8

2,5

8 2

9 1

0 7

0 5

Makrostruktur

Inserent 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

11,5

Anz. Anz. Sätze Wörter 2 27 1 24 1 14 2 34 1 11 3 25 3 40 2 21 2 20 1 14 18 230

Anz. Wörter p.Satz 23, 4 24 14 30, 4 11 (1), 9, 11, 4 16, 5, 19 9, 12 12, 8 14

Anz. AbZahlenkürzungen angaben 2 6 3 3 3 4 9 3 1 2 6 4 6 4 3 5 5 6 0 2 38 39

Anz. Anz. Gesamt Anzeigen WD Sätze Wörter Durchschnitt 1,8 23 per Anzeige <5 =>5 <20 3 =>20 7 Minimum 11 Maximum 40

Anz. Wörter p.Satz

Anz. AbZahlenkürzungen angaben

Geschlecht WD WD WD WD WD WD WD WD WD WD Summe

12,8

4 30

3,8

3,9

6 4

7 3

0 9

2 6

40


Betrachtet man die deutschen Anzeigen (Tabellen AIMD, BIMD, AIWD, BIWD), lässt sich feststellen, dass Anzeigen weiblicher Inserenten durchschnittlich 3,4 Wörter pro Anzeige (23W/26,4M) 9 kürzer sind und auch weniger Sätze enthalten (1,8W/2,3M). Dadurch bedingt sind die Sätze länger, sie enthalten durchschnittlich mehr Wörter pro Satz (12,8W/11,5M), sind also komprimierter und informationsverdichtet. Dies zeigt sich auch im Gebrauch der Abkürzungen, wo Frauen im Durchschnitt eine Abkürzung mehr als Männer benutzen (3,8W/2,8M). Gleiches gilt für die Anzahl der benutzten Zahlenangaben (3,9W/2,5M). Nur zwei männliche Inserenten benutzen fünf oder mehr Abkürzungen, bei den Frauen sind es doppelt so viele, nämlich vier Personen. Eine männliche Person gibt fünf oder mehr Zahlenangaben an, aber bei den Frauen sind es drei Inserentinnen. Der Höchstbeleg der Abkürzungen mit neun Belegen findet sich bei den Frauen (sieben bei den Männern), für die Zahlenangaben liegt der Maximumwert der Frauen bei sechs Belegen, bei den Männern bei nur fünf. Eine vergleichbare Tendenz liegt für die Anzahl der Wörter pro Satz vor: der Minimumwert bei den Frauen liegt bei vier Wörtern pro Satz (bei den Männern bei drei Stück), der Maximumwert bei 30 für die Frauen (bei den Männern liegt er bei 28). Betrachtet man die Minimum- und Maximumwerte für die benutzte Wortanzahl, lässt sich vermerken, dass diese in beiden Fällen bei den Männern höher liegen (Min. 14, Max. 42), für die Frauen sind die entsprechenden Werte (Min. 11, Max. 40). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Inserate deutscher Frauen weniger Wörter und weniger Sätze als vergleichbare Inserate männlicher Inserenten enthalten, aber die Sätze sind länger, komprimierter und durch eine Anhäufung von Abkürzungen und Zahlenangaben informationsverdichteter.

9

23W/26,4M wird gelesen. 23 Wörter durchschnittlich per Anzeige weiblicher Inserenten, 26,4 Wörter durchschnittlich per Anzeige männlicher Inserenten. Analog hierzu werden weitere Parameter auf die gleiche Weise angegeben.

41


4.1.2 Analyse der schwedische Anzeigen Tab.A1MS

Makrostruktur

Inserent 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Tab.B1MS

Anz. Anz. Sätze Wörter 3 34 4 24 2 21 2 35 3 32 2 16 3 33 2 26 3 31 3 9 27 261

Anz. Wörter p.Satz 18, 14, 2 10, 7, 5, 2 17, 4 29, 6 16, 11, 4 11, 5 17, 10, 6 14, 12 11, 12, 8 4, 2, 3

Anz. Ab- Zahlenkürzungen angaben 6 3 0 3 1 1 5 2 1 3 0 1 2 2 0 1 1 4 0 1 16 21

Anz. Anz. Gesamt Anzeigen MS Sätze Wörter Durchschnitt 2,7 26,1 per Anzeige <5 =>5 <20 2 =>20 8 Minimum 9 Maximum 35

Anz. Wörter p.Satz

Anz. Ab- Zahlenkürzungen angaben

Geschlecht MS MS MS MS MS MS MS MS MS MS Summe

9,7

2 29

1,6

2,1

8 2

10 0

0 6

1 4

Tab.A1WS

Makrostruktur

Inserent

Anz. Anz. Anz. Wörter Anz. Ab- ZahlenSätze Wörter p.Satz kürzungen angaben 3 30 12, 13, 5 3 4 5 37 5, 7, 10, 11, 4 5 1 3 32 13, 16, 3 5 1 4 48 11, 8, 23, 6 5 3 3 33 16, 10, 7 2 1 5 42 9, 22, 6, 3, (2) 0 1 3 34 10, 14, 10 1 4 12, 11, 7, 10, 4 44 4 0 1 2 14 7, 7 0 1 3 30 12, 9, 9 0 1 35 344 21 18

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Tab.B1WS

Geschlecht WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS Summe

Anz. Anz. Gesamt Anzeigen WS Sätze Wörter Durchschnitt 3,5 34,4 per Anzeige <5 =>5 <20 1 =>20 9 Minimum 14 Maximum 48

Anz. Wörter p.Satz 9,8

3 23

Anz. Ab- Zahlenkürzungen angaben 2,1

1,8

7 3

10 0

0 5

1 4

42


Ein Blick auf die schwedischen Anzeigen projiziert folgendes Bild: Die Durchschnittsanzahl der benutzten Wörter beträgt für die Frauen 34,3 Wörter pro Anzeige, bei den Männern liegt dieser Wert erheblich tiefer, nämlich bei nur 26,1 Wörtern. Die gleiche Relation besteht für die durchschnittliche Anzahl von Sätzen, 3,5 bei den Frauen, 2,7 bei den Männern. Die im Verhältnis zu den Anzeigen männlicher Inserenten höhere Anzahl von Sätzen und Wörtern bei den weiblichen Anzeigen, führt zu einem gleichen Verhältnis bei der Durchschnittsanzahl der Wörter pro Satz. Dieser Wert liegt bei den Frauen bei 9,8 und bei den Männern bei 9,7 Wörtern. Die Anzahl der durchschnittlich gebrauchten Abkürzungen liegt bei den Frauen höher als bei den Männern (2,1W/1,6M), ein entgegengesetztes Verhältnis lässt sich für die Zahlenangaben vermerken (1,8W/2,1M). Bei der Analyse der Belege für Abkürzungen und Zahlenangaben, die sich im Intervall 1-4 Belege und größer/gleich fünf Belege bewegen, liegt eine ähnliche Relation bei den Geschlechtern vor. Die meisten Belege liegen im unteren Intervall, für die Abkürzungen sind es 7W/8M und für die Zahlgenangaben 10W/10M. Weder Frauen noch Männer haben fünf oder mehr Zahlenangaben in ihre Anzeige eingebracht, drei Frauen (zwei Männer) benutzten fünf oder mehr Abkürzungen. Der Minimumwert der Zahlenangaben liegt bei Frauen und Männern bei eins, bei den Abkürzungen für beide Geschlechter bei null. Ähnlich verhält sich der Maximumwert der Abkürzungen, bei den Frauen liegt er bei fünf, bei den Männern bei sechs. Der Maximumwert für die Zahlenangaben liegt bei vier für Männer und Frauen. Die Minimum- und Maximumwerte der benutzten Anzahl Wörter per Satz liegen für die Frauen bei drei Wörtern (zwei Wörtern bei den Männern) und 23 Wörtern für den Maximumwert der Frauen (bei den Männern 29). Was die Länge der Anzeigen, gemessen an der Anzahl der Wörter pro Anzeige, anbelangt, ist die kürzeste Anzeige mit neun Wörtern bei den Männern zu finden (mit 14 Wörtern bei den Frauen), aber auch die längste Anzeige bei den Männern mit 35 Wörtern ist erheblich kürzer als die längste Anzeige bei den Frauen mit 48 Wörtern. Tendenziell für die schwedischen Inserate kann festgestellt werden, dass Frauen mehr Text schreiben, beide Geschlechter aber auf den Durchschnitt bezogen gleich lange Sätze schreiben. Frauen benutzen mehr Abkürzungen, sind aber mit Zahlenangaben zurückhaltender als Männer.

43


4.1.3 Interlingualer Vergleich Im intersprachlichen Vergleich werden die Resultate, die sich aus der Analyse der männlichen und weiblichen Anzeigen einer Sprachgemeinschaft ergeben, gesondert betrachtet. Anzeigen männlicher Inserenten und weiblicher Inserentinnen einer Sprachgruppe werden also aufgrund der markanten geschlechtsspezifischen Unterschiede,wenn nötig, innerhalb

der

Sprachgemeinschaft

getrennt

behandelt.

Nur

wenn

augenfällige

Gemeinsamkeiten innerhalb der Sprachgruppe auftreten, werden die Resultate aus Anzeigen männlicher und weiblicher Mitglieder als Angehörige einer gemeinsamen Gruppe behandelt.

Die Inserate schwedischer Frauen fallen durch die bedeutend größere Wortanzahl auf, (344 WS, 230 WD, 261 MS, 264 MD) 10. Proportional hierzu ergibt sich natürlich, dass die höhere Wortzahl eine höhere Anzahl von Sätzen in den schwedischen Anzeigen mit sich führt. Auffällig ist, dass die Durchschnittsanzahl der Wörter pro Satz bei den schwedischen Inseraten für Männer und Frauen nur geringfügige Unterschiede (9,8 WS/9,7 MS), vergleichend zu den deutschen Anzeigen aber weitaus niedrigere Werte aufweist (12,8 WD/11,5 MD). Schwedische Sätze sind demnach kürzer. In den schwedischen Anzeigen werden im Vergleich zu den deutschen weniger Abkürzungen benutzt und auffällig weniger Zahlenangaben, insbesondere in Anzeigen schwedischer Inserentinnen.

10

Gelesen: 344 Wörter für die Gesamtanzahl aller schwedischen Inserate weiblicher Inserenten, 230 Wörter für die Gesamtzahl aller männlichen, schwedischen Inserate

44


4.2 Analyse der inserentenbezogenen Informationsstruktur Die Analyse der inserentenbezogenen Informationsstruktur bezieht sich auf die Variablen: Alter, Größe, Gewicht, Körperstatur, Aussehen, Beruf, Ausbildung, Familienstand, Persönlichkeit, Interessen, Sonstiges 11, Motivation12 und Selbstbezeichnung. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass die Einordnung nicht immer eindeutig erfolgen konnte. Die Abkürzung I (z. B. im Tabellennamen: ID) steht für inserentenbezogene Informationsstruktur, deutsche Anzeigen. Angaben über die Ortsangehörigkeit der Inserenten werden bei der Analyse nicht berücksichtigt. Prozentuelle Angaben in der Größenordnung 60% und höher werden von mir aufgrund der hohen Beleganzahl bezogen auf das relativ geringe Sample, als obligate Variablen einer Kontaktanzeige betrachtet.

11

In die Spalte Sonstiges wurden Propositionen aufgeführt, die keiner anderen Variable zugeordnet werden konnten (z. B. Kleidergrösse 38, Aussiedlerin aus Russland, R = Raucher, NR = Nichtraucher ) 12 Unter Motivation wurden die von den Inserenten angegebenen Gründe eingeordnet, warum eine Kontaktanzeige aufgegeben wurde. Die Motivation deckt sich oft mit der Beschreibung, welche Art der Partnerschaft von den InserentINNEN gesucht wird.

45


4.2.1 Analyse der deutschen Anzeigen Tab. ID Variable

männliche Anzeigen

weibliche Anzeigen

Altersangaben

90% + indirekt: jung

100%

(Zahlenwerte)

20% der 20-29 Jährigen 10% der 30-39 Jährigen 30% der 40-49 Jährigen 30% der ≥ 50 Jährigen

30% der 30-39 Jährigen 50% der 40-49 Jährigen 20% der ≥ 50 Jährigen

Grösse

60%

80%

davon 83% < 180cm kl. Männer geben ihre Größe an

alle ≤ 170 cm wichtig mit richtiger/passender Gr.

Gewicht

30%

40 %

Körperstatur

(entweder Angabe über Größe od. eher schlanke Inserentinnen geben ihr Körperstatur) Gewicht an; 1 Vermerk = mollig 40% (schlank) 30% davon 75 % keine schön, dunkelhaarig, attraktiv Gewichtsangaben

Aussehen

40%

30%

davon 75% = sportl./durchtrainiert

Beruf Ausbildung Familienstand

30%

20%

Rentner, Musiker, Unternehmer

Lehrerin, berufstätig

10%

10%

gebildet; sucht nicht ausdrücklich gebildete Frau

studiert; sucht nicht ausdrückl. studierten Mann

0%

40% 1x geschieden 30% mit Kindern

Persönlichkeit

Interessen Sonstiges

30%

40%

positiv: lieb, humorvoll, nett

positiv: naturverbunden, tierlieb, aufgeschlossen, jung geblieben, gefühlvoll

40%

30%

(1x implizit)

Sport, Reisen

mag Hüte, vielseitig interessiert

20% bezeichnen sich als jung 1 Angabe = arbeitslos

1 Angabe = Raucher

Motivation/ Beziehung

90%

1x Angabe der Kleidergrösse 1x Aussiedlerin aus Russland, aber schon 14 Jahre in Deutschland 100%

3x längere Beziehung 1x Hausfrau 1x Sexpartner

2x längere Beziehung 3x suchen die Liebe -Gebrauch von emotiven Substantiven

Selbstbezeichnung

60%

80%

andere Substantive oder Pronomen als ich 1x Mann Identifikation: Unternehmer, Musiker, Endvierziger (aber jung), Rentner

andere Substantive oder Pronomen als ich 1x Frau 2x Sie weiblich, weibl. Wesen, Engel mit Heiligenschein

Variablen mit Belegen von 60% und mehr finden sich bei Männern und Frauen deutscher Kontaktanzeigen für die Angabe des Alters, der Körpergröße und der Motivation. 100% der Frauen geben ihr Alter an, 70% sind im Intervall 40-60 Jahre anzutreffen, keine Frau ist unter 30 Jahren. Von den Männern geben 90% ihr Alter an, außerdem bezeichnet sich ein Inserent mit jung, was als implizite Altersangabe zu deuten ist. Das Alter der Männer bewegt sich in sämtlichen Altersintervallen, sowohl junge als auch ältere Männer suchen 46


einen Partner. Die Altersangabe kann eindeutig aufgrund der hohen Belegen als obligat für die Selbstbeschreibung der InserentInnen einer Kontaktanzeige angesehen werden. 60% der Männer und 80% der Frauen nennen ihre Größe, bei den Frauen handelt sich ausschließlich um kleinere Frauen (≤ 170cm), was auch der Fall in 83% der Fälle bei den Männern ist, die ihre Größe angeben. Die Variablen Gewicht und Körperstatur müssen zusammen betrachtet werden, da die Selbstbeschreibung der äuβeren Charakteristika entweder über das Gewicht erfolgt (30% der Männer und 40% der Frauen geben ihr Gewicht an) oder aber über die Körperstatur (40%M/30%W). Die meisten Angaben die Körperstatur betreffend sind positiv zu bewerten, die häufigsten Belege erhält das Adjektiv schlank, welches von 40% der Männer angegeben wird. Von den Frauen werden jedoch auch eher negativ konnotierte Adjektive, wie mollig und mittelschlank verwendet. Diejenigen Männer, die Angaben über ihre Körperstatur machen, verzichten auf eine Gewichtsangabe, ein Argument dafür, dass Angaben zum Gewicht und der Körperstatur als Einheit betrachtet werden sollten. Addiert man die Belege der beiden Kategorien, ergibt sich ein Gesamtwert von 70% für Belege in diesen Kategorien, womit auch diese Größen als obligat angesehen werden können. Bei der Analyse der Variable Aussehen fällt für beide Geschlechter auf (40%M/30%W), dass nur positive Bewertungen (attraktiv, gut aussehend, schön) angegeben werden, beide Geschlechter beschreiben sich gerne mit sportlich. Aussagen über den Beruf sind mit 30% zu 20% eher bei männlichen Inserenten zu finden. Angaben wie Rentner, Musiker und Unternehmer können vermutlich mit einem bestimmten Lebensstil des Inserenten verbunden werden. Aussagen zur Ausbildung der InserentInnen nimmt bei der Selbstbeschreibung einen sehr geringen Stellenwert ein, Angaben zum Familienstand finden sich nur bei Frauen, hier mit 40%-igen Belegen; 30% geben an, dass sie Kinder haben, oftmals mit genauen Altersangaben. Bezeichnungen, die unter der Kategorie Persönlichkeit eingeordnet werden können, sind u. a. aufgeschlossen, gefühlvoll, nett und lieb, mit 30-prozentigen Belegen bei Männern und 40prozentigen bei Frauen; sie sind positiv konnotiert oder emotiv, oft aber sehr generell gehalten. Die Variable Interessen erhält mittlere Belegwerte, 40% der Männer machen diesbezüglich Angaben, außerdem ist ein impliziter Beleg hierzu zu finden, 30% der Frauen schreiben über ihre Interessen. In der Kategorie Sonstiges werden Vermerke eingeordnet, die nicht in anderen Kategorien einzuordnen sind. Hier werden Eigenschaften genannt, die wie es scheint,

47


von den InserentInnen betont werden und zu ihrem Persönlichkeitsbild gehören (Raucher) oder auch ihre derzeitige soziale Situation widerspiegeln (arbeitslos). Die hohen Ausschläge bei Angaben in der Kategorie Motivation/Beziehung (90% M/100% W), hier werden Motive angegeben, warum eine Kontaktannonce aufgegeben wird und/oder welche Beweggründe zugrunde liegen bei der Suche nach einem Partner, lassen vermuten, dass diese zum obligatorischen Bestandteil eines Partnergesuchs zu rechnen sind. In der Sparte Selbstbezeichnung

13

sind bei den Männern neben Nomen mit vorangestellten

Attributen (netter Rentner, junger Mann, attraktiver, jung gebliebener Endvierziger) das Substantiv Mann und das Pronomen ER anzutreffen. Frauen bezeichnen sich mit unterschlichen Substantiven (weibliches Wesen, Aussiedlerin etc.) oder mit dem Pronomen SIE oder dem Substantiv Frau, oftmals mit vorangestellten Attributen. Im Weiteren folgt eine kurze Auflistung über die Wichtigkeit der verschiedenen Variablen 14 wobei die Einstufung nach prozentualen Werte erfolgt: 100% - 60% 59-30% 29-10 % < 10%

wichtig weniger wichtig unbedeutend unwichtig

Für männliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe des eigenen Alters (90%) und der eigenen Größe (60%) 2. weniger wichtig: Angaben über Körperstatur (40%), eigene Interessen (40%), das Aussehen (40%), die Persönlichkeit (30%), den Beruf (30%), das Gewicht (30%) 3. unbedeutend: Angaben über die eigene Ausbildung (10%) 4. unwichtig: Angabe des Familienstandes (0%)

13

14

Aufgelistet werden Substantive oder andere Pronomen als ich für die Selbstbezeichnung. die Kategorien Sonstiges und Selbstbezeichnung werden hier nicht berücksichtigt.

