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Kaiserstühler Landeis

Regional & lecker

Das Kirschendorf Königschaffhausen hat einiges zu bieten. Seit 2008 erweitert die Eismanufaktur der Familie Bury das Angebot. Der Start war aus der Not geboren: „Früher hatten wir neben dem Gasthaus eine Kegelbahn, die nicht mehr gelaufen ist. Da mussten wir uns etwas einfallen lassen, auch weil uns die Hausgäste weggeblieben sind, da wir keine Terrasse hatten“, erklärt Inhaber Edwin Bury. Die Bahn musste weichen, der Platz für eine Terrasse wurde geschaffen. „Eine normale Terrasse war mir aber zu langweilig – die hat ja schließlich jeder“, sagt der 58-Jährige. Stattdessen beschloss der gelernte Eiskonditor, eine Eisdiele mit Augenmerk auf regionale Produkte zu eröffnen. „Wir haben ganz klein angefangen, mit Rohmilch von umliegenden Bauern. Das dürfen wir inzwischen nicht mehr, daher bekommen wir unsere Milch jetzt von der Schwarzwaldmilch in Freiburg.“

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35 bis 40 Kilo Früchte verarbeiten drei Mitarbeiter und eine Aushilfe am Tag, je nach Saison und Verfügbarkeit. „Am Anfang war es so, dass die Bauern uns ihre Früchte zur Verfügung stellen wollten, weil sie stolz darauf waren, einen Teil zum Eis beitragen zu können. Das hat sich gut bewährt, daher gibt es bei uns bis heute auch immer wieder unterschiedliche Sorten“, erklärt Bury. 27 Sorten bieten er und Sohn Mario in ihrer Eisdiele an, über den Sommer werden 40 bis 50 Sorten produziert. „Wir haben ein Monatseis und

Zehn Jahre produzierten sie das Eis direkt neben der Eisdiele, 2018 zogen sie aufgrund der Raumknappheit 300 Meter weiter in die ehemalige St.-Katharinen-Kellerei. Nach wie vor legen sie viel Wert auf die Regionalität der Früchte und die möglichst „natürliche“ Herstellung. Das Eis kommt ohne Emulgatoren aus, daher hat es mehr Volumen und ist schwerer als industriell verarbeitetes Eis – allerdings ist es auch nur ein Jahr haltbar. Kirschen, Erdbeeren und Co. kommen von den umliegenden Bauern – meist auf großen Paletten. „Wir bekommen die Früchte immer im Ganzen. Danach werden sie händisch verarbeitet, gedämpft, durch die Zentrifuge gelassen und püriert“, sagt Mario Bury. Pro Tag verarbeitet das Team 80 Liter Milch und kreiert damit knapp acht Sorten Eis. Dazu wird die Masse pasteurisiert, angerührt und gemixt, danach in die Eismaschine gegeben. 12 Minuten dreht sich das Eis, dann fließt es in einen großen Behälter. „Zum Schluss wird die Masse portioniert, in die Vorratsbecher abgefüllt, glattgestrichen und der Deckel mit einem Aufkleber versehen“, sagt der 31-Jährige. Anschließend wandern die Eisbecher in die Truhe des hauseigenen Hofladens, in den Verkaufsautomaten im Ort und in die regionalen Lebensmittelmärkte in der Umgebung.

Hippen & Eistorten

Neben der Eisproduktion steht im Familienbetrieb die Produktion von Eistorten – gern nach Kundenwunsch gestaltet –, Eishippen, Kuchen und Sahnetörtchen im Vordergrund. „Wir haben vier Standard-Eistorten und eine Kindertorte im Sortiment. Der Rest, wie zum Beispiel die Höhe und die Dekoration der Torten, wird dann individuell besprochen und umgesetzt“, erklärt Mario Bury. Die Anfrage ist groß, Verkaufsschlager bleibt jedoch die Torte mit den klassischen Sorten.

