WIKA-Report (Band 1)

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in den Konsultationsgesprächen angeregt, die Bun-

Das damalige System der deutschen Germanistik

desrepublik Deutschland möge die Ausbildung ein-

sah keine kulturwissenschaftliche Komponente

heimischer Deutschlehrer/-innen in eigener Regie

vor, wie dies in Frankreich mit der civilisation alle-

durchführen. So kam es 1967 zum „Schwerpunkt-

mande der Fall war.

programm Abidjan“ in der Kulturabteilung des Aus-

Die Deutschlehrerausbildung sah folgenden Rah-

wärtigen Amtes.

menplan vor:

Das Programm bestand darin, Deutschunter-

1.

richt so lange durchzuführen, bis qualifizierte ein-

Ausbildung in den ersten beiden Jahren an der Heimatuniversität,

heimische Deutschlehrer/-innen zur Verfügung

weitgehend mit Ortskräften

stehen, und afrikanische Deutschlehrer/-innen an

2. Deutschlandaufenthalt mit vollem Jahres-

einer an der Universität Abidjan errichteten deut-

stipendium, sprachliche Vorbereitung

schen Abteilung zentral auszubilden.

in einem viermonatigen Sprachkurs

Nach einer erfolgreichen dreijährigen Ausbildung (Licence) kamen die Studenten im vierten Jahr nach Deutschland, um an einer Ausbildungsstätte des Goethe-Instituts in einem Jahreskurs

an einem Goethe-Institut 3.

Anschließend Licence-Jahr an dem integrierten deutsch-französischen Lehrstuhl in Saarbrücken.

‚das große deutsche Sprachdiplom’ zu erwerben.

So kam es zum „Saarbrücker Programm“. An der

Wie der damalige Afrika-Referent des DAAD, Peter

Universität Saarbrücken entwickelte sich nach und

Kasprzyk sagte, war das Konzept des „Schwer-

nach ein ‚interdisziplinär’ orientierter, zielgrup-

punktprogramms Abidjan“ zum Scheitern verur-

penspezifischer Auf baustudiengang für franko-

teilt, denn es stellte sich bald heraus, dass afrika-

phone afrikanische Germanist/-innen, die bereits

nische Länder selbst eigene Universitäten gründe-

im Besitz der Licence d’Allemand waren und die

ten, und die Ausbildung der eigenen Studierenden

Maîtrise d’Allemand anstrebten. Wie vorherige Pro-

erfolgte selbstverständlich an einer Institution des

gramme zeigte auch die Saarbrücker Initiative bald

eigenen Landes. Dazu kam, dass ‚das große deut-

ihre Grenzen. So schreibt Peter Kaspryk:

sche Sprachdiplom’ in den jeweiligen Heimatlän-

„Freilich zeigte sich ziemlich schnell, dass

dern nicht anerkannt wurde. Nach der dreijährigen

alle deutschen Konzepte, so ideal sie sich

Ausbildung in Abidjan zogen die Afrikaner daher

von Deutschland aus lasen, immer wieder

vor, nach Frankreich zu gehen, wo sie einen Maît-

variiert werden mussten, da sie die afrika-

rise-Abschluss machen konnten. In den 1970er Jah-

nische Wirklichkeit zu wenig berücksich-

ren wurden an den Universitäten Lomé (Togo) und

tigt hatten“ (Kaspryk 1989: 14)

Yaoundé (Kamerun) deutsche Abteilungen gegrün-

Die Ausbildungskapazitäten der Universität des

det. An der Universität Dakar in Senegal wurde mit

Saarlandes setzten Grenzen. Maîtrise-Themen,

deutscher Unterstützung eine deutsche Abteilung

die die Heimatuniversität vergab, konnten nicht

errichtet. Ab dem Jahr 1975 wurde darauf verzich-

bearbeitet werden, da sie aus Sicht der deutschen

tet, zukünftige Deutschlehrer in einem einjähri-

Betreuer zu umfassend waren und die gegebene

gen Deutschlandaufenthalt auf ‚das große deutsche

Bearbeitungszeit sprengten, oder nicht entwick-

Sprachdiplom’ vorzubereiten.

lungsrelevant schienen.

Dann entwickelte der DAAD eine Konzep-

Mit der Maîtrise-Förderung war die Promoti-

tion, die je nach den örtlichen Gegebenheiten

onsförderung für besonders qualifizierte afrika-

modifizierbar war, die aber die wesentlichen Ele-

nische Deutschlehrer/-innen einhergegangen. Es

mente des alten „Abidjan-Programms“ beibehielt.

ging nicht nur darum, afrikanische Deutschlehrer/-

Zugleich versuchte die Gesamtkonzeption des

innen aus- und fortzubilden, sondern auch darum,

DAAD, afrikanische Wünsche mit den kulturpoli-

die deutschen Abteilungen in den vierzehn fran-

tischen Vorstellungen Deutschlands zu vereinigen.

kophonen afrikanischen Ländern in den Stand


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