Building the Baloise Park

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Diener & Diener August + Margrith Künzel Miller & Maranta Valerio Olgiati Thomas Schütte Matteo Thun

Building the Baloise Park

Baloise Group

Christoph Merian Verlag



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Die Basler in Basel von Christoph Heim

Das Tor zu Basel 16

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Wie alles begann

Der Masterplan

von Andreas W. Schmid

Miller & Maranta von Jolanthe Kugler

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«Der Baloise kommt eine Pionierrolle zu» von Redaktion Baloise Park Baumagazin

Die Architektur 50

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Miller & Maranta von Jolanthe Kugler

Matteo Thun von Jolanthe Kugler

Valerio Olgiati von Jolanthe Kugler

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Diener & Diener von Jolanthe Kugler

August + Margrith Künzel von Jolanthe Kugler

Baloise Park West

Baloise Park Süd

Mövenpick Hotel

Baloise Park Ost

Der öffentliche Platz

Der Park lebt 196

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« Der Baloise Park ist ein Bekenntnis zu Basel»

Inspired by Art

Drittes Tier

von Christoph Heim

Thomas Schütte von Dieter Schwarz

von Andreas W. Schmid

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Danke!

Kurzbiografien




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Die Basler in Basel


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Andreas Burckhardt AB und Rolf Schäuble RS im Gespräch mit Christoph Heim CH

Verwaltungsratspräsident Andreas Burckhardt und sein Vorgänger Rolf Schäuble, der die Baloise von 1994 bis 2011 leitete, über den neuen Baloise Park und das Kunstengagement der Versicherung. CH Rolf Schäuble, der Startschuss für den Baloise Park wurde gefällt, als Sie Verwaltungsratspräsident des Versicherungskonzerns waren. Warum haben Sie die bestehenden Bauten nicht renovieren lassen, sondern für eine Neuüberbauung votiert? RS Wir befassten uns in den 1990er Jahren immer wieder mit dem Thema, wie man in Basel mehr Platz für die Firma schaffen könnte. Dabei stand das ehemalige Hotel Hilton, das sich im Besitz der Baloise befand, im Zentrum. Es musste dringend saniert und modernisiert werden. Um die Jahrtausendwende kam das Thema der Erdbebensicherheit auf. Das Hilton wurde von Fachleuten als nicht erdbebensicher taxiert. Diese Mischung aus Platzbedarf, Erdbebensicherheit und grossem Renovationsaufwand führte zum Wunsch nach einer Neuüberbauung. CH Was sprach konkret dagegen, das Hotel umfassend zu sanieren? RS Die Zimmer waren zu klein für ein modernes 5-Sterne-Hotel, und die Bauweise des Hotelgebäudes erlaubte es nicht, die Grundrisse grosszügig zu verändern. Zudem erwies sich die Erdbebenertüchtigung als sehr teuer. Wir hatten damals auch ein Projekt, wie man das Hilton mit den anderen Gebäuden baulich verbinden könnte. Aber das war alles sehr kompliziert und versprach nicht eine wirklich gute Lösung. Eines Tages fragte mich dann Martin Wenk, der Verantwortliche für die Immobilien der Baloise, ob ich mir vorstellen könne, das Hilton abzureissen. Ich habe mir das kurz überlegt und Ja gesagt. CH Wann war das? RS Ungefähr 2005. AB Das Hotel Hilton erwarben wir Anfang der 1980er Jahre von der Rentenanstalt im Rahmen eines Tauschgeschäfts, bei dem wir eine Liegenschaft in Zürich abgetreten haben. Die Baloise


