NICKEL, JHRG. 39, Nr. 3, 2024

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NICKEL MAGAZINE

DIE FACHZEITSCHRIFT FÜR NICKEL UND SEINE ANWENDUNGEN

NICKEL,

JHRG. 39, Nr. 3, 2024

Nickel als Strategie

Nickellaterite Hochdruck-Auswaschen

Strategische und kritische Rohstoffe

Der Motor der Zukunft Fortschritte bei nickelbasierten Akkus

FALLSTUDIE 32 HAMPTON ROADS BRIDGE-TUNNEL

Um die angestrebte lange Nutzungsdauer in Verbindung mit geringen Wartungsanforderungen zu erzielen, wurden 16.329 Tonnen Edelstahl-Bewehrungen aus der Duplexlegierung 2304 (UNS S32304) zur Bewehrung des Betons an kritischen Stellen spezifiziert. Die Legierung 2304 ist ein kosteneffektives Material, das hervorragende Festigkeit und Leitfähigkeit sowie eine ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit gegen widrige Meerwasserumgebungen vereint. Für den Hampton Roads Bridge-Tunnel werden mehr als 635 Tonnen Nickel verbaut.

Es handelt sich um das größte Transportinfrastrukturprojekt in der Geschichte des US-Bundesstaats Virginia. Der Hampton Roads Bridge-Tunnel(HRBT)-Komplex wird derzeit in einer Größenordnung von 3,9 Milliarden US-Dollar ausgebaut und erweitert – ein komplexes und transformatives Projekt, bei dem nickelhaltiger Edelstahl sowohl unter Wasser als auch überirdisch eine kritische Rolle spielt. Der HRBT-Komplex besteht aus Brücken, Stützen, künstlichen Inseln und Tunneln und ist 5,6 km lang.

Der HRBT-Komplex war beim Bau des ersten Tunnels 1957 in Absenkbauweise ein Wunderwerk moderner Technik.

Die Erweiterung umfasst neue Doppeltunnel und vier weitere Fahrspuren (insgesamt acht), um die Kapazität zu erhöhen und Verkehrsstaus zu vermeiden. Materialien hoher Widerstandsfähigkeit wie Edelstahl wurden gewählt, um eine Designlebensdauer von 100 Jahren zu erzielen.

Für Design und Bau ist ein JointVenture der Partner Dragados USA, Flatiron Constructors, Vinci Construction und Dodin Camperon Bernard zuständig; HDR und Mott MacDonald zeichnen für das Design verantwortlich.

Die Planungen für das Projekt begannen 2014. Sie beinhalteten eine Verbreiterung der Fahrbahnen, den Ersatz bzw. die Verbreiterung von 27 Brücken, geotechnische Erwägungen und die Konformität mit Umweltauflagen.

2023 begann die Tunnelbohrmaschine (TBM) mit der Bohrung der neuen Röhren mit einem Durchmesser von 14 m in einer Tiefe, die um ca. 15,2 m unter den vorhandenen, 2,3 km langen Absenktunnelröhren aus Stahl liegt. Die 4.264 Tonnen schwere TBM namens „Mary“ schloss die Bohrung des ersten Tunnels in diesem Jahr ab und erreichte damit einen wichtigen Meilenstein.

EDITORIAL:

Als Reaktion auf den Klimawandel wird weltweit nach Entkarbonisierungslösungen gesucht. Nickel hat sich beim Umstieg auf eine nachhaltige Wirtschaft als ein unverzichtbares Element erwiesen. Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem sich Staaten zusehends von fossilen Brennstoffen verabschieden. Es ist daher nicht überraschend, dass Nickel, eine Komponente, die in praktisch jeder Art von erneuerbarer Energie eine wichtige Rolle spielt, von zahlreichen Regierungen als eine kritisch wichtige Komponente ihrer Energie- und Wirtschaftsstrategie erachtet wird. Dies ist keineswegs eine bloße Momentaufnahme, sondern spiegelt umfassendere geopolitische und wirtschaftliche Verlagerungen wider, die Nickel als ein strategisches Plus für das 21. Jahrhundert positionieren. Nationen brauchen Nickel. Diese Ausgabe von Nickel enthält eine Analyse des Stellenwerts, den Nickel in der Debatte über strategische und kritische Rohstoffe derzeit einnimmt.

DAS STRATEGISCHE METALL DER ZUKUNFT stra·te·gisch,

Adj.
Teil eines Plans, der einem bestimmten Zweck oder dem

Erringen eines Vorteils dient

Was kann strategischer sein als effiziente Transportsysteme, die Verkehrsstaus reduzieren und Menschen effizient von Punkt A zu Punkt B befördern? Oder die bei der Emissionsreduzierung den Umstieg auf effiziente Elektrofahrzeuge fördern? Auch hier spielt Nickel eine strategisch bedeutsame Rolle. Die Expansion einer wichtigen Verkehrsader in den USA — des Hampton Roads Bridge-Tunnels — erfordert mehr als 635 Tonnen Nickel für Edelstahl-Bewehrungen, um sicherzustellen, dass diese wichtige Verbindung über Jahrzehnte verlässlich genutzt werden kann. Nickel ist aber auch in den Akkus unabdingbar, die diese Elektrofahrzeuge der Zukunft antreiben werden. Auf Seite 10 finden Sie die jüngsten Entwicklungen.

Während Branchen, Regierungen und Nationen weiterhin Strategien für eine nachhaltige Zukunft entwickeln, steht eins fest: Nickel ist eine kritische strategische Ressource, deren Stern heller leuchtet denn je – wie auch die Stars auf der Rückseite dieser Ausgabe, die beeindruckenden Elefanten am Suvarnabhumi Airport.

Hochdruck-SäurelaugungsRaffinerie (High Pressure Acid Leach, HPAL) von Harita Nickel

Eine neue Generation von HPAL-Anlagen, die lateritische Erze verwenden, stellen das Nickel bereit, das nicht nur für die schnelle Elektrifizierung von Transportsystemen, sondern auch für die Erfüllung der zunehmenden Nachfrage nach Edelstahl für die Erzeugung erneuerbarer Energien notwendig ist (Seite 6).

Nickel

INHALT

NICKEL

Nickelverarbeitung

Hochdruck-Säurelaugung

08 Strategisch und kritisch

Welchen Stellenwert hat Nickel?

