Das Neue Leben

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DAS NEUE LEBEN



DAS NEUE LEBEN FRITZ BAUMANN UND DIE AVANTGARDE

Herausgegeben von Claudia Blank und Peter Suter

KUNSTMUSEUM BASEL CHRISTOPH MERIAN VERLAG



INHALT VORWORT UND DANK

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Josef Helfenstein

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Stephan E. Hauser  «AN

BASEL DARF ICH DABEI ALLERDINGS NICHT DENKEN» ALTE SEHKONVENTIONEN UND NEUES LEBEN

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Raimund Meyer

ABSTRAKT UND RADIKAL DAS NEUE LEBEN IN ZÜRICH

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Claudia Blank

MATERIALVIELFALT UND KUNSTHANDWERK TEXTILE BILDER IM NEUEN LEBEN

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BILDTAFELN

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BAUMANNS BILDER

Peter Suter

ANHANG

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Biografien der Künstlerinnen und Künstler

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Ausstellungsübersicht Das Neue Leben

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Literatur

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Bildnachweis

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Autorinnen und Autoren


Plakat ‹Das Neue Leben›, Entwurf: Niklaus Stoecklin, 1918

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VORWORT UND DANK

Viele Museen verfügen neben gefeierten Meisterwerken über Arbeiten von regionalen Künstlerinnen und Künstlern. Diese Werke von internatio­ nal unbekannten, manchmal vielleicht sogar unterschätzten oder margi­ nalisierten Kunstschaffenden haben jedoch einen bedeutenden Anteil am Bestand grosser Kunstsammlungen. Seit einigen Jahren zeigen sich in vielen Schweizer Museen Bemühungen, diese lange verborgenen, meist umfangreichen Bestände vermehrt zugänglich zu machen. Auch uns ist es ein wichtiges Anliegen, qualitätsvolle Arbeiten aus den Depots ans Licht zu holen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. In Peter Suter, Mitherausgeber dieses Buches, fanden wir einen erstklassigen Mitstrei­ ter für dieses Vorhaben. Der Ausstellungsmacher, Sammler und Autor engagiert sich seit vielen Jahren für eine Neubewertung der modernen Schweizer Kunst. Einer jener Künstler, dessen Werke seit Jahrzehnten in den Magazinen des Kunstmuseums ruhen, ist der aus Basel stammende Maler Fritz Baumann, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg für richtungs­ weisende Impulse in der Schweizer Moderne sorgte. Gemeinsam mit den befreundeten Künstlern Otto Morach, Niklaus Stoecklin und Alexander Zschokke initiierte er 1918 die erste Ausstellung der Künstlervereinigung ‹Das Neue Leben› in der Kunsthalle Basel. Das vorliegende Buch beleuchtet diese fast vergessene Episode in der Geschichte der modernen Schweizer Kunst. Das Neue Leben bestand zwar nur während knapp zwei Jahren, ebnete aber den Weg für spätere Künstlergruppen und schuf eine Bühne für die expressionistische Kunst, die zu jener Zeit in der Schweiz noch nicht breit anerkannt war. Mit Ausnahme von wenigen progressiven privaten Sammlerinnen und Sammlern bestand für diese ‹neue› Kunst insbesondere in der Deutsch­ schweiz kaum Interesse. Die Vereinigung Das Neue Leben verband ihre Ausstellungstätigkeit mit programmatischen Forderungen nach einer Erneuerung des Kunstverständnisses und der Künstlerausbildung, die Baumann in einem Manifest niederschrieb. In den insgesamt vier Ausstel­ lungen zwischen 1918 und 1920 verschwammen die traditionellen Gren­ zen zwischen ‹hoher› bildender Kunst und ‹niederem› Kunsthandwerk. Klassische Ölgemälde wurden etwa gemeinsam mit gestickten Kissen,