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Die Basler in Basel

begann in der Folge auch andere Liegenschaften in der Umgebung des Hauptsitzes zu kaufen. Das Ziel war, das Areal dereinst in Richtung Bahnhof erweitern zu können. Zuerst wurde das NAPA-Gebäude an der Nauenstrasse gebaut, das war 1995. Dann stand die Renovation des Hilton an, die sich aber eben als nicht sinnvoll erwies. CH Die Baloise war ja vorher am Aeschenplatz beheimatet. RS Ja. Die Basler Lebens-Versicherungsgesellschaft baute sich das heute denkmalgeschützte historistische Gebäude am Aeschen­ platz, das später die Basler Börse beheimatete und seit der Jahrtausendwende die «Basler Zeitung». Die Basler Transport-Versicherungsgesellschaft und die Basler Feuer-Versicherungsgesellschaft waren früher an der Elisabethenstrasse zu Hause. AB Die Baloise ist das Fusionsprodukt aus diesen drei Einzelgesellschaften. Diese wurden 1962 von Emanuel Iselin in der Bâloise Holding zusammengeführt. Zur Baugeschichte noch so viel: Schon um 1930 baute die Basler Leben das Turmhaus am Aeschenplatz, das damals mit seinen 30 Metern Höhe ein regelrechtes Hochhaus war. Dann wurde in den 1950er Jahren am Aeschengraben das moderne Bürogebäude von Hermann Baur erstellt, das nun für den Baloise Park abgerissen worden ist. In den 1950er Jahren wollte man übrigens drei gleiche Gebäude von Hermann Baur bauen lassen, was aber nie umgesetzt wurde. Anstelle der Villa von Camille Bauer entstand in den frühen 1980er Jahren der von Burckhardt+ Partner erbaute Hauptsitz im Aeschenpark. Ende der 1980er Jahre wurde das Gebäude am Picassoplatz erstellt, in dem der Konzernsitz untergebracht werden sollte, was dann aber doch nicht realisiert worden ist. Dann entstand Mitte der 1990er Jahre das Gebäude an der Nauenstrasse / Parkweg (NAPA). CH Eine Versicherung baut ja nicht nur für sich selbst, sondern sie ist auch ein Immobilienunternehmen. RS Ja, wir müssen das Geld der Versicherten profitabel anlegen. Die Immobilien machen einen ansehnlichen Teil der Kapitalanlagen aus. Bei den Lebensversicherern war das früher noch etwas mehr der Fall als bei den Versicherern, die im Nicht-Leben-Bereich, wie wir sagen, tätig waren. Wenn Sie die Bahnhofstrasse in Zürich anschauen, dann werden Sie feststellen, dass die Swiss Life der grösste Liegenschaftsbesitzer ist. Wenn Sie


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ÂŤ Der Baloise Park macht uns als Firma in der Stadt auf ganz neue Art sichtbar.Âť Andreas Burckhardt


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Die Basler in Basel

die europäischen Hauptstädte bereisen, werden Sie bemerken, dass an den schönsten Plätzen jeweils die Generali ein Gebäude besitzt. AB Wenn wir eine Lebensversicherung abschliessen, dann haben wir Forderungen, die wir auf 30 Jahre voraussehen können. Eine Bank muss mit ihren Krediten viel flexibler sein. Wir können unsere Forderungen aber nur mit jenem Vermögen decken, das wir nicht für unseren eigenen Betrieb brauchen. Das sind gesetzliche Vorgaben. Denn nur die Immobilien, die wir fremd vermieten, können relativ schnell verkauft werden, um Forderungen zurückzuzahlen. Im Baloise Park werden der Turm von Miller & Maranta, der fremd vermietet ist, und das Gebäude von Valerio Olgiati, in dem unser Ausbildungszentrum untergebracht ist, das man auch schnell verschieben kann, als Finanzanlagen bewertet. Das Gebäude von Roger Diener, in dem sich der Konzernsitz befindet, ist im «Verwaltungsvermögen», wie man beim Staat sagen würde. CH Was für eine Rolle spielt die Ästhetik bei den Bauten der Baloise? RS Natürlich müssen uns die Bauten gefallen, das ist sicher von grosser Bedeutung beim Entscheid für ein Projekt. Zentral im langen Prozess, der zu einer solchen Überbauung führt, wie sie der Baloise Park darstellt, ist aber meiner Ansicht nach, dass man so früh wie möglich das Bau- und Planungsamt des Kantons oder der Stadt hinzuzieht. Wir befinden uns städtebaulich gesehen an einem der heikelsten Punkte der Stadt. Je früher der Staat im Boot ist, desto eher kann er seine Vorstellungen einbringen. Zugleich haben wir als Bauherren die Gewähr, dass wir nicht in eine Richtung planen, die der Stadt gar nicht passt. CH Wie ging die Planung vor sich? RS Zuerst hatten wir eine Studiengruppe mit den Architekten Roger Diener und Peter Märkle, bei der das Hochbau- und Planungsamt der Stadt auch mitgewirkt hat. AB Dann wurde Miller & Maranta mit dem Bau des Hochhauses beauftragt. Damals wollte man zuerst dieses anstelle des BaurGebäudes hochziehen und die anderen Gebäude nach und nach realisieren. Das erwies sich aber als zu kompliziert. Wir haben daraufhin einen Wettbewerb für die zwei kleineren Gebäude aus­ geschrieben. Den Wettbewerb für das Gebäude, das sich näher beim Bahnhof befindet, haben Roger Diener und Valerio Olgiati


