curt Magazin München #87 // Untenrum

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curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 87 // SOMMER 2017

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 87 // SOMMER 2017

UNTENRUM


KINO, MOND & STERNE

09.06. – 03.09.2017 auf der Seebühne/Westpark

JULI & AUGUST Di 25.07. Axolotl Overkill Mi 26.07. KINO, MOND & STERNE KURZFILMNACHT. Do 27.07. Expedition Happiness Fr 28.07. Pirates of the Caribbean:

Salazars Rache

Sa 29.07. Sing So 30.07. BENEFIZ. Mo 31.07. Di 01.08. Mi 02.08. Do 03.08. Fr 04.08.

Schweinskopf al dente European Outdoor Film Tour 16/17 (OmU) Einmal bitte alles Maria Mafiosi Jeder sehnt sich nach Familie Das Pubertier Die Taschendiebin

Sa 05.08. Mamma Mia!

Fr 18.08. American Honey

So 06.08. Embrace - Du bist schön

Sa 19.08. Eine unerhörte Frau

Mo 07.08. International Ocean Film Tour Vol.4

So 20.08. Plötzlich Papa!

(OmU) Di 08.08. Axolotl Overkill

Mi 09.08. DIE KULTFILMNACHT DER STADTSPARKASSE MÜNCHEN.

Mo 21.08. Expedition Happiness Di 22.08. European Outdoor Film Tour 16/17 (OmU) Mi 23.08. Ein Dorf sieht schwarz

Do 24.08. Ich, Daniel Blake Pulp Fiction Fr 25.08. Die Erfindung der Wahrheit Do 10.08. Begabt - Die Gleichung eines Lebens Sa 26.08. Ich - Einfach unverbesserlich 3 Fr 11.08. MUNICH SURF & SKATE FESTIVAL. So 27.08. La La Land (OmU) Surf & Skate Filmnacht (OV) Sa 12.08. Ich - Einfach unverbesserlich 3 So 13.08. Das Pubertier Mo 14.08. Pirates of the Caribbean:

Salazars Rache

Di 15.08. Die Schöne und das Biest (OmU) Mi 16.08. Weit. Die Geschichte von einem

Weg um die Welt Do 17.08. Die Erfindung der Wahrheit

EINTRITT: € 7,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: 20.00 Uhr. Start: Im Juli 21.15 Uhr und im August 21.00 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

www.kino-mond-sterne.de

Mo 28.08. SURF-FILMNACHT.

Proximity + Fishpeople Di 29.08. Tomorrow - Die Welt ist voller Lösungen Mi 30.08. Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt Do 31.08. Begabt - Die Gleichung eines Lebens Ab 01.09. WEITERE TERMINE


VORWORT Ich bin einmal aus Versehen in einen Swingerclub geraten. Ich war auf der Suche nach einem Bankautomaten, kam in eine dunkle Straße und betrat einen Eingang, über dem ein leuchtendes EC-Zeichen hing. Drinnen merkte ich, dass das gar kein Bank-Foyer, sondern eine Bar war. Ich dachte, dann kann ich auch gleich bleiben und was trinken. Ich machte es mir in einem Sessel bequem und nippte an meinem Getränk, da setzte sich eine Frau in einem kurzen T-Shirt auf den Sessel gegenüber. „Ein neues Gesicht, wie schön!“, sagte sie. „Ich bin nicht so oft in der Gegend“, antwortete ich. Dann bemerkte ich, dass die Frau außer ihrem T-Shirt gar nichts anhatte. „Ist das Leder beim Hinsetzen nicht recht kalt am Hintern? Ich stelle mir vor, dass das beim Aufstehen auch ein bisschen klebt.“ Es ist schwer, als Angezogener ein vernünftiges Gespräch mit einer Nackten zu führen. Sie schmunzelte nur. Ich schaute mich im Raum um. Außer uns saßen noch einige andere Menschen auf Sesseln, Sofas oder in Kissenecken. Alle waren nackt und teilweise bereits beim Sex. Komisch, wie mir das beim Hereinkommen nicht aufgefallen war. Die Frau musterte mich und blickte mir immer wieder zwischen die Beine. „Wie sieht es denn aus“, sprach sie in Richtung meines Schrittes, „wollen wir uns dann mal ausziehen?“ „Also, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich bin hier eigentlich nur für eine Recherche“, wollte ich mich herausreden. Dass ich den Laden mit einer Bank verwechselt hatte, wollte ich nicht zugeben. „So? Und was recherchierst du?“ „Och, die verschiedenen Facetten des Nachtlebens, weißt du, eher unspezifisch; mal sehen, wo es hinführt. Also, mehr Ideen sammeln eigentlich.“ „Na, professionell klingt das nicht, wenn du mich fragst, eher nach einer Ausrede, weil du auf einmal Angst bekommst.“ „Und Sie kennen sich mit Journalismus aus, ja?“ „Nun, ich bin in der Redaktion der Süddeutschen, also schätze ich, dass ich auf dem Gebiet recht firm bin.“ „So, so, dann sind Sie es, die hier gerade eine Recherche macht?“ Sie lachte wieder. „Wir machen hier regelmäßig unsere Redaktionsfeiern. Das sind alles meine Kollegen. Die übrigen 20 Leute sind im Darkroom. Aber lenk nicht ab, was ist jetzt mit Ausziehen?“ Jetzt stand sie auf, kam zu mir herüber und stellte sich, einen Arm in die Hüfte gestemmt, vor mich hin, ihr Schritt auf meiner Augenhöhe. „Also?“, fragte sie. Ich trank hastig aus, blickte auf meine Uhr und rief: „Oh, so spät schon, jetzt muss ich aber wirklich los, heute auch noch gar nicht geduscht!“ Dann rollte ich mich seitlich vom Sofa herunter und verließ hastig die Bar. Und eins ist mal klar: Früher war untenrum mehr Lametta. Euer Thomas


# 87 UNTENRUM

COVERMOTIV: Lara Freiburger lara-freiburger.squarespace.com

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act Check: Untenrum F Oben München, unten Venedig: Münchner Stadtbäche Zufallsgenerator: Welche Leichen hast Du im Keller? Unter Druck – mit Chefkoch Martin Baudrexel Kultur untenrum – Highlights aus dem „Untergrund“ Von ganz unten zum Erfolg: Epic Fail Night Untenrum feat. Sophia Süßmilch Lindas Flowchart: Intimrasur BHs für ungleich große Brüste: bravaria Untenrum feat. Alina Oswald – „Moments“ Ubahnfahren für Noobs: ein Leitfaden Äikàffà: Shopping-Tipps für „Untenrum“ Der Blog der Dinge: Kloagschmoas-Schubladen curt präsentiert: Konzerte Manic Street Parade 2017 50 Jahre Trikont Im Gespräch mit Eva Mair-Holmes und Achim Bergmann Der weinbrandt rät: U.W.E oder sag nein zum Noagerl Porträt: Korner München under pressure Im Gespräch: Konstantin Wecker Bilderrätsel: Irgendwas mit unten Impressum Hinten raus: Flamingoblume


FREILUFTKINO

NACHTBIERGARTEN veranstaltet durch:

TUMBLINGERSTR. 29 (U3 - U6 POCCISTR.) ÖFFNUNGSZEITEN: MO-DO 18:00-1:00 FR 16:00-1:00 SA-SO 14:00-1:00

UNTER DEN STERNEN

VIEH H F KINO

1.288 OPEN-AIR PLÄTZE


TEXT: CARLA SCHWEIZER, PETRA KIRZENBERGER, STEPHIE SCHERR, SIMONE REITMEIER, DAVID EISERT // ARTWORK: SIMONE REITMEIER

UNTENRUM FACT CHECK

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Das Wort Avocado stammt aus dem Aztekischen und bedeutet

Das Kondom wurde benannt nach dem EARL OF CONDOM, dem Leibarzt von König Charles II.

tig. ch sü ex ts ch re

Der Royal galt a ls r eg el

Wer in München unter 1.350 Euro im Monat hat, gilt als arm. Fast jeder 5. Münchner ist arm oder von Armut bedroht.

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N E Beim ISAR CLEAN UP 2017 haben über

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ihren Samstag genutzt, um die Isar von Kippen , Kronkorken und andere m Müll zu befreien.

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Die tiefste Stelle der U-Bahn München befindet sich zwischen Stachus & Odeonsplatz

Obwohl die Kosmetikindustrie unermüdlich neue Produkte auf den Markt bringt, ist sie für Finger- und Zehennägel erstaunlich unkreativ. Bei Nagellack gilt: One size fits all.

ES GIBT KEINEN SPEZIELLEN LACK FÜR FUSSNÄGEL.

Auch sonst werden die Füße nachlässig behandelt. Gibt es für jeden der fünf Finger einen eigenen Namen, der auch im allgemeinen Sprachgebrauch Verwendung findet, nennt man bei den Zehen allgemein nur den

Schon auf ägyptischen Hieroglyphen sind Frauen mit Rasiermesser und kleinem SCHAMHAAR-DREIECK zu sehen. Auch altgriechische Bildhauerkunst zeigt griechische Göttinnen und Fußvolk-Frauen fast immer komplett enthaart.

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METER UNTER DER ERDE

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und den KLEINEN ZEH. Die drei dazwischen sind eher namenlos.

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kamen dabei fast 3 Müllsäcke zusammen.

UNTER ALLER

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SAU leitet sich aus dem jiddischen „seo“ (= Maßstab) ab, hat mit dem Schwein also nichts zu tun. Eine andere Deutung bezieht sich auf auf den Trostpreis in Form eines Schweines bei Wettbewerben.

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MINUTEN


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OBEN MÜNCHEN UNTEN VENEDIG

TEXT: FRANZISKA BÄR // ILLU: SVEN OPPEL

Der Platz rund um die Pfarrkirche St. Anna im Herzen des Lehel ist ein kleiner Ruheort, eingezwängt inmitten der lebhaften Großstadt. Das Spannende an Lehels zentralem Ruheplätzchen ist jedoch nicht das deutlich Sichtbare, sondern das, was untenrum passiert. Die Reise in die Vergangenheit führt in den Untergrund, direkt unter die Pfarrkirche. Wer von dort aus weiter Richtung Prinzregentenstraße läuft, dann die Augen schließt und einen ruhigen Moment erwischt, der hört es irgendwann leise gurgeln und plätschern. Von Schritt zu Schritt wird das Geräusch lauter. Man könnte sich nach Venedig träumen. Venedig führt tatsächlich auf die richtige Fährte in Münchens Vergangenheit. Im 19. Jahrhundert erhielt München den Spitznamen „KleinVenedig“. Die Altstadt war durchzogen von plätschernden Bächen namens Roßschwemmbach, Katzenbach, Strohschwemm-, Münz- oder Krankenhausbächl. Der Stadtmühl- und der Stadtsägmühlbach fließen heute noch unter dem St.-Anna-Platz hindurch gen Norden. Die alte Münchner Stadtmauer war eingerahmt von Wasser. Heute weiß das kaum einer mehr. Kein Wunder: Zu sehen ist von alledem nichts, zwischen St.-Anna-Platz und Prinzregentenstraße bleiben immerhin die gurgelnden Töne. Die Seitenarme der Isar hingegen winden sich überall unter der Stadt – nicht nur im Lehel: Ein Bächenetzwerk, 175 Kilometer lang, erstreckt sich unter München. Das entspricht in etwa der Entfernung von München bis nach Lienz oder Voralberg in Tirol. Zum Vergleich: Die Isar, die vom Karwendelgebirge in Tirol bis nach Deggendorf fließt, ist 295 Kilometer lang. Wären die Bäche nicht tief verborgen in Münchens Untergrund, sondern würden an der Oberfläche durch die Stadt sprudeln, wäre München tatsächlich wieder ein kleines Venedig. ►


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Offene Bachstrecken Überwölbte Bachstrecken Aufgelassene Bäche

Isartor

Marienplatz

Sendlinger tor


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Die früher wohl wichtigsten und größten Stadtbäche waren der Westermühlbach, der von Süden in den Glockenbach in der Pestalozzistraße und entlang der Sonnenstraße in den Westlichen Stadtgrabenbach übergeht. Der Westermühlbach speist die inneren Stadtbäche, die früher in die von den mittelalterlichen Stadtmauern umgebene Stadt flossen. Der zweite wichtige Arm – die Ergänzung zum Westermühlbach – ist der Pesenbach. Er speist die äußeren Stadtbäche, die in der Vergangenheit zwischen der Stadt und der Isar flossen. Beide großen Bachläufe sind bereits weiter südlich aus dem Großen Stadtbach entstanden – er verläuft noch heute auf der Westseite des Flauchers. Früher glitten dort große Flöße entlang, sie waren wichtig für den Münchner Handelsverkehr. Von großer Bedeutung für München war damals außerdem der Dreimühlenbach. Er zweigt sich bereits vor dem Großen Stadtbach von der Isar ab. An ihm lagen drei wichtige Mühlen – unter anderem die Brudermühle, an die heute noch die Brudermühlstraße, die -brücke und der -steg erinnern. Auch das Dreimühlenviertel ist nach dem früheren Bachlauf benannt. Nach und nach nahm die Bedeutung der Stadtbäche für München ab. Mehr noch: Für die schnell wachsende Landeshauptstadt wurden sie zur Last. Es wurde mehr Platz benötigt, mehr und mehr Wohnungen sollten gebaut werden. Stadtbäche mussten weichen. Spätestens mit dem Bau der U-Bahn in den 1960er-Jahren wurden die meisten Bachläufe zugeschüttet. Im Sinne der Bürger war das nicht immer – schnell formierte sich Widerstand: Bereits in den 1970ern protestierten viele Münchner, die ihre Bäche wiederhaben wollten. Zahlreiche Bürger und Initiativen haben damals mehrere Anläufe genommen, Betondeckel wieder aufzureißen. Seit einem Stadtratsbeschluss von 1999, den Auer Mühlbach nördlich des Nockherbergs von

PESENBACH IN DER ISARVORSTADT, 1826 CARL FRIEDRICH HEINZMANN, QUELLE: WIKI


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seinem Betondeckel zu befreien, sind die Stadtbäche wieder komplett ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Bis heute kämpfen die Umweltschutzorganisation Green City e. V. und das Münchner Forum darum, Münchner Stadtbäche erneut an die Oberfläche zu holen, was große Zustimmung im Stadtrat findet. Natürlich ist das mittlerweile nur noch an wenigen Stellen möglich. Eine Machbarkeitsstudie zeigt aber: Gerade zwischen Sendlinger Tor und Stachus, wo parkende Autos aktuell jede Aufenthaltsqualität nehmen, ist es möglich, den Westlichen Stadtgrabenbach wieder nach oben sprudeln zu lassen. Momentan fließt der Bach durch die Herzog-Wilhelm-Straße bis zur Joseph-Spital-Straße in etwa vier Metern Tiefe. Mithilfe von Pumpen und Turbinen, die der Bach selbst antreibt, könnte er nach oben geholt werden – damit wäre er energieautark und würde zudem aktiv das Umgebungsklima verbessern. Denn die Stadtbäche verbreiten nicht nur einen Erholungseffekt und werten die Münchner Innenstadt auf, sie mildern durch ihre kühlende Wirkung außerdem die durch den Klimawandel zu erwartenden Hitzewellen ab. München profitiert heute immerhin noch von ein paar seiner unterirdischen Bäche: Vom 175 Kilometer langen Netzwerk ist zum Beispiel der Auer Mühlbach geblieben, der von der Marienklause durch den Tierpark und das Schyrenbad fließt. Außerdem der Hachinger Bach, der von Perlach ins Stadtgebiet fließt und den Ostpark durchquert. Und natürlich der berühmte Eisbach, der mit seiner Welle sommers wie winters Surfer anlockt, sowie der Glockenbach, der einem ganzen Szeneviertel einen Namen gibt. Er fließt allerdings nur 500 Meter weit oberirdisch. Aber pst: Wer mehr von Münchens Stadtbächen haben will, kann vorsichtig den Kanaldeckel vor dem Kiosk am Sendlinger Tor anheben: Dort sieht man den unterirdischen Westlichen Stadtgrabenbach mit all seiner Wucht sprudeln. Oder natürlich: Die Augen zwischen St.-AnnaPlatz und Prinzregentenstraße schließen und sich akustisch auf eine Reise in Münchens Vergangenheit gleiten lassen. ► greencity.de ► muenchner-forum.de


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DER ZUFALLSGENERATOR

INTERVIEWS UND FOTOS: ADRIAN LEEDER // ILLU: RONIT WOLF

Im Keller hat wohl ein jeder von uns den Überschuss seines Lebens geparkt: Wertloses, Kaputtes, Unnützes mit hohem Erinnerungs- und Sentimentalitätsfaktor; Praktisches, das in der Praxis nicht taugt; Geschenktes, das nicht gefällt; Übriggebliebenes all unserer DIY-Heimverschönerungstaten; Tinnef, Tand und Trödel. Wollten wir schon immer mal aufräumen, sortieren, wegschmeißen. Und weil der erste Schritt zur Ordnung von Leben und Lebenswerk bekanntlich die Bestandsaufnahme ist, haben wir uns ein paar Münchner gegriffen und nachgehakt.