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gedrechselten Holzgefässen und Reliefs aus bemalter Pappe präsentiert. Dadurch sollte die Verbindung von Kunst und dem alltäglichen Leben betont werden. Neben etablierten Künstlerinnen und Künstlern wie Hans Arp, Alice Bailly, Augusto Giacometti und Francis Picabia waren junge, unbekannte Positionen vertreten, darunter Niklaus Stoecklin, Marcel Janco, die damals noch unverheiratete Sophie Taeuber sowie Schülerin­ nen Baumanns aus der Basler Frauenarbeitsschule. Auch Paul Klee wurde zur ersten Ausstellung des Neuen Lebens im November 1918 eingeladen; seine Teilnahme scheiterte jedoch aus terminlichen Gründen. Ursprünglich wollten wir Baumann und dem Neuen Leben im Frühjahr 2021 – zeitgleich mit der Retrospektive zu Sophie TaeuberArp – im Hauptbau des Kunstmuseums eine Ausstellung widmen, die der Vielfalt dieser Vereinigung Rechnung tragen sollte. Aufgrund der Corona-Pandemie waren wir jedoch gezwungen, unser Ausstellungs­ programm für das Jahr 2021 mehrmals grundlegend zu überdenken, es erheblich anzupassen und einige Projekte auf unbestimmte Zeit zu ver­ schieben. Eine bedauerliche Parallele mit der Situation um 1918 drängt sich auf, als die Spanische Grippe wütete, die das gesellschaftliche Leben ebenfalls weitgehend zum Erliegen brachte und weltweit Millionen Menschenleben kostete. Baumann und seine Mitstreiterinnen und Mit­ streiter entwickelten indes aus dieser Katastrophe einen enormen Erneue­ rungsdrang und propagierten mit ihren Ausstellungen «die grosse Kunstwende». Vor diesem Hintergrund wirkt der Name ‹Das Neue Leben› ebenso hoffnungsvoll wie auch zukunftsweisend. Umso erfreulicher ist es, dass nun diese längst überfällige Monografie zum Neuen Leben dennoch erscheinen kann und damit die Ausstellung gewissermassen in Buchform erlebbar wird. Die Bildstrecke in der Mitte der Publikation erlaubt es, assoziativ in die Vielfalt der künst­ lerischen Ausdrucksformen dieser Schweizer Avantgarde-Bewegung einzutauchen. Mein Dank hierfür gilt allen voran Christian und Marlis Pflugshaupt, die sich seit Langem mit grossem Enthusiasmus für die moderne Schweizer Kunst engagieren und dieses Buch finanzierten. Ohne ihre anhaltende Unterstützung wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Initiiert wurde es von Peter Suter, der seine wertvolle Exper­ tise eingebracht hat. Claudia Blank, Assistenzkuratorin 19. Jahrhundert und Klassische Moderne, hat die Ausstellungsvorbereitungen am Kunst­ museum geleitet; beide geben das Buch nun gemeinsam heraus. Mit Stephan E. Hauser und Raimund Meyer konnten ausgewiesene Experten für moderne Schweizer Malerei und Dada als Autoren gewonnen wer­ den. Ihre Beiträge verknüpfen erstmals die zahlreichen losen Enden der Quellen und zeitgenössischen Rezeption und legen den Grundstein für die weitere Forschung. Unverzichtbar war dabei, dass Stephan Flury sein Privatarchiv für sie öffnete, welches eine einzigartige Fülle von Dokumenten zum Thema vereint. Für inhaltliche Anregungen und wei­ terführende Hinweise danken die Herausgeber zudem Patricia Bieder, Giulia Ficco vom Archiv der Kunsthalle Basel, Martin Heller, Katja Herlach vom Kunstmuseum Olten, Medea Hoch, Gabriela Kaiser von der Staatsbibliothek in Berlin, Walburga Krupp, Anne Lorenz vom For­ schungsprojekt ‹Der Sturm› an der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz, Dominik Müller, Thomas Rosemann von der Biblio­

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thek im Kunsthaus Zürich, Martin Schwander, Hugo Stüdeli, Sébastien Tardy von der Fondation Arp in Clamart, Christoph Vögele vom Kunst­ museum Solothurn sowie Lutz Windhöfel. Jonas Hänggi, dem Fotografen des Kunstmuseums Basel, ist es zu verdanken, dass zahlreiche Werke aus Basler Privatbesitz mit neuen Aufnahmen in diesem Band reproduziert sind. Für die gelungene Gestal­ tung des Buchs danken wir herzlich Ronnie Fueglister und für die Litho Andreas Muster. Ebenso geht unser Dank an den Christoph Merian Ver­ lag, an Oliver Bolanz und Iris Becher für die Begleitung und Koordina­ tion dieses Projekts. Für das umsichtige und präzise Lektorat danken wir Karoline Mueller-Stahl. Josef Helfenstein Direktor Kunstmuseum Basel

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«AN BASEL DARF ICH DABEI ALLERDINGS NICHT DENKEN» ALTE SEHKONVENTIONEN UND NEUES LEBEN STEPHAN E. HAUSER «Interessante Ausstellungen habe ich schon viele gesehen, und die Futuristen sind in dem, was sie wollen doch die kühnsten und imponieren mir am meisten. Der Lärm der Strasse, das Gigantische des modernen Verkehrs, das sind Sachen, die in ihrer Schnelligkeit erst noch zu malen sind. […] An Basel darf ich dabei allerdings nicht denken. Wie schrecklich alt und schwerfällig sind dort schon die, die man zu den Jüngsten zählt, wie brav und langweilig.»1 —Fritz Baumann