48


Für weibliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe des eigenen Alters (100%), der Motivation/Beziehung (100%) und der eigenen Größe (80%) 2. wenger wichtig: Angabe des Gewichts (40%), des Familienstandes (40%), der Persönlichkeit (40%), Körperstatur (30%), des Aussehens (30%), der eigenen Interessen (30%) 3. unbedeutend wichtig: Angaben des eigenen Berufs (20%) und der Ausbildung (10%)

Die Ergebnisse meiner Analyse lassen sich in Bezug auf die inserentenbezogene Informationsstruktur für die deutschen Anzeigen wie folgt zusammenfassen: Angaben über das eigene Alter und die eigene Größe scheinen für beide Geschlechter wichtig, obwohl diese „Äußerlichkeiten“ für die Wahl des „richtigen Partners“ und eine eventuelle “glückliche, zukünftige Beziehung“ nicht maßgebend sind. Hingegen werden Angaben über die eigene Persönlichkeit (Körperstatur, Aussehen, Interessen) von beiden Geschlechtern gemacht, aber als weniger wichtig angesehen. Außerdem kann festgestellt werden, dass Frauen grundsätzlich in ihrer Selbstbeschreibung ausführlicher und detaillierter sind. Die Frage nach dem „warum man eine Kontaktanzeige aufgibt“, wird von der Mehrzahl der Frauen und Männer in ihrer Anzeige entweder durch Angaben über die Art der gewünschten Beziehung oder durch Begründungen wie „suche die Liebe“ beantwortet. Die untersuchten Anzeigen aus Sicht der Selbstbeschreibungsperspektive deuten auf traditionell gewählte Muster hin. Die Selbstbeschreibung ist wage und eher nichtssagend. Eigenschaften, wie Angaben über die eigene Persönlichkeit, die für eine erfolgreiche Partnerbeziehung ausschlaggebend sind, werden von den Inserenten seltener gemacht. Es konnte aber belegt werden, dass die Anzeigen durch ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Offenheit geprägt sind, da von den Inserenten auch persönliche Eigenschaften (Raucher) und Angaben über die tatsächliche, aktuelle Lebenssituation (habe Kinder) gemacht werden. Dies könnte also als Problem bei der Etablierung von Beziehungen gedeutet werden, da schon vor einer etwaigen Bekanntschaft explizit darauf aufmerksam gemacht wird. So könnte dies nicht nur als Indikator für Ehrlichkeit, sondern auch als Absicherung des Inserenten dienen, einen zeitaufwändigen und aufwändigen Prozess des gegenseitigen Kennenlernens zu

49


vermeiden. Männliche Inserenten, die sich z. B. als Raucher bezeichnen vermuten, dass diese Tatsache ein „Störfaktor“ in der zukünftigen Beziehung für Frauen darstellt, und weisen ausdrücklich hierauf hin; Frauen, die Angaben darüber machen, dass sie Kinder haben, signalisieren ihrem zukünftigen Partner, dass sie ausdrücklich einen Partner wünschen, der auch Kinder in einer gemeinsamen Partnerschaft akzeptieren kann. Größenangaben der InserentInnen können daraufhin deuten, dass die „richtige“ Größe der Partner in einer Beziehung stereotypen Rollenvorstellungen folgt; „Mann“ darf keinesfalls größer als „Frau“ sein. Die weiblichen Inserentinnen verzichten weitgehend auf die Beschreibung ihrer äußeren Attribute. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass Frauen im Zuge der Gleichberechtigung, d. h. Frauen sind heute ökonomisch unabhängig, nicht mehr dem Druck ausgesetzt sind, ihre Schönheit als Tauschware anbieten zu müssen (tausche Schönheit gegen gesicherten Lebensunterhalt). Hierdurch bedingt wird eher auf die eigenen inneren Qualitäten verwiesen. Aber auch eine andere Auslegung wäre möglich. Das Stereotyp, das die Frau unabdinglich mit Schönheit verbindet, herrscht vor. Entspricht man diesem Schönheitsideal nicht, verzichtet man auf Angaben des eigenen Äußeren.

50


4.2.2 Analyse der schwedischen Anzeigen Tab. IS

Variable

männliche Anzeigen

weibliche Anzeigen

Altersangaben

70%

90%

10% der 20-29 Jährigen 40% der 30-39 Jährigen 10% der 40-49 Jährigen 10% der über 50 Jährigen

10% der 30-39 Jährigen 10% der 40-49 Jährigen 70% der über 50 Jährigen

30%

20%

1x auch mit Größe der Frau

1x = 170 cm, 1x ”ganska lång” 1x ”hellre lång” für den Partnerwunsch

Gewicht

10%

0%

Körperstatur

10%

Aussehen

20%

40%

bra utseende, attraktiv

blond och blåögd, vacker, söt och brunt hår, söt

Beruf

0%

0%

Ausbildung

0%

10%

Familienstand

20%

20%

barnfri, deltidspappa

änka, mamma och mormor

50%

60%

positiv und generell: livserfaren, mogen och ärlig, kulturellt begåvad, stabil och ungdomlig, snäll och ärlig

positiv, emotiv: ung och vital, kärleksfull, lättsam, ungdomlig och trevlig, ungdomlig och sensuell och positiv, nyfiken, spontan och seriös och oseriös

Interessen

40%

60%

Sonstiges

20% bezeichnen sich als 0% ekonomiskt oberoende und rök-snus fri 60% 40%

Grösse

(kraftig)

10%

(ganska lång och smal)

akademiker

Persönlichkeit

Motivation/ Beziehung Selbstbezeichnung

Partnerbezeichnung

80%

80%

andere Substantive oder Pronomen als ich 40% man 30-talist 30% kille

andere Substantive oder Pronomen als ich 50% kvinna 40-talist, mamma och mormor, akademiker

100%

80%

andere Substantive oder Pronomen als du/dich 40% kvinna 30% tjej 10% kvinna/tjej 10% brunett 10% musa och kärleksmecenat

andere Substantive oder Pronomen als du/dich 70% man 10% obotlig egoist, bilburen rebell och naturälskare

Bei den schwedischen Anzeigen ergibt sich bezüglich der inserentenbezogenen Informationsstruktur ein etwas anderes Bild als bei den schon analysierten deutschen Anzeigen. Variablen mit Belegen von mehr als 60% finden sich bei Männern und Frauen für die Angabe des

51


Alters, bei den Männern für die Sparte Motivation/Beziehung und bei den weiblichen Inserenten für die Variablen Persönlichkeit und Interessen. Wie auch schon in den deutschen Anzeigen, ist ein wichtiger Faktor der Selbstbeschreibung die Angabe des Alters, für die Frauen ist die Altersstruktur mit insgesamt 80% der Belege im Intervall 40-Jährige und älter (mit 70% der über 50-Jährigen, mindestens 30% der Frauen sind sogar über 60 Jahre alt, keine Frau ist unter 30 Jahre) zu finden. Die Mehrheit der Belege bei den Männern liegt im Intervall der 30-39-Jährigen. Es können keine Altersangaben für 50-69jährige Männer gefunden werden. Für die Variablen Größe, Gewicht und Körperstatur lassen sich für beide Geschlechter relativ wenige Belege finden, keine Frau nennt ihr Gewicht (aber 10% der Männer), nur je 10% der Frauen und Männer schreiben etwas über ihre Körperstatur. Größenangaben mit Belegen 30%M/20%W scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nur ein Mann, der seine Größe explizit nennt, gibt gleichzeitig auch einen Größenwunsch für die Partnerin an. Genannte Adjektive sind ausschließlich positiv wertend (söt, vacker) und sehr generell. Anzumerken ist, dass 20 % der Männer sich als entweder attraktiv oder med bra utseende beschreiben. Keine Angaben zum Beruf finden sich weder für Frauen noch Männer, gleiches gilt für die Nennung einer Ausbildung bei den Männern; eine Frau betont, dass sie Akademikerin ist. Auch die Angabe des Familienstandes scheint geringe Priorität zu besitzen, nur je 20% der Frauen und Männer machen hierzu Vermerke. Ein männlicher Inserent betont, er habe Kinder, ein anderer hebt hervor, dass er keine Kinder hat. Die Beschreibung des „Ichs“ scheint für schwedische InserentInnen in erster Linie über die Variablen Persönlichkeit und Interessen zu erfolgen, die mit 50%M/60%W für die Kategorie Persönlichkeit und 40%M/60%W für die Variable Interessen eine relativ hohe Quote der Belege erhalten. Männer beschreiben ihre Persönlichkeit positiv und in generellen Thermen (stabil, ärlig), Frauen positiv und emotiv (kärleksfull, ungdomlig). In der Sparte Sonstiges findet sich je ein Beleg für ekonomiskt oberoende und rök-snus fri bei den Männern. Wie auch schon bei den deutschen Anzeigen zu verzeichnen war, kommt der Angabe der Motivation/Beziehung ein hoher Stellenwert zu, besonders für schwedische, männliche Inserenten. 40% der Männer, die Angaben in dieser Sparte machen, wünschen sich eine feste Bindung (förhållande, livslång relation ). Dieser Wunsch ist nur explizit ein Mal bei den Frauen ausgedrückt. Bei Angaben zur Selbstbezeichnung ist auffällig, dass sich relativ viele Belege bei Männern und Frauen (je 80%) für die neutralen Substantive man respektive kvinna finden lassen. 40% 52


der Männer und 50% der Frauen bezeichnen sich dementsprechend, 30% der Männer bevorzugen das mit Jugendlichkeit verbundene Substantiv kille. Das weibliche Pendant hierzu (tjej) ist bei den weiblichen Anzeigen nicht zu belegen. Frauen neigen dazu, durch präpositionierte Adjektive in Verbindung mit einem Substantiv für die Selbstbezeichnung, das eigene Alter anzugeben (32 årig akademiker, 56 årig mamma och mormor, 47-årig kvinna), hierzu finden sich insgesamt sechs Belege.

Die Auflistung nach der Wichtigkeit der Variablen für die schwedischen Anzeigen ergibt sich wie folgt:

Für männliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe des eigenen Alters (70%), Motivation/Beziehung (60%) 2. weniger wichtig: Angaben der Persönlichkeit (50%), eigene Interessen (40 %) und die Größe (30%) 3. unbedeutend: Angaben über das eigene Aussehen (20%) und den Familienstand (20%), Angabe des Gewichts (10%), der Körperstatur (10%), des Berufs (10%), 4. unwichtig: Ausbildung (0%)

Für weibliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe des eigenen Alters (90%), der eigenen Persönlichkeit (60%) und der eigenen Interessen (60%) 2. weinger wichtig: Angabe über das Aussehen (40%) und die Motivation/Beziehung (40%) 3. unbedeutend: Angaben der Größe (20%) und des Familienstandes (20%), Angaben zur Körperstatur (10%) und zur Ausbildung (10%), 4. unwichtig: Angabe des Gewichts (0%) und des Berufs (0%)

Der wichtigste Parameter der Frauen für ihre Selbstbeschreibung ist das eigene Alter, gleiches gilt für männliche Inserenten. Für Frauen ist es eindeutig auch wichtig, die eigenen Interessen anzugeben und Angaben zur Persönlichkeit zu machen, Kriterien, die bei der Partnerwahl eine wichtige Rolle spielen. Teilt der Partner die Interessen nicht und kann sich nicht mit der

53


Persönlichkeit des Partners identifizieren, ist es schwer, gemeinsame Berührungspunkte zu finden. Auch für Männer sind diese beiden Kriterien wichtig. Augenfällig ist, dass sich die Selbstbeschreibung weniger in Zifferangaben wie Gewicht und Größe vollzieht, also die Beschreibung äuβerer Attribute, sondern entweder durch die explizite Nennung passender Adjektive oder implizit durch Angaben der eigenen Interessen. Dies gilt speziell für Frauen, die eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen aufgeben und sich weniger über äußere Attribute definieren. Dies könnte daraufhin weisen, dass die Emanzipation der Frau in Schweden hier eine Rolle spielen könnte, dass eine Verlagerung hin zu den inneren Werten eines Menschen geschehen ist, wo die Attraktivität der Frau nicht mehr im Vordergrund steht, da sie aufgrund ihrer ökonomischen Selbstständigkeit andere Werte, die für sie wichtiger sind, akzentuieren kann. Anhand dieses Hintergrundes lässt sich auch erklären, warum sowohl Männer wie Frauen auf die Nennung des eigenen Berufes und der eigenen Ausbildung verzichten. Hervorgehoben werden sollte auch, dass vor allem männliche Inserenten Gründe dafür nennen, warum sie Kontakt zu einer Partnerin suchen und welche Art der Beziehung sie sich vorstellen. Hierdurch wird die Basis einer möglichen, zukünftigen Beziehung direkt und eindeutig festgelegt und setzt von dem gesuchten Partner einen kompatiblen Standpunkt voraus. Gleichzeitig wird aber der Kreis der möglichen Bewerber eingeschränkt. Nennenswert ist auch, dass es sich bei den Inserentinnen der hier untersuchten Anzeigen größtenteils um ältere Frauen handelt, möglicherweise ein Indiz dafür, dass ältere Frauen eine Kontaktanzeige via Printmedium anstatt des Internets bevorzugen.

54


4.2.3

Interlingualer Vergleich

Im intersprachlichen Vergleich habe ich die prozentualen Belegwerte für die einzelnen Kategorien der Selbstbeschreibung in drei verschiedene Tabellen (Vorfeld, Mittelfeld, Nachfeld) eingeordnet, um so einen Vergleich zwischen den Sprachgruppen anhand der Vorkommenshäufigkeit vornehmen zu können. In erster Linie werden die gesamten deutschen Belege (also männlicher und weiblicher Inserenten) mit den gesamten schwedischen verglichen. Lassen sich auch geschlechtsspezifische Unterschiede/Gemeinsamkeiten beobachten, werden auch diese von mir aufgegriffen. Tab. ID-Vorfeld wichtige Variablen der Selbstbeschreibung

100%

80%

Alter, Motivation

60% Größe

Größe Alter

MS WS

70%

Alter

MD WD

90%

Motivation Persönlichkeit, Interessen

Alter

Bemerkenswert für das Vorfeld ist, dass in der deutschen und schwedischen Gruppe für beide Geschlechter die Kategorie Alter die wichtigste Selbstbeschreibungsgröße ist, insbesondere für die Inserate deutscher Frauen und Männer, wobei für die Frauen beider Sprachgruppen die Alterskategorie mit je 100% Belegwerten belegt ist. Frauen und Männer der deutschen Gruppe wählen als zweite Beschreibungsgröße des „Ichs“ Angaben über die eigene Größe. Für schwedische InserentInnen rangiert der Vermerk der eigenen Größe im hinteren Mittelfeld (bei den Männern) bzw. vorderen Nachfeld (bei den Frauen).

Tab. ID-Mittelfeld weniger wichtige Variablen der Selbstbeschreibung

50%

40% Statur, Interessen, Aussehen Gewicht, Familienstand, Persönlichkeit

MD

WD MS

Persönlichkeit

Interessen

WS

Aussehen

Motivation

30% Persönlichkeit, Beruf, Gewicht Statur, Aussehen, Interessen Größe

55


Im Mittelfeld der deutschen Anzeigen finden sich für sowohl Männer als auch Frauen die Variablen Körperstatur, Interessen, Persönlichkeit, Aussehen und Gewicht. Im schwedischen Mittelfeld gibt es keine direkte Übereinstimmung zwischen den Geschlechtern und die von diesen hier im Mittelfeld bevorzugten Kategorien. Jedoch finden sich auch hier, sowie in den deutschen Inseraten, vermehrt Angaben über die Persönlichkeit, das Aussehen und die eigenen Interessen, besonders der schwedischen Männer. In den deutschen Inseraten sind Angaben des eigenen Gewichts und Angaben über die Körperstatur beider Geschlechter im Mittelfeld zu finden, wohingegen diese Angaben bei schwedischen InserentInnen erst im Nachfeld rangieren.

Tab. ID-Nachfeld unbedeutende Variablen der Selbstbeschreibung

20%

MD WD

Beruf

MS

Aussehen, Familienstand

WS

Größe, Familienstand

10 %

unwichtige Variablen der Selbstbeschreibung

Ausbildung

MD

Ausbildung

WD

Gewicht, Statur, Beruf Statur, Ausbildung

0% Familienstand

MS

Ausbildung

WS

Gewicht, Beruf

Auch im Nachfeld lassen sich Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachgruppen erkennen. Hier sind eindeutig die Kategorien Ausbildung und Beruf für das Schwedische und Deutsche einzuordnen, bei deutschen Männern liegt der Belegwert für die Kategorie Beruf sogar bei 40% im Mittelfeld. Angaben über den eigenen Familienstand werden auf der deutschen Seite von Frauen mit 40% im Mittelfeld, keine Angaben diesbezüglich von Männern gemacht. Auf der schwedischen Seite sind aber je 20% Belege bei Männern und Frauen im vorderen Nachfeld zu verzeichnen. Deutsche Frauen geben auch eher als schwedische (mit Null Vermerken) ihren eigenen Beruf (20%) an.

Die Ergebnisse lassen sich für den interlingualen Vergleich folgendermaßen zusammenfassen:

Die Angabe des Alters, besonders der Frauen, kann als obligat für die Kontaktanzeige im Schwedischen als auch im Deutschen angesehen werden. Durch die eigenen Altersangaben

56


der InserentInnen wird sichergestellt, dass sich der Kreis möglicher Interessenten in erster Linie an dieser Größe orientiert. Dadurch findet eine natürliche Selektion statt, wonach nur mehr Kandidaten mit passendem Alter in Frage kommen. Die zweite Auswahlgröße deutscher Anzeigen ist die der Körpergröße der InserentInnen, eine Variable die in schwedischen Anzeigen unbedeutend wichtig scheint. Als Ursache könnte hier genannt werden, dass die deutschen Anzeigen nach wie vor mehr konventiona-lisiert sind und sich Rollenvorstellungen bemerkbar machen, nach denen die Größe der Geschlechter bei der Partnersuche ein noch wichtiger Faktor ist. Der Mann sollte die Frau an Körpergröße überragen, da er sonst an Status einbüßt. In Bezug auf das äußere Erscheinungsbild lässt sich feststellen, dass in schwedischen Anzeigen Angaben hierzu (Statur, Gewicht) im Nachfeld zu finden sind, bei deutschen Anzeigen dagegen im Mittelfeld. Da diese Angaben in den meisten Fällen positiv konnotiert sind, kann angenommen werden, dass sich die InserentINNEN an das durch die Medien propagierte Schönheitsbild orientieren. Besonders das Adjektiv schlank und die Betonung der sportlichen Figur räumen den InserentINNEN Vorteile bei der Partnersuche ein, die es gilt hervorzuheben. Wie es scheint, hat in den schwedischen Anzeigen, insbesondere bei Anzeigen weiblicher Inserentinnen, eine Verschiebung zugunsten innerer Werte ins Vorfeld, bzw. ins vordere Mittelfeld stattgefunden. Dies könnte daraufhin deuten, dass im Zuge der Emanzipation und Gleichberechtigung der Frau, Frauen nicht mehr mit ihrer äußeren Attraktivität konkurrieren müssen und dieser Trend von den schwedischen Männern erkannt und aufgefangen wurde.

