NICKEL, JHRG. 40, Nr. 1, 2025

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NICKEL MAGAZINE

DIE FACHZEITSCHRIFT FÜR NICKEL UND SEINE ANWENDUNGEN

NICKEL, JHRG. 40, Nr. 1, 2025

NICKEL UND ESG

Nachhaltigkeitsaspekte bei der Nickelherstellung

Dr. Veronique Steukers

Präsidentin des Nickel Institute

Nickel in Edelstahl –ein ausgewogener Ansatz

FALLSTUDIE 33 TRINKWASSERSPEICHERANLAGE KUHBERG

• Drei Edelstahlstützen aus 12,5 mm starken DN250 Rohren (10″ SCH80S) unter Verwendung von Edelstahl 1.4404/316L tragen das Dach in jedem Tank.

• Die Tankböden und untere 6,4 -m-Hülle bestehen aus Lean-Duplex-Edelstahl 1.4162/UNS S32101, um hohe Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit sicherzustellen. Die Bodenplatten sind 3 mm, die untere Hülle ist 4 mm dick.

• Die obere Hülle und das Dach bestehen aus Duplex-Edelstahl 1.4462/S32205.

Das Kuhberg-Projekt ist mit seinen 12.000 m 3 jetzt die größte Trinkwasserspeicheranlage Europas. Dieser riesige Wasserspeicher in Ulm wurde von der Hydro-Elektrik GmbH gebaut. Die Anlage besteht in erster Linie aus Edelstahl 316L (UNS S31603), Lean-Duplex- und Standard-Duplex-Stahl und ist so ausgelegt, dass die Effizienz verbessert, die Wasserqualität aufrechterhalten und der langfristige Wartungsaufwand reduziert werden.

Die Wasserspeicherbranche hat sich in den vergangenen 50 Jahren signifikant weiterentwickelt und geht zusehends von mit Edelstahl ausgekleideten Betontanks auf reine Edelstahltanks mit integrierten Reinigungssystemen über. Diese Tanks wurden im Spiralwickelverfahren der Hydro-Elektrik GmbH hergestellt, bei dem Metallblech von 10-Tonnen-Spulen zu Spiralformen abgewickelt wird. Jeder Tank besteht aus ca. 21 Tonnen Lean-Duplex-Stahl, 30 Tonnen Standard-Duplex-Stahl und 0,3 Tonnen 316L für die Stützen.

Dadurch entstehen Tanks mit großen Durchmessern und weniger Schweißnähten, was die strukturelle Integrität verbessert und eine präzise

Kontrolle von Materialstärke und Durchmesser ermöglicht. Durch die an strategischen Gesichtspunkten orientierte Materialauswahl lassen sich Herausforderungen wie Chlordioxid in einfließendem Trinkwasser, die widerstandsfähige Stahlgüten erfordern, bewältigen.

Die Hydro-Elektrik GmbH setzt neue Maßstäbe für Konstruktion, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Wasserspeicheranlage Kuhberg, indem die Eigenschaften von Edelstahl sowie eine innovative Technik genutzt werden.

Die Anlage ging Ende 2023 in Betrieb. Von einem in Stainless Steel World veröffentlichten Artikel adaptiert.

EDITORIAL:

ESG: UMWELT, SOZIALES UND VERANTWORTUNGSVOLLE UNTERNEHMENSFÜHRUNG

Die Nickelindustrie befindet sich an einem entscheidenden Punkt. Geopolitische Spannungen und die Produktionsverlagerung nach Indonesien haben Nickel ins Rampenlicht gerückt, während Staaten verzweifelt versuchen, sich kritische Metalle zu sichern. Gleichzeitig muss die Industrie Nickel nachhaltig herstellen.

In dieser Ausgabe des Nickel Magazine untersuchen wir Nickel aus der Perspektive der ESG-Prinzipien, also Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung. (Die Abkürzung ESG steht für die entsprechenden englischen Wörter Environmental, Social und Governance). Zwar ernten manche Teile der Branche Kritik, aber es gibt auch signifi kante Fortschritte. Die Auswirkungen des Nickelabbaus und der Nickelproduktion auf Arbeiter, Gemeinden und die Umwelt können gemindert werden. Das Nickel Institute ist eine der Organisationen, die zahlreiche Hilfsmittel und Studien bereitstellen, damit die Branche anspruchsvolle ESG-Normen einhalten kann.

Nachhaltigkeit geht über den Nickelabbau und die Nickelherstellung hinaus und umfasst Auswirkungen, die während des gesamten Lebenszyklus von Nickel auft reten können. Mitglieder des Nickel Institute nehmen diese Verantwortung sehr ernst und fördern ein größeres Verständnis der Vorteile und verantwortungsvollen Nutzung von Nickel. Indem sie Ressourcen und Expertise kombinieren, fördern sie wissenschaft liche Forschung, Peer-Review-Studien und internationale Best Practices.

Nickel spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Gemeinden, wirtschaft lichem Wachstum und des Energieumstiegs. Die Mission des Nickel Institute besteht darin, für die nachhaltige Bereitstellung von Nickel und die nachhaltige Entwicklung der Nickelbranche zu werben. Wir schaffen das aber nicht alleine. Wir fordern alle Akteure der Branche auf, sich an die höchsten Nachhaltigkeitsstandards und Normen einer verantwortungsvollen Unternehmensführung zu halten. Die nachgeordneten Benutzer von Nickel sind nicht weniger aufgefordert, auf ihre Lieferanten die gleichen Standards anzuwenden. Gemeinden, die Industrie und die Umwelt können auf diese Weise nur gewinnen.

Clare Richardson

Chefredakteurin, Nickel

Das Deckblatt und das Bild oben zeigen das Anpfl anzen von Baumsetzlingen am Standort eines ehemaligen Nickelbergwerks in Süd-Sulawesi, Indonesien. Das unterstreicht die grundlegenden Bemühungen um die Wiederherstellung und Rehabilitation der Natur.

Die Leitgrundsätze der Nachhaltigkeit des Nickel Institute bieten eine Roadmap für Unternehmen auf ihrem Weg zur Erzielung hoher ESG-Standards und wollen als Handlungsaufruf für den gesamten Nickelsektor und seine Wertschöpfungskette verstanden werden.