Der neueste Coup ist das Eisbistro, das im vorderen Teil des ehemaligen Gasthauses Einzug gehalten hat. Dort kann man von 11 bis 21 Uhr sein Eis schlecken, ein gutes Glas Wein genießen und sich mit kleinen herzhaften Snacks verwöhnen lassen. jp www.eismanufaktur-baden.de

3500 Kilometer, im Schnitt 120 pro Tag – und das alles auf dem Fahrrad. Die Freiburgerin Wiebke Lühmann ist von Hamburg ans Nordkap geradelt. Den Film zur Tour haben fast eine halbe Million Menschen auf YouTube gesehen. Besonders wichtig ist es der Sportlerin, Frauen für den Radsport zu begeistern.

„Länger hätte ich wirklich nicht fahren wollen“, sagt Wiebke Lühmann mit einem Lachen. Sie erinnert sich an ihre Gefühle, als sie vergangenen Sommer an der nördlichen Spitze Skandinaviens vom Rad stieg. 30 Tage hatte sie auf dem Sattel ihres Gravelbikes verbracht, um ans norwegische Nordkap zu kommen. „Ich war happy, es geschafft zu haben, aber auch megakaputt“, berichtet sie neun Monate später in einem Freiburger Café.

Auf der Fahrt von Hamburg über Dänemark und schließlich die Küste Norwegens entlang hat die 29-jährige Freiburgerin meist im Zelt geschlafen. „Im Gegensatz zu

Deutschland ist das in Norwegen fast überall problemlos möglich“, sagt sie. Die größte Gefahr auf einer solchen Radtour sei sie selbst: Wenn sie zu schnell oder übermüdet fahre, steige die Unfallgefahr.

Regenbögen und Sonnenuntergänge

Unterwegs hat Lühmann viele Erfahrungen gesammelt. „Ich habe hier mit die schönsten Regenbögen und Sonnenuntergänge gesehen, am Ende der Tour sogar Wale“, berichtet sie. Natürlich lief nicht alles rund: Die ersten beiden Wochen waren regnerisch, Lühmann kam nur langsam voran. Für den Fall der Fälle hatte sie ein Zugticket gelöst, um einen Teil der Strecke zu überspringen. „Das habe ich aber nicht gebraucht, ich bin pünktlich am letzten Tag meines Urlaubs am Nordkap angekommen“, erklärt sie.

On Tour: Die Sportlerin Wiebke Lühmann erkundet die Welt am liebsten auf dem Rad.

Auf Instagram hat sich Lühmann, die seit September in Freiburg lebt, als Influencerin etabliert. Fast 65.000 User folgen ihr, sie arbeitet mit Sponsoren zusammen und hat Werbedeals. Als Selbstständige berät sie verschiedene Firmen in ihren Social-Media-Auftritten. Ihre Reichweite möchte Lühmann nutzen, um mehr Frauen für den männerdominierten Radsport zu begeistern. Daher gibt sie beispielsweise Tipps für Radreisen während der Periode.

Begeisterung steckt an

Lühmann ist sich sicher, dass es im Radsport zu wenig weibliche Vorbilder gebe. Ohne diese hätte sie wohl selbst nie zu dem Sport gefunden. 2017 besuchte sie ein Radrennen für Frauen. „Das war für mich etwas ganz Neues, der Funke ist direkt übergesprungen“, erinnert sie sich.

Ihre Begeisterung für Reisen mit dem Drahtesel scheint sich auf andere zu übertragen. Während der ersten Kilometer und auf der Zielgeraden ihrer Nordkap-Tour wurde Lühmann von ihrer langjährigen Freundin Fabienne Engel mit der Kamera begleitet. Aus ihren Aufnahmen sowie den Clips, die Lühmann unterwegs via Handy aufnahm, hat Engel den Film „On her own“ geschnitten. Stand Mitte Mai haben fast eine halbe Million User die halbstündige Dokumentation angeschaut. „Mit einem solchen Interesse haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagt Lühmann.

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