4.3 Analyse der partnerbezogenen Informationsstruktur Die Analyse der partnerbezogenen Informationsstruktur bezieht sich auf die Variablen: Alter, Größe, Gewicht, Körperstatur, Aussehen, Beruf, Ausbildung, Familienstand, Persönlichkeit, Interessen, Sonstiges und Partnerbezeichnung.

Die Abkürzung P (z. B. im Tabellennamen: PD) steht für partnerbezogene Informationsstruktur, deutsche Anzeigen.

57


4.3.1 Analyse der deutschen Anzeigen Tab. PD Variable Altersangaben

Größe

männliche Anzeigen

weibliche Anzeigen

60%

40%

davon haben 100% das eigene Alter angegeben (Intervallangaben, bis, passendes Alter)

(3x Intervallangaben, 1x bis)

0%

20%

60% der Männer geben jedoch die ab 180 cm eigene Größe an (ohne eigene Größenangabe)

Gewicht

0%

0%

Körperstatur

30%

0%

Aussehen

40%

10%

2x gutaussehend, attraktiv 2x weiblich, feminin

Nebensache, gerne mollig

Beruf

0%

0%

Ausbildung

0%

10%

Familienstand

10%

10%

mit oder ohne Anhang

mit Kindern

80%

80%

50% lieb; nett gut gemütlich, flott

50% davon geben Attribute an, die direkte Anknüpfung an eine zukünftige Beziehung haben: beziehungsfähig, Herz und Verstand, einfühlsam, lieb, ehrlich, treu

20%

0%

studiert

Persönlichkeit

Interessen

( 1x implizit, durch die eigenen Interessen bestimmt)

Sonstiges Partnerbezeichnung

0% 90%

0% 90%

andere Substantive oder Pronomen als du/dich 50% suchen eine Frau 30% suchen Sie 1x Dame (Inserent ist 29 J.)

andere Substantive oder Pronomen als ich 3x Partner Bekanntschaft, Seelenpartner, männliches Wesen/Traummann, ihn, strahlender Himmel

Für Männer scheint der Wunsch nach einer Partnerin eines bestimmten gewünschten Alters wichtig zu sein (60% MD/40% WD). Auch bei 100-prozentigem Vermerk des eigenen Alters werden diesbezüglich konkrete Wünsche geäußert, gerne sollen die weiblichen Partnerinnen ein wenig jünger sein. Frauen, insofern sie Angaben über das Alter des männlichen Partners machen, suchen Partner, die auch jünger oder älter sein können. Da 100% der Frauen das eigene Alter angegeben haben, kann vermutet werden, dass das Alter des männlichen Partners bei der Partnerwahl entweder keine Rolle spielt, oder aber von den Frauen vorausgesetzt wird, dass der Wunschpartner im passenden Alter ist. Ich möchte Variablen, auf die letzteres wahrscheinlich zutrifft, als „Signalvariablen“ bezeichnen, da sie entsprechende Wünsche an

58


den Partner 15 signalisieren und die explizite Nennung in nur eine der Kategorien partnerbezogene- bzw. inserentenbezogene Informationsstruktur bedingen. Männliche Inserenten machen keine Angaben über die Größe und das Gewicht einer präsumtiven Partnerin, auch Frauen sind mit der Gewichtsangabe des Partners zurückhaltend (0%), machen jedoch Angaben zur Größe (20%), aber nur, wenn ein entsprechend großer Partner gesucht (ab 180cm) wird. Diese beiden Frauen machen doch keine Angaben zur eigenen Größe. Allerdings geben insgesamt 60% der Männer und 70% (plus ein impliziter Verweis) der Frauen die eigene Größe an. Folglich kann auch die Variable Größe als Signalvariable für beide Geschlechter bezeichnet werden. Keine Angaben zur Körperstatur des männlichen Partners lassen sich bei Frauen finden, allerdings geben 30% der Männer Wünsche zur Statur der Partnerin an, zwei Männer bevorzugen eine schlanke Partnerin, einer eine kleine. Einer dieser Männer ist selbst klein, ein anderer selbst schlank. Das Aussehen des Wunschpartners spielt für Frauen eine untergeordnete Rolle (10%), hier sogar mit dem Vermerk unwichtig, gerne mollig. Hingegen suchen 40% der Männer attraktive oder feminine Partnerinnen. Angaben zum Beruf oder der Ausbildung des Partners macht nur eine Frau, die sich einen studierten Partner wünscht (sie selbst ist Lehrerin). Einer der männlichen Inserenten betont unter der Kategorie Familienstand, dass die Partnerin mit oder Anhang sein darf und eine Frau, die selbst zwei Kinder hat, wünscht sich ausdrücklich einen Partner mit Kindern. Da von Männern zum eigenen Familienstand oder dem Familienstand der Partnerin eher keine Angaben gemacht werden, könnte vermutet werden, dass männliche Inserenten entweder die Bewerbung eines weiblichen Singles auf ihre Anzeige

voraussetzen

oder

das

eventuelle

„Vorhandensein

eigener

Kinder“

der

Wunschpartnerin akzeptiert wird. Die Angabe über die gewünschte Persönlichkeit des Partners ist mit acht Belegen bei Männern und Frauen als eine obligate Größe bei der Partnerbeschreibung zu betrachten. Bei den Männern geben 50% lieb als ein gewünschtes Attribut der Partnerin an. Bei den Frauen geben 50% Attribute des Wunschpartners an, die in direktem Zusammenhang zur Art einer zukünftigen Beziehung stehen. Sie wünschen sich einen einfühlsamen, treuen, lieben, ehrlichen, beziehungsfähigen Partner, oder aber einen Partner mit Herz und Verstand. Die

15

vgl. Homogamtheorie: Es werden Partner gesucht, die möglichst viele gemeinsame Berührungspunkte (z. B. gleiches Alter und Interessen) haben

59


beiden Männer, die ihre eigene Persönlichkeit nicht beschrieben haben, verzichten auch auf eine Persönlichkeitsbeschreibung der Partnerin. Für männliche Inserenten scheint die Kategorie Interessen eine Signalvariable darzustellen, da Interessen der Partnerin, außer in einem Fall, nicht genannt werden, sobald die Eigeninteressen angegeben wurden. Frauen machen keine expliziten Angaben in dieser Kategorie, sie sind auch sehr zurückhaltend bei der Information über eigene Interessen. Sollte dies ein Hinweis darauf sein, dass Frauen sich an den Partner anpassen oder wird diese Variable für eine Beziehung als unwichtig betrachtet? In der Kategorie Sonstiges fanden sich für beide Geschlechter keine Belege. In der Sparte Partnerbezeichnung 16 geben 90 % der Männer und Frauen eine Partnerbezeichnung an, wobei die der Männer als neutral (Frau, Sie) und die der Frauen als eindeutig origineller zu bewerten sind. Die von Frauen benutzten Benennungen beinhalten oft auch einen Hinweis auf die Art der angestrebten Beziehung: Partner (gleichberechtigt), Seelenpartner (Verbundenheit), Bekanntschaft (keine feste Beziehung?). Bei den weiblichen Inserenten ist augenfällig, dass 30% nach einem Partner suchen. Die Anrede 17 in der zweiten Person Singularis kommt bis auf einen Beleg bei den Männern nicht vor. Vermutlich wird die direkte, sehr persönliche Anrede, vermieden, da man in diesem ersten Schritt bei der Suche nach einem Partner auf „Sicherheitsabstand“ achtet, oder es werden

Substantive

in

Verbindung

mit

vorangestellten

Adjektiven

benutzt,

die

aussagekräftiger als das Pronomen du wirken.

Zusammenfassung:

Auffällig ist, dass mit Ausnahme der Altersangabe, die meisten Kategorien nur niedrige Belegwerte, sowohl bei Männern als auch bei Frauen erhalten. Eine Ausnahme für beide Geschlechter sind Partnerangaben zu dessen Persönlichkeit. Aufgrund der gemessenen Häufigkeit können die Variable Altersangaben und Persönlichkeit bei der Partnerbeschreibung als obligate Angaben angesehen werden. Frauen benutzen in dieser Kategorie gerne emotiv wirkende Adjektive.

16

Unter Partnerbezeichnung wird hier verstanden, durch welche Lexeme die Bezeichnung eines prospektiven Partners erfolgt. Aufgelistet werden Substantive oder andere Pronomen als du/dich . 18 Die Untersuchung des Adressatenbezugs erfolgt in einem späteren Abschnitt.

60


Als sogenannte Signalvariable konnte die Angabe des Alters und der Größe für beide Geschlechter identifiziert werden. Sowohl Männer wie Frauen meiden die direkte persönliche Anrede bei der Partnerbezeichnung.

Die Auflistung nach der Wichtigkeit der Variablen für die deutschen Anzeigen ergibt sich wie folgt:

Für männliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe der Persönlichkeit der Partnerin (80%) und des Alters (60%), 2. weniger wichtig: Angaben zum Aussehen der Partnerin (40%) und der Körperstatur (30%) 3. unbedeutend: Angaben über die Interessen der Partnerin (20%) und den Familienstand (10%) 4. unwichtig: die Nennung der Größe, des Gewichts, Berufs und der Ausbildung der Partnerin

Für weibliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe der Persönlichkeit des Partners (80%) 2. weniger wichtig: die Angabe des Alters des Partners (40%) 3. unbedeutend: die Angaben der Größe (20%), des Aussehens (10%), der Ausbildung (10%) und des Familienstandes (10%) des Partners 5. unwichtig: Angaben des Gewichts, der Körperstatur des Berufs und der Interessen des Partners

61


4.3.2 Analyse der schwedischen Anzeigen Tab. PS Variable

männliche Anzeigen

weibliche Anzeigen

60% (+ 1x lite äldre)

50%

davon geben 2/3 das eigene Alter an (3x Intervallangaben 20-45, 18-30, 25-40) plus 60+ 10% plus 1x lång 30% der Männer geben die eigene Größe an

davon geben 60% das eigene Alter oder das des Wunschpartners an (3x Intervallangaben 66-70, 45-55, 5965), plus 50+, 60+ 10% plus 1x ganska lång (ohne eigene Größenangabe)

Gewicht

0%

0%

Körperstatur

0%

0%

Aussehen

50%

20%

yttre attraktion, färgad, vacker, fräsch, brunett 1x inte så viktigt 2 Männer dieser 50% geben eigenes positives Äußeres an

ser bra ut, fräsch

Beruf

0%

0%

Ausbildung

0%

0%

Familienstand

0%

0%

Persönlichkeit

80%

60%

sensuell, bejakar din kvinnlighet, inre attraktion, ärlig, mogen, med stil och smak, pålitlig, trevlig, modig, charmig, rolig, glad, trygg med dig själv, trevlig

spontan med humor och värme, bra självkänsla och gott omdöme, snäll och ärlig, genomsnäll, barnasinne kvar, obotlig icke egoist, trevlig, ärlig, nyfiken, med mycket humör

50%

40%

(30% geben entweder eigene Interessen oder Interessen des Partners an)

(60% geben entweder eigene Interessen oder Interessen des Partners an)

30%

30%

3x rökfri 1x barnfri 1x djurfri

1x rökfri

100%

80%

andere Substantive oder Pronomen als du/dig 60% suchen kvinna (auch Doppelbelege) 40% suchen tjej(auch Doppelbelege) brunett, musa, kärleksmecenat

andere Substantive oder Pronomen als du/dig 7x man naturälskare, bilburen rebell, obotlig icke egoist

Altersangaben

Größe

vältränad

Interessen

Sonstiges

Partnerbezeichnung

Bei der Suche eines Partners durch eine Kontaktanzeige in der Zeitung, geben mindestens die Hälfte der schwedischen InserentInnen das bevorzugte Alter des Partners an (60% M/50 % W). Bei den männlichen Inseraten fällt auf, dass gleichzeitig mit dem Wunsch nach einem bestimmten Alter der Partnerin auch von 2/3 der Inserenten das eigene Alter angegeben wird. 60% der Frauen geben entweder das eigene Alter oder aber das Alter des Wunschpartners an. Da für die Altersangabe eine hohe Anzahl von Doppelwerten (sowohl für Selbst- und

62


Partnerbeschreibung) bei den Männern vorkommen, stufe ich die Altersangabe nicht als Signalvariable für die Männer, doch aber für die Frauen ein. Bei der Hälfte der Inserate mit Altersangaben zur Partnerin lassen sich Intervallangaben wie 20-45 oder 25-40 finden, die durch sehr weitgesteckte Werte auffallen. Auch bei den Frauen lassen sich solche Intervallangaben finden, jedoch mit eher eingegrenzten Eckwerten (66-70, 59-65). Bei den Frauen sind es 50%, die sich einen Partner bestimmten Alters wünschen. Die schwedischen InserentInnen fallen dadurch auf, dass sie von Altersangaben wie 50+ und 60+ Gebrauch machen. Männer können sich bedeutend jüngere Partnerinnen vorstellen, was die relativ weitgesteckten Altersintervalle beweisen, in zwei Fällen darf die Frau aber auch älter sein. Für die Partner werden weder von Männern noch von Frauen Wünsche über das Gewicht, die Körperstatur, den Beruf, die Ausbildung und den Familienstand des gewünschten Partners geäußert. Auch Angaben zur Größe werden von nur je 10% der Männer und Frauen gemacht, mit außerdem je einem Vermerk für beide Geschlechter, wo die Inserentin den Wunsch betont, einen großen oder ziemlich großen Partner zu suchen. 30% der Männer haben bei der Selbstbeschreibung ihre eigene Größe angegeben, die weiblichen Anzeigen enthalten keine Angaben zur eigenen Größe. Aufgrund dieser Werte, kann die Angabe der Größe in den schwedischen Anzeigen nicht als Signalvariable angesehen werden. Zur Kategorie Aussehen kann festgestellt werden, dass hier die Hälfte der Männer spezielle Wünsche vorbringen, u. a. yttre attraktion, färgad, vacker, fräsch, brunett. Meist sind es Eigenschaften, die mit der „Schönheit und Femininität“ der Frau zusammenhängen. Zwei der Männer mit bestimmten Wunschvorstellungen über das Aussehen einer Partnerin beschreiben ihre eigene äußere Erscheinung in positiven Worten. Die Frauen stellen bezüglich des Aussehens an den Partner kaum Ansprüche, welches die nur zwei gefundenen Belege (ser bra ut und fräsch) beweisen. Ein anderes Bild stellt sich für die Wünsche dar, die vor allem an die Persönlichkeit und die Interessen des Partners gerichtet werden. 80% der Männer und 60% der Frauen haben klare Vorstellungen, wie sich das Persönlichkeitsbild des Partners gestalten sollte. Gerne werden Adjektive oder Adjektive in Verbindung mit substantivistischen Ausdrücken benutzt (ärlig, mogen, spontan med humor och värme, bra självkänsla och gott omdöme. Oftmals handelt es sich um vage und sehr verallgemeinernde Eigenschaftswörter 18, die eine große Interpretationsreichweite zulassen. 18

Eine nähere Analyse der benutzten Adjektive wird unter dem Abschnitt Mikrostruktur vorgenommen.

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Interessen des Wunschpartners geben 50% der Männer und 40% der Frauen an, wobei auffällig ist, dass 60% der Frauen entweder eigene Interessen oder aber Interessen des Partners angeben, ein Indiz dafür, dass es sich bei den weiblichen Inserenten bei der Variable Interessen um eine Signalvariable handelt. Die Art der aufgegebenen Interessen behandeln mehrfach Themen wie Natur, Einrichtung, Essen und Trinken, kulturelle Aktivitäten. In der Sparte Sonstiges machen je 30% der Männer und Frauen Vermerke, oftmals wird daraufhin gewiesen, dass der Partner Nichtraucher sein muss. Ein Blick auf die Kategorie Partnerbezeichnung zeigt, dass 60% der Männer nach einer Frau (kvinna ) und 40% nach einem „Mädchen“ 19 (tjej) suchen, 70% der Frauen suchen einen Mann (man). Seltener anzutreffen sind aussagekräftigere Substantive wie icke egoist, rebell, naturälskare.

Zusammenfassung:

Zu den schwedischen Anzeigen lässt sich insbesondere anmerken, dass sich die Wünsche der InserentInnen in erster Linie auf innere Eigenschaften des Partners beziehen. Für beide Geschlechter ist die Beschreibung der Persönlichkeit des Partners, gemessen an der Anzahl der Belege, das wichtigste Auswahlkriterium, gefolgt von Angaben der Interessen. Nach wie vor spielt das „richtige“ Alter des Partners für Männer und Frauen eine wichtige Rolle, was sich an der relativ hohen Anzahl von Belegen hierzu bemerkbar macht. Die Angabe des Alters kann für weibliche Inserenten als Signalvariable angesehen werden. Altersangaben wie „Alter+“ (50+) sind sprachspezifisch für das Schwedische. Schwedische Männer machen gerne Angaben zum Aussehen ihrer Wunschpartnerin, wohingegen die Frauen diesbezüglich nur wenige Wünsche äußern. Für die Partnerbezeichnung werden oft die neutralen Substantive Mann/Frau gewählt. Das schwedische Lexem tjej wird gerne von Männern benutzt.

19

Zu dem schwedischen Ausdruck tjej gibt es keine adäquate deutsche Übersetzung. Als tjej wird eine Person weiblichen Geschlechts bezeichnet, die jedoch an kein bestimmtes Alter gebunden ist. Das Lexem ist ursprünglich umgangssprachlich, aber mittlerweile im täglichen Sprachgebrauch der Sprachanwender integriert und wird stark mit Jugendlichkeit, Lebensfreude und Gesundheit verbunden.

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Die Auflistung nach der Wichtigkeit der Variablen für die schwedischen Anzeigen ergibt sich wie folgt:

Für männliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe der Persönlichkeit der Partnerin (80%) und des Alters (60%), 2. weniger wichtig: Angaben zum Aussehen (50%) und der Interessen (50%) der Partnerin 3. unbedeutend: Angaben über die Größe der Partnerin (10%) 4. unwichtig: die Nennung des Gewichts, der Körperstatur, des Berufs, der Ausbildung und des Familienstandes der Partnerin

Für weibliche Inserenten ist

1. wichtig: die Angabe der Persönlichkeit des Partners (60%) 2. weniger wichtig: die Angabe des Alters des Partners (50%) und der Interessen (40%) 3. unbedeutend: die Angaben des Aussehens (20%) und der Größe (10%) 4. unwichtig: Angaben des Gewichts, der Körperstatur, des Berufs, der Ausbildung und des Familienstandes des Partners

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4.3.3 Interlingualer Vergleich Tab. PS-Vorfeld wichtige Variablen der Selbstbeschreibung MD WD MS WS

100%

90%

80% Persönlichkeit Persönlichkeit Persönlichkeit

70%

60% Alter Alter Persönlichkeit

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, ist die Beschreibung zur Persönlichkeit des Wunschpartners die Variable mit den zahlreichsten Belegen und somit eine obligate Angabe in Kontaktanzeigen deutscher und schwedischer InserentInnen. Es kann außerdem konstatiert werden, dass die Persönlichkeitsangaben zum Wunschpartner das wichtigste Auswahlkriterium bei der Partnerwahl per Kontaktanzeige in beiden Sprachgemeinschaften ist. Wunschvorstellungen über das Alter des Partners werden von Männern beider Sprachgruppen mit je 60-prozentigen Belegen gemacht.