INHALT

02 Fallstudie Nr. 33

Trinkwasserspeicheranlage Kuhberg

03 Editorial

ESG: Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung

NICKEL

Präsidentin des Nickel Institute Dr. Veronique Steukers

An der Spitze des Nickel Institute 10 Nachhaltigkeit und Nickel in Edelstahl ein ausgewogener Ansatz

Das Nickel Magazine ist eine Publikation des Nickel Institute. www.nickelinstitute.org

Dr. Veronique Steukers, Präsidentin Clare Richardson, Chefredakteurin communications@nickelinstitute.org

Autoren und Mitarbeiter: Parvin Adeli, Gary Coates, Mark Mistry, Geir Moe, Kim Oakes, Pablo Rodríguez Domínguez, Frank Smith, Lyle Trytten, Odette Ziezold

Entwurf: Constructive Communications

Das Textmaterial wurde zur allgemeinen Information des Lesers erstellt und sollte nicht als Grundlage für spezi sche Anwendungen verwendet werden, ohne dass vorher fachmännische Beratung eingeholt wurde. Obwohl das Textmaterial nach unserem besten Wissen korrekt ist, garantieren das Nickel Institute, seine Mitglieder, Mitarbeiter und Berater nicht seine Eignung für eine allgemeine oder spezi sche Anwendung und übernehmen keine Haftung oder Verantwortung irgendeiner Art im Zusammenhang mit den hierin enthaltenen Informationen.

ISSN 0829-8351

In Kanada von der Hayes Print Group auf Recyclingpapier gedruckt

Bildnachweise:

Titelseite: Getty©SOPA Images, S. 3 Getty©NurPhoto, S. 6 Getty©NurPhoto, S. 10 iStock©CHUNYIP WONG, S. 11 iStock©PhonlamaiPhoto S. 15 VectorStock©Sklyaksun, composition Constructive Communications

Umweltfreundlicher und sauberer

Vom Programm Centers for Chemical Innovation der US National Science Foundation unterstützte Forscher haben ein neues, bahnbrechendes Verfahren entwickelt, um Kobalt und Nickel mithilfe von Ammoniak und Karbonat aus Erz oder wiederverwerteten Materialien abzuscheiden. Diese effizientere Extraktionsmethode ergibt Metalle mit einem Reinheitsgrad von 99 % und könnte die nachhaltige Nutzung von Elektronikmüll verbessern sowie die Auswirkungen potentieller Mängel abschwächen. Kobalt und Nickel sind für Akku-Technologien unabdingbare Elemente. „Dieser Ansatz trägt der Rauheit traditioneller Aufreinigungschemikalien Rechnung und ermöglicht eine bessere Wertschöpfung aus entsorgten Batterien“, so Eric Schelter, Chemiker und Leiter des Forschungsteams der University of Pennsylvania mit Mitwirkenden an der Northwestern University.

Superentdeckung

Physiker an der Southern University of Science and Technology (SUSTech) im chinesischen Shenzhen haben einen neuen Hochtemperaturleiter bei Zimmertemperatur entwickelt, der auf Nickel basiert. Der Durchbruch gelang mit einer Nickeloxid-Dünnschicht, die im Labor entwickelt wurde. Dabei wurde eine Superleitfähigkeit von mehr als -233 °C (-387 °F) bei „Normaldruck“ erzielt. Bisher war das nur mit Kupraten und Stoffen auf Eisenbasis nachgewiesen worden. „Es besteht die begründete Hoffnung, dass wir die kritische Temperatur schlussendlich erhöhen und [solche Materialien] für praktische Anwendungen nützlicher machen können“, so Forscher Danfeng Li. Die Entwicklung würde Technologien wie die Magnetresonanzbildgebung kostengünstiger und effizienter machen. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.

Solide Fortschritte

Das chinesische Unternehmen Farasis Energy hat bekannt gegeben, dass sein Halbleiter-Akku (All-Solid-State Battery, ASSB) mit einer Energiedichte von mehr als 400 Wh/kg mit stabilen Lade- und Entladezyklen in die Praxistestphase eingetreten ist. Diese Zellen basieren auf einem Sulfidsystem mit einer ternären Kathode mit hohem Nickelgehalt und einer Anode mit hohem Siliziumgehalt. Diese Zellen mit Halbleiterelektrolyten haben Nadelstich-, Scher- und Hot-Box-Tests bestanden und weisen auf Zellebene Selbstabschaltfunktionen bei thermischem Durchgehen auf. Farasis Energy hat außerdem Fortschritte bei der Herstellung von Halbleiter-Akkus auf Oxid- und Polymersystembasis erzielt. Dabei werden eine Lithium-Metall-Anode und eine Kathode mit hohem Nickelgehalt mit einer Energiedichte von bis zu 500 Wh/kg eingesetzt. Zu den angestrebten Vorteilen dieser leichteren ASSBs zählen eine verbesserte Sicherheit, eine höhere Energiedichte und ein schnelleres Laden. Ein weiterer Schritt hin zur Welt der Elektromobilität!

Ein Juwel einer Idee

Bei dieser Idee geht es um das erste Objekt, von dem bekannt ist, dass es mithilfe von Metallen hergestellt wurde, die per Phytomining extrahiert wurden, also mit einem Verfahren, bei dem Hyperakkumulatorpflanzen Metalle aus der Erde absorbieren. Der Ring der Materialforscherin und Designerin Karoline Healy von H2ERG ´ besteht aus gemischtem Metallstaub, der in einem transparenten Kreis eingekapselt ist. Bei den in dem Prozess verwendeten Metallen handelt es sich um Nickel, Silber, Kupfer und Zink. Diese Metalle wurden mithilfe des Biomining-Start-ups Phonak erzeugt, das sich auf die Entwicklung vollständig biobasierter Methoden zur Extraktion von Metallen bei geringer CO2-Entstehung konzentriert. Die Metalle für den Ring stammen aus einem stillgelegten Kohlebergwerk in Nordengland. Die Pflanzen helfen dabei, Schadstoffe aus dem Boden zu entfernen – ein als Bioremediation bezeichneter Prozess.

NICKELINDUSTRIE TEIL 4 NACHHALTIGKEITSASPEKTE

BEI DER NICKELHERSTELLUNG

Im 4. Teil dieser Serie behandeln wir die Auswirkungen der Nickelproduktion und deren Mitigation.

Arbeitskräfte pflanzen Bäume an Standorten früherer Bergwerke von PT Vale Indonesia in Soroako, East Luwu, Indonesien.