10 Der Motor der Zukunft

Fortschritte bei nickelbasierten Akkus 12 Nickel glänzt bei hohen Temperaturen

16 Die Elefanten vom Suvarnabhumi Airport

Das Nickel Magazine ist eine Publikation des Nickel Institute. www.nickelinstitute.org

Dr. Hudson Bates, Verbandspräsident Clare Richardson, Chefredakteurin communications@nickelinstitute.org

Autoren und Mitarbeiter: Parvin Adeli, Gary Coates, Richard Matheson, Mark Mistry, Geir Moe, Kim Oakes, Pablo Rodríguez Domínguez, Frank Smith, Lyle Trytten, Odette Ziezold

Entwurf: Constructive Communications

Das Textmaterial wurde zur allgemeinen Information des Lesers erstellt und sollte nicht als Grundlage für spezi sche Anwendungen verwendet werden, ohne dass vorher fachmännische Beratung eingeholt wurde. Obwohl das Textmaterial nach unserem besten Wissen korrekt ist, garantieren das Nickel Institute, seine Mitglieder, Mitarbeiter und Berater nicht seine Eignung für eine allgemeine oder spezi sche Anwendung und übernehmen keine Haftung oder Verantwortung irgendeiner Art im Zusammenhang mit den hierin enthaltenen Informationen.

ISSN 0829-8351

In Kanada von der Hayes Print Group auf Recyclingpapier gedruckt

Bildnachweise:

Titelblatt: iStock©Henrik5000, S. 4 iStock©borzaya, S. 5 iStock©Hispanolistic, iStock©Zocha_K, S. 6 iStock©MonaMakela, S. 8 iStock©onurdongel, S. 10 iStock©Tramino

Schnellere

Arzneimittelentwicklung

Forscher an der Ohio State University haben einen neuen Nickelkomplex entwickelt, der eine effektive Arzneimittelentwicklung beschleunigen wird. Durch die Vereinfachung der Bildung der Alkylverbindung wird dieses neue Hilfsmittel organische chemische Prozesse ermöglichen, die bisher nur in der Vorstellung lebten. Dazu Christo Sevov, Studienleiter: „Durch eine bisher nicht machbare Kombination von organischer Synthese, Metallchemie und Batteriewissenschaft konnten wir erstaunliche Eigenschaften erschließen.“ Durch die Herstellung eines neuen Moleküls aus einer einfachen chemischen Reaktion werden Forscher bis zu 96 neue Medikamentenversionen in der Zeit herstellen können, die normalerweise für die Herstellung einer einzigen Version benötigt wird. Letztendlich wird dies die Entwicklungskosten und Markteinführungszeiten für lebensrettende Medikamente reduzieren und gleichzeitig die Wirksamkeit des Arzneimittels und das Risiko von Nebenwirkungen reduzieren. Die Studie wurde in Nature Magazine veröffentlicht.

Mehr orthopädische Festigkeit

Forscher an der Jilin University in Changchun, China, haben eine neuartige SLM-NiTi-Legierung mit besserer Zugfestigkeit entwickelt. Das Ergebnis: die Aussicht auf besser angepasste, patientenspezifischere orthopädische Implantate mit einem geringeren Bedarf an zeit- und kostenaufwendigen nachträglichen Änderungen. Wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften werden in der Medizin oft Nickel-Titan-(NiTi)Legierungen genutzt. Das von Hao geleitete Team bereitete die neuartige NiTi-Legierung unter Verwendung einer als selektives Laserschmelzen (Selective Laser Melting, SLM) bezeichneten Technologie vor. Es entdeckte, dass „durch die Veränderung der Laserscanlänge und -richtung die Erzeugung unidirektionaler säulenförmiger Kristalle im Material verhindert wurde, wodurch die Zugfestigkeit des SLM-NiTi-Materials um bis zu 15,6 % verbessert werden konnte.“ Das ist ein weiterer bedeutender Schritt nach vorne für Ärzte und auch Patienten.

EinkristallSuperlegierungen der nächsten Stufe

Umweltfreundlicherer Zement

In Zusammenarbeit mit der indonesischen Makassar State University (UNM) hat Suvo Strategic Minerals Nickelschlacke in kostengünstigen und CO₂-armen Zement hoher Festigkeit umgewandelt. Die Entkarbonisierung von Zement ist ein wichtiges Projekt, weil diese Branche einer der größten Emittenten von Treibhausgasen ist und die Nachfrage weiter ansteigen wird. In Zusammenarbeit mit dem Nickelschlacken-Produzenten PT Huadi Bantaeng Industrial Park ging es der Suvo-Tochter Climate Tech Cement Pty darum, einen umweltfreundlichen Geopolymer-Zement herzustellen, der eine Alternative zu herkömmlichen Klinkern darstellt. SSM Executive Chair Aaron Banks erläutert: „Ein Wert von bis zu 5,4 ksi nach nur sieben Tagen ist ein herausragendes Ergebnis für die erste Testrunde... Die Emissionsreduzierung in der Zementindustrie ist analog zur Rolle von Elektrofahrzeugen beim Ersetzen von Verbrennungsmotoren.“

Als das US-Energieministerium die Gussausbringung für Einkristall-Superlegierungen verbessern wollte, wie sie in industriellen Gasturbinen (IGT) eingesetzt werden, begrüßte QuesTek Innovations mit Sitz im US-Bundesstaat Illinois diese Herausforderung. Aufgrund ihrer hervorragenden Kriechfestigkeit werden nickelbasierte Superlegierungen in Heißgaspfad-Komponenten von Gasturbinen eingesetzt. Um ihre maximale mechanische Leistungsfähigkeit zu erreichen, müssen diese Materialien als Einkristalle gegossen werden. Die Industrie verwendet zumeist konventionelle Gussformen oder gerichtet erstarrte Turbinenschaufeln ein. Questek, ein führendes Unternehmen im Bereich der integrierten rechnergestützten Werkstofftechnik (Integrated Computational Materials Engineering, ICME), entwickelte eine neuartige, gussfähige Einkristall-Nickel-Superlegierung mit einem Rhenium-Gehalt von 1 % (einem kleineren Prozentanteil als bei Hochleistungs-IGT-Schaufellegierungen der nächsten Generation). Diese Superlegierung wiederum erbringt hohe Gussausbringungsraten und hervorragende anwendungsspezifische Leistungen und hat zu Effizienzverbesserungen geführt. Außerdem ist diese Lösung kostengünstiger. Mission erfüllt!