Tab. PS-Mittelfeld weniger wichtige Variablen der Selbstbeschreibung MD WD MS WS

50%

Aussehen, Interessen Alter

40%

30%

Aussehen Alter

Statur

Interessen

Altersangaben zum Partner finden sich für die Frauen beider Sprachgruppen im Mittelfeld. Es zeigt sich, dass diese Angabe von deutschen und schwedischen Männern und Frauen als zweites Auswahlkriterium benutzt wird, gefolgt von der Kategorie Aussehen, die jedoch nur für die männlichen Inserenten beider Sprachgruppen im Mittelfeld anzutreffen sind. Die äußere Anziehungskraft der Frau nimmt für Männer nach wie vor einen hohen Stellenwert ein, im Gegensatz zu den Frauen, wo das Aussehen des Partners erst im vorderen Nachfeld mit nur geringen Belegen zu finden ist. Auffällig für die Belege im Mittelfeld ist, dass die Variable Interessen hier in der schwedischen Sprachgruppe anzutreffen ist. Folglich sind die drei Variablen Persönlichkeit, Alter und Interessen die drei Kriterien, die in erster Linie bei der Beschreibung des schwedischen Wunschpartners angegeben werden. Für die deutsche Sprachgruppe sind es die Kategorien Persönlichkeit, Alter und Aussehen.

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Tab. PS-Nachfeld unbedeutende Variablen der Selbstbeschreibung

unwichtige Variablen der Selbstbeschreibung

20%

10 %

MD

Interessen

Familienstand

MD

WD

Größe

Aussehen, Ausbildung, Familienstand

WD

Größe

MS

Größe

WS

MS

WS

Aussehen

0% Größe, Gewicht, Beruf, Ausbildung Gewicht, Statur, Beruf, Interessen Gewicht, Statur, Beruf, Ausbildung, Familienstand Gewicht, Statur, Beruf, Ausbildung, Familienstand

Angaben zur Größe, zum Familienstand und zur Ausbildung fallen für beide Sprachgruppen ins Nachfeld. Keine Belege lassen sich für die beiden Kategorien Gewicht und Beruf beider Sprachgruppen finden. Eine völlige Übereinstimmung, gemessen an der Anzahl der Belege, lässt sich für die schwedische Sprachgruppe für Männer und Frauen bei Angaben über die Größe des Partners (je zwei Belege) und den Variablen Gewicht, Statur, Beruf, Ausbildung und Familienstand (0%) bestätigen.

Die Ergebnisse lassen sich für den intersprachlichen Vergleich folgendermaßen zusammenfassen:

Schon bei der intrasprachlichen Untersuchung fiel auf, dass schwedische InserentInnen den Partner vor allem durch Angaben zu dessen Persönlichkeit und Interessen definieren. Äußere Attribute nehmen einen nur geringen Stellenwert ein. Dieser Trend ist auch bei den deutschen Anzeigen, wenn auch in geringerem Maß erkennbar. Die Variable Interessen scheint für die deutschen InserentInnen weniger wichtig bei der Partnersuche. Bei der Analyse der einzelnen Sprachgruppen konnten die Variablen Alter und Größe für beide Sprachgruppen und Geschlechter als Signalvariable festgehalten werden. Als eindeutig wichtigste Kategorien bei der Partnerbeschreibung sind für beide Sprachgruppen und Geschlechter die Variable Persönlichkeit, gefolgt von der Variable Größe identifiziert worden. Für männliche Mitglieder beider Sprachgemeinschaften ist nach wie vor der Wunsch nach einer attraktiven Partnerin wichtig.

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4.4 Analyse der Gesamtinformationsstruktur Bei der Analyse der Inhaltsstruktur habe ich mich an die im theoretischen Teil beschriebene Vorgehensweise von Birgit Stolt gehalten. Die einzelnen Strukturelemente entsprechen größtenteils denjenigen von B. Stolt, wurden aber für meine Belange in manchen Fällen modifiziert. Die für die Analyse benutzten Abkürzungen sind: Zeichenerklärung Selbstbezeichung (S) Selbstbeschreibung (SD) Partnerbezeichung (P) Partnerbeschreibung (PD) Beziehung (H) Beziehungsbeschreibung (HD) Verb suchen/söka oder Perfekt Partizip gesucht (V) Vorgeschichte (Prä) Motivation (M), Motivationsbeschreibung (MD) Abweisung (R) Wohnortes (Lok) Aufforderung zur direkten Kontaktaufnahme (I) Appell (A) („Angesprochenfühlen des Remittenten“; emotiv)

Bei der Zuordnung zu den einzelnen Sequenzen, traten Definitionsschwierigkeiten für die Zuordnung Beziehung (H)/Beziehungsbeschreibung (HD) und Motivation (M)/Motivationsbeschreibung (MD) auf. In die Kategorie H/HD wurden Angaben wie z. B. mit der er sein Leben verbringen möchte, mit mir die schönsten Dinge des Lebens und den ganz normalen Alltag leben möchte eingeordnet, mit denen die InserentInnen die Art der gewünschten Beziehung nennen oder beschreiben. Gibt die InserentIn einen Grund an, warum sie das Kontaktgesuch aufgegeben hat, sucht Seelenpartner für die nächsten 44 Jahre, nach längerem Alleinsein, möchte sich wieder verlieben, werden diese Propositionen als M bzw. MD eingestuft. Oftmals treten auch Doppelformen auf, wie SD/Prä, weibliches Wesen, 2 Kinder, wobei hier die Selbstbeschreibung mit einer Vorgeschichte der InserentIn verbunden wird. Sequenzen, die neue Aussagen beinhalten oder miteinschließen, wie z. B. PD(M), du solltest motorisiert sein, da ich keinen Führerschein mehr habe, mit einer Beschreibung des Wunschpartners und einer folgenden Begründung, werden mit Klammern angegeben. Doppelbelege einer Kategorie werden pro Anzeige nur einmal gerechnet.

68


Zum besseren Verständnis folgen einige erklärende Beispiele:

A: I: Prä: Lok: R:

Ein Mann ohne Frau ist wie ein Topf ohne Deckel! Würde mich über deinen Anruf freuen! seit 5 Jahren alleine; 2 Kinder Raum Aachen und Umgebung nur ernstgemeinte Anrufe

Die Analyse des Bausteins „V“ soll anhand der Belegwerte klären, ob das Verb suchen/söka zu den konstituierenden Merkmalen einer Kontaktannonce gerechnet werden kann.

69


4.4.1 Analyse der deutschen Anzeigen Tab. INFO-D

Anzeige 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Anzeigen von Männern

Anzeigen von Frauen

SD + V + PD + HD

SD + Prä + V + PD/Prä + HD + R

A(M) + M + S + V + SD + PD + HD + Lok

SD/M/HD + V + PD

S + V + PD (M) + SD + Lok

SD/Prä + V + PD(R) + MD

V + PD + HD

SD + M(Prä) + HD + PD + Lok

SD/M(PD) + S + M + SD + I

SD + V + P + H

V + PD + SD

A(M) + A(HD) + SD(Prä) + PD(HD) + Lok

A + S + V + PD + M +SD + Prä + I

M(Prä) + SD + V + PD

SD + V + PD + HD

A(V) + PD + SD

SD + V + P + HD + I + Lok

SD + Prä + M + V + PD

PD + SD + HD

SD + V + PD + H

Tab. Infobelege-D Bausteine S SD P PD H, HD M, MD V Prä R Lok I A SD… + PD + PD… + SD SD + V S + V…+ SD

Anzahl Belege Anzeigen von Anzeigen von Männern Frauen 4 0 9 10 0 1 9 9 6 7 4 4 9 8 1 6 0 1 3 2 3 0 2 2 4 8 4 3 3

1 4 0

70


Als obligatorisch erscheinen die beiden Strukturelemente SD und PD in fast allen Anzeigen. Bei den männlichen Inserenten ist die Beschreibung der eigenen Person an keine feste Platzierung innerhalb der Anzeige gebunden. Ein anderes Bild stellt sich bei den Frauen dar: 70% leiten ihre Anzeige mit einer Selbstbeschreibung ein. 50% der Männer, die sowohl eine Selbst- wie auch eine Partnerbeschreibung ( insgesamt sind es 80%) in ihrer Anzeige aufnehmen, beginnen mit der Selbstbeschreibung, die Hälfte mit der Partnerbeschreibung. Unter den Frauen wählen 80% Informationen zum „Ich“ vor Informationen zum Partner aufzugeben, davon leiten sieben weibliche Personen die Anzeige mit der Selbstbeschreibung ein. 17 Personen geben die Kombination SD + PD oder PD + SD an, d.h., dass diese Bausteine in Kombination als obligate Strukturelemente einer Kontaktanzeige anzusehen sind. Dieser Sachverhalt läßt vermutlich auf einen größeren Vermarktungsaspekt bei Frauen schließen. Das Verb suchen oder die entsprechende passivierte Perfekt-Partizip-Form (wird gesucht) sind in 90% aller Anzeigen zu finden. Die Kombination SD + V kommt bei den männlichen Inserenten bei 30% und bei 40% der weiblichen Inserentinnen vor; bis auf eine Ausnahme eines männlichen Inserenten leitet diese Kombination das Inserat ein. Zusätzlich findet man 30-prozentige Belege für die Kombination S + V mit nachfolgender SD. Addiert man die Belege der kombinierten Strukturelement SD + V und S + V, lässt die Häufigkeit der Belege (in 50% aller Anzeigen) auf ein mögliches konventionalisiertes Muster schließen. Die Beschreibung des Wunschpartners PD wird von Männern und Frauen gerne ins Mitteloder Nachfeld verlegt. Wo dies nicht so ist, fehlt die Partnerbeschreibung gänzlich (10% M/10% W), oder aber es handelt sich um relativ kurze Anzeigen, die mit V gefolgt von PD begonnen werden. Für 70% der Frauen und 60% der Männer ist es wichtig, die Art der Beziehung (H) anzugeben bzw. auch näher zu beschreiben (HD) (die mit mir die schönen Dinge des Lebens und den ganz normalen Alltag leben möchte). Die Nennung von Beweggründen (M/MD) für die Aufgabe der Anzeige ist für 40% der Männer und Frauen von Bedeutung (Neuanfang, möchte sich wieder verlieben). Angaben hierzu finden sich bei Männern in allen drei Feldern, bei den Frauen eher vermehrt im Vorfeld. Frauen geben öfter als Männer eine Vorgeschichte Prä (geschieden, seit 14 Jahren in Deutschland oder die Angabe von Kindern aus früheren Beziehungen) an. Abweisungen (Einschränkungen) R werden von einer Frau gemacht, nur ernst gemeinte Anrufe sind von ihr erwünscht. Lokalitätsangaben Lok, Raum AC und Umgebung, machen 71


nur 30% der Männer und 20% der Frauen, welches aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Anzeigen in einer regionalen Zeitung erschienen sind, nicht verwundert. Drei männliche Inserenten verstärken ihre Anzeige durch eine direkte Aufforderung I an weibliche Inserenten auf die Annonce zu antworten. Man fordert interessierte Leserinnen auf sich zu melden oder man betont, dass man sich über einen Anruf freuen würde. Diese Aufforderungen bilden das „Schlusslicht“ der Anzeige. Frauen verzichten auf die direkte Handlungsaufforderung. Appelle A, die die erste Position der Anzeigen besetzen, benutzen je 20% der Frauen und Männer (Glück ist wenn die Sonne in dir scheint, Neuanfang!), um die Aufmerksamkeit des Lesers zu fangen.

Zusammenfassung:

Alle Elemente, die schon B. Stolt für die Kontaktanzeige identifizieren konnte, konnten auch in dieser Analyse belegt werden. Als obligate Bausteine sind die Selbstbeschreibung SD und die Partnerbeschreibung PD und deren Kombination (SD + PD oder PD + SD) anzusehen, wobei Frauen mit der Beschreibung der eigenen Person ihre Anzeige einleiten. Ebenfalls als konstituierendes Element kann das Verb suchen bestätigt werden. Ferner ist es für deutsche InserentInnen wichtig darauf einzugehen, wie sich eine zukünftige Relation gestalten soll.

72


4.4.2

Analyse der schwedischen Anzeigen

Tab. INFO-S

Anzeige 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Anzeigen von Männern

Anzeigen von Frauen

SD + V + PD(HD) + I

SD + V + PD + Lok

SD + M/PD + HD +SD/PD + A

SD + V + PD + H + PD + Lok

SD + V + PD + I

SD + V + PD + SD + I

SD + V + PD/M + HD + PD

A/PD + M + SD + Lok

A + SD + M/P + HD + PD + I

SD + V + PD + SD

SD + V + PD + HD + I

A + V + MD + PD + R +A

V + PD + SD

S + V + PD + SD + Lok + I

SD + V + PD + SD + PD

SD + M(Prä) + I(M) + SD/PD

A + S + V + P + M/H + SD + I

SD + V + PD

V + PD + A + I

SD + M(Prä)

Tab. Infobelege-S Bausteine S SD P PD H, HD M, MD V Prä R Lok I A SD… + PD + PD… + SD SD + V S + V…+ SD

Anzahl Belege Anzeigen von Anzeigen von Männern Frauen 1 1 9 9 0 0 10 9 6 1 4 4 8 7 0 2 0 1 0 4 6 2 3 2 7 6 2 5 1

2 5 1

73


Die beiden Strukturelemente SD und PD erscheinen auch in den schwedischen Anzeigen zu je 90% bei Anzeigen sämtlicher InserentInnen, mit Ausnahme der Partnerbeschreibungen der männlichen Inserenten; die Beschreibung des weiblichen Partners findet sich in allen Anzeigen. Es fällt auf, dass 60% der männlichen Inserenten ihre Anzeigen mit der Selbstbeschreibung beginnen, eine Person einen Appell voranstellt und zwei Personen die Selbstbeschreibung ins Nachfeld setzen, nur ein Mann verzichtet ganz auf die Beschreibung seiner Person. 70% der Frauen leiten ihre Annonce mit der Selbstbeschreibung ein, zwei Personen beschreiben sich erst im Nachfeld, eine weibliche Inserentin verzichtet ganz auf die Beschreibung ihrer Person. Auf die Selbstbeschreibung in Kombination mit der Beschreibung des Partners (SD + PD) legen 90% der Männer wert und 80% der Frauen. Gewöhnlich wird zuerst die eigene Person charakterisiert, bevor die Partnerbeschreibung erfolgt. Somit gehören Partnerbeschreibung und Selbstbeschreibung zu den obligaten Bausteinen der schwedischen Kontaktanzeige. Wiederholungskombinationen, SD + PD + SD oder SD + PD + SD + PD oder SD + PD + PD lassen sich in den schwedischen Annoncen finden; eine strikte Ordnung, die die Wiederholung eines Bausteins nicht zulässt, scheint nicht vorzuliegen. In 80% der von Männern und 70% der von Frauen aufgegebenen Anzeigen erscheint explizit das Verb söka, die Kombination SD + V kommt bei beiden Geschlechtern mit 50% vor und leitet in allen Fällen die Anzeige ein. Die Häufigkeit der Belege lässt vermuten, dass die eine Kontaktanzeige einleitende Kombination SD + V ein konventionalisiertes Muster sein könnte. Für 60% der Männer ist es wichtig auf die Art der Beziehung (H) einzugehen oder die gewünschte Relation zu beschreiben (HD) (livslång relation, för trevliga stunder på dagen, seriöst förhållande). Dagegen verzichten die schwedischen Frauen, bis auf eine Ausnahme, gänzlich hierauf. Mutmaßungen hierzu könnten sein, dass die Frauen neuen Relationen skeptisch und abwartend aufgrund früherer Erfahrungen gegenüberstehen oder aber die Annahme, dass man eine seriöse und langanhaltende Bindung zu einem Partner wünscht, voraussetzt und ein ausdrücklicher, diesbezüglicher Hinweis, als überflüssig angesehen wird. Beweggründe (M/MD), warum eine Kontaktanzeige aufgegeben wird, ist für 40% der Männer und Frauen von Bedeutung (för emigration från den nysvenska ättestupan, vill träffa…, för upplevelser som..). Angaben dieser Art finden sich sowohl bei Anzeigen von Männern als auch von Frauen nicht im Vorfeld, nur vereinzelt im Nachfeld aber hauptsächlich im Mittelfeld. Wie schon bei den deutschen Inseraten beobachtet, werden Beschreibungen des Wunschpartners PD von beiden Geschlechtern gerne ins Mittel- oder Nachfeld verlegt. 74


Angaben zur Vorgeschichte Prä (änka, mannen i mitt liv har jag inte hittat än) geben nur zwei Frauen an, genauso zurückhaltend wird mit Abweisungen R verfahren (nur eine Frau betont, dass „endast seriösa svar“ beachtet werden) und Lokalitätsangaben Lok (hoppas du finns i Stockholmsområdet, mellersta Norrland eller Stockholm) sind bei 40% der Frauen, hingegen keine bei den Männern, ausschließlich im Nachfeld zu finden. Männliche Inserenten unterstreichen zu 60%, Frauen zu 20%, die direkte Bitte um Kontakt (I): ring gärna, svara gärna, hör av dig, var snäll och hör av dig. Die Annoncen erhalten hierdurch eine persönlichere Note und durch die zusätzliche Anwendung verstärkender Adverbien und der Platzierung ans Ende der Anzeige wird die Bitte um Kontakt intensiviert. Betrachtet man das Vorfeld, so werden je zwei Anzeigen männlicher und weiblicher InserentInnen mit einem Appell A eingeleitet: Hej!, Var finns du nordiske man med bra självkänsla och gott omdöme, Ja hej. Ein männlicher Inserent wählt seinen Appell (finns du?) ins Nachfeld zu setzen.

Zusammenfassung:

Auch in den schwedischen Anzeigen konnten alle Bausteine bekräftigt werden, wobei Informationen über die eigene Person SD und die des Partners PD als obligat angesehen werden können. Die Kombinationen SD + PD oder PD + SD treten fast immer gemeinsam auf, jedoch für die schwedischen Anzeigen auch mit Wiederholungsstrukturen. Männer und Frauen setzen ihre Selbstbeschreibung gerne an den Anfang. Das Verb söka kann als konstitutives Merkmal der Kontaktanzeige betrachtet werden. Schwedische Frauen verzichten darauf, über die Art der gewünschten Beziehung Auskunft zu geben, während Männer gerne einen direkten Appell zur Kontaktaufnahme an die Leserinnen richten, um mit Nachdruck auf die Dringlichkeit ihres Anliegens hinzuweisen.

