Taschenbuch Industriekultur in Augsburg

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INDUSTRIEKULTUR Ludwig August Riedinger (1809 – 1879) Ludwig August Rüdinger wurde 1809 in Württemberg geboren. Sein Vater war Landwirt und Schneider. Der junge Riedinger, wie er sich dann später nannte, machte eine Schreinerlehre und wurde in einer Baumwollspinnerei in Heidenheim Modellschreiner. 1837 erhielt er einen Preis für Verbesserungen an einer Vorspinnmaschine. Wohl mit diesem Ruf wurde er nur wenig später von der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei in Augsburg (SWA) als Karderiemeister eingestellt. Vier Jahre später war er technischer Direktor. 1852 verließ er die SWA aus Zorn über die Blockaden der alteingesessenen Augsburger Wirtschaftskreise. Ausgestattet mit einem Vertrag des Chemikers Max von Pettenkofer widmete er sich 1852 dem Bau von Gasanstalten und der Einrichtung von Gasbeleuchtungen in ganz Deutschland. Von seiner 1857 gegründeten Maschinenfabrik am Senkelbach und der Weberei (der späteren Buntweberei) von 1865 am Senkelbach war schon die Rede. Riedinger war Schreiner, Erfinder, Textilingenieur, Maschinenbauer, Pionier des Leuchtgaswesens, Lichtdesigner – so würde man heute sagen. Er gehörte am Ende seines Lebens zu den reichsten Unternehmern Bayerns. Im Jahr vor seinem Tod erwarb er noch das erste Haus am Platz, das Hotel „Drei Mohren“. 1879 verstarb der ebenso bedeutende wie erfolgreiche Augsburger Industrielle. Ludwig August Riedinger war „ein guter Patriarch“, sorgte für den wirtschaftlichen Erfolg seiner Unternehmen und umsorgte die zugehörigen Belegschaften. In einem Porträt von Peter Fassl, Bezirksheimatpfleger für das bayerische Schwaben, steht geschrieben: „… Trotz dieses Aufstiegs zum Großindustriellen blieb Riedinger als ‚der Mann aus dem Volke’ … in engem und unmittelbarem Kontakt zu seinen Arbeitern, bei denen er höchstes Ansehen besaß. Stolz auf seinen Werdegang aus eigener Kraft waren ihm ‚Treu und Glauben’ … die Grundpfeiler der menschlichen Gesellschaft, wie er in seiner Autobiografie schrieb .“ Fassl weiter: „Über die inneren Gründe seiner rastlosen Arbeit gibt er in dem 1875 von Ferdinand Wagner gemalten Porträt (heute im Hotel ‚Drei Mohren’) in seiner Autobiografie Auskunft. Riedinger steht vor einem Kartentisch mit den Plänen der Gaswerke von Coburg und Mantua (beide Städte verliehen ihm das Ehrenbürger-

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