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WELCHE LEICHEN HAST DU IM KELLER?

MARION AUS MÜNCHEN

BRYAN AKA YANKEE AUS INGOLSTADT

MICHI & GÜNTHER AUS LINZ/MÜNCHEN

ALEX MÜNCHEN

Meine alten Hausaufgabenhefte, die als Tagebuch dienten. Sie sind als Vorstufe zum Altpapier vergraben.

Als Brauer von Yankee & Kraut gibt es Unmengen leere Flaschen im Keller und leider zahlreiche, die aufgrund des Verfallsdatums nicht mehr verkauft werden dürfen, aber dennoch von bester Qualität sind.

Wir sind zwei so unschuldige Seelen: Wir haben doch keine Leichen im Keller.

Ich habe seit letzter Woche eine tote Maus im Keller. Sie liegt hinter dem Boiler und ich hatte bisher keine Lust, sie wegzutun. Verwesungsstatus: unbekannt.


KOCH. MENTOR. VATER. CHEFKOCH MARTIN BAUDREXEL


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UNTER

DRUCK MIT CHEFKOCH MARTIN BAUDREXEL

Mit Stirnband, 3-Tage-Bart und schwarzer Robe glänzt ein Münchner Koch als sympathisches Gegenstück zum angestaubten Ingwerpapst vom Platzl und zeigt, dass es keiner Unterwerfung eines ganzen Viertels samt Marketing-Overkill bedarf, um gastronomisch wie sozial erfolgreich zu sein. Sein Name: Martin Baudrexel. Ausgebildet unter anderem in Montreal und Quebec, wurde der Giesinger Bua und eingefleischte „Löwe“ als einer der drei „Küchenchefs“ und Juror der „Küchenschlacht“ auch über den Weißwurstäquator hinaus bekannt. Doch anstatt wie manche seiner Kollegen weiterhin seine Bahncard auf dem Weg zu den Hamburger Studios des ZDF zu strapazieren, suchte er neue Herausforderungen und hat dabei sein ganz eigenes „Platzl“ in München gefunden. Seit 2015 bildet er im Restaurant „Roecklplatz“ Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen aus und hat mit der Szene-Gastronomin Sandra Forster die perfekte Partnerin in Crime gefunden, um die zehn Auszubildenden nicht nur in der Küche fit zu machen, sondern ihnen auch mit viel Verantwortung eine Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Doch die vier Ausbilder und ihre zehn Lehrlinge stehen vor allem für eins: gehobene und gute Küche unweit des Schlachthofs.

TEXT: TIM BRÜGMANN // FOTOS: ACHIM SCHMIDT

An einem der bislang heißesten Tage des Jahres treffen wir Martin getreu dem Motto „Unter Druck“ nicht nur bei hämmernden 34 Grad, sondern auch ganz im Zeichen von Murphy’s Law zwischen Personalausfällen, Catering-Vorbereitung und Abendgeschäft. ►


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Martin, du bist Ausbilder, Küchenchef und Mentor in Personalunion hier am Roecklplatz. Du hast selbst einige Stationen hinter dir, sowohl im Ausland in Kanada als auch hier in München mit eigenen Läden wie dem Isargold und dem Rubico. Darüber hinaus kennt man dich als Fernsehkoch. Warum jetzt ein Ausbildungsrestaurant? Das war die bewusste Entscheidung, etwas Neues zu machen. In meinen eigenen Läden hatte ich immer Azubis, aber ein Institut zu begleiten, was es ja letzten Endes ist, das war eine Challenge. Ich hatte einfach Bock und das Ausbilden hat mir schon immer Spaß gemacht. Warum mache ich das also nicht zum Hauptaugenmerk? „Unter Druck“, gerade merken wir es hier auch im Roecklplatz. Urlaubsvertretung, Krankmeldungen ... Es gibt heute einiges zu kompensieren. Du hast dich nicht wirklich zurückgenommen. Ne, hätte ich gerne, aber es ging nicht. Hier gibt es eben die Doppelbelastung. Wenn Leute krank sind oder ausfallen, dann fängt man es halt auf. Dann bin ich hier auch Koch. Und wenn alle da sind, kochst du deinen Posten, siehst zu, dass jeder was lernt und keine Fehler passieren. Und das so zu schaffen, dass es vor allem der Gast nicht merkt, dass es hier ein Ausbildungsladen ist, das ist ’ne Menge Druck. Das hier könnte auch „Der Druck“ heißen. (lacht) Wie hat sich dein Umgang mit „dem Druck“ über die Jahre verändert? Du bist kürzlich Vater geworden. Haben dich die Erfahrungen als Koch und Person des öffentlichen Lebens gelassener gemacht? Eins kann ich sagen: Die Situation mit Kind und Familie, das macht mich so gelassen und so glücklich, dass mir nichts etwas anhaben kann. Ich steh hier auch drinnen, schwimme davon und bin nervlich eigentlich am Ende, aber dann denk ich mir, „Du hast es so schön daheim!“, und so geht es allen jungen Vätern, die im Job stehen. Ich hab ja auch nicht das ganze Programm. (lacht) Dem SchönwetterPapa kann da insofern nichts was anhaben. Ich zieh da sehr viel Energie und Stärke. Du arbeitest hier mit Szene-Gastronomin Sandra Forster zusammen, die einerseits viel gelobt wird, andererseits auch Schelte einstecken muss. In München macht mal wieder die Frage nach der fehlenden (Sub-)Kultur die Runde und viele empfinden die Stadt als rückständig. Was sagt der Gastronom dazu, der fachlich und persönlich auch häufig international unterwegs ist? In Sachen Weggehen finde ich München super. Die Stadt hat eine herausragende Barkultur, das muss man


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wirklich sagen. Man kann hier prima weggehen, sehr gemütlich, nicht so stressig. Was natürlich auch wieder die Kehrseite ist. München gilt allgemein als verschlafen. Da passiert leider nicht viel auf den Straßen, aber damit muss man leben. Und kulinarisch hinkt München ein wenig hinterher. Mir fehlen die Neugier des Gastes und der Mut. Gute Wirtshausküche ist nach wie vor hoch im Kurs und du kannst gutes Geld verlangen. Die Leute mögen es einfach und die vielen „Zugroasten“ tun ihr Übriges. Die wollen natürlich den Münchner Flair genießen. Ansonsten ist München nicht so unheimlich experimentell. Manchmal weiß ich selbst nicht, wie offen oder neugierig der Gast hier ist. Hat das Einfluss auf deine Küche? Gar nicht, zumal wir uns hier sowieso an den Ausbildungsplan halten müssen. Die Karte gab es auch schon vor meiner Zeit. Gehobene Küche, saisonal und frisch, das ist das Motto. Und ansonsten weiß ich nicht, ob Trends in München so greifen. Was ich wirklich schön finde, ist, dass die Gäste hier sehr geduldig sind. Gute Dienstleistung wird gern bezahlt. Der Münchner hat seinen Plan, seine Stammläden, und er will wissen, was kommt. Das beißt sich jedoch mit neuen Trends. In der Redaktion kam auf, dass „Unter Druck“ auch sinnbildlich für München steht. Ist das so? Klar, die Mieten sind teuer und die Leute arbeiten wirklich hart für ihre Existenz. Wenn du hier zu spät bist, dann macht es der Nächste. Man muss hier wirklich auf Zack sein. Wenn du fit bist und an dich glaubst, dann kannst du hier auch Erfolg haben. Mit Wischiwaschi bist du in München sofort durch und dann stehst du da, weil du dir das Leben nicht mehr leisten kannst. Also, München ist echt ’ne Hochleistungsstadt. Da geb ich euch vollkommen recht. Ein paar letzte Worte an dein München? Mehr Streetlife! Geht mehr raus, Leute, und lasst diese dämlichen Punkte vom Gehsteig verschwinden. Dann hätte man gleich viel mehr Platz. Es wäre schön, wenn die Cafés und die Fußgänger die Autos ein bisschen mehr zurückdrängen könnten. Also: weniger Autos und weg mit den Punkten! (lacht)

ROECKLPLATZ. DAS AUSBILDUNGSRESTAURANT ISARTALSTR. 26

► roecklplatz.de

TEL: 089 45217129 MO–SA, 17.30–01.00 UHR



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KULTUR UNTENRUM Von wegen, früher war untenrum mehr Lametta. Wer sich in München in den „Untergrund“ begibt, findet dort wahre Perlen in Sachen Musik und Theater. curt hat einige Highlights unter dem Asphalt herausgepickt, die Stufen hinab gezählt und es sich unter Tage gutgehen lassen.

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TEXT: SONJA PAWLOWA // FOTOS: NURIN KHALIL

ROTE SONNE


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Klar, es gibt ein weites Feld, was Stilrichtungen in der Musik angeht. Nicht alles gefällt jedem. Upstart ist da immer offen und neugierig. Er kategorisiert nur in gute Musik und schlechte Musik. Langt auch.

17 Stufen führen hinunter in den Untergrund Münchens. Unweit der Prachtbauten des Lenbachplatzes, geradezu als Gegenprogramm zu Banken, Börse und Justiz, brummen die Bässe im Mutterbauch des Elektrofans. Die Rote Sonne ist Kult. Keine Religion, aber auch mehr als nur ein Club. Tagsüber und draußen scheint nur die gelbe Sonne. Da ist die Pforte der Roten Sonne kaum zu erkennen. Kein Türsteher als Markierung. Schnödes Treppenhaus. Auf- und Abgänge sind mit Gittertüren verriegelt. Die Stahltür zum Allerheiligsten hebt sich farblich kaum von der Wandfarbe ab. Nachts ist das anders. Da zeigt schon der Non-Schlampen-Style des Publikums auf, dass es hier nicht nach oben ins Pacha gehen kann, sondern hinunter in den sonnigen Himmel des ausgefalleneren Musikgeschmacks. In der Roten Sonne geht es um Musik und nicht um Longdrinks. Und das schon immer. PETER WACHA, UPSTART genannt in Stadt und Land, betreibt zusammen mit drei Gesellschaftern die Rote Sonne. Upstart liebt seine Sonne, er strahlt selbst in magischem Schein. „Ja, es kickt noch immer“, sagt er. Dass das stimmt, merkt auch der Blödeste. Und doch ist sein anhaltender Arbeitseifer eine Seltenheit, denn Upstarts Half-Century-Party liegt ein paar Jährchen zurück. Beneidenswert, wenn man sein Leben lang von seiner Leidenschaft leben kann. Upstart hat als DJ schon sehr, sehr früh begonnen. Im legendären Punklokal „Lipstick“ legte er die ersten Elektro-Schallplatten auf, die es überhaupt gab. Damals trug er stets zwei Jutesäckchen mit Schallplatten mit sich. Später eröffnete er seinen eigenen Plattenladen. Mit Erfolg, denn das „Optimal“ ist die Instanz in puncto Platten – bis heute. Dann kamen Labels, um die Musik, die noch nicht käuflich war, einem größeren Liebhaberkreis zugänglich zu machen. Und schließlich der Club „Ultraschall“, damit sichtbar wird, wie sehr es den Leuten gefällt. Die Liebe zur Musik, die umgibt ihn bis heute. „Neulich hat Maya Burchard bei uns in der Sonne gespielt. Eine Explosion, ein Vulkanausbruch am Schlagzeug“, erzählt er begeistert. „So frei in der Musik ist sie bestimmt, weil sie in der WG mit den Embryo-Leuten aufgewachsen ist.“ Klar, es gibt ein weites Feld, was Stilrichtungen in der Musik angeht. Nicht alles gefällt jedem. Upstart ist da immer offen und neugierig. Er kategorisiert nur in gute Musik und schlechte Musik. Langt auch. ►


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So hört der Gast in der Sonne auch Ungewöhnliches und Unbekanntes. Vor allem, wenn er zu den Konzerten kommt. Die Rote Sonne wirft da einen langen Schatten. Bis weit übers Meer. Beweis: EMILIE GENDRON. Emilie kam vor wenigen Monaten aus Montreal und lernt gerade Deutsch. Wird auch Zeit, denn sie hat viel vor in München. Momentan organisiert sie die MunichAgainThursdays jeden Donnerstag in der Roten Sonne. Das sind Auftritte von Münchner Underground-Bands oder befreundeter Bands aus anderen Städten. Richtig gehört, es gibt eine begeisternde Underground-Szene in München. Und die Münchner Underground-Szene ist begeistert von Emilies Begeisterung. Die Rote Sonne war auch gleich begeistert von Emilie und jetzt gibt es #munich again und viele außergewöhnliche Konzerte, sozusagen handgeschnitzt. Das kam so: Emilie stieß zufällig auf Bands wie Damenkapelle oder Echokammer und schrieb darüber in ihrem Blog in Kanada. Eine heiße Liebe entbrannte in ihr. Sie schrieb, beantwortete Kommentare, lernte immer mehr Leute kennen, wurde Thema einer Zündfunk-Sendung und schließlich zahlte Schamoni-Musik ihr ein Flugticket in die Stadt ihrer musikalischen Träume – München. Mittlerweile gestaltet Emilie die Donnerstage und ein deutsch-kanadisches Hin und Her der alternativen Musik. Kulturaustausch und Pipapo. Was der Durchschnittsmünchner von einer Kanadierin lernen kann: Leben abseits des Mainstreams. Mag sein, dass Emilies Energie und Passion für Live-Auftritte dazu geführt haben, dass die Rote Sonne zukünftig wesentlich mehr Konzerte veranstalten wird. Das ist eine sehr gute Nachricht, denn Locations ohne Anwohnerstress, die Live-Auftritte bieten und sich in der Innenstadt befinden, sind bekanntlich rar und begehrt bei Künstlern und Publikum. Die anderen guten Nachrichten sind: Der Mietvertrag wurde für weitere acht Jahre unterzeichnet. Also kein Atomic-Desaster in Sicht. Und außerdem gibt es jetzt exklusiv und nur in der Sonne das ultragute Lindner-Bier aus Bad Kötzting.

Maximiliansplatz 5, 80333 München

► rote-sonne.com


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HOF SPIEL HAUS TEXT: STEPHIE SCHERR // FOTOS: DOMINIK GIGLER


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Zum Theater in den Keller gehen: Das Hofspielhaus.

18 Stufen Falkenturmstr. 8 80331 München Je nach Stück & Kunstform zwischen 15 und 25 Euro September Ronja von Rönne: „Heute ist leider schlecht“ Oktober „Was bisher im Hofspielhaus geschah“ (zum 2. Geburtstag!) November „Der verrückte Handyladen“ (hauseigenes Musical) Das Hofspielhaus hat ein Loft, das man für Seminare mieten kann.