4.4.3 Interlingualer Vergleich

Als

Gemeinsamkeiten

zwischen

Kontaktanzeigen

deutscher

und

schwedischer

InserentInnen können vermerkt werden: Sämtliche, von Stolt als Bausteine einer Kontaktanzeige identifizierten Elemente, kommen in Annoncen beider Sprachgruppen vor. Die Selbst- und Partnerbeschreibung ist obligat, und

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kommt sehr oft in der Vereinigung SD + PD oder PD + SD vor. Vor allem diese beiden Elemente stehen für die informative Funktion der Kontaktanzeige. In den schwedischen und deutschen Kontaktinseraten findet sich sehr häufig das Aktivitätsverb suchen, das die Kontaktfunktion der Anzeigen unterstreicht und zu den konstituierenden Elementen der Kontaktanzeige gerechnet werden kann.

Auffallende Unterschiede zwischen den Sprachgruppen ergeben sich dadurch, dass schwedische Inserentinnen keine Angaben über die zukünftige Beziehung machen, wohingegen deutsche Inserentinnen dies gerne tun und somit den informativen Charakter der Anzeigen weiterentwickeln. Da es in der schwedischen Gesellschaft für Mann und Frau möglich ist auch in einem von der Gesellschaft und vom Staat anerkannten „sambo- oder särboförhållandet“ zu leben, eine Bindung zwischen Mann und Frau in der deutschen Gesellschaft aber eher in mehr konventionalisierten Formen vorkommt, können deutsche Inserentinnen sich gezwungen fühlen, die Art der gewünschten Beziehung näher erklären zu müssen. Schwedische InserentInnen leiten ihre Anzeigen mit Vorliebe mit dem Baustein Selbstbeschreibung (SD) ein. Eine mögliche Ursache hierfür könnte sein, dass es in Schweden üblich ist, bei der Nennung einer anderen Person und sich selbst, die eigene Person zuerst zu nennen, ein Muster, dass sich eventuell auch in der Informationsreihenfolge der Kontaktanzeigen widerspiegelt. Bei den deutschen Anzeigen sind es auch die Frauen, die das „ich“ vor dem „du“ beschreiben. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Ursachen hierfür pragmatisch zu sehen; das Konkurrenzdenken von Frauen bedingt, dass sie sich durch ein bestehendes Überangebot vorteilhaft als „Ware“ anpreisen müssen. Zudem hat es den Anschein, dass alte Denkmuster durchscheinen, wonach „Männer wählen“ und „Frauen gewählt werden“. Andererseits könnte das beschriebene Verhalten aber auch auf ein selbstbewußtes Auftreten zurückzuführen sein. Die hier angeführten, sehr unterschiedlichen Ursachen, beeinflussen jedoch die Textgestaltung in Form der Abfolge der Bausteine und konstituieren den Text auf gleicher Weise.

Die dritte Funktion der Kontaktanzeige, die des Appells (A), verwirklichen die schwedischen, männlichen Inserenten mit Nachdruck, indem sie direkte Kontaktappelle an die Leserinnen in ihre Anzeigen einbringen.

76


4.5 Analyse der Mikrostruktur Die Analyse der Mikrostruktur geht von der Gesamtwortzahl der Anzeigen männlicher Inserenten, weiblicher Inserenten und die Summe dieser Teilgruppen aus. Untersucht werden die Wortklassen Substantive, Verben und Adjektive. Für die Wortklasse Verben werden in einem ersten Schritt sämtliche Verben, d. h. auch Hilfsverben gerechnet, in einem späteren aber nur Vollverben und modale Hilfsverben. Zum besseren Überblick und zur näheren Analyse erfolgt eine Klassifizierung der Verben in die Kategorien: Aktivität, Emotion, Sonstige und Modalität. Abkürzungen werden als vollwertige Lexeme behandelt, Hinweise auf Tele-Chiffre werden nicht berücksichtigt. Es werden Durchschnittswerte per Anzeige und Durchschnittswerte bezogen auf die Gesamtzahl aller Wörter , außerdem Maximum- und Minimumwerte ermittelt.

4.5.1 Analyse der deutschen Anzeigen Tab. Mikro-DM

Substantive

Verben

Adjektive

Wörtergesamtzahl Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min

Anzeigen männlicher Inserenten 264 63

Mikrostruktur D Anzeigen weiblicher Inserenten 230 81

Summe Anzeigen 494 144

6,3 23,9 13 3 42

8,1 35,2 13 4 26

7,2 29,1

4,2 15,9 9 1 51

2,6 11,3 6 1 39

3,4 13,8

5,1 19,3 8 2

3,9 17,0 8 1

4,5 18,2

68

90

77


Wie sich schon bei der Analyse der Makrostruktur herausgestellt hat, so kann auch bei der Zählung der Gesamtwörter der Anzeigen konstatiert werden, dass deutsche männliche Inserenten längere Anzeigen als weibliche aufgeben. Die Gesamtwortzahl der von Männern aufgegebenen Anzeigen beträgt 264 Wörter, die der Frauen 230 Wörter. Das Gesamtbild der männlichen und weiblichen Anzeigen weist einen hohen Anteil an Substantiven aus, nämlich 144 Stück bei einer Gesamtwortzahl von 494 Wörtern, was einen prozentualen Anteil von 29,1% an der Gesamtwortmenge ausmacht, 13,8% aller Wörter sind der Wortklasse Verben und 18,2% der Wortklasse Adjektive vorbehalten. Auffallend ist der hohe Anteil von Substantiven. Es finden sich durchschnittlich 7,2 Substantive per Anzeige, bezogen auf die Gesamtanzeigenmenge, 6,3 bei den Anzeigen männlicher Inserenten, 8,1 bei den weiblichen. Bei den Verben sind die entsprechenden Werte: 3,4 Verben durchschnittlich per Anzeige bezogen auf die gesamte Anzahl, 4,2 Verben bei männlichen, 2,6 Verben per Anzeige bei weiblichen InserentInnen. Auch bei den Adjektiven liegt der Anteil per Anzeige bei Männern höher: durchschnittlich 5,1 Adjektive, hingegen für Frauen bei 3,9. Für die gesamten deutschen Annoncen sind es durchschnittlich 4,5 Adjektive per Anzeige. Wie es scheint, tendieren Frauen zum Nominalstil, Männer bevorzugen eher einen mehr verbal betonten Schreibstil. Frauen benutzen deutlich mehr Substantive in ihren Anzeigen als Männer, nämlich 35,2%, bei Männern liegt der Anteil der Substantive bei 23,9%. Der geringere Anteil an Substantiven bei männlichen Emittenten wird durch einen höheren Adjektivanteil ausgeglichen. Eine nähere Analyse der Maximum- und Minimumwerte führt zu keinen neuen Erkenntnissen, da diese Werte auf individuelle Unterschiede im Schreibstil der Emittenten zurückzuführen sind.

Der höhere Anteil an Verben bei männlichen Emittenten bedarf einer weiteren Modifikation. Nachfolgend wird eine Klassifikation der Verben vorgenommen, wobei Hilfsverben nicht berücksichtigt werden, modale Hilfsverben aber aufgelistet werden, da sie die Einstellung der Emittenten zu ihren Propositionen verdeutlichen. Im Anschluss hieran werden die Adjektive in einem ersten Schritt aufgelistet, dann in drei Kategorien

(Selbstbeschreibung,

Partnerbeschreibung

und

Beziehungsbeschreibung)

eingeteilt, um analysieren zu können, ob bestimmte Adjektive gewissen Kategorien vorbehalten sind.

78


Tab. Verb-D Verb suchen essen leben gehen verbringen begegnen melden fahren scheinen singen chillen zählen ziehen tragen tauschen

Aktivität

Teilsumme lieben verlieben wünschen freuen spüren mögen

Emotion

Teilsumme Sonstige

klappen

Modalität

können sollen mögen

Teilsumme Summe ohne Modalverben

Anzeigen männlicher Inserenten 8 0 1 1 1 0 2 1 1 1 1 0 0 0 0 17 1 1 0 2 1 2 7 0

Anzeigen weiblicher Inserenten 7 1 0 1 0 1 0 0 0 0 0 1 1 1 1 14 2 1 1 0 0 1 5 1

1 1 4 6

0 1 1 2

24

20

Die an Umfang größte Gruppe ist die Gruppe der Aktivitätsverben, die von Männern und Frauen, bis auf drei Belege zugunsten der männlichen Inserenten, in gleichem Maße benutzt werden. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Verb suchen schon als obligater Bestandteil der Kontaktanzeige identifiziert werden konnte, und daher auch zirka die Hälfte der Gesamtbelege ausmacht. In der Kategorie Emotion finden sich mehr Belege bei den Männern, obwohl den Frauen im Allgemeinen mehr emotionale und relationsbedingte Eigenschaften zugesprochen werden. Für die beiden Verben lieben und verlieben lassen sich insgesamt fünf Belege finden, was auf die Gesamtzahl der emotiven Verben bezogen, zirka 42% ausmacht. Interessant ist, dass vier Belege für das modale Hilfsverb mögen bei männlichen Emittenten vorzufinden sind. Da hierdurch ein Wunsch des Emittenten geäußert wird, könnte dies als indirekt gerichteter Appell an den Rezipienten aufgefasst werden, diesen Wunsch zu erfüllen.

79


Somit könnte das modale Hilfsverb mögen als Mittel dazu benutzt werden, die Appellfunktion der Kontaktanzeige zu unterstreichen. Frauen sind in der Anwendung der modalen Hilfsverben restriktiver, möglicherweise ein Hinweis darauf, dass Frauen, wenn es um ihre eigenen Wünsche geht, eher zurückhaltender sind. Tab. Adjektiv-D Adjektiv liebe, lieben liebenswert gut gut aussehend attraktiv schön, schönsten feminin weiblich männlich sinnlich schlank mollig klein durchtrainiert sportlich mittelschlank jung junggeblieben harmonisch partnerschaftlich beziehungsfähig gefühlvoll einfühlsam aufgeschlossen dauerhafte häuslich motorisiert lustig humorvoll toll flott nett gemütlich naturverbunden tierlieb gebildet studiert passend normal unglaublich arbeitslosen pechschwarz dunkelblau dunkelhaarig längerem wichtige strahlend vielseitig interessiert geschieden alleine x-jähriger ernst gemeint nächsten berufstätig

Summe

Beschreibung Partner

Selbst

Summe

Beziehung

M

W

M

W

M

W

M

W

1 0 0 1 1 0 0 0 0 0 4 0 0 1 2 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 2 0 0 0

0 0 0 0 1 1 0 2 0 0 1 1 1 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 1 1 0 1 0 0 1

4 1 2 1 1 0 1 1 0 1 2 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0

5 1 2 2 2 2 1 1 0 1 6 0 1 1 2 0 2 1 1 1 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 2 1 1 0 1 0 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 2 0 0 0

1 0 0 0 1 3 0 2 1 0 1 2 1 0 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 1 0 0 0 1 0 0 2 1 1 1 0 2 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 0 1 1

Gesamt 6 1 2 2 3 5 1 3 1 1 7 2 2 1 3 1 3 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 4 2 2 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 3 0 1 1

21

23

23

10

7

6

51

39

90

80


In den Inseraten kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Adjektive vor, die oftmals, aufgrund des relativ klein gewählten Korpora, nur vereinzelte Belege aufweisen. Ein weitaus höherer Anteil an Adjektiven ist bei den männlichen Inseraten (51 Gesamtbelege) zu verzeichnen (37 Gesamtbelege weiblicher Inserentinnen). Allerdings muss beachtet werden, dass Frauen in den untersuchten Annoncen Eigenschaften oft auch substantivisch ausdrücken: mit viel Treue, Liebe und Herz anstatt treu, lieb und verbunden. Adjektive, die jedoch eine etwas höhere Belegquote (≥ 4) haben, sind: lieb, schön, schlank und nett. Diese Adjektive können als sehr allgemein, subjektiv und relativ bezeichnet werden. Eigenschaftswörter mit drei Belegen sind: attraktiv, weiblich, sportlich, jung und x-jährig, auch diese, mit Ausnahme von x-jährig, mit eher genereller Bedeutung. Das Adjektiv lieb kommt mit insgesamt sechs Belegen häufig vor, wird aber von männlichen Inserenten (vier Belege) bevorzugt für die Beschreibung des weiblichen Partners angewandt. Nur eine Frau beschreibt mit Hilfe von lieb, das Wesen des Wunschpartners. Schön ist ein Lexem, das von Männern und Frauen für die Beziehungsbeschreibung benutzt wird, z. B.: für eine schöne Zeit, die schönen Dinge des Lebens und die schönsten Stunden zu zweit. Eine Frau beschreibt ihr Äußeres als schön mollig, wobei das Adjektiv schön als Modifikation gebraucht wird und das schon positiv konnotierte mollig verstärkt. Vier von zehn männlichen Inserenten betonen ihre schlanke Silhouette, zwei Inserenten wünschen sich eine schlanke Partnerin und nur eine weibliche Inserentin schreibt über sich, dass sie selbst schlank sei. Das bestehende Schönheitsideal in der Gesellschaft könnte hier die männlichen Inserenten dazu veranlasst haben, ein Plus ihrer äußeren Erscheinung in den Anzeigen hervorzuheben. Es könnte weiterhin ein Indiz dafür sein, dass Männer nicht mehr mit ihren sozialen und ökonomischen Status werben, sondern gleichfalls wie Frauen, ihre äußeren Vorzüge hervorheben. Eine Analyse des Adjektivs nett ergibt, dass dieses in allen drei Beschreibungskategorien vorzufinden ist. Es wird eine nette Frau und eine nette Bekanntschaft zum nett essen gesucht und ein netter Rentner sucht eine zukünftige Partnerin. Die Belege verteilen sich zu gleichen Teilen auf männliche und weibliche InserentInnen. Schaut man auf die Summe der Adjektive für die einzelnen Beschreibungskategorien, lässt sich feststellen, dass zirka die Hälfte der Adjektive (46 Stück) auf die Kategorie Selbstbeschreibung entfällt, zu fast gleichen Teilen auf Männer (21 Stück) und Frauen (25 Stück). Bei der Partnerbeschreibung bietet sich ein etwas anderes Bild. 23 Belege männlicher InserentInnen stehen acht Belegen weiblicher bei der Partnerbeschreibung gegenüber. 81


Für die Beziehungsbeschreibung werden relativ wenige Adjektive (7 Stück M/4 Stück W) verwendet, was vermutlich darauf beruht, dass der Schwerpunkt auf der Selbst- und Partnerbeschreibung liegt und deshalb proportionell mehr Adjektive in diesen Kategorien angewandt werden.

Zusammenfassung •

Die Anzeigen deutscher Männer sind länger als diejenigen von Frauen.

Anzeigen weiblicher Inserentinnen weisen einen relativ hohen Anteil von Substantiven auf, dadurch bedingt aber weniger Verben und Adjektive, ein möglicher Hinweis auf einen ausgeprägteren Nominalstil und Intellektualisierung bei Frauen.

Anzeigen männlicher Inserenten bestehen aus einem höheren Anteil von Verben und Adjektiven.

Die Gruppe der Aktivitätsverben weist die meisten Belege auf, mit hoher Frequenz des Verbes suchen. Werden die Belege für suchen nicht miteinbezogen, sind die beiden Kategorien Aktivität und Emotion fast gleicher Belegzahl vertreten.

Das Verb mit der zweithöchsten Frequenz ist lieben/verlieben.

Das modale Hilfsverb mögen wird von männlichen Inserenten gerne zur Hervorhebung ihrer Wünsche benutzt (Konjunktiv, Präteritum: möchte).

Der Anteil der Adjektive ist bei männlichen Inserenten höher als bei weiblichen.

Adjektive, mit der Beleganzahl vier und mehr, sind: lieb, schön, schlank, nett.

Das Adjektiv lieb wird von Männern zur Partnerbeschreibung bevorzugt.

Das Adjektiv schön wird ausschließlich zur Beziehungsbeschreibung verwandt.

Schlank wird von doppelt so vielen Männern wie Frauen zur Selbstbeschreibung benutzt.

Männer benutzen Adjektive um sich und den Partner zu beschreiben, Frauen benutzen sie, um die eigene Person zu charakterisieren.

Die Kategorie Selbstbeschreibung ist die belegmäßig größte Kategorie.

82


4.5.2 Analyse der schwedischen Anzeigen Tab. Mikro-S

Substantive

Verben

Adjektive

Wörtergesamtzahl Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min Anzahl Durchschnitt p. Anzeige(n) in % aller Wörter Max Min

Anzeigen männlicher Inserenten 261 70

Mikrostruktur S Anzeigen weiblicher Inserenten 344 86

Summe Anzeigen 605 156

7 26,8 16 1 40

8,6 25,0 13 4 53

7,8 25,8

4 15,3 6 2 51

5,3 15,4 10 1 63

4,7 15,4

5,1 19,5 11 2

6,3 18,3 11 1

5,7 18,8

93

114

Insgesamt umfassen die schwedischen Anzeigen eine Wortmenge von 605 Wörtern; auf Annoncen männlicher Inserenten entfallen 261 Wörter, auf von Frauen aufgegebene Inserate 344 Wörter. Weibliche Inserentinnen bieten demnach mehr Information, sie sind konkreter und exakter in ihren Beschreibungen und Vorstellungen. Ein Blick auf die Wortklassen zeigt, dass die Substantive den größten Anteil an der Gesamtwortmenge mit 25,8% ausmachen (mit durchschnittlich 7,8 Substantiven per Anzeige). Bei Anzeigen männlicher Inserenten nimmt die Kategorie Substantive 26,8% ein, bei Frauenanzeigen 25%, welches Durchschnittswerte von 7,0 Substantiven per Anzeige bei Männern und 8,6 Substantiven per Anzeige bei Frauen ergeben. Frauen benutzen demnach durchschnittlich mehr Substantive per Anzeige als Männer, Männer dagegen aber mehr auf die Gesamtwortzahl bezogen. Die Maximum- und Minimumangaben bei Frauen und Männern fallen sehr unterschiedlich aus. Der Maximumwert belegt 16,0 Substantive bei einem männlichen Inserenten, 13,0 Substantive bei einer weiblichen Inserentin. Umgekehrt verhält es sich bei den Minimumwerten. Hier kommt ein männlicher Inserent mit nur einem Substantiv aus, eine Inserentin benutzt mindestens vier Substantive. Ein Blick auf die Verben zeigt, dass 15,4% aller Wörter der Gesamtwortanzahl auf diese Wortklasse entfallen, zu fast gleichen Teilen auf Anzeigen männlicher und weiblicher

83


InserentINNEN (15,3% M/ 15,4 % W). Für die entsprechenden Durchschnittswerte ergibt sich: 4,0 Verben per Anzeige bei Männern, 5,3 Verben bei Frauen und 4,7 Verben per Gesamtanzeigen. Die Maximumwerte liegen bei: 10,0 Verben W/6 Verben M. Eine Inserentin gebraucht nur ein Verb in ihrer Anzeige, ein Inserentin benutzt Minimum zwei Verben. Ein ähnliche Verhältnis spiegelt sich bei der Kategorie Adjektive wider. Den höheren Anteil weisen Frauen aus: 6,3 Adjektive durchschnittlich per Anzeige. Demgegenüber stehen 5,1 Adjektive männlicher Inserenten. Der Gesamtdurchschnittswert liegt bei 5,7 Adjektiven. Gemessen an der Gesamtwortanzahl entfallen 18,8% aller Wörter auf die Wortklasse Adjektive, 19,5% auf Annoncen von Männern, 18,3% auf Annoncen von Frauen. Die Maximum- und Minimumwerte sind für beide Geschlechter ähnlich, 11,0 Adjektive per Anzeige bei Männern und Frauen, mindestens zwei Adjektive bei Inseraten männlicher und mindestens ein Adjektiv bei weiblichen InserentInnen. Die prozentualen Werte für die beiden Kategorien Substantive und Adjektive sind höher bei „männlichen“ Anzeigen als bei „weiblichen“ (Substantive: 26,8% M/25,0% W; Adjektive: 19,5%M/18,3%W). Im Vergleich hierzu stehen die prozentualen Durchschnittwerte jedoch in einem umgekehrten Verhältnis für Männer und Frauen (Substantive: 7,0% M/8,6% W, Adjektive: 5,1% M/6,3% W). Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Gesamtwortmenge der „weiblichen Anzeigen“ mehr Belege auch anderer Wortklassen als die der drei analysierten Kategorien enthalten.