In der Bergbaubranche gibt es drei generelle Kategorien von Nachhaltigkeitsproblemen: Umweltauswirkungen, gesellschaftliche Auswirkungen und Probleme hinsichtlich einer verantwortungsvollen Unternehmensführung (Governance). Bevor wir uns mit diesen Problemen näher befassen, lohnt sich der Hinweis, dass sich die Nickelindustrie ständig weiter entwickelt. Die Praktiken der 1950er Jahre waren ganz andere als die von heute.

Die Hauptumweltprobleme bei Nickel sind denen bei den meisten Prozessen zur Gewinnung von Basismetallen ähnlich: Auswirkungen auf Land, Luft, Wasser und Ökosysteme infolge menschlicher Aktivitäten und des erzeugten Mülls.

Land

Tropische oberflächennahe Lagerstätten (Laterite) können sich signifikant auf Land und Biodiversität auswirken, insbesondere auf Inseln mit einzigartigen, lokalisierten Spezies, sodass diese vom Aussterben bedroht sind. In gemäßigten Zonen sind die Risiken des Tagebaus aufgrund der weiter verbreiteten Speziesverteilung geringer. Hochgradige unterirdische Sulfidlagerstätten minimieren Oberflächenstörungen.

Eine Wiederherstellung von Landschaften in ihren ursprünglichen Zustand vor dem Bergbau ist aufgrund von Veränderungen der Geländestruktur häufig unmöglich. Böden mit reichem Nickelgehalt beeinflussen Pflanzenarten. Wird das Nickel vollständig abgebaut, kann eine andere Vegetation entstehen – keine bessere oder schlechtere, sondern einfach nur eine andere. Bei der Wiederherstellung sollte der ökologische oder ökonomische Nutzen im Mittelpunkt stehen und die Planung in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Regulierungsbehörden erfolgen. Pläne sollten flexibel bleiben, damit sie an weiterentwickelte gesellschaftliche Ziele und Auswirkungen des Klimawandels angepasst werden können.

Luft und Wasser

Die aus der Verarbeitung resultierende Luftverschmutzung ist ein größeres Problem als die vom Abbau verursachte Luftverschmutzung. Die Emissionen von Bergbauflotten (durch den Kraftstoffverbrauch mobiler Geräte) sind relativ gering. Die Aufbereitung von Sulfiderzen kann energieintensiv sein, wobei die Emissionen mit fossilen Kraftwerken assoziiert sind. Entfernt gelegene Bergbaustandorte reduzieren manche Auswirkungen dieser Verschmutzung auf den Menschen.

Die Verhüttung von Lateriterzen erfordert viel Energie und es werden CO2 und andere Schmutzstoffe emittiert. Die Sulfidverhüttung erzeugt dagegen Schwefeldioxid, das oft als Schwefelsäure abgeschieden wird, außer wenn die Verteilung von abgelegenen Standorten aus nicht praktikabel ist. Säurelaugung ist eine umweltfreundlichere Verarbeitungsalternative.

Wasserverschmutzung ist eine Folge von Erosion und Schwermetallen beim Bergbau in tropischen Regionen, während Sulfidbergwerke zum Austritt von Säure führen können. Auch Prozessabwässer können Metalle enthalten. Eine angemessene Abwasseraufbereitung ist von zentraler Bedeutung.

Feste Abfälle

Wie bei allen Bergbauaktivitäten sind beim Nickelabbau und der Nickelverarbeitung Probleme mit festen Abfällen zu berücksichtigen, ob in Form von Nickelsulfidabraum (oft Silikatabraum mit einigen Resteisensulfiden), Schlacke aus der Nickellaterit- oder -sulfidverhüttung oder chemischer Ausfällrückstände aus der Nickellaterit-Säurelaugung oder der Konzentratveredelung oder dem Mattenaufschmelzen. Die Einhaltung führender Praktiken wie des ICMM-Industriestandards zu Bergbauabfällen ist von grundlegender Bedeutung, um Risiken in Verbindung mit diesen festen Abfällen zu reduzieren.

Soziale und Governance-Fragen Soziale Fragen kreisen um den verantwortungsvollen Umgang mit Arbeitskräften und lokalen Gemeinden. Qualifizierte Arbeitskräfte sind für Bergbau und Verarbeitung unabdingbar, weshalb führende Unternehmen der Ausbildung, angemessenen Werkzeugen sowie der Sicherheit am Arbeitsplatz höchste Priorität einräumen.

Die laufenden globalen Diskussionen zum Prinzip der „Free Prior and Informed Consent“ (FPIC – Grundsatz der freiwilligen, vorherigen und in Kenntnis der Sachlage erteilten Zustimmung) unterstreichen die Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz unternehmerischen Handelns. Von Aktivitäten betroffene Gemeinden (ob positiv oder negativ) müssen informiert werden und ihre Zustimmung erteilen. Der Reifegrad dieser Diskussionen ist von Land zu Land verschieden. Wenn diese Zustimmung jedoch nicht eingeholt und dauerhaft gewährleistet wird, kann dies für Unternehmen katastrophale Folgen haben.

Die Governance im Nickelabbau ist ein Spiegelbild der Governance in anderen Rohstoffbranchen. Intern müssen Entscheidungsprozesse transparent, inklusiv und gut fundiert sein. Extern sollten Unternehmen den konstruktiven Austausch mit staatlichen Stellen, regulatorischen Behörden und der Gesellschaft suchen und gleichzeitig sicherstellen, dass eine Vielfalt von Stimmen Richtlinien und Praktiken formt, ohne die Zivilgesellschaft ungebührlich zu beeinflussen.

Klare Fortschritte

Weltweit werden viele verschiedene Managementsysteme genutzt, um diese Bandbreite an Fragen und Problemen anzugehen. Die Consolidated Mining Standards Initiative, eine Kooperation zwischen The Copper Mark (einschließlich The Nickel Mark), dem International Council on Mining and Metals, der Mining Association of Canada und dem World Gold Council, verfolgt das Ziel, vier verschiedene, verantwortungsvolle Bergbaustandards zu einer einzigen Norm zu konsolidieren, die Fragen des Umweltschutzes, des gesellschaftlichen Miteinanders und der Governance berücksichtigt. Die Anwendung von Methoden wie der Lebenszyklusanalyse kann individuelle Anlagen und branchenweite Hotspots in Bezug auf verschiedene Umweltattribute identifizieren, um Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstützen. Bei der Interpretation ist stets besonders sorgfältig vorzugehen. In zukünftigen Beiträgen zu dieser Serie werden wir untersuchen, wie die Auswirkungen der Nickelherstellung mit neuen Ansätzen und Vorgehensweisen reduziert werden können.