Theaterbetreiber haben es in München nach wie vor nicht leicht. Vor allem dann, wenn ihr Haus nicht staatlich subventioniert ist, wie es bei CHRISTIANE BRAMMER der Fall ist. Doch die Schauspielerin weiß sich zu helfen: Ihre Räumlichkeiten kann man auch für Seminare mieten, dort Hochzeit oder Geburtstag feiern. So finanziert sie ihre große Leidenschaft, die Kunst, und kann sich austoben – ob Theater, Kabarett, Poetry Slam oder Lesungen: Hier darf alles auf die Bühne! Die Räumlichkeiten haben eine spannende Geschichte: Manche erinnern sich vielleicht noch an den Club Privée, der hier vor ein paar Jahren noch war … Dabei ist das Haus gar nicht so alt. Es ist von 1980 und der erste Pächter war eine Bar namens Schampus. Die Betreiber haben sich von einem Filmausstatter ein Gewölbe bauen lassen, das absolut echt aussah, aber aus Styropor war. Als ich den Handwerker gebeten habe, alles zu entfernen, hat selbst der nicht auf den ersten Blick erkannt, das alles Fake war. Welches Konzept hat das Hofspielhauses? Wofür steht es? Ich wollte mich nie festlegen und das werde ich auch nicht. Als ich das Theater gegründet habe, wurde mir oft gesagt, ich müsse eine Richtung wählen. Aber wenn ich mir schon etwas aufbaue, dann will ich auch selbst entscheiden, wie es sein soll. Ich muss gar nichts. Ich möchte ein Theater für alle Leute bieten – für jung und alt, dick und dünn. Mein Konzept, wenn man so will, ist Flexibilität. Auch die Bühne besteht aus einzelnen Teilen, die jeder arrangieren kann, wie er das möchte. Die Liste der Künstler, die schon auf besagter Bühne standen, ist lang und es sind viele bekannte Namen darunter. Da liegt die Annahme nahe, dass es sich auch um Ihren Bekanntenkreis handelt, da Sie ja selbst Schauspielerin sind. Das stimmt natürlich. Viele meiner Bekannten spielen auch für eine wesentlich geringere Gage, als sie normalerweise bekommen würden, weil sie mir gerne einen Gefallen tun wollen. Aber Prominenz ist kein Garant für einen vollen Theatersaal. ►


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Gibt es ein ganz besonderes Highlight, das Ihnen spontan einfällt? Gab es einen Abend, der Ihnen immer in Erinnerung bleiben wird? Pfingsten 2016 führten wir zum Pfingstfestspielchen „Wagners Reise zu Beethoven“ von und mit Dominik Wilgenbus auf, der einfach ein Genie ist. Im zweiten Akt sang er seine Chansons und am Ende des Abends wusste ich wieder, warum ich das alles mache, weil es mich selbst so berührt hat. Wenn ich sehe, wie das Publikum ergriffen ist, weiß ich, dass ich das Richtige mache. Ich schenke den Menschen zwei Stunden Auszeit vom Alltagsleben. Man merkt, dass das Hofspielhaus von tollen Ideen und Einfällen lebt, beispielsweise gibt es auch noch den Jugendclub, der Teenagern Theater näher bringen soll. Stammen die Ideen alle von Ihnen selbst? Ja, das überlege und entscheide ich wirklich allein. Ich habe mit Moses Wolff einen tollen künstlerischen Berater, aber wenn wir uns beraten, geht es dann eher um einzelne Künstler. Da überlegen wir dann auch mal gemeinsam. Und er selbst kreiert natürlich tolle Stücke, nächstes Jahr erwartet uns z. B. eine Persiflage auf Germany’s Next Topmodel. Aber trotz all der tollen Ideen tut man sich als Theater schwer … Das ist in einer großen Stadt wie München wirklich eine Schande! Es passiert extrem viel hier, keine Frage. Aber gerade diese „Szene“ tut sich schwer. Gerade einmal fünf Prozent der Bevölkerung gehen überhaupt ins Theater. Meine großen Ziele sind es, dass das Hofspielhaus ein Ort der Begegnung ist und dass wieder mehr junge Leute ins Theater gehen. Das geht natürlich mit Dingen wie Poetry Slams oder eben, indem man die Jugendlichen selbst spielen lässt.

► hofspielhaus.de


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NERODOM

TEXT: LINDA MAIER // FOTO: VANITY-ART-PHOTOGRAPHY


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Der Schwarze Club im liebevoll umgestalteten Kellergewölbe in Sendling/ Westpark – seit 2003.

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Wer zwischen schwarz gekleideten Gestalten und ab und zu auch schon mal einem Typ im knallgelben Bananenkostüm zu Mittelaltermusik, Elektro und Metal tanzen will, ist hier genau richtig. Jägermeister steht kalt und gegen Morgen ist die Pizza Hawaii eine Offenbarung. Regelmäßige Veranstaltungen: Dark Lounge (Dark Ambient, Mittelalter, Gothic), Angel-in-Bondage (GothErotic Dance & PlayFetisch-Party), Rock Shock (Rock, Metal, Numetal, Alternative Rock), Mittelalter Tanznacht (Mittelalter, FolkRock, Mittelalter Rock), Forever Young (80er/90er), Dark Night (EBM, Electro, Synthie, Dark Wave, Gothic)

Ganghoferstraße 74 81373 München Schmankerl Goaßnmaß (7,80 Euro), Pizza Hawaii (7,60 Euro) 10 Biersorten Tegernseer: 3,80 Euro Schwarz, Lack, Leder, Latex, Cyber, Gothic, Steam Punk, Uniform, Transgender, Drag Queen, Fantasy, Zweckentfremdungen

► nerodom.de


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EINSTEIN KULTUR

TEXT: TIM BRÜGMANN // FOTO: ADRIAN LEEDER


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Gern mal unterschätzt, bietet das Einstein Kultur am Max-Weber-Platz das wohl vielfältigste Ensemble an kultureller Szene.

26 Stufen Einsteinstraße 42 81675 München

Vom berühmten Jazzclub Unterfahrt bis hin zum MUG (Munich Underground) Kollektiv für experimentelle Musik finden in den ehemaligen Hallen der Unionsbrauerei regelmäßig Festivals und Events statt. Ein wenig schwierig ist es mit dem Einstein ja schon, doch weht hier der Geist großer Jazzer durch die manchmal etwas kalten Gänge. Und vier Locations mit jeweils 188 Quadratmetern zeugen von durchgedrehten Newcomern und renommierten Künstlern. Regelmäßige Veranstaltungen: Theater, Jazz, Konzerte, Impro Comedy, Singer und Songwriter, Lesungen, Filme, Kino, Festivals

Schmankerl Jazzclub Unterfahrt oder Veranstaltungen wie das jährlich stattfindende Münchner Science-Fiction Festival Was zum Drüberziehen mitnehmen. Wird gern a bisserl frisch da herinnen. Auf dem Foto links: Vivian Peruth (Leitung) und Sarah Ines Struck (Presse)

► einstein-kultur.de


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MILLA

TEXT: TIM BRÜGMANN // FOTO: STELLA BODA


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Schön schräg und ganz schön lang – durch den Milla Club floss einmal der Westermühlbach.

Seit 1345 standen dort, wo heute Jazz-Combos freestylen und Münchner Bands wie Candelilla ihre Release-Partys schmeißen, eine alte Mühle und ein pittoreskes Sägewerk, das aus dem Gebirge angeschwemmtes Holz verarbeitete. Der Holztresen aus Schwemmholz der Isar und das aus Restbeständen der alten „Schwasi“ liebevoll zusammengeklöppelte Interieur bietet bei feinsten Club-Konzerten den perfekten Abstellplatz für Augustiner oder Tannenzäpfle. Regelmäßige Veranstaltungen: Live-Shows, Lesungen, Milla Song Slam, Go Sing Choir, Kassettenclub, Jazz Jam, Release-Partys, Straßenfest „Milla Walky Talky“ u. v. m.

26 Stufen (13 zum Backstage) Holzstraße 28 80469 München Rock, Indie, Hip-Hop, Jazz u. a. 5 Jahre Milla!

FOTO: ADRIAN LEEDER

Auf dem Foto links: Matthias Aiblinger (Tontechniker)

► milla-club.de


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EPIC FAIL NIGHT

VON GANZ UNTEN ZUM ERFOLG


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„Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ Besser als Samuel Beckett kann man es eigentlich nicht ausdrücken: Manchmal müssen wir scheitern, um erfolgreich zu sein. Inzwischen ist das Scheitern auch nichts mehr, wofür wir uns schämen müssen. Denn es kann und wird jedem von uns einmal passieren. Warum also nicht öffentlich darüber sprechen? Das dachten sich auch die Organisatoren der Epic Fail Night. Seit knapp zwei Jahren rufen sie regelmäßig dazu auf, gemeinsam das Scheitern zu thematisieren. TEXT: STEPHIE SCHERR // FOTOS: SEBASTIAN LEHNER / STUDIO LIONMAN089

Die Idee zur Epic Fail Night kam SABINE SIKORSKI, eine der Organisatorinnen, nachdem sie von den sogenannten Fuck Up Nights gelesen hatte. „Ich fand die Idee toll und vor allem wichtig, nicht immer nur über unsere Erfolge zu sprechen, sondern auch mal über das Scheitern. Davon lernt man viel mehr. Als ich die Fuck Up Nights entdeckt habe, habe ich einfach mal getwittert: ,Wann gibt es so etwas in München?‘ Ziemlich schnell kamen sehr viele Antworten à la ,Ich hätte etwas zu erzählen!’”. Just zu diesem Zeitpunkt war Sabine selbst an einem Tiefpunkt in ihrem Leben angelangt – auf Jobsuche und in einer Phase der Neuorientierung. Eigentlich hatte sie gar keine Zeit, sich um ein neues Event zu kümmern. Am Ende tat sie es doch. Was ursprünglich als einmalige Sache gedacht war, gibt es inzwischen seit über zwei Jahren. Von Aufhören ist längst keine Rede mehr. ►


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Das Prinzip ist einfach: Drei Menschen stellen sich pro Abend dem Publikum und erzählen darüber, wie sie gescheitert sind – das Thema ist dabei ganz egal. Ob es nun beruflich ist, ob das Herzensprojekt gescheitert ist oder die Datinghölle den Sinn für Romantik getötet hat – versagen kann man in vielen Bereichen. Darüber zu sprechen, kann hart sein – aber es hilft auch. Und der Zuhörer hat ebenfalls etwas davon: Jeder erkennt sich vermutlich in einer Geschichte wieder und stellt fest, dass er nicht alleine ist mit seinen geplatzten Träumen. Gemeinsam scheitern – das Prinzip funktioniert. Schon die erste Ausgabe der Epic Fail Night war alles andere als ein Fail: Die Leute standen bei eisigen Temperaturen Schlange vor der Tür! Erfolg haben und darüber sprechen – einfach! Scheitern, dazu stehen und darüber vor vielen Menschen berichten – schon schwieriger. „Durch die sozialen Medien haben wir wahnsinnig viele Möglichkeiten, uns positiv und in gutem Licht darzustellen. Oft ist diese Darstellung sehr einseitig: Jeder zeigt nur das, was die anderen sehen sollen. Die wenigsten Menschen schreiben: ,Mir geht es gerade richtig schlecht.‘ Mir ist es auch schon passiert, dass Bekannte mich angeschrieben haben und dachten, mein Leben würde super laufen, obwohl es gar nicht stimmte“, erzählt Sabine. Bei der letzten Epic Fail Night erzählte beispielsweise Jonas, wie er als junger Filmemacher zunächst scheiterte. Zu Anfang wurde er nicht an der HFF (Hochschule für Fernsehen und Film) angenommen, dann verpasste sein Film knapp die Qualifikation in einem Filmwettbewerb. Kurz: Es ging so einiges schief. Aber wie das so ist, wenn man etwas mit Leidenschaft macht: Das Scheitern hielt Jonas nicht auf. Inzwischen ist sein erster Film fertig und wird auf verschiedenen Filmfestspielen gezeigt. Der Erfolg kam – doch dazu musste Jonas eben erst einmal ganz unten ankommen. Zwischen den jeweiligen Vortragenden gibt es immer ein bis zwei sogenannte „Quickies“: Geschichten von berühmten und erfolgreichen Menschen, die ebenfalls einmal gescheitert sind. Niemand ist davor sicher, auf der Nase zu landen – und das zu sehen, ist irgendwie beruhigend. Bei der Epic Fail Night kann jeder mitmachen. Die Akquirierung ist dabei für die Organisatoren eine so vielfältige Sache wie ihre Thematik: Sie schöpfen aus ihren Netzwerken, werden angesprochen und rufen natürlich auch dazu auf, dass potenzielle Speaker sich melden. „Wenn jemand davon erzählen will, dass er jeden Morgen daran scheitert, pünktlich aus dem Bett zu kommen und zehnmal snoozt, dann geben wir ihm auch eine Bühne!“


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„ Für mich ist das ‚Epic‘ im Titel vor allem ein witziges Element, weil es natürlich stark überzogen ist. Wenn jemand Epic Fail sagt, meint er es oft eher lustig. Auf der anderen Seite kann man episch auch als existenziell verstehen. Das sind vor allem Insolvenzen, weil man in Deutschland so schnell nicht mehr aus dieser Situation herauskommt.“ Aber nicht jeder möchte über das Scheitern auch reden, denn gerade denen, die noch nicht wieder aus ihrem Loch herausgekommen sind, fällt eben das oftmals schwer. Aber auch solche Redner gab es schon – eine für alle Beteiligten besonders emotionale Situation. Es kostet Überwindung, einen solchen Seelenstriptease hinzulegen. Aber erfahrungsgemäß geht es danach besser. Jede Geschichte des Scheiterns ist spannend, aber natürlich gibt es Highlights, die Sabine besonders im Gedächtnis geblieben sind. Ihre liebste Geschichte? Ein Mann, der insolvent ging, bei dem gleichzeitig ein schwerer, nicht heilbarer Herzfehler diagnostiziert wurde und dessen Ehe auch noch in die Brüche ging. Mehr Scheitern geht fast nicht. Er bekam von einer Bekannten den Tipp: „Lach doch mal wieder.“ Anstatt sich über den scheinbar dummen Kommentar aufzuregen, nahm er den Rat an und besuchte Lachseminare. Nicht nur tat ihm das gut – er ist jetzt selbst erfolgreicher Lachtrainer. Durch die Macht des Lachens heilte er sogar seinen Herzfehler. Und bei seinem Auftritt bei der Epic Fail Night teilte er sein Wissen. Innerhalb weniger Minuten lag das Publikum lachend auf dem Boden. Solche Geschichten zeigen, warum diese Abende so wichtig sind. Über das Scheitern zu reden, scheint langsam ein Trend zu werden. Und natürlich gibt es auch den Gegentrend, der sagt: Glorifiziert das Versagen nicht so. Da ist durchaus etwas dran, meint Sabine: „Man muss aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in seinem Scheitern vergräbt und am Boden bleibt. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen. Aber bei uns soll ja vor allem auch erzählt werden, wie Menschen aus ihrer ausweglosen Situation herausgekommen sind. Denn gerade diese Tipps kann das Publikum mitnehmen und auf das eigene Leben anwenden. Die Botschaft, die wir vermitteln wollen: Nichts ist wirklich das Ende der Fahnenstange, es geht immer weiter!“ Nächste Epic Fail Night: 7. September ►facebook.com/epicfailnight


ZUR BLÜTEZEIT DES FEMINISMUS

PERSÖNLICHKEITSSTRUKTURAUSGLEICH

Untenrum feat. SOPHIA SÜSSMILCH

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� PISI

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NÄHE-DISTANZPROBLEME


ALLE BILDER: 24 X 30 CM, ÖL AUF LEINWAND.

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ZUR PERSON SOPHIA SÜSSMILCH ist bildende Künstlerin, kommt aus dem tiefsten Erdinger Land und ist im Schlachthofviertel zu Hause. DEINE LEICHEN IM KELLER Mit denen häng ich lieber im Wohnzimmer ab DAS GEHT DIR UNTER DIE HAUT Tätowierungen

ICH MUSS IMMER AN DICH DENKEN

DA GEHT NICHTS DRÜBER Malen Musik Menschen ZU DEINEN WERKEN Die Bilder waren erst nicht als Serie gedacht. Ich habe mit „Ich muss immer an dich denken“ angefangen. Ich würde sagen, das sind alles emotionale Selbstporträts, gleichzeitig aber auch vereinfachende Allegorien für komplizierte gesellschaftliche Verhältnisse.