Im Anschluss folgt, analog zur Analyse der deutschen Anzeigen, eine Kategorisierung und nähere Analyse der Verben und eine Untersuchung der Wortklasse Adjektive.

84


Tab. Verb-S Verb söka träffa leva bo göra dricka spela svara höra av sig hitta planera sjösätta dansa resa börja vänta dela ringa röra på sig

Aktivität

Teilsumme tycka om gilla längta efter sakna hoppas

Emotion

Teilsumme spänna över bejaka veta finnas se ut

Sonstige

Teilsumme Modalität Teilsumme Summe ohne Modalverben

få vill

Anzeigen männlicher Inserenten 9 2 0 0 0 1 0 1 2 0 0 0 0 0 1 2 0 2 1 21 2 0 1 0 0 3 0 1 1 1 0 3 1 2 3

Anzeigen weiblicher Inserenten 7 0 1 1 1 0 1 0 3 1 1 1 1 1 0 0 1 0 0 20 2 2 0 2 1 7 1 0 0 2 2 4 1 1 2

30

34

Die Aktivitätsverben machen auch in den schwedischen Inseraten die größte Gruppe aus und werden von Männern und Frauen in gleichem Maße benutzt (21 M/ 20 W). Dieses Verhältnis bleibt auch bestehen, wenn man das Verb söka nicht mitberücksichtigt; dann ergeben sich 12 Belege bei männlichen Inserenten gegenüber 13 bei weiblichen. Das Verb söka steht für 39% der Gesamtbelege der Aktivitätsverben. Zwei Männer und drei Frauen äußern den dringlichen Wunsch den Rezipienten gegenüber, sich zu melden (höra av sig). Eine direkte Aufforderung zum Kontakt, kann durch hör av dig oder aber auch ring erfolgen; letztere Möglichkeit wird von zwei Männern genutzt. Es finden sich je zwei Belege für die Verben träffa, vänta und ringa bei männlichen Inserenten, keine

85


jedoch bei weiblichen. Diejenigen Männer, die keine Frau suchen (söka), möchten aber gerne eine treffen (träffa). Die beiden Verben söka/träffa

und höra av sig/ringa scheinen

gegeneinander austauschbar. Ein männlicher Inserent verstärkt seine direkte Aufforderung ring durch den impliziten Appell jag väntar, während sich ein zweiter mit ring gärna begnügt. Gemeinsam für die vier Verben höra av sig, träffa, vänta und ringa ist, dass sie zum Handeln auffordern und entweder untereinander austauschbar oder aber miteinander zu kombinieren sind und meist von Männern benutzt werden. Die Kategorie der Emotionsverben fällt relativ gering aus, es finden sich nur insgesamt drei Belege bei den Männern und sieben bei den Frauen, womit die Frauen in dieser Kategorie eindeutig stärker vertreten sind. Ein populäres Verb bei beiden Geschlechtern ist tycka om, welches von je zwei männlichen und weiblichen InserentInnen angewandt wird. Als Synonym zu tycka om kann das Verb gilla gebraucht werden, für das sich allerdings nur Belege bei weiblichen Inserentinnen finden lassen. Zwei Emittentinnen schreiben explizit, dass sie einen Partner vermissen (sakna) und drücken hierdurch aus, dass sie einen persönlichen Verlust/Mangel empfinden und sich implizit wünschen, diesen Sachverhalt zu ändern. Es kommen relativ wenige modale Hilfsverben vor, aber es konnten drei Belege für das Verb vill gezählt werden. Zwei Männer benutzen z. B. dieses Verb, um die Hervorhebung des volitiven Aspekts, unbedingt eine Partnerin treffen zu wollen (vill träffa), zu unterstreichen.

86


Tab. Adjektive-S Adjektiv/Partizip snäll, genomsnäll trevlig kärleksfull bra, gott söt bra (utseende) attraktiv vacker fräsch trygg mogen sensuell färgad vital smal lång kort vältränad blond brunett, brunt (hår) ungdomlig ung glad intresserad ärlig seriös oseriös spontan nyfiken positiv fin bilburen extrem nysvenska ekonom. oberoende livserfaren livslång inre yttre maximal rökfri snusfri barnfri djurfri x-årig fast kulturellt begåvad stabil pålitlig modig lite älrde kraftig född blåögd liknande ockulta nordiske lättsam centrala obotlig teoretiskt flesta mycket hög lugna charmig rolig viktig

Selbst M

W

1 0 0 1 0 1 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 1 0 2 0 1 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0

0 1 1 0 1 0 0 1 0 0 0 1 0 1 1 1 0 0 1 1 2 1 1 1 0 1 1 1 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 6 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Beschreibung Partner M W 0 2 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 3 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1

3 1 0 2 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 1 2 1 0 1 1 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1 0 0 0 0

Beziehung M W 0 2 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Summe M

W

Gesamt

1 4 1 1 0 1 1 1 1 2 2 1 1 0 0 1 0 0 0 1 1 0 1 1 3 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 4 2 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1

3 2 1 2 1 1 0 1 1 0 0 1 0 1 1 2 1 1 1 1 2 1 2 2 2 2 1 2 2 2 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 7 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0

4 6 2 3 1 2 1 2 2 2 2 2 1 1 1 3 1 1 1 2 3 1 3 3 5 3 1 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 6 2 2 1 9 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

87


egna sund mellersta

Summe 20

0 0 0

0 0 0

0 0 0

1 1 1

0 0 0

0 0 0

0 0 0

1 1 1

1 1 1

19

31

29

32

7

2

55

65

120

Die schwedischen Inserate weisen eine große Anzahl von Adjektiven auf (insgesamt 120 Stück mit Doppelbelegen, siehe Fußnote 11), mit einer höheren Frequenz bei Inserentinnen (55 M/65 W). Dies macht sich besonders bei der Selbstbeschreibung bemerkbar mit 19 Belegen bei Männern und 31 Belegen bei Frauen. Bei der Beschreibung des Partners ist der Unterschied geringfügig (29M/32W), jedoch gebrauchen männliche Inserenten bei der Partnerbeschreibung mehr Adjektive als weibliche (7M/2W). Hier muss allerdings hinzugefügt werden, dass der Adjektivanteil mit insgesamt neun Belegen für die Beziehungsbeschreibung relativ niedrig ist. Bei der Addition der Adjektivbelege in den anderen beiden Kategorien ergibt sich, dass insgesamt 61 Belege auf die Kategorie Partnerund 50 Belege auf die Kategorie Selbstbeschreibung entfallen. Es scheint, dass die Partnerbeschreibung, gemessen an der Anzahl der Eigenschaftswörter, für Frauen und Männer vorrangig ist. Vergleicht man die Belegsumme dieser beiden Kategorien (Selbst- und Partnerbeschreibung) für Frauen und Männer getrennt, findet man eine fast gleich große Anzahl Adjektive in Anzeigen weiblicher Inserentinnen für die Selbst- und Partnerbeschreibung (31 für die Selbst-, 32 für die Partnerbeschreibung). Bei Männern finden sich 19 Belege bei der Selbst- und 29 Belege bei der Partnerbeschreibung, ein Beweis dafür, dass Männer größere Sorgfalt auf die Beschreibung ihrer Wunschpartnerin verwenden als auf die Beschreibung der eigenen Person. Eigenschaftswörter mit mehr wie drei Belegen sind: snäll (lieb), trevlig (nett), ärlig (ehrlich), rökfri (Nichtraucher), x-årig (x-jährig). Die beiden Lexeme snäll und trevlig sind weniger aussagekräftig, da sie eine verallgemeinernde Bedeutung haben. Das Adjektiv snäll wird viermal in den schwedischen Anzeigen genannt, ein Mann beschreibt sich selbst als snäll und drei Frauen suchen einen lieben Partner. Mit einer Frequenz von sechs Stück ist das Eigenschaftswort trevlig anzutreffen. Es kommt in allen drei Beschreibungskategorien vor, wird von je zwei Männern bei der Beschreibung des Partners und bei der Beziehungsbeschreibung angewandt. Für das Lexem ärlig lassen sich fünf Belege finden, ein Mann sagt

20

Die in der Tabelle errechneten Summen stimmen nicht mit vorhergehenden Resultaten überein, da in dieser Zusammenstellung Doppelbelege sowohl in der Spalte Selbst- wie auch in der Spalte Partnerbeschreibung registriert wurden, z. B.: vi är ärliga, rök-snus och barnfria.

88


von sich, dass er ehrlich sei und auch eine ehrliche Frau sucht, ein Mann beschreibt sich als ehrlich und zwei Frauen suchen einen ehrlichen Partner. Das Adjektiv rökfri wird von Männern und Frauen für die Partner- und Selbstcharakteristik gebraucht und drei Männer und eine Frau betonen, sie möchten einen nichtrauchenden Partner, je ein Inserent und eine Inserentin betonen, selbst Nichtraucher zu sein. X-årig

ist

das

frequenteste

Adjektiv,

wird

indessen

aber

vorrangig

für

die

Selbstbeschreibung gebraucht und besonders von Frauen (zwei Belege bei Männern/sechs bei Frauen). Betrachtet man die Adjektive aus einer Wortbildungsperspektive, finden sich Determinativformen wie rökfri, livserfaren und vältränad, desubstantivierte Adjektive mit z. B. den Suffixen –full, –iv, -lig und –ig (kärleksfull, attraktiv, ungdomlig und modig), aber auch vereinzelt Perfekt- und Präsens-Partizipformen.

Zusammenfassung: •

Schwedische Frauen schreiben längere Anzeigen als Männer und ihre Annoncen können daher als informativer angesehen werden.

Die Kategorie Substantive nimmt den größten Anteil an der Wortmenge der Anzeigen ein.

Die Anzahl der Verben ist für Männer und Frauen anteilmäßig gleich.

Die Gruppe der Aktivitätsverben ist die größte Gruppe; auch bei Nichtberücksichtigung des Verbes söka, weist diese Gruppe die meisten Belege auf.

die Verben söka, träffa, höra av sig und ringa scheinen austauschbar und können miteinander kombiniert werden.

Die beiden Verben höra av sig und ringa fordern zur Handlung des Rezipienten auf und werden besonders von männlichen Emittenten benutzt

eine geringe Frequenz von Emotionsverben ist zu verzeichnen.

Männer benutzen auf die Länge der Anzeigen bezogen geringfügig mehr Adjektive als Frauen.

Frauen benutzten Adjektive zu gleichen Teilen für die Selbst- und Partnerbeschreibung, Männer in höherem Maße für die Partnerbeschreibung; d. h., Adjektive werden insbesondere für die Partnerbeschreibung gebraucht.

Die Ajektive snäll, trevlig, ärlig, rökfri und x-årig finden sich mit drei oder mehr Belegen.

Das Adjektiv snäll wird von Frauen bevorzugt zur Partnerbeschreibung angewandt.

89


Das Lexem trevlig findet sich in allen drei Beschreibungskategorien.

Das Eigenschaftswort x-årig ist am frequentesten und wird besonders von Frauen zur Selbstbeschreibung benutzt.

4.5.3 Interlingualer Vergleich

Der intersprachliche Vergleich erfolgt in gleicher Abfolge wie schon die Analyse der Einzelsprachen. Ausgangspunkt bildet eine Gegenüberstellung der für die deutschen und schwedischen Anzeigen erarbeiteten Mikrostruktur mit einer anschließenden kontrastiven Analyse der Verben und Adjektive.

Mikrostruktur:

Wie schon bei der Analyse der Makrostruktur festgehalten wurde, sind schwedische Anzeigen länger als deutsche. Für diesen Unterschied sind Anzeigen weiblicher, schwedischer Inserentinnen verantwortlich, die weitaus wortreicher sind als die männlicher schwedischer. Die Wortgesamtzahl der „männlichen“ Anzeigen ist für beide Sprachgruppen fast identisch. Weibliche deutsche Inserentinnen schreiben, die am Umfang gemessenen, kürzesten Annoncen. Die Anzahl der Substantive, die zahlenmäßig die größte Kategorie in beiden Sprachgruppen ausmacht, stimmt fast überein, mit leichtem Überhang auf der schwedischen Seite. Durchschnittlich benutzen die deutschen InserentInnen 7,2 Substantive pro Anzeige, die schwedischen 7,8. Bezogen auf die Gesamtwortzahl sind es Anzeigen weiblicher, deutscher InserentIinnen, die mit 35,2 % die absolut häufigsten Substantivbelege aufweisen, Anzeigen männlicher, deutscher Inserenten belegen mit 23,9% Substantiven bezogen auf die Gesamtwortmenge den niedrigsten Rang. Die hohe Substantivanzahl der deutschen „weiblichen“ Anzeigen bedingt, dass der Gesamtwert der Nomen in den deutschen Annoncen höher, nämlich bei 29,1% gegenüber 25,8% für die schwedischen Anzeigen liegt. Um dieses Verhältnis auszugleichen, so scheint es, werden in den schwedischen Anzeigen durchschnittlich 1,3 mehr Verben pro Anzeige als in den deutschen benutzt (3,4 D/4,7 S), umgerechnet auf die Gesamtwortzahl sind es 1,6 % mehr Verben (13,8% D/15,4%S). Schwedische (15,3%) und deutsche Männer (15,9%) und schwedische Frauen (15,4%) benutzen ungefähr gleich viele Verben, deutsche Frauen bedeutend weniger (11,3%). 90


Bei den Adjektiven, die an Umfang zweitgrößte Wortkategorie, sind die prozentualen Werte der Adjektivbelege hinsichtlich der Gesamtwortanzahl in beiden Sprachgruppen fast identisch (18,2% D/18,8% S); denselben Tatbestand findet man beim Vergleich der männlichen Vertreter beider Sprachgruppen; hier ist der prozentuale Anteil der Adjektive bezogen auf die Gesamtwortmenge bei deutschen Männern 19,3%, bei schwedischen 19,5 %. Ein etwas geringerer Anteil lässt sich bei deutschen InserentInnen konstatieren (17%), der zugunsten der Substantive für diese Teilgruppe geht. Es findet sich also eine relative Übereinstimmung bei den männlichen Vertretern dieser beiden Sprachgruppen, aber große Belegschwankungen bei weiblichen Inserentinnen für die Kategorien Substantive und Verben.

Verben: Tab. Verben-S/D

Deutsche

Verb

Schwedische

Anzeigen Anzeigen männlicher weiblicher Verb Inserenten Inserenten

suchen leben

8 1

7 0

melden

2

0

Aktivität antworten anrufen begegnen warten gehen

0 0 0 0 1

0 0 1 0 1

Summe

12

9

lieben verlieben freuen Emotion gern haben mögen vermissen

1 1 2

2 1 0

0

Summe

söka leva höra av sig svara ringa träffa vänta gå

Anzeigen Anzeigen männlicher weiblicher Inserenten Inserenten 9 0

7 1

2

3

1 2 2 2 0

0 0 0 0 0

18

11

älska förälska glädjas

0 0 0

0 0 0

0

tycka om

2

2

2 0

1 0

gilla sakna

0 0

2 2

6

4

2

6

In die Tabelle wurden Werte aufgenommen, wo es zwischen dem deutschen und dem schwedischen Verb eine direkte Entsprechung gibt und auch Werte, wo mindestens zwei

91


Belege in einer der beiden Sprachgruppen zu finden sind. Die Gruppe der „sonstigen“ Verben und modale Hilfsverben werden außer Acht gelassen.

In der Gruppe der Aktivitätsverben befindet sich das Verb suchen/söka mit den meisten Belegen, die für beide Sprachgruppen (15D/16 S), aber auch für beide Geschlechter fast gleichhohe Belegwerte zeigt (8 DM/9SM und 7DW/7SW). Das deutsche Verb melden, kann mit den schwedischen Verben höra av sig/svara/ringa übersetzt werden, wobei das deutsche Verb als Hyperonym der schwedischen Verben svara und ringa, angesehen werden kann. Aus diesem Grund wurden die Verben auf Wortfeldbasis in der Tabelle zusammengefasst 21. Jedes der Verben impliziert einen Appell an den Remittenten sich mit dem Emittenten in Verbindung zu setzten. Dies ist der Fall bei acht InserentInnen

der

schwedischen

Gruppe,

insbesondere

männliche

fordern

zur

Kontaktaufnahme auf. Hingegen finden sich nur zwei derartige Belege bei Anzeigen deutscher männlicher Inserenten, keine bei weiblichen. Die Kontaktanzeige als solche ist ein Gesuch einer Person an eine andere, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Dass die „natürliche“ Funktion einer Kontaktannonce nicht zusätzlich durch einen expliziten Kontaktappell zu verstärken wäre, könnte im tradierten Textsortenwissen der deutschen Sprachanwender verankert sein. Schwedische Emittenten sehen durch einen zusätzlichen Kontaktaufruf vielleicht eine Möglichkeit, schon anfänglich eine mehr persönlich orientierte Relation 22 aufzubauen, die von größerer Direktheit und Offenheit im Gegensatz zu respektvoller Zurückhaltung auf deutscher Seite geprägt wird. Jeder Empfänger soll sich als exklusiv auserwählt fühlen. Die beiden Belege für träffa und vänta auf der schwedischen, männlichen Seite, zeigen deutlich die Direktheit mit der sich der Emittent an den Rezipienten wendet: „Mogen 46-årig man vill träffa…jag väntar“, oder „Ring! Jag väntar“. Die deutschen Pendants lauten entsprechend: „Würde mich über deinen Anruf freuen!“, „ …und freue mich darauf, dass du dich meldest“ oder mit der noch direkteren Auffordrung „Bitte melde dich!“ Bei den Emotionsverben finden sich dagegen nur auf der deutschen Seite Belege für lieben und verlieben, zwei Lexeme, die als stark emotiv zu bezeichnen sind und nur mit Personenbezug zu benutzen sind. Auf der schwedischen Seite wählt man die abgeschwächten Varianten tycka om, gilla, welche sowohl sach- als auch personenbezogen angewendet

21

Wortfelder werden durch eine dicke Umrandung in der Tabelle markiert Durch das in Schweden übliche ”DU”, wird eine “Relation der Nähe“ auch zu Fremden signalisiert; die deutsche Gesellschaft kann als mehr „relationsdistanziert“ betrachtet werden. 22

92


werden können, in den untersuchten Beispielen aber nur in Kombination mit persönlichen Vorlieben und Hobbys genannt werden. Die korrekte deutsche Übersetzung mögen, die nur in Verbindung mit anschließendem Substantiv vorkommt, weist drei deutsche Belege auf; auf der schwedischen Seite finden sich sechs Belege, wenn die beiden Verben tycka om und gilla als Synonyme betrachtet werden. Abschließend soll noch festgehalten werden, dass die Gruppe der Aktivitätsverben für beide Sprachgruppen zahlenmäßig am größten ausfällt, insbesondere bei der schwedischen Gruppe und hier verstärkt bei männlichen Inserenten. Ein umgekehrtes Verhältnis findet sich bei den emotiven Verben, wo die deutsche Gruppe geringfügig mehr Belege aufweisen kann.