AUSGANGSLAGE 1912, als diese Zeilen den Konservator des Kunstmuseums Basel, Paul Ganz, aus Paris erreichen, sind die sogenannten Dunkeltonigen das Modernste, was die Basler kennen.2 Das Kunstleben wird von der Gesell­ schaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA) dominiert. Wer als Künstler nicht organisiert ist, hat kaum Chancen.3 Mit jungen Kunstströmungen kommt die Schweiz erstmals Ende 1911 in Kontakt, als Der Moderne Bund in Luzern einige kubistische Zeichnun­ gen von Pablo Picasso zeigt. 4 In Zürich und Genf werden moderne Gale­ rien gegründet, was diese Städte zu wichtigen Umschlagplätzen für zeit­ genössische Kunst macht. 5 Basel droht, in dieser Entwicklung den Anschluss zu verpassen. Wilhelm Barth, seit 1909 Konservator der Kunst­h alle Basel, stemmt sich dagegen, muss aber, um sein Publikum nicht zu verlieren, dem Impressionismus noch viel Raum geben. 6 Im Mai 3 1

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Fritz Baumann an Paul Ganz, 6.11.1912. Vgl. auch: «Ich schäme mich ordentlich, wenn ich an unsere plumpen geistlosen 4 Schmierer in Basel etc denke» (30.10.1913); «Ich staune immer 5 über den anständigen Durchschnitt unser[er] Basler» (22.2.1915). Alle Briefe: Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Ganz 4.13. Zur Ausstellung, auf die Baumann Bezug nimmt, 6 vgl. Figura 2020. Zu ihnen gehören z. B. Paul Basilius Barth, Jean Jacques ‹Schangi› Lüscher, Karl Dick, Numa Donzé, Heinrich ‹Haiggi› Müller und Otto Roos. Den Dunkeltonigen ist immerhin zugute zu halten, dass sie einen Ausweg aus der hemmenden Übermacht Böcklins und der Böcklin-Epigonen suchten.

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Die Mitglieder der GSMBA stellten das Gros der Ausstellungen und Mitglied konnte nur werden, wer eine gewisse Anerkennung als Künstler vorzuweisen hatte, vgl. Bitterli 1990. Vgl. Ehrli 1981, S. 24–45; Fässler 2011. Zürich: 1911 Kunstsalon Wolfsberg, Galerie Neupert, 1912 Salon Bollag, Moderne Galerie Tanner; Genf: 1912 Galerie Moos, vgl. Schweiger 1998; Jaccard 2011. Vgl. Schmidt 1939; zu Barth allgemein siehe Holzach 1936; Geelhaar 1983, S. 16. Barth erklärte sich das mangelnde Verständnis damit, dass den Baslern «die Voraussetzung dazu fehlt», die «Resultate des Impressionismus und der vom Impressionismus hinweg­s trebenden Kunsttendenzen» zu überdenken. Barth, Wilhelm: Die welschen Maler in der Kunsthalle. In: Basler Nachrichten, 71. Jg., Nr. 600, 26.11.1915, Beilage.


Abb. 1: Titelseite des Kataloges zur Sturm-Ausstellung in der Galerie Corray, Basel 1917

Abb. 2: Alexander Zschokke, Bildnis Georg (Jörg) Zinsstag, Bleistiftskizze im Zürcher Tage- und Skizzenbuch von 1916

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1914 zeigt er Werke von Picasso,7 die «dem Basler Publikum kubistische und futuristische Rätsel auf[geben]».8 Anfang 1915 gründet Hans Graber, ein junger Kunstkritiker der ‹Basler Nach­ richten›, in der Buchhandlung Wepf, Schwabe & Cie einen Kunst­ salon,9 der aber Ende 1917 mangels Publikumsinteresse wieder schliessen muss. 10 Im November 1915 zeigt die Kunsthalle eine grosse Ausstellung mit welschen Malern, an deren Ende das Bild Im Zirkus, 1914–1915, von Louis Moilliet angekauft wird – das erste und für über eineinhalb Jahrzehnte einzige wirklich moderne Bild im Kunstmuseum Basel.11 Ende 1916 testen zwei «Kunstsalons nach Zürcher Muster», 12 die 1911 gegründete Gale­ rie Wolfsberg und die erst ins Leben gerufene Galerie Corray, die Basler Marktsituation, ziehen sich aber, ebenfalls enttäuscht ob der Interesselosigkeit des Publikums, schon bald wieder zurück (Abb. 1). 13 Dabei dürfte gerade das mutige Programm der Letzteren, die kubistische und futuristische Künstler favorisierte, für Fritz Baumann ein wichtiger Anstoss gewesen sein, seine Pläne zu realisieren. Vor 1919 erwarben nur wenige Kunstliebha­ ber Arbeiten «extrem modern gerichteter» junger Basler (Abb. 2, 3).14 In einer Art Rangliste der avanciertesten Kunstsammler in der Schweiz landet Basel damit nach dem Ersten Weltkrieg auf dem letzten Platz. 15 Barth beklagt sich bitterlich über die Teilnahmslo­ sigkeit des Publikums, 16 und Baumann kritisiert die Basler Künst­ ler über Jahre hinweg scharf. In diesem Konfliktfeld, in dem sich das dringende Bedürfnis junger Künstler nach Anbindung an die moderne Kunstwelt an einem überholten Kunstverständnis des Publikums reibt, sucht Baumann, der in Paris und Berlin die