Eine gute Regulierung der ökologischen Auswirkungen erfordert gute Informationen. Die Mitglieder des Nickel Institute unterstützen die Arbeit von NiPERA, einer Organisation, die kritische wissenschaftliche Studien unterstützt, um glaubwürdige Daten zu gewinnen.

DIE NEUE PRÄSIDENTIN DES NICKEL INSTITUTE DR. VERONIQUE STEUKERS

Veronique Steukers

Präsidentin, Nickel Institute

Belgische Staatsangehörige

PhD in organischer Chemie von der University of Exeter, UK

Mehr als 25 Jahre Erfahrung mit regulatorischen und staatlichen Angelegenheiten

Mehr als 16 Jahre Erfahrung im privaten Sektor bei Umicore und Albemarle

Kam 2012 als Director, Public Policy & Sustainability, zum Nickel Institute

Am 1. Januar 2025 zur Präsidentin ernannt

Im Januar 2025 trat Dr. Veronique Steukers ihr neues Amt als Präsidentin des Nickel Institute an. Sie bringt eine Fülle an Erfahrung und eine ausgeprägte Begeisterung für Metalle mit. Mit einem fundierten Hintergrund in Chemie, Unternehmensführung und Interessenvertretung setzt sie sich engagiert für Nachhaltigkeit, Innovation und verantwortungsvolle Beschaffungspraktiken in der Nickelindustrie ein.

An der Spitze des Nickel Institute Steukers weiß um die kritische Rolle von Nickel in der modernen Technik und seine Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Sie will sicherstellen, dass Unternehmen das Nickel Institute weiterhin als eine unverzichtbare Branchenressource nutzen können. „Nickel ist ein strategischer Rohstoff mit immensen gesellschaftlichen Vorteilen, erfordert aber auch ein verantwortungsbewusstes Management“, erläutert sie. „Das Nickel Institute bietet einzigartiges Fachwissen und engagierte Interessenvertretung, um Industrie, Regulierungsbehörden und Stakeholdern zu fundierten Entscheidungen zu verhelfen.“

Ihre Hauptpriorität ist die Stärkung der Struktur und Finanzierung des Institute wie auch die Werbung um mehr Mitglieder, um effektiv auf branchenweite Herausforderungen eingehen zu können. Sie betont, dass die Mitglieder durch kollektives Handeln im gesamten Institute Herausforderungen angehen können, die einzelne Unternehmen überfordern würden und sich negativ auf die Zukunft von Nickel auswirken könnten. Das Institute ermöglicht den ihrer Verantwortung bewussten Akteuren der Industrie, ihre Expertise zu bündeln, Risiken zu teilen und größere Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Nickelindustrie zu machen.

Die Bedeutung von Nickel für die globale Nachhaltigkeit „Nickel ist für eine CO2-arme Ökonomie einfach unabdingbar“, betont Steukers.

„Nickel kommt in allen Technologien in Verbindung mit erneuerbaren Energien, Akkus und der Energiespeicherung zum Einsatz und ist ein grundlegender Bestandteil unserer Reaktion auf den Klimawandel.“ Ferner leistet es einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren Wasserversorgung und sicheren Lebensmittel-Lieferketten, hygienischen Medizingeräten sowie einer widerstandsfähigen Infrastruktur – aber auch zu augenfälligen Kunstobjekten im öffentlichen Raum. Diese Anwendungen unterstützen gesunde und nachhaltige Gemeinden.

„Nachhaltigkeit fängt an der Quelle an. Wir sind kollektiv für die Sicherstellung verantwortlich, dass Nickel auch für zukünftige Generationen verfügbar bleibt“, so Steukers.

Zu diesem Zweck hat das Institute die Leitgrundsätze der Nachhaltigkeit entwickelt, die Unternehmen bei der Entwicklung einer Roadmap für die Integration von Umwelt-, sozialen und Governance-Aspekten (ESG) in ihre Betriebsabläufe helfen sollen.

Förderung eines verantwortungsvollen Beschaffungssystems

Für Veronique Steukers ist eine verantwortungsvolle Beschaffung ein grundlegender Schritt auf dem ESG-Weg von Unternehmen. „Ein Standard für eine verantwortungsvolle Beschaffung hilft Unternehmen, Hotspots zu erkennen, Datenlücken zu schließen und Vertrauen bei Investoren und Stakeholdern zu schaffen“, sagt sie. Gemeinsam mit anderen hat das Nickel Institute die

Zertifizierung „The Nickel Mark“ mit der bereits etablierten „The Copper Mark“ entwickelt. Beide „Marken“ schaffen einen Rahmen für eine verantwortungsvolle Beschaffung, der auf OECD-Richtlinien basiert und eine hohe Flexibilität beinhaltet, sodass sowohl große Konzerne als auch neue Hersteller den Prozess und die damit verbundenen Audits durchlaufen können.

Innovation

Als Vorreiter fördert das Nickel Institute Innovationen bei der Regulierungswissenschaft, der Marktentwicklung und bei Neuanwendungen. Dr. Steukers unterstreicht insbesondere die Marktentwicklungsarbeit des Institute bei bahnbrechenden Edelstahlanwendungen, z. B. bei erdbebensicheren Wasserverteilungssystemen, die massive Wasserverluste verhindern. Dank seiner Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit ist Nickel ein entscheidender Faktor für eine nachhaltige Infrastruktur. Mit Blick auf die Zukunft ist sie der Meinung, dass Legierungen mit hohem Nickelgehalt aufgrund ihrer Festigkeit und extremen Temperaturbeständigkeit eine zunehmende Rolle in Raumfahrttechnologien spielen werden. Natürlich wird viel über Akkus gesprochen, aber das Potenzial von Nickel reicht weit über die Energiespeicherung hinaus.