NICKELINDUSTRIE TEIL 3 NICKELVERARBEITUNG – LATERITHOCHDRUCK-SÄURELAUGUNG

In Teil 3 dieser Serie werfen wir einen Blick auf die Hochdruck-Säurelaugung (High Pressure Acid Leaching, HPAL), deren Kapazitäten derzeit hochgefahren werden, um den Akkumarkt mit Nickel-Zwischenmaterialien wie gemischten Hydroxid- und Sulphid-Ausfällungsprodukten zu versorgen, mit denen reines Nickelsulfat für die Akkuproduktion hergestellt werden kann.

Die Ursprünge der Hochdruck-Säurelaugung oder HPAL reichen fast 70 Jahre zurück, aber das Verfahren wird immer beliebter, weil es die Nachfrage nach nickelbasierten Akkus decken kann.

HPAL ist vom Konzept her recht einfach: Durch Zugabe von Schwefelsäure und Erhöhung der Temperatur wird das Erz aufgelöst. Dann wird die überschüssige Säure neutralisiert, unerwünschte Metalle werden entfernt und die gewünschten Metalle werden gewonnen. Laugungsprozess

Die Laugung findet unter Hochdruck bei einer Temperatur von ca. 250 °C statt, wobei der Großteil des im Erz enthaltenen Eisens und Aluminiums im Laugungsrückstand zurückbleibt, während die wertvollen Metalle sich in der Lösung befinden. Der Laugungsprozess ist heiß und säurehaltig und daher extrem aggressiv. Er erfordert komplexe Materialien wie Titan, das auf Kohlenstoffstahl explosionsplattiert wird – eine dünne Schicht des teuren Titans zur Korrosionsbeständigkeit und eine dicke Schicht des weniger teuren Kohlenstoffstahls für die Festigkeit. Das nasse Lateriterz wird mit Wasser vermischt und gefiltert, um gröberes Material zu entfernen, und dann verdickt, damit eine zähe, aber noch pumpfähige Flüssigkeit entsteht. Dieser Schlamm wird dann auf die Reaktionstemperatur erhitzt (>90 % der Heizenergie werden für das schlammige Wasser verwendet, nicht für die Feststoffe). Um die Erhitzungskosten zu reduzieren, lässt man den Druck des Auslassschlamms nach und nach auf Umgebungsdruck sinken, wodurch

Dampfschwaden entstehen, die im Prozess als Vorheizquelle wiederverwendet werden.

Neutralisierung überschüssiger Säure

Bevor die Metalle wiedergewonnen werden, wird die überschüssige

Säure durch Zugabe von gemahlenem Kalkstein neutralisiert, sodass ein Gipsreststoff entsteht. Die gemischten Rückstände werden gewaschen, in der Regel in Form einer mehrstufigen Gegenabflusswäsche (Counter-Current Decantation, CCD), und dann als Abraum abgelagert. Die übliche Praxis besteht darin, den Abraum als angedickte Schlämme in Anlagen zur Abraumentsorgung in Nähe der Prozessanlage abzulagern und die freigesetzten Flüssigkeiten nach Absetzen der Feststoffe wiederzuverwenden.

Wiedergewinnung von Metallen

Wenn die Säure neutralisiert wurde, enthält die Lösung in erster Linie Nickel und Cobalt mit geringen Anteilen an Zink und Kupfer, sowie signifikante Mengen an Eisen, Aluminium und Mangan sowie eine beträchtliche Magnesiumkonzentration. Kupfer und Zink sind von keiner nennenswerten wirtschaftlichen Bedeutung (in der Regel <2 % des Gesamtwerts) und können daher entfernt und als Ausschuss- oder Nebenprodukte behandelt werden. Nickel und Cobalt können auf verschiedene Weisen wiedergewonnen werden.

Nasserz (Limonit)

Dampf

Schwefelsäure

Magnesium/Ätzmittel oder Schwefelwassersto ≈ 250 °C

Kalkstein

Neutralisierung

Dampfrecycling

Die erste HPAL-Anlage wurde Ende der 1950er Jahre in Moa Bay, Kuba, gebaut. Diese und eine Reihe darauf folgender Anlagen haben sich für die Verwendung von Schwefelwasserstoff zur Ausfällung eines gemischten Sulfidausfällungsprodukts (MSP) für die Raffinerie zu Nickel der Klasse 1 entschieden. MSP ist relativ rein, dicht und setzt sich gut ab, wodurch es hervorragend für den Transport geeignet ist, weil es ca. 50–55 % Ni + Co enthält und als feuchtes Pulver transportiert wird. Gemischtes Hydroxid-Ausfällungsprodukt (MHP), das sich seit etwa zehn Jahren besonderer Beliebtheit erfreut, nutzt Ätzmittel oder Magnesium-Hydroxid zur Ausfällung einer Zwischenprodukts geringerer Güte, das ca. 40 % Ni + Co enthält, aber eine viel höhere Feuchtigkeit aufweist (ca. 50 % nach Gewicht), was bedeutet, dass das gelieferte Produkt nur 20 % Ni + Co nach Gewicht aufweist.

Umgang mit Ablaufstoff en Nach Wiedergewinnung der wertvollen Metalle (Nickel und Cobalt) verbleibt eine beträchtliche Menge an Ablauflösung, die signifikante Mengen an Magnesium und etwas Mangan als Sulfate enthält. Um Wasser zu sparen, wird teilweise recycelt, wodurch der Magnesiumanteil gesteigert wird. Letztendlich muss die Flüssigkeit abgelassen werden, um das Magnesium aus dem Kreislauf zu entfernen. In Regionen mit trockenem Klima kann diese Lösung verdampfen, wodurch Metallsulfate im Verdunstungsbecken zurückbleiben und dort kristallisieren, während in tropischen Regionen der Ablauf ins Meer geleitet wird. Vor dem Abfließen sollten regulierte Metalle wie Cr, Mn, Ni und Co entfernt werden, bis ein angemessener Anteil erreicht wird.

Rückstandsabscheidung

Abraum

Neue HPAL-Generation

HPAL-Anlagen hatten in der Vergangenheit häufig mit signifikanten Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme zu kämpfen, oft in Situationen, die geschichtete Baumaterialien erfordern, z. B. mit Titan ausgekleidete HPAL-Druckkessel und andere mit Kautschuk oder Ziegelsteinen ausgekleidete Behälter. Außerdem mussten sie sich mit der Notwendigkeit auseinandersetzen, dass mehrere aufeinanderfolgende Verarbeitungsschritte alle mit ähnlichen Geschwindigkeiten ablaufen mussten. In Indonesien wird jetzt eine neue Generation dieser Anlagen in Betrieb genommen. Ersten Eindrücken zufolge werden die von Unternehmen beim Bau verschiedener Einrichtungen gewonnenen Erfahrungen jetzt endlich zu Anlagen führen, die vom ersten Tag an wie erhofft funktionieren.