Vgl. Geelhaar 1993, S. 64–69. N.N. 1915, S. 308. Die Basler Kunstkritik reagierte teilweise verständnislos, teilweise erstaunlich aufgeschlossen; am ernst­ haftesten der Rezensent des Basler Volksblatts. Vgl. N.N.: Die Mai-Ausstellung in der Kunsthalle (Schluss). In: NationalZeitung, 55. Jg. Nr. 136, 20. Mai 1914, S. 1 (wiederabgedruckt in: Basler Kunstverein 1989, S. 149) und E.M.F.: Die Maiausstellung in der Basler Kunsthalle. In: Basler Volksblatt, 42. Jg., Nr. 119, 23.5.1914. Dem Basler Publikum bleibt der Kubismus aber vorläufig «ganz unverständlich». Barth 1915, S. 4. 9 Vgl. Schmidt 1961, S. 107. Die Eröffnungsausstellung vom Februar 1915 zeigte Gemälde von Basler Dunkeltonigen, aber schon im September waren ebendort «Bilder eines allerjüngsten Schweizer Expressionisten zu sehen», gemeint ist Wilhelm Gimmi, der als Exponent des Modernen Bundes das, was sonst unter «moderner Schweizer Schule» läuft, «bei weitem über[trifft]». N.N. 1916, S. 304, 306. Im Oktober oder November 1916 kann Fritz Baumann ebendort eigene ‹Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte› zeigen. Ebd., S. 359. 10 Barth 1916, S. 318. Vgl. hierzu Graber: «Die Interesselosigkeit von neun Zehnteln des gebildeten Publikums unserer Stadt ist und bleibt eine Tatsache. […] so fragt man sich erstaunt, ob man sich in einer Stadt von der Grösse Aaraus oder Biels befinde statt in Basel, wobei noch offen bleibt, ob in den genannten Städten der Besuch nicht stärker gewesen wäre.» Hans Graber: Die Septemberausstellung in der Basler Kunsthalle. In: Basler Nachrichten, 73. Jg., Nr. 469, 16.9.1917, S. 1. 11 Vgl. Geelhaar 1983, S. 20. Da Barth neben seiner Funktion als Leiter der Kunsthalle auch Mitglied der Kommission der Öffentlichen Kunstsammlung war, konnte er direkt auf den Ankauf einwirken, vgl. Höfliger-Griesser 1978, S. 17.

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12 Barth 1920, S. 328. Hans Graber begrüsst es, dass «Basel dem Kunsthandel» nun «erst eigentlich erschlossen» wird, was, so hofft er, dazu beitragen mag «das Kunstinteresse in unserer Stadt […] zu heben und auf bessere Wege zu leiten». [Hans Graber]: Die Eröffnungs-Ausstellung der Galerie Corray. In: Basler Nachrichten, 72. Jg., Nr. 589, 19.11.1916. 13 Die Basler Dependance der Galerie Wolfsberg im Haus der Schweizerischen Volksbank an der Gerbergasse 30 zeigt vorwiegend moderne Schweizerkunst und zieht sich im Sommer 1918 wieder aus Basel zurück, vgl. Barth 1918, S. 319; Schweiger 1998, S. 62. Ungleich wichtiger ist das Gastspiel der Galerie Corray, vgl. [Hans Graber]: Die Eröffnungs-Ausstellung der Galerie Corray. In: Basler Nachrichten, 72. Jg., Nr. 589, 19.11.1916. Für eine ausführliche Schilderung der Basler Aktivitäten der Galerie, siehe Koella 2002, S. 99–117, 244 f. 14 Wilhelm Barth: Zur November-Ausstellung. In: Basler Nachrich­ ten, 74. Jg., Nr. 523, 8.11.1918, Beilage. Kurt Vollmoeller, Georg (Jörg) Zinsstag, Karl (Carl) Zaeslin, Wilhelm Stein und auch Paul Ganz betätigten sich privat als Förderer junger Künstler, darunter auch Baumann, vgl. Berger 2016, S. 98–103, 234–240. 15 Waldmann 1920, S. 29: «Was die Reinhard und Hahnloser in Winterthur, die Meyer-Fierz, Brown und Kissling [sic] in Zürich, die Müller und Miller in Solothurn besitzen, findet in Bern, Luzern und Basel keine Parallele. Das reiche Basel, eine der deut­ schesten Städte, ist durch Tradition der alten Kunst verhaftet.» Franz Meyer gibt ohne Quellenangabe an, dass dieser Bericht erstmals um 1915 bzw. ein paar Jahre zuvor publiziert worden sei, vgl. Meyer 1969, S. 111, 115, Anm. 1. 16 «Bei den Ausstellungen müssen die Besucherzahlen wie auch die Anzahl der Verkäufe sich heben. Sonst werden wir auf diesem ganzen Gebiet von anderen Schweizerstädten endgültig überflügelt.» Barth 1918, S. 319.