► flachware.de/sophia-suessmilch ► suessmilchmail@gmail.com


IDEE UND UMSETZUNG: LINDA MAIER

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OBENRUM

BHs für ungleich große Brüste


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„ Das Bild der idealen Frau ändert sich fast alle 10 Jahre. Als ich zur Welt kam, war dünn und androgyn total angesagt. Mittlerweile würde ich ein Sixpack und einen unnatürlich großen Hintern benötigen, um der idealen Frau näher zu kommen. Darauf hab ich keinen Bock!“

Jasmin, wie kamst du auf die Idee, einen Shop mit BHs speziell für asymmetrische Brüste zu starten? Als ich 14 war, erzählte mir eine Bekannte von ihren ungleich großen Brüsten und dass sie immer zwei BHs in den Größen A und C kaufen musste. Diese hat sie dann in der Mitte zerschnitten, neu zusammengenäht und als einen umfunktionierten „75 A/C“-BH getragen. Auf die Frage, weshalb sie sich keinen BH kaufe, der für ungleich große Brüste gemacht ist, kam nur: „Würde ich ja, gibt es aber nicht!“ 2016 hat mir dann eine weitere Freundin erzählt, dass sie seit ihrer Gewichtsabnahme ungleiche Brüste hätte. Dann begann meine Recherche. Einen Online-Shop für asymmetrische Brüste habe ich nicht finden können. Sucht man jedoch nach „Tipps für ungleiche Brüste“, erhält man als erstes Suchergebnis die Empfehlung für eine Brust-OP. Das hat mich damals so schockiert, dass ich beschloss, selbst aktiv zu werden. Seit 2017 gibt es bravaria.

TEXT: NURIN KHALIL // ILLUS: LENI BURGER

JASMIN NEUEFEINDT hinterfragt jedes Bild der Frau in den Medien. „Es gibt mittlerweile nichts mehr, was nicht bearbeitet ist“, so die junge Münchnerin. Zu der Sichtweise rät sie auch jeder anderen Frau. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung geht sie seit Juni 2017 mit ihrer Kickstarter-Kampagne bravaria: einem neuen Online-Shop, in dem es BHs für unterschiedlich große Brüste geben wird.

Sind ungleiche Brüste denn ein Tabuthema? Jein. Im Internet findet man viele Foren zu diesem Thema, bei denen sich Frauen untereinander austauschen können. In der Realität wurde mir jedoch, bis zu meiner Gründung, nur 2-mal in meinem Leben anvertraut, dass eine Freundin ungleich große Brüste hat. Hinzu kommt noch, dass in den Medien das Bild der perfekten Frau vermarktet wird. Was auch dazu führt, dass asymmetrische Brüste als so ungewöhnlich dargestellt werden, dass es für die meisten ein Tabuthema sein könnte. ►


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Sind die bravaria-BHs Maßanfertigungen? Und woher wissen Frauen, ob sie ungleiche Brüste haben? Die BHs sind keine Maßanfertigungen. Ich erweitere quasi die „Standard-Einzelhandels-Produktionspalette“ um echte Größen. Wenn du als Frau ungleich große Brüste hast, dann weißt du das. Bei ungleichen Brüsten sind „normale“ BHs meist eher unbequem und unangenehm zu tragen, wenn eine Brust entweder eingequetscht wird oder die andere kleinere Brust sich im Körbchen verliert. Für Männer anschaulich dargestellt: Das, was für euch der „Ausfallschritt“ ist, ist für uns der Griff in den BH. Wir müssen auch Dinge wieder an den richtigen Platz bringen. Bei der Umsetzung war mir wichtig, dass man den bravaria-BHs das kleinere Cup nicht ansieht. Äußerlich sieht der BH wie ein „normaler“ BH aus. Im Inneren befindet sich jedoch auf einer Seite ein eingenähtes kleineres Körbchen, welches am Steg angepasst ist. Somit sitzt die kleinere Brust minimal höher und mittiger, jedoch bequem im kleineren Cup, um das fehlende Volumen auszugleichen. Um auch die minimalsten Unterschiede noch vollends ausgleichen zu können, hat der BH zusätzlich herausnehmbare Polster. Wo werden die BHs produziert und aus welchem Material? Gibt es unterschiedliche Designs? Meine Lieferanten sitzen derzeit in Polen. Das sind kleine, aber professionelle Produktionen mit fairen Arbeitsbedingungen und Löhnen. Die BHs bestehen zu 80 % aus Polyamid, 12 % aus Elastan und 8 % aus Baumwolle. Das Design der BHs für die KickstarterKampagne ist so schlicht wie möglich. Dies habe ich bewusst so gewählt, um hoffentlich den Geschmack der meisten Frauen zu treffen. Zukünftig wird es natürlich noch weitere Designs geben, da habe ich bereits einige Vorstellungen im Kopf.

Du planst ja auch Bademode. Exakt! Denn was im Alltag unter Klamotten versteckt werden kann, zeigt sich spätestens am Strand. Während der Gründung von bravaria habe ich mit einem Anwalt gesprochen, dessen Mutter sich nach einer Tumorerkrankung einen Teil der Brust abnehmen lassen musste. Um dieses Volumen im BH auszugleichen, benutzt sie Watte. Auf meine Frage, wie seine Mutter das im Badeanzug oder im Bikini mache, war er sichtlich bestürzt und meinte: „Meine Güte, jetzt wo Sie es sagen! Meine Mutter war seit der Diagnose vor 5 Jahren kein einziges Mal mehr schwimmen.“ Ich denke, diese Aussage spricht Bände, wie viele Gedanken wir uns um unsere Brüste machen können. Seit wann läuft des Projekt und mit welchem Ziel? Das Projekt ist ganz frisch am 26. Juni 2017 gestartet. Die Finanzierung sollte bis zum 28. Juli 2017 erreicht sein, ansonsten scheitert die Kampagne leider und ich muss vorerst ohne Finanzspritze weitermachen – und ja, ich würde trotzdem weitermachen. Wo kann man deine BHs kaufen? Vorerst fokussiert sich bravaria auf den deutschen und österreichischen Markt. Nach der Kampagne, wenn bravaria groß genug ist, kann ich mir durchaus vorstellen zu expandieren. Für die Kickstarter-Kampagne kann man übrigens auch weltweit bestellen, nur für den tatsächlichen Online-Shop auf www.bravaria.de wäre es mir für den Anfang etwas zu viel, da ich nach wie vor 40 Stunden Vollzeit berufstätig bin.

Die Kampagne findet ihr bei kickstarter.com ► bravaria


Wir hören zu, beraten, vermitteln und informieren. Egal, welches Thema oder Frage. Unmittelbar, anonym und vertraulich! INFOFON und info4mux: das Informations- und Beratungsangebot von Jugendlichen für Jugendliche in München. Täglich von 18 bis 22 Uhr unter 089 121 5000 und online unter info4mux.de.

JUGEND INFORMATIONS ZENTRUM MÜNCHEN

Gefördert von der Stadt München. In Kooperation mit dem Jugendinformationszentrum. INFOFON ist ein Projekt des Infofon e. V. www.1215000.de


FOTOPROJEKT VON ALINA OSWALD

NTS MOMENTS 50 curt


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ALINA OSWALD kommt zum Interview in die privaten vier Wände. Es gibt keinen Grund, nervös zu sein, schließlich wird sie nur ein paar Fragen beantworten. Aber wie müssen sich ihre Projektteilnehmer fühlen, wenn es klingelt und sie kurz davor sind, einen der intimsten Momente – ihren Orgasmus – mit ihr zu teilen?

Alina, wo stehst du gerade mit deinem Fotoprojekt „Moments“? Ich bin mittendrin. Seit Dezember wird geshootet, teilweise zweimal wöchentlich. Es gibt keine Deadline oder eine festgelegte Personenzahl, aber aktuell sind es circa 20 Personen. Jetzt beginnt die Arbeit an einem Fotobuch, das im besten Fall Ende des Jahres zur Ausstellung im Café Kosmos präsentiert wird.

Haben manche Angst, von Bekannten gesehen zu werden? Man muss sich der Entscheidung frühzeitig bewusst sein. Die Eltern können das ja immerhin sehen. Letztlich ging es mir ja auch so, denn erstmal probierte ich es bei mir selbst aus. Beim ersten Shooting habe ich selbst ausgelöst. Das war aber nicht das Gleiche, also hat beim zweiten Mal jemand anders abgedrückt. Als es zur ersten Ausstellung kam, habe ich den Gästen vorab nichts gesagt. Meinen Vater habe ich dann doch vorgewarnt. Worin besteht die Spannung in der einzelnen Serie? Kann ich erklären, was ich so besonders finde? Es ist wohl ein Gefühl, dass ich zu ihr habe. Ivy ist vielseitig, faszinierend und hat tausend Ausdrücke. Sie denkt selbst so viel mit. Dafür löse ich mich von dem SchwarzWeiß, gebe eine Art Sicherheit auf und entwickle mich und das Projekt weiter. Du wirst Teil eines ungemein intimen Stücks Privatsphäre der Teilnehmer. Können die Personen den Augenblick genießen? Ja, total. Ich komme hin und nehme mir immer vorab Zeit für die Person und je nach Gefühl bleibe ich im Raum oder gehe erstmal raus. Die meisten machen es ja mit sich selbst oder jemand hilft. Der Mittelpunkt ist immer die Person. Ich spiele dabei gar keine so große

TEXT: ADRIAN LEEDER // FOTOS: ALINA OSWALD

Wo findest du Freiwillige? Anfangs habe ich über nichts anderes mehr geredet und eigentlich jeden gefragt. Es gibt kein Auswahlkriterium, aber natürlich begegne ich immer wieder Persönlichkeiten, die ich gerne fotografieren würde. Aktuell entsteht eine Serie in der Serie mit einer Person. Ich habe mich so in ihre Persönlichkeit verliebt, dass hier einfach mehr gezeigt werden muss. Mit einer Person war mal ein Termin vereinbart und dann hatte er wiederum zwei andere eingeladen, die mitmachen wollten. Eine Situation gab es, da stand keine Wohnung zur Verfügung und so sind wir zu fünft zu einem Kumpel. Das war sehr spontan und ungeplant, aber meine Kamera ist ja immer dabei.


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Rolle, bin ja nur stille und unsichtbare Betrachterin des Erlebnisses. Natürlich ist es für viele eine große Überwindung, sie wollen es dann aber unbedingt schaffen. Es ist ein gewisser Reiz da und einige haben gleich gefragt, ob sie nochmal dürfen. Den Moment danach fang ich mittlerweile analog ein. Wie war für dich das erste Mal? Ich war sehr aufgeregt und unsicher, denn ich hatte ja nur den einen Moment. Es erinnert ein wenig an die analoge Fotografie. Der Akt an sich hat sich sehr natürlich angefühlt, nie seltsam. Nach und nach wurde ich technisch gelassener. Wenn der Blitz ausfallen sollte oder das Bild unscharf ist, dann ist es eben so. Ich finde die Erfahrung ganz toll, dass es sich mit jedem anders anfühlt. Es erregt mich nicht, aber auch ich bin total glücklich. Ich werde immer wieder von dem energetischen Moment überrascht. Da trifft mich so eine Welle. Sind die meistens Teilnehmer Münchner Singles? Ja, bei Paaren mag meist nur einer mitmachen und die Verteilung ist eher auf Männerseite. Paare hatte ich bisher nicht, wahrscheinlich weil man in einer monogamen Beziehung eher ungerne diesen Moment teilt und die Frauen mich eventuell als Konkurrenz wahrnehmen. Frisch getrennte Leute haben sich dann plötzlich getraut. Die meisten kannte ich schon, eine Person habe ich erst an dem Abend kennengelernt. Teilweise bekommt man komische Anfragen von Personen, die das Projekt mit falschen Augen sehen und in mir etwas anderes als die Fotografin. Die blocke ich sofort ab. Vermehrt kommen Leute auf mich zu, die woanders leben, aber das lässt sich organisatorisch nicht machen. Ich beschränke mich aktuell auf München. Von welchen Anekdoten kannst du berichten? Es kommt immer mal vor, dass es nicht klappt oder ich nicht rechtzeitig im Raum war, weil der Ruf zu spät kam. Man probiert es dann ein weiteres Mal. Wir sind keine Maschinen. Ein Moment war mal so schön, dass ich ihn gefilmt habe. Einmal kam ein Paar wieder zusammen. Sie sollte es nicht sehen, da hatte ich allerdings schon Postkarten verteilt. Nächste Ausstellung: 1.–30. September im Feierwerk/Farbenladen ► alinacaraoswald.jimdo.com

ZUR PERSON ALINA OSWALD ist 25 Jahre alt, Fotografin, konzeptuelle Künstlerin und wohnt in Bogenhausen. DEINE LEICHEN IM KELLER Die gibt es für mich nicht. Alles ist menschlich und gehört zu deiner Geschichte und zu deinem Leben. DAS GEHT DIR UNTER DIE HAUT Emotionale Musik, liebende Menschen und Kommunikation ohne Worte DA GEHT NICHTS DRÜBER Liebe in jeglicher Form und auf allen Ebenen


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U-BAHN-FAHREN FUR NOOBS EIN LEITFADEN

TEXT: JULIA FELL // FOTO: UNSPLASH.COM

Für die beste Freakshow der Stadt muss man weder zur Wiesn-Afterhour ins Palais noch am Morgen des nächsten Brückentags zum KVR. Ein schnelles Einchecken ins fahrende Gruselkabinett des Münchner Untergrunds genügt: In der U-Bahn haben die Irren Wandertag. Unter den Pflastern der Stadt prallen sie jeden Tag aufeinander: die unangenehmen Mitmünchner, die sich gegenseitig mit Gestank, Grobmotorik und Arschgeigigkeit das Leben schwermachen. Dabei kann entspanntes U-bahnen so easy sein! Hier die häufigsten Fehler und wie man sie vermeidet.


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1. Rolltreppenfalschfahren: die Basisdisziplin, die denkbar einfach zu meistern ist – rechts stehen, links gehen. Das gilt auch für deinen Überseekoffer, deinen Bernhardiner, deine Kinder, deine buckelige Verwandtschaft, deine 3-Meter-Topfpflanze, deinen Besuch, dein Bike, deine überdimensionierte Handtasche, deinen Körpergeruch (siehe auch 3.) und dein Ego. 2. Vorfahrtsregeln missachten: Lass Aussteigende, Kinderwagenschieber, Senioren und Krückenträger vor. Auch wenn du deswegen auf deinen Wunschplatz am Fenster verzichten musst. Irgendwann bist auch du mal schwanger, alt, krank oder alles gleichzeitig. Extra-Points on top gibt’s für jeden, der seinen Sitzplatz jemandem schenkt, der ihn dringender braucht. 3. Belästigung, olfaktorische (1): Nein, dein verschwitztes Oben-ohne-Du sprüht nicht vor Oh-Baby-yeah!-Pheromonen. Es stinkt einfach nur nach klebrigem Achselterror. Bitte wisch ihn nicht an der Person neben dir ab. Duschen nach einer 3-Stunden-Session im Fitnessstudio ist übrigens grundsätzlich eine gute Idee. Genauso wie Deo. Oder ab und zu mal Haare waschen. Noch

ein Appell an alle Hygieneexhibitionisten: öffentliches Nägelknipsen, Rasieren und Augenbrauenzupfen sind keine Aktionskunst. Und dein Gesicht kannst du dir auch dort aufmalen, wo niemand es live miterleben muss. 4. B elästigung, olfaktorische (2): Man könnte meinen, es läge auf der Hand, dass man seinen Fruhstücksdöner, seine Leberkassemmel und seine triefigen Glutamatnudeln aus dem Pappbecher nicht in einem ungelüfteten Raum mit 60 anderen Personen konsumiert. Warum? Du packst ja auch nicht dein Käsefondue im Kino aus, oder? 5. B elästigung, akustische: Du bist ein total wichtiger Booker und kennst dich voll aus im Business? Toll! Du bist Führungskraft und gerade auf dem Weg zu einem sehr wichtigen Führungskräfteseminar? Klasse! Verständlich, dass du das am Handy lautstark mit irgendwem teilen musst. Und zwar zu Hause. Ohne unfreiwilliges Publikum und ohne unschuldige Fremdschämende, die es nicht interessiert.