Die von HPAL-Anlagen zu bewältigenden Umweltprobleme unterscheiden sich von denen der Drehrohrofen(RKEF)-Methode: Bei HPAL sind die Treibhausgasemissionen relativ niedrig, insbesondere wenn Schwefelsäure vor Ort hergestellt wird. Das Verfahren führt aber zu beträchtlichen Prozessrückständen, die eine permanente Aufbringung erfordern. Diese Aufbringung kann auf verschiedene Weisen erfolgen, um die Risiken zu minimieren. Eine echte Eliminierung der Auswirkungen von HPAL-Rückständen ist aber nur durch einen Kreislaufansatz bei der Verarbeitung möglich, bei dem diese Rückstände zu anderen Materialien wie beispielsweise Eisenerz oder -aggregat verarbeitet werden. Diese Problematik wurde eingehend untersucht, bleibt aufgrund der komplexen chemischen Prozesse aber eine Herausforderung.

Kalkstein

Metallabscheidung

Metallabscheidung

Ablauf

MHP oder MSP

Gegenabflusswäsche (Counter-Current Decantation, CCD) ist ein Prozess, bei dem eine Reihe von Verdickungsmitteln nacheinander eingesetzt wird, um die wertvolle Lösung vom Rückstand abzuscheiden. In jeder Phase wird der aus der vorherigen Phase einlaufende Schlamm mit der Waschflüssigkeit aus der nächsten Phase vermischt, dann angedickt und weitergeleitet. Die letzte Phase besteht aus einer Wäsche mit Wasser oder einer anderen neutralen Lösung, die sich im Ablauf nach oben bewegt, während die Feststoffe nach unten sinken. Dieser Prozess reduziert die Konzentration wertvoller Materialien in jeder Phase um ca. 50 %, sodass nach 6 oder 7 Waschstufen mehr als 97 % der wertvollen Materialien wiedergewonnen werden.

CCD-WASCHPROZESS

Neutralisierter Laugenschlamm 35 % Feststo e

Verdickungsmittel 1

Waschwasser

Verdickungsmittel 2

Produktlösung

Verdickungsmittel 3

Abraumschlamm 45 % Feststo e

STRATEGISCHE UND KRITISCHE ROHSTOFFE

WELCHEN STELLENWERT HAT NICKEL?

Rohstoffe sind das Rückgrat praktisch aller wichtigen industriellen Wertschöpfungsketten, vom Automobil- und Maschinenbau bis hin zur Elektronik. Diese Wertschöpfungsketten sind für Volkswirtschaften, ganze Industrien, aber auch unsere Zivilgesellschaft von entscheidender Bedeutung.

Bestimmte Rohstoffe werden als „kritisch“ oder „strategisch“ bezeichnet, weil sie für Schlüsselindustrien, die wirtschaftliche Stabilität, die nationale Sicherheit und technische Innovationen unabdingbar sind. Ohne zuverlässigen Zugang zu diesen Materialien kann es in Industriebereichen wie Rüstung, Energie, Telekommunikation und Elektronik zu beträchtlichen Behinderungen kommen. Nickel ist ein solcher Rohstoff, der somit zunehmend die Aufmerksamkeit von Regierungen weltweit auf sich zieht.

Ungeachtet dessen wird die Bedeutung dieser Materialien nach wie vor unterschätzt, bis es zu Engpässen bei der Versorgung kommt, was auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden kann. Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage, geopolitische Aspekte, begrenzte Recycling-Möglichkeiten – für Engpässe und Mängel lassen sich zahlreiche Gründe finden.

In den vergangenen Jahrzehnten haben Knappheiten bei Eisenerz, Kokskohle, seltenen Erden, Magnesit und Silizium industrielle Wertschöpfungsketten unterbrochen, was für ganze Volkswirtschaften Folgen hatte.

Als Reaktion auf derartige Szenarien wurden Anfang der 2000er Jahre erste „Kritikalitätsbeurteilungen“

für Rohstoffe in mehreren Regionen durchgeführt, unter anderem in den USA und der EU. Diese Beurteilungen sollen Versorgungsrisiken antizipieren und einen ununterbrochenen Strom essentieller Materialien garantieren. Heute führen mehr als 25 Länder solche Evaluierungen durch und identifizieren Rohstoffe, die für ihre Volkswirtschaften und Industrien lebenswichtig sind. Dann bestimmten sie Maßnahmen zur Minderung von Versorgungsrisiken.

Definition der Kritikalität von Rohstoffen

Aber wie wird die Kritikalität von Rohstoffen definiert? Die Kriterien für die Bestimmung, ob ein Rohstoff „kritisch“ ist, sind von Region zu Region geringfügig verschieden, aber die zugrunde liegenden Prinzipien sind im

Großen und Ganzen die gleichen. Die meisten Beurteilungen basieren auf zwei Schlüsselfaktoren: Versorgungsrisiko und wirtschaftliche Bedeutung. Ein Rohstoff wird als kritisch erachtet, wenn er eine signifikante Rolle in essentiellen industriellen Wertschöpfungsketten spielt, aber potenziellen Versorgungsstörungen zum Opfer fallen kann. Diese Versorgungsrisiken sind in vielen Fällen zurückzuführen auf die geografische Konzentration der Produktion auf einige wenige Länder oder Unternehmen, die Volatilität von Handelsbeziehungen, unzureichende Recycling-Infrastrukturen oder den Mangel an geeigneten Ersatzstoffen. Kritisch vs. strategisch Zunehmend wird ein zweiter Begriff in diesem Zusammenhang immer wichtiger: „strategische“ Rohstoffe. In der EU werden Rohstoffe als „strategisch“ bezeichnet, die zwar wichtig sind, aber nicht als „kritisch“ angesehen werden, weil aktuell keine Versorgungsrisiken drohen.

Nickel wird in vielen Regionen, vor allem in den USA, Kanada, China und Japan, weithin als „kritisches“ Material erachtet. Aber warum? Der Status „kritisch“ ist auf die wichtige Rolle von Nickel in der Energie- und digitalen Transformation zurückzuführen, insbesondere als Schlüsselkomponente in den Akkus von Elektrofahrzeugen sowie bei der CO2-armen Energieerzeugung. Mit der zunehmenden Nachfrage nach diesen Technologien steigt auch die Bedeutung von Nickel. In der EU gilt Nickel sowohl als „strategischer“ als auch als „kritischer“ Rohstoff, was nicht

nur seine gegenwärtige wirtschaftliche Bedeutung widerspiegelt, sondern auch die Erwartung, dass dieser Rohstoff auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird.