dynamische Kraft erlebt hat, die von geschlossenen Gruppen gleichgesinnter Neuerer ausgehen kann, mit der Künstlergruppe Das Neue Leben die Beziehungen zwischen Kunst und Gesell­ schaft neu zu verhandeln. 17

DAS NEUE LEBEN WIRD ERWECKT Am 4. April 1918 richten Otto Morach, Niklaus Stoecklin, Alex­a nder Zschokke und Baumann eine Anfrage an den Kunstverein. Sie beabsichtigen, in der Kunsthalle «eine expressionistische Aus­ stellung» mit Bildern, Plastiken und angewandten Arbeiten zu veranstalten. Die Ausstellung soll juryfrei sein, 18 um den einge­ spielten Qualitätskriterien der Kommission zuvorzukommen und um die ideologische Herkunft aus der Erfahrung der Refü­ sierten zu unterstreichen. Als geschickt erweist sich, dass Morach parallel mit der Kunsthalle in Zürich verhandelt und dort einen Termin bereits für Januar 1919 erhält.19 Baumann droht, Zürich den Vorzug zu geben, und bekommt am 19. September den November 1918 zugesprochen, «juryfrei, zweimal kostenlos, gan­ zes Haus»20 – eine gute Gelegenheit, Boden wett zu machen gegenüber den sonst fast immer schnelleren Zürchern. «Wir hoffen, durch diese Ausstellung dem Publikum das Wesen und die Sehnsucht des Expressionismus näher zu bringen. […] Das Hauptgewicht liegt auf dem reinen freien Kom­ positionellen»,21 heisst es in der Einladung, die am 26. September formuliert und daraufhin kurzfristig an einen grossen Kreis ver­ schickt wird. 22 Die Gruppe hat sich eher intuitiv und aus der Situ­ ation heraus entwickelt. Nach Klärung der Plakatfrage beauftragt Baumann Morach und Zschokke damit, dreifarbige Entwürfe zu liefern (Abb. 4, 5).23 Das einfache, einfarbige Plakat, mit dem ein­ prägsamen Signet von Niklaus Stoecklin (S. 6), das schliesslich Verwendung findet, kann schnell in der vereinbarten Auflage von 200 Stück hergestellt werden.24 Sechzig Plakate werden in der Stadt verteilt, eine eigens fabrizierte Fahne und zwei handge­ malte Versionen des Plakats am Eingang zur Kunsthalle postiert (Abb. 6, 7). 25 Für den Oberlichtsaal wünscht sich Baumann eine farbige Bespannung, «warmes grau» für die Wände, «der Sockel dunkel Violett, mit wenig orange».26 Die Umsetzung soll der aus­ gebildete Flachmaler Niklaus Stoecklin besorgen. Die Kommis­ sion der Kunsthalle lehnt das Ansinnen ab. 27 Ersatzweise erfahren

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Vgl. Höfliger-Griesser 1978, S. 16; Stucky 1983, S. 91. Vgl. Typoskript, 4.4.1918. Archiv Stephan Flury. Vgl. Heller/Windhöfel 1981, S. 64. Telegramm Barth an Baumann, 19.9.1918. StaBS PA 888 N (1) 158 1918/8. 21 Baumann an Barth, 26.9.1918. Archiv Stephan Flury. 22 Lange nicht alle Angeschriebenen antworteten. Für Paul Klee kam die Anfrage zu spät («Einzuladen sind» an erster Stelle Paul Klee, mit Vermerk «sofort». Archiv Stephan Flury; vgl. auch Heller/ Windhöfel 1981, S. 64. Louis Moilliet sagte in einer Briefkarte mit

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Abb. 3: Alexander Zschokke, Studie zum Stilleben I, Bleistiftskizze im Zürcher Tage- und Skizzenbuch von 1916

Abb. 4: Otto Morach, Plakatentwurf für die Expressionisten-Ausstellung, Basel 1918