93


Adjektive:

In der nachfolgenden Datenaufstellung werden, um einen kontrastiven Vergleich zu ermöglichen, in erster Linie Adjektive berücksichtigt, die Belegwerte in beiden Sprachen aufweisen, aber auch solche, die mehr wie drei Belege in der jeweiligen Sprache vorzuweisen haben. Adjektive mit Einzelbelegen werden nicht berücksichtigt.

Tab. Adjektive-D/S Deutsche

Adjektiv

Schwedische

Anzeigen Anzeigen männlicher weiblicher Adjektiv Inserenten Inserenten

Anzeigen Anzeigen männlicher weiblicher Inserenten Inserenten

nett

2

2

trevlig

4

2

lieb

5

1

snäll/ genomsnäll

1

3

attraktiv gut aussehend schön sinnlich gefühlvoll gut schlank mittelschlank, mollig klein durchtrainiert jung junggeblieben motorisiert lustig (vielseitig) interessirt x-jährig

2

1

1

0

2 2 1 0 2 6

0 3 0 1 0 1

attraktiv bra utseende vacker sensuell kärleksfull bra/gott smal

1 1 1 1 1 0

1 1 1 1 2 1

0

3

kraftig

1

0

1 1 2 1 1 1

1 0 1 0 0 0

kort vältränad ung ungdomlig bilburen rolig

0 0 0 1 0 1

1 1 1 2 1 0

1

1

intresserad

1

2

2

1

x-årig

2

7

Summe

32

16

Summe

17

27

Das Adjektiv schlank mit 7 Belegen auf der deutschen Seite und das Adjektiv x-årig mit insgesamt 9 Belegen auf der schwedischen Seite, sind diejenigen Adjektive mit der höchsten Belegzahl in beiden Gruppen. Männliche, deutsche Inserenten wenden das Eigenschaftswort schlank in höherem Grad als weibliche, deutsche und schwedische Inserentinnen an. Ein Grund, warum gerade das Adjektiv schlank eine hohe Frequenz aufweist, kann mit der Beeinflussung der Medien in Bezug auf das dort vorherrschende Schlankheitsideal

94


zusammenhängen, welches sich schließlich in gewissen Erwartungshaltungen auch bei der Partnersuche zeigt. Vielleicht fühlen sich aus diesem Grunde auch drei deutsche InserentInnen dazu veranlasst, ausdrücklich daraufhin zu weisen, dass sie diesem Ideal nicht entsprechen oder entsprechen wollen und auch z. B. einen molligen Partner akzeptieren. Der relativ hohen Frequenz des Adjektives x-årig auf schwedischer Seite, mit insgesamt neun Belegen, stehen drei Belege des Adjektivs x-jährig auf deutscher Seite gegenüber. Warum sich dieses Derivat solcher Beliebtheit in den schwedischen Anzeigen erfreut, kann möglicherweise damit erklärt werden, dass sich Propositionen mit prädisponalem Attribut, wie z. B. „en ärlig 33-årig kille“, anstelle einer Nominalgruppe mit vorangestelltem Attribut und angefügter Apposition, „en ärlig kille, 33 år gammal“ ,flüssiger und unkomplizierter darstellen. Die beiden Adjektive schön und attraktiv werden vor allem von deutschen Inserentinnen angewendet, was, wie auch schon das Adjektiv schlank, auf eine Hervorhebung des äußeren Erscheinungsbildes hindeutet. Für den kontrastiven Vergleich kann bezüglich der Adjektive, die das konkrete äußere Erscheinungsbild einer Person beschreiben, festgehalten werden, dass eindeutig mehr Belege auf der deutschen Seite vertreten sind. Schwedische InserentInnen legen weniger Wert auf die Beschreibung äußerer Merkmale. Sich wandelnde Geschlechterrollen, bedingt durch die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft, zwingen weibliche Inserentinnen nicht mehr dazu, sich als Handelsware anzubieten und damit verbunden, ihre äußeren Vorzüge anzupreisen. Ein Trend, der durch männliche Inserenten erkannt wird und sich in deren Anzeigen widerspiegelt. Statt auf ein ansprechendes Äußeres, verschiebt sich der Blick auf die „inneren“ Qualitäten einer Person. Dass die Adjektive lieb/snäll in beiden Sprachgruppen relativ hohe Belegzahlen aufzuweisen haben, besonders sind es deutsche Männer, die nach „einer lieben Frau“ suchen, kann womöglich auf negative Erfahrungen bei der Partnerwahl zurückzuführen sein. Die beiden Adjektive lieb und snäll haben heute in beiden Sprachen eine leichte negative, pejorative Konnotation erhalten. Eine liebe Person wird oftmals gleichgesetzt mit Unterwürfigkeit und Anpassung, Eigenschaften, die in gleichgestellten Partnerschaften nicht angestrebt werden. Aus diesem Grund wird vermutlich das wertneutralere Adjektiv nett/trevlig als Substitut zu lieb/snäll angewendet, das sich mit sechs Belegen auf schwedischer und vier Belegen auf deutscher Seite vorfindet.

95


4.6 Analyse des Sender- und Adressatenbezugs Bei der Analyse des Sender- und Adressatenbezugs fällt ins Auge, dass das für eine vollständig geltende syntaktische Satzeinheit notwendige Personalpronomen relativ häufig ausgespart wird, welches aufgrund des sprachökonomischen Drucks, der die Kontaktanzeige unterliegt, aber als gebräuchliches sprachliches Stilmittel angesehen werden kann. Deshalb wird in der nachfolgenden Analyse hierauf nicht weiter eingegangen.

Die nachstehenden Tabellen geben Auskunft darüber, wie sich der Sender- und Adressatenbezug in den Anzeigen darstellt. Die Abkürzungen 1P, 2P, 3P stehen für 1. Person Singular u.s.w., 1PP bedeutet: 1. Person Plural. Eine Klammer gibt an, dass kein Pronomen verwendet wurde, es sich um eine elliptische Satzsequenz handelt, z. B.: „Suche eine liebe, gut und gemütliche Frau“.

4.6.1

Analyse der deutschen Anzeigen

Tab. S/A-Bezug-MD MD Emittent Anzeige 1 3P 2 1P 3 1P 4 (1P) 5 3P+(1P) 6 3P 7 1P 8 3P 9 3P 10 3P MD

Kombination 3P + 3P 1P + 3P (1P) + 3P 1P + 3P+2P 3P + 3P+2P 3P+(1P) + 3P+2P 1P + 2P

Remittent 3P 3P 3P+2P 3P 3P+2P 3P 2P 3P 3P+2P 3P Anzahl 4 1 1 1 1 1 1

Tab. S/A-Bezug-WD WD Emittent Anzeige 1 3P 2 3P 3 3P 4 3P 5 3P 6 1P+3P 7 (1P) 8 1P 9 3P/(3P) 10 3P WD

Remittent 3P 3P 3P 2P 3P 3P 3P 3P 3P 3P

Kombination 3P + 3P 3P + 2P 1P+3P + 3P (1P) + 3P 1P + 3P

Anzahl 5 1 1 1 1

3P/(3P) + 3P

1

Zum Senderbezug kann vermerkt werden, dass fünf männliche Inserenten und sieben weibliche Inserenten von sich in 3. Person sprechen. Der direkte Senderbezug in der 1. 96


Person, wird von vier männlichen und nur zwei weiblichen Inserenten realisiert, eine Kombination des direkten und indirekten Senderbezugs findet sich in nur je einer Anzeige auf männlicher und weiblicher Seite. Ein gleiches Bild zeigt sich für den direkten Adressatenbezug („du“), hier finden sich zwei Belege bei männlichen und nur ein Beleg bei weiblichen Inserenten. Drei der Männer wechseln zwischen direktem und indirektem Adressatenbezug. Ausschließlich den eher unpersönlichen Adressatenbezug in 3. Person wenden sechs Männer und neun Frauen an. Auffällig ist, dass sowohl der Sender- als auch der Adressatenbezug weitaus häufiger in indirekter Form realisiert wird. Kombinationsmöglichkeiten zwischen Sender- und Adressatenbezug sind vielfältig, aber fast die Hälfte aller Anzeigen weist die Kombination indirekter Senderbezug plus indirekter Adressatenbezug auf. Hieraus lässt sich schließen, dass durch die indirekten Bezüge Abstand zwischen den Kommunikationspartnern gehalten wird und ein mehr unpersönlicher Schreibstil von beiden Geschlechtern bevorzugt wird.

97


4.6.2 Analyse der schwedischen Anzeigen

Tab. S/A-Bezug-MS MS Emittent Anzeige 1 3P 2 3P+1PP+1P 3 3P 4 3P 5 1P 6 3P+(1PP) 7 (1P)+1P 8 3P+(1P) 9 1P 10 (1P) MS

Kombination 3P + 2P+3P+2P 3P+1PP+1P + 3P

3P + 3P+2P 3P + 3P 1P + 3P+2P 3P+(1PP) + 3P (1P)+1P + 3P 3P+(1P) + 3P+2P

(1P) + 3P+2P

Remittent 2P+3P+2P 3P 3P+2P 3P 3P+2P 3P 3P 3P+2P 3P+2P 3P+2P Anzahl 1 1 1 1 2 1 1 1 1

Tab. S/A-Bezug-WS WS Emittent Anzeige 1 3P 2 3P 3 3P+1P 4 3P 5 3P 6 3P 7 1P 8 (1P)+1PP 9 3P 10 1P WD

Kombination 3P + 2P 3P+1P + 3P+2P

3P + 3P+2P 3P + 3P 1P + 3P+2P (1P)+1PP + 2P 1P + 0

Remittent 2P 2P 3P+2P 3P+2P 3P 3P 3P+2P 2P 3P 0 Anzahl 2 1 1 3 1 1 1

Für die schwedischen Anzeigen weiblicher Inserentinnen kann konstatiert werden, dass der indirekte Senderbezug überwiegt (sechs Belege), bei männlichen Inserenten finden sich gleich viele Belege für den indirekten Senderbezug in 3. Person oder eine mögliche Kombination zwischen direktem/indirektem Bezug. Zwei männliche Inserenten wenden sogar den direkten Sender/Adressatenbezug in der Pluralform an („vi dricker måttligt“) und schaffen auf diese Weise eine sofortige Zusammengehörigkeit zwischen Emittent und Remittent 23. Auf der Seite des Adressatenbezugs ziehen männliche Inserenten einen Wechsel zwischen 3. und 2. Person vor (insgesamt sechs Belege), ein direkter Adressatenbezug findet sich in keinem Fall, dagegen vier Belege des indirekten Bezugs. Bei den weiblichen Emittenten finden sich je drei Belege des direkten, indirekten und eine Kombinationt direkter/indirekter Adressatenbezug.

23

Womöglich zeigen sich gerade hier die von Alfermann (1996) aufgegriffenen stereotypen Rollenvorstellungen, wonach das Handlungsmuster des Mannes Aktivität, Entschlossenheit unt Tatkraft ausdrückt. Die personale Pluralform greift dem Geschehen voraus und führt dem Adressaten ein Bild zukünftiger Zweisamkeit vor Augen.

98


Eine Inserentin wählt eine monologische Rezeption ihrer Gedankengänge als Anzeige ohne jeglichen Adressatenbezug: Jag är 32 årig akademiker, nyfiken, spontan, seriös och oseriös, med positiv livssyn. Tycker om allt som gör livet värt att leva. Mannen i mitt liv har jag inte hittat än!

Bedingt durch den Wechsel zwischen direktem und indirektem Sender- und auch Adressatenbezug, ergeben sich auf der schwedischen Seite eine große Anzahl von möglichen Kombinationen. Es hat den Anschein, dass dieser Wechsel ein beliebtes Stilmittel ist, um auf der einen Seite eine direkte persönliche Anbindung an den Rezipienten zu ermöglichen, auf der anderen Seite möchte man dann doch nicht allzu persönlich werden und wechselt aufgrund dessen die persönliche Anredeform innerhalb der Anzeige. Jedoch ziehen drei der weiblichen Inserentinnen die äquivalente Kombination von indirektem Sender- und indirektem Adressatenbezug vor.

4.6.3 Interlingualer Vergleich des Sender- und Adressatenbezugs

Bei der Gegenüberstellung der beiden Sprachgruppen im Hinblick auf den Sender- und Adressatenbezug können folgende Tendenzen festgemacht werden:

Der indirekte Senderbzug in 3. Person überwiegt in beiden Sprachgruppen, jedoch wählen männliche

Inserenten

auch

häufig

den

direkten

Senderbezug.

Kombinationen

direkter/indirekter Bezug finden sich vermehrt in den schwedischen Anzeigen. Auf der Seite des Adressatenbezugs lässt sich für deutsche Anzeigen beobachten, dass hier der indirekte Bezug überwiegt, was insbesondere für weibliche deutsche Inserentinnen gilt. Hingegen ziehen Vertreter der schwedischen Sprachgruppe einen Wechsel zwischen indirektem und direktem Bezug innerhalb einer Anzeige vor. Bei männlichen schwedischen Inserenten findet sich keine Beleg des konstanten direkten Adressatenbezugs. In der deutschen Sprachgruppe überwiegt die Kombination indirekter Sender- und Adressatenbezug, eine Tatsache, die sich auch für die weiblichen schwedischen Inserentinnen feststellen lässt. Eine andere Tendenz, die nur in schwedischen Annoncen anzutreffen ist, ist ein Überwechseln in die 3. Person Plural.

99


Der Sender und Adressatenbezug dient dem Emittenten dazu, Nähe und Abstand zum Remittenten zu schaffen. Eine Anzeige in direktem Bezug wird als persönlicher und ansprechender empfunden. Eine Erklärung, warum der indirekte Bezug auf der deutschen Seite überwiegt, könnte auf das allgemeine Sprechverhalten in der deutschen Gesellschaft, wo ein „Sie“ die Norm zwischen unbekannten Kommunikationspartner ist und respektvollen Abstand signalisiert, sein. Auffällig ist auch, dass der indirekte Sender- und Adressatenbezug häufig durch deutsche Inserentinnen realisiert wird. Die Frau hat sich nach veralterten Normen in „geziemer“ Zurückhaltung zu üben, jegliche Initiativen zur Herstellung von Kontakt zwischen Mann und Frau hatten von männlicher Seite auszugehen. Um diesen veralterten Normen zu entsprechen und „gebürtigen“ Abstand zu signalisieren, wählen deutsche Frauen möglicherweise den unpersönlichen indirekten Sender- und Adressatenbezug in ihren Anzeigen.

5

Diskussion

Eines der Grundbedürfnisse des Menschen ist es, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, mit anderen zu kommunizieren und Sachverhalte und Meinungen auszutauschen. Das sich hieraus entwickelnde menschliche Bedürfnis nach engeren Beziehungen und Zweisamkeit wird in einer Partnerschaft befriedigt. In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft, die hohe berufliche Ansprüche an das Individuum stellt und eine allgegenwertige Bereitschaft des Arbeitnehmers fordet, sind die natürlichen Plattformen, um neue Menschen nicht nur flüchtig, sondern auch auf persönlicher Ebene kennenzulernen, z. B. aufgrund Zeitmangels verschwunden oder zumindest begrenzt. Stattdesssen muss der Mensch, der Kontakt zu anderen oder konkret Kontakt zu einem prospektiven Partner sucht, oftmals auf die Hilfe der Medien zurückgreifen. Mit dem Fortschritt der Technik und der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie sind neue Plattformen entstanden, um solche Kontakte zu knüpfen. Das Printmedium jedoch, das Kontakte durch Kontaktinserate vermittelt, nimmt trotz neuer Technik immer noch einen wichtigen Platz bei der Kontaktsuche ein. Im Laufe der Zeit hat sich der Mensch ein tradiertes Textsortenwissen angegeignet, das es ihm ermöglicht auf konventionalisierte Muster bei der Textproduktion, auch von Kontaktanzeigen, zurückzugreifen. Diese Muster, die abhängig von gesellschaftlichen und sprachlichen Entwicklungen in den verschiedenen Kultur- und Sprachgemeinschaften sind, müssen notwendiger Weise aufgrund des Zusammenhanges von Sprache und Gesellschaft,

100


divergente

Muster

aufweisen,

können

aber,

zumindest

bei

sich

nahestehenden

Gemeinschaften, auch Konvergenzen aufweisen. Da sich Männer und Frauen beweislich in ihrem Sprachverhalten unterscheiden und von gesellschaflichen Normen und Werten in ihren geschlechtsspezifischen Rollen und Rollenerwartungen abhängig sind, ermöglicht eine sprachliche und inhaltliche Analyse der Kontaktannonce, diese gestellten Rollenerwartungen aufzudecken. Ein Wandel der Vorstellungen und Rollenerwartungen an das jeweils andere Geschlecht hat sich, entstanden durch die zunehmende Ausbildung und Berufstätigkeit der Frau, die nun nicht mehr nur für Hausarbeit und Kindererziehung verantwortlich ist, sondern eine theoretisch gleichberechtigte Position dem Mann gegenüber in der Gesellschaft einnimmt, vollzogen. Hierdurch bedingt, muss sich auch die Rolle des Mannes in der Gesellschaft verändern, eine Entwicklung, die sich auch in Kontaktanzeigen bemerkbar machen müsste. Diese Tatsache sollte besonders in Sprachgemeinschaften wie z. B. Schweden gelten, wo die Gleichberechtigung der Frau stark verankert ist und auch aktiv vorangetrieben wird. Das Ziel dieser Untersuchung war es, diese Sachverhalte anhand eines Textsampels schwedischer und deutscher Kontaktanzeigen durch eine kontrastive, textlinguistische Inhaltsund Strukturanalyse zu überprüfen. Hierzu wurden die verschiedenen Bausteine einer Kontaktanzeige herausgearbeitet und analysiert.