Was bedeutet der Status „kritisch“ oder „strategisch“ für Nickel? Ist es für die Nickelindustrie von Vorteil, wenn ihre Produkte als „kritisch“ oder „strategisch“ bewertet werden? Die um sich greifende Erkenntnis, wie notwendig Nickel ist, hat zu verschiedenen Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung geführt. Regierungen haben eine Straffung ihrer Genehmigungsprozesse in die Wege geleitet, um die inländische Produktion zu fördern. Sie investieren in Recycling-Technologien und unternehmen diplomatische Schritte, um den Zugang zu Regionen mit reichhaltigen Nickelvorkommen zu sichern. Für die Nickelindustrie bedeuten diese politischen Maßnahmen mehr Unterstützung für Abbau-, Verarbeitungs- und Recycling-Initiativen sowie mehr Mittel für Forschung und Entwicklung.

Kritisch und strategisch Als ein Metall mit außergewöhnlichen Eigenschaften wie Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit bei hohen Temperaturen spielt Nickel in der modernen Gesellschaft eine einzigartige Rolle und ist unersetzlich. Sein Gebrauch auf zahllosen Gebieten, von der Infrastruktur bis hin zu modernen Technologien, festigt seine Position im Zentrum der Weltwirtschaft. Daher ist Nickel sowohl ein kritischer als auch ein strategischer Rohstoff, dem eine fundamentale Rolle zufällt – heute und in Zukunft.

Kritische Materialbeurteilungen (Critical Materials Assessments, CMA)

Kritisch Strategisch

DER MOTOR DER ZUKUNFT: FORTSCHRITTE BEI NICKELBASIERTEN AKKUS

Nickel spielt bei vielen wichtigen Entwicklungen, die in den vergangenen Monaten für EV- und andere AkkuAnwendungen angekündigt wurden, eine wichtige Rolle.

Angesichts des rapiden Wachstums bei Elektrofahrzeugen (EVs) rücken Verbesserungen in puncto Leistung, Sicherheit und Kosteneffizienz ihrer Akkus ins Rampenlicht. Im Zentrum dieser Innovationen steht Nickel, ein kritisches Material in vielen EV-Akkuzusammensetzungen.

Nickel wird in verschiedenen Formulierungen von Lithium-Ionen-Akkus verwendet und verbessert die Energiedichte und dadurch die Reichweite von Fahrzeugen. Es ist ein grundlegender Bestandteil von NMC(Nickel-ManganCobalt)-Akkus, wie sie in EVs mehr und mehr verwendet werden. Diese Akkus bieten ein Gleichgewicht zwischen Energiedichte, thermischer Stabilität und Kosten. Automobilherstellern ist an einer größeren Reichweite ihrer Fahrzeuge gelegen und der Trend geht dahin, den Nickelanteil in NMC-Kathoden zu erhöhen.

Tesla

So hat beispielsweise Tesla für seine Akkus einen Wechsel zu einer NMC 955-Zusammensetzung (90 % Nickel, 5 % Mangan, 5 % Cobalt) als Ersatz

für das bisherige NMC 811-Design (80 % Nickel) angekündigt. Es wird erwartet, dass die Energiedichte der Akkuzellen des Unternehmens durch diese Anpassung weiter gesteigert wird, während es sich etwas weniger auf Cobalt stützen muss. Darüber hinaus experimentiert Tesla auch mit einer NMC 973-Variante (90 % Nickel, 7 % Mangan und 3 % Cobalt). Der erhöhte Nickelanteil in diesen chemischen Zusammensetzungen ermöglicht eine höhere Kapazität und größere Reichweiten. Es bleibt jedoch die technische Herausforderung bestehen, die Sicherheit und Langlebigkeit dieser Zellen miteinander in Einklang zu bringen. Effizientere Kathoden Zu den Hauptinnovationen bei nickelbasierten Akkus zählen die

Fortschritte bei modernen Kathodenmaterialien und effizientere Herstellungsprozesse.

Novonix, ein führendes Unternehmen für Akkumaterialien, hat eine vollständig trockene, abfallfreie Methode zum Synthetisieren nickelbasierter Kathoden entwickelt. Dieses innovative Verfahren reduziert die Umweltauswirkungen der Batterieherstellung beträchtlich, weil keine Lösungsmittel erforderlich sind und keine Abfälle entstehen. Darüber hinaus wird dadurch die Leistung des Kathodenmaterials verbessert, d. h. es wird effizienter und nachhaltiger.

Einklang zwischen hoher Energiedichte und Stabilität

Mit Plänen für die Massenproduktion von Hochspannungs-Akkus mit einem Nickelanteil im mittleren Bereich bis zum Jahr 2025 leistet auch LG Energy Solution (LGES) einen Beitrag zu Fortschritten in diesem Bereich. Diese Akkus sollen eine hohe Energiedichte und Stabilität in Einklang bringen, was für EVs von grundlegender Bedeutung ist.

Eine weitere signifikante Entwicklung im EV-Akkusektor ist die Massenproduktion des zylindrischen Lithium-Ionen-Akkus 4680 durch Panasonic.

Dieses Akkuformat, das die fünffache Kapazität der herkömmlichen Zelle 2170 bietet, wird die EV-Industrie revolutionieren, indem die Fahrzeugreichweite gesteigert und die Gesamtzahl der für einen Akkupack benötigten Zellen reduziert wird. Die 4680-Zellen haben einen hohen Nickelgehalt, was ebenfalls zu Verbesserungen der Energiedichte beiträgt.

Das Panasonic-Werk im japanischen Wakayama wird als Hauptproduktionszentrale für den 4680-Akku dienen. Das Unternehmen integriert fortgeschrittene Produktionsmethoden in diesem Vorzeigewerk für eine zukünftige globale Fertigung. Es wird erwartet, dass die 4680-Zelle die EV-Herstellungskosten signifikant reduzieren wird, was Elektrofahrzeuge für einen breiteren Markt erschwinglicher macht.