Abb. 5: Otto Morach, Plakatentwurf für die Expressionisten-Ausstellung, Basel 1918

Poststempel 31. X .18 ab. Archiv Stephan Flury. Über die Reaktion der anderen Adressaten, die nicht teilnahmen, ist nichts bekannt. Baumann an Barth, 15.10.1918. Archiv Stephan Flury. Von Zschokke sind keine Plakatentwürfe bekannt. Zu Auflage und Verwendung: Brief Barth an Baumann, 8.–11.10.1918. Archiv Stephan Flury. Unklar ist, ob handgemalte Versionen des Stoecklin-Plakats aufgestellt wurden oder die beiden ansonsten nicht verwendeten Plakatentwürfe Morachs. Baumann an Barth, 23.9.1918. Archiv Stephan Flury. Barth an Baumann, 8.–11.10.1918. Archiv Stephan Flury.


«einzelne Räume ad hoc eine neue Bemalung».28 Auch die Bezeichnung ‹Das Neue Leben› muss kurzfristig, anlässlich der Ausstellung ‹Die Neue Kunst› in der Zürcher Galerie Wolfsberg im Oktober gefunden worden sein. 29 Denkbar ist eine Ableitung des Namens von Dantes Frühwerk ‹La nuova vita›. 30 Die bisher übersehene Ver­ bindung zum italienischen Futurismus dürfte wohl über Abb. 6: Niklaus Stoecklin, Francisca Stoecklin gelaufen sein, und zwar zu dem seit Barfüsserplatz mit Schloss Wildegg und 1909 in Anacapri lebenden Basler Bohemien Gilbert Leonhardskirche, 1918, Lithografie, 46 × 57 cm Clavel (Abb. 8). 31 So ist es vielleicht eine zwar ungenaue, aber durchaus richtige Erinnerung, wenn Gertrud OettingerBurckhardt schreibt, dass sie und Francisca Stoecklin 1915 (sicher falsch) geholfen hätten, «die Futuristische Künstlervereinigung Das neue Leben [zu] gründen».32 Clavels Traumnovelle ‹Un istituto per suicidi› (Abb. 9), die 1918 mit Illustrationen von Fortunato Depero in der Übersetzung des Provokateurs Italo Tavolato33 erscheint – sie waren allesamt Futuristen –, war bereits Ende 1916 als auf Deutsch verfasstes Manuskript nach Basel gelangt.34 Dieses traumgleiche Büchlein, in dem auch der Basler Marktplatz eine Rolle spielt, wurde im Freundeskreis der Stoecklins höchstwahr­ scheinlich rezipiert. Umgekehrt ist Clavel laufend an Informationen zum aktuellen Kunstgeschehen in Basel interessiert. 35 Baumann Abb. 7: Detail aus Abb. 6 mit Plakat ‹Das Neue Leben› bittet Clavel indes vergeblich um einen Katalogbeitrag. 36 Doch das an einer Litfasssäule Manifest, das Baumann zur Ausstellung verfasst, ist, selbst wenn dieser Texttypus 1918 längst auch andere Kunstströmungen erreicht hat, ursprünglich eine genuin futuristische Ausdrucksform. «Die Ausstellung wird sicher gut und lebendig und ich wage zu hoffen auch etwas nütze[n]» 37 und «[w]enn nun nur der dritte Teil von den eingeladenen gut einschickt, so erhalten wir eine schöne Ausstel­ lung.»38 Die Basler Ausstellung umfasst schliesslich 22 Künstlerinnen und Künstler mit insgesamt 258 Werken. Mit 101 Katalognummern entfällt der grösste Teil auf die Basler Initianten, während sich Morach 28 N.N.: Das neue Leben. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 1571, 29.11.1918, S. 1. 29 Vgl. Heller/Windhöfel 1981, S. 82f. 30 Vgl. Szeemann 1991, S. 239; Knight 1999, S. 144. 31 Genoveva Stoecklin-Müller, die Mutter der Stoecklin-Geschwister, war eine Schwester des Malers Heinrich Müller, der in seiner Jugend ein Porträt von Clavel malte (Bildnis von Gilbert Clavel, 1909, Kunstmuseum Basel, Inv. G 1967.5). Wahrscheinlich freundeten sich die Stoecklin-Kinder über ihren Onkel ‹Haiggi› mit Clavel an, vgl. Tanaka 2012, S. 297. 32 Oettinger-Burckhardt in: Mall-Grob 1994, S. 181. Auch in einem undatierten Manuskript, aus dem Heller/Windhöfel 1981, S. 65, zitieren, meint Oettinger-Burckhardt: «Wir Jungen … meinten, der Futurismus sei nun Dasjenige.» Clavel schätzte auch Francisca, die sich gerne androgyn gab (Mall-Grob 1994, S. 208) sowohl aufgrund ihrer literarischen Ambitionen (mehrere Texte Francisca Stoecklins sind eindeutig Gilbert Clavel zugedacht) als auch aufgrund ihres Unabhängigkeitsbedürfnisses und ihrer unkonven­t ionellen Lebensweise. Clavel selbst, bisexuell veranlagt, Morphium konsumierend und infolge eines Unfalls als Kleinkind stark deformiert, hatte schon lange mit dem Basler Bürgertum abgeschlossen, vgl. Peters 1997, S. 85. 33 Tavolato hatte Kontakte zur futuristischen Publizistik, der er zeitweise selbst angehörte, und musste als Korrespondent