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gewonnen. Ihre Projekte gefielen uns besser, als alle Ideen für das dritte Gebäude im Osten des Areals. Wir haben dann Valerio Olgiati gebeten, das Gebäude im Osten des Areals zu bauen, in das dann das Ausbildungszentrum einziehen sollte. Roger Diener baute den neuen Konzernsitz. CH Was haben die Architekten dazu gesagt? AB Die Architekten, die nicht zum Zuge kamen, murrten, während die drei Architekten, die bauen durften, glücklicherweise sehr gut harmonierten. Es hätte auch anders kommen können. Und jetzt wird, was mich ganz ausserordentlich freut, die Gebäudegruppe als architektonische Landmarke interessant. Denn selbstverständlich hat eine Firma, die eine gewisse Bedeutung in einer Stadt hat, den Anspruch, etwas Rechtes zu bauen. Wir alle, die daran mitgewirkt haben, sind stolz, dass hier etwas Spannendes entstanden ist. CH Welche Rolle hat der Präsident der Gesellschaft bei einem so repräsentativen Bau wie dem Konzernsitz? AB Er interessiert sich für alle funktionalen und gestalterischen Fragen und mischt sich ein. Wer will denn in eine kleine Generalagentur hineingehen, wenn er den Hauptsitz eines Milliardenkonzerns betritt? Bei einem so repräsentativen Bau ist schon eine gewisse Grosszügigkeit erwünscht. Ich will, dass ein würdiges Gebäude entsteht, in dem ich auch meine Kollegen aus Zürich, St. Gallen sowie aus Luxemburg und Berlin empfangen kann. CH Sind die Gebäude auch symbolischer Ausdruck der Beziehung des Unternehmens zur Stadt? AB Die soziale Verantwortung, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, umfasst beim Bau einer solchen Gebäudegruppe alle Stufen des Unternehmens. Der Baloise Park macht uns als Firma in der Stadt auf ganz neue Art sichtbar, man diskutiert mit uns und über uns, man besucht das Gebäude und das neue Kunstforum. Wir haben ein grosses Interesse daran, dass die bauliche Erweiterung am Hauptsitz beim Bahnhof von der Bevölkerung und auch von den Fachleuten positiv aufgenommen wird. Eine Firma hat ein Gesicht, und dieses Gesicht wird von den Mitarbeitenden, der Konzernleitung, aber auch von den Bauten definiert. CH Mit dem Kunstforum bekommt dieses Gesicht noch einen ganz besonderen Akzent. In vielen Eingangshallen von Konzer-


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Die Basler in Basel

« Wir befinden uns städtebaulich gesehen an einem der heikelsten Punkte der Stadt.» Rolf Schäuble


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nen gibt es Kunst, aber ein Kunstforum, eine öffentliche Firmenkunsthalle, ist doch eine ganz besondere Mitteilung an die Öffentlichkeit. AB Sicherheitstechnisch ist das übrigens kein Problem. Auch bei uns gibt es wie in den meisten Firmen Eintrittsschleusen und Badges für alle, die in den Bürobereich gehen. Aber die Eingangshalle soll sich gegenüber den Passanten öffnen und möglichst niederschwellig bleiben. CH Was soll die Kunst in der Kommunikation des Konzerns mit der Öffentlichkeit bewirken? RS Im Unterschied zur Zürich-Versicherung oder zur NationalVersicherung, wo früher die Kunstsammlung ein Engagement der Verwaltungsratspräsidenten war, hat die Baloise, mindestens in den letzten 30 Jahren, das Sammeln von Kunst an eine Kommission, bestehend aus Mitarbeitenden und einem externen Kunstberater, delegiert. Kunst gehört bei uns mehr als bei anderen Konzernen zur Firmenkultur, die nicht nur in den Sitzungszimmern und den Büros spürbar sein soll, sondern auch im Eingangsbereich oder vor den Gebäuden. Wir haben in unseren grossen öffentlichen Räumen gerne Weltkunst aufgehängt, sei es beispielsweise von Jeff Wall, Thomas Ruff oder Candida Höfer, weil wir der Ansicht sind, dass die Mitarbeitenden in den Genuss solcher Kunstwerke kommen sollten. CH Sammeln Sie selbst auch Kunst? RS Ja, ich habe privat eine schöne Sammlung. Ich habe übrigens auch manche der Künstler, von denen wir Werke für unsere Firmensammlung gekauft haben, persönlich getroffen. Gut erinnere ich mich beispielsweise an den Ankauf von Stephan Balkenhols Mann mit Maske für ein grosses Sitzungszimmer. Jede Person, die dieses Zimmer betreten hat, begann über diese Skulptur zu sprechen. AB Bevor ich das Amt als Verwaltungsrat angetreten habe, verstand ich zugegebenermassen wenig von moderner Kunst. Im Laufe der Jahre begann ich mich aber zunehmend persönlich für zeitgenössische Kunst zu interessieren. Im Rahmen des von der Baloise verliehenen Kunstpreises durfte ich immer wieder neue Künstlerinnen und Künstler kennenlernen und mich intensiv mit deren Schaffen auseinandersetzen, was ich als enorme Bereicherung erlebe. Basel, Februar 2020