Nickel-Zink-Akkus

Während Nickel weiterhin ein Material von kritischer Bedeutung für Hochleistungs-EV-Akkus ist, werden auch alternative chemische Zusam-

mensetzungen erforscht. ZincFive, ein führendes Unternehmen im Bereich der Nickel-Zink(NiZn)-Akkulösungen, expandiert seinen Betrieb in den USA, um Akkus für unmittelbare Stromanwendungen herzustellen. NiZn-Akkus rücken aufgrund ihrer höheren Ausgangsleistung und natürlichen Sicherheitsvorteile gegenüber LithiumIonen-Akkus immer mehr in den Fokus. Diese Akkus eignen sich besonders für Anwendungen, die schnelle Leistungsbursts erfordern, z. B. in Rechenzentren oder bei der Netzspeicherung.

Auch wenn NiZn-Akkus wegen ihrer geringeren Energiedichte im Vergleich zu Lithium-Ionen-Akkus für den umfassenden Einsatz in EVs noch nicht in Frage kommen, machen ihre Sicherheits- und Umweltvorteile sie zu einer attraktiven Option für bestimmte Anwendungen.

Festkörper

Mit Blick auf die Zukunft versprechen Festkörper-Akkus, die den flüssigen Elektrolyt in herkömmlichen Lithium-Ionen-Zellen durch einen festen Elektrolyt ersetzen, eine höhere Energiedichte und bessere Sicherheit. Mercedes-Benz arbeitet im Rahmen des „Solstice“-Projekts mit Factorial an der Entwicklung von Festkörper-Akkus. Es ist davon auszugehen, dass diese Akkus aufgrund von Fortschritten bei den Kathodenmaterialien einschließlich nickelreicher Zusammensetzungen die Energiedichte im Vergleich zur aktuellen Lithium-Ionen-Technologie um 80 % steigern werden.

Nickel im Kern

Dank des kontinuierlichen Wachstums der Elektrofahrzeugbranche gewinnt Nickel in der Akkutechnologie immer mehr an Bedeutung. Von Kathoden mit hohem Nickelgehalt, wie sie von Tesla eingesetzt werden, bis zu den LGES-Hochspannungskathoden mit mittlerem Nickelgehalt steht Nickel im Mittelpunkt von Innovationen, die die Reichweite vergrößern, die Leistung verbessern und die Kosten senken werden. Gleichzeitig gestatten uns Fortschritte bei Sicherheitsadditiven, alternative chemische Zusammensetzungen wie NiZn und die Entwicklung von Festkörper-Akkus einen Blick auf eine Zukunft, in der sicherere, effizientere EV-Akkus alltäglich sein werden.

Es wird davon ausgegangen, dass Festkörper-Akkus aufgrund von Fortschritten bei Kathodenmaterialien einschließlich nickelreicher Zusammensetzungen die Energiedichte im Vergleich zur aktuellen Lithium-IonenTechnologie um 80 % steigern werden.

NICKEL GLÄNZT

BEI HOHEN TEMPERATUREN

Verschiedene Wärmebehandlungen sind der Schlüssel zur Optimierung von Komponenteneigenschaften auf den Sektoren Automobile, Luft- und Raumfahrt, Energie und in anderen Branchen. Dies ist jetzt auch für Elektrofahrzeuge von großer Bedeutung, weil wärmebehandelte Komponenten für Leistungsverbesserungen bei niedrigerem Gewicht zur Vergrößerung der Fahrzeugreichweite entscheidend sind.

Diese Tabletts dienen zum Stapeln von Zahnrädern, die einer AufkohlungsWärmebehandlung bei 925 °C ausgesetzt werden, gefolgt von einem neutralen Aushärten bei 845 °C. Die Senkrechtpfeiler werden aus der Knetlegierung RA330® extrudiert, die als Ersatz für Gusslegierungspfeiler verwendet wird, deren Lebensdauer eher kurz war, weil sie wegen ihrer niedrigen Duktilität nicht begradigt werden konnten.

Die nickelhaltigen Edelstahle der Serie 300 und nickelbasierte Legierungen sind die Standardmaterialien für Vorrichtungen, wie sie in Wärmebehandlungsöfen zu finden sind. Aufkohlen, also das Eindiffundieren von Kohlenstoff in Metalloberflächen, und Nitrieren, ein ähnliches Verfahren, bei dem aber Stickstoff zum Einsatz kommt, sind Wärmebehandlungsverfahren, die Stahl eine harte, abnutzungsresistente Oberfläche verleihen und einen festen und duktilen Kern beibehalten. Nickelhaltige Legierungen in Tabletts, Riemen und anderen Vorrichtungen bieten eine längere Lebensdauer über zahlreiche Zyklen hinweg. Diese Materialien weisen eine höhere Festigkeit bei erhöhten Temperaturen auf, bewahren die Formbarkeit und bieten hervorragende Leistungen in oxidierenden Umgebungen. Sie sind in verschiedenen Formen verfügbar und einfach herzustellen und zu schweißen. Nickelbasierte Hochtemperaturlegierungen gelten als Fortsetzung der Serie 300, aber mit verbesserten Eigenschaften, wie sie unter extremeren Bedingungen benötigt werden. Sowohl Guss- als auch Knetlegierungen werden bei hohen Temperaturen verwendet. Gusslegierungen kommen der endgültigen Form nahe und haben evtl. einen hohen Kohlenstoffgehalt, um eine verbesserte Kriechfestigkeit zu erreichen. Die Legierung HK40 (UNS J94204) weist 0,35–0,45 % Kohlenstoff auf, Typ 310S (S31008) nur 0,08 % Kohlenstoff. Beide enthalten

25 % Cr und 20 % Ni, weshalb sie sich in anderer Hinsicht leistungsmäßig nicht besonders unterscheiden. Gusslegierungsprodukte haben meist dünnere Wände als Knetlegierungsprodukte, was in vielen Anwendungen von Vorteil sein kann. Allerdings kann es zu Gewichtsproblemen kommen. Die Schweißfähigkeit kann bei Gusslegierungsprodukten aufgrund der größeren Körner ein Problem darstellen, das in der Regel aber kontrolliert werden kann. Hochtemperatur-Legierungen können im Sand-, Fein- oder Schleudergussverfahren hergestellt werden.

Knetlegierungsprodukte wie Platten, Bleche, Rohre, Stangen usw. sind für das Verschweißen und die Integration in Komponenten vorgesehen. Ihr niedrigerer Kohlenstoffgehalt verbessert die Schweißfähigkeit, insbesondere wenn Reparaturen benötigt werden. Bei allen Designs muss die Metallexpansion unter hohen Temperaturen berücksichtigt werden, um ein Verformen zu verhindern. Die Legierung 330 (N08330) kommt bei Wärmebehandlungen häufig zum Einsatz; sie bietet Oxidationsbeständigkeit, Duktilität und Silizium für Aufkohlungsumgebungen. Knetlegierungen können Elemente wie Cerium und Stickstoff enthalten, um die Kriechfestigkeit, Oxidationsbeständigkeit und metallurgische Stabilität zu verbessern.