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Bezie­h ungen zu italienischen Tageszeitungen gehabt haben. In den Unterlagen des Basler Kunstvereins zu den Vorberei­ tungen der Ausstellung ‹Das Neue Leben› von 1918 finden sich Listen mit Adressen italienischer Tageszeitungen, die man wohl mit Informationen versorgen wollte, und von italienischen Futuristen, die man eventuell einladen wollte. Zu Tavolato vgl. Fantappiè 2020; Pasqualini 2013; Benussi 2009; Mastro­ pasqua 2008. Gilbert an René Clavel, 4.12.1916: «Gestern habe ich die Novelle ‹Ein Institut für Selbstmord› als Manoscritto racomandato der Post übergeben», zit. nach: Szeemann 1991, S. 239. Vgl. Szeemann 1991, S. 246. Gilbert an René Clavel, 13.5.1918: «In Sachen Malerei schrieb mir ein junger Künstler aus Basel, namens Baumann, ein Freund von Signorina Stoecklin, und bat mich um eine kritische Einführung für einen Katalog der Ausstellung, die er im Herbst machen möchte. Es würde mich sehr interessieren, worum es geht und wie gut diese Künstler wirklich sind, die sich, wie ich glaube, Expressionisten nennen. Ich bin etwas vorsichtig, denn bis jetzt habe ich in Basel nicht anderes gesehen als mehr oder weniger gute Kopierer französischer Kunst.» (Übers. S. H., zit. nach: Szeemann 1991, S. 246). Baumann an Barth, 23.9.1918. Archiv Stephan Flury. Baumann an Barth, 15.10.1918. Archiv Stephan Flury.


mit 7 Bildern und 4 Marionetten auffallend zurückhält. 39 Der Erfolg des Unternehmens soll nicht dem Zufall überlassen werden.40 Drei Publikationen, ein Katalog, ein passend gehef­ tetes, separat abgegebenes von Baumann verfasstes Manifest und ein von Barth geschriebener Ausstellungskommentar begleiten die Ausstellung.41

BESTE KUNSTPÄDAGOGISCHE ABSICHTEN

Abb. 8: Heinrich Müller, Bildnis von Gilbert Clavel, 1909, Öl auf Leinwand, 128,5 × 103 cm

Barths Entwürfe zu seinem Kommentar sind erhalten. Aus ihnen geht hervor, dass er bei dessen Abfassung, anders als früher angenommen, Baumanns Manifest und die Werke, die zur Ausstellung gelangten, kannte. 42 In undatierten, aber sicher allerersten ‹Notizen zum ‚Neuen Leben‘› finden sich Formu­ lierungen zu Zschokke, Niklaus Stoecklin und Baumann, die in der gedruckten Fassung nahezu wörtlich übernommen worden sind. Es war also eine bewusste Entscheidung, auf die Basler Initianten zu fokussieren. Diese Notizen zeigen zudem, dass Barth das Verständnis für das Allerneuste nicht in die Wiege gelegt worden war. Der ganzen «Bewegung» haftet, notiert er sichtlich irritiert und aufgebracht gleich am Anfang, «etwas sehr Ten­ denziöses und absichtl. an»; 43 zu Alice Bailly, die er doch, wie Heller und Windhöfel meinen, in ihrer Bedeutung eigentlich hätte erkennen müssen, notiert er grob: «oberfl., blöd […] ver­ Abb. 9: Titelseite Gilbert Clavel, ‹Un istituto per suicidi›, wechselt Abstrakte mit Blasierten) [,] dumme arrogante Kari­ Rom 1918, Illustrationen von 44 katuren …»; zu Brügger: «trocken, unkünstler. in Farbe schlecht, Fortunato Depero fad»;45 zu Lüthys Kubismus: «Aufteilung von Flächen … wie durch verschiedene Spiegel, … irritierend sehr schön in Farbabstufungen … keine dekorative Kraft»;46 zu Hélène Amandes Paysage: «direkt etwas von altem Bild», zu ihren Zwei Köpfen, offenbar angetan: «etwas Gutes».47 Als einzige Frau wird sie im gedruckten Text denn auch, ohne 39 Es nehmen ausserdem teil Niklaus’ Geschwister Francisca und Fritz Stoecklin, mehrere Schülerinnen aus Baumanns Schul­ klassen: Hélène Amande, Irma Kocan, Gertrud OettingerBurckhardt (Francisca Stoecklins Jugendfreundin) und Elsbeth Wartner; dazu Haiggi Müller, Onkel der Stoecklin-Geschwister, bei dem auch Alexander Zschokke Malunterricht nahm, und der Kunstgewerbler Ernst Kropp. Über die Genferin Alice Bailly, die nach den Initianten prominenteste Mitwirkende, kommt Francis Picabia hinzu. Rudolf Mense, der Bruder des bekann­ teren Carl(o) Mense, steht mit den lebensreformerischen Bewegungen in Ascona in Kontakt. Die Kunstgewerblerin Herta Stühler wird von ihm vorgeschlagen. Arnold Brügger ist mit Baumann und Morach befreundet, ebenso Hans Arp und Sophie Taeuber, die spätestens seit 1916 auch Baumann kennen. Oscar Lüthy ist als Mitbegründer des Modernen Bundes dabei. Karl Hügin hat um 1917/18 einen romantisierend expressio­ nistischen Malstil, Ernst Kissling steuert figurative Plastik bei. 40 Baumann an Barth, 23.9.1918: «Es muss auch etwas dem Publikum verständliches geschrieben werden ich wäre bereit, das zu thun, wenn irgendwär die Druckkosten übernimmt.» Archiv Stephan Flury.