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Wie alles begann


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Andreas W. Schmid

Die Anfänge der grossangelegten Transformation des BaloiseGevierts zwischen Aeschengraben, Nauenstrasse und Parkweg gehen auf das Jahr 2008 zurück. Das Hotel Hilton, das die Baloise in den Achtzigerjahren mitsamt der Parzelle im Tausch gegen ein Gebäude in Zürich von der Rentenanstalt erworben hatte, bekundete zusehends Mühe, seinen 5-Sterne-Standard aufrechtzuerhalten. Mitte der Siebzigerjahre war es eröffnet worden und hatte fortan zusammen mit dem markanten BIZ-Turm auf der anderen Seite der Nauenstrasse schon allein farblich eine Einheit gebildet. Berühmte Persönlichkeiten wie Michael Jackson, Robbie Williams oder Thomas Gottschalk zählten zu den Gästen im Hotel am Aeschengraben und verliehen ihm illus­tre Exklusivität, grosse Menschentrauben aus Fans und Auto­grammjägern vor der Eingangshalle waren ein gewohntes Bild. Mitte der Neunzigerjahre wurde es aufwendig renoviert. Der langjährige Hilton-Direktor Urs Hitz erhielt endlich ein richtiges Logis in seinem Hotel; vor der Eröffnung hatten die Planer schlicht die Direktorenwohnung vergessen, sodass kurzerhand fünf Zimmer im 7. Stock zur Managerbleibe umfunktioniert wurden. 13 weitere Jahre war das Hotel nach der Renovation in Betrieb, dann war klar, dass dringend etwas geschehen musste. Die Gebäudeinfrastruktur war veraltet und entsprach nicht mehr den verschärften Sicherheitsnormen für Erdbeben. Die 200 Zimmer waren mittlerweile zu klein für ein Hotel dieses Ranges. Verschiedene Sanierungsvarianten wurden in Betracht gezogen. Dazu gehörte laut Andreas Eugster, der als Leiter Recht & Steuern der Baloise Group von Anfang an bei den Planungen mitwirkte, auch ein Projekt, bei dem ein Annexbau das Hotel und das Verwaltungsgebäude am Aeschengraben 25 hätte miteinander verbinden sollen. In diesem Gebäude wären weitere Zimmer vorgesehen gewesen. «Wirklich weit gediehen diese Überlegungen jedoch nicht», erinnert sich Eugster. Schnell