In der Regel glänzen nickelhaltige Legierungen in fast allen Anwendungen mit hoher Hitze.

HOCHENTROPIE-LEGIERUNGEN

Bei der Entwicklung konventioneller Legierungen wird wegen seiner Eigenschaften ein einzelnes Hauptelement, z. B. Eisen, Kupfer oder Aluminium, ausgewählt. Dann werden kleine Mengen weiterer Elemente hinzugegeben, um die vorhandenen Eigenschaften zu verbessern oder neue hinzuzufügen. Das einfachste Beispiel ist Stahl, eine Legierung aus Eisen (ca. 99 %) und Kohlenstoff (bis ca. 1 %). Kohlenstoff erhöht die Festigkeit beträchtlich. Eine komplexere Legierung ist beispielsweise Edelstahl des Typs 304L (UNS S30403) mit einer Zusammensetzung aus ca. 72 % Fe, ca. 18 % Cr und ca. 8 % Ni. Cr und Ni sind für die Produktion einer relativ leicht herstellbaren Stahllegierung von grundlegender Bedeutung.

2003 entdeckten Forscher eine neue Klasse von Legierungen, die heute als Hochentropie-Legierungen (High-Entropy Alloys, HEA) bezeichnet werden und aus gleichen Atommengen von  fünf oder mehr Elementen bestehen. Bei anfänglichen Untersuchungen wurde eine Legierung aus CoCrFeMnNi verwendet, die hervorragende mechanische Eigenschaften bei niedrigen Temperaturen und eine hohe Bruchfestigkeit besaß. Duktilität und Biegefestigkeit nahmen zu, als die Testtemperatur von Zimmertemperatur auf -196 °C reduziert wurde. CoCrFeMnNi kann evtl. als

Strukturmaterial in Niedrigtemperaturanwendungen oder aufgrund seiner hohen Härte als energieabsorbierendes Material eingesetzt werden.

Al0,5CoCrCuFeNi mit einem geringen zusätzlichen Aluminiumanteil hat sich als Material mit langer Ermüdungslebensdauer und hoher Dauerfestigkeit erwiesen, das möglicherweise sogar einige herkömmliche Stahl- und Titanlegierungen übertrifft. Eine signifi kante Variabilität bei den Testergebnissen macht aber weitere Untersuchungen erforderlich.

ASHBYDIAGRAMM DER STRECKFESTIGKEIT IM VERGLEICH ZUR BRUCHZÄHIGKEIT Nicht technische

Hochentropie-Legierungen \

Edelstahl \ CrMnFeCoNi \ Nickelbasierte Superlegierungen / CrCoNi / Metalle und Legierungen Titanlegierungen

Nickellegierungen \

Kupferlegierungen

Aluminiumlegierungen

Magnesiumlegierungen

(Kunststo )

Hochentropie-Legierungen (HighEntropy Alloys, HEAs) werden als eine Klasse hochentwickelter Materialien mit herausragenden mechanischen Eigenschaften und hervorragender Korrosionsbeständigkeit anerkannt. Diese nickelhaltigen HEAs beeindrucken durch ihre Festigkeit, Duktilität und Oxidationsbeständigkeit, aber ihre Anwendung wird wahrscheinlich durch die hohen Kosten der Komponentenmetalle dieser Legierungen begrenzt. Ihre potenziell herausragenden Eigenschaften bieten eventuell aber signifikante Vorteile in Anwendungen, bei denen eine hohe Temperaturfestigkeit und thermische Stabilität erforderlich sind, z. B. in Düsentriebwerken und Hyperschallfahrzeugen, dank der hohen Festigkeit und Härte aber auch in Automobilanwendungen oder –dank der hervorragenden Härte – in Tiefsttemperaturanwendungen.

„Das Ashby-Diagramm der Streckfestigkeit im Verhältnis zur Bruchzähigkeit zeigt, dass CoCrNi-basierte Hochentropie-Legierungen zu den gegenüber Beschädigungen am wenigsten anfälligen Materialien überhaupt zählen.“ – Bernd Gludovatz

Die Achsen des Diagramms sind logarithmisch. 102 ist daher 100 Mal größer als 100, was zeigt, dass HEAs einen signifikanten Anstieg der Streckfestigkeit und Bruchzähigkeit im Vergleich zu anderen bekannten technischen Materialien aufweisen. Streckfestigkeit,

Technische Keramiken (z. B. Wolframkarbid, Siliziumnitrid).

Geir Moe P.Eng. ist der Technical Inquiry Service Coordinator beim Nickel Institute. Zusammen mit anderen Werkstoffexperten in aller Welt hilft Geir Moe Endanwendern und Spezifikateuren von nickelhaltigen Materialien, die technische Unterstützung benötigen. Das Team steht bereit, um kostenlose technische Beratungsleistungen zu einer breiten Palette von Anwendungen wie Edelstahl, Nickellegierungen und Vernickelung anzubieten, damit Nickel bedenkenlos eingesetzt werden kann. https://inquiries.nickelinstitute.org/

FRAGEN AN EXPERTEN

FAQ VON DER TECHNISCHEN

BERATUNGS-HOTLINE

DES NICKEL INSTITUTE

A F

F: Wir installieren auf einem Gebäudedach in ca. 2 km Entfernung vom Meer Solarzellen. Die Befestigungsklammern sind Aluminiumteile, die mit einer mittleren Schraube aus Edelstahl des Typs 304 (UNS 30400) verschraubt werden (keine Unterlegscheiben, wodurch der Edelstahl direkt auf dem Aluminium aufliegt). Sollten wir uns wegen einer Mischmetallreaktion zwischen dem Aluminium und Edelstahl Sorgen machen?

A: Für eine atmosphärische Belastung wie diese werden Edelstahl-Befestigungselemente mit Aluminiumlegierungen empfohlen, um eine galvanische Korrosion der Befestigungsteile zu verhindern. Die Aluminiumlegierung bietet einen galvanischen Schutz für den Edelstahl, aber nur, wenn beide genässt werden, und auch nur am Verbindungspunkt zwischen der Aluminiumlegierung und dem Edelstahl.