Interessenvertretung und Weiterbildung Mit seinem Ruf als vertrauenswürdiger globaler Partner spielt das Nickel Institute eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Weiterbildung von Entscheidungsträgern, Herstellern und Verbrauchern. Dazu Steukers: „In zahllosen Bereichen, von der menschlichen Gesundheit und Umweltwissenschaft

bis zu Regulierung, Marktanwendungen und Nachhaltigkeit, steuern unsere Experten ihr beispielloses Know-how bei. Wir stellen sicher, dass korrekte, wissenschaftsbasierte Informationen bei der Entscheidungsfindung auf allen Ebenen zum Tragen kommen.“

Leidenschaft für Metalle, Musik und Leadership Steukers Karriere begann in der organischen Chemie, bevor sie auf die Interessenvertretung in der Metallindustrie umstieg. Nach Positionen bei Umicore und Albemarle Corporation wechselte sie vor 13 Jahren zum Nickel Institute und war schließlich für die Niederlassung in Brüssel zuständig. „Hat man erst einmal Gefallen an Metallen gefunden, lässt einen die Faszination nur schwer wieder los“, sagt sie lächelnd.

Metalle sind aber nicht ihre eigene Leidenschaft. In ihrer Freizeit ist Veronique begeisterte Musikerin. Sie ist eine versierte Pianistin und bringt ihren Teamgeist als Klarinettistin in ein erfolgreiches Bläserensemble in ihrer belgischen Heimat ein. Außerdem gehört sie dem Direktorium des belgischen Orchesters Casco Phil an. Als neue Chef d’orchestre des Nickel Institute weiß sie genau, was ihre Organisation von anderen unterscheidet: „Leidenschaft, Expertise, Professionalität, Teamarbeit und Spaß“, unterstreicht sie. „Wir machen uns stark für Respekt, Kooperation und Vertrauen, sowohl innerhalb unseres Teams als auch im Umgang mit unseren Mitgliedern. Nur so können wir eine robuste, nachhaltige Zukunft für Nickel sicherstellen.“

„Nickel ist ein strategischer Rohstoff mit immensen gesellschaftlichen Vorteilen, erfordert aber auch ein verantwortungsbewusstes Management.“

NACHHALTIGKEIT UND NICKEL IN EDELSTAHL

EIN AUSGEWOGENER ANSATZ

Der ökologische Fußabdruck der Produktion von nickelhaltigem Edelstahl ist zwar relativ groß, aber für das Material sprechen seine Langlebigkeit, Effizienz und Wiederverwertbarkeit. Nachhaltigkeit wird durch Evaluierungen des gesamten Lebenszyklus beurteilt, wobei auch soziale und ökonomische Faktoren berücksichtigt werden.

In der Welt von heute ist Nachhaltigkeit mehr als nur ein Schlagwort – sie beschreibt ein Leitprinzip, das ganze Branchen, die Politik und Verbraucherentscheidungen prägt. Im Edelstahlsektor spielt Nickel eine wichtige Rolle, weil es die Materialleistung verbessert, seine Haltbarkeit verlängert und langfristige Nachhaltigkeitsziele unterstützt. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit in diesem Kontext wirklich, und wie kann sie effektiv gemessen werden?

Im Kern geht es bei der Nachhaltigkeit darum, den aktuellen Bedarf zu decken, ohne die Wahrscheinlichkeit einzuschränken, dass dies auch zukünftigen Generationen möglich ist. Dafür müssen Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und gesellschaftliches Wohlbefinden in Einklang gebracht werden. Möglich wird dies durch eine nachhaltige Entwicklung – einen kontinuierlichen Prozess zur Verbesserung von Technologien, Praktiken und politischen Maßnahmen.

Können Materialien in puncto Nachhaltigkeit miteinander verglichen werden?

Ja, aber das ist komplexer Prozess. Seit den 1990er Jahren arbeiten Wissen-

schaftler und Branchenexperten daran, Methoden zur Evaluierung der Nachhaltigkeit von Materialien zu definieren. Während ökologische und wirtschaftliche Aspekte durch unstrittige Methoden und Tools gut definiert sind, entwickelt sich die gesellschaftliche Dimension ständig weiter. Die Evaluierung von Materialien geht über CO2-Bilanzen und den Energieverbrauch hinaus und umfasst auch das Verständnis der vollständigen Lebenszyklusauswirkungen unter gleichzeitiger Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte.

Hilfsmittel wie Life Cycle Assessments (LCA) bieten einen strukturierten

Ansatz zur Bewertung der Umweltauswirkungen eines Materials in jeder Phase seines Lebenszyklus. LCAs werden durch ISO-Normen definiert und helfen dabei, die Umweltleistung von nickelhaltigem Edelstahl zu bewerten, vom Rohstoffabbau bis zum Recycling am Ende seiner Lebensdauer.

Ergänzende Methoden wie Life Cycle Costing (LCC) und Social LCA (s-LCA) erweitern diese Evaluierung um wirtschaftliche und gesellschaftliche Konsequenzen und ermöglichen eine umfassendere Nachhaltigkeitsbewertung. Diese Tools rücken nicht nur die Umweltvorteile ins Rampenlicht, sondern beleuchten auch die wirtschaftliche Effizienz und gesellschaftliche Verantwortung.

Auf den Kontext kommt es an Kein Material ist von Natur aus nachhaltig. Seine Auswirkungen hängen von Produktion, Anwendung und End-of-Life-Management ab. Ein gutes Beispiel ist Edelstahl, der mit Wasserkraft ganz aus wiederverwertetem Ausschussmaterial hergestellt wird. Dies mag zwar hochgradig nachhaltig erscheinen, aber wenn das Material beispielsweise nur als dekoratives Element eines Elektronikgeräts von kurzer Lebensdauer verwendet wird, das nicht richtig entsorgt und nicht wiederverwertet wird, wird seine Nachhaltigkeit sabotiert.

Im Gegensatz dazu maximiert die Verwendung von nickelhaltigem Edelstahl in Anwendungen von langer Dauer (z. B. in der Infrastruktur oder chemischen Verarbeitung) seinen Wert und reduziert die Umweltauswirkungen im Laufe der Zeit.

Wiederverwerteter Edelstahl weist normalerweise eine niedrigere CO2und Umweltbilanz auf als Edelstahl, der aus primären Rohstoffen erzeugt wird. Die Bewertung der Nachhaltigkeit erfordert aber auch die Berücksichtigung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Dimensionen und nicht nur des Lebenszyklus des Produkts.

Ist Recycling in jedem Fall nachhaltiger? Nicht unbedingt. Wenn recycelter Edelstahl in kurzlebigen Produkten eingesetzt wird, die weder von seiner Widerstandsfähigkeit profitieren noch erneut wiederverwertet werden, ist seine Nachhaltigkeit eventuell geringer

als die von primärem Edelstahl, der in Anwendungen von langer Dauer zur Anwendung kommt, die später vollständig recycelt werden.