6. M utwillige Vermüllung: leere Flaschen, abgegriffene BILD-Zeitungen, siffige Käsebrezentüten, Verpackungen aller Art, besoffene Freunde, stinkende Furze – schon erstaunlich, was Menschen alles beim Aussteigen zurücklassen. Wie Bremsstreifen im Klo. Möchtest du das? Eben. 7. Feigheit: Hand aufs Herz. Fast jede(r) hat schon mal mitbekommen, wie ein(e) Mitreisende(r) von irgendeinem Assi belästigt oder sogar bedroht wurde. Klar kostet es Überwindung, in solchen Situationen Verantwortung zu übernehmen – niemand mischt sich gerne in die Angelegenheiten fremder Leute ein. Trotzdem darf es einfach nicht passieren, dass alle betroffen in ihr Handy glotzen, wenn Mitreisende offensichtlich gedemütigt oder angegriffen werden. Tipp: Ein schlichter Appell an den oder die Angegriffene(n) in Form von „Alles o.k. bei Ihnen?“ oder „Hallo, Sie im blauen Pullover, die Dame neben Ihnen wird gerade belästigt“ reicht meistens schon. Wer mutig ist, geht auf die bedrohte Person zu und sagt: „Hey! Schön, dass ich dich hier treffe! Wie geht’s dir?“ Damit rechnen die meisten Angreifer nicht und ziehen sich zurück. Mit schönen Grüßen an dein Karma-Konto.


ÄIKÀFFÀ

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TEXT: ADRIAN LEEDER

Es ist Sommer. Höchste Zeit für ein paar neue frische und luftige Styles – in dieser Ausgabe natürlich für „untenrum“. Nichts Schlüpfriges, sondern Faires, Schönes und Individuelles haben sich die Kreativen Münchens und Bayerns zum Thema ausgedacht. On top gibt’s eine Verlosung unter allen tiefsinnigen E-Mails an willhaben@curt.de mit dem jeweiligen Stichwort.

FRANSIK DESSOUS Oh la la, ganz reizende Unterwäsche kommt aus dem Hause Fransik. Die junge Designerin hat ihre Diplomarbeit über die Entwicklung der Unterwäsche im 20. Jahrhundert verfasst. Jetzt fertigt sie Kleinstserien und nach Maß! curt verlost einen 100-Euro-Gutschein. Stichwort: „Spitzenklasse“. ► fransik-dessous.de

THOKK THOKK ThokkThokk – Wer da? Heiße Leggings, ökologisch und fair produziert. Die Modelinie ThokkThokk setzt auf eine Kombination aus Handwerk, Design und einem ausgeprägten Qualitäts- und Umweltbewusstsein. Individuell, grün, mit Blick für Details. ► thokkthokkmarket.com


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Riot Surfboard Flax Eco Line

DIAMOND ATELIER Diamonds are a boy’s best friend! Diese fahrbaren Untersätze müssen nicht glitzern, aber funkeln. Ein wahr gewordener Traum für Individualisten der Straße. ► diamond-atelier.com WOLPERTINGER From Bavaria with Love! Unsere Liebe zu Wolpertingern geht bekanntlich ins Unendliche. Dass Haferlschuhe danach benannt sind und richtig cool aussehen, macht für uns die Sache rund. Stichwort: „Wolpertinger“ ► wolpertinger.wordpress.com

RIOT SURFBOARDS In den Surfboards von Riot stecken Liebe zum Detail und echtes Handwerk, verbunden mit zahllosen Stunden Shapen. Für die Münchner Marke haben Marcel Lazar und Benedikt Becht selbstverständlich eine Edition für den Eisbach kreiert, z. B. das „Motherfucker From Hell“. ► riotsurfboards.com

MONACO MONKEY Was will man mehr als eine schöne Buxe? Eine Buxe mit pinken Flamingos, designed in Munich! Wir verlosen zwei Boxershorts, umweltfreundlich verpackt in wiederverwendbaren Gläsern. Stichwort: Monaco Monkey ► monacomonkey.com


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TEXT UND FOTOS: PATRICIA BREU

TIEF UNTEN

IN DEN KLOAGSCHMOASSCHUBLADEN


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KLOAGSCHMOAS [GLOÀGSCHMOÀS] = BAIRISCH FÜR KLEINZEUG, KRUSCHT

Jeder hat eine, niemand zeigt sie gerne her: die eine Schublade, in der sich alles Mögliche ansammelt. Von wichtigen Dingen wie Pflastern über alltäglichen Kleinkram wie Eintrittskarten bis hin zu Unnützem wie Caipirinha-Stampfer. Dieses Kleinzeug findet irgendwie keinen eigenen Platz in der Wohnung – aber in der einen Schublade fühlt es sich heimisch. Als ich vor ein paar Jahren auf dem Berliner Mauerpark-Flohmarkt eine solche Schublade aus einer Haushaltsauflösung entdeckte, fiel mir das erste Mal die Bedeutung dieser zufälligen Sammlung auf. In der verdreckten Schublade befanden sich alltägliche und kuriose Dinge wie eine SED-Anstecknadel, Streichhölzer in alten Schächtelchen und zerbröselte Medikamente zwischen zerknittertem Stanniol. Ganz unterwartet war ich in das Privatleben einer mir fremden Person getreten. Hatte die Person die Anstecknadel gern getragen oder wurde sie in der Schublade zu ewiger Dunkelheit verbannt? Warum wurden die Streichhölzer nie aufgebraucht? Für welche Wehwehchen oder ernsthaften Krankheiten waren die Medikamente notwendig? Und hat die Person ihre Wohnung gar vollständig eingerichtet hinterlassen, um in den Westen zu fliehen? Auf diese Fragen werde ich keine Antwort mehr erhalten. Doch im Gegensatz zu meinem Flohmarktfund kann ich bei Freunden die Geschichten hinter ihrem Kloagschmoas erfragen. So ist ein kleines Fotoprojekt entstanden, für das ich bei jeder Gelegenheit diese Ablagen des Alltäglichen ablichte und die Besitzer mir ihren liebsten oder kuriosesten Gegenstand in der Schublade erklären. ►


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Die Reißnagel-Schachtel ist die kleine Schwester der Kloagschmoas-Schublade. In ihr sammeln sich neben den Reißnägeln Kleinteile wie Schrauben und Büroklammern an, die man sonst schnell verlieren würde. Die Schachtel ist mir bei der Vorbereitung einer Party im Mauerbacher Bräustüberl „Canada“ in Obermauerbach in die Hände gefallen.

Kinder bewahren ganz besonders unnütze Schätze in ihren Schubladen auf. Ich kann mich bis heute erinnern, welche Gegenstände ich in einem Korb unter dem Bett vor dem Zugriff meiner Geschwister geschützt habe: Matchbox-Autos mit Glitzerlack (meinem großen Bruder entwendet); eine rosa Duftkerze, die ein Werbegeschenk war und aus Angst vor Abnutzung niemals angezündet werden durfte; eine gut sortierte Sammlung von Badekugeln, die ebenfalls nur an besonderen Tagen tatsächlich verwendet wurden. Leider existiert von meiner Kindheitssammlung kein Foto. Dafür hat mein Patenkind ganz hervorragend gefüllte Schubladen. Für das Foto habe ich die Spielsachen in den Schubladen farblich sortiert. Das liebste Stück meines Patensohns ist der Schafbock in der Schublade links unten.

Mehr Fotos aus der Reihe findet ihr auf Patricias Blog ► derblogderdinge.com


MÜNCHEN im Feierwerk am

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TonHalle • Grafingerstr. 6 • 81671 München 17 - 23 Uhr • Eintritt: 3 Euro Hansastraße 39-41 · München Einlass 17 Uhr · Eintritt: 3 Euro

www.nachtkonsum.com


62 curt präsentiert

#curtpräsentiert

KONZERTE TEXTE: MIRJAM KARASEK

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. 22 WIR VERLOSEN FREIKARTEN FÜR JEDES DER AUFGEFÜHRTEN KONZERTE! ALLE GEWINNSPIELE AUF CURT.DE/MUENCHEN

FEIST | CIRCUS KRONE Internationale Megahits und Liebling des Feuilletons: Die Kanadierin Leslie Feist schafft diesen Spagat mit links. Trotz Plattenverkäufen jenseits der Drei-Millionen-Grenze und Preisen zuhauf bleibt sie sich treu. Und nun endlich auf Tour mit neuem Album „Pleasure“!

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THE AFGHAN WHIGS | BACKSTAGE Ganze 30 Jahre haben sie auf dem musikalischen Buckel. Nach vielen Trennungen und Reunions scheint es jetzt Liebe auf ewig zu sein. Krachiger Alternative-Rock-Sound, Greg Dullis Stimme zwischen souligem Croonen und wildem Schreien: Was gut ist, hat nun mal Bestand.

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INTERPOL | MUFFATHALLE 15 Jahre nach ihrem Debüt „Turn On The Bright Lights“ drücken Interpol wieder auf den Lichtschalter und erhellen nicht nur das Gemüt treuer Fans der ersten Stunde. Zum Jubiläum spielen sie das Album in voller Länge, und in ausverkaufter Halle. Wir haben noch Tickets für euch!

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BEACH FOSSILS | MUFFATWERK Nach vier Jahren serviert das Dreampop-Trio aus Brooklyn seinen dritten Longplayer „Somersault“. Mit vielschichtigen Pop-Arrangements, komplexer Instrumentierung und deutlich experimentierfreudiger. Der perfekt abstimmte Klangteppich für einen lauen Sommerabend!

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AT THE DRIVE-IN | TONHALLE Die Post-Hardcore-Legenden aus Texas melden sich nach 16 Jahren mit Schmackes zurück. Ihr vollendetes neues Werk „in ● ter a ● li ● a“, sprich „unter anderem“, reiht sich aber keineswegs unter viele andere ein, sondern lässt auf ein Neues leidenschaftlichen Furor aufflammen.

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PAUL WELLER | TECHNIKUM Bald 60 Jahre: Paul Weller denkt nicht mal daran, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Mit gleich 2 Platten – seinem Soloalbum „A Kind Revolution“ und dem Soundtrack für das Boxer-Movie „Jawbone“ – dreht der Godfather of Britpop die nächste grandiose Live-Runde.

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BLURRED VISION | MUFFATHALLE Eine aktuelle Studie belegt: Bass macht glücklich! Zum 3. Mal präsentiert die Schlachthofbronx das Elemental Wave Soundsystem mit 28 Bässen und 50.000 Watt plus Kode9, Martikal, Elemental Wave – und natürlich sind sie auch selbst zugange.

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SAN CISCO | STROM Nach zweijähriger Abstinenz ist jetzt Schluss mit todtraurig. Das Quartett San Cisco aus Fremantle, Australien bricht auf gen Deutschland und bringt bestgelaunte, poppig-frische und wunderbar tanzbare Indie-Songs für euch mit. Darunter auch neues Material von „The Water“.

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DJ SHADOW | TECHNIKUM Der gebürtige Kalifornier Josh Davis lebt für Vinyl und sampelt als DJ Shadow, was das Zeug hält. Nach seiner letzten LP „The Mountain Will Fall“ folgte die EP mit dem folgerichtigen Titel „The Mountain Has Fallen“. Egal, wie es um den Berg gerade steht: Wir sind DJ Shadow verfallen.

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THE DISTRICTS | STROM Vor sieben Jahren haben sie in Mathe spontan eine Band gegründet. Seitdem hat sich die Highscool-Truppe zu einem formidablen Indie-RockQuartett gemausert, das unverkrampft seinen Sound raushaut. Mit neuem Album unterwegs in Europa. Einziger Deutschlandhalt in München!.

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EMA | FEIERWERK KRANHALLE Eine resolute Lady, diese Erika M. Anderson aka EMA, die ihre Klappe nicht halten will. Voller Wut auf den armseligen Zustand ihrer Heimat im Mittleren Westen zieht sie auf ihrer neuen Langrille „Exile In The Outer Ring“ Resümee: düster – und absolut hörenswert.

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MAXÏMO PARK | BACKSTAGE WERK Persönlich und politischer präsentieren sich die Indie-Brit-Rocker auf ihrem 6. Album „Risk To Exist“ – angesichts der aktuellen Weltpolitik für Maxïmo Park ein Must-do. Auf Hook-geladene Melodien, soulige Grooves und Pop-Sensibilität müssen Fans dennoch nicht verzichten.


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CROOKED COLOURS | AMPERE In ihrer Heimat Australien ist das Trio längst der Dauerbrenner. Ihre Songs sprengen auf Spotify gerne die 1-Mio.-Play-Marke. Nach 18 Monaten im Studio treten Crooked Colours mit ihrer neuen CD wieder ans Tageslicht. Für Indie-Fans mit Hang zu düsterer Elektronik.

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TRAILER TRASH TRACYS | MILLA Dreampop aus London: 60s-Hippie-Referenzen, sphärische, psychedelische Melodien, kühle Drum-Computer, tief tönende Gitarren und Synthis ergeben in der Summe einen verträumt-romantischen Sound. Strandfeeling inklusive.

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HUSKY | STROM Mit opulenten Harmonien und raffiniertem Songwriting hat das australische IndieFolk-Duo als Support für Gotye und Kimbra begeistert. Jetzt geht’s solo: mit neuem Album „Punchbuzz“ eine Spur schneller und härter.

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FAR BEHIND THE SUN + 0101 | DORFEN Im Nordosten Münchens wartet im E3 Eiskeller ein Konzertabend mit instrumentalem Postrock – einmal in klassischer Bandbesetzung und einmal als Cinematic Postrock mit einer audiovisuellen Live-Performance – Behind The Sun und 0101!

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LOYLE CARNER | MUFFATHALLE Gangsta-Machogehabe ist nicht sein Ding. Der junge Londoner setzt auf Familie und Freunde – und verewigt sie sogar auf dem Cover seines Debüts „Yesterday’s Gone“. Gefühlvolle Melancholie, Soul- und Jazz-Sprengsel, schnoddriger Londoner Akzent. Ein kluger Mix!

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FINK | MUFFATHALLE Rave, Elektro und TripHop: Das war in den 90ern. Bis Fink zur Akustikgitarre griff, einen Sprung ins Singer/Songwriter-Becken wagte – und sich ohne Mühe freischwamm. Guy Whittaker, Tim Thornton und Finian Paul Greenall wärmen Herz und Seele ohne Sentimentalitäten.

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SATELLITE STORIES | STROM Esa, Marko, Jyri und Olli-Pekka: Der finnische Vierer aus Oulo gönnt euch keine Verschnaufpause. Die fröhlichen Indie-Pop-Perlen ihrer neuesten Party-Sound-Platte „Young Detectives“ lassen niemanden still stehen. Möge der Tanz ein weiteres Mal beginnen!

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MAMMÚT | MILLA Melodiös, deformiert und neurotisch. Das IndieQuintett aus Reykjavík spielt mit Gegensätzen und wird in Island mit Preisen geradezu überschüttet. Herausragend: Katrína Mogensens liebreizende, jaulende und krächzende Stimme. In München offenbart die Band ihre „Kinder Versions“.


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MANIC STREET

PARADE

Nach grandiosem Debüt im letzten Jahr trumpft die Manic Street Parade heuer im Oktober mit zweitem Festivaltag und neuen Locations auf. 26 bis 32 Bands und DJs! Wir sprachen mit zwei der Schöpfer: Fabian und Stefan.