Al-Mg (Serie 5000) oder Al-Mg-Si (Serie 6000) funktioniert in Meeresumgebungen am besten. Was den Edelstahl betrifft, so kann bei Typ 304 in Meeresumgebungen eine Spaltkorrosion eintreten. Folglich ist Typ 316 (S31600) die bessere Option.

ONLINE

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Es ist auch wichtig, Aluminium- und Edelstahllegierungen zu wählen, die intrinsisch umgebungsresistent sind. Bei einer Entfernung von 2 km vom Meer können Salzablagerungen (Natriumchlorid) in Kombination mit Wasser aus Niederschlägen oder Kondensation bei einigen Legierungen zu Spannungsriss- oder Spaltkorrosion führen. Entscheidend ist, wie viel Salz sich in dieser Entfernung vom Meer ansammelt. Dabei handelt es sich um eine Funktion mehrerer Variablen wie Temperatur, Stärke und Richtung des vorherrschenden Windes, Niederschlagshäufigkeit, Luft feuchtigkeit usw.

GALVANISCHE KORROSION

Strom

Elektrolyt

Kathode niedrigeres Oxidationspotenzial höheres Elektrodenpotenzial

Anode höheres Oxidationspotenzial niedrigeres Elektrodenpotenzial Rost

Hinsichtlich der galvanischen Korrosion weisen alle Edelstahle ein ähnliches elektrochemisches Potenzial auf und es besteht kein signifi kanter Unterschied zwischen 304 und 316. Die Hauptfaktoren, die sich auf die galvanische Korrosion auswirken, sind das Flächenverhältnis der beiden Metalle und die Effi zienz des edleren (positiven) Metalls als Kathode. Bei einer Umgebungskorrosion ist das Flächenverhältnis meist 1:1, während Edelstahle keine besonders effi zienten Kathoden sind, wenn sie in der Atmosphäre feucht werden. Deshalb ist Edelstahl zusammen mit Aluminiumlegierungen als Befestigungsmaterial annehmbar.

Falls Sie sich für 304 entscheiden, wird eine jährliche Inspektion der Befestigungselemente empfohlen, um festzustellen, ob eine Korrosion stattfi ndet und wie weit verbreitet sie ist. Wenn die Korrosion zu weit fortschreitet, müssen die betroffenen Befestigungselemente ersetzt werden.

Nickel ist in vielen Formen zu finden, von Nanodrähten bis hin zu Edelstahllegierungen. Aber welche Eigenschaften machen Nickel zu einem so grundlegenden Bestandteil vieler Alltagsobjekte?

Warum Nickel?

NICKEL IN IHREN CHROMOBERFLÄCHEN

Nickelplattierungen sind gar nicht weiter kompliziert. Im Grunde sind sie eine hervorragende Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass Alltagsgegenstände länger halten, lange glänzen und einfach toll aussehen.

Warum sollte man sie also verwenden? Nickel macht Dinge widerstandsfähig. Es gebietet dem Rost Einhalt und sorgt dafür, dass alles glatt aussieht, damit Ihre Lieblingsgadgets, Fahrräder und sogar Autoteile ihren Glanz und ihre Festigkeit behalten. Es wirkt wie eine schützende Rüstung, garantiert aber auch, dass alles, was mit Nickel plattiert ist, optisch beeindruckt!

Was wird nickelplattiert? Alle Mögliche! Denken Sie nur an die glänzenden Oberfl ächen von Fahrrädern, Autos und auch Wasserhähnen und Duschköpfen. Dabei befi ndet sich unter einer dünnen Schicht eines anderen Metalls wie etwa Chrom oder gar Gold in der Regel Nickel.

UNS- DETAILS

Und dann wäre da noch die Galvanoformung, mit der perfekte Kopien verschiedener Objekte hergestellt werden. Das kann dann besonders nützlich sein, wenn etwas einfach die richtige Form und Größe haben muss – mit Nickel funktioniert alles besser und hält auch länger!

Chemische Zusammensetzungen (in Gewichtsprozent) der Legierungen und Edelstahltypen in dieser Ausgabe von Nickel

Dieses Elefantenpaar aus gewobenem Edelstahl wurde im November 2019 aufgestellt und ist weltweit einmalig.

Material:

1,2 mm starker Edelstahl des Typs 304-2B

Hersteller:

Elefantenskulptur:

Vision In Forms Co., Ltd.

Grundplatte: Thapanin Co., Ltd.

Künstler: Somsak Kongnaphakdee, Vision In Forms Co., Ltd.

DIE ELEFANTEN VOM SUVARNABHUMI AIRPORT

Als Symbol thailändischer Tradition und Modernität zieren zwei glänzende Elefantenskulpturen aus Edelstahl den umtriebigen Flughafen Bangkoks, den Suvarnabhumi Airport. Somsak Kongnaphakdee, ein renommierter thailändischer Künstler, entwarf diese lebensgroßen Statuen. Die von Vision in Forms (Elefanten) und Thapanin (Grundplatte der Skulptur) hergestellten Elefantenstatuen wurden aus kaltgewalzten, 1,2 mm starken Streifen aus Edelstahl des Typs 304-2B (UNS S30400) gewoben. Dieses Verfahren wurde ausgewählt, weil es die Einzigartigkeit thailändischer Handwerkskunst widerspiegelt.

Edelstahl wurde nicht nur aufgrund seiner künstlerischen Attraktivität als Hauptmaterial gewählt, sondern auch wegen seiner Widerstandsfähigkeit, die ihn zum idealen Material für großflächige Kunstinstallationen macht. Die hoch aufpolierte Oberfläche verleiht eine moderne Note, während das eigentliche Motiv die traditionelle Rolle von Elefanten in der thailändischen Gesellschaft unterstreicht – kraft voll, schützend und majestätisch. Der größere der beiden Edelstahlelefanten ist beeindruckende 3 m hoch und wiegt rund 5 Tonnen. Die reflektierende und

elegante äußere Gestaltung der beiden Skulpturen hellt den Flughafen auf und wird von Besuchern aus aller Welt bewundert.

Die Elefanten sind aber weit mehr als nur eine Flughafendekoration. Sie sind ikonische Symbole, die Reisende einladen, kurz innezuhalten; sie regen zum Nachdenken an und erweisen der hohen Kunstfertigkeit und Kultur Thailands Reverenz. Die im Satellitenterminal 1 aufgestellten Elefanten sind im Rahmen der umfassenderen Bemühungen zu sehen, Kunst in öffentliche Räume zu integrieren.

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