Aus sozialer Perspektive kann die Primärproduktion in infrastrukturschwachen Gebieten mehr Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile schaffen als hocheffiziente Recycling-Prozesse in wohlhabenderen Regionen, die weniger Menschen beschäftigen.

Quantitative Daten aus LCAs, LCCs und s-LCAs sind daher wichtige Tools für eine ganzheitliche Evaluierung von Materialien und Produktsystemen, die fundierte Entscheidungen in allen Nachhaltigkeitsdimensionen ermöglichen.

Blick nach vorne: Mit Nickel eine nachhaltige Zukunft schaffen

Nickel spielt in Edelstahl eine kritische Rolle. Nickel hat aber auch einen hohen wirtschaftlichen Wert, sodass nachrangige Anwender und Endbenutzer sorgfältig beurteilen können, ob sie nickelhaltige Produkte verwenden oder lieber auf Alternativen ohne Nickel setzen sollten. Nickel ist die bevorzugte Wahl, wenn die wirtschaftlichen Aspekte durch eine bessere Funktionalität, längere Lebensdauer und höhere Effizienz gestützt werden – und dadurch entstehen auch signifikante Umweltvorteile. Darüber hinaus haben Edelstahl-Recycler den Vorteil, dass nickelhaltiger Edelstahlschrott einen höheren ökonomischen Wert hat, was deutlich höhere Sammelraten zur Folge hat.

Seine Haltbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und Recyclingfähigkeit machen es zu einem hervorragenden Material für nachhaltige Anwendungen. Durch anhaltende Investitionen in LCA- und LCC-Studien kann die Industrie auf den Langzeitwert von Nickel verweisen und gleichzeitig präziser abgestimmte Praktiken zur Verbesserung seiner Umweltbilanz entwickeln. Die Arbeit des Nickel Institute hilft beim Verständnis der sozioökonomischen Relevanz von Nickel und seinen Wertschöpfungsketten in verschiedenen Nickel herstellenden und anwendenden Regionen weltweit, wodurch die ökologische und ökonomische Dimension um soziale Aspekte ergänzt wird.

Während Branchen weltweit umweltfreundlichere Praktiken übernehmen, kann durch eine überlegte Integration von Nickel in Edelstahl ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem Erfolg, Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung geschaffen werden – und damit auch eine echte Nachhaltigkeit.

AKKU-GESPRÄCH INTERVIEW MIT DR. MARK MCARTHUR

Dr. Mark McArthur und sein Team arbeiten an der Entdeckung und Entwicklung nützlicher Materialien und Produktionsverfahren für das Energiespeicher-Ökosystem. Seit 2020 leitet Dr. McArthur das Kathodenteam von NOVONIX bei der Entwicklung seiner patentierten, trockenen und ausschussfreien Kathodensynthesetechnologie, von der erwartet wird, dass sie die Kosten und Umweltauswirkungen der nickelbasierten Kathodenherstellung signifikant reduzieren wird.

Vor seinem Wechsel zu NOVONIX arbeitete Dr. McArthur bei Tesla, wo er an der Entdeckung neuer Lithium-IonenAkkumaterialien und Technologien für den EV- und ESS-Sektor beteiligt war. Er hat ein Studium der Verfahrenstechnik an der McGill University mit Schwerpunkt Energiespeichermaterialien mit einem PhD abgeschlossen und besitzt den akademischen Grad eines M.Sc. in Physik von der Dalhousie University (betreut von Prof. Jeff Dahn).

Dr. Mark McArthur ist Direktor für FuE bei NOVONIX im kanadischen Nova Scotia. Dr. Parvin Adeli, Akku-Experte beim Nickel Institute, sprach mit ihm über die patentierte, trockene und ausschussfreie Kathodensynthesetechnologie von NOVONIX, von der erwartet wird, dass sie die Kosten und Umweltauswirkungen der nickelbasierten Kathodenherstellung signifi kant reduzieren wird.

Was können Sie uns über NOVONIX erzählen?

NOVONIX ist ein 2013 gegründetes Unternehmen für Akkumaterialien und -technologien, aber auch ein Dienstleistungsunternehmen. Als Spin-off der Dalhousie University begann NOVONIX zunächst mit der Entwicklung hochpräziser Batterie- und Akkutestgeräte. Seitdem expandieren wir kontinuierlich und bieten jetzt auch Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen an. Unser FuE-Team kann auf unseren Zellprototypen-Fertigungsstraßen Akkuzellen herstellen und testen und Materialentwicklung und -charakterisierung durchführen. 2017 gründeten wir NOVONIX Anode Materials in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, wo wir Hochleistungsgrafit für die Industrie entwickelten. Mein Team für Kathodenmaterialien wurde vor fünf Jahren gegründet. Wir konzentrieren uns auf die Kommerzialisierung unserer patentierten, trockenen und ausschussfreien Kathodenproduktionstechnologie, die ursprünglich an der Dalhousie University im Batteriemateriallabor von Dr. Mark Obrovac entwickelt wurde.

Worauf liegt der Hauptfokus bei einer völlig trockenen, ausschussfreien Prozesstechnologie?

Der Schwerpunkt unserer Technologie liegt auf einer skalierbaren,

nachhaltigen und kosteneffektiven Synthetisierung von Nickel-ManganCobalt(NMC)-Kathodenmaterialien.

Was unterscheidet dies von anderen Technologien und Verfahren?

Beim Standardverfahren werden NCM-Kathodenmaterialien dadurch hergestellt, dass zunächst durch wässrige Copräzipitation von Nickel-, Mangan- und Cobalt-Sulfaten ein Vorläufermaterial hergestellt wird, ein sogenanntes Precursor Cathode Active Material (PCAM). Bei diesem Verfahren entstehen Abwasser und Nebenprodukte wie Natriumsulfat. Eine Lithiumverbindung wird mit dem PCAM vermischt, das nach der Kalzinierung zu einem als Cathode Active Material (CAM) bezeichneten Pulver wird.

