cooperativ 3/2020

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COOPERATIV 3/2020

FREIZEIT

VON GOYA ÜBER PICASSO BIS VELÁZQUEZ

Der Innsbrucker Dom ist eine der zahlreichen St.-Jakob-Kirchen in Österreich

das Reich der spanischen Pferde, der Andalusier oder Gineten. Diese waren Einzüchtungen aus dem arabischen Raum, wendig, geeignet für den Guerillakrieg der Reconquista. Sie wurden mit kurzen Steigbügeln geritten und standen im augenfälligen Gegensatz zu den mitteleuropäischen schweren Pferden, die in steifem Reitstil mit großen Sporen bewegt wurden. Ferdinand, der Bruder Karls, wurde in Alcalá de Henares bei Madrid geboren, wuchs in Kastilien und Aragon auf und verließ 1517 Spanien für immer. Er brachte vieles, was den Österreichern „spanisch“ vorkam – so auch die spanischen Pferde und die Reitkunst – mit nach Wien. Er wurde als Ferdinand I. zum Nachfolger seines Bruders als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Durch die Erbteilung erhielt Ferdinand die habsburgischen Kernländer, wurde zum Architekten der Donaumonarchie. Das genaue Gründungsjahr der Spanischen Hofreitschule ist nicht bekannt, am heutigen Wiener Josefsplatz dürfte die erste Ausbildungsstätte der Pferde gewesen sein.

Im niederösterreichischen Schloss Rohrau, dem Landsitz der Familie Harrach, befindet sich eine der wichtigsten privaten Gemäldegalerien der Welt. In der Sammlung werden zahlreiche Werke spanischer Maler aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt, die Graf Ferdinand Bonaventura von Harrach, der Begründer der Sammlung, als Botschafter in Spanien erworben hatte. Zu sehen ist auch ein Porträt von außergewöhnlicher Qualität des letzten spanischen Monarchen der Casa de Austria, Carlos II. Zu den Raritäten zählt ein Originalbrief der heiligen Teresa de Ávila. Eine eindrucksvolle spanische Sammlung weist das Kunsthistorische Museum in Wien auf. „Die anderen Maler scheinen wie Fälscher. Er ist der Maler der Maler“, sagte der Impressionist Edouard Manet über Diego Rodríguez de Silva y Velázquez, der im Kunsthistorischen mit einer Reihe von außerordentlichen Werken vertreten ist, darunter der jung verstorbenen Infantin Margarita Maria Teresa. In der Albertina sind die kompletten vier Serien der grafischen Werke von Francisco de Goya zu finden sowie 97 Linolschnitte von Pablo Picasso. Im Wiener Weltmuseum werden im Raum „Geschichten aus Mesoamerika“ verschiedenste Aspekte der Eroberung und Kolonisierung Amerikas durch die Spanier eindrucksvoll dokumentiert.

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