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41 Kunsthalle Basel 1918; Baumann 1918; Barth 1918. 42 Heller/Windhöfel gehen davon aus, dass Barth erst sehr spät erfuhr, wer welche Werke zeigen wird, und dass er sich deshalb in seinem Ausstellungskommentar auf die ihm bekannten Basler beschränkte, obwohl ihm die künstlerische Bedeutung von Arp, Bailly und Morach bekannt gewesen sein musste. Sie halten verwundert fest, dass die dadaistische Bewegung und das ganze Kunstgewerbe unerwähnt bleiben, vgl. Heller/Windhöfel 1981, S. 67. In seinen Entwürfen verwendet Barth bereits in der ersten Fassung die definitiven Katalognummern. StaBS PA 888a Q 11.3 (1) 24. 43 Barth, Wilhelm: Notizen zum ‹Neuen Leben›. Ausstellung Nov. 1918, Manuskript. StaBS PA 888a Q 11.3 (1) 24, S. [1]. 44 Ebd., S. [3], [14]. 45 Barth, Wilhelm: Zur November-Ausstellung in der Kunsthalle, Manuskript. StaBS PA 888a Q 11.3 (1) 24, S. [3]. 46 Ebd. 47 Ebd., S. [4].



BILDTAFELN


Fritz Baumann Dreiteiliger Paravent, um 1912/13 Wolle auf Baumwolle, teilweise bemalt 200 × 250 cm Privatsammlung, Basel

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Niklaus Stoecklin Foscola (Italienische Tänzerin), 1918 Öl auf Karton 50 × 41 cm Privatsammlung, Basel

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Fritz Baumann Fritzli, um 1917 Öl auf Leinwand 60,5 × 46 cm Sammlung Basler Kunstverein / Kunsthalle Basel

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Hélène Amande Bildnis Fritzli Baumann, um 1918 Öl auf Karton 43 × 26,5 cm Privatsammlung

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Hélène Amande Maya, um 1917 Öl auf Karton 18 × 14 cm Kunststiftung Zürichsee, Horgen


Fritz Baumann Emmy im Garten, um 1916 Öl auf Karton 42 × 34 cm Privatsammlung, Basel

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Hélène Amande Mädchen mit Hasen, um 1918 Öl auf Leinwand 65 × 50 cm Privatsammlung, Basel

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Fritz Baumann Mädchenkopf, 1919 Öl auf Karton 38 × 30 cm Privatsammlung, Basel

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Irma Kocan Holzdose mit Intarsien, 1922 Eschenholz gedrechselt Durchmesser: 20,5 cm, Höhe: 8,5 cm Museum der Kulturen Basel

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Augusto Giacometti Sternenhimmel (Milchstrasse), 1917 Öl auf Leinwand Durchmesser: 86 cm Bündner Kunstmuseum, Chur

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Fritz Baumann Muttenz, 1915/16 Öl auf Leinwand 60 × 80 cm Privatsammlung, Basel

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Alice Bailly Printemps gris, um 1917 Wolle auf Baumwolle auf Karton 58 × 71 cm Kunst Museum Winterthur, Dauerleihgabe des Musikkollegiums Winterthur

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