Bei NOVONIX konzentrieren wir uns darauf, die gleichen qualitativ hochwertigen Materialien herzustellen, allerdings unter Nutzung eines besseren Prozesses. Wir haben gezeigt, dass wir für eine Reihe von Nickelzusammensetzungen (60–95 % Ni) eine Leistung erzielen können, die mit der konventionell hergestellter NMC-Kathodenpulver mithalten kann. Unser Prozessablauf ist einfach, die Herstellung des Endprodukts aber nicht. Wir kombinieren verschiedene Metalle, in erster Linie Metallpulver, Oxide oder

Kohlenstoff, mit Lithium und Dotierstoffen und kalzinieren das alles.

Die Besonderheit besteht darin, wie wir die Rohmaterialien in völlig trockenem Zustand ohne spezielle Reagenzien kombinieren und die Kristallstruktur durch präzise Erwärmung verfeinern. Das Ergebnis ist herkömmlichem NMC-Pulver ähnlich und wir verwenden die gleiche Ausrüstung, nur eben auf eine neue, andere Weise.

Was sind die Vorteile eines trockenen Prozesses ohne Ausschuss?

Durch die Umstellung auf einen völlig trockenen Prozess können wir CAPEXund OPEX-Einsparungen von bis zu 30 bzw. 50 % erzielen.1 Wir stellen qualitativ hochwertiges CAM-Pulver her, ohne dass irgendwelche Abfälle anfallen. Es gibt weder ein Natriumsulfat-Ausschussnebenprodukt noch benötigen wir spezielle Abfallentsorgungssysteme. Und es ist ganz einfach, eine Anlage auf die Verwendung der NOVONIX-Technik umzurüsten. Wir stellen also das gleiche Material her, senken die Kosten, kommen ohne Abfälle aus und reduzieren die Betriebsfläche. Das ist für jeden CAM-Hersteller eine erfolgreiche Kombination.

Welche Herausforderungen gab es?

Das eigentliche Problem mit ternären CAMs wie NMC besteht darin, dass die zu kombinierenden Ausgangsstoffe unterschiedliche Oxidationszustände aufweisen. Es ist nicht so einfach, alle Kinder auf einer Party dazu zu bringen, nett miteinander zu spielen, und Mangan ist immer gerne der Störenfried. Es lässt sich nicht leicht mit Nickel und Cobalt mischen. Deshalb bestand unsere erste Herausforderung

in einem nicht homogenen Kationenmischen innerhalb der Partikel – ein Problem, das gelöst werden musste. Es entstanden lokalisierte „Manganinseln“ statt einer ansehnlichen, gut vermischten Kristallstruktur. Wir mussten außerhalb des Labors ein geeignetes Verfahren entwickeln und lernen, wie wir die Kombination der verschiedenen Ausgangsstoffe kontrollieren konnten. Das dauerte einige Zeit. Wir lernten, dass jede chemische Zusammensetzung eine andere Strategie anwendet, um diese Inhomogenität zu überwinden.

Was planen Sie bezüglich einer Expansion und Produktion im großen Maßstab? Wir wissen, wie schwierig es ist, Akkumaterialien zu skalieren. Während wir weitere technische Fortschritte machen und in unseren 10.000-TPA-Pilotanlagen einen Bereitstellungspfad defi nieren, suchen wir gleichzeitig nach Optionen, wie wir diese Technologie skalieren und auf den Markt bringen können. Wir legen unser Hauptaugenmerk auf die Entwicklung von Partnerschaften mit fi nanzstarken Unternehmen, die uns bei dieser abschließenden skalierten Industrialisierung helfen können.

Derzeit bietet sich die Möglichkeit einer Partnerschaft mit einem Materialhersteller, sodass uns eine Anlage zur Produktion von CAM auf die NOVONIXWeise zur Verfügung steht oder wir unsere eigene Anlage bauen können.

Im Moment sehen wir in einer Partnerschaft und Lizenzierung den optimalen Weg, auf dem wir mit unserer Technologie positiv auf den Markt einwirken können.

Das vollständige Interview ist im Blog des Nickel Institute, Chronickels, zu lesen.

1Von Hatch Ltd an einer Frontladungs-1-Level-Schätzung durchgeführte Prozessvergleichsstudie

13,5 m langer NOVONIX-Rollenherdofen. Die isolierenden Abdeckungen wurden entfernt, um das Gashandling-System und die Rollen-/Heizabdeckungen zu zeigen.

„Bei NOVONIX konzentrieren wir uns darauf, die gleichen qualitativ hochwertigen Materialien herzustellen, allerdings unter Nutzung eines besseren Prozesses.“

Geir Moe P.Eng. ist der Technical Inquiry Service Coordinator beim Nickel Institute. Zusammen mit anderen Werkstoffexperten in aller Welt hilft Geir Moe Endanwendern und Spezifikateuren von nickelhaltigen Materialien, die technische Unterstützung benötigen. Das Team steht bereit, um kostenlose technische Beratungsleistungen zu einer breiten Palette von Anwendungen wie Edelstahl, Nickellegierungen und Vernickelung anzubieten, damit Nickel bedenkenlos eingesetzt werden kann. https://inquiries.nickelinstitute.org/

FRAGEN AN EXPERTEN FAQ VON DER TECHNISCHEN

BERATUNGS-HOTLINE DES NICKEL

INSTITUTE

A F

F: Ich habe festgestellt, dass meine Schweißnähte in 304L (UNS S30403) und 316L (S1603) leicht magnetisch sind und habe gelesen, dass Ferrit bei Schweißnähten wichtig ist. Können Sie mir das bitte erklären?

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A: Die Mikrostruktur aller Edelstahle wird von ihrer chemischen Zusammensetzung bestimmt. Nickelhaltige Edelstahle der Serie 300 besitzen eine austenitische Mikrostruktur. Edelstahle der Serie 400 sind praktisch ohne Nickel und ferritisch, während Duplex-Edelstahle mit ungefähr gleichen Mengen an Ferrit und Austenit einen Nickelgehalt zwischen dem der Serie 300 und der Serie 400 aufweisen. Leider sind Schweißnähte, die mit einer 100-prozentig austenitischen Mikrostruktur aushärten, einer Heißrissbildung gegenüber anfällig. Dies liegt am höheren Wärmeexpansionskoeffi zienten von Austenit im Vergleich zu einer ferritischen Mikrostruktur. Wenn die Schweißnaht abkühlt, kann die Zugspannung auf der gesamten Breite der Schweißnaht zu Längsrissen führen. Diese Anfälligkeit für eine Heißrissbildung wird durch Schwefel und andere Kontaminierungsstoffe verstärkt, die in Austenit eine begrenzte Löslichkeit aufweisen und sich an den Korngrenzen konzentrieren, wenn die Schweißnaht aushärtet. Dadurch wird die Dehnfestigkeit an der Korngrenze weiter reduziert und Heißrisse werden noch wahrscheinlicher. Um die Heißrissbildung zu verhindern, sind eine geringere Wärmeeinbringung und daher eine langsamere Schweißgeschwindigkeit notwendig, wodurch die Abkühlrate der Schweißnaht verringert wird. Das wirkt sich jedoch negativ auf die Produktivität aus.