Bei der Analyse der Makrostruktur deutscher Anzeigen ergab sich entgegen dem von Eckkrammer (2002) aufgezeigten Bild, ein anderes. Die in meinem Sample untersuchten schwedischen und deutschen Anzeigen sind kürzer, enthalten weniger Sätze, Wörter und Abkürzungen. Diese Tatsache beruht vermutlich darauf, dass die von Eckkrammer (2002) ausgewählten Anzeigen einem anderen Anzeigentypus entsprechen. Hierzu läßt sich ableiten, dass der Anzeigentypus, der wiederum mit dem Leserkreis einer Zeitung in engem Zusammenhang steht 24, ein wichtiger Faktor ist, um einen verläßlichen Vergleich überhaupt anstellen zu können. Deshalb ist es unabdingbar, kompatible Anzeigenformen auszuwählen, wenn Vergleiche auf sprachlicher Ebene erfolgen sollen. Die von mir aufgezeigten Ergebnisse im makrostrukturellen Bereich, nämlich dass Frauen lt. Linke et. al. (2004) kürzer, aber, wie sich zeigte, mit verdichtetem Informationsgehalt „sprechen“, konnten nur für die deutsprachigen Anzeigen nachgewiesen werden. Bei den schwedischen ergibt sich ein umgekehrtes Bild, hier sind es die Anzeigen weiblicher 24

Anzeigen z. b. in der Zeit sind aufgrund eines vollkommen andersartigen sprachlichen Musters nicht mit den hier gewählten Anzeigen vergleichbar.

101


Inserenten 25, die bedeutend länger als die männlicher schwedischer und deutscher weiblicher Inserenten ausfallen. Die Fragen, die sich stellen sind, ob schwedische Frauen im Allgemeinen höhere Ansprüche an einen zukünftigen Partner und/oder eine zukünftige Beziehung stellen, was durch längere Anzeigen zum Ausdruck kommt? Sind deutsche Frauen in

ihren

Ansprüchen

zurückhaltender

und

dementsprechend

tiefer

in

alten

Rollenvorstellungen verwurzelt, und stellen ihre männlichen „Pendants“ nach wie vor höhere Ansprüche an eine präsumtive Partnerin und eventuell auch an eine zukünftige Partnerbeziehung? Ein mögliches Indiz dafür, dass eine Verschiebung zu Gunsten der Beschreibung „innerer Werte“ in den schwedischen Anzeigen (vgl. auch Bauer et al., 1997), nicht aber in gleicher Weise in deutschen stattgefunden hat, könnten bei der Betrachtung der Selbstbeschreibung die in deutschen Anzeigen häufiger vorkommenden Zahlenangaben, insbesondere bei der Selbstbeschreibung die Variable Größe 26 – auch Eckkrammer (2002) verzeichnet ein Vorkommen von 70% und mehr bei dieser Variable der Selbstbeschreibung – und die Variable Gewicht sein. Zusammen mit der Variable Alter erfolgt in den deutschen Anzeigen vorrangig über diese beiden Variablen die Selbstbeschreibung, was auf konventionalisierte Textmuster (vgl. Fagerberg & Friberg, 2002) und auf ein Festhalten an stereotype Rollenvorstellungen hindeutet. Auch in den schwedischen Anzeigen steht die Variable Alter „hoch im Kurs“. Sie dient für beide Sprachgemeinschaften als vorrangiger „Auswahlfilter“, wobei das Alter entweder bei der Selbst- oder aber bei der Partnerbeschreibung als Signal für den Leser zu werten ist, dass nur Personen mit „passendem“ Alter in den Auswahlkreis aufgenommen werden. Es zeigen sich überlieferte Vorstellungen, dass die Liebe zwischen zwei Personen nur für Partner gleichen oder ähnlichen Alters möglich scheint. Ein anderes Indiz für die Betonung innerer Werte bei den schwedischen Anzeigen ist die Tatsache, dass Angaben zur eigenen Persönlichkeit und zu eigenen Interessen (vgl. Weiß et al., 2003) in höherem Maß gemacht werden. Die Angabe des Berufes in den deutschen Anzeigen durch Männer und Frauen und nur geringfügige Belege dieser Variable bei den schwedischen Anzeigen, lassen auf veralterte und statusbeeinflusste Denkmuster schließen. Dies zeigt sich schließlich auch bei der Beschreibung des Partners. Unter den deutschen Anzeigen lassen sich bei der Beschreibung des Wunschpartners Belege dafür finden, dass deutsche Männer eine Partnerin mit ansprechender Statur suchen und attraktive und feminine Partnerinnen bevorzugen (auch Bauer et al., 1997). 25 26

Entgegen Thelanders Interviewstudie (1986) und Nordin (1980) siehe auch Dackholt (1982), Fagerberg et. al. (2002) und Trost in Stolt (1976),

102


Entgegen traditioneller Rollenvorstellen (siehe Alfermann 1996) wünschen sich jedoch deutsche Frauen einen männlichen Partner mit überwiegenden „emotionalisierten“ Charaktereigenschaften – also nicht typisch männlichen Eigenschaften -, wobei liebe, ehrliche und beziehungsfähige Partner von ihnen favorisiert werden. Die Hälfte der deutschen Männer bevorzugen lt. vorliegendem Sample liebe Frauen und entsprechen hiermit dem eher traditionellen Rollenmuster. Die Einstufung der Variable Persönlichkeit durch beide Geschlechter der schwedischen und deutschen Sprachgemeinschaft als die Variable, über die die Partnerbeschreibung maßgeblich erfolgt 27 und dementsprechend die höchsten Belege aufweist, läßt zum einen den Rückschluß zu, dass diese Größe als eine Art Erfolgsgröße für eine Partnerschaft angesehen wird. Partner mit der gewünschten Persönlichkeit scheinen für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft zu borgen. Zum anderen zeigt sich hier aber auch, dass höhere Anforderungen an einen Partner, als es früher üblich war, gestellt werden. Besonders bei den Frauen hat sich hier ein Wandel vollzogen. Wo man sich einst als „Handelsware“ angepriesen hat, geht man nun von einer eher passiven Rolle in eine aktive über und stellt sehr direkt Ansprüche an einen prospektiven männlichen Partner. Dackholt (1982) stellte fest, dass Frauen höhere Anforderungen in Bezug auf das Alter, Aussehen und den Status 28 an ihre Wunschpartner stellen, Eigenschaften, die das äußere Wesen eines Menschen beschreiben. Jetzt hat es den Anschein, dass sich bei der Partnerbeschreibung durch Frauen eine Verschiebung hin zu den inneren Werten des Wunschpartners vollzogen hat. Neben der Persönlichkeit und des Alters eines Partners legen die schwedischen InserentInnen Wert auf die Angabe der Interessen des Partners. Durch diese Aufgabe erfolgt eine zusätzliche Absicherung, auch Partner mit Vorlieben, die den eigenen Interessen nahekommen, finden zu können, was letztendlich für eine befriedigende Partnerschaft nicht unwichtig ist; siehe auch Falböck (2002), Bauer et al. (1997), Weiß et al. (2003). Hingegen definieren die deutschen InserentInnen auf männlicher Seite einen Partner, nach den Variablen Persönlichkeit und Alter, durch die Variable Aussehen, auf weiblicher Seite wird der Wunschpartner an dritter Stelle über die Angabe einer bestimmten Größe beschrieben. Die schwedischen Anzeigen zeigen hier, dass die Inserenten eindeutig einen Partner durch die gesamte Persönlichkeitscharakteristik definieren, wohingegen in den deutschen Anzeigen teilweise traditionelle Rollenmuster zum Vorschein kommen und wo die äußere Charakteristik eines Menschen hervorgehoben wird 29. Beachtet werden muß aber, dass es

27

Eckkrammer macht für das deutschsprachige Sample eine entsprechende Aussage konform mit Eagly (1987), wonach die männliche Rolle, die des „resource provider“ ist. 29 vgl. Alfermann: besonders Männer suchen entsprechend ihrer Geschlechterrolle nach attraktiven Frauen. 28

103


sich, wie von mir angenommen, bei der Variable Interessen um eine Signalvariable für die weiblichen Inserenten handelt, d.h. es werden entweder eigene Interessen oder die Vorlieben des Partners angegeben, da eine Übereinstimmung der Interessen (vgl. Weiß et al. 2003) beider Partner wahrscheinlich entsprechend der Homogamtheorie vorausgestezt wird. Bei der Analyse der Gesamtinformationsstruktur der Kontaktanzeigen waren interlinguale Divergenzen auf der Ebene der Beziehungsbeschreibung auffällig. Der Groβteil der deutschen InserentInnen machen diesbezüglich Angaben, auf schwedischer Seite sind es nur die männlichen Inserenten. Möglicherweise definieren die schwedischen weiblichen Inserenten indirekt eine angestrebte Beziehung über die Variablen Interessen und Persönlichkeit, oder gehen davon aus, dass eine gemeinsame Partnerbeziehung auch ein gemeinsames Gestalten dieser Relation voraussetzt und nicht schon vorab einseitig definiert werden sollte. Klarheit könnten hier aber nur weiterführende Interviewstudien mit den InserentInnen bringen. Zu bemerken ist jedoch, dass die Mehrheit der Frauen, insbesondere deutsche, ihre Kontaktanzeige mit einer Selbstbeschreibung einleiten. Vorrangig wird also auf die eigenen Vorzüge verwiesen, was den „Marktplatzcharakter“ der Kontaktanzeige unterstreicht und auf noch bestehende Geschlechterrollen hindeutet: „Schöne Frau sucht reichen Mann“. Entsprechend fordern vorwiegend nur Männer in ihren Anzeigen zur direkten Kontaktaufnahme auf: Würde mich über deinen Anruf freuen, ring gärna, hör av dig. Ein möglicher Hinweis darauf, dass die Rolle des Initiators entsprechend veralterter Geschlechterrollen dem Mann zukommt, wohingegen der Frau die eher passive Rolle zufällt. Keine Belege zur direkten Kontaktaufforderung sind auf deutscher, weiblicher Seite zu finden, was den Schluß zuläßt, dass die deutsche Frau in ihrer Emanzipation verglichen mit der schwedischen noch nicht so weit fortgeschritten ist.

Bei der Untersuchung der Mikrostruktur konnte durch den hohen Anteil an Substantiven der deutschen Anzeigen nachgewiesen werden, was schon Carlsson (2004) als Divergenz im Sprachverhalten der beiden Sprachgemeinschaften konstatierte: der Nominalstil ist ausgeprägter in der deutschen Sprachgemeinschaft vorzufinden. Die Tatsache, dass jedoch deutsche Frauen vermehrt auf den Nominalstil zurückgreifen als Männer, könnte auf eine zunehmende Intellektualisierung der Frau hindeuten, da der komplexe Nominalstil besonders ausgeprägt in höheren Bildungsschichten anzutreffen ist. Eine Anpassung des weiblichen Sprachverhaltens an männliche Norm scheint sich hier anzudeuten. Eine Tendenz in entgegengesetzter Richtung ist bei den Anzeigen deutscher Männer zu registrieren; sie benutzen mehr emotive Verben als Frauen, obwohl laut den Ergebnissen von Nordin (1980) 104


das weibliche Sprachverhalten durch Emotionalität gekennzeichnet wird. Sollte dies ein Hinweis darauf sein, so wie schon Falböck (2002) bemerkte, dass sich „Mann“ in einem Anpassungsprozess befindet und sich den Wünschen der Frauen nach einem Partner mit interaktionsrelevanten Eigenschaften anpasst? Hierfür spricht auch, dass auf das positive eigene äußere Erscheinungsbild bei der männlichen Selbstbeschreibung verwiesen wird. Da in den vergangenen Jahren auch der Mann als Sex- und Reklameobjekt von den Medien entdeckt wurde, scheint dieser Trend auch in Kontaktanzeigen seinen Durchschlag zu finden. Allerdings zeigt sich in den schwedischen Anzeigen, dem „Normalbild“ entsprechend, dass Frauen, und nicht Männer, verstärkt emotive Verben in ihren Anzeigen verwenden. Auch scheinen schwedische Männer der Rolle des initiativbegehrenden Parts verstärkt nachzukommen, da sie gerne handlungsauffordernde Verben verwenden, schwedische Frauen hier doch eher zurückhaltend agieren. Ein anderes Indiz für das noch Verhandensein stereotyper Rollenvorstellungen, die dem Mann die Rolle des Wählenden, der Frau die Rolle der Erwählten zusprechen, ist die Tatsache, dass schwedische Männer für die Partnerbeschreibung eine weitaus größere Bandbreite und ein höheres Belegvorkommen an Adjektiven aufweisen. In Bezug auf den Adressatenbezug kann bemerkt werden, dass der indirekte Bezug in deutschen Anzeigen besonders von weiblichen Inserenten bevorzugt wird. Veralterte Normvorstellungen, nach denen sich Frauen in ihren Wünschen „in Zurückhaltung üben sollten“, könnten hier ein möglicher Grund sein.

Durch eine textlinguistische Analyse war es möglich, auf noch bestehende Norm- und Wertvorstellungen in der schwedischen und deutschen Sprachgemeinschaft zu schließen. Geschlechtsspezifische Stereotypen und geschlechtsspezifisches Rollenverhalten konnten sowohl für das schwedische als auch für das deutsche Anzeigensample verzeichnet werden, doch zeigte sich im deutschen Untersuchungskorpora, dass dort das Festhalten an diese Rollen noch verstärkt anzutreffen ist, wenngleich eine Auflösung der alten Rollen und des internalisierten Rollenverhaltens der Geschlechter zu sehen ist. Wie vermutet, zeigte sich in den schwedischen Anzeigen, dass durch die Emanzipation und die Berufstätigkeit der Frau bedingt, die Auflösung dieser Rollen weiter fortgeschritten ist. Besonders die schwedischen Männer haben hier einen Wandel vollzogen, der sich dadurch äußert, dass von ihnen weibliche Eigenschaften auf emotionaler Ebene („emotionaler Ausgleich“) gefordert und auch angeboten werden. Wie es den Anschein hat, passen sich die

105


Geschlechter in ihren Charaktereigenschaften zunehmend einander an, was in einer demokratischen und damit auch gleichgestellten Gesellschaft unabdingbar ist.

Um die hier vorliegenden Ergebnisse verifizieren zu können, wäre es empfehlenswert auch Interviewstudien mit den InserentInnen durchzuführen. Außerdem muss beachtet werden, dass die inserierenden Frauen und Männer in den Anzeigen ein Bild von der eigenen Personen projizieren, das nicht unbedingt realitätsbezogen sein muss. Durch den „Reklamecharakter“ der Kontaktannonce bedingt, erfolgt die Zeichnung der eigenen Personencharakteristik vor allem in positiver Form, wie auch Fagerberg et al. (2002) festgestellt haben. Daher würden weiterführende Fragen an den Inserenten, aus welchen Gründen man z.B. auf bestimmte sprachliche Ausdrücke zurückgreift, Auskunft darüber geben können, wie tief das Textmuster der Kontaktanzeige verwurzelt ist und inwieweit tatsächlich stereotype Rollenvorstellungen bei den Interviewpersonen anzutreffen sind.

„Das einheitliche Ideal vom Marlboro-Mann existiert nicht mehr, obwohl in Politik, Wirtschaft und Verwaltung noch das traditionelle Bild von Macht, Leistung, Konkurrernz und Pokerface vorherrscht. Daneben kennen wir aber auch die neuere Version des Mannes, der sich um die Kinder kümmern will und mit der Partnerin anders umgeht. […] Nicht nur Männer haben Mühe mit einer veränderten Männerrolle, sondern auch die meisten Frauen. Für sie ist der traditionelle, gut verdienende Mann mit hohem Prestige einfach attraktiver, als einer der gut spült. Bei der Partnerwahl schauen Frauen tatsächlich mehr auf die soziale Potenz, während Männer mehr auf Schönheit achten. […] Die Eindimensionalität muss aufgebrochen werden. Frauen haben ihr auf Haus und Kind reduziertes Rollenprofil bereits geknackt. Auch für die Männer brauchen wir neue Bilder,…“

(lt. Walter Hollstein, Professor am Institut für Geschlechter- und Generationsforschung, Universität Bremen im Interview mit Meike Brukus von der Zeitrschrift PETRA, im Juli 2006.)

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6 Zusammenfassung Eines der Grundbedürfnisse des Menschen ist es, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, mit anderen zu kommunizieren und Sachverhalte und Meinungen auszutauschen. Das sich hieraus entwickelnde menschliche Bedürfnis nach engeren Beziehungen und Zweisamkeit wird in einer Partnerschaft befriedigt. In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft, die hohe berufliche Ansprüche an das Individuum stellt und eine allgegenwärtige Bereitschaft des Arbeitnehmers fordert, sind die natürlichen Plattformen, um neue Menschen nicht nur flüchtig, sondern auch auf persönlicher Ebene kennenzulernen, verschwunden oder zumindest begrenzt. Stattdesssen muss der Mensch, der Kontakt zu anderen oder konkret Kontakt zu einem prospektiven Partner sucht, oftmals auf die Hilfe der Medien zurückgreifen. Mit dem Fortschritt der Technik und der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie sind neue Plattformen entstanden, um solche Kontakte zu knüpfen. Das Printmedium jedoch, das Kontakte mittels Kontaktinserate vermittelt, nimmt trotz neuer Technik immer noch einen wichtigen Platz bei der Kontaktsuche ein. Im Laufe der Zeit hat sich der Mensch ein tradiertes Textsortenwissen angeeignet, das es ihm ermöglicht auf konventionalisierte Muster bei der Textproduktion auch von Kontaktanzeigen zurückzugreifen. Diese Muster, die abhängig von gesellschaftlichen und sprachlichen Entwicklungen in den verschiedenen Kultur- und Sprachgemeinschaften sind, müssen notwendiger Weise aufgrund des Zusammenhanges von Sprache und Gesellschaft divergente Muster aufweisen, können aber, zumindest bei sich nahestehenden Gemeinschaften, auch Konvergenzen aufzeigen. Da sich Männer und Frauen beweislich in ihrem Sprachverhalten unterscheiden und von gesellschaftlichen Normen und Werten in ihren geschlechtsspezifischen Rollen und Rollenerwartungen unterscheiden, ermöglicht eine sprachliche und inhaltliche Analyse der Kontaktannonce, diese gestellten Rollenerwartungen aufzudecken. Die Zielstellung dieser Arbeit ist es textinterne Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kontaktanzeigen deutscher und schwedischer Zeitungen herauszuarbeiten, um einen möglichen

Wertewandel

in

Bezug

auf

Partnerschaften

und

Selbst-

und

Fremddarstellungsmustern in der Gesellschaft aufzudecken. Durch eine kontrastive, textlinguistische Struktur- und Inhaltsanalyse war es möglich, auf bestehende Norm- und Wertvorstellungen in der schwedischen und deutschen Sprachgemeinschaft zu schließen. Geschlechtsspezifische Stereotypen und geschlechtsspezifisches Rollenverhalten konnten sowohl für das schwedische als auch für das deutsche Anzeigensample verzeichnet werden,

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doch zeigte sich im deutschen Untersuchungskorpora, dass dort das Festhalten an geschlechtsspezifische Rollen noch verstärkt anzutreffen ist, wenngleich eine Auflösung der alten Rollen und des internalisierten Rollenverhaltens der Geschlechter zu sehen ist. Es zeigte sich in den schwedischen Anzeigen, dass durch die Emanzipation und die hohe Berufstätigkeit der Frau bedingt, die Auflösung dieser Rollen weiter fortgeschritten ist. Besonders die schwedischen Männer haben hier einen Wandel vollzogen, der sich dadurch äußert, dass von ihnen vermehrt weibliche Eigenschaften auf emotionaler Ebene gefordert und auch angeboten werden.

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