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Wie alles begann

wurde den Beteiligten klar, dass eine abermalige Renovation des Hotels mit seiner ebenso speziellen wie schwerfälligen Betonkonstruktion keinen Sinn mehr machte. Eine Rundumerneuerung wäre sehr teuer zu stehen gekommen, ohne Aussicht auf eine nachhaltige Verbesserung der Situation. Also entschied sich der Lenkungsausschuss der Baloise für den Abbruch des Betongebäudes und machte gleichzeitig den Fächer auf für eine gänzlich neue Auslegeordnung, was die Weiterentwicklung des gesamten Areals anbelangte. Mittels einer Testplanung wurden verschiedene Neubauoptionen auf dem Areal erarbeitet. Dass die Baloise auf diesem auch in Zukunft ein Hotel anbieten wollte, galt von Anfang an als unbestritten und als Bekenntnis zur Messestadt Basel mit ihren vielen auswärtigen Besuchern. Drei Basler Architekturbüros – Diener & Diener Architekten, Burckhardt+ Partner sowie Miller & Maranta – machten sich 2010 auf Einladung daran, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten. Mit drei gänzlich unterschiedlichen Lösungsansätzen ver­suchten sie, die Jury, der die Bauherrin, die Basler Behörden sowie Expertinnen und Experten aus Architektur und Hotellerie angehörten, zu überzeugen. Diener & Diener Architekten präsentierten ein Hochhaus mit einem Einzelbau davor. Burckhardt+ Partner entschieden sich für eine Blockrandbebauung. Miller & Maranta schlugen ein markantes Hochhaus und zwei weitere Verwaltungsgebäude vor, die mit einem öffentlichen Platz ergänzt wurden. Sie störten sich daran, dass ankommende Besucher vom Centralbahnplatz aus nicht erkannten, wo es Richtung Innenstadt geht. Und wenn diese den Weg doch noch fanden, mussten sie sich auf dem engen Trottoir beim Hotel am Verkehr vorbeizwängen. Der Platz vor dem markanten Hochhaus und den beiden Nebengebäuden würde diesen Engpass entschärfen und darüber hinaus zusammen mit der Elisabethen­anlage vis-à-vis ein Eingangstor Richtung Innenstadt bilden. Diese Variante überzeugte das Auswahlgremium am meisten – städtebaulich, architektonisch und was ihre Wirtschaftlichkeit anbelangte. Miller & Maranta wurden in der Folge mit der Realisierung des Hochhauses beauftragt. Das bisherige Gebäude des Basler Architekten Hermann Baur am Aeschengraben 25, das


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Sie mussten dem Baloise Park weichen: das einst höchste Basler Gebäude von Hermann Baur aus den Fünfzigerjahren (links) und das 1975 eröffnete Hotel Hilton.


Wie alles begann

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Die historischen Gesellschaftssitze 1

Der erste Sitz der Basler war von 1863 bis 1866 am Nadelberg 24 im Haus zur Platte.

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Die Elisabethenstrasse 45 war von 1867 bis 1983 Sitz der Basler Feuer.

3 Das Turmhaus am Aeschenplatz 2 (1930 erbaut) war das erste Betonhochhaus der Stadt. Die Baubewilligung wurde in lediglich fünf Wochen erteilt. 4

Das Palais am Aeschenplatz 5 war von 1912 bis 1983 der repräsentative Sitz der Basler Leben. Es ähnelte dem Petit Trianon in Versailles.

5 Das AG 25 am Aeschengraben 25, 1956 von der Basler Transport bezogen, war damals – dank einer Ausnahmebewilligung – mit neun Stockwerken das höchste Gebäude der Stadt.

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bei seinem Bau Mitte der Fünfzigerjahre als höchstes Gebäude Basels für Furore gesorgt hatte, gehörte zwar dem Inventar schützenswerter Bauten an. Doch die Basler Denkmalpflege wollte sich der städtebaulichen Weiterentwicklung dieses Ortes nicht in den Weg stellen und strich das Hochhaus aus dem Inventar. Auch der Grosse Rat winkte den Bebauungsplan deutlich durch. Für die anderen beiden Bauten wurde ein Einladungsverfahren mit je fünf Schweizer Architekturbüros durchgeführt. Damit sollte der Vielfalt der Architektur Ausdruck verliehen werden, obwohl die Realisierung dreier Gebäude mit drei verschiedenen Architekten natürlich um einiges aufwendiger ist, als wenn alles aus einem Guss stammt. Philippe Fürstenberger, der Gesamtprojektleiter des Bauvorhabens: «Wir wollten keinen Einheitsbrei, sondern sowohl architektonisch als auch städtebaulich ein Zeichen setzen und damit an die Tradition markanter Bauten der Baloise in Basel anknüpfen.» Tatsächlich prägt der Versicherungskonzern schon seit Langem mit identitätsstiftenden Bauten das Basler Stadtbild. In Geh­ distanz zum Baloise Park wählte die damalige Basler Leben auf dem Aeschenplatz Anfang des 20. Jahrhunderts für ihren Hauptsitz ein repräsentatives Gebäude ganz im Stil der Belle Époque, mit majestätischen Fassaden und mondänen Kuppeln. Gleich gegenüber schrieb sie 1930 Architekturgeschichte, als sie das erste Betonhochhaus der Stadt errichtete. Obwohl nur 31 Meter hoch, löste das Turmhaus am Aeschenplatz eine heftige Debatte über die Frage aus, wie sehr hohe Bauten das Basler Stadtbild prägen sollen – ein Thema, das auch fast 100 Jahre später immer noch die Gemüter erregt. Die Baloise beantwortete die Frage für sich, indem sie 1955 mit dem vorhin bereits genannten Verwaltungsgebäude von Hermann Baur noch einen draufsetzte: Dieses benötigte mit seinen neun Stockwerken – erlaubt waren nur fünf – eine Ausnahmebewilligung. Mit dem neuen 89 Meter zählenden Hochhaus im Baloise Park setzt der Konzern seine Tradition stilbildender Bauten nun fort. Im erwähnten Architekturwettbewerb um die beiden kleineren Gebäude – den Konzernsitz sowie ein Bürogebäude samt Ausbildungszentrum – stachen zwei Entwürfe heraus. Diener &