TEXT UND FOTO: CARLA SCHWEIZER


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Als erstes Clubfestival der Stadt konntet ihr ganz nebenbei zur Diskussion zwischen Kulturschaffenden und Politikern anregen. Wie ist euch das gelungen? STEFAN: Wir luden Kulturschaffende und Politiker zu einem gemeinsamen Treffen, um die bestehende Situation offenzulegen, aufzuzeigen, welches Angebot besteht und was fehlt. Daraus entstand eine demokratische Diskussion zwischen Veranstaltern, Clubbetreibern, Politikern und Anwohnern. Hat sie denn auch was bewirken können? FABIAN: Die Diskussion läuft fort und sicherlich konnten wir sie durch den Talk ein wenig anregen. Einer der Gründe für die Existenz der Manic Street Parade ist ja auch, dass bislang eben so was fehlte. Ich würde sagen, wir haben mit der Podiumsdiskussion eine Diskussionsgrundlage initiiert. Man spricht nun darüber, wovon es mehr braucht und wovon weniger, was möglich ist und was nicht. Letztes Jahr standen 13 Bands aus 8 Nationen auf dem Programm. Ist die Internationalität Teil des Konzepts? STEFAN: Grundsätzlich war und ist es schon unser Plan, dass wir uns da bewusst breit aufstellen, wobei natürlich alles durch Verfügbarkeit bedingt ist. Wir wollten keine Band, die kurz zuvor bereits in München gespielt hat, und wenn doch, dann mit etwas ganz anderem, was Neuem, Ungewöhnlichem. Letztes Jahr war das die Kombination aus FIVA und der Jazzrausch Bigband, die wir einzeln nicht gebucht hätten, weil man beide eben schon kennt und sie uns nicht als „Sprungbrett“ brauchen. FABIAN: Das Programm im letzten Jahr war schön abgedeckt, da war für jeden was dabei. Man wird nicht so getrieben, muss nirgends hin, weil man sonst nicht mehr reinkommt, hat keine Angst davor, was zu

verpassen. Wenn’s voll war oder der Künstler nicht gefallen hat, sind die Leute eben weitergezogen. In der Substanz darfst du ab 22 Uhr z. B. keine Livemusik mehr spielen, da wurde dann einfach gechillt Bier getrunken. Und wer Lust hatte, konnte dann auf der Aftershowparty im Strom feiern. Wie viele Bands werden es heuer denn werden? STEFAN: 26 bis 32 Bands und DJs werden’s dieses Jahr! FABIAN: Spannend wird’s auch durch neue Locations wie z. B. die Kirche. Das ist auch für die Künstler interessant, sie müssen sich programmatisch drauf einstellen. Daraus entstehen superschöne Erlebnisse! Darf man noch auf eine zweite Off-Location hoffen? FABIAN: Weiß man’s? (grinst) STEFAN: Wir hätten gern was in der Wartehalle vom Kreisverwaltungsreferat gemacht. So im Wartebereich A–E ’ne Lesung, da kannste nebenbei noch Passfotos machen. So was wär natürlich super spannend! Da gibt’s schon noch ein paar Locations in der Ecke, die man vielleicht noch entern kann. Aber ob’s klappt, wissen wir selbst noch nicht. Auf welche Acts freut ihr euch am meisten? STEFAN: Ich freu mich total auf Zeal & Ardor und Leyya! FABIAN: Let’s Eat Grandma ist mein großer Favorit. Das sind 2 Mädels aus England.

Manic Street Parade // 27.+ 28. Oktober // Schlachthofviertel // VVK 44 Euro zzgl. Gebühren ► manic-street-parade.com


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50 JAHRE MUSIK, KR AWALL UND ANDERE SCHÖNE KÜNSTE DAS ÄLTESTE UNDERGROUND-LABEL DEUTSCHLANDS FEIERT GEBURTSTAG


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Das Münchener Independent-Label Trikont ist seit 1967 bzw. 1972 ein Fixstern in Sachen alternativer (Musik-)Kultur. curt sprach mit den kreativen Köpfen, Eva Mair-Holmes und Achim Bergmann, über spannende Jahre, gute und schlechte Musik, Wandel und Wachstum. TEXT: PETRA KIRZENBERGER // FOTOS: STEFANIE GIESDER

Erzählt mal vom Anfang eurer Zusammenarbeit ... EVA (E): Wir kannten uns vom Sehen aus der Zeit, in der ich in München für „Das Blatt“ gearbeitet hab. Nach einer gemeinsamen Silvesterfeier hat Achim über den Freund fragen lassen, ob ich nicht bei Trikont einsteigen wolle. Ich war bei einem Privatradio tätig und a bisserl jünger – das war also nicht so ganz meine Szene. ACHIM (A): Was Eva anfangs bei Trikont hörte, war jenseits ihres Musikgeschmacks! Ich hatte ihr ein Trikont-Powerpack geschickt, ein Mixtape mit Hans Söllner, Ringsgwandl usw. So was hatte sie noch nie gehört! E: Mit der Zeit gab’s von beiden Seiten eine größere Offenheit – auch bei ihm für Bands und Musik, die wiederum mir näher waren. A: Ende der 70er, Anfang der 80er begann die große Minderheitenszene, die Trikont lange getragen hat, zu bröckeln … Qualität, wie wir sie definiert hatten, war dann der Markt und keine Nische mehr! E: Da kam dann Punk, New Wave und allerhand Neues und somit eine Neuorientierung. In dieser Zeit bin ich dazugestoßen. Deutschsprachige Musik war zuerst überhaupt nicht mein Thema, doch hat auch mich der Musik-Mainstream wenig interessiert. Attwenger hat dann so was wie

’ne Schleuse geöffnet und in dieser Zeit sind auch die „Raren Schellacks“ entstanden. Musik, die ich aus meiner Kindheit bei meinen Großeltern im Allgäu kannte! Der Blick des Sauerländers (Achim) hat alles anders interpretiert und somit auch mir eine neue Sicht auf diese Musik und ihre Besonderheit eröffnet. Seitdem gab’s fast ausschließlich Produktionen, bei denen wir uns gemeinsam für die Sache begeistert haben. Was waren besondere Highlights? E: Es gibt z. B. die Compilation „Ho! Roady Music from Vietnam 2000“. Achim hatte die ganze politische Bewegung in Vietnam viel früher mitverfolgt, gegen den Vietnamkrieg demonstriert etc. Dann schauen wir im Jahr 2000 da hin und stellen fest, dass die Straßenmusiker, wenn man’s genau nimmt, die Musik des ehemaligen Feindes spielen! A: Auf „Ho!“ ist zu hören, wie Straßenbands mit vietnamesischen Instrumenten z. B. „Ghost riders in the sky“ spielen. E: Mir wurde damals klar, welche Spannung eine Compilation erzeugen kann und warum. Da ging’s neben dem Dokumentarischen auch darum zu beobachten, wie es sich auf die Musikkulturen weltweit auswirkt,


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Woher kommt die Begeisterung fürs Ungewöhnliche? A: Wir wollten weder Weltmusik noch sog. „originale“ Volksmusik machen. Wir wollten machen, was die Leute selber hören, die Musik, die sie in ihrer Umgebung für ihre Leute machen und die trotzdem grenzüberschreitend ist. Als die Hillbillys aus den Appalachen in die Städte gingen, wurde ihre Musik „Country“ genannt. Es gibt in dem Sinne nichts Originales. E: Das eine entwickelt sich bei uns aus dem anderen: aus Country wird Black Country, dann Dirty Laundry usw. Da ist eine bestimmte Musik oder eine Region im Zentrum und plötzlich tut sich ein Spektrum auf, das spannend ist; Musik, die uns interessiert und fasziniert. A: Thomas Meinecke (FSK, Zündfunk) beispielsweise hat in Texas alte deutsche Migranten aufgesucht, um herauszufinden, was die für Musik machen. Davon hat er Aufnahmen gemacht und daraus entstand unsere Reihe „Texas Bohemia“. Das hat seine Wurzeln in Deutschland und ist mit Instrumenten, die dort üblich waren, adaptiert worden. E: Das Irre war die Sprache! Die hatten Deutsch schon lange nicht mehr als Alltagssprache verwendet, sondern es von ihren Großeltern übernommen. Dadurch hatte man da Texte in einem wahnsinnig alten Deutsch, das es so schon gar nicht mehr gibt!

Trotz eurer Findigkeit gab’s auch Momente, wo nicht klar war, wie’s weitergeht. Was motiviert euch weiterzumachen? E: Wir schrappen immer wieder an so einem Grat entlang und wissen nicht, wie lang wir uns da noch halten. Aber wenn du Spaß dran hast, willst du nicht aufhören! Uns trägt immer noch das Gefühl: „Wir können euch Musik zeigen, die ihr sonst nicht findet.“ A: Ich bin ja so ein Spinner, der sich total reinwuselt in Musik, in Kultur … Bei den „Raren Schellacks“ zum Beispiel. Da begibst du dich in die Zeit Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert, die Zeit der Volkssänger. Es gab damals 800 Volkssänger-Bühnen in München und da sind unfassbar grandiose Sachen passiert! Man kann sich kaum vorstellen, über was die alles gesungen haben! Ich bin ausgeflippt, konnte das kaum glauben! Das waren Vorläufer von Musik, die später immer wieder musikalisch aufgegriffen wurde. „Der Punk der frühen Jahre!“, wie Jonathan Fischer es nannte. E: Wir machen eben unser Ding – uns interessieren Bands, die was mitteilen wollen und nicht die zehnte Kopie von irgendwas sind. A: Beispiel Kofelgschroa: In Oberammergau aufgewachsen, Leute mit Emotionen von heute, die machen Musik, verarbeiten Dinge, die um sie rum passieren – daraus entsteht etwas, das auch junge Leute in Berlin oder Hamburg verstehen! Oder unser jüngster Zuwachs: eine Band aus dem Bayerischen Wald, Freunde, die seit zehn Jahren Musik machen und irgendwann eine Platte aufgenommen haben, die wir in die Hände bekamen. Wir waren gleich total begeistert und so kam es, dass das dritte Album der Zitronen Püppies bei Trikont aufgenommen wurde. Die drücken etwas aus in ihrer Musik und ihren Texten, das Kraft hat! ►

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wenn jeder eine Schüssel auf dem Dach hat und MTV schauen kann. Es ist doch spannend festzustellen, dass alle trotzdem ihr eigenes Ding draus machen! A: „Ho!“ wurde in New York von Independent-Radiostationen rauf und runter gespielt und war dort über Monate ganz oben in den DJ-Charts! E: Hierzulande ging’s allerdings erstmal unter, worüber wir sehr enttäuscht waren. Als wir das rausfanden, wurde aus dem vermeintlichen Misserfolg ein Highlight. Das hat dann den Weg bereitet für Sachen wie „Globalista“, „Africa Raps“ usw.


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Was bezeichnet ihr als euren größten Erfolg? A: Der einzige wirkliche Erfolg ist, dass es den Musikverlag seit 45 Jahren gibt. Das geht nur, wenn du bereit bist, dich immer am Rand der Existenz zu bewegen, und das nicht mehr dramatisch findest.

► trikont.de Zum 50. Jubiläum findet in Berlin und München je eine Label-Nacht statt. Termin für München: 30. November im Feierwerk. Nach einem kleinen Empfang im Farbenladen samt Ausstellung mit TrikontMaterial folgt eine Lesung aus dem Buch „Die Trikont-Story“ von den beiden Autoren Franz Dobler und Christof Meueler. Coconami und Eric Pfeil werden dort live zu sehen sein. Danach geht es im Feierwerk weiter, u. a. mit der Express Brass Band, den Zitronen Püppies und Attwenger. In Berlin wird das Musikprogramm von Kofelgschroa, Lydia Daher, Bernadette La Hengst und Textor im Club „Bi Nuu“ gestaltet. Wir halten euch bis dahin über weitere Trikont-Highligts auf dem Laufenden ► curt.de/mue

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Mit welchen Schwierigkeiten seht ihr euch öfter konfrontiert? A: Wir verstehen uns nicht als bloßes Plattenlabel. Unser Prinzip ist, Leuten, die bei uns Platten machen oder auftreten, Rückhalt zu geben. Wir brauchen also eine Zwischenfinanzierung, die zwischen Erfolgen und Nichterfolgen der Künstler greift. Das ist eine Solidargemeinschaft, wir sind so was wie das ausführende Organ. Wer mehr verkauft, zieht andere mit. Das versteht nicht immer jeder, manchen Bands muss man erklären, warum man sich manchmal z. B. um einen Söllner mehr kümmert. Der finanziert ja auch oft die anderen mit! E: Als kleine Klitsche wie wir, mit fünf, sechs Leuten, musst du zu den Künstlern einen Kontakt haben, der über das rein Faktische hinausgeht. Eine pure Geschäftsbeziehung – wie soll denn das gehen? A: Das ist wahrlich nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen! Manchmal muss man da richtig streiten! Mit dem Ringsgwandl hab ich z. B. den bislang härtesten Fight geführt. Wir waren kurz davor, uns zu prügeln! Es ging um die Zukunft seines künstlerischen Programms. Er wollte weitermachen mit einer eher verwitzelten Art und ich hab gesagt: „Du hast das nicht nötig, du brauchst keine Leggings und kein Transvestitenzeugs.“ Aber er traute sich anfangs nicht, Ernsthafteres zu wagen. E: Jetzt sagt er, dass das für ihn eine wichtige Erfahrung war und die folgende Veröffentlichung sich als richtige Entscheidung erwies. Aber es hat eine Zeit gebraucht. Gerade wenn du als Künstler bekannter wirst, hast du nur noch Leute um dich rum, die dir erzählen, wie toll du bist. Da sind wir oft die Einzigen, die auch mal sagen, dass etwas scheiße war.

Was steht als Nächstes an? A: Es wird eine neue Söllner-Platte geben, außerdem nach längerer Pause ein Album mit Kinderzimmer Productions. Aber es ist auch zu erwähnen, dass wir auf die neuen Bedingungen, unter denen sich vor allem junge Menschen Musik zuführen, reagieren müssen. Wir müssen uns unsere alte Freiheit neu erobern – ein Abenteuer, bei dem noch nicht klar ist, ob es gelingen kann. Außerdem soll unsere Homepage überarbeitet werden. Das wird eine Art Musikarchiv mit einer Riesenfülle an Artikeln, Videos etc. E: Auf der neuen Seite wird es nicht nur den typischen Mailorder mit CD- und Vinylversand geben, man kann auch streamen und downloaden. A: Es ist halt so und es bringt nichts, sich über Veränderungen zu beschweren. Man kann sich ja auch nicht beschweren, dass es keine Pferdefuhrwerke mehr gibt! E: Du musst halt schauen, wie das z’samm geht, das Bisherige mit dem, was jetzt gefragt ist.


N E M M I T S ÜBER TRIKONT MARIA HAFNER

SEIT 2002 BEI TRIKONT

Was macht Trikont besonders? Die persönliche Leidenschaft für Künstler. Ohne die ginge das auch gar nicht. Was ihre Bands angeht, ist Eva wie eine Raubtiermutter! Außerdem ist es legendär, wie laut Eva pfeifen kann! Trikont in 3 Worten: Herz. Leidenschaft. Kaffee. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Dass es immer weitergeht. Trikont ist der Wahnsinn! Wie viele Independent Labels gibt es schließlich noch?!

JOHANNES MARIA HASLINGER ZITRONEN PÜPPIES

MAXIMILIAN PONGRATZ KOFLGSCHROA

MRS. ZWIRBL/EHEM. ZWIRBELDIRN, HASEMANNS TÖCHTER)

SEIT 2011 BEI TRIKONT

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Was macht Trikont besonders? Dass sie ein individuelles Ohr haben – ihre Auswahl, wenn’s ums Folkloristische geht, ist genial. Da reiht man sich als Band gern ein. Man wird nicht fallen gelassen, wenn mal was nicht direkt funktioniert. Trikont stellt sich total hinter seine Künstler und hält ihnen den Rücken frei. Es geht weniger um Geld, mehr um Idealismus. Sie haben immer Zeit zum Reden. Das is sehr schee. Trikont in 3 Worten: Familiär. Treu. Gut. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Viel Glück, Gesundheit und noch etliche Label-Jahre.

