Bilder ohne Kamera. Fotogrammatische Werke aus der Sammlung SpallArt.

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Bilder ohne Kamera Fotogrammatische Werke aus der Sammlung SpallArt

1 Gottfried Jäger, Die Kunst der abstrakten Fotografie, Arnoldsche Art Pub­ lishers Stuttgart/New York, 2002 2 Franziska Kunze, Opake Fotografien: Das Sichtbarmachen fotografischer Materia­lität als künstlerische Strategie, Dietrich Reimer Verlag Berlin, 2019

Eine private fotografische Sammlung kann sich in ihren Ankaufsstrategien und Schwerpunktsetzungen freier bewegen als Sammlungen der öffentlichen Hand, die Förderaspekte und ein möglichst breites Spektrum der künstlerischen Produktion abzubilden haben. Man könnte meinen, dass gerade hier ein sehr individueller Zugang Anwendung finde, ein sprunghaftes Agieren nach Vorlieben oder Angeboten, eine Geschmacksbildung, die wissenschaftlichen Kriterien nicht genügen muss. Gänzlich anders verhält es sich mit der Fotosammlung von Andra Spallart; die Sammlerin vereint in ihren Ankaufsintentionen unterschiedliche Ansätze, aber niemals favorisiert sie fotografische Werke, die sich durch eine ästhetische Niedrigschwelligkeit auszeichnen. Ganz besonders trifft dies auf einen Teil ihrer Sammlung zu, aus dem die gegenwärtige Ausstellung zusammengestellt wird: fotografische Werke, die ohne Kamera entstanden sind und damit das Medium der Fotografie per se in Frage stellen. Eine derart reflexive und puristische Handhabung der fotografischen Möglichkeiten bedeutet einen komplexen Zugang und erfordert ein hohes Maß an Auseinandersetzung mit dem Medium an sich und mit den künstlerischen und wissenschaftlichen Herangehensweisen im Speziellen. Dieser spezifische Bereich der Fotografie wurde von Beginn an kontrovers diskutiert, selbst zu einer einheitlichen Terminologie war bisher kaum Konsens herzustellen. So werden Begriffe wie Fotogramm, Luminogramm, Chimigramm, konkrete und/oder abstrakte Fotografie, generative Fotografie gleichsam von jedem Künstler neu definiert oder die so benannten Verfahren anders eingesetzt und kombiniert. Dazu kommt das Ringen der Kunstwissenschaftler um ein stringentes Vokabular; besonders Gottfried Jäger 1, Fotograf und Theoretiker u. a. an der Universität Bielefeld, hat sich unendlich darum bemüht; zuletzt wurde mit dem Band Opake Fotografien 2 von Franziska Kunze ein weiterer Vorschlag gemacht, die Sichtbarmachung der foto­g rafischen Materialität als künstlerische Strategie zu bearbeiten.

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