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Wie alles begann

Diener Architekten überzeugten die Jury «durch die Einfachheit und Klarheit» des geplanten Konzernsitzes, wie es im Projektbeschrieb heisst. Ein besonderer Effekt der aus Beton und Glas bestehenden Fassade sind die acht Meter hohen Fensterscheiben, welche sich zum Platz hin wölben und hinter denen sich jeweils zwei Stockwerke befinden. «Dadurch erscheinen die Büro­geschosse gegen aussen nur als deren vier.» Mit seinen 34 Metern Höhe ist der Konzernsitz zwar der kleinste der drei Baukörper, erscheint aber trotzdem als autonom und gleichwertig zugleich. Auch der Bündner Architekt Valerio Olgiati reichte ein Projekt ein, welches das Entscheidungsgremium vollauf überzeugte. Allerdings bezog sich sein Vorschlag ebenfalls auf das Baufeld des geplanten Konzernsitzes. Dank des Umstandes, dass keine der eingereichten Ideen für das Bürogebäude/Ausbildungszentrum die Jury befriedigte, entschloss sie sich, den Entwurf von Valerio Olgiati für eben dieses Baufeld zu verwenden. Eine ungewöhnliche Entscheidung. «Wir fanden jedoch, dass es auch an dieser Ecke des Baloise Park ein eigenständiges und ausdrucksstarkes Gebäude braucht», erklärt Philippe Fürstenberger den Jurybeschluss, an dem er mitbeteiligt war. Olgiatis neunstöckiges Bürogebäude von 42 Metern Höhe mit seiner charakterstarken rotbraun eingefärbten Aussenfassade weise eine hohe architektonische Eigenständigkeit auf, heisst es im Projektbeschrieb. «Ein Lichthof im Zentrum des Baus beleuchtet die Räume zusätzlich und schafft so im ganzen Gebäude ideale Arbeitsbedingungen.» Damit hatte das grösste Bauvorhaben in der Geschichte des Versicherungskonzerns konkret Gestalt angenommen. Allerdings musste noch ein definitiver Name für das Projekt gefunden werden, das lange unter der wenig prägnanten Bezeichnung «Baloise Ersatzbauten Aeschengraben» ausgearbeitet worden war. Die Agentur, welche die Projektkommunikation aufgebaut hatte, schlug schliesslich den Namen Baloise Park vor – was bei der Bauherrin auf Anklang stiess. «Der Name passt perfekt, weil das Areal öffentlich zugänglich ist und deshalb Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Hotelgästen sowie der Bevölkerung als Begegnungszone dienen wird», erklärte Martin Wenk, langjähri-


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ges Mitglied der Konzernleitung und Leiter des Lenkungsausschusses für den Baloise Park, damals. Als Hotelbetreiberin wurde neu Mövenpick gewählt, «ein Schweizer Vertragspartner», so Martin Wenk, «der unsere Kultur teilt.» Im November 2015 fuhren die ersten Bagger auf dem Gelände auf und begannen mit dem Rückbau der einzelnen Gebäude. Der Errichtung des Baloise Park, des neuen Basler Wahrzeichens beim Bahnhof SBB, stand nichts mehr im Weg.




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