Eine ferritische Mikrostruktur weist einen geringeren Expansionskoeffi zienten und daher eine höhere

Löslichkeit für Schwefel und andere Kontaminierungsstoffe auf als Austenit. Daher wird die chemische Zusammensetzung der Schweißelektroden wie der für 304L (308L) und 316L angepasst, um etwas Ferrit in das Schweißmetall einzubringen, das sich positiv auf die Beständigkeit gegenüber einer Heißrissbildung auswirkt und eine höhere Abschmelzleistung ermöglicht.

In der Regel werden 4–10 % Ferrit (oder FN) bevorzugt, um eine Heißrissbildung bei 308L- und 316L-Schweißnähten zu verhindern. Auf dem Materialzertifi kat für die Schweißelektrode wird entweder ein Ferritprozentsatz oder eine Ferritnummer (FN) angegeben, wenn die tatsächliche chemische Zusammensetzung angegeben wird. Die FN-Berechnung basiert auf der tatsächlichen Zusammensetzung. (Manche Lieferanten geben nur eine typische, aber nicht die tatsächliche chemische Analyse an.) Die tatsächliche Ferritmenge in einer fertigen Schweißnaht ist selten mit der Angabe auf dem Materialzertifi kat identisch, weil Schweißnähte eine Mischung der Schweißelektrode und des Basismetalls darstellen und beim Schweißen Stickstoff (ein Austenit-Stabilisator) aus der Luft in die Schweißnaht gezogen werden kann. Außerdem beeinflusst auch die Abkühlrate den endgültigen Ferritgehalt.

Schließlich ist Ferrit ferromagnetisch und diese kleine Ferritmenge in der Schweißnaht kann ausreichen, um eine magnetische Anziehung zu bewirken.

Nickel ist in vielen Formen zu finden, von Nanodrähten bis hin zu Edelstahllegierungen. Aber welche Eigenschaften machen Nickel zu einem so grundlegenden Bestandteil vieler Alltagsobjekte?

Warum Nickel?

NICKEL IN WINDTURBINEN

Wenn Sie sich eine Windturbine auf einem Feld näher anschauen, werden Sie wahrscheinlich kein Nickel sehen. Dabei ist Nickel für den zuverlässigen Betrieb und die Leistung von Windturbinen über Jahrzehnte hinweg unverzichtbar.

Wo also steckt das Nickel? In der Gondel –dem Kasten oben auf dem Turm – befindet sich das Getriebe, das mechanische Energie in Elektrizität umwandelt. Hier ist Nickel von kritischer Bedeutung.

Das Getriebe wandelt die Rotationsgeschwindigkeit der Rotorblätter von 8–20 U/Min. in eine Drehzahl von 1000–1800 U/Min. an der Welle um, was eine effiziente Stromerzeugung ermöglicht. Die Metalle im Getriebe müssen Abnutzung, Schwingungen und extremen Temperaturen widerstehen. Getriebe können mehr als 40 Tonnen wiegen; sie bestehen aus widerstandsfähigen Stahllegierungen mit einem Nickelgehalt von ca. 1,5 % sowie aus Chrom und Molybdän.

Während alle drei Legierungselemente die Festigkeit verbessern, verhindert nur Nickel Sprödigkeit bei extrem niedrigen Temperaturen. Ein ausgefallenes Getriebe bedeutet, dass kein Strom erzeugt wird. Nickel ist für die Leistung von Windturbinen einfach unabdingbar.

UNS- DETAILS

Chemische Zusammensetzung (in Gewichtsprozent) der Legierungen und Edelstahltypen in dieser Ausgabe von Nickel.

Getriebe

Um ein helles Aussehen zu erzielen, das über Jahre hinaus Bestand haben würde, wurden die „Federn“ aus Platten aus Edelstahl 304L (UNS S30403) mit einer Stärke von 6 mm geschnitten. Die attraktive Oberfl äche wurde durch Sandstrahlen und einer anschließenden Glasperlstrahlbehandlung geschaffen.

THE CALLING SEETAUCHERSKULPTUR AUS EDELSTAHL

Mit seiner augenfälligen, ätherischen Ästhetik und dem zurückgebogenen Kopf wurde The Calling vom ikonischen Staatsvogel des US-Bundesstaats Minnesota, dem Seetaucher, inspiriert. Die aus mehr als 5000 Edelstahlteilen bestehende Skulptur wurde von der McGuire Family Foundation für das United Village-Entwicklungs- und Bauprojekt am Allianz Field-Stadion des Minnesota United Football Clubs in Auft rag gegeben.

Andy Scott, ein für seine KelpiesSkulptur in Schottland weithin bekannter Bildhauer, arbeitete an diesem Projekt mit dem Fertigungsunternehmen Dyson and Womack zusammen. Das Ganze begann in seiner Werkstatt. Dazu Scott: „Ich schuf ein Modell im Maßstab von 1:3 in Baustahl, aus dem meine Kollegen dann das finale Kunstwerk in voller Größe machten. Sie leisteten hervorragende Arbeit und wandten Verfahren an, die der historischen Arbeitsweise im traditionellen Schiffsbau ähnlich

sind – an einem Stahlrahmen wurden von Hand individuell Stahlplatten angebracht und verschweißt.“

Die 65 Einzelabschnitte wurden in einem Konvoi aus dreizehn 17-m-Sattelschleppern befördert und dann vor Ort im Laufe von zehn Tagen montiert. Die Skulptur ist 11 m hoch, hat eine Flügelspannweite von 30 m und wiegt ca. 25 Tonnen.

Sie steht an prominenter Stelle in der Stadt und ist Teil einer umfassenden Sanierung dieses Viertels von St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota.

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NICKEL, JHRG. 40, Nr. 1, 2025 by Constructive Communications - Issuu