Was macht Trikont besonders? Dass sie schon seit Ewigkeiten eine Gegenbewegung zum Mainstream schaffen. Eva und Achim haben einen wachen, jungen, aber auch kritischen Blick für gute Musik. So haben sie zum Beispiel unseren gegen den Strich gebürsteten Pop, die Überspitzungen und Klischees, die wir bemühen, sofort verstanden. Man wird so gelassen, wie man ist, und hat viel Freiraum. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben! Trikont in 3 Worten: Musik. Politik. Aktuell. Was wünscht du Trikont? Ich wünsche ihnen nochmal 50 Jahre und dass dieses Label überlebt und die Chance hat, weiterzumachen. Das ist wichtig für die ganze Musikszene! Ich möchte außerdem alle grüßen, die mich kennen! (lacht)


N E M M I ST GÜNTER HABLIK SEIT 2003 ANGESTELLTER BEI TRIKONT

Wie kamst du zu Trikont? Ich war Cutter und Kameramann und hab Dokumentarfilme gemacht. Anfang der 90er hatte ich nach einer langen Krankheit alles verloren und konnte danach in der ausbeuterischen Filmbranche nicht mehr Fuß fassen. Dann hab ich an einem Samstag auf einer Trikont-Veranstaltung Achim getroffen und ihn gefragt, ob er einen Job für mich hat. Am Montag hab ich dann angefangen! Was ist das Besondere? Die Menschen und dass es ehrlich und menschlich zugeht. Das Aufrechterhalten einer großartigen Idee. Trikont in 3 Worten: Freiheit. Idealismus. Kultur. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen, ein etwas sorgenfreieres Dasein, v. a. ökonomisch. Dass viel mehr Menschen Trikont-Musik kaufen.

TRIKONT ÜBER

ANA NOCON EHEM. BOOKERIN

RICHARD OEHMANN & TOBI WEBER CAFÉ UNTERZUCKER DR. DÖBLINGERS GESCHMACKVOLLES KASPERLTHEATER

Seit wann seid ihr bei Trikont? Seit 2013. Wir haben bereits zwei Alben veröffentlicht und machen bald das dritte. Warum bei Trikont? Na ja, ich wohn ums Eck! Der Fußmarsch zu Vertragsverhandlungen war sehr kurz, die haben eine Gastwirtschaft nebendran. Super! Trikont in 3 Worten: Struppig. Aufbrausend. Pontifikal. Was wünscht ihr Trikont? Wir wünschen ihnen endlich großen kommerziellen Erfolg und dass sie so unabhängig und cool bleiben, wie sie sind.

Wie ist deine Verbindung zu Trikont? Ich hab hier 2013 ein Praktikum gemacht und von 2015 bis 2017 als Bookerin gearbeitet. Was gefällt dir an Trikont? Ich war 24, als ich anfing und wurde ins kalte Wasser geschmissen, hab aber absolutes Vertrauen genossen und durfte meine Sachen auf meine Art machen. Eine Anekdote? Eines Tages schrieb mir Eva eine Mail, die ganz klar an mich gerichtet war, aber mit „Liebe Nina“ begann. Ich begann meine Antwortmail daraufhin mit „Liebe Hildegard“. Und seitdem nennen wir uns Nina und Hildegard! (lacht) Trikont in 3 Worten: Eigensinnig. Einzigartig. Familie. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Eine Zukunft – das ist ja bei Indie-Labels nicht unbedingt gewiss – und viele tolle neue Bands, die weitermachen können und wollen.


ACHIM SEUBERLING KONZERTVERANSTALTER

ERIC PFEIL MUSIKER, SEIT 2013 BEI TRIKONT

SEPP MAIERS 2RAUMWOHNUNG BERLIN Seit wann kennst du den Verlag? Seit ich Anfang der 80er das erste Album von „Sogenanntes Linksradikales Blasorchester“ gehört hab. Seit ca. 5 Jahren veranstalte ich in meinem Kultursalon Lesungen, Kindertheater, Ausstellungen und Konzerte – vor allem von Duos. Coconami und auch Hasemanns Töchter waren schon mehrfach da. Was ist das Besondere? Ihre Beharrlichkeit und auch die politische Richtung, diese linksradikale Avantgarde. Trikont – und speziell Heiner Goebbels – hat mich inspiriert, selbst Musik zu machen. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Brauchen die noch was? Alles, was man ihnen so wünschen könnte, hat sich ja schon erfüllt!

Warum bist du bei Trikont? Ich hatte 2012 so eine Phase, da wollte ich keine Musik mehr hören. Dann hab ich durch Zufall das erste Album von Kofelgschroa in die Hände bekommen und konnte es kaum fassen! Das konnte nur von Trikont kommen! Somit gab es nur ein Label für mein erstes Album: Trikont. Ich hatte irgendwo mal verlautbart: „Bezahlt mich und ihr bekommt Soul!“ Irgendwann kam eine Mail von Eva, in der nur stand: „Wir wollen Soul!“ Was ist das Besondere? Trikont macht komische Sachen. Das Ganze funktioniert nur wegen der Leidenschaft, die drinsteckt. Es geht nicht nur um den kommerziellen Erfolg. Man ist hier gut aufgehoben und bekommt zu jeder Zeit alles. An dieser Stelle sei auch der Günter erwähnt! Ein ganz wichtiger Mann bei Trikont, immer für einen da! Trikont in 3 Worten: Eigensinnig. Geradlinig. Einfühlsam. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Ich wünsche mir, dass sie das, was sie grad machen, weitermachen dürfen. Vielleicht mit weniger Anstrengung und weniger launenhaften Künstlern. Darüber hinaus Gesundheit und Fröhlichkeit und dass sie weiterhin mit so viel Energie senden können!

LEA ROTHDACH TEXTERIN, EVAS TOCHTER BLOG: ME, MYSELF AND ROY

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Wie lange hast du für Trikont gearbeitet? Von 1997 bis 2000. Aber eine Rolle spielte Trikont immer – es ist ja quasi eine Familienmission! Hast du etwas Besonderes über deine Zeit mit Trikont zu berichten? Es gibt eine CD „Ho!“ von zwei Ösis und enthält Aufnahmen von vietnamesischen Straßenmusikern und ist echt schräg! Eva und ich sind zur Release-Party nach Österreich gefahren, in eines der größten Karaoke-Häuser Europas. Eine asiatische Absteige, der stellvertretende vietnamesische Botschafter kam an, es wurden Reden gehalten … In vielen kleinen Zimmern wurde gegessen und gesungen. Irgendwann mischte sich die Release-Party mit dem normalen Publikum – eine verrückte Mischung und total lustig! Trikont in 3 Worten: Frech. Wohlklingend. Anarchistisch. Was wünscht du Trikont zum Geburtstag? Es soll noch lange bleiben, wie es ist. Dieses Archiv guter Musik muss bleiben! Nicht umsonst hieß Trikonts Slogan mal: „Trikont ist die Insel im Sumpf.“ Die rettende Insel inmitten von Mainstream und Normcore.


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ANDT

WEINBR

RÄT TEXT: CHRISTOPH BRANDT

U.W.E. ODER SAG NEIN ZUM NOAGERL

Schwerpunktmäßig zur sengenden Sommerzeit enthusiasmiert sich der weinbrandt – mal abgesehen von den feschen Deandln – für Durst löschenden Gerstensaft. Vorzugsweise in einem schattigen Biergarten. Je nach Hitzegrad und tagesformabhängiger Aufnahmekapazität kommen da gut und gerne drei bis drölfzig Mass zusammen. Jedoch bleibt dabei eine Chose immer die gleiche Leier: das lacke Noagerl. Der räudige Rest vom Schützenfest. Oder wie der weinbrandt sein glückloses Date mit Käsefuß-Katja knapp auf einen Nenner bringt: U.W.E., sprich: „UNTEN WIRD’S EKLIG!“ Aus alter Gewohnheit lässt der weinbrandt von Haus aus die letzten zwei Fingerbreit seiner Mass zurückgehen. Denn wenn untenrum eine bräunlich-trübe Flüssigkeit schal vor sich hinschwappt und obendrauf bloß zusammengefallener Schaum ist, hat er anstatt Gaumenfreuden eher abgeschmackte AfD-Politiker im Sinn. Legenden zufolge beträgt der Speichelanteil im vom weinbrandt titulierten „lausigen Spuckschluck“ ungefähr 50 %. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass so manch knauseriger Noagerlzuzler auf der Wiesn die stehen gelassenen Überbleibsel der anderen Bierdimpfl austrinkt, fällt dem angewiderten Gourmet beinahe der Schweinshaxn aus dem Gesicht. Um sowohl seinen aufgewühlten Magen als auch sein erregtes Gemüt zu besänftigen, nimmt sich der weinbrandt ein kühles Blondes im Bufet zur Brust. Denn unverdorbener kann man eine Halbe kaum genießen. Eben noch in der Schlossbrauerei Maxlrain fabriziert, wird gänzlich auf Pasteurisierung verzichtet und das Gebräu innerhalb eines Tages in luftdichten Stahltanks zum Münchner Bahnhofsimbiss 2.0 geliefert. Dort füllt man es sofort in eine Art „Bag-in-Box“-System, also Metallbehältnisse, in die lebensmittelechte Kunststoffsackerl integriert sind. Dann wird Luft zwischen die flexiblen Beutel und die Stahlwand gepresst, wobei der benötigte Druck für den Zapfvorgang entsteht. Auf seinem Weg vom Braukessel bis ins Glas des Endkonsumenten kommt das superfrische Getränk durch jenes einzigartige Verfahren zu keinem Zeitpunkt mit externer Kohlensäure in Kontakt. In der Folge ist die originelle Bier-Spezialität außerordentlich süffig und hat nicht nur beim weinbrandt herzlich wenig Chancen, als unappetitlicher Bodensatz zu enden. DER WEINBRANDT RÄT: Wer viel zu schnell abgestandenes Bier genauso scheut wie fade Etablissements Marke „Erleb-nichts-Gastronomie“, ist hier genau richtig: BUFET – WURST & BIER Dachauer Straße 7a // Mo–Fr: 11–24 Uhr, Sa: 17.30–1 Uhr, So: Ruhetag



VIKTOR, AUSHILFSKELLNER

KORNER

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Oben sitzt der Kopf. Doch darunter liegen Hingabe, Leidenschaft und Unvernunft. Das wissen die Stammgäste der Bar Korner in der Westermühlstraße. Das ahnen sogar diejenigen, die auf dem Weg ins Milla zufällig hereinschneien. Die einen denken an Alexis Korner, die anderen an ein Bier mit Korn untenrum. Egal, das Korner ist um die Ecke. Round the corner, selbst für die Touristen.

TEXT: SONJA PAWLOWA // FOTOS: NURIN KHALIL

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Beim Betreten des KORNER breitet sich spontan ein Wohlgefühl aus. Das liegt an der Mischung aus Wohnzimmer und tschechischer Bierkneipe, aus Vereinsheim und Kunst. Neben der Bar ein Klavier und eine Sofaecke. Gegenüber Holztische und Stühle auf Perserteppichen. Und im Allerheiligsten die Dartscheibe und das Biergartenensemble. Offensichtlich gab es keinen Innenarchitekten und keine Zielgruppenanalyse. Neben einer Anzahl kreativer Lampen sind an jeder Ecke im Korner Sammlerstücke zu bewundern. Die Musik ist nicht eindeutig zuzuordnen. Kommt drauf an, wer da ist. Was nicht nervt, ist gut. Die Karte ist an Minimalismus und Übersichtlichkeit nicht zu übertreffen: kulinarische Highlights wie Mettbrot oder Dosensardinen, echte Getränke wie der Hollerkorner – die männliche Antwort auf den Aperol Spritz. VIEL VERTRAUEN Ja, das Korner ist irgendwie männlich. Das liegt wiederum am männlichen Kopf. Wobei das Korner gleich zwei Köpfe hat. Der eine Kopf heißt ECKHARD PREUSS und ist Schauspieler, Regisseur und Produzent. Vor drei Jahren unterbreitete er seinem Kompagnon MICHI HILDEBRAND den Vorschlag, gemeinsam ein Lokal zu eröffnen. Sommer 2016 tat sich schließlich die Möglichkeit auf. Für Eckhard ist es derzeit gar nicht so einfach, in seiner eigenen Kneipe einzukehren. Er tritt momentan allabendlich im Metropoltheater mit der Komödie „Betrunkene“ auf. Spiel und echtes Leben eben. Macht aber nichts. Denn es gibt den zweiten Kopf: Michi Hildebrand. Ein bayerischer Wikinger mit Vollbart und trockenem Witz. Und ein Freigeist in vielerlei Hinsicht. Zusammen mit seinem Bruder und einem Freund bewies er fünf Jahre lang mit dem Café Liebling in Haidhausen, dass die Beziehung Wirt-Gast anders funktioniert als das


Verhältnis Händler-Kunde. Vor dem Eröffnungstag des Lokals hatte nämlich keiner der drei Betreiber Lust, feste Preise zu kalkulieren. Und sie taten es auch nicht. Stattdessen stellten sie eine Schüssel auf. Die Gäste sollten so viel bezahlen, wie ihnen das Verzehrte wert war. Allen Prognosen zum Trotz machte das Café keine Verluste. „Der Wert eines Kaffees ist ja auch nicht immer der gleiche“, sagt Michi. Die Stimmung gibt den Ausschlag. Nach einer geplatzten Verabredung ist der beste Kaffee zu teuer. Aber ein verliebter Mann, der schöne Stunden mit seiner Angebeteten verbracht hat, lässt schon mal ein paar Scheine im Topf. Geklaut wurde nie. Das klappt wohl eher, wenn der Raum nicht groß und die Atmosphäre intim ist. Aber das Prinzip „Vertrauen“ hat Michi in der Kooperativa in der Jahnstraße, wo er seit 2013 Wirt ist, fortgesetzt. KEINE HIERARCHIE Ein Kopf ist normalerweise auch die Spitze einer Hierarchie. Stillt das Machtbedürfnis, zieht aber auch Stress nach sich. Das mag nicht jeder. Flache Hierarchie geht auch. In der Kooperativa und auch im Korner teilt sich die Belegschaft selbst ein. Keine Kontrollen, alles muss von selbst laufen. Das erfordert von Einzelnen zwar ein gewisses Mehr an Engagement, gewährt aber auch ein Mehr an Selbstbestimmung und Freude bei der Arbeit. Das führt zu einer harmonischen Atmosphäre und das spürt der Gast sofort. Und Vertrauen tut gut. Der nur 20-jährige Levin wuppt mittlerweile die Bar meistens ganz allein. Nach einer gewissen Zeit der Akklimatisierung ließ Michi ihn gewähren, mit den Worten: „Tu so, als ob es deine Bar wäre. Dann machst du alles richtig.“ Das hat reibungslos geklappt. Ecce, ihr Vorgesetzten! Scheibe abschneiden! ►

Flache Hierarchie geht auch. In der Kooperativa und auch im Korner teilt sich die Belegschaft selbst ein. Keine Kontrollen, alles muss von selbst laufen. Das erfordert von Einzelnen zwar ein gewisses Mehr an Engagement, gewährt aber auch ein Mehr an Selbstbestimmung und Freude bei der Arbeit. Das führt zu einer harmonischen Atmosphäre und das spürt der Gast sofort.

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LEVIN, 20 JAHRE – SCHMEISST DEN LADEN MEIST ALLEINE. curt 83


KEIN STRESS Ein Kopf ist auch der Sitz von Vernunft und Kalkül. Bevor etwas Neues entsteht, wird erst ein vernünftiges Konzept erstellt. Das Konzept im Korner heißt: kein Stress. Kein Stress für niemanden. Kein Stress mit einem Konzept. Es gibt zu viel Konzept überall, findet Michi. Ohne Konzept gibt es kein Richtig oder Falsch. Und ohne Konzept gibt es auch keine Regeln. Die will er nicht, denn Regeln machen unfrei. Trotzdem bricht nicht die große Wurstigkeit aus. Ganz im Gegenteil. Nichts ist egal. Alle sollen sich wohlfühlen, die Gäste und das Personal. Deshalb herrscht genau wie in hierarchisch strukturierten Lokalen Ordnung und Sauberkeit, aber eben nicht von oben diktiert mittels Checkliste und Kleidervorschrift. Keiner soll sich verbiegen, um ins Ambiente zu passen. KEIN DRUCK Unaufdringlich und entspannt, ist das Korner untypisch für das Glockenbachviertel. Falls es so etwas wie eine Zeitdehnung geben sollte, dann kann man sie im Korner finden. Das Gegenteil von Coffee-to-go oder Bier-in-die-Hand. Die meisten Gäste – übrigens auch viele Frauen, halt keine Zicken – wohnen in der Nähe oder kennen die Gegend. Dank der reduzierten Speisekarte gibt es keine „Essen-trinken-gehen“-Struktur. Der Mensch geht rein, bleibt, ratscht, spielt Darts, Karten, Klavier oder isst eine Brotzeit und vergisst mitunter, wohin er unterwegs war. Eine Oase. Demnächst sperrt das Korner auch tagsüber auf und serviert dann auch Kaffee und so was. Dahinter steht schon wieder kein Konzept. Michi mag halt neuerdings lieber tagsüber aufmachen. Ist halt so.

Unaufdringlich und entspannt, ist das Korner untypisch für das Glockenbachviertel. Falls es so etwas wie eine Zeitdehnung geben sollte, dann kann man sie im Korner finden. Das Gegenteil von Coffee-to-go oder Bier-in-die-Hand.

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KORNER Kneipe – Bar – Essen Westermühlstraße 10 ► facebook.com/KornerMuenchen


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MÜNCHEN UNDER PRESSURE TEXT: HENRIKE HEGNER // ILLU: RONIT WOLF

München ist ein Dorf, heißt es. Und: München ist bunt. Was denn jetzt? München muss den Vergleich mit dem ödesten Kuhkaff nicht scheuen, denn hier sind die Menschen genauso beruhigend vorhersehbar – findet zumindest unsere Autorin. „Und? Was machst du so?“ Wer oft genug auf Fremde trifft, lernt schnell: Diese Frage kommt. Das ist nicht überall so, in München aber schon. Große Löcher in die Luft zu starren – das mache ich ziemlich oft. Das ist aber nicht die Frage. Es geht natürlich um die Erwerbsarbeit. „Ich bin …“ Es folgt die genaue Berufsbezeichnung, dann bitte Firmenname und dass man sehr busy ist – und vor allem wichtig. Ist die Runde Selbst-PR mit dieser Frage erstmal eingeläutet, kann auch gern die Argumentation aus der letzten Gehaltsverhandlung recycelt werden. Das ist ein durchaus übliches lokales Procedere. Klar, umschifft das galant das soziale Horror-Szenario: Zwei Fremde schweigen sich ratlos an. Aber locker und unverfänglich ist dieser Small-Talk-Füllstoff eben nur, wenn die Beteiligten einigermaßen schmissige Jobs haben. Ein Langzeitarbeitsloser wird da schnell in höchste Erklärungsnot manövriert. Aber in München geht man eben davon aus, dass jeder etwas Gesellschaftsfähiges zu erzählen hat. In Berlin und Halle an der Saale undenkbar. Hier passiert eine natürliche Selektion. Nur in München bekommt man 10-mal schneller einen topbezahlten Job als eine durch-

schnittlich schöne Wohnung. Es herrschen ideale Lebensbedingungen für die Gattung Fulltime-Karrierist und High-Performer. Menschen, die in allen etablierten gesellschaftlichen Bereichen einwandfrei funktionieren: Bildungssystem, Umgangsformen, Einstellungen. Der aalglatte Lebenslauf ist der eindeutige Beleg und die Zugangsvoraussetzung für München. Nur damit besteht man im harten Kampf um Jobs und Wohnungen. Und die anderen? Kommen erst gar nicht rein, werden verdrängt oder wandern freiwillig ab. Dadurch ist München geglättet: das wunderschön gediegene Akademiker-Ghetto Haidhausen, das quirlige Glockenbach mit seinen hippen Profi-Performern und die mit aller Perfektion durchgeschnöselten Communitys in den Grenzen von Lehel und Schwabing. Und nein, Hasenbergl bitte nicht mit dem Wort „Ghetto“ in Zusammenhang bringen, die Ghetto-Kids aus Bad Salzuflen wären tief beleidigt. Natürlich sind die Verhältnisse nicht schön, aber es ist immer noch eine vergleichsweise sanfte Form der sozialen Deprivation. Machen wir uns nichts vor: München ist schön – mit seiner Isar, der niedrigen Kriminalität und den doch meist anständigen und netten Menschen. Aber bunt? Wo sind die, die nicht stromlinienförmig im Work-eat-sleep-repeat-Modus mitschwimmen? Die einen mit ungewöhnlichen Lebensweisen, Ansichten, Auftreten irritieren, inspirieren, berühren? Diese vom Aussterben bedrohte Gattung sollten wir bewahren und die bunte Facette, die jeder in sich trägt, unbedingt auch. Die finden wir nur mit einem offenen Blick und nicht, wenn wir Menschen nur mit dem Raster der Arbeit abchecken und einordnen. Ich könnte Dampfbläsern ja auch hervorragende Tipps geben, wie man riesengroße Löcher in die Luft starrt. Aber mich fragt ja keiner!


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ENDLICH 70!

KONSTANTIN WECKER UND DAS SCHRECKLICH SCHÖNE LEBEN Es ist keine große Kunst, zum Club der 27er zu gehören. Wohl aber, mit einem zeitweise ähnlich wilden Lebenswandel wie Jim Morrison & Co. seinen 70. Geburtstag zu erleben und trotz aller Versuche, dieses Alter nicht zu erreichen, so vital und lebensfroh zu wirken wie Konstantin Wecker. Der Münchner Liedermacher steht seit fast 50 Jahren auf der Bühne und genauso lange bezieht er Position gegen Faschismus und Konsumterror, gilt als Kämpfer für Frieden und Zivilcourage. Mit Musik und Poesie leistet er Widerstand gegen „Rechtsruck und Niveau-Erosion“ und macht deutlich, wie wichtig politisches Engagement vor allem heutzutage ist. curt traf den zärtlichen Rebellen zu einem Gespräch mit Tiefgang.


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TEXT: PETRA KIRZENBERGER // FOTO: CHRISTIAN VOGEL

Du hast in deinem Leben einige(s) kommen und gehen sehen. Was hat sich verändert? Wer fehlt dir am meisten? Einen großen Unterschied gibt es zu vor 30, 40 Jahren: Mein Engagement nehm ich ernster als früher – mich selbst sehr viel weniger. (lacht) Und sonst ist natürlich besonders schlimm, dass viele meiner Freunde bereits gestorben sind. Wer mir z. B. wahnsinnig fehlt, ist Dieter Hildebrandt, der für mich ein ganz wichtiger Freund und Lehrmeister war. Ein wunderbarer Mann! Viele meiner musikalischen Kollegen sind nicht mehr – auf dem aktuellen Album ist ein Lied, das ich vor 20 Jahren mit Lucio Dalla gesungen habe. Dann singe ich nun mit Gaby Moreno ein Lied, das ich einst mit Mercedes Sosa gesungen habe. Viele gehen, aber es kommt auch was nach! Man denkt aber im Alter nicht täglich an die Zukunft – und erst recht nicht an den Tod. Da würde man ja verrückt! Man wird in jedem Alter verrückt, wenn man dauernd an die Zukunft denkt! Laotse hat so was gesagt wie: „Wer in der Vergangenheit lebt, ist depressiv, wer dauernd an die Zukunft denkt, ist voller Angst und Sorgen. Die einzige Möglichkeit, ein glückliches Leben zu führen, ist, in der Gegenwart zu leben.“ Denken ist wichtig und wir brauchen das Denken. Aber wir müssen bewusst denken. Meistens denkt ES uns. Meditierst du regelmäßig? Ja. Meditation ist für mich das Wichtigste, was wir in dieser Gesellschaft lernen müssen. Immer wieder die Stille suchen, sich seinen Gedanken stellen und sie zu erkennen als das, was sie sind: zu großen Teilen unnütz; Muster, die einen dauernd einholen. Ich halte es für sehr wichtig, in mich zu gehen, bevor ich zu einer (politischen) Aussage komme. Man klammert sich gern immer wieder an Ideologien und fühlt sich unglaublich toll, weil man ein festes, starres Weltbild hat, mit dem man „die Welt retten“ kann. Aber alle Ideologien haben versagt im Lauf der Menschheitsgeschichte. Die einzige Möglichkeit ist immer wieder die Stille und daraus die Erkenntnis: Wie kommen wir zum Mitgefühl? Ganz bestimmt nicht durch die Ratio. Die Ratio ist wichtig und ich bin alles andere als ein Gegner des Intellektuellen, aber eine Ratio, die nicht angebunden ist ans Mensch-Sein, ans Herz, die führt in den Wahnsinn. Für mich eines der besten Beispiele – Hitler sowieso – ist Pol Pot und Kambodscha. Studiert an der Sorbonne, ein Elitestudent, kam mit guten marxistischen Ideen und kaum ein Jahr später war er einer der größten Massenmörder der Geschichte. Wie kann so was passieren? ►


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Kann Meditation den Weg für eine friedliche Revolution bereiten? Diese Revolution ist bereits im Gange, wird aber medial nicht beachtet. Sie ist leise. Wir wissen nicht, wie viele Menschen auf der Seite sind und wie viele auf der anderen. Wir wissen nur, dass jene, die den brutalen, einfachen Weg wählen – über Krieg und Refaschisierung der Völker –, lauter sind und dass sie leider auch die körperliche Gewalt haben. Ich spreche seit einigen Jahren von einer Revolution der Zärtlichkeit und war sehr berührt, als ich gelesen habe, dass Papst Franziskus dasselbe sagt! Einer der ganz wenigen Menschen, die trotz Macht rebellisch und sanft zugleich sind, anstatt noch mächtiger sein zu wollen und zu erstarren in ihrem Machtgehäuse. Ein großartiger Mensch und – wie ich glaube – ein großer Mystiker.

an mir und meinen Liedern sahen: Da gibt es noch einen, der so denkt und fühlt! Sie kommen zum Konzert und da sind plötzlich Tausende! Das gibt vielen Kraft, weiterzumachen oder sich überhaupt zu engagieren. Es gibt Leute, die schreiben, ich hätte ihr politisches Denken beeinflusst oder sie dazu gebracht, überhaupt politisch zu denken.

Kraft ohne Liebe ist grausam, Liebe ohne Kraft ist impotent. Es braucht die Balance zwischen Wut und Zärtlichkeit. Und braucht es nicht das „Böse“, damit man das „Gute“ als solches erleben kann? Wir verlagern das Böse gern nach außen als etwas, gegen das wir uns aufbauen können. Wir müssen aber bedenken, dass das sogenannte „Böse“ auch in uns wohnt. Ein gutes Beispiel ist für mich, als ich 2012 in „Wunderkinder“ einen SS-Mann gespielt habe, eine rechte Drecksau, der ukrainische Kinder in den Tod schickt. Ich zog die Uniform an – und brauchte nicht mehr zu spielen. Da ist etwas in mir wach geworden – das zum Glück mit dem Ausziehen der Uniform wieder verschwand –, das mir gesagt hat, dass ich seit 50 Jahren auch gegen den Faschisten in mir selbst kämpfe!

Stichwort: „geeinte Menschheit“. Muss es erst so richtig krachen, ehe wir uns gemeinsam neu organisieren? Die Gefahr ist da, aber ich bin und bleibe Hoffender. Optimismus und Pessimismus sind Weltbilder, die man sich nur vorgaukelt, aber die Hoffnung treibt uns an, hält uns davon ab, tatenlose Zyniker zu werden. Ich träume weiter von einer herrschaftsfreien Welt, das schreibe ich ja auch in „Den Parolen keine Chance“.

Welche Rolle spielen Kunst, Poesie, Musik bei einer friedlichen Revolution? Kunst kann ermutigen! Leute schreiben mir, sie haben sich verloren gefühlt, dachten, sie stünden allein mit ihrer Meinung. Bis sie

Was, wenn ich Henry Miller nicht gehabt hätte als 17-/18-Jähriger? Ich wäre verzweifelt! Der hat mich quasi am Leben gehalten! Ich habe mich mit meinen Gedanken bei ihm wiedergefunden, fühlte mich aufgehoben! In meinem Umfeld habe ich mich kaum wiedergefunden. Den Mut zu haben, rauszutreten und anderer Meinung zu sein, ist schwierig – und heutzutage vielleicht noch etwas schwieriger als damals.

Ist der moderne Anarchist ein gewaltloser, friedlicher? Die Anarchie ist keine Ideologie und kein politisches Modell. Man darf nicht vergessen, dass das Wort „Anarchie“ gerne missbraucht wurde von der Gegenreaktion, die immer versucht hat, Anarchisten als brutale Terroristen darzustellen. Das Wesen der Anarchie ist der Traum einer herrschaftsfreien Gesellschaft, und die ist nie in eine Ideologie zu kleiden. Dann wäre sie ja schon wieder kaputt! Darum bezeichne ich mich ungern als Anarchisten, weil ich eben keinen „...ismus“ will. Mein kleiner Sohn würde sagen, ich bin ein „Anarcho“.


Ich danke dir für dieses schöne Interview und hoffe, wir sehen uns spätestens zum 75. wieder! Bis dahin ist die friedliche Revolution vielleicht schon ein bisschen weiter fortgeschritten … Ja, hoffentlich sind wir da alle noch gesund und munter! Die friedliche Revolution wird auch weiter voranschreiten, wenn es eine Katastrophe gibt. Das ist etwas, was durch Kriege nicht aufzuhalten ist. Aber natürlich wäre ein Krieg, wie er momentan droht, sehr beängstigend. Ich frage mich: Was steckt hinter der ganzen Kriegshetze, die überall deutlich zu lesen ist? Was geht im Hirnkästchen von so einem Journalisten vor? Ist es dem egal, ob es einen Atomkrieg gibt? Denkt der, er übersteht das unbeteiligt? Oder ist ihm sein Job und dass er weiter mitmischen kann so wichtig?

Das beste Ticket für Schüler und Auszubildende im MVV

Das ist mehr als „Kalter Krieg“. Das ist der Beginn von einem heißen … Die Friedensbewegung wurde in den letzten 20 Jahren ganz geschickt zerschlagen! Intrigen, Gemeinheiten. In den 80ern war es ganz anders! Da war es selbstverständlich, gegen Krieg und Atomkraft auf die Straße zu gehen! Die jetzt 20-Jährigen finden Engagement jeglicher Art wohl so was von langweilig. Das Einkaufszentrum scheint denen sexier … Das ist gruselig. Wir wurden alle gehirngewaschen!

Konstantin Wecker – Das ganze schrecklich schöne Leben 480 Seiten, Gütersloher Verlagshaus (VÖ: April 2017)

HOCH 3 . München | Foto: © Ermolaev Alexandr

► wecker.de

Hol ’son h Dir sczt ! jet

Noch im Am besser ! beste o b A onlin n e! mvg.de/ausbildung


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ILLUS: RONIT WOLF

BILDERRÄTSEL

IRGENDWAS MIT UNTEN

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3 AUFLÖSUNG: 1. AM BODEN ZERSTÖRT SEIN 2. FUSSNOTEN 3. UNTERTAUCHEN 4. UNTEN DURCH SEIN

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UNNERUM

FOTO: STEFANIE GIESDER


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CvD MÜNCHEN & ART DIREKTION

MITARBEITER DIESER